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Forschen & Entdecken 3/2010

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<strong>Forschen</strong><br />

& <strong>Entdecken</strong><br />

Das Magazin für kluge Köpfe.<br />

Nr. 03/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />

www.forschen-entdecken.at<br />

Wiener<br />

Forschungsfest<br />

Das Programm zum<br />

Herausnehmen<br />

GROSSES FEST<br />

Forschungsrad<br />

Gondelfahrt mit<br />

WissenschafterInnen


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WERBUNG


Fotos: Lukas Beck (1), Bernstein Center for Computational Neuroscience Göttingen, the Physics Department of the Georg-August-Universität<br />

Göttingen, and the Max Planck Institute for Dynamics and Self-Organization (1)<br />

Editorial<br />

Inhalt Ausgabe 03/<strong>2010</strong><br />

04–05 Shortcuts<br />

Warum Pinguine fliegen, Glühwürmchen leuchten<br />

und Ephesos faszinierend ist.<br />

12 Wiener Köpfe<br />

CogVis gewinnt den Media Content Award.<br />

13 Wiener Know-how<br />

Brennstoffzellen wandeln Wasser- und Sauerstoff in<br />

Strom um und schonen dadurch die Umwelt.<br />

14–15 Interview<br />

Informatikerin Monika Henzinger über Google,<br />

Werbeträger und ihre Professur an der Uni Wien.<br />

16–19 Wie nutzen Jugendliche Facebook?<br />

Wiener Studie zu sozialen Netzwerken im Internet<br />

zeigt den eher sorglosen Umgang mit privaten Daten.<br />

21–28 Best of Forschung<br />

Die wichtigsten Infos zum Wiener Forschungsfest<br />

am 18. und 19. September <strong>2010</strong> im Prater.<br />

29 Werner Gruber und die Science Busters<br />

Neues Buch, neues Programm, alte Qualität.<br />

Impressum<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Editorial / Inhalt / Impressum<br />

Zum dritten Mal findet das große Forschungsfest statt. Infotainment vom Feinsten, denn mehr<br />

als 40 TopwissenschafterInnen werden diesmal im Prater auftreten – und zwar in exklusivem<br />

Rahmen: In Gondeln des Riesenrads halten etwa Renée Schroeder, Josef Penninger, Rudolf Taschner<br />

oder Konrad Paul Liessmann Vorlesungen für Jung und Alt. Daneben präsentieren im riesigen<br />

Forschungszelt 50 Firmen, Universitäten und private Forschungseinrichtungen ihre Innovationen.<br />

In der Mitte dieses Heftes finden Sie alle Informationen über das spannende Programm am 18. und<br />

19. September – und ein Gewinnspiel, bei dem Sie um einen der begehrten Plätze in einer Gondel<br />

spielen können. Gute Gewinnchancen haben Sie auch live beim Forschungsquiz auf der großen<br />

Bühne. Wir freuen uns darauf, Sie dort persönlich zu begrüßen!<br />

Claudia Schanza & Cécile Kochwalter<br />

06–10<br />

Wie schaut<br />

Wien 2020 aus?<br />

Mikrohäuser, Trocken duschen<br />

und Schlafzellen im Büro? Ein<br />

Blick in die gar nicht mehr so<br />

ferne Zukunft unserer Stadt.<br />

<strong>Forschen</strong><br />

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Das Magazin für kluge Köpfe.<br />

Nr. 03/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />

30–33 Schutz oder Überwachung?<br />

Kameras von morgen erkennen Personen<br />

und warnen vor gefährlichen Situationen.<br />

34–35 Alltag<br />

Warum grüne Paprika billiger sind, Rot für Zucker<br />

steht und Blei Arterienverkalkung verursacht.<br />

36–37 Großstadt-Visionen<br />

„<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-LeserInnen auf Bustour<br />

zu den spannendsten Bauprojekten in der Stadt.<br />

38–40 Sprung in die Selbstständigkeit<br />

Wo kreative UnternehmerInnen Starthilfe bekommen.<br />

41 Tragbare Kunstwerke<br />

Mode aus anatolischer Baumwolle und Glasknöpfe<br />

aus der Toskana.<br />

42–43 Termine<br />

Was Sie in Wien nicht versäumen sollten.<br />

Gratisabo<br />

<strong>Forschen</strong><br />

& <strong>Entdecken</strong><br />

www.forschenentdecken.at<br />

44–45 Club-Aktionen<br />

Gondelfahrt auf dem Forschungsrad im Prater<br />

sowie aktuelle Bücher zu gewinnen.<br />

46 Schlusspunkt<br />

Sigrid Neudecker über die Tücken der Zukunft.<br />

wien.at <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> – das Magazin für kluge Köpfe Heft 3/<strong>2010</strong>. Medieninhaber und Herausgeber: Stadt Wien – Presse- und Informations dienst<br />

(MA 53), Rathaus, Stiege 3, 1082 Wien. Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG, Leberstraße 122, 1110 Wien. Redaktion: Leberstraße 122,<br />

1110 Wien, Tel. 01/740 32-0, www.forschen-entdecken.at, E-Mail: office@forschen-entdecken.at. Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut Widmann, Christoph Berndl<br />

(Stv.). Chef vom Dienst: Mag. Helmut Widmann. Magazin koordination: Brigitte Limbeck. MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Mag. Marlene Auer, Mag. Thomas<br />

Egerer, Mag. Heike Kossdorff, Mag. Astrid Kuffner, MAS, Dr. Stefan Müller, Sigrid Neudecker, Maja Nizamov, MA, Mag. Christine Oberdorfer, Robert Penz, Mag. Martina<br />

Stehrer. Art-Direktion: Mag. Marion Karasek. Fotoredaktion: Joelle Bullens. Lektorat: Carina Divischek, Mag. Daniela Oberhuber, MSc. Coverfotos: Getty Images<br />

(1), www.picturedesk.com (4), Ecowin Verlag (1), ZIT (1), Nikolaus Similache (1), Inge Prader (1), Lukas Beck (1). Reproduktion: Repromedia Druckges.m.b.H. Nfg. KG,<br />

Leberstraße 122, 1110 Wien. Druck: Goldmann-Druck AG, Königstetterstraße 132, 3430 Tulln. Anzeigen annahme: N. J. Schmid VerlagsgesmbH, Leberstraße 122, Postfach<br />

420, 1110 Wien, Tel. 01/740 32-733. Verlags- und Herstellungsort: Wien.<br />

www.forschen-entdecken.at<br />

Wiener<br />

Forschungsfest<br />

Das Programm zum<br />

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GROSSES FEST<br />

Forschungsrad<br />

Gondelfahrt mit<br />

WissenschafterInnen<br />

03


04 Short Cuts <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Zu sehen<br />

auch beim<br />

Forschungsfest<br />

DAS BILD:<br />

Fliegende<br />

Pinguine<br />

Vorbild Natur. Pinguine sind<br />

Vögel, die im Laufe ihrer<br />

Enwicklung das Fliegen<br />

verlernt haben. Die Technik<br />

verleiht den Tieren nun aber<br />

wieder Flügel. Bionik heißt<br />

die Forschung, die sich damit<br />

beschäftigt, wie Technik von<br />

der Natur lernen kann. Denn<br />

die Natur bietet Lösungen für<br />

viele Fragen, worüber sich<br />

TechnikerInnen seit Langem<br />

den Kopf zerbrechen. Was hat<br />

das nun mit fliegenden Pinguinen<br />

zu tun? Festo, ein<br />

Unternehmen für Automatisierungstechnik,<br />

hat<br />

bionische Pinguine für das<br />

Wasser (AquaPenguin) wie<br />

auch für die Luft (AirPenguin)<br />

entwickelt. Wie ihre Vor -<br />

bilder am Südpol gleiten die<br />

Roboter-Pinguine elegant<br />

durch das Wasser bzw.<br />

schweben mit sanften Flossenschlägen<br />

völlig autonom<br />

durch die Luft. Die gewon -<br />

nenen Erkenntnisse fließen<br />

in künftige Anforderungen<br />

der Automation von<br />

Produktions prozessen ein.<br />

Kontakt: www.festo.at


Fotos: Festo AG (1), Getty Images (2), Fotostudio Wilke (1)<br />

BILDERRÄTSEL:<br />

Was versteckt sich hinter diesem Bild?<br />

Ein Putzschwamm im Wasser? Spiralnudeln in einer grünen Suppe? Die Sohle eines<br />

Kinderschuhs? Eine Biskuit-Kiwi-Torte mit Gelee-Überguss? Eine Koralle? Die Unterseite<br />

eines Schneckenfußes? Was die Abbildung tatsächlich zeigt, erfahren Sie auf Seite 34.<br />

Auf Brautschau: Mit dem Blinken werben<br />

Glühwürmchen um Weibchen.<br />

SCIENCE SKURRIL:<br />

Gabe für die Braut<br />

Warum blinken Glühwürmchen?<br />

Mit dem Leuchten wollen Männchen<br />

Weibchen anlocken. ForscherInnen<br />

haben jetzt herausgefunden,<br />

dass Weibchen kräftige Männchen<br />

mit länger leuchtenden Blinksignalen<br />

bevorzugen. Denn die Käfer<br />

übergeben quasi als Brautgeschenk<br />

ein „Paket“ mit Spermien und Proteinen.<br />

Letztere sind für Weibchen<br />

eine wichtige Nahrungsquelle. Je<br />

größer also der Käfer, desto größer<br />

auch seine Samenpakete.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Short Cuts<br />

05<br />

DAS ZITAT:<br />

„Am Anfang jeder Forschung<br />

steht das Staunen. Plötzlich<br />

fällt einem etwas auf.“<br />

Wolfgang Wickler, Verhaltensforscher<br />

FRAU DER STUNDE:<br />

Ephesos in<br />

Frauenhand<br />

Zweifache Pionierin:<br />

Archäologinnen im<br />

Bereich Feld- und Grabungsarchäologie<br />

sind<br />

rar. Einen Grund dafür<br />

kennt Sabine Ladstätter,<br />

die erste Direktorin<br />

des Österreichischen<br />

Archäologischen Institutes, aus eigener<br />

Erfahrung. „Früher durften Kinder<br />

nicht in Grabungs camps wohnen. Das<br />

wird aber ein Problem, wenn man im<br />

Ausland arbeitet und dadurch längere<br />

Zeit von der Familie getrennt ist.“<br />

Grund genug für die gebürtige Kärtnerin,<br />

sich für Frauenförderung stark zu<br />

machen. Und mit ihrer Bestellung zur<br />

Grabungsleiterin von Ephesos – wo sie<br />

seit 1995 arbeitet – die antike Stadt für<br />

Kinder zu öffnen. Schließlich wurde der<br />

Grundstein zu ihrer eigenen Karriere<br />

ebenfalls in der Volksschulzeit gelegt.<br />

„Bei einem Ausflug auf den Magdalensberg<br />

war ich so fasziniert, dass ich die<br />

Lehrerin gefragt habe, wie die Leute heißen,<br />

die da ausgraben.“ Noch heute ist<br />

Forschung – trotz zahlreicher Managementaufgaben<br />

– eine Herzensangelegenheit<br />

für sie. „Keramik verrät viel über<br />

Wirtschaft und Handel. Güter wie Öl<br />

wurden darin transportiert. Keramik<br />

war auch einer Mode unterworfen. Deshalb<br />

lässt sie sich gut datieren.“ Ephesos<br />

hat für Ladstätter nichts an Faszination<br />

verloren. „Sie war eine der reichsten<br />

Städte des römischen Imperiums und<br />

ist extrem gut erhalten. Eine riesige<br />

Schatztruhe.“ Kontakt: www.ephesos.at<br />

+ + + Mathematiker Adrian Constantin untersucht im Rahmen eines WWTF-Projektes den „Fluss unter einer Wasserwelle“,<br />

www.wwtf.at + + + TU-Forscher Philipp Hansmann löst Rätsel um magnetische Momente in eisenhaltigen Supraleitern + + +


06 Forschungsfest <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Wien im Jahr<br />

Wie wird Wien in zehn Jahren ausschauen? Wer<br />

Zweifel hat, dass sich die Stadt ständig wandelt,<br />

sollte sich an den Alltag vor zehn Jahren erinnern.<br />

GPS vom Verteilerkreis Favoriten zum<br />

Stadtzentrum? Zur Jahrtausendwende fast utopisch.<br />

Dort erst einen Park- und dann einen<br />

Fahrschein am Mobiltelefon lösen? Mit dem<br />

Laptop via WLAN rasch ins Internet gehen?<br />

Niemand lümmelte im Jahr 2000 auf quietschbunten<br />

Enzis im MuseumsQuartier.<br />

Die BewohnerInnen der Stadt waren nicht<br />

Teil des Web 2.0, auf Facebook, YouTube oder<br />

Flickr. Im Öffi-Netz gab es keinen Countdown,<br />

wann die nächste Niederflur-Garnitur einfährt,<br />

und der iPod war noch nicht auf dem Markt.<br />

Bei Arzt oder Ärtzin wurde ein Krankenschein<br />

statt der e-card gezückt und gezahlt wurde in<br />

Schilling. Bar, weil Bankomatkassen selten<br />

waren. Und wie wird Wien in zehn Jahren ausschauen?<br />

Matthias Horx, einer der bekanntesten<br />

Zukunftsforscher, hat, wie es der Zufall so<br />

will, vor just zehn Jahren eine Zweigstelle seines<br />

Zukunftsinstituts in Wien aufgesperrt. Und er<br />

hat eine klare Vision für die Stadt 2020: „Sie<br />

könnte ein Stück metropolitaner werden, sich<br />

den einen oder anderen Wolkenkratzer trauen.<br />

Das Mobilitätskonzept ist schon recht gut.<br />

2020 wird es wohl rund 20 Prozent Elektroautos<br />

geben, viel mehr (Elektro-)Fahrräder und<br />

weniger Geländefahrzeuge aus dem Wienerwald“,<br />

beschreibt der Trendforscher.<br />

Wer sich schon jetzt ein Bild von der<br />

Zukunft machen möchte: Erste Einblicke, wie<br />

sich Freizeit, Arbeit, Wohnen und Mobilität<br />

binnen einer Dekade verändern könnten, gibt<br />

es auf dem Wiener Forschungsfest im Prater.


Strom aus der Telefonzelle. Ein Schwerpunkt<br />

ist das Wiener Energiemodell 2020, das auf<br />

Elektro-Mobilität statt Feinstaub und Abgase<br />

setzt. Dabei geht man auch unkonventionelle<br />

Wege. Telefonzellen etwa, zuletzt vom Aussterben<br />

bedroht, erleben ein Revival als Stromtankstellen.<br />

Am dazugehörigen Terminal kann der für<br />

den Wochenendtrip gebuchte Elektro-Roadster<br />

abgeholt werden. Wer es sportlicher anlegen<br />

will, erradelt sich die Kunstschätze und Baudenkmäler<br />

der Stadt mit Elektro-Fahrrädern,<br />

die an den City-Bike-Standplätzen angeboten<br />

werden. Die Litfaßsäulen entlang der Ringstraße<br />

sind zu Rundum-Bildschirmen mutiert.<br />

Als Multimedia-Säulen können sie 360-Grad-<br />

Panoramabilder und auch Ton aus den Hauptstädten<br />

Europas übertragen. Praktisch, wenn man<br />

an die Fußball-Europameisterschaft 2020 denkt.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Forschungsfest<br />

Trockenduschen, grüner Kunstschnee<br />

und Schlafzellen im Büro: Das alles wird in zehn Jahren<br />

selbstverständlich sein. Nie und nimmer? Dann denken Sie<br />

einfach an den Handy-Fahrschein, den iPod oder die e-card.<br />

2020Mikrohäuser,<br />

Daran hat vor zehn Jahren auch niemand geglaubt.<br />

Fotos: Jörg Lonkwitz (1), Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher<br />

(www.zukunftsinstitut.de), Foto: Klaus Vyhnalek (1)<br />

So könnte künftig<br />

gebaut werden: Peter<br />

Sellars Vision einer<br />

Brücke über den<br />

Margaretengürtel.<br />

„2020 wird es wohl rund<br />

20 Prozent Elektroautos<br />

und viel mehr (Elektro-)<br />

Fahrräder geben.“<br />

Matthias Horx, Zukunftsforscher<br />

Mehr zum<br />

Thema unter<br />

www.forschenentdecken.at<br />

07


08 Forschungsfest <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Schneekanonen imitieren<br />

künftig das Geschehen im<br />

Inneren einer Wolke. Der<br />

grüne Kunstschnee hat feinere,<br />

naturähnliche Kristalle<br />

und verbraucht weniger<br />

Wasser und Energie.<br />

Für alle, die es mit dem runden Leder, Public<br />

Viewing und Massenansammlungen nicht so<br />

haben, gibt es künftig eine Alternative zum<br />

Beserlpark – nämlich den Dachgarten auf dem<br />

Wohnhaus. Das Besondere daran: Die begrünten<br />

Dächer kühlen 2020 Gebäude ganz ohne<br />

Klimaanlage. Eine Bewässerungstechnologie<br />

mit vergrabenen Schläuchen und Speichergranulat<br />

verbraucht für die Pflege der hauseigenen<br />

Oase halb so viel Wasser wie Gießkanne und<br />

Gartenschlauch. Entwickelt wurde die Technik<br />

für den Einsatz in trockenen und heißen Regionen<br />

der Welt. Tatsächlich sind aber auch Dachgärten<br />

in der Großstadt mit wüstenähn lichen<br />

Bedingungen konfrontiert. Wind lässt<br />

die Flächen rasch austrocknen, weil das Wasser<br />

an der Oberfläche verdunstet, statt bis zu den<br />

Wurzeln vorzudringen. Dank der neuen Technik<br />

stolpert auch niemand mehr über Sprinkler, und<br />

vor dem Urlaub müssen Bekannte auch nicht<br />

mehr für Gießdienste aktiviert werden.<br />

Langlebiges Mikrohaus. Die eigenen vier<br />

Wände lassen sich aber auch problemlos auf<br />

kleinen Grundstücken verwirklichen. Das<br />

gänzlich aus Metall gefertigte Mikrohaus zum<br />

Beispiel gibt es mit neun mal vier Metern und<br />

zwölf mal vier Metern Fläche. Klein, aber oho<br />

trifft jedenfalls auch auf die Ausstattung zu. Das<br />

Raumwunder bringt es auf 2,7 Meter Raumhöhe,<br />

ist sinnvoll in drei Räume aufgeteilt, langlebig<br />

und verbraucht nur wenig Strom. Es wird<br />

schlüsselfertig geliefert, spart Platz und Energie<br />

und aus den individuellen Wohneinheiten kann<br />

auch eine ganze Siedlung – etwa für betreutes<br />

Wohnen – zusammengestellt werden. Grüne<br />

Fassade inklusive. Dazu werden einfach Pflanzen -<br />

tröge senkrecht in die Metallwände integriert<br />

und das Regenwasser vom Dach wird eingeleitet.<br />

Dem grünen Daumen sind dabei kaum Grenzen<br />

gesetzt. Soll die Pflanzenfassade lieber duften,<br />

für frische Kräuter sorgen, Insekten ernähren<br />

oder rasch zuwachsen? Wofür auch immer man<br />

sich entscheidet – neben dem schönen Anblick<br />

filtert die Wand auf jeden Fall Feinstaub, wirkt<br />

wie ein Schalldämpfer und sorgt im Sommer für<br />

angenehme Kühle.<br />

Pulverschnee statt Kunstschnee. Auch im Winter<br />

setzt man auf Innovation: Die in einem<br />

Gemeinschaftsprojekt von BOKU und TU Wien<br />

entwickelten Schneekanonen erzeugen 2020 auf<br />

den Wiener Hausbergen Pulverschnee-Kristalle<br />

statt Kunstschnee-Matsch. Dabei werden in den<br />

Generatoren die Bedingungen im Inneren einer<br />

Wolke nachempfunden und so wird für die<br />

Schnee-Erzeugung im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Technologien bis zu 90 Prozent weniger<br />

