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Kälte aus der Steckdose - Forschen-Entdecken

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<strong>Forschen</strong><br />

& <strong>Entdecken</strong><br />

Das Magazin für kluge Köpfe.<br />

Nr. 04/2006 P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />

MÄNNER & FRAUEN<br />

Wer ist hier an<strong>der</strong>s?<br />

Die große Bedeutung<br />

des kleinen Unterschieds<br />

www.forschen-entdecken.at


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(s06)<br />

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Bargeld ist Steinzeit


Fotos: privat (1), Corbis (1)<br />

Editorial<br />

Inhalt Ausgabe 04/06<br />

04–05 Shortcuts<br />

Was Schlittschuhe übers Eis gleiten lässt. Plastik <strong>aus</strong><br />

Bierhefe. Jungmedizinerin als Pionierin.<br />

12 Wiener Köpfe<br />

Wie TU-Professorin Silke Bühler-Paschen den<br />

Kühlschrank revolutionieren will.<br />

13 Know-how<br />

Wien startet „Viennovation 2015“, eine Initiative<br />

zur Stärkung <strong>der</strong> Forschungskompetenz.<br />

14–15 Interview<br />

Soziolinguistin und Wittgenstein-Preisträgerin Ruth<br />

Wodak über die neuen Medien und die Frage, warum<br />

sich Frauen für ihren Erfolg rechtfertigen müssen.<br />

16–17 Schnupfen<br />

Warum die Nase läuft, <strong>der</strong> Kopf schmerzt<br />

und <strong>der</strong> Hals kratzt, und was dagegen (nicht) hilft.<br />

Impressum<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Editorial / Inhalt / Impressum<br />

Wissen Sie, was das „Yentl-Syndrom“ ist? Wenn Sie den Ausdruck nicht kennen, das Phänomen vielleicht<br />

schon: Frauen müssen oft erst „beweisen“, dass sie so krank sind wie Männer, um dieselbe<br />

Behandlung zu bekommen. Das hat die Kardiologin Bernardine Healy, eine <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong>innen von<br />

Gen<strong>der</strong> Medicine, her<strong>aus</strong>gefunden. Medizin ist (wie die meisten Wissenschaften) männlich dominiert.<br />

Für Frauen ist ihr „An<strong>der</strong>ssein“ oft fatal – und manchmal sogar letal. Wissenschaft und Forschung<br />

brauchen daher dringend mehr Frauen – und mehr Frauenbewusstsein. Ob und wie dieses<br />

Anliegen in Wien geför<strong>der</strong>t wird, lesen Sie in dieser Ausgabe, dazu ein Interview mit <strong>der</strong><br />

renommierten Sprachwissenschafterin Ruth Wodak.<br />

Zum Drüberstreuen eine kleine Geschichte <strong>der</strong> Schnupfenforschung. Die gute<br />

Nachricht: Man kann etwas gegen rinnende Nasen tun. Die schlechte: Ist er einmal<br />

da, <strong>der</strong> Schnupfen, ist es zu spät. Dass Sie Weihnachten nicht nur diesbezüglich<br />

ungestört feiern können, wünscht Ihnen Petra Stuiber<br />

18–19 Alltag<br />

Frauen lachen öfter, haben aber einen schlechteren<br />

Orientierungssinn als Männer. B<strong>aus</strong>chutt macht<br />

Parkplätze grüner. Virtueller Stadt-Trip durch Wien.<br />

21 Style-Check<br />

Exklusiv: Hannes E<strong>der</strong> testet Hightech-Fashion<br />

mit speziellen Musikfunktionen.<br />

22–23 Frauen in <strong>der</strong> Forschung<br />

För<strong>der</strong>programme als Maßnahme gegen die<br />

Männerdominanz in <strong>der</strong> Wissenschaft.<br />

25 Computerspiel<br />

Papermint soll vor allem Frauen zum Einstieg<br />

in die virtuellen Welten verführen.<br />

26–27 LeserInnen-Aktionen<br />

Exklusiver Modetest bei URBAN TOOL.<br />

Kabarett von Heilbutt und Rosen.<br />

Computerspiele und Bücher zu gewinnen.<br />

28–29 Termine & Reaktionen<br />

Was in Wien los ist, in Wissenschaft & Forschung.<br />

Plus eine Nachlese zu F&E-Aktionen.<br />

30 Schlusspunkt<br />

Sigrid Neudecker über Tarnen und Täuschen<br />

in <strong>der</strong> Wissenschaft.<br />

06–10<br />

Wer ist hier an<strong>der</strong>s?<br />

X-Chromosom, Y-Chromosom – <strong>der</strong><br />

kleine Unterschied zwischen Mann<br />

und Frau und seine große Bedeutung<br />

in <strong>der</strong> Medizin ist <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Titelgeschichte.<br />

wien.at <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> – das Magazin für kluge Köpfe Heft 4/2006. Medieninhaber und Her<strong>aus</strong>geber: Stadt Wien – Presse- und Informationsdienst<br />

(MA 53), Rath<strong>aus</strong>, Stiege 3, 1082 Wien. Für den Inhalt verantwortlich: Mag. a Petra Stuiber. Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG,<br />

Leberstraße 122, 1110 Wien. Redaktion: Leberstraße 122, 1110 Wien, Tel. 01/740 32-0, www.forschen-entdecken.at, E-Mail: office@forschen-entdecken.at.<br />

Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut Widmann, Christoph Berndl (Stv.). Chef vom Dienst: Mag. Helmut Widmann. Magazinkoordination: Brigitte Limbeck.<br />

Artdirektion: Collettiva Winkler. Coverfoto: Getty Images. Reproduktion: Repromedia Druckges.m.b.H. Nfg. KG, Leberstraße 122, 1110 Wien. Druck: Goldmann-<br />

Druck AG, Königstetterstraße 132, 3430 Tulln. Anzeigenannahme: N. J. Schmid VerlagsgesmbH, Leberstraße 122, Postfach 420, 1110 Wien,<br />

Tel. 01/740 32-733. Verlags- und Herstellungsort: Wien.<br />

03<br />

Mehr über<br />

Wissen &<br />

Forschung<br />

im Internet unter<br />

www.forschenentdecken.at


04 Shortcuts <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

DAS BILD:<br />

Schmilzt Eis durch Körpergewicht?<br />

Sieben Tonnen sind die Untergrenze. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> schon einmal auf Schlittschuhen gestanden ist, weiß: Glatte<br />

Kufen gleiten auf Eis oft schneller, als einem lieb ist. Eine <strong>der</strong> am weitest verbreiteten Erklärungen dafür: Eis<br />

schmilzt unter dem Druck des Körpergewichts. Dadurch entsteht ein Wasserfilm, <strong>der</strong> ein Dahinschweben mit<br />

geringem Reibungswi<strong>der</strong>stand ermöglicht. Das ist freilich falsch. Denn die festgestellte physikalische Größe dieser<br />

„Druckaufschmelzung“ ist zu klein, um den Effekt zu erklären. Demzufolge müsste ein Schlittschuhläufer<br />

rund sieben Tonnen wiegen, um das Eis bei minus fünf Grad unter seinen Kufen zum Schmelzen zu bringen.<br />

Der tatsächliche Grund für das Gleiten: Eis hat auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt noch eine dünne<br />

Oberfläche <strong>aus</strong> flüssigem Wasser. Erstmals vermutet hat das <strong>der</strong> englische Physiker Michael Faraday in<br />

Zusammenhang mit aneinan<strong>der</strong>frierenden Eiswürfeln. Der experimentelle Nachweis dieser Flüssigkeitsschicht<br />

gelang dem Hamburger Synchrotronstrahlungslabor HASYLAB.


Fotos: Getty Images (1), Fre<strong>der</strong>king & Thaler (1), Medizinische Universität Wien (1), Mauritius (1)<br />

BILDERRÄTSEL:<br />

Was versteckt sich hinter diesem Bild?<br />

Blumenzwiebeln? Fischeier auf einem Korallenriff? Verschimmelte Sojasprossen?<br />

Zäpfchen und Stäbchen eines Auges? Bakterienkultur? Haarwurzeln im Querschnitt?<br />

Was die Abbildung tatsächlich zeigt, erfahren Sie auf Seite 18.<br />

Nicht nur ein kühles Blondes, auch Kunststoff<br />

soll <strong>aus</strong> Bierhefe hergestellt werden.<br />

DAS IRRE PROJEKT:<br />

Plastik <strong>aus</strong> Bierhefe<br />

Alternative zu Rohöl. Sie ist die regierende<br />

Weltmeisterin in <strong>der</strong> Produktion<br />

von Milchsäure und könnte die Herstellung<br />

von Plastik revolutionieren: Die<br />

Rede ist von Bierhefe, die – gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>t – mithelfen kann, teures<br />

Rohöl zu sparen. Her<strong>aus</strong>gefunden<br />

haben das ForscherInnen des Instituts<br />

für Angewandte Mikrobiologie an <strong>der</strong><br />

BOKU Wien. Ihnen ist es gelungen, <strong>aus</strong><br />

einer Million Zellen einen Stamm zu<br />

isolieren, <strong>der</strong> zu Plastik verarbeitbare<br />

Milchsäure produziert. Die Methode<br />

wurde als US-Patent angemeldet.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Shortcuts<br />

Mit Bravour<br />

zum Doktortitel<br />

Jungmedizinerin als<br />

Pionierin. Eine Reifeprüfung<br />

mit Auszeichnung<br />

sowie ein<br />

Studium, in dem alle<br />

Prüfungen inklusive<br />

<strong>der</strong> Dissertation mit<br />

„Sehr gut“ benotet<br />

werden: Das sind die<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen für<br />

eine „promotio sub<br />

<strong>aus</strong>piciis praesidentis<br />

rei publicaes“, einer<br />

Promotion unter den Auspizien des<br />

05<br />

DAS ZITAT:<br />

„Wussten Sie, dass es bis<br />

zu einem gewissen Grad<br />

genetisch ist, warum sich<br />

eine Frau einen Mann nicht<br />

,schön saufen‘ kann?“<br />

Markus Hengstschläger,<br />

Humangenetiker, in seinem<br />

Buch „Die Macht <strong>der</strong> Gene“<br />

FRAU DER STUNDE:<br />

Doris Maria Bergmair<br />

promovierte als erste<br />

Frau <strong>der</strong> MedUni<br />

„sub <strong>aus</strong>piciis“.<br />

Bundespräsidenten. Als erste Frau <strong>der</strong><br />

Medizinischen Universität Wien erhielt<br />

Doris Maria Bergmair diese höchstmögliche<br />

Auszeichnung von Studienleistungen<br />

in Österreich. Und das, obwohl die<br />

geborene Linzerin neben Medizin auch<br />

Sportwissenschaften und Betriebswirtschaft<br />

belegte, mehrere Auslandsaufenthalte<br />

absolvierte und an <strong>der</strong> Universitätsklinik<br />

für Klinische Pharmakologie<br />

arbeitete, wo sie auch ihre Dissertation<br />

verfasste. Sperriger Titel: „Die Wirkung<br />

<strong>der</strong> Substanz Anti-Interleukin-6-Antikörper<br />

bei Endotoxämie“. Dabei geht<br />

es um die Wirkung von Botenstoffen in<br />

<strong>der</strong> frühen Phase bakterieller Blutvergiftung.<br />

Nächstes Ziel <strong>der</strong> 30-Jährigen, die<br />

im Vorjahr Mutter geworden ist: die<br />

Turnus<strong>aus</strong>bildung zur Allgemeinmedizinerin<br />

im Landeskrankenh<strong>aus</strong> Feldkirch.<br />

+ + + Gartentherapie wird erstmals als berufsbegleiten<strong>der</strong> universitärer Lehrgang angeboten, www.oegg.or.at + + +<br />

Die Vienna International Summer University nimmt bis 30. 1. 2007 Anmeldungen entgegen, www.univie.ac.at/ivc/VISU + + +


06 Gen<strong>der</strong>-Medizin <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Yentl


und die Ärzte<br />

„Die Gen<strong>der</strong>-Medizin steckt<br />

noch in den Kin<strong>der</strong>schuhen. Da<br />

wird sicher auch in Österreich<br />

noch viel erforscht werden.“<br />

Jeanette Strametz-Juranek, Kardiologin<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Gen<strong>der</strong>-Medizin<br />

07<br />

Frauen sind an<strong>der</strong>s, so viel steht<br />

fest. Aber lange Zeit ist die Medizin<br />

nicht auf ihre klinischen und<br />

sozialmedizinischen Bedürfnisse<br />

eingegangen. Die junge Disziplin<br />

<strong>der</strong> Gen<strong>der</strong>-Medizin soll das<br />

än<strong>der</strong>n. Text: Kl<strong>aus</strong> Kamolz, Fotos: Lukas Beck<br />

Es ist eine Geschichte, die ans Herz geht – im emotionalen<br />

wie klinischen Sinn. Es ist die Geschichte von Yentl,<br />

<strong>der</strong> jungen Jüdin, <strong>der</strong>en Traum es ist, Talmud zu studieren,<br />

was im Osteuropa des beginnenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

allein Männern vorbehalten ist. Isaac Bashevis Singer hat<br />

sie 1962 geschrieben; in <strong>der</strong> Verfilmung mit Barbra Streisand<br />

ist sie berühmt geworden. Yentl verwandelt sich in<br />

einen jungen Mann, lässt Haare, nennt sich Anshel und<br />

wird zum Musterschüler des Talmudlehrers. Aber die<br />

junge Frau muss ein verstecktes Leben führen; sie muss<br />

ständig „beweisen“, ein Mann zu sein.<br />

Die amerikanische Kardiologin Bernardine Healy<br />

erinnerte sich an Yentl, als sie 1991 – damals in ihrer Funktion<br />

als Direktorin des National Institute of Health (NIH)<br />

– im New England Journal of Medicine einen Bericht über<br />

die Behandlungsmethoden von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

schrieb. „Eine Frau muss erst beweisen, so herzkrank<br />

zu sein wie ein Mann, um dieselbe Behandlung zu<br />

erhalten“, schrieb sie. Sie nannte ihre These das „Yentl-<br />

Syndrom“. 1999 erschien dann eine Studie <strong>der</strong> Georgetown-Universität,<br />

die das „Yentl-Syndrom“ klar bestätigte.<br />

Kevin Schulman hatte Männer und Frauen verschiedener<br />

Ethnien und Rassen mit identen Schil<strong>der</strong>ungen von<br />

Symptomen zu Ärzten geschickt. Das Ergebnis: Schwarze<br />

Frauen und Immigrantinnen haben die geringste Chance<br />

auf eine adäquate Therapie, doch auch die Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Behandlung von weißen Frauen und Männern sozial<br />

besser gestellter Gesellschaftsschichten sind enorm.<br />

Frauen wird die komplette Bandbreite <strong>der</strong> Behandlungsmethoden<br />

viel häufiger vorenthalten, sie werden weniger<br />

oft zu weiter führenden Untersuchungen überwiesen und<br />

stattdessen vermehrt mit Medikamenten abgespeist, die an<br />

ihnen nicht einmal <strong>aus</strong>führlich getestet wurden.<br />

Es ist im Grunde ein paradoxer Zustand. Im Zeitalter <strong>der</strong><br />

Hightech-Medizin werden Frauen immer noch in vielen<br />

Belangen an<strong>der</strong>s – soll heißen weniger effizient – behandelt.<br />

