TISCHTENNIS SPORTKLUB WIEN
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JAHRE<br />
EUROPACUP<br />
<strong>TISCHTENNIS</strong><br />
<strong>SPORTKLUB</strong> <strong>WIEN</strong><br />
<strong>TISCHTENNIS</strong> – EUROPACUP<br />
1987 – 2012
Seite 2<br />
S.K.W.-25 Jahre Europacup
Vorwort von Peter Raidl,<br />
Obmann des Tischtennis<br />
Sportklub Wien und Vereins-<br />
Rekordinternationaler<br />
Seite 3<br />
Vorwort von<br />
Wolfgang Päuerl,<br />
Rekordinternationaler des<br />
Tischtennis Sportklub Wien<br />
Im Frühjahr 1987 hatten der damalige Sektionsleiter<br />
der Tischtennis-Sektion des Wiener Sport-<br />
Club, Fritz Dischendorfer, und ich als sportlicher<br />
Leiter eine Idee. Uns fiel auf, dass die österreichischen<br />
Vereine das ihnen zustehende Kontingent an<br />
Plätzen im ETTU-Nancy-Evans-Cup nur selten ausschöpften.<br />
Da beschlossen wir, unsere Mannschaft,<br />
die damals in der Staatsliga-A engagiert war, zu<br />
nennen – und unsere Nennung wurde akzeptiert.<br />
Mit dem Spiel in Apeldoorn, bei dem wir mit der<br />
Aufstellung Thomas Karner / Willibald Fuchs /<br />
Peter Raidl völlig chancenlos waren und damit unser<br />
erstes Europacup-Abenteuer auch sehr schnell<br />
vorbei war, begann aber eine damals noch nicht<br />
vorhersehbare „Europacup-Geschichte“. Und heute,<br />
25 Jahre später, blicken wir mit Stolz auf unglaubliche<br />
95 Europacup-Spiele von Mannschaften der<br />
Tischtennis-Sektion des Wiener Sport-Club, des<br />
TTC Wiener Sportclub und des Tischtennis Sportklub<br />
zurück. 95 Spiele, die mit teilweise überaus<br />
interessanten Reisen verbunden waren, die uns zu<br />
Hause großartige Tischtennis-Feste bescherten, bei<br />
denen wir aber vor allem viele nette Sportfreunde<br />
aus ganz Europa kennen lernen durften.<br />
Ich freue mich auch sehr, dass ich in diesen 25 Jahren<br />
beinahe alle Spiele miterleben durfte, 45 davon<br />
als Aktiver – dabei das erste in Apeldoorn in den<br />
Niederlanden und das letzte daheim gegen Polisportiva<br />
Tennistavolo Trezzano. Und jetzt freuen<br />
wir uns schon auf unser 100. Spiel – da müssen wir<br />
ja nicht mehr lange warten…<br />
Bin ich tatsächlich Rekordinternationaler des Tischtennis<br />
Sportklub Wien? Die Frage trug zwar im<br />
ersten Moment nicht unbedingt dazu bei, mich<br />
jünger zu fühlen, ebenso wenig obige Fotos, die in<br />
grauer Vorzeit entstanden sein müssen, aber andererseits…<br />
– ja andererseits sind definitiv viele bleibende,<br />
sehr schöne Erinnerungen damit verbunden.<br />
Ich habe natürlich keinen blassen Schimmer, wie<br />
viele Einsätze ich vorweisen kann (Anm.: „Eh klar!<br />
„Beachspieler“ würden meine Mannschaftskollegen<br />
dazu sagen und unser Obmann Peter Raidl würde<br />
mir das, lächelnd, wie aus der Pistole geschossen,<br />
beantworten). Das ist für mich jedoch gar nicht von<br />
Bedeutung. Viel wertvoller sind die vielen schönen<br />
Erlebnisse im Zuge der zahlreichen internationalen<br />
Begegnungen. Bemerkenswerte Reisen vom Ural<br />
bis zu den britischen Inseln, meist sehr nette Sportfreunde,<br />
spannende Spiele, tolle Erfolgserlebnisse<br />
und vor allem viel gemeinsam erlebter Spaß. Jeder,<br />
der bereits das Vergnügen hatte, an den Begegnungen<br />
als Spieler teilzunehmen, ein spannendes Spiel<br />
als Zuschauer mitverfolgt oder uns sogar zu einem<br />