Energie benötigt. Diese konventionellen Schnee-<br />

Erzeuger produzieren technischen Schnee, der<br />

aus runden gefrorenen Wassertröpfchen besteht<br />

und unter der Lupe keine Ähnlichkeit mit natürlichen<br />

Schnee-Kristallen aufweist. Für diese Art<br />

der Schnee-Erzeugung werden aus einem Kubikmeter<br />

Wasser in etwa zwei Kubikmeter Schnee<br />

hergestellt. Der Aufwand an Ressourcen, Energie<br />

und Wasser ist sehr hoch. Der „Dendrite Generator“<br />

liefert dagegen naturähnlichen Schnee als<br />

Endprodukt. Es werden echte Schnee-Kristalle<br />

erzeugt, wie sie auch in natürlichen Wolken entstehen.<br />

Der Aufwand an Ressourcen, Energie<br />

und Wasser wird aber deutlich reduziert!<br />

Smartphone der Zukunft. Auch der Sektor der<br />

Telekommunikation ist im Umbruch. So wird<br />

das Mobiltelefon als Fernbedienung für die<br />

Organisation der Freizeit und Arbeit fungieren<br />

und bis dahin vielleicht auch einen neuen<br />

Namen haben. Das Handy 2020 wird gerade<br />

geknipste Gruppenfotos mit einem Mini-Projektor<br />

an die nächste Wand werfen können. Mit<br />

Gesten in der Luft – das wird 2020 immer<br />

noch etwas seltsam aussehen – werden Bilder<br />

gezoomt, gedreht oder aufgerufen. Wie mit einer<br />

Autos werden auch in zehn Jahren<br />

aufgetankt. Statt Benzin oder Diesel<br />

einzufüllen, hängt man den fahrbaren<br />

Untersatz aber an die Steckdose an.<br />

Fotos: Corbis (1), Ian Ehm (1), tech metall (1)


schnurlosen Computermouse werden mit dem<br />

Mobiltelefon Bildschirme im öffentlichen<br />

Raum – etwa Nachrichtenanzeigen in der U-Bahn<br />

oder Werbung in einer Auslage – für weitere<br />

Informationen aufgerufen werden können.<br />

Raunzen ist sinnvoll. Mit dem Raunzen wurde<br />

in Wien eine sehr effektive Kulturtechnik perfektioniert,<br />

die laut Matthias Horx auch die<br />

nächsten 10.000 Jahre überstehen wird. Aber<br />

hilft diese Haltung, mit dem Fortschritt zurechtzukommen?<br />

Der Trendforscher hält Raunzen<br />

für sinnvoll, wenn es gegen komplizierte,<br />

schlecht designte Technik geht, die sich auf dem<br />

Markt nicht durchsetzen sollte. Die einzig wirklich<br />

neue Technologie der Jetztzeit ist für ihn der<br />

Netzwerk-Computer. Entscheidender als der<br />

Besitz eines Computers ist jedoch das Bildungsniveau.<br />

„In Ländern wie Finnland, Kanada oder<br />

Südkorea ist die Hälfte der Bevölkerung hochgebildet<br />

und die Internet-Nutzung ist ebenso<br />

verbreitet. Gerade einmal 13 Prozent aller<br />

Österreicherinnen und Österreicher haben ein<br />

Hochschulstudium oder einen vergleichbaren<br />

Abschluss. Dieser Anteil muss sich in den nächsten<br />

20 Jahren mindestens verdoppeln, wenn<br />

nicht verdreifachen“, schließt Horx.<br />

Einem großen Wandel unterworfen sind auch<br />

die Bereiche Medizin und Arbeitswelt.<br />

Technik in der Medizin. Neben der gedankengesteuerten<br />

Prothese entwickelte das Unternehmen<br />

Otto Bock auch einen sechsbeinigen Gehroboter,<br />

der die Struktur von Tieren wie etwa<br />

der Küchenschabe nachahmt. Gesteuert wird<br />

AMOS durch eine selbstlernende Software, die<br />

es ihm ermöglicht, verschiedene Bewegungs -<br />

abläufe wie einen Hebereflex (Beinbewegung<br />

über Hindernisse), einen Selbstschutzreflex (in<br />

Kopfüber-Position) sowie fünf verschiedene<br />

Gangarten auszuführen. Dasselbe System kann<br />

auch für Prothesen angewendet werden, um<br />

Betroffenen das Gehen zu erleichtern. Auch für<br />

die Körperpflege bettlägeriger Menschen zeich-<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Forschungsfest<br />

09<br />

Das energiesparende<br />

Mikrohaus wird<br />

schlüsselfertig<br />

geliefert und kann<br />

auch zu einer Siedlung<br />

zusammengestellt<br />

werden.


10 Forschungsfest <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Der Kriechroboter von<br />

Otto Bock kopiert das<br />

Gehverhalten einer<br />

Küchenschabe und<br />

dient als Prototyp für<br />

Prothesen.<br />

net sich eine kräftesparende Lösung ab. Eine<br />

„Trockendusche“, entwickelt an der TU Wien,<br />

sprüht warmes Wasser (eventuell mit Seife oder<br />

Pflegelotion) auf die Haut und saugt es gleich<br />

wieder ab. Ein Bürstenkranz verhindert dabei<br />

das seitliche Ausrinnen des Waschwassers.<br />

Schöne neue Arbeitswelt. Als kreative Ökonomie<br />

beschreibt Trendforscher Horx die selbstbestimmte,<br />

vernetzte und sinnerfüllte Arbeitswelt<br />

der nahen Zukunft. Einfache Tätigkeiten<br />

werden durch Technik ersetzt, in den fernen<br />

Osten ausgelagert oder aufgewertet. Im Büro<br />

der Zukunft werken aber immer noch – ähnlich<br />

wie heute – mehrere Personen mit unterschiedlichen<br />

Aktivitätsrhythmen und Tätigkeitsprofilen<br />

gemeinsam an zeitlich begrenzten Projekten.<br />

Während einer telefoniert, haben zwei weitere<br />

eine Konferenz mit Kunden, eine muss unge-<br />

Mehr<br />

Projekte<br />

in der Beilage zum<br />

Forschungsfest auf<br />

Seite 24–25<br />

Self-Organization<br />

and Dynamics for Institute Planck Max the and Göttingen, Georg-August-Universität the of<br />

stört nachdenken, einer fragt herum, was er aus Department<br />

dem Supermarkt mitbringen soll. Die Arbeits -<br />

situation ist mit den mehrmonatigen Missionen<br />

Physics the<br />

auf der internationalen Raumstation ISS durchaus<br />

vergleichbar. Hektik, Lagerkoller und Konflikte<br />

sind beinahe vorprogrammiert. In vielen Göttingen,<br />

Großraumbüros ist das WC heute schon der<br />

einzige Platz, an dem man ungestört ist. Abhilfe<br />

schaffen 2020 Rückzugsmöbel in Form eines Neuroscience<br />

Büro-Kokons. Sie bieten die nötige Ruhe zum<br />

Nachdenken oder für ein Powerschläfchen, das<br />

in zehn Jahren endlich anerkannt sein wird. Die<br />

Zukunft kann also kommen.●<br />

Computational for Center<br />

Astrid Kuffner,<br />

Bernstein<br />

freie Journalistin in Wien Foto:


Fahren wir in ein neues<br />

Zeitalter der Elektrizität?<br />

Siemens war schon 1905 Pionier bei Elektroautos – heute bereiten wir<br />

den Weg für Elektromobilität und das intelligente Stromnetz der Zukunft.<br />

Wir arbeiten nicht erst seit heute an der Mobilität von morgen. Kein Wunder, dass Siemens schon jetzt zeigt, wie Autos<br />

ohne CO 2-Ausstoß unterwegs sein können. Mehr noch: Dank intelligenter Stromnetze wird das Auto der Zukunft zum mobilen<br />

Zwischenspeicher für Elektrizität aus schwankenden Energiequellen wie Wind und Sonne. Und trägt damit zu einer nachhaltigen<br />

Energieversorgung bei – auch wenn es in der Garage steht.<br />

www.siemens.at/e-mobility<br />

strom macht mobil<br />

WERBUNG


12 Wiener Köpfe <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Neuer Test erkennt<br />

Thrombose-Risiko<br />

Mit einer eigens<br />

entwickelten<br />

Hauterkennung<br />

können Bilder auf<br />

Erwachsenen-<br />

Inhalte überprüft<br />

werden.<br />

20.000 Betroffene. Schmerzen beim<br />

Abtasten der Wade, einseitige Beinschwellung<br />

mit Spannungs- und Hitzegefühl<br />

oder ein Ziehen, das im Liegen<br />

nachlässt – bei Anzeichen wie diesen ist<br />

die Gefahr eines Blutgerinnsels in Herz<br />

oder Lunge groß. Betroffen davon sind<br />

rund 20.000 ÖsterreicherInnen pro Jahr.<br />

Das Tückische daran: Nach der ersten<br />

Thrombose folgt meist eine zweite. Das<br />

sogenannte Rezidiv trifft auf jeden vierten<br />

Fall zu, jeder zehnte Fall endet sogar<br />

tödlich. Ein neuer Test soll dem jetzt vorbeugen.<br />

Das „Vienna Prediction Model“<br />

identifiziert Personen, bei denen das<br />

Risiko besonders hoch ist. Durchgeführt<br />

werden kann der Test in jeder Arztpra-<br />

Der ersten Thrombose folgt nicht selten eine<br />

zweite. Der Test zeigt, wer gefährdet ist.<br />

xis. Alles, was dafür notwendig ist:<br />

Angaben zu Geschlecht, die Lokalisation<br />

der letzten Thrombose, etwa Unterschenkel,<br />

und ein Blutgerinnungstest.<br />

Basierend auf diesem Ergebnis können<br />

anschließend individuelle Therapien<br />

angewendet werden. Das „Vienna Prediction<br />

Model“ ist übrigens ein Ergebnis<br />

der bereits 20 Jahre laufenden Forschungsarbeit<br />

an der Medizinischen<br />

Universität Wien.<br />

Kontakt: www.thrombosezentrum.at<br />

Daten durchsuchen,<br />

sortieren, verwalten<br />

CogVis entwickelt Software für Bildverarbeitung<br />

und ergattert damit den obersten Stockerlplatz im<br />

Wettbewerb um innovative Medienprojekte.<br />

Videocheck. Das mobile Internet und<br />

die starke Präsenz videotauglicher<br />

Smartphones befördern Internetseiten-<br />

Betreiber in ein Dilemma: Einerseits<br />

macht die Interaktion mit den UserInnen,<br />

die Bilder und Videos hochladen,<br />

ein Portal erfolgreich, andererseits sind<br />

die AdministratorInnen heillos überfordert.<br />

Stichwort Pornografie: Wie<br />

zum Beispiel 500 hochgeladene Videos<br />

in kürzester Zeit auf deren Inhalt checken?<br />

Die Organisation von Mediendatenbanken<br />

ist komplex und extrem<br />

personalintensiv. Genau hier setzt das<br />

Projekt video-tag von CogVis an: Mithilfe<br />

intelligenter Algorithmen und<br />

sogenannter Featurepunkte werden<br />

Recherche, Analyse und Kategorisierung<br />

von Bildern und Videos massiv<br />

erleichtert. Ein Konzept, das von einer<br />

ExpertInnenjury mit dem ersten Platz<br />

des Call Media Vienna <strong>2010</strong> – organisiert<br />

vom ZIT – gewürdigt und mit<br />

15.000 Euro gefördert wurde.<br />

Breite Zielgruppe. „Um Software entwickeln<br />

und Kunden fertige Lösungen<br />

liefern zu können, benötigen wir<br />

einfach finanzielle Unterstützung, wie<br />

sie der Call Media uns bietet“, so<br />

Michael Brandstötter, Geschäftsführer<br />

von CogVis. Dass die Lösung auch für<br />

Medienhäuser und andere Firmen mit<br />

enormen Bild- und Videodatenbanken<br />

sehr interessant sein wird, bekräftigte<br />

den Juryentscheid.<br />

Kontakt: www.cogvis.at<br />

Fördergeber: www.zit.co.at<br />

+ + + Neuer Lehrgang „Angewandte Kynologie“ ab Herbst an der VetMed Wien + + + Wienbibliothek kauft den Nachlass des<br />

Dichters und Aktionskünstlers Hubert Fabian Kulterer mit unveröffentlichten Texten und Briefen der Wiener Gruppe + + +<br />

Fotos: Getty Images (1), Buenos Dias (1), Lukas Beck (1)


<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Wiener Know-how<br />

Genial wie die Natur:<br />

Energie durch Nano-Design<br />

Jede menschliche Zelle kann Stoffe gezielt aufnehmen oder abweisen.<br />

Das sollen künftig auch spezielle Brennstoffzellen tun – und so elektrische<br />

Energie produzieren. ForscherInnen der TU Wien tüfteln daran.<br />

Brennstoffzellen wandeln Wasser- und Sauerstoff in Strom um – und<br />

schonen dabei die Umwelt. Denn während bei der Ölverbrennung<br />

Kohlen dioxid, Ruß und andere Rückstände übrig bleiben, ist das Abfallprodukt<br />

der Brennstoffzelle lediglich Wasser. Dabei produziert sie<br />

genauso effizient Energie – durch gezieltes Hin- und Herleiten von Wasser,<br />

elektrischen Ladungen und Nährstoffen. „Die Natur schafft diese Strukturen<br />

seit Milliarden von Jahren“, erklärt Jovan Matovic (Bild) vom<br />

Forschungsteam der TU Wien. „Jetzt bauen wir nach diesem Prinzip<br />

mikroskopisch kleine Kanäle nach und arbeiten an einer Membran, die<br />

Protonen effizienter leiten soll.“ Egal ob für die Automobilindustrie, die<br />

Weltraumfahrt oder die Telekommunikation – Brennstoffzellen werden<br />

heute als ernst zu nehmende Energiequelle der Zukunft gesehen.<br />

Realisierbar in wenigen Jahren. Das Wiener Team macht auf dem Gebiet<br />

der Nanotechnologie – der Technologie der kleinen Teilchen – europaweit<br />

große Fortschritte. Geht die Entwicklung so rasant weiter, könnten Elektroautos,<br />

Laptops und Handys in drei bis fünf Jahren ihre Energie aus<br />

Brennstoffzellen gewinnen.<br />

EU-GEFÖRDERT<br />

13<br />

Klein, aber oho:<br />

In dem Kunststoffwürfel,<br />

den<br />

Jovan Matovic<br />

von der TU Wien<br />

in der Hand hält,<br />

befindet sich die<br />

Nanomembrane<br />

für eine winzige<br />

Brennstoffzelle.<br />

Sie wird als<br />

ernst zu nehmendeEnergiequelle<br />

der<br />

Zukunft gesehen<br />

– und ist im<br />

Gegensatz zur<br />

Erdölverbrennungumweltschonend!<br />

Wien als Vorreiter<br />

Am Projekt sind international<br />

sechs Universitäten, Forschungsinstitutionen<br />

und Unternehmen<br />

beteiligt. Koordiniert wird es von<br />

der TU Wien, Institut für Sensor-<br />

und Aktuatorsysteme mit Werner<br />

Brenner, Jovan Matovic und Nadja<br />

Adamovic. Mit 3,3 Millionen Euro<br />

fördert die EU die Erforschung der<br />

Nanotechnologie. 1,1 Millionen Euro<br />

davon fließen nach Österreich. In<br />

rund drei Jahren werden der EU<br />

erste Ergebnisse vorgelegt.<br />

Kontakt: www.tuwien.ac.at<br />

+ + + Wolfgang Lutz erhält als erster Sozialwissenschafter den Wittgensteinpreis, eine der renommiertesten Wissenschaftsauszeichnungen<br />

Österreichs + + + departure vergibt 800.000 Euro an Unternehmen der Kreativbranche, www.departure.at + + +


14 Interview <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Schneller ans Ziel<br />

Als Forschungsleiterin von Google war Monika Henzinger maßgeblich an dessen<br />

Aufstieg beteiligt. Heute forscht die Informatikerin an der Universität Wien nach<br />

Wegen, den Internet-Werbemarkt attraktiver und effizienter zu machen.<br />

F & E: Welche Suchmaschine benutzen Sie<br />

persönlich?<br />

Monika Henzinger: Google. Ab und zu versuche<br />

ich es mit Yahoo, aber letztlich lande ich<br />

dann doch wieder bei Google.<br />

Als ehemalige Google-Forschungsleiterin kennen<br />

Sie die Suchmaschine in- und auswendig.<br />

Was ist der Google-Code?<br />

Das darf ich Ihnen natürlich nicht sagen. Aber<br />

Google adaptiert seine Suchalgorithmen ohnehin<br />

andauernd. Das ist wichtig, um Manipulationen<br />

zu verhindern. Manche Website-Betreiber investieren<br />

viel Geld in den Versuch, mit technischen<br />

Tricks ihre Seite in den Suchlisten weiter nach<br />

vorne zu bringen.<br />

Google merkt sich alle Suchanfragen und<br />

Klicks, die man auf seiner Seite tätigt. Was<br />

macht das Unternehmen mit der Information?<br />

Das dient der Qualitätskontrolle. Wenn beispielsweise<br />

für einen bestimmten Suchbegriff<br />

häufig Ergebnisse auf hinteren Listenrängen<br />

angeklickt werden, weiß Google, dass es da<br />

Verbesserungsbedarf gibt.<br />

Das heißt, sie wird nicht personalisiert?<br />

Als ich noch dort war, hat man mir gesagt, dass<br />

Fotos: Bubu Dujmic


man das nicht will, solange sich der<br />

Benutzer nicht bei seinem Google-<br />

Account anmeldet. Aber das heißt nicht,<br />

dass das immer so bleiben muss.<br />

Suchmaschinen finanzieren sich zum<br />

Großteil über Werbung. Ein Gebiet,<br />

auf dem Sie jetzt forschen?<br />

So ist es. In dem derzeit gängigen Payper-Click-Verfahren<br />

haben Werbeanbieter<br />

nicht viele Möglichkeiten. Jeder kann<br />

für einen Suchbegriff einen Preis bieten.<br />

Der Bestbieter bekommt den ersten Listenplatz<br />

in der Werbeanzeige, der zweitbeste<br />

Bieter den zweiten und so weiter.<br />

Was wollen Sie ändern?<br />

Das Verfahren verfeinern, und zwar<br />

indem man für denselben Suchbegriff<br />

verschiedene Preise bieten kann. Etwa<br />

dafür, dass ein Unternehmen in der<br />

Anzeige vor einem bestimmten Konkurrenten<br />

erscheint. Oder nicht in Zusammenhang<br />

mit einem anderen.<br />

Was soll das bringen?<br />

Ich denke, dass das Internet- Werbung<br />

für viele Unternehmen attraktiver und<br />

effizienter machen würde.<br />

Allerdings würde es die Erstellung der<br />

Werbeanzeige verkomplizieren.<br />

Deshalb arbeite ich mit meinen Mitarbeitern<br />

an einem Weg, diesen Rechenvorgang<br />

zu beschleunigen.<br />

Sie bekleiden an der Universität Wien<br />

den Lehrstuhl für Algorithmik. Was<br />

verstehen Sie unter diesem Begriff?<br />

Ein Algorithmus ist ein Lösungsweg, ein<br />

Kochrezept. Während in manchen<br />

Gebieten der Informatik, etwa beim<br />

Data Mining, nach Lösungen für neue<br />

Probleme gesucht wird, versuchen die<br />

Algorithmiker bestehende Lösungen zu<br />

optimieren. Das heißt, entweder bessere<br />

oder schnellere Lösungen zu finden.<br />

Ihre Berufung ist auf fünf Jahre befristet.<br />

Was wollen Sie in der Zeit erreichen?<br />

Die Kompetenz der Universität Wien im<br />

Bereich Algorithmen weiter ausbauen.<br />

Der Lehrstuhl wurde ja neu geschaffen,<br />

da kann man viel Aufbauarbeit leisten.<br />

„Mir ist wichtig, den Bedarf<br />

der Wirtschaft nicht aus den<br />

Augen zu verlieren.“<br />

Monika Henzinger<br />

Welche Mittel stehen Ihnen dafür zur<br />

Verfügung?<br />

Die Uni Wien finanziert mir zwei<br />

Doktorandenstellen und der Wiener<br />

Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds<br />

weitere drei.<br />

Ihr Mann ist Leiter des neu gegründeten<br />

Institute of Science and Technology<br />

Austria. Gibt es da Kooperationen?<br />

Ich arbeite sehr eng mit der Gruppe des<br />

Informatikers Krishnendu Chatterjee<br />

zusammen. Gemeinsam forschen wir an<br />

automatisierten Verfahren zur Überprüfung<br />

von Hardware- und Softwaresystemen,<br />

wie sie zum Beispiel in Flugzeugen<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Klingt sehr praxisnah. Wollen Sie<br />

wieder zurück in die Privatwirtschaft?<br />

Mir ist wichtig, in der Forschung den<br />

Bedarf der Wirtschaft nicht aus den<br />

Augen zu verlieren. Aber ich genieße die<br />

Freiheit, die mir die Wissenschaft bietet.<br />

Wo sehen Sie Wien als Forschungsstandort<br />

für Informatik?<br />

Ich denke innerhalb Europas ist Wien<br />

auf einem sehr guten Weg. Aber an der<br />

Vormachtstellung der USA wird sich so<br />

bald nichts ändern.<br />

Sie haben schon in Deutschland, den<br />

USA und der Schweiz gelebt. Wie<br />

gefällt es Ihnen in Wien?<br />

Ausgezeichnet. In den USA habe ich<br />

immer eine gewisse kulturelle Differenz<br />

gespürt. Und in der Schweiz haben wir<br />

im französischsprachigen Teil gelebt und<br />

mein Französisch ist bestenfalls durchschnittlich.<br />

Hier geht mir alles ein bisschen<br />

leichter von der Hand.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Interview<br />

15<br />

Sie fühlen sich in Europa wohler als in<br />

den Vereinigten Staaten?<br />

Die Möglichkeiten in den USA sind<br />

faszinierend, aber hier bin ich zu Hause.<br />

Haben Sie noch die Option, zu Google<br />

zurückzukehren?<br />

Nein, von Google habe ich mich end -<br />

gültig verabschiedet.<br />

Das heißt, Sie werden der Universität<br />

Wien noch länger erhalten bleiben?<br />

Ich habe mich schon für die Verlängerung<br />

meiner Professur beworben. ●<br />

ZUR PERSON<br />

Die Optimiererin<br />

Monika Henzinger, 44, arbeitet seit dem<br />

Vorjahr an der Universität Wien. Dort<br />

leitet die Computerwissenschafterin<br />

die neu geschaffene Gruppe für Theorie<br />

und Anwendung von Algorithmen an<br />

der Fakultät für Informatik. Die<br />

Deutsche promovierte 1992 an der<br />

Princeton University, forschte an der<br />

Cornell University und arbeitete später<br />

für den Betreiber der Suchmaschine<br />

AltaVista. Dort lernte sie die späteren<br />

Google-Gründer Larry Page und Sergey<br />

Brin kennen. Im Jahr 2000, kurz nach<br />

der Gründung des Unternehmens,<br />

übernahm sie die Position der<br />

Forschungsleiterin. Für ihre Leistungen<br />

verliehen ihr Medien den Titel<br />

„Googles Superhirn“. 2004 verließ sie<br />

Google und kehrte mit einer Professur<br />

an der École Polytechnique Fédérale de<br />

Lausanne zurück zur Wissenschaft.<br />

Als Algorithmikerin versucht sie,<br />

komplizierte Rechenvorgänge zu<br />

vereinfachen und so zu beschleunigen.<br />

Das Gespräch führte Thomas Egerer,<br />

Mitarbeiter des wien.at Medien-Fullservice.


