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REPORTAGE Im Falle eines Lawinenabgangs hat man mit Airbag mehr Überlebenschancen. 48 Bergsteiger 01⁄15
30 Jahre Lawinenairbag Der Gams-Effekt Einer toten Gams haben Freerider und Skitourengeher es zu verdanken, dass ihre Überlebenswahrscheinlichkeit in einer Lawine inzwischen stark gestiegen ist. Vor 30 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des Lawinenairbags mit der Firmengründung von ABS. Von Janek Schmidt Fotos: ABS/S. Malaun/Kaufmann Ein Zischen schneidet Ludwig Hallschmid das Wort ab. Für ihn ist das laute Geräusch erfreulich. Der Produktionsleiter von ABS, dem Hersteller von Lawinenairbags, durchquert gerade die Fabrik in Richtung neuer Forschungsbalkon. Noch bevor er dort ankommt, zischt es wieder, denn jeder Airbag muss bei der Endabnahme einmal aufgeblasen werden – und so viele Rucksäcke wie derzeit hat die Firma noch nie verbaut. Der Weg dorthin begann in den 1970er- Jahren mit einer toten Gams im Berchtesgadener Land. Der Förster Josef Hohenester hatte bemerkt, dass er im rutschenden Schnee weniger einsank, wenn er Wildbret trug. In Tests erkannte er, dass auch leere Kanister in Lawinen oben bleiben, und so ließ er diese Entdeckung patentieren. Als er zusammen mit der Fraunhofer Gesellschaft einen Investor suchte, der aus seiner Idee ein Produkt für Wintersportler entwickeln könnte, stieß Hohenester auf den Hobby-Skifahrer Peter Aschauer. Der Unternehmer, der sein Geld mit Straßenpfosten verdiente, hatte gerade beim Heliskiing in Kanada eine Lawine an sich vorbeirauschen sehen. Noch bewegt von dieser Grenz-Erfahrung, kaufte Aschauer das Airbag-Patent für 50 000 Mark. Kinderkrankheiten »Viel teurer war für mich aber das Tüfteln danach«, erzählt Aschauer in seiner Fabrik. Fünf Jahre lang experimentierte er mit Gasen, Mechanismen für den Auslöser und Material für die Airbags, bis er 1985 den ersten ABS-Rucksack auf der Sportmesse Ispo präsentierte: mit einem rundlichen Ballon, der sich aus dem Rucksack öffnete – und den fast alle verschmähten. »Die Gurte waren zu eng, der Ballon hatte die falsche Form, und die Zeit war noch nicht reif«, bekennt Aschauer 30 Jahre später. Also forschte er weiter – vor allem an einer Frage: Wie helfen Airbags in der Lawine? Zur Erklärung legt er einen Stein und einen Tischtennisball in eine Schüssel. Ein unabhängiges Schweizer Institut testet die Lawinen- Airbags seit 1995. 01⁄15 Bergsteiger 49
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