Berglust

Blaue Stunde:
Ein Reiz der Nachtskitouren
sind ihre
ungewöhnlichen
Lichtstimmungen.
Für die Raupenfahrer
bedeutet
das zwar eine noch
längere Nachtschicht.
Aber insgesamt
hat sich
die Situation
stark verbessert.
den Halt und rutschen ein paar Meter den
Hang herunter.
Thomas Ginther kommt bestens voran.
Der 48-Jährige aus dem nahen Vorderhornbach
kennt jeden Buckel dieser Abfahrt.
Er arbeitet als Metaller in Reutte und geht
zweimal pro Woche nach Feierabend auf
Tour: dienstags auf den Hahnenkamm,
freitags auf das Füssener Jöchle. »Im freien
Gelände bin ich nie auf Skitour, dafür
habe ich gar nicht die Ausrüstung oder das
Fachwissen über Lawinen.« Umso lieber
geht Ginther präparierte Skipisten hoch,
denn da gebe es praktisch keine Lawinengefahr
und die Route sei klar vorgegeben.
So findet er Ausgleich nach der Arbeit
und ein gutes Training für den Engadiner
Langlauf-Marathon, an dem er kommenden
März wieder teilnehmen will. »Oben
im Restaurant treffe ich dann Kollegen
und wir fahren zusammen wieder runter.«
Die ersten Tourengeher, die in diesen
frühen Abendstunden die Piste herunterfahren,
sind nur als eine Gruppe tanzender
Stirnlampen zu erkennen. Trotz der
surrenden Schneekanonen hört man, wie
die Stahlkanten bei jedem Schwung den
harten Schnee durchschneiden. Plötzlich
nähert sich eines dieser wedelnden
Lichter immer mehr, kommt bedrohlich
schnell auf einen zu und bleibt dann mit
einer Vollbremsung stehen. »Michi, bist du
Alles im Fluss:
Wie heiße Lava
ergießt sich der
nächtliche Strom
der Tourengeher
den Berg hinauf.
das?«, fragt eine Stimme aus Richtung der
blendenden Lampe laut, um die Schneekanonen
zu übertönen. »Ach so, nicht der
Michi! Sorry, das sieht man hier ja nicht«,
ruft die Stimme wieder und braust weiter.
In der Dunkelheit zeichnet sich nun die
Cilli-Hütte auf knapp 1600 Metern ab.
Einige müde Nachtsportler schnallen ihre
Ski hier schon ab, um sich zu stärken.
Doch Marathon-Mann Ginther geht weiter
und steht einige Minuten später an der
36 Bergsteiger 01⁄15