Forschen & Entdecken 3/2010
Forschen & Entdecken 3/2010
Forschen & Entdecken 3/2010
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<strong>Forschen</strong><br />
& <strong>Entdecken</strong><br />
Das Magazin für kluge Köpfe.<br />
Nr. 03/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />
www.forschen-entdecken.at<br />
Wiener<br />
Forschungsfest<br />
Das Programm zum<br />
Herausnehmen<br />
GROSSES FEST<br />
Forschungsrad<br />
Gondelfahrt mit<br />
WissenschafterInnen
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WERBUNG
Fotos: Lukas Beck (1), Bernstein Center for Computational Neuroscience Göttingen, the Physics Department of the Georg-August-Universität<br />
Göttingen, and the Max Planck Institute for Dynamics and Self-Organization (1)<br />
Editorial<br />
Inhalt Ausgabe 03/<strong>2010</strong><br />
04–05 Shortcuts<br />
Warum Pinguine fliegen, Glühwürmchen leuchten<br />
und Ephesos faszinierend ist.<br />
12 Wiener Köpfe<br />
CogVis gewinnt den Media Content Award.<br />
13 Wiener Know-how<br />
Brennstoffzellen wandeln Wasser- und Sauerstoff in<br />
Strom um und schonen dadurch die Umwelt.<br />
14–15 Interview<br />
Informatikerin Monika Henzinger über Google,<br />
Werbeträger und ihre Professur an der Uni Wien.<br />
16–19 Wie nutzen Jugendliche Facebook?<br />
Wiener Studie zu sozialen Netzwerken im Internet<br />
zeigt den eher sorglosen Umgang mit privaten Daten.<br />
21–28 Best of Forschung<br />
Die wichtigsten Infos zum Wiener Forschungsfest<br />
am 18. und 19. September <strong>2010</strong> im Prater.<br />
29 Werner Gruber und die Science Busters<br />
Neues Buch, neues Programm, alte Qualität.<br />
Impressum<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Editorial / Inhalt / Impressum<br />
Zum dritten Mal findet das große Forschungsfest statt. Infotainment vom Feinsten, denn mehr<br />
als 40 TopwissenschafterInnen werden diesmal im Prater auftreten – und zwar in exklusivem<br />
Rahmen: In Gondeln des Riesenrads halten etwa Renée Schroeder, Josef Penninger, Rudolf Taschner<br />
oder Konrad Paul Liessmann Vorlesungen für Jung und Alt. Daneben präsentieren im riesigen<br />
Forschungszelt 50 Firmen, Universitäten und private Forschungseinrichtungen ihre Innovationen.<br />
In der Mitte dieses Heftes finden Sie alle Informationen über das spannende Programm am 18. und<br />
19. September – und ein Gewinnspiel, bei dem Sie um einen der begehrten Plätze in einer Gondel<br />
spielen können. Gute Gewinnchancen haben Sie auch live beim Forschungsquiz auf der großen<br />
Bühne. Wir freuen uns darauf, Sie dort persönlich zu begrüßen!<br />
Claudia Schanza & Cécile Kochwalter<br />
06–10<br />
Wie schaut<br />
Wien 2020 aus?<br />
Mikrohäuser, Trocken duschen<br />
und Schlafzellen im Büro? Ein<br />
Blick in die gar nicht mehr so<br />
ferne Zukunft unserer Stadt.<br />
<strong>Forschen</strong><br />
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Das Magazin für kluge Köpfe.<br />
Nr. 03/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />
30–33 Schutz oder Überwachung?<br />
Kameras von morgen erkennen Personen<br />
und warnen vor gefährlichen Situationen.<br />
34–35 Alltag<br />
Warum grüne Paprika billiger sind, Rot für Zucker<br />
steht und Blei Arterienverkalkung verursacht.<br />
36–37 Großstadt-Visionen<br />
„<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-LeserInnen auf Bustour<br />
zu den spannendsten Bauprojekten in der Stadt.<br />
38–40 Sprung in die Selbstständigkeit<br />
Wo kreative UnternehmerInnen Starthilfe bekommen.<br />
41 Tragbare Kunstwerke<br />
Mode aus anatolischer Baumwolle und Glasknöpfe<br />
aus der Toskana.<br />
42–43 Termine<br />
Was Sie in Wien nicht versäumen sollten.<br />
Gratisabo<br />
<strong>Forschen</strong><br />
& <strong>Entdecken</strong><br />
www.forschenentdecken.at<br />
44–45 Club-Aktionen<br />
Gondelfahrt auf dem Forschungsrad im Prater<br />
sowie aktuelle Bücher zu gewinnen.<br />
46 Schlusspunkt<br />
Sigrid Neudecker über die Tücken der Zukunft.<br />
wien.at <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> – das Magazin für kluge Köpfe Heft 3/<strong>2010</strong>. Medieninhaber und Herausgeber: Stadt Wien – Presse- und Informations dienst<br />
(MA 53), Rathaus, Stiege 3, 1082 Wien. Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG, Leberstraße 122, 1110 Wien. Redaktion: Leberstraße 122,<br />
1110 Wien, Tel. 01/740 32-0, www.forschen-entdecken.at, E-Mail: office@forschen-entdecken.at. Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut Widmann, Christoph Berndl<br />
(Stv.). Chef vom Dienst: Mag. Helmut Widmann. Magazin koordination: Brigitte Limbeck. MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Mag. Marlene Auer, Mag. Thomas<br />
Egerer, Mag. Heike Kossdorff, Mag. Astrid Kuffner, MAS, Dr. Stefan Müller, Sigrid Neudecker, Maja Nizamov, MA, Mag. Christine Oberdorfer, Robert Penz, Mag. Martina<br />
Stehrer. Art-Direktion: Mag. Marion Karasek. Fotoredaktion: Joelle Bullens. Lektorat: Carina Divischek, Mag. Daniela Oberhuber, MSc. Coverfotos: Getty Images<br />
(1), www.picturedesk.com (4), Ecowin Verlag (1), ZIT (1), Nikolaus Similache (1), Inge Prader (1), Lukas Beck (1). Reproduktion: Repromedia Druckges.m.b.H. Nfg. KG,<br />
Leberstraße 122, 1110 Wien. Druck: Goldmann-Druck AG, Königstetterstraße 132, 3430 Tulln. Anzeigen annahme: N. J. Schmid VerlagsgesmbH, Leberstraße 122, Postfach<br />
420, 1110 Wien, Tel. 01/740 32-733. Verlags- und Herstellungsort: Wien.<br />
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Gondelfahrt mit<br />
WissenschafterInnen<br />
03
04 Short Cuts <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Zu sehen<br />
auch beim<br />
Forschungsfest<br />
DAS BILD:<br />
Fliegende<br />
Pinguine<br />
Vorbild Natur. Pinguine sind<br />
Vögel, die im Laufe ihrer<br />
Enwicklung das Fliegen<br />
verlernt haben. Die Technik<br />
verleiht den Tieren nun aber<br />
wieder Flügel. Bionik heißt<br />
die Forschung, die sich damit<br />
beschäftigt, wie Technik von<br />
der Natur lernen kann. Denn<br />
die Natur bietet Lösungen für<br />
viele Fragen, worüber sich<br />
TechnikerInnen seit Langem<br />
den Kopf zerbrechen. Was hat<br />
das nun mit fliegenden Pinguinen<br />
zu tun? Festo, ein<br />
Unternehmen für Automatisierungstechnik,<br />
hat<br />
bionische Pinguine für das<br />
Wasser (AquaPenguin) wie<br />
auch für die Luft (AirPenguin)<br />
entwickelt. Wie ihre Vor -<br />
bilder am Südpol gleiten die<br />
Roboter-Pinguine elegant<br />
durch das Wasser bzw.<br />
schweben mit sanften Flossenschlägen<br />
völlig autonom<br />
durch die Luft. Die gewon -<br />
nenen Erkenntnisse fließen<br />
in künftige Anforderungen<br />
der Automation von<br />
Produktions prozessen ein.<br />
Kontakt: www.festo.at
Fotos: Festo AG (1), Getty Images (2), Fotostudio Wilke (1)<br />
BILDERRÄTSEL:<br />
Was versteckt sich hinter diesem Bild?<br />
Ein Putzschwamm im Wasser? Spiralnudeln in einer grünen Suppe? Die Sohle eines<br />
Kinderschuhs? Eine Biskuit-Kiwi-Torte mit Gelee-Überguss? Eine Koralle? Die Unterseite<br />
eines Schneckenfußes? Was die Abbildung tatsächlich zeigt, erfahren Sie auf Seite 34.<br />
Auf Brautschau: Mit dem Blinken werben<br />
Glühwürmchen um Weibchen.<br />
SCIENCE SKURRIL:<br />
Gabe für die Braut<br />
Warum blinken Glühwürmchen?<br />
Mit dem Leuchten wollen Männchen<br />
Weibchen anlocken. ForscherInnen<br />
haben jetzt herausgefunden,<br />
dass Weibchen kräftige Männchen<br />
mit länger leuchtenden Blinksignalen<br />
bevorzugen. Denn die Käfer<br />
übergeben quasi als Brautgeschenk<br />
ein „Paket“ mit Spermien und Proteinen.<br />
Letztere sind für Weibchen<br />
eine wichtige Nahrungsquelle. Je<br />
größer also der Käfer, desto größer<br />
auch seine Samenpakete.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Short Cuts<br />
05<br />
DAS ZITAT:<br />
„Am Anfang jeder Forschung<br />
steht das Staunen. Plötzlich<br />
fällt einem etwas auf.“<br />
Wolfgang Wickler, Verhaltensforscher<br />
FRAU DER STUNDE:<br />
Ephesos in<br />
Frauenhand<br />
Zweifache Pionierin:<br />
Archäologinnen im<br />
Bereich Feld- und Grabungsarchäologie<br />
sind<br />
rar. Einen Grund dafür<br />
kennt Sabine Ladstätter,<br />
die erste Direktorin<br />
des Österreichischen<br />
Archäologischen Institutes, aus eigener<br />
Erfahrung. „Früher durften Kinder<br />
nicht in Grabungs camps wohnen. Das<br />
wird aber ein Problem, wenn man im<br />
Ausland arbeitet und dadurch längere<br />
Zeit von der Familie getrennt ist.“<br />
Grund genug für die gebürtige Kärtnerin,<br />
sich für Frauenförderung stark zu<br />
machen. Und mit ihrer Bestellung zur<br />
Grabungsleiterin von Ephesos – wo sie<br />
seit 1995 arbeitet – die antike Stadt für<br />
Kinder zu öffnen. Schließlich wurde der<br />
Grundstein zu ihrer eigenen Karriere<br />
ebenfalls in der Volksschulzeit gelegt.<br />
„Bei einem Ausflug auf den Magdalensberg<br />
war ich so fasziniert, dass ich die<br />
Lehrerin gefragt habe, wie die Leute heißen,<br />
die da ausgraben.“ Noch heute ist<br />
Forschung – trotz zahlreicher Managementaufgaben<br />
– eine Herzensangelegenheit<br />
für sie. „Keramik verrät viel über<br />
Wirtschaft und Handel. Güter wie Öl<br />
wurden darin transportiert. Keramik<br />
war auch einer Mode unterworfen. Deshalb<br />
lässt sie sich gut datieren.“ Ephesos<br />
hat für Ladstätter nichts an Faszination<br />
verloren. „Sie war eine der reichsten<br />
Städte des römischen Imperiums und<br />
ist extrem gut erhalten. Eine riesige<br />
Schatztruhe.“ Kontakt: www.ephesos.at<br />
+ + + Mathematiker Adrian Constantin untersucht im Rahmen eines WWTF-Projektes den „Fluss unter einer Wasserwelle“,<br />
www.wwtf.at + + + TU-Forscher Philipp Hansmann löst Rätsel um magnetische Momente in eisenhaltigen Supraleitern + + +
06 Forschungsfest <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Wien im Jahr<br />
Wie wird Wien in zehn Jahren ausschauen? Wer<br />
Zweifel hat, dass sich die Stadt ständig wandelt,<br />
sollte sich an den Alltag vor zehn Jahren erinnern.<br />
GPS vom Verteilerkreis Favoriten zum<br />
Stadtzentrum? Zur Jahrtausendwende fast utopisch.<br />
Dort erst einen Park- und dann einen<br />
Fahrschein am Mobiltelefon lösen? Mit dem<br />
Laptop via WLAN rasch ins Internet gehen?<br />
Niemand lümmelte im Jahr 2000 auf quietschbunten<br />
Enzis im MuseumsQuartier.<br />
Die BewohnerInnen der Stadt waren nicht<br />
Teil des Web 2.0, auf Facebook, YouTube oder<br />
Flickr. Im Öffi-Netz gab es keinen Countdown,<br />
wann die nächste Niederflur-Garnitur einfährt,<br />
und der iPod war noch nicht auf dem Markt.<br />
Bei Arzt oder Ärtzin wurde ein Krankenschein<br />
statt der e-card gezückt und gezahlt wurde in<br />
Schilling. Bar, weil Bankomatkassen selten<br />
waren. Und wie wird Wien in zehn Jahren ausschauen?<br />
Matthias Horx, einer der bekanntesten<br />
Zukunftsforscher, hat, wie es der Zufall so<br />
will, vor just zehn Jahren eine Zweigstelle seines<br />
Zukunftsinstituts in Wien aufgesperrt. Und er<br />
hat eine klare Vision für die Stadt 2020: „Sie<br />
könnte ein Stück metropolitaner werden, sich<br />
den einen oder anderen Wolkenkratzer trauen.<br />
Das Mobilitätskonzept ist schon recht gut.<br />
2020 wird es wohl rund 20 Prozent Elektroautos<br />
geben, viel mehr (Elektro-)Fahrräder und<br />
weniger Geländefahrzeuge aus dem Wienerwald“,<br />
beschreibt der Trendforscher.<br />
Wer sich schon jetzt ein Bild von der<br />
Zukunft machen möchte: Erste Einblicke, wie<br />
sich Freizeit, Arbeit, Wohnen und Mobilität<br />
binnen einer Dekade verändern könnten, gibt<br />
es auf dem Wiener Forschungsfest im Prater.
Strom aus der Telefonzelle. Ein Schwerpunkt<br />
ist das Wiener Energiemodell 2020, das auf<br />
Elektro-Mobilität statt Feinstaub und Abgase<br />
setzt. Dabei geht man auch unkonventionelle<br />
Wege. Telefonzellen etwa, zuletzt vom Aussterben<br />
bedroht, erleben ein Revival als Stromtankstellen.<br />
Am dazugehörigen Terminal kann der für<br />
den Wochenendtrip gebuchte Elektro-Roadster<br />
abgeholt werden. Wer es sportlicher anlegen<br />
will, erradelt sich die Kunstschätze und Baudenkmäler<br />
der Stadt mit Elektro-Fahrrädern,<br />
die an den City-Bike-Standplätzen angeboten<br />
werden. Die Litfaßsäulen entlang der Ringstraße<br />
sind zu Rundum-Bildschirmen mutiert.<br />
Als Multimedia-Säulen können sie 360-Grad-<br />
Panoramabilder und auch Ton aus den Hauptstädten<br />
Europas übertragen. Praktisch, wenn man<br />
an die Fußball-Europameisterschaft 2020 denkt.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Forschungsfest<br />
Trockenduschen, grüner Kunstschnee<br />
und Schlafzellen im Büro: Das alles wird in zehn Jahren<br />
selbstverständlich sein. Nie und nimmer? Dann denken Sie<br />
einfach an den Handy-Fahrschein, den iPod oder die e-card.<br />
2020Mikrohäuser,<br />
Daran hat vor zehn Jahren auch niemand geglaubt.<br />
Fotos: Jörg Lonkwitz (1), Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher<br />
(www.zukunftsinstitut.de), Foto: Klaus Vyhnalek (1)<br />
So könnte künftig<br />
gebaut werden: Peter<br />
Sellars Vision einer<br />
Brücke über den<br />
Margaretengürtel.<br />
„2020 wird es wohl rund<br />
20 Prozent Elektroautos<br />
und viel mehr (Elektro-)<br />
Fahrräder geben.“<br />
Matthias Horx, Zukunftsforscher<br />
Mehr zum<br />
Thema unter<br />
www.forschenentdecken.at<br />
07
08 Forschungsfest <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Schneekanonen imitieren<br />
künftig das Geschehen im<br />
Inneren einer Wolke. Der<br />
grüne Kunstschnee hat feinere,<br />
naturähnliche Kristalle<br />
und verbraucht weniger<br />
Wasser und Energie.<br />
Für alle, die es mit dem runden Leder, Public<br />
Viewing und Massenansammlungen nicht so<br />
haben, gibt es künftig eine Alternative zum<br />
Beserlpark – nämlich den Dachgarten auf dem<br />
Wohnhaus. Das Besondere daran: Die begrünten<br />
Dächer kühlen 2020 Gebäude ganz ohne<br />
Klimaanlage. Eine Bewässerungstechnologie<br />
mit vergrabenen Schläuchen und Speichergranulat<br />
verbraucht für die Pflege der hauseigenen<br />
Oase halb so viel Wasser wie Gießkanne und<br />
Gartenschlauch. Entwickelt wurde die Technik<br />
für den Einsatz in trockenen und heißen Regionen<br />
der Welt. Tatsächlich sind aber auch Dachgärten<br />
in der Großstadt mit wüstenähn lichen<br />
Bedingungen konfrontiert. Wind lässt<br />
die Flächen rasch austrocknen, weil das Wasser<br />
an der Oberfläche verdunstet, statt bis zu den<br />
Wurzeln vorzudringen. Dank der neuen Technik<br />
stolpert auch niemand mehr über Sprinkler, und<br />
vor dem Urlaub müssen Bekannte auch nicht<br />
mehr für Gießdienste aktiviert werden.<br />
Langlebiges Mikrohaus. Die eigenen vier<br />
Wände lassen sich aber auch problemlos auf<br />
kleinen Grundstücken verwirklichen. Das<br />
gänzlich aus Metall gefertigte Mikrohaus zum<br />
Beispiel gibt es mit neun mal vier Metern und<br />
zwölf mal vier Metern Fläche. Klein, aber oho<br />
trifft jedenfalls auch auf die Ausstattung zu. Das<br />
Raumwunder bringt es auf 2,7 Meter Raumhöhe,<br />
ist sinnvoll in drei Räume aufgeteilt, langlebig<br />
und verbraucht nur wenig Strom. Es wird<br />
schlüsselfertig geliefert, spart Platz und Energie<br />
und aus den individuellen Wohneinheiten kann<br />
auch eine ganze Siedlung – etwa für betreutes<br />
Wohnen – zusammengestellt werden. Grüne<br />
Fassade inklusive. Dazu werden einfach Pflanzen -<br />
tröge senkrecht in die Metallwände integriert<br />
und das Regenwasser vom Dach wird eingeleitet.<br />
Dem grünen Daumen sind dabei kaum Grenzen<br />
gesetzt. Soll die Pflanzenfassade lieber duften,<br />
für frische Kräuter sorgen, Insekten ernähren<br />
oder rasch zuwachsen? Wofür auch immer man<br />
sich entscheidet – neben dem schönen Anblick<br />
filtert die Wand auf jeden Fall Feinstaub, wirkt<br />
wie ein Schalldämpfer und sorgt im Sommer für<br />
angenehme Kühle.<br />
Pulverschnee statt Kunstschnee. Auch im Winter<br />
setzt man auf Innovation: Die in einem<br />
Gemeinschaftsprojekt von BOKU und TU Wien<br />
entwickelten Schneekanonen erzeugen 2020 auf<br />
den Wiener Hausbergen Pulverschnee-Kristalle<br />
statt Kunstschnee-Matsch. Dabei werden in den<br />
Generatoren die Bedingungen im Inneren einer<br />
Wolke nachempfunden und so wird für die<br />
Schnee-Erzeugung im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Technologien bis zu 90 Prozent weniger<br />
Energie benötigt. Diese konventionellen Schnee-<br />
Erzeuger produzieren technischen Schnee, der<br />
aus runden gefrorenen Wassertröpfchen besteht<br />
und unter der Lupe keine Ähnlichkeit mit natürlichen<br />
Schnee-Kristallen aufweist. Für diese Art<br />
der Schnee-Erzeugung werden aus einem Kubikmeter<br />
Wasser in etwa zwei Kubikmeter Schnee<br />
hergestellt. Der Aufwand an Ressourcen, Energie<br />
und Wasser ist sehr hoch. Der „Dendrite Generator“<br />
liefert dagegen naturähnlichen Schnee als<br />
Endprodukt. Es werden echte Schnee-Kristalle<br />
erzeugt, wie sie auch in natürlichen Wolken entstehen.<br />
Der Aufwand an Ressourcen, Energie<br />
und Wasser wird aber deutlich reduziert!<br />
Smartphone der Zukunft. Auch der Sektor der<br />
Telekommunikation ist im Umbruch. So wird<br />
das Mobiltelefon als Fernbedienung für die<br />
Organisation der Freizeit und Arbeit fungieren<br />
und bis dahin vielleicht auch einen neuen<br />
Namen haben. Das Handy 2020 wird gerade<br />
geknipste Gruppenfotos mit einem Mini-Projektor<br />
an die nächste Wand werfen können. Mit<br />
Gesten in der Luft – das wird 2020 immer<br />
noch etwas seltsam aussehen – werden Bilder<br />
gezoomt, gedreht oder aufgerufen. Wie mit einer<br />
Autos werden auch in zehn Jahren<br />
aufgetankt. Statt Benzin oder Diesel<br />
einzufüllen, hängt man den fahrbaren<br />
Untersatz aber an die Steckdose an.<br />
Fotos: Corbis (1), Ian Ehm (1), tech metall (1)
schnurlosen Computermouse werden mit dem<br />
Mobiltelefon Bildschirme im öffentlichen<br />
Raum – etwa Nachrichtenanzeigen in der U-Bahn<br />
oder Werbung in einer Auslage – für weitere<br />
Informationen aufgerufen werden können.<br />
Raunzen ist sinnvoll. Mit dem Raunzen wurde<br />
in Wien eine sehr effektive Kulturtechnik perfektioniert,<br />
die laut Matthias Horx auch die<br />
nächsten 10.000 Jahre überstehen wird. Aber<br />
hilft diese Haltung, mit dem Fortschritt zurechtzukommen?<br />
Der Trendforscher hält Raunzen<br />
für sinnvoll, wenn es gegen komplizierte,<br />
schlecht designte Technik geht, die sich auf dem<br />
Markt nicht durchsetzen sollte. Die einzig wirklich<br />
neue Technologie der Jetztzeit ist für ihn der<br />
Netzwerk-Computer. Entscheidender als der<br />
Besitz eines Computers ist jedoch das Bildungsniveau.<br />
„In Ländern wie Finnland, Kanada oder<br />
Südkorea ist die Hälfte der Bevölkerung hochgebildet<br />
und die Internet-Nutzung ist ebenso<br />
verbreitet. Gerade einmal 13 Prozent aller<br />
Österreicherinnen und Österreicher haben ein<br />
Hochschulstudium oder einen vergleichbaren<br />
Abschluss. Dieser Anteil muss sich in den nächsten<br />
20 Jahren mindestens verdoppeln, wenn<br />
nicht verdreifachen“, schließt Horx.<br />
Einem großen Wandel unterworfen sind auch<br />
die Bereiche Medizin und Arbeitswelt.<br />
Technik in der Medizin. Neben der gedankengesteuerten<br />
Prothese entwickelte das Unternehmen<br />
Otto Bock auch einen sechsbeinigen Gehroboter,<br />
der die Struktur von Tieren wie etwa<br />
der Küchenschabe nachahmt. Gesteuert wird<br />
AMOS durch eine selbstlernende Software, die<br />
es ihm ermöglicht, verschiedene Bewegungs -<br />
abläufe wie einen Hebereflex (Beinbewegung<br />
über Hindernisse), einen Selbstschutzreflex (in<br />
Kopfüber-Position) sowie fünf verschiedene<br />
Gangarten auszuführen. Dasselbe System kann<br />
auch für Prothesen angewendet werden, um<br />
Betroffenen das Gehen zu erleichtern. Auch für<br />
die Körperpflege bettlägeriger Menschen zeich-<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Forschungsfest<br />
09<br />
Das energiesparende<br />
Mikrohaus wird<br />
schlüsselfertig<br />
geliefert und kann<br />
auch zu einer Siedlung<br />
zusammengestellt<br />
werden.
