Interkulturelles Lernen und Arten interkulturellen ... - nocookie.net
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<strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Arten</strong><br />
<strong>interkulturellen</strong> Trainings<br />
Gliederung:<br />
1. Bedingungen <strong>und</strong> Prozesse <strong>interkulturellen</strong> <strong>Lernen</strong>s<br />
2. Ziele <strong>interkulturellen</strong> Trainings<br />
3. Trainingstechniken<br />
4. Merkmale <strong>interkulturellen</strong> Managementtrainings<br />
5. Einsatzmöglichkeiten interkultureller Trainings in<br />
der Praxis<br />
<strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> kann sich über mehrere Stufen hin<br />
vollziehen:<br />
1. Stufe: <strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> im Sinne der Aneignung von Orientierungswissen<br />
über eine fremde Kultur (Kultur- <strong>und</strong> Landesk<strong>und</strong>e).<br />
2. Stufe: <strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> als Erfassung kulturfremder Orientierungssysteme<br />
(Normen, Einstellungen, Überzeugungen, Werthaltungen<br />
u.a.), also zentraler Kulturstandards.<br />
3. Stufe: <strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> als Fähigkeit zur Koordination kulturdivergenter<br />
Handlungsschemata, so dass z.B. ein erfolgreiches<br />
Management einer kulturellen Überschneidungssituation möglich<br />
wird.<br />
4. Stufe: <strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> als eine generelle Fähigkeit zum Kultur-<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> Kultur-Verstehen, die sich z.B. darin zeigt, dass<br />
jemand über hochgradig generalisierbares Handlungswissen<br />
verfügt, das ihn in die Lage versetzt, sich in jeder fremden<br />
Kultur schnell <strong>und</strong> effektiv zurechtzufinden (Winter, 1988).
<strong>Interkulturelles</strong> Training: Für wen?<br />
Für jede Fach- <strong>und</strong> Führungskraft, die im Inland <strong>und</strong> im Ausland mit fremdkulturellen Partnern zusammenarbeitet.<br />
1. Expatriate (mit Familie)<br />
2. Personalverantwortliche in Unternehmen<br />
3. Fachkräfte für Marketing, Werbung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbetreuung in internationalen Unternehmen<br />
4. Entwicklungszusammenarbeit<br />
5. Militär<br />
6. Sicherheitsdienste<br />
7. Migrations- <strong>und</strong> Integrationsfachkräfte<br />
8. Fachkräfte in Behörden <strong>und</strong> Verwaltungen mit Kontakten zu Ausländern<br />
9. Wissenschaftler mit internationalen Forschungskooperationen<br />
10. Leiter internationaler Arbeitsteams<br />
11. Fachkräfte in der psycholtherapeutischen <strong>und</strong> medizinischen Versorgung<br />
12. Diplomatischer Dienst<br />
13. Führungskräfte <strong>und</strong> Mitarbeiter in internationalen Merger- & Akquisitionsunternehmen<br />
14. Pädagogisches Fachpersonal in Bildungseinrichtungen mit hohem Ausländeranteil<br />
15. Fachkräfte im Bereich des internationalen Schüler-, Jugend-, Praktikanten-, Studenten-,<br />
Fachkräfteaustausch<br />
16. Fachkräfte im Bereich des Rechtswesens<br />
17. Politiker im nationalen <strong>und</strong> internationalen Kontext<br />
18. Fachkräfte in international tätigen Organisationen (Gewerkschaften, Berufsverbände, Kirchen, Sport etc.)<br />
Literatur dazu:<br />
Thomas, A., Kammhuber, S. & Schroll-Machl, S. (Hrsg.). (2003). Handbuch Interkulturelle Kommunikation <strong>und</strong><br />
Kooperation. Band 2: Länder, Kulturen <strong>und</strong> interkulturelle Berufstätigkeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
Bedingungen <strong>interkulturellen</strong> Handlungstrainings (vgl. Thomas, 1989)<br />
(Bergemann & Sourisseaux, 2003)<br />
Chinesische Kriegsweisheit:<br />
„Nur wer den Gegner <strong>und</strong> sich selbst gut kennt,<br />
kann in 1000 Schlachten siegreich sein.“<br />
(Aus: Sun Tzu Wu (1994), „The Art of War“; Lionel Giles, ed.; Kap. III.17; “saying” ca. 500 v. Chr.)
Entwicklung interkultureller Kompetenz<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
<strong>Lernen</strong><br />
Interkulturelle<br />
Erfahrungsbildung<br />
Interkulturelle<br />
Konfrontation<br />
Personale- <strong>und</strong><br />
Umweltfaktoren<br />
Entwicklungszeit<br />
Kulturell kritische Bereiche sozialer Interaktion<br />
1. Die Sprache<br />
2. Nicht-sprachliche Formen der Kommunikation (z.B. Mimik <strong>und</strong> Gestik)<br />
3. Soziale Verhaltensregeln im Bereich der interpersonalen <strong>und</strong> Interruppen-Beziehung<br />
(z.B. begrüßen, beschenken bzw. bestechen, kaufen<br />
<strong>und</strong> verkaufen, essen <strong>und</strong> trinken, Pünktlichkeit, Sitzhaltungen,<br />
auffordern <strong>und</strong> ablehnen u.ä.)<br />
4. Soziale Beziehungen (z.B. Familienbeziehungen, Hierarchiebeziehungen<br />
in Gruppen <strong>und</strong> Organisationen, Kasten <strong>und</strong> Klassen, Überordnung<br />
<strong>und</strong> Unterordnung)<br />
5. Motive <strong>und</strong> Motivation (z.B. individuelle <strong>und</strong> sozial akzeptierte Motivkonzepte,<br />
Formen der Leistungsmotivation <strong>und</strong> sozialen Motivation,<br />
Machtmotivation, soziale Dominanz <strong>und</strong> Extraversion. Selbstwertkonzept<br />
6. Wertkonzepte <strong>und</strong> Ideologien (kognitive Konzepte der Bewertung <strong>und</strong><br />
Attribuierung von Verhaltensweisen, individuelle Werte <strong>und</strong> soziale<br />
Wertkonzepte, Welt- <strong>und</strong> Menschenbilder)
Entwicklung interkultureller Trainings<br />
(nach Leenen, W.R., 2001)<br />
Klärungen / Analysen<br />
Entwicklungen /<br />
Entscheidungen<br />
Training / Handlungen<br />
Zielgruppe<br />
Trainingsziele<br />
Individuelle<br />
Handlungsorientierung<br />
Trainingsbedarf<br />
Ressourcen &<br />
Widerstände<br />
Inhalte<br />
Trainingsdesign<br />
Berufsfeldspezifik<br />
Trainingsplan<br />
Methoden / Medien<br />
Justierung<br />
Unternehmenskulturspezifik<br />
Trainingsdurchführung<br />
Einsatzfeld<br />
Didaktik<br />
Trainingsablauf<br />
Evaluation<br />
formativ / summativ<br />
<strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong><br />
<strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> kann dann beginnen, wenn eine Person im<br />
Umgang mit Menschen anderer Kulturen ihr eigenkulturelles<br />
Orientierungssystem als eines von vielen möglichen Systemen der<br />
Welterfassung <strong>und</strong> Weltinterpretation reflektiert <strong>und</strong> anerkennt<br />
(Relativierung).<br />
<strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong> ist erfolgreich, wenn es gelingt, das als<br />
richtig <strong>und</strong> zutreffend angesehene eigenkulturelle Orientierungssystem<br />
für fremdkulturelle Orientierungssysteme zu öffnen, diese<br />
als wertvoll anzuerkennen <strong>und</strong> sie mit Wertschätzung zu behandeln.
Der interkulturelle Lernzirkel<br />
(nach Kammhuber, 2000)<br />
Kritische Interaktionssituation<br />
Metakontextualisierung<br />
Eigene Interpretation des<br />
Handlungsgeschehens<br />
„Ich erkläre mir die<br />
Interaktionssituation“<br />
Reflexion der<br />
Handlungsfolgen<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Generierung<br />
multipler<br />
Interpretationsperspektiven<br />
„Andere erklären sich die<br />
Interaktionssituation“<br />
Generierung multipler<br />
Handlungsperspektiven<br />
Reflexion der<br />
Interpretationsperspektiven<br />
Literatur zu theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
interkultureller Trainings<br />
Bransford, J.D., Brown, A.L. & Cocking, R.R. (1999). How people<br />
learn: brain, mind, experience and school. Washington, D.C.:<br />
National Academy Press.<br />
Gruber, H. (1999). Erfahrung als Gr<strong>und</strong>lage kompetenten Handelns.<br />
Bern: Huber.<br />
Kammhuber, S. (1996). Konzeption, Einsatz <strong>und</strong> Evaluation von<br />
Videosequenzen in <strong>interkulturellen</strong> Orientierungsseminaren.<br />
Unveröff. Diplomarbeit. Universität Regensburg: Institut für<br />
Psychologie.
