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<strong>Forschen</strong><br />
& <strong>Entdecken</strong><br />
Das Magazin für kluge Köpfe.<br />
Nr. 01/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />
www.forschen-entdecken.at<br />
Bodenschätze<br />
Was Archäologie über<br />
Vergangenes verrät<br />
Techno irritiert den Körper<br />
Schimmel frisst Marmor
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WENIGER SCHMERZEN MIT SANFTER CHIRURGIE<br />
z. B. die endoskopische Kastration Ihrer Hündin<br />
TIERKLINIK RODAUN<br />
Dr. Thomas Czedik-Eysenberg<br />
TV-Tierarzt, ORF 2 „Tierzuliebe“<br />
Die SANFTE „Knopfloch“-Chirurgie (=ENDOSKOPIE), die beim Menschen<br />
schon seit Jahren DIE Methode der Wahl bei bestimmten Operationen ist<br />
(z. B. bei Gallenoperationen oder Unterbindung der Frau) machen wir seit<br />
1996 auch beim Tier.<br />
Besonders geeignet ist diese neue Methode für die SANFTE KASTRATION<br />
DER HÜNDIN. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass kastrierte Hündinnen<br />
viel seltener z. B. an Brustkrebs oder eitriger Gebärmutter erkranken.<br />
Die VORTEILE dieser SANFTEN Methode sind:<br />
• WINZIGE SCHNITTE (ca. 0,5 – 1 cm lang)<br />
• statt einem großen Bauchschnitt<br />
• VIEL WENIGER SCHMERZEN!<br />
• KEIN LEINEN- ODER HALSKRAUSENZWANG<br />
• DEUTLICH SCHNELLERE ERHOLUNG NACH DER OPERATION<br />
• (ihr Liebling darf schon am nächsten Tag springen und laufen)<br />
ICH EMPFEHLE ENDOSKOPISCHE OP GEGEN MAGENDREHUNG BEI<br />
GROSSEN HUNDEN.<br />
Rufen Sie uns an (Mo–Fr 10–12 Uhr und 16–19 Uhr) • Telefon 88 90 222<br />
TIERKLINIK-RODAUN • Ketzergasse 396 • A-1230 Wien<br />
E-Mail: tierklinik@rodaun.com • www.tierklinik.rodaun.com<br />
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Fotos: Lukas Beck (2)<br />
Editorial<br />
Inhalt Ausgabe 01/<strong>2010</strong><br />
04–05 Shortcuts<br />
Warum Helden immer siegen. Wie aus Blüten Konfekt<br />
wird. Was menschliches Verhalten interessant macht.<br />
12 Wiener Know-how<br />
Eine besonders zähe Stahllegierung macht<br />
die Weichen der Wiener Linien noch langlebiger.<br />
13 Wiener Köpfe<br />
Mit dem Computerspiel „And Yet It Moves“ landen<br />
vier Studenten einen internationalen Coup.<br />
14–15 Interview<br />
Therapeutin Leslie Schrage-Leitner über Empfindlichkeit<br />
von Frühgeborenen und Musik als Starthilfe ins Leben.<br />
16–17 Alltag<br />
Apeiron schließt Mega-Deal mit britischem<br />
Pharmakonzern ab. Digitalisierung ermöglicht älteren<br />
Menschen den Verbleib in der eigenen Wohnung.<br />
Impressum<br />
06–10<br />
Die Gegenwart<br />
steht still<br />
Karin Fischer Ausserer<br />
ist die Chefin der Wiener<br />
Stadtarchäologie und<br />
bringt riesige Bagger<br />
zum Stehen, wenn es<br />
um Funde aus der<br />
Vergangenheit geht.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Editorial / Inhalt / Impressum<br />
Frauen in der Forschung – österreichweit noch eine Seltenheit, in Wien dank gezielter<br />
Förderung längst selbstverständlich. Auch die neue Ausgabe von „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“<br />
steht ganz im Zeichen der Forscherinnen. Stefan Müller begleitete die Chefin der Wiener<br />
Stadtarchäologie unter die Erde. Immer wieder müssen Baumaschinen warten, wenn Karin<br />
Fischer Ausserer und ihr Team uralte Scherben, Knochen und Münzen untersuchen.<br />
Eine Wiener Musiktherapeutin erforschte, warum Harfenmusik unserem Körper gut tut und<br />
Techno ihn irritiert. Und Petra Stuiber – unsere Vorgängerin bei „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ und<br />
derzeit karenzierte Chronik- und Wien-Ressortleiterin bei Der Standard – beobachtete die<br />
Mikrobiologin Katja Sterflinger beim Kampf gegen den gefürchteten Marmorfresser auf<br />
Kunstschätzen. Viel Lesevergnügen wünschen Ihnen Claudia Schanza & Cécile Kochwalter<br />
<strong>Forschen</strong><br />
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Das Magazin für kluge Köpfe.<br />
Nr. 01/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />
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18–20 Kampf dem Marmorfresser<br />
Mikrobiologin Katja Sterflinger und ihre Mission<br />
gegen Schimmelpilze auf Wiener Kunstschätzen.<br />
21 Raus mit der Sprache<br />
Ein Forschungskindergarten in Rudolfsheim-Fünfhaus<br />
untersucht den frühkindlichen Spracherwerb.<br />
22–23 Körperwärme statt Körperfett<br />
Physiologe Andrew Pospisilik bekämpft Körperfett<br />
mithilfe genmanipulierter Fliegen und Mäusen.<br />
24–25 Style-Check<br />
Möbel, die mehr als Einrichtungsgegenstände sind –<br />
getestet von Design-Expertin Lilli Hollein.<br />
26 Was macht ein Weltraumforscher?<br />
VolksschülerInnen auf den Spuren der Wissenschaft.<br />
27 Termine<br />
Was Sie in Wien nicht versäumen sollten.<br />
28–29 Club-Aktionen<br />
Exklusive Führung durch den Narrenturm und durch<br />
ein Wiener Game-Studio sowie Bücher zu gewinnen.<br />
30 Schlusspunkt<br />
Sigrid Neudecker über Ausgrabungen im Jahr 3010.<br />
wien.at <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> – das Magazin für kluge Köpfe Heft 1/<strong>2010</strong>. Medieninhaber und Herausgeber: Stadt Wien – Presse- und Informationsdienst<br />
(MA 53), Rathaus, Stiege 3, 1082 Wien. Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG, Leberstraße 122, 1110 Wien. Redaktion: Leberstraße<br />
122, 1110 Wien, Tel. 01/740 32-0, www.forschen-entdecken.at, E-Mail: office@forschen-entdecken.at. Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut Widmann, Christoph<br />
Berndl (Stv.). Chef vom Dienst: Mag. Helmut Widmann. Magazinkoordination: Brigitte Limbeck. MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Mag. Thomas Egerer,<br />
Dr. Stefan Müller, Sigrid Neudecker, Mag. Christine Oberdorfer, Robert Penz, Mag. Silvia Pistotnig, Werner Schuster, Mag. Martina Stehrer, Lisa Steiner,<br />
Mag. Petra Stuiber, Stephanie Tobeitz, Alexis Wiklund. Art-Direktion: Mag. Marion Karasek. Fotoredaktion: Joelle Bullens. Lektorat: Carina Divischek,<br />
Mag. Daniela Oberhuber, MSc. Coverfoto: Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie. Reproduktion: Repromedia Druckges.m.b.H. Nfg. KG, Leberstraße 122,<br />
1110 Wien. Druck: Goldmann-Druck AG, Königstetterstraße 132, 3430 Tulln. Anzeigenannahme: N. J. Schmid VerlagsgesmbH, Leberstraße 122, Postfach 420,<br />
1110 Wien, Tel. 01/740 32-733. Verlags- und Herstellungsort: Wien. Offenlegung: Geschäftsführer: Gerhard Milletich, Dr. in Mag. a Gabriele Ambros. Blattlinie:<br />
Informationen rund um Wissenschaft, Forschung und Innovation in Wien.<br />
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03
04 Shortcuts <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
DAS BILD:<br />
Frühlingsboten zum Naschen<br />
Naturprodukte. Wilde Oreganoblüten in weißer Mandarinenschokolade, Blütendolden von Traubenkirsche in<br />
Limettenschokolade, Orangenminzblätter in dunkler Schokolade (Foto): In seiner kleinen Manufaktur in Mariahilf<br />
verwandelt Pralinenerzeuger Michael Diewald mehr als 100 verschiedene Wild- und Gartenpflanzen zu<br />
köstlichem Konfekt. Um das Aroma der Blüten optimal einzufangen, faschiert er diese kuzerhand mit einem<br />
Fleischwolf. Die Masse vermischt er anschließend mit Zucker und trocknet sie nach einem geheimen Verfahren<br />
ohne chemische Hilfsmittel. Die Dekorblüten lagert er lichtgeschützt und luftdicht verschlossen in Plastikboxen.<br />
Der Blütenzucker konserviert das Aroma bis zu zwölf Monate. Jährlicher Absatz: 50.000 Konfekte. Die<br />
Liebe zu gewagten Mischungen teilt Diewald übrigens mit Österreichs Parade-Chocolatier Josef<br />
Zotter. Von dem bezieht er auch die Rohschokolade für seine Kreationen. Und woher kommen die Blüten? Wild<br />
gesammelt sowie aus Diewalds eigenen Gärten und jenen der MitarbeiterInnen. Kontakt: www.bluehendes-konfekt.com<br />
Interview mit<br />
Michael Diewald<br />
unter<br />
www.forschenentdecken.at
Fotos: www.bluehendes-konfekt.com (2), Getty Images (1), privat (1)<br />
BILDERRÄTSEL:<br />
Was versteckt sich hinter diesem Bild?<br />
Luftbilder einer herbstlichen Landschaft? Eine Schlangenhaut? Eingeschmolzene<br />
Rohschokolade? Ein Rauleder-Rock aus den 60er-Jahren? Italienischer Marmor?<br />
Marmor-Kuchenteig? Was die Abbildung tatsächlich zeigt, erfahren Sie auf Seite 16.<br />
Showdown im klassischen Western:<br />
Beim Duell siegt fast immer der Held.<br />
SCIENCE SKURRIL:<br />
Warum Helden siegen<br />
Schnell reagiert. Der Gute siegt, der<br />
Böse stirbt: So enden klassische Western.<br />
Den Grund dafür entdeckte bereits Physiker<br />
Niels Bohr: Der Schurke greift in<br />
der Regel den Helden an und muss<br />
daher genau überlegen, wann er schießt.<br />
Seine Bewegung wird aufgrund dieser<br />
bewusst gesetzten Handlung allerdings<br />
gehemmt. Der Held dagegen zieht seine<br />
Waffe aus reinem Reflex, ohne sich viele<br />
Gedanken zu machen. Das bringt ihm,<br />
wie britische WissenschafterInnen jetzt<br />
herausfanden, genau 21 Millisekunden<br />
Vorsprung – und rettet damit sein Leben.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Shortcuts<br />
DAS ZITAT:<br />
„Heirate doch einen<br />
Archäologen. Je älter du<br />
wirst, umso interessanter<br />
findet er dich.“<br />
Agatha Christie,<br />
britische Schriftstellerin<br />
FRAU DER STUNDE:<br />
Wie der Mensch<br />
tickt. Was macht<br />
eine Stimme attraktiv?<br />
Welchen individuellen<br />
Geruch<br />
hat ein Mensch?<br />
Welcher Bodenbelag<br />
beeinflusst das<br />
Wohlbefinden? Fragen<br />
wie diesen geht<br />
die Biologin Elisabeth<br />
Oberzaucher<br />
mithilfe von Verhaltenssimulation,<br />
Experimenten und<br />
05<br />
Reaktionen sind<br />
nicht vorhersehbar<br />
Widerlegte mit<br />
ihrer Forschung die<br />
Emotionstheorie:<br />
E. Oberzaucher.<br />
Beobachtungen auf den Grund – und<br />
widerlegte dadurch zum Beispiel die<br />
lange gültige Emotionstheorie. „Im<br />
Gesicht eines Menschen gibt es mehr<br />
als nur EIN Zeichen für Freude oder<br />
Trauer. Und: Jeder Gesichtsausdruck<br />
macht Sinn, weil er für ein bestimmtes<br />
Gefühl steht“, erklärt die 36-Jährige,<br />
die derzeit an der Universität Wien<br />
lehrt. „Wer wann wie reagiert, lässt<br />
sich daher hunderprozentig nicht<br />
vorhersehen. Aber das ist es auch, was<br />
ich an dieser Arbeit so faszinierend<br />
finde.“ Zu Verhaltensforschung gehört<br />
aber weit mehr als das Analysieren von<br />
Gesichtsausdrücken. „In meiner Arbeit<br />
geht es auch darum, wie strukturelle<br />
Eigenschaften der Umwelt das Verhalten<br />
und Wohlbefinden des Menschen<br />
beeinflussen“, so Oberzaucher. Eines<br />
ihrer aktuellen Projekte: Wie wirkt<br />
sich die Gestaltung von öffentlichen<br />
Räumen wie Bahnhöfen auf das Wohlgefühl<br />
von Menschen aus?<br />
+ + + Physiker Anton Zeilinger wurde mit dem renommierten Wolf-Preis ausgezeichnet, www.wolffund.org.il + + + Goldenes<br />
Doktordiplom an den renommierten Wirtschafts- und Sozialhistoriker Michael Mitterauer an der Uni Wien verliehen + + +
06 Archäologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Leben im Rückspiegel<br />
Ein Skelett auf der Baustelle, Keramik oder Schätze im Garten? Klarer Fall für<br />
die Stadtarchäologie. Wie sie arbeitet und warum wir alle davon profitieren.<br />
Im Herzen Wiens. Am Hof 10, in der<br />
Zentrale der Berufsfeuerwehr, geht eine<br />
blonde Frau in Bergschuhen vorsichtig<br />
über Erde und Steine. Mittelgroß,<br />
freundlich, 47 Jahre alt. Sie wirkt drahtig,<br />
ihre blauen Augen sind wachsam. Draußen<br />
klappern die Fiaker, ein Auto hupt.<br />
Doch die Gegenwart weiß, dass sie erst einmal<br />
Pause hat, wenn Karin Fischer Ausserer da ist.<br />
„Wir sind jetzt mitten im Legionslager“, sagt sie<br />
und strahlt, während im Hintergrund eifrig<br />
geschabt, gepinselt und vermessen wird. Hier sind<br />
zwar die Feuerwehr und kräftiger Umbau, von dem<br />