10 Forschungsfest <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Der Kriechroboter von<br />
Otto Bock kopiert das<br />
Gehverhalten einer<br />
Küchenschabe und<br />
dient als Prototyp für<br />
Prothesen.<br />
net sich eine kräftesparende Lösung ab. Eine<br />
„Trockendusche“, entwickelt an der TU Wien,<br />
sprüht warmes Wasser (eventuell mit Seife oder<br />
Pflegelotion) auf die Haut und saugt es gleich<br />
wieder ab. Ein Bürstenkranz verhindert dabei<br />
das seitliche Ausrinnen des Waschwassers.<br />
Schöne neue Arbeitswelt. Als kreative Ökonomie<br />
beschreibt Trendforscher Horx die selbstbestimmte,<br />
vernetzte und sinnerfüllte Arbeitswelt<br />
der nahen Zukunft. Einfache Tätigkeiten<br />
werden durch Technik ersetzt, in den fernen<br />
Osten ausgelagert oder aufgewertet. Im Büro<br />
der Zukunft werken aber immer noch – ähnlich<br />
wie heute – mehrere Personen mit unterschiedlichen<br />
Aktivitätsrhythmen und Tätigkeitsprofilen<br />
gemeinsam an zeitlich begrenzten Projekten.<br />
Während einer telefoniert, haben zwei weitere<br />
eine Konferenz mit Kunden, eine muss unge-<br />
Mehr<br />
Projekte<br />
in der Beilage zum<br />
Forschungsfest auf<br />
Seite 24–25<br />
Self-Organization<br />
and Dynamics for Institute Planck Max the and Göttingen, Georg-August-Universität the of<br />
stört nachdenken, einer fragt herum, was er aus Department<br />
dem Supermarkt mitbringen soll. Die Arbeits -<br />
situation ist mit den mehrmonatigen Missionen<br />
Physics the<br />
auf der internationalen Raumstation ISS durchaus<br />
vergleichbar. Hektik, Lagerkoller und Konflikte<br />
sind beinahe vorprogrammiert. In vielen Göttingen,<br />
Großraumbüros ist das WC heute schon der<br />
einzige Platz, an dem man ungestört ist. Abhilfe<br />
schaffen 2020 Rückzugsmöbel in Form eines Neuroscience<br />
Büro-Kokons. Sie bieten die nötige Ruhe zum<br />
Nachdenken oder für ein Powerschläfchen, das<br />
in zehn Jahren endlich anerkannt sein wird. Die<br />
Zukunft kann also kommen.●<br />
Computational for Center<br />
Astrid Kuffner,<br />
Bernstein<br />
freie Journalistin in Wien Foto:
Fahren wir in ein neues<br />
Zeitalter der Elektrizität?<br />
Siemens war schon 1905 Pionier bei Elektroautos – heute bereiten wir<br />
den Weg für Elektromobilität und das intelligente Stromnetz der Zukunft.<br />
Wir arbeiten nicht erst seit heute an der Mobilität von morgen. Kein Wunder, dass Siemens schon jetzt zeigt, wie Autos<br />
ohne CO 2-Ausstoß unterwegs sein können. Mehr noch: Dank intelligenter Stromnetze wird das Auto der Zukunft zum mobilen<br />
Zwischenspeicher für Elektrizität aus schwankenden Energiequellen wie Wind und Sonne. Und trägt damit zu einer nachhaltigen<br />
Energieversorgung bei – auch wenn es in der Garage steht.<br />
www.siemens.at/e-mobility<br />
strom macht mobil<br />
WERBUNG
12 Wiener Köpfe <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Neuer Test erkennt<br />
Thrombose-Risiko<br />
Mit einer eigens<br />
entwickelten<br />
Hauterkennung<br />
können Bilder auf<br />
Erwachsenen-<br />
Inhalte überprüft<br />
werden.<br />
20.000 Betroffene. Schmerzen beim<br />
Abtasten der Wade, einseitige Beinschwellung<br />
mit Spannungs- und Hitzegefühl<br />
oder ein Ziehen, das im Liegen<br />
nachlässt – bei Anzeichen wie diesen ist<br />
die Gefahr eines Blutgerinnsels in Herz<br />
oder Lunge groß. Betroffen davon sind<br />
rund 20.000 ÖsterreicherInnen pro Jahr.<br />
Das Tückische daran: Nach der ersten<br />
Thrombose folgt meist eine zweite. Das<br />
sogenannte Rezidiv trifft auf jeden vierten<br />
Fall zu, jeder zehnte Fall endet sogar<br />
tödlich. Ein neuer Test soll dem jetzt vorbeugen.<br />
Das „Vienna Prediction Model“<br />
identifiziert Personen, bei denen das<br />
Risiko besonders hoch ist. Durchgeführt<br />
werden kann der Test in jeder Arztpra-<br />
Der ersten Thrombose folgt nicht selten eine<br />
zweite. Der Test zeigt, wer gefährdet ist.<br />
xis. Alles, was dafür notwendig ist:<br />
Angaben zu Geschlecht, die Lokalisation<br />
der letzten Thrombose, etwa Unterschenkel,<br />
und ein Blutgerinnungstest.<br />
Basierend auf diesem Ergebnis können<br />
anschließend individuelle Therapien<br />
angewendet werden. Das „Vienna Prediction<br />
Model“ ist übrigens ein Ergebnis<br />
der bereits 20 Jahre laufenden Forschungsarbeit<br />
an der Medizinischen<br />
Universität Wien.<br />
Kontakt: www.thrombosezentrum.at<br />
Daten durchsuchen,<br />
sortieren, verwalten<br />
CogVis entwickelt Software für Bildverarbeitung<br />
und ergattert damit den obersten Stockerlplatz im<br />
Wettbewerb um innovative Medienprojekte.<br />
Videocheck. Das mobile Internet und<br />
die starke Präsenz videotauglicher<br />
Smartphones befördern Internetseiten-<br />
Betreiber in ein Dilemma: Einerseits<br />
macht die Interaktion mit den UserInnen,<br />
die Bilder und Videos hochladen,<br />
ein Portal erfolgreich, andererseits sind<br />
die AdministratorInnen heillos überfordert.<br />
Stichwort Pornografie: Wie<br />
zum Beispiel 500 hochgeladene Videos<br />
in kürzester Zeit auf deren Inhalt checken?<br />
Die Organisation von Mediendatenbanken<br />
ist komplex und extrem<br />
personalintensiv. Genau hier setzt das<br />
Projekt video-tag von CogVis an: Mithilfe<br />
intelligenter Algorithmen und<br />
sogenannter Featurepunkte werden<br />
Recherche, Analyse und Kategorisierung<br />
von Bildern und Videos massiv<br />
erleichtert. Ein Konzept, das von einer<br />
ExpertInnenjury mit dem ersten Platz<br />
des Call Media Vienna <strong>2010</strong> – organisiert<br />
vom ZIT – gewürdigt und mit<br />
15.000 Euro gefördert wurde.<br />
Breite Zielgruppe. „Um Software entwickeln<br />
und Kunden fertige Lösungen<br />
liefern zu können, benötigen wir<br />
einfach finanzielle Unterstützung, wie<br />
sie der Call Media uns bietet“, so<br />
Michael Brandstötter, Geschäftsführer<br />
von CogVis. Dass die Lösung auch für<br />
Medienhäuser und andere Firmen mit<br />
enormen Bild- und Videodatenbanken<br />
sehr interessant sein wird, bekräftigte<br />
den Juryentscheid.<br />
Kontakt: www.cogvis.at<br />
Fördergeber: www.zit.co.at<br />
+ + + Neuer Lehrgang „Angewandte Kynologie“ ab Herbst an der VetMed Wien + + + Wienbibliothek kauft den Nachlass des<br />
Dichters und Aktionskünstlers Hubert Fabian Kulterer mit unveröffentlichten Texten und Briefen der Wiener Gruppe + + +<br />
Fotos: Getty Images (1), Buenos Dias (1), Lukas Beck (1)
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Wiener Know-how<br />
Genial wie die Natur:<br />
Energie durch Nano-Design<br />
Jede menschliche Zelle kann Stoffe gezielt aufnehmen oder abweisen.<br />
Das sollen künftig auch spezielle Brennstoffzellen tun – und so elektrische<br />
Energie produzieren. ForscherInnen der TU Wien tüfteln daran.<br />
Brennstoffzellen wandeln Wasser- und Sauerstoff in Strom um – und<br />
schonen dabei die Umwelt. Denn während bei der Ölverbrennung<br />
Kohlen dioxid, Ruß und andere Rückstände übrig bleiben, ist das Abfallprodukt<br />
der Brennstoffzelle lediglich Wasser. Dabei produziert sie<br />
genauso effizient Energie – durch gezieltes Hin- und Herleiten von Wasser,<br />
elektrischen Ladungen und Nährstoffen. „Die Natur schafft diese Strukturen<br />
seit Milliarden von Jahren“, erklärt Jovan Matovic (Bild) vom<br />
Forschungsteam der TU Wien. „Jetzt bauen wir nach diesem Prinzip<br />
mikroskopisch kleine Kanäle nach und arbeiten an einer Membran, die<br />
Protonen effizienter leiten soll.“ Egal ob für die Automobilindustrie, die<br />
Weltraumfahrt oder die Telekommunikation – Brennstoffzellen werden<br />
heute als ernst zu nehmende Energiequelle der Zukunft gesehen.<br />
Realisierbar in wenigen Jahren. Das Wiener Team macht auf dem Gebiet<br />
der Nanotechnologie – der Technologie der kleinen Teilchen – europaweit<br />
große Fortschritte. Geht die Entwicklung so rasant weiter, könnten Elektroautos,<br />
Laptops und Handys in drei bis fünf Jahren ihre Energie aus<br />
Brennstoffzellen gewinnen.<br />
EU-GEFÖRDERT<br />
13<br />
Klein, aber oho:<br />
In dem Kunststoffwürfel,<br />
den<br />
Jovan Matovic<br />
von der TU Wien<br />
in der Hand hält,<br />
befindet sich die<br />
Nanomembrane<br />
für eine winzige<br />
Brennstoffzelle.<br />
Sie wird als<br />
ernst zu nehmendeEnergiequelle<br />
der<br />
Zukunft gesehen<br />
– und ist im<br />
Gegensatz zur<br />
Erdölverbrennungumweltschonend!<br />
Wien als Vorreiter<br />
Am Projekt sind international<br />
sechs Universitäten, Forschungsinstitutionen<br />
und Unternehmen<br />
beteiligt. Koordiniert wird es von<br />
der TU Wien, Institut für Sensor-<br />
und Aktuatorsysteme mit Werner<br />
Brenner, Jovan Matovic und Nadja<br />
Adamovic. Mit 3,3 Millionen Euro<br />
fördert die EU die Erforschung der<br />
Nanotechnologie. 1,1 Millionen Euro<br />
davon fließen nach Österreich. In<br />
rund drei Jahren werden der EU<br />
erste Ergebnisse vorgelegt.<br />
Kontakt: www.tuwien.ac.at<br />
+ + + Wolfgang Lutz erhält als erster Sozialwissenschafter den Wittgensteinpreis, eine der renommiertesten Wissenschaftsauszeichnungen<br />
Österreichs + + + departure vergibt 800.000 Euro an Unternehmen der Kreativbranche, www.departure.at + + +
14 Interview <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Schneller ans Ziel<br />
Als Forschungsleiterin von Google war Monika Henzinger maßgeblich an dessen<br />
Aufstieg beteiligt. Heute forscht die Informatikerin an der Universität Wien nach<br />
Wegen, den Internet-Werbemarkt attraktiver und effizienter zu machen.<br />
F & E: Welche Suchmaschine benutzen Sie<br />
persönlich?<br />
Monika Henzinger: Google. Ab und zu versuche<br />
ich es mit Yahoo, aber letztlich lande ich<br />
dann doch wieder bei Google.<br />
Als ehemalige Google-Forschungsleiterin kennen<br />
Sie die Suchmaschine in- und auswendig.<br />
Was ist der Google-Code?<br />
Das darf ich Ihnen natürlich nicht sagen. Aber<br />
Google adaptiert seine Suchalgorithmen ohnehin<br />
andauernd. Das ist wichtig, um Manipulationen<br />
zu verhindern. Manche Website-Betreiber investieren<br />
viel Geld in den Versuch, mit technischen<br />
Tricks ihre Seite in den Suchlisten weiter nach<br />
vorne zu bringen.<br />
Google merkt sich alle Suchanfragen und<br />
Klicks, die man auf seiner Seite tätigt. Was<br />
macht das Unternehmen mit der Information?<br />
Das dient der Qualitätskontrolle. Wenn beispielsweise<br />
für einen bestimmten Suchbegriff<br />
häufig Ergebnisse auf hinteren Listenrängen<br />
angeklickt werden, weiß Google, dass es da<br />
Verbesserungsbedarf gibt.<br />
Das heißt, sie wird nicht personalisiert?<br />
Als ich noch dort war, hat man mir gesagt, dass<br />
Fotos: Bubu Dujmic
man das nicht will, solange sich der<br />
Benutzer nicht bei seinem Google-<br />
Account anmeldet. Aber das heißt nicht,<br />
dass das immer so bleiben muss.<br />
Suchmaschinen finanzieren sich zum<br />
Großteil über Werbung. Ein Gebiet,<br />
auf dem Sie jetzt forschen?<br />
So ist es. In dem derzeit gängigen Payper-Click-Verfahren<br />
haben Werbeanbieter<br />
nicht viele Möglichkeiten. Jeder kann<br />
für einen Suchbegriff einen Preis bieten.<br />
Der Bestbieter bekommt den ersten Listenplatz<br />
in der Werbeanzeige, der zweitbeste<br />
Bieter den zweiten und so weiter.<br />
Was wollen Sie ändern?<br />
Das Verfahren verfeinern, und zwar<br />
indem man für denselben Suchbegriff<br />
verschiedene Preise bieten kann. Etwa<br />
dafür, dass ein Unternehmen in der<br />
Anzeige vor einem bestimmten Konkurrenten<br />
erscheint. Oder nicht in Zusammenhang<br />
mit einem anderen.<br />
Was soll das bringen?<br />
Ich denke, dass das Internet- Werbung<br />
für viele Unternehmen attraktiver und<br />
effizienter machen würde.<br />
Allerdings würde es die Erstellung der<br />
Werbeanzeige verkomplizieren.<br />
Deshalb arbeite ich mit meinen Mitarbeitern<br />
an einem Weg, diesen Rechenvorgang<br />
zu beschleunigen.<br />
Sie bekleiden an der Universität Wien<br />
den Lehrstuhl für Algorithmik. Was<br />
verstehen Sie unter diesem Begriff?<br />
Ein Algorithmus ist ein Lösungsweg, ein<br />
Kochrezept. Während in manchen<br />
Gebieten der Informatik, etwa beim<br />
Data Mining, nach Lösungen für neue<br />
Probleme gesucht wird, versuchen die<br />
Algorithmiker bestehende Lösungen zu<br />
optimieren. Das heißt, entweder bessere<br />
oder schnellere Lösungen zu finden.<br />
Ihre Berufung ist auf fünf Jahre befristet.<br />
Was wollen Sie in der Zeit erreichen?<br />
Die Kompetenz der Universität Wien im<br />
Bereich Algorithmen weiter ausbauen.<br />
Der Lehrstuhl wurde ja neu geschaffen,<br />
da kann man viel Aufbauarbeit leisten.<br />
„Mir ist wichtig, den Bedarf<br />
der Wirtschaft nicht aus den<br />
Augen zu verlieren.“<br />
Monika Henzinger<br />
Welche Mittel stehen Ihnen dafür zur<br />
Verfügung?<br />
Die Uni Wien finanziert mir zwei<br />
Doktorandenstellen und der Wiener<br />
Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds<br />
weitere drei.<br />
Ihr Mann ist Leiter des neu gegründeten<br />
Institute of Science and Technology<br />
Austria. Gibt es da Kooperationen?<br />
Ich arbeite sehr eng mit der Gruppe des<br />
Informatikers Krishnendu Chatterjee<br />
zusammen. Gemeinsam forschen wir an<br />
automatisierten Verfahren zur Überprüfung<br />
von Hardware- und Softwaresystemen,<br />
wie sie zum Beispiel in Flugzeugen<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Klingt sehr praxisnah. Wollen Sie<br />
wieder zurück in die Privatwirtschaft?<br />
Mir ist wichtig, in der Forschung den<br />
Bedarf der Wirtschaft nicht aus den<br />
Augen zu verlieren. Aber ich genieße die<br />
Freiheit, die mir die Wissenschaft bietet.<br />
Wo sehen Sie Wien als Forschungsstandort<br />
für Informatik?<br />
Ich denke innerhalb Europas ist Wien<br />
auf einem sehr guten Weg. Aber an der<br />
Vormachtstellung der USA wird sich so<br />
bald nichts ändern.<br />
Sie haben schon in Deutschland, den<br />
USA und der Schweiz gelebt. Wie<br />
gefällt es Ihnen in Wien?<br />
Ausgezeichnet. In den USA habe ich<br />
immer eine gewisse kulturelle Differenz<br />
gespürt. Und in der Schweiz haben wir<br />
im französischsprachigen Teil gelebt und<br />
mein Französisch ist bestenfalls durchschnittlich.<br />
Hier geht mir alles ein bisschen<br />
leichter von der Hand.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Interview<br />
15<br />
Sie fühlen sich in Europa wohler als in<br />
den Vereinigten Staaten?<br />
Die Möglichkeiten in den USA sind<br />
faszinierend, aber hier bin ich zu Hause.<br />
Haben Sie noch die Option, zu Google<br />
zurückzukehren?<br />
Nein, von Google habe ich mich end -<br />
gültig verabschiedet.<br />
Das heißt, Sie werden der Universität<br />
Wien noch länger erhalten bleiben?<br />
Ich habe mich schon für die Verlängerung<br />
meiner Professur beworben. ●<br />
ZUR PERSON<br />
Die Optimiererin<br />
Monika Henzinger, 44, arbeitet seit dem<br />
Vorjahr an der Universität Wien. Dort<br />
leitet die Computerwissenschafterin<br />
die neu geschaffene Gruppe für Theorie<br />
und Anwendung von Algorithmen an<br />
der Fakultät für Informatik. Die<br />
Deutsche promovierte 1992 an der<br />
Princeton University, forschte an der<br />
Cornell University und arbeitete später<br />
für den Betreiber der Suchmaschine<br />
AltaVista. Dort lernte sie die späteren<br />
Google-Gründer Larry Page und Sergey<br />
Brin kennen. Im Jahr 2000, kurz nach<br />
der Gründung des Unternehmens,<br />
übernahm sie die Position der<br />
Forschungsleiterin. Für ihre Leistungen<br />
verliehen ihr Medien den Titel<br />
„Googles Superhirn“. 2004 verließ sie<br />
Google und kehrte mit einer Professur<br />
an der École Polytechnique Fédérale de<br />
Lausanne zurück zur Wissenschaft.<br />
Als Algorithmikerin versucht sie,<br />
komplizierte Rechenvorgänge zu<br />
vereinfachen und so zu beschleunigen.<br />
Das Gespräch führte Thomas Egerer,<br />
Mitarbeiter des wien.at Medien-Fullservice.