Auswärtsspiel begleitet hat, wird mir hier beipflichten.<br />
Letzteres kann ich jedenfalls nur allen empfehlen.<br />
Ich bin dankbar dafür, dass ich ein Teil dieser<br />
Geschichte des TT Sportklub Wien sein durfte und<br />
hoffentlich noch einige Jahre meinen Teil dazu<br />
beitragen kann. Die 25jährige Geschichte wird mit<br />
dieser Festschrift dokumentiert. Und sogar ich<br />
werde schlussendlich wissen, wie oft ich wirklich<br />
im Einsatz war. Viel Vergnügen beim Schmökern!<br />
S.K.W.-25 Jahre Europacup
Seite 4<br />
Die europäischen Cupbewerbe<br />
Im Tischtennis gibt es drei europäische Cup-Bewerbe: Die Champions-League (früher „Europacup der Meister“)<br />
sowie den ETTU-Cup (früher „Messestädtecup“ und „ETTU-Nancy-Evans-Cup“) und den TT-Intercup. Der<br />
Tischtennis Sportklub Wien hat in den vergangenen 25 Jahren am ETTU-Cup (36 Spiele), am TT-Intercup (57<br />
Spiele) und am TT-Intercup-for-ladies (2 Spiele) teilgenommen.<br />
In der Saison 1960/61 hat die Europäische Tischtennis-Union<br />
erstmals einen Europacup der Meister<br />
ausgeschrieben, 1964/65 wurde dann der European<br />
Fair Cities Cup, der bei uns besser unter der<br />
Bezeichnung "Messestädtecup" bekannt war, ins<br />
Leben gerufen. An diesem Cupbewerb durften<br />
Vereinsmannschaften teilnehmen, in deren Heimatstädten<br />
Messen abgehalten wurden, allerdings nicht<br />
die jeweiligen Landesmeister. Anfang der 1980er-<br />
Jahre wurden dann die ersten Stimmen laut, die<br />
neue Teilnahmekriterien erreichen wollten.<br />
Im Jahre 1984 war es dann so weit: Der<br />
Messestädtecup wurde in ETTU-Nancy-Evans-<br />
Cup umbenannt und für Klubmannschaften geöffnet,<br />
die in ihren nationalen Ligen in der 1. Division<br />
Spitzenplätze belegen. Die Landesmeister durften<br />
nach wie vor nicht teilnehmen, die Zahl der<br />
Teilnehmer der einzelnen Nationen wurde von einer<br />
Nationenwertung abhängig gemacht. Aus Österreich<br />
durften meist zwischen vier und sechs Teams<br />
teilnehmen, in der Regel also der 2. bis 5. (6. oder<br />
7.) der Staatsliga-A (später 1. Bundesliga). Im Jahre<br />
2005 wurde der Bewerb schließlich in ETTU-Cup<br />
umbenannt.<br />
Da wir aber schon in der Saison 1986/87 bemerkten,<br />
dass Österreich das ihm zustehende Kontingent<br />
nicht zur Gänze ausschöpfte (vielen Vereinen war<br />
das finanzielle Risiko von Reisen in weit entfernte<br />
Städte zu groß, auch wollten die Spieler nicht), entschlossen<br />
wir uns, in der Saison 1987/88 erstmals<br />
eine Nennung abzugeben.<br />
Als Erster trug sich bei den Herren 1964/65 der<br />
DJK Sportbund Stuttgart in die Siegerliste ein. In<br />
den Folgejahren dominierten meist osteuropäische<br />
Teams den Bewerb, bei den Herren bis Ende der<br />
1970er-Jahre, bei den Damen bis Ende der 1980er-<br />
Jahre. Dies ist auf die gezielte Förderung des TT-<br />
Sports im Osten zurückzuführen, mit der zunehmenden<br />
Professionalisierung gewannen immer öfter<br />
westeuropäische Teams den Titel. Ein heimischer<br />
Verein konnte bislang noch nie das Finale erreichen<br />
(weder bei den Herren noch bei den Damen!), mit<br />
unserem Viertelfinaleinzug in der Saison 1990/91<br />
konnten Peter Raidl, Wolfgang Päuerl und Toni<br />
Hold für einen der größten Erfolge sorgen, den je<br />
ein österreichisches Herren-Team erreichen konnte.<br />
Der TT-Intercup wurde 1990 durch eine initiative<br />