Foto: Bubu Dujmic<br />

16<br />

Soziale Netzwerke <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Magdalena und Sarita<br />

(von links) bei einem<br />

sogenannten Friendship-<br />

Pair-Interview mit<br />

Michael Schaefberger<br />

01 Privacy<br />

Inhalte, die einmal online sind,<br />

können oft nur schwer gelöscht<br />

werden. Überlege daher genau,<br />

was du von dir selbst online stellen<br />

willst! Gib keine persönlichen<br />

Daten bekannt, die es Fremden<br />

ermöglichen, dich auch außerhalb<br />

des Internets aufzuspüren.<br />

Mehr zum<br />

Thema unter<br />

www.forschenentdecken.at


<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Soziale Netzwerke<br />

Zeig mir dein Profil<br />

und ich sag dir, wer du bist<br />

Michael Schaefberger untersuchte in einer groß angelegten Studie das<br />

Verhalten von Jugendlichen in sozialen Netzwerken im Internet. Dabei<br />

fand er heraus, dass viele die damit verbundenen Risiken unterschätzen.<br />

Im Netz daheim. „Mit Facebook ist das<br />

Leben viel einfacher“, sagt Sarita. Sie<br />

checkt ihr Profil täglich. Daher kann sie<br />

durchaus als repräsentativ bezeichnet<br />

werden. Eine Studie des Instituts für<br />

Jugendkulturforschung – an der auch die<br />

15-Jährige teilnahm – ergab, dass 68 Prozent<br />

der österreichischen 11- bis 19-Jährigen<br />

mindestens ein Mal am Tag soziale<br />

Netzwerke im Internet nutzen.<br />

„Das ist mehr, als wir erwartet haben“,<br />

sagt Jugendforscher Michael Schaefberger,<br />

unter dessen Leitung die Studie durchgeführt<br />

wurde. „Vor allem bei den Jüngeren<br />

haben wir mit deutlich weniger gerechnet.“<br />

Bei den 11- bis 14-Jährigen liegt der Anteil<br />

mit 61 Prozent nämlich nicht viel unter<br />

dem Gesamtschnitt.<br />

Einstiegsplattform. Interessanterweise do -<br />

miniert in dieser Altersgruppe aber nicht<br />

der Branchen-Gigant Facebook, sondern<br />

eine Plattform namens Netlog. Wenn man<br />

die Homepage von Netlog aufruft, kann<br />

man verstehen, warum sie junge Menschen<br />

anspricht. „Alles ist ein bisschen<br />

bunter und verspielter als bei Facebook“,<br />

erklärt Schaefberger.<br />

Dass das belgische Unternehmen in<br />

seinen Geschäftsbedingungen eine Altersuntergrenze<br />

von 13 Jahren anführt, hat<br />

wenig Wirkung. Darauf angesprochen<br />

erklärt Lorenz Bogaert, Chef von Netlog:<br />

„Wir können die Angaben unserer Userinnen<br />

und User nicht überprüfen. Aber wir<br />

legen großen Wert auf Jugendschutz.“<br />

Privatsphäre. Beispielsweise erscheint am<br />

Bildschirm von Erwachsenen, die das<br />

Profil einer oder eines unter 18-Jährigen<br />

anklicken, ein Hinweis, dass sie sich auf<br />

der Seite einer oder eines Minderjährigen<br />

befinden, erklärt Bogaert. Kontaktanbahnungen<br />

von Erwachsenen mit zweifelhafter<br />

Absicht wird das kaum verhindern.<br />

Diese Gefahr ist aber nur eine von vielen,<br />

denen Jugendliche in sozialen Netzwerken<br />

ausgesetzt sind. Die Aushöhlung ihrer Pri-<br />

vatsphäre ist eine andere. „Den meisten<br />

Jugendlichen ist gar nicht bewusst, wie viel<br />

sie von sich preisgeben, wenn sie alle, die<br />

im jeweiligen sozialen Netzwerk surfen,<br />

ihr Profil einsehen lassen“, sagt Bernhard<br />

Jungwirth. Er ist Leiter der Initiative Safer -<br />

internet.at, die die Studie des Instituts für<br />

Jugendkulturforschung in Auftrag gab.<br />

Dazu kommt: „Das Internet vergisst<br />

nicht“, so Jungwirth. Ein Umstand, auf<br />

02 Profil<br />

In deinem Profil kannst du fest -<br />

legen, wer welche Angaben lesen<br />

darf. Empfehlenswert ist die Einstellung,<br />

dass dein Profil und deine<br />

Fotos nur für „Freunde“ zugänglich<br />

sind. Überlege dir aber lieber zwei<br />

Mal, welche Inhalte und Fotos du in<br />

deinem Profil veröffentlichst.<br />

den Saferinternet.at in vielen Broschüren<br />

und Workshops hinweist. „Inhalte können<br />

von dritten Internetnutzerinnen und -nutzern<br />

übernommen werden. Oft ist es<br />

unmöglich, einmal veröffentlichte Daten<br />

wieder zu entfernen.“<br />

Deshalb empfiehlt Jungwirth: „Bevor<br />

man private Daten hochlädt, sollte man<br />

sich fragen, würde ich das auch meinen<br />

Eltern oder Lehrerinnen und Lehrern<br />

zeigen bzw. könnte mir das irgendwann<br />

unangenehm werden.“<br />

Offene Profile. Trotzdem haben 34 Prozent<br />

der Jugendlichen keine Zugangsbeschränkungen<br />

auf ihrer Profilseite. „Ein Problem,<br />

das auch mit den Standardeinstellungen<br />

der Betreiber zu tun hat“, sagt Jungwirth.<br />

Denn: Die sind grundsätzlich auf „für alle<br />

sichtbar“ eingestellt. Und nur 14 Prozent<br />

der Jugendlichen sagen, dass sie sich<br />

„sehr gut“ mit den betreffenden Sicherheitseinstellungen<br />

auskennen. Saritas<br />

Freundin Magdalena (15) hingegen will<br />

17


18 Soziale Netzwerke <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

sich bewusst keine Gedanken über mögliche<br />

Konsequenzen machen: „Was ich auf Facebook<br />

schreibe, geht doch niemanden etwas an“, entrüstet<br />

sie sich. „Auch nicht meinen zukünftigen<br />

Arbeitgeber.“<br />

Laut Studie ist sich aber nur ein Drittel der<br />

Jugendlichen sicher, dass nichts Persönliches aus<br />

ihrem Profil an die Öffentlichkeit gelangt.<br />

Gleichzeitig<br />

wäre das mehr<br />

als der Hälfte<br />

äußerst unangenehm.<br />

Trotzdem<br />

wird munter<br />

weitergepostet.<br />

„Das ist ja auch<br />

vollkommen<br />

verständlich“,<br />

meint Natalia<br />

Wächter, Soziologin<br />

am Institut<br />

für Höhere Studien. „Facebook, Netlog,<br />

MySpace und so weiter sind gerade für jüngere<br />

Jugend liche ideal, um dort mit verschiedenen<br />

Identitäten zu experimentieren.“<br />

Welcher Bekleidungsstil kommt am besten<br />

an, mit welchen Hobbys kann ich punkten –<br />

das sind alles Fragen, die Jugendliche dort klären<br />

können. „Und das hilft ihnen bei ihrer<br />

Selbstfindung“, so Wächter.<br />

Kontakt mit FreundInnen. Auch Christine Feil<br />

vom Deutschen Jugendinstitut forscht seit<br />

vielen Jahren zum Thema Jugendliche im Web.<br />

Sie ist wie Wächter der Meinung, dass soziale<br />

Online-Netzwerke eine Bereicherung für deren<br />

Lebenswelt darstellen. Denn: „Den Jugendlichen<br />

dienen die Internet-Plattformen hauptsächlich<br />

zur Intensivierung ihrer sozialen Beziehungen.“<br />

Das bedeutet, sie kommunizieren dort mit<br />

denselben zehn bis 20 FreundInnen, mit denen<br />

04 Terms<br />

Wenn du dich für ein Netzwerk<br />

entschieden hast, lies dir die Nutzungsbedingungen<br />

genau durch.<br />

Dort erfährst du, welche Rechte du<br />

an den/die Website-BetreiberIn<br />

abtrittst und welche Rechte bzw.<br />

Pflichten du als NutzerIn hast.<br />

sie auch offline in Kontakt stehen. Dementsprechend<br />

verneint Feil die häufige Behauptung,<br />

soziale Netzwerke im Internet führten zur<br />

Vereinsamung der Jugendlichen.<br />

Cyber-Mobbing. Die Verbindung von Offlineund<br />

Online-Leben führt allerdings zu anderen<br />

Problemen. „Wenn ein Konflikt auf sozialen<br />

Internet-Plattformen ausgetragen wird, sind<br />

schnell sehr viele Personen involviert“, erklärt<br />

Monika Pinterits, Leiterin der Wiener Kinderund<br />

Jugendanwaltschaft. Ein Beispiel: Früher<br />

war es in der Regel nur während der Schulzeit<br />

möglich, dass eine Klasse ein gemeinsames<br />

Forum hatte. Jetzt sind soziale Netzwerke<br />

zusätzliche Foren, nur fehlt hier das Korrektiv<br />

der Lehrerin bzw. des Lehrers. „Natürlich thematisieren<br />

die Lehrerinnen<br />

und Lehrer<br />

Konflikte, von denen<br />

03 Friends<br />

sie erfahren“, so Pinterits.<br />

„Außerdem<br />

kann unsere Stelle,<br />

wenn eine Schule das<br />

wünscht, als Mediator<br />

an Konfliktbewältigungenteilnehmen.“<br />

Auch Birgit<br />

Satke, Leiterin von<br />

Rat auf Draht, hat<br />

regelmäßig mit Cyber-Mobbing zu tun: „Am<br />

öftesten hören wir, dass Profile gehackt bzw.<br />

Lügen verbreitet wurden.“ Was kann man in so<br />

einem Fall tun? „Wenn man weiß, wer es war,<br />

empfehlen wir meistens, die Person darauf<br />

anzusprechen.“ Wenn das Mobbing von einem<br />

anonymen Profil ausgeht, kann man den Betreiber<br />

bitten, das Profil vom Netz zu nehmen, so<br />

Satke. In der Regel funktioniere das ganz gut.<br />

Qualität statt Quantität: Viele glauben,<br />

je mehr „Freunde“ sie hätten,<br />

desto beliebter wären sie. Aber in<br />

manchen Fällen ist der Schaden<br />

größer als der Nutzen. Das heißt:<br />

Wähle deine „Online-Freunde“ mit<br />

Bedacht aus. Du musst nicht jede<br />

Freundschaftsanfrage akzeptieren.<br />

Hilfe im Notfall. Ein Vertreter der Österreichischen<br />

Datenschutzkommission gibt Satke<br />

recht: „Die Anbieter von sozialen Netzwerken<br />

im Internet sind im Allgemeinen bemüht, gegen<br />

Mobbing-Angriffe vorzugehen.“ Sollte man mit<br />

seinen Beschwerden aber kein Glück haben,<br />

kann man sich an die Datenschutzkommission<br />

wenden. Allerdings: „Gegen ausländische Unter -<br />

nehmen vorzugehen, ist für österreichische<br />

Behörden sehr schwierig.“<br />

Digitaler Fußabdruck. 123people war bis zum<br />

Vorjahr ein österreichisches Unternehmen. Jetzt<br />

gehört es zur französischen Pages-Jaunes-<br />

Gruppe. Als Personensuchmaschine ist der<br />

Internet-Service auf frei verfügbare Informa -<br />

tionen im Internet angewiesen. In Sekunden<br />

wird alles zusammengetragen, was der Such -<br />

algorithmus zu einer bestimmten Kombination<br />

aus Vor- und Nachnamen im Web findet. Dazu<br />

gehören auch Profile in sozialen Netzwerken.<br />

„Das geht aber nur, wenn die Profilseite<br />

öffentlich zugänglich ist“, betont Bernhard<br />

Lehner, Sprecher von 123people. Dass Personensuchmaschinen<br />

der Aushöhlung der Privatsphäre<br />

Vorschub leisten, findet Lehner natur -<br />

gemäß nicht – im Gegenteil: „Unser Service hilft<br />

den Menschen herauszufinden, was über sie im<br />

Internet steht. So können sie ihre Web-Präsenz<br />

selbst kontrollieren und darauf Einfluss nehmen.“<br />

Das Angebot ist jedenfalls gefragt. Pro<br />

Monat besuchen 1,4 Millionen ÖsterreicherInnen<br />

die Homepage von 123people.


Medien-Unterricht. Um sein Web-Image<br />

bewusst pflegen zu können, braucht man<br />

aber bestimmte Fertigkeiten wie kritisches<br />

Recherchieren und das Wissen um die<br />

Risiken im Internet und bei sozialen Netzwerken.<br />

„Deshalb fordern wir, das Fach<br />

,Medienkompetenz‘ in die Lehrpläne aufzunehmen“,<br />

sagt Bernhard Jungwirth.<br />

Auch Gertraud Diendorfer vom<br />

Demokratiezentrum Wien plädiert dafür,<br />

Internetkompetenz verstärkt in den Unterricht<br />

zu integrieren. „Die jetzige Generation<br />

ist mit Internet und sozialen Netzwerken<br />

aufgewachsen. Gleichzeitig fehlt ihnen<br />

die kritische Distanz zu diesen Medien.“<br />

Bis vor Kurzem untersuchte Diendorfer<br />

gemeinsam mit WissenschafterInnen der<br />

Donau-Universität Krems und der Universität<br />

Salzburg die Internet-Medienkompetenz<br />

von 14-Jährigen. Ein Ergebnis der<br />

Studie, die im Herbst präsentiert wird:<br />

Jugendliche erhalten beim Umgang mit<br />

dem Internet und sozialen Netzwerken<br />

kaum Unterstützung von Erwachsenen.<br />

Wenig Kontrolle. „Mehr als zwei Drittel<br />

der befragten 14-Jährigen bringen sich<br />

ihre Internet-Fähigkeiten selber bei“, so<br />

06 Fotos<br />

Veröffentliche keine Fotos, die<br />

später einmal zu deinem Nachteil<br />

verwendet werden oder dir<br />

peinlich sein könnten. Einmal veröffentlichte<br />

Daten sind oft nicht<br />

mehr zu entfernen. Achte auch<br />

darauf, auf welchen Fotos du von<br />

FreundInnen markiert wurdest.<br />

Diendorfer. „Außerdem sind sie großteils<br />

mit keinen Regeln bei der Benützung des<br />

Internets konfrontiert.“ Deshalb ist es für<br />

Diendorfer wichtig, dass die Schule die<br />

Jugendlichen viel früher als bisher beim<br />

Erwerb von Internet-Medienkompetenz<br />

unterstützt und begleitet.<br />

Anleitungen. Michael Schaefberger musste<br />

im Lauf seiner Studie feststellen, dass viele<br />

der von ihm befragten Jugend lichen sich<br />

in den sozialen Netzwerken besser auskannten<br />

als er selbst. „Trotzdem brauchen<br />

sie Handlungsanleitungen“, meint der Forscher.<br />

Ein Rat, der schon oft gegeben<br />

wurde und trotzdem gut ist: „Tu nichts in<br />

den Online-Netzwerken, was du nicht<br />

auch offline tun würdest.“ Grund zur<br />

Panik besteht für Schaefberger aber keiner:<br />

„Die Netzwerke gehören mittlerweile<br />

zur Lebensrealität der Jugendlichen. Und<br />

alles in allem gehen sie sehr verantwortungsvoll<br />

mit ihnen um.“ ●<br />

www.saferinternet.at<br />

www.kja.at<br />

www.dsk.gv.at<br />

www.rataufdraht.orf.at<br />

www.ombudsmann.at<br />

www.stopline.at<br />

05 Passwort<br />

Sichere Passwörter bestehen aus<br />

einer Kombination aus mindestens<br />

acht Buchstaben, Zahlen und<br />

Sonderzeichen. Wähle auch stets<br />

verschiedene Passwörter für verschiedene<br />

Anwendungen und ändere<br />

diese regelmäßig. Halte Passwörter<br />

auch vor FreundInnen geheim.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Soziale Netzwerke<br />

METHODE<br />

Jugend-Studie<br />

19<br />

Monika Pinterits leitet<br />

die Wiener Kinder- und<br />

Jugendanwaltschaft.<br />

Für die Untersuchung des Instituts<br />

für Jugendkulturforschung wurden<br />

402 Jugendliche in Österreich<br />

zwischen elf und 19 Jahren befragt.<br />

Zur Erstellung der Fragen wurden<br />

im Vorfeld 18 Jugendliche in<br />

sogenannten Friendship-Pairs von<br />

den ForscherInnen interviewt.<br />

Thomas Egerer,<br />

Mitarbeiter des wien.at Medien-Fullservice<br />

Foto: Bubu Dujmic


Wenn es um bahnbrechende Innovationen geht, ist das AIT Austrian Institute of<br />

Technology der richtige Partner für Ihr Unternehmen: Denn bei uns arbeiten<br />

schon heute die kompetentesten Köpfe Europas an den Tools und Technologien<br />

von morgen, um die Lösungen der Zukunft realisieren zu können.<br />

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Das Wiener<br />

Forschungsfest <strong>2010</strong><br />

18. bis 19. September <strong>2010</strong> im Prater<br />

Nr. 02/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />

BEST OF FORSCHUNG<br />

Das Programm zum Herausnehmen<br />

www.forschen-entdecken.at<br />

www.forschen-entdecken.at<br />

Foto: Ludwig Rusch


22 Best of Forschung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Gondeln am Riesenrad<br />

werden zu Mini-Hörsälen<br />

Am 18. und 19. September heißt es wieder: Bühne frei für die Wissenschaft. Mit<br />

dabei sind 50 Unternehmen, Universitäten und private Forschungseinrichtungen.<br />

Einer der Höhepunkte: 40 ForscherInnen halten Vorlesungen in den Gondeln des<br />