Foto: Bubu Dujmic<br />
16<br />
Soziale Netzwerke <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Magdalena und Sarita<br />
(von links) bei einem<br />
sogenannten Friendship-<br />
Pair-Interview mit<br />
Michael Schaefberger<br />
01 Privacy<br />
Inhalte, die einmal online sind,<br />
können oft nur schwer gelöscht<br />
werden. Überlege daher genau,<br />
was du von dir selbst online stellen<br />
willst! Gib keine persönlichen<br />
Daten bekannt, die es Fremden<br />
ermöglichen, dich auch außerhalb<br />
des Internets aufzuspüren.<br />
Mehr zum<br />
Thema unter<br />
www.forschenentdecken.at
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Soziale Netzwerke<br />
Zeig mir dein Profil<br />
und ich sag dir, wer du bist<br />
Michael Schaefberger untersuchte in einer groß angelegten Studie das<br />
Verhalten von Jugendlichen in sozialen Netzwerken im Internet. Dabei<br />
fand er heraus, dass viele die damit verbundenen Risiken unterschätzen.<br />
Im Netz daheim. „Mit Facebook ist das<br />
Leben viel einfacher“, sagt Sarita. Sie<br />
checkt ihr Profil täglich. Daher kann sie<br />
durchaus als repräsentativ bezeichnet<br />
werden. Eine Studie des Instituts für<br />
Jugendkulturforschung – an der auch die<br />
15-Jährige teilnahm – ergab, dass 68 Prozent<br />
der österreichischen 11- bis 19-Jährigen<br />
mindestens ein Mal am Tag soziale<br />
Netzwerke im Internet nutzen.<br />
„Das ist mehr, als wir erwartet haben“,<br />
sagt Jugendforscher Michael Schaefberger,<br />
unter dessen Leitung die Studie durchgeführt<br />
wurde. „Vor allem bei den Jüngeren<br />
haben wir mit deutlich weniger gerechnet.“<br />
Bei den 11- bis 14-Jährigen liegt der Anteil<br />
mit 61 Prozent nämlich nicht viel unter<br />
dem Gesamtschnitt.<br />
Einstiegsplattform. Interessanterweise do -<br />
miniert in dieser Altersgruppe aber nicht<br />
der Branchen-Gigant Facebook, sondern<br />
eine Plattform namens Netlog. Wenn man<br />
die Homepage von Netlog aufruft, kann<br />
man verstehen, warum sie junge Menschen<br />
anspricht. „Alles ist ein bisschen<br />
bunter und verspielter als bei Facebook“,<br />
erklärt Schaefberger.<br />
Dass das belgische Unternehmen in<br />
seinen Geschäftsbedingungen eine Altersuntergrenze<br />
von 13 Jahren anführt, hat<br />
wenig Wirkung. Darauf angesprochen<br />
erklärt Lorenz Bogaert, Chef von Netlog:<br />
„Wir können die Angaben unserer Userinnen<br />
und User nicht überprüfen. Aber wir<br />
legen großen Wert auf Jugendschutz.“<br />
Privatsphäre. Beispielsweise erscheint am<br />
Bildschirm von Erwachsenen, die das<br />
Profil einer oder eines unter 18-Jährigen<br />
anklicken, ein Hinweis, dass sie sich auf<br />
der Seite einer oder eines Minderjährigen<br />
befinden, erklärt Bogaert. Kontaktanbahnungen<br />
von Erwachsenen mit zweifelhafter<br />
Absicht wird das kaum verhindern.<br />
Diese Gefahr ist aber nur eine von vielen,<br />
denen Jugendliche in sozialen Netzwerken<br />
ausgesetzt sind. Die Aushöhlung ihrer Pri-<br />
vatsphäre ist eine andere. „Den meisten<br />
Jugendlichen ist gar nicht bewusst, wie viel<br />
sie von sich preisgeben, wenn sie alle, die<br />
im jeweiligen sozialen Netzwerk surfen,<br />
ihr Profil einsehen lassen“, sagt Bernhard<br />
Jungwirth. Er ist Leiter der Initiative Safer -<br />
internet.at, die die Studie des Instituts für<br />
Jugendkulturforschung in Auftrag gab.<br />
Dazu kommt: „Das Internet vergisst<br />
nicht“, so Jungwirth. Ein Umstand, auf<br />
02 Profil<br />
In deinem Profil kannst du fest -<br />
legen, wer welche Angaben lesen<br />
darf. Empfehlenswert ist die Einstellung,<br />
dass dein Profil und deine<br />
Fotos nur für „Freunde“ zugänglich<br />
sind. Überlege dir aber lieber zwei<br />
Mal, welche Inhalte und Fotos du in<br />
deinem Profil veröffentlichst.<br />
den Saferinternet.at in vielen Broschüren<br />
und Workshops hinweist. „Inhalte können<br />
von dritten Internetnutzerinnen und -nutzern<br />
übernommen werden. Oft ist es<br />
unmöglich, einmal veröffentlichte Daten<br />
wieder zu entfernen.“<br />
Deshalb empfiehlt Jungwirth: „Bevor<br />
man private Daten hochlädt, sollte man<br />
sich fragen, würde ich das auch meinen<br />
Eltern oder Lehrerinnen und Lehrern<br />
zeigen bzw. könnte mir das irgendwann<br />
unangenehm werden.“<br />
Offene Profile. Trotzdem haben 34 Prozent<br />
der Jugendlichen keine Zugangsbeschränkungen<br />
auf ihrer Profilseite. „Ein Problem,<br />
das auch mit den Standardeinstellungen<br />
der Betreiber zu tun hat“, sagt Jungwirth.<br />
Denn: Die sind grundsätzlich auf „für alle<br />
sichtbar“ eingestellt. Und nur 14 Prozent<br />
der Jugendlichen sagen, dass sie sich<br />
„sehr gut“ mit den betreffenden Sicherheitseinstellungen<br />
auskennen. Saritas<br />
Freundin Magdalena (15) hingegen will<br />
17
18 Soziale Netzwerke <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
sich bewusst keine Gedanken über mögliche<br />
Konsequenzen machen: „Was ich auf Facebook<br />
schreibe, geht doch niemanden etwas an“, entrüstet<br />
sie sich. „Auch nicht meinen zukünftigen<br />
Arbeitgeber.“<br />
Laut Studie ist sich aber nur ein Drittel der<br />
Jugendlichen sicher, dass nichts Persönliches aus<br />
ihrem Profil an die Öffentlichkeit gelangt.<br />
Gleichzeitig<br />
wäre das mehr<br />
als der Hälfte<br />
äußerst unangenehm.<br />
Trotzdem<br />
wird munter<br />
weitergepostet.<br />
„Das ist ja auch<br />
vollkommen<br />
verständlich“,<br />
meint Natalia<br />
Wächter, Soziologin<br />
am Institut<br />
für Höhere Studien. „Facebook, Netlog,<br />
MySpace und so weiter sind gerade für jüngere<br />
Jugend liche ideal, um dort mit verschiedenen<br />
Identitäten zu experimentieren.“<br />
Welcher Bekleidungsstil kommt am besten<br />
an, mit welchen Hobbys kann ich punkten –<br />
das sind alles Fragen, die Jugendliche dort klären<br />
können. „Und das hilft ihnen bei ihrer<br />
Selbstfindung“, so Wächter.<br />
Kontakt mit FreundInnen. Auch Christine Feil<br />
vom Deutschen Jugendinstitut forscht seit<br />
vielen Jahren zum Thema Jugendliche im Web.<br />
Sie ist wie Wächter der Meinung, dass soziale<br />
Online-Netzwerke eine Bereicherung für deren<br />
Lebenswelt darstellen. Denn: „Den Jugendlichen<br />
dienen die Internet-Plattformen hauptsächlich<br />
zur Intensivierung ihrer sozialen Beziehungen.“<br />
Das bedeutet, sie kommunizieren dort mit<br />
denselben zehn bis 20 FreundInnen, mit denen<br />
04 Terms<br />
Wenn du dich für ein Netzwerk<br />
entschieden hast, lies dir die Nutzungsbedingungen<br />
genau durch.<br />
Dort erfährst du, welche Rechte du<br />
an den/die Website-BetreiberIn<br />
abtrittst und welche Rechte bzw.<br />
Pflichten du als NutzerIn hast.<br />
sie auch offline in Kontakt stehen. Dementsprechend<br />
verneint Feil die häufige Behauptung,<br />
soziale Netzwerke im Internet führten zur<br />
Vereinsamung der Jugendlichen.<br />
Cyber-Mobbing. Die Verbindung von Offlineund<br />
Online-Leben führt allerdings zu anderen<br />
Problemen. „Wenn ein Konflikt auf sozialen<br />
Internet-Plattformen ausgetragen wird, sind<br />
schnell sehr viele Personen involviert“, erklärt<br />
Monika Pinterits, Leiterin der Wiener Kinderund<br />
Jugendanwaltschaft. Ein Beispiel: Früher<br />
war es in der Regel nur während der Schulzeit<br />
möglich, dass eine Klasse ein gemeinsames<br />
Forum hatte. Jetzt sind soziale Netzwerke<br />
zusätzliche Foren, nur fehlt hier das Korrektiv<br />
der Lehrerin bzw. des Lehrers. „Natürlich thematisieren<br />
die Lehrerinnen<br />
und Lehrer<br />
Konflikte, von denen<br />
03 Friends<br />
sie erfahren“, so Pinterits.<br />
„Außerdem<br />
kann unsere Stelle,<br />
wenn eine Schule das<br />
wünscht, als Mediator<br />
an Konfliktbewältigungenteilnehmen.“<br />
Auch Birgit<br />
Satke, Leiterin von<br />
Rat auf Draht, hat<br />
regelmäßig mit Cyber-Mobbing zu tun: „Am<br />
öftesten hören wir, dass Profile gehackt bzw.<br />
Lügen verbreitet wurden.“ Was kann man in so<br />
einem Fall tun? „Wenn man weiß, wer es war,<br />
empfehlen wir meistens, die Person darauf<br />
anzusprechen.“ Wenn das Mobbing von einem<br />
anonymen Profil ausgeht, kann man den Betreiber<br />
bitten, das Profil vom Netz zu nehmen, so<br />
Satke. In der Regel funktioniere das ganz gut.<br />
Qualität statt Quantität: Viele glauben,<br />
je mehr „Freunde“ sie hätten,<br />
desto beliebter wären sie. Aber in<br />
manchen Fällen ist der Schaden<br />
größer als der Nutzen. Das heißt:<br />
Wähle deine „Online-Freunde“ mit<br />
Bedacht aus. Du musst nicht jede<br />
Freundschaftsanfrage akzeptieren.<br />
Hilfe im Notfall. Ein Vertreter der Österreichischen<br />
Datenschutzkommission gibt Satke<br />
recht: „Die Anbieter von sozialen Netzwerken<br />
im Internet sind im Allgemeinen bemüht, gegen<br />
Mobbing-Angriffe vorzugehen.“ Sollte man mit<br />
seinen Beschwerden aber kein Glück haben,<br />
kann man sich an die Datenschutzkommission<br />
wenden. Allerdings: „Gegen ausländische Unter -<br />
nehmen vorzugehen, ist für österreichische<br />
Behörden sehr schwierig.“<br />
Digitaler Fußabdruck. 123people war bis zum<br />
Vorjahr ein österreichisches Unternehmen. Jetzt<br />
gehört es zur französischen Pages-Jaunes-<br />
Gruppe. Als Personensuchmaschine ist der<br />
Internet-Service auf frei verfügbare Informa -<br />
tionen im Internet angewiesen. In Sekunden<br />
wird alles zusammengetragen, was der Such -<br />
algorithmus zu einer bestimmten Kombination<br />
aus Vor- und Nachnamen im Web findet. Dazu<br />
gehören auch Profile in sozialen Netzwerken.<br />
„Das geht aber nur, wenn die Profilseite<br />
öffentlich zugänglich ist“, betont Bernhard<br />
Lehner, Sprecher von 123people. Dass Personensuchmaschinen<br />
der Aushöhlung der Privatsphäre<br />
Vorschub leisten, findet Lehner natur -<br />
gemäß nicht – im Gegenteil: „Unser Service hilft<br />
den Menschen herauszufinden, was über sie im<br />
Internet steht. So können sie ihre Web-Präsenz<br />
selbst kontrollieren und darauf Einfluss nehmen.“<br />
Das Angebot ist jedenfalls gefragt. Pro<br />
Monat besuchen 1,4 Millionen ÖsterreicherInnen<br />
die Homepage von 123people.
