Hermannsburger Journal 2/2015
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Ihr gutes Recht<br />
Anzeige<br />
Müssen Väter auch<br />
für Kuckuckskinder<br />
zahlen?<br />
von Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />
für Familienrecht Ralf Klingenberg<br />
Dass Väter für ihre leiblichen Kinder<br />
unterhaltsverpflichtet sind, dürfte hinlänglich<br />
bekannt sein. Dass aber ggf. auch<br />
dann eine dementsprechende Verpflichtung<br />
besteht, wenn es sich bei dem Kind<br />
um ein sogenanntes Kuckuckskind handelt,<br />
also ein Kind, das nachweislich nicht<br />
von dem rechtlichen Vater abstammt,<br />
wohl eher weniger, so dass dies nachfolgend<br />
kurz beleuchtet werden soll.<br />
Auch wenn genaue Zahlen mangels exakter<br />
Erfassung nicht existieren, schätzen<br />
Experten, dass mindestens jedes zehnte<br />
Kind in Deutschland nicht von dem Mann<br />
abstammt, der sich für dessen Vater hält.<br />
Zwar kann eine DNA-Analyse hier Gewissheit<br />
schaffen, doch mit welchen Folgen?<br />
Wer rechtlicher Vater eines Kindes und<br />
damit grundsätzlich zur Unterhaltszahlung<br />
verpflichtet ist, ergibt sich aus § 1592 BGB.<br />
So ist z.B. der Mann, der zum Zeitpunkt<br />
der Geburt des Kindes mit der Mutter verheiratet<br />
ist, per Gesetz dessen rechtlicher<br />
Vater, was auch dann gilt, wenn dieses tatsächlich<br />
nicht von ihm abstammt.<br />
Soll sich hieran etwas ändern, muss der<br />
rechtliche Vater seine Vaterschaft innerhalb<br />
von zwei Jahren<br />
nach Kenntnis von<br />
Umständen, die gegen<br />
eine solche sprechen,<br />
beim Familiengericht<br />
anfechten. Ein solcher<br />
Umstand wäre z.B. ein<br />
sogenannter Mehrverkehr<br />
der Kindesmutter,<br />
mithin dann gegeben,<br />
wenn diese in der Empfängniszeit<br />
auch mit<br />
anderen Männern<br />
geschlechtlich verkehrt<br />
hat. Extrem wichtig ist<br />
es hierbei, die Zweijahresfrist einzuhalten,<br />
da es sich um eine Ausschlussfrist<br />
handelt, was zur Folge hat, dass nach<br />
Ablauf der Frist eine Anfechtung durch<br />
den Kindesvater nicht mehr möglich ist.<br />
Stellt das Gericht hingegen offiziell fest,<br />
dass der Mann nicht der leibliche Vater des<br />
Kindes ist, erlöschen alle Rechte und Pflichten,<br />
was insbesondere auch für die Verpflichtung<br />
zur Zahlung von Unterhalt gilt.<br />
Deutlich schwieriger gestaltet es sich<br />
indes, den ggf. jahrelang zu Unrecht<br />
gezahlten Unterhalt zurückzuerhalten,<br />
da es hierfür natürlich erst einmal erforderlich<br />
ist, den tatsächlichen Vater zu<br />
kennen. Zwar hat der Bundesgerichtshof,<br />
also das höchste deutsche Zivilgericht,<br />
hier im letzten Jahr die Rechte<br />
der Scheinväter gestärkt und diesen<br />
einen Auskunftsanspruch gegenüber<br />
der Mutter eingeräumt;<br />
indes hat das Bundesverfassungsgericht<br />
dann<br />
anschließend entschieden,<br />
dass eine solche<br />
Auskunftsverpflichtung<br />
eine schwerwiegende<br />
Beeinträchtigung des<br />
allgemeinen Persönlichkeitsrechts<br />
der Kindesmutter<br />
darstelle und<br />
daher eine, derzeit noch<br />
fehlende, gesetzliche<br />
Grundlage voraussetze.<br />
Gleichwohl gibt es auch nach Auffassung<br />
des Bundesverfassungsgerichts durchaus<br />
Fälle, in denen das Geheimhaltungsinteresse<br />
der Mutter gegenüber dem<br />
finanziellen Interesse des Scheinvaters<br />
zurücktreten muss, was z.B. bei einem<br />
besonders schwerwiegenden Fehlverhalten<br />
der Kindesmutter denkbar ist.<br />
Darüber hinaus besteht gegebenenfalls<br />
auch die Möglichkeit, sich den zu Unrecht<br />
gezahlten Unterhalt von der Kindesmutter<br />
direkt oder aber auch dem Kind selbst<br />
erstatten zu lassen, wobei hier die durch<br />
Gesetz sowie Rechtsprechung aufgestellten<br />
Hürden indes sehr hoch sind.<br />
Das dies jedoch nicht unmöglich ist, was<br />
umso mehr gilt, als jeder Fall seine Eigenheiten<br />
hat und damit auch speziell zu<br />
betrachten ist, sprechen Sie uns an, wir<br />
helfen Ihnen gerne! SV<br />
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32 <strong>Hermannsburger</strong> <strong>Journal</strong> 2-<strong>2015</strong>