Gruppe von internationalen Tischtennis-Funktionären<br />
unter der Leitung des damaligen WTTV-<br />
Präsidenten Dr. Josef Simecek mit Unterstützung<br />
der Casinos Austria gegründet. Nach drei "Probejahren"<br />
wurde dieser beliebte Bewerb von der<br />
Europäischen Tischtennis-Union als internationaler<br />
Wettbewerb anerkannt.<br />
Zweck des TT-Intercups war und ist es, jenen<br />
Vereinen Spielmöglichkeiten zu bieten, die internationale<br />
Sportkontakte suchen, jedoch aufgrund<br />
ihrer nationalen Platzierung keine Möglichkeit<br />
haben, am "Cup der Landesmeister" (Champions-<br />
League) oder am ETTU-Cup teilzunehmen. Die<br />
Teilnehmer sind auf Länder aus "Zentraleuropa" im<br />
weitesten Sinne beschränkt. Zudem können auch<br />
zweite Mannschaften von Teilnehmern an der<br />
Champions-League oder des ETTU-Cups am TT-<br />
Intercup teilnehmen.<br />
Der erste Sieger dieses Bewerbs kam mit dem VfL<br />
Lübeck aus Deutschland, bisher konnten sich vier<br />
Mal österreichische Mannschaften in die Siegerliste<br />
eintragen: 1993/94 Casino Baden, 1997/98 der TTV<br />
Hornstein und in den Spielzeiten 1999/2000 und<br />
2006/07 ASKÖ Linz-Altstadt.<br />
Der TTC Wiener Sportclub hat diese Chance auf<br />
internationale Spiele erstmals in der Saison 1996/97<br />
genützt und nimmt seither jedes Jahr an diesem<br />
interessanten Bewerb teil. Unsere Herren-Mannschaft<br />
erreichte 2003/04 das Final-Four – und das<br />
Team Anton Kutis / Wolfgang Päuerl / Aleksandar<br />
Sekulic sorgte dabei mit dem 2. Platz für die beste<br />
Platzierung, die je eine Wiener Mannschaft erreichen<br />
konnte. Seit 2010 ist Peter Raidl im Organisationskomitee<br />
des TT-Intercup.<br />
In der Saison 2007/08 gab es mit der Einführung<br />
des TT-Intercup for ladies eine weitere Premiere<br />
– und wir haben quasi als „Gründungsmitglied“<br />
mitgespielt. Leider musste dieser Bewerb mangels<br />
Teilnehmern nach nur drei Saisonen wieder eingestellt<br />
werden.<br />
S.K.W.-25 Jahre Europacup
Aller Anfang ist schwer…<br />
S.K.W.-25 Jahre Europacup<br />
Seite 5<br />
Gegen Ende der Saison 1986/87 beschlossen der damalige Sektionsleiter Fritz Dischendorfer und der sportliche<br />
Leiter Peter Raidl, unsere in der Staatsliga-A engagierte Mannschaft für den ETTU-Nancy-Evans-Cup anzumelden.<br />
Da einige vor uns platzierte Klubs auf eine Teilnahme verzichteten, wurde unsere Nennung akzeptiert –<br />
und eine großartige Serie von 95 internationalen Wettkämpfen konnte beginnen.<br />
Mit Spannung wurde die Auslosung der 1. Runde<br />
erwartet – daran hat sich bis heute nichts geändert.<br />
Unser allererstes Europacup-Spiel führte uns in die<br />
Niederlande! Am Donnerstag, dem 17.9.1987, fuhr<br />
unser Team mit Peter Raidl, Thomas Karner und<br />
Willi Fuchs begleitet von „Boss“ Fritz Dischendorfer<br />
mit der Bahn von Wien nach Apeldoorn, wo wir<br />
am Freitag zu Mittag eintrafen. Am Samstag stand<br />
dann unser Premierenspiel auf dem Programm, der<br />
holländische Erstdivisionär De Blaeuwe Werelt<br />
Apeldoorn erwies sich aber als eine Nummer zu<br />
groß, gewann klar mit 5:1 und damit war unser<br />
erstes Europacup-Abenteuer sehr schnell wieder zu<br />
Ende. Peter Raidl sorgte gegen den jungen Edwin<br />
Angenent für den Ehrenpunkt und verlor gegen den<br />
niederländischen Teamspieler Jaap van Spanje nur<br />
knapp, Thomas Karner blieb ebenso wie Willi<br />