Umgekehrt aber gibt es in etlichen Bereichen, die spezifische<br />

Zugänge erfor<strong>der</strong>n würden, eine Gleichbehandlung.<br />

Was damit gemeint ist, formuliert die amerikanische<br />

Ärztin Marianne Legato so: „Die meisten Ärzte neigen<br />

dazu, alle ihre Patienten so zu behandeln, als gäbe es nur<br />

ein Geschlecht: das männliche.“ Wichtige Faktoren bleiben<br />

dabei auf <strong>der</strong> Strecke: Größe, Statur, Hormonh<strong>aus</strong>halt, ▼


08 Gen<strong>der</strong>-Medizin <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

„Es gibt eine<br />

Reihe von<br />

Krankheiten,<br />

die ungleich<br />

unter den<br />

Geschlechtern<br />

verteilt sind<br />

und an<strong>der</strong>e<br />

Verläufe<br />

zeigen.“<br />

Anita Rie<strong>der</strong>,<br />

Sozialmedizinerin<br />

Frauen<br />

in <strong>der</strong><br />

Forschung<br />

siehe Seite 22–23<br />

▼ ja die gesamte Biochemie, die Umwelteinflüsse und<br />

Medikamente im Stoffwechsel verarbeitet. Und warum<br />

ist das so? Legato formuliert es drastisch: „Die Medizin<br />

wurde bisher so betrieben, als ob allein die Brüste, die Gebärmutter<br />

und die Eierstöcke einer Frau spezifisch weiblich<br />

seien – und als ob ihr Herz, ihr Gehirn und je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Teil ihres Körpers identisch wären mit denen des<br />

Mannes.“ In den meisten Fällen sei das „schlicht auf die<br />

Art <strong>der</strong> medizinischen Ausbildung zurückzuführen.“<br />

Legato weiß, wovon sie spricht: Sie ist eine Pionierin auf<br />

dem neuen Gebiet <strong>der</strong> so genannten Gen<strong>der</strong>-Medizin, die<br />

sämtliche geschlechtsspezifischen Aspekte in den Bereichen<br />

Prävention, Diagnose und Therapie zu erforschen<br />

beginnt. Sie hat einen Stein ins Rollen gebracht, indem sie<br />

die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen<br />

öffentlich machte und Bücher darüber schrieb. Sie hat die<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> ungleichen Karrierechancen von<br />

Ärztinnen und Ärzten analysiert. Sie hat viel dazu beigetragen,<br />

dass heute ernsthaft über die biologischen Unterschiede<br />

von Frauen und Männern diskutiert werden kann<br />

– ein Diskurs, <strong>der</strong> sich bisher schnell in Klischees erschöpfte.<br />

Gen<strong>der</strong>-Medizin, betont Legato, müsse „streng<br />

vom Feminismus getrennt werden“. Sie hat das auch heuer<br />

im Mai in Wien gesagt, beim 1. Internationalen Gen<strong>der</strong>-Symposium<br />

an <strong>der</strong> Medizinischen Universität Wien.<br />

Fe<strong>der</strong>führend dabei war auch die Wiener Kardiologin<br />

Jeanette Strametz-Juranek. Wenn die Ärztin durch die<br />

langen Gänge <strong>der</strong> Kleinstadt AKH zu ihrer Station eilt, ist<br />

sie von Gen<strong>der</strong>-Aspekten verschiedenster Art umgeben.<br />

Medizin-Studentinnen huschen an ihr vorbei; sie bilden<br />

mit 55 Prozent die Mehrheit <strong>der</strong> Studierenden, aber ganz<br />

oben auf <strong>der</strong> Karriereleiter werden die meisten nie ankommen.<br />

Zu einer Professur bringen es nur sechs Prozent.<br />

Stand: Jänner 2004. Klar, das soll sich än<strong>der</strong>n. So<br />

genanntes Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming hat mittlerweile an <strong>der</strong><br />

MedUni Wien sogar eine Stabsstelle erhalten, die Verbes-<br />

serungen <strong>aus</strong>arbeiten soll. Gen<strong>der</strong>-Forschung steht auch<br />

auf dem Lehrplan. Und eine Gen<strong>der</strong>-Professur soll es<br />

auch bald geben. „Aber es ist noch viel zu tun“, sagt<br />

Strametz-Juranek.<br />

In den vielen Stationen und Ambulanzen des AKH<br />

müssen immer noch Medikamente verschrieben und<br />

Therapien angewandt werden, über <strong>der</strong>en unterschiedliche<br />

Wirkungen und Nebenwirkungen auf Männer und<br />

Frauen erstaunlich wenig bekannt ist. Selbst Klassiker<br />

<strong>der</strong> Pharmazeutik sind davon betroffen. Welche zum<br />

Beispiel? Die Kardiologin Strametz-Juranek sagt schnell<br />

und knapp: „Acetylsalicylsäure“. Und nach einer kurzen<br />

P<strong>aus</strong>e fügt sie hinzu: „Wer hätte das gedacht?“ Die Ärztin<br />

spricht über nichts an<strong>der</strong>es als Aspirin, milliardenfach<br />

erprobt bei grippalen Infekten, aber auch in <strong>der</strong> Prävention<br />

von Schlaganfällen und Herzinfarkten. Eine neue<br />

US-Studie brachte nun ernüchternde Ergebnisse: Aspirin<br />

hat offenbar wenig präventive Wirkung auf infarktgefährdete<br />

Frauen.<br />

Was wird noch alles entdeckt werden? Ein weites Feld <strong>der</strong><br />

Forschung eröffnet sich jedenfalls, die Gen<strong>der</strong>-Medizin<br />

stecke noch in den Kin<strong>der</strong>schuhen, sagt Strametz-Juranek,<br />

„da wird sicher auch in Österreich noch viel erforscht<br />

werden.“ Die Sozialmedizinerin Anita Rie<strong>der</strong>, Autorin<br />

<strong>der</strong> ersten umfassenden Gen<strong>der</strong>-Übersicht in deutscher<br />

Sprache (siehe Buchtipps), ortet eine regelrechte<br />

„Goldgräberstimmung“. Und in ihrem Buch „Warum<br />

Frauen gesün<strong>der</strong> leben & Männer früher sterben“ listet<br />

die Wiener Psychiaterin Gabriele Fischer eine ganze Reihe<br />

von Erkrankungen auf, die, wie sie sagt, „ungleich unter<br />

den Geschlechtern verteilt sind o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Verläufe<br />

zeigen“: Asthma, Diabetes, Multiple Sklerose, Rheuma,<br />

Migräne und Depression. „Das erfor<strong>der</strong>t auch spezifische<br />

Zugänge in Diagnose und Therapie“, sagt Fischer in ihrem<br />

Büro in den AKH-Kliniken am Südgarten. Doch die<br />

erschöpfen sich immer noch häufig in Stereotypen: „Frau-


enkrankheiten werden überdurchschnittlich oft mit den<br />

Reproduktionsorganen in Zusammenhang gebracht. Bei<br />

Männern werden Symptome eher somatisch gedeutet,<br />

bei Frauen psychisch.“ Fischer nennt ein Beispiel: Bestimmte<br />

Schmerzbil<strong>der</strong> beim Mann lassen rasch an Herzerkrankungen<br />

denken; bei Frauen mit denselben Symptomen<br />

könnte es sich aber auch um psychovegetative<br />

Dystonie handeln, eine Störung des Muskelapparates mit<br />

seelischen Ursachen.<br />

Aber ist je<strong>der</strong> tatsächliche biologische Unterschied ein<br />

wertvolles Nugget, wie Rie<strong>der</strong> formuliert? Es kommt<br />

darauf an, was man dar<strong>aus</strong> macht, so die Sozialmedizinerin:<br />

„Es hat wenig Sinn, über jeden neu entdeckten Unterschied<br />

in Begeisterung <strong>aus</strong>zubrechen. Wichtiger ist, abzuklären,<br />

ob er auch relevant ist, und dar<strong>aus</strong> die richtigen<br />

Schlüsse zu ziehen.“ Gen<strong>der</strong>-Medizin ist also wesentlich<br />

mehr als Laborarbeit; es ist eine umfassende Disziplin, in<br />

<strong>der</strong> klinische und sozialmedizinische Aspekte in Einklang<br />

gebracht werden müssen: Sex und Gen<strong>der</strong>, wie amerikanische<br />

Gesundheitsbehörden neuerdings immer öfter betonen,<br />

biologisches und soziales Geschlecht. Oft sind es<br />

nämlich auch Lebensumstände, die unterschiedliche Prävalenzen<br />

für Krankheiten erzeugen können. Warum beispielsweise<br />

erkranken muslimische Frauen in den Tropen<br />

weniger oft an Malaria? Sind sie resistenter o<strong>der</strong> durch ihre<br />

Verhüllung besser vor Mückenstichen geschützt?<br />

Viel versprechende Ansätze, ein Bewusstsein für die<br />

Notwendigkeit geschlechtsspezifischer medizinischer<br />

Forschung, gibt es auch in Wien seit Jahren. Schon früh<br />

erschienen in <strong>der</strong> Bundeshauptstadt erste spezifische Berichte<br />

über Männer- und Frauengesundheit, in denen<br />

manche Klischees über den viel beschworenen großen<br />

Unterschied bestätigt, an<strong>der</strong>e aber vom Sockel gestoßen<br />

wurden.<br />

Je weiter die Gen<strong>der</strong>forschung voranschreitet, desto<br />

größer wird dieser Unterschied. „Frauen haben eine<br />

einzigartige Biologie“, schreibt die Kardiologin Legato in<br />

ihrem Buch „Evas Rippe“. Und deshalb müssen sie auch<br />

nach ihren Bedürfnissen medizinisch behandelt werden,<br />

denn ihr Geschlecht ist <strong>aus</strong> ärztlicher Sicht auch eine<br />

lebensbestimmende Determinante.<br />

Nur einige Beispiele, die darlegen, warum geschlechtsspezifische<br />

klinische Zugänge von lebenswichtiger Bedeutung<br />

sind: Größe, Gewicht, Fett- und Muskelmasse<br />

haben enormen Einfluss auf die Verarbeitung von Medikamenten.<br />

Der höhere Körperfettanteil von Frauen führt<br />

dazu, dass fettlösliche Substanzen bei ihnen stärker wirken.<br />

Dazu kommen noch eine geringere Magensaftproduktion<br />

und Nierenleistungsfähigkeit; die Wirkstoffe<br />

werden so langsamer abgebaut. Die möglichen Folgen:<br />

gefährlichere Nebenwirkungen bis hin zu Gehirnblutungen<br />

und Herzrhythmusstörungen.<br />

Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung bei <strong>der</strong> Resorption<br />

von Arzneimitteln ist auch <strong>der</strong> Hormonh<strong>aus</strong>halt von<br />

Frauen. Ihr System <strong>der</strong> so genannten P-450-Enzyme, die<br />

an <strong>der</strong> Verarbeitung von Wirkstoffen beteiligt sind, kann<br />

völlig an<strong>der</strong>e Reaktionen <strong>aus</strong>lösen. Dennoch: Frauen<br />

„Frauenkrankheiten werden<br />

überdurschnittlich oft mit den<br />

Reproduktionsorganen in<br />

Zusammenhang gebracht.“<br />

Gabriele Fischer, Psychiaterin<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Gen<strong>der</strong>-Medizin<br />

fehlten bis vor wenigen Jahren in klinischen Studien nahezu<br />

völlig. Mehr als 22.000 Männer testeten etwa die<br />

potenzielle Wirkung von Aspirin bei Herzinfarkten; die<br />

Zahl <strong>der</strong> teilnehmenden Frauen: null. Sozialmedizinerin<br />

Anita Rie<strong>der</strong> nennt in diesem Zusammenhang auch die<br />

Baltimore-Studie, ein seit den fünfziger Jahren laufendes<br />

Langzeitprojekt zur Erforschung des Alterns. „Da nahmen<br />

bis in die siebziger Jahre nur Männer teil.“<br />

Diese enorme Schieflage hat auch historische Gründe.<br />

Seit dem Contergan-Skandal Anfang <strong>der</strong> sechziger Jahre,<br />

bei dem t<strong>aus</strong>ende Menschen starben o<strong>der</strong> mit Missbildungen<br />

zur Welt kamen, wurden Frauen in klinischen<br />

Studien nahezu tabuisiert; sie könnten ja schwanger sein<br />

o<strong>der</strong> werden. „Contergan“, sagt Kardiologin Strametz-<br />

Juranek, „war ein Schock. Aber <strong>der</strong> darauf folgende<br />

Schutz <strong>der</strong> Frauen vor den Gefahren klinischer Tests<br />

brachte neue Probleme.“ Frauen wurden von bestimmten<br />

Wirkstoffen <strong>aus</strong>geschlossen o<strong>der</strong> sie mussten sie<br />

schlucken, ohne dass auch nur eine Vertreterin ihres Geschlechts<br />

sie vorher erprobt hätte. Bei antiviralen HIV-<br />

Therapien in den neunziger Jahren stellte man plötzlich<br />

erhöhte Todesraten bei Frauen fest. Erneutes Umdenken<br />

war die Folge – vor allem in den USA, wo Zulassungen ▼<br />

09


10 Gen<strong>der</strong>-Medizin <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

● BUCHTIPPS ZUM THEMA<br />

GENDER-MEDIZIN<br />

Gabriele Fischer<br />

Warum Frauen<br />

gesün<strong>der</strong> leben<br />

& Männer früher<br />

sterben. GeschlechtsbezogeneKrankheitsbil<strong>der</strong><br />

Allgemein verständliche Zusammenschau<br />

über den großen Unterschied<br />

zwischen Mann und Frau in allen<br />

klinischen Bereichen. Fischer widmet<br />

aber auch dem Lifestyle viel Platz:<br />

Anti Aging, Ernährung und<br />

Komplementärmedizin.<br />

Beltz Taschenbuch, 248 Seiten,<br />

EUR 17,40, ISBN: 3-407-22170-3<br />

Marianne Legato<br />

Evas Rippe<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Frauenbenachteiligung<br />

in <strong>der</strong><br />

Medizin, geschrieben von<br />

<strong>der</strong> Pionierin <strong>der</strong> Gen<strong>der</strong>-<br />

Medizin in den USA. Die<br />

großen Themen: Warum Frauen<br />

manche Krankheiten ganz an<strong>der</strong>s<br />

erfahren, warum erst jetzt<br />

die weibliche Seite <strong>der</strong> Medizin<br />

entdeckt wird, warum viele Medikamente<br />

für Frauen gefährlich sind.<br />

Ullstein Verlag, 344 Seiten,<br />

EUR 9,20, ISBN-10: 3548365876<br />

Anita Rie<strong>der</strong>,<br />

Brigitte Lohff (Hrsg.)<br />

Gen<strong>der</strong> Medizin.<br />

Geschlechtsspezifische<br />

Aspekte für die<br />

klinische Praxis<br />

Die Wiener Sozialmedizinerin<br />

Anita Rie<strong>der</strong> und ihre Hannoveraner<br />

Kollegin Brigitte Lohff liefern das<br />

erste umfassende Fachbuch über<br />

Gen<strong>der</strong>-Medizin in deutscher Sprache.<br />

Eine wichtige Rolle spielt auch <strong>der</strong><br />

Bereich Öffentliche Gesundheit.<br />

SpringerWienNewYork,<br />

443 Seiten, EUR 59,80,<br />

ISBN: 3-211-00766-0<br />

● VERANSTALTUNG<br />

2. Internationaler Kongress für Gen<strong>der</strong>-<br />

Medizin. Unter <strong>der</strong> Leitung von Präsidentin<br />

Jeanette Strametz-Juranek diskutieren<br />

ExpertInnen <strong>aus</strong> zahlreichen<br />

Län<strong>der</strong>n Aspekte <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen<br />

