Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fotos: swiss-image.ch/Andreas Badrutt/Daniel Martinek, Grandhotel Kronenhof, Wikipedia, Max Frisch-Archiv (Zürich)<br />
»Ein köstlicher Tag, alles<br />
voll Sonne, klar und gewiss,<br />
und wir stehen kaum hundert<br />
Meter unter dem weissen Gipfelkreuz.« So beginnt<br />
ein Tagebucheintrag von Max Frisch aus<br />
dem Jahr 1947. Der Schweizer Autor war als<br />
Hobby-Alpinist gerne im Engadin unterwegs.<br />
Selbst die Erinnerung an ein Lawinenunglück<br />
wird bei ihm zu Literatur. »Plötzlich ein Krach<br />
in der blauen Luft (...), fast wie ein Sprung<br />
in einer Vase; (...) Alles geht sehr rasch,<br />
und zugleich ist es so, als wären Jahrzehnte<br />
vergangen seit den Ferien, die wir eben begonnen<br />
haben und die keine Erinnerung mehr<br />
erreicht.« Jahrzehnte später begab sich seine<br />
Enkelin Katja auf seine Spuren: »Da stehe<br />
ich nun, am Fuss des 3418 Meter hohen Piz<br />
Kesch und probiere deine Geschichte an wie<br />
meine neue Wanderhose. Wird sie mir gut<br />
passen oder wird sie mir unbequem sein?«<br />
Basiswissen<br />
Ankommen: Per Bahn von München<br />
über St. Margarethen, Chur nach St.<br />
Moritz oder Pontresina. Per Auto übers<br />
Inntal (Abfahrt Landeck) ins Engadin.<br />
Sich orientieren: Swisstopo<br />
1:100 000, »Prättigau – Engadin«;<br />
Kompass 1:50 000, WK 93 »Bernina<br />
– Valmalenco – Sondrio«<br />
Mehr erfahren: Rudolf und Siegrun<br />
Weiss »Engadin – 50 Skitouren«,<br />
Bergverlag Rother, 2011<br />
Über den Biancograt zum Piz Bernina<br />
Was essen?<br />
Engadiner Nusstorte<br />
Die Nusstorte wurde von Zuckerbäckern aus<br />
dem Süden nach Graubünden gebracht und<br />
wird zum »Zvieri« gegessen, einer Zwischenmahlzeit<br />
am Nachmittag.<br />
Das Rezept: 300 g Mehl, 150 g Zucker,<br />
150 g Butter, 1 Ei, 1 Prise Salz zu einem Teig<br />
verarbeiten. 250 g für den Deckel aufbewahren.<br />
Mit dem übrigen Teig die Kuchenform belegen,<br />
3 cm hoher Rand. Für die Füllung 300 g Zucker<br />
bräunen, 250 g Nusskerne darunter mengen,<br />
2 dl Rahm beifügen und zweimal aufkochen<br />
lassen. Masse in die Form geben und Deckel<br />
darauf legen. Form in kalten Ofen schieben<br />
und 10 Min. auf heiß, nachher<br />
auf mittel stellen. Torte<br />
hellgelb backen.<br />
(www.graubuenden.ch)<br />
Nicht versäumen!<br />
Wo Nietzsche sich inspirieren ließ<br />
1881 kam Friedrich Nietzsche das erste Mal nach Sils. Er kehrte<br />
immer wieder zurück an diesen Ort, der ihm Ruhe und Konzentration<br />
ermöglichte. Die Landschaft empfand der Philosoph als<br />
»blutsverwandt«. Hier arbeitete er in sieben Sommern zahlreiche<br />
seiner Werke aus, darunter den zweiten Teil von »Also sprach<br />
Zarathustra«. Dessen tragender Gedanke von der Ewigen Wiederkunft<br />
des Gleichen kam ihm am Ufer des Silvaplana-Sees. Heute<br />
ist das Haus, in dem er zu Gast war, für die Öffentlichkeit zugänglich. Es beinhaltet eine umfangreiche<br />
Ausstellung und Bibliothek und beherbergt Künstler und Forscher. (www.nietzschehaus.ch)<br />
Tourentipps: Gletscher und Grat<br />
1 Gletscherwanderung zum<br />
Morteratsch (2495 m)<br />
Wertung: Einfache Panoramawanderung<br />
mit Blick auf Gletscherströme<br />
und Bergkulisse<br />
Start- und Endpunkt: Bahnhof und<br />
Hotel Morteratsch (1896 m)<br />
Route: Bahnhof – Aufstieg Richtung<br />
Chamanna da Boval (Bovalhütte,<br />
2495 m) – entlang der Seitenmoränen<br />
des Vadret da Morteratsch –<br />
Chamanna da Boval – auf demselben<br />
Weg zurück<br />
Wo wohnen? Grandhotel<br />
Kronenhof<br />
Der Oberkellner im Frack klappert<br />
leise mit dem Silbergeschirr, der Pianist<br />
klimpert dazu zart auf dem Klavier. Der<br />
Blick schweift. Hinab nach St. Moritz, wo<br />
neureiches Treiben herrscht. Hinüber zu<br />
den weißen Gipfeln mit den klangvollen<br />
Namen. Hier ist wenig neu, fast alles hat<br />
Tradition: original Stuckornamente, Deckenmalereien,<br />
Arventäfelungen. 1848 hatte<br />
Andreas Gredig das Gasthaus in Pontresina<br />
gekauft. Knapp 50 Jahre später zählte das<br />
Grandhotel Kronenhof 300 Betten. Über<br />
die Kriege rettete es sich dank einer im<br />
Keller eingerichteten Weinhandlung für<br />
Veltliner. Heute ist es ein Ort für besondere<br />
Momente. Saison-<br />
Angebote für Wanderer<br />
machen den Luxus im<br />
altehrwürdigen Haus<br />
erschwinglich.<br />
(www.kronenhof.com)<br />
2 Piz Bernina (4049 m)<br />
Wertung: Sehr anspruchsvolle Hochtour<br />
auf den einzigen Viertausender<br />
der Ostalpen, inklusive dem Klassiker<br />
Biancograt<br />
Start- und Endpunkte: Pontresina<br />
(1805 m), Diavolezza (2978 m)<br />
Route: Pontresina – Val Roseg –<br />
Tschiervahütte – Normalweg Richtung<br />
Biancograt – Fuorcla Prievlusa –<br />
Gipfel – Marco e Rosa-Hütte – Fortezzagrat<br />
– Morteratsch – Diavolezza<br />
– Pontresina<br />
01⁄15 Bergsteiger 111