Personale<strong>und</strong><br />
Umweltfaktoren<br />
Personale Faktoren Umweltfaktoren<br />
Interkulturelle<br />
Konfrontation<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
<strong>Lernen</strong><br />
Personale- <strong>und</strong> Umweltfaktoren<br />
Persönlichkeitseigenschaften (Traits)<br />
• Selbstsicherheit<br />
• Reflexivität<br />
• Flexibilität<br />
• Neugier<br />
• Ambiguitätstoleranz<br />
• Erwartungen<br />
• Einstellungen<br />
• Beurteilungen<br />
• Reaktionen<br />
Fremdheitskonzept<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
Wissens- <strong>und</strong> Motivstrukturen (Lebenserfahrung)<br />
• Ziele<br />
• Werte, Normen<br />
• Verhaltensregeln<br />
• Motive<br />
• Einstellungen<br />
• Selbstkonzept<br />
• Selbstbild<br />
• Fremdbild<br />
• Vermutetes Fremdbild<br />
Individuelle lebensgeschichtliche Erfahrungen<br />
• Lebenswelten<br />
• Raum<br />
• Zeit<br />
Gegenständliche Umwelt<br />
Soziale Umwelt<br />
• Organisationen<br />
• Gruppen<br />
• Beziehungs<strong>net</strong>zwerke<br />
• Status<br />
• Rollen<br />
Personale Umwelt<br />
• äußeres Erscheinungsbild<br />
• Verhaltensweisen<br />
• Werte / Motive<br />
• Verhaltensnormen<br />
• Selbstkonzepte<br />
• Einstellungen<br />
Ereignis-Umwelt<br />
• Geschehensabläufe (Skripts)<br />
• Ereignisfolgen<br />
• soziales Klima<br />
• Wetter<br />
• Essen<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz<br />
Interkulturelle<br />
Erfahrungsbildung<br />
Personale<strong>und</strong><br />
Umweltfaktoren<br />
Interkulturelle<br />
Konfrontation<br />
• Ignorant<br />
• Universalist<br />
• Macher<br />
• Potenzierer<br />
Interkulturelle Konfrontation<br />
Wahrnehmen <strong>und</strong> Erfahren<br />
von kulturbedingter Andersartigkeit<br />
Reaktion als:<br />
Registrieren kultureller Andersartigkeit<br />
• Erfahrbarkeit<br />
• Bedeutsamkeit<br />
• Nachhaltigkeit<br />
(direkt / virtuell)<br />
Interkulturelle<br />
Erfahrungsbildung<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
<strong>Lernen</strong><br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz
Personale<strong>und</strong><br />
Umweltfaktoren<br />
Interkulturelle<br />
Konfrontation<br />
Interkulturelle<br />
Erfahrungsbildung<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
<strong>Lernen</strong><br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz<br />
Personale<strong>und</strong><br />
Umweltfaktoren<br />
Interkulturelle<br />
Konfrontation<br />
Gewahrwerden <strong>und</strong><br />
Akzeptieren von<br />
Interkulturelle<br />
Erfahrungsbildung<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
<strong>Lernen</strong><br />
Informieren <strong>und</strong><br />
Reflektieren über<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
<strong>Interkulturelles</strong> <strong>Lernen</strong><br />
Entwicklung<br />
von<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz<br />
Interkulturelle Erfahrungsbildung<br />
Einbindung in eine interkulturelle Begegnung<br />
• Soziale Vergleiche<br />
• Gemeinsamkeiten<br />
• Unterschiede<br />
• Anpassung<br />
• Integration<br />
emotional / kognitiv<br />
• Kulturschock<br />
(Lähmung)<br />
Erfahren einer Kritischen<br />
Interaktionssituation (KI)<br />
Reaktionen auf KI<br />
motivational / kognitiv<br />
• Passivität<br />
• Dysfunktionalität<br />
Kulturell bedingten<br />
Unterschieden im<br />
• Wahrnehmen<br />
• Denken<br />
• Empfinden<br />
• Handeln<br />
Kultureller<br />
Konvergenz / Divergenz<br />
Kulturellem<br />
Universalismus /<br />
Relativismus<br />
Eigenkulturalität<br />
• Kulturstandards (Modalitäten,<br />
Funktionalität)<br />
• Werte, Normen, Regeln<br />
• Menschen- / Weltbilder<br />
Fremdkulturalität<br />
• Kulturstandards (Modalitäten,<br />
Funktionalität)<br />
• Werte, Normen, Regeln<br />
• Menschen- / Weltbilder<br />
Eigenkultur-<br />
Fremdkultur-<br />
Vergleich<br />
• Gemeinsamkeiten<br />
• Ähnlichkeiten<br />
• Unterschiede<br />
Kultureller Wertschätzung<br />
• Eigenkultur<br />
• Fremdkultur<br />
• Interkultur<br />
Kulturell äquivalenten<br />
Varianten interkultureller<br />
Kooperation<br />
Verfahren zur kulturell<br />
äquivalenten Nutzung<br />
von Lernmöglichkeiten /<br />
-methoden<br />
• Informationssammlung<br />
• Begegnungserfahrung<br />
• systematisiertes<br />
Erfahrungslernen<br />
• interkulturelle Trainings<br />
• interkulturelle Beratung<br />
• interkulturelles Coaching<br />
• Appetenz<br />
(Aufsuchen)<br />
• Stimulanz<br />
• Aversion<br />
(Ablehnung)<br />
• Dominanz<br />
(Ethnozentrismus)<br />
• Ignoranz<br />
• Toleranz<br />
Ertragen<br />
• Akzeptanz<br />
• (Anpassung)
Personale<strong>und</strong><br />
Umweltfaktoren<br />
Interkulturelle<br />
Konfrontation<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
<strong>Lernen</strong><br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz<br />
Interkulturelle<br />
Erfahrungsbildung<br />
Personale<strong>und</strong><br />
Umweltfaktoren<br />
Interkulturelle<br />
Konfrontation<br />
Interkulturelle<br />
Erfahrungsbildung<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
<strong>Lernen</strong><br />
Interkulturelle Kompetenz<br />
Handlungskompetenz<br />
Handlungswirksamkeit im Kulturdreieck<br />
Eigenkultur<br />
Fremdkultur<br />
<strong>Interkulturelles</strong><br />
Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz<br />
Persönlichkeitsveränderungen<br />
Interkulturelle<br />
Kompetenz<br />
<strong>Interkulturelles</strong> Verstehen<br />
(Bilanzierung)<br />
Erreicht werden soll eine<br />
• Kulturäquivalente Verhaltensattribuierung<br />
• Erweiterung des Selbstkonzepts<br />
• Erweiterung des Repertoires an Erklärungsalternativen<br />
• Transformierbares Konzept <strong>interkulturellen</strong> Verstehens<br />
• Erweiterung des Repertoires an Verhaltensalternativen<br />
• Akquisitionsstrategie für handlungsrelevantes Kulturwissen<br />
• Interkulturelle Orientierungsklarheit<br />
• Potenzial zum kulturäquivalenten Handeln<br />
Interkultur<br />
Handlungspotenziale (routinemäßige Verfügbarkeit<br />
• Perspektivenwechsel<br />
• Perspektiventransformation<br />
• Selbst-Distanz<br />
• Orientierungsklarheit (Transparenz)<br />
Handlungssicherheit<br />
• Zielbestimmungstransparenz<br />
• Zielerreichungsprozessklarheit<br />
• Sicherheit im Aufspüren <strong>und</strong> der Handhabung von:<br />
- Synergiepotentialen<br />
- Inkompatibilitäten<br />
- Kompensationen<br />
- Komplementaritäten<br />
Handlungsflexibilität<br />
• Alternative Verhaltensweisen<br />
• Erklärungs- / Interpretationsvarianz<br />
• Variation von Zielerreichungsstrategien<br />
• Wechselseitige „Sollwert-Istwert-Diskrepanz“-Abgleichung<br />
• Variable Konfliktbearbeitung<br />
• Horizonterweiterung<br />
• Selbstkonzeptveränderung<br />
<strong>und</strong> -erweiterung<br />
• Soziale Kompetenzerhöhung<br />
• Flexibilität<br />
• Reflexivität<br />
• Selbstwirksamkeit<br />
Handlungskreativität<br />
• Sensibilität für Initiierung <strong>und</strong> Förderung interkultureller<br />
Synergiepotenziale<br />
• Entdecken, Verstärken <strong>und</strong> Nutzen sozialer Unterstützung<br />
• Kooperatives Entwickeln, Erproben <strong>und</strong> nachhaltiges<br />
Praktizieren innovativer Formen interkultureller Synergie<br />
Transformation erworbener Handlungskompetenz<br />
• Übertrag kulturspezifischer Qualifikationen auf andere Kulturen<br />
• Generalisierte Strategie <strong>interkulturellen</strong> <strong>Lernen</strong>s <strong>und</strong> Handelns<br />
• Generalisiertes interkulturelles Prozess- <strong>und</strong> Problemlöseverständnis<br />
<strong>und</strong> Handlungswissen<br />
Handlungsstabilität<br />
• Interkulturelle Handlungsroutinen<br />
• Aufbau interkultureller Skripts<br />
• Adaptionsflexibilität
Das SPATEN-Konzept <strong>interkulturellen</strong> <strong>Lernen</strong>s<br />
• Stop des automatischen Bewertungsprozesses<br />
• Präzisierung der Irritation: Was irritiert mich eigentlich?<br />
• Andere Einflussfaktoren isolieren: situativ oder individuell?<br />
• Thematisierung der eigenen Erwartungen!<br />
• Eigenkulturelle Standards reflektieren<br />
• Nach möglichen fremdkulturellen Standards suchen<br />
Zentrale Thesen zum <strong>interkulturellen</strong> Training<br />
1. Alle Menschen auf der Welt haben eine Kultur ausgebildet.<br />
2. Völker <strong>und</strong> Nationen haben unterschiedliche Kulturformen ausgebildet.<br />
3. In der interpersonalen Begegnung <strong>und</strong> Zusammenarbeit wirkt Kultur als<br />
Orientierungssystem.<br />
4. Ein Verstehen über kulturelle Grenzen hinaus ist nur möglich, wenn<br />
man die unterschiedlichen Merkmale der kulturspezifischen Orientierungssysteme<br />
(das eigene <strong>und</strong> das fremde Orientierungssystem) kennt.<br />
5. Produktiv kooperieren kann man nur, wenn man mit den unterschiedlichen<br />
Orientierungssystemen handlungswirksam umzugehen versteht.<br />
6. Zentrale Ziele eines effektiven Trainings sind:<br />
(1) Erkennen <strong>und</strong> Verstehen des eigenkulturellen, vertrauten <strong>und</strong> zur<br />
Routine gewordenen deutschen Orientierungssystems.<br />
(2) Erkennen <strong>und</strong> Verstehen des fremden Orientierungssystems.<br />
(3) Den Einsatz beider Orientierungssysteme zur Steuerung kultureller<br />
Überschneidungssituationen beherrschen (interkulturelle Handlungskompetenz).