nebenan die Bagger zeugen. Aber hier sind auch<br />
römische Antike, Legionsleben im Lager Vindobona,<br />
Bräuche und Bemalungen. Ziegel, Spuren von<br />
Eisen und Menschen. Ein Brunnen und ein Abwasserkanal<br />
mit Exkrementen – die aber aus dem Mittelalter<br />
stammen.<br />
Wiener Boden tut sich auf. Im 15. Jahrhundert lag<br />
hier der Fleischhof eines jüdischen Ghettos. Spannend.<br />
Unendlich spannend sei es, sagt Fischer Ausserer,<br />
wenn sich bei Bauarbeiten der Wiener Boden<br />
auftut, die „Tresortür“ sich öffnet und die ArchäologInnen<br />
der Stadt – deren Chefin sie ist – für<br />
einen Augenblick in die Vergangenheit schauen<br />
können. Dann wird wieder zugemacht und woanders<br />
gegraben. Jedes Projekt ergibt neues Wissen.<br />
Jedes für sich ist ein Puzzleteil, das zu einem besseren<br />
Bild der Stadt beiträgt. Selbstverständlich war<br />
das lange nicht. Noch beim Bau der Tiefgarage Am<br />
Hof, in den 60er-Jahren, wurde der Boden einfach<br />
Schutzheiliger:<br />
Marmorkopf einer<br />
Genius-Statue,<br />
2.–3. Jahrhundert.<br />
umgepflügt. Relikte und ArchäologInnen? Ja, in<br />
der Wüste vielleicht. Oder im Kino, auf der Jagd<br />
nach dem Gral. Aber hier, in der Stadt? Hält das<br />
nicht bloß die Bauarbeiten auf?<br />
Mittlerweile wird das Denkmalschutzgesetz<br />
ernst genommen. Demzufolge müssen „bei Erdveränderungen<br />
zutage tretende Bodendenkmale“<br />
geschützt werden. Alles vom Menschen Geschaffene,<br />
das eine geschichtliche, künstlerische oder sonstige<br />
Bedeutung hat. Es muss gesichtet, dokumentiert, wenn<br />
nötig geborgen und erhalten werden. Die Wissensvermittlung<br />
in Zeitschriften, Büchern oder Museen ist der letzte<br />
Arbeitsschritt.<br />
Seit 1990 hat die Stadtarchäologie 70 Grabungen in<br />
allen Bezirken abgewickelt. Bis in die 90er-Jahre als Einmannunternehmen<br />
direkt dem Kulturstadtrat unterstellt,<br />
kam 2003, als der Stadtarchäologe Ortolf Harl in Pension<br />
ging, frischer Wind auf. Fischer Ausserer, seine Bürochefin,<br />
übernahm die Leitung. 33 MitarbeiterInnen zählt die Stadtarchäologie<br />
heute, unzählige freie MitarbeiterInnen kommen<br />
bei jedem Projekt dazu. Fischer Ausserer gräbt nur<br />
mehr selten. Sie koordiniert, betreut und verwaltet. Wenn<br />
sie an ihren Rücken denkt, ist das am wenigsten tragisch.<br />
Die händische Arbeit ist nach wie vor Knochenarbeit.<br />
In dem hallenartigen Raum mit Gewölbe ist es kühl.<br />
Um auf die Erde zu gelangen, geht es vier Meter über eine<br />
Leiter hinunter. Ein Zeitplan muss eingehalten werden.<br />
Kaum haben zwei Männer mit dem Theodolit, einem<br />
Laservermessungsgerät, die Mauerreste im Hintergrund<br />
bearbeitet, baut sich auf dem Schirm eine 3-D-Grafik auf.<br />
Mauern, Brunnen, ganze Städte wachsen heute schon auf<br />
Knopfdruck. Bei der Technik hat sich am meisten getan,<br />
seit die Tochter eines Südtiroler Bergbauern als Kind ihre
Mehr zum Thema<br />
im F&E-Video<br />
unter<br />
www.forschenentdecken.at<br />
„Wir haben eine konkrete<br />
Erwartung, wenn wir auf<br />
eine Baustelle kommen. Die<br />
Spannung besteht darin,<br />
ob sie erfüllt wird.“<br />
Karin Fischer Ausserer, in einem<br />
freigelegten Brunnen Am Hof<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Archäologie<br />
07<br />
Fotos: Lukas Beck (1), Stadtarchäologie (1)
08 Archäologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
� Aspern<br />
Bei U-Bahn-Bauarbeiten<br />
fand man Skelette von<br />
französischen Soldaten,<br />
die 1809 in der Schlacht<br />
von Aspern gefallen sind.<br />
Auch aus der Bronzezeit<br />
(1200–700 vor Christus)<br />
stammen Fundstücke.<br />
� Michaelerplatz<br />
Die römische Terrakotta-<br />
Gesichtsmaske stammt aus<br />
dem 2. Jahrhundert und<br />
wurde im Theater, für den<br />
Ahnen- und Totenkult, im<br />
militärischen Umfeld oder<br />
zur Dekoration eingesetzt.<br />
� Bartholomäusplatz<br />
Bei Grabungen kamen<br />
überraschend zwei Friedhöfe<br />
zutage. Den Verstorbenen<br />
wurden Amulette,<br />
Madonnenbildchen und<br />
Rosenkränze als Zeichen<br />
ihrer Frömmigkeit mit in<br />
den Holzsarg gelegt.<br />
� Herrengasse<br />
Glasierte Gebrauchskeramik<br />
aus dem 16.–17. Jahrhundert.<br />
Auch kleine Tiegel<br />
aus Stein waren für<br />
verschiedenste Zwecke<br />
in Verwendung.<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Leidenschaft für alte Dinge entdeckte. Bereits als<br />
Kind, schön im weißen Kleidchen, wühlte sie<br />
sich auf dem Dachboden durch Kisten, Bücher<br />
und Zeitungen, verschlang griechische und lateinische<br />
Texte. Ihr Vater steckte sie zwar in die<br />
Handelsakademie, doch ihr war bald klar: „Ich<br />
muss Klassische Archäologie und Alte Geschichte<br />
studieren.“ Bei ihrer ersten Lehrgrabung wurden<br />
die Funde noch auf Millimeterpapier gezeichnet.<br />
Heute eröffnet die Technik ungeahnte<br />
Möglichkeiten.<br />
Fundortdatenbank. Die KollegInnen im freien<br />
Feld ziehen schon im Vorfeld alle Register. Mit<br />
Scans und Luftbildern wird das Gelände<br />
erfasst. Geomagnetische Untersuchungen lassen<br />
den Verlauf von Befestigungsanlagen erkennen.<br />
„Wir haben noch keine Röntgenaugen“, sagt<br />
Fischer Ausserer. Dabei wissen ihre Leute aufgrund<br />
bisheriger Erkenntnisse recht gut, was sie<br />
an einer Fundstelle erwartet. Im Kulturgüterkataster<br />
„Wien Kulturgut“ sind alle bekannten<br />
archäologischen Punkte über das Internet abrufbar,<br />
mit Daten und Filmen verknüpft.<br />
Zusätzlich steht eine Fundortdatenbank als<br />
Teil eines geografischen Informationssystems<br />
(Vienna Archeological GIS) zur Verfügung:<br />
„Wir haben also eine konkrete Erwartung,<br />
wenn wir wohin kommen. Die Spannung<br />
besteht darin, ob sie erfüllt wird.“ Obwohl<br />
jeder Fund wichtig ist, kann es schon vorkommen,<br />
dass normale neuzeitliche Gräber weniger<br />
begeistern als ungewöhnliche Aspekte.<br />
Am Hof wurden die Erwartungen übertroffen.<br />
Zur Blütezeit des Lagers Vindobona lebten<br />
dort 6.000 Legionäre. Roms Soldaten, für das<br />
Verteidigen des Limes. Im 4. Jahrhundert nach<br />
Christus gab es aber bereits weniger zu tun. Also<br />
verlegten sich die Legionäre mehr aufs Handwerk,<br />
wodurch sich die Infrastruktur des damaligen<br />
Wien verbesserte. Der Beweis? Reste von<br />
Farbtiegeln und Metall, die Am Hof gefunden<br />
wurden. Gemeinsam mit Ascheresten von zwei<br />
Öfen zeigt das ohne Zweifel, dass es hier entsprechende<br />
Werkstätten (fabricae) gegeben hat.<br />
Und noch etwas entzückt die ForscherInnen:<br />
Sie fanden verzierte Kämme, Haarnadeln aus<br />
Bein, Perlenketten und ein Kinderamulett, das<br />
als Zeichen frei geborener Knaben galt. Damit<br />
war klar: Zivilisten und Frauen haben mit den<br />
Soldaten im Lager gelebt, sogar Germanen. Vor<br />
allem in spätromanischer Zeit, als sich die<br />
Zivilbevölkerung von der Lagervorstadt hinter<br />
die Legionsmauern zurückzog. „Schauen Sie“,<br />
sagt Fischer Ausserer und deutet auf eine<br />
Gesteinsschicht im Brunnen, den sie „Gustostückerl“<br />
nennt – weil er ein Tiefenschnitt auf dem<br />
Servierteller ist, aus dem sie lesen kann. Deutlich<br />
zieht sich eine schwarze Schicht im Kreis. „Das<br />
ist die Zeit vor der neuen Besiedelung. Als die<br />
Römer weg waren, haben sich Äste, Laub und<br />
Erde abgelagert. Schwarz ist immer die Schicht<br />
zwischen Römerzeit und Mittelalter.“
Fotos: Stadtarchäologie (4), Lukas Beck (1)<br />
Gut informiert. Die Begeisterung ist Fischer<br />
Ausserer anzumerken. Begeisterung, die so<br />
mancher Bauherr nicht mit ihr teilt. Dabei,<br />
betont sie, dürfen die Bagger nie stehen. Das sei<br />
oberstes Prinzip. „Im Idealfall bekommen wir<br />
schon Bescheid, bevor es auf der Baustelle losgeht.“<br />
Dann kann sondiert und der Ablauf<br />
geplant werden. Wird die Zeit knapp, geschieht<br />
das parallel zu den Bauarbeiten. Nicht so, wenn<br />
die Verständigung erst nach Baubeginn erfolgt.<br />
„Wir sind ja nicht dumm und gut über die<br />
Projekte in der Stadt informiert. Wenn in der<br />
Baggerschaufel plötzlich ein Fund liegt, müssen<br />
auch die Maschinen angehalten werden.“ Bei<br />
der Baustelle Am Hof, wo seit 2007 gegraben<br />
wird, funktionierte alles reibungslos.<br />
Hin und wieder gibt es aber<br />
Überraschungen – wie beim<br />
Umbau des Bartholomäusplatzes<br />
vor der Pfarrkirche Hernals.<br />
Die Fachleute hatten<br />
römische Siedlungsreste erwartet.<br />
Kurz nach Baubeginn vergangenen<br />
Herbst trauten die<br />
Arbeiter ihren Augen nicht:<br />
Skelette. Überall Skelette. Viele<br />
beschädigt, mit eingedrückten<br />
Schädeln. Darunter Kinder in<br />
Holzsärgen, nur 30 Zentimeter<br />
unter der Oberfläche. Offenbar<br />
ein Friedhof, doch die Gräber<br />
liegen durcheinander und<br />
nicht, wie im Christentum<br />
sonst üblich, von West nach<br />
Ost mit dem Blick in Richtung<br />
Sonnenaufgang und Jerusalem.<br />
Ein Befund musste her. Regenwetter<br />
behinderte die Arbeit.<br />
Wenn es nass wird, können die<br />
Funde nicht richtig vom Erdreich getrennt<br />
werden. Obwohl ArchäologInnen gute Allround-KönnerInnen<br />
sind, brauchte es externes<br />
Fachwissen, um eine „Diagnose“ zu bekommen.<br />
AnthropologInnen – zur Untersuchung<br />
der Skelette. Waren die Menschen alt, gesund,<br />
Männer oder Frauen? Fachleute der Biologie,<br />
Volkskunde und Materialwissenschaften – zur<br />
Untersuchung der Grabbeigaben. Gut erhaltene<br />
Perlen von Rosenkränzen, Kreuze, Amulette,<br />
sogar mit Papierfetzen und organischem Material<br />
darauf. Und HistorikerInnen zur Einordnung<br />
in die Stadtgeschichte.<br />
Berg samt Friedhof. Schräg vor der Kirche fand<br />
man insgesamt 160 Skelette. Sie gehörten zum<br />
Friedhof der ersten Kirche am Platz, welche die<br />
„Herren von Als“ im 13. Jahrhundert gebaut<br />
hatten. Die protestantischen Geyer und Jörger<br />
machten sie zu einem Zentrum der Reformation.<br />
Nachdem Kaiser Ferdinand II. (1619–<br />
37) den Protestantismus weitgehend beseitigt<br />
hatte, sollte die katholische Religion wieder<br />
gestärkt werden. Also bekam die Kirche 1639<br />
einen Kalvarienberg samt Friedhof vor die Nase<br />
gesetzt, zu dem die Menschen aus der Stadt<br />
hinauspilgerten. Von diesem Friedhof wurden<br />
140 Skelette ausgegraben. Woher die Unordnung?<br />
Viel später, 1766, wurde eine größere<br />
Pfarrkirche errichtet – an der Stelle des Kalvarienbergs,<br />
der zum Teil einfach gekappt und<br />
abgetragen worden war. Als man die Toten sah,<br />
machte man wohl einfach schnell wieder zu.<br />
Vergangenheit wird lebendig. Stadtarchäologie<br />
heißt Detektivarbeit – und Schätze suchen. Welches<br />
ihr Lieblingsfund war, kann Fischer Ausserer<br />
nicht sagen. Ein Bustumgrab aus der Römerzeit<br />
fällt ihr ein, das am Rennweg gefunden<br />
wurde. So schön erhalten, dass zwei Kollegen<br />
bei Minusgraden im VW-Bus daneben übernachteten,<br />
um aufzupassen. „Das edelste Gold<br />
hat für mich keinen Wert mehr, wenn es entfernt<br />
wurde und nicht mehr eingeordnet werden<br />
kann. Mich interessiert nur der wissenschaftliche<br />
Wert.“ Auch die bronzezeitlichen Grabungen<br />
in Aspern seien faszinierend, oder die römische<br />
Villa in Unterlaa mit der gut erhaltenen<br />
Fußbodenheizung. „Wenn ich einen Grabstein<br />
freilege, auf den eine trauernde Frau für ihren<br />
Mann eine Inschrift gesetzt hat, kann ich das<br />
lesen und lebendig machen. Es geht um Menschen,<br />
ihre Sitten und Bräuche.“ Das Leben<br />
wird, frei nach Kierkegaard, vorwärts gelebt<br />
und rückwärts verstanden. ●<br />
Stefan Müller<br />
ist freier Journalist in Wien.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Archäologie<br />
09<br />
Im Idealfall werden die<br />
ArchäologInnen informiert,<br />
bevor es auf der Baustelle<br />
losgeht.