Riesenrads. Das Motto lautet: „Wien. Meine Stadt 2020“.<br />

Gondeln werden zu Hörsälen: 40 in Wien<br />

tätige WissenschafterInnen halten jeweils<br />

halbstündige Vorlesungen. Die Themen<br />

reichen von Medizin über Umwelt bis<br />

Technik. Das Forschungsrad wird in<br />

Kooperation mit den Wiener<br />

Vorlesungen durchgeführt.<br />

Prominente Vortragende (von oben links):<br />

K. P. Liessmann, J. Penninger, H. Oberhummer,<br />

R. Taschner, R. Schroeder und A. Pelinka<br />

Ein Fest für die Wissenschaft. Turbo-Rollstuhl,<br />

energiesparende Bewässerungsanlagen, automatische<br />

Türöffner, fliegende Pinguine: Wer<br />

glaubt, in der Wissenschaft drehe sich alles nur<br />

um Formeln und Pipetten, wird beim Wiener<br />

Forschungsfest aus dem Staunen gar nicht mehr<br />

herauskommen. Auf Initiative von Vizebürgermeisterin<br />

Renate Brauner geht im Wiener Prater<br />

zum dritten Mal ein großes Fest für die Wissenschaft<br />

über die Bühne. Neben renommierten<br />

Unternehmen wie etwa der mobilkom, Otto<br />

Bock, Philips und Siemens präsentieren auch<br />

viele kleinere, von der Stadt Wien geförderte<br />

Unternehmen ihre Innovationen. Darüber<br />

Gratis<br />

mitfahren:<br />

Clubaktion<br />

Seite 44–45<br />

hinaus gibt es freien Eintritt in das Prater-Planetarium,<br />

einen eigenen Schwerpunkt für Kinder<br />

sowie ein Rahmenprogramm, das für jeden<br />

Geschmack etwas parat hält.<br />

Vorlesungen und Forschungsquiz. Zwei der<br />

Höhepunkte sind das „Gondeln“ mit ForscherInnen<br />

wie Rudolf Taschner, Renée Schroe der<br />

oder Josef Penninger am Riesenrad sowie das<br />

große Forschungsquiz, bei dem es tolle Preise<br />

zu gewinnen gibt. Bewährte Moderatorin ist<br />

übrigens „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-Chef -<br />

redakteurin Claudia Schanza.<br />

Kontakt: www.zit.co.at<br />

Fotos: Getty Images (1), www.picturedesk.com (3), Ecowin Verlag (2), Nikolaus Similache (1), Lukas Beck (1), Bubu Dujmic (1), Stadt Wien/Kurt Keinrath (1)


Von der fliegenden,<br />

energiesparenden<br />

Untertasse bis zum<br />

Meeresretter: Die<br />

besten Erfindungen<br />

der jungen ForscherInnen<br />

sind auf<br />

dem Forschungsfest<br />

ausgestellt.<br />

20. September: Schulklassen heften sich<br />

auf die Spuren Wiener ForscherInnen<br />

Exklusiv für junge ForscherInnen.<br />

Kinder und Jugendliche haben 1.000<br />

Ideen, wenn es um Verbesserungen für<br />

unseren Alltag geht. Auch wenn sie<br />

ihre Erfindungen nicht immer fehlerfrei<br />

benennen können (Foto oben),<br />

fördert die Stadt Wien diesen Forscherdrang:<br />

Junge WienerInnen haben<br />

einen ganzen Tag lang die Möglichkeit,<br />

in unterschiedliche Bereiche der<br />

Wissenschaft hineinzuschnuppern und<br />

vieles auszuprobieren. Der 20. September<br />

ist daher ausschließlich für angemeldete<br />

Schulklassen reserviert.<br />

Wer nicht so lange warten möchte:<br />

Es gibt natürlich auch am 18. und<br />

19. September jede Menge Spannendes<br />

für kleine BesucherInnen. Den beliebten<br />

WiFF-Zack-Pass zum Beispiel. Mit<br />

dem in der Hand müssen sie markierte<br />

Stationen aufsuchen und Aufgaben<br />

wie das Knacken des genetischen<br />

Codes einer Heidelbeere lösen oder<br />

Weltraummöbel bauen. Wer alles richtig<br />

macht, bekommt einen Stempel<br />

und am Ende, wenn der Pass komplett<br />

ausgefüllt ist, das neue Mitmachbuch<br />

„Ideen attacke“ des ZIT. Damit soll der<br />

Erfindergeist weiter angeregt werden.<br />

Die „Ideenattacke“ ist übrigens<br />

eine Reihe von Innovationsworkshops<br />

für junge ForscherInnen der 3. und<br />

4. Schulstufe. Unter Anleitungen von<br />

ExpertInnen des Zentrums für Innovation<br />

und Technologie wurden dabei<br />

Erfindungen gebastelt, die beim Wiener<br />

Forschungsfest ausgestellt werden.<br />

Kontakt: www.zit.co.at<br />

Prater-Planetarium<br />

öffnet seine Türen<br />

Was tut sich am Himmel? Anlässlich<br />

des Wiener Forschungsfestes<br />

lädt das Planetarium Wien im<br />

Prater zu Tagen der offenen Tür.<br />

Wer daher immer schon mehr über<br />

die Vorgänge am Himmel wissen<br />

wollte, hat am 18. und 19. September bei<br />

kostenlosen Vorträgen die Gelegenheit dazu.<br />

Geeignet für die ganze Familie.<br />

Kontakt: www.planetarium-wien.at<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Best of Forschung<br />

Mehr zum<br />

Forschungsfest<br />

unter<br />

www.forschenentdecken.at<br />

Editorial<br />

Unsere Stadt<br />

im Jahr 2020<br />

23<br />

Gesellschaftliche Akzeptanz, Interesse<br />

und Neugierde für Forschung und<br />

Innovation sind für den Wissenschaftsund<br />

Wirtschaftsstandort Wien unerlässlich.<br />

Deshalb lade ich alle Wienerinnen<br />

und Wiener ein, sich beim Wiener<br />

Forschungsfest selbst ein Bild davon<br />

zu machen, wie Wissenschaft unseren<br />

Alltag beeinflusst. In einem spannenden<br />

und unterhaltsamen Programm für<br />

die ganze Familie zeigen wir Ihnen, was<br />

Wien an Know-how und fortschrittlichen<br />

Ideen zu bieten hat – und in den<br />

nächsten zehn Jahren bieten wird.<br />

Gemäß dem Motto „Wien. Meine<br />

Stadt im Jahr 2020“ zeigen Universi -<br />

täten, Forschungseinrichtungen und<br />

private Unternehmen ihre aktuellen<br />

Forschungsergebnisse und welche<br />

Auswirkungen sie auf unsere Zukunft<br />

haben werden. Ob innovative Projekte<br />

oder kurzweilige Vorlesungen in den<br />

Gondeln des Riesenrads: Selten kann<br />

man Forschung so unterhaltsam und<br />

hautnah erleben.<br />

Mit dem Forschungsfest wollen wir<br />

aber auch dazu beitragen, langfristig<br />

mehr Jugendliche für Berufe in<br />

Technik und Forschung zu<br />

begeistern. Denn hochqualifiziertes<br />

Personal ist für<br />

Wiener Unternehmen im<br />

interna tionalen Wettbewerb<br />

ein Schlüsselfaktor.<br />

Michael Häupl<br />

Wiener Bürgermeister


24 BEST OF FORSCHUNG <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Körper lügen nicht<br />

CharismaCam. Erzählen kann man<br />

viel, wenn der Tag lang ist. Wie<br />

jemand tanzt, lässt sich aber nicht<br />

so leicht kontrollieren. Denn Bewegungsmuster<br />

sind sehr individuell<br />

und sagen laut VerhaltensforscherInnen<br />

daher viel über die Persönlichkeit<br />

eines Menschen aus. Alles<br />

Humbug? Dann probieren Sie es<br />

doch einfach aus. Auf dem Wiener<br />

Forschungsfest können die Besu -<br />

cherInnen vor der sogenannten<br />

„CharismaCam“ ihren ganz persönlichen<br />

Tanz aufführen. Musik<br />

gibt’s dazu allerdings keine. So<br />

lässt sich der persönliche Rhythmus<br />

leichter ausdrücken. Von Wippen<br />

bis Walzertraum, von Discostyle bis<br />

Breakdance: Erlaubt ist, was gefällt.<br />

Bereits eine halbe Minute später<br />

spuckt der Computer das Persönlichkeitsprofil<br />

aus. Wie das ganze<br />

funktioniert: Die „CharismaCam“<br />

koppelt eine Videokamera mit<br />

einem Auswertungsprogramm. Die<br />

Software filtert aus den Bilderfolgen<br />

die Intensität der Bewegung und<br />

beschreibt sie. Die Daten werden<br />

anschließend mit Angaben aus<br />

einem Persönlichkeitstest verknüpft.<br />

Kontakt: www.urbanethology.at<br />

Forschung steckt hinter<br />

vielen Dingen des Lebens<br />

Das Handy als Fahrplan<br />

für U-Bahn, Bus und Bim<br />

Wien, 17 Uhr. Büroschluss. Wie kommt man jetzt<br />

am schnellsten mit den Öffis zu einer Geburtstagsfeier<br />

in Baden? Und zwar mit Zwischenstopp<br />

beim Kindergarten und im Shopping Center, um<br />

noch ein Geschenk zu besorgen. Kein Problem!<br />

Ein Blick aufs Handy genügt. Dort weiß „qando“<br />

Rat. Das mobile Verkehrsinformationssystem<br />

der Wiener Linien und des Verkehrsverbunds<br />

Ost-Region (VOR) stellt sofort die optimale Route<br />

zusammen, auf Basis der Fahrpläne und Echtzeit -<br />

informationen über die aktuelle Fahrsituation<br />

kombiniert mit relevanten Daten wie Einkaufsstraßen<br />

oder Kinos – und zwar kostenlos.<br />

Kontakt: www.qando.at<br />

Neugierig<br />

geworden?<br />

Dann kommen<br />

Sie zum<br />

Forschungsfest<br />

in den Prater.<br />

Erfahrungen hat<br />

das lernende Computerprogramm<br />

der „Charisma-<br />

Cam“ in einem<br />

Forschungsprojekt<br />

an der Uni Wien<br />

gesammelt. Dabei<br />

wurden die Tanz -<br />

bewegungen von<br />

400 Testpersonen<br />

mit ihren Angaben<br />

aus einem Persönlichkeitstest<br />

verknüpft.<br />

Fotos: Getty Images (1), Fluidtime (1), Otto Bock (1), Forschungszentrum Telekommunikation Wien (1), Liquifer (1), Abotic (1)


SUPERFOUR<br />

Geländetaugliche Rollis geben<br />

ein Stück Freiheit zurück<br />

Reichweite 200 Kilometer. Beweglichkeit bedeutet Lebensqualität.<br />

Wer sich dabei nicht auf seine eigenen Füße verlassen kann, muss<br />

längst nicht mehr mit wuchtigen Rollstühlen durch die Gegend<br />

kurven. Die Rollis von heute sind Hightech-Geräte und bestechen mit<br />

Komfort und schnittigem Design. Herzstück ist eine spezielle Software,<br />

über die die Steuerung geregelt wird. Auch eine flexible Anpassung an<br />

die unterschiedlichen Bedürfnisse ist dadurch möglich. Noch ein Stück<br />

wendiger als ein gängiger Elektro-Rollstuhl ist der SuperFour von<br />

Otto Bock. Er ist geländetauglich, meistert Steigungen von bis zu<br />

40 Prozent und schwierige Bodenbeschaffenheiten. Das vollelektronische<br />

Differenzial, die griffige Bereifung bei einem Raddurchmesser von<br />

500 Millimetern, Allradantrieb, 4-Rad-Lenkung, Einzelradaufhängung<br />

und der Federweg von 130 Millimetern haben sich bei Tests in den<br />

Dolomiten ebenso bewährt wie am Strand. Mit einem Hybrid-Antrieb<br />

besitzt er außerdem eine Reichweite von mehr als 200 Kilometern.<br />

Sind die Akkus leer, sorgt ein geräuscharmer Benzinmotor über einen<br />

Generator für neue Energie. Kontakt: www.ottobock.at<br />

Ein Kokon für das Großraumbüro<br />

Die internationale Raumstation ISS hat<br />

bereits Interesse an der Wiener Idee.<br />

Abgeschirmt. Es gibt Tage, da geht’s im<br />

Büro zu wie in einem Bienenkorb. Ein<br />

Kollege telefoniert, zwei weitere haben eine<br />

Kundenbesprechung und der dritte erzählt<br />

das neueste Branchengerücht. Sich dabei<br />

zu konzentrieren, fällt nicht immer leicht.<br />

Bis jetzt zumindest. Denn ab sofort gibt es<br />

einen schmucken Kokon fürs Großraumbüro,<br />

der sowohl Erholungs- als auch<br />

Arbeitsraum für eine Person bietet. Einfach<br />

den Schirm herunterziehen und schon ist<br />

man gegen Blicke und Umgebungslärm<br />

etwas abgeschirmt. Über netzbespannte<br />

Sichtschlitze bleibt die Verbindung dennoch<br />

erhalten. Arbeiten lässt es sich mit dem fle -<br />

xib len Bürostuhl im Inneren; Nacken- und<br />

Fußstütze, integrierte Kopfhörer, Klapptisch<br />

und Beleuchtung gibt es ebenfalls.<br />

Kontakt: www.liquifer.at<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> BEST OF FORSCHUNG<br />

CHARMANTES SERVAS<br />

Computer sprechen<br />

bald auch Wienerisch<br />

Geht es nach einem Wiener Forschungsteam wird<br />

Sie Ihr Computer künftig statt mit der gewohnten<br />

Begrüßungsmelodie mit einem charmanten<br />

„Servas“ begrüßen. Möglich macht das ein<br />

Sprach synthesizer, der neben dem österreichi -<br />

schen Deutsch auch den Wiener Dialekt (das<br />

„Wienerische“), die Wiener Umgangssprache<br />

(„Schönbrunner Deutsch“) und die Wiener<br />

Jugendsprache erzeugen kann. Eingesprochen<br />

wurden die Texte von Hanno Pöschl, Helma Gautier<br />

und Stephan Pokorny. Die Aufnahmen wurden<br />

anschließend in Einzelteile zerschnitten und vom<br />

Computer nach Bedarf wieder zusammengesetzt.<br />

Kontakt: www.ftw.at<br />

Automatischer<br />

Türöffner<br />

25<br />

Weltneuheit aus Wien: Erstmals ist<br />

es möglich, Türen ohne großen Aufwand<br />

innerhalb von wenigen Minuten<br />

zu automatisieren. Das neue<br />

System lässt sich mühelos anbringen<br />

und ist sofort einsatzbereit. Die<br />

Tür öffnet sich dann automatisch,<br />

sobald sich jemand, etwa im Rollstuhl,<br />

nähert. Kontakt: www.abotic.at


Fotos:<br />

26 Best of Forschung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Viele Stationen, ein Plan:<br />

Das bietet das Forschungsfest<br />

Sie wissen genau, was Sie beim Wiener Forschungsfest sehen wollen?<br />

Dann hilft Ihnen dieser Plan, den direkten Weg zu finden. Und wenn<br />

Sie sich noch nicht festgelegt haben: Die Übersicht zeigt alle Stationen,<br />

sodass Sie in Ruhe und mit der ganzen Familie Ihr persönliches<br />

Programm zusammenstellen können.<br />

● MEINE STADT 2020<br />

● GESUNDHEIT!<br />

● ... NATÜRLICH WIEN<br />

AUSSTELLER AUSSERHALB DES ZELTES<br />

● MEDIABOX WIEN<br />

● WIEN BEWEGT<br />

WiFFZACK<br />

FORSCHUNG FÜR KINDER BEIM<br />

WIENER FORSCHUNGSFEST<br />

Am Wiener Forschungsfest kannst Du abheben und zum<br />

WiFFZack werden! Wie das geht, erfährst Du am Eingang<br />

in die Forschungswelt, bei der großen Rakete.<br />

Durch das Programm begleiten Dich das Kinderbüro der<br />

Universität Wien und das ZOOM Kindermuseum.<br />

FORSCHUNGSZELT <strong>2010</strong><br />

Mehr zum Thema<br />

im F&E-Video<br />

unter<br />

www.forschenentdecken.at


Meine Stadt 2020<br />

W1 Informationsstelle – Empfang<br />

W2 ZIT, departure, Wirtschaftsagentur Wien, WWTF – Forschungsstadt Wien<br />

W3 PHOENICS Creative Studio – Digitale Litfaßsäule<br />

W4 Die Wiener Volkshochschulen GmbH – Europa Büro des Stadtschulrats für Wien<br />

Arbeiterkammer Wien – Zukunfts- und Karriereberatung<br />

W5 Ideenattacke! – Innovationen von VolksschülerInnen<br />

W6 Kinderbüro der Universität Wien in Kooperation mit – dem ZOOM Kindermuseum – WiFFZACK –<br />

Kinder forschen<br />

W7 TINA VIENNA Urbane Technologien & Strategien GmbH – Wiener Wissen<br />

W8 Magistratsabteilung 18 Stadtentwicklung und Stadtplanung – Gute Noten für Wiener Lebensqualität<br />

W9 Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie:<br />

Wiener Archäologie mit Röntgenblick<br />

W10 Wien Museum und die Stadtarchäologie Wien: Von der Ausgrabung ins Museum<br />

GESUNDHEIT!<br />

G1 Siemens AG Österreich, Healthcare Sector: Der gläserne Mensch<br />

G2 Philips Austria GmbH: Richtig trainieren – Technik hilft<br />

G3 FH Technikum Wien, Projekt Healthy Interoperability und Spantec GmbH: Sichere Telemedizin<br />

G4 TU Wien, Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik: James, der Roboter-Butler<br />

G5 TU Wien, Institut „integriert studieren“: Wohnen mit Schutzengel<br />

G6 abotic GmbH: Automatischer Türöffner<br />

G7 Otto Bock Healthcare Products GmbH: Intelligente Prothesen<br />

G8 Otto Bock Healthcare Products GmbH: Moderne Rollstühle und Alltagshilfen<br />

G9 Universität für Bodenkultur Wien,<br />

Institut für angewandte Mikrobiologie: „Arche Noah“ für Kulturpflanzen<br />

G10 DialogGentechnik: Geheimschrift Spleißen – wie unsere Gene abgelesen werden<br />

G11 Vienna Open Lab: Erleben Sie DNA live!<br />

G12 Otto Bock Healthcare Products GmbH: Pannenhilfe für Elektrorollis<br />

G13 Veterinärmedizinische Universität Wien,<br />

Arbeitsgruppe Bewegungsanalytik: Sprechende Hundeleinen<br />

... NATÜRLICH WIEN<br />

N1 Veterinärmedizinische Universität Wien, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie<br />

Wien: Stadt der Wildtiere<br />

N2 Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement<br />

Uferbolde & Co: Was lebt in Wiens Gewässern<br />

N3 Universität für Bodenkultur Wien, mehrere Institute und WasserKluster Lunz GmbH Lebensraum<br />

Donau – Lobau 2020<br />

N4 Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Siedlungswasserbau,<br />

Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz: Mikroorganismen im Trinkwasser<br />

N5 AIT Austrian Institute of Technology, Foresight & Policy Development Department: Welches Klima<br />

haben wir 2020?<br />

N6 AIT Austrian Institute of Technology, Energy Department: Gebäude der Zukunft<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Best of Forschung<br />

27<br />

N7 Wien Energie GmbH: Das Wiener Energiemodell 2020<br />

N8 Siemens AG Österreich: Energie-Effizienz<br />

N9 Tech Metall Erzeugungs- Handel und Montage GmbH: Mobiles Mikrohaus, Atmende Grünfassaden<br />

N10 HYDRIP GmbH: Wüstenerprobte Bewässerung<br />

N11 Österreichische Akademie der Wissenschaften,<br />

Institut für Hochenergiephysik: Gesucht: Elementarteilchen<br />

N12 TU Wien, TTL Technologie. Tourismus. Landschaft,<br />

interfakultäres Kompetenzzentrum und Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Alpine<br />

Naturgefahren: Schnee aus künstlichen Wolken<br />

N13 ebswien hauptkläranlage Ges.m.b.H.: Die spannende Reise von Tim & Trixi Tropf<br />

N14 TU Wien, Institut für Energietechnik und Thermodynamik: Sonnenkonzentrator Heliotube<br />

N15 ScienceCenter-Netzwerk: Auch du bist innovativ!<br />

MEDIABOX WIEN<br />

M1 VRVis Forschungs-GmbH und weitere PartnerInnen: Virtueller Feuerlöscher<br />

M2 AIT Austrian Institute of Technology, Safety & Security Department: Speichern für die Ewigkeit<br />

M3 FTW Forschungszentrum Telekommunikation Wien GmbH: Mein Computer spricht Wienerisch!<br />

Mit Gesten Handys steuern, Magisches Auge<br />

M4 impressx GmbH und ZIICON GesbR: Spielerisch durch Computerwelten: Körper als Joystick<br />

M5 CURE – Center for Usability Research & Engineering: HERMES, die Gedächtnisstütze<br />

M6 SBA Research: Wie sicher ist mein Internet?<br />

M7 A1 Telekom Austria AG: Fernsehen von morgen: 3-D & mobil<br />

M8 yellowfish GmbH: Menschenströme analysieren<br />

M9 Universität Wien, Department für Anthropologie: Tanz als Persönlichkeitsanalyse<br />

Human Behaviour Research: Kameras als Wachorgane<br />

M10 TU Graz, Institut für Softwaretechnologie und Softnet Austria: Fortbildung für Roboter<br />

