01 | 2010 NEWS
Emotional Banking
Emotional Banking
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Business t<br />
Vertrieb und Kundenmanagement t<br />
Doch sehr viel stärker als bei Finanzdienstleistern kommt mit der<br />
Marke ein weiteres Differenzierungsmerkmal zum Tragen. Eine<br />
gezielte Markenführung sorgt für eine Abgrenzung zu anderen<br />
Anbietern und Produkten. Obwohl es im Einzelfall sinnvoll sein<br />
kann, den Kunden rational anzusprechen, ist die emotionale Aufladung<br />
von Marken offensichtlich am erfolgreichsten. Man denke<br />
nur an Unterhaltungselektronik, Mode, Erfrischungsgetränke<br />
und nicht zu vergessen Automobile.<br />
transportiert werden, so findet man Begriffe wie „Verantwortungsbewusstsein“,<br />
„Professionalität“, „Partnerschaft“. So gut wie alle Banken<br />
stellen mehr oder weniger seriöse Distanz in den Vordergrund.<br />
Im Zuge der Finanzkrise und ihrer Nachwehen ist dies mit Sicherheit<br />
verständlich. Doch es erklärt weder die emotionale Zurückhaltung<br />
in der Markenführung vor der Finanzkrise, noch kann dies zwingend<br />
für jeden Anbieter der richtige Weg in die Zukunft sein.<br />
Es ist an dieser Stelle sicher nicht erforderlich, Namen zu nennen,<br />
jedem Leser werden die bekanntesten Marken zu diesen Produkt-<br />
Große operative Marge<br />
Markenpremium<br />
Geringe operative Marge<br />
kategorien spontan einfallen.<br />
Operative<br />
Marge<br />
Verantwortlich dafür sind in allen diesen Fällen ein gezielter Aufbau<br />
des Markenimages und eine gezielte Besetzung der jeweiligen<br />
Marke mit emotionalen Werten. Das Markenimage sorgt langfristig<br />
für Identifikation in einer Zielgruppe, für ein „Das-muss-ichhaben“.<br />
Es scheut aber auch nicht vor Polarisierung zurück, wie<br />
man besonders bei Automobilmarken feststellen kann. Dem „Dasmuss-ich-haben“<br />
steht häufig ein kategorisches „Das-werde-ichniemals-kaufen“<br />
in anderen Zielgruppen gegenüber. Doch diese<br />
Polarisierung kann sich lohnen. Nicht selten sind 10 oder gar 20<br />
% des am Markt erzielten Preises allein dem Wert der Marke zu<br />
verdanken. Je geringer die operative Marge ist, desto größer ist<br />
der Ergebniseffekt dieses sogenannten Markenpremiums. Bei<br />
solch einem Margenhebel kann auch die Ablehnung der Marke<br />
bei bestimmten Zielgruppen verschmerzt werden.<br />
Anbieter mit<br />
geringem<br />
Markenwert<br />
Anbieter<br />
mit hohem<br />
Markenwert<br />
Kosten<br />
Abbildung 1: Markenwert als Deckungsbeitragsgröße<br />
Anbieter mit<br />
geringem<br />
Markenwert<br />
Anbieter<br />
mit hohem<br />
Markenwert<br />
Kann man eine Bankenmarke emotional aufladen?<br />
Tatsächlich gibt es durchaus bereits Ansätze einer stärkeren emotionalen<br />
Ansprache und Bindung von Kunden. Nur sind sie selten<br />
direkt auf die Marke bezogen.<br />
Wofür stehen Bankenmarken?<br />
Obwohl auch Banken seit jeher durch werbliche Maßnahmen die<br />
Wahrnehmung ihrer Marke am Markt zu prägen versuchen, wird<br />
durch dieses Mittel nur in geringem Maße das Profil gegenüber konkurrierenden<br />
Anbietern geschärft. Häufig wird das Markenimage<br />
sogar stärker etwa durch Presse und Mundpropaganda geprägt.<br />
Vor einer Emotionalisierung ihrer Marke schrecken Banken eher zurück.<br />
Betrachtet man die Werte, die zumeist in den Werbeaktivitäten<br />
Diesen Schritt der emotionalen Bindung geht aktuell wohl am<br />
ehesten die Gruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Aufgrund<br />
ihrer Rechtsform der Genossenschaft, die es jedem Kunden<br />
erlaubt, als Mitglied gleichzeitig Teilhaber der Bank zu werden,<br />
steht diesen ein Kundenbindungsinstrument zur Verfügung, das<br />
andere Banken nicht haben. Obwohl bei Genossenschaftsbanken<br />
ansonsten generell die oben aufgezeigten zurückhaltenden Werte<br />
dominieren, kann mit Sicherheit beispielsweise durch die Botschaft<br />
„Meine Bank gehört mir“ ein hoher Grad an emotionaler<br />
Bindung erzielt werden.<br />
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