Medien-Unterricht. Um sein Web-Image<br />
bewusst pflegen zu können, braucht man<br />
aber bestimmte Fertigkeiten wie kritisches<br />
Recherchieren und das Wissen um die<br />
Risiken im Internet und bei sozialen Netzwerken.<br />
„Deshalb fordern wir, das Fach<br />
,Medienkompetenz‘ in die Lehrpläne aufzunehmen“,<br />
sagt Bernhard Jungwirth.<br />
Auch Gertraud Diendorfer vom<br />
Demokratiezentrum Wien plädiert dafür,<br />
Internetkompetenz verstärkt in den Unterricht<br />
zu integrieren. „Die jetzige Generation<br />
ist mit Internet und sozialen Netzwerken<br />
aufgewachsen. Gleichzeitig fehlt ihnen<br />
die kritische Distanz zu diesen Medien.“<br />
Bis vor Kurzem untersuchte Diendorfer<br />
gemeinsam mit WissenschafterInnen der<br />
Donau-Universität Krems und der Universität<br />
Salzburg die Internet-Medienkompetenz<br />
von 14-Jährigen. Ein Ergebnis der<br />
Studie, die im Herbst präsentiert wird:<br />
Jugendliche erhalten beim Umgang mit<br />
dem Internet und sozialen Netzwerken<br />
kaum Unterstützung von Erwachsenen.<br />
Wenig Kontrolle. „Mehr als zwei Drittel<br />
der befragten 14-Jährigen bringen sich<br />
ihre Internet-Fähigkeiten selber bei“, so<br />
06 Fotos<br />
Veröffentliche keine Fotos, die<br />
später einmal zu deinem Nachteil<br />
verwendet werden oder dir<br />
peinlich sein könnten. Einmal veröffentlichte<br />
Daten sind oft nicht<br />
mehr zu entfernen. Achte auch<br />
darauf, auf welchen Fotos du von<br />
FreundInnen markiert wurdest.<br />
Diendorfer. „Außerdem sind sie großteils<br />
mit keinen Regeln bei der Benützung des<br />
Internets konfrontiert.“ Deshalb ist es für<br />
Diendorfer wichtig, dass die Schule die<br />
Jugendlichen viel früher als bisher beim<br />
Erwerb von Internet-Medienkompetenz<br />
unterstützt und begleitet.<br />
Anleitungen. Michael Schaefberger musste<br />
im Lauf seiner Studie feststellen, dass viele<br />
der von ihm befragten Jugend lichen sich<br />
in den sozialen Netzwerken besser auskannten<br />
als er selbst. „Trotzdem brauchen<br />
sie Handlungsanleitungen“, meint der Forscher.<br />
Ein Rat, der schon oft gegeben<br />
wurde und trotzdem gut ist: „Tu nichts in<br />
den Online-Netzwerken, was du nicht<br />
auch offline tun würdest.“ Grund zur<br />
Panik besteht für Schaefberger aber keiner:<br />
„Die Netzwerke gehören mittlerweile<br />
zur Lebensrealität der Jugendlichen. Und<br />
alles in allem gehen sie sehr verantwortungsvoll<br />
mit ihnen um.“ ●<br />
www.saferinternet.at<br />
www.kja.at<br />
www.dsk.gv.at<br />
www.rataufdraht.orf.at<br />
www.ombudsmann.at<br />
www.stopline.at<br />
05 Passwort<br />
Sichere Passwörter bestehen aus<br />
einer Kombination aus mindestens<br />
acht Buchstaben, Zahlen und<br />
Sonderzeichen. Wähle auch stets<br />
verschiedene Passwörter für verschiedene<br />
Anwendungen und ändere<br />
diese regelmäßig. Halte Passwörter<br />
auch vor FreundInnen geheim.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Soziale Netzwerke<br />
METHODE<br />
Jugend-Studie<br />
19<br />
Monika Pinterits leitet<br />
die Wiener Kinder- und<br />
Jugendanwaltschaft.<br />
Für die Untersuchung des Instituts<br />
für Jugendkulturforschung wurden<br />
402 Jugendliche in Österreich<br />
zwischen elf und 19 Jahren befragt.<br />
Zur Erstellung der Fragen wurden<br />
im Vorfeld 18 Jugendliche in<br />
sogenannten Friendship-Pairs von<br />
den ForscherInnen interviewt.<br />
Thomas Egerer,<br />
Mitarbeiter des wien.at Medien-Fullservice<br />
Foto: Bubu Dujmic
Wenn es um bahnbrechende Innovationen geht, ist das AIT Austrian Institute of<br />
Technology der richtige Partner für Ihr Unternehmen: Denn bei uns arbeiten<br />
schon heute die kompetentesten Köpfe Europas an den Tools und Technologien<br />
von morgen, um die Lösungen der Zukunft realisieren zu können.<br />
Mehr über die Zukunft erfahren Sie hier: www.ait.ac.at<br />
WERBUNG
Das Wiener<br />
Forschungsfest <strong>2010</strong><br />
18. bis 19. September <strong>2010</strong> im Prater<br />
Nr. 02/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />
BEST OF FORSCHUNG<br />
Das Programm zum Herausnehmen<br />
www.forschen-entdecken.at<br />
www.forschen-entdecken.at<br />
Foto: Ludwig Rusch
22 Best of Forschung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Gondeln am Riesenrad<br />
werden zu Mini-Hörsälen<br />
Am 18. und 19. September heißt es wieder: Bühne frei für die Wissenschaft. Mit<br />
dabei sind 50 Unternehmen, Universitäten und private Forschungseinrichtungen.<br />
Einer der Höhepunkte: 40 ForscherInnen halten Vorlesungen in den Gondeln des<br />
Riesenrads. Das Motto lautet: „Wien. Meine Stadt 2020“.<br />
Gondeln werden zu Hörsälen: 40 in Wien<br />
tätige WissenschafterInnen halten jeweils<br />
halbstündige Vorlesungen. Die Themen<br />
reichen von Medizin über Umwelt bis<br />
Technik. Das Forschungsrad wird in<br />
Kooperation mit den Wiener<br />
Vorlesungen durchgeführt.<br />
Prominente Vortragende (von oben links):<br />
K. P. Liessmann, J. Penninger, H. Oberhummer,<br />
R. Taschner, R. Schroeder und A. Pelinka<br />
Ein Fest für die Wissenschaft. Turbo-Rollstuhl,<br />
energiesparende Bewässerungsanlagen, automatische<br />
Türöffner, fliegende Pinguine: Wer<br />
glaubt, in der Wissenschaft drehe sich alles nur<br />
um Formeln und Pipetten, wird beim Wiener<br />
Forschungsfest aus dem Staunen gar nicht mehr<br />
herauskommen. Auf Initiative von Vizebürgermeisterin<br />
Renate Brauner geht im Wiener Prater<br />
zum dritten Mal ein großes Fest für die Wissenschaft<br />
über die Bühne. Neben renommierten<br />
Unternehmen wie etwa der mobilkom, Otto<br />
Bock, Philips und Siemens präsentieren auch<br />
viele kleinere, von der Stadt Wien geförderte<br />
Unternehmen ihre Innovationen. Darüber<br />
Gratis<br />
mitfahren:<br />
Clubaktion<br />
Seite 44–45<br />
hinaus gibt es freien Eintritt in das Prater-Planetarium,<br />
einen eigenen Schwerpunkt für Kinder<br />
sowie ein Rahmenprogramm, das für jeden<br />
Geschmack etwas parat hält.<br />
Vorlesungen und Forschungsquiz. Zwei der<br />
Höhepunkte sind das „Gondeln“ mit ForscherInnen<br />
wie Rudolf Taschner, Renée Schroe der<br />
oder Josef Penninger am Riesenrad sowie das<br />
große Forschungsquiz, bei dem es tolle Preise<br />
zu gewinnen gibt. Bewährte Moderatorin ist<br />
übrigens „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-Chef -<br />
redakteurin Claudia Schanza.<br />
Kontakt: www.zit.co.at<br />
Fotos: Getty Images (1), www.picturedesk.com (3), Ecowin Verlag (2), Nikolaus Similache (1), Lukas Beck (1), Bubu Dujmic (1), Stadt Wien/Kurt Keinrath (1)
Von der fliegenden,<br />
energiesparenden<br />
Untertasse bis zum<br />
Meeresretter: Die<br />
besten Erfindungen<br />
der jungen ForscherInnen<br />
sind auf<br />
dem Forschungsfest<br />
ausgestellt.<br />
20. September: Schulklassen heften sich<br />
auf die Spuren Wiener ForscherInnen<br />
Exklusiv für junge ForscherInnen.<br />
Kinder und Jugendliche haben 1.000<br />
Ideen, wenn es um Verbesserungen für<br />
unseren Alltag geht. Auch wenn sie<br />
ihre Erfindungen nicht immer fehlerfrei<br />
benennen können (Foto oben),<br />
fördert die Stadt Wien diesen Forscherdrang:<br />
Junge WienerInnen haben<br />
einen ganzen Tag lang die Möglichkeit,<br />
in unterschiedliche Bereiche der<br />
Wissenschaft hineinzuschnuppern und<br />
vieles auszuprobieren. Der 20. September<br />
ist daher ausschließlich für angemeldete<br />
Schulklassen reserviert.<br />
Wer nicht so lange warten möchte:<br />
Es gibt natürlich auch am 18. und<br />
19. September jede Menge Spannendes<br />
für kleine BesucherInnen. Den beliebten<br />
WiFF-Zack-Pass zum Beispiel. Mit<br />
dem in der Hand müssen sie markierte<br />
Stationen aufsuchen und Aufgaben<br />
wie das Knacken des genetischen<br />
Codes einer Heidelbeere lösen oder<br />
Weltraummöbel bauen. Wer alles richtig<br />
macht, bekommt einen Stempel<br />
und am Ende, wenn der Pass komplett<br />
ausgefüllt ist, das neue Mitmachbuch<br />
„Ideen attacke“ des ZIT. Damit soll der<br />
Erfindergeist weiter angeregt werden.<br />
Die „Ideenattacke“ ist übrigens<br />
eine Reihe von Innovationsworkshops<br />
für junge ForscherInnen der 3. und<br />
4. Schulstufe. Unter Anleitungen von<br />
ExpertInnen des Zentrums für Innovation<br />
und Technologie wurden dabei<br />
Erfindungen gebastelt, die beim Wiener<br />
Forschungsfest ausgestellt werden.<br />
Kontakt: www.zit.co.at<br />
Prater-Planetarium<br />
öffnet seine Türen<br />
Was tut sich am Himmel? Anlässlich<br />
des Wiener Forschungsfestes<br />
lädt das Planetarium Wien im<br />
Prater zu Tagen der offenen Tür.<br />
Wer daher immer schon mehr über<br />
die Vorgänge am Himmel wissen<br />
wollte, hat am 18. und 19. September bei<br />
kostenlosen Vorträgen die Gelegenheit dazu.<br />
Geeignet für die ganze Familie.<br />
Kontakt: www.planetarium-wien.at<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Best of Forschung<br />
Mehr zum<br />
Forschungsfest<br />
unter<br />
www.forschenentdecken.at<br />
Editorial<br />
Unsere Stadt<br />
im Jahr 2020<br />
23<br />
Gesellschaftliche Akzeptanz, Interesse<br />
und Neugierde für Forschung und<br />
Innovation sind für den Wissenschaftsund<br />
Wirtschaftsstandort Wien unerlässlich.<br />
Deshalb lade ich alle Wienerinnen<br />
und Wiener ein, sich beim Wiener<br />
Forschungsfest selbst ein Bild davon<br />
zu machen, wie Wissenschaft unseren<br />
Alltag beeinflusst. In einem spannenden<br />
und unterhaltsamen Programm für<br />
die ganze Familie zeigen wir Ihnen, was<br />
Wien an Know-how und fortschrittlichen<br />
Ideen zu bieten hat – und in den<br />
nächsten zehn Jahren bieten wird.<br />
Gemäß dem Motto „Wien. Meine<br />
Stadt im Jahr 2020“ zeigen Universi -<br />
täten, Forschungseinrichtungen und<br />
private Unternehmen ihre aktuellen<br />
Forschungsergebnisse und welche<br />
Auswirkungen sie auf unsere Zukunft<br />
haben werden. Ob innovative Projekte<br />
oder kurzweilige Vorlesungen in den<br />
Gondeln des Riesenrads: Selten kann<br />
man Forschung so unterhaltsam und<br />
hautnah erleben.<br />
Mit dem Forschungsfest wollen wir<br />
aber auch dazu beitragen, langfristig<br />
mehr Jugendliche für Berufe in<br />
Technik und Forschung zu<br />
begeistern. Denn hochqualifiziertes<br />
Personal ist für<br />
Wiener Unternehmen im<br />
interna tionalen Wettbewerb<br />
ein Schlüsselfaktor.<br />
Michael Häupl<br />
Wiener Bürgermeister
24 BEST OF FORSCHUNG <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Körper lügen nicht<br />
CharismaCam. Erzählen kann man<br />
viel, wenn der Tag lang ist. Wie<br />
jemand tanzt, lässt sich aber nicht<br />
so leicht kontrollieren. Denn Bewegungsmuster<br />
sind sehr individuell<br />
und sagen laut VerhaltensforscherInnen<br />
daher viel über die Persönlichkeit<br />
eines Menschen aus. Alles<br />
Humbug? Dann probieren Sie es<br />
doch einfach aus. Auf dem Wiener<br />
Forschungsfest können die Besu -<br />
cherInnen vor der sogenannten<br />
„CharismaCam“ ihren ganz persönlichen<br />
Tanz aufführen. Musik<br />
gibt’s dazu allerdings keine. So<br />
lässt sich der persönliche Rhythmus<br />
leichter ausdrücken. Von Wippen<br />
bis Walzertraum, von Discostyle bis<br />
Breakdance: Erlaubt ist, was gefällt.<br />
Bereits eine halbe Minute später<br />
spuckt der Computer das Persönlichkeitsprofil<br />
aus. Wie das ganze<br />
funktioniert: Die „CharismaCam“<br />
koppelt eine Videokamera mit<br />
einem Auswertungsprogramm. Die<br />
Software filtert aus den Bilderfolgen<br />
die Intensität der Bewegung und<br />
beschreibt sie. Die Daten werden<br />
anschließend mit Angaben aus<br />
einem Persönlichkeitstest verknüpft.<br />
Kontakt: www.urbanethology.at<br />
Forschung steckt hinter<br />
vielen Dingen des Lebens<br />
Das Handy als Fahrplan<br />
für U-Bahn, Bus und Bim<br />
Wien, 17 Uhr. Büroschluss. Wie kommt man jetzt<br />
am schnellsten mit den Öffis zu einer Geburtstagsfeier<br />
in Baden? Und zwar mit Zwischenstopp<br />
beim Kindergarten und im Shopping Center, um<br />
noch ein Geschenk zu besorgen. Kein Problem!<br />
Ein Blick aufs Handy genügt. Dort weiß „qando“<br />
Rat. Das mobile Verkehrsinformationssystem<br />
der Wiener Linien und des Verkehrsverbunds<br />
Ost-Region (VOR) stellt sofort die optimale Route<br />
zusammen, auf Basis der Fahrpläne und Echtzeit -<br />
informationen über die aktuelle Fahrsituation<br />
kombiniert mit relevanten Daten wie Einkaufsstraßen<br />
oder Kinos – und zwar kostenlos.<br />
Kontakt: www.qando.at<br />
Neugierig<br />
geworden?<br />
Dann kommen<br />
Sie zum<br />
Forschungsfest<br />
in den Prater.<br />
Erfahrungen hat<br />
das lernende Computerprogramm<br />
der „Charisma-<br />
Cam“ in einem<br />
Forschungsprojekt<br />
an der Uni Wien<br />
gesammelt. Dabei<br />
wurden die Tanz -<br />
bewegungen von<br />
400 Testpersonen<br />
mit ihren Angaben<br />
aus einem Persönlichkeitstest<br />
verknüpft.<br />
Fotos: Getty Images (1), Fluidtime (1), Otto Bock (1), Forschungszentrum Telekommunikation Wien (1), Liquifer (1), Abotic (1)
SUPERFOUR<br />
Geländetaugliche Rollis geben<br />
ein Stück Freiheit zurück<br />
Reichweite 200 Kilometer. Beweglichkeit bedeutet Lebensqualität.<br />
Wer sich dabei nicht auf seine eigenen Füße verlassen kann, muss<br />
längst nicht mehr mit wuchtigen Rollstühlen durch die Gegend<br />
kurven. Die Rollis von heute sind Hightech-Geräte und bestechen mit<br />
Komfort und schnittigem Design. Herzstück ist eine spezielle Software,<br />
über die die Steuerung geregelt wird. Auch eine flexible Anpassung an<br />
die unterschiedlichen Bedürfnisse ist dadurch möglich. Noch ein Stück<br />
wendiger als ein gängiger Elektro-Rollstuhl ist der SuperFour von<br />
Otto Bock. Er ist geländetauglich, meistert Steigungen von bis zu<br />
40 Prozent und schwierige Bodenbeschaffenheiten. Das vollelektronische<br />
Differenzial, die griffige Bereifung bei einem Raddurchmesser von<br />
500 Millimetern, Allradantrieb, 4-Rad-Lenkung, Einzelradaufhängung<br />
und der Federweg von 130 Millimetern haben sich bei Tests in den<br />
Dolomiten ebenso bewährt wie am Strand. Mit einem Hybrid-Antrieb<br />
besitzt er außerdem eine Reichweite von mehr als 200 Kilometern.<br />
Sind die Akkus leer, sorgt ein geräuscharmer Benzinmotor über einen<br />
Generator für neue Energie. Kontakt: www.ottobock.at<br />
Ein Kokon für das Großraumbüro<br />
Die internationale Raumstation ISS hat<br />
bereits Interesse an der Wiener Idee.<br />
Abgeschirmt. Es gibt Tage, da geht’s im<br />
Büro zu wie in einem Bienenkorb. Ein<br />
Kollege telefoniert, zwei weitere haben eine<br />
Kundenbesprechung und der dritte erzählt<br />
das neueste Branchengerücht. Sich dabei<br />
zu konzentrieren, fällt nicht immer leicht.<br />
Bis jetzt zumindest. Denn ab sofort gibt es<br />
einen schmucken Kokon fürs Großraumbüro,<br />
der sowohl Erholungs- als auch<br />
Arbeitsraum für eine Person bietet. Einfach<br />
den Schirm herunterziehen und schon ist<br />
man gegen Blicke und Umgebungslärm<br />
etwas abgeschirmt. Über netzbespannte<br />
Sichtschlitze bleibt die Verbindung dennoch<br />
erhalten. Arbeiten lässt es sich mit dem fle -<br />
xib len Bürostuhl im Inneren; Nacken- und<br />
Fußstütze, integrierte Kopfhörer, Klapptisch<br />
und Beleuchtung gibt es ebenfalls.<br />
Kontakt: www.liquifer.at<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> BEST OF FORSCHUNG<br />
CHARMANTES SERVAS<br />
Computer sprechen<br />
bald auch Wienerisch<br />
Geht es nach einem Wiener Forschungsteam wird<br />
Sie Ihr Computer künftig statt mit der gewohnten<br />
Begrüßungsmelodie mit einem charmanten<br />
„Servas“ begrüßen. Möglich macht das ein<br />
Sprach synthesizer, der neben dem österreichi -<br />
schen Deutsch auch den Wiener Dialekt (das<br />
„Wienerische“), die Wiener Umgangssprache<br />
(„Schönbrunner Deutsch“) und die Wiener<br />
Jugendsprache erzeugen kann. Eingesprochen<br />
wurden die Texte von Hanno Pöschl, Helma Gautier<br />
und Stephan Pokorny. Die Aufnahmen wurden<br />
anschließend in Einzelteile zerschnitten und vom<br />
Computer nach Bedarf wieder zusammengesetzt.<br />
Kontakt: www.ftw.at<br />
Automatischer<br />
Türöffner<br />
25<br />
Weltneuheit aus Wien: Erstmals ist<br />
es möglich, Türen ohne großen Aufwand<br />
innerhalb von wenigen Minuten<br />
zu automatisieren. Das neue<br />
System lässt sich mühelos anbringen<br />
und ist sofort einsatzbereit. Die<br />
Tür öffnet sich dann automatisch,<br />
sobald sich jemand, etwa im Rollstuhl,<br />
nähert. Kontakt: www.abotic.at
Fotos:<br />
26 Best of Forschung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Viele Stationen, ein Plan:<br />
Das bietet das Forschungsfest<br />
Sie wissen genau, was Sie beim Wiener Forschungsfest sehen wollen?<br />
Dann hilft Ihnen dieser Plan, den direkten Weg zu finden. Und wenn<br />
Sie sich noch nicht festgelegt haben: Die Übersicht zeigt alle Stationen,<br />
sodass Sie in Ruhe und mit der ganzen Familie Ihr persönliches<br />
Programm zusammenstellen können.<br />
● MEINE STADT 2020<br />
● GESUNDHEIT!<br />
● ... NATÜRLICH WIEN<br />
AUSSTELLER AUSSERHALB DES ZELTES<br />
● MEDIABOX WIEN<br />
● WIEN BEWEGT<br />
WiFFZACK<br />
FORSCHUNG FÜR KINDER BEIM<br />
WIENER FORSCHUNGSFEST<br />
Am Wiener Forschungsfest kannst Du abheben und zum<br />
WiFFZack werden! Wie das geht, erfährst Du am Eingang<br />
in die Forschungswelt, bei der großen Rakete.<br />
Durch das Programm begleiten Dich das Kinderbüro der<br />
Universität Wien und das ZOOM Kindermuseum.<br />
FORSCHUNGSZELT <strong>2010</strong><br />
Mehr zum Thema<br />
im F&E-Video<br />
unter<br />
www.forschenentdecken.at
Meine Stadt 2020<br />
W1 Informationsstelle – Empfang<br />
W2 ZIT, departure, Wirtschaftsagentur Wien, WWTF – Forschungsstadt Wien<br />
W3 PHOENICS Creative Studio – Digitale Litfaßsäule<br />
W4 Die Wiener Volkshochschulen GmbH – Europa Büro des Stadtschulrats für Wien<br />
Arbeiterkammer Wien – Zukunfts- und Karriereberatung<br />
W5 Ideenattacke! – Innovationen von VolksschülerInnen<br />
W6 Kinderbüro der Universität Wien in Kooperation mit – dem ZOOM Kindermuseum – WiFFZACK –<br />
Kinder forschen<br />
W7 TINA VIENNA Urbane Technologien & Strategien GmbH – Wiener Wissen<br />
W8 Magistratsabteilung 18 Stadtentwicklung und Stadtplanung – Gute Noten für Wiener Lebensqualität<br />
W9 Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie:<br />
Wiener Archäologie mit Röntgenblick<br />
W10 Wien Museum und die Stadtarchäologie Wien: Von der Ausgrabung ins Museum<br />
GESUNDHEIT!<br />
G1 Siemens AG Österreich, Healthcare Sector: Der gläserne Mensch<br />
G2 Philips Austria GmbH: Richtig trainieren – Technik hilft<br />
G3 FH Technikum Wien, Projekt Healthy Interoperability und Spantec GmbH: Sichere Telemedizin<br />
G4 TU Wien, Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik: James, der Roboter-Butler<br />
G5 TU Wien, Institut „integriert studieren“: Wohnen mit Schutzengel<br />
G6 abotic GmbH: Automatischer Türöffner<br />
G7 Otto Bock Healthcare Products GmbH: Intelligente Prothesen<br />
G8 Otto Bock Healthcare Products GmbH: Moderne Rollstühle und Alltagshilfen<br />
G9 Universität für Bodenkultur Wien,<br />
Institut für angewandte Mikrobiologie: „Arche Noah“ für Kulturpflanzen<br />
G10 DialogGentechnik: Geheimschrift Spleißen – wie unsere Gene abgelesen werden<br />
G11 Vienna Open Lab: Erleben Sie DNA live!<br />
G12 Otto Bock Healthcare Products GmbH: Pannenhilfe für Elektrorollis<br />
G13 Veterinärmedizinische Universität Wien,<br />
Arbeitsgruppe Bewegungsanalytik: Sprechende Hundeleinen<br />
... NATÜRLICH WIEN<br />
N1 Veterinärmedizinische Universität Wien, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie<br />
Wien: Stadt der Wildtiere<br />
N2 Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement<br />