M11 ScienceCenter-Netzwerk: Fax und digitale Kommunikation<br />

M12 AIT Austrian Institute of Technology, Safety & Security Department: Roboter sehen jetzt in 3-D<br />

M13 Fluidtime Data Services GmbH und Wiener Linien GmbH & Co KG: Die nächste Bim?<br />

„qando“ laden, Handy fragen ...<br />

M14 FH Technikum Wien, Institut für Embedded Systems: Geheimnis Kameramaus<br />

Gehirnwellen steuern Rennfahrzeuge<br />

M15 VRVis Forschungs-GmbH und weitere PartnerInnen: Gemälde für den Tastsinn<br />

WIEN BEWEGT<br />

B1 LIQUIFER Systems Group H.u.I. GesbR: Rückzugsmöbel für Raumstationen<br />

B2 Festo Gesellschaft m.b.H: Kunst der Luftbändigung<br />

B3 via Donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH:<br />

Donau: Wasserstraße & Ökosystem<br />

B4 AIT Austrian Institute of Technology, Mobility Department: Motorrad der Zukunft<br />

B5 TUW-Racing, Rennteam der TU Wien: Wie baut man einen Rennboliden?<br />

B6 Wiener Linien GmbH & Co KG & AIT, Safety & Security Department: Gläserne Schienen<br />

B7 Festo Gesellschaft m.b.H.: Quad, Gokart mit Muskelmotor<br />

B8 A1 Telekom Austria AG: Telefonzellen als Stromtankstellen, Elektroautos: Schnelle grüne Flitzer


Club<br />

28 Best of Forschung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Höhepunkte des Programms<br />

Lachen, staunen, experimentieren, mit ForscherInnen Riesenrad fahren, Quiz-<br />

Champion werden und tolle Preise gewinnen: Beim Wiener Forschungsfest<br />

kann man alle Facetten der Wissenschaft erleben. Der Eintritt ist frei.<br />

Eröffnung des Forschungsfests<br />

18. September, 14 Uhr<br />

Bürgermeister Michael Häupl und Vizebürgermeisterin<br />

Renate Brauner eröffnen das<br />

Wiener Forschungsfest <strong>2010</strong> um 14 Uhr.<br />

Bereits ab 12 Uhr startet das Bühnen -<br />

programm. Die Moderation liegt in den<br />

bewährten Händen von „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-Chefredakteurin<br />

Claudia Schanza.<br />

Für die richtige Stimmung sorgt die Wiener<br />

Linien Blues Band. Am 19. September tritt<br />

dazu auch noch Starmania-Gewinner<br />

Oliver Wimmer auf.<br />

Übertragung aus dem Forschungsrad<br />

18. September, ab 12 Uhr<br />

Mehr als 40 renommierte Wissenschafte -<br />

rInnen halten im 30-Minuten-Takt Vorlesungen<br />

in den Gondeln des Riesenrades. Da<br />

ist für jedes Interesse etwas dabei. Der Bogen<br />

reicht von neuesten Erkenntnissen aus der<br />

Hirnforschung bis zum Thema Älterwerden<br />

in Wien. Wer lieber auf dem Boden bleibt:<br />

Die spannendsten Vorträge werden auf einer<br />

riesigen Leinwand übertragen.<br />

Ticketvorverkauf: Donnerstag, 16. 9., und<br />

Freitag, 17. 9., 13–18 Uhr, Kaiserwiese<br />

Ticketverkauf: Samstag, 18. 9., ab 12 Uhr,<br />

Kaiserwiese; Preise: EUR 5 für Erwachsene,<br />

EUR 2 für Kinder bis 14 Jahren, geeignet für<br />

Kinder ab 8 Jahren<br />

Hinweis: Club-wien.at-Mitglieder können<br />

bei einem Gewinnspiel mitmachen und<br />

gratis mitfahren. Siehe Seite 44.<br />

Vorteilskarte<br />

Auf Initiative von Vizebürgermeisterin<br />

Renate Brauner (oben) kommt zum<br />

Forschungsfest alles, was Rang und<br />

Namen hat. Für kurzweilige Unterhaltung<br />

sorgen u. a. die Science Busters<br />

(links). Bühnenprogramm und Quiz<br />

moderiert Claudia Schanza (r. o.).<br />

Forschungsquiz für Eltern und Kinder<br />

18. und 19. September, jeweils ab 12 Uhr<br />

Unterhaltsames Bühnenprogramm für<br />

Groß und Klein mit vielen Gewinnchancen<br />

beim Forschungsquiz. Der Hauptpreis ist<br />

ein Flug zum Otto Bock Science Center<br />

Berlin, inklusive Übernachtung für zwei<br />

Personen. Moderation: „<strong>Forschen</strong> & Ent -<br />

decken“-Chefredakteurin Claudia Schanza<br />

Kinderprogramm, eigener SchülerInnentag<br />

18.–20. September<br />

Für Kinder gibt es einen WiFF-Zack-Pass<br />

(„Wiener Forschungsfest-Zack-Pass“).<br />

Auch im Zeiss Planetarium Wien werden<br />

kindergerechte Gratis-Vorträge angeboten.<br />

Nach dem Wochenende wird das Forschungsfest<br />

verlängert – der 20. September<br />

ist der Tag für Schulklassen. Dabei werden<br />

SchülerInnen altersadäquat durch die Ausstellung<br />

geführt. Anmeldungen sind noch<br />

möglich.<br />

Science Busters<br />

18. September, 16 Uhr<br />

Vor der Physik sind alle gleich: Das behaupten<br />

zumindest die Science Busters, die selbst<br />

die sperrigsten wissenschaftlichen Inhalte<br />

äußerst unterhaltsam präsentieren. Ihr<br />

Motto lautet: „Topwissenschaft und<br />

Spitzenhumor müssen keine Feinde sein!“<br />

Details zum aktuellen Programm finden<br />

Sie auf Seite 29.<br />

Kontakt: www.sciencebusters.at<br />

Staunen im Forschungszelt<br />

18. September, 14–19 Uhr<br />

19. September, 11–18 Uhr<br />

20. September, 9–16 Uhr (nur für Schulklassen)<br />

Ausstellung zum Thema „Wien. Meine<br />

Stadt 2020“ mit 50 innovativen Produkten<br />

für unsere Stadt von morgen. Mit dabei:<br />

renommierte Unternehmen, innovative<br />

Privatfirmen und Universitäten.<br />

Planetarium und Pratermuseum<br />

18. September, 14–19 Uhr<br />

19. September, 11–18 Uhr<br />

20. September, 9–16 Uhr (nur für Schulklassen)<br />

Parallel zum Forschungsfest öffnet das<br />

Zeiss Planetarium Wien im Prater seine<br />

Pforten. Die Vorträge sind kostenlos und<br />

dauern jeweils 20 Minuten. Anschließend<br />

gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.<br />

Auch das Pratermuseum ist an beiden Tagen<br />

kostenlos geöffnet.<br />

Kontakt: www.planetarium-wien.at<br />

Nachhaltigkeit: Ausstellungsmöbel werden<br />

verkauft, Planen zu Taschen verarbeitet<br />

Das Forschungsfest setzt auch auf Nach -<br />

haltigkeit. Bänke und Tische wurden von<br />

dem Wiener Designbüro Dform entwickelt<br />

und können beim Forschungsfest um einen<br />

Unkostenbeitrag von 30 Euro erworben<br />

werden. Aussteller können die Planen mit<br />

ihrer Projektbeschreibung nach dem<br />

Forschungsfest gratis mitnehmen. Der<br />

Rest wird zu Taschen verarbeitet.<br />

Fotos: Rabenhof/pertramer.at (1), PID/Harri Mannsberger (1), Bubu Dujmic (1), ZIT (1), Ecowin Verlag/Martin Vukovits (1)


Physik im Zwerchfell<br />

Naturwissenschaft sei totlangweilig, heißt es immer. Die<br />

Science Busters haben den Versuch gestartet, an dieser<br />

Grundfeste zu rütteln. Ein Experiment, das geglückt ist.<br />

Physikalischer Auftrieb. Fusioniert man<br />

das Wissen der heimischen Physiker Werner<br />

Gruber und Heinz Oberhummer, um<br />

es mit dem Humor des Kabarettisten<br />

Martin Puntigam zu befeuern, bekommt<br />

man Antworten auf Fragen wie diese:<br />

„Muss man für schweres Wasser Über -<br />

gepäck zahlen?“, „Darf man mit einem<br />

homöopathischen Vollrausch noch Auto<br />

fahren?“ oder „Kann Beten tödlich<br />

sein?“. Die launigen, aber durchaus wissenschaftlichen<br />

Antworten darauf sind<br />

aktuell nachzulesen in „Wer nichts weiß,<br />

muss alles glauben“, dem Werk der drei<br />

gemeinhin als Science Busters bekannten<br />

Herren. Seit deren Zusammenarbeit – die<br />

eine interessante Brechung bietet, eine<br />

enorme Dichte an Fakten liefert und the-<br />

matisch vom Gehirn bis zum Universum<br />

pendelt – macht sich Physik auch im<br />

Zwerchfell bemerkbar.<br />

Experimente inklusive. Die LeserInnen<br />

erwartet ein Streifzug durch die gesamten<br />

Naturwissenschaften – beginnend bei<br />

Schwarzen Löchern über die Funktionen<br />

des Gehirns bis hin zum Thema Glauben.<br />

„Wir wollen den Leuten physikalische<br />

Gegebenheiten mit einem Augenzwinkern<br />

näherbringen“, fasst Neurophysiker<br />

Gruber zusammen. Für alle Experi -<br />

mentierfreudigen gibt es übrigens auch<br />

praktische Anleitungen für etwa eine<br />

Mondlandung zu Hause oder ein fetziges<br />

Daumenkino, das die Entstehung von<br />

Gedanken veranschaulicht.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Humor<br />

„Man wird anhand des Buches<br />

sofort sehen, dass Topwissenschaft<br />

und Spitzenhumor einfach keine<br />

Feinde sein müssen.“<br />

Werner Gruber, Physiker<br />

Fünf<br />

Bücher<br />

zu gewinnen<br />

mehr auf Seite 45<br />

KABARETT<br />

Drei Spitzbuben<br />

29<br />

Seit 2007 tingeln die drei Science<br />

Busters – Werner Gruber, Heinz<br />

Oberhummer und Martin Puntigam<br />

– von Theater- zu Kabarettbühnen<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum. Für FM4 gestalten sie die<br />

wöchentliche Radiokolumne „FM4<br />

Science Busters“. Im Herbst <strong>2010</strong><br />

werden sie im Wiener Rabenhof<br />

Theater erneut aufspielen. Auch<br />

beim Forschungsfest (Seite 28)<br />

geben sie sich die Ehre.<br />

Kontakt: www.sciencebusters.at<br />

+ + + GAME CITY, Wiens größte Messe für Videospiele von 24.–26. 9. im Wiener Rathaus, www.game-city.at + + + Wiener<br />

Biotech-Unternehmen Apeiron wurde für den European Biotechnica Award nominiert, www.apeiron-biologics.com + + +


Foto: Bubu Dujmic<br />

30 Technologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Kamera mit Köpfchen<br />

Zur Verbrechensprävention gibt es Kameras schon lange. In Zukunft wird moderne<br />

Bilderkennung ganz neue Anwendungen möglich machen. Wiener Forscher arbeiten<br />

an sozialverträglichen Lösungen – damit sich niemand überwacht fühlt.<br />

„Das ist nicht so<br />

einfach wie bei CSI.“<br />

Martin Kampel, Experte für<br />

Kameras und Bilderkennung


Was<br />

macht Kameras<br />

intelligent?<br />

Infografik auf<br />

Seite 32–33<br />

Kameras stellen Fragen. Meistens muss man<br />

Martin Kampel, 41, etwas bremsen, wenn das<br />

Gespräch auf intelligente Kameras kommt.<br />

„Das ist nicht so einfach wie bei CSI“, sagt der<br />

Spezialist für Bilderkennung. Über ihm brummt<br />

die Klimaanlage im frisch gegründeten Computer<br />

Vision Lab der TU Wien, Favoritenstraße 9.<br />

Sie tut beharrlich ihren Dienst, ohne zu fragen.<br />

Früher haben Überwachungskameras auch so<br />

funktioniert und einfach Bilder ausgespuckt.<br />

Doch mittlerweile stellen sie gleichsam Fragen.<br />

Wer oder was ist da zu sehen? Was passiert? Ist<br />

das ein normales Ereignis oder soll ich Alarm<br />

schlagen? Das geschieht erst, wenn wirklich<br />

etwas passiert. Dann kann in Echtzeit eingegriffen<br />

werden, was großen Aufwand spart. Aber<br />

mit Kameras und der Intelligenz, sagt Kampel,<br />

sei es so eine Sache.<br />

Der Mensch speichert sein visuelles Hintergrundwissen<br />

in neuronalen Netzen im Gehirn.<br />

Will man eine Kamera intelligent machen, muss<br />

man ihr so etwas Ähnliches zur Verfügung<br />

stellen: externe Festplatten, die momentan noch<br />

so groß sein müssen, dass sie in keine Kamera<br />

passen. Diese Kamera schießt ihre Bilder und<br />

gibt sie an den Rechner weiter. Dort geht es<br />

zuerst darum, etwas zu erkennen. Dazu wird<br />

das Videosignal in einzelne Bilder zerlegt.<br />

„Dann schauen wir, welchen Grauwert die Pixel<br />

auf einer Skala von null bis 256 haben, ob die<br />

Mehrheit heller oder dunkler ist, und wie sich<br />

der Grauwert eines Pixels von einem Bild zum<br />

anderen verändert“, erklärt Kampel. Mehrere<br />

Pixel werden in Regionen, sogenannten Blobs,<br />

zusammengefasst. „Zum Beispiel alle, die einen<br />

Grauwert zwischen 25 und 30 haben – das<br />

könnte eine Person sein.“<br />

Klassifizieren und abgleichen. Erkennt das System<br />

die Konturen einer Bewegung, muss es diese<br />

klassifizieren und mit einer Datenbank abgleichen,<br />

worum es sich handeln könnte. Das<br />

Objekt lässt sich per Tracking verfolgen. Erst<br />

die Interpretation aller Hinweise liefert am<br />

Ende etwa das Ergebnis: Mann läuft zu einem<br />

Ausgang. Je nach Programmierung der Software<br />

kann es auch heißen: Tankwagen fährt zu einem<br />

Flugzeug. So geschehen im EU-Projekt Avitrack,<br />

bei dem Kampel mit dabei war. Heute hilft ein<br />

Prototyp am Flughafen Toulouse, die Abläufe<br />

auf dem Rollfeld zu optimieren.<br />

Zu Beginn neuer Entwicklungen steht oft<br />

eine Idee und die Frage: Geht das überhaupt?<br />

„Vor fünf Jahren hat uns ein Unternehmer angesprochen,<br />

dass es in Wien so viele Bankräuber<br />

gibt, und ob man da nichts tun könnte“, sagt<br />

Kampel. Ergebnis ist das Projekt TripleB-ID zum<br />

Erkennen kritischer Ereignisse in Bankfoyers.<br />

In einer Filiale der Erste Bank wurden gleich<br />

mehrere Kameras montiert. Damit können Verdächtige<br />

sogar über nicht überlappende Kamera -<br />

sichtfelder hinweg verfolgt werden. Systeme wie<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Technologie<br />

Stefan Müller,<br />

freier Journalist in Wien<br />

31<br />

dieses greifen stark auf Parameter zurück, die<br />

vorgeben, wonach gesucht werden soll. Das<br />

kann ein vertikales Objekt größer als 1,6 Meter<br />

sein, Merkmale, die auf ein Fahrzeug, einen<br />

Koffer etc. hindeuten.<br />

Vorsicht bei Anwendung. Beim Projekt MuBisA<br />

ging es um die Sturzerkennung älterer Leute. Im<br />

klassischen Ansatz wurde das System zunächst<br />

trainiert: mit 150 kurzen Videos, wie Personen<br />

fallen können. ÄrztInnen aus dem AKH standen<br />

beratend zur Seite. Zusätzlich „lernte“ das<br />

System über mehrere Tage hinweg, welche<br />

Pixelmuster am Einsatzort dem Normalfall<br />

entsprechen. Wenn später etwas passiert, das<br />

nicht in dieses Muster passt, schlägt das System<br />

ebenfalls Alarm. Im Gegensatz zu anderen Ländern<br />

gebe es aber noch Ängste vor dieser Technik<br />

– berichtet Kampel von seinen Bemühungen<br />

mit den Projektpartnern. „Die Akzeptanz ist<br />

schlecht, obwohl die Bilder zu jedem Zeitpunkt<br />

anonymisiert sind und, wenn jemand hinfällt,<br />

nur eine SMS an die Verwandten geht.“ Wie ein<br />

Ereignis gemeldet wird, bleibt den Möglichkeiten<br />

der Technik überlassen. Alle TU-Projekte<br />

werden von SozialwissenschafterInnen begleitet,<br />

die in Kontakt mit der Datenschutzkommission<br />

stehen. Ein Vorbild, dem nicht alle folgen.<br />

Der Datenschutzinitiative ARGE DATEN<br />

zufolge sind bis zu 90 Prozent der in Österreich<br />

montierten Überwachungskameras illegal.<br />

Neue Entwicklungen. Wie lange die Entwicklung<br />

der Software dauert, hänge vom Einzelfall<br />

ab, sagt Michael Brandstötter von CogVis. Von<br />

ein paar Monaten bis zu einem Jahr. Als Spinoff<br />

der TU 2007 gegründet, ist seine Firma bei<br />

den meisten Projekten dabei. Für „OMOR“<br />

wurden Algorithmen zur Auswertung großer<br />

Bild- und Videomengen entwickelt. Die Austria<br />

Presse Agentur zeigt großes Interesse. In einer<br />

Machbarkeitsstudie wurden neue Möglichkeiten<br />

der Bildverwaltung und Urheberrechtskontrolle<br />

ausgelotet. „Über Farbraumanalyse und die<br />

Erkennung bestimmter Merkmale können wir<br />

auch nackte Haut ausmachen und Kinderpornografie<br />

bekämpfen helfen“, so Brandstötter.<br />

Einen „Wunderwuzi-Algorithmus“, wie ihn sich<br />

Kampel wünscht, der zur Bewegungserkennung<br />

in vielen Umgebungen – Schiene, Autobahn,<br />

Bahnhof etc. – funktioniert, sieht er aber noch<br />

in weiter Ferne. Dafür werden mobile Netzwerktechnik<br />

und das Internet Einzug halten,<br />

Ereignismeldungen von überall verschickt und<br />

zentral ausgewertet, UserInnen sich über<br />

Schnittstellen in Kamera-Services einklinken,<br />

Kameras automatisch kalibrieren und Parameter<br />

selbst adjustieren. Allerdings ist das noch<br />

ein Bild aus der Zukunft. ●


Fotos: Bubu Dujmic (1), Computer Vision Lab/TU Wien (7), CogVis GmbH (1)<br />

32 Technologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

So arbeiten intelligente Kam<br />

Ereigniserkennung<br />

Bewährte Systeme<br />

Noch realtiv einfach<br />

Herkömmliche intelligente Videoüberwachungssysteme arbeiten mit einer Vielzahl an Parametern<br />

– das sind Merkmale, wonach zu suchen ist. Zum Beispiel nach vertikalen Objekten<br />

von 1,6 Metern Größe. Die große Herausforderung: erst einmal den Vorder- vom Hintergrund,<br />

die relevante von der irrelevanten Information zu trennen. Ein kniffliger Job für die<br />

ProgrammiererInnen.<br />

Spaziergänger in der Nacht: Ein Hund wird<br />

erkannt und als irrelevant befunden, die Personen<br />

werden identifiziert und als „Event“<br />

gemeldet. Das Ergebnis wird in prozentualer<br />

Wahrscheinlichkeit berechnet. Was dann<br />

weiter passiert, entscheidet der Mensch.<br />

In Wien schon im Einsatz: Ein System meldet<br />

Personen, die unmittelbar nach einem<br />

Auto unbefugt in eine Garage huschen. Die<br />

Konturen von Autos oder Fahrrädern hingegen<br />

werden als unbedenklich klassifiziert,<br />

in dem Fall gibt es grünes Licht.<br />

Bildaufnahme<br />

Bitte recht freundlich<br />

Zunächst zeichnen Bildsensoren das<br />

Geschehen vor der Linse auf. Dafür<br />

sind keine besonderen Kameras nötig.<br />

Schon billige Exemplare mit einfacher<br />

Technik reichen aus. Bei analogen<br />

Modellen muss das Signal nur zusätzlich<br />

digitalisiert werden, dann wird es<br />

zur weiteren Verarbeitung an einen<br />

Rechner geschickt.<br />

Aufwendige Systeme<br />

Unterricht für Kameras<br />

Zur Bilderkennung braucht es Referenz -<br />

datenbanken, mit denen das gefilmte Motiv<br />

verglichen werden kann, um eine Übereinstimmung<br />

zu finden (Template Matching).<br />

Das System muss dabei entsprechend<br />

Anschauungsunterricht, Projekt MuBisA:<br />

Sturzerkennung von älteren Menschen. In<br />

150 Videos wurde dem System in Kooperation<br />

mit ÄrztInnen aus dem AKH gezeigt,<br />

wie gestürzte Menschen aussehen. Auch<br />

Feuer und Rauch kann das System melden.


