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Berglust

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Es geht auch einfach.<br />

Die Pfeiler-Route »Edelweiß« (4)<br />

im Sektor Austria der Frontales<br />

Vom Plastik in die Natur<br />

Nach Schätzungen des Deutschen<br />

Alpenvereins beginnt etwa die<br />

Hälfte aller Kletterer an einer Kunstwand<br />

mit dem Sport in der Vertikalen.<br />

Markus Fleischmann ist staatlich<br />

geprüfter Bergführer sowie Mitarbeiter<br />

des Deutschen Alpenvereins und<br />

bietet mit seiner Kletterschule »Bergprojekt« Kurse an,<br />

bei denen reine Hallenkletterer ihre ersten Erfahrungen<br />

am Naturfels machen können.<br />

Welche zusätzliche Ausrüstung braucht man zum<br />

Sportklettern am Fels?<br />

Auf jeden Fall einen Kletterhelm wegen eventueller Steinschlaggefahr.<br />

Ob man den Helm tatsächlich braucht, ist Einschätzungssache.<br />

Außerdem braucht man Expressschlingen für die Zwischensicherungen<br />

– die sind in der Kletterhalle in der Regel schon installiert. Sehr hilfreich<br />

kann ein Abseilgerät sein, ebenso Zusatzausrüstung wie Bandschlingen,<br />

Reepschnüre oder Verschlusskarabiner. Und eventuell braucht man<br />

auch ein längeres Seil.<br />

Können sich Hallenkletterer auch ohne speziellen<br />

Felskletterkurs nach draußen wagen?<br />

Ich würde empfehlen, zumindest mit jemanden mitzugehen, der draußen<br />

Erfahrung hat. Wobei auch dann die Gebiets- und Routenauswahl<br />

wichtig ist. Es sollten gute Sicherungsmöglichkeiten und Umlenkungen<br />

vorhanden sein. Aber da sind wir schon bei einer zusätzlichen Thematik,<br />

die es am Fels immer am Ende der Route gibt: das Umbauen am Stand.<br />

In der Halle ist das mit fi x eingehängten Karabinern nicht nötig. Deshalb<br />

kann ich gerade bezüglich der höheren Ansprüche an die Sicherungstechnik<br />

nicht empfehlen, ohne Anleitung nach draußen zu gehen.<br />

Sind auch andere Klettertechniken nötig?<br />

Ja, in der Summe sind die Klettertechniken vielfältiger. In der Halle<br />

ist die Kletterei eher athletisch geprägt. Natürlich kommt es darauf an,<br />

wie viele Routenschrauber unterwegs sind – und wie gut die sind.<br />

Aber es überwiegt die senkrechte bis überhängende Kletterei mit mehr<br />

oder weniger guten Griffen. Am Fels hängt die Kletterei vom Gestein<br />

ab, sie stellt auch höhere Anforderungen an die Psyche, als man das<br />

von der Halle gewohnt ist. Der Charakter kann sich schon innerhalb<br />

einer Route ändern – und es gibt Klettertechniken, die in der Halle<br />

fast gar nicht umsetzbar sind. Dazu gehören zum Beispiel Rissklettern<br />

oder Platten- und Reibungskletterei.<br />

Fotos: Silke Lode (2), Markus Fleischmann (2)<br />

Auf welche Unterschiede zur Halle müssen sich Kletterer<br />

einstellen, die zum ersten Mal an echten Fels wollen?<br />

Die Hakenabstände sind deutlich weiter. Außerdem muss man die<br />

vorhandenen Haken und Sicherungspunkte am Fels selber bewerten.<br />

Deren Qualität kann sehr stark variieren. Wichtig in der Natur ist<br />

auch der Umwelt- und Biotopschutz. Inzwischen wollen relativ viele<br />

Kletterer draußen unterwegs sein. Durch viele Menschen kann leicht<br />

etwas zerstört werden, was dann zu Problemen im Lebensraum<br />

von Pfl anzen und Tieren führen kann. Das ist dem Hallenkletterer in<br />

der Regel nicht automatisch bewusst.<br />

Interview: Silke Lode<br />

01⁄15 Bergsteiger 107

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