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1 Keltereien und Brennereien 1. Keltereien - beim NABU im Saarland

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<strong>Keltereien</strong> <strong>und</strong> <strong>Brennereien</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Keltereien</strong> ..............................................................................................................................2<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Einleitung......................................................................................................................................2<br />

<strong>1.</strong>2. Befragung......................................................................................................................................2<br />

<strong>1.</strong>3. Die Mostereien in den 3 Regionen................................................................................................2<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong> Luxemburg ............................................................................................................................................ 2<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Die größeren Betriebe..................................................................................................................... 2<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong>2. Die kleinen Betriebe ....................................................................................................................... 3<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong>3. Apfelsammelstelle Niederanven......................................................................................................... 3<br />

<strong>1.</strong>3.2. <strong>Saarland</strong> Kreis Merzig-Wadern............................................................................................................. 3<br />

<strong>1.</strong>3.2.<strong>1.</strong> Arbeitskreis Obstverwertung.......................................................................................................... 4<br />

<strong>1.</strong>3.2.2. <strong>Keltereien</strong> der Ortsgruppen............................................................................................................. 4<br />

<strong>1.</strong>3.2.3. Privatkeltereien............................................................................................................................... 5<br />

<strong>1.</strong>3.3. Rheinland-Pfalz Kreis Bitburg Prüm..................................................................................................... 6<br />

<strong>1.</strong>4. Saftpreis ........................................................................................................................................6<br />

<strong>1.</strong>5. Fazit...............................................................................................................................................7<br />

<strong>1.</strong>6. Handlungsempfehlungen ..............................................................................................................8<br />

<strong>1.</strong>7. Zusammenfassung.........................................................................................................................8<br />

2. Brennerei..........................................................................................................................................9<br />

2.<strong>1.</strong> Allgemeines ..................................................................................................................................9<br />

2.2. Organisation des Brennereiwesens ...............................................................................................9<br />

2.2.<strong>1.</strong> Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> <strong>Saarland</strong> ............................................................................................................... 9<br />

2.2.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Abfindungsbrennen ........................................................................................................................ 9<br />

2.2.<strong>1.</strong>2. Vermarktungsinitiativen ............................................................................................................... 11<br />

2.2.2. Luxemburg .......................................................................................................................................... 12<br />

2.2.2.<strong>1.</strong> Allgemeines.................................................................................................................................. 12<br />

2.2.2.2. Geschichtliche Aspekte ................................................................................................................ 13<br />

2.2.2.3. Gesetzliche Regelung ................................................................................................................... 13<br />

2.2.2.4. Dramatischer Rückgang der <strong>Brennereien</strong> ..................................................................................... 14<br />

2.2.2.5. Marque nationale .......................................................................................................................... 14<br />

2.3. Fazit.............................................................................................................................................15<br />

2.4. Handlungsempfehlungen ............................................................................................................15<br />

2.5. Zusammenfassung.......................................................................................................................15<br />

1


<strong>Keltereien</strong> <strong>und</strong> <strong>Brennereien</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Keltereien</strong><br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Einleitung<br />

Der Grossteil des aktuell vermarkteten Streuobstes wird als Verarbeitungsobst vermarktet.<br />

Hierbei spielen die <strong>Brennereien</strong> sowie die Mostereien eine herausragende Rolle. Viele dieser<br />

Betriebe können in relativ kurzer Zeit viel leicht verderbliches Fallobst verwerten. Während<br />

bei der Brennerei sowohl das Steinobst- wie auch das Kernobst eine Rolle spielt, so<br />

beschränkt sich dies in der Mosterei vorwiegend auf den Apfel.<br />

<strong>1.</strong>2. Befragung<br />

Die Befragung wurde in den einzelnen Teilgebieten von verschiedenen Leuten der<br />

Projektpartner durchgeführt. Alle uns bekannten Betreibe wurden angeschrieben <strong>und</strong> großteils<br />

auch angesprochen, um einen Gesprächstermin zu bekommen. Nicht besuchte Betriebe<br />

wurden gebeten, das Formblatt auszufüllen <strong>und</strong> uns zu zuschicken. Wir erhielten aber nur von<br />

der Hälfte der Betriebe Informationen resp. die Informationen waren uns schon bekannt.<br />

<strong>1.</strong>3. Die Mostereien in den 3 Regionen<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong> Luxemburg<br />

In Luxemburg gibt es insgesamt 5 Mostereien von unterschiedlicher Größe: Diekirch,<br />

Berbourg, Ahn, Wahl, Walsdorf). Hierbei sind 2 sehr kleine Betriebe (Wahl, Walsdorf) von<br />

10.000 bis 20.000 Liter Produktion pro Saison, die 3 anderen Betriebe liegen in der<br />

Größenordnung von 100.000 bis 300.000 Liter Apfelsaft. Alle Betriebe füllen in 6-Sterne<br />

Bordeaux Rotweinflaschen mit Kronkorken, welche sich in Luxemburg von Anfang an bei<br />

den Mostereien etabliert haben. Es herrscht der naturtrübe Apfelsaft vor, nur eine der<br />

größeren Mostereien (Ahn) macht nur klaren Apfelsaft. Apfelwein spielt bei der<br />

Apfelverarbeitung keine Rolle, obwohl früher auch mehr „Viez“ getrunken wurde.<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Die größeren Betriebe<br />

In zwei der größeren Betriebe wird mit kleinen pneumatischen Bucher-Pressen gearbeitet, in<br />

einem noch mit einer Packpresse. In diesen Betrieben sind gute Pasteurisations- <strong>und</strong><br />

Abfüllanlagen sowie Flaschenspülmaschinen vorhanden. Die Mosterei in Diekirch ist eine<br />

landwirtschaftliche Genossenschaft <strong>und</strong> arbeitet <strong>und</strong> vermarktet nur während der Saison<br />

vorwiegend als Lohnmostbetrieb. Die Flaschen werden in 15-er Holzkisten gestapelt <strong>und</strong> vom<br />

Betrieb weg verkauft.<br />

2


Die beiden anderen Betriebe (Berbourg, Ahn) sind private Betriebe <strong>und</strong> verkaufen übers Jahr<br />

von zuhause weg oder liefern aus, einer davon auch an Geschäften <strong>und</strong> Getränkefachhandel.<br />

Dies erfolgt auch teilweise in Holzkisten oder in 12-Kisten (vorwiegend ausrangierte<br />

Mineralwasserkästen).<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong>2. Die kleinen Betriebe<br />

Die kleinen Betriebe arbeiten mit kleinen Wasserdruck-Korbpressen resp. mit Wein-<br />

Korbpressen. Verarbeitet wird fast ausschließlich Hochstammobst, bzw. auch Gartenobst von<br />

Privatleuten. Die Erhitzung erfolgt nach dem Durchlaufverfahren <strong>und</strong> es wird in Reihe heiß<br />

abgefüllt. In diesen Betrieben erhalten die K<strong>und</strong>en ab 50 bis 70 kg Äpfel ihren eigenen Saft<br />

zurück.<br />

Die Mosterei in Wahl ist ein Verein (Thillensvogtei – Musée Rural), welche in einem<br />

Museum für ländliche Kultur eingeb<strong>und</strong>en ist.<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong>3. Apfelsammelstelle Niederanven<br />

In Niederanven gibt es seit 1993 eine Sammelstelle für Äpfel mit Umtausch für Apfelsaft<br />

(„Äppelkescht“). Es ist dies eine Initiative von 3 lokalen Bürger- <strong>und</strong> Naturschutzvereinen<br />

sowie von der Stiftung „Hellef fir d´Natur“. Anfangs wurden die Äpfel in der Mosterei in<br />

Diekirch gepresst, später aber <strong>im</strong> benachbarten <strong>Saarland</strong>. Die Idee dahinter war um die Leute<br />

<strong>im</strong> Syrtal, welches ein typisches Streuobstgebiet ist, für den Streuobstbau zu interessieren <strong>und</strong><br />

um neue Obstbäume zu pflanzen <strong>und</strong> besser zu pflegen. In dieser Region gibt es noch viele<br />

alte Hochstämme <strong>und</strong> das Gemeindesyndikat SIAS (Gemeindezweckverband) unterstützt seit<br />

1992 die Bewohner mit Beratung <strong>und</strong> finanziert Neupflanzungen sowie Baumschnitt. 2001<br />

ist die „Äppelkescht“ nach Munsbach in das Gewerbegebiet „Parc d´Activité Syrdall“<br />

umgezogen. Die Aktivitäten werden <strong>im</strong> Ökologischen Dienstleistungs- <strong>und</strong> Handelszentrum<br />