eras<br />

initialisiert werden – es erhält gleichsam<br />

Unterricht, worum es sich bei diesem und<br />

jenem Pixelmuster handeln könnte. Das<br />

Erstellen der Datenbanken nimmt mitunter<br />

viel Zeit in Anspruch.<br />

Idee der österreichischen Bundesforste,<br />

technisch schon Realität: In den Wald gehen,<br />

mit dem Smartphone ein Blatt fotografieren<br />

und schon kommt die Meldung, um welchen<br />

Baum es sich handelt. Die Erkennung von<br />

Rinde und Baumnadeln ist weit schwieriger.<br />

Früher noch passive Beobachter, sind Überwachungskameras längst<br />

zu proaktiven Helfern geworden. Mithilfe modernster Software zur<br />

Bildanalyse erkennen sie Personen oder Gegenstände, warnen vor<br />

gefährlichen Situationen und sind sogar lernfähig. Forscher arbeiten<br />

an Systemen, die vielseitig verwendbar sind.<br />

Bildanalyse<br />

Was ist zu sehen?<br />

Das Video wird zum Beispiel in 20 Bilder pro<br />

Sekunde zerlegt. Durch die zeitliche Abfolge<br />

lassen sich über die Analyse der Pixel auf<br />

jedem Frame bestimmte Muster, Konturen<br />

und in der Folge Bewegungen erkennen. Auf<br />

dem linken Bild in Rot die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es sich um Personen in Bewegung<br />

handelt. Rechts zu sehen: Gesichtserkennung<br />

von Bankräubern.<br />

Adaptive Systeme<br />

Die Zukunft der Überwachung<br />

Maschinelles Lernen: Beim Projekt MuBisA<br />

zur Sturzerkennung älterer Personen<br />

erkennt die Kamera Bildbereiche, in denen<br />

sich potenziell nichts tut – weil dort etwa<br />

ein Sessel steht – und codiert den Bereich<br />

rot. Blau gefärbt: die Zone möglicher Stürze.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Technologie<br />

Software<br />

Das Zentralhirn<br />

Was soll die Kamera erkennen?<br />

Kommt ganz darauf an, wofür das<br />

System dahinter programmiert<br />

worden ist. Die Software-IngenieurInnen<br />

müssen je nach Anwendung<br />

funktionelle Lösungen für<br />

hochkomplexe Aufgabenstellungen<br />

finden. Noch ist der Rechenaufwand<br />

zur Bildanalyse groß und verlangt nach<br />

einem Speicher außerhalb der Kamera.<br />

In Zukunft sollen Überwachungssysteme ohne starre Parameter auskommen und sich von<br />

selbst an neue Perspektiven und Lichtverhältnisse anpassen. Beim „maschinellen Lernen“<br />

gewöhnt sich die Kamera über einen längeren Zeitraum an normale Bildmuster – etwa<br />

Personen, die auf dem Bahnsteig immer von links nach rechts gehen. Erst bei Abweichungen<br />

schlägt sie Alarm und meldet ein außergewöhnliches Ereignis.<br />

33<br />

Stefan Müller,<br />

freier Journalist in Wien<br />

Durch Kalibrierung mit einem Referenzraster<br />

(Bild: schwarz-weißes Schachbrettmuster)<br />

können Videobilder in 3-D rekonstruiert<br />

werden. Die Bilderkennung mithilfe von drei<br />

Bildachsen ist um einiges genauer, erfordert<br />

aber noch höheren Rechenaufwand.


34 Alltag <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

AUSSER KONTROLLE<br />

Hirnloser Streit?<br />

Ganz im Gegenteil<br />

Stressalarm. „Schatz, bitte entschuldige<br />

meinen Wutausbruch, aber<br />

mein präfrontaler Cortex war total<br />

blockiert.“ Eine billige Ausrede?<br />

Mag sein, aber wahr ist sie trotzdem.<br />

Denn wenn die Fetzen fliegen,<br />

spielen sich im Gehirn dramatische<br />

Szenen ab. Während äußerlich das<br />

Gegenüber nur mit rotem Kopf<br />

oder verzerrtem Gesicht konfron-<br />

Wenn zwei aufeinanderprallen, spielen<br />

sich im Gehirn dramatische Szenen ab.<br />

tiert wird, brodelt es im limbischen<br />

System – das für die Kontrolle von<br />

Stimmungen zuständig ist – ordentlich.<br />

Streit bedeutet Stress, und das<br />

bringt eine regelrechte Kaskade an<br />

Botenstoffen in Gang. Adrenalin<br />

und Noradrenalin sorgen dafür,<br />

dass sich Pulsfrequenz und Blutdruck<br />

erhöhen, der Körper gerät in<br />

Alarmbereitschaft. Freigesetztes<br />

Cortisol wiederum blockiert das<br />

„Kuschelhormon“ Oxytocin.<br />

Die Folge: Distanz. Gleichzeitig<br />

wird das Hörzentrum für wütend<br />

gesprochene Worte sensibilisiert.<br />

Der Ton wird lauter, impulsiver, oft<br />

wird Dialekt gesprochen. All das<br />

blockiert das Großhirnrindenareal<br />

(den präfrontalen Cortex), das für<br />

die Steuerung der Vernunft verant -<br />

wortlich ist. Irrationales Verhalten<br />

ist quasi programmiert. Als Ausrede<br />

wird es dennoch nicht allzu oft<br />

durchgehen.<br />

Die Farbe bestimmt<br />

den Preis – und den<br />

Vitamin-C-Gehalt.<br />

FARBENSPIEL<br />

Warum grüne Paprika billiger sind<br />

Ausgereift. Paprika gibt’s meist im bunten Dreierpack. Wer die Früchte einzeln kauft,<br />

ist oft überrascht. Grüne Paprika sind meist deutlich billiger als gelbe oder rote. Wieso?<br />

Alles eine Frage der Reife – und der Sorte. Denn welche Farbe die Frucht annimmt,<br />

hängt davon ab, welche Farbstoffe während des Reifungsprozesses gebildet werden.<br />

Während Grün – hervorgerufen durch Chlorophyll – Unreife signalisiert, stehen Gelb<br />

und Rot – hervorgerufen durch Carotinoide – für Reife pur. Den auffälligen Farbwechsel<br />

haben Gemüsepaprika übrigens ihren amerikanischen Vorfahren zu verdanken.<br />

Grüne Früchte verstecken sich zunächst noch gut getarnt im Blattwerk der Pflanze,<br />

reife Paprika hingegen schreien geradezu danach, gefressen zu werden. So wird in<br />

der Natur sichergestellt, dass Tiere nur zu reifen Früchten greifen und deren Samen<br />

verbreiten. Für Menschen ist grüner Paprika natürlich völlig unbedenklich und eher<br />

Geschmackssache. Grüne Früchte sind besonders knackig und schmecken würzigherb,<br />

rote und gelbe dagegen milder und süßlich. Mit dem Reifegrad steigt allerdings<br />

nicht nur die Süße der Frucht und ihr Vitamin-C-Gehalt, sondern auch der Preis.<br />

Grüne Paprika sind aufgrund ihrer früheren Erntezeit billiger als rote und gelbe.<br />

AUFLÖSUNG:<br />

Bilderrätsel (Seite 5)<br />

Hätten Sie es gewusst: Das Bild zeigt die<br />

Detailaufnahme einer Hirnkoralle, die zur<br />

Gattung der Steinkorallen gehört. Zu finden<br />

ist sie in tropischen Meeren, meist in symbiotischen<br />

Beziehungen mit kleinen Algen,<br />

die sie mit Nährstoffen versorgen. In gut<br />

gepflegten Meerwasseraquarien kann sie<br />

aber ebenfalls gezüchtet werden.<br />

+ + + Zwölf Millionen für den Ausbau des größten Rechners Österreichs am „Science Center“ der TU Wien am Arsenal + + +<br />

Wolfram Steurer, Gewinner von FameLab Austria, holte beim Cheltenham Science Festival den 4. Platz für Österreich + + +<br />

Fotos: Corbis (2), Getty Images (2), MedUni Wien (1), Renate Strohmeier/Lexikon der Naturwissenschafterinnen, 1998 (1), IMP/Carlos Ribeiro (1)


Anna Spiegel: Ein<br />

Haus für Forschung<br />

Erstmals in der Geschichte der MedUni Wien wird<br />

ein Gebäude ausschließlich für Forschungsarbeiten<br />

genützt – und nach einer Frau benannt.<br />

Pionierarbeit. Eine optimale Synergie zwischen Grundlagenforschung und klinischer<br />

Anwendung: Das bietet das neu eröffnete Forschungsgebäude der MedUni Wien.<br />

Benannt nach Anna Spiegel, der zweiten Frau, die in den 30er-Jahren in Medizin<br />

habilitierte, ist das 8.000 m 2 große Gebäude in unmittelbarer Nähe der Universitätskliniken<br />

des AKHs angesiedelt. Das ermöglicht eine direkte Zusammenarbeit von<br />

WissenschafterInnen und ÄrztInnen. Der Vorteil für PatientInnen: Gesundheitsversorgung<br />

auf dem höchsten Niveau – unabhängig von Einkommen, Geschlecht, Alter<br />

und Herkunft. Auch innerhalb des Gebäudes gibt es neue Rahmenbedingungen.<br />

Durch die räumliche Nähe ist es den WissenschafterInnen der einzelnen Labors besser<br />

möglich, sich untereinander auszutauschen und gemeinsam Probleme zu diskutieren<br />

und zu hinterfragen. Untergebracht sind unter anderem Labors der Onkologie,<br />

der Kardiologie, der Chirurgie und der Dermatologie. Kontakt: www.meduniwien.ac.at<br />

Anna Spiegel<br />

erwies sich in der<br />

männerdominierten<br />

Medizin der<br />

1930er-Jahre als<br />

Pionierin.<br />

Blei verursacht Arterienverkalkung<br />

Studienergebnis. Welche Rolle spielt Blei bei<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Die Anwort<br />

darauf fand jetzt ein Team von WissenschafterInnen<br />

an der Medizinischen Universität<br />

Wien heraus: Bereits in Mengen weit unter<br />

den Richtwerten führt das giftige Metall zu<br />

Veränderungen der Blutgefäßwände. Diese<br />

gelten als Vorstufen der Atherosklerose.<br />

Blei kommt trotz gesundheitsschädlicher<br />

Wirkung nach wie vor in Lacken, Farben,<br />

in Industriegasen und alten Wasserleitungsrohren<br />

vor. Kontakt: www.meduniwien.ac.at<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Alltag<br />

Rot für Zucker,<br />

Blau für Eiweiß<br />

35<br />

Mahlzeit! Ob eine Fruchtfliege<br />

mehr Appetit auf Eiweiß oder<br />

Zucker hatte, sieht Carlos Ribeiro<br />

vom Forschungsinstitut für Molekulare<br />

Pathologie in Wien auf den<br />

ersten Blick. Denn um das Fressverhalten<br />

der Tiere zu studieren, haben<br />

er und sein Forschungsteam das<br />

Fliegenfutter einfach eingefärbt –<br />

rot für zuckerreiche Nahrung und<br />

blau für Eiweiß. Dabei entdeckte er,<br />

dass sich die Ernährungsvorlieben<br />

immer dem Nährstoffbedarf des<br />

Körpers anpassen. Bekamen die<br />

Tiere ausreichend Zucker und<br />

Eiweiß vorgesetzt, verschmähten sie<br />

eiweißreiches Futter. Nach ein paar<br />

Tagen mit eiweißarmer Fütterung<br />

bevorzugten sie hingegen proteinreiche<br />

Nahrung. Als besonders<br />

sprunghaft erwiesen sich im<br />

Versuch die Fliegenweibchen. Sie<br />

änderten ihre Vorlieben rascher als<br />

die Männchen – befruchtete Weibchen<br />

noch stärker als jungfräuliche.<br />

Und wozu der ganze Versuch?<br />

Künftig könnte Moskitoweibchen<br />

so der Appetit auf Blut verdorben<br />

und damit die Übertragung von<br />

Malaria verhindert werden. Vielleicht<br />

kann das Wissen um die<br />

Regulation der Nahrungsaufnahme<br />

aber auch genutzt werden, um<br />

künftig Essstörungen zu verhindern.<br />

Kontakt: www.imp.ac.at<br />

+ + + Michael Heiß erhält den mit 5.000 Euro dotierten Karl-Titze-Preis, der an wissenschaftliche Spitzenleistungen von TU-<br />

Studierenden vergeben wird + + + KinderUniWien <strong>2010</strong> knackt erstmals die 4.000er-Marke an TeilnehmerInnen + + +


36 Zukunft <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Großstadt-Visionen<br />

Es brodelt an allen Ecken und Enden: „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-<br />

LeserInnen begaben sich eines heißen Nachmittags auf Tour zu<br />

den spannendsten Bauprojekten in der Bundeshauptstadt.<br />

Guter Ausblick: Birgit Ginzler von<br />

TINA VIENNA organisierte die Reise<br />

in Wiens Zukunft. Zu sehen waren die<br />

Therme Wien, der Hauptbahnhof und<br />

die Wienerberg City.


Fotos: Bubu Dujmic<br />

Bus statt Schwimmbad. 109 Hektar für<br />

Wiens größtes verkehrspolitisches Projekt,<br />

200.000 Quadratmeter Thermenanlage<br />

und ein neuer Stadtteil in der<br />

Größe des ersten Bezirks – Wien wächst<br />

bis ins Jahr 2015 um einiges. Eine kleine<br />

Vorschau auf ein „Wien der Zukunft“<br />

bot eine exklusive Rundfahrt durch die<br />

Stadt von morgen, organisiert von TINA<br />

VIENNA, Wiens Kompetenzzentrum für<br />

Stadt- und Umwelttechnologien, und der<br />

Wiener Stadtbaudirektion. Von diesem<br />

Blick hinter die Kulissen ließ sich niemand<br />

der TeilnehmerInnen abhalten – trotz<br />

tropischer Badewettertemperaturen und<br />

spannender WM-Spiele.<br />

Station eins der Tour führte zur derzeit<br />

größten Baustelle Wiens, die in knapp<br />

fünf Jahren zum neuen Hauptbahnhof<br />

mit höchstem internationalen Standard<br />

mutieren soll. Seit Dezember des Vorjahres<br />

wird hier gearbeitet, zu sehen ist zurzeit<br />

eine riesige Baugrube, die tatsächlich aber<br />

– so Franz Groll von der Stadtbaudirektion<br />

Wien – „bloß ein Mosaiksteinchen“<br />

ist. Schließlich soll hier ja rund um den<br />

Bahnhof ein ganzer Stadtteil entstehen. In<br />

Zahlen klingt das besonders eindrucksvoll:<br />

109 Hektar Flächenausdehnung,<br />

fünfeinhalb Kilometer neue Straßen, zwei<br />

Geschoße Geschäftszentren mit 20.000<br />

Quadratmetern Verkaufs fläche, Büroflächen<br />

im Ausmaß von 550.000 Quadratmetern,<br />

5.000 neue Wohnungen für rund<br />

13.000 Menschen sowie ein acht Hektar<br />

großer Park, Schulen und Kindergarten<br />

inklusive. Kostenumfang: eine Milliarde<br />

Euro. Die Baustelle im XXL-Format<br />

wird aber streng bewacht und kann nicht<br />

einfach wie ein Sightseeing-Objekt<br />

besucht werden. Auch wir mussten kurz<br />

nach der Einfahrt anhalten und können<br />

nur erahnen, dass hier zurzeit bis zu 400<br />

Arbeiter, Poliere, Schlosser und Maschinisten<br />

sowie mehr als 100 Baugeräte wie<br />

„Eine Tour mit<br />

vielen Einblicken.“<br />

Marco Teßmann<br />

Lastkraftwagen, Bagger und Kräne im<br />

Einsatz sind, um den zentralen Bahnhof,<br />

der endlich eine Verbindung der Nord-<br />

Süd- und der Ost-West-Achse gewährleisten<br />

soll, hochwachsen zu lassen.<br />

2011 wird dann auch der Wiedner<br />

Gürtel umgebaut und im selben Jahr<br />

sollen die ersten Gebäude ent stehen. Im<br />

Dezember 2012 erfolgt die Teilinbetrieb-<br />

Kompetent und launig:<br />

Franz Groll kennt<br />

die Stadt wie seine<br />

Westentasche.<br />

„Ich habe jetzt eine<br />

Vorstellung, wie Wien<br />

aussehen wird.“<br />

Monika Mansoory<br />

nahme der Verkehrsstation. Die Fertigstellung<br />

für das gesamte Bahn-Projekt ist<br />

für 2015 geplant. Eindrucksvoll sind sich<br />

die Tour-TeilnehmerInnen einig: Den<br />

meisten wird allein schon von der<br />

Dimension und all der Logistik, die<br />

dahintersteckt, schwindlig. „Ein sehr<br />

zukunftsweisendes Projekt“, meint etwa<br />

Thomas Niklas aus Tirol und findet,<br />

„dass innerstädtisch dieser Platz geschaffen<br />

wurde, ist wirklich imposant“.<br />

Unmittelbar betroffen vom neuen Bahnhof<br />

ist Henriette Ctortecha, Bewohnerin<br />

des Viertels. „Jetzt, wo ich das alles<br />

gesehen und gehört habe, freue ich mich<br />

schon richtig darauf!“, ist ihr Urteil.<br />

Station zwei war die neue Therme in<br />

Oberlaa, die kurz vor der Eröffnung<br />

steht. Im Hochsommer wurde fleißig<br />

gespachtelt, gemalt und Kabel verlegt.<br />

Kaum vorzustellen, dass in Kürze hier<br />

eine Million Gäste plantschen werden.<br />

Nach der Investition von 220 Millionen<br />

Euro hoffen die BetreiberInnen die bisherige<br />

BesucherInnenzahl sogar langfristig<br />

auf 1,9 Millionen zu steigern. Schließlich<br />

war Oberlaa schon bisher eine der meist -<br />

frequentierten Thermen Österreichs und<br />

soll ab 27. September nach drei Jahren<br />

Umbau auf einem Areal von 200.000<br />

Quadratmetern eine in Eu ro pa einzig -<br />

artige Wellnesslandschaft werden. Die<br />

Thermenanlage wurde komplett neu<br />

errichtet, dazu kommen ein Hotel mit<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Zukunft<br />