10 Archäologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
3-D-Rekonstruktion<br />
des Militärlagers<br />
Vindobona mit der<br />
Zivilstadt. Zur Blütezeit,<br />
im 2.–3. Jahrhundert,<br />
lebten hier etwa<br />
20.000 Menschen.<br />
● AUSGRABUNGEN IN WIEN<br />
Funde einer Stadt im Wandel<br />
Spurensuche. Seit Urzeiten nutzten Menschen<br />
den Ort an der Donau, der heute Wien heißt.<br />
Schicht für Schicht haben sie im Boden ihre Spuren<br />
hinterlassen, die heute vor allem bei Bauprojekten<br />
gefunden werden. Ab der Jungsteinzeit<br />
war das Wiener Becken kontinuierlich besiedelt.<br />
Aus dieser Zeit wurden Gegenstände im<br />
Gebiet um Aspern gefunden. Dort haben auch<br />
die Menschen der Urnenfeldkultur (1200–700<br />
vor Christus) ihre Spuren hinterlassen: Brandgräber<br />
und zu Häusern gehörende Pfostenlöcher,<br />
die mit Keramik und Schmuckgegenständen<br />
gefüllt waren. Bei der Errichtung der Opelwerke<br />
1979 kamen Keramik und Haushaltsgegenstände,<br />
Webstuhlgewichte, bearbeitete<br />
Geweihreste und Tierknochen ans Tageslicht.<br />
Hunnengebiet. Um 100 nach Christus errichtete<br />
die 10. römische Legion das Lager Vindobona,<br />
mitten im heutigen Stadtzentrum. Zahlreiche<br />
Funde dokumentieren das pulsierende<br />
Leben der nächsten 300 Jahre. Vom einfachen<br />
Ziegel bis zum prunkvollen Mosaik – die Liste<br />
ist lang. In den Wirren der Völkerwanderung<br />
wurde Vindobona kampflos aufgegeben. 433<br />
übergab Kaiser Theodosius das Gebiet den<br />
Hunnen. Aus der Zeit der nächsten 800 Jahre,<br />
bis die Babenberger wieder eine Stadt errichteten,<br />
fanden sich Awarengräber auf dem Gelände<br />
des Bahnhofes Aspang.<br />
Keramikfiguren und Soldatengräber. Funde aus<br />
dem Mittelalter und der Neuzeit wurden wichtige<br />
Ergänzungen zu schriftlichen Quellen. In<br />
St. Marx wurden zum Beispiel Spuren eines<br />
Spitals gefunden, das dort seit dem 13. Jahrhundert<br />
in Betrieb war. Beim Umbau des Ronacher<br />
2006 tauchte die Keramikfigur einer Frau aus<br />
dem 15.–16. Jahrhundert auf. Mit langen Zöpfen<br />
und detailgetreuer Kleidung, was Schlüsse<br />
auf die damalige Mode zulässt. Aus der Zeit der<br />
Napoleonischen Kriege wurden immer wieder<br />
Militaria und Soldatengräber gefunden – zum<br />
Beispiel bei der Verlängerung der U2.<br />
Fotos: Michael Klein - 7reasons - www.limes.co.at (3)
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Sie sehen aus wie<br />
normale Weichen,<br />
sind aber aus<br />
Hightech-Material<br />
und senden rund<br />
um die Uhr Daten<br />
an die Zentrale.<br />
U-Bahn: Vier Jeeps<br />
auf einem Fingernagel<br />
Das können Sie sich nicht vorstellen? Genau dieses Gewicht<br />
muss aber jede Weiche im Wiener U-Bahn-Netz aushalten.<br />
Möglich macht das eine international gefragte Technologie.<br />
100.000 Fahrzeuge. Dieser jährlichen<br />
Belastung muss eine Weiche alle zwei<br />
bis drei Minuten standhalten. Die unscheinbaren<br />
Teile im Wiener U-Bahn-<br />
Netz sind keine einfachen Stahlteile,<br />
sondern echte Hightech-Produkte der<br />
voestalpine. Markus Ossberger, verantwortlich<br />
für Forschung und Entwicklung<br />
bei den Wiener Linien, erklärt:<br />
„Die Stahllegierung ist besonders hart,<br />
zäh und langlebig. Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Weichen sind sie doppelt<br />
so lang im Einsatz – rund 25 Jahre sollte<br />
es keine Probleme geben.“ Apropos<br />
Probleme: Ein weiteres Special der Weichen<br />
sind ihre Sensoren. Das Diagnose-<br />
system „Roadmaster 2000“ überwacht<br />
ihre Funktion rund um die Uhr. Stimmt<br />
der Druck? Ist nichts verklemmt? Die<br />
Daten sind in der Zentrale abrufbar.<br />
Das hilft bei der Planung von Wartungseinsätzen<br />
und garantiert bei Störungen<br />
kurze Betriebspausen.<br />
Bahnnetz sattelt um. Und weil die Weichen<br />
in Wien seit zehn Jahren gute<br />
Dienste leisten, stellt jetzt auch die ÖBB<br />
um. 4.000 Weichen werden getauscht.<br />
Außerdem bekommen die Hochgeschwindigkeitszüge<br />
in China und Südkorea<br />
sowie die Metro in Mumbai und<br />
Delhi Technik aus Linz unter die Räder.<br />
● VOESTALPINE & FORSCHUNG<br />
Profi für Stahlprodukte<br />
Das Unternehmen mit Linzer Wurzeln<br />
ist der führende europäische Produzent<br />
von Stahlprodukten. Die Gruppe<br />
ist mit 360 Produktions- und<br />
Vertriebsgesellschaften in mehr als<br />
60 Ländern vertreten. Insgesamt<br />
hat die voestalpine 41.200 MitarbeiterInnen,<br />
500 davon sind im Bereich<br />
Forschung und Entwicklung angesiedelt.<br />
Im vergangenen Geschäftsjahr<br />
wurden allein in diesen Bereich<br />
112 Millionen Euro investiert.<br />
Kontakt: www.voestalpine.com<br />
+ + + Österreichisches Unternehmen LightGlass erobert mit selbstleuchtenden Fensterflächen den Bau- und Architekturmarkt<br />
im Nahen Osten, www.lightglass.net + + + Neues Rektorat für BOKU Wien einstimmig gewählt, www.boku.ac.at + + +
Fotos: voestalpine (1), ZIT, medianet (1), broken rules (3)<br />
Spieleerfinder landen<br />
internationalen Coup<br />
Begonnen hat alles mit einem Uni-Projekt. Vier TU-Studenten<br />
entwarfen im Zuge ihrer Bachelor-Arbeit den Prototypen für<br />
ein Computerspiel. Der Rest ist Geschichte – Erfolgsgeschichte.<br />
Überholspur. Wenn sich ein heimisches<br />
Studenten-Quartett aufmacht, um in der<br />
illustren Welt der Computer-Games einen<br />
Treffer zu landen, klingt das zunächst<br />
nach „Jump ’n’ Run“ durch die<br />
zahlreichen Levels der Bürokratie, Konkurrenz<br />
und Finanzen. Dass es letztendlich<br />
einen echten Coup landet, spricht<br />
für Qualität, Durchhaltevermögen und<br />
die richtigen Förderungen.<br />
An den großen Erfolg dachte zunächst<br />
keiner: Als Felix Bohatsch, Jan<br />
Hackl, Peter Vorlaufer und der in der<br />
Zwischenzeit ausgestiegene Christoph<br />
Binder „And Yet It Moves“ entwickelten,<br />
war eine professionelle Vermark-<br />
Yes, we can: Broken<br />
Rules gewann beim<br />
„Content Award 2009“<br />
den Hauptpreis in der<br />
Kategorie „Games“.<br />
tung kein Thema. Das änderte sich, als<br />
sich die UserInnen um das Spiel förmlich<br />
rissen. Heute wird es über die großen<br />
Online-Distributoren Greenhouse und<br />
Steam angeboten. Auch der japanische<br />
Marktführer Nintendo ist an Bord – und<br />
eine Version für die derzeit meistverkaufte<br />
Heimkonsole Wii im Entstehen.<br />
Aus den ehemaligen Studienkollegen<br />
wurde mittlerweile Wiens erfolgreichstes<br />
Start-up-Unternehmen im Bereich Spieleentwicklung.<br />
Jüngster Erfolg: Broken<br />
Rules, so der Name des Unternehmens,<br />
gewann beim „Content Award 2009“ –<br />
einem Wettbewerb der Stadt Wien für<br />
Kreative – den Hauptpreis.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Wiener Köpfe<br />
Clubaktion<br />
auf Seite 29<br />
Interview mit<br />
Felix Bohatsch<br />
auf<br />
www.forschenentdecken.at<br />
● DAS SPIEL<br />
Jump ’n’ Run Game<br />
13<br />
„And Yet It Moves“ ist ein klassisches<br />
Jump ’n’ Run Game: Die SpielerInnen<br />
steuern durch Laufen und Hüpfen<br />
ein Männchen mit wehenden Haaren<br />
durch Höhlen, Dschungel & Co. Das<br />
Spiel besticht durch sein Rotationsprinzip,<br />
mit dessen Hilfe die Ansicht<br />
in 90-Grad-Schritten gedreht werden<br />
kann, um die Levels zu meistern. Sitz<br />
des 2007 gegründeten Unternehmens<br />
Broken Rules ist im MuseumQuartier.<br />
Kontakt: brokenrul.es, www.andyetitmoves.at<br />
Fördergeber: www.departure.at, www.zit.co.at<br />
+ + + Michael Wagner, Professor für mikrobielle Ökologie der Universität Wien, in Deutsche Akademie der Naturforscher<br />
Leopoldina gewählt + + + Wilhelm Krull folgt Arnold Schmidt als Vorsitzender des FWF-Aufsichtsrats, www.fwf.ac.at + + +
14 Interview <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Harfe statt Pillen<br />
Die Wiener Musiktherapeutin Leslie Schrage-Leitner<br />
leistet Pionierarbeit. Sie erklärt, warum sanfte<br />
Klänge gut tun und Techno den Körper irritiert.<br />
F & E: Sie haben Ihr Studium mit der<br />
Studie „Ammenlieder. Musiktherapie<br />
bei Säuglingen mit Neonatalem<br />
Abstinenzsyndrom“ abgeschlossen.<br />
Wie kamen Sie auf dieses Thema?<br />
Leslie Schrage-Leitner: Ich wollte zum<br />
einen eine grundlegende Thematik<br />
behandeln. Zum anderen weil Musiktherapie<br />
in der Neonatologie in Österreich<br />
bislang nicht erforscht wurde.<br />
Dazu haben Sie im Wilhelminenspital<br />
mit 25 Babys von Eltern mit Suchtproblemen<br />
gearbeitet.* Was genau<br />
machen Sie da?<br />
Es geht um Kinder, die in schwierige<br />
Situationen hineingeboren werden. Sie<br />
kommen oft zu früh, ihre ersten Eindrücke<br />
von der Welt sind oft mit Schmerz<br />
verbunden, sie können sich schwer<br />
entspannen, ihre Organe – etwa Lunge,<br />
Augen – sind noch nicht ausgereift.<br />
Außerdem sind Frühgeborene oft extrem<br />
berührungsempfindlich. Mein Ziel ist<br />
unter anderem, diesen Babys zu helfen,<br />
zur Ruhe zu kommen und erste Orientierung<br />
zu finden.