Varianten interkultureller Trainings<br />
1. Informationsorientierte Vorbereitungskonzepte<br />
2. Kulturorientierte Vorbereitungskonzepte<br />
3. Interaktionsorientierte Vorbereitungskonzepte<br />
4. Verstehensorientierte Vorbereitung
Objektebene<br />
Tatsachenebene<br />
Subjektebene<br />
Interpretationsebene<br />
vertraute<br />
Heimatkultur<br />
fremde<br />
Zielkultur<br />
Deutsche<br />
Eigengruppe<br />
Ausländer<br />
Fremdgruppe<br />
Arbeitsauftrag:<br />
- Verhandlungsziele<br />
- Kooperationsziele<br />
usw.<br />
subjektive Interpratation von<br />
- Arbeitsauftrag<br />
- Verhandlungszielen<br />
- Kooperationszielen<br />
usw.<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Arbeitsanforderungen<br />
Arbeitsmittel<br />
antizipierte/erlebte<br />
Sollwertvorstellungen/Istwerterfahrungen<br />
von:<br />
- Arbeitsbedingungen<br />
- Arbeitsanforderungen<br />
- Arbeitsmitteln<br />
Trainingsziele<br />
subjektive Interpretation<br />
der Trainingsziele<br />
Trainingsgruppe<br />
- mit Ehepartnern<br />
- Hierarchieebene<br />
Teilnahmemotivation<br />
- Aufgabenfeld<br />
Ergebnisse von:<br />
- allgemeiner<br />
Trainingsforschung<br />
- Trainingspraxis<br />
- Management-/<br />
Führungstraining<br />
Trainingsbedingungen<br />
Trainingsmethoden<br />
Trainingsinhalte<br />
Trainingsverlauf<br />
Ergebnisse von:<br />
- Austauschforschung<br />
- kulturvergleichender Forschung<br />
- interkultureller Trainingsforschung<br />
Trainingseffekt<br />
subjektive Interpretation<br />
des Trainingseffekts<br />
Interkulturelle<br />
Handlungs-/<br />
Managementkompetenz
Spiralmodell interkultureller Personalentwicklung<br />
Evaluation interkultureller Trainings<br />
1. Beantwortung der Ausgangsfragen:<br />
(1) Was soll evaluiert werden (Inhalte)?<br />
(2) Wer soll evaluiert werden (Zielperson)?<br />
(3) Warum soll evaluiert werden (Gr<strong>und</strong>)?<br />
(4) Wie soll evaluiert werden (Methoden)?<br />
(5) Wann soll evaluiert werden (Zeitpunkt)?<br />
(6) Wozu soll evaluiert werden (Ziel)?<br />
(7) Wer evaluiert?<br />
(8) Wer gibt die Evaluation in Auftrag?<br />
(9) Wer ist der Empfänger der Ergebnisse?<br />
(10) Wozu werden die Ergebnisse verwendet?<br />
2. Evaluationsebenen (nach Kirkpatrick, 1998; Leenen, R. 2001)<br />
reaction:<br />
learning:<br />
behavior:<br />
results:<br />
hier geht es um die Akzeptanz des Trainings bei den Teilnehmern<br />
hier sollen tatsächliche Lernerfolge erfasst werden<br />
der Transfer der erworbenen Kompetenzen in konkreten (on-thejob-)Situationen<br />
steht im Mittelpunkt der Untersuchung<br />
hier wird vor allem auf den übergeord<strong>net</strong>en organisationalen<br />
Zusammenhang Bezug genommen <strong>und</strong> nach den Rückwirkungen<br />
des Trainings auf diesen Ebenen gefragt
Das Culture Assimilator Training:<br />
Ziele <strong>und</strong> Wirkungen<br />
Gliederung:<br />
1. Positionierung <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />
von CAs<br />
2. Aufbau eines CA<br />
3. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen des CA-<br />
Trainings<br />
4. Entwicklung eines CA<br />
5. Entwicklung eines Trainingsprogramms<br />
mit CA<br />
6. Das CA-Training zur Vorbereitung auf<br />
China
Klassifikationsschema für Trainingstechniken<br />
(nach Gudykunst & Hammer, 1983, S. 126)<br />
Typologie interkultureller Trainings<br />
nach Lernzielen<br />
Selbsterfahrung<br />
entdeckendes,<br />
selbstgesteuertes<br />
<strong>Lernen</strong><br />
Kulturspezifische<br />
Orientierung<br />
Selbsterfahrung<br />
kulturunspezifisch<br />
(z.B. Allgemeine gruppendynamische<br />
Trainings, Kommunikations-, Selbstfindungstrainings,<br />
interkulturelle Sensibilisierung,<br />
z.B. über BAFA BAFA,<br />
Selbstkonfrontation, Kulturkonstrastsimulation)<br />
Selbsterfahrung<br />
kulturspezifisch<br />
(Bi- <strong>und</strong> multikulturelle<br />
Erfahrungsgruppen)<br />
I<br />
• Bikulturelle Workshops<br />
• Kulturspezifische<br />
Ereignisszenarien<br />
• Kultursimulation<br />
II<br />
• Kulturspezifische Culture Assimilator<br />
• Fremdsprachenlernen<br />
• Konzeptbasiertes <strong>Lernen</strong><br />
• Feldstudien<br />
• Diskursanalyse<br />
kulturunspezifisch<br />
(generell)<br />
kulturspezifisch<br />
(auf eine Kultur<br />
gerichtet)<br />
Affektive<br />
Orientierung<br />
Kognitive<br />
Orientierung<br />
Didaktik<br />
kulturunspezifisch<br />
(Vorträge <strong>und</strong> Seminare über allgemeine<br />
Themen der Kulturanthropologie,<br />
Kulturvergleichenden- <strong>und</strong><br />
Interkulturellen Psychologie u.ä.<br />
Verfahren zur eigenkulturellen<br />
Reflexion)<br />
Didaktik<br />
kulturspezifisch<br />
(Einführung in eine spezifische<br />
Kultur, z.B. durch Kultur- <strong>und</strong><br />
Landesk<strong>und</strong>e, kulturspezifische<br />
Informationsseminare, Culture<br />
Assimilator Technik)<br />
III<br />
• Rollenspiele<br />
• Kulturallgemeine Simulation<br />
• <strong>Interkulturelles</strong> Sensivitätstraining<br />
IV<br />
• Interkulturelle Kommunikationskurse<br />
• Allgemeine Culture Assimilator<br />
• Kulturtheoretische, kulturanthropologische,<br />
kulturvergleichende<br />
Seminare<br />
Didaktik<br />
Lehren <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong><br />
Kulturallgemeine<br />
Orientierung
Publizierte <strong>und</strong> im Druck befindliche Culture Assimilator<br />
Müller, A. & Thomas, A. (1995). Studienhalber in den USA - <strong>Interkulturelles</strong><br />
Orientierungstraining für deutsche Studenten, Schüler <strong>und</strong> Praktikanten. Heidelberg:<br />
Asanger.<br />
Markowsky, R. & Thomas, A. (1995). Studienhalber in Deutschland - <strong>Interkulturelles</strong><br />
Orientierungstraining für amerikanische Studenten, Schüler <strong>und</strong> Praktikanten.<br />
Heidelberg: Asanger (Fassung in englischer Sprache unveröffentlicht).<br />
Brüch, A. & Thomas, A. (1995). Beruflich in Südkorea - <strong>Interkulturelles</strong><br />
Orientierungstraining für Manager, Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte. Heidelberg: Asanger /<br />
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Thomas, A. & Schenk, E. (2001). Beruflich in China. Trainingsprogramm für Manager,<br />
Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Foellbach, S., Rottenaicher, K. & Thomas, A. (2002). Zusammenarbeit mit Argentiniern -<br />
<strong>Interkulturelles</strong> Orientierungstraining für Manager, Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte.<br />
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Martin, M. & Thomas, A. (2002). Beruflich in Indonesien - <strong>Interkulturelles</strong><br />
Orientierungstraining für Manager, Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte. Göttingen:<br />
Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Schmid, S. & Thomas, A. (2002). Zusammenarbeit mit Engländern. - <strong>Interkulturelles</strong><br />
Orientierungstraining für Studenten, Schüler <strong>und</strong> Praktikanten. Göttingen:<br />
Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Yoosefi, T. & Thomas, A. (2003). Beruflich in Russland. Göttingen: Vandenhoeck &<br />
Ruprecht. im Druck.<br />
Schroll-Machl, S. & Novy, I. (2003). Beruflich in Tschechien. Göttingen: Vandenhoeck &<br />
Ruprecht.<br />
Mayer, C.H. & Boness, C. (2003). Beruflich in Kenia <strong>und</strong> Tansania. Göttingen:<br />
Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Mayer, C., Boness, C. & Thomas, A. (2004). Beruflich in Südafrika. Vandenhock &<br />
Ruprecht.<br />
Brüch, A. & Thomas, A. (2004). Beruflich in Südkorea. Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Schenk, E., Bauer, S., Schnabel R. & Thomas, A. (2001). China Study and Culture<br />
Assimilator - Übungsmaterial zur Vorbereitung deutscher Studenten <strong>und</strong> Praktikanten<br />
auf den Chinaaufenthalt. Regensburg: unveröff.*<br />
Thomas, A. & Schenk, E. Lindner, W. (2001). <strong>Interkulturelles</strong> Orientierungstraining für<br />
chinesische Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte zum Umgang mit deutschen Partnern (in<br />
deutscher <strong>und</strong> in chinesischer Sprache). Regensburg: unveröff.*<br />
Thomas, A., Schenk, E. & Lindner, W. (2001). German Business and Culture Assimilator<br />
- Übungsmaterial zur Vorbereitung chinesischer Manager auf den<br />
Deutschlandaufenthalt. Regensburg: unveröff.*<br />
Lindner, W., Schenk, E. & Thomas, A. (2001). Unterricht in China - Übungsmaterial zur<br />
Vorbereitung deutscher Dozenten <strong>und</strong> Ausbildungsleiter auf den Chinaaufenthalt.<br />
Regensburg: unveröff.<br />
Bock, D. & Thomas, A. (2001). Zusammenarbeit mit Deutschen - Vorbereitungsmaterial<br />
für Engländer (in deutscher Sprache). Köln: unveröff.*<br />
*Erhältlich über die Abteilung von Prof. Dr. A. Thomas<br />
Struktur des Culture Assimilator Trainings<br />
Kulturell bedingt „kritische“ Interaktionssituation<br />
Alternative Deutungen<br />
Beurteilung einer jeden Deutung in Bezug auf<br />
interkulturelle Äquivalenz<br />
Bedeutung der alternativen Deutungen<br />
Wiederholung der Beurteilung<br />
Lösungsstrategie<br />
Benennung des zentralen Kulturstandards<br />
Kulturelle Verankerung des zentralen<br />
Kulturstandards
• Situation<br />
Ein in Russland tätiges deutsches Unternehmen benötigt<br />
Programmierer. Viele russische Bewerber wurden<br />
zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Frau Groß findet<br />
die Auswahl schwierig. Sie würde von einem Programmierer<br />
erwarten, dass er von sich aus über sein<br />
Können spricht <strong>und</strong> dafür Beispiele bringt, auch ohne<br />
gezieltes Nachfragen. Die meisten russischen Bewerber<br />
haben sehr gute Zeugnisse, versuchen aber nicht zu<br />
beweisen, dass sie für die Stelle geeig<strong>net</strong> sind. Wenn<br />
sie über sich selber reden müssen, ist nach ein paar<br />
Minuten Schluss. Anstatt einiges über sich zu erzählen<br />
<strong>und</strong> dezent auf die Vorteile hinzuweisen, was in einem<br />
Einstellungsgespräch eigentlich dazugehört, reagieren<br />
sie sehr zurückhaltend. Das ist Frau Groß absolut<br />
unklar.<br />
Was mag der Gr<strong>und</strong> dafür sein, dass russische Bewerber<br />
beim Einstellungsgespräch so zurückhaltend sind?<br />
- Lesen Sie nun die Antwortalternativen nacheinander<br />
durch.<br />
- Bestimmen Sie den Erklärungswert jeder Antwortalternative<br />
für die gegebene Situation <strong>und</strong> kreuzen Sie<br />
ihn auf der darunter befindlichen Skala an. Es ist<br />
möglich, dass mehrere Antwortalternativen den gleichen<br />
Erklärungswert besitzen.<br />
• Deutungen<br />
a) In Russland verlaufen Vorstellungsgespräche anders.<br />
Die Zeugnisse zeigen alles über das Können des Bewerbers.<br />
Im Gespräch müssen sich die Firmen mehr<br />
präsentieren, um den Interessenten anzuwerben.<br />
sehr<br />
zutreffend<br />
eher<br />
zutreffend<br />
eher nicht<br />
zutreffend<br />
b) Die Angst, etwas Falsches zu sagen, ist ein Relikt aus<br />
sowjetischen Zeigen. Um nicht das Missfallen des<br />
Vorgesetzten auf sich zu ziehen, zieht man es vor, zu<br />
schweigen. Diese Verhaltensweise wird automatisch<br />
auf Bewerbungen übertragen.<br />
sehr<br />
zutreffend<br />
eher<br />
zutreffend<br />
eher nicht<br />
zutreffend<br />
c) Das in der Sowjetunion gängige <strong>und</strong> notwendige Bemühen,<br />
sich nicht vom Kollektiv oder von der Masse<br />
abzuheben, hat zu sehr bescheidenem Verhalten geführt.<br />
Bei offiziellen Gesprächen von sich aus über<br />
eigene Vorzüge zu berichten, ohne gefragt zu werden,<br />
ist nicht üblich.<br />
sehr<br />
zutreffend<br />
eher<br />
zutreffend<br />
eher nicht<br />
zutreffend<br />
d) Da die meisten Arbeitsstellen sowieso über Beziehungen<br />
oder Bekanntschaften vermittelt werden, hat bis<br />
jetzt kaum einer Erfahrung darin gesammelt, wie man<br />
sich bei einem Vorstellungsgespräch präsentiert.<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
sehr<br />
zutreffend<br />
eher<br />
zutreffend<br />
eher nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend
• Bedeutungen<br />
Erläuterung zu a):<br />
Zeugnisse sind in Russland zwar sehr wichtig, verlieren aber<br />
mehr <strong>und</strong> mehr an Glaubwürdigkeit, da man auf illegalem<br />
Weg problemlos gefälschte Dokumente über Hochschulabschlüsse<br />
oder berufliche Qualifikationen erwerben kann.<br />
Deswegen haben sie nicht unbedingt viel Aussagekraft über<br />
das Können desjenigen, der ein solches Papier vorlegt. Es<br />
stimmt auch nicht, dass sich bei einem Vorstellungsgespräch<br />
die Firmen in Russland mehr präsentieren müssen. Letztendlich<br />
geht es, wie andernorts auch, um eine Auswahl von<br />
Bewerbern für eine ausgeschriebene Stelle. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
wirtschaftlichen Lage in Russland versteht es sich von selbst,<br />
dass Arbeitsplätze bei ausländischen Firmen begehrt sind.<br />
Eine vorteilhafte Darstellung der Firma erübrigt sich also.<br />
Diese Antwort ist deshalb als nicht zutreffend einzustufen.<br />
Erläuterung zu b):<br />
Die Zeiten der Angst sind vorbei, obwohl es gerade in Zeiten<br />
des Wandels immer neue Gründe geben kann, Angst zu haben.<br />
Die Bevölkerung in Russland kann offen ihre Meinung sagen,<br />
freimütig Empörung zeigen. Dies lässt sich aber auf konkrete<br />
Situationen <strong>und</strong> Personen im Berufsleben nicht übertragen <strong>und</strong><br />
geschieht nicht direkt. So werden Sie vor allem dann nicht<br />
unbedingt eine ehrliche Meinung erhalten, wenn von dieser<br />
Aussage oder Meinung etwas abhängt. Bewerbungsgespräche<br />
sind in Russland erst seit kurzem <strong>und</strong> vor allem nur in größeren<br />
Städten <strong>und</strong> bei ausländischen Firmen üblich. Natürlich denkt<br />
jeder Russe darüber nach, welche Informationen zu seiner<br />
Person er erwähnt <strong>und</strong> welche nicht. Er verhält sich so, wie es<br />
seiner Meinung nach der Deutsche von ihm erwartet. Die<br />
Unerfahrenheit spielt hier eine größere Rolle als die Angst.<br />
Diese Antwortalternative trifft eher nicht zu.
