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Thomas Bernhard- Ein literarischer Außenseiter ORF 1 am 12.2 ...

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hythmische Sprache und einen Tonfall, der unverwechselbar war, sich in die Ohren seiner Hörer<br />

einzuschleichen verstand.<br />

Man hat lange gemeint, dass ein Werk <strong>Bernhard</strong>s dem anderen wie ein Ei dem anderen gliche, auf der<br />

anderen Seite lohnt es sich, doch genau hinzuschauen, denn diese Texte sind sehr unterschiedlich und<br />

in einer feinen Differenzierung angebracht, die Themen werden nie auf die selbe Weise abgehandelt,<br />

<strong>Thomas</strong> <strong>Bernhard</strong> hat hier einen sehr schönen Vergleich gebraucht, er hat gesagt:<br />

"<strong>Ein</strong> Buch ist ja so wie eine weiße Wand und auf den ersten Blick meint man, da wäre alles gleich, sieht<br />

man aber genau hin, dann sieht man, dass sie voller Risse und Unebenheiten ist, Ungeziefer kriecht<br />

darüber hin", das heißt, eine weiße Wand ist wie ein Buch. Ich glaube, die Texte <strong>Thomas</strong> <strong>Bernhard</strong> sind<br />

so eine weiße Wand und man kann sie lange genug anschauen.<br />

Anerkennung in der ganzen Welt<br />

<strong>Thomas</strong> <strong>Bernhard</strong> wirkt in Österreich, aber das Auffallende ist natürlich, dass diese Texte auch überall<br />

anders rezipiert wurden, wo die Österreich-Problematik als solche kaum von Bedeutung sein konnte, so in<br />

Frankreich, wo schon 1972 eine begeisterte Besprechung seines Romans "Die Verstörung" erschien. In<br />

Frankreich, in Spanien, in Italien ist sein Werk fast zur Gänze übersetzt. In der Tschechischen Republik,<br />

in Russland, ja sogar im fernen China, in Japan und in Korea gibt es kleine Vereinigungen, die sich dem<br />

Werk <strong>Thomas</strong> <strong>Bernhard</strong>s widmen, die diese Texte übersetzen und auf der Bühne präsentieren.<br />

<strong>Bernhard</strong> wird in den germanistischen Seminaren gelesen, die Flut der Sekundärliteratur weltweit ist nicht<br />

zu überblicken, er ist geradezu zu einem Nachfolger Kafkas geworden, was die Intensität in der<br />

Interpretation betrifft, er ist einer der negativen großen Klassiker der deutschsprachigen Literatur weltweit<br />

geworden. <strong>Thomas</strong> <strong>Bernhard</strong> verstand es sehr gut, sich dem Publikum zu insinuieren, und je mehr er sich<br />

zurückzog, umso mehr folgte ihm das Publikum in seine <strong>Ein</strong>s<strong>am</strong>keit nach.<br />

Text: Wendelin Schmidt-Dengler<br />

Mehr zum Ableben von Wendelin Schmidt-Dengler in oe1.<strong>ORF</strong>.at

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