Medizinforschung. Geplant<br />

sind auch Publikums-Veranstaltungen.<br />

2.–3. Juni 2007, AKH Wien<br />

▼ und För<strong>der</strong>ungen heute weitgehend davon<br />

abhängen, ob <strong>der</strong> Anteil von Zielpersonen<br />

für einen bestimmten Wirkstoff in<br />

<strong>der</strong> Studienphase auch <strong>aus</strong>reichend repräsentiert<br />

ist.<br />

Freilich, brisant sind klinische Studien,<br />

in denen <strong>der</strong> Effekt von Arzneimitteln<br />

auf schwangere Frauen untersucht wird,<br />

allemal. Das weiß auch die junge amerikanische<br />

Ärztin Amelia Arria. Ende November<br />

verbrachte die Expertin für Drogentherapie<br />

<strong>der</strong> Universität Maryland einige<br />

Tage in Wien, um mit <strong>der</strong> Psychiaterin<br />

Gabriele Fischer den Verlauf eines „weltweit<br />

einzigartigen Projekts“ (Fischer) zu<br />

diskutieren. Fischer ist an einer internationalen<br />

Studie beteiligt, die den Effekt des<br />

Drogenersatzstoffes Buprenorphin auf<br />

schwangere Frauen erforscht. 52 drogenabhängige<br />

Frauen <strong>aus</strong> Wien und Umgebung<br />

nehmen daran teil und werden während<br />

<strong>der</strong> Schwangerschaft regelmäßig<br />

akribisch untersucht. Das Medikament,<br />

so viel steht fest, ist für Schwangere rela-<br />

„Was wir her<strong>aus</strong>finden<br />

wollen, ist, wie weit man<br />

das Risiko einer Abhängigkeit<br />

des Neugeborenen<br />

reduzieren kann.“<br />

Amelia Arria, Expertin für<br />

Drogentherapie<br />

tiv sicher. „Was wir her<strong>aus</strong>finden wollen“,<br />

so Ärztin Arria, „ist, wie weit man das<br />

Risiko einer Abhängigkeit des Neugeborenen<br />

reduzieren kann. Es sieht ganz gut<br />

<strong>aus</strong>.“ Für Gabriele Fischer hat das Projekt<br />

aber noch eine an<strong>der</strong>e Bedeutung: „Es<br />

könnte zum Vorbild für künftige klinische<br />

Studien werden und langfristig dazu beitragen,<br />

die Medikamentensicherheit für<br />

Frauen zu erhöhen.“ ●<br />

Kl<strong>aus</strong> Kamolz<br />

ist als Wissenschaftsjournalist<br />

u. a. für profil tätig.


12 Wiener Köpfe <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Ob im Forschungslabor o<strong>der</strong> in den eigenen<br />

vier Wänden, ein gemeinsames Ziel und<br />

Teamgeist sind für die Physikerin Silke<br />

Bühler-Paschen das Geheimnis zum Erfolg.<br />

<strong>Kälte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Steckdose</strong><br />

Der geräuschlose Kühlschrank ohne Kühlmittel<br />

ist bevorzugtes Forschungs-Objekt <strong>der</strong> Physikerin<br />

Silke Bühler-Paschen.<br />

● STOFFE DER ZUKUNFT<br />

Thermo-Elektrika<br />

Silke Bühler-Paschen, seit Mai 2005<br />

Professorin am Festkörperphysik-<br />

Institut an <strong>der</strong> TU Wien, und ihr<br />

Team arbeiten an Materialien, die<br />

beson<strong>der</strong>s effizient elektrischen<br />

Strom in <strong>Kälte</strong> umwandeln können<br />

o<strong>der</strong> – umgekehrt – einen natürlich<br />

vorkommenden Temperaturunterschied<br />

(wie z. B. beim Auto<strong>aus</strong>puff)<br />

in Elektrizität. Das Projekt wurde<br />

von <strong>der</strong> EU in ein „Network of<br />

Excellence“ aufgenommen. „Das<br />

bedeutet För<strong>der</strong>geld, womit die<br />

Forschungsarbeit in nächster Zeit<br />

gesichert ist“, so die Physikerin.<br />

Nachtschicht im Forschungslabor.<br />

Beide Zeiger auf <strong>der</strong> großen Uhr in<br />

ihrem Büro stehen auf zwölf – es ist<br />

Mitternacht. Doch für Silke Bühler-<br />

Paschen, 39, Professorin für Technische<br />

Physik an <strong>der</strong> TU-Wien, ist <strong>der</strong><br />

Arbeitstag noch nicht zu Ende: „Bei berufstätigen<br />

Müttern ist das eben so“,<br />

sagt sie. „Was sich untertags nicht <strong>aus</strong>geht,<br />

wird erledigt, wenn die Kin<strong>der</strong> im<br />

Bett sind.“ Die größte berufliche Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong>zeit? Thermoelektrika.<br />

Bühler-Paschen: „Wir arbeiten an<br />

Strukturen, in denen Atome in molekularen<br />

Käfigen gefangen sind. Derartige<br />

Stoffe haben beste thermo-elektrische<br />

Eigenschaften.“ An<strong>der</strong>s <strong>aus</strong>gedrückt:<br />

Sie können durch elektrischen Strom –<br />

<strong>der</strong> normalerweise aufheizt – Kühlung<br />

hervorrufen. „Das ist dann <strong>der</strong> Kühlschrank,<br />

<strong>der</strong> rein durch Anstecken an<br />

eine <strong>Steckdose</strong> kühlt. Kein Kühlmittel,<br />

keine Bewegung, kein Lärm. O<strong>der</strong> das<br />

Auto, das während <strong>der</strong> Fahrt Energie<br />

erzeugt.“ Vom Forschungsergebnis zum<br />

fertigen Produkt ist es aber noch ein<br />

langer Weg. Die Prototyp-Entwicklung,<br />

um Industriepartner gezielt ansprechen<br />

zu können, soll demnächst beginnen.<br />

Die Schwierigkeit bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

liegt aber, so Bühler-Paschen, „in <strong>der</strong><br />

Ungeduld“ <strong>der</strong> Industrie: „Dort findet<br />

keine wirkliche Grundlagenforschung<br />

statt, son<strong>der</strong>n sehr kurzfristiges Denken.<br />

Die Industrie will schon in ein bis<br />

zwei Jahren fertige Lösungen haben. In<br />

<strong>der</strong> Forschung haben wir aber einen<br />

Horizont von bis zu zwanzig Jahren.“<br />

Teamgeist. Genau wie im Beruf setzt<br />

die passionierte Wissenschafterin auch<br />

privat auf gute Organisation. Alles unter<br />

einen Hut zu bekommen funktioniert<br />

nur, weil Ehemann Paul mit ihr an<br />

einem Strang zieht. Kin<strong>der</strong> und H<strong>aus</strong>halt<br />

werden gemeinsam „geschupft“,<br />

sodass jedem genügend Raum für den<br />

Job bleibt, und den möchte Bühler-<br />

Paschen nicht missen. Geht es doch um<br />

Stoffe, <strong>aus</strong> denen die Zukunft gezimmert<br />

ist.<br />

+ + + Rekordbewilligungen von 31,9 Millionen Euro heuer vom FWF für Schwerpunktprogramme vergeben, www.fwf.ac.at<br />

+ + + + + + Projekt „Hyvolution“ an <strong>der</strong> TU-Wien erforscht, wie <strong>aus</strong> Biomasse Wasserstoff wird, www.biowasserstoff.at + + +<br />

Fotos: Nikol<strong>aus</strong> Similache (3), privat (1), Illustratration: Markus Murlasits


Wiener Think-Tank zur<br />

Zukunft <strong>der</strong> Forschung<br />

Gemeinsam mit innovativen Hightech-Firmen<br />

und SpitzenforscherInnen startet die Stadt Wien<br />

die Forschungsoffensive „Viennovation 2015“.<br />

Bündnis <strong>aus</strong> Wissenschaft, Wirtschaft und Stadt. Wissenstransfer intensivieren, Infrastruktur<br />

mo<strong>der</strong>nisieren, kluge Köpfe för<strong>der</strong>n, Internationalisierung betreiben – mit<br />

klaren Zielen soll Wiens Innovations- und Forschungskompetenz in den nächsten Jahren<br />

weiter gestärkt werden. Der konkrete Fahrplan dazu wurde in <strong>der</strong> Wiener Forschungs-,<br />

Technologie- und Innovations-Initiative „Viennovation 2015“ festgelegt.<br />

Beteiligt an dieser „FTI-Strategie“ sind mehr als 60 hochrangige ExpertInnen <strong>aus</strong><br />

Wissenschaft, Wirtschaft und Einrichtungen <strong>der</strong> Stadt Wien. Gestartet wurden vier<br />

Workshop-Reihen zu den Themen „FTI im Unternehmenssektor“, „Forschungsschwerpunkte<br />

und Wissenstransfer“, „Wissenschaft und Gesellschaft“ und „Stadtentwicklung<br />

für den Forschungsstandort Wien“. Übergeordnetes Ziel: Wien noch<br />

stärker als zentraleuropäische Forschungs- und Wissenschaftsstadt zu etablieren, um<br />

international wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Kontakt, Termine, Zwischenergebnisse: www.wiendenktzukunft.at<br />

● VIENNOVATION 2015<br />

Konkrete Forschungsziele für 2007<br />

, Forschungsquote auf 4 Prozent heben (letzte Daten 2004: 3,13 Prozent)<br />

, 22.000 Beschäftigte im F&E-Bereich (Plus von 25 Prozent)<br />

, Verdoppelung <strong>der</strong> F&E-Unternehmen (von <strong>der</strong>zeit 400 auf 800)<br />

, Akademikerquote auf 20 Prozent heben (2004: 16,4 Prozent)<br />

, 200 Wiener KMU im 7. Rahmenforschungsprogramm för<strong>der</strong>n<br />

, Verdoppelung des Frauenanteils in betrieblicher Forschung<br />

auf 22 Prozent (2004: 11 Prozent)<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Wiener Know-how<br />

+ + + FH-Bachelorstudium „Bauingenieurwesen-Baumanagement“ ab Semester 2007/08 in Vollzeit angeboten, www.fhcampuswien.ac.at<br />

+ + + Forscherteam an <strong>der</strong> MedUni Wien entwickelt Standard-Protokoll zur Protein-Identifizierung + + +<br />

13<br />

● INTERVIEW<br />

„Mut zur Einmischung“<br />

Philipp Steger ist Wissenschaftsattaché<br />

in Washington und initiierte<br />

das „Office of Science & Technology“<br />

(OST) an <strong>der</strong> österreichischen<br />

Botschaft in Washington.<br />

F & E: Was darf man sich unter<br />

einer FTI-Strategie vorstellen?<br />

Philipp Steger: Eine umfassende<br />

Anwort auf die Frage, wie Politik<br />

ideale Rahmenbedingungen für<br />

die Entstehung und Umsetzung<br />

von neuen Ideen bewahren bzw.<br />

erschaffen kann. Dazu muss man<br />

die Scheu vor Visionen ablegen<br />

und Mut zur Einmischung in allen<br />

Bereichen beweisen.<br />

F & E: Was halten Sie von Wiens<br />

Weg zur Findung einer FTI-<br />

Strategie für die Zukunft?<br />

Philipp Steger: Der Erfolg wird vor<br />

allem davon abhängen, ob im Ergebnis<br />

nicht bloß populäre Schlagwörter<br />

wie<strong>der</strong>gekäut werden, und davon, ob<br />

eine in <strong>der</strong> Öffentlichkeit bekannte<br />

Person – in dem Fall sinnvollerweise<br />

Bürgermeister Michael Häupl – mit<br />

den Zielsetzungen assoziiert wird.<br />

F & E: Wie sehen Sie Wiens heutige<br />

Rolle als FTI-Standort?<br />

Philipp Steger: Wien hat eine hervorragende<br />

Ausgangsposition, vor allem<br />

wegen seiner geografischen Lage, <strong>der</strong><br />

hohen Dichte an Universitäten und<br />

Forschungseinrichtungen, <strong>der</strong> auch<br />

aufgrund <strong>der</strong> hohen Qualität des<br />

öffentlichen Verkehrs guten internen<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Stadt und <strong>der</strong> guten<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Wienerinnen und<br />