Fuchs ohne Satzgewinn und damit etwas unter<br />
seinen Möglichkeiten.<br />
Trotz dieser klaren Niederlage zum Auftakt fanden<br />
wir Gefallen an internationalen Abenteuern, und so<br />
wurde nach einer kurzen Besprechung einstimmig<br />
beschlossen, auch in der kommenden Saison für<br />
den ETTU-Nancy-Evans-.Cup zu nennen.<br />
Unser zweites ETTU-Cup-Engagement begann mit<br />
einem Auswärtsspiel in Portugal. Unsere Equipe –<br />
Peter Raidl, Willi Fuchs, Georg Stierle, Wolfgang<br />
Päuerl und Fritz Dischendorfer – flog zunächst von<br />
Wien via München nach Lissabon, ehe es mit dem<br />
Auto weiter nach Caldas da Rainha ging. Gegen<br />
den dortigen Sporting Club gab es einen klaren 5:0-<br />
Auswärtssieg, Raidl, Fuchs und Stierle blieben<br />
ohne Satzverlust. Probleme gab es erst bei der Besichtigung<br />
von Lissabon am Sonntag, als Fritz Dischendorfer<br />
auf der Festung über eine steile Stiege<br />
stürzte und sich eine stark blutende Kopfwunde und<br />
einen Achillessehnenriss zuzog. Dann verstaute er<br />
auch noch seinen Reisepass im Koffer, passierte<br />
dann jedoch nach hektischem, aber vergeblichem<br />
Suchen die Pass- und Zollkontrolle problemlos mit<br />
der Wiener Straßenbahnnetzkarte...<br />
Heimpremiere gegen Olimpija Ljubljana<br />
Danach folgte unsere ETTU-Cup-Heimpremiere:<br />
Gegen den hohen Favoriten Olimpija Ljubljana<br />
Peter Raidl, Georg Stierle, Roman Vasiljevic, Willi<br />
Fuchs (v.l.n.r.) vor dem Spiel gegen Olimpija Ljubljana<br />
wurden 100 Zuschauer und der ORF Zeugen einer<br />
großartigen Leistung unseres Teams. Peter Raidl<br />
und Willi Fuchs sorgten mit je zwei Siegen für eine<br />
sensationelle und nie für möglich gehaltene 4:2-<br />
Führung, ehe man den Gästen schlussendlich aber<br />
doch noch zum 4:5 gratulieren musste… - Da war<br />
unser Team trotz der starken Leistung natürlich der<br />
Verzweiflung nahe – eine bittere Lehrstunde! Mit<br />
dieser Niederlage wollten wir aber keinesfalls unser<br />
internationales Engagement beenden und so<br />
beschlossen wir noch an Ort und Stelle, auch für<br />
den ETTU-Nancy-Evans-Cup 1989/90 zu nennen.<br />
Peter Raidl, Georg Stierle, Roman Vasiljevic, Willi<br />
Fuchs (v.l.n.r.) vor dem Spiel gegen Olimpija Ljubljana<br />
1989/90: Das Gastspiel von Werner Schlager<br />
Nach der Saison 1988/89 gelang uns mit der Verpflichtung<br />
von Werner und Harald Schlager eine<br />
Transfersensation. Im ETTU-Cup ging’s in der 1.<br />
Runde nach Frankreich.<br />
Peter Raidl, Wolfgang Päuerl, Harald Schlager und<br />
Werner Schlager vor dem Spiel gegen VGA St. Maur<br />
Nach einer anstrengenden Bahnfahrt gab es beim<br />
starken Klub VGA St. Maur ein 0:5-Debakel,<br />
wobei uns die unfreundlichen Gastgeber – die<br />
Unterbringung war ebenso katastrophal wie das<br />
Bankett nach dem Spiel in einem marokkanischen<br />
Lokal – noch mehr verärgerten als die klare Niederlage.<br />
Vor dem Spiel hatte Peter Raidl die schwere<br />
Entscheidung zu treffen, wen er auf die Bank<br />
setzen würde, nachher bereute er es, dass er Harald<br />
Schlager den Vorzug vor Wolfgang Päuerl gegeben<br />
hatte. Werner Schlager und Peter Raidl gewannen<br />
nur je einen Satz…
Seite 6<br />
Der Höhepunkt dieser Reise war die Begrüßungsansprache<br />
von unserem „Boss“ Fritz Dischendorfer,<br />
der eine Rede vorbereitete, die Gastgeber anfangs<br />