„Oikopolis“ stattfinden unter der Regie der neuen Gesellschaft (GmbH) „Äppelhaus sarl“,<br />

welche ab Herbst 2002 an Ort <strong>und</strong> Stelle Obst versaften wird. „Äppelhaus“ ist der einzige<br />

Betrieb, welcher mit Drehverschlussflaschen <strong>und</strong> 6-er Kisten arbeitet.<br />

<strong>1.</strong>3.2. <strong>Saarland</strong> Kreis Merzig-Wadern<br />

Im Kreis Merzig-Wadern wird das Keltereiwesen sehr stark innerhalb der Gartenbauvereine<br />

betrieben. Der Kreisverband der Obst- <strong>und</strong> Gartenbauvereine verfügt über etwa 50<br />

Ortsvereine mit insgesamt ca. 5.000 Mitgliedern. Der Verband der Gartenbauvereine<br />

<strong>Saarland</strong>-Pfalz e.V. hat 48.000 Mitglieder, 370 Ortsvereine, 10 Kreis- oder Bezirksverbände<br />

in 2 B<strong>und</strong>esländern). Da die Obstgärten seit jeher zu der Kulturlandschaft gehören, setzen<br />

sich die Mitglieder des Obst- <strong>und</strong> Gartenbauvereins für deren Erhaltung ein. Dem überaus<br />

großem Engagement der Vereine ist es zu verdanken, dass die Ernte nicht ungenutzt bleibt<br />

<strong>und</strong> zu hervorragenden Säften <strong>und</strong> Bränden verarbeitet wird. Der Verband der<br />

Gartenbauvereine <strong>Saarland</strong>-Pfalz e.V. betreut ca. 100 vereinseigene <strong>Keltereien</strong> <strong>und</strong> 50<br />

vereinseigene <strong>Brennereien</strong>.<br />

3


<strong>1.</strong>3.2.<strong>1.</strong> Arbeitskreis Obstverwertung<br />

Zur Qualitätssicherung haben sich 36 Gartenbauverein-<strong>Keltereien</strong> zusammengeschlossen zum<br />

„AK Obstverwertung“, der einzig <strong>und</strong> allein dem Zweck dient, durch die Verwendung von<br />

hygienischen Drehverschlussflaschen die Sterilität zu gewährleisten.<br />

Deren Aufgaben sind:<br />

- den gesamten Obstanbau <strong>und</strong> die Verwertung durch geeignete Maßnahmen zu fördern<br />

- die Herstellung von Obstsäften <strong>und</strong> Obstbrand stets auf dem neuesten Stand zu halten <strong>und</strong><br />

den jeweiligen neuesten Erkenntnissen anzupassen<br />

- Veranstaltungen <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen durchzuführen<br />

- Die Zusammenarbeit <strong>und</strong> den Informationsaustausch zwischen den Obst- <strong>und</strong><br />

Gartenbauvereinen zu fördern, insbesondere der Bereich der Obstverwertung<br />

- Zentraler Einkauf von Maschinen <strong>und</strong> Geräten, Flaschen <strong>und</strong> Transportkästen, Bedarfs-<br />

Behandlungs- <strong>und</strong> Verbrauchsmitteln<br />

- Koordinierung der freiwilligen Selbstkontrolle <strong>und</strong> Qualitätsprüfung bei den Produkten<br />

Apfelsaft <strong>und</strong> Obstbrand<br />

Um dem Rückgang an Sortenvielfalt Einhalt zu gebieten, wurde des weiteren ein<br />

„Arbeitskreis Obstsortenerhaltung“ eingerichtet mit folgenden Aufgabenbereichen:<br />

- Sensibilisierung von Baumbesitzern für alte Sorten <strong>und</strong> ihre Einzigartigkeit<br />

- Lokale <strong>und</strong> alte Sorten wieder vermehren <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücksbesitzer zur Pflanzung<br />

empfehlen<br />

- Neuanlagen von Obstwiesen <strong>und</strong> Instandsetzung alter Obstgärten fördern<br />

- Benennung einer Streuobstsorte des Jahres<br />

- Kartierung <strong>und</strong> Best<strong>im</strong>mung der vorhandenen Obstsorten unter Beteiligung der<br />

Kommunen, der Obst- <strong>und</strong> Gartenbauvereine <strong>und</strong> der Bevölkerung<br />

- Aufruf: wer kennt alte Obstsorten ? Wo stehen diese Bäume ?<br />

- Förderung von Vermarktungskonzepten<br />

<strong>1.</strong>3.2.2. <strong>Keltereien</strong> der Ortsgruppen<br />

Hiervon sind 5 Ortsgruppen eingerichtet, um Obst zu verarbeiten: Wadrill, Löstertal-<br />

Buweiler, Noswendel, Loshe<strong>im</strong>-Bachem, Mettlach (siehe Tabelle xx).<br />

Großteils wird mit Packpresse gearbeitet <strong>und</strong> einige Betriebe verschließen die Flaschen mit<br />

Korken. Das Flaschenspülen wird sehr oft auswärts gemacht. 2 der Betriebe bieten nur Viez<br />

an, die 3 anderen auch pasteurisierten Apfelsaft.<br />

Wadrill<br />

Packpresse. Es wird nur Obst gepresst. Keine Versaftung möglich. Kapazität relativ gering.<br />

Räumlichkeiten nicht opt<strong>im</strong>al, Anlage insgesamt nicht auf dem neuesten Stand.<br />

Löstertal-Buweiler<br />

Vereinskelterei mit moderner Anlage. Hier kann auch Saft hergestellt werden. Die dazu<br />

benötigten Flaschen werden zur Reinigung weggefahren.<br />

Noswendel<br />

Kelterei, Brennerei <strong>und</strong> Mosterei.<br />

4


Loshe<strong>im</strong>-Bachem<br />

Kelterei mit Packpresse. Behältnisse sind vom Nutzer mitzubringen. Nutzung nach<br />

Terminabsprache. Der Verein stellt 1 – 2 Leute, die die Anlage bedienen <strong>und</strong> vom Nutzer zu<br />

entlohnen sind. Keine Versaftung.<br />

Mettlach<br />

Vereinskelterei mit eigenem Kelterhaus. Versaftung möglich, ältere Maschinen, Saftflaschen<br />

werden mit Korken verschlossen. Kelterhaus (v. a. das Dach) <strong>und</strong> Kelteranlage sind<br />

renovierungsbedürftig. Der Ortsverein hat einen hohen Altersdurchschnitt <strong>und</strong> ist nach<br />

Einschätzung von Herrn Schmidt aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage, die anstehenden<br />

Aufgaben alleine zu bewältigen.<br />

2 der saarländischen <strong>Keltereien</strong> könnten in ein Aufpreisvermarktungsprojekt mit dem <strong>NABU</strong><br />

<strong>Saarland</strong> in Frage kommen. Es ist auf jeden Fall notwendig. wieder neue, jüngere Leute zu<br />

motivieren, sich hier zu engagieren, da in vielen Vereinen der Altersdurchschnitt der<br />

Verantwortlichen <strong>und</strong> Helfer hoch ist. Die meisten Betriebe brauchen eine Modernisierung<br />

<strong>und</strong> teilweise auch Renovierung der Gebäude. Seitens des Ministeriums besteht die<br />

Möglichkeit von Subventionen. Einige der Betriebe haben bereits hiervon profitiert.<br />

<strong>1.</strong>3.2.3. Privatkeltereien<br />

Von den 6 <strong>Keltereien</strong> <strong>im</strong> Kreis zählt wir die Merziger Fruchtsäfte zu den „Großen“ in<br />

Deutschland <strong>und</strong> haben auch ein großes Einzugsgebiet für Obst. Die Vielfalt an Produkten ist<br />

sehr groß <strong>und</strong> es wird in ertragsstarken Jahren sehr viel Streuobst verarbeitet, ohne dass dies<br />

bei der Vermarktung zur Geltung kommt, resp. aufgr<strong>und</strong> der großen Zukaufsmengen an<br />

Plantagenobst <strong>und</strong> Konzentrat auch logistisch nicht ohne weiteres möglich ist.<br />

Mosterei Väth, Loshe<strong>im</strong><br />

Ein gut geführter professioneller Betrieb ist die Kelterei <strong>und</strong> Brennerei Väth in Loshe<strong>im</strong>.<br />