Wiener.<br />

F & E: Hat ein kleines Land wie<br />

Österreich mit begrenztem FTI-<br />

Budget überhaupt eine Chance gegen<br />

Big Player wie etwa die USA?<br />

Philipp Steger: Wir haben dann wenig<br />

Chancen, wenn wir die Big Player<br />

konkurrenzieren. Es gilt, Nischen<br />

zu finden und zu besetzen.<br />

P Das gesamte Interview finden Sie unter<br />

www.forschen-entdecken.at


14 Interview <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Ruth Wodak<br />

„Ist Österreich ein<br />

,deutsches‘ Land?“<br />

Gratis-Buch für die ersten<br />

drei AnruferInnen<br />

Gewinn-Hotline<br />

01/277 55 44<br />

Die unheilvolle<br />

Macht <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong><br />

Die Soziolinguistin Ruth Wodak über Gefahren<br />

und Chancen von neuen Medien und die Frage,<br />

warum Frauen sich bis heute für ihren Erfolg<br />

rechtfertigen müssen.<br />

F & E: Frau Wodak, Sie sind Linguistin<br />

und Professorin für „Discourse Studies“.<br />

Wie reagieren die Menschen, wenn Sie<br />

sich so vorstellen?<br />

Ruth Wodak: Die meisten schauen zunächst<br />

ratlos drein, deswegen sage ich<br />

normalerweise „Kommunikationswissenschafterin“<br />

– darunter kann sich die<br />

Mehrheit etwas vorstellen. Am besten ist<br />

es dann, wenn ich erkläre, dass mich die<br />

neuen Medien wie SMS, Chatrooms und<br />

das Internet interessieren – und wie sie<br />

sich auf unsere Gesellschaft <strong>aus</strong>wirken.<br />

Damit können fast alle etwas anfangen.<br />

Aber es ist eine Disziplin, wo das un<strong>aus</strong>gesprochene<br />

„Wozu brauchen wir<br />

das?“ schnell im Raum steht, auch bei<br />

<strong>der</strong> Zuteilung <strong>der</strong> Mittel. Wo würden<br />

Sie gern forschen, wenn eine Wunschfee<br />

mit einem Füllhorn voller Geld vor<br />

Ihnen stünde?<br />

Wir haben gerade von den neuen Medien<br />

gesprochen. Wie sie unser Leben beeinflussen<br />

und wie sie auf unterschiedliche<br />

gesellschaftliche Gruppen wirken, ist<br />

relativ wenig erforscht. Ich würde zum<br />

Beispiel gern die Auswirkungen neuer<br />

Medien auf große Unternehmen und<br />

„Im Radio haben Nachrichten<br />

mehr Informationswert.<br />

Im TV reduziert sich alles<br />

auf Bil<strong>der</strong>. Dadurch lässt das<br />

Verständnis für gesellschaftliche<br />

Entwicklungen nach.“<br />

Ruth Wodak


„Dass Frauen erfolgreich sein dürfen, ist lei<strong>der</strong><br />

noch immer nicht normal. Sie müssen sich bis<br />

heute dafür rechtfertigen.“ Ruth Wodak<br />

Fotos: Michael R<strong>aus</strong>ch-Schott<br />

Institutionen untersuchen. Fallen Entscheidungen<br />

tatsächlich in Zeiten von<br />

E-Mail, Internet und Mobiltelefon wirklich<br />

schneller o<strong>der</strong> einfach an<strong>der</strong>s? Wie<br />

än<strong>der</strong>n sich die Hierarchien, wie än<strong>der</strong>t<br />

sich das Zwischenmenschliche?<br />

Mit <strong>der</strong> E-Mail kann man ja alte<br />

Barrieren überwinden und den Chef<br />

schnell mal direkt erreichen …<br />

Gut formulierte E-Mails können einen<br />

sehr positiven Effekt haben. Aber nur für<br />

jene, die gelernt haben, damit umzugehen.<br />

Die meisten sind ja noch aufgewachsen in<br />

einer schriftlichen Kultur von amtsdeutschen<br />

Briefen und Formularen. Das wirft<br />

die Frage auf, inwieweit <strong>der</strong> Zugang zu<br />

neuen Medien neue Ausgrenzungen bedeutet.<br />

Droht da zum Beispiel ein sekundärer<br />

Analphabetismus für die ältere Generation?<br />

Eine Gefahr bei den neuen Medien ist,<br />

dass man sich ihnen <strong>aus</strong>geliefert fühlt,<br />

wenn man sie nicht aktiv beherrscht, son<strong>der</strong>n<br />

sie einfach geschehen lässt.<br />

Viele empfinden ja auch die Informationsflut,<br />

die auf sie einstürzt, als bedrohlich.<br />

Was ist die Konsequenz dar<strong>aus</strong>?<br />

Eine Auswirkung davon ist, dass das<br />

Bedürfnis nach einfachen Erklärungen<br />

steigt. Wir leben in einer Zeit des „Visual<br />

Turn“, das heißt, wir wenden uns verstärkt<br />

den Bil<strong>der</strong>n zu. Denken Sie etwa an<br />

den 11. September 2001: Was letztlich im<br />

Gedächtnis bleibt, sind die Bil<strong>der</strong>. Sie<br />

drängen alle Erklärungen und Theorien<br />

dazu in den Hintergrund.<br />

Dar<strong>aus</strong> folgt für die Politik: Was sich<br />

nicht in Bil<strong>der</strong> gießen lässt, wird nicht<br />

kommuniziert?<br />

Genau. Wir untersuchen das Phänomen<br />

gerade anhand <strong>der</strong> EU. Wir analysieren<br />

acht Krisenpunkte, von 1956, dem Ungarnaufstand,<br />

bis 2006, den Mohammed-Karikaturen.<br />

Was sich zeigt, ist, dass<br />

die Nachrichten in den Medien früher<br />

mehr Informationswert hatten. Im Radio,<br />

das früher das bestimmende Medium<br />

war, kann man sich nicht nur auf ein Bild<br />

verlassen, man muss viel mehr vom<br />

Kontext versprachlichen. Im Fernsehen<br />

reduziert sich fast alles auf Bil<strong>der</strong>. Dadurch<br />

lässt das Verständnis für komplexe<br />

gesellschaftliche Entwicklungen nach.<br />

Apropos Entwicklungen: Sie haben sich<br />

immer auch mit Frauenthemen beschäftigt.<br />

In einer aktuellen Arbeit gemeinsam<br />

mit Ina Wagner beschreiben Sie,<br />

wie erfolgreiche Frauen ihren Erfolg<br />

herabwürdigen, indem sie so tun, als<br />

wäre er ihnen quasi zufällig in den<br />

Schoß gefallen. Woran liegt das?<br />

Nun, früher war die Erziehung ganz eindeutig:<br />

Frauen durften nicht besser als<br />

Männer sein, um gleichzeitig attraktiv<br />

für Männer zu bleiben. Wer ehrgeizig<br />

war, galt als „unweiblich“. Wer als<br />

Mutter arbeiten ging, vernachlässigte<br />

demnach sein Kind. Wir haben uns<br />

gefragt, ob das heute, trotz Frauenbewegung,<br />

immer noch gilt.<br />

Und wie lautet das Ergebnis?<br />

Manche <strong>der</strong> Frauen in unserer Studie<br />

beschreiben ihren Erfolg als aktiven, eigenen<br />

Weg. An<strong>der</strong>e versuchen immer<br />

noch, ihn herunterzuspielen. Unsere<br />

Schlussfolgerung war, dass wir in einer<br />

Zeit des Wandels leben. Dass Frauen<br />

erfolgreich sein dürfen, ist lei<strong>der</strong> noch<br />

immer nicht normal. Sie müssen sich oft<br />

bis heute dafür rechtfertigen.<br />

Sie lehren seit zwei Jahren in England.<br />

Ist die Situation dort besser?<br />

Ich kann das natürlich nur für den<br />

akademischen Bereich beantworten,<br />

aber dort würde ich eindeutig sagen: ja.<br />

Es gibt mehr Professorinnen. In Wien<br />

war es durch<strong>aus</strong> normal, dass ich als<br />

einzige Frau in einer Sitzung mit zehn<br />

Männern saß. Hier habe ich so eine<br />

Quotenfrau-Situation noch nie erlebt.<br />

Und wirkt sich <strong>der</strong> höhere Frauenanteil<br />

auch auf die Arbeitssituation <strong>aus</strong>?<br />

Ein ganz typisches Beispiel: In Österreich<br />

finden Fachvorträge gern am Abend statt.<br />

Hinterher geht man noch mit <strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

dem Vortragenden essen. Hier haben die<br />

Frauen durchgesetzt, dass solche Dinge in<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Interview<br />

Heidi Lackner ist Redakteurin <strong>der</strong><br />

ORF-Sendung „Am Schauplatz“.<br />

15<br />

den Nachmittag vorverlegt werden. Dadurch<br />

kommt man als Frau gar nicht erst<br />

in die Zwickmühle, dass man entwe<strong>der</strong><br />

einen Babysitter findet o<strong>der</strong> bei einer<br />

wichtigen Veranstaltung fehlt. Partnerschaftliches<br />

Verhalten ist in UK auch<br />

wesentlich etablierter.<br />

Es ist kein Geheimnis, dass Sie vor zwei<br />

Jahren gern in Österreich geblieben<br />

wären, man aber Ihr Institut und damit<br />

auch Sie auf sehr unschöne Weise <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften r<strong>aus</strong>gedrängt<br />

hat. Wie sehen Sie das heute?<br />

Das Kapitel ist abgeschlossen. Ich spreche<br />

nicht mehr gern darüber, das verdirbt mir<br />

nur die gute Laune (lacht). ●<br />

● ZUR PERSON<br />

Ruth Wodak<br />

Wer teilnehmen will am Leben, muss<br />

kommunizieren. Wer es nicht kann<br />

o<strong>der</strong> keine Möglichkeiten dazu besitzt,<br />

wird <strong>aus</strong>gegrenzt. Das wurde Ruth<br />

Wodak schon als kleines Mädchen klar.<br />

Mit drei übersiedelt die in London<br />

geborene Diplomatentochter mit ihren<br />

Eltern nach Belgrad – und plötzlich<br />

muss sie sich in drei Sprachen zurechtfinden.<br />

In <strong>der</strong> Schule wird englisch<br />

gesprochen, zuh<strong>aus</strong>e deutsch, mit den<br />

Nachbarskin<strong>der</strong>n serbokroatisch. Das<br />

brennende Interesse für die Kommunikation<br />

lässt sie nie wie<strong>der</strong> los. Nach<br />

dem Linguistikstudium in Wien<br />

beginnt eine glanzvolle Karriere als<br />

Wissenschafterin. Ruth Wodak spezialisiert<br />

sich auf Soziolinguistik und<br />

Diskursforschung. Abgesehen von<br />

zahlreichen an<strong>der</strong>en Preisen wird sie<br />

1996 mit dem Wittgenstein-Preis<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet, dem höchst dotierten<br />

Wissenschaftspreis in Österreich.<br />

2004 wird sie, nach zahlreichen<br />

Gastprofessuren an US-amerikanischen<br />

und europäischen Universitäten, als<br />

Professorin (Personal Chair) an die<br />

britische Lancaster-Universität<br />

gerufen. Wodak hat sich auch in <strong>der</strong><br />

Erforschung rassistischen und antisemitischen<br />

Sprachverhaltens einen<br />

Namen gemacht. Ihr jüngstes Werk<br />

„Ist Österreich ein deutsches Land?“<br />

(gemeinsam mit Rudolf de Cillia)<br />

erschien heuer im Studienverlag. Im<br />

Oktober 2006 wurde Ruth Wodak <strong>der</strong><br />

Frauenpreis <strong>der</strong> Stadt Wien verliehen.


16<br />

Schnupfen <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Der Professor und die kalte Nase<br />

Der Winter ist da, und damit die Zeit von Husten, Schnupfen, Heiserkeit.<br />

Zwei bis fünf Mal pro Jahr „erwischt” es den durchschnittlichen Europäer.<br />

Ein britischer Wissenschafter hat nun nachgewiesen, dass unsere Großmütter<br />

doch recht hatten: Wer friert, riskiert einen Schnupfen. Ein Gegenmittel<br />

aber ist noch lange nicht in Sicht. Heidi Lackner<br />

„Ein Schnupfen hockt auf <strong>der</strong> Terrasse,<br />

auf dass er sich ein Opfer fasse<br />

und stürzt alsbald mit großem Grimm<br />

auf einen Menschen namens Schrimm.<br />

Paul Schrimm erwi<strong>der</strong>t prompt: „Pitschü!“<br />

und hat ihn drauf bis Montag früh.“<br />

Der Schnupfen<br />

Christian Morgenstern<br />

Es gibt Patienten, an denen selbst Koryphäen<br />

scheitern. Bei Ron Eccles, Doyen <strong>der</strong> britischen<br />

Schnupfenforschung, ist das zum Beispiel seine<br />

21-jährige Tochter. Die trägt vorzugsweise<br />

Miniröcke, knappe Oberteile und verweigert<br />

selbst bei Minusgraden warme Stiefel.<br />

„Natürlich ist sie dauernd krank“, seufzt<br />

Eccles. „Aber jedesmal, wenn ich ihr einen medizinischen<br />

Rat zu geben versuche, sagt sie<br />

schnippisch: ,Daddy, Fashion ist viel wichtiger<br />

als Gesundheit.‘“<br />

Der Professor mit dem Clark-Gable-<br />

Bärtchen leitet das „Common-Cold-Centre“, also<br />

das Schnupfen-Zentrum <strong>der</strong> altehrwürdigen<br />

Cardiff-Universität. Er selbst stapft brav mit Hut<br />

und Schal über den<br />

Campus, sobald das<br />

Thermometer sinkt.<br />

Wenn er seinen eigenen<br />

Forschungen Rechnung<br />

tragen würde, müsste er<br />

sich auch einen Nasenschutz<br />

umschnallen.<br />

„Aber das lasse ich lieber“,<br />

witzelt Eccles: „Da<br />

kriegen die Leute immer gleich Angst vor mir.“<br />

Helfen würde <strong>der</strong> Nasenschutz allerdings<br />

tatsächlich. Eccles hat vergangenes Jahr erstmals<br />

nachgewiesen, was die Medizin jahrzehntelang<br />

bestritt: Eine kalte Nase erhöht das Risiko, sich<br />

einen Schnupfen einzufangen. Der Professor und<br />

sein Team ließen 90 StudentInnen die Füße<br />

zwanzig Minuten in eisiges Wasser stecken. Eine<br />

zweite Gruppe tat dies nicht. Binnen <strong>der</strong><br />

nächsten fünf Tage war die Anzahl <strong>der</strong> Erkältungen<br />

in <strong>der</strong> frierenden Gruppe doppelt so hoch.<br />

Warum das so ist, erklärt Eccles so: Wenn man<br />

friert, ziehen sich die Blutgefäße in <strong>der</strong> Nase<br />

zusammen. Das hemmt wie<strong>der</strong>um die Abwehrkräfte.<br />

Die Viren können sich besser vermehren.<br />

Die Nase läuft, <strong>der</strong> Kopf schmerzt, <strong>der</strong> Hals<br />

kratzt. Es beginnt, was wir im Volksmund eine<br />

„Grippe“ nennen (richtigerweise müsste es<br />

„grippaler Infekt“ heißen, zur Unterscheidung<br />

von <strong>der</strong> echten Influenza).<br />

Unsere Großmütter hatten also Recht, wenn<br />

sie uns vor dem Verkühlen warnten. Allerdings<br />

an<strong>der</strong>s, als sie dachten. Denn <strong>der</strong> Erreger<br />

kommt nicht durch die Erkältung in den<br />

Menschen, er muss bereits vorher in <strong>der</strong><br />

Nasenschleimhaut gelauert haben. In <strong>der</strong> kalten<br />

Jahreszeit schleppen die meisten von uns praktisch<br />

ständig irgendein einschlägiges Virus mit<br />

sich herum.<br />

„Als Städter kann man dem kaum entrinnen“,<br />

sagt die Wiener Virologin und Universitätsprofessorin<br />

Therese Popow-Kraupp. „Wer<br />

in <strong>der</strong> U-Bahn fährt, ins Kino geht o<strong>der</strong> ein<br />

schulpflichtiges Kind hat, wird notgedrungen<br />

infiziert.“ Nicht nur das Niesen des Sitznachbarn<br />

kann gefährlich sein. Ein häufiger<br />

Infektionsweg läuft über die Augen: Wir berühren<br />

beispielsweise eine Türklinke, an <strong>der</strong> ein<br />

erkrankter Mensch Spuren von Schnupfensekret<br />

hinterlassen hat, und reiben uns hinterher<br />

die Augen. Über die Bindehaut wan<strong>der</strong>n die<br />

Viren in die Nase. Händewaschen hilft, das<br />

Risiko ein bisschen einzudämmen.<br />

Impfung nicht in Sicht. Warum liegt nun <strong>der</strong> eine<br />

Mensch binnen weniger Tage mit Fieber im Bett,<br />

sein Nachbar aber spaziert weiter pumperlgesund<br />

durch die Stadt? Eine eindeutige Antwort<br />

auf diese Frage gebe es nicht, sagt Popow-<br />

Kraupp, nur Erklärungsansätze. Zwei bis fünf<br />

grippale Infektionen durchlebe ein Europäer<br />

durchschnittlich im Jahr. Im Erwachsenenalter<br />

sind wir gegen einige davon immun geworden.<br />

Auch die genetische Grund<strong>aus</strong>stattung dürfte<br />

eine Rolle spielen, glaubt Popow-Kraupp, und<br />

auch die Frage, wie hektisch o<strong>der</strong> ruhig unser<br />

Leben verläuft. Sie selbst arbeitet gerade an einer<br />

Studie über Atemwegserkrankungen bei Säuglingen.<br />

Die sind beson<strong>der</strong>s gefährdet, weil ihr Immunsystem<br />

noch kein Wissen über den Umgang<br />

mit Erregern aufgebaut hat. „Immunkompetenz“<br />

nennen das die Wissenschafter.<br />

Eine Impfung gegen Schnupfen ist nicht in<br />

Sicht, weil Schnupfen und Erkältung nicht von<br />

einem, son<strong>der</strong>n von zweihun<strong>der</strong>t verschiedenen<br />