Uferbolde & Co: Was lebt in Wiens Gewässern<br />
N3 Universität für Bodenkultur Wien, mehrere Institute und WasserKluster Lunz GmbH Lebensraum<br />
Donau – Lobau 2020<br />
N4 Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz: Mikroorganismen im Trinkwasser<br />
N5 AIT Austrian Institute of Technology, Foresight & Policy Development Department: Welches Klima<br />
haben wir 2020?<br />
N6 AIT Austrian Institute of Technology, Energy Department: Gebäude der Zukunft<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Best of Forschung<br />
27<br />
N7 Wien Energie GmbH: Das Wiener Energiemodell 2020<br />
N8 Siemens AG Österreich: Energie-Effizienz<br />
N9 Tech Metall Erzeugungs- Handel und Montage GmbH: Mobiles Mikrohaus, Atmende Grünfassaden<br />
N10 HYDRIP GmbH: Wüstenerprobte Bewässerung<br />
N11 Österreichische Akademie der Wissenschaften,<br />
Institut für Hochenergiephysik: Gesucht: Elementarteilchen<br />
N12 TU Wien, TTL Technologie. Tourismus. Landschaft,<br />
interfakultäres Kompetenzzentrum und Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Alpine<br />
Naturgefahren: Schnee aus künstlichen Wolken<br />
N13 ebswien hauptkläranlage Ges.m.b.H.: Die spannende Reise von Tim & Trixi Tropf<br />
N14 TU Wien, Institut für Energietechnik und Thermodynamik: Sonnenkonzentrator Heliotube<br />
N15 ScienceCenter-Netzwerk: Auch du bist innovativ!<br />
MEDIABOX WIEN<br />
M1 VRVis Forschungs-GmbH und weitere PartnerInnen: Virtueller Feuerlöscher<br />
M2 AIT Austrian Institute of Technology, Safety & Security Department: Speichern für die Ewigkeit<br />
M3 FTW Forschungszentrum Telekommunikation Wien GmbH: Mein Computer spricht Wienerisch!<br />
Mit Gesten Handys steuern, Magisches Auge<br />
M4 impressx GmbH und ZIICON GesbR: Spielerisch durch Computerwelten: Körper als Joystick<br />
M5 CURE – Center for Usability Research & Engineering: HERMES, die Gedächtnisstütze<br />
M6 SBA Research: Wie sicher ist mein Internet?<br />
M7 A1 Telekom Austria AG: Fernsehen von morgen: 3-D & mobil<br />
M8 yellowfish GmbH: Menschenströme analysieren<br />
M9 Universität Wien, Department für Anthropologie: Tanz als Persönlichkeitsanalyse<br />
Human Behaviour Research: Kameras als Wachorgane<br />
M10 TU Graz, Institut für Softwaretechnologie und Softnet Austria: Fortbildung für Roboter<br />
M11 ScienceCenter-Netzwerk: Fax und digitale Kommunikation<br />
M12 AIT Austrian Institute of Technology, Safety & Security Department: Roboter sehen jetzt in 3-D<br />
M13 Fluidtime Data Services GmbH und Wiener Linien GmbH & Co KG: Die nächste Bim?<br />
„qando“ laden, Handy fragen ...<br />
M14 FH Technikum Wien, Institut für Embedded Systems: Geheimnis Kameramaus<br />
Gehirnwellen steuern Rennfahrzeuge<br />
M15 VRVis Forschungs-GmbH und weitere PartnerInnen: Gemälde für den Tastsinn<br />
WIEN BEWEGT<br />
B1 LIQUIFER Systems Group H.u.I. GesbR: Rückzugsmöbel für Raumstationen<br />
B2 Festo Gesellschaft m.b.H: Kunst der Luftbändigung<br />
B3 via Donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH:<br />
Donau: Wasserstraße & Ökosystem<br />
B4 AIT Austrian Institute of Technology, Mobility Department: Motorrad der Zukunft<br />
B5 TUW-Racing, Rennteam der TU Wien: Wie baut man einen Rennboliden?<br />
B6 Wiener Linien GmbH & Co KG & AIT, Safety & Security Department: Gläserne Schienen<br />
B7 Festo Gesellschaft m.b.H.: Quad, Gokart mit Muskelmotor<br />
B8 A1 Telekom Austria AG: Telefonzellen als Stromtankstellen, Elektroautos: Schnelle grüne Flitzer
Club<br />
28 Best of Forschung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Höhepunkte des Programms<br />
Lachen, staunen, experimentieren, mit ForscherInnen Riesenrad fahren, Quiz-<br />
Champion werden und tolle Preise gewinnen: Beim Wiener Forschungsfest<br />
kann man alle Facetten der Wissenschaft erleben. Der Eintritt ist frei.<br />
Eröffnung des Forschungsfests<br />
18. September, 14 Uhr<br />
Bürgermeister Michael Häupl und Vizebürgermeisterin<br />
Renate Brauner eröffnen das<br />
Wiener Forschungsfest <strong>2010</strong> um 14 Uhr.<br />
Bereits ab 12 Uhr startet das Bühnen -<br />
programm. Die Moderation liegt in den<br />
bewährten Händen von „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-Chefredakteurin<br />
Claudia Schanza.<br />
Für die richtige Stimmung sorgt die Wiener<br />
Linien Blues Band. Am 19. September tritt<br />
dazu auch noch Starmania-Gewinner<br />
Oliver Wimmer auf.<br />
Übertragung aus dem Forschungsrad<br />
18. September, ab 12 Uhr<br />
Mehr als 40 renommierte Wissenschafte -<br />
rInnen halten im 30-Minuten-Takt Vorlesungen<br />
in den Gondeln des Riesenrades. Da<br />
ist für jedes Interesse etwas dabei. Der Bogen<br />
reicht von neuesten Erkenntnissen aus der<br />
Hirnforschung bis zum Thema Älterwerden<br />
in Wien. Wer lieber auf dem Boden bleibt:<br />
Die spannendsten Vorträge werden auf einer<br />
riesigen Leinwand übertragen.<br />
Ticketvorverkauf: Donnerstag, 16. 9., und<br />
Freitag, 17. 9., 13–18 Uhr, Kaiserwiese<br />
Ticketverkauf: Samstag, 18. 9., ab 12 Uhr,<br />
Kaiserwiese; Preise: EUR 5 für Erwachsene,<br />
EUR 2 für Kinder bis 14 Jahren, geeignet für<br />
Kinder ab 8 Jahren<br />
Hinweis: Club-wien.at-Mitglieder können<br />
bei einem Gewinnspiel mitmachen und<br />
gratis mitfahren. Siehe Seite 44.<br />
Vorteilskarte<br />
Auf Initiative von Vizebürgermeisterin<br />
Renate Brauner (oben) kommt zum<br />
Forschungsfest alles, was Rang und<br />
Namen hat. Für kurzweilige Unterhaltung<br />
sorgen u. a. die Science Busters<br />
(links). Bühnenprogramm und Quiz<br />
moderiert Claudia Schanza (r. o.).<br />
Forschungsquiz für Eltern und Kinder<br />
18. und 19. September, jeweils ab 12 Uhr<br />
Unterhaltsames Bühnenprogramm für<br />
Groß und Klein mit vielen Gewinnchancen<br />
beim Forschungsquiz. Der Hauptpreis ist<br />
ein Flug zum Otto Bock Science Center<br />
Berlin, inklusive Übernachtung für zwei<br />
Personen. Moderation: „<strong>Forschen</strong> & Ent -<br />
decken“-Chefredakteurin Claudia Schanza<br />
Kinderprogramm, eigener SchülerInnentag<br />
18.–20. September<br />
Für Kinder gibt es einen WiFF-Zack-Pass<br />
(„Wiener Forschungsfest-Zack-Pass“).<br />
Auch im Zeiss Planetarium Wien werden<br />
kindergerechte Gratis-Vorträge angeboten.<br />
Nach dem Wochenende wird das Forschungsfest<br />
verlängert – der 20. September<br />
ist der Tag für Schulklassen. Dabei werden<br />
SchülerInnen altersadäquat durch die Ausstellung<br />
geführt. Anmeldungen sind noch<br />
möglich.<br />
Science Busters<br />
18. September, 16 Uhr<br />
Vor der Physik sind alle gleich: Das behaupten<br />
zumindest die Science Busters, die selbst<br />
die sperrigsten wissenschaftlichen Inhalte<br />
äußerst unterhaltsam präsentieren. Ihr<br />
Motto lautet: „Topwissenschaft und<br />
Spitzenhumor müssen keine Feinde sein!“<br />
Details zum aktuellen Programm finden<br />
Sie auf Seite 29.<br />
Kontakt: www.sciencebusters.at<br />
Staunen im Forschungszelt<br />
18. September, 14–19 Uhr<br />
19. September, 11–18 Uhr<br />
20. September, 9–16 Uhr (nur für Schulklassen)<br />
Ausstellung zum Thema „Wien. Meine<br />
Stadt 2020“ mit 50 innovativen Produkten<br />
für unsere Stadt von morgen. Mit dabei:<br />
renommierte Unternehmen, innovative<br />
Privatfirmen und Universitäten.<br />
Planetarium und Pratermuseum<br />
18. September, 14–19 Uhr<br />
19. September, 11–18 Uhr<br />
20. September, 9–16 Uhr (nur für Schulklassen)<br />
Parallel zum Forschungsfest öffnet das<br />
Zeiss Planetarium Wien im Prater seine<br />
Pforten. Die Vorträge sind kostenlos und<br />
dauern jeweils 20 Minuten. Anschließend<br />
gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.<br />
Auch das Pratermuseum ist an beiden Tagen<br />
kostenlos geöffnet.<br />
Kontakt: www.planetarium-wien.at<br />
Nachhaltigkeit: Ausstellungsmöbel werden<br />
verkauft, Planen zu Taschen verarbeitet<br />
Das Forschungsfest setzt auch auf Nach -<br />
haltigkeit. Bänke und Tische wurden von<br />
dem Wiener Designbüro Dform entwickelt<br />
und können beim Forschungsfest um einen<br />
Unkostenbeitrag von 30 Euro erworben<br />
werden. Aussteller können die Planen mit<br />
ihrer Projektbeschreibung nach dem<br />
Forschungsfest gratis mitnehmen. Der<br />
Rest wird zu Taschen verarbeitet.<br />
Fotos: Rabenhof/pertramer.at (1), PID/Harri Mannsberger (1), Bubu Dujmic (1), ZIT (1), Ecowin Verlag/Martin Vukovits (1)
Physik im Zwerchfell<br />
Naturwissenschaft sei totlangweilig, heißt es immer. Die<br />
Science Busters haben den Versuch gestartet, an dieser<br />
Grundfeste zu rütteln. Ein Experiment, das geglückt ist.<br />
Physikalischer Auftrieb. Fusioniert man<br />
das Wissen der heimischen Physiker Werner<br />
Gruber und Heinz Oberhummer, um<br />
es mit dem Humor des Kabarettisten<br />
Martin Puntigam zu befeuern, bekommt<br />
man Antworten auf Fragen wie diese:<br />
„Muss man für schweres Wasser Über -<br />
gepäck zahlen?“, „Darf man mit einem<br />
homöopathischen Vollrausch noch Auto<br />
fahren?“ oder „Kann Beten tödlich<br />
sein?“. Die launigen, aber durchaus wissenschaftlichen<br />
Antworten darauf sind<br />
aktuell nachzulesen in „Wer nichts weiß,<br />
muss alles glauben“, dem Werk der drei<br />
gemeinhin als Science Busters bekannten<br />
Herren. Seit deren Zusammenarbeit – die<br />
eine interessante Brechung bietet, eine<br />
enorme Dichte an Fakten liefert und the-<br />
matisch vom Gehirn bis zum Universum<br />
pendelt – macht sich Physik auch im<br />
Zwerchfell bemerkbar.<br />
Experimente inklusive. Die LeserInnen<br />
erwartet ein Streifzug durch die gesamten<br />
Naturwissenschaften – beginnend bei<br />
Schwarzen Löchern über die Funktionen<br />
des Gehirns bis hin zum Thema Glauben.<br />
„Wir wollen den Leuten physikalische<br />
Gegebenheiten mit einem Augenzwinkern<br />
näherbringen“, fasst Neurophysiker<br />
Gruber zusammen. Für alle Experi -<br />
mentierfreudigen gibt es übrigens auch<br />
praktische Anleitungen für etwa eine<br />
Mondlandung zu Hause oder ein fetziges<br />
Daumenkino, das die Entstehung von<br />
Gedanken veranschaulicht.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Humor<br />
„Man wird anhand des Buches<br />
sofort sehen, dass Topwissenschaft<br />
und Spitzenhumor einfach keine<br />
Feinde sein müssen.“<br />
Werner Gruber, Physiker<br />
Fünf<br />
Bücher<br />
zu gewinnen<br />
mehr auf Seite 45<br />
KABARETT<br />
Drei Spitzbuben<br />
29<br />
Seit 2007 tingeln die drei Science<br />
Busters – Werner Gruber, Heinz<br />
Oberhummer und Martin Puntigam<br />
– von Theater- zu Kabarettbühnen<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum. Für FM4 gestalten sie die<br />
wöchentliche Radiokolumne „FM4<br />
Science Busters“. Im Herbst <strong>2010</strong><br />
werden sie im Wiener Rabenhof<br />
Theater erneut aufspielen. Auch<br />
beim Forschungsfest (Seite 28)<br />
geben sie sich die Ehre.<br />
Kontakt: www.sciencebusters.at<br />
+ + + GAME CITY, Wiens größte Messe für Videospiele von 24.–26. 9. im Wiener Rathaus, www.game-city.at + + + Wiener<br />
Biotech-Unternehmen Apeiron wurde für den European Biotechnica Award nominiert, www.apeiron-biologics.com + + +
Foto: Bubu Dujmic<br />
30 Technologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Kamera mit Köpfchen<br />
Zur Verbrechensprävention gibt es Kameras schon lange. In Zukunft wird moderne<br />
Bilderkennung ganz neue Anwendungen möglich machen. Wiener Forscher arbeiten<br />
an sozialverträglichen Lösungen – damit sich niemand überwacht fühlt.<br />
„Das ist nicht so<br />
einfach wie bei CSI.“<br />
Martin Kampel, Experte für<br />
Kameras und Bilderkennung
Was<br />
macht Kameras<br />
intelligent?<br />
Infografik auf<br />
Seite 32–33<br />
Kameras stellen Fragen. Meistens muss man<br />
Martin Kampel, 41, etwas bremsen, wenn das<br />
Gespräch auf intelligente Kameras kommt.<br />
„Das ist nicht so einfach wie bei CSI“, sagt der<br />
Spezialist für Bilderkennung. Über ihm brummt<br />
die Klimaanlage im frisch gegründeten Computer<br />
Vision Lab der TU Wien, Favoritenstraße 9.<br />
Sie tut beharrlich ihren Dienst, ohne zu fragen.<br />
Früher haben Überwachungskameras auch so<br />
funktioniert und einfach Bilder ausgespuckt.<br />
Doch mittlerweile stellen sie gleichsam Fragen.<br />
Wer oder was ist da zu sehen? Was passiert? Ist<br />
das ein normales Ereignis oder soll ich Alarm<br />
schlagen? Das geschieht erst, wenn wirklich<br />
etwas passiert. Dann kann in Echtzeit eingegriffen<br />
werden, was großen Aufwand spart. Aber<br />
mit Kameras und der Intelligenz, sagt Kampel,<br />
sei es so eine Sache.<br />
Der Mensch speichert sein visuelles Hintergrundwissen<br />
in neuronalen Netzen im Gehirn.<br />
Will man eine Kamera intelligent machen, muss<br />
man ihr so etwas Ähnliches zur Verfügung<br />
stellen: externe Festplatten, die momentan noch<br />
so groß sein müssen, dass sie in keine Kamera<br />
passen. Diese Kamera schießt ihre Bilder und<br />
gibt sie an den Rechner weiter. Dort geht es<br />
zuerst darum, etwas zu erkennen. Dazu wird<br />
das Videosignal in einzelne Bilder zerlegt.<br />
„Dann schauen wir, welchen Grauwert die Pixel<br />
auf einer Skala von null bis 256 haben, ob die<br />
Mehrheit heller oder dunkler ist, und wie sich<br />
der Grauwert eines Pixels von einem Bild zum<br />
anderen verändert“, erklärt Kampel. Mehrere<br />
Pixel werden in Regionen, sogenannten Blobs,<br />
zusammengefasst. „Zum Beispiel alle, die einen<br />
Grauwert zwischen 25 und 30 haben – das<br />
könnte eine Person sein.“<br />
Klassifizieren und abgleichen. Erkennt das System<br />
die Konturen einer Bewegung, muss es diese<br />
klassifizieren und mit einer Datenbank abgleichen,<br />
worum es sich handeln könnte. Das<br />
Objekt lässt sich per Tracking verfolgen. Erst<br />
die Interpretation aller Hinweise liefert am<br />
Ende etwa das Ergebnis: Mann läuft zu einem<br />
Ausgang. Je nach Programmierung der Software<br />
kann es auch heißen: Tankwagen fährt zu einem<br />
Flugzeug. So geschehen im EU-Projekt Avitrack,<br />
bei dem Kampel mit dabei war. Heute hilft ein<br />
Prototyp am Flughafen Toulouse, die Abläufe<br />
auf dem Rollfeld zu optimieren.<br />
Zu Beginn neuer Entwicklungen steht oft<br />
eine Idee und die Frage: Geht das überhaupt?<br />
„Vor fünf Jahren hat uns ein Unternehmer angesprochen,<br />
dass es in Wien so viele Bankräuber<br />
gibt, und ob man da nichts tun könnte“, sagt<br />
Kampel. Ergebnis ist das Projekt TripleB-ID zum<br />
Erkennen kritischer Ereignisse in Bankfoyers.<br />
In einer Filiale der Erste Bank wurden gleich<br />
mehrere Kameras montiert. Damit können Verdächtige<br />
sogar über nicht überlappende Kamera -<br />
sichtfelder hinweg verfolgt werden. Systeme wie<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Technologie<br />
Stefan Müller,<br />
freier Journalist in Wien<br />
31<br />
dieses greifen stark auf Parameter zurück, die<br />
vorgeben, wonach gesucht werden soll. Das<br />
kann ein vertikales Objekt größer als 1,6 Meter<br />
sein, Merkmale, die auf ein Fahrzeug, einen<br />
Koffer etc. hindeuten.<br />
Vorsicht bei Anwendung. Beim Projekt MuBisA<br />
ging es um die Sturzerkennung älterer Leute. Im<br />
klassischen Ansatz wurde das System zunächst<br />
trainiert: mit 150 kurzen Videos, wie Personen<br />
fallen können. ÄrztInnen aus dem AKH standen<br />
beratend zur Seite. Zusätzlich „lernte“ das<br />
System über mehrere Tage hinweg, welche<br />
Pixelmuster am Einsatzort dem Normalfall<br />
entsprechen. Wenn später etwas passiert, das<br />
nicht in dieses Muster passt, schlägt das System<br />
ebenfalls Alarm. Im Gegensatz zu anderen Ländern<br />
gebe es aber noch Ängste vor dieser Technik<br />
– berichtet Kampel von seinen Bemühungen<br />
mit den Projektpartnern. „Die Akzeptanz ist<br />
schlecht, obwohl die Bilder zu jedem Zeitpunkt<br />
anonymisiert sind und, wenn jemand hinfällt,<br />
nur eine SMS an die Verwandten geht.“ Wie ein<br />
Ereignis gemeldet wird, bleibt den Möglichkeiten<br />
der Technik überlassen. Alle TU-Projekte<br />
werden von SozialwissenschafterInnen begleitet,<br />
die in Kontakt mit der Datenschutzkommission<br />
stehen. Ein Vorbild, dem nicht alle folgen.<br />
Der Datenschutzinitiative ARGE DATEN<br />
zufolge sind bis zu 90 Prozent der in Österreich<br />
montierten Überwachungskameras illegal.<br />
Neue Entwicklungen. Wie lange die Entwicklung<br />
der Software dauert, hänge vom Einzelfall<br />
ab, sagt Michael Brandstötter von CogVis. Von<br />
ein paar Monaten bis zu einem Jahr. Als Spinoff<br />
der TU 2007 gegründet, ist seine Firma bei<br />
den meisten Projekten dabei. Für „OMOR“<br />
wurden Algorithmen zur Auswertung großer<br />
Bild- und Videomengen entwickelt. Die Austria<br />
Presse Agentur zeigt großes Interesse. In einer<br />
Machbarkeitsstudie wurden neue Möglichkeiten<br />
der Bildverwaltung und Urheberrechtskontrolle<br />
ausgelotet. „Über Farbraumanalyse und die<br />
Erkennung bestimmter Merkmale können wir<br />
auch nackte Haut ausmachen und Kinderpornografie<br />
bekämpfen helfen“, so Brandstötter.<br />
Einen „Wunderwuzi-Algorithmus“, wie ihn sich<br />
Kampel wünscht, der zur Bewegungserkennung<br />
in vielen Umgebungen – Schiene, Autobahn,<br />
Bahnhof etc. – funktioniert, sieht er aber noch<br />
in weiter Ferne. Dafür werden mobile Netzwerktechnik<br />
und das Internet Einzug halten,<br />
Ereignismeldungen von überall verschickt und<br />
zentral ausgewertet, UserInnen sich über<br />
Schnittstellen in Kamera-Services einklinken,<br />
Kameras automatisch kalibrieren und Parameter<br />
selbst adjustieren. Allerdings ist das noch<br />
ein Bild aus der Zukunft. ●
Fotos: Bubu Dujmic (1), Computer Vision Lab/TU Wien (7), CogVis GmbH (1)<br />
32 Technologie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
So arbeiten intelligente Kam<br />
Ereigniserkennung<br />
Bewährte Systeme<br />
Noch realtiv einfach<br />
Herkömmliche intelligente Videoüberwachungssysteme arbeiten mit einer Vielzahl an Parametern<br />
– das sind Merkmale, wonach zu suchen ist. Zum Beispiel nach vertikalen Objekten<br />
von 1,6 Metern Größe. Die große Herausforderung: erst einmal den Vorder- vom Hintergrund,<br />
die relevante von der irrelevanten Information zu trennen. Ein kniffliger Job für die<br />
ProgrammiererInnen.<br />
Spaziergänger in der Nacht: Ein Hund wird<br />
erkannt und als irrelevant befunden, die Personen<br />
werden identifiziert und als „Event“<br />
gemeldet. Das Ergebnis wird in prozentualer<br />
Wahrscheinlichkeit berechnet. Was dann<br />
weiter passiert, entscheidet der Mensch.<br />
In Wien schon im Einsatz: Ein System meldet<br />
Personen, die unmittelbar nach einem<br />
Auto unbefugt in eine Garage huschen. Die<br />
Konturen von Autos oder Fahrrädern hingegen<br />
werden als unbedenklich klassifiziert,<br />
in dem Fall gibt es grünes Licht.<br />
Bildaufnahme<br />
Bitte recht freundlich<br />
Zunächst zeichnen Bildsensoren das<br />
Geschehen vor der Linse auf. Dafür<br />
sind keine besonderen Kameras nötig.<br />
Schon billige Exemplare mit einfacher<br />
Technik reichen aus. Bei analogen<br />
Modellen muss das Signal nur zusätzlich<br />
digitalisiert werden, dann wird es<br />
zur weiteren Verarbeitung an einen<br />
Rechner geschickt.<br />
Aufwendige Systeme<br />
Unterricht für Kameras<br />
Zur Bilderkennung braucht es Referenz -<br />
datenbanken, mit denen das gefilmte Motiv<br />
verglichen werden kann, um eine Übereinstimmung<br />
zu finden (Template Matching).<br />
Das System muss dabei entsprechend<br />
Anschauungsunterricht, Projekt MuBisA:<br />
Sturzerkennung von älteren Menschen. In<br />
150 Videos wurde dem System in Kooperation<br />
mit ÄrztInnen aus dem AKH gezeigt,<br />
wie gestürzte Menschen aussehen. Auch<br />
Feuer und Rauch kann das System melden.