Auch dieser Haupterwerbsbetrieb hat eine große Vielfalt an Obstsäften <strong>und</strong><br />

Brennereiprodukten <strong>und</strong> presst durchschnittlich <strong>1.</strong>000 bis <strong>1.</strong>500 Tonnen Äpfel/Jahr <strong>und</strong> bei<br />

ausreichender Ernte zu 100% aus der Region, welches fast ausschließlich Streuobst ist. Der<br />

Betrieb verfügt über eine Konzentratanlage. Die Vermarktung erfolgt ausschließlich an<br />

Privatk<strong>und</strong>en, davon der Grossteil durch Selbstabholer. Der Betrieb ist flexibel gegenüber<br />

Lohnmostk<strong>und</strong>en, wenn die Mindestmenge 10 Tonnen Äpfel beträgt. Es gibt einige K<strong>und</strong>en,<br />

welche kleiner <strong>und</strong> größere Mengen Streuobst getrennt <strong>im</strong> Lohnmost pressen lassen <strong>und</strong> dann<br />

selber vermarkten.<br />

BVC<br />

Die bäuerliche Vermarktungskooperative (BVC) wurde 1995 von 7 Landwirten gegründet.<br />

Sie bietet in gezielter Regionalvermarktung neben Apfelsaft, Fleisch-, <strong>und</strong> Wurstwaren, Brot,<br />

Gemüse, Obst, Marmelade, Eier, Nudeln, Schnäpse, Liköre, Viez <strong>und</strong> vieles mehr an. Durch<br />

Förderung der bäuerlich geprägten Familienbetriebe <strong>und</strong> eine verantwortungsvolle<br />

Bewirtschaftung ihrer Felder <strong>und</strong> Wiesen, versucht sie <strong>im</strong> ländlichen Raum neue Impulse zu<br />

geben <strong>und</strong> die gewachsene saarländische Kulturlandschaft aktiv zu erhalten.<br />

5


<strong>1.</strong>3.3. Rheinland-Pfalz<br />

Im Kreis-Bitburg Prüm sind uns 10 <strong>Keltereien</strong> z.T. mit Brennerei bekannt. Mit 4 Betrieben<br />

hatten 4 einen engeren Kontakt <strong>und</strong> erhielten auch weitere Informationen.<br />

Frieden, Nittel<br />

Der Betrieb Frieden Johann in Nittel an der Mosel, welcher die Mosterei <strong>im</strong> Nebenbetrieb seit<br />

1958 zu seinem Weinbaubetrieb führt, wird demnächst aus Altersgründen aufhören. In den<br />

letzten Jahren wurden noch bis zu 60 Tonnen Äpfel <strong>im</strong> Lohnverfahren zu Apfelsaft (klar) <strong>und</strong><br />

Viez verarbeitet, es werden keine Äpfel zur eigenen Vermarktung zugekauft. Es wird nur<br />

Obst aus der Region verarbeitet.<br />

Ze<strong>im</strong>etz, Holztum<br />

3 weitere Betriebe wurden in der Eifel besucht. Die Kelterei Ze<strong>im</strong>etz in Holztum, welche die<br />

Mosterei neben der Landwirtschaft betreibt, ist mit einer modernen Bandpresse eingerichtet<br />

<strong>und</strong> verarbeitet bis zu 150 Tonnen Äpfel/Saison vorwiegend zu Apfelwein. Der Betrieb füllt<br />

selber nicht ab <strong>und</strong> lässt auch einige 10.000 Liter klaren Apfelsaft in Lohn abfüllen.<br />

Vermarktet wird Privat (Selbstabholer, Auslieferung) <strong>und</strong> an die Gastronomie (KEG-Fässer,<br />

Flaschen). Die Familie Ze<strong>im</strong>etz kann sich durchaus vorstellen, den Betrieb weiter aus zu<br />

bauen.<br />

Grossman, Pickliessem<br />

Der Betrieb Grossman in Pickliessem wird mit viel Engagement von Klaus Grossmann <strong>im</strong><br />

Nebenerwerb geführt. Mit einer Packpresse werden die Äpfel gepresst. Der Großteil ist<br />

Apfelwein, es wird auch klarer Apfelsaft <strong>im</strong> Lohn mit einer fahrbaren Abfüllanlage<br />

hergestellt. Neben der Mosterei werden aber noch einige H<strong>und</strong>ert Tonnen Äpfel, Zwetschgen,<br />

Birnen, Schlehen, Mirabellen, <strong>und</strong> Kirschen für Schnaps eingemaischt. Das Obst stammt<br />

ausschließlich aus der Region.<br />

Wagner, Eschfeld<br />

In Eschfeld betreibt die Familie Wagner eine Mosterei, welche vor 20 Jahren neu eingerichtet<br />

wurde. Mit einer Packpresse werden etwa 150 Tonnen Äpfel/Jahr gepresst, wobei etwa 50%<br />

Lohnmost sind. Apfelwein (Apfelcidre), Brombeerwein <strong>und</strong> andere Fruchtweine werden<br />

selber gefüllt, die anderen Säfte (Apfel, Apfel-Kirsche, Apfel Johannisbeere, Apfel-Hol<strong>und</strong>er,<br />

Orangensaft) werden in Lohnfüllung von einem anderen Betrieb durchgeführt. Der Betrieb<br />

füllt in 0,7 Liter-Flaschen <strong>und</strong> hat hierfür ein großes Lager.<br />

<strong>1.</strong>4. Saftpreis<br />

Der Preis für das Lohnmosten ist seit vielen Jahren seit vielen Jahren 20 LUF (ca. 0,5 €). Der<br />

Apfelsaftverkaufspreis liegt in ertragsstarken Jahren bei 30 bis 40 LUF (0,74 bis 1 €), wobei<br />

der Preis für die Äpfel in den letzten 10 Jahren bei 360 LUF/100 kg (ca. 9 €) bis 700 LUF/100<br />

kg (17,40 €). Dieser Saftverkaufspreis ist in vielen Fällen ein reiner Saisonpreis resp.<br />

Abholpreis. Verschiedentlich wird für diesen Preis aber auch ausgeliefert <strong>und</strong> übers Jahr vom<br />

Saftkonto der <strong>im</strong> Herbst gelieferten Äpfel (ohne Aufpreis) für den Saft abgebucht.<br />

Alle Betriebe haben neben der Mosterei noch andere Einkommensquellen (Landwirtschaft,<br />

Weinbau, Berufstätigkeit, Genossenschaft), obwohl für 2-3 Betriebe das Einkommen aus der<br />

Mosterei einen wesentlichen Teil ausmacht. Gearbeitet wird mit Familien- <strong>und</strong><br />

Saisonarbeitskräften. Ein Betrieb erwägt jedoch auszusiedeln <strong>und</strong> zu modernisieren.<br />

6


<strong>1.</strong>5. Fazit<br />

Von den uns bekannten 27 <strong>Keltereien</strong> erhielten wir nur von knapp der Hälfte Informationen<br />

resp. erhielten wir ein Gespräch. Die einzelnen Betriebe unterscheiden sich sehr von einander<br />

in Bezug auf Größe <strong>und</strong> Absatzmarkt, Produktangebot, Professionalität, Preispolitik, usw.<br />

Alle Betriebe sind jedoch stark in der Region eingeb<strong>und</strong>en, was sowohl die<br />

Rohwarenbeschaffung als auch den Verkauf anbelangt. Die größeren Betriebe müssen jedoch<br />

vor allem mit dem Apfelwein, welcher vor allem einen großen Absatz in der Gastronomie hat,<br />

weitere Wege bei der Auslieferung fahren.<br />

Alle Betriebe schätzen die herausragenden Qualitäten der Hochstammobstsorten aus der<br />

Region für die Saft- als auch für die Weinherstellung. Auch die K<strong>und</strong>en schätzen weiterhin,<br />

dass das Obst aus der Region kommt <strong>und</strong> „ihr Obst“ in dem Saft verarbeitet wurde. Es fällt<br />

auf, dass besonders in der Eifel die Mostereien viel mehr klaren als naturtrüben Apfelsaft<br />

herstellen, da die K<strong>und</strong>en dies am stärksten nachfragen. In Luxemburg dagegen <strong>und</strong> großteils<br />

auch <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> herrscht der naturtrübe Saft vor.<br />

