AUF TOUR SERIE: Von Null aufs Dach der Alpen Breit gemacht Schneeschuh-Touren halten fit – und sorgen dafür, dass Hochtouristen die Gehtechniken mit Steigeisen den Winter über nicht ganz vergessen. Von Moritz Baumstieger 84 Bergsteiger 01⁄15
EINE INITIATIVE VON + Preiswertes Vergnügen: Schneeschuhe sind wesentlich günstiger als eine komplette Skitourenausrüstung. Zugegeben: Im vergangenen Jahr hätte man keine Schneeschuhe gebraucht, um in den kalten Monaten die Kondition hoch zu halten. Viele Wanderwege waren frei, Schnee wochenlang nur da zu finden, wo ihn Skigebietsbetreiber mit ihren Kanonen hingepustet hatten. In normalen Wintern aber – wie dieser hoffentlich einer wird – bieten Schneeschuhtouren eine gute Alternative zu Wanderungen auf gespurten Forststraßen. Schneeschuhe? Ja, diese Dinger, die riesige Krater in der Skispur hinterlassen (was man fairerweise vermeiden sollte). Diese Dinger, die ziemlich sicher das älteste technische Fortbewegungsmittel der Welt sind und mehrere tausend Jahre benutzt worden waren, bevor der erste Skitourengeher sein Seehundfell aufzog. Und heute? Entdecken immer mehr Skitourengeher das, was sie vor einigen Jahren noch als »Laufen mit Tennisschlägern unter den Füßen« verspottet haben, als Ergänzung der Tourenmöglichkeiten in der kalten Jahreszeit. Warum? Weil sich mit Schneeschuhen ganz andere Geländearten erschließen lassen, weil man mit ihnen auch dann Spaß haben kann, wenn das Skifahren eher eine Qual ist, weil kaum Pulver, aber viel Bruchharsch oder Sulz zu finden ist. An solchen Tagen ist Christian Schneeweiß mit seinen Schneeschuhen unterwegs. Der 51-Jährige wurde nicht etwa wegen seines Nachnamens zum Schneeschuh-Experten, sondern schnallte sich die Dinger das erste Mal unter die Füße, als sein Vater in den Siebzigerjahren ein Paar als Souvenir von einer Reise nach Kanada mitbrachte. »Das waren so richtige Bilderbuch-Schneeschuhe aus Holz und Haut, die nur eine Saison lang hielten«, erinnert sich Schneeweiß, der inzwischen Bücher über das Thema geschrieben hat (etwa »Outdoor-Praxis: Schneeschuh-Gehen«, Bruckmann Verlag 2012). »Die heutigen Schneeschuhe sind ganz anders: stabiler, leichter und praktischer.« ▶ Alu statt Tennisschläger Nostalgische Schneeschuhe aus Holz werden zwar immer noch hergestellt, deutlich moderner und haltbarer. Für Geher mit Ambitionen empfiehlt Schneeweiß aber eher andere Modelle: »Die klassischen Schneeschuhe haben heute einen Alurahmen, der bespannt ist. Es gibt sie in verschiedenen Größen – die längeren eignen sich sehr gut für Pulverschnee, weil man mit ihnen nicht so tief einsinkt. Die kürzeren eher für Bergtouren, weil man mit ihnen beweglicher ist.« Mit solchen Modellen lassen sich etwa hügelige Gelände und Flusstäler wunderbar erkunden, Landschaften, die auch Schneeweiß inzwischen für sich entdeckt hat. Wer jedoch richtig in die Berge will – wo es steiler wird und der Wind den Schnee oft zu Harsch presst, dem empfiehlt der Experte Schneeschuhe aus Kunststoff: »Die sind längs und quer verstrebt und haben am Rahmen Krallen, die im Harsch greifen. Zudem sind sie meist kompakter, was im alpinen Gelände von Vorteil ist.« Bei der Tourenplanung gilt es, die alpinen Gefahren des Winters zu beachten – eine La- Foto: visual impact / Thomas Ulrich Teil 1 – Gehschule Teil 2 – Leichter Klettersteig Teil 3 – Berglauf Teil 4 – Erste leichte Hochtour Teil 5 – Erster »Zweier« Teil 6 – Ausrüstung Teil 7 – Ernährung Teil 8 – Schneeschuhtour Teil 9 – Erst Halle, dann Fels Teil 10 – Hochtourentechnik Teil 11 – Wetterkunde Teil 12 – Hochtourentaktik 01⁄15 Bergsteiger 85