Erläuterung zu c):<br />
Bei dieser Antwort liegen Sie richtig. Sie nicht von der Masse<br />
abzuheben, war eine Überlebensstrategie. Das Kollektiv hat im<br />
Überwachungsstaat Schutz gebogen. Anders sein wurde nie<br />
angestrebt; eher bemühte man sich so zu sein „wie die anderen“,<br />
um nicht aufzufallen. Im Kollektiv wurde Bescheidenheit<br />
unterstützt: „Lob dich nicht selbst, lieber sollen dich die anderen<br />
loben“. Es galt als unhöflich, positiv über sich <strong>und</strong> über seine<br />
Fähigkeiten zu sprechen. In der hier angeführten Situation spielt<br />
dieses Moment die größte Rolle. Dabei gilt es gleichzeitig aber<br />
auch zu beachten, dass vor allem die junge Generation in<br />
Russland sehr bewusst agiert <strong>und</strong> keine Bedenken hat, über<br />
eigene Vorteile zu sprechen. Das hängt von der Erziehung <strong>und</strong><br />
von der Familie ab, in der man aufgewachsen ist. Allmählich<br />
lernt man den Wert der eigenen Person zu schätzen.<br />
Erläuterung zu d):<br />
Diese Antwort ist nicht gleich von der Hand zu weisen, da hier<br />
ein wichtiger Aspekt angesprochen wird. Heute werden - wie<br />
früher auch - die meisten Arbeitsplätze aufgr<strong>und</strong> von<br />
Verwandtschaft, Bekanntschaft oder über Beziehungen vermittelt.<br />
Früher hat die vermittelnde Person mit dem Zuständigen<br />
gesprochen <strong>und</strong> die Anstellung arrangiert. Der Arbeitssuchende<br />
selbst musste sich nur vorstellen <strong>und</strong> sagen, von wem er<br />
empfohlen wird. Der Ausspruch: „Ich komme von Iwan<br />
Iwanowitsch“ ist ein geflügeltes Wort unter Russen. Auch<br />
heutzutage haben ausländische Investoren mit diesem Problem<br />
zu kämpfen. In der russischen Arbeitswelt ist man so sehr<br />
daran gewähnt, dass sich das Prinzip des freien Wettbewerbs<br />
bei der Arbeitsplatzsuche noch nicht durchgesetzt hat.
• Lösungsstrategie<br />
Wie bereits erwähnt, spielen in Russland bei einer Neueinstellung<br />
Bekanntschaften <strong>und</strong> Beziehungen eine wichtige Rolle. Viele ausländische<br />
Firmen in Russland beklagen sich darüber. Auch wenn Sie versuchen,<br />
über die Frage: „Durch wen haben Sie von dieser Stelle oder<br />
Firma erfahren?“ ausfindig zu machen, wer dort seine Verwandten<br />
<strong>und</strong> Bekannten einschleusen will, werden Sie kaum zu einem befriedigenden<br />
Ergebnis kommen. Meistens durchschauen die Bewerber<br />
diese Fragestellung <strong>und</strong> geben falsche Angaben. Um Vetternwirtschaft<br />
auszuschließen, haben Firmen in großen Städten die Möglichkeit,<br />
über Vermittlungsfirmen Mitarbeiter auszusuchen. In kleinen Ortschaften<br />
können Sie dies einfach nicht vermeiden <strong>und</strong> müssen das<br />
akzeptieren.<br />
Damit Sie wirklich feststellen können, über welche Qualifikationen <strong>und</strong><br />
Fähigkeiten der Bewerber verfügt <strong>und</strong> ob sein Zeugnis echt ist, sollten<br />
Sie fachliche Tests heranziehen oder verstärkt fachliche Fragen stellen.<br />
Über andere (z.B. soziale) Kompetenzen lassen Sie andere Auswahlverfahren<br />
entscheiden (wie Assessment Center oder Planspiele).<br />
Berücksichtigen Sie bei der Einstellung eines Bewerbers, dass es<br />
interkulturelle Unterschiede gibt <strong>und</strong> nicht alles nach westlichen Maßstäben<br />
zu beurteilen ist. So war es in Russland verpönt, die Arbeitsstelle<br />
zu wechseln. Dies galt als Zeichen von Unbeständigkeit. Deshalb<br />
war es auch gang <strong>und</strong> gäbe, dass Leute versucht haben, einem<br />
einzigen Unternehmen treu zu bleiben <strong>und</strong> ein ganzes Leben lang auf<br />
der gleichen Stelle zu arbeiten. Hier prallen unterschiedliche Werte in<br />
der Arbeitswelt aufeinander. Während man im Westen auf Flexibilität<br />
setzt, schätzt man im Osten Beständigkeit.<br />
Es ist sehr empfehlenswert zu versuchen, gerade zurückhaltenden<br />
russischen Bewerbern mit Fragen zu helfen <strong>und</strong> ihnen eine Chance zu<br />
geben. Hinter der Schweigsamkeit verstecken sich oft w<strong>und</strong>erbare<br />
Menschen, die in ehrlichen Familien in bescheidenen Verhältnissen<br />
aufgewachsen sind <strong>und</strong> es nicht gelernt haben, sich gut zu verkaufen.<br />
Wenn die Tätigkeit selbst keine Selbstdarstellung erfordert, wie dies<br />
etwa beim Programmieren der Fall ist, können solche Personen viel<br />
Nutzen bringen. Bedenken Sie, dass auch in Deutschland vor noch<br />
nicht allzu langer Zeit Bescheidenheit noch als Tugend galt.
Literatur zum Culture Assimilator<br />
Theoretische Gr<strong>und</strong>lage<br />
eines CA-Trainings<br />
1. Brislin, R. W., Cushner, K. Cherrie, C. &<br />
Yong, M. (1986). Intercultural interactions: A<br />
practical guide. Everly Hills, CA: Sage.<br />
2. Lange, C. (1994). Interkulturelle Orientierung<br />
am Beispiel der Trainingsmethode „Cultural<br />
Assimilator“. In Zentrum für didaktische<br />
Studien e.V. Göttingen (Hrsg.), Beiträge zur<br />
<strong>interkulturellen</strong> Didaktik. Nörten-Hardenberg:<br />
A Wittchen.<br />
3. Cushner, K. & Landis, D. (1996). The<br />
Intercultural Sensitizer. In D. Landis & R. S.<br />
Bhagat (Eds.), Handbook of Intercultural<br />
Training (pp. 185-202). London: Sage.<br />
4. Fowler, S. M. & Blohm, J. M. (2004). An<br />
Analysis of Methods for Intercultural Training.<br />
In D. Landis, J. M. Ben<strong>net</strong> & M. J. Ben<strong>net</strong>t<br />
(Eds.), Handbook of Intercultural Training,<br />
3rd Ed. (pp. 37-84). London: Sage.<br />
1. Ein wirksames interkulturelles Training<br />
sollte folgende Bedingungen erfüllen:<br />
(1) Hohes Maß an Lernanregungen <strong>und</strong> Lernmöglichkeiten<br />
(2) Hohe Akzeptanz bei den <strong>Lernen</strong>den<br />
(3) Anregendes Leistungsniveau (Unterforderung /<br />
Überforderung)<br />
(4) Kompatibilität zwischen Zielsetzung <strong>und</strong> Methodik<br />
(5) Transferwirkung des Gelernten (Vermeidung<br />
„trägen Wissens“)<br />
2. Der CA ermöglicht:<br />
(1) Situiertes <strong>Lernen</strong> wird angeregt<br />
(2) Konkrete Problemsituationen werden bearbeitet<br />
(3) Attributionen werden reflektiert<br />
(4) Eigenkulturelles <strong>und</strong> Fremdkulturelles wird reflektiert<br />
(5) Kontexte werden vermittelt (auf Situationsebene /<br />
auf Kulturstandardebene
Entwicklung eines Culture Assimilator<br />
Bestandteile, Arbeitsaufgaben <strong>und</strong> Lernziele eines Culture Assimilators<br />
Bestandteil Arbeitsaufgabe Funktion/Lernziel<br />
Schilderung der kritischen<br />
Interaktionssituation Nr.1<br />
Lesen<br />
Kennenlernen konkreter<br />
Konflikt-situationen <strong>und</strong><br />
Bereiche sowie fremdkultureller<br />
Verhaltensweisen.<br />
Frage nach der Erklärung des<br />
fremdkulturellen Verhaltens<br />
Vier Antwortalternativen<br />
Antwortskala<br />
Erklärung zu jeder Antwortalternative<br />
Aufforderung, eigene Handlungsstrategien<br />
zu entwickeln.<br />
Handlungsstrategie<br />
Sich in die Situation hineinversetzen.<br />
Eigene Reaktionsweise<br />
antizipieren.<br />
Eigenkulturelles Erklärungsmuster<br />
aktivieren<br />
<strong>und</strong> bewußt machen.<br />
Alle Antworten lesen.<br />
Hinsichtlich des kulturadäquaten<br />
Erklärungswertes<br />
gegeneinander abwägen.<br />
Entscheidung treffen.<br />
Jede Antwortalternative<br />
beurteilen, statt eine zu<br />
favorisieren.<br />
Lesen.<br />
Vergleichen mit Selbsteinschätzung.<br />
Eigene Handlungsstrategie<br />
entwickeln.<br />
Lesen.<br />
Mit eigener Handlungsstrategie<br />
vergleichen.<br />
Kulturelle Sensibilisierung.<br />
Bewußtwerden der Handlungs-wirksamkeit<br />
eigenkultureller<br />
Standards.<br />
Erkennen der Orientierungslosigkeit<br />
im fremdkulturellen<br />
Umfeld.<br />
Kennenlernen neuer möglicher<br />
Deutungsmuster.<br />
Erkennen der Ambiguität<br />
von Verhalten.<br />
Kennenlernen neuer Verhaltens-<br />
<strong>und</strong> Deutungsmuster.<br />
Intensive, selbständige<br />
Auseinandersetzung zur<br />
Förderung der Lernwirksamkeit.<br />
Erkennen, daß Orientierung<br />
wiederhergestellt<br />
werden kann.<br />
Erkennen der kulturtypischen<br />
Handlungsbarrieren<br />
<strong>und</strong> der Lösungswege.<br />
Schilderung der kritischen<br />
Interaktionssituation Nr. 2<br />
Ablauf wie oben <br />
Kulturstandard, kulturhistorische<br />
Verankerung<br />
Diskussion<br />
Lesen<br />
Fragen aus eigener Erfahrung.<br />
Problematisierung der<br />
multiplen Interpretationsmöglichkeiten.<br />
Kennenlernen des abstrakten,<br />
in den jeweiligen Situationen<br />
auf verschiedene<br />
Art <strong>und</strong> Weise operationalisierten<br />
Kulturstandards<br />
sowie seiner kulturhistorischen<br />
Wurzeln.<br />
Vertiefen.<br />
Aufbau einer individuellen<br />
Erklärungs- <strong>und</strong> Deutungskompetenz.<br />
Erneuter Durchlauf mit weiteren kritischen Interaktionssituationen <strong>und</strong> Kulturstandards.<br />