Ein großes Problem stellt die Ertragsalternanz der Hochstammobstbäume dar, welche<br />

einerseits in ertragsschwachen Jahren Probleme bei der Rohwarenbeschaffung verursacht <strong>und</strong><br />

andererseits die Preise für das Obst in die Höhe treibt. In ertragsstarken Jahren kann dagegen<br />

billig eingekauft werden. Diese enormen Schwankungen von mehreren H<strong>und</strong>ert Prozent sind<br />

auch in der Produktion <strong>und</strong> Lagerung in kleineren Betrieben nicht einfach zu organisieren <strong>und</strong><br />

verursachen hohe Kosten an Lagerraum, Flaschen, Kisten, Gitterboxen, usw.<br />

Be<strong>im</strong> Saftumtausch wird in der Regel 55-60 Liter Saft auf 100 kg verrechnet. Die Preise für<br />

dieses Lohnmosten schwanken zwischen 0,40 DM <strong>und</strong> 1, 25 DM, wobei der allergrößte Teil<br />

der Mostereien um 1,00 DM (0,5 €) pro Liter liegt. Die höheren Preise sind die bei den<br />

kleineren Mengen, bei denen z.T. der Saft von den eigenen mitgebrachten Äpfeln separat<br />

gepresst wird.<br />

Die Verkaufspreise schwanken auch stark, obwohl niemand in der Saison den Apfelsaft unter<br />

2,00 DM (ca. 1 €) verkauft. Der Grossteil der Produktion dieser kleinen <strong>und</strong> mittelständigen<br />

Betriebe wird in der Saison von Ende September bis Mitte November als Saft <strong>im</strong> Umtausch<br />

umgesetzt resp. verkauft. Kleinere Mengen gehen für einen geringeren Preis<br />

(Großhandelspreis) an Wiederverkäufer wie z.B. in die Getränkefachhändel <strong>und</strong> in die<br />

Gastronomie. Aufgr<strong>und</strong> der überregionalen Konkurrenzprodukte <strong>im</strong> Großhandel wird Druck<br />

auf den Preis die regionalen Mostereien ausgeübt. Um <strong>im</strong> Markt präsent zu sein <strong>und</strong> auch zu<br />

bleiben wird nachgeben. Dies führt zu einer Situation, dass die Mostereien keinen<br />

angemessenen, kostendeckenden Preis an die Streuobsterzeuger bezahlen können. Bei der<br />

Diskussion um Streuobstinitiativen <strong>und</strong> Aufpreisvermarktung mit den Mostereibetreibern<br />

wurde pr<strong>im</strong>är bedenken angemeldet. Die K<strong>und</strong>en seien zur Zeit nicht bereit <strong>und</strong> auch in<br />

Zukunft nicht, einen höheren Preis für Apfelsaft zu zahlen, wenn sie dieses Produkt auch jetzt<br />

schon zu einem günstigen Preis bekommen. Die Qualität des Apfelsaftes ist aufgr<strong>und</strong> der<br />

Hochstammäpfel bereits sehr hoch, welche auch durch eine Aufpreisvermarktung nicht<br />

gesteigert wird. Daher wird der Sinn einer solchen Initiative nicht eingesehen.<br />

Auf der anderen Seite beklagen die Mostereien, dass ihre Produkte nicht ausreichend<br />

gegenüber den überregionalen Produkten zur Geltung kommen. Der Großteil der Mostereien<br />

–mit Ausnahme der Gartenbauvereinsbetriebe- verfügen nicht über ausreichend Mittel eine<br />

entsprechende Produktpräsentation <strong>und</strong> Werbung auf die Beine zu stellen. Ein Beispiel sind<br />

einige Etiquetten, welche von der Aufmachung <strong>und</strong> von der Beschriftung her mit den<br />

7


„anderen“ überregionalen Anbieten voll austauschbar sind. Diese Situation frustriert die<br />

Mostereibetreiber.<br />

Die Mostereibetreiber stehen einerseits zwischen dem Anspruch der Erzeuger einen guten<br />

preis für das Hochstammobst zu zahlen <strong>und</strong> auf der anderen Seite ein Produkt zu einem<br />

günstigen Preis an die K<strong>und</strong>en abzugeben. Zu bedenken ist hierbei, dass es bei der aktuellen<br />

Preissituation – welches nicht der einzige Gr<strong>und</strong> ist – keine kostendeckende<br />

Hochstammobstproduktion möglich ist <strong>und</strong> in Zukunft diese Produktion droht zu<br />

verschwinden. Wollen die Mostereien dem was entgegensetzten, was unbedingt notwendig<br />

ist, so müssen zusammen mit anderen Partnern Maßnahmen ergriffen werden.<br />

Mit einer Streuobstinitiative resp. Aufpreisvermarktung schließen die Akteure wie<br />

Produzenten, Verarbeiter <strong>und</strong> Handel sich zusammen <strong>und</strong> bauen eine entsprechende Struktur<br />

auf. Wie dies konkret auszusehen hat, kann aus den Erfahrungen verschiedener Initiativen<br />

abgeleitet werden.<br />

<strong>1.</strong>6. Handlungsempfehlungen<br />

- Offensive Produktwerbung mit Hinweis auf ökologische Qualitäten des<br />

Hochstammobstbaus<br />

- Natur- <strong>und</strong> Umweltverbände als Partner für Initiativen <strong>und</strong> Aktionen suchen<br />

- Sicherung der Rohware über Hochstammobst<br />

- Innovative Produktaufmachung <strong>und</strong> Vermarktung<br />

- Herausstellen der regionalen <strong>und</strong> standortsbezogenen Qualität<br />

- Aufbau einer Streuobstinitiative mit einer Aufpreisvermarktung mit Kontrolle <strong>und</strong><br />

Zertifizierung erarbeiten<br />

- Unterstützung von Mostereien bei der Verarbeitung <strong>und</strong> Vermarktung von regionalem<br />

Hochstammobst<br />

<strong>1.</strong>7. Zusammenfassung<br />

Die Mostereien des Untersuchungsgebietes bemühen sich sehr bei der Verarbeitung des<br />

regionalen Obstes. Die meisten Betriebe vermarkten den Saft regional ab eigener<br />

Verkaufsstelle <strong>und</strong> haben den größten Umsatz in der Saison. Seitens den Mostereien <strong>und</strong><br />

Verbraucher wird die Hochstammqualität sehr geschätzt. Leider sehen die Mostereien zur Zeit<br />

keine Möglichkeiten, eine höheren kostendeckenden Preis für die<br />

Hochstammobstproduzenten in der Region zu bezahlen, da die K<strong>und</strong>en anscheinend nicht<br />

bereit sind, einen Aufpreis hierfür zu bezahlen. Entsprechende Initiativen wären notwendig,<br />

um aus dieser Situation heraus zu kommen. Über eine Streuobstinitiative, welche das Konzept<br />

der Aufpreisvermarktung beinhaltet, wäre ein Möglichkeit. Hierzu müssen sich verschiedene<br />

Partner aus Produktion, Mosterei, Natur- <strong>und</strong> Umweltschutz finden, um eine professionelle<br />

<strong>und</strong> nachhaltige Struktur aufzubauen. Entsprechende Beispiele bestehen.<br />

8


2. Brennerei<br />

2.<strong>1.</strong> Allgemeines<br />

Das Brennereiwesen spielt für den Absatz von Obst, <strong>und</strong> besonders auch von Streuobst eine<br />

sehr große Rolle. Der Rückgang an <strong>Brennereien</strong> in der Region hat mit dem Rückgang an<br />

landwirtschaftlichen Betrieben sowie mit deren Spezialisierung der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe zu tun. Gleichfalls sind auch die Trinkgewohnheiten verändert <strong>und</strong> überregional<br />

eingeführte Spirituosen scheinen den Konsumenten eher zu zusagen.<br />

Die Destillationsanlagen, welche meistens in den größeren landwirtschaftlichen Gehöften<br />

<strong>und</strong> Weinbaubetrieben installiert wurden, machten über die Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg technische<br />

Entwicklungen mit, die von der pr<strong>im</strong>itiven direktbefeuerten Brennblase (ohne Wasserbad)<br />

mit kleinem Geisthut <strong>und</strong> kurzem, diagonal durch ein hölzernes Kühlfass führendes, gerades<br />

Kühlrohr bis zur heute bekannten technisch ausgereiften Brennereianlage mit<br />

Verstärkerkolonne reichten.<br />

Diese Konzentrierung von Obst ist gerade für den Hochstammobstbau eine sehr<br />

entgegenkommende Technik, kann man doch durch Überlagerung ertragsschwache <strong>und</strong> –<br />

starke Jahre besser ausgleichen. 100 Liter Apfelmaische kann auf ca. 3,5 Liter 100%igen<br />