Foto: Lukas Beck<br />
„Neugeborene nehmen ihre Umwelt anders wahr<br />
als Erwachsene, auf eine musikalische Art, in ihrer<br />
Dynamik, ihrem Rhythmus.“<br />
Leslie Schrage-Leitner<br />
Wie machen Sie das?<br />
Ich arbeite vor allem mit meiner Stimme.<br />
Das heißt, ich summe, singe und lautiere.<br />
Zusätzlich verwende ich subtil klingende<br />
Instrumente, zum Beispiel eine kleine<br />
Kinderharfe, eine silberne Klangkugel<br />
und eine Rassel, mit der sich mütterliche<br />
Magen-Darm-Geräusche gut nachmachen<br />
lassen. Ich versuche, das Baby mit<br />
einer möglichst harmonischen, natürlichen<br />
Klanghülle zu umgeben – das beinhaltet<br />
auch Klänge wie im Mutterleib.<br />
Das heißt, wir sprechen nicht von<br />
Musik im herkömmlichen Sinne?<br />
Es geht hier um einen erweiterten Begriff<br />
von „Musik“, der den Atem, Stimmklang<br />
oder auch das Pfeifen von einem<br />
Alarmgerät beinhaltet. Alles, was die<br />
Babys als Klangraum umgibt. Neugeborene<br />
nehmen ihre Umwelt anders wahr<br />
als Erwachsene, auf eine musikalische<br />
Art, in ihrer Dynamik, ihrem Rhythmus.<br />
Sehen Sie Ihre Studie als Pionierarbeit?<br />
In Österreich ist meine Arbeit etwas<br />
Neues. Es gibt zwar seit zwei Jahren für<br />
den gesamten deutschsprachigen Raum<br />
den Arbeitskreis „Musiktherapie in der<br />
Neonatologie“. Hierzulande bin ich aber<br />
– noch – die einzige Musiktherapeutin,<br />
die sich damit befasst.<br />
Wie lässt sich erklären, dass<br />
Musiktherapie bei Babys funktioniert?<br />
Das Grundlegende ist die Tatsache, dass<br />
sich ihnen jemand ungeteilt zuwendet.<br />
Diese menschliche Resonanz wird durch<br />
Klänge unterstützt und verdeutlicht. Das<br />
Kind spürt das alles und reagiert darauf.<br />
So hilft Musiktherapie auf einer subtilen<br />
Ebene, mit den Babys zu kommunizieren.<br />
Und wie wird wissenschaftlich belegt,<br />
dass das funktioniert?<br />
Da gibt es jede Menge Statistiken, etwa<br />
aus Deutschland, der Schweiz und Amerika.<br />
Ich habe in Einzelfallstudien<br />
sowohl während als auch nach der<br />
Therapie positive Reaktionen beobachtet.<br />
Auf dem Monitor war zu sehen, dass<br />
die Babys ruhiger atmen, ihre Herzfrequenz<br />
sich beruhigt und sie sich entspannen.<br />
Außerdem haben sie nach der<br />
Therapie oft besser geschlafen – ohne<br />
zusätzliche Medikamente. Während der<br />
eineinhalb Jahre meiner Studie und in<br />
den drei Jahren danach hat sich für mich<br />
bestätigt, dass Musiktherapie Babys mit<br />
Problemen helfen kann, in der Welt<br />
anzukommen.<br />
Haben Sie daraus auch allgemein gültige<br />
Schlüsse gezogen? Oder provokant<br />
gefragt: Sollten Hochschwangere laute<br />
Technopartys eher meiden?<br />
Der gesunde Instinkt würde sagen, ja.<br />
Der Besuch eines klassischen Konzerts<br />
ist für ein ungeborenes Kind besser?<br />
Prinzipiell ist das Wohlgefühl der Mutter<br />
am wichtigsten. Wenn sie also mit Klassik<br />
gar nichts anfangen kann, bringt es<br />
dem Ungeborenen auch nichts. Die<br />
extremen, maschinellen Bassresonanzen<br />
beim Techno tun dem Menschen aber<br />
generell nicht gut. Untersuchungen belegen,<br />
dass sie Regenerationsprozesse im<br />
Körper blockieren.<br />
Was würden Sie Eltern im Umgang<br />
mit ihren Säuglingen und Kleinkindern<br />
raten? Wie soll man „musikalisch“ mit<br />
ihnen umgehen?<br />
Einfach singen.<br />
Egal was?<br />
Ja. Den eigenen Klang aktivieren. Ich<br />
habe da einen schönen Paradefall. Ein<br />
Vater war zuerst peinlich berührt, als er<br />
mich mit seinem Baby arbeiten sah. Er<br />
hat sogar gemeint, mein Gesumme sei<br />
dem Kind unangenehm gewesen. Letztlich<br />
hat sich herausgestellt, dass er bis<br />
dahin selbst nur unter der Dusche gesungen<br />
hat. Seine Frau meinte, er singe so<br />
falsch. Meine Antwort war: „Für das<br />
Kind gibt es kein falsch oder richtig,<br />
sondern nur: Tönt der Papa oder nicht?“<br />
Ein paar Tage später hat er mir erzählt,<br />
dass sein Kind eingeschlafen ist, während<br />
er gesungen hat.<br />
Spielt Musik in Ihrem eigenen Leben<br />
eine große Rolle?<br />
Ich bin seit langer Zeit Chorsängerin und<br />
liebe zum Beispiel Bach sehr.<br />
Könnten Sie ohne Musik leben?<br />
Ohne passive Musik schon, ohne aktive<br />
nicht. Also ich könnte ohne Kassettenrekorder,<br />
ohne iPod, ohne CD-Player, ohne<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Interview<br />
Radio leben, aber nicht ohne die Möglichkeit,<br />
mich selber klanglich auszudrücken.<br />
Das ist für mich essenziell. ●<br />
*Anm.: ermöglicht durch ein Projekt<br />
der Universität für Musik und der Aktion<br />
„Licht ins Dunkel“<br />
15<br />
● ZUR PERSON<br />
Die Pionierin<br />
Leslie Schrage-Leitner, 46, arbeitet<br />
als freiberufliche Musiktherapeutin.<br />
Das entsprechende Studium hat sie<br />
2007 beendet. Als „Spätberufene“<br />
zog es sie erst mit 38 Jahren an die<br />
Universität, als ihre beiden Kinder<br />
bereits in die Schule gingen. Bereits<br />
davor arbeitete die gebürtige Wienerin<br />
mit Musik und Menschen. Neun Jahre<br />
lang gestaltete sie etwa die Musik für<br />
ein Marionettentheater, kompositorisch<br />
und live. „Das hat Blick und<br />
Gefühle für die Wirkung von Klängen<br />
auf Menschen geschult“, sagt sie.<br />
Im Rahmen ihrer Diplomarbeit<br />
beschäftigte sich Schrage-Leitner<br />
erstmals intensiv mit Musiktherapie<br />
für Babys. Jetzt gibt sie ihr Wissen<br />
an Studierende weiter – in einer<br />
Lehrveranstaltung der Universität<br />
für Musik und darstellende Kunst<br />
am Wilhelminenspital.<br />
Musik war und ist im Leben von<br />
Schrage-Leitner allgegenwärtig. Sie<br />
stammt aus einem musikalischen<br />
Elternhaus, lernt schon früh Flöte,<br />
Gitarre, Geige und Klavier und singt<br />
mit Begeisterung – auch als Chorsängerin.<br />
Dass sie trotzdem einige<br />
„Umwege“ zur jetzigen Berufung<br />
genommen hat, scheint sie nicht<br />
zu stören. Sie lächelt, wenn sie vom<br />
Versuch, Theaterwissenschaft zu<br />
studieren, oder von einem Jahr<br />
Arbeit in der Werbebranche erzählt.<br />
Das Gespräch führte Lisa Steiner,<br />
freie Journalistin in Wien.
16 Alltag <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
● KRIBBELN & KRABBELN<br />
Die Ameisen sind los<br />
Eingeschlafen! Wer kennt das nicht:<br />
Man liegt gemütlich mit gekreuzten<br />
Beinen auf der Couch, stützt mit<br />
seinem Arm – quasi als Polsterersatz –<br />
den Kopf ab und macht es sich so<br />
richtig gemütlich. Bis man nach einiger<br />
Zeit wieder aufstehen möchte. Dann<br />
könnte es sein, dass sich Arm, Bein<br />
oder gleich beide „taub“ anfühlen.<br />
Erst durch Schütteln oder Reiben<br />
wachen die Gliedmaßen wieder auf,<br />
was mit einem äußerst unangenehmen<br />
„Ameisenlaufen“ oder „pelzigen“<br />
Das „Kribbeln“ in den Gliedmaßen nennen<br />
Betroffene häufig auch „Ameisenlaufen“.<br />
Gefühl verbunden ist. Ursprung des<br />
Phänomens ist ein durch ungünstiges<br />
Sitzen, Stehen oder Liegen eingedrückter<br />
und sauer- bzw. nährstoffunterversorgter<br />
Nerv. Die Missempfindung in<br />
Folge ist das spürbare Zurückkehren<br />
der elektrischen Aktivität im Nerv.<br />
Meist wird dieser dabei nicht bleibend<br />
geschädigt, das heißt, die Nervenschädigung<br />
ist reversibel. Achtung: Ein<br />
häufiges Auftreten von „Ameisenlaufen“<br />
muss medizinisch abgeklärt<br />
werden, da es auch auf ernsthafte<br />
Erkrankungen (zum Beispiel Bandscheibenvorfall)<br />
hinweisen kann.<br />
Was haben Sie gesagt? Wer<br />
das häufig hört, sollte seine<br />
Gesprächsstrategie ändern.<br />
SEITENWECHSEL<br />
Verschaffen Sie Ihren Wünschen Gehör!<br />
Rechtslastig. Seit Tagen reden Sie auf Ihre Kinder ein und trotzdem bleiben ihre<br />
Zimmer unaufgeräumt? Oder ignoriert Ihr Chef tagtäglich Ihre Vorschläge?<br />
Kein Grund, an sich zu zweifeln. Vielleicht liegt es ja einfach daran, dass Sie von<br />
der falschen Seite aus argumentieren. ForscherInnen haben nämlich herausgefunden,<br />
dass Menschen in Alltagssituationen eher mit dem rechten als mit dem<br />
linken Ohr hinhören. Das hängt damit zusammen, dass Worte, die auf den rechten<br />
Gehörgang treffen, von der linken Gehirnhälfte aufgenommmen werden.<br />
Diese ist für die logisch-analytische Verarbeitung von Eindrücken verantwortlich<br />
und somit für akustische Reize, die für Sprache, Sprachverständnis und logisches<br />
Denken entscheidend sind. Murmelten die ForscherInnen daher bewusst unverständliche<br />
Worte, wandte ihnen die Mehrheit der ProbandInnen das rechte Ohr<br />
zu, um das Genuschel zu verstehen. Sprachen sie die ProbandInnen von rechts<br />
oder links an, um etwa eine Zigarette zu bekommen, zeigte sich, dass die rechts<br />
Angesprochenen eindeutig spendabler waren. Fazit: Wer seine Anliegen durchsetzen<br />
möchte, sollte stets das rechte Ohr des Gegenübers im Visier haben.<br />
AUFLÖSUNG:<br />
Bilderrätsel (Seite 5)<br />
Hätten Sie es gewusst? Das Bild zeigt<br />
diverse Sorten eingeschmolzener Rohschokolade.<br />
Darunter versteht man eine<br />
unveredelte, in Blöcke geschnittene<br />
Masse, die durch den Zusatz von Zucker<br />
und Gewürzen noch qualitativ verbessert<br />
wird. Übrigens: Bis ins 19. Jahrhundert<br />
wurde Schokolade in Apotheken<br />
als „Kräftigungsmittel“ verkauft.<br />
+ + + 18 Millionen Fördermittel für Fachhochschulen vergibt die Stadt Wien bis 2014 + + + Diversität – Identität Call <strong>2010</strong><br />
fördert bis 6. Mai mehrjährige Forschungsprojekte für Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, www.wwtf.at + + +
Fotos: Getty Images (4), Lukas Beck (1), NEWS/Martin Vukovits (1)<br />
Mittel gegen akutes<br />
Lungenversagen<br />
Apeiron Biologics schließt einen Mega-Deal mit<br />
britischem Pharmakonzern ab.<br />
Riesiger Bedarf. Millionen Menschen sterben pro Jahr an akutem Lungenversagen,<br />
gegen das es bis jetzt keine wirksame Therapie gibt. Durch Verletzung,<br />
etwa durch Einatmen ätzender Chemikalien, oder Infektionen kann es passieren,<br />
