Berglust

Daniel Ilg klettert die letzten Meter des Stüdlgrates ab. Das für August recht
üppig vorhandene Eis verhinderte das eigentliche Ziel der Kennenlerntour.
Robert Jacobi wäre das zu pragmatisch.
Der Mitgründer von mountix sitzt am
Münchner Leonrodplatz in einem zehnstöckigen
Haus, von dessen Dach man vermutlich
die ganzen Alpen sieht. mountix
hat seine Räume im ersten Stock. Ein ausgedrucktes
Firmenlogo klebt mit Tesa am
Eingang. Start-Up-Feeling auch drinnen,
wo sich Marketing, Programmierer
und Content-Manager zu acht ein
Büro teilen. Eine junge Frau ist gerade
dabei, die User zu mehr Kommentaren
zu motivieren, denn mountix soll
nicht nur digitale Infrastruktur sein
wie eine Mitfahrzentrale, sondern
»einen emotionalen Mehrwert bieten«,
sagt Jacobi. »Wichtig ist, dass
es einen aktiven Teil gibt, der sich
selbst darstellt, damit die passiven
Nutzer zufrieden sind«. Jacobi
kommentiert gerne, »Nächstes Mal
bin ich dabei!« oder »Viel Vergnügen,
was auch immer Ihr macht!«.
Als Daniel Ilg, den Jacobi flüchtig
kennt (»Guter Typ, verlässlich!«),
einmal die Weißseespitze solo bestieg,
schrieb Jacobi: »Und das alleine? Crazy
man«. Mit der Gründung, sagt Jacobi, wollte
er so etwas eigentlich verhindern: «Auf
mountix finden Leute Anschluss, anstatt
alleine da oben rumzustiefeln.«
Kein Satz zum Mit-ins-Bett-nehmen
Auf dem Weg ins Matratzenlager bleibt
Daniel vor einer Tafel stehen, sie zeigt die
Anstiege zum Großglockner. Der Normalweg
sieht langweilig aus, »dafür bin ich
nicht hergefahren.« Wir prägen uns den
Stüdlgrat ein: Einstieg, Frühstücksplatz,
Kanzel, Ausbruch, Glatte Kante, Platte,
Gipfel. Darunter der Zusatz: »Bei schlechten
Witterungsbedingungen können sich
die Kletterschwierigkeiten bis zu zwei Grade
erhöhen. Bringen Sie durch unüberlegte
Handlungen und Selbstüberschätzung
nicht andere (event. Ihre Retter) in Gefahr.«
Daniel reibt sich die Brust. »Im Internet haben
sie das aber leichter bewertet, oder?«
Ein letztes Mal frage ich nach den Skrupeln,
mit einem Unbekannten zu klet-
68 Bergsteiger 01⁄15