eras<br />
initialisiert werden – es erhält gleichsam<br />
Unterricht, worum es sich bei diesem und<br />
jenem Pixelmuster handeln könnte. Das<br />
Erstellen der Datenbanken nimmt mitunter<br />
viel Zeit in Anspruch.<br />
Idee der österreichischen Bundesforste,<br />
technisch schon Realität: In den Wald gehen,<br />
mit dem Smartphone ein Blatt fotografieren<br />
und schon kommt die Meldung, um welchen<br />
Baum es sich handelt. Die Erkennung von<br />
Rinde und Baumnadeln ist weit schwieriger.<br />
Früher noch passive Beobachter, sind Überwachungskameras längst<br />
zu proaktiven Helfern geworden. Mithilfe modernster Software zur<br />
Bildanalyse erkennen sie Personen oder Gegenstände, warnen vor<br />
gefährlichen Situationen und sind sogar lernfähig. Forscher arbeiten<br />
an Systemen, die vielseitig verwendbar sind.<br />
Bildanalyse<br />
Was ist zu sehen?<br />
Das Video wird zum Beispiel in 20 Bilder pro<br />
Sekunde zerlegt. Durch die zeitliche Abfolge<br />
lassen sich über die Analyse der Pixel auf<br />
jedem Frame bestimmte Muster, Konturen<br />
und in der Folge Bewegungen erkennen. Auf<br />
dem linken Bild in Rot die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass es sich um Personen in Bewegung<br />
handelt. Rechts zu sehen: Gesichtserkennung<br />
von Bankräubern.<br />
Adaptive Systeme<br />
Die Zukunft der Überwachung<br />
Maschinelles Lernen: Beim Projekt MuBisA<br />
zur Sturzerkennung älterer Personen<br />
erkennt die Kamera Bildbereiche, in denen<br />
sich potenziell nichts tut – weil dort etwa<br />
ein Sessel steht – und codiert den Bereich<br />
rot. Blau gefärbt: die Zone möglicher Stürze.<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Technologie<br />
Software<br />
Das Zentralhirn<br />
Was soll die Kamera erkennen?<br />
Kommt ganz darauf an, wofür das<br />
System dahinter programmiert<br />
worden ist. Die Software-IngenieurInnen<br />
müssen je nach Anwendung<br />
funktionelle Lösungen für<br />
hochkomplexe Aufgabenstellungen<br />
finden. Noch ist der Rechenaufwand<br />
zur Bildanalyse groß und verlangt nach<br />
einem Speicher außerhalb der Kamera.<br />
In Zukunft sollen Überwachungssysteme ohne starre Parameter auskommen und sich von<br />
selbst an neue Perspektiven und Lichtverhältnisse anpassen. Beim „maschinellen Lernen“<br />
gewöhnt sich die Kamera über einen längeren Zeitraum an normale Bildmuster – etwa<br />
Personen, die auf dem Bahnsteig immer von links nach rechts gehen. Erst bei Abweichungen<br />
schlägt sie Alarm und meldet ein außergewöhnliches Ereignis.<br />
33<br />
Stefan Müller,<br />
freier Journalist in Wien<br />
Durch Kalibrierung mit einem Referenzraster<br />
(Bild: schwarz-weißes Schachbrettmuster)<br />
können Videobilder in 3-D rekonstruiert<br />
werden. Die Bilderkennung mithilfe von drei<br />
Bildachsen ist um einiges genauer, erfordert<br />
aber noch höheren Rechenaufwand.
34 Alltag <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
AUSSER KONTROLLE<br />
Hirnloser Streit?<br />
Ganz im Gegenteil<br />
Stressalarm. „Schatz, bitte entschuldige<br />
meinen Wutausbruch, aber<br />
mein präfrontaler Cortex war total<br />
blockiert.“ Eine billige Ausrede?<br />
Mag sein, aber wahr ist sie trotzdem.<br />
Denn wenn die Fetzen fliegen,<br />
spielen sich im Gehirn dramatische<br />
Szenen ab. Während äußerlich das<br />
Gegenüber nur mit rotem Kopf<br />
oder verzerrtem Gesicht konfron-<br />
Wenn zwei aufeinanderprallen, spielen<br />
sich im Gehirn dramatische Szenen ab.<br />
tiert wird, brodelt es im limbischen<br />
System – das für die Kontrolle von<br />
Stimmungen zuständig ist – ordentlich.<br />
Streit bedeutet Stress, und das<br />
bringt eine regelrechte Kaskade an<br />
Botenstoffen in Gang. Adrenalin<br />
und Noradrenalin sorgen dafür,<br />
dass sich Pulsfrequenz und Blutdruck<br />
erhöhen, der Körper gerät in<br />
Alarmbereitschaft. Freigesetztes<br />
Cortisol wiederum blockiert das<br />
„Kuschelhormon“ Oxytocin.<br />
Die Folge: Distanz. Gleichzeitig<br />
wird das Hörzentrum für wütend<br />
gesprochene Worte sensibilisiert.<br />
Der Ton wird lauter, impulsiver, oft<br />
wird Dialekt gesprochen. All das<br />
blockiert das Großhirnrindenareal<br />
(den präfrontalen Cortex), das für<br />
die Steuerung der Vernunft verant -<br />
wortlich ist. Irrationales Verhalten<br />
ist quasi programmiert. Als Ausrede<br />
wird es dennoch nicht allzu oft<br />
durchgehen.<br />
Die Farbe bestimmt<br />
den Preis – und den<br />
Vitamin-C-Gehalt.<br />
FARBENSPIEL<br />
Warum grüne Paprika billiger sind<br />
Ausgereift. Paprika gibt’s meist im bunten Dreierpack. Wer die Früchte einzeln kauft,<br />
ist oft überrascht. Grüne Paprika sind meist deutlich billiger als gelbe oder rote. Wieso?<br />
Alles eine Frage der Reife – und der Sorte. Denn welche Farbe die Frucht annimmt,<br />
hängt davon ab, welche Farbstoffe während des Reifungsprozesses gebildet werden.<br />
Während Grün – hervorgerufen durch Chlorophyll – Unreife signalisiert, stehen Gelb<br />
und Rot – hervorgerufen durch Carotinoide – für Reife pur. Den auffälligen Farbwechsel<br />
haben Gemüsepaprika übrigens ihren amerikanischen Vorfahren zu verdanken.<br />
Grüne Früchte verstecken sich zunächst noch gut getarnt im Blattwerk der Pflanze,<br />
reife Paprika hingegen schreien geradezu danach, gefressen zu werden. So wird in<br />
der Natur sichergestellt, dass Tiere nur zu reifen Früchten greifen und deren Samen<br />
verbreiten. Für Menschen ist grüner Paprika natürlich völlig unbedenklich und eher<br />
Geschmackssache. Grüne Früchte sind besonders knackig und schmecken würzigherb,<br />
rote und gelbe dagegen milder und süßlich. Mit dem Reifegrad steigt allerdings<br />
nicht nur die Süße der Frucht und ihr Vitamin-C-Gehalt, sondern auch der Preis.<br />
Grüne Paprika sind aufgrund ihrer früheren Erntezeit billiger als rote und gelbe.<br />
AUFLÖSUNG:<br />
Bilderrätsel (Seite 5)<br />
Hätten Sie es gewusst: Das Bild zeigt die<br />
Detailaufnahme einer Hirnkoralle, die zur<br />
Gattung der Steinkorallen gehört. Zu finden<br />
ist sie in tropischen Meeren, meist in symbiotischen<br />
Beziehungen mit kleinen Algen,<br />
die sie mit Nährstoffen versorgen. In gut<br />
gepflegten Meerwasseraquarien kann sie<br />
aber ebenfalls gezüchtet werden.<br />
+ + + Zwölf Millionen für den Ausbau des größten Rechners Österreichs am „Science Center“ der TU Wien am Arsenal + + +<br />
Wolfram Steurer, Gewinner von FameLab Austria, holte beim Cheltenham Science Festival den 4. Platz für Österreich + + +<br />
Fotos: Corbis (2), Getty Images (2), MedUni Wien (1), Renate Strohmeier/Lexikon der Naturwissenschafterinnen, 1998 (1), IMP/Carlos Ribeiro (1)
Anna Spiegel: Ein<br />
Haus für Forschung<br />
Erstmals in der Geschichte der MedUni Wien wird<br />
ein Gebäude ausschließlich für Forschungsarbeiten<br />
genützt – und nach einer Frau benannt.<br />
Pionierarbeit. Eine optimale Synergie zwischen Grundlagenforschung und klinischer<br />
Anwendung: Das bietet das neu eröffnete Forschungsgebäude der MedUni Wien.<br />
Benannt nach Anna Spiegel, der zweiten Frau, die in den 30er-Jahren in Medizin<br />
habilitierte, ist das 8.000 m 2 große Gebäude in unmittelbarer Nähe der Universitätskliniken<br />
des AKHs angesiedelt. Das ermöglicht eine direkte Zusammenarbeit von<br />
WissenschafterInnen und ÄrztInnen. Der Vorteil für PatientInnen: Gesundheitsversorgung<br />
auf dem höchsten Niveau – unabhängig von Einkommen, Geschlecht, Alter<br />
und Herkunft. Auch innerhalb des Gebäudes gibt es neue Rahmenbedingungen.<br />
Durch die räumliche Nähe ist es den WissenschafterInnen der einzelnen Labors besser<br />
möglich, sich untereinander auszutauschen und gemeinsam Probleme zu diskutieren<br />
und zu hinterfragen. Untergebracht sind unter anderem Labors der Onkologie,<br />
der Kardiologie, der Chirurgie und der Dermatologie. Kontakt: www.meduniwien.ac.at<br />
Anna Spiegel<br />
erwies sich in der<br />
männerdominierten<br />
Medizin der<br />
1930er-Jahre als<br />
Pionierin.<br />
Blei verursacht Arterienverkalkung<br />
Studienergebnis. Welche Rolle spielt Blei bei<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Die Anwort<br />
darauf fand jetzt ein Team von WissenschafterInnen<br />
an der Medizinischen Universität<br />
Wien heraus: Bereits in Mengen weit unter<br />
den Richtwerten führt das giftige Metall zu<br />
Veränderungen der Blutgefäßwände. Diese<br />
gelten als Vorstufen der Atherosklerose.<br />
Blei kommt trotz gesundheitsschädlicher<br />
Wirkung nach wie vor in Lacken, Farben,<br />
in Industriegasen und alten Wasserleitungsrohren<br />
vor. Kontakt: www.meduniwien.ac.at<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Alltag<br />
Rot für Zucker,<br />
Blau für Eiweiß<br />
35<br />
Mahlzeit! Ob eine Fruchtfliege<br />
mehr Appetit auf Eiweiß oder<br />
Zucker hatte, sieht Carlos Ribeiro<br />
vom Forschungsinstitut für Molekulare<br />
Pathologie in Wien auf den<br />
ersten Blick. Denn um das Fressverhalten<br />
der Tiere zu studieren, haben<br />
er und sein Forschungsteam das<br />
Fliegenfutter einfach eingefärbt –<br />
rot für zuckerreiche Nahrung und<br />
blau für Eiweiß. Dabei entdeckte er,<br />
dass sich die Ernährungsvorlieben<br />
immer dem Nährstoffbedarf des<br />
Körpers anpassen. Bekamen die<br />
Tiere ausreichend Zucker und<br />
Eiweiß vorgesetzt, verschmähten sie<br />
eiweißreiches Futter. Nach ein paar<br />
Tagen mit eiweißarmer Fütterung<br />
bevorzugten sie hingegen proteinreiche<br />
Nahrung. Als besonders<br />
sprunghaft erwiesen sich im<br />
Versuch die Fliegenweibchen. Sie<br />
änderten ihre Vorlieben rascher als<br />
die Männchen – befruchtete Weibchen<br />
noch stärker als jungfräuliche.<br />
Und wozu der ganze Versuch?<br />
Künftig könnte Moskitoweibchen<br />
so der Appetit auf Blut verdorben<br />
und damit die Übertragung von<br />
Malaria verhindert werden. Vielleicht<br />
kann das Wissen um die<br />
Regulation der Nahrungsaufnahme<br />
aber auch genutzt werden, um<br />
künftig Essstörungen zu verhindern.<br />
Kontakt: www.imp.ac.at<br />
+ + + Michael Heiß erhält den mit 5.000 Euro dotierten Karl-Titze-Preis, der an wissenschaftliche Spitzenleistungen von TU-<br />
Studierenden vergeben wird + + + KinderUniWien <strong>2010</strong> knackt erstmals die 4.000er-Marke an TeilnehmerInnen + + +
36 Zukunft <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Großstadt-Visionen<br />
Es brodelt an allen Ecken und Enden: „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-<br />
LeserInnen begaben sich eines heißen Nachmittags auf Tour zu<br />
den spannendsten Bauprojekten in der Bundeshauptstadt.<br />
Guter Ausblick: Birgit Ginzler von<br />
TINA VIENNA organisierte die Reise<br />
in Wiens Zukunft. Zu sehen waren die<br />
Therme Wien, der Hauptbahnhof und<br />
die Wienerberg City.
Fotos: Bubu Dujmic<br />
Bus statt Schwimmbad. 109 Hektar für<br />
Wiens größtes verkehrspolitisches Projekt,<br />
200.000 Quadratmeter Thermenanlage<br />
und ein neuer Stadtteil in der<br />
Größe des ersten Bezirks – Wien wächst<br />
bis ins Jahr 2015 um einiges. Eine kleine<br />
Vorschau auf ein „Wien der Zukunft“<br />
bot eine exklusive Rundfahrt durch die<br />
Stadt von morgen, organisiert von TINA<br />
VIENNA, Wiens Kompetenzzentrum für<br />
Stadt- und Umwelttechnologien, und der<br />
Wiener Stadtbaudirektion. Von diesem<br />
Blick hinter die Kulissen ließ sich niemand<br />
der TeilnehmerInnen abhalten – trotz<br />
tropischer Badewettertemperaturen und<br />
spannender WM-Spiele.<br />
Station eins der Tour führte zur derzeit<br />
größten Baustelle Wiens, die in knapp<br />
fünf Jahren zum neuen Hauptbahnhof<br />
mit höchstem internationalen Standard<br />
mutieren soll. Seit Dezember des Vorjahres<br />
wird hier gearbeitet, zu sehen ist zurzeit<br />
eine riesige Baugrube, die tatsächlich aber<br />
– so Franz Groll von der Stadtbaudirektion<br />
Wien – „bloß ein Mosaiksteinchen“<br />
ist. Schließlich soll hier ja rund um den<br />
Bahnhof ein ganzer Stadtteil entstehen. In<br />
Zahlen klingt das besonders eindrucksvoll:<br />
109 Hektar Flächenausdehnung,<br />
fünfeinhalb Kilometer neue Straßen, zwei<br />
Geschoße Geschäftszentren mit 20.000<br />
Quadratmetern Verkaufs fläche, Büroflächen<br />
im Ausmaß von 550.000 Quadratmetern,<br />
5.000 neue Wohnungen für rund<br />
13.000 Menschen sowie ein acht Hektar<br />
großer Park, Schulen und Kindergarten<br />
inklusive. Kostenumfang: eine Milliarde<br />
Euro. Die Baustelle im XXL-Format<br />
wird aber streng bewacht und kann nicht<br />
einfach wie ein Sightseeing-Objekt<br />
besucht werden. Auch wir mussten kurz<br />
nach der Einfahrt anhalten und können<br />
nur erahnen, dass hier zurzeit bis zu 400<br />
Arbeiter, Poliere, Schlosser und Maschinisten<br />
sowie mehr als 100 Baugeräte wie<br />
„Eine Tour mit<br />
vielen Einblicken.“<br />
Marco Teßmann<br />
Lastkraftwagen, Bagger und Kräne im<br />
Einsatz sind, um den zentralen Bahnhof,<br />
der endlich eine Verbindung der Nord-<br />
Süd- und der Ost-West-Achse gewährleisten<br />
soll, hochwachsen zu lassen.<br />
2011 wird dann auch der Wiedner<br />
Gürtel umgebaut und im selben Jahr<br />
sollen die ersten Gebäude ent stehen. Im<br />
Dezember 2012 erfolgt die Teilinbetrieb-<br />
Kompetent und launig:<br />
Franz Groll kennt<br />
die Stadt wie seine<br />
Westentasche.<br />
„Ich habe jetzt eine<br />
Vorstellung, wie Wien<br />
aussehen wird.“<br />
Monika Mansoory<br />
nahme der Verkehrsstation. Die Fertigstellung<br />
für das gesamte Bahn-Projekt ist<br />
für 2015 geplant. Eindrucksvoll sind sich<br />
die Tour-TeilnehmerInnen einig: Den<br />
meisten wird allein schon von der<br />
Dimension und all der Logistik, die<br />
dahintersteckt, schwindlig. „Ein sehr<br />
zukunftsweisendes Projekt“, meint etwa<br />
Thomas Niklas aus Tirol und findet,<br />
„dass innerstädtisch dieser Platz geschaffen<br />
wurde, ist wirklich imposant“.<br />
Unmittelbar betroffen vom neuen Bahnhof<br />
ist Henriette Ctortecha, Bewohnerin<br />
des Viertels. „Jetzt, wo ich das alles<br />
gesehen und gehört habe, freue ich mich<br />
schon richtig darauf!“, ist ihr Urteil.<br />
Station zwei war die neue Therme in<br />
Oberlaa, die kurz vor der Eröffnung<br />
steht. Im Hochsommer wurde fleißig<br />
gespachtelt, gemalt und Kabel verlegt.<br />
Kaum vorzustellen, dass in Kürze hier<br />
eine Million Gäste plantschen werden.<br />
Nach der Investition von 220 Millionen<br />
Euro hoffen die BetreiberInnen die bisherige<br />
BesucherInnenzahl sogar langfristig<br />
auf 1,9 Millionen zu steigern. Schließlich<br />
war Oberlaa schon bisher eine der meist -<br />
frequentierten Thermen Österreichs und<br />
soll ab 27. September nach drei Jahren<br />
Umbau auf einem Areal von 200.000<br />
Quadratmetern eine in Eu ro pa einzig -<br />
artige Wellnesslandschaft werden. Die<br />
Thermenanlage wurde komplett neu<br />
errichtet, dazu kommen ein Hotel mit<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Zukunft<br />
37<br />
integriertem Ge sund heits zen -<br />
trum und das exklusive Day-<br />
Spa. „Hier entspricht jetzt<br />
alles dem letzten Stand der<br />
Technik“, so Franz Groll.<br />
„Auch was die Medizin-Technik<br />
be trifft.“ Damit kann sich<br />
Wien in Zukunft auch als<br />
Zentrum für „Wellness in der Stadt“<br />
präsentieren. Und wir waren geschlossen<br />
enttäuscht, dass das Wasser noch nicht<br />
ein gelassen war.<br />
Station drei führte uns in den 35. Stock<br />
eines Hochhauses, von wo aus es einen<br />
atemberaubenden Blick über die Stadt<br />
gibt. Hier bewies uns die Tour eindrucksvoll,<br />
wie es gelingen kann, einen ganzen<br />
Stadtteil komplett neu zu erschaffen.<br />
Mit der Wienerberg City, die auf den<br />
Gründen der ehemaligen Wienerberger<br />
Ziegelfabrik entstanden ist, wurde ein<br />
Arbeits- und Lebensraum für mehr als<br />
11.000 Menschen erbaut. „Das Gebiet<br />
ist so groß wie der erste Bezirk“, vergleicht<br />
Franz Groll. Und vom 138 Meter<br />
hohen Twin Tower sieht man auf die<br />
gelungene Anordnung von Wohn- und<br />
Bürohochhäusern rund um einen neu<br />
gestalteten See und jenen Park, wo früher<br />
einfach Schutt abgelagert wurde.<br />
Nach einem letzten Blick von ganz<br />
oben meint Rundfahrt-Teilnehmerin<br />
Inga Eremeeva: „Wien ist eine moderne<br />
Stadt und wird anscheinend noch viel<br />
moderner werden.“ Und Monika Mansoory<br />
resümiert: „Ich habe jetzt eine<br />
Vorstellung, wie Wien in ein paar Jahren<br />
aussehen wird.“ ●<br />
Heike Kossdorff,<br />
freie Journalistin in Wien
38 Förderung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Antriebshilfe zum Abheben<br />
Wer sich beruflich selbstständig machen will, tauscht oft die<br />
finanzielle Sicherheit gegen die persönliche Unabhängigkeit ein.<br />
Starthilfe brauchen Entrepreneure trotzdem.<br />
Originelle Schalen<br />
von mischer'traxler,<br />
entstanden aus dem<br />
Abdruck von Obst<br />
und Gemüse.<br />
„Kreativität und<br />
wirtschaftliches<br />
Denken sind<br />
vereinbar.“<br />
Christoph<br />
Thun-Hohenstein,<br />
departure<br />
Einfallsreichtum siegt. Eigentlich ist Till Firit<br />
(33) staatlich geprüfter Diplomschauspieler. Als<br />
2008 saisonbedingt nicht viele Proben am<br />
Wiener Volkstheater anstanden, beschloss Firit,<br />
sich neben der Schauspielerei selbstständig zu<br />
machen: mit der Produktion von Hörbüchern.<br />
„Es war eine reine Bauchentscheidung“, sagt<br />
Till Firit. „Als mein Bruder in die Nebenwohnung<br />
zog, habe ich mir eine Kabine ausgeborgt,<br />
die Kabel zu meinem Bruder gelegt, der das technische<br />
Equipment dafür hatte, und angefangen,<br />
aufzunehmen.“ Aus dem Provisorium entstand<br />
2008 der „Mono Verlag“.<br />
Auch Katharina Mischer und Thomas Traxler<br />
konnten ihren Traum mit ihrem Designstudio<br />
mischer'traxler verwirklichen. Heute desi -<br />
gnen sie Möbel und andere Produkte: „Was<br />
Design anbelangt, gibt es in Wien eine richtige<br />
Aufbruchstimmung – und enorm viel Potenzial.<br />
Für uns war das mit ein Grund, gerade hier<br />
unseren ,Start‘ zu versuchen.“<br />
Unabhängigkeit auf dem Vormarsch. Besonders<br />
in der Kreativbranche wagen viele Menschen<br />
den Sprung in die Selbstständigkeit. Sichere Jobs<br />
sind in dem Bereich eine Rarität, die Konkurrenz<br />
ist hart, das Business kurzlebig. Für jemanden,<br />
der sich nicht unterbuttern lassen und seine<br />
eigenen Ideen verwirklichen will, ist der Schritt<br />
in die Selbstständigkeit eine logische Konse-<br />
Mehr zum<br />
Thema unter<br />
www.forschenentdecken.at<br />
quenz. Was die Kreativbranche betrifft, ist Wien<br />
österreichweit gesehen eine Insel der Seligen –<br />
die Zahl der Kleinunternehmen wächst kontinuierlich.<br />
Von 80.000 Firmen sind 18.000 im<br />
Bereich der Creative Industries tätig – das sind<br />
rund 15,5 Prozent aller Erwerbstätigen in Wien.<br />
Die neu gewonnene Freiheit hat allerdings<br />
auch ihren Preis. Der Weg zum Erfolg gleicht<br />
manchmal einem Hürdenlauf mit zwei großen<br />
zusätzlichen Stolpersteinen: Startkapital und<br />
Betriebswirtschaft. Plötzlich müssen sich JungdesignerInnen,<br />
MusikerInnen und TexterInnen<br />
im Schnellverfahren Buchhaltungskenntnisse<br />
aneignen, Businesspläne erstellen und sich einen<br />
Überblick über das Steuerrecht verschaffen. „Im<br />
Prinzip ist alles sehr spannend. Der wirtschaftliche<br />
Teil der Selbstständigkeit sagt uns allerdings<br />
nicht ganz so zu. Daher müssen wir in<br />
dem Bereich am meisten nachholen“, gibt<br />
Katharina Mischer zu.<br />
Persönliche Freiheit vs. finanzielle Sicherheit.<br />
Wer finanziell gerne auf der sicheren Seite steht,<br />
ist mit dem Gang in die berufliche Unabhängigkeit<br />
nicht gut beraten. Besonders in der Startphase<br />
wird Kapital benötigt, um die nötigen<br />
Erstanschaffungen zu besorgen – Mischpulte,<br />
Zubehör, Rohmaterial für DVDs. „Am Anfang<br />
steckt man viel Arbeit rein. Finanziell rentiert es<br />
sich kaum“, weiß auch Till Firit. Wenn die<br />
Ersparnisse nicht ausreichen, muss auf Förderungen<br />
zurückgegriffen werden. Die täglichen<br />
Lebenserhaltungskosten darf man selbstverständlich<br />
auch nicht vergessen. „Ich weiß nie,<br />
ob ich die Miete für den nächsten Monat zusammenkratzen<br />
kann“, bringt es Mia B., die im<br />
Frühjahr 2009 ihre eigene PR-Agentur gegründet<br />
hat, auf den Punkt.<br />
Antriebshilfe zum Abheben. Unterstützung und<br />
Know-how im Bereich der Unternehmensgründungen<br />
findet man bei departure, Wiens Förderagentur<br />
für die Kreativszene. „Mit den ,we –<br />
workshops for entrepreneur‘ vermitteln wir<br />
neben wirtschaftlichem Basiswissen Rezepte für<br />
einen erfolgreichen Einstieg in die Selbstständigkeit.<br />
Dabei zeigen renommierte Vortragende,<br />
dass Kreativität und wirtschaftliches Denken<br />
vereinbar sind“, sagt Geschäftsführer Christoph<br />
Thun-Hohenstein. Unterstützt werden Start-ups<br />
Fotos: mischer'traxler (2), Julia Knogler for departure (1)
„the idea of a tree“<br />
von mischer'traxler<br />
kombiniert Technik<br />
und Natur.