dass entzündliche Prozesse in der Lunge zur Ansammlung von Flüssigkeit und so<br />
zu Versagen des Organs führen. Dass dem ein Enzym – das Angiotensin<br />
Converting Enzyme Typ 2 (ACE2) – entgegenwirken könnte, hat Josef Penninger,<br />
Leiter des Instituts für Molekulare Biologie, schon in seiner Zeit in Kanada<br />
erforscht. ACE2 bewirkt eine Entspannung der Blutgefäße. Wenn sich die<br />
Lungengefäße entspannen, verringert das den Druck auf das Organ und verhindert,<br />
dass sich in ihm Flüssigkeit ansammelt. „Zurück in Wien war ich fest<br />
entschlossen, meine Ergebnisse in die Praxis umzusetzen“, erklärt Penninger die<br />
Gründung des Unternehmens Apeiron Biologics, das das Enzym gentechnisch<br />
reproduziert und bis zu ersten klinischen Tests entwickelt hat. Mit der britischen<br />
Pharmafirma GlaxoSmithKline wurde kürzlich ein Lizenzvertrag unterschrieben,<br />
der Etappenzahlungen von bis zu 236 Millionen Euro vorsieht.<br />
Infos: www.apeiron-biologics.com<br />
Josef Penninger<br />
gründete 2003 die<br />
Wiener Biotech-<br />
Firma Apeiron.<br />
Kleben statt Klemmen<br />
Innovativ. Mit einem aufblasbaren Sonnenkonzentrator ist dem<br />
jungen Wiener Unternehmen Heliovis ein Technologiesprung im<br />
Bereich der Stromerzeugung aus Sonnenenergie gelungen. Jetzt<br />
wird „HELIOtube“ weiter verbessert: Kamen bisher schon<br />
Plastikfolien statt Spiegel und Tragkonstruktionen aus Metall<br />
zum Einsatz, werden jetzt auch Kleber statt Klemmen verwendet.<br />
Das bringt zusätzliche Material- und Kosteneinsparung und<br />
macht den Konzentrator dichter, für den Transport aufrollbar<br />
und leichter „ab Rolle“ produzierbar.<br />
Kontakt: www.heliovis.com Fördergeber: www.zit.co.at<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Alltag<br />
Bis zur Serienreife wird das System in<br />
einigen Testwohnungen ausprobiert.<br />
17<br />
Hightech-Helfer für<br />
ältere Menschen<br />
Warnsystem. Von der automatischen<br />
Licht-Abschaltung bis zum Gefahren<br />
erkennenden Roboter: Technologien wie<br />
diese sollen älteren Menschen den Verbleib<br />
in der eigenen Wohnung ermöglichen –<br />
und das trotz Pflegebedürftigkeit. Ein echter<br />
Pionier auf dem Gebiet dieser Technologieentwicklungen<br />
ist Wolfgang Zagler,<br />
der Vorstand des Instituts Fortec an der<br />
TU Wien. Eines seiner aktuellen Projekte:<br />
e-home, die intelligente Wohnumgebung.<br />
Dazu werden Licht- und Temperatursensoren<br />
sowie Erschütterungsmesser<br />
eingebaut. Fällt zum Beispiel jemand aus<br />
dem Bett, schaltet sich automatisch das<br />
Licht ein und der Alarm geht los. „Das<br />
System fragt dann natürlich nach, ob alles<br />
in Ordnung ist. Kommt keine Antwort,<br />
setzt es einen Notruf ab“, so Zagler. Auch<br />
das Verhaltensmuster älterer Menschen<br />
wird erfasst: Eine Veränderung der Gewohnheiten<br />
lässt nämlich oft auch – noch<br />
vor einer Diagnose – auf gesundheitliche<br />
Veränderungen schließen.<br />
Kontakt: www.is.tuwien.ac.at/de/fortec.html<br />
Felix Tiefenbacher und Johannes<br />
Höfler mit ihrem Sonnenkonzentrator.<br />
+ + + Wiener Unis können bis 30. 4. Konzepte für die Einrichtung einer Professur im Bereich „Mathematik und Wirtschaftswissenschaften“<br />
einreichen, www.wwtf.at + + + Mondmobil „Lunochod 2“ nach 37 Jahren auf Mond wiederentdeckt + + +
18 Mikrobiologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Kampf dem Marmorfresser<br />
Schimmelpilze aller Arten bevölkern jahrhundertealte Kunstschätze und<br />
fühlen sich dort pudelwohl. Eine Wiener Forscherin sorgt mit ihrem Team<br />
dafür, dass diese Vorliebe nicht zerstörerisch wirkt. Die Profis der Universität<br />
für Bodenkultur genießen mittlerweile Weltruf in der Kunstbranche.<br />
„Jetzt zeige ich Ihnen etwas Besonderes“, sagt<br />
Katja Sterflinger und zeigt auf eine Petrischale<br />
mit unansehnlichen schwarzen Klumpen darin.<br />
„Ist das nicht super?“, fragt die Mikrobiologin<br />
enthusiastisch und streicht sachte mit den Fingern<br />
über die Schale mit den Klumpen, als<br />
würde sie Hundewelpen liebkosen. Für Außenstehende<br />
mag das schwer nachvollziehbar sein –<br />
in der Fachwelt gibt es keinen Zweifel: Dieser<br />
Pilz, den italienische Kollegen von einem Felsen<br />
in der Antarktis gekratzt haben, ist außerge-<br />
Reste eines gemalten Gesichtes auf dem Gemäuer<br />
der Virgilkapelle unter dem Stephansplatz.<br />
Akribisch messen die Forscher die Luftfeuchtigkeit<br />
– zu viel Wasser zerstörte bereits viel von den<br />
antiken Kunstschätzen unter Wiens Erde.<br />
wöhnlich. Die Kälte kann ihm nichts anhaben,<br />
er kann sehr lange inaktiv sein, um sich dann in<br />
kurzer Zeit, wenn die Bedingungen passen, wiederzubeleben<br />
– und er scheint absolut unempfindlich<br />
gegenüber starker UV-Lichteinstrahlung<br />
zu sein. Die unansehnlichen schwarzen<br />
Klümpchen sind es wert, in die Sammlung der<br />
10.000 Schimmelpilze aufgenommen zu werden,<br />
die Katja Sterflinger im Sinne der Biodiversität<br />
für die Universität für Bodenkultur<br />
(BOKU) in der Wiener Muthgasse angelegt hat.<br />
In riesigen Tiefkühltruhen lagern sie bei<br />
–80 oder –150 Grad Celsius, in winzigen Phiolen,<br />
im Keller des neuen BOKU-Gebäudes in<br />
Wien-Döbling. Die 42-jährige Mikrobiologin<br />
Sterflinger leitet dort das „Austrian Center of<br />
Biological Resources and Applied Micrology“,<br />
nachdem es sie, ausgestattet mit einem Lise-<br />
Meitner-Stipendium, im Jahr 2000 vom norddeutschen<br />
Oldenburg nach Wien verschlagen<br />
hat. Dass mittlerweile Kollegen aus aller Welt<br />
ihre Hefen, Schimmelpilze, toxischen und narrischen<br />
Schwammerln nach Wien schicken, ist<br />
ihr Verdienst: Katja Sterflinger gilt als internationale<br />
Koryphäe, quasi als Kunst-Star, auf<br />
ihrem Forschungsgebiet.<br />
Problematischer Pilzbefall. Sie, die eigentlich<br />
einmal Theaterwissenschaften studieren wollte,<br />
hat sich darauf spezialisiert, Kunstwerke aller<br />
Art von Schimmelpilzen aller Arten zu befreien<br />
und sie zu bewahren. Auf ihre Expertise – und<br />
die ihrer Abteilung – greifen die Bundesmuseen,<br />
das Wien Museum und das Bundesdenkmalamt<br />
zurück. Sterflinger ist regelmäßiger Gast im<br />
Tiefenspeicher der Albertina, sie ist in den<br />
Depots des Kunsthistorischen Museums zu<br />
Hause, sie entnimmt regelmäßig Proben in der<br />
römisch-frühchristlichen Virgilkapelle unter<br />
dem Stephansplatz, sie hat die Gruft mit den<br />
mumifizierten Leichen aus Jahrhunderten unter<br />
der Michaelerkirche untersucht, sie inspiziert<br />
alte Uniformen und Textilien, und sie sagt: „Den Beck<br />
Museen ist das Problem des Pilzbefalls mittler-<br />
Lukas<br />
weile bewusst – aber sie sind unsicher, wie man<br />
damit umgehen soll.“ Fotos:
„Ich bin ein tolles Zitat. In ferner<br />
Zukunft werden vielleicht Therapien<br />
entstehen, die Altern bei hoher<br />
Lebensqualität.“<br />
Person Name<br />
Aus Sterflingers Sicht geht es um dreierlei:<br />
Zunächst einmal darum, die Kunstwerke zu<br />
reinigen, aber auch um die Vorbeugung und<br />
nicht zuletzt um die Gesundheit der Restauratoren.<br />
Wo immer Pilze auftreten, ist auch Staub.<br />
Und wo Staub ist, sind auch Sporen – und die<br />
können Allergien auslösen, zu chronischer<br />
Bronchitis, Nebenhöhlen-Entzündungen und<br />
Histamin-Intoleranz führen.<br />
Das „Pilz-Problem“ ist so alt wie die Evolution.<br />
Pilze gehören zu den ältesten Lebewesen<br />
auf dem blauen Planeten, und sie blühen und<br />
„Den Museen ist das Problem des Pilzbefalls<br />
mittlerweile bewusst – aber sie sind unsicher,<br />
wie man damit umgehen soll.“<br />
Katja Sterflinger, Mikrobiologin<br />
gedeihen, wo immer sie auf andere Organismen<br />
treffen und das „Milieu“ passt: etwa, wenn das<br />
Klima sehr feucht ist, wenn der Raum nicht oder<br />
nur schlecht belüftet ist, wenn Autoabgase (und<br />
damit polyzyklische Aromate) eindringen,<br />
Kunstwerke mangelhaft oder falsch verpackt<br />
sind – oder wenn eine Fast-Food-Kette in der<br />
Nähe ist. Sterflinger: „Wir haben beobachtet,<br />
dass Steinskulpturen in der Stadt mit einem<br />
regelrechten Film an organischen Substanzen<br />
wie Fettsäuren, Aromaten und Kohlenwasserstoffen<br />
überzogen sind. Letztere mögen einige<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Mikrobiologie<br />
▼<br />
19
20 Mikrobiologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
▼<br />
Schimmelpilze besonders gern.“ Unwissenschaftlich<br />
könnte man auch sagen: Das Frittierfett<br />
von Millionen Wiener Schnitzerln legt sich<br />
nicht nur auf den Hüften der Wiener an –<br />
sondern auch auf ihren Kunstwerken.<br />
Weil Pilze aber auch vornehmlich Höhlenbewohner<br />
sind, fressen sie sich in behauenes<br />
Gestein und machen es porös. Besonders die<br />
Fassaden und Skulpturen der Ringstraßenpalais,<br />
die aus dem Kalk der Steinbrüche in<br />
St. Margarethen (Burgenland) oder dem Johannes-Steinbruch<br />
in Zogelsdorf (NÖ) erbaut<br />
wurden, sowie Marmorfiguren sind für Wiens<br />
Schimmelpilze besondere Leckerbissen.<br />
Die wertvollen Gemälde aus vielen Jahrhunderten,<br />
die in den musealen Depots der Bundeshauptstadt<br />
lagern, haben viele Schwachstellen.<br />
Pilze lieben, wie bereits beschrieben, alles Organische,<br />
Lebendige. Sie brauchen nicht viel<br />
davon, nur ein wenig, um gedeihen und sich<br />
ausbreiten zu können. Das finden sie in den<br />
„Wir haben beobachtet, dass<br />
Steinskulpturen mit einem Film<br />
an organischen Substanzen wie<br />
Fettsäuren, Aromaten und Kohlenwasserstoffen<br />
überzogen sind.“<br />
Katja Sterflinger, Mikrobiologin<br />
Kunstwerken der Alten Meister zur Genüge.<br />
Der Rahmen: Holz. Die Leinwand: Leinen,<br />
Hasenhaut, verschiedene andere Leder. Die<br />
Farben: mineralische Pigmente wie Ocker oder<br />
Gold, gebunden mit organischen Materialien<br />
wie Leinsamenöl, chinesischem Holzöl oder<br />
Eiern. Im Tiefenspeicher der Albertina misst sie<br />
regelmäßig die Schimmelpilze in der Raumluft –<br />