Interviews mit ca. 25 auslandserfahrenen Mitgliedern der Zielgruppe<br />
(Manager, Studenten etc.) mit dem Ziel, Situationsschilderungen zu erhalten über<br />
als kulturell bedingt „kritische“ Begegnungssituationen<br />
Identifikation zum Training geeig<strong>net</strong>er prototypischer, kulturell bedingt<br />
kritischer Interaktionssituationen<br />
Entwicklung alternativer Deutungen für das fremdkulturelle Verhalten<br />
(aus Sicht der interviewten Person durch KI-Analyse von Angehörigen der eigenen<br />
Kultur, plausibel erscheinende Erklärungskonstrukte)<br />
Formulierung der kulturadäquaten Deutung<br />
(aus Expertenbefragung)<br />
Zusammenstellung von KI <strong>und</strong> vier alternativen Deutungen<br />
Formulierung der Bedeutungen für die vier alternativen Deutungen<br />
(aus Expertenbefragung <strong>und</strong> KI-Analyse durch Angehörige der eigenen Kultur)<br />
Vorschlag für kulturadäquate Lösungsstrategie der Situation<br />
(aus Expertenbefragung <strong>und</strong> Interview)<br />
Zusammenstellung mehrerer KI, die auf die Wirkung eines KS<br />
zurückführbar sind<br />
Benennung <strong>und</strong> kurze Beschreibung des Kulturstandards<br />
Beschreibung kultureller <strong>und</strong> kulturgeschichtlicher Hintergründe zum<br />
näheren Verständnis des KS <strong>und</strong> seiner Handlungswirksamkeit<br />
(aus Expertenbefragung <strong>und</strong> Literaturstudium)<br />
Zusammenstellung von KS <strong>und</strong> dem Bearbeitungsmaterial für<br />
entsprechende prototypische KI zu einem Culture Assimilator für<br />
spezifische Zielgruppen
Entwicklung eines Trainingsprogramms<br />
1. Bestimmung der Zielkultur<br />
2. Bestimmung des <strong>interkulturellen</strong> Interaktionsfeldes<br />
(Arbeitsauftrag, Arbeitsanforderungen, Interaktionszwang,<br />
kulturrelevante Schnittstellen, organisatorische<br />
Rahmenbedingungen etc.)<br />
3. Bestimmung der Zielgruppenmerkmale (Beruf, Alter, Geschlecht,<br />
Ausbildungsstand, Kulturerfahrung, interkulturelle<br />
Handlungskompetenz etc.) beider Interaktionsgruppen<br />
Aufbau des Trainings<br />
„Erfolgreiches Arbeiten <strong>und</strong> Leben in China“<br />
1. Tag<br />
Interaktive Zieldefinition zwischen Teilnehmern <strong>und</strong> Trainingsteam<br />
Training interkultureller Kompetenz (Vortrag)<br />
Selbstbild - Fremdbild - Vermutetes Fremdbild (Übung)<br />
Sensibilisierungstraining „Kommunikation <strong>und</strong> Führungsstile“<br />
Entwicklung einer Trainingsdidaktik<br />
2. Tag<br />
Entwicklung von Medien zum <strong>interkulturellen</strong> <strong>Lernen</strong><br />
• KI als Video<br />
• Rollenspiele<br />
• computersimulierte Planspiele<br />
• CBT-Einheiten<br />
• Folien<br />
• Fachvorträge<br />
• Gruppendiskussion<br />
• Metaplantechniken<br />
• etc.<br />
Zusammenstellung eines Trainingsprogramms mit zentraler Culture<br />
Assimilator-Einheit<br />
Typisch chinesisches Managementverhalten (Vortrag)<br />
Culture Assimilator Training, Teil 1<br />
Verhandeln im Spannungsfeld von Recht <strong>und</strong> Kultur (Vortrag)<br />
Culture Assimilator Training, Teil 2<br />
3. Tag<br />
Traditionelles <strong>und</strong> modernes China: Eine Ideen- <strong>und</strong><br />
Kulturgeschichte (Vortrag)<br />
Chinesische Worte, Gesten, Rituale (Übung)<br />
Dschungel der Verantwortlichkeit (Rollenspiel)
Akkulturation <strong>und</strong> Integration<br />
Definitionen<br />
1. Definitionen<br />
Gliederung:<br />
2. Reaktionstypen gegenüber <strong>interkulturellen</strong><br />
Anforderungen / Überschneidungssituationen<br />
3. Akkulturationsbelastungen<br />
4. Akkulturationsverlaufsmodelle<br />
5. Akkulturation, Identität <strong>und</strong> Integration<br />
Unter ENKULTURATION versteht man das<br />
Hineinwachsen des Individuums in seine<br />
Gesellschaft. Durch Prozesse des sozialen<br />
<strong>Lernen</strong>s im Kontext lebenslanger Sozialisation<br />
erwirbt das Individuum die für ein Leben in<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> Kultur relevanten Werte,<br />
Normen, Theorien, Konzepte, Verhaltensregeln,<br />
Gewohnheiten, Rituale etc.<br />
Werte:<br />
Normen:<br />
Theorien:<br />
Verhaltensregeln:<br />
Gewohnheiten:<br />
Rituale:<br />
10 Gebote<br />
Einem Notleidenden muss geholfen werden.<br />
Theorie vom Recht auf Selbstverwirklichung<br />
Begrüßung, Umgang mit Autoritäten<br />
Körperpflege, Eltern - Kinder - Familie<br />
Heiliger Abend
Unter AKKULTURATION versteht man das<br />
allmähliche Hineinwachsen eines Individuums,<br />
das bereits einen Teil seines Enkulturationsprozesses<br />
erfahren hat, in eine neue kulturelle<br />
<strong>und</strong> soziale Umwelt. Dieser Prozess vollzieht<br />
sich freiwillig oder erzwungen, mit einem hohen<br />
Maß an Freiheitsgraden oder unter sozialem<br />
Zwang. Er kann als Bereicherung oder Belastung<br />
erlebt werden <strong>und</strong> erfolgreich (Integration) oder<br />
erfolglos (Marginalität) verlaufen.<br />
Theoretische Modelle (Perspektiven)<br />
der Akkulturation<br />
1. Lernpsychologische Perspektive<br />
2. Stresstheoretische Perspektive<br />
Beispiele:<br />
(1) Expatriate in China: Büro, Fabrik wie in Deutschland, Ausländerkolonie,<br />
Deutsche Community, Internationale<br />
Community<br />
Deutscher Student in den USA<br />
3. Eigenschaftspsychologische Perspektive<br />
4. Entwicklungspsychologische Perspektive<br />
(2) Flucht, Vertreibung, Migration<br />
Die Not treibt den Afghanen nach Deutschland<br />
kein Pass / kein Zuhause<br />
kein Geld / keine Familie
Veränderungstypen kultureller Identität<br />
Persönliche<br />
Identität<br />
Assimilationstyp<br />
(passing)<br />
(nach Bochner 1982)<br />
Kulturelle<br />
Identität<br />
Fremdkulturelle Einflüsse<br />
Bewältigung kultureller Überschneidungssituationen<br />
Veränderungstypen<br />
kultureller Identität<br />
Kontrasttyp<br />
(chauvinistic)<br />
Person<br />
Grenztyp<br />
(marginal)<br />
Soziale<br />
Identität<br />
Synthesetyp<br />
(mediating)<br />
Formen der Regulation interkultureller Divergenzen<br />
1. Dominanzkonzept<br />
Die eigenkulturellen Werte <strong>und</strong> Normen werden fremden Kulturen<br />
gegenüber als überlegen angesehen. Sie sollen sich gegen Fremdeinflüsse<br />
durchsetzen <strong>und</strong> das Interaktionsgeschehen dominieren: z.B.<br />
deutsche Führungskonzepte, Arbeitstugenden, Methoden der Konfliktbehandlung,<br />
des Krisenmanagements, Problemlösestrategien usw. werden<br />
als die besten, bewährtesten <strong>und</strong> sachgerechtesten Lösungen angesehen<br />
<strong>und</strong> gegenüber anderen Lösungsformen durchgesetzt. Auf alle<br />
anderen Gruppenmitglieder wird so lange Anpassungsdruck ausgeübt, bis<br />
sie gelernt haben, sich in ihrem Verhalten nach den deutschen (also aus<br />
der Sicht der dominierenden Gruppenteilnehmer "richtigen") Kulturstandards<br />
zu orientieren.<br />
2. Assimilationskonzept<br />
Die fremdkulturellen Werte <strong>und</strong> Normen werden bereitwillig übernommen<br />
<strong>und</strong> in das eigene Handeln integriert. Die Anpassungstendenzen an die<br />
fremde Kultur können so stark werden, dass ein Verlust der eigenen<br />
kulturellen Identität <strong>und</strong> ein völliges Aufgehen in der Fremdkultur die Folge<br />
sind. Die Gruppenmitglieder passen sich den nationalen <strong>und</strong> firmenspezifischen<br />
Normen <strong>und</strong> Werten einer Kultur, meist der überlegenen,<br />
mächtigen, an, um so der ständigen Kritik an ihrem Verhalten zu entgehen<br />
<strong>und</strong> den Anpassungsdruck seitens der Gruppenmitglieder <strong>und</strong> der<br />
Führung zu minimieren.<br />
3. Divergenzkonzept<br />
Werte <strong>und</strong> Normen beider Kulturen werden als bedeutsam <strong>und</strong> effektiv<br />
angesehen. Viele Elemente sind allerdings inkompatibel <strong>und</strong> führen in der<br />
Anwendung zu ständigen Widersprüchen. Da eine Integration nicht gelingt,<br />
kommt es zu unauflösbaren Divergenzen <strong>und</strong> ständigen Schwankungen<br />
zwischen beiden Kulturen. Besonders in der Anfangsphase der<br />
Bildung interkultureller Arbeitsgruppen bzw. beim Übergang eines Unternehmens<br />
von einem internationalen zu einem transnationalen Unternehmen<br />
sind solche Prozesse zu beobachten. Dies führt zu Verunsicherungen<br />
bezüglich der nun für die Zusammenarbeit gültigen Werte, Normen<br />
<strong>und</strong> Verhaltensregeln <strong>und</strong> langfristig zur Reduzierung der Arbeitsmotivation<br />
<strong>und</strong> der Gruppenkohäsion.<br />
4. Synthesekonzept<br />
Den Gruppenmitgliedern gelingt es, bedeutsame Elemente beider Kulturen<br />
zu einer neuen Qualität (Gesamtheit) zu verschmelzen. Das Resultat<br />
besteht dann nicht mehr in der Bevorzugung einer der beiden Kulturen,<br />
sondern in einer aus den "Ressourcen" beider Kulturen gewonnenen Neudefinition<br />
wichtiger Elemente (Synergie), die dann für alle Gruppenmitglieder<br />
normgebend werden.