40 Förderung <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
WAS SIE WISSEN SOLLTEN<br />
Starthilfe für Start-ups<br />
WIE ANGEHEN?<br />
Sie haben eine Vision? Eine Idee?<br />
Und wollen sich damit selbstständig<br />
machen? Wissen aber nicht, wie Sie es<br />
angehen sollen? Essenziell ist besonders<br />
die Formulierung der Geschäftsidee,<br />
von der viele rechtliche und finanzielle<br />
Fragen abhängen, etwa ob Sie einen<br />
Gewerbeschein dafür benötigen oder<br />
welche Rechtsform für Ihr Unternehmen<br />
angemessen wäre. Wollen Sie<br />
als EinzelunternehmerIn auftreten<br />
oder eine Gesellschaft gründen? An<br />
die von Ihnen gewählte Rechtsform<br />
knüpfen alle weiteren Steuer-, Sozialversicherungs-,<br />
Gesellschafts- und<br />
Haftungsfragen an.<br />
und Entrepreneure – von Design, Musik, Mode<br />
und Multimedia über Verlagswesen und Kunst<br />
bis Audiovision und Architektur. Denn wer<br />
oben landen will, muss erst einmal starten können.<br />
Mit dem „Expertenpool“, vier unterschiedlichen<br />
Förderungsprogrammen und einem<br />
Workshop für JungunternehmerInnen leistet<br />
departure diese Starthilfe. Auch Till Firit hat<br />
Unterstützung in Anspruch genommen. „Ich<br />
habe einen Workshop besucht und fand ihn toll.<br />
Man lernt viele Leute in ähnlicher Situation<br />
kennen und das Programm ist maßgeschneidert<br />
für Nicht-Betriebswirte.“ Maßgeschneidert<br />
heißt auch: orientiert an unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen. Danach richtet sich auch die<br />
Höhe der Förderungssummen – die unter<br />
bestimmten Bedingun gen vergeben und zweck-<br />
Holz, Stahl und Solarzellen<br />
sind die Basis für „recorder<br />
one“ aus der Serie „the idea<br />
of a tree“.<br />
WER KANN HELFEN?<br />
Für GründerInnen ist die Wirtschaftskammer<br />
der erste Anlaufpunkt, denn<br />
dort wird das Start-up angemeldet.<br />
Der „Gründerservice“ ist sozusagen<br />
Gewerkschaft und Arbeiterkammer für<br />
Entrepreneure. Finanziell können Jung -<br />
unternehmerInnen von der NEUFÖG,<br />
der Neugründungsförderung, profitieren,<br />
denn seit 2002 sind betriebliche<br />
Neugründungen steuerlich begünstigt.<br />
Auch sonst finden Entrepreneure in<br />
Wien verschiedene Hilfsmöglichkeiten:<br />
departure, die Kreativagentur der Stadt<br />
Wien, stellt sowohl finanzielle Hilfe<br />
als auch Know-how zur Verfügung.<br />
Gefördert wird in erster Linie die<br />
„„Davon allein<br />
kann ich zwar<br />
nicht leben,<br />
aber es macht<br />
nun einmal<br />
verdammt<br />
viel Spaß.“<br />
Till Firit, Mono Verlag<br />
gebunden ausgegeben werden müssen, zum Beispiel<br />
für jene Hilfsmittel, die für sparsame GründerInnen<br />
zum reinen Luxus gehören: Visitenkarten,<br />
Grafik, die Reise zur Messe. Ein weiterer<br />
Teil der Förderungen muss für den „Expertenpool“<br />
aufgewendet werden: NeugründerInnen<br />
wählen aus dem Pool MentorInnen aus –<br />
seien es WirtschaftsexpertInnen,<br />
PR- oder UnternehmensberaterIn-<br />
nen. „Ich habe mir einen Steuerberater<br />
rausgesucht“, sagt Till Firit.<br />
mischer'traxler reichten ihr Projekt<br />
für das Förderprogramm „departure<br />
pioneer“ ein und profitierten nicht<br />
nur von der finanziellen Hilfe:<br />
„Abgesehen von den unternehmenstechnischen<br />
Fragen, war es für uns<br />
sehr hilfreich, dass wir eine Struktur<br />
bekommen haben, an die man sich<br />
halten kann.“<br />
No risk – no fun. Trotz zahlreicher<br />
Förderungen lautet das ungeschriebene<br />
Gesetz der Selbstständigkeit<br />
noch immer „No risk – no fun“.<br />
Denn: Wer etwas erreichen will,<br />
muss auch etwas riskieren. Till Firit<br />
etwa hat sein fixes Engagement am<br />
Volkstheater zu gunsten des „Mono<br />
Verlags“ aufgegeben. „Davon allein<br />
kann ich zwar nicht leben“, so sein<br />
Fazit. „Aber es macht nun einmal<br />
verdammt viel Spaß.“ ●<br />
Kreativ-Branche. Entrepreneure mit<br />
Schwerpunkt Wissenschaft und Technik<br />
sind bei INiTS in guten Händen:<br />
Unterstützt werden AkademikerInnen<br />
mit innovativen Ideen aus den Bereichen<br />
Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Life Sciences und anderen<br />
Forschungsbereichen.<br />
www.departure.at<br />
www.gruenderservice.at<br />
www.inits.at<br />
Maja Nizamov,<br />
freie Journalistin in Wien<br />
Fotos: mischer'traxler (1), Christoph Sebastian (1), Christiano Tekirkali (1), breadedEscalope Design Studio (1)
Fundstücke machen<br />
Mode individuell<br />
Baumwolldamast aus Siebenbürgen, Glasknöpfe<br />
aus der Toskana oder anatolische Baumwolle:<br />
Daraus macht Zojas tragbare Kunstwerke.<br />
Der Poncho ist aus<br />
Seidengeorgette mit<br />
Schlitzen und einem<br />
Besatz aus siebenbürgischer<br />
Tapisserie.<br />
Zojas bedeutet Kleinod. Die Stoffe und Materialien, die von Monika Buttinger<br />
und Stefan Danbauer für die 120 Stücke der ersten Zojas-Kollektion verarbeitet<br />
wurden, sind zum Teil 100 Jahre alt. Metallquasten aus Usbekistan, Dirndlstoff<br />
aus dem Salzkammergut oder schottischer Kaschmir stammen von Flohmärkten,<br />
Bazaren und von AntiquitätenhändlerInnen oder fristeten ihr Dasein auf einem<br />
Dachboden. Sie werden, kombiniert mit modernen Schnitten und Stoffen, zu<br />
unverwechselbaren und tragbaren SammlerInnenstücken. Buttinger: „Wenn ich<br />
ein textiles Kunstwerk, das ich auf Reisen gefunden habe, in Händen halte, dann<br />
frage ich es zunächst, was es ist oder was es sein will. Ich versuche, seine Geschichte<br />
zu ergründen, und spinne sie weiter. Wir befreien alte textile Kostbarkeiten aus<br />
ihrem Schattendasein und lassen sie in einem neuen Rahmen wieder glänzen.“<br />
Die DesignerInnen wollen damit einen Gegenentwurf zur Wegwerfmode leisten.<br />
Zu haben sind die exklusiven Stücke in einer Boutique am Bauernmarkt.<br />
Kontakt: www.zojas.net, Fördergeber: www.departure.at<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Design<br />
41<br />
Die Kugel rollt über Wege und Wiesen und<br />
macht jeden Hocker einzigartig.<br />
Die Natur als<br />
Produktionsstraße<br />
Persönlichkeit. Diese Hocker sind Einzelstücke.<br />
Statt Plastik in starre Formen zu<br />
gießen, gehen die drei Designer von<br />
„breadedEscalope“ einen anderen Weg.<br />
Sie füllen flüssigen Kunststoff in eine hohle<br />
Kugel, an deren Innenseite das flexible<br />
Negativ der gewünschen Form angebracht<br />
ist. Die spezielle Harzmischung wird in<br />
die Form gefüllt und die Kugel dann ihrer<br />
Umgebung überlassen. Sie rollt über<br />
Waldwege, entlang von Flüssen oder aber<br />
rotiert über Hügel. Die Natur wird zur<br />
Produktionsstrecke für Objekte.<br />
Die „Original Products“ sind nur<br />
eine von vielen Ideen der Sandkastenfreunde<br />
Sascha Mikel, Martin Schnabl<br />
und Michael Tatschl, die – nach in London<br />
abgeschlossenem Studium – jetzt gemeinsam<br />
ein Design-Studio betreiben.<br />
Sie setzen mit ihren Produkten auf Nachhaltigkeit,<br />
Persönlichkeit und Aussage.<br />
Schönheit allein ist ihnen zu wenig.<br />
Ein weiteres interessantes Projekt ist<br />
„grow to go“: Verpackt in typische Fast-<br />
Food-Becher und Burger-Formen kann<br />
man Basilikum, Kresse oder Eisbergsalat<br />
erstehen und daheim auf der Fensterbank<br />
züchten. Echtes „Slow Food“ eben.<br />
Ebenfalls von den jungen Kreativen zu<br />
haben: Shop-Design, Websites, Verpackungsdesign<br />
oder Innenarchitektur.<br />
Ausstellungsstücke sind bei „das möbel“<br />
(www.dasmoebel.at) in der Wiener<br />
Gumpendorferstraße zu sehen.<br />
Kontakt: www.breadedescalope.com,<br />
Fördergeber: www.departure.at<br />
+ + + Kulturwissenschafterin Aleida Assmann erhielt den Watzlawick-Ehrenring 2009, www.watzlawickehrenring.at + + +<br />
Pathologe Helmut Denk wurde zum neuen Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt + + +
42 Termine <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Volles Programm<br />
Bücher, die Sie unbedingt lesen, Veranstaltungen, die Sie keinesfalls<br />
versäumen, und Förderwettbewerbe, die Sie kennen sollten.<br />
Buchtipps<br />
Gefühle erkennen und interpretieren<br />
Spektrum-Verlag, 398 Seiten, 14,95 Euro,<br />
ISBN: 978-3-8274-2568-3<br />
Sie wollen wissen, was es bedeutet, wenn<br />
Ihr Gegenüber eine Augenbraue hochzieht,<br />
die Stirn runzelt oder zu Boden blickt? In<br />
diesem Buch erfahren Sie es. Paul Ekman,<br />
einer der renommiertesten Psychologen<br />
Die Figur des Cal<br />
Lightman in der<br />
Fernsehserie „Lie<br />
to me“ basiert auf<br />
Paul Ekman.<br />
der Welt, entfaltet darin ein faszinierendes<br />
Panorama der Erkenntnisse aus der Emotions-<br />
und Gesichtserforschung. Ekman, der<br />
vor allem durch seine Forschungen zur nonverbalen<br />
Kommunikation bekannt wurde,<br />
erläutert, wie Gefühle entstehen und wie sie<br />
sich anschließend in der Mimik äußern.<br />
Kontakt: www.spektrum-verlag.de<br />
Förderwettbewerbe<br />
departure experts<br />
Ende der Einreichfrist: 30. 9. <strong>2010</strong><br />
departure experts unterstützt das Wachstum<br />
von Mikro- und Kleinunternehmen durch<br />
qualifiziertes ExpertInnen/Coaching-Knowhow.<br />
Gefördert wird sowohl klassisches<br />
Unternehmenswachstum als auch die<br />
Erschließung neuer Märkte sowie die<br />
Neuorientierung eines Unternehmens. Die<br />
Maximalförderung beträgt 15.000 Euro –<br />
mittels nicht rückzahlbaren Barzuschusses<br />
auf ein Jahr. Die Empfehlungen trifft<br />
departure, Wiens Förderagentur für die<br />
Kreativszene, gemeinsam mit externen<br />
ExpertInnen. Zu departure experts kann<br />
laufend, pro Unternehmen allerdings nur<br />
ein Mal jährlich, eingereicht werden.<br />
Kontakt: www.departure.at<br />
Life Sciences, zweite Ausschreibung des WWTF<br />
Start voraussichtlich im Oktober <strong>2010</strong><br />
Im Herbst <strong>2010</strong> wird der Wiener Wirtschafts-<br />
und Technologieförderungsfonds<br />
WWTF seine zweite Ausschreibung im<br />
Life-Sciences-Schwerpunkt mit der Fokussierung<br />
„Linking Research and Patients’<br />
Needs“ starten. Eingereicht werden können<br />
Projekte, die an der Schnittstelle zwischen<br />
Labor- und Klinischer Forschung anzusiedeln<br />
sind und auf einer klaren Hypothese<br />
aufbauen. Weiters sollten Projektvorhaben<br />
ein klares Statement zur Nutzen- und Verwertungsperspektive<br />
aufzeigen. Das zentrale<br />
Bewertungskriterium liegt in der Qualität<br />
des eingereichten Vorhabens, bei gleicher<br />
Qualität sollen Anträge mit jungen ForscherInnen<br />
bzw. mit Frauen als Projektleiterinnen<br />
bevorzugt werden. Die Ausschreibung wird<br />
Anfang Oktober <strong>2010</strong> starten und bis ca.<br />
Ende Jänner 2011 offen sein. Insgesamt<br />
stehen fünf Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Kontakt: www.wwtf.at<br />
Veranstaltungen<br />
Allergien und Lebensmittel<br />
Veranstaltung „Science Lectures“,<br />
5.–8. Schulstufe, 10. November, 9.15 Uhr,<br />
im Wiener Stadtschulrat, Anmeldung!?<br />
Was verursacht Lebensmittelallergie? Die<br />
„Science Lectures“ geben Antwort darauf.<br />
Nicht nur Pollen, sondern auch Inhaltsstoffe<br />
in Lebensmitteln können tränende<br />
Augen, eine rinnende Nase oder Asthma -<br />
anfälle bzw. noch schlimmere allergische<br />
Reaktionen auslösen. Was ist es, was die<br />
Lebensmittelallergie verursacht? Wo und<br />
wie finden wir die Lebensmittelallergene?<br />
Ein gemeinsamer Streifzug von SchülerInnen<br />
und Sabine Baumgartner, BOKU.<br />
Kontakt: www.stadtschulrat.at<br />
Private Aufzeichnungen sind mittlerweile<br />
auch ein Thema für die Wissenschaft.<br />
Österreichweiter Tagebuchtag<br />
10. November <strong>2010</strong>, 80 Veranstaltungen in<br />
ganz Österreich mit Lesungen prominenter<br />
TagebuchschreiberInnen<br />
Was haben Erika Pluhar, Ernst Fuchs und<br />
Fabienne Nadarajah gemeinsam? Alle drei<br />
schreiben Tagebuch – so wie viele andere<br />
Menschen. Nicht jedes Werk wird große<br />
Literatur sein, aber durch das Aufschreiben,<br />
so PyschologInnen, lässt sich so manches<br />
Problem leichter klären, weil man danach<br />
klarer sieht. Auch für die Nachwelt sind<br />
die persönlichen Aufzeichnungen oft ein<br />
Gewinn. Den „Trend zu Lebensaufzeichnungen<br />
neu entfachen“, hat sich die Wiener<br />
Malerin Traute Molik-Riemer zur Aufgabe<br />
gemacht. Das Ergebnis ist der dritte<br />
„Tagebuchtag“. Geboten werden rund<br />
80 Leseveranstaltungen aus interessanten<br />
Tagebüchern, Autobiografien und Biografien<br />
in Landesbibliotheken, Literaturhäusern,<br />
Theatern, Museen, Klöstern und zahlreichen<br />
Literaturvereinen.<br />
Kontakt: www.tagebuchtag.at<br />
Herbstausstellung „Macht Musik“<br />
Ausstellung im Technischen Museum Wien,<br />
Eröffnung ist am 29. September <strong>2010</strong><br />
Auf einer Fläche von ca. 1.000 m 2 sind die<br />
unterschiedlichen Facetten des Phänomens<br />
Musik zu sehen. Aufgestellt werden zehn<br />
Themenkuben, die gemeinsam mit der<br />
zentralen Piazza ein „Music Village“ mit<br />
interaktiven Installationen, Instrumenten<br />
zum Ausprobieren, Musik zum Hören und<br />
historischen Objekten bilden. In betreuten<br />
Musikworkshops können BesucherInnen<br />
lernen, selbst Musik zu machen.<br />
Kontakt: www.tmw.at<br />
Fotos: Getty Images (1), Molik-Riemer Archiv (1), www.picturedesk.com (1), Ilja C. Hendel/Wissenschaft im Dialog (1)
200. Geburtstag : Frédéric Chopin ist<br />
Thema bei den Wiener Vorlesungen.<br />
Wiener Vorlesungen<br />
Sie kamen nach Wien und blieben nicht lange …<br />
Frédéric Chopin und Robert Schumann<br />
5. 10. <strong>2010</strong>, 19 Uhr, Wiener Rathaus,<br />
Festsaal, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Gespräch anlässlich des 200. Geburtstages<br />
der beiden Komponisten mit Otto Biba,<br />
Direktor der Gesellschaft für Musikfreunde,<br />
und Musikwissenschafter Gernot Gruber.<br />
Musikalisches Programm: Christos Marantos,<br />
Harald Ossberger.<br />
Kontakt: www.vorlesungen.wien.at<br />
Kunst und Markt<br />
27. 10. <strong>2010</strong>, 19 Uhr, Wiener Rathaus,<br />
Festsaal, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Vortrag von Kunsthistoriker Beat Wyss.<br />
Kontakt: www.vorlesungen.wien.at<br />
Trompe-l’oeil: Philologie und Illusion<br />
16. 10. <strong>2010</strong>, 11 Uhr, Universität Wien,<br />
Hauptgebäude, Großer Festsaal, 1.,<br />
Dr.-Karl-Lueger-Ring, Anm. bis 8. 10. <strong>2010</strong>.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Vortrag von Sprachwissenschafterin und<br />
Literaturprofessorin Isabella Tardin Cardoso.<br />
Kontakt: http://phil-kult.univie.ac.at<br />
Friedenspolitik und Menschenrechte<br />