Alkohol konzentriert werden.<br />

2.2. Organisation des Brennereiwesens<br />

2.2.<strong>1.</strong> Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> <strong>Saarland</strong><br />

2.2.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Abfindungsbrennen<br />

Branntwein wird gr<strong>und</strong>sätzlich unter amtlichen Verschluss in Verschlussbrennereien<br />

hergestellt. Die gesamte Alkoholerzeugung wird über verplombte Sammelgefäße oder<br />

Messuhren erfasst.<br />

Eine Ausnahme stellt die Herstellung von Branntwein in Abfindungsbrennereien dar; sie sind<br />

nicht verschlossen. Es handelt sich hierbei um ein historisches Besitzstandrecht aus der zeit<br />

vor 1922. An die Stelle der amtlichen Feststellung der hergestellten Alkoholmenge tritt die<br />

amtliche Vorausschätzung. Gr<strong>und</strong>lage bildet der vom Brenner nach Art <strong>und</strong> Menge<br />

angemeldete Rohstoff <strong>und</strong> der für diesen Rohstoff festgesetzte amtliche Ausbeutesatz (z.B.<br />

100 Liter Äpfelmaische ergeben 3,6 Liter Alkohol).<br />

Abfindungsbrennereien sind Kleinbrennereien, die vor allem als Nebenerwerbsbetriebe zur<br />

Existenzsicherung kleinbäuerlicher <strong>und</strong> kleingewerblicher Betriebe beitragen.<br />

Am <strong>1.</strong> Oktober 1999 waren insgesamt 30.262 Abfindungsbrennereien, vor allem in Süd- <strong>und</strong><br />

Südwestdeutschland zugelassen.<br />

Von den vorhandenen Abfindungsbrennereien durften 22.506 nur Obst verarbeiten. Die Zahl<br />

der tatsächlich betriebenen Obstabfindungsbrennereien ändert sich wegen der<br />

unterschiedlichen Ernten von Jahr zu Jahr, <strong>im</strong> Betriebsjahr 1998/99 waren es 16.70<strong>1.</strong><br />

9


Außer den Obstabfindungsbrennereien gab es noch 2.244 landwirtschaftliche<br />

Abfindungsbrennereien, die nur Kartoffeln oder Getreide (=mehlige Stoffe) <strong>und</strong> 5.425<br />

gewerbliche Abfindungsbrennereien, die sowohl Obst als auch mehlige Stoffe verarbeiten<br />

dürfen. Im Betriebsjahr 1998/99 waren <strong>1.</strong>899 landwirtschaftliche <strong>und</strong> 4.624 gewerbliche<br />

Abfindungsbrennereien in Betrieb.<br />

Zum Brennen unter Abfindung gehört auch das Herstellen von Branntwein durch<br />

Stoffbesitzer. Sie besitzen kein eigenes Brenngerät, dürfen aber aus selbstgewonnenen<br />

Obststoffen in der Brennerei eines anderen Branntwein herstellen.<br />

Das Brennen durch Stoffbesitzer ist nur in Bezirken zulässig, in denen bereits in der Zeit von<br />

1908 bis 1915 Stoffbesitzer gebrannt haben; das sind <strong>im</strong> wesentlichen die Obstanbaugebiete<br />

in Süd- <strong>und</strong> Südwestdeutschland.<br />

Die Zahl der Stoffbesitzer ist vom Umfang der Obsternte abhängig <strong>und</strong> schwankt zwischen<br />

100.000 <strong>und</strong> 500.000 pro Jahr. Im Betriebsjahr 1998/99 sind insgesamt 137.912 Stoffbesitzer<br />

aufgetreten, davon 16.124 erstmalig.<br />

Umfang des Abfindungsbrennens<br />

Das jährliche Kontingent der Abfindungsbrennereinen beträgt 50 oder 300 l Alkohol,<br />

abhängig davon, wann die Brennerei zugelassen wurde. Stoffbesitzer dürfen nur 50 Liter<br />

Alkohol <strong>im</strong> Jahr herstellen.<br />

Die Übertragung eines nicht genutzten Kontingents oder ein Vorgriff auf das folgende<br />

Betriebsjahr ist gr<strong>und</strong>sätzlich nicht zulässig. Allerdings dürfen Obstabfindungsbrennereien<br />

<strong>und</strong> Stoffbesitzer ihre Jahreskontingente zu einem Abschnitt von 10 Jahren zusammenfassen<br />

(=Abschnittsbrennen); das Gesamtkontingent darf auf die einzelnen Jahre des Abschnitts<br />

beliebig verteilt werden. Dadurch wird ein Ausgleich von Rekord- <strong>und</strong> Missernten<br />

ermöglicht.<br />

Wirtschaftliche Bedeutung des Abfindungsbrennens<br />

Im Betriebsjahr 1998/99 wurden insgesamt r<strong>und</strong> 87.600 hl Abfindungsbranntwein in<br />

Abfindungsbrennereien <strong>und</strong> von Stoffbesitzern erzeugt.<br />

Abfindungsbranntwein muss nicht an die B<strong>und</strong>esmonopolverwaltung abgeliefert werden. Die<br />

Abfindungsbrenner <strong>und</strong> Stoffbesitzer haben die Wahl, ob sie den Branntwein selbst<br />

verwerten oder der B<strong>und</strong>esmonopolverwaltung überlassen wollen. Soll der Branntwein<br />

abgeliefert werden, ist die B<strong>und</strong>esmonopolverwaltung zur Übernahme verpflichtet. Nur der<br />

sogenannte Edelobstbrandwein (Branntwein aus Wein, Steinobst, Enzianwurzeln <strong>und</strong><br />

Beeren) ist nicht ablieferungsfähig. Ihn müssen Abfindungsbrennereien <strong>und</strong> Stoffbesitzer<br />

selbst verwerten.<br />

Für Abfindungsbranntwein zahlte die B<strong>und</strong>esmonopolverwaltung <strong>im</strong> Betriebsjahr 1998/99<br />

einen besonders hohen Übernahmepreis von bis zu 738 DM/hl Alkohol; demgegenüber<br />

betrug der Preis für Branntwein aus einer kleinen landwirtschaftlichen Kartoffelbrennerei <strong>im</strong><br />

Betriebsjahr 1998/99 nur r<strong>und</strong> 297 DM/hl Alkohol.<br />

Be<strong>im</strong> Verkauf erzielte die B<strong>und</strong>esmonopolverwaltung 1998/99 einen durchschnittlichen Preis<br />

von r<strong>und</strong> 105 DM/hl Alkohol. Sie erwirtschaftete unter Berücksichtigung der Kosten einen<br />

Verlust von r<strong>und</strong> 730 DM/hl Alkohol. Bei der Übernahmemenge von r<strong>und</strong> 5<strong>1.</strong>100 hl Alkohol<br />

<strong>im</strong> Betriebsjahr 1998/99 waren das r<strong>und</strong> 37,3 Millionen DM.<br />

Verwerten die Abfindungsbrenner <strong>und</strong> Stoffbesitzer ihren Branntwein selbst (Verkauf an<br />

Endverbraucher, Händler oder Spirituosenhersteller), haben sie die Branntweinsteuer zu<br />

zahlen. Abfindungsbranntwein unterliegt einem ermäßigtem Steuersatz von 2.000 DM/hl<br />

Alkohol; der Regelsatz beträgt 2.550 DM/hl Alkohol. Die Steuerermäßigung für r<strong>und</strong> 27.300<br />

hl Alkohol <strong>im</strong> Betriebsjahr 1998/99 betrug insgesamt r<strong>und</strong> 15 Mio. DM.<br />

10


Bezogen auf den Erzeuger beträgt die Steuermäßigung bei einem Jahreskontingent von 300<br />

Liter Alkohol also 3 x 550 DM = <strong>1.</strong>650 DM. Die Flasche Kirschwasser aus<br />

Abfindungsbranntwein (0,7 Liter, 40% vol.) hat danach gegenüber dem gleichen Erzeugnis<br />

aus einer Verschlussbrennerei eine um 1,54 DM geringere Branntweinsteuerbelastung zu<br />

tragen.<br />

Es gibt <strong>im</strong> Kreis Merzig-Wadern 93, <strong>im</strong> Kreis Trier-Saarburg 322, <strong>im</strong> Kreis Bitburg-Prüm<br />