Reaktionsformen auf kulturelle<br />
Überschneidungssituationen<br />
Kulturelle Überschneidungssituation<br />
K1<br />
K2<br />
Eine kulturelle Überschneidungssituation wird wahrgenommen, als<br />
Möglichkeit antizipiert oder bereits als real gegeben erlebt.<br />
1. Abgrenzung (Kontrasttyp)<br />
K1<br />
K2<br />
Das Individuum, aber auch Gruppen erleben die Unterschiede zwischen der<br />
eigenen <strong>und</strong> der fremden Kultur sehr deutlich. Es besteht ein gr<strong>und</strong>sätzliches<br />
Interesse, die Unterschiede zu betonen, um auf dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der fremdkulturellen Erfahrungen den Wert der eigenen Kultur <strong>und</strong> damit der<br />
eigenen Persönlichkeit hervorzuheben. Angestrebt wird eine räumliche <strong>und</strong><br />
soziale Isolierung. Zwischen der eigenen <strong>und</strong> der fremden Gruppe kann es<br />
zu Auseinandersetzungen kommen. Ethnozentrische Tendenzen bis hin<br />
zum Chauvinismus werden verstärkt.<br />
Zwei Unterformen sind denkbar:<br />
1. Radikale Isolierung des Fremden.<br />
2. Versuche, einzelne Personen oder Gruppen zu assimilieren <strong>und</strong> zur<br />
Übernahme eigenkultureller Vorstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen zu „bekehren“<br />
oder zu zwingen
2. Dialog (Grenztyp)<br />
3. Synthese<br />
K1<br />
K2<br />
K1<br />
K2<br />
Gr<strong>und</strong>lage ist die Erkenntnis, dass die fremde Kultur viele Ähnlichkeiten <strong>und</strong><br />
Identitäten mit der eigenen Kultur aufweist <strong>und</strong> dass die fremdkulturellen<br />
Wert- <strong>und</strong> Normvorstellungen sowie Verhaltensweisen Anerkennung <strong>und</strong><br />
Wertschätzung verdienen.<br />
Zwei Unterformen sind denkbar:<br />
1. Unter Beibehaltung der Überzeugung von der Höherwertigkeit der eigenen<br />
Kultur genießen spezifische fremdkulturelle Denkweisen <strong>und</strong> Verhaltensmerkmale<br />
eine hohe Wertschätzung <strong>und</strong> werden als Ergänzung <strong>und</strong><br />
Bereicherung des eigenkulturellen Repertoires übernommen .<br />
2. Der interkulturelle Dialog konzentriert sich auf die Entwicklung gemeinsamer<br />
Handlungsziele, die in beiden Kulturen eine hohe Wertschätzung<br />
besitzen <strong>und</strong> nur gemeinsam verwirklicht werden können<br />
Bedeutsame kompatible Elemente aus beiden Kulturen können zu einer<br />
neuen „Ganzheit“ verschmelzen. Das Produkt aus diesem Prozess kann zu<br />
einer Bereicherung der eigenen Persönlichkeit <strong>und</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />
angesehen werden, aber auch zur Potentialoptimierung in Gruppen<br />
<strong>und</strong> größeren sozialen Verbänden führen. Aus diesem Prozess erwachsen<br />
Chancen zur <strong>interkulturellen</strong> Verständigung <strong>und</strong> zur Erhöhung der <strong>interkulturellen</strong><br />
Handlungskompetenz .<br />
Drei Unterformen sind möglich:<br />
1. Aus dem fremdkulturellen Gefüge werden einzelne Elemente herausgebrochen<br />
<strong>und</strong> mit entsprechenden Elementen aus dem eigenen Kultursystem<br />
so verschmolzen, dass daraus eine neue Qualität entsteht..<br />
2. Individuen oder Gruppen bewegen sich zwischen beiden Kulturen oder<br />
zwischen Elementen aus bei-den Kulturen hin <strong>und</strong> her, ohne der einen<br />
oder der anderen einen Vorrang einzuräumen <strong>und</strong> ohne eine neue<br />
Qualität aus der Begegnung zu entwickeln oder entwickeln zu können.<br />
3. Über einen längeren gegenseitigen Austauschprozess zwischen zwei<br />
Kulturen werden neue "Ganzheiten" synthetisiert, wobei die dazu besonders<br />
geeig<strong>net</strong>en Elemente aus beiden Kulturen betont werden bzw. auf<br />
das ihnen Gemeinsame hin entwickelt <strong>und</strong> interpretiert werden <strong>und</strong> andere<br />
nicht passende Elemente nachrangig behandelt oder beseitigt wer-<br />
A den.