Virentypen <strong>aus</strong>gelöst werden. Die häufigsten


Foto: Lukas Beck<br />

sind das Rhinovirus, das Coronavirus und das<br />

Respiratory Syncytial Virus. Schnupfenforscher<br />

Eccles: „Und selbst wenn es uns gelänge, Impfungen<br />

zu entwickeln, wäre das Virus in seiner<br />

Weiterentwicklung immer schneller als wir.“<br />

Was aber tun, wenn es einen erwischt hat, wenn<br />

das verräterische Jucken in <strong>der</strong> Nase einsetzt?<br />

Ab September stapeln sich in den Apotheken die<br />

Anti-Erkältungs-Produkte. Komplexe, hochdosierte<br />

Vitaminpräparate stehen neben Bio-Tees<br />

und homöopathischen Tropfen. „Das ist ein riesiges<br />

Geschäft geworden“, sagt Eccles. „Aber in<br />

Wahrheit helfen die ganz banalen, alten Medikamente<br />

am besten: Aspirin zum Beispiel sowie<br />

Paracetamol gegen das Fieber.“<br />

Seine Wiener Kollegin würde genau dieselben<br />

Präparate verschreiben. „Vielleicht noch<br />

Nasentropfen zum Abschwellen“, empfiehlt<br />

Therese Popow-Kraupp. „Aber am billigsten<br />

und am besten ist es, wenn man sich ins Bett<br />

legt, viel schläft und dem Körper Zeit gibt, die<br />

Krankheit <strong>aus</strong>zukurieren.“<br />

Überhaupt keinen Sinn macht es, zum H<strong>aus</strong>arzt<br />

zu marschieren und lautstark ein Antibiotikum<br />

zu verlangen. Viel zu viele Mediziner geben<br />

dem auch noch nach, ärgern sich Bernd Neumann<br />

und Mathias Hölzl, Autoren eines<br />

Schnupfen-Ratgebers, <strong>der</strong> im Knaur-Verlag er-<br />

schienen ist: „Das bewirkt gen<strong>aus</strong>o viel wie das<br />

Vergraben eines Taschentuchs auf einer Wegkreuzung<br />

bei Vollmond.“ Antibiotika wirken<br />

gegen Bakterien. Bei Viren haben sie keine<br />

Chance.<br />

Das einzige Präparat, das zumindest gegen die<br />

Rhinoviren geholfen hätte, scheiterte 2002 an den<br />

US-Gesundheitsbehörden. Wie sich im Zulassungsverfahren<br />

her<strong>aus</strong>stellte, kam sein Wirkstoff<br />

<strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Anti-Baby-Pille in die Quere.<br />

Der Schlüssel liegt nicht darin, die Viren zu blockieren,<br />

son<strong>der</strong>n darin, das Immunsystem zu<br />

stärken, glauben Eccles und sein Common-<br />

Cold-Center. Sie experimentieren zurzeit mit<br />

probiotischen Substanzen und mit Lutschtabletten,<br />

die Zink enthalten. Details werden allerdings<br />

noch streng unter Verschluss gehalten.<br />

Bis dahin rät <strong>der</strong> Professor den Schnupfengeplagten,<br />

ihr Leben zu entschleunigen sowie<br />

positiver zu betrachten. Eccles: „Jede Form von<br />

Stress ist schlecht für das Immunsystem. Und<br />

damit meine ich nicht nur den hektischen Job<br />

eines geplagten Managers, son<strong>der</strong>n die ganz<br />

normalen Alltagssorgen. Vom Babysitter, <strong>der</strong><br />

absagt, bis zum Bad-Hair-Day.“<br />

Ganz vermeiden lässt sich <strong>der</strong> Kontakt mit<br />

Viren nur auf einem Weg. Eccles: „Ganz einfach:<br />

Werden Sie Eremit.“ ●<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Schnupfen<br />

17<br />

Schnupfenforscherin<br />

Therese Popow-Kraupp:<br />

„Am billigsten ist<br />

es, wenn man sich<br />

ins Bett legt.“<br />

Heidi Lackner ist<br />

Redakteurin <strong>der</strong> ORF-<br />

Sendung „Am Schauplatz“.


18 Alltag <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

● HÄTTEN SIE ES GEWUSST?<br />

Warum Frauen öfter<br />

lachen als Männer<br />

Lachen hat eine soziale Funktion. Es<br />

steckt an und verbindet – man kommt<br />

dem Gegenüber näher, Gemeinschaftsgefühl<br />

entsteht, Hemmungen werden<br />

überwunden. Menschen werden durch<br />

Lachen zufriedener, kreativer und<br />

spontaner. Es lenkt von Schmerzen ab<br />

und senkt die Stresshormone Adrenalin<br />

und Kortisol. Lachen kann aber<br />

auch zur Beschwichtigung o<strong>der</strong> für<br />

das Zusammenhalten einer Gruppe<br />

eingesetzt werden. Entwicklungs-<br />

Strategisch lächeln kann Konflikte lösen.<br />

geschichtlich gesehen ist das einer <strong>der</strong><br />

Gründe, warum Frauen in <strong>der</strong> Regel<br />

häufiger lachen als Männer: Drohende<br />

Konflikte wurden auf diese Weise<br />

entschärft und die Überlebenschancen<br />

<strong>der</strong> eigenen Sippe somit erhöht.<br />

WissenschafterInnen, die sich mit<br />

Lachen beschäftigen, nennt man übrigens<br />

GelotologInnen, abgeleitet vom<br />

griechischen „gelos“, was so viel wie<br />

Gelächter bedeutet. Weltweit sind<br />

<strong>der</strong>zeit rund 200 GelotologInnen –<br />

darunter PsychologInnen, ImmunologInnen,<br />

NeurologInnen und StressforscherInnen<br />

– tätig, um Ursachen<br />

und Auswirkungen des Lachens zu<br />

erforschen.<br />

Räumlich-geometrisch<br />

denken o<strong>der</strong> an markanten<br />

Punkten orientieren?<br />

ORIENTIERUNGSSINN<br />

Wer kommt schneller ans Ziel?<br />

Geschlechterspezifische Hirnfunktion. Eines vorweg: Frauen haben im Durchschnitt<br />

einen schwächer <strong>aus</strong>geprägten Orientierungssinn als Männer. Das ist<br />

wissenschaftlich nachgewiesen. Der Grund dafür: Bei Männern wird im Gehirn<br />

<strong>der</strong> Hippocampus, eine <strong>der</strong> zentralen Schaltstationen und für räumlich-geometrische<br />

Orientierung zuständig, aktiviert. Bei Frauen hingegen kommen <strong>der</strong> Scheitellappen<br />

sowie <strong>der</strong> rechte präfrontale Cortex, zuständig für Assoziationen und<br />

Gedächtnisfunktionen, zum Einsatz. Männer orientieren sich daher eher an Maßo<strong>der</strong><br />

Richtungsangaben (drei Meter nach links), Frauen an markanten Punkten in<br />

<strong>der</strong> Landschaft (Kirchturm). Warum Frauen dennoch ebenso schnell, wenn nicht<br />

noch schneller ans Ziel kommen: Sie fragen einfach öfter nach dem Weg. Wer es<br />

nicht glaubt, kann es <strong>aus</strong>probieren. Gemeinsam ein Ziel festlegen und stoppen,<br />

wer mit welcher Methode schneller von A nach B kommt.<br />

AUFLÖSUNG:<br />

Bil<strong>der</strong>rätsel (Seite 5)<br />

Hätten Sie es gewusst? Das Bild zeigt<br />

Stäbchen und Zäpfchen eines Auges<br />

und entstammt dem neuen Buch<br />

„Kunstwerk Körper“ von Windsor<br />

Chorlton. Die Fotos kommen von Science<br />

Photo Library, dem weltweit größten<br />

wissenschaftlichen Fotoarchiv.<br />

Verlag Fre<strong>der</strong>king & Thaler, 288 Seiten<br />

EUR 51,40; ISBN: 3-89405-649-5<br />

+ + + European Biotechnica Award 2006 an Firma Intercell AG vergeben, www. intercell.com + + + Projekt „Memoria<br />

Medicinae“ bringt kulturelles Erbe <strong>der</strong> MedUni Wien ins Internet, www.memoriamedicinae.meduniwien.ac.at + + +


Fotos: Getty Images (1), Corbis (1), das möbel – www.dasmoebel.at (1), Mauritius (1), VRVis Research Center (1)<br />

Mit B<strong>aus</strong>chutt werden<br />

Parkplätze grüner<br />

Ein Forscherteam will <strong>aus</strong> Ziegeln und Beton<br />

umweltfreundlichen Schotterrasen entwickeln.<br />

Schöne, neue Recycling-Welt. Auf den ersten Blick erscheint es ein wenig seltsam:<br />

Ein 10-köpfiges Forscherteam unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung des Instituts für Ingenieurbiologie<br />

und Landschaftsbau an <strong>der</strong> BOKU Wien zerbricht sich den<br />

Kopf über die Herstellung einer umweltfreundlichen Alternative zu Asphalt<br />

und entdeckt – Schotterrasen. Der besteht <strong>aus</strong> zerbrochenem Ziegel und Beton,<br />

also B<strong>aus</strong>toffrecyclingmaterialien, und entpuppt sich bei näherer Betrachtung<br />

als ökologisches Wun<strong>der</strong>ding: Er ist einfach herzustellen und bietet, im<br />

Gegensatz zu Asphalt, Pflanzen, Insekten und Bodenorganismen neuen<br />

Lebensraum. Schadstoffe werden im Boden abgebaut, <strong>der</strong> Regen kann versickern.<br />

Das wie<strong>der</strong>um entlastet Kanäle und Abwässer. Und: Die unverkäuflichen<br />

Materialien <strong>aus</strong> dem Hochbauabriss könnten endlich sinnvoll verwertet<br />

werden. Allein in Wien fielen 2005 rund vier Millionen Tonnen B<strong>aus</strong>chutt an.<br />

Ideales Einsatzgebiet für Schotterrasen könnten Parkplätze sein.<br />

Schotterrasen ist robust wie Asphalt und umweltfreundlich wie Rasen – als Belag für<br />

Pkw-Parkplätze also bestens geeignet, weil <strong>der</strong> Boden nicht komplett versiegelt wird.<br />

Virtueller Stadt-Trip durch Wien<br />

Mitmach-Puzzle. Eine Stadt erforschen, ohne die eigenen vier Wände zu<br />

verlassen: Das soll spätestens in drei Jahren möglich sein. Ein Team rund<br />

um das Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung (VRVis) arbeitet<br />

nämlich <strong>der</strong>zeit an dem Projekt „WikiVienna“, das einen bis ins kleinste<br />

Detail exakten Wienrundgang im Internet ermöglicht. „Man stelle sich das<br />

Ganze wie ein Puzzle vor“, so Georg Rothwangl von VRVis, „zuerst gibt<br />

es nichts als kahle, weiße Gebäudeklötzchen, die dann laufend durch ein<br />

von uns entwickeltes Programm mit Stadtaufnahmen – ganz gleich ob von<br />

Satelliten o<strong>der</strong> Handys – ,beklebt‘ werden. Damit entsteht ein perfektes,<br />

dreidimensionales Abbild <strong>der</strong> Realität.“ Das Beson<strong>der</strong>e daran: Jede o<strong>der</strong><br />

je<strong>der</strong> kann mitmachen und selbst Fotos über das Internet hinzufügen.<br />

Kontakt: Infotelefon 01/205 01-30100, www.vrvis.at För<strong>der</strong>geber: www.wwtf.at<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Alltag<br />

19<br />

Neuer Store für junges Design wie CRASH,<br />

das Steckregal von Rainer Mutsch.<br />

Möbel & Geschäft<br />

Eine Idee macht Furore: Um DesignerInnen<br />

ein Forum für originelle Sessel,<br />

Lampen und Sofas zu geben, eröffnete<br />

1998 „das möbel“. Das Ungewöhnliche<br />

an <strong>der</strong> Designgalerie mit Kaffeeh<strong>aus</strong>betrieb<br />

in <strong>der</strong> Wiener Burggasse war<br />

die Einrichtung: innovative Möbel, die<br />

gleichzeitig ein Preisschild trugen und<br />

bei Gefallen auch gekauft werden<br />

konnten. Acht Jahre, 1.800 Produkte,<br />

300 Designlabels und 35 Ausstellungen<br />

später eröffnet die Designinitiative<br />

rund um Lothar Trierenberg nun „das<br />

möbel > das geschäft“ – einen 250 m2 großen Verkaufsstore in <strong>der</strong> Gumpendorferstraße<br />

mit 300 Objekten von<br />

100 europäischen DesignerInnen.<br />

Kontakt: www.dasmoebel.at<br />

Dreidimensionale „Klötzchen“ werden<br />

mit Fotos von Wien „beklebt“.<br />

+ + + Ideenwettbewerb des Traditionsunternehmens Kohlmaier für innovative Polstermöbel, Einreichfrist: 12. Jänner 2007,<br />

www.kohlmaier.at + + + Neue Produkt-Suchmaschine basierend auf „Semantic-Web“ präsentiert www.esolda.at + + +


Weiterbildung<br />

bringt Sie weiter<br />

Der waff<br />

för<strong>der</strong>t Sie<br />

Mit dem Weiterbildungskonto för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> waff<br />

WienerInnen bei <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung.<br />

PISA Plus unterstützt Sie beim Nachholen Ihres<br />

Lehrabschlusses. Weitere Infos unter www.waff.at<br />

Und den Überblick über Weiterbildungsangebote<br />

finden Sie auf www.weiterbildung.at<br />

Wiener ArbeitnehmerInnen<br />

För<strong>der</strong>ungsfonds<br />

www.waff.at 2 217 48 -555


Fotos: Nikol<strong>aus</strong> Similache<br />

„Es gefällt mir, dass Frauen<br />

<strong>aus</strong> Österreich im Bereich<br />

Technologie und Fashion<br />

etwas auf die Beine stellen,<br />

und das nicht den an<strong>der</strong>en<br />

überlassen.“ Hannes E<strong>der</strong><br />

Neues iPod-T-Shirt<br />

im Promi-Elchtest<br />

Universal-Manager und Starmania-Kommentator<br />

Hannes E<strong>der</strong> testet für <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

junges, funktionales Design von URBAN TOOL.<br />

● DAS PROJEKT<br />

URBAN TOOL: Mode<br />

mit Zusatzfunktion<br />

Die 2004 gegründete Design- und<br />

Handels GmbH URBAN TOOL verbindet<br />

Technologie mit Textilien und<br />

zeigt mit Produkten wie grooveRi<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> hipHolster, wie man Musik- und<br />