schließlich handelt es sich mit 900.000 Stück um<br />
eine der bedeutendsten grafischen Sammlungen<br />
der Welt. In den Tiefen des Glacis-Gemäuers der<br />
Albertina werden Werke von Dürer, Bosch,<br />
Raphael, Michelangelo, de Goya, Rubens,<br />
Rembrandt, Klimt, Cézanne, Renoir und<br />
Kokoschka aufbewahrt. „Gut aufbewahrt“, wie<br />
Sterflinger attestiert. Nicht einmal der Wassereinbruch<br />
im Vorjahr habe den Werken etwas<br />
anhaben können: „Die Luftfeuchtigkeit an der<br />
Außenseite von ein paar Kartons war etwas<br />
erhöht, das war aber auch schon alles.“<br />
Damit auch angehende Restauratoren wissen,<br />
was angesichts unansehnlicher Schimmelflecken<br />
auf alter Kunst zu tun ist, unterrichtet sie<br />
an der Akademie der bildenden Künste das Fach<br />
Mikrobiologie.<br />
Höhere Logik. Wer nun glaubt, dass Schimmelpilze<br />
ausschließlich Schädlinge seien, ist bei Katja<br />
Sterflinger allerdings an der falschen Adresse.<br />
Die Mikroorganismen haben es ihr seit ihrem<br />
Biologiestudium angetan. Damals hörte sie eine<br />
Vorlesung über Geo-Physiologie und hatte so<br />
etwas wie ein Erweckungserlebnis: „Da ist mir<br />
klar geworden, dass die Erde, der blaue Planet,<br />
nur bestehen kann, wenn es überall Ungleichgewichte<br />
gibt. Eine riesige biologische Pumpe<br />
sorgt dafür, dass es keinen Stillstand gibt –<br />
Photosynthese, biogene Gesteinsverwitterung,<br />
all das hält den Kreislauf des Lebens aufrecht.“<br />
So gesehen hat es wohl seine eigene, höhere<br />
Logik, dass auch Pilze die Kunst lieben. ●<br />
Petra Stuiber<br />
ist Chronik- und Wien-Ressortleiterin der<br />
Tageszeitung Der Standard.<br />
Fotos: Lukas Beck (1), Andrew Rinkhy (1)
Wenn Forscher wieder in<br />
den Kindergarten gehen<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Pilotprojekt<br />
Gespräche? Gebärden? Zuwendung? Was brauchen Kinder, um eine<br />
Sprache zu erlernen? Dieser Frage gehen WissenschafterInnen<br />
in Wiens erstem Forschungskindergarten auf den Grund.<br />
Das erste Wort, mehrere Wörter, der<br />
erste Satz. Sprache ist die Verbindung<br />
zur Welt. Sie hat Einfluss auf die Identität<br />
und Entwicklung eines Menschen.<br />
Welche Rolle professionelle Betreuung,<br />
Gesprächskultur und Beziehungsmuster<br />
beim Erwerb der Sprache spielen, ist jedoch<br />
kaum erforscht.<br />
WissenschafterInnen der Uni Wien<br />
und des Vereins „Zeit!Raum“ haben<br />
sich daher genau das zum Ziel gesetzt –<br />
und eine eigene Forschungsstelle eingerichtet,<br />
angedockt an einen städtischen<br />
Kindergarten in Rudolfsheim-Fünfhaus,<br />
in dem es auch zahlreiche Kinder mit<br />
nichtdeutscher Muttersprache gibt. Der<br />
Grund dafür: Ein Schwerpunkt des Pro-<br />
jektes liegt auf Bedürfnissen von Kindern,<br />
die zwar mehrsprachig aufwachsen,<br />
aber erst im Kindergarten täglich<br />
mit Deutsch konfrontiert werden. Anders<br />
gesagt: Untersucht werden nicht<br />
nur die Bedeutung von Kommunikationsformen<br />
und Beziehungsfaktoren,<br />
sondern auch optimale Unterstützungsmöglichkeiten<br />
für Kinder, die mehrsprachig<br />
aufwachsen.<br />
Pilotprojekt. Dazu verbringt das Team<br />
mit den Kindern den Tag, beobachtet<br />
sie, plaudert und spielt mit ihnen.<br />
Eltern und PädagogInnen sind miteinbezogen.<br />
Angelegt ist das Projekt<br />
vorerst auf zwei Jahre.<br />
Interview<br />
auf<br />
www.forschenentdecken.at<br />
21<br />
Wie können<br />
PädagogInnen die<br />
sprachlichen<br />
Kompetenzen von<br />
Kindern steigern?<br />
● FORSCHUNGSKINDERGARTEN<br />
Materialsammlung<br />
Untersucht wird, wie das Erlernen<br />
einer Erst- und Zweitsprache mit<br />
Personal und vorhandenen Ressourcen<br />
in Kindergärten gefördert werden<br />
kann. Die daraus entstehenden<br />
Methoden und Materialien sollen<br />
in die Aus- und Fortbildung von<br />
KindergartenpädagogInnen einfließen.<br />
Im wissenschaftlichen Team<br />
sind ExpertInnen der Sprachwissenschaft,<br />
Pädagogik und<br />
Psychologie vertreten.<br />
+ + + Christian Doppler Labor für modellbasierte Kalibriermethoden an TU Wien in Betrieb gegangen, www.tuwien.ac.at + + +<br />
Kunst- und Medienwettbewerb „Red Ribbon Award“ für 14- bis 20-Jährige gestartet, Einreichschluss 7. 5., www.aids.at + + +
22 Medizin <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Von fetten Fliegen und<br />
schlanken Mäusen<br />
Andrew Pospisilik vom Wiener Institut für Molekulare Biologie<br />
hat mithilfe von genmanipulierten Fliegen und Mäusen ein Mittel<br />
entdeckt, das nicht nur die Bildung von Fettzellen hemmt, sondern<br />
auch zwischen „guten“ und „bösen“ unterscheidet.<br />
Der Unterschied ist<br />
offensichtlich: oben eine<br />
gewöhnliche Maus. Unten<br />
eine Maus, bei der die<br />
Wirkung des Hedgehog-<br />
Proteins genetisch<br />
verstärkt wurde.<br />
Mittel gegen Diabetes. Fettleibigkeit widerspricht<br />
nicht nur gängigen Schönheitsidealen, sie<br />
gilt auch als Ursache verschiedener Krankheiten.<br />
Allen voran Typ-2-Diabetes, der in weiterer<br />
Folge zu Bluthochdruck und Herzinfarkt führen<br />
kann. Wenn Fettzellen solche Schwierigkeiten<br />
machen, wozu braucht der Körper sie überhaupt?<br />
„Na ja, irgendwo müssen die Kalorien ja<br />
hin“, sagt Andrew Pospisilik (33), Mitglied der<br />
Arbeitsgruppe von Josef Penninger am Institut<br />
für Molekulare Biologie (IMBA) in Wien.<br />
Einen Teil der Glukose, die wir über die<br />
Nahrung aufnehmen, verbrennen wir in den<br />
Muskeln und der Leber. Den Rest speichern wir<br />
als Fettsäuren in den Fettzellen. „Täten wir das<br />
nicht, bliebe der Zucker im Blut und wir würden<br />
uns erst wieder mit Diabetes rumschlagen.“ Ein<br />
prekäres Gleichgewicht also. Doch Andrew<br />
Pospisilik hat einen Weg gefunden, diesen gor-<br />
Mehr Infos<br />
unter<br />
www.forschenentdecken.at<br />
dischen Knoten zu durchschneiden. Ein Protein<br />
namens Hedgehog (Englisch für Igel) beeinflusst<br />
nicht nur die Bildung von Fettzellen – derartige<br />
Mittel wurden schon mehrfach identifiziert. Es<br />
unterscheidet auch zwischen „bösen“, weißen,<br />
und „guten“, braunen, Fettzellen. Die weißen<br />
Fettzellen bilden Depots und führen zu Fettleibigkeit.<br />
Die braunen Fettzellen verbrennen<br />
ihre gespeicherten Fettsäuren relativ schnell und<br />
geben die Energie als Körperwärme ab.<br />
500 Fettgene gefunden. Aber alles der Reihe<br />
nach: Ursprünglich suchte Pospisilik nach einem<br />
Weg, den Fettstoffwechsel in seiner Gesamtheit<br />
zu beeinflussen. Dazu bediente er sich der „Fliegenbibliothek“,<br />
die das IMBA mit dem Institut<br />
für Molekulare Pathologie betreibt. Das Erbgut<br />
der Fruchtfliege hat eine 70-prozentige Übereinstimmung<br />
mit jenem des Menschen. Deshalb<br />
wird sie von vielen GenetikerInnen als Modellorganismus<br />
verwendet. Am IMBA gibt es eine<br />
einzigartige Sammlung von mehr als 20.000<br />
Fliegenstämmen, wobei in jedem ein Gen des<br />
Fliegen-Genoms inaktiv ist.<br />
Einfach gesagt: „Wir haben die Fliegen gefüttert,<br />
zerquetscht und ihren Fettgehalt gemessen.“<br />
Ein langwieriger Prozess, aber die Arbeit hat sich<br />
gelohnt. In einem weltweit erstmaligen Screen<br />
über das ganze Genom hat Pospisilik mehr als<br />
500 Gene identifiziert, die wesentlich am Fettstoffwechsel<br />
beteiligt sind: „Alles Kandidaten<br />
für weitere Untersuchungen.“<br />
Haupttreffer, weil am fettesten, waren die<br />
Fliegen mit deaktiviertem Hedgehog-Gen.<br />
Daraus schloss Pospisilik, dass das Hedgehog-<br />
Protein ein wichtiger Hemmer für die Bildung<br />
von Fettzellen ist, und beschloss, sich darauf zu<br />
konzentrieren. Weil die Fruchtfliege trotz genetischer<br />
Ähnlichkeit ein relativ weit entfernter<br />
Verwandter des Menschen ist, wurde das Expe-<br />
Fotos: Pospisilik, IMBA (1), Lukas Beck (1)
„Ich bin ein tolles Zitat. In ferner<br />
Zukunft werden vielleicht Therapien<br />
entstehen, die Altern bei hoher<br />
Lebensqualität.“<br />
Person Name<br />
riment – kofinanziert vom Wiener Wissenschafts-,<br />
Forschungs- und Technologiefonds – an<br />
Mäusen fortgesetzt. Gemeinsam mit Harald<br />
Esterbauer (45) von der MedUni Wien verglich<br />
man Nager, deren Hedgehog-Wirkung genetisch<br />
verstärkt war, mit „normalen“ Exemplaren. Und<br />
hier die Überraschung: Einerseits waren die Hedgehog-Mäuse<br />
wesentlich schlanker, weil sie<br />
praktisch keine weißen Fettzellen besaßen – an<br />
sich schon ein Erfolg. Andererseits verfügten sie<br />
aber über braunes Fettgewebe, weshalb sie keinen<br />
erhöhten Blutzuckerwert aufwiesen.<br />
Glückliche Forscher. „Mit dieser Entdeckung<br />
haben wir nicht gerechnet“, schmunzelt Pospisilik.<br />
„Dazu hat schon eine Portion Glück gehört.“<br />
Mit dem bisherigen Experiment wiesen Pospisilik<br />
und Esterbauer nach, dass Hedgehog die Bildung<br />
neuer Fettzellen hemmt. Aber was ist mit<br />
bestehenden Fettzellen? „Welche Wirkung das<br />
Protein auf adulte Fettzellen hat, untersuchen<br />
wir derzeit“, erklärt Esterbauer. „Selbstverständlich<br />
hoffen wir, dass es sie dazu bewegt, ihre Fettsäuren<br />
abzubauen.“<br />
Und wohin soll das alles führen? „Missbrauch<br />
ist immer ein Thema“, sagt Pospisilik.<br />
„Aber ein Mittel gegen Fettleibigkeit würde vielen<br />
Menschen helfen, deren Übergewicht genetisch<br />
bedingt ist.“ Nebenwirkungen? „Es ist<br />
bekannt, dass Hedgehog eine Rolle bei der Entwicklung<br />
mancher Krebsarten spielen kann.<br />
Deshalb muss man sich das schon sehr genau<br />
anschauen.“ Andererseits: „Bei unseren Hedgehog-Mäusen<br />
hatte keine einzige Krebs. Und<br />
das ist selbst für ein Sample ,normaler‘ Mäuse<br />
ziemlich ungewöhnlich.“ ●<br />
Thomas Egerer<br />
ist Mitarbeiter des wien.at Medien-Fullservice.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Medizin<br />
23<br />
Rund 20.000 Stämme<br />
der Fruchtfliege hat<br />
Andrew Pospisilik<br />
untersucht und<br />
deren Reaktion auf<br />
Überernährung<br />
getestet. Eine Arbeit,<br />
die sich gelohnt hat.
