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Mangels Tempo bleibt<br />
ein Stolperer beim<br />
Schneeschuhgehen<br />
meist folgenlos.<br />
TOUR<br />
TOURENTIPP zum Nachgehen<br />
Hochschergen, Ammergauer<br />
Alpen (1396 m)<br />
Fotos: Bernd Ritschel (2), Iverson, Grafik: Georg Sojer<br />
geringerer Hangneigung Schluss – denn<br />
die Kanten im harten Schnee richtig einzusetzen,<br />
ist wegen der Breite der Schneeschuhe<br />
und der teils nicht torsionssteifen<br />
Bindungen fast unmöglich. »Sobald der<br />
Hang steiler als 25 Grad ist, geht man besser<br />
senkrecht nach oben.« Natürlich kann<br />
es passieren, dass ab und zu eine steilere<br />
Querung ansteht – denn auch bei der geschicktesten<br />
Routenwahl diktiert der Berg<br />
die Spur. Dann rät Schneeweiß, die Schneeschuhe<br />
voreinander in eine Linie zu setzten.<br />
»Ich nenne das Line Step. Im Prinzip<br />
ist das ein bisschen so, als würde man auf<br />
dem Schwebebalken balancieren.« Um<br />
das Gleichgewicht zu halten, helfen die<br />
Teleskopstöcke, die Schneeweiß auf jeder<br />
Tour empfiehlt. Und die ungewohnte<br />
Anforderung an die Sprunggelenke, sich<br />
entsprechend der Hangneigung ein wenig<br />
zu biegen, ist wie der Watschelgang vom<br />
Steigeisen-Gehen bekannt – oder ein willkommenes<br />
Training.<br />
▶ Abrollen ist nicht<br />
Den meisten Anstiegen folgt irgendwann<br />
ein Abstieg. Während das Hochgehen mit<br />
Schneeschuhen für die meisten Bergsteiger<br />
fast selbsterklärend ist, fühlt sich Berg-<br />
abgehen anfangs meist befremdlich an.<br />
»Mit der Ferse auftreten und dann den Fuß<br />
abrollen ist nicht möglich«, sagt Christian<br />
Schneeweiß, »denn hinter der Ferse geht<br />
der Schneeschuh ja noch weiter.« Deshalb<br />
heißt es gehen, ohne abzurollen – eine<br />
weiteres Element, was Steigeisenliebhabern<br />
bekannt vorkommen dürfte. Queren<br />
ist da eher mühsam, am besten geht das in<br />
der Falllinie. Wenn der Schnee weich ist,<br />
kann man versuchen, den Schwung des<br />
Schrittes mitzunehmen und ein wenig zu<br />
gleiten, im Prinzip ähnlich, wie man das<br />
im Sommer bei einem Abstieg in einem<br />
Schotterkar macht. »Wenn es schneller<br />
geht und Spaß macht, sollte man nur aufpassen,<br />
dass sich die Schneeschuhe nicht<br />
beim Schritt verhaken«, sagt Schneeweiß<br />
– »sonst taucht man schnell mal mit dem<br />
Gesicht in den Schnee«.<br />
So eine unfreiwillige Erfrischung im Tiefschnee<br />
ist nur kalt, aber nicht gefährlich.<br />
Dem, der für das Dach der Alpen trainiert,<br />
wird sie trotzdem nie passieren. Denn unkontrollierte<br />
Stürze, nur weil man sich<br />
beim Gehen nicht konzentriert und deshalb<br />
mit den Geräten an den Füßen verhakt,<br />
unterlaufen einem Steigeisen-Profi<br />
einfach nicht. Oder?<br />
◀<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
570 Hm 6 km<br />
Charakter: Einsame Waldtour mit<br />
ordentlich Platz für Varianten und großer<br />
Gipfelrundschau<br />
Anfahrt: Von München über die A95 bis<br />
Ausfahrt Murnau, über Bad Kohlgrub<br />
nach Altenau<br />
Ausgangspunkt: großer Parkplatz am<br />
Forsthaus Unternogg (840 m), von Altenau<br />
über Unternogg- bzw. Königsstraße<br />
Route: Auf der Straße ein Stück zurück<br />
Richtung Altenau. Noch bevor man den<br />
Abzweig zum fast parallel zur Straße verlaufenden<br />
Forstweg erreicht, stapft man<br />
direkt in südlicher Richtung hinauf zum<br />
Weg. Gleich die Straße überquerend<br />
und relativ steil über einen Kahlschlag<br />
hinauf, bis man erneut auf den Forstweg<br />
trifft (alternativ kann man auch die<br />
weite Kehre ausgehen). Diesem kann<br />
man nun bis zu seinem Ende folgen,<br />
der daran anschließende Sommerwanderweg<br />
führt direkt zum Hochschergen.<br />
Oder man sucht sich in Eigenregie<br />
einen Weg durch den lichten Wald des<br />
Vorbergs: Der markante Nordwestrücken<br />
des Hochschergen ist im Aufstieg deutlich<br />
interessanter. Als grobe Richtung<br />
hält man dabei Südost ein. Abstieg wie<br />
Aufstieg.<br />
Karten: Kompass Nr. 4 »Füssen,<br />
Außerfern«, 1:50 000 «, AV-Karte BY7<br />
»Ammergebirge Ost«, 1:25 000<br />
Infos zur Region: www.<br />
ammergauer-alpen.de<br />
Führer: Christian Schneeweiß<br />
»Leichte Schneeschuhtouren.<br />
Allgäuer<br />
bis Kitzbüheler Alpen«,<br />
Bruckmann Verlag 2013,<br />
München<br />
01⁄15 Bergsteiger 87