Mobilfunkwelt mit Fashion auf einen<br />

Nenner bringt. Dabei setzt das Unternehmen<br />

voll auf Frauenpower: Sieben<br />

<strong>der</strong> neun MitarbeiterInnen sind<br />

weiblich, darunter auch die beiden<br />

Geschäftsführerinnen Sabrina Tanner<br />

und Anja Herwig.<br />

Mit einem Netz <strong>aus</strong> internationalen<br />

Vertriebspartnerschaften exportiert<br />

URBAN TOOL <strong>der</strong>zeit mehr als 90<br />

Prozent <strong>der</strong> Produkte ins Ausland,<br />

vor allem in den asiatischen Raum.<br />

Kontakt: Tel. 01/892 03 03, www.loesungsmittel.at<br />

www.urbantool.com, För<strong>der</strong>geber: www.zit.co.at<br />

„Das Teil ist cool, flexibel, hat kein Gewicht<br />

– extrem praktisch.“ Blitzschnell<br />

zückt <strong>der</strong> Plattenfirmen-Boss Zigaretten,<br />

Handtelefon und Geldtasche, um sie in<br />

den Fächern des hipHolster zu verstauen.<br />

Seinen Schlüssel hängt er an das <strong>aus</strong>ziehbare<br />

Schlüssel-Jojo und überprüft, ob<br />

auch noch sein großer i-Pod in <strong>der</strong><br />

schwarzen Hüfttasche Platz findet.<br />

„Männer verstauen diese Dinge ja meist<br />

in den Hosentaschen, aber das sieht natürlich<br />

nicht so lässig <strong>aus</strong>, und sobald man<br />

sich hinsetzt, muss man <strong>aus</strong>räumen.“<br />

Durch<strong>aus</strong> praktisch also? Hannes E<strong>der</strong>:<br />

„Ja, ich halte das für eine sehr gelungene<br />

Innovation, in seiner Multifunktionalität<br />

beeindruckend und auch cool – <strong>der</strong><br />

Trendsetter-Faktor spielt ja immer mit.“<br />

Der strenge Starmania-Richter ist<br />

allerdings auch beim F&E-Style-Check<br />

kritisch: „So etwas kenne ich, ich habe<br />

einen Snowbord-Handschuh mit Fernsteuerung<br />

für meinen iPod“, zeigt er sich<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Style-Check<br />

21<br />

Anja Herwig und<br />

Sabrina Tanner mit<br />

Hannes E<strong>der</strong>, iPod-T-<br />

Shirt „grooveRi<strong>der</strong>“<br />

und Gürteltasche<br />

„hipHolster“.<br />

Testen<br />

auch Sie das<br />

iPod-T-Shirt!<br />

Näheres auf<br />

Seite 26<br />

erst wenig beeindruckt vom grooveRi<strong>der</strong>,<br />

einem T-Shirt mit textilen Schnittstellen<br />

zur Steuerung von iPod und Co. Doch als<br />

die URBAN-TOOL-Designerinnen Anja<br />

Herwig und Sabrina Tanner das Shirt für<br />

den kultigen Musikplayer genauer erklären,<br />

nickt er anerkennend. „Ja, das ist<br />

eine gute Kombination <strong>aus</strong> Funktion und<br />

Style, und entgegen meiner ersten Erwartung<br />

würde ich dem durch<strong>aus</strong> Chancen<br />

einräumen.“ Musikalisch würde Hannes<br />

E<strong>der</strong> den grooveRi<strong>der</strong> mit „beatorientierten,<br />

schnellen Sounds, eher technoid, in<br />

Richtung Dance“ bestücken. Ein T-Shirt<br />

also, das auch den Universal-Boss beim<br />

Laufen begleiten könnte? E<strong>der</strong> schüttelt<br />

den Kopf: „Nein, ich mag die Kombination<br />

<strong>aus</strong> Sport, Natur und Musik nicht.<br />

Dann schon eher als transportable Disco,<br />

so als Notfallmaßnahme gegen grottenschlechte<br />

DJs.“<br />

● NOTEN FÜR DEN GROOVERIDER<br />

Design: 2<br />

Das Schwarz-Gold ist viel cooler als<br />

bei herkömmlichen Sportshirts.<br />

Materialien: 1<br />

Tolles Material, man merkt, dass es<br />

<strong>aus</strong> dem Sportbereich kommt.<br />

Funktionalität: 2<br />

Das ist natürlich subjektiv, aber für<br />

Musik-Läufer sicher perfekt.<br />

Originalität: 2–3<br />

URBAN TOOL hat diese Art von<br />

Kleidung nicht erfunden, aber etwas<br />

Gutes dar<strong>aus</strong> gemacht.


Frauen sind qualifiziert und<br />

engagiert und sollen nicht länger<br />

in <strong>der</strong> Warteschleife hängen,<br />

wenn es um Top-Jobs in<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft geht.<br />

Im Studium die Mehrheit,<br />

beim <strong>Forschen</strong> die Min<strong>der</strong>heit<br />

Im Wissenschaftsbetrieb sind Frauen unterrepräsentiert.<br />

Das Gleichgewicht <strong>der</strong> Geschlechter soll jetzt mit gezielten<br />

För<strong>der</strong>programmen hergestellt werden.<br />

* Interview Seite 14<br />

Männerdomäne Forschung. Klimaforscherin<br />

Helga Kromp-Kolb, Molekularbiologin Renée<br />

Schroe<strong>der</strong>, Sprachwissenschafterin Ruth Wodak*:<br />

drei Top-Wissenschafterinnen, die zeigen, dass<br />

Frauen auch in <strong>der</strong> Forschung Karriere machen<br />

können. Gute Ausbildung und Engagement sind<br />

aber offenbar nicht alles, um eine Spitzenfunktion<br />

zu erreichen. Denn wie sonst könnte<br />

man erklären, dass nur zwei <strong>der</strong> im vergangenen<br />

Jahr ernannten 25 ProfessorInnen <strong>der</strong> Universität<br />

Wien Frauen waren o<strong>der</strong> nur lediglich<br />

ein Viertel des wissenschaftlich beschäftigten<br />

Personals in Wien weiblich ist?<br />

Der Mangel an qualifizierten Frauen kann es<br />

jedenfalls nicht sein: Mehr als die Hälfte <strong>der</strong><br />

HochschulabsolventInnen sind Frauen. Auch<br />

fehlendes Interesse an Naturwissenschaft scheidet<br />

als Ursache <strong>aus</strong>. Das belegen Untersuchungen<br />

bei Kin<strong>der</strong>garten- und Volksschulkin<strong>der</strong>n.<br />

Auf dem Weg zu Führungspositionen<br />

im Wissenschaftsbetrieb stoßen Frauen vielmehr<br />

auf die gleichen „männlichen“ Strukturen wie in<br />

an<strong>der</strong>en Bereichen auch – und schaffen dadurch<br />

den Sprung an die Spitze nicht in demselben<br />

Ausmaß wie Männer. Selbst im europäischen<br />

Vergleich schneidet Österreich nicht beson<strong>der</strong>s<br />

gut ab. „Lediglich elf Prozent <strong>der</strong> ForscherInnen<br />

in österreichischen Unternehmen sind weiblich.<br />

Damit liegt Österreich im Europavergleich an<br />

vorletzter Stelle. Das ist beschämend“, sagt<br />

Edeltraud Stiftinger, Geschäftsführerin des ZIT<br />

Zentrum für Innovation und Technologie.<br />

Dabei ist die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter<br />

im Bereich <strong>der</strong> Forschung als Grundrecht im<br />

EG-Vertrag zur Gründung <strong>der</strong> Europäischen<br />

Gemeinschaft verankert, in dem die zwischenstaatliche<br />

Zusammenarbeit geregelt ist. Auch in<br />

<strong>der</strong> Lissabonstrategie 2010, ein auf einem<br />

Son<strong>der</strong>gipfel <strong>der</strong> europäischen Staats- und<br />

Regierungschefs im März 2000 in Lissabon verabschiedetes<br />

Programm, hat sich die EU ganz<br />

klare Ziele gesteckt, um Europas Stellung als<br />

führende, wissenschaftsbasierte Wirtschaft bis<br />

2010 weiter <strong>aus</strong>zubauen. Eines dieser Ziele ist


Fotos: Corbis (2)<br />

„Lediglich elf Prozent <strong>der</strong> ForscherInnen in österreichischen<br />

Unternehmen sind weiblich. Damit liegt Österreich im<br />

Europavergleich an vorletzter Stelle.“ Edeltraud Stiftiger, ZIT<br />

die Erreichung <strong>der</strong> Forschungsquote von<br />

drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />

in jedem Mitgliedsland. Laut Studien<br />

fehlen dafür insgesamt 700.000 WissenschafterInnen.<br />

„Berücksichtigt man<br />

Frauen, kann die Quote leichter erreicht<br />

werden, berücksichtigt man sie nicht,<br />

geht ein wichtiges Potenzial und somit<br />

auch Kapital verloren“, meint dazu TU-<br />

Professorin Silke Bühler-Paschen** stellvertretend<br />

für viele KollegInnen.<br />

Stolpersteine überwindbar. Um die<br />

Grenzen, an die Forscherinnen immer<br />

wie<strong>der</strong> stoßen, sichtbar und vor allem<br />

überwindbar zu machen, wurden entsprechende<br />

För<strong>der</strong>programme sowohl<br />

vom Bund als auch von <strong>der</strong> Stadt Wien<br />

ins Leben gerufen. Ein Beispiel dafür ist<br />

die 2002 gegründete und ministerienübergreifende<br />

Initiative fFORTE, die<br />

Frauen während des Bildungsweges unterstützt<br />

und auch versucht, ihnen den<br />

Zugang zum Forschungsmarkt zu erleichtern.<br />

So erhielten zum Beispiel in<br />

den letzten Monaten 30 junge Technikerinnen,<br />

Natur-, Sozial- und Kulturwissenschafterinnen<br />

ein spezielles Karrierecoaching,<br />

das sie auf ihrem Weg unterstützen<br />

soll. Die Coachs analysierten<br />

die Potenziale <strong>der</strong> Teilnehmerinnen, halfen<br />

bei den Anträgen auf Forschungsför<strong>der</strong>ung<br />

und bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

individuellen Karrierestrategien. Der<br />

Zugang zu För<strong>der</strong>instrumenten und<br />

Infrastrukturen soll dadurch einfacher<br />

werden.<br />

ForscherInnen stärker in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund zu rücken, ist<br />

Ziel <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme<br />

von Stadt Wien und Bund.<br />

Auch in <strong>der</strong> Kultur- und Wissenschaftsabteilung<br />

<strong>der</strong> Stadt Wien werden<br />

jährlich in För<strong>der</strong>programmen 5 Mio.<br />

Euro für von Frauen verantwortete<br />

Initiativen, Forschungsprojekte und wissenschaftliche<br />

Publikationen vergeben.<br />

Beim ZIT Zentrum für Innovation<br />

und Technologie setzt man sich mit dem<br />

„Call FemPower Vienna 2007“ für die<br />

Stärkung <strong>der</strong> Frauen in <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Forschung ein. Geför<strong>der</strong>t werden von<br />

Wiener Unternehmen durchgeführte<br />

Projekte, die im Vergleich zu bereits auf<br />

dem Markt etablierten Produkten und<br />

Verfahren einen Technologiesprung aufweisen.<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung: Die entsprechenden<br />

Initiativen müssen entwe<strong>der</strong> von<br />

Frauen geleitet o<strong>der</strong> mehrheitlich von<br />

Frauen durchgeführt werden. Insgesamt<br />

1,5 Millionen Euro stehen dafür zur<br />

Verfügung.<br />

ForscherInnen, die die För<strong>der</strong>ungen<br />

des WWTF – Wiener Wissenschafts-,<br />

Forschungs- und Technologiefonds in<br />

Anspruch nehmen, erhalten bereits bei<br />

<strong>der</strong> Einreichung Unterstützung: Bei<br />

gleicher Qualität werden Frauen als Projektleiterinnen<br />

bevorzugt.<br />

Auch bei departure, Wiens Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungs-<br />

und Servicestelle für<br />

Kreative, setzt man ganz gezielt auf<br />

Frauen in <strong>der</strong> Projektleitung. Die maximale<br />

För<strong>der</strong>quote <strong>der</strong> Programme „departure_classic“<br />

und „departure_focus“<br />

etwa wird nur an Projekte vergeben, an<br />

<strong>der</strong>en Umsetzung Frauen in Führungspositionen<br />

maßgeblich beteiligt sind. ●<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Frauen in <strong>der</strong> Forschung<br />

** Porträt Seite 12<br />

23<br />

● CALL FEMPOWER 2007<br />

Wettbewerb für<br />

betriebliche Forschung<br />

Wer kann mitmachen? Der Call wendet<br />

sich an Wiener Unternehmen, die<br />

Forschungsprojekte durchführen. Bei<br />

Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten<br />

müssen mindestens ein Drittel <strong>der</strong> Projektarbeitsstunden<br />

von Frauen geleistet<br />

werden; bei Unternehmen mit mehr als<br />

50 MitarbeiterInnen mindestens die Hälfte.<br />

Einreichfrist: 25. Jänner 2007<br />

För<strong>der</strong>summe: Insgesamt stehen 1,5 Mio.<br />

Euro zur Verfügung. Zuschüsse sind bis<br />

maximal 500.000 Euro möglich.<br />

Kontakt: Telefon 01/960 90-86161,<br />

www.zit.co.at<br />

● FÖRDERUNGEN, NETZWERKE<br />

Mehr Frauen in die<br />

Wissenschaft<br />

Laura Bassi Centres of Expertise<br />

För<strong>der</strong>ung von technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Forschungseinrichtungen<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Wissenschafterinnen<br />

Telefon 05 77 55-2605, www.w-fforte.at<br />

Femtech-Technologieprogramme<br />

Unterstützung für Aktivitäten von<br />

Programm-ManagerInnen, die zur<br />

Erhöhung des Frauenanteils in den<br />

Forschungs- und Technologieprogrammen<br />

führen.<br />

Telefon 05 77 55-2302, www.femtech.at<br />

Elise-Richter-Programm<br />

Stipendium für hochqualifizierte<br />

Forscherinnen aller Fächer, die eine<br />

Professur anstreben<br />

Telefon 01/505 67 40, www.fwf.ac.at<br />

Hertha-Firnberg-Programm<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Karriere von Frauen bis 40 Jahren<br />