Fotos: Nikolaus Similache (7), airture (1)<br />
24 Style-Check <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Verwandlungskünstler:<br />
Sitzbank, Laufsteg und<br />
sogar ein Raumschiff<br />
Die Möbel von Inge und Gerd Zehetner kann man drehen,<br />
wenden, kippen und kombinieren. Design-Expertin<br />
Lilli Hollein hat „The other side of furniture“ getestet.<br />
„Mir gefällt die<br />
Mischung aus Knowhow,<br />
Geschick und<br />
Herstellungsqualität.<br />
Und dass nachhaltig<br />
produziert wird.“<br />
Lilli Hollein (links)<br />
Mehr zum Thema<br />
im F&E-Video<br />
unter<br />
www.forschenentdecken.at
Ungewöhnlich. Lilli Hollein ist angenehm<br />
überrascht. Die Kodirektorin<br />
der Vienna Design Week will die<br />
Möbel von „airture“ testen – und<br />
findet sich in einem Vorstadthaus in<br />
Währing wieder, in dem die Wohnung<br />
gleichzeitig Ausstellungsraum und<br />
Atelier ist. Doch das passt zu den<br />
ungewöhnlichen Möbeln von Inge<br />
und Gerd Zehetner. Im Kinderzimmer<br />
sind einige „stella+leon kids“ aus<br />
beschichtetem Schaumstoff aufgestapelt,<br />
die – im Dauertest, so die Zehetners<br />
– nicht nur als Sitzgelegenheiten,<br />
sondern ebenso als Bühne, Ritterburg,<br />
Kinobank, Raumschiff, Höhlensystem<br />
und Ähnliches Verwendung<br />
finden. Auch in der Erwachsenenversion<br />
sind sie multifunktionell, etwa<br />
als Sitzlandschaft oder Laufsteg, verwendbar.<br />
Doch Hollein begnügt sich<br />
vorerst mit der Kids-Variante und<br />
lässt ihrer Fantasie freien Lauf.<br />
Aufsteller. Hollein sieht sich um und<br />
findet es mutig, dass die Zehetners in<br />
einem Möbel-Stilmix leben: „airture“-<br />
Stücke stehen zwischen Design-Ikonen<br />
und Fundstücken vom Flohmarkt. In<br />
der Wohnküche befindet sich eine<br />
Die „airture“-Leuchten-<br />
Serie (Bild rechts) heißt<br />
zu Recht „paradox!“<br />
Lilli Hollein testet die<br />
Liege/Bank „sculpture“<br />
und die Kinder-Sitzlandschaft<br />
„stella+leon kids“<br />
auf Herz und Nieren.<br />
zwei Meter hohe Skulptur, die auch<br />
„sculpture“ heißt und sich nach zwei<br />
Seiten kippen lässt – einmal zu einer<br />
Liege und einmal zu einer Bank.<br />
Hollein probiert beides aus („sehr<br />
bequem“), und als sie aufsteht, stellt<br />
sich „sculpture“ auch von selbst wieder<br />
auf.<br />
Sesseltisch. Weiter geht’s ins Atelier<br />
unterm Dach, wo es aus abgerissenen<br />
Kabeln leuchtet und Glühbirnen ohne<br />
sichtbare Verbindung brennen. Hier<br />
steht auch ein Tisch mit dem bezeichnenden<br />
Namen „turntable“, der sich<br />
in einen Sessel verwandelt, wenn man<br />
ihn kippt. Zwei davon ergeben einen<br />
Schreibtisch mit Sessel – oder ein<br />
Sofa. Kein Zweifel: Hollein ist davon<br />
angetan, wie Inge und Gerd Zehetner<br />
typische Seh- und Nutzgewohnheiten<br />
auf den Kopf stellen. Sie findet das<br />
schlichtweg „faszinierend“.<br />
Werner Schuster<br />
ist Mitarbeiter des wien.at Medien-<br />
Fullservice.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Style-Check<br />
25<br />
● NOTEN FÜR AIRTURE-MÖBEL<br />
Design: 2<br />
Es gibt verwandte Produkte wie<br />
die Enzis im MuseumsQuartier,<br />
aber die Idee ist trotzdem gut.<br />
Materialien: 1<br />
Nachhaltigkeit wird mitgedacht –<br />
es ist ein Irrglaube, dass alles,<br />
was nach Vollholz aussieht, auch<br />
ökologisch ist. Bei „airture“ wurden<br />
heimische Firmen beauftragt.<br />
Funktionalität: 1<br />
Die Möbel sind bequem und haben<br />
einen großen Nutzen. Besonders<br />
Kinder begreifen die Idee dahinter,<br />
also die Wandelbarkeit, sofort.<br />
Originalität: 2<br />
Auf der Basis von etwas<br />
Bekanntem aufzubauen (siehe<br />
Design), ist auch originell.<br />
● DAS PROJEKT<br />
„airture“ –<br />
ungewöhnliche Möbel<br />
Das Möbellabel „airture“ der Innenarchitektin<br />
Inge Zehetner (mit Ehemann<br />
Gerd) steht für überraschende<br />
Sichtweisen: Bei „rotate!“ kann<br />
ein Tisch zum Sessel, eine Chaiselounge<br />
zur Wartebank werden. Die<br />
Kollektion „paradox!“ umfasst Lampen,<br />
die auf ungewöhnliche Art und<br />
Weise leuchten. Bei „absurd!“ verschmelzen<br />
Architektur und Möbel<br />
zu neuen Einheiten.<br />
Kontakt: www.airture.at<br />
Fördergeber: www.departure.at
26 Wettbewerb <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Die Ideen der SchülerInnen reichen von der Energie-Übertragungs-Maschine bis zum<br />
solarbetriebenen Spielzeugauto. Bastelmaterial wird zur Verfügung gestellt. Außer guten Ideen muss daher nichts mitgebracht werden.<br />
Was macht ein<br />
Weltraumforscher?<br />
Wissenschaft kindgerecht zu erklären, ist<br />
auch für LehrerInnen nicht immer einfach.<br />
Eine Stunde im ZIT kann Abhilfe schaffen.<br />
Hoher Spaßfaktor. Markus gluckst vor Vergnügen. Mit der selbst gebastelten<br />
Energie-Übertragungs-Maschine auf seinem Kopf kann er durch<br />
fremde Galaxien düsen und auf unbekannten Planeten landen. Das macht<br />
dem Knirps so viel Spaß, dass außer Frage steht: Er will Weltraumforscher<br />
werden. Auch Rosa hat ihren Berufswunsch neu überdacht: Statt der<br />
ursprünglich geplanten Karriere als Bankerin soll es jetzt eine Karriere als<br />
Biologin werden. Experimentieren ist einfach lustiger, so die Begründung.<br />
Auslöser für das Interesse an der Wissenschaft ist eine Unterrichtsstunde<br />
außerhalb der Schule: Das ZIT lädt seit Kurzem LehrerInnen und<br />
SchülerInnen zu Gesprächsrunden mit ExpertInnen ein. In ungezwungener<br />
Atmosphäre können die Kinder alles fragen, was sie schon immer über<br />
die Arbeit von ForscherInnen wissen wollten – und anschließend selbst<br />
Bahnbrechendes erfinden. Die besten Ideen werden dann am Wiener<br />
Forschungsfest im September ausgestellt.<br />
Mehr Infos<br />
unter<br />
www.forschenentdecken.at<br />
● DAS PROJEKT<br />
Ideenattacke<br />
Um das Interesse an Forschung<br />
und Innovation bereits in<br />
jungen Jahren zu wecken,<br />
hat das ZIT Zentrum für<br />
Innovation und Technologie<br />
die Initiative „Ideenattacke“<br />
gestartet. Volksschulkinder<br />
der 3. und 4. Klasse werden<br />
samt LehrerInnen eingeladen,<br />
um kostenlos 90 Minuten lang<br />
mehr über Wissenschaft und<br />
die damit verbundenen<br />
Berufsbilder zu erfahren.<br />
Kontakt: www.zit.co.at<br />
+ + + Science Camp der Vetmeduni Wien für Jugendliche von 5.–9. Juli, Anmeldungen www.vu-wien.ac.at/science-camp + + +<br />
„Science Space – kids“ soll Interesse für Naturwissenschaften bei Wiener Volksschulkindern fördern, www.stadtschulrat.at + + +<br />
Fotos: Masterfile (1), Corbis (2), science2public, 2009 Foto: Studio Goldberger (1), www.picturedesk.com (1)
Rätselhafter Urlaub<br />
Verlag Carl Ueberreuter, 200 Seiten,<br />
19,90 Euro, ISBN: 978-3-8000-7434-1<br />
Physiker Bernhard Weingartner erklärt<br />
rätselhafte Phänomene und spannende<br />
Experimente auf Reisen. Darunter: Warum<br />
Vögel V-Formation fliegen, wie Kunstschnee<br />
erzeugt wird, warum man nicht<br />
von Yetis Suppe kosten sollte und wie man<br />
selbst in der Wüste ohne Energieversorgung<br />
zu gut gekühltem Bier kommt.<br />
Kontakt: www.ueberreuter.at<br />
Das Wissen Wiens – Urbane Technologien<br />
und Strategien im Überblick<br />
Ausstellung, 8. April bis 18. Juni <strong>2010</strong>,<br />
Wiener Planungswerkstatt<br />
Welche Technologien braucht eine Stadt,<br />
damit sie funktioniert? Die Antwort darauf<br />
findet man in der Ausstellung „Das Wissen<br />
Wiens – Urbane Stadttechnologien und<br />
Stadtstrategien“. Geboten wird ein umfassender<br />
Einblick in den Organismus der<br />
Stadt, von Fernwärme bis Abfallbehandlung.<br />
Auf einem virtuellen Rundgang lernt<br />
man technische, strategische und organisatorische<br />
Leistungen der Stadtverwaltung<br />
und deren Unternehmen kennen. Fachvorträge,<br />
Führungen und Rundfahrten ergänzen<br />
das Programm. Abgewickelt wird das<br />
Projekt von TINA, Wiens Drehscheibe für<br />
innovative Stadt- und Umwelttechnologien.<br />
Kontakt: www.tinavienna.at<br />
Mathematik im Kindergarten<br />
29. April und 27. Mai <strong>2010</strong>, 17–18.30 Uhr,<br />
math.space, MuseumsQuartier<br />
Wenn jemand Lust auf Zahlen machen<br />
kann, dann ist das Österreichs wohl bekanntester<br />
Mathematiker, Rudolf Taschner.<br />
Jetzt gibt der Autor mehrerer Bestseller sein<br />
Wissen weiter und lädt KindergartenpädagogInnen<br />
zu einer speziellen Seminar-Reihe:<br />
Ziel von „Mathematik im Kindergarten“ ist<br />
es, jeweils ein mathematisches Thema so<br />
aufzubreiten, dass Kindergartenkinder auf<br />
spielerische und lustvolle Art daran Freude<br />
entwickeln können.<br />
Kontakt: www.math.space.or.at<br />
FameLab – Österreichs Gesicht der Wissenschaft<br />
Wettbewerb für junge ForscherInnen<br />
FameLab ist ein Wettbewerb, der junge<br />
Talente im Bereich Wissenschaftskommunikation<br />
fördert. Gesucht sind heuer in erster<br />
Linie Natur- und TechnikwissenschafterInnen<br />
wie BiologInnen, PhysikerInnen, ChemikerInnen,<br />
(Veterinär-)MedizinerInnen,<br />
GeologInnen, MathematikerInnen, InformatikerInnen,<br />
TechnikerInnen etc. Die<br />
BewerberInnen sollten zwischen 21 und<br />
35 Jahren alt sein. Gelegenheit für Auftritte<br />
gibt es in den Vorentscheidungen in Klagenfurt<br />
(13. 4.), Wien (15. 4.), Innsbruck (21.<br />
4.) und Graz (22. 4.). Das Finale findet im<br />
Technischen Museum (8. 5.) in Wien statt.<br />
Kontakt: www.famelab.at<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Termine<br />
Volles Programm<br />
Bücher, die Sie unbedingt lesen sollten, Veranstaltungen, die Sie keinesfalls<br />
versäumen sollten, und Förderwettbewerbe, die sie kennen sollten.<br />
Buchtipps<br />
Wissenschafter<br />
und Vater, der im<br />
Urlaub seine vier<br />
Kinder bei Laune<br />
hält: Bernhard<br />
Weingartner.<br />
Veranstaltungen<br />
Siegerin des Vorjahres: Lucia Aronica<br />
überzeugte die Jury mit Witz und Geist.<br />
Förderwettbewerb<br />
Call: Die Stadt 2020<br />
Einreichfrist bis 17. Juni <strong>2010</strong><br />
Die Stadt Wien unterstützt die Entwicklung<br />
neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen<br />
von Wiener Unternehmen, die eine<br />
Stadt von morgen als Voraussetzung zur<br />
Wahrnehmung ihrer Aufgaben und zur Sicherung<br />
ihrer Strukturen braucht. Gesucht<br />
werden Projekte u. a. aus den Bereichen<br />
Wohnen, Bauen, Verkehr, Mobilität, Entsorgung<br />
und Gesundheitsinfrastruktur.<br />
Kontakt: www.zit.co.at<br />
27<br />
Wiener Vorlesungen<br />
Vom Umgang mit der Jugendkriminalität<br />
15. April <strong>2010</strong>, 18 Uhr, Wiener Rathaus,<br />
Festsaal, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Strafe, Sozialisation, Therapie. Ein Vortrag<br />
des ehemaligen Präsidenten des Wiener<br />
Jugendgerichtshofes, Udo Jesionek, über<br />
Von 1982 bis 2002 Präsident des Wiener<br />
Jugendgerichtshofes: Udo Jesionek.<br />
den wirkungsvollen Umgang mit Jugendkriminalität<br />
in der Großstadt Wien.<br />
Kontakt: www.vorlesungen.wien.at<br />
Mitten in der großen Krise<br />
22. April <strong>2010</strong>, 19 Uhr, Wiener Rathaus,<br />