37<br />

integriertem Ge sund heits zen -<br />

trum und das exklusive Day-<br />

Spa. „Hier entspricht jetzt<br />

alles dem letzten Stand der<br />

Technik“, so Franz Groll.<br />

„Auch was die Medizin-Technik<br />

be trifft.“ Damit kann sich<br />

Wien in Zukunft auch als<br />

Zentrum für „Wellness in der Stadt“<br />

präsentieren. Und wir waren geschlossen<br />

enttäuscht, dass das Wasser noch nicht<br />

ein gelassen war.<br />

Station drei führte uns in den 35. Stock<br />

eines Hochhauses, von wo aus es einen<br />

atemberaubenden Blick über die Stadt<br />

gibt. Hier bewies uns die Tour eindrucksvoll,<br />

wie es gelingen kann, einen ganzen<br />

Stadtteil komplett neu zu erschaffen.<br />

Mit der Wienerberg City, die auf den<br />

Gründen der ehemaligen Wienerberger<br />

Ziegelfabrik entstanden ist, wurde ein<br />

Arbeits- und Lebensraum für mehr als<br />

11.000 Menschen erbaut. „Das Gebiet<br />

ist so groß wie der erste Bezirk“, vergleicht<br />

Franz Groll. Und vom 138 Meter<br />

hohen Twin Tower sieht man auf die<br />

gelungene Anordnung von Wohn- und<br />

Bürohochhäusern rund um einen neu<br />

gestalteten See und jenen Park, wo früher<br />

einfach Schutt abgelagert wurde.<br />

Nach einem letzten Blick von ganz<br />

oben meint Rundfahrt-Teilnehmerin<br />

Inga Eremeeva: „Wien ist eine moderne<br />

Stadt und wird anscheinend noch viel<br />

moderner werden.“ Und Monika Mansoory<br />

resümiert: „Ich habe jetzt eine<br />

Vorstellung, wie Wien in ein paar Jahren<br />

aussehen wird.“ ●<br />

Heike Kossdorff,<br />

freie Journalistin in Wien


38 Förderung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Antriebshilfe zum Abheben<br />

Wer sich beruflich selbstständig machen will, tauscht oft die<br />

finanzielle Sicherheit gegen die persönliche Unabhängigkeit ein.<br />

Starthilfe brauchen Entrepreneure trotzdem.<br />

Originelle Schalen<br />

von mischer'traxler,<br />

entstanden aus dem<br />

Abdruck von Obst<br />

und Gemüse.<br />

„Kreativität und<br />

wirtschaftliches<br />

Denken sind<br />

vereinbar.“<br />

Christoph<br />

Thun-Hohenstein,<br />

departure<br />

Einfallsreichtum siegt. Eigentlich ist Till Firit<br />

(33) staatlich geprüfter Diplomschauspieler. Als<br />

2008 saisonbedingt nicht viele Proben am<br />

Wiener Volkstheater anstanden, beschloss Firit,<br />

sich neben der Schauspielerei selbstständig zu<br />

machen: mit der Produktion von Hörbüchern.<br />

„Es war eine reine Bauchentscheidung“, sagt<br />

Till Firit. „Als mein Bruder in die Nebenwohnung<br />

zog, habe ich mir eine Kabine ausgeborgt,<br />

die Kabel zu meinem Bruder gelegt, der das technische<br />

Equipment dafür hatte, und angefangen,<br />

aufzunehmen.“ Aus dem Provisorium entstand<br />

2008 der „Mono Verlag“.<br />

Auch Katharina Mischer und Thomas Traxler<br />

konnten ihren Traum mit ihrem Designstudio<br />

mischer'traxler verwirklichen. Heute desi -<br />

gnen sie Möbel und andere Produkte: „Was<br />

Design anbelangt, gibt es in Wien eine richtige<br />

Aufbruchstimmung – und enorm viel Potenzial.<br />

Für uns war das mit ein Grund, gerade hier<br />

unseren ,Start‘ zu versuchen.“<br />

Unabhängigkeit auf dem Vormarsch. Besonders<br />

in der Kreativbranche wagen viele Menschen<br />

den Sprung in die Selbstständigkeit. Sichere Jobs<br />

sind in dem Bereich eine Rarität, die Konkurrenz<br />

ist hart, das Business kurzlebig. Für jemanden,<br />

der sich nicht unterbuttern lassen und seine<br />

eigenen Ideen verwirklichen will, ist der Schritt<br />

in die Selbstständigkeit eine logische Konse-<br />

Mehr zum<br />

Thema unter<br />

www.forschenentdecken.at<br />

quenz. Was die Kreativbranche betrifft, ist Wien<br />

österreichweit gesehen eine Insel der Seligen –<br />

die Zahl der Kleinunternehmen wächst kontinuierlich.<br />

Von 80.000 Firmen sind 18.000 im<br />

Bereich der Creative Industries tätig – das sind<br />

rund 15,5 Prozent aller Erwerbstätigen in Wien.<br />

Die neu gewonnene Freiheit hat allerdings<br />

auch ihren Preis. Der Weg zum Erfolg gleicht<br />

manchmal einem Hürdenlauf mit zwei großen<br />

zusätzlichen Stolpersteinen: Startkapital und<br />

Betriebswirtschaft. Plötzlich müssen sich JungdesignerInnen,<br />

MusikerInnen und TexterInnen<br />

im Schnellverfahren Buchhaltungskenntnisse<br />

aneignen, Businesspläne erstellen und sich einen<br />

Überblick über das Steuerrecht verschaffen. „Im<br />

Prinzip ist alles sehr spannend. Der wirtschaftliche<br />

Teil der Selbstständigkeit sagt uns allerdings<br />

nicht ganz so zu. Daher müssen wir in<br />

dem Bereich am meisten nachholen“, gibt<br />

Katharina Mischer zu.<br />

Persönliche Freiheit vs. finanzielle Sicherheit.<br />

Wer finanziell gerne auf der sicheren Seite steht,<br />

ist mit dem Gang in die berufliche Unabhängigkeit<br />

nicht gut beraten. Besonders in der Startphase<br />

wird Kapital benötigt, um die nötigen<br />

Erstanschaffungen zu besorgen – Mischpulte,<br />

Zubehör, Rohmaterial für DVDs. „Am Anfang<br />

steckt man viel Arbeit rein. Finanziell rentiert es<br />

sich kaum“, weiß auch Till Firit. Wenn die<br />

Ersparnisse nicht ausreichen, muss auf Förderungen<br />

zurückgegriffen werden. Die täglichen<br />

Lebenserhaltungskosten darf man selbstverständlich<br />

auch nicht vergessen. „Ich weiß nie,<br />

ob ich die Miete für den nächsten Monat zusammenkratzen<br />

kann“, bringt es Mia B., die im<br />

Frühjahr 2009 ihre eigene PR-Agentur gegründet<br />

hat, auf den Punkt.<br />

Antriebshilfe zum Abheben. Unterstützung und<br />

Know-how im Bereich der Unternehmensgründungen<br />

findet man bei departure, Wiens Förderagentur<br />

für die Kreativszene. „Mit den ,we –<br />

workshops for entrepreneur‘ vermitteln wir<br />

neben wirtschaftlichem Basiswissen Rezepte für<br />

einen erfolgreichen Einstieg in die Selbstständigkeit.<br />

Dabei zeigen renommierte Vortragende,<br />

dass Kreativität und wirtschaftliches Denken<br />

vereinbar sind“, sagt Geschäftsführer Christoph<br />

Thun-Hohenstein. Unterstützt werden Start-ups<br />

Fotos: mischer'traxler (2), Julia Knogler for departure (1)


„the idea of a tree“<br />

von mischer'traxler<br />

kombiniert Technik<br />

und Natur.


40 Förderung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

WAS SIE WISSEN SOLLTEN<br />

Starthilfe für Start-ups<br />

WIE ANGEHEN?<br />

Sie haben eine Vision? Eine Idee?<br />

Und wollen sich damit selbstständig<br />

machen? Wissen aber nicht, wie Sie es<br />

angehen sollen? Essenziell ist besonders<br />

die Formulierung der Geschäftsidee,<br />

von der viele rechtliche und finanzielle<br />

Fragen abhängen, etwa ob Sie einen<br />

Gewerbeschein dafür benötigen oder<br />

welche Rechtsform für Ihr Unternehmen<br />

angemessen wäre. Wollen Sie<br />

als EinzelunternehmerIn auftreten<br />

oder eine Gesellschaft gründen? An<br />

die von Ihnen gewählte Rechtsform<br />

knüpfen alle weiteren Steuer-, Sozialversicherungs-,<br />

Gesellschafts- und<br />

Haftungsfragen an.<br />

und Entrepreneure – von Design, Musik, Mode<br />

und Multimedia über Verlagswesen und Kunst<br />

bis Audiovision und Architektur. Denn wer<br />

oben landen will, muss erst einmal starten können.<br />

Mit dem „Expertenpool“, vier unterschiedlichen<br />

Förderungsprogrammen und einem<br />

Workshop für JungunternehmerInnen leistet<br />

departure diese Starthilfe. Auch Till Firit hat<br />

Unterstützung in Anspruch genommen. „Ich<br />

habe einen Workshop besucht und fand ihn toll.<br />

Man lernt viele Leute in ähnlicher Situation<br />

kennen und das Programm ist maßgeschneidert<br />

für Nicht-Betriebswirte.“ Maßgeschneidert<br />

heißt auch: orientiert an unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen. Danach richtet sich auch die<br />

Höhe der Förderungssummen – die unter<br />

bestimmten Bedingun gen vergeben und zweck-<br />

Holz, Stahl und Solarzellen<br />

sind die Basis für „recorder<br />

one“ aus der Serie „the idea<br />

of a tree“.<br />

WER KANN HELFEN?<br />

Für GründerInnen ist die Wirtschaftskammer<br />

der erste Anlaufpunkt, denn<br />

dort wird das Start-up angemeldet.<br />

Der „Gründerservice“ ist sozusagen<br />

Gewerkschaft und Arbeiterkammer für<br />

Entrepreneure. Finanziell können Jung -<br />

unternehmerInnen von der NEUFÖG,<br />

der Neugründungsförderung, profitieren,<br />

denn seit 2002 sind betriebliche<br />

Neugründungen steuerlich begünstigt.<br />

Auch sonst finden Entrepreneure in<br />

Wien verschiedene Hilfsmöglichkeiten:<br />

departure, die Kreativagentur der Stadt<br />

Wien, stellt sowohl finanzielle Hilfe<br />

als auch Know-how zur Verfügung.<br />

Gefördert wird in erster Linie die<br />

„„Davon allein<br />

kann ich zwar<br />

nicht leben,<br />

aber es macht<br />

nun einmal<br />

verdammt<br />

viel Spaß.“<br />

Till Firit, Mono Verlag<br />

gebunden ausgegeben werden müssen, zum Beispiel<br />

für jene Hilfsmittel, die für sparsame GründerInnen<br />

zum reinen Luxus gehören: Visitenkarten,<br />

Grafik, die Reise zur Messe. Ein weiterer<br />

Teil der Förderungen muss für den „Expertenpool“<br />

aufgewendet werden: NeugründerInnen<br />

wählen aus dem Pool MentorInnen aus –<br />

seien es WirtschaftsexpertInnen,<br />

PR- oder UnternehmensberaterIn-<br />

nen. „Ich habe mir einen Steuerberater<br />

rausgesucht“, sagt Till Firit.<br />

mischer'traxler reichten ihr Projekt<br />

für das Förderprogramm „departure<br />

pioneer“ ein und profitierten nicht<br />

nur von der finanziellen Hilfe:<br />

„Abgesehen von den unternehmenstechnischen<br />

Fragen, war es für uns<br />

sehr hilfreich, dass wir eine Struktur<br />

bekommen haben, an die man sich<br />

halten kann.“<br />

No risk – no fun. Trotz zahlreicher<br />

Förderungen lautet das ungeschriebene<br />

Gesetz der Selbstständigkeit<br />

noch immer „No risk – no fun“.<br />

Denn: Wer etwas erreichen will,<br />

muss auch etwas riskieren. Till Firit<br />

etwa hat sein fixes Engagement am<br />

Volkstheater zu gunsten des „Mono<br />

Verlags“ aufgegeben. „Davon allein<br />

kann ich zwar nicht leben“, so sein<br />

Fazit. „Aber es macht nun einmal<br />

verdammt viel Spaß.“ ●<br />

Kreativ-Branche. Entrepreneure mit<br />

Schwerpunkt Wissenschaft und Technik<br />

sind bei INiTS in guten Händen:<br />

Unterstützt werden AkademikerInnen<br />

mit innovativen Ideen aus den Bereichen<br />

Informations- und Kommunikationstechnik,<br />

Life Sciences und anderen<br />

Forschungsbereichen.<br />

www.departure.at<br />

www.gruenderservice.at<br />

www.inits.at<br />

Maja Nizamov,<br />

freie Journalistin in Wien<br />

Fotos: mischer'traxler (1), Christoph Sebastian (1), Christiano Tekirkali (1), breadedEscalope Design Studio (1)


Fundstücke machen<br />

Mode individuell<br />

Baumwolldamast aus Siebenbürgen, Glasknöpfe<br />

aus der Toskana oder anatolische Baumwolle:<br />

Daraus macht Zojas tragbare Kunstwerke.<br />

Der Poncho ist aus<br />

Seidengeorgette mit<br />

Schlitzen und einem<br />

Besatz aus siebenbürgischer<br />

Tapisserie.<br />

Zojas bedeutet Kleinod. Die Stoffe und Materialien, die von Monika Buttinger<br />

und Stefan Danbauer für die 120 Stücke der ersten Zojas-Kollektion verarbeitet<br />

wurden, sind zum Teil 100 Jahre alt. Metallquasten aus Usbekistan, Dirndlstoff<br />

aus dem Salzkammergut oder schottischer Kaschmir stammen von Flohmärkten,<br />

Bazaren und von AntiquitätenhändlerInnen oder fristeten ihr Dasein auf einem<br />

Dachboden. Sie werden, kombiniert mit modernen Schnitten und Stoffen, zu<br />

unverwechselbaren und tragbaren SammlerInnenstücken. Buttinger: „Wenn ich<br />

ein textiles Kunstwerk, das ich auf Reisen gefunden habe, in Händen halte, dann<br />

frage ich es zunächst, was es ist oder was es sein will. Ich versuche, seine Geschichte<br />

zu ergründen, und spinne sie weiter. Wir befreien alte textile Kostbarkeiten aus<br />

ihrem Schattendasein und lassen sie in einem neuen Rahmen wieder glänzen.“<br />

Die DesignerInnen wollen damit einen Gegenentwurf zur Wegwerfmode leisten.<br />

Zu haben sind die exklusiven Stücke in einer Boutique am Bauernmarkt.<br />

Kontakt: www.zojas.net, Fördergeber: www.departure.at<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Design<br />

41<br />

Die Kugel rollt über Wege und Wiesen und<br />

macht jeden Hocker einzigartig.<br />

Die Natur als<br />

Produktionsstraße<br />

Persönlichkeit. Diese Hocker sind Einzelstücke.<br />

Statt Plastik in starre Formen zu<br />

gießen, gehen die drei Designer von<br />

„breadedEscalope“ einen anderen Weg.<br />

Sie füllen flüssigen Kunststoff in eine hohle<br />

Kugel, an deren Innenseite das flexible<br />

Negativ der gewünschen Form angebracht<br />

ist. Die spezielle Harzmischung wird in<br />

die Form gefüllt und die Kugel dann ihrer<br />

Umgebung überlassen. Sie rollt über<br />

Waldwege, entlang von Flüssen oder aber<br />

rotiert über Hügel. Die Natur wird zur<br />

Produktionsstrecke für Objekte.<br />

Die „Original Products“ sind nur<br />

eine von vielen Ideen der Sandkastenfreunde<br />

Sascha Mikel, Martin Schnabl<br />

und Michael Tatschl, die – nach in London<br />

abgeschlossenem Studium – jetzt gemeinsam<br />

ein Design-Studio betreiben.<br />

Sie setzen mit ihren Produkten auf Nachhaltigkeit,<br />

Persönlichkeit und Aussage.<br />

Schönheit allein ist ihnen zu wenig.<br />

Ein weiteres interessantes Projekt ist<br />

„grow to go“: Verpackt in typische Fast-<br />

Food-Becher und Burger-Formen kann<br />

man Basilikum, Kresse oder Eisbergsalat<br />

erstehen und daheim auf der Fensterbank<br />

züchten. Echtes „Slow Food“ eben.<br />

Ebenfalls von den jungen Kreativen zu<br />

haben: Shop-Design, Websites, Verpackungsdesign<br />

oder Innenarchitektur.<br />

Ausstellungsstücke sind bei „das möbel“<br />

(www.dasmoebel.at) in der Wiener<br />

Gumpendorferstraße zu sehen.<br />

Kontakt: www.breadedescalope.com,<br />

Fördergeber: www.departure.at<br />

+ + + Kulturwissenschafterin Aleida Assmann erhielt den Watzlawick-Ehrenring 2009, www.watzlawickehrenring.at + + +<br />

Pathologe Helmut Denk wurde zum neuen Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt + + +


42 Termine <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Volles Programm<br />

Bücher, die Sie unbedingt lesen, Veranstaltungen, die Sie keinesfalls<br />

versäumen, und Förderwettbewerbe, die Sie kennen sollten.<br />

Buchtipps<br />

Gefühle erkennen und interpretieren<br />

Spektrum-Verlag, 398 Seiten, 14,95 Euro,<br />

ISBN: 978-3-8274-2568-3<br />

Sie wollen wissen, was es bedeutet, wenn<br />

Ihr Gegenüber eine Augenbraue hochzieht,<br />

die Stirn runzelt oder zu Boden blickt? In<br />

diesem Buch erfahren Sie es. Paul Ekman,<br />

einer der renommiertesten Psychologen<br />

Die Figur des Cal<br />

Lightman in der<br />

Fernsehserie „Lie<br />

to me“ basiert auf<br />

Paul Ekman.<br />

der Welt, entfaltet darin ein faszinierendes<br />

Panorama der Erkenntnisse aus der Emotions-<br />

und Gesichtserforschung. Ekman, der<br />

vor allem durch seine Forschungen zur nonverbalen<br />

Kommunikation bekannt wurde,<br />

erläutert, wie Gefühle entstehen und wie sie<br />

sich anschließend in der Mimik äußern.<br />

Kontakt: www.spektrum-verlag.de<br />

Förderwettbewerbe<br />

departure experts<br />

Ende der Einreichfrist: 30. 9. <strong>2010</strong><br />

departure experts unterstützt das Wachstum<br />

von Mikro- und Kleinunternehmen durch<br />

qualifiziertes ExpertInnen/Coaching-Knowhow.<br />

Gefördert wird sowohl klassisches<br />

Unternehmenswachstum als auch die<br />

Erschließung neuer Märkte sowie die<br />

Neuorientierung eines Unternehmens. Die<br />

Maximalförderung beträgt 15.000 Euro –<br />

mittels nicht rückzahlbaren Barzuschusses<br />

auf ein Jahr. Die Empfehlungen trifft<br />

departure, Wiens Förderagentur für die<br />

Kreativszene, gemeinsam mit externen<br />

ExpertInnen. Zu departure experts kann<br />

laufend, pro Unternehmen allerdings nur<br />

ein Mal jährlich, eingereicht werden.<br />

Kontakt: www.departure.at<br />

Life Sciences, zweite Ausschreibung des WWTF<br />

Start voraussichtlich im Oktober <strong>2010</strong><br />

Im Herbst <strong>2010</strong> wird der Wiener Wirtschafts-<br />

und Technologieförderungsfonds<br />

WWTF seine zweite Ausschreibung im<br />

Life-Sciences-Schwerpunkt mit der Fokussierung<br />

„Linking Research and Patients’<br />

Needs“ starten. Eingereicht werden können<br />

Projekte, die an der Schnittstelle zwischen<br />

Labor- und Klinischer Forschung anzusiedeln<br />

sind und auf einer klaren Hypothese<br />

aufbauen. Weiters sollten Projektvorhaben<br />

ein klares Statement zur Nutzen- und Verwertungsperspektive<br />

aufzeigen. Das zentrale<br />

Bewertungskriterium liegt in der Qualität<br />

des eingereichten Vorhabens, bei gleicher<br />

Qualität sollen Anträge mit jungen ForscherInnen<br />

bzw. mit Frauen als Projektleiterinnen<br />

bevorzugt werden. Die Ausschreibung wird<br />

Anfang Oktober <strong>2010</strong> starten und bis ca.<br />

Ende Jänner 2011 offen sein. Insgesamt<br />

stehen fünf Millionen Euro zur Verfügung.<br />

Kontakt: www.wwtf.at<br />

Veranstaltungen<br />

Allergien und Lebensmittel<br />

Veranstaltung „Science Lectures“,<br />

5.–8. Schulstufe, 10. November, 9.15 Uhr,<br />

im Wiener Stadtschulrat, Anmeldung!?<br />

Was verursacht Lebensmittelallergie? Die<br />

„Science Lectures“ geben Antwort darauf.<br />

Nicht nur Pollen, sondern auch Inhaltsstoffe<br />

in Lebensmitteln können tränende<br />

Augen, eine rinnende Nase oder Asthma -<br />

anfälle bzw. noch schlimmere allergische<br />

Reaktionen auslösen. Was ist es, was die<br />

Lebensmittelallergie verursacht? Wo und<br />

wie finden wir die Lebensmittelallergene?<br />

Ein gemeinsamer Streifzug von SchülerInnen<br />

und Sabine Baumgartner, BOKU.<br />

Kontakt: www.stadtschulrat.at<br />

Private Aufzeichnungen sind mittlerweile<br />

auch ein Thema für die Wissenschaft.<br />

Österreichweiter Tagebuchtag<br />

10. November <strong>2010</strong>, 80 Veranstaltungen in<br />

ganz Österreich mit Lesungen prominenter<br />

TagebuchschreiberInnen<br />

Was haben Erika Pluhar, Ernst Fuchs und<br />

Fabienne Nadarajah gemeinsam? Alle drei<br />

schreiben Tagebuch – so wie viele andere<br />

Menschen. Nicht jedes Werk wird große<br />

Literatur sein, aber durch das Aufschreiben,<br />

so PyschologInnen, lässt sich so manches<br />

Problem leichter klären, weil man danach<br />

klarer sieht. Auch für die Nachwelt sind<br />

die persönlichen Aufzeichnungen oft ein<br />

Gewinn. Den „Trend zu Lebensaufzeichnungen<br />

neu entfachen“, hat sich die Wiener<br />

Malerin Traute Molik-Riemer zur Aufgabe<br />

gemacht. Das Ergebnis ist der dritte<br />

„Tagebuchtag“. Geboten werden rund<br />

80 Leseveranstaltungen aus interessanten<br />

Tagebüchern, Autobiografien und Biografien<br />

in Landesbibliotheken, Literaturhäusern,<br />

Theatern, Museen, Klöstern und zahlreichen<br />

Literaturvereinen.<br />

Kontakt: www.tagebuchtag.at<br />

Herbstausstellung „Macht Musik“<br />

Ausstellung im Technischen Museum Wien,<br />

Eröffnung ist am 29. September <strong>2010</strong><br />

Auf einer Fläche von ca. 1.000 m 2 sind die<br />

unterschiedlichen Facetten des Phänomens<br />

Musik zu sehen. Aufgestellt werden zehn<br />

Themenkuben, die gemeinsam mit der<br />

zentralen Piazza ein „Music Village“ mit<br />

interaktiven Installationen, Instrumenten<br />

zum Ausprobieren, Musik zum Hören und<br />

historischen Objekten bilden. In betreuten<br />

Musikworkshops können BesucherInnen<br />

lernen, selbst Musik zu machen.<br />

Kontakt: www.tmw.at<br />

Fotos: Getty Images (1), Molik-Riemer Archiv (1), www.picturedesk.com (1), Ilja C. Hendel/Wissenschaft im Dialog (1)