in französischer Sprache begrüßte, dann jedoch<br />
nahtlos zuerst in englisch und dann in italienisch<br />
überging, ehe er die Rede mit „Ah, ihr versteht’s mi<br />
eh net!“ beendete.<br />
Werner Schlager im Dress des Wiener Sport-Club<br />
Es folgte noch eine lange und unbequeme Bahnfahrt<br />
und der Beschluss: Wir nennen auch für den<br />
ETTU-Nancy-Evans-Cup 1990/91!<br />
Wir bedanken uns sehr herzlich bei<br />
Der spätere Welt- und Europameister Werner Schlager<br />
Von unserem ersten Antreten im September 1987<br />
bis zu unserem bislang letzten Spiel im April 2012<br />
haben uns sowohl das Sportamt der Stadt Wien als<br />
auch der Allgemeine Sportverband Österreichs,<br />
Landesverband Wien mit Fahrtkostenzuschüssen<br />
bei unseren Europacupspielen unterstützt. Ohne<br />
diese Zuschüsse wäre ein Antreten bestimmt nicht<br />
so oft möglich gewesen. Wir können aber auch<br />
sicher mit einem gewissen Stolz sagen, dass wir<br />
sowohl die Sportstadt Wien als auch den ASVÖ<br />
Landesverband Wien immer sehr gut und würdig<br />
vertreten haben. In den letzten 25 Jahren waren wir<br />
auch in vielen Jahren der einzige Wiener Vertreter<br />
in internationalen Tischtennis-Cupbewerben und<br />
konnten dabei auch großartige Erfolge erringen.<br />
Wir wollen uns daher auch in dieser Jubiläumsbroschüre<br />
sehr herzlich beim Sportamt der Stadt<br />
Wien und beim ASVÖ-Landesverband Wien für die<br />
großzügigen Unterstützungen bedanken.<br />
Unser Europacup-Rekordmann Wolfgang Päuerl (in der<br />
Saison 1989/90 zum letzten Mal als Zuschauer)<br />
S.K.W.-25 Jahre Europacup
Seite 7<br />
Die Sensations-Saison 1990/91<br />
Im Sommer 1990 verließ uns Werner Schlager leider schon wieder in Richtung Eden, im allerletzten Moment<br />
gelang uns aber wieder ein Transfercoup: Noch auf dem Flughafen Wien-Schwechat unterschrieb am letzten Tag<br />
der Anmeldezeit der gerade von der Senioren-WM in den USA heimgekehrte frischgebackene Senioren-Weltmeister<br />
Toni Hold den Anmeldeschein – und sollte damit maßgeblichen Anteil an einer großartigen ETTU-Cup-<br />
Saison haben.<br />
Die Auslosung ergab ein Erstrundenspiel in der<br />
Türkei. Zahlreiche Schlachtenbummler machten die<br />
Reise nach Istanbul mit und waren von unseren drei<br />
Defensivspezialisten Toni Hold, Peter Raidl und<br />
Wolfgang Päuerl begeistert.<br />
In der 2. Runde gab es daheim einen 5:4-Sieg gegen<br />
den kroatischen Spitzenklub Metalac Olt Osijek,<br />
wobei Peter Raidl verletzt antreten musste und sein<br />
letztes Spiel kampflos abgeben musste. Drei Siege<br />
von Toni Hold sowie je ein Erfolg von Raidl und<br />
Päuerl sicherten aber den Aufstieg in einem Spiel,<br />
das klarer für uns lief, als es das Ergebnis aussagt.<br />
Wolfgang Päuerl, Peter Raidl, Toni Hold und unser<br />
Ehrenpräsident Fritz Dischendorfer<br />
Nach der obligaten Rede unseres Sektionsleiters<br />
Fritz Dischendorfer, der, notabene, sein Türkisch<br />
diesmal auf Englisch an den Mann brachte, und angesichts<br />
der sich auflösenden Gastgeschenke meinte:<br />
"Es gibt immer wieder Dinge zwischen Himmel<br />
und Erde, die ich mir nicht erklären kann!“ – wurde<br />
es Ernst. Vor allem aber für die als haushohe<br />
Favoriten ins Spiel gegangenen Türken!<br />
EFES Pilsen Spor Kulübü Istanbul mit dem<br />
Chinesen Xi Di, dem Europaklassemann Yaldiz<br />