Volkshalle, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Vortrag des österreichischen Ökonomen<br />
Stephan Schulmeister zum Thema Krise<br />
und „New Deal für Europa“.<br />
Kontakt: www.vorlesungen.wien.at<br />
Voraussetzungen und Möglichkeiten<br />
einer Integrationspolitik<br />
5. Mai <strong>2010</strong>, 18.30 Uhr, Altes Rathaus,<br />
Festsaal, 1., Wipplinger Straße 1–8.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Vortrag des deutschen Politikers mit<br />
türkischen Wurzeln, Hakki Keskin.<br />
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe<br />
„Salon der Kulturen“ von EDUCULT in<br />
Kooperation mit den Wiener Vorlesungen.<br />
Kontakt: www.vorlesungen.wien.at<br />
Wiener Preis für humanistische<br />
Altersforschung 2009<br />
10. Mai <strong>2010</strong>, 19 Uhr, Festsaal,<br />
Feststiege I, 1. Lichtenfelsgasse 2.<br />
Preisverleihung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie<br />
mit dem Schriftsteller Felix Mitterer.<br />
Kontakt: www.vorlesungen.wien.at
28 Club <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Die Ausstellung im<br />
Narrenturm gibt<br />
allgemeine Infos und<br />
zeigt menschliche und<br />
tierische Präparate.<br />
Was passiert, wenn man<br />
Strom zu nahe kommt?<br />
Wer einmal eine total verbrannte Hand gesehen hat, weiß für den Rest des<br />
Lebens, warum er den Griff in die Steckdose vermeiden sollte. Eine Schau im<br />
Wiener Narrentrum veranschaulicht die Gefährlichkeit von elektrischem Strom.<br />
Faszination und Ekel. Zugegeben, verbrannte Hautstücke und verkohlte<br />
Beine sind eine drastische Art, um zu veranschaulichen,<br />
welche Auswirkungen elektrischer Strom auf den menschlichen<br />
Körper haben kann. Die neu eröffnete Sammlung der „Elektropathologie“<br />
im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum im<br />
Narrenturm ist dennoch so angelegt: Soll doch – vor allem bei<br />
SchülerInnen – das Bewusstsein für die Gefährlichkeit von elektrischem<br />
Strom geschärft werden. Viele Unfälle sind nämlich auf<br />
Unachtsamkeit zurückzuführen. Aber auch Blitzschläge und elektrische<br />
Lichtbögen können schwere Verletzungen verursachen.<br />
Deshalb werden die wichtigsten technischen Grundlagen und<br />
Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Strom ebenfalls erklärt.<br />
Die ausgestellten menschlichen und tierischen Feuchtpräparate<br />
stammen übrigens zum Großteil noch aus der Sammlung des<br />
Arztes Stefan Jellinek, dem Begründer des Museums. Wer sich<br />
selbst ein Bild machen möchte: „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ lädt zur<br />
exklusiven Führung.<br />
Termin: Besuch im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum, neun LeserInnen<br />
plus Begleitung, 5. Juni <strong>2010</strong>, Anmeldung bitte bis zum 17. Mai <strong>2010</strong> beim<br />
Clubtelefon 01/277 55 22 oder unter www.forschen-entdecken.at, Treffpunkt und<br />
Uhrzeit werden den GewinnerInnen rechtzeitig bekannt gegeben.<br />
● BIZARRE SAMMLUNG<br />
Museum im<br />
Narrenturm<br />
Der Arzt Stefan Jellinek<br />
(1871–1968) gilt als<br />
Pionier der Elektropathologie.<br />
Er versuchte erstmals,<br />
Menschen nach Stromunfällen<br />
zu reanimieren. Unter ihm<br />
wurde die Elektropathologie zu<br />
einer medizinischen Disziplin.<br />
1936 gründete er das Museum<br />
für Elektropathologie auf dem<br />
Gelände des Alten AKH. Nach<br />
seinem Tod übersiedelte die<br />
Sammlung mehrmals. Seit<br />
Februar ist sie im Pathologischanatomischen<br />
Bundesmuseum<br />
im Narrenturm zu sehen.<br />
Kontakt: www.narrenturm.at<br />
Exklusiv-<br />
Führung<br />
9 Clubmitglieder<br />
mit Begleitung<br />
am 5. Juni <strong>2010</strong><br />
im Narrenturm<br />
Fotos: Nikolaus Similache (2), Chris Haderer (1), Lukas Ilgner (1)
● FÜR KLUGE KÖPFE<br />
Sudoku – mitmachen & gewinnen<br />
Tragen Sie die Ziffern 1 bis 9 in die Blöcke ein. Jede Ziffer darf<br />
nur 1 x pro Block, auf jeder Horizontalen und Vertikalen<br />
vorkommen. Addieren Sie anschließend die in den Kreisen stehenden<br />
Ziffern und geben Sie die Summe per E-Mail, Post oder Telefon<br />
bis 20. Mai unter dem Kennwort „Sudoku“ bekannt. Die Ziehung<br />
erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Eine Barablöse<br />
der Preise ist nicht möglich. Zu gewinnen gibt es fünf Mal zwei<br />
Bücher „Wien. 2000 Jahre Garnisonsstadt“, Band 1 und 2. Die<br />
GewinnerInnen werden schriftlich verständigt.<br />
Kontakt: Redaktion „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“, Postfach 7000, 1110 Wien,<br />
Clubtelefon 01/277 55 22, E-Mail: leserservice@redaktion-wien.at<br />
WIEN. 2000 JAHRE<br />
GARNISONSSTADT<br />
Eine 2000-jährige Geschichte Wiens,<br />
von dessen Gründung als römisches<br />
Legionslager bis heute.<br />
Rolf M. Urrisk-Obertynski,<br />
Weishaupt Verlag, EUR 49,90 pro Band<br />
Band 1, ISBN: 978-3-7059-0280-0<br />
Band 2, ISBN: 978-3-7059-0291-6<br />
CLUB WIEN.AT<br />
So können Sie mitspielen!<br />
Voraussetzung für die Teilnahme an<br />
unseren Aktionen ist, dass Sie Clubwien.at-Mitglied<br />
sind oder werden. Rufen Sie einfach<br />
bei unserem Clubtelefon 01/277 55 22 an und geben Sie<br />
Name und Adresse bekannt. Nach der Anmeldung<br />
können Sie sofort mitspielen. Die Mitgliedschaft ist<br />
kostenlos und unverbindlich.<br />
C<br />
Club<br />
Vorteilskarte<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Club<br />
Besuch im<br />
Gamestudio<br />
29<br />
Geheimnisse des Programmierens. Sie wollten echten Profis<br />
schon immer beim Entwickeln eines Spiels über die<br />
Schulter schauen? In Erfahrung bringen, wie man eine<br />
Urversion „bastelt“, an einem Prototypen arbeitet und<br />
welche Geheimnisse hinter dem Programmieren stecken?<br />
Jetzt haben Sie die Gelegenheit dazu. Broken Rules, Wiens<br />
derzeit erfolgreichstes Start-up-Unternehmen im Bereich<br />
Spieleentwicklung, und „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ laden<br />
Ein Trio auf Höhenflug: Wiens erfolgreiche Spieleentwickler<br />
laden in ihre Gameschmiede ins MuseumsQuartier.<br />
drei LeserInnen plus Begleitung in das MuseumsQuartier,<br />
um einen Blick hinter die Kulissen eines Gamestudios zu<br />
werfen. Auf dem Programm: eine Führung durch das<br />
Unternehmen mit kurzem Abriss der Entwicklungsgeschichte<br />
und anschließender Präsentation ausgewählter<br />
Arbeiten sowie Einblicke in die Tätigkeiten von ProgrammiererInnen<br />
und GamedesignerInnen.<br />
Außerdem verlost „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ fünf Downloads<br />
von „And Yet It Moves“ – dem weltweit erfolgreichen,<br />
zweidimensionalen Spiel der Wiener Entwickler.<br />
Mehr über „And Yet It Moves“ erfahren Sie auf Seite 13.<br />
Termin und Kontakt: Besuch im Gamestudio von Broken Rules,<br />
drei LeserInnen plus Begleitung, 11. Juni <strong>2010</strong>, Anmeldung bitte bis<br />
zum 17. Mai <strong>2010</strong> beim Clubtelefon 01/277 55 22 oder im Internet<br />
unter www.forschen-entdecken.at, Uhrzeit und Treffpunkt werden den<br />
GewinnerInnen rechtzeitig bekannt gegeben.
Gratis-Magazine<br />
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LeserInnentelefon<br />
01/277 55<br />
■ Frau ■ Herr<br />
Vor- und Nachname<br />
Straße/Nr.<br />
PLZ/Ort<br />
E-Mail<br />
Leben<br />
& Freude<br />
Für Wienerinnen & Wiener in ihren besten Jahren.<br />
Nr. 01/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036636, DVR: 0000191<br />
City & Life<br />
Dein Jugendmagazin für mehr Spaß und mehr Zukunft.<br />
Nr. 01/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036705M, DVR 0000191<br />
www.leben-freude.at<br />
Raus in die Natur, den<br />
Vögeln auf der Spur<br />
Leben & Freude hat Menschen<br />
getroffen, die sich für Wiens<br />
Vogelwelt begeistern.<br />
www.cityandlife.at<br />
Soulsänger & Parkbetreuer<br />
BIG John<br />
Girl Band rockt Wien Auf Tour mit einem Besuch im<br />
Sin Sin Secret Secret Streetworker<br />
Streetworker Mädchenzimmer<br />
Mädchenzimmer<br />
1. Gesundheitsspektakel<br />
am 11. April<br />
rund ums Burgtheater<br />
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■ Leben & Freude (Magazin 60+)<br />
■ Kinder & Co (Familienmagazin)<br />
■ City & Life (Jugendmagazin)<br />
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Brief an die Redaktion wien.at, Postfach 7000,<br />
1110 Wien, widerrufen.<br />
30 Schlusspunkt <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Ausgrabungen im Jahr 3010<br />
Eigentümliche Überreste. Lassen Sie<br />
uns gedanklich einen kleinen Sprung<br />
machen ins Jahr, na, 3010. Johann<br />
Nestroy glaubte zwar schon 1833,<br />
„die Welt steht auf kaan Foi mehr<br />
langlanglanglanglang“, aber sagen wir<br />
einfach, wir haben sie bis dahin noch<br />
nicht völlig in Schutt und Asche gelegt.<br />
Sagen wir also, es gibt im Jahr<br />
3010 Archäologen, die unsere Überreste<br />
ausgraben. Was werden die über<br />
uns und unsere Epoche denken?<br />
Sie werden viele Gräber von Frauen<br />
finden, denen als eigentümliche<br />
Grabbeigaben zwei flüssigkeitsgefüllten<br />
Beutel auf die Brust gelegt worden<br />
sind. In manchen der Beutel, wird der<br />
Handscanner des leitenden Archäologen<br />
in Sekundenschnelle feststellen,<br />
befand sich eine Kochsalzlösung, in<br />
anderen ein Silikongel.<br />
Sie werden in den Brustkörben vieler<br />
männlicher Skelette Apparaturen<br />
finden, die den Medizinhistorikern ein<br />
nostalgisches Lächeln auf die Lippen<br />
zaubern werden. „Ach, richtig!“, werden<br />
sie sagen, „damals verwendete<br />
man ja noch diese … wie hießen sie<br />
schnell noch? Herzschrittmacher! Die<br />
haben früher doch tatsächlich am<br />
offenen Herzen herumgefuhrwerkt,<br />
anstatt einfach bereits beim Embryo<br />
die passenden Gene einzuschalten.<br />
Unvorstellbar!“<br />
Sie werden ganze Berge kleiner<br />
Geräte mit Tasten finden, die man<br />
noch drücken musste. Technologiearchäologen<br />
werden diese Dinger später,<br />
als sie endlich historische Silberscheiben<br />
namens DVD zu entziffern gelernt<br />
haben, als Mobiltelefone identifizieren.<br />
„So kommunizierte man damals<br />
also“, wird ein Historiker dem anderen<br />
durch sein unter der Schädeldecke<br />
eingepflanztes Gedankenübertragungsgerät<br />
übermitteln.<br />
Sie werden riesige Blechmaschinen<br />
mit vier Rädern finden und kopfschüttelnd<br />
sagen: „So viel Material – und<br />
dann kann das nicht einmal fliegen!“<br />
Und sie werden riesige Felder finden,<br />
auf denen man die wertvollsten Rohstoffe<br />
achtlos herumliegen lassen hat.<br />
„Man kann die Menschen von damals<br />
ja für primitiv halten“, wird ein<br />
Archäologe sagen, „aber wenn sie all<br />
dies hier als Müll wegwerfen konnten,<br />
mussten sie unermesslich reich gewesen<br />
sein.“<br />
Sigrid Neudecker<br />
ist Autorin des<br />
Magazins „Zeit<br />
Wissen“ und<br />
pendelt zwischen<br />
Hamburg, Paris<br />
und Wien.<br />
Illustration: Markus Murlasits, Foto: Privat
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