200. Geburtstag : Frédéric Chopin ist<br />

Thema bei den Wiener Vorlesungen.<br />

Wiener Vorlesungen<br />

Sie kamen nach Wien und blieben nicht lange …<br />

Frédéric Chopin und Robert Schumann<br />

5. 10. <strong>2010</strong>, 19 Uhr, Wiener Rathaus,<br />

Festsaal, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Gespräch anlässlich des 200. Geburtstages<br />

der beiden Komponisten mit Otto Biba,<br />

Direktor der Gesellschaft für Musikfreunde,<br />

und Musikwissenschafter Gernot Gruber.<br />

Musikalisches Programm: Christos Marantos,<br />

Harald Ossberger.<br />

Kontakt: www.vorlesungen.wien.at<br />

Kunst und Markt<br />

27. 10. <strong>2010</strong>, 19 Uhr, Wiener Rathaus,<br />

Festsaal, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Vortrag von Kunsthistoriker Beat Wyss.<br />

Kontakt: www.vorlesungen.wien.at<br />

Trompe-l’oeil: Philologie und Illusion<br />

16. 10. <strong>2010</strong>, 11 Uhr, Universität Wien,<br />

Hauptgebäude, Großer Festsaal, 1.,<br />

Dr.-Karl-Lueger-Ring, Anm. bis 8. 10. <strong>2010</strong>.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Vortrag von Sprachwissenschafterin und<br />

Literaturprofessorin Isabella Tardin Cardoso.<br />

Kontakt: http://phil-kult.univie.ac.at<br />

Friedenspolitik und Menschenrechte<br />

3. 11. <strong>2010</strong>, 17.30–21 Uhr, Wiener<br />

Rathaus, Festsaal, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />

Fünftes Wiener Nobelpreisträgerseminar.<br />

Erwartet werden die NobelpreisträgerInnen<br />

Shirin Ebadi, Mohamed ElBaradei, Médecins<br />

Sans Frontières, José Ramos-Horta und<br />

Lech Walesa. Eine Kooperation zwischen<br />

Uni Wien, MedUni Wien und den Wiener<br />

Vorlesungen. Moderation: Gerald Gross.<br />

Kontakt: www.nobelvienna.at<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Termine<br />

MS Wissenschaft will mit Ausstellung<br />

Faszination für Forschung wecken<br />

Schiff mit Mission! Seit Sommer 2003<br />

geht ein umgebautes Frachtschiff<br />

regelmäßig auf Tour. Geankert wird an<br />

34 Stationen, darunter auch in Wien.<br />

Mit an Bord in diesem Jahr ist eine<br />

Ausstellung zur Energieforschung, die<br />

für Jugendliche – insbesondere auch<br />

Schulklassen – ab zehn Jahren geeignet<br />

ist. Gezeigt wird, welchen Beitrag die<br />

Forschung leistet, um die Energieversorgung<br />

der Zukunft gleichzeitig möglichst<br />

sicher, wirtschaftlich und<br />

umweltschonend zu gestalten. Rund<br />

35 Exponate aus wissenschaftlichen<br />

Instituten beleuchten neben techni-<br />

Von 9. bis 13. September<br />

ankert das Forschungsschiff<br />

in Wien bei der Anlegestelle<br />

Millennium Tower.<br />

+ + + 14. wiener video&filmtage-Festival von FilmemacherInnen bis 22 Jahre, 13.–17. Oktober, www. wienextra.at + + +<br />

Vienna Design Week mit renommierten Profis und innovativen Newcomern, 1.–10. Oktober, www. viennadesignweek.at + + +<br />

43<br />

schen Verfahren der Energieerzeugung,<br />

-speicherung und -verteilung<br />

auch gesellschaftliche, politische und<br />

ökonomische Aspekte. An vielen<br />

Exponaten können die BesucherInnen<br />

selbst aktiv werden: Sie können<br />

Dioden zum Leuchten bringen, Motoren<br />

starten oder beobachten, wie aus<br />

Biomasse Strom wird.<br />

Träger des Projektes ist Wissenschaft<br />

im Dialog (WiD), eine Gemeinschaftsinitiative<br />

der deutschen Wissenschaft,<br />

der alle führenden deutschen Wissenschaftsorganisationen<br />

angehören.<br />

Kontakt: www.ms-wissenschaft.de


44 Club <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Die Vorträge von dem Psychoanalytiker<br />

Alfred Pritz, der Frauengesundheitsbeauftragten<br />

Beate Wimmer-Puchinger und dem<br />

Physiker Heinz Oberhummer (v. l. n. r.)<br />

stehen zur Auswahl.<br />

Gewinnspiel: Gratis zum<br />

Vortrag ins Forschungsrad<br />

Eine Gondelfahrt der anderen Art gibt es für BesucherInnen des Forschungsfestes.<br />

40 ExpertInnen halten Vorlesungen im Wiener Riesenrad. Gratisfahrten gibt es für<br />

„<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-LeserInnen: Wir verlosen 20 der begehrten Plätze.<br />

Drei Vorträge stehen zur Auswahl. Idee und Konzept für dieses ungewöhnliche Projekt<br />

stammen vom Mastermind der Wiener Vorlesungen, Hubert Christian Ehalt.<br />

Der umtriebige Wissenschaftsreferent der Stadt Wien überzeugte 40 namhafte ExpertInnen,<br />

ihre Hörsäle anlässlich des Forschungsfestes kurzerhand gegen Gondeln des<br />

Riesenrades einzutauschen. Die BesucherInnen wird es freuen: Wie oft hat man schon<br />

die Gelegenheit, so viele SpitzenforscherInnen hautnah zu erleben?<br />

Gratisfahrt für „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-LeserInnen:<br />

Wer bei unserem Gewinnspiel mitmacht, kann mit etwas Glück<br />

gratis bei folgenden Vorträgen in der Gondel mit dabei sein:<br />

Beate Wimmer-Puchinger: „Wie beeinflusst der Alltag unser Körperbild<br />

und die Gesundheit“, vier LeserInnen plus Begleitung, 18. 9., 13.20 Uhr<br />

Alfred Pritz: „Ein Leben zwischen Depression und Hochgefühl“,<br />

vier LeserInnen plus Begleitung, 18. 9., 14 Uhr<br />

Heinz Oberhummer: „Geheimnisvolles Universum – Kann das alles Zufall sein?“,<br />

zwei LeserInnen plus Begleitung, 18. 9., 17 Uhr<br />

Kontakt: Mitmachen ist ganz einfach: Suchen Sie sich einen der drei Vorträge aus und melden Sie<br />

sich bis zum 12. 9. <strong>2010</strong> beim Clubtelefon 01/277 55 22, unter www.forschen-entdecken.at an. Die<br />

GewinnerInnen werden telefonisch verständigt. Eine Fahrt dauert 30 Minuten. Die Gratiskarten müssen<br />

beim Riesenrad rechtzeitig abgeholt werden. Wer nicht zu den glücklichen GewinnerInnen zählt: Eine<br />

Fahrt kostet fünf Euro für Erwachsene und zwei Euro für Kinder bis 14 Jahre.<br />

20<br />

Gondelplätze<br />

für LeserInnen<br />

am 18. 9.<br />

zu gewinnen<br />

VERANSTALTUNGSREIHE<br />

Die Wiener<br />

Vorlesungen<br />

Kritisch, am Puls<br />

der Zeit und frei<br />

zugänglich: Die<br />

Wiener Vorlesungen<br />

sind seit mehr<br />

als 20 Jahren ein<br />

Forum für angeregte<br />

Diskussionen<br />

zu aktuellen Problemen unseres<br />

Lebens. Zu Gast waren Vortragende<br />

von Michail Gorbatschow<br />

bis Jody Winter.<br />

Koordinator ist der Historiker<br />

Hubert Christian Ehalt.<br />

Fotos: Getty Images (1), ZIT (1), Inge Prader (1), Ecowin Verlag (1), Florian Stecher (1), Nikolaus Similache (1)


FÜR KLUGE KÖPFE<br />

Sudoku – mitmachen & gewinnen<br />

Tragen Sie die Ziffern 1 bis 9 in die Blöcke ein. Jede Ziffer darf nur<br />

1 x pro Block, auf jeder Horizontalen und Vertikalen vorkommen.<br />

Addieren Sie anschließend die in den Kreisen stehenden Ziffern und<br />

geben Sie die Summe per E-Mail, Post oder Telefon bis 4. 10. <strong>2010</strong><br />

unter dem Kennwort „Sudoku“ bekannt. Die Ziehung erfolgt unter<br />

Ausschluss des Rechtsweges. Eine Barablöse der Preise ist nicht möglich.<br />

Zu gewinnen gibt es fünf Bücher von Heinz Finks Straßenbahnbuch<br />

„Die Cottage- und Heurigentramway“. Die GewinnerInnen werden<br />

schriftlich verständigt.<br />

Kontakt: Redaktion „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“, Postfach 7000, 1110 Wien, Clubtelefon<br />

01/277 55 22, E-Mail: leserservice@redaktion-wien.at, www.forschen-entdecken.at<br />

DIE COTTAGE- UND<br />

HEURIGENTRAMWAY<br />

Autor Heinz Fink gibt einen kurzen<br />

geschichtlichen Abriss über den<br />

Bezirk und präsentiert alle<br />

Linien in Worten und historischen<br />

Bildern. Eine unterhaltsame Lektüre<br />

für alle Straßenbahnfans.<br />

www.straßenbahnbücher.at<br />

Club<br />

CLUB WIEN.AT<br />

So können Sie mitspielen!<br />

Voraussetzung für die Teilnahme an unseren Aktionen<br />

ist, dass Sie Club-wien.at-Mitglied sind oder werden.<br />

Rufen Sie einfach bei un serem Clubtelefon 01/277 55 22<br />

an und geben Sie Name und Adresse bekannt. Nach der<br />

Anmeldung können Sie sofort mitspielen. Die Mitgliedschaft<br />

ist kostenlos und unverbindlich.<br />

Vorteilskarte<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Club<br />

Esskultur<br />

im Wandel<br />

45<br />

Neues Buch von Hanni Rützler. „Was wir essen,<br />

wie wir das tun und vor allem warum, wird sich<br />

fundamental ändern“, meint Ernährungswissenschafterin<br />

und Trendforscherin Hanni Rützler.<br />

Wohin die Reise gehen wird, zeigt sie in ihrem neuen<br />

Buch „Food Change“, das sie gemeinsam mit Kulturwissenschafter<br />

Wolfgang Reiter geschrieben hat.<br />

Darin präsentiert sie sieben neue Leitideen für eine<br />

neue Esskultur, beginnend bei neuen Konzepten in<br />

der Nahrungsmittelproduktion und endend bei<br />

einem kritischeren Konsum.<br />

Gewinnspiel: „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ verlost bis 4. 10. <strong>2010</strong><br />

fünf Exemplare des Buches „Food Change“, Krenn Verlag,<br />

ISBN: 978-3-99005-031-6, 19,95 Euro, Kontakt: Postfach<br />

7000, 1110 Wien, Clubtelefon 01/277 55 22,<br />

leserservice@redaktion-wien.at, www.forschen-entdecken.at<br />

Expertin Hanni Rützler: Es geht auch um die Frage, wie<br />

der Supermarkt der Zukunft aussehen wird.<br />

Science Busters mit<br />

neuem Buch auf Tour<br />

Interessant, verständlich und unterhaltsam!<br />

Seit es die „Science Busters“<br />

gibt, macht Physik endlich Spaß.<br />

Jetzt schlägt das Trio (Physiker<br />

Werner Gruber, Astronom Heinz<br />

Oberhummer und Kabarettist Martin<br />

Putigam) erneut zu. In ihrem aktuellen<br />

Buch geht es in bewährter Manier<br />

um Fragen wie „Kann Beten tödlich sein?“ und<br />

„Warum ist die Pest schuld am iPhone?“. Mehr<br />

über die Science Busters finden Sie auf Seite 29.<br />

Gewinnspiel: „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ verlost bis 4. 10. <strong>2010</strong><br />

fünf Exemplare des Buches „Wer nichts weiß, muss alles glauben“,<br />

Verlag ecowin, ISBN: 978-3-902404-93-0, 21,90 Euro,<br />

Kontakt: Postfach 7000, 1110 Wien, Clubtelefon 01/277 55 22,<br />

leserservice@redaktion-wien.at, www.forschen-entdecken.at


Gratis-Magazine<br />

bestellen beim<br />

wien.at-LeserInnentelefon<br />

01/277 55<br />

City & Life<br />

Dein Jugendmagazin für mehr Spaß und mehr Zukunft.<br />

Nr. 02/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036705M, DVR 0000191<br />

Endlich<br />

Sommer<br />

Sommer<br />

Leben<br />

&Freude<br />

Für Wienerinnen & Wiener in ihren besten Jahren.<br />

Nr. 03/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036636, DVR: 0000191<br />

www.cityandlife.at<br />

Wo was abgeht: Wiens Jugendliche im Talk mit Bürgermeister Häupl im<br />

Hotspots Promis Intervie Interview<br />

Archäologie<br />

macht Spaß<br />

Warum sich SeniorInnen<br />

ehrenamtlich für Wissenschaft<br />

und Forschung engagieren<br />

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1. Oktober: SeniorInnentag<br />

Unterhaltung und Information<br />

im Wiener Rathaus<br />

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46 Schlusspunkt <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Die Zukunft bitte, sofort!<br />

Wunderbarer Fortschritt. Unlängst saß<br />

ich in Paris einer sehr netten Konsularbeamtin<br />

gegenüber. Ich sollte ihr meine<br />

Fingerabdrücke für einen neuen Reisepass<br />

dalassen. Während sie den Computer<br />

zu überreden versuchte, meinen<br />

Namen zu akzeptieren, sprachen wir<br />

darüber, wie sehr die Segnungen der<br />

neuen Technologien heutzutage helfen.<br />

Wohnungen zu besichtigen, von denen<br />

man 1.000 Kilometer entfernt ist, war<br />

da nur ein Punkt von vielen.<br />

Was wir früher in „Raumschiff<br />

Enterprise“ noch als Zukunft gesehen<br />

haben, ist heute Alltag. Bildtelefonie<br />

war damals Science-Fiction, heute<br />

spreche ich fast täglich via Skype mit<br />

meinem Vater – egal, wo er ist oder wo<br />

ich bin. Wenn wir auf Urlaub fahren,<br />

haben wir nicht nur mehr Bilder unseres<br />

Hotelzimmers gesehen, als früher<br />

in durchschnittlichen Reisekatalogen<br />

Platz hatten, sondern uns auch unsere<br />

Sitzplätze im Flugzeug ausgesucht und<br />

sogar schon eingecheckt, bevor wir<br />

uns überhaupt auf den Weg zum Flughafen<br />

machen.<br />

Bevor ich einkaufen gehe, sehe ich<br />

nach, ob mein Supermarkt einen<br />

bestimmten Artikel führt oder ob das<br />

Elektronikgeschäft meine Drucker -<br />

patronen gerade auf Lager hat. Wenn<br />

ich irgendwohin muss, wo ich noch nie<br />

war, sehe ich mir den Weg mit Google<br />

Streetview schon vorab im Internet an,<br />

damit ich nicht – wie üblich – drei Mal<br />

um den gesamten Platz renne, weil<br />

ich die richtige Straße nicht finde.<br />

Unlängst fuhr ich in einem Auto, das<br />

einem erst dann erlaubt, rückwärts<br />

zu rollen, wenn man den Retourgang<br />

einlegt. Und wenn ich in einer Kurzparkzone<br />

parke, erspart mir mein<br />

Handy das Kaufen und Ausfüllen eines<br />

Parkscheins.<br />

In einer Folge der wunderbaren<br />

TV-Serie „Mad Men“, die in den<br />

1960er-Jahren spielt, wird der Fuß<br />

eines Mannes durch einen Kleintraktor<br />

zerschreddert und muss amputiert<br />

werden. Heutzutage hingegen werden<br />

bereits ganze Gesichter transplantiert!<br />

Ist Fortschritt nicht etwas Wunderbares?<br />

Man möchte sich geradezu<br />

30 Jahre in die Zukunft beamen, um<br />

zu sehen, was bis dahin noch alles<br />

Alltag geworden ist. Vielleicht hat<br />

Krebs bis dahin den Stellenwert eines<br />

Schnupfens?<br />

Nur der Konsulats-Computer, der<br />

hat verweigert. Ihm zuliebe habe ich<br />

jetzt keinen Mädchennamen mehr.<br />

Zumindest das ging früher sicher einfacher.<br />

Sigrid Neudecker<br />

ist Autorin des<br />

Magazins „Zeit<br />

Wissen“ und<br />

pendelt zwischen<br />

Hamburg, Paris<br />

und Wien.<br />

Illustration: Markus Murlasits, Foto: Privat


Technik, die Menschen<br />

verbindet<br />

An der Technischen Universität (TU) Wien entsteht<br />

heute die Informationstechnologie von morgen<br />

Internet und Handy, moderne Computer und intelligente<br />

Roboter – im Informationszeitalter hat sich<br />

unser Alltag völlig verändert, und jedes Jahr gibt es<br />

neue revolutionäre Ideen. Die Technische<br />

Universität Wien ist als eine führende Forschungsuniversität<br />

mit dabei an der Spitze dieser Entwicklungen.<br />

Daher wurde der Bereich Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie von der TU Wien zu<br />

einem ihrer fünf Forschungsschwerpunkte erklärt.<br />

Die hellsten Köpfe verändern die Welt<br />

Jeder kennt das – ein Handy, das man heute kauft<br />

sieht ganz anders aus und kann viel mehr als das<br />

alte, das daheim in der Schublade liegt. In der<br />

Wissenschaft ist es nicht anders. Was man heute<br />

erforscht, wird morgen bereits wieder überarbeitet.<br />

Am Puls der Zeit kann man nur dann bleiben, wenn<br />

man es schafft, ganz unterschiedliche Forschungsgebiete<br />

gut zu verknüpfen. Um etwa einen nützlichen,<br />

intelligenten Roboter zu entwickeln, braucht man erst-<br />

klassiges Wissen über Elektrotechnik und Datenverarbeitung,<br />

und obendrein ein tiefes Verständnis von<br />

Mathematik und Mechanik. An der TU Wien wird die<br />

Forschung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

vor allem an der Fakultät für Informatik<br />

und der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

vorangetrieben. Fast unüberschaubar ist<br />

die Vielfalt an Forschungsthemen, in denen die TU<br />

Wien auf hohem internationalen Niveau mitwirkt – von<br />

neuen Internettechnologien über Virtual Reality bis hin<br />

zu Mobilfunktechnik und fußballspielenden Robotern.<br />

Auch die Frage, wie man neue Technologien<br />

einsetzen kann, um Menschen mit Behinderung ihren<br />

Alltag zu erleichtern, spielt an der TU Wien eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Die TU am Wiener Forschungsfest<br />

Beim Forschungsfest <strong>2010</strong> im Wiener Prater (am 18.<br />

und 19. September) sind gleich mehrere Forschungsbereiche<br />

der TU Wien vertreten. Dort gibt es beispielsweise<br />

die Gelegenheit, den TU-Roboter-Butler<br />

„James“ kennenzulernen oder herauszu�nden, wie ein<br />

elektronischer „Schutzengel“ funktioniert.<br />

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9/<strong>2010</strong><br />

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22<br />

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Neuer Stoff für Wien<br />

DO<br />

9THEATER<br />

Heldenplatz<br />

Thomas Bernhards<br />

Skandalstück<br />

in der Josefstadt<br />

SA<br />

18<br />

MUSIK<br />

Guns N’ Roses<br />

Neue Band, alter Name:<br />

Rockstar Axl Rose<br />

in der Stadthalle<br />

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2<br />

Website ınwıen: Der Eventterminal ist<br />

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