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KOMPAKT<br />
Klettern, Kultur und Kinderwände<br />
Der Ort Ronda steht felsenfest, auch der<br />
bröckelige Caminito del Rey wurde saniert.<br />
Fotos: Silke Lode, oh<br />
Anreise: El Chorro liegt etwa<br />
60 Kilometer von Málaga<br />
entfernt im bergigen Hinterland<br />
von Spaniens Süden. Von mehreren<br />
deutschen Flughäfen gibt<br />
es Direktfl üge nach Málaga.<br />
Besonders günstig sind häufi g<br />
die Angebote von Ryanair.<br />
Mietautos sind in Spanien<br />
gerade in den Wintermonaten<br />
günstig zu haben. Die Anfahrt<br />
nach El Chorro erfolgt über<br />
Pizarra und Alóra. Alternativ<br />
fährt ab Málaga ein Zug am<br />
Tag, der in El Chorro hält. Informationen<br />
unter www.renfe.com<br />
(auch auf Englisch).<br />
Beste Jahreszeit: Oktober<br />
bis April. Im Sommer ist es<br />
in Andalusien in der Regel zu<br />
heiß zum Klettern, an Weihnachten<br />
und Neujahr oder<br />
über Ostern ist Hochsaison.<br />
Unterkünfte: Campingplatz<br />
in El Chorro (www.<br />
alberguecampingelchorro.es;<br />
im Drei-Kilometer-Umkreis von<br />
El Chorro gibt es zahlreiche<br />
Fincas, die Zimmer oder<br />
Ferienwohnungen an Kletterer<br />
vermieten. Die Climbing Lodge<br />
(www.klettern-in-spanien.de)<br />
wird von Deutschen geführt,<br />
andere Kletterer-Treffpunkte<br />
sind die Finca La Campana<br />
(www.fi ncalacampana.com),<br />
die Finca Rocabella (www.<br />
fi ncarocabella.com) oder das<br />
Olive Branch Guesthouse (www.<br />
olivebranchelchorro.co.uk).<br />
Absicherung/Material:<br />
Die Routen sind generell gut<br />
mit Bohrhaken abgesichert.<br />
Lediglich bei einigen Mehrseillängenrouten<br />
und Routen in<br />
der Schlucht sind Camalots,<br />
Keile und Schlingen nützlich.<br />
Im Rockfax-Kletterführer gibt<br />
es Hinweise zu allen Routen,<br />
die nicht vollständig mit<br />
Bohrhaken abgesichert sind.<br />
Wegen der Länge der Routen<br />
sind ein 70-Meter-Seil sowie<br />
bis zu 18 Expressschlingen<br />
empfehlenswert.<br />
Kletterführer: Mark Glaister<br />
»El Chorro: Rock Climbing<br />
Guide«, Rockfax 2008. Mit<br />
Wandfotos und Zustiegsbeschreibungen,<br />
Englisch. Lokale<br />
Kletterführer auf Spanisch und<br />
Englisch sind im Kletterladen<br />
in El Chorro erhältlich.<br />
Routenübersicht: In den<br />
Sektoren in und um El Chorro<br />
gibt es etwa 1000 erschlossene<br />
Routen. Für Anfänger sind<br />
die Sektoren Escalera Arabe<br />
und Frontales geeignet, dort<br />
gibt es viele einfache und<br />
mittelschwere Routen.<br />
Für die ersten Meter am echten<br />
Fels – ob für Kinder oder Erwachsene<br />
– ist das Gebiet Valle<br />
de Abdalajis mit eingebohrten<br />
Routen im dritten und vierten<br />
Schwierigkeitsgrad gut geeignet.<br />
An heißen Tagen bietet sich<br />
ein Ausfl ug nach Desplomilandia<br />
an. Die Sektoren dort<br />
bekommen mehr Schatten als<br />
die Hauptwände von El Chorro;<br />
die Stauseen laden zum Baden<br />
ein. Besonders beeindruckend<br />
ist der Sektor Poema an der<br />
Frontales-Hauptwand. Durch<br />
die gigantische Höhle ziehen<br />
vor allem schwere Routen,<br />
doch es gibt auch wenige<br />
Touren im Bereich 5+ bis 6b.<br />
Ausflüge: Städte wie Granada,<br />
Cordoba oder Sevilla sind<br />
von El Chorro mit dem Auto<br />
in zwei Stunden erreichbar.<br />
Jeweils knapp eine Stunde<br />
fährt man in die hübschen<br />
Orte Ronda und Antequera.<br />
Der Nationalpark El Torcal ist<br />
ebenfalls nicht weit entfernt.<br />
Auf 1300 Metern Höhe kann<br />
es hier deutlich frischer sein,<br />
im Gipfelbereich des Parks<br />
kann man zwischen bizarren<br />
Felsformationen wandern. An<br />
den Nadeln und Kegeln darf<br />
sogar geklettert werden!<br />
Strom zu gewinnen, musste ein Versorgungspfad<br />
durch die extrem abweisende<br />
Schlucht gebaut werden. Aus Ziegeln,<br />
Zement und Stahlträgern, die gerade einmal<br />
so breit wie Eisenbahnschienen sind,<br />
bauten die Arbeiter einen abenteuerlichen<br />
Pfad durch die Schlucht. 200 Meter<br />
und mehr fallen die Wände senkrecht ab<br />
und enden im Wasser. Etwa auf halber<br />
Höhe schlängelt sich der Pfad die Wand<br />
entlang. An der schmalsten Stelle quert er<br />
die Schlucht über einem Wasserrohr und<br />
führt parallel zu den Bahntunnels der alten<br />
Trasse von Málaga nach Ronda bis hinauf<br />
zu einem der Staudämme.<br />
Der Besuch von König Alfonso XIII, der<br />
1921 den Staudamm eröffnete, gab dem<br />
wilden Weg seinen Namen: Caminito del<br />
Rey. Längst hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen:<br />
Zahlreiche Löcher im Boden des<br />
Steigs eröffnen schwindelerregende Tiefblicke.<br />
Manchmal ist über mehrere Meter<br />
nur noch das Skelett eines Stahlträgers übrig.<br />
Effektheischend wurde der Königspfad<br />
deshalb immer wieder als »gefährlichster<br />
Weg der Welt« bezeichnet. Fakt aber sind<br />
mehrere schwere Unfälle, die die lokalen<br />
Behörden veranlasst haben, den vier<br />
Kilometer langen Weg zu sanieren. Jetzt<br />
säumt ein neuer Steg aus Holzbohlen die<br />
Felswand und ein Geländer aus Stahlseilen<br />
sichert den Camino ab. Anfang 2015 soll<br />
die neue Attraktion für klettersteigerfahrene<br />
Wanderer eröffnet werden. Auch die<br />
Kletterer bekommen damit endlich wieder<br />
einen sicheren Zustieg zu den Routen in<br />
der Schlucht – um auf dem bröckeligen<br />
Pfad nicht doch irgendwann auf dem Speiseplan<br />
der Geier zu landen.<br />
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108 Bergsteiger 01⁄15