Pfingsten - Pfarrverband Kirchberg am Wagram
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Serie: Aus der Pfarrchronik von Altenwörth<br />
Gottes Wege sind unergründlich! – dieser<br />
oft zitierte Satz passte in diese Vorbereitung.<br />
Denn die – nicht ganz freiwillige<br />
– Reisepause zur Osterzeit (die Route stand<br />
bereits fest) ermöglichte eine unerwartete<br />
Begegnung mit einer außergewöhnlichen<br />
Persönlichkeit aus Sachsendorf.<br />
Diese Begegnung war so aufregend,<br />
dass die geplante Reise kurzerhand verschoben<br />
wurde. So lade ich Sie ein, mit mir<br />
763 Jahre zurückzureisen – zu:<br />
Ulrich von Sachsendorf – 1249!<br />
Ulrich von Sachsendorf, – dies ist der<br />
N<strong>am</strong>e eines Minnesängers – war ein Ministeriale<br />
der Herren von Kuenring, ist urkundlich<br />
1249 nachgewiesen. Er hat enge<br />
Beziehungen zum kunstliebenden Hofe der<br />
Babenberger Herzöge gehabt und Ulrich<br />
von Lichtenstein begrüßt ihn auf ritterliche<br />
Weise im Gefolge Friedrich des Streitbaren<br />
bei Wiener Neustadt im Jahre 1240.<br />
Sein übriger Lebenslauf, seine dichterische<br />
Tätigkeit, sein Tod, alldas verliert sich im<br />
Dunkel des Mittelalters. Seine Dichtungen<br />
aber, wenngleich ihrer nur sieben und<br />
auch diese nur in einer Handschrift (Große<br />
Heidelberger Liederhandschrift C) erhalten<br />
sind, zeugen rü einen bedeutenden<br />
Dichter, der mit der späteren Verderbtheit<br />
der Dorfpoesie noch nichts zu tun hat.<br />
Wir finden darinnen liebliche Naturschilderungen,<br />
Mannlust und natürlich auch<br />
eigene Liebesqual und verzehrende Sehnsucht.<br />
Sie bewegen sich durchaus auf der<br />
Höhe der klassischen Minnesängerperiode<br />
der höfischen Zeit, wenngleich sich auch<br />
vereinzelt Anklänge an den schon etwas<br />
realistischen Geschmack finden, wie ihn<br />
später Neidhart von Reuenthal, der auch<br />
unsere Gegenden durchzog, aufweist.Al-<br />
14<br />
lerdings sagen diese Gedichte unserem<br />
heutigen Geschmack nicht mehr zu, aber<br />
ein bedeutender Dichter war er doch.<br />
Gesegnete Pfingstfeiertage, einen<br />
sonnendurchfluteten Sommer und ein<br />
herbstlich energiegeladenes Wiedersehen<br />
wünscht Ihnen/Euch Margit Budin<br />
PS: In der Chronik ist leider kein Gedicht<br />
von Ulrich angeführt. Dafür finden Sie hier<br />
eines von margareta Korherr aus dem<br />
Waldviertel (und der Jetztzeit):<br />
Gebetläutn<br />
Wer woaß heit nu, wos des bedeit,<br />
wonn in da Friah und af d’Nocht de Glockn läut?<br />
Friaha hot ma inneghoitn und wos bet,<br />
war fost a Sünd gwest, wonn ma des vagessn hätt.<br />
De Monna hom eah Kopfbedeckung owagebn,<br />
des woar so Brauch in eahnan religiösen Leben,<br />
sie hom en Allmächtigen eah Hochochtung bekonnt,<br />
und d’Oarbat woartn lossn an kloan Rond.<br />
Da Tog hot ongfongt mitn Läutn in da Friah,<br />
des Morgengebet hot ma ondächti varricht af seine Knia.<br />
’s Mittogläutn hot de Oarbeit unabrocha,<br />
vorn Essn hot ma’s Donkgebet nu mitanonda gsprocha.<br />
Und hot ma d’Glockn wieda gheart af d’Nocht,<br />
hot ma de Orbat niedaglegt, des Togwerk woar voibrocht.<br />
Olle Freitog, wonn de Glockn läut um drei,<br />
do waor ma mit de Gedonkn ban Kreizestod dabei.<br />
Wonn <strong>am</strong> Sunntog vormittog de Glockn läutn,<br />
do wöns de Gläubigen zur Kircha hinbegleiten.<br />
Und wonn oa Gleckal trauri schwingt;<br />
woaß ma, dass es fia an Totn klingt.<br />
Heit heart ma a jedsmoi de Glockn läutn,<br />
koana legt sei Oarbeit af die Seitn,<br />
tat wer betn, schauat jeda groß,<br />
und moanat glei, es war wos Schrecklichs los.<br />
De Glockn wö’n mit eahn Geläut erinnan,<br />
dass mia uns zwischendurch a weng besinnan,<br />
dass mir net nur jauga soin und hostn,<br />
sondern monchesmoi mit Ondocht rostn!