Telefon 01/505 67 40, www.fwf.ac.at<br />

Kultur- und Wissenschaftsabteilung<br />

<strong>der</strong> Stadt Wien<br />

Projekt- und Publikationsför<strong>der</strong>ungen,<br />

Stipendien<br />

Telefon 01/4000-88741, www.wien.gv.at/kultur/<br />

abteilung/foer<strong>der</strong>ungen/wissenschaft.html<br />

WWTF<br />

Spezifische Unterstützung von<br />

Frauen in universitärer und<br />

außeruniversitäter Forschung<br />

Telefon 01/402 31 43, www.wwtf.at


Mit.Einan<strong>der</strong><br />

Gemeinsam einfach stärker sein – das ist einer <strong>der</strong><br />

Grundgedanken von Raiffeisen. Darum engagieren<br />

wir uns für ein partnerschaftliches Miteinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Wirtschaft und leisten so einen Beitrag zum Erfolg.<br />

www.raiffeisen.at


Foto: Avaloop<br />

Game mit Chic & Charme<br />

Die Möglichkeit, eine persönliche Welt zu erschaffen,<br />

soll auch Frauen stärker zum Computerspiel bringen.<br />

Identitätswechsel. Diva, Punk-Girl o<strong>der</strong><br />

harter Junge, blond gelockt o<strong>der</strong> mit roter<br />

Stoppelfrisur, sportlich o<strong>der</strong> elegant<br />

gewandet – beim neuen Computerspiel<br />

Papermint kann man mühelos seine<br />

Identität wechseln: einfach ins Spiel einsteigen,<br />

Rolle <strong>aus</strong>suchen, die Figur nach<br />

Vorlagen beliebig anziehen und ab zur<br />

Spielrunde, zum Plau<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> an die<br />

Bar. „Papermint ist eine grafisch übersichtliche,<br />

bunte, akustisch vielfältige<br />

Spielwelt zum Erforschen“, beschreibt<br />

Martin Sirlinger, Geschäftsführer von<br />

Avaloop, die Grundidee.<br />

Gefallen an virtuellen Welten finden<br />

mittlerweile nicht nur pubertierende<br />

Computerfreaks, gespielt wird in allen<br />

Alters- und Einkommensgruppen, in<br />

allen Bildungsschichten, in Single- und<br />

Familienh<strong>aus</strong>halten. Das zeigt eine aktuelle<br />

Studie des Spieleherstellers Electronic<br />

Arts und <strong>der</strong> Werbeagentur Jung<br />

von Matt. Befragt wurden 3.000 deutsche<br />

KonsumentInnen ab 14 Jahren.<br />

Überraschendes Ergebnis: 54 Prozent<br />

jener Personen, die regelmäßig in ihrer<br />

Freizeit gambeln, sind durchschnittlich<br />

44 Jahre alt. Die jungen „Zocker“ – un-<br />

ter 30 und Intensivspieler – machen entgegen<br />

herkömmlicher Annahme lediglich<br />

fünf Prozent <strong>der</strong> Befragten <strong>aus</strong>. Papermint<br />

will auch Frauen vor den Computer<br />

locken. Themenspezifische Chats<br />

und das Einbinden in soziale Beziehungen,<br />

die zu den jeweiligen Figuren mitgeliefert<br />

werden, erleichtern den Einstieg.<br />

Derzeit ist das Spiel in <strong>der</strong> Testphase.<br />

Für Februar 2007 sind interne<br />

Tests im MuseumsQuartier geplant – eine<br />

Location, die auch im Spiel vorkommt.<br />

„Lokale Gegebenheiten, virtuell<br />

angepasst, lösen globale, anonyme<br />

Welten ab“, so Sirlinger.<br />

Weibliches Know-how. Auch im realen<br />

Leben setzt Avaloop auf Frauen und<br />

nimmt damit eine Son<strong>der</strong>stellung in <strong>der</strong><br />

Spieleindustrie ein. Für die Entwicklung<br />

von Papermint griff man zum Beispiel<br />

auf die Arbeit von Barbara Lippe, Lead<br />

Artist mit Erfahrungen als Character-Designerin<br />

in Tokio, zurück: Ihre<br />

Dissertation „Game Boys for Play Girls!“<br />

lieferte wertvolle Erkenntnisse <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

weiblichen Spielewelt. Die Folge davon:<br />

Papermint verzichtet völlig auf Gewalt.<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Computerspiel 25<br />

Papermint ist auch für<br />

ungeübte UserInnen<br />

gedacht: einsteigen,<br />

Figur <strong>aus</strong>suchen, anziehen<br />

und mitspielen.<br />

● AVALOOP IT SOLUTIONS GMBH<br />

Virtuelle Universen<br />

Die Firma in Penzing entwickelt<br />

3-D-Online-Welten. Derzeit wird an<br />

Papermint gearbeitet, das im März<br />

2007 auf den Markt kommen soll.<br />

Junge Game-DesignerInnen<br />

Avaloop wurde im Mai 2006 von Lev<br />

Ledit, Martin Sirlinger und Markus<br />

Nenning gegründet. Die insgesamt elf<br />

MitarbeiterInnen widmen sich <strong>der</strong><br />

Konzeption, Entwicklung und dem<br />

Betrieb von 3-D-Online-Welten. Mit<br />

Papermint sollen ab 2007 Österreich,<br />

Deutschland und die Schweiz erobert<br />

werden sowie ab 2008 <strong>der</strong> englischsprachige,<br />

osteuropäische und <strong>der</strong><br />

asiatische Raum.<br />

Das Projekt Papermint wird mit<br />

100.000 Euro von departure geför<strong>der</strong>t.<br />

Kontakt: Avaloop, 14., Hütteldorfer Straße 253,<br />

Telefon 01/929 16 70-5, www.avaloop.com,<br />

För<strong>der</strong>geber: www.departure.at


26 Aktionen <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

SLYDOG ALS<br />

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ab Frühjahr 2007 im<br />

Handel erhältlich. F & E-<br />

LeserInnen können das<br />

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für alle<br />

Club-Mitglie<strong>der</strong><br />

iPod-<br />

T-Shirt:<br />

5 x 2 LeserInnen<br />

testen am<br />

23. Jänner<br />

Mit dem Club wien.at<br />

exklusiv in die Welt des Wissens<br />

Testen Sie das iPod-T-Shirt. GrooveRi<strong>der</strong>, hipHolster, smart glove –<br />

hinter diesen klingenden Namen verbirgt sich spannende High-Tech-<br />

Fashion <strong>der</strong> Designerschmiede URBAN-TOOL. Mode, Musik und<br />

mobile Kommunikation werden auf gekonnte Weise kombiniert und<br />

ergeben so trendige Kultobjekte. Der GrooveRi<strong>der</strong> zum Beispiel ist<br />

das erste T-Shirt mit textiler Oberfläche zur Steuerung von iPod &<br />

Co. In einer speziellen Tasche kann das Gerät gesichert untergebracht<br />

werden und ist über eine technische Schnittstelle mit dem – übrigens<br />

auch waschbaren – T-Shirt verbunden. Wer den GrooveRi<strong>der</strong> sowie<br />

an<strong>der</strong>e Produkte von URBAN TOOL testen möchte: 5 x 2 LeserInnen<br />

haben exklusiv die Möglichkeit dazu.<br />

Termin: 23. 1. 2007, 17 Uhr, Treffpunkt: URBAN TOOL, Reindorfgasse 36, 1150 Wien,<br />

Anmeldung bis zum 8. Jänner 2007 bei <strong>der</strong> Club-Hotline 01/277 55 22 o<strong>der</strong> im<br />

Internet unter www.forschen-entdecken.at. Die GewinnerInnen werden schriftlich<br />

verständigt.<br />

Wie Universal-Austria-Chef Hannes E<strong>der</strong> das iPod-T-Shirt beurteilt,<br />

finden Sie auf Seite 21.<br />

Fotos: Lösungsmittel GmbH (2), Heilbutt & Rosen/Angela Zapotocky (1)


● FÜR KLUGE KÖPFE<br />

ANNO 1701:<br />

Strategiespiel für PC,<br />

mit dem man eigene<br />

Welten entdecken<br />

und erschaffen kann.<br />

Kochmedia Verlag,<br />

EUR 39,95<br />

EAN-Code:<br />

4020628081362<br />

Mehr<br />

Sudokus<br />

finden Sie<br />

im Internet unter<br />

www.forschenentdecken.at<br />

Sudoku – mitmachen und die<br />

neuesten Computerspiele gewinnen<br />

Tragen Sie die Ziffern 1 bis 9 in die Blöcke ein. Jede Ziffer darf nur<br />

1 x pro Block auf je<strong>der</strong> Horizontalen und Vertikalen vorkommen.<br />

Addieren Sie anschließend die in den Kreisen stehenden Ziffern<br />

und geben Sie die Summe per E-Mail, Post o<strong>der</strong> Telefon (siehe<br />

unten) bis 8. Jänner unter dem Kennwort „Sudoku“ bekannt.<br />

Adresse und Anschrift nicht vergessen. Zu gewinnen gibt es die<br />

neuesten Computerspiele (siehe unten). Die Ziehung erfolgt unter<br />

Ausschluss des Rechtsweges. Eine Barablöse <strong>der</strong> Preise ist nicht<br />

möglich. Die GewinnerInnen werden schriftlich verständigt.<br />

Adresse: Redaktion „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“,<br />

Postfach 4000, 1110 Wien, wien.at-Gewinn-Hotline 01/277 55 44,<br />

E-Mail: leserservice@redaktion-wien.at<br />

Tolle<br />

PC-Games<br />

winken als<br />

Preise<br />

für Sie!<br />

GOTHIC 3:<br />

Rollenspiel für PC, bei dem man die<br />

Zukunft Myrtanas mitbestimmt.<br />

Kochmedia Verlag, EUR 39,98<br />

EAN-Code: 4020628081492<br />

DIE GILDE 2:<br />

Abenteuerspiel für<br />

PC, mit dem man<br />

die Geschichte des<br />

Mittelalters umschreiben<br />

kann.<br />

Kochmedia Verlag,<br />

EUR 42<br />

EAN-Code:<br />

4020628081461<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Aktionen<br />

Kampf <strong>der</strong><br />

Geschlechter<br />

Verena Scheitz und Helmut Vavra begeben sich mit ihrem<br />

Kabarettstück auf die Spuren einer langjährigen Beziehung.<br />

27<br />

Chromosomensatz XY ungelöst ist das bislang erfolgreichste<br />

„Heilbutt und Rosen“-Programm. Es beginnt<br />

dort, wo es zwischen Mann und Frau „so richtig alltäglich<br />

schiach“ wird. Walter und Uschi, beide Mitte 30 und<br />

über die Blüte ihrer Beziehung hin<strong>aus</strong>gewachsen, philosophieren<br />

auf <strong>der</strong> Bühne darüber, was Frauen bzw. was<br />

Männer wirklich wollen. 5 x 2 LeserInnen haben die<br />

Möglichkeit, Karten für die Vorstellung zu gewinnen.<br />

Termin: 19. 1. 2007, 19.30 Uhr (Beginn 20 Uhr)<br />

Treffpunkt: Orpheum, 22., Steigenteschgasse 94b, Anmeldung bis zum<br />

8. Jänner 2007 bei <strong>der</strong> Club-Hotline 01/277 55 22 o<strong>der</strong> im Internet<br />

unter www.forschen-entdecken.at. Die GewinnerInnen werden<br />

schriftlich verständigt.<br />

DER LINK:<br />

Lust auf mehr Neues <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft?<br />

Dann besuchen Sie <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> im<br />

Internet unter www.forschen-entdecken.at


28 Termine <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Volles Programm<br />

Termine, die Sie keinesfalls versäumen, Projekte, die Sie besser kennen,<br />

und Veranstaltungen, die Sie in nächster Zeit unbedingt besuchen sollten.<br />

Veranstaltungen,<br />

Medien, Projekte<br />

„medien & zeit“ – Kommunikation in<br />

Vergangenheit und Gegenwart<br />

Forum für Kommunikationsgeschichte<br />

„Generationen“ ist das Schwerpunktthema<br />

<strong>der</strong> aktuellen Ausgabe <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Zeitschrift „medien & zeit“. Das<br />

vierteljährlich erscheinende Heft unter <strong>der</strong><br />

Fe<strong>der</strong>führung des Kommunikationshistorikers<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Duchkowitsch<br />

gibt einen Überblick über das wissenschaftliche<br />

Generationendenken und<br />

seine Anwendung auf die Kommunikationsgeschichte.<br />

Gegründet 1986, zählt „medien<br />

& zeit“ mittlerweile zu den wichtigsten<br />

deutschsprachigen Foren <strong>der</strong> kommunikationshistorischen<br />

Forschung.<br />

Einzelheft EUR 4,80 (exkl. Versand), Abo<br />

EUR 17,60 (inkl. Versand), StudentInnenabo<br />

EUR 12,80 (inkl. Versand)<br />

Kontakt: www.medienundzeit.at<br />

Faszinierende Elektro- und Informationstechnik<br />

1. Februar 2007, 8.45–13.45 Uhr, Tag <strong>der</strong><br />

offenen Tür, TU Wien, Eintritt frei<br />

Spätestens wenn <strong>der</strong> Medizinmann <strong>der</strong><br />

Pawnee-Indianer erzählt, wie er die digitale<br />

Datenübertragung und ganz nebenbei das<br />

binäre Zahlensystem erfunden hat, weiß<br />

man, dass die Welt <strong>der</strong> Elektro- und<br />

Informationstechnik eine spannende ist.<br />

Um SchülerInnen <strong>der</strong> letzten Schulstufen<br />

von AHS und HTL für ein entsprechendes<br />

Studium zu begeistern, laden ForscherInnen<br />

<strong>der</strong> Fakultät für Elektrotechnik zu einem<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Tür voller Geschichten und<br />

Experimente ein.<br />

Anmeldung: events-etit@tuwien.ac.at<br />

Kontakt: www.morefuture.tuwien.ac.at<br />

Informieren und <strong>aus</strong>probieren heißt die<br />

Devise beim Tag <strong>der</strong> offenen Tür an <strong>der</strong> TU.<br />

Brandaktuell:<br />

Das neueste<br />

Nachschlagewerk<br />

von<br />

departure<br />

gibt einen<br />

Überblick<br />

über Wiens<br />

Creative<br />

Industries.<br />

Look/Book 2006<br />

Ein Streifzug durch Wiens Kreativszene<br />

Das Look/Book 2006 umfasst alle bisher<br />

von departure wirtschaft, kunst und kultur<br />

gmbh geför<strong>der</strong>ten Projekte, inklusive des<br />

als Zwischenbericht veröffentlichten<br />

Look/Book 2005.<br />

Verlag für mo<strong>der</strong>ne Kunst Nürnberg,<br />

266 Seiten, 19,90 Euro,<br />

ISBN-13: 978-3-938821-91-6<br />

Kontakt: www.departure.at<br />

Hercules Filmnetwork<br />

Neue Wege im Filmgeschäft<br />

Unter dem Titel „Hercules Filmnetwork –<br />

Independent Movie Financing, Production<br />

& Distribution“ beschäftigen sich FilmspezialistInnen,<br />

BetriebswirtInnen, Jurist-<br />

Innen und PädagogInnen unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Roman A. Tolic mit neuen Wegen <strong>der</strong><br />