und dem jungen Ilhan Eren, der später viele Jahre<br />
als Legionär sehr erfolgreich in Österreich spielte,<br />
musste sich 3:5 geschlagen geben. Toni Hold<br />
gewann alle drei Spiele, mit Spielwitz, Können,<br />
Material und in entscheidenden Momenten auch mit<br />
so manchem Mätzchen; Peter Raidl gewann zwei<br />
Einzel und musste sich nur Xi Di geschlagen geben,<br />
sensationell sein glatter 2:0-Sieg gegen Yaldiz. Und<br />
gegen Eren gelang ihm das Kunststück, seinem<br />
Gegner neun Aufschläge en suite „anzudrehen“!<br />
Wolfgang Päuerl spielte bei seinem Debüt sehr gut,<br />
ging aber noch leer aus. Nach dem Spiel konnte<br />
man es verschmerzen, dass sich die Türken als<br />
nicht allzu gute Verlierer erwiesen und das Bankett<br />
nur allzu rasch verließen, mit viel Bier und (zu) viel<br />
Raki wurde der Aufstieg anschließend kräftig gefeiert.<br />
Am treffendsten schildert das folgende Gedicht<br />
von Heinz Erhard die ergreifende Szenerie:<br />
Es war einmal ein Muselmann,<br />
Der trank sich einen Dusel an,<br />
Wann immer er nur kunnt.<br />
Er rief dann stets das Muselweib,<br />
Wo es denn mit dem Fusel bleib,<br />
Denn Durst ist nicht gesunnt.<br />
Unser Erfolgstrio1990/91: Raidl – Hold - Päuerl<br />
Im Achtelfinale kam es im Festsaal zum legendären<br />
Spiel gegen die Europaklassemannschaft Ferentino<br />
aus Italien. Mehr als 300 Zuschauer wurden Zeugen<br />
der nächsten Tischtennis-Sensation…<br />
Wolfgang Päuerl, Toni Hold, Peter Raidl, die beiden<br />
Schiedsrichter Hraba und Schwitz junior sowie<br />
Nannoni. Di Napoli und der Chinese Sun Ling vom<br />
Team Circolo TT Ferentino aus Italien<br />
S.K.W.-25 Jahre Europacup
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Die freundlichen Gäste (mit<br />
dem Chinesen Sun Ling und<br />
den italienischen Teamspielern<br />
Lorenzo Nannoni und Di<br />
Napoli) meinten nach dem<br />
Einspielen noch, ob wir denn<br />
keine besseren Spieler zur<br />
Verfügung hätten. Fritz<br />
Dischendorfer wünschte in<br />
seiner Begrüßungsrede den<br />
Italienern noch „I hope you<br />
will einfohrn!“ – und auf die<br />
Frage der Italiener „What do<br />
you mean with ‚einfohrn’?“<br />
„You will see…“ – und 300<br />
Zuschauer sahen dann ein<br />
unglaubliches Spiel und wie<br />
die Italiener auf den Schnittwechsel<br />
unserer Defensiv- und<br />
Materialspezialisten „eingefahren“<br />
sind. Nannoni, der<br />
kurz zuvor gegen das österreichische<br />
Nationalteam ungeschlagen<br />
blieb, verließ den<br />
Festsaal der Längenfeldgasse<br />
mit einem unglaublichen 0:3.<br />
Wie selbstbewusst unser Team<br />
agierte, sah man in einer weiteren<br />
Tatsache. Die Italiener<br />
reklamierten bei Schiedsrichter<br />
Karl-Heinz Hraba, dass Peter<br />
Raidl bei seinen Aufschlägen,<br />
mit denen Nannoni größte<br />
Probleme hatte, den Ball zu<br />
wenig aufschupfen würde.<br />
Daraufhin Raidl zu Hraba:<br />
"Wenn ich um drei, vier<br />
Punkte führe, dann zähl’ mir<br />
ein Service an, damit a Ruh’<br />
is’!“ Was dann prompt<br />
geschah, Raidl aber dennoch<br />
21:19 und 21:15 gewann und<br />
den vielumjubelten 5:2-Sieg<br />
sicher stellen konnte.<br />
Der spätere Finalist TTC Jülich<br />
war uns im Viertelfinale nach<br />
heroischem Kampf dann doch ein<br />
wenig zu stark<br />
Stolz posierten Peter Raidl, Toni Hold und Wolfgang Päuerl nach dem 5:2-<br />