180 <strong>und</strong> in der Stadt Trier 15 Abfindungsbrennereien. Es handelt sich überwiegend (r<strong>und</strong><br />

85%) um <strong>Brennereien</strong> mit einem jährlichen Erzeugungskontingent von 300 Liter Alkohol.<br />

Ihre Zahl je Oberfinanzbezirk ist auf den Stand <strong>1.</strong> Oktober 1919 eingefroren.<br />

Von großer Bedeutung in den Gebieten ist das Brennen für Stoffbesitzer. Die Anzahl der<br />

Stoffbesitzer schwankt sehr stark von Jahr zu Jahr; 1997/98 sind in Rheinland-Pfalz <strong>und</strong><br />

<strong>Saarland</strong> insgesamt r<strong>und</strong> 30.700 Stoffbesitzer aufgetreten, 1998/99 waren es r<strong>und</strong> 50.000.<br />

Tab. Brennen unter Abfindung in den ausgesuchten Landkreisen<br />

(Branntweinjahresstatistik 1998/99)<br />

Liter 100%-iger Alkohol<br />

Merzig-<br />

Wadern<br />

Stadt Trier Trier-Saarburg Bitburg-Prüm zusammen<br />

Erzeugung insgesamt,<br />

davon:<br />

46.521 5.703 258.593 21<strong>1.</strong>361 522.178<br />

a. in <strong>Brennereien</strong> 20.778 2.741 88.034 43.303 154.856<br />

b. von Stoffbesitzern 25.743 2.962 170.559 168.058 367.322<br />

a. versteuert 25.647 967 32.892 10.172 69.678<br />

b. abgeliefert 20.874 4.737 225.701 20<strong>1.</strong>189 452.501<br />

Aufteilung nach Rohstoffgruppen<br />

Kernobst<br />

Rohstoffmenge (Liter) <strong>1.</strong>035.669 126.144 4.364.951 5.723.477 1<strong>1.</strong>250.241<br />

Alkoholmenge 36.891 4.419 152.923 205.880 400.113<br />

Steinobst<br />

Rohstoffmenge 177.662 9.498 347.277 12<strong>1.</strong>887 656.324<br />

Alkoholmenge 8.122 432 15.784 5.379 29.717<br />

Summe Rohstoffmenge<br />

1<strong>1.</strong>906.565<br />

(Liter)<br />

Anzahl der Abfindungsbrennereien<br />

93 15 322 180 610<br />

Wie an der Menge von fast 12.000.0000 Liter resp. kg. eingemaischtes Kern- <strong>und</strong> Steinobst<br />

sieht, wird deutlich, dass die Brennerei ein wichtiger Absatzmarkt auch für Streuobst ist, d<br />

wir annehmen können, dass doch der Grossteil des Kern- <strong>und</strong> Steinobstes von Hochstämmen<br />

der Region kommt. Rechnet man mit einem durchschnittlichen Ertrag von etwa 20 Tonnen<br />

Obst/ha, so entspricht dies einem Hochstammobstbaumbestand von ca. 600 ha resp. 40.000<br />

bis 50.000 Hochstammobstbäumen.<br />

2.2.<strong>1.</strong>2. Vermarktungsinitiativen<br />

Obwohl es noch viele <strong>Brennereien</strong> gibt, kann an den Zahlen in der Tabelle entnommen<br />

werden, dass nur ca. 13 % des Branntweins als versteuerter Branntwein selbst vermarktet<br />

wird während der Großteil in den B<strong>und</strong>esmonopol geht. Zum Absatz dieser „geringen“<br />

11


Mengen bedarf es aber auch an Engagement. An dieser Stelle sei nur auf die 2 Initiativen<br />

„Cor Verum“ <strong>und</strong> Eifel Premium Brand“ hingewiesen, zu denen sich einige Brenner<br />

zusammengeschlossen haben <strong>und</strong> mit best<strong>im</strong>mten Richtlinien höchste Qualitätsansprüche<br />

festgehalten haben. Auch wenn Streuobst, Verwertung von nicht gespritztem Obst oder die<br />

regionale Herkunft noch nicht absolut verankert sind, so bilden solche Initiativen doch eine<br />

Basis für eine weitere Entwicklung Richtung Aufpreisvermarktung <strong>und</strong> nachhaltige<br />

Hochstammobstkultur.<br />

2.2.2. Luxemburg<br />

2.2.2.<strong>1.</strong> Allgemeines<br />

Das der Streuobstbau für die Versorgung der <strong>Brennereien</strong> für eine große Bedeutung hat, zeit<br />

folgende Tabelle mit dem Lagerbestand von 1998 aller in diesem Zollbezirk aktiven<br />

<strong>Brennereien</strong> (ZENNER 2000). Kernobst, Mirabellen, Kirschen <strong>und</strong> Zwetschgen <strong>und</strong><br />

Pflaumen machen mehr als 2/3 der Produktion aus. Gerade diese Obstarten sind noch als<br />

Hochstammobst weit verbreitet, wenn auch in einem dramatisch schlechten Zustand.<br />

Die noch aktiven <strong>Brennereien</strong>, die in der Regel als Nebenbetrieb innerhalb eines landw.- oder<br />

weinbaulichen Hauptbetriebs funktionieren, geben sich recht viel Mühe qualitativ<br />

hochwertige Produkte zu erzeugen. Etwa 5-10% der Produktion stellt sich jährlich der<br />

freiwilligen Qualitätsprüfung durch die „Marque Nationale“. Andere bauten sich, teils mit<br />

beachtlichem Erfolg ihre eigene kleine Marke auf, oder haben eine traditionelle<br />

Privatk<strong>und</strong>schaft für ihre individuellen Brände. Der luxemburgische Brennereiverband<br />

versucht mit seinen bescheidenen Mitteln die Interessen der schrumpfenden Brennerzahl zu<br />

verteidigen.<br />

In den vergangenen Jahren konnten auf internationalen Spirituosenwettbewerben <strong>im</strong> Ausland,<br />

besonders in Frankreich, luxemburgische Obstbrände überproportional gute Resultate<br />

erzielen, was darauf hindeutet, dass der Niedergang der luxemburgischen<br />

Branntweinproduktion pr<strong>im</strong>är kein qualitatives Problem darstellt.<br />

Tabelle <strong>1.</strong> Lagerbestand (1998) aller in den Zollbezirken von aktiven <strong>Brennereien</strong><br />

Luxemburgs (ZENNER 2000).<br />

38.98% Kernobstbränden<br />

16.99% Mirabelle<br />

1<strong>1.</strong>12% Trester<br />

8.22% Quetsch<br />

3.95% Hefebrand<br />

3.69% Kirsch<br />

3.69% Framboise (H<strong>im</strong>beere)<br />

<strong>1.</strong>92% Schlehenbrand<br />

1,70% Pflaumenbrand<br />

0.91% Korn<br />

8,83% Sonstige Brände (wie Quitte, Spieren, Hol<strong>und</strong>er, usw.)<br />

Diese Produktion aus großteils einhe<strong>im</strong>ischem Obst wird sehr stark von <strong>im</strong>portierten<br />

Spirituosen konkurrenziert. Der Alkoholsteuer unterliegende Alkoholprodukte, die für den<br />

menschlichen Konsum vorgesehen waren, sind in einer Größenordnung von über 2.000.000<br />

12


Liter r. Alk. Importiert worden; dabei war das noch lange nicht die höchste<br />

Jahres<strong>im</strong>portmenge, die 1980 weit über 3.000.000 l r. Alk. lag. Vieles dieser Ware wird<br />

jedoch wieder in unsere Nachbarländer über den intensiven Grenzhandel an Tankstellen <strong>und</strong><br />

Supermärkten verkauft, weswegen der inländische Verkauf <strong>und</strong> der Konsum sicherlich weit<br />

auseinanderliegen.<br />

2.2.2.2. Geschichtliche Aspekte<br />

Ende des 19ten Jahrh<strong>und</strong>erts hatte sich der Konsum an Branntwein in Luxemburg <strong>im</strong> Zuge<br />

der spezifischen Entwicklung durch den Bergbau <strong>und</strong> Eisenindustrie in diesen neuen<br />

Industriezentren enorm entwickelt. Der Bedarf an billigen Konsumschnäpsen war enorm.<br />

1892 konsumierte ca. 1/3 der heutigen Bevölkerung (damals etwa 120.000 bis 130.000<br />

Menschen) über 800.000 Liter 100% Alkohol (pro Kopf 7,4 Liter reinen Alkohol) als<br />

