physiotime | Ausgabe 1/2015
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8 // SPEZIAL<br />
SPEZIAL // 9<br />
Yoga als Ehrenamt<br />
Yogakurse besuchen und damit auch noch etwas Gutes tun? Das kann man bei<br />
den Workshops von „Yoga for Others“ im „Yoga Sky“ in Berlin-Kreuzberg.<br />
'Eine unserer Yogalehrerinnen gibt dort<br />
einmal wöchentlich in der Notunterkunft<br />
Yogakurse. Wir wissen also auch, dass<br />
das Geld dort dringend benötigt wird.<br />
Noch am selben Abend beschloss sie mit Yoga-Workshops<br />
Spenden für Ärzte ohne Grenzen zu sammeln, die in den Ebola-Krisengebieten<br />
tätig sind. „Die Organisation hat sich lange<br />
hingezogen, auch jetzt steht noch viel Arbeit vor uns. Aber<br />
unsere Idee verbreitet sich. Bei unserem letzten Workshop<br />
sind 30 Leute gekommen und wir konnten über 350 Euro für<br />
die Flüchtlinge sammeln.“ Die zweistündigen Workshops<br />
fanden zunächst in Potsdam statt, inzwischen werden die<br />
Yoga-Workshops einmal monatlich im „Yoga Sky“ in Berlin-<br />
Kreuzberg veranstaltet, das seine Räume dafür kostenlos zur<br />
Verfügung stellt. „Die Workshops richten sich an alle Levels,<br />
ob Anfänger oder Fortgeschrittene. Oft sind Leute dabei, die<br />
noch nie vorher Yoga praktiziert haben.“ Die Workshops sind<br />
thematisch aufgestellt und geben den Teilnehmern Einblicke<br />
in verschiedene Yogaarten – vom sportlichen Hatha-Yoga,<br />
über das Bhakti-Yoga, das für Liebe und Hingabe steht, bis<br />
zum Karma Yoga, das eine Veränderung der inneren Haltung<br />
der Yogis und Yoginis bewirken soll. „Bei unserer nächsten<br />
Veranstaltung im Juni werden wir Partneryoga anbieten. Man<br />
muss da auch keine Erfahrungen mitbringen, es geht einfach<br />
darum, die ‚Asanas‘, die Yogahaltungen, zusammen zu machen.“<br />
Zu Beginn der Veranstaltung wird eine Spende von<br />
mindestens zehn Euro am Eingang abgegeben. „Normale Yogakurse<br />
in einem guten Studio liegen bei 15 Euro pro Stunde.<br />
Es soll bei uns aber nicht darum gehen, preiswert Yoga machen<br />
zu können.“ Die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an<br />
die Flüchtlingsnothilfe der Berliner Stadtmission, die gemeinsam<br />
mit dem Land Berlin in der Kruppstraße am Poststadion<br />
in Moabit eine Notunterkunft für Flüchtlinge betreiben. „Eine<br />
unserer Yogalehrerinnen gibt dort einmal wöchentlich in der<br />
Notunterkunft Yogakurse für die Flüchtlinge. Wir wissen also<br />
auch, dass das Geld dort dringend benötigt wird“, sagt die<br />
Studentin. Die Organisation ist neben weiteren Yogalehrern<br />
und Helfern, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, auch<br />
auf der Suche nach unterstützenswerten lokalen Projekten.<br />
„Beim Yoga geht es auch darum, selbstlosen Dienst an anderen<br />
zu verüben und mit Hingabe dabei zu sein. Man muss<br />
sich nicht komplett aufopfern, sollte aber zumindest einen<br />
Teil seiner Zeit anderen Menschen widmen und etwas Gutes<br />
tun“, sagt Alisa. „Wenn also jemand Hilfe braucht oder einen<br />
Vorschlag hat, welches Projekt wir unterstützen könnten mit<br />
unseren Spenden, der kann sich gerne an uns wenden.“<br />
„Yoga for Others“ hat sich vorgenommen nicht nur in Berlin zu<br />
wachsen, sondern auch über die Grenzen der Stadt hinaus.<br />
