dossier • stimmungsbilder inland - Israelitische Kultusgemeinde Wien
dossier • stimmungsbilder inland - Israelitische Kultusgemeinde Wien
dossier • stimmungsbilder inland - Israelitische Kultusgemeinde Wien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sen, für die modernen industriellen<br />
Bäckereien im italienischen Unterinn<br />
und im österreichischen Heinfels in<br />
Osttirol. „Unsere Zertifizierungen stammen<br />
sowohl von der Koscher-Organisa ti on<br />
OU in New York,“ berichtet Lara Con soli<br />
vom Loacker-Marketing, „als auch von<br />
Italykosher durch Rabbiner Yossef Hadad<br />
aus Mailand.“ Das Familienun terneh -<br />
men mit 260 Mitarbeitern exportiert<br />
in 83 Länder, und wer auf der Loa -<br />
cker Website das Kapitel „Qualität<br />
der Natur“ liest, wundert sich nicht<br />
mehr über den Schritt hin zur generellen<br />
Überprüfung auf koscher:<br />
„Kein Vanillin“, liest man da und<br />
„keine Farbstoffe, keine gehärteten Fette,<br />
keine genmodifizierten Rohstoffe, keine<br />
Konservierungsstoffe, keine künstlichen<br />
Aromastoffe“. Wer auf US-Websites<br />
koschere Produkte googelt, hat gute<br />
Chancen, Loacker „Wafers“ mit „Dark<br />
Chocolate Cocoa Creme“ zu fin den.<br />
Auch in israelischen Supermärkten<br />
sind die Tiroler Süßigkeiten längst ei -<br />
ne Selbstverständlichkeit geworden.<br />
Eine süße österreichische Beson der -<br />
heit für Kinder kann man ebenfalls<br />
koscher einkaufen: PEZ. Der lubavitscher<br />
Rabbi Dovid Nussbaum aus<br />
Salzburg reist regelmäßig ins oberösterreichische<br />
Traun, wo die kleinen<br />
viereckigen Zuckerl erzeugt werden,<br />
die die Kids dann aus den bunten Mi -<br />
ckey-Maus-Spendern herausdrücken.<br />
Kornspitz und Müsliriegel<br />
„Wenn das wirklich ein Kornspitz war,<br />
den Sie in der koscheren Bäckerei gegessen<br />
haben, dann war er von uns.“ Jürgen<br />
Reimann arbeitet als Leiter der Unter -<br />
neh menskommunikation bei Backal -<br />
drin, einem oberösterreichischen Fa -<br />
mi lienbetrieb mit weltweit 600 Mit ar -<br />
beitern. Seine Spezialität sind Back mi -<br />
schungen, darunter eben der bekannte<br />
dunkle Kornspitz, den man sich schüt -<br />
zen ließ, der aber dennoch immer<br />
wieder kopiert wird. Backaldrin liefert<br />
den Bäckern nicht ein vorbereitetes<br />
kleines Brötchen, das sie nur mehr ins<br />
Rohr schieben müssen. „Etwa 12<br />
Gramm von einem Weckerl mit 65 Gramm<br />
kommen von uns, der Bäcker gibt dann<br />
das Mehl dazu.“ (Reimann).<br />
Backaldrin hat von seinen rund 400<br />
Produkten, unter ihnen auch Füllun -<br />
gen, Aromen oder Gewürze, immerhin<br />
20 als koscher zertifiziert. „Wir liefern<br />
nach Kanada, in die USA, nach Isra el<br />
WIRTSCHAFT<br />
Koscheres Bier aus der Familienbrauerei Schloss Eggen berg<br />
und natürlich nach Österreich,“ erzählt<br />
Peter Augendopler, Eigentümer des<br />
Unternehmens. „In der Regel ist ein<br />
Rabbiner aus <strong>Wien</strong> bei der Herstellung der<br />
Koscher-Produkte in unserem Stamm haus<br />
in Asten. Abhängig vom Koscher-Stan -<br />
dard, den unser Kunde bestimmt, kommen<br />
auch Rabbiner aus anderen Ländern<br />
zu Backaldrin, etwa aus der Schweiz oder<br />
aus England.“<br />
Ähnliches berichtet Dieter Buchber ger.<br />
Er ist Prokurist bei Snack und Back im<br />
steirischen Feldbach. Und sein Un ter -<br />
nehmen liefert etwa Frucht- oder<br />
Müs liriegel an französische Koscher-<br />
Firmen, unter deren Namen. „Je nach<br />
der Zielgruppe, die der Kunde anpeilt,<br />
wählt er dann den Rabbiner aus, den er<br />
schickt,“ so Buchberger, „ob er eine größere,<br />
weniger strenge Gemeinde erreichen<br />
will, oder eine kleinere, strengere.“<br />
„Insgesamt ist der Koscher-Markt mitt -<br />
lerweile recht gut entwickelt,“ erzählt<br />
der Steirer. „Sie bekommen jede einzelne<br />
Zutat, die Sie brauchen, vor allem von<br />
den großen Lieferanten.“ Das reicht von<br />
den Fetten bis zu Aromen, auch zu<br />
an deren in der Lebensmittelindustrie<br />
verwendeten Zusatzstoffen wie etwa<br />
der Zitronensäure, die in koscherer<br />
Qualität in der niederösterreichischen<br />
Fabrik von Jungbunzlauer der Fa mi lie<br />
Kahane erzeugt wird.<br />
Buchberger erklärt, wie das Geschäft<br />
mit Auftragsproduktion funktioniert.<br />
„Das ist ähnlich wie bei Spar. Die stellen<br />
ihre Eigenmarke S-Spar ja auch nicht selber<br />
her, sondern schreiben die einzelnen<br />
Aufträge an eine Reihe von Herstellern<br />
aus. So macht das auch ein Unternehmen<br />
mit einer koscheren Lebensmittel-Linie.<br />
Es möchte gerne einen Müsli-Riegel im<br />
Sortiment haben, aber dafür zahlt es sich<br />
nicht aus, eigens eine Fabrik um sieben<br />
Millionen Euro zu bauen. Also lässt man<br />
woanders produzieren.“ Für sein Un -<br />
ternehmen, Snack und Back, ist der<br />
Koscher-Markt „eine Nische, aber eine<br />
interessante“.<br />
So eine Nische bedient auch die kleine<br />
Familienbrauerei Schloss Eggen berg<br />
in Gmunden. Es gibt sie seit 1681,<br />
und obwohl sie im Vergleich zu den<br />
globalen Brau-Riesen ein Winzling ist,<br />
wird „Das Bier zum Salz kam mergut“<br />
schon lange exportiert. „Wir haben nach<br />
Israel koscheres Bier geliefert,“ erzählt<br />
Karl Stöhr, geschäftsführender Gesell -<br />
schafter von Eggenberger In ter na tio -<br />
nal. „Dafür haben wir auch ein Zer tifikat<br />
vom Rabbiner Abraham Schwartz aus<br />
<strong>Wien</strong> gehabt.“ Dann zerschlug sich die<br />
Zusammenarbeit mit dem Importeur,<br />
bald wurde ein neuer gefunden. „Der<br />
Export nach Israel läuft wieder sehr gut,“<br />
freut sich Brauerei-Be sitzer Stöhr.<br />
„Aber der neue Impor teur hat von uns gar<br />
kein Zertifikat verlangt.“ •<br />
42 Juni 2009 - Siwan/Tamus 5769