Spirituose <strong>und</strong> lag damit an der Spitze in Europa bzw. der Welt, soweit dies registriert wurde.<br />

Tabelle 2: Verbrauch von Alkohol/Kopf 1892 <strong>und</strong> 1993 aus Spirituosen<br />

(ZENNER 2000)<br />

Land Liter/Kopf <strong>und</strong><br />

Jahr 1892<br />

Liter/Kopf <strong>und</strong> Jahr<br />

1993<br />

Luxemburg 7,4 1,7<br />

Deutschland 5,6 2,6<br />

Belgien 4,8 0,7<br />

Russland 3,2 4,0<br />

Frankreich 4,3 2,5<br />

Vereinigte Staaten 2,8 2,0<br />

Bei der Durchsicht dieser Alkoholkonsumgewohnheiten kann eindeutig festgestellt werden,<br />

dass die industriell am intensivsten entwickelten Regionen Europas bzw. der Welt bei weitem<br />

den höchsten Konsum an hochprozentigen Bränden aufzuweisen hatten. Etwa 100 Jahre<br />

später haben sich diese Konsumgewohnheiten teils drastisch verschoben.<br />

Die freudigsten Spirituosenkonsumenten sind derzeit Russland mit fast 4l r Alk./Kopf an<br />

erster Stelle, gefolgt von Polen mit fast 3,5l r Alk./Kopf. Auch Japan liegt mit über 2 Liter<br />

reinen Alkohol./Kopf noch bei den trinkfesten Konsumländern der heutigen Zeit.<br />

Wenn man jedoch andere alkoholhaltige Getränke (<strong>im</strong> wesentlichen Bier <strong>und</strong> Wein), in<br />

Alkoholeinheiten umrechnet <strong>und</strong> zum reinen Spirituosenkonsum hinzurechnet, kommt man<br />

in fast allen Ländern noch zu einem beachtlichen Pro Kopf Alkoholkonsum, was für<br />

Luxemburg etwa 14,0 Liter reinen Alkohol/Kopf bedeutet (Spirituose 1,7, Wein 6,9, Bier,<br />

5,4), was etwa 0,04 Liter reinen Alkohol/Tag entspricht. Auch hier sind die enormen<br />

Verzerrungen des individuellen Grenzhandels zu berücksichtigen. In Deutschland verhält<br />

dies sich wie folgt: Von Spirituosen 2,6, Wein 2,6, Bier, 5,8 , in Summe 11,0, entspricht<br />

0,03Liter reinen Alkohol/Kopf <strong>und</strong> Tag.<br />

2.2.2.3. Gesetzliche Regelung<br />

Die Alkoholproduktion in Luxemburg musste also vor der vorigen Jahrh<strong>und</strong>ertwende recht<br />

bedeutend gewesen sein. Sie wurde geregelt durch ein Gesetz von 187<strong>1.</strong> So wurden<br />

<strong>Brennereien</strong> mit einer Jahresproduktion von über 2.000 Liter reinen Alkohol aus mehligen<br />

Stoffen, <strong>und</strong> über 5.000 Liter reinen .Alkohol aus Obst als gewerbliche <strong>Brennereien</strong><br />

deklariert <strong>und</strong> mit Alkoholmeter ausgerüstet. Im belgisch-luxemburgischen<br />

13


Alkoholabkommen von 1935 wurde diese Höchstalkoholproduktionsmenge für alle nicht<br />

gewerblichen <strong>Brennereien</strong> auf 2.000 reinen Alkohol reduziert. Dieses Produktionsrecht gilt in<br />

etwa heute noch.<br />

Gewerbliche <strong>Brennereien</strong> kannten keine Ermäßigung oder Freigrenzen für die Alkoholsteuer.<br />

Im Gegensatz hierzu wurden die landwirtschaftlichen <strong>Brennereien</strong> definiert, die eine<br />

Jahresalkoholproduktion unter 2000 Liter reinen Alkohol hatten. Sie waren <strong>und</strong> sind<br />

Abfindungsbrennereien, die auf ihrer Produktion von Steuerermäßigungen profitieren<br />

konnten.<br />

Diese Steuerermäßigungen waren <strong>und</strong> sind als steuerfreie Freigrenze je nach Obstart<br />

definiert. Beispiel: Auf 100 Liter Weintreber ist 1 Liter reiner Alkohol steuerfrei, auf 100<br />

Liter Kernobst, Mirabellen, Zwetschgen, Kirschen ist 1,5 Liter reiner Alkohol frei, auf 100<br />

Liter flüssiger Wein- <strong>und</strong> Obstweinhefe ist ebenfalls 1,5 Liter reiner Alkohohl frei, auf allen<br />

anderen Obstarten <strong>und</strong> Beeren beträgt die Freigrenze 1 Liter reiner Alkohol/hl Maische. Für<br />

jede Obstart gelten offizielle spezifische Normalausbeutesätze.<br />

Werden diese Sätze zuzüglich der jeweiligen Freigrenze überschritten, so findet eine<br />

Nachbesteuerung für die Übermenge mit dem vollen Steuersatz statt.<br />

Die derzeitige Alkoholsteuer ist aufgegliedert in 2 verschiedene Taxen:<br />

<strong>1.</strong> die Akzisentaxe in Höhe von 2,23 € 90 LUF/l r.Alk.<br />

2. die Konsumtaxe „ 8,18 € 330 LUF/l r.Alk.<br />

in Summe: also 10,41 € (420LUF)./l. r.Alk.<br />

Zuzüglich wird der normale Mwst-Satz von 15% berechnet.<br />

Die Überwachung des luxemburgischen Brennereiwesens obliegt heute der Zollverwaltung.<br />

2.2.2.4. Dramatischer Rückgang der <strong>Brennereien</strong><br />

Vor gut h<strong>und</strong>ert Jahren zählte man in Luxemburg etwas über 2000 angemeldete <strong>Brennereien</strong>;<br />

wovon z.B. <strong>im</strong> Durchschnitt der Jahre 1887 bis 1893 , 1759 in Betrieb waren mit einer<br />

Durchschnittsgesamtproduktion für diese Jahre von 826.240 l r. Alk. pro Jahr, aufgegliedert<br />

auf 40 gewerbliche Betriebe, 656 reine landw. <strong>Brennereien</strong> (reine Getreidebrennereien) <strong>und</strong><br />

703 Material- oder Obstbrennereien.<br />

88% der Produktion war mehligen Ursprungs, nur 12% obstbaulichen - <strong>und</strong> weinbaulichen<br />

Ursprungs.<br />

1953 zählte man noch 2 aktive gewerbliche <strong>Brennereien</strong> sowie 101 aktive landwirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> 950 aktive Obstbrennereien mit einer gesamten Alkoholproduktion von 37<strong>1.</strong>974 l.r.Alk.<br />

1990 waren die aktiven <strong>Brennereien</strong> auf knappe 200 Stück zusammengeschrumpft, nur noch<br />

19 landw. – <strong>und</strong> 185 Obstbrennereien teilten sich eine Gesamtalkoholproduktion von<br />

123.238,4l reinen Alkohols, eine echte gewerbliche Brennerei gab es nicht mehr.<br />

Im Jahre 2000 produzierten noch 176 <strong>Brennereien</strong> zusammen 93. 919, Liter Alkohol aus<br />

Früchten, nur mehr 8.000 Liter aus Getreide.<br />

2.2.2.5. Marque nationale<br />

1985 (1996 novelliert) wurde in Luxemburg die „Marque Nationale“ per Reglement für<br />

mehrere Produkte, unter anderem auch für Branntwein, geschaffen. Diese „Marque<br />

Nationale“ legt die min<strong>im</strong>alen Qualitätsstandards für luxemburgische Brennereiprodukte fest<br />

<strong>und</strong> soll somit dem Konsumenten signalisieren, ein einhe<strong>im</strong>isches <strong>und</strong> hochwertiges Produkt<br />

zu erhalten. Bedingungen sind:<br />

- das Obst oder das Getreide muss aus einhe<strong>im</strong>ischer Produktion kommen<br />

- die Etiquettierung (Obstart) st<strong>im</strong>mt mit dem Inhalt überein<br />

14


- der Alkoholgehalt bewegt sich zwischen 40 <strong>und</strong> 50% % vol. Alk.<br />

- es sind keine Verschnitte zugelassen<br />

- es handelt sich um eine natürliche Gärung<br />

Der Branntwein muss einer analytischen <strong>und</strong> organoleptischen Prüfung Stand halten, welche<br />

durch eine eigens hierfür eingesetzte Kommission durchgeführt resp. überprüft wird. Die<br />

