HAJO82
Das kostenlose Veranstaltungsmagazin für Lesben, Schwule und Transgender in Schleswig-Holstein
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September 2011 | HAJO 82<br />
Sodom & Gomorrha können einpacken.<br />
Sie ist ein „glamouröses Flittchen mit einem ordinären Schandmaul“. Schreibt<br />
sie selbst über sich. Das hätte ich mich nie zu sagen getraut; nach der<br />
Lektüre ihres Buches wage ich allerdings auch nicht zu widersprechen.<br />
sener Tür, kam aber mit Hilfe guter Freunde doch<br />
jedes Mal am Türsteher vorbei.<br />
(nb) - Die Rede ist von Nina Queer, durch Fernsehauftritte<br />
inzwischen auch überregional bekanntgewordene<br />
schrille Berliner Partybesucherin<br />
und -veranstalterin mit (s)exzessivem Hang „zum<br />
schmutzigen Hobby“ und gleichnamiger Bar.<br />
Dass sich hinter dieser provokanten und exzentrischen<br />
Person ein Mensch mit Gefühlen verbirgt,<br />
klingt hier und da leise an – wird dann aber<br />
Als Kolumnenschreiberin<br />
prompt von laut einsetzender<br />
hat sie bereits reichlich Erfahrung<br />
darin gesammelt,<br />
„Blasmusik“ übertönt.<br />
Und so bleibt das ungeschminkte<br />
ihre schlüpfrig-scharfe<br />
Gesicht der Nina<br />
Zunge zu Papier zu bringen,<br />
jetzt war offenkundig<br />
ein Buch fällig – mit<br />
dem aussagekräftigen Titel<br />
Queer unsichtbar. Dichtung<br />
oder Wahrheit? Transe oder<br />
Travestie? Kunstfigur oder<br />
zweite Natur? Diese Fragen<br />
„Dauerläufig“. Wie treffend!<br />
bleiben unbeantwortet.<br />
„Blasebalg“ hätte<br />
Natürlich darf man bei ei-<br />
auch gut gepasst. Denn<br />
egal, was Nina Queer aus<br />
ihrem Leben berichtet, welche<br />
Anekdote sie zum Besten<br />
gibt, letztlich läuft es<br />
mit an Sicherheit grenzender<br />
Wahrscheinlichkeit darauf<br />
hinaus, dass sie den<br />
Mund wieder und wieder<br />
sehr, sehr voll nimmt. (Ihr<br />
wisst, was ich meine ...)<br />
nem Buch mit diesem Titel<br />
keine tiefschürfende Biografie<br />
erwarten; auf diese geballte<br />
Ladung Sex, Alkohol,<br />
Drogen und Nightlife war<br />
ich allerdings doch nicht so<br />
ganz eingestellt. Nina Queer<br />
packt aus – und Sodom und<br />
Gomorrha können einpacken.<br />
Bisweilen gerät das<br />
Ganze zu einem Parcours<br />
Ein wenig „Lebensläufiges“<br />
der Peinlichkeiten, wird<br />
erfährt man dabei aber<br />
doch und bekommt den Werdegang vom alpenländischen<br />
Enfant terrible zur Partyqueen auf Kokain<br />
geschildert, der nicht gerade ein kometenhafter<br />
Aufstieg war oder gar wie geschmiert verlief. Auf<br />
auch gerne mal unappetitlich<br />
– und damit vielleicht zu einem gefundenen<br />
Fressen für Leser, die es deftig-derb mögen und<br />
Lust auf eine beständig-steife Brise zwischen zwei<br />
Buchdeckeln haben.<br />
dem Weg von der Alm zum „Irrenhouse“ (ihrer eigenen<br />
Partyreihe) stand sie vor manch verschlosi<br />
Nina Queer: Dauerläufig<br />
Querverlag, 2011<br />
Literatur | Seite 15