Auch in Oslo wurden einige Yoga-Workshops von „Yoga for<br />
Others“ veranstaltet. „Wichtig ist einfach, dass sich unsere<br />
Idee verbreitet und sich viele Menschen finden, die uns unterstützen.<br />
Dann können wir gemeinsam viel Gutes erreichen.“<br />
Da „Yoga for Others“ gerade zum Verein wird, kann man Mitglied<br />
werden und sich ebenso ehrenamtlich engagieren –<br />
Yogalehrer muss man dafür natürlich nicht sein.<br />
Vereinigung, Harmonie, Einheit – dafür steht Yoga. Und wenn<br />
man genau hinschaut, dann stehen diese Dinge auch im Vordergrund,<br />
wenn es darum geht, sich ehrenamtlich für etwas<br />
zu engagieren. Die gemeinnützige Organisation „Yoga for<br />
Others“, die sich gerade als Verein eintragen lässt, hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, diese Gemeinsamkeit von Yoga und selbstlosem<br />
Dienst zu nutzen. Seit September 2013 bietet die Organisation<br />
Yoga-Workshops an, die zwar nichts kosten, aber<br />
eine Spende von den Teilnehmern verlangt, die dann vollständig<br />
an einen guten Zweck weitergegeben wird.<br />
Die Gründung der gemeinnützigen Organisation „Yoga for<br />
Others“ geht zurück auf eine Reise. Nach einem Auslandsjahr<br />
in Mexiko entschloss sich „Yoga for Others“-Gründerin Alisa<br />
Reimer eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen: „Auf meiner<br />
Reise ist mir unheimlich viel Armut begegnet und ich habe<br />
gemerkt, wie gesegnet ich eigentlich bin. Ich konnte herumreisen,<br />
surfen, Sport machen, Yoga praktizieren. Viele Menschen<br />
können das nicht.“ Die Idee, Yoga an die Menschen zu<br />
bringen, die sonst nicht den Zugang dazu haben, kam der gebürtigen<br />
Potsdamerin zufällig. „Während ich auf meiner Reise<br />
durch das Land auf dem Weg zu meiner Yoga Ausbildung war,<br />
habe ich mit meinem Freund an einer Raststätte angehalten<br />
und dort ein ziemlich verwahrlostes Mädchen gesehen, eine<br />
Prostituierte. Ich habe mich geschämt so glücklich und frei zu<br />
sein und im selben Augenblick manifestiert, mit Yoga Menschen<br />
zu erreichen, die sonst keinen Zugang dazu hätten.“<br />
Eine klare Vorstellung hatte sie von der Umsetzung ihrer Idee<br />
noch nicht, die Rückkehr nach Deutschland und das Weltgeschehen<br />
gaben ihr allerdings den entscheidenden Anstoß:<br />
„Als ich zurückkam, war ich noch total in meiner eigenen Welt<br />
voller Friede und Harmonie.“ Während ihrer Ausbildung zur<br />
Yogalehrerin war Alisa komplett von der Außenwelt abgeschnitten.<br />
„Als mich meine Eltern vom Flughafen abgeholt<br />
haben, erzählten sie mir erst vom Ebola-Ausbruch in Westafrika<br />
und den katastrophalen Folgen.“ Die Realität schockierte<br />
sie. „Ich habe dann eine Dokumentation über die Ebola-Krise<br />
gesehen. Da wurde mir erst klar, was für ein einsamer Tod das<br />
eigentlich ist und wie viel Leiden dahinter steckt“, sagt Alisa.<br />
Logo: Christian Schupp / Fotos: Raphael Maximilian<br />
Kontakt:<br />
Facebook – Yoga for Others<br />
Email: yogaforothers@gmail.com<br />
www.yoga-sky.de<br />
Die nächsten Termine: 14.06.15, 05.07.15, 16.08.15, 06.09.15, 25.10.15, 08.11.15<br />
Jeweils von 15.30 bis 17.30 Uhr im<br />
Yoga Sky | Am Tempelhofer Berg 7D | 10965 Kreuzberg<br />
<strong>physiotime</strong> 1 | <strong>2015</strong><br />
<strong>physiotime</strong>.berlin