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BR-Magazin 02/2015

Das hauseigene Magazin des Bayerischen Rundfunks informiert vierzehntägig über die Höhepunkte im Programm. Hier finden Sie Hintergründe zu neuen Produktionen und Veranstaltungen. Außerdem gibt es eine ausführliche Programmübersicht.

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BAYERN<br />

ZWÖLFUHRLÄUTEN<br />

AUS …<br />

–<br />

Rothenburg ob der Tauber<br />

–<br />

Die evangelisch-lutherische Stadtpfarrkirche<br />

St. Jakob bestimmt unübersehbar das<br />

mittelalterliche Stadtbild von Rothenburg<br />

ob der Tauber. Wie die meisten Reichsstädte<br />

war Rothenburg in der Reformationszeit<br />

protestantisch geworden. Gegen<br />

diese protestantische Stadt rückte im<br />

Herbst 1631 das katholische Liga-Heer unter<br />

Graf Tilly vor, der zuvor Magdeburg erobert<br />

und gemeinsam mit General Pappenheim<br />

das grausamste Massaker des Dreißigjährigen<br />

Krieges verübt hatte. Nun also Rothenburg.<br />

Die Angst im Tauberstädtchen muss<br />

unvorstellbar gewesen sein. Doch es kam<br />

anders. Dass ,,der Tod Rothenburg nicht<br />

vernichten konnte”, hieß es in einer Dankpredigt,<br />

sei allein ,,der Barmherzigkeit Gottes<br />

zuzumessen”. Erst über 150 Jahre später<br />

schrieb man die Rettung dem Trunk des<br />

Altbürgermeisters Georg Nusch zu, der aus<br />

einer Schankwirtschaft stammte. Die drei-<br />

einviertel Liter Wein in einem Zug scheinen<br />

ihm nicht weiter geschadet zu haben, denn<br />

er lebte noch 37 Jahre und starb 1668 an<br />

seinem 80. Geburtstag. Das alljährlich zu<br />

Pfingsten aufgeführte Meistertrunk-Festspiel<br />

machte ihn unsterblich. Der gotische<br />

Bau von St. Jakob ist das Wahrzeichen Ro-<br />

thenburgs und gehört zu den bedeutendsten<br />

fränkischen Bürgerkirchen. Baubeginn<br />

war 1311, 1484 wurde sie geweiht. Zwischen<br />

2005 und 2011 hat man das Gotteshaus<br />

aufwändig saniert. Ihr Kunstschatz an<br />

Fenstern, Gemälden und Schnitzaltären ist<br />

legendär – allen voran die drei Ostchorfenster<br />

mit ihrer vollständig erhaltenen<br />

mittelalterlichen Farbverglasung. Den<br />

prächtigen Klang der sechs Glocken, die<br />

alle im Jahre 1626 von den lothringischen<br />

Wandergießern gegossen wurden, kennt<br />

auch Papst Franziskus, der 1986 drei Monate<br />

als Student des Goethe-Instituts in<br />

Rothenburg verbrachte.<br />

––<br />

Bayern 1<br />

Sonntag, 18.1.<strong>2015</strong>, 12.00 Uhr<br />

Zwölfuhrläuten aus Rothenburg<br />

ob der Tauber<br />

bayern1.de/zwoelfuhrlaeuten<br />

–<br />

Anzenkirchen<br />

–<br />

Wer als Glockenfreund unterwegs ist nach<br />

Anzenkirchen und damit zur Pfarrkirche<br />

St. Laurentius, stößt bereits am nördlichen<br />

Ortsrand auf ein besonderes Objekt: Das<br />

Werktor der Hammerschmiede Wensauer.<br />

Dahinter herrschen Dämmerlicht und<br />

Lärm. Der Boden in der 80 Meter langen<br />

Halle vibriert unter den Maschinenhämmern,<br />

Funken sprühen, Essen fauchen. In<br />

der Glut stecken rotglühende Metallstücke.<br />

Blatt, Schaft und der Ansatz des Ballens<br />

zeigen, was das werden wird: die besten<br />

Glockenklöppel Europas. Zumindest<br />

sagen das namhafte Campanologen. Warum<br />

sonst auch hätte man die Bestellung<br />

für das neue Geläute von Notre Dame in<br />

Paris im niederbayerischen Rottal aufgegeben?<br />

Die Pfarrkirche St. Laurentius – vorher<br />

kommt man noch am stählernen, zwanzig<br />

Meter hohen Anzenkirchner Maibaum vor-<br />

bei – steht wenige Hundert Meter entfernt<br />

in der Mitte des Dorfes, das heute dem<br />

Markt Triftern eingegliedert ist. Sein Ursprung<br />

lässt sich bis vor das Jahr 1000 zurückverfolgen,<br />

als vermutlich – der Ortsname<br />

legt das nahe – ein Anzio mit seiner<br />

Sippe eine kleine Holzkirche errichtet hat.<br />

Das heutige, neugotische Gotteshaus entstand<br />

1878. Auch die Innenausstattung der<br />

Laurentiuskirche ist neugotisch, ergänzt<br />

mit modernen Elementen. In ihrem Kern<br />

aber geht die einschiffige Anlage auf das<br />

15. Jahrhundert zurück, wie der Chor mit<br />

seinem spätgotischen Netzgewölbe zeigt.<br />

Er könnte die Burgkapelle der Schenken<br />

von Neudeck und Anzenkirchen gewesen<br />

sein, die im 16. Jahrhundert von den<br />

Ortenburgern abgelöst wurden. Aus dem<br />

fast 40 Meter hohen, Spitzhauben bedachten<br />

Turm läuten vier Glocken. Eine stammt<br />

aus dem Mittelalter, drei wurden 1954 von<br />

Perner in Passau gegossen.<br />

––<br />

Bayern 1<br />

Sonntag, 25.1.<strong>2015</strong>, 12.00 Uhr<br />

Zwölfuhrläuten aus Anzenkirchen<br />

bayern1.de/ zwoelfuhrlaeuten<br />

Fotos: Willi Pfitzinger, Schwetlik<br />

10 – <strong>BR</strong>-<strong>Magazin</strong>

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