Lagerhaltung <strong>und</strong> Etiquettierung unterliegen strengen Bedingungen. Die Branntweine der<br />

„marque nationale“ erhalten eine Halsschleife mit der Aufschrift „MARQUE NATIONALE“<br />

„DES EAUX-DE-VIE LUXEMBOURGEOISES“. Die Flaschengröße kann sein: 0,35, 0,5,<br />

0,7 oder 1,5 Liter.<br />

Nur 5-10 % der <strong>Brennereien</strong> Luxemburgs beteiligen sich an der „marque nationale“. Die Zahl<br />

schwankt zwischen 16 (1995) <strong>und</strong> 27 (2000). Die Mengen an Branntweinen, welche der<br />

Prüfung gestellt wurden, betrugen 12.407 Liter reinen Alkohol (1998) <strong>und</strong> 28.287 Liter<br />

(1987). Von der Menge her dominiert eindeutig die Mirabelle, gefolgt von Zwetschge <strong>und</strong><br />

Apfel. Die Erfolgsquote schwankt sehr stark, liegt aber <strong>im</strong>mer in der Regel über 50% <strong>und</strong><br />

schwankt in den letzen Jahren zwischen 80 <strong>und</strong> 100%.<br />

2.3. Fazit<br />

Das traditionelle Brennereiwesen der Region ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch<br />

zurückgegangen. Preisdruck von überregionalen Anbietern mit nicht deklarierter Qualität<br />

sowie veränderte Trinkgewohnheiten machen den Brennern schwer zu schaffen. Dadurch,<br />

dass die meisten <strong>Brennereien</strong> <strong>im</strong> Nebenerwerb von zum Großteil älteren Leuten geführt<br />

werden, fehlt es auch an einer innovativen Vermarktung. Einige positive Beispiele privater<br />

oder staatlicher Natur aus der Region können dennoch angeführt werden, welche eine Basis<br />

für weitere Innovationen bieten.<br />

Ohne genaue Zahlen anführen zu können, kann aber mit Sicherheit gesagt werden, dass sehr<br />

viel Rohware aus dem Hochstammobst für Brennereizwecke verwendet wird. Jedoch reichen<br />

auch hier die gezahlten Preise für das Obst nicht aus, um den Hochstammobstbestand<br />

nachhaltig zu erhalten. <strong>Brennereien</strong> gehören zu wie viele anderen Handwerke <strong>und</strong> die<br />

Landwirtschaft selbst zur Kultur des ländlichen Raumes.<br />

2.4. Handlungsempfehlungen<br />

- Analyse der heutigen Situation des Brennereiwesens<br />

- Sicherung der Rohware über Hochstammobst<br />

- Innovative Produktaufmachung <strong>und</strong> Vermarktung<br />

- Werbung für einhe<strong>im</strong>ische Brennereiprodukte aus Hochstammobst<br />

- Herausstellen der regionalen <strong>und</strong> standortsbezogenen Qualität<br />

- Aufpreisvermarktungsmodell mit Kontrolle <strong>und</strong> Zertifizierung erarbeiten<br />

2.5. Zusammenfassung<br />

Brennereiprodukte aus der Region <strong>und</strong> großteils aus Hochstammobst hergestellt können sich-<br />

abgesehen von einigen wenigen innovativen Vermarktungsideen- schwer am Markt<br />

15


ehaupten. Um den weiteren Rückgang der <strong>Brennereien</strong> zu bremsen, bedarf es innovativer<br />

Aufmachungs- <strong>und</strong> Vermarktungsformen. Um in unseren Regionen weiterhin <strong>Brennereien</strong> zu<br />

erhalten, müssen ausreichend hohe Preise für das Hochstammobst erzielt werden können <strong>und</strong><br />

diese ökologische Qualität <strong>be<strong>im</strong></strong> Brennereiprodukt kommuniziert werden. Ähnlich wie <strong>im</strong><br />

Bereich der Mosterei soll auch hier eine Streuobstinitiative angedacht werden, besonders<br />

auch deswegen, da auch viele Mostereien in der Region eine Brennerei betreiben, resp.<br />

Brennereiprodukte aus Hochstammobst vertreiben.<br />

16


Tabelle 3. Liste der <strong>Keltereien</strong> in der Interreg- Untersuchungsregion<br />

Name Adresse Postleitzahl Ort Tel. Fax<br />

Luxemburg<br />

Äppelhaus sarl (ab Herbst 2002) 13, Cité dÁctivité Syrdall L-5365 Munsbach 261518 60 Apfelsaft<br />

Lahr Charel 8, rue Aly Duhr L-5401 Ahn 760036 Apfelsaft<br />

Pletgen Germain maison 3 L-9465 Walsdorf 021 263480 Apfelsaft getrennt, eig. Ä.<br />

Wampach Carlo Kelterbierg 3 L-6830 Berbourg 710257 710488 Apfelsaft<br />

Vizerei Diekirch, Thillen Paul 39, rue de la Croix L-9216 Diekirch 803208 Apfelsaft<br />

Musée Thillenvogthei, Ney Jean 1, am Faubourg L-8838 Wahl 838180 Apfelsaft<br />

Rheinland-Palz/Bitburg-Prüm, Trier <strong>und</strong> Trier-Saarburg<br />

Wagner, Obstweinkelterei Am Wässerchen D-54619 Eschfeld 06559/857 1306 verschiedene Säfte, Viez<br />

Scherf, Andreas; Schefs Mühle Ruwergasse 29a D-54320 Waldrach 06500/7259 keine Angaben<br />

Gorges Alois Kirchstrasse 10 D-54317 Thomm 06500/1229 keine Angaben<br />

Lorschneider Johannes Olewigerstrasse 175 D-54295 Trier keine Angaben<br />

Frieden Johann In der Abswies 2 D-54453 Nittel 06584/219 Apfelsaft<br />

Briesch Norbert Moselstrasse 40 D-54340 Bekond 06502/20124 keine Angaben<br />

Rodens Thomas Mühlenstrasse 5 D-54340 Longuich 06502/2176 keine Angaben<br />

Conrad Marc Im Träg 42 D-54298 Welschbillig 06506/991112 -13 keine Angaben<br />

Ze<strong>im</strong>etz Oberdorf D-54668 Holstum 6523593 Apfelsaft, Viez<br />

Grossmann Klaus Pickstrasse D- Pickliessen Apfelsaft, Viez, Brennerei<br />

<strong>Saarland</strong> Merzig Wadern<br />

Obst- <strong>und</strong> Gartenbauvereine<br />

Löstertal: Manfred Ruppold Im Travefeld 22 D-66687 Wadern-Oberlösten 06871 7338 Ap.S. Fl. mit Drehversch.<br />

Wadrill: Raym<strong>und</strong> Breidt Schl<strong>im</strong>mfeldstrasse 18 D-66687 Wadern Warwill 06871 3879 Pressen von Äpfel<br />

Noswendel: Hans Joseph Dönnemeyer Parkstrasse 24 D-66687 Wadern-Noswendel 06871-3367 Pr. von Ä., Korkv. Brenn.<br />

Mettlach: Werner Brausch Bocksberg 13 D-66693 Mettlach 06864 385 Ap.S.in Fl. mit Korken<br />

Bachen: Ernst Rudolf Altbachstrasse 26 D-66679 Loshe<strong>im</strong>-Bachem Pressen von Äpfel<br />

Streit Klaus, Landwirt Haardtor Hof D-66663 Merzig- 06861 2757 Viez<br />

1


Weiten Peter, Gaststätte Zur alten Saar 20 D-66663<br />

Schwemmlingen<br />

Merzig-Hilbringen 0681 2757 Viez<br />

Schmitt Wolfgang Saarmühlenstrasse 57 D-66663 Merzig-Menningen 06861 77614 Viez<br />

Ludwig Müller, Kelterei Wahlener Strasse 100 D-66679 Loshe<strong>im</strong> a. d.<br />

06872 8573 Apfelsaft, Viez<br />

Wahlen<br />

Merziger Fruchtsäfte GmbH u. Co. KG Viezstrasse 1 D-66663 Merzig 06861 7060 Alle Säfte, Viez<br />

Väth Georg, Süßmosterei, Brennerei Weinstrasse 1 D-66679 Loshe<strong>im</strong> am See 06872 2366 Alle Säfte, Viez,<br />

Branntwein<br />

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