Filmfinanzierung, <strong>der</strong> Filmproduktion und<br />

ihrer Verwertung. Ziel ist es, Filme unter<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu finanzieren,<br />

zu produzieren und international<br />

unter einer Marke zu vertreiben.<br />

Kontakt: www.tolikas.tv<br />

Forschungsergebnisse <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

Newsletter <strong>der</strong> Magistratsabteilung 18<br />

Infos über Trends und Projekte <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

kann man jetzt via Newsletter<br />

(auch in gedruckter Form) bei <strong>der</strong> zuständigen<br />

Fachabteilung abonnieren. Inhalte<br />

<strong>der</strong> ersten Ausgaben sind Erhebungen rund<br />

um das Radfahren, Bürobeschäftigte sowie<br />

Projekte <strong>der</strong> Mehrfachnutzung. Folgen<br />

werden die Themen Lebens- und<br />

Wohnformen sowie Stadterneuerung.<br />

Kontakt: info@m18.magwien.gv.at<br />

www.wien.at/stadtentwicklung/ma18/<br />

newsletter.htm<br />

Wiener Vorlesungen<br />

20 Jahre Wiener Vorlesungen<br />

Erfolgreiche Wissensvermittlung<br />

Von Anton Zeilinger bis Marcel Reich-<br />

Ranicki – seit die Wiener Vorlesungen ins<br />

Leben gerufen wurden, waren mehr als<br />

2.000 Vortragende <strong>aus</strong> allen Kontinenten zu<br />

Gast. 2007 feiert das international größte<br />

Dialogforum zu aktuellen Wissensthemen<br />

sein 20-Jahr-Jubiläum, u. a. mit nachfolgenden<br />

Veranstaltungen.<br />

Vom Naturschutz zu Ökologiebewegungen<br />

17. Jänner 2007, 19 Uhr, Altes Rath<strong>aus</strong>,<br />

Festsaal, Eintritt frei<br />

Podiumsgespräch mit Mag. Martin Schmid,<br />

Mag. Ortrun Veichtlbauer und Univ.-Doz.<br />

Ing. Dr. Verena Winiwarter, Zentrum für<br />

Umweltgeschichte an <strong>der</strong> IFF.<br />

Altersforschung – Vom programmierten Zelltod<br />

zur Pensionsreform<br />

31. Jänner 2007, 19 Uhr, Rath<strong>aus</strong>,<br />

Festsaal, Eintritt frei<br />

Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Georg Wick,<br />

Pathologe und Ex-Präsident des FWF.<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

28. Februar 2007, 18 Uhr, Rath<strong>aus</strong>,<br />

Wappensaal, Eintritt frei<br />

12. Wiener Vorlesung für Kin<strong>der</strong> von<br />

8–12 Jahren. Vortrag von Prof. Dr. Heinz<br />

Fassmann zum Thema „Sterben wir <strong>aus</strong>?<br />

Bevölkerungsentwicklung in Österreich“.<br />

Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel<br />

kommt zu den Wiener Vorlesungen.<br />

Biologie und Kultur <strong>der</strong> Erinnerung<br />

30. Mai 2007, 19 Uhr, Rath<strong>aus</strong>, Festsaal,<br />

Eintritt frei<br />

Neurowissenschafter Eric Kandel über<br />

Natur und Kultur des Gedächtnisses<br />

Kontakt für Wiener Vorlesungen:<br />

www.wien.at/kultur/abteilung/vorlesungen<br />

Fotos: Fakultät ET & IT, TU Wien (1), Contrast (1), Getty Images (1), Christian Pichler (2)


Experimentieren wie die echten ForscherInnen macht Kin<strong>der</strong>n Spaß<br />

und för<strong>der</strong>t auch das Interesse an <strong>der</strong> Wissenschaft auf spielerische Art.<br />

ZOOM Science<br />

macht schlau<br />

Warum regnet es? Wie kommt die Musik auf die CD? Woher<br />

kommen die Wolken? Kin<strong>der</strong> werden nicht müde, solche Fragen<br />

zu stellen. Ihr Wissensdurst scheint unstillbar – und das ist gut<br />

so. Denn Neugier ist <strong>der</strong> Antrieb für jedes Lernen und gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> Motor für Forschung und Entwicklung.<br />

Um das Interesse an wissenschaftlichen Fragestellungen und<br />

Methoden entsprechend früh zu för<strong>der</strong>n, startet das ZOOM<br />

Kin<strong>der</strong>museum ab 2007 die Initiative „ZOOM Science“: Zum<br />

aktuellen Programmangebot für Kin<strong>der</strong> (Workshops, Ausstellungen,<br />

Vorträge) wird es künftig auch begleitende Seminare<br />

für LehrerInnen geben. Der spielerische Zugang zu Wissen soll<br />

dadurch auch im Unterricht verstärkt geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Kontakt: ZOOM Science, www.kin<strong>der</strong>museum.at, För<strong>der</strong>geber: www.zit.co.at<br />

<strong>Forschen</strong><br />

& <strong>Entdecken</strong><br />

Das Magazin für kluge Köpfe.<br />

Nr. 03/2006 P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036637, DVR 0000191<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Aktion<br />

29<br />

● ERFOLGREICHE AKTION<br />

Unsere LeserInnen<br />

hinter den Kulissen<br />

Was passiert bei einem Unfall im<br />

Tunnel? Können Türen plötzlich<br />

aufgehen? Kann man sich auf die<br />

Zeitanzeigen in den Stationen ver-<br />

lassen? Fahren die U-Bahn-Züge automatisch o<strong>der</strong><br />

handgesteuert? 10 x 2 F&E-LeserInnen nutzten die<br />

Gelegenheit, um den Experten <strong>der</strong> Wiener Linien<br />

bei einer Exklusiv-Führung durch die neue Sicherheits-Leitzentrale<br />

jede Menge Fragen zu stellen.<br />

Als kleine Erinnerung an den Besuch, <strong>der</strong> sonst vor<br />

allem internationalen Fachleuten vorbehalten ist,<br />

gab es u. a. eine Miniaturstraßenbahn, die nicht<br />

nur den jüngsten Besucher erfreute.<br />

+ + + Erika Weinzierl, Historikerin, & Leopold Rosenmayr, Soziologe, sind die PreisträgerInnen des Erwin-Chargaff-Preises<br />

für Wissenschaft und Ethik + + + Georg Wick, Pathologe, erhält den Wiener Preis für humanistische Altersforschung + + +<br />

Wie sicher ist sicher?<br />

Wo wir Gefahren wittern<br />

Wie wir Risiken einschätzen<br />

www.forschen-entdecken.at<br />

Ing. Karlheinz<br />

Kl<strong>aus</strong>ner (oben) und<br />

Herbert Hanselmann<br />

(unten rechts) von<br />

den Wiener Linien<br />

mit F&E-LeserInnen<br />

in <strong>der</strong> neuen<br />

Leitstelle.<br />

Ihre Meinung bitte<br />

Wie gefällt Ihnen<br />

<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>?<br />

Die ersten 100 Einsen<strong>der</strong>Innen<br />

bekommen für<br />

ihre Rückmeldung als<br />

Dankeschön die Kurt-Gödel-CD<br />

„Ich habe manchmal Heimweh nach Wien“ mit<br />

Briefen des berühmten Mathematikers.<br />

Redaktion „<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong>“<br />

1110 Wien, Leberstraße 122<br />

E-Mail: office@forschen-entdecken.at<br />

!


Gratis-Magazine<br />

bestellen bei <strong>der</strong><br />

LeserInnen-Hotline<br />

wien.at<br />

01/277 55<br />

Bestellkupon<br />

Die neue wien.at-Reihe<br />

bietet Infos zu allen<br />

Lebenslagen. Einfach die<br />

Gratis-Magazine ankreuzen<br />

und einsenden an:<br />

Redaktion wien.at<br />

Postfach 4000, 1110 Wien<br />

Kennwort: Abo-Bestellung<br />

Internet: www.top.wien.at/abo<br />

■ <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

■ Leben & Freude<br />

■ Kin<strong>der</strong> & Co<br />

■ Hund, Katz & Co<br />

■ Welt & Stadt<br />

■ City & Life<br />

■ Frau ■ Herr<br />

Vor- und Nachname<br />

Straße/Nr.<br />

PLZ/Ort<br />

E-Mail<br />

City & Life<br />

Das Magazin für mehr Spaß und mehr Zukunft.<br />

Nr. 04/2006 P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036705M, DVR 0000191<br />

Schwarz & Weiß<br />

Bring mehr Farbe ins Leben –<br />

und werde City & Life-Coverstar!<br />

Leben<br />

& Freude<br />

Für Wienerinnen & Wiener in ihren besten Jahren.<br />

Nr. 04/2006 P. b. b. Erscheinungsort: Wien – Verlagspostamt 1110 Wien, 06Z036636, DVR: 0000191<br />

www.cityandlife.at<br />

Community-Aktion:<br />

Mittendrin statt nur dabei<br />

<strong>Entdecken</strong> und wecken Sie Ihre kreative Seite<br />

Gesund und fit durch den Winter<br />

Wir verlosen 3 x 2 Tickets für<br />

das Shakira-Konzert!<br />

www.leben-freude.at<br />

Tolle Aktionen für Mitglie<strong>der</strong>:<br />

Mit dem Club wien.at zu Holiday on Ice,<br />

ins Kino und zum Gospelkonzert<br />

Mehr auf den Seiten 28/29<br />

Mit Ihrer Bestellung erhalten Sie viermal jährlich<br />

die neueste(n) Ausgabe(n) Ihrer Wahl. Die von<br />

Ihnen bekannt gegebenen Daten werden zum<br />

Zweck <strong>der</strong> AbonnentInnenverwaltung elektronisch<br />

gespeichert. Das kostenlose Magazin-Abo<br />

kann je<strong>der</strong>zeit telefonisch bei <strong>der</strong> LeserInnen-Hotline<br />

wien.at 01/277 55 sowie unter Angabe <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Magazintitel per E-Mail (leserservice@redaktion-wien.at)<br />

o<strong>der</strong> mittels Brief an die<br />

Redaktion wien.at, Postfach 7000, 1110 Wien,<br />

Kennwort: Abo, gekündigt werden. Weiters stimmen<br />

Sie zu, dass Ihre oben angeführten personenbezogenen<br />

Daten auch dafür verwendet werden,<br />

Ihnen weitere Informationen über an<strong>der</strong>e Aktionen<br />

<strong>der</strong> wien.at-Medienfamilie (wie z. B. wien.at-<br />

Events, Service-Angebote) zuzusenden. Diese<br />

Zustimmung können Sie je<strong>der</strong>zeit telefonisch bei<br />

<strong>der</strong> LeserInnen-Hotline wien.at 01/277 55 sowie<br />

per E-Mail (leserservice@redaktion-wien.at) o<strong>der</strong><br />

mittels Brief an die Redaktion wien.at, Postfach<br />

7000, 1110 Wien, wi<strong>der</strong>rufen.<br />

Mehr auf Seite 28<br />

30 Schlusspunkt <strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong><br />

Tarnen & Täuschen<br />

in <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

Vor zwei Jahren machte sich Larry<br />

Summers mit einem Schlag viele Freundinnen:<br />

Er meinte, es gebe deshalb so<br />

wenige Frauen an den naturwissenschaftlichen<br />

Fakultäten, weil sie dafür<br />

einfach weniger begabt wären. Sagen<br />

wir so: Larry Summers war danach<br />

nicht mehr lange Harvard-Präsident.<br />

Das mit Frauen in <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

ist auch noch immer so ein Problem,<br />

ähnlich wie das mit Frauen und<br />

dem Autofahren. Je<strong>der</strong> weiß, dass sie<br />

gen<strong>aus</strong>o gut sind wie Männer – aber<br />

so richtig glauben können es einige immer<br />

noch nicht.<br />

Immer dieselben Überlegungen:<br />

Kann man wissenschaftliche Leistungen<br />

wirklich objektiv miteinan<strong>der</strong> vergleichen?<br />

Reißt die Babyp<strong>aus</strong>e viele<br />

hochtalentierte Forscherinnen <strong>aus</strong> ihrer<br />

Karriere her<strong>aus</strong>? Ach, wenn man<br />

nur einmal vergleichen könnte, wie eine<br />

Karriere einer Frau verlaufen wäre,<br />

wäre sie ein Mann.<br />

Oh, man kann! Man befragt einfach<br />

den Neurobiologen Ben Barres<br />

von <strong>der</strong> Stanford University. Bis vor<br />

neun Jahren war <strong>der</strong> nämlich eine<br />

Frau namens Barbara. Und wenn man<br />

ihm bei seiner Geschlechtsumwandlung<br />

nicht zufällig auch ein männliches<br />

Gehirn eingesetzt hat, sollten seine<br />

Talente und seine Denkleistung eigentlich<br />

denen von Barbara exakt gleichen.<br />

Und doch konnte er nach einem<br />

Seminar einmal einen Kollegen sagen<br />

hören: „Ben Barres hat heute eine tolle<br />

Vorlesung gehalten. Aber seine Ar-<br />

beit ist ja auch viel besser als die seiner<br />

Schwester.“ Barres hatte am renommierten<br />

Massachusetts Institute of<br />

Technology in Cambridge studiert.<br />

Dort bewältigte (damals noch) sie eine<br />

schwierige Aufgabe, an <strong>der</strong> viele ihrer<br />

Kommilitonen gescheitert waren.<br />

Und bekam von ihrem Professor zu<br />

hören: „Das hat wohl Ihr Freund für<br />

Sie gelöst.“<br />

Und Nancy Andreasen, eine <strong>aus</strong>gezeichnete<br />

Psychiaterin von <strong>der</strong> University<br />

of Iowa, stellte fest, dass ihre<br />

Forschungsarbeiten eher in den renommierten<br />

Fachmagazinen abgedruckt<br />

wurden, wenn sie diese statt unter ihrem<br />

Vornamen nur unter „N. C. Andreasen“<br />

einsandte. Tarnen und Täuschen<br />

ist also auch im Wissenschaftsbetrieb<br />

das Um und Auf.<br />

„Der größte Unterschied, den ich<br />

festgestellt habe“, sagt Ben Barres, „ist,<br />

dass ich jetzt mit viel mehr Respekt<br />

behandelt werde. Ich kann sogar einen<br />

ganzen Satz sagen, ohne von einem<br />

Mann unterbrochen zu werden!“<br />

Man bekommt also sehr leicht<br />

mehr Frauen in die Wissenschaft. Sie<br />

müssen sich nur zu Männern umoperieren<br />

lassen.<br />

Sigrid Neudecker<br />

lebt seit 2001 in<br />

Hamburg und ist<br />

dort seit 2004 fixe<br />

Autorin von „Zeit-<br />

Wissen“, dem<br />

Wissensmagazin<br />

<strong>der</strong> „Zeit“.<br />

Illustration: Markus Murlasits, Foto: Privat


Forschung lebt in Wien<br />

Wir för<strong>der</strong>n die besten Köpfe<br />

Als Technologieagentur <strong>der</strong> Stadt Wien schaffen wir ein optimales Umfeld für innovative Unternehmen.<br />

Wir vergeben För<strong>der</strong>ungen. Wir schaffen Technologiestandorte. Wir bieten Dienstleistungen. Alles <strong>aus</strong> einer Hand.<br />

T +43-1-960 90-86 165, office@zit.co.at, www.zit.co.at<br />

Die Technologieagentur <strong>der</strong> Stadt Wien.<br />

Ein Unternehmen des Wiener Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungsfonds.


Der bizhub ist das multifunktionale<br />

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das Sie mit nah und fern in Verbindung<br />

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bleiben lässt. Nicht nur, dass er<br />

kopiert, druckt, scannt und faxt, er ist<br />

dafür konzipiert, den Zugang zu und<br />

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