3. 11. <strong>2010</strong>, 17.30–21 Uhr, Wiener<br />
Rathaus, Festsaal, 1., Lichtenfelsgasse 2.<br />
Fünftes Wiener Nobelpreisträgerseminar.<br />
Erwartet werden die NobelpreisträgerInnen<br />
Shirin Ebadi, Mohamed ElBaradei, Médecins<br />
Sans Frontières, José Ramos-Horta und<br />
Lech Walesa. Eine Kooperation zwischen<br />
Uni Wien, MedUni Wien und den Wiener<br />
Vorlesungen. Moderation: Gerald Gross.<br />
Kontakt: www.nobelvienna.at<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Termine<br />
MS Wissenschaft will mit Ausstellung<br />
Faszination für Forschung wecken<br />
Schiff mit Mission! Seit Sommer 2003<br />
geht ein umgebautes Frachtschiff<br />
regelmäßig auf Tour. Geankert wird an<br />
34 Stationen, darunter auch in Wien.<br />
Mit an Bord in diesem Jahr ist eine<br />
Ausstellung zur Energieforschung, die<br />
für Jugendliche – insbesondere auch<br />
Schulklassen – ab zehn Jahren geeignet<br />
ist. Gezeigt wird, welchen Beitrag die<br />
Forschung leistet, um die Energieversorgung<br />
der Zukunft gleichzeitig möglichst<br />
sicher, wirtschaftlich und<br />
umweltschonend zu gestalten. Rund<br />
35 Exponate aus wissenschaftlichen<br />
Instituten beleuchten neben techni-<br />
Von 9. bis 13. September<br />
ankert das Forschungsschiff<br />
in Wien bei der Anlegestelle<br />
Millennium Tower.<br />
+ + + 14. wiener video&filmtage-Festival von FilmemacherInnen bis 22 Jahre, 13.–17. Oktober, www. wienextra.at + + +<br />
Vienna Design Week mit renommierten Profis und innovativen Newcomern, 1.–10. Oktober, www. viennadesignweek.at + + +<br />
43<br />
schen Verfahren der Energieerzeugung,<br />
-speicherung und -verteilung<br />
auch gesellschaftliche, politische und<br />
ökonomische Aspekte. An vielen<br />
Exponaten können die BesucherInnen<br />
selbst aktiv werden: Sie können<br />
Dioden zum Leuchten bringen, Motoren<br />
starten oder beobachten, wie aus<br />
Biomasse Strom wird.<br />
Träger des Projektes ist Wissenschaft<br />
im Dialog (WiD), eine Gemeinschaftsinitiative<br />
der deutschen Wissenschaft,<br />
der alle führenden deutschen Wissenschaftsorganisationen<br />
angehören.<br />
Kontakt: www.ms-wissenschaft.de
44 Club <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Die Vorträge von dem Psychoanalytiker<br />
Alfred Pritz, der Frauengesundheitsbeauftragten<br />
Beate Wimmer-Puchinger und dem<br />
Physiker Heinz Oberhummer (v. l. n. r.)<br />
stehen zur Auswahl.<br />
Gewinnspiel: Gratis zum<br />
Vortrag ins Forschungsrad<br />
Eine Gondelfahrt der anderen Art gibt es für BesucherInnen des Forschungsfestes.<br />
40 ExpertInnen halten Vorlesungen im Wiener Riesenrad. Gratisfahrten gibt es für<br />
„<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-LeserInnen: Wir verlosen 20 der begehrten Plätze.<br />
Drei Vorträge stehen zur Auswahl. Idee und Konzept für dieses ungewöhnliche Projekt<br />
stammen vom Mastermind der Wiener Vorlesungen, Hubert Christian Ehalt.<br />
Der umtriebige Wissenschaftsreferent der Stadt Wien überzeugte 40 namhafte ExpertInnen,<br />
ihre Hörsäle anlässlich des Forschungsfestes kurzerhand gegen Gondeln des<br />
Riesenrades einzutauschen. Die BesucherInnen wird es freuen: Wie oft hat man schon<br />
die Gelegenheit, so viele SpitzenforscherInnen hautnah zu erleben?<br />
Gratisfahrt für „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“-LeserInnen:<br />
Wer bei unserem Gewinnspiel mitmacht, kann mit etwas Glück<br />
gratis bei folgenden Vorträgen in der Gondel mit dabei sein:<br />
Beate Wimmer-Puchinger: „Wie beeinflusst der Alltag unser Körperbild<br />
und die Gesundheit“, vier LeserInnen plus Begleitung, 18. 9., 13.20 Uhr<br />
Alfred Pritz: „Ein Leben zwischen Depression und Hochgefühl“,<br />
vier LeserInnen plus Begleitung, 18. 9., 14 Uhr<br />
Heinz Oberhummer: „Geheimnisvolles Universum – Kann das alles Zufall sein?“,<br />
zwei LeserInnen plus Begleitung, 18. 9., 17 Uhr<br />
Kontakt: Mitmachen ist ganz einfach: Suchen Sie sich einen der drei Vorträge aus und melden Sie<br />
sich bis zum 12. 9. <strong>2010</strong> beim Clubtelefon 01/277 55 22, unter www.forschen-entdecken.at an. Die<br />
GewinnerInnen werden telefonisch verständigt. Eine Fahrt dauert 30 Minuten. Die Gratiskarten müssen<br />
beim Riesenrad rechtzeitig abgeholt werden. Wer nicht zu den glücklichen GewinnerInnen zählt: Eine<br />
Fahrt kostet fünf Euro für Erwachsene und zwei Euro für Kinder bis 14 Jahre.<br />
20<br />
Gondelplätze<br />
für LeserInnen<br />
am 18. 9.<br />
zu gewinnen<br />
VERANSTALTUNGSREIHE<br />
Die Wiener<br />
Vorlesungen<br />
Kritisch, am Puls<br />
der Zeit und frei<br />
zugänglich: Die<br />
Wiener Vorlesungen<br />
sind seit mehr<br />
als 20 Jahren ein<br />
Forum für angeregte<br />
Diskussionen<br />
zu aktuellen Problemen unseres<br />
Lebens. Zu Gast waren Vortragende<br />
von Michail Gorbatschow<br />
bis Jody Winter.<br />
Koordinator ist der Historiker<br />
Hubert Christian Ehalt.<br />
Fotos: Getty Images (1), ZIT (1), Inge Prader (1), Ecowin Verlag (1), Florian Stecher (1), Nikolaus Similache (1)
FÜR KLUGE KÖPFE<br />
Sudoku – mitmachen & gewinnen<br />
Tragen Sie die Ziffern 1 bis 9 in die Blöcke ein. Jede Ziffer darf nur<br />
1 x pro Block, auf jeder Horizontalen und Vertikalen vorkommen.<br />
Addieren Sie anschließend die in den Kreisen stehenden Ziffern und<br />
geben Sie die Summe per E-Mail, Post oder Telefon bis 4. 10. <strong>2010</strong><br />
unter dem Kennwort „Sudoku“ bekannt. Die Ziehung erfolgt unter<br />
Ausschluss des Rechtsweges. Eine Barablöse der Preise ist nicht möglich.<br />
Zu gewinnen gibt es fünf Bücher von Heinz Finks Straßenbahnbuch<br />
„Die Cottage- und Heurigentramway“. Die GewinnerInnen werden<br />
schriftlich verständigt.<br />
Kontakt: Redaktion „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“, Postfach 7000, 1110 Wien, Clubtelefon<br />
01/277 55 22, E-Mail: leserservice@redaktion-wien.at, www.forschen-entdecken.at<br />
DIE COTTAGE- UND<br />
HEURIGENTRAMWAY<br />
Autor Heinz Fink gibt einen kurzen<br />
geschichtlichen Abriss über den<br />
Bezirk und präsentiert alle<br />
Linien in Worten und historischen<br />
Bildern. Eine unterhaltsame Lektüre<br />
für alle Straßenbahnfans.<br />
www.straßenbahnbücher.at<br />
Club<br />
CLUB WIEN.AT<br />
So können Sie mitspielen!<br />
Voraussetzung für die Teilnahme an unseren Aktionen<br />
ist, dass Sie Club-wien.at-Mitglied sind oder werden.<br />
Rufen Sie einfach bei un serem Clubtelefon 01/277 55 22<br />
an und geben Sie Name und Adresse bekannt. Nach der<br />
Anmeldung können Sie sofort mitspielen. Die Mitgliedschaft<br />
ist kostenlos und unverbindlich.<br />
Vorteilskarte<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Club<br />
Esskultur<br />
im Wandel<br />
45<br />
Neues Buch von Hanni Rützler. „Was wir essen,<br />
wie wir das tun und vor allem warum, wird sich<br />
fundamental ändern“, meint Ernährungswissenschafterin<br />
und Trendforscherin Hanni Rützler.<br />
Wohin die Reise gehen wird, zeigt sie in ihrem neuen<br />
Buch „Food Change“, das sie gemeinsam mit Kulturwissenschafter<br />
Wolfgang Reiter geschrieben hat.<br />
Darin präsentiert sie sieben neue Leitideen für eine<br />
neue Esskultur, beginnend bei neuen Konzepten in<br />
der Nahrungsmittelproduktion und endend bei<br />
einem kritischeren Konsum.<br />
Gewinnspiel: „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ verlost bis 4. 10. <strong>2010</strong><br />
fünf Exemplare des Buches „Food Change“, Krenn Verlag,<br />
ISBN: 978-3-99005-031-6, 19,95 Euro, Kontakt: Postfach<br />
7000, 1110 Wien, Clubtelefon 01/277 55 22,<br />
leserservice@redaktion-wien.at, www.forschen-entdecken.at<br />
Expertin Hanni Rützler: Es geht auch um die Frage, wie<br />
der Supermarkt der Zukunft aussehen wird.<br />
Science Busters mit<br />
neuem Buch auf Tour<br />
Interessant, verständlich und unterhaltsam!<br />
Seit es die „Science Busters“<br />
gibt, macht Physik endlich Spaß.<br />
Jetzt schlägt das Trio (Physiker<br />
Werner Gruber, Astronom Heinz<br />
Oberhummer und Kabarettist Martin<br />
Putigam) erneut zu. In ihrem aktuellen<br />
Buch geht es in bewährter Manier<br />
um Fragen wie „Kann Beten tödlich sein?“ und<br />
„Warum ist die Pest schuld am iPhone?“. Mehr<br />
über die Science Busters finden Sie auf Seite 29.<br />
Gewinnspiel: „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“ verlost bis 4. 10. <strong>2010</strong><br />
fünf Exemplare des Buches „Wer nichts weiß, muss alles glauben“,<br />
Verlag ecowin, ISBN: 978-3-902404-93-0, 21,90 Euro,<br />
Kontakt: Postfach 7000, 1110 Wien, Clubtelefon 01/277 55 22,<br />
leserservice@redaktion-wien.at, www.forschen-entdecken.at
Gratis-Magazine<br />
bestellen beim<br />
wien.at-LeserInnentelefon<br />
01/277 55<br />
City & Life<br />
Dein Jugendmagazin für mehr Spaß und mehr Zukunft.<br />
Nr. 02/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036705M, DVR 0000191<br />
Endlich<br />
Sommer<br />
Sommer<br />
Leben<br />
&Freude<br />
Für Wienerinnen & Wiener in ihren besten Jahren.<br />
Nr. 03/<strong>2010</strong> P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036636, DVR: 0000191<br />
www.cityandlife.at<br />
Wo was abgeht: Wiens Jugendliche im Talk mit Bürgermeister Häupl im<br />
Hotspots Promis Intervie Interview<br />
Archäologie<br />
macht Spaß<br />
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46 Schlusspunkt <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />
Die Zukunft bitte, sofort!<br />
Wunderbarer Fortschritt. Unlängst saß<br />
ich in Paris einer sehr netten Konsularbeamtin<br />
gegenüber. Ich sollte ihr meine<br />
Fingerabdrücke für einen neuen Reisepass<br />
dalassen. Während sie den Computer<br />
zu überreden versuchte, meinen<br />
Namen zu akzeptieren, sprachen wir<br />
darüber, wie sehr die Segnungen der<br />
neuen Technologien heutzutage helfen.<br />
Wohnungen zu besichtigen, von denen<br />
man 1.000 Kilometer entfernt ist, war<br />
da nur ein Punkt von vielen.<br />
Was wir früher in „Raumschiff<br />
Enterprise“ noch als Zukunft gesehen<br />
haben, ist heute Alltag. Bildtelefonie<br />
war damals Science-Fiction, heute<br />
spreche ich fast täglich via Skype mit<br />
meinem Vater – egal, wo er ist oder wo<br />
ich bin. Wenn wir auf Urlaub fahren,<br />
haben wir nicht nur mehr Bilder unseres<br />
Hotelzimmers gesehen, als früher<br />
in durchschnittlichen Reisekatalogen<br />
Platz hatten, sondern uns auch unsere<br />
Sitzplätze im Flugzeug ausgesucht und<br />
sogar schon eingecheckt, bevor wir<br />
uns überhaupt auf den Weg zum Flughafen<br />
machen.<br />
Bevor ich einkaufen gehe, sehe ich<br />
nach, ob mein Supermarkt einen<br />
bestimmten Artikel führt oder ob das<br />
Elektronikgeschäft meine Drucker -<br />
patronen gerade auf Lager hat. Wenn<br />
ich irgendwohin muss, wo ich noch nie<br />
war, sehe ich mir den Weg mit Google<br />
Streetview schon vorab im Internet an,<br />
damit ich nicht – wie üblich – drei Mal<br />
um den gesamten Platz renne, weil<br />
ich die richtige Straße nicht finde.<br />
Unlängst fuhr ich in einem Auto, das<br />
einem erst dann erlaubt, rückwärts<br />
zu rollen, wenn man den Retourgang<br />
einlegt. Und wenn ich in einer Kurzparkzone<br />
parke, erspart mir mein<br />
Handy das Kaufen und Ausfüllen eines<br />
Parkscheins.<br />
In einer Folge der wunderbaren<br />
TV-Serie „Mad Men“, die in den<br />
1960er-Jahren spielt, wird der Fuß<br />
eines Mannes durch einen Kleintraktor<br />
zerschreddert und muss amputiert<br />
werden. Heutzutage hingegen werden<br />
bereits ganze Gesichter transplantiert!<br />
Ist Fortschritt nicht etwas Wunderbares?<br />
Man möchte sich geradezu<br />
30 Jahre in die Zukunft beamen, um<br />
zu sehen, was bis dahin noch alles<br />
Alltag geworden ist. Vielleicht hat<br />
Krebs bis dahin den Stellenwert eines<br />
Schnupfens?<br />
Nur der Konsulats-Computer, der<br />
hat verweigert. Ihm zuliebe habe ich<br />
jetzt keinen Mädchennamen mehr.<br />
Zumindest das ging früher sicher einfacher.<br />
Sigrid Neudecker<br />
ist Autorin des<br />
Magazins „Zeit<br />
Wissen“ und<br />
pendelt zwischen<br />
Hamburg, Paris<br />
und Wien.<br />
Illustration: Markus Murlasits, Foto: Privat
Technik, die Menschen<br />
verbindet<br />
An der Technischen Universität (TU) Wien entsteht<br />
heute die Informationstechnologie von morgen<br />
Internet und Handy, moderne Computer und intelligente<br />
Roboter – im Informationszeitalter hat sich<br />
unser Alltag völlig verändert, und jedes Jahr gibt es<br />
neue revolutionäre Ideen. Die Technische<br />
Universität Wien ist als eine führende Forschungsuniversität<br />
mit dabei an der Spitze dieser Entwicklungen.<br />
Daher wurde der Bereich Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie von der TU Wien zu<br />
einem ihrer fünf Forschungsschwerpunkte erklärt.<br />
Die hellsten Köpfe verändern die Welt<br />
Jeder kennt das – ein Handy, das man heute kauft<br />
sieht ganz anders aus und kann viel mehr als das<br />
alte, das daheim in der Schublade liegt. In der<br />
Wissenschaft ist es nicht anders. Was man heute<br />
erforscht, wird morgen bereits wieder überarbeitet.<br />
Am Puls der Zeit kann man nur dann bleiben, wenn<br />
man es schafft, ganz unterschiedliche Forschungsgebiete<br />
gut zu verknüpfen. Um etwa einen nützlichen,<br />
intelligenten Roboter zu entwickeln, braucht man erst-<br />
klassiges Wissen über Elektrotechnik und Datenverarbeitung,<br />
und obendrein ein tiefes Verständnis von<br />
Mathematik und Mechanik. An der TU Wien wird die<br />
Forschung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
vor allem an der Fakultät für Informatik<br />
und der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
vorangetrieben. Fast unüberschaubar ist<br />
die Vielfalt an Forschungsthemen, in denen die TU<br />
Wien auf hohem internationalen Niveau mitwirkt – von<br />
neuen Internettechnologien über Virtual Reality bis hin<br />
zu Mobilfunktechnik und fußballspielenden Robotern.<br />
Auch die Frage, wie man neue Technologien<br />
einsetzen kann, um Menschen mit Behinderung ihren<br />
Alltag zu erleichtern, spielt an der TU Wien eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Die TU am Wiener Forschungsfest<br />
Beim Forschungsfest <strong>2010</strong> im Wiener Prater (am 18.<br />
und 19. September) sind gleich mehrere Forschungsbereiche<br />
der TU Wien vertreten. Dort gibt es beispielsweise<br />
die Gelegenheit, den TU-Roboter-Butler<br />
„James“ kennenzulernen oder herauszu�nden, wie ein<br />
elektronischer „Schutzengel“ funktioniert.<br />
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Rockstar Axl Rose<br />
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