Berglust

Fellen
Fotos: Dynafi t / Michael Meisl, Janek Schmidt
Die Dunkelheit ist über den Gipfel
gekrochen, die Piste liegt
leer in der Kälte der Nacht. Das
Kassenhäuschen hat längst geschlossen
an diesem Winterabend,
und dennoch fahren immer mehr
Menschen auf den Parkplatz der Reuttener
Seilbahnen. Vom unwirtlichen Wind lassen
sie sich nicht aufhalten. Stattdessen
schnallen sie ihre Tourenski an, setzen
sich Stirnlampen auf und ziehen los in die
Finsternis der Berge.
Auf der hart gefrorenen Piste sind sie zwar
weit entfernt von den Pulverschnee-Abfahrten
im Sonnenlicht, von denen Skifahrer
sonst träumen. Dennoch gibt es
kaum einen Bergsport, der so boomt wie
das Skitourengehen bei Nacht – und
kaum einen Ort, der so gut geeignet ist,
diesen Trend zu ergründen, wie den Reuttener
Hahnenkamm, wo ein Pionier der
Nachtskitour lebt.
»Michi, bist du das?«
Um ihn zu finden, muss man sich selbst
einreihen in die Spur der Skibergsteiger
und die Piste in Richtung Hahnenkamm
hochgehen. Dort oben ist die Heimat von
Markus Misslinger. Als Kind erkundete er
die Hänge über der Ortschaft Höfen, inzwischen
betreibt er dort die Singer Hütte,
die sein Großvater nach dem Zweiten
Weltkrieg erbaut hat.
Der Weg zu Misslinger ist mühsam. Auf
der Info-Plattform www.pistentour.com
ist der Anstieg mit »schwer« bewertet –
schon bald zeigt sich warum. An mehreren
Passagen wird die Piste steiler als 30
Grad, und der eisige Untergrund ist nur
mit dünnem Kunstschnee bedeckt, der so
grobkörnig ist, dass er den Tourenski wenig
Halt bietet. Zudem reicht das Licht der
Stirnlampen bei dem dichten Schneefall
kaum aus, um zu erkennen, wo eine etwas
flachere Aufstiegsroute auf der Piste verläuft.
Mit diesen Problemen kämpfen auch
einige Tourengeher, manche verlieren
Markus Misslinger
bewirtet die Singer
Hütte in der dritten
Generation – Skitouren
gingen und
gehen sie alle.
01⁄15 Bergsteiger 35