Leuenberger Texte 2
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II. KINDERTAUFE UND ERWACHSENENTAUFE<br />
Grundmodell allen neutestamentlichen Redens von der Taufe ist die Missionstaufe. In unseren Kirchen<br />
ist die Kindertaufe (auch Säuglingstaufe) in der Regel geübte Praxis. Nach unserer heutigen<br />
theologischen Erkenntnis zeigt sich jedoch die eine Taufe gleichwertig in der Kinder- und Erwachsenentaufe.<br />
In der Befürwortung der Kindertaufe wird stärker das dem Glauben vorangehende "sola gratia"<br />
betont. In der Befürwortung der Erwachsenentaufe wird stärker die enge Zusammengehörigkeit von "sola<br />
gratia" und "sola fide" betont. Beide Formen der Taufe setzen die Verkündigung des Wortes Gottes und<br />
die Bereitschaft, lebenslang darauf zu hören, voraus. In einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft<br />
bekommen beide, Kinder- und Erwachsenentaufe, immer stärker den Charakter eines Bekenntnisses.<br />
Als Gründe, die für die Kindertaufe sprechen, sind zu nennen:<br />
- das zuvorkommende Heilshandeln Gottes, für das die Taufe sichtbares Zeichen ist,<br />
- der Wunsch der Eltern, ihr Kind in den Bund Gottes mit seinem Volk aufnehmen zu lassen und damit<br />
unter die Herrschaft Christi zu stellen,<br />
- der Zusammenhang einer Glaubensgeschichte, die in der Taufe ihren Anfang von Gott her nimmt,<br />
- der Glaube, der Gabe des Heiligen Geistes ist, in welchem Lebensalter auch immer.<br />
Als Gründe für die Erwachsenentaufe sind zu nennen:<br />
- der Glaube, auf den Gottes Zusage in der Taufe zielt, wird in ihr persönlich bekannt,<br />
- die bewußt erlebte eigene Taufe kann eine stärkende und verpflichtende Bedeutung für den Getauften<br />
und für die ganze Gemeinde haben.<br />
Für Kinder- und Erwachsenentaufe gilt, daß Gottes Gnadenzusage immer der menschlichen Antwort<br />
vorausgeht. Im Vertrauen auf die Gültigkeit der Gnadenzusage Gottes bejahen unsere Kirchen die in der<br />
Regel geübte Praxis der Taufe von Kindern. In dieser Praxis wird zugleich das begründete Anliegen von<br />
Kirchen und Familien ernst genommen, ihre Kinder von Anfang an in die bergende Gemeinschaft mit Gott<br />
hineingenommen zu wissen. Dies fordert von uns, dem Zusammenhang von Glaube und Taufe durch<br />
eine intensivere Wahrnehmung der Taufverantwortung Rechnung zu tragen.<br />
Die Erwachsenentaufe erhält in der gegenwärtigen Situation, in der die Regel der Kindertaufe mancherorts<br />
an Selbstverständlichkeit verliert, unter missionarischen Gesichtspunkten erhöhte Bedeutung<br />
und bedarf neuer Aufmerksamkeit der Gemeinden.<br />
1. Taufe und Mit-Gliedschaft<br />
III. TAUFE, MIT-GLIEDSCHAFT UND APOSTOLAT<br />
In der Taufe "nimmt Jesus Christus den der Sünde und dem Sterben verfallenen Menschen unwiderruflich<br />
in seine Heilsgemeinschaft auf" (LK 14). So erfolgt durch die Taufe die Eingliederung in die<br />
Gemeinschaft der Glaubenden (congregatio sanctorum et vere credentium). Die Taufe begründet und<br />
besiegelt die Zugehörigkeit zur allgemeinen und apostolischen Kirche (ecclesia catholica et<br />
apostolica). Diese konkretisiert sich in der Mit-Gliedschaft in einer Gemeinde und Kirche (ecclesia<br />
particularis). "Unsere gemeinsame Taufe ist so ein grundlegendes Band der Einheit" (Eph 4,3-6) und<br />
daher "ein Ruf an die Kirchen, ihre Trennungen zu überwinden und ihre Gemeinschaft sichtbar zu<br />
manifestieren" (Lima-Taufe Nr. 6).