Sensationssieg gegen Ferentino vor der Spielstandsanzeigetafel<br />
Damit stand unsere Sensations-Mannschaft im Viertelfinale des<br />
ETTU-Cups, eine Leistung, die weder vorher noch nachher jemals<br />
eine österreichische Mannschaft übertreffen konnte. Und das mit<br />
reinen Amateuren! Im Viertelfinale wurden wir gegen den deutschen<br />
Spitzenklub TTC Jülich ausgelost. Nach langen Verhandlungen haben<br />
wir den Deutschen mit Hilfe einer Werbeagentur das Heimrecht<br />
abgekauft – wir wollten diese legendäre Partie unbedingt zu Hause<br />
spielen und mit dem Heimvorteil vielleicht sogar eine Minimalchance<br />
wahren. Im Turnsaal in der Längenfeldgasse gab es dann ein weiteres<br />
Tischtennis-Fest, vor rund 400 Zuschauern (davon 100 Schlachtenbummler<br />
aus Deutschland) und der ORF-Fernsehkamera spielte Peter<br />
Raidl eine der stärksten Partien seiner Karriere, bezwang den damals<br />
regierenden Afrika-Meister und Ranglistenzweiten der Deutschen<br />
Bundesliga Adel Massaad in zwei Sätzen und unterlag Fejer-Konnerth<br />
nur hauchdünn 22:24 im 3. Satz. Trotz einer 1:5-Niederlage (auch<br />
Wolfgang Päuerl verlor gegen Massaad nur in drei Sätzen, ebenso<br />
Toni Hold gegen Fejer-Konnerth – wäre da vielleicht sogar eine noch<br />
größere Sensation möglich gewesen?) war man hochzufrieden, machte<br />
noch einmal kräftig Werbung für unseren Sport und verabschiedete<br />
sich mit Anstand aus dem ETTU-Cup 1990/91. – Die Deutschen, eine<br />
reine Profi-Truppe mit Profi-Trainer und Manager, konnten es nicht<br />
glauben, dass wir eine reine Amateur-Mannschaft sind. Die drei<br />
Defensiv-Spezialisten Peter Raidl, Wolfgang Päuerl und Toni Hold<br />
haben in dieser Saison auf jeden Fall Tischtennis-Geschichte<br />
geschrieben…<br />
Unsere Europacup-Helden waren jedenfalls eine Zeit lang in aller<br />
Munde. Es gab ausführliche Berichte in den Tageszeitungen, eine<br />
Wochenzeitschrift brachte einen sehr netten Bericht über unseren<br />
Belagtüftler und Materialexperten Toni Hold, der ORF zählte bei<br />
unseren Heimspielen zu den Stammgästen – wir waren davon selbst<br />
wohl am meisten überrascht. So konnten wir diese Erfolge nur<br />
teilweise in bare Münze umwandeln und für kurze Zeit einige<br />
Sponsoren gewinnen.<br />
Mit den „VIP-Tischen“ bei unseren Heimspielen sorgten wir aber für<br />
eine revolutionäre Neuigkeit bei Tischtennisspielen, die ansonsten<br />
damals ohne irgendein Service für die Zuseher abgewickelt wurden;<br />
oft gab es nicht einmal ein Büffet. Wir verwöhnten aber unsere Gäste,<br />
die VIP-Gäste ganz besonders – und die Zuseher waren auch bereit,<br />
sich dies etwas kosten zu lassen. Bis dahin war es in Österreich eher<br />
üblich, ein Tischtennisspiel nur dann zu besuchen, wenn der Eintritt<br />
frei war.<br />
Heute sind die VIP-Tische bei Länderspielen oder Spielen der<br />
Champions-League eine Selbstverständlichkeit. Da haben wir also<br />
eine Vorreiterrolle gespielt und sind mit gutem Beispiel voran<br />
gegangen.<br />
Leider verließ uns nach dieser erfolgreichen Saison Toni Hold nach<br />
nur einjährigem Gastspiel, wir holten mit dem Slowaken Roland Vimi<br />
aber einen Europaklassespieler! – Roland Vimi – er lehrte den<br />
Gegnern und uns das Fürchten! Ein echter Klassemann, wenn er<br />
spielen konnte, leider machte er uns aber viele Sorgen und fiel zu oft<br />
krankheitshalber aus…<br />
S.K.W.-25 Jahre Europacup