4. Konversion (Assimilationstyp)<br />
Reaktionstypen gegenüber<br />
<strong>interkulturellen</strong> Anforderungen<br />
K1=K2<br />
Eine Person oder Gruppe lehnt die eigene Kultur radikal ab <strong>und</strong> übernimmt<br />
die Werte, Normen <strong>und</strong> Verhaltensweisen der Fremdkultur vollständig..<br />
Zwei Unterformen sind denkbar:<br />
1. Die Konversion wird zwar vollzogen, es bleiben aber enge Beziehungen<br />
zur Heimatkultur bestehen. Manche Denkweisen, Wertvorstellung <strong>und</strong><br />
Verhaltensmuster aus der Ursprungskultur werden beibehalten. Eine<br />
solche, nur teilweise erfolgte Assimilation an die neue Kultur wird von der<br />
sozialen Umwelt mit Misstrauen <strong>und</strong> Ablehnung beantwortet .<br />
2. Der Bruch mit der ursprünglichen Kultur vollzieht sich so radikal, dass<br />
eine feindselige Einstellung gegenüber der Ursprungskultur aufgebaut<br />
wird <strong>und</strong> womöglich eine Integration in die neue Kultur über eine aktive<br />
Bekämpfung der Ursprungskultur versucht wird.<br />
1. Der Ignorant: Wer nicht so denkt <strong>und</strong> handelt, wie es richtig ist, d.h.<br />
wie ich es gewohnt bin, ist entweder dumm (ihn muss man aufklären),<br />
unwillig (ihn muss man motivieren oder zwingen) oder unfähig (ihn<br />
kann man trainieren). Wer sich nach allen erdenklichen Bemühungen<br />
immer noch falsch verhält, dem ist nicht zu helfen. Er kommt als<br />
Partner nicht in Betracht. Kulturell bedingte Verhaltensunterschiede<br />
werden nicht wahrgenommen, nicht ernstgenommen oder einfach<br />
negiert.<br />
2. Der Universalist: Menschen sind im Gr<strong>und</strong>e auf der ganzen Welt<br />
gleich. Kulturelle Unterschiede haben - wenn überhaupt - nur unbedeutende<br />
Einflüsse auf das Management-verhalten. Mit Fre<strong>und</strong>lichkeit,<br />
Toleranz <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit lassen sich alle Probleme<br />
meistern. Im Zuge der Tendenz zur kulturellen Konvergenz werden<br />
die noch bestehenden Unterschiede im „global village“ sowieso rasch<br />
verschwinden.<br />
3. Der Macher: Ob kulturelle Einflüsse das Denken oder Verhalten<br />
bestimmen oder nicht, ist nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass<br />
man weiß, was man will, dass man klare Ziele hat, sie überzeugend<br />
vermitteln kann <strong>und</strong> sie durchzusetzen versteht. Wer den eigenen<br />
Wettbewerbsvorteil erkennt <strong>und</strong> ihn zu nutzen versteht, gewinnt -<br />
unabhängig davon, in welcher Kultur er lebt <strong>und</strong> tätig wird.<br />
4. Der Potenzierer: Jede Kultur hat eigene <strong>Arten</strong> des Denkens <strong>und</strong><br />
Handelns ausgebildet (kulturspezifisches Orientierungssystem), die<br />
von den Mitgliedern der Kultur gelernt <strong>und</strong> als „richtig“ anerkannt werden.<br />
Produktives internationales Management muss diese unterschiedlichen<br />
Denk- <strong>und</strong> Handlungsweisen auch als Potential erkennen<br />
<strong>und</strong> ernst nehmen. Kulturelle Unterschiede können aufeinander<br />
abgestimmt <strong>und</strong> - miteinander verzahnt - synergetische Effekte erzeugen<br />
<strong>und</strong> so einen Wettbewerbsvorteil im internationalen Management<br />
bieten
Kulturschock-Symptome<br />
(nach Kühlmann, 1995)<br />
Akkulturationsdruck <strong>und</strong> Akkulturationsstress<br />
Ebene<br />
Beispiele<br />
Soziale Situation<br />
Psychische Reaktion<br />
Körperliche<br />
Verfassung<br />
• Schlafstörungen<br />
• Appetitverlust<br />
• Verdauungsprobleme<br />
• Bluthochdruck<br />
Auflösung stabilisierender<br />
Familienbande<br />
Wandel der Familienstruktur<br />
Soziale Isolation - Abbruch sozialer<br />
Beziehungen<br />
Geringer Zugang zu ökonomischen<br />
Erfolgszielen, soziale<br />
Randständigkeit, Frustrationen<br />
Aufstiegs- <strong>und</strong> Abstiegsmobilität<br />
erhöhte Scheidungsraten,<br />
Ehezerrüttung<br />
Misstrauen - paranoide Reaktionen<br />
Angst<br />
Depression<br />
Aggressivität<br />
Dogmatismus<br />
Psychosen, Erwachsenenneurosen,<br />
kindliche Verhaltensstörungen<br />
Erleben<br />
• Verärgerung <strong>und</strong> Misstrauen gegenüber Vertretern der<br />
Gastkultur<br />
• Sorgen um den eigenen Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
• Befürchtungen, ständig hintergangen zu werden<br />
• Hilflosigkeit <strong>und</strong> Niedergeschlagenheit im Hinblick auf<br />
alltägliche Probleme, die unüberwindbar erscheinen<br />
• Rückgang des Selbstverstrauens angesichts der erlebten<br />
Unfähigkeit, sich in der fremden Kultur zurechtzufinden<br />
• Wutausbrüche bei geringfügigen Anlässen<br />
• Gefühl der Isolation im Gastland, Heimweh<br />
• Erfahrung der Entwurzelung<br />
• Verunsicherung im Hinblick auf die Gültigkeit der<br />
eigenkulturellen Gr<strong>und</strong>annahmen, Werte <strong>und</strong> Normen<br />
• Selbstmitleid<br />
• Erlebnis ständiger Anspannung <strong>und</strong> Überbeanspruchung<br />
• Verantwortlichmachen der fremdkulturellen Umwelt für das<br />
eigene Schicksal<br />
Verhalten<br />
• Leistungsdefizite<br />
• Kreativitätsabfall<br />
• Abkapselung gegenüber Einheimischen<br />
• Suche nach Beziehungen mit Landsleuten<br />
• Erhöhter Alkoholkonsum<br />
• Widerstand, die Sprache des Gastgebers zu sprechen bzw.<br />
zu lernen<br />
• Abwertende Bemerkungen <strong>und</strong> Beschimpfungen gegenüber<br />
dem Gastland <strong>und</strong> seinen Einwohnern
Kulturschockmodell nach Oberg (1960)<br />
(nach Kühlmann, 1995)<br />
Phase<br />
Honeymoon<br />
Crisis<br />
Recovery<br />
Adjustment<br />
Merkmale<br />
Begeisterung <strong>und</strong> Faszination für die fremde Kultur<br />
dominieren. Zu den Gastgebern bestehen fre<strong>und</strong>liche,<br />
oberflächliche Beziehungen.<br />
Unterschiede der Sprache, Konzepte, Werte <strong>und</strong> Symbole<br />
zwischen der Heimat <strong>und</strong> Gastkultur bewirken<br />
Gefühle der Unzulänglichkeit, Angst <strong>und</strong> Verärgerung.<br />
Vermehrt wird der Kontakt zu anderen Landsleuten<br />
gesucht.<br />
Die Kenntnisse der Landessprache verbessern sich.<br />
Man findet sich in der neuen Umgebung zurecht. Die<br />
Einstellung gegenüber der Gastkultur verbessert sich<br />
wieder.<br />
Die Eingliederung ist abgeschlossen. Man akzeptiert<br />
die Gepflogenheiten der anderen Kultur. Ängste treten<br />
kaum mehr auf.
Das Verlaufsmodell eines Akkulturationsprozesses<br />
(nach Torbiörn, 1982)<br />
Stufenmodell interkultureller Sensibilität<br />
Ethnozentrische Stufen<br />
Ethnorelativistische Stufen<br />
Hoch<br />
Niedrig<br />
Orientierungsklarheit<br />
Verhaltensangemessenheit<br />
I II III IV<br />
Ankunft<br />
Zeit<br />
Mindestanspruchsniveau<br />
1. Leugnung<br />
- Isolation<br />
- Trennung<br />
2. Abwehr<br />
- Herabsetzung<br />
- Überlegenheit<br />
- Umkehrung<br />
3. Minimierung<br />
- Physischer Universalismus<br />
- Übernatürlicher<br />
Universalismus<br />
4. Akzeptanz<br />
- Achtung von Verhaltensunterschieden<br />
- Achtung von Wertunterschieden<br />
5. Anpassung<br />
- Empathie<br />
- Pluralismus<br />
6. Integration<br />
- Kontextuelle Bewertung<br />
- Konstruktive Marginalität<br />
Nach: M.J. Ben<strong>net</strong>t (1993). In R. M. Paige (Ed.), Education for the Intercultural Experience<br />
(pp. 21-71).
Nationalkultur / Unternehmenskultur<br />
Gliederung:<br />
1. Definitionen: Nationalkultur/Unternehmenskultur<br />
2. Das kulturelle Schachtelmodell der Unternehmenskultur<br />
3. Zentrale Funktionen von Unternehmenskultur <strong>und</strong><br />
Beispiele<br />
4. Die Kulturabhängigkeit unternehmerischen Handelns<br />
Definition von Kultur<br />
1. Unter „Kultur“ versteht man den vom Menschen geschaffenen Teil der Umwelt.<br />
2. Kultur ist ein universelles Phänomen.<br />
3. Alle Menschen leben in einer spezifischen Kultur <strong>und</strong> entwickeln sie weiter.<br />
4. Kultur manifestiert sich immer in einem für eine Nation, Gesellschaft, Organisation oder<br />
Gruppe typischen Bedeutungs-/Orientierungssystem.<br />
5. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet <strong>und</strong> in der<br />
jeweiligen Gesellschaft, Gruppe usw. tradiert.<br />
6. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten <strong>und</strong> Handeln aller Mitglieder <strong>und</strong><br />
definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft.<br />
7. Das Orientierungssystem ermöglicht den Mitgliedern der Gesell-schaft ihre ganz eigene<br />
Umweltbewältigung.<br />
8. Die Kultur strukturiert ein für die Bevölkerung spezifisches Handlungsfeld, das von<br />
geschaffenen <strong>und</strong> genutzten Objekten bis hin zu Institutionen, Ideen <strong>und</strong> Werten reicht.<br />
9. Das kulturspezifische Bedeutungs- <strong>und</strong> Orientierungssystem schafft einerseits<br />
Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Handlungsanreize <strong>und</strong> schafft andererseits<br />
Handlungsbedingungen <strong>und</strong> setzt Handlungsgrenzen fest.<br />
10. In diesem Bedeutungs-/Orientierungssystem werden die kulturell (nicht biologisch)<br />
bestimmten Anteile psychischer Prozesse durch zentrale Kulturstandards reguliert.
Deutsche Kulturstandards<br />
(aus der Sicht ausländischer Partner)<br />
1. Sachorientierung<br />
2. Regelorientierung<br />
3. Direktheit / Wahrhaftigkeit<br />
4. Interpersonale Distanzdifferenzierung<br />
5. Hierarchie- <strong>und</strong> Autoritätsorientierung<br />
6. Zeitplanung<br />
Zentrale Merkmale der Unternehmenskultur<br />
Unternehmenskultur ist:<br />
1. von Menschen geschaffen<br />
2. Resultat kollektiven Handelns<br />
3. wirkt verhaltenssteuernd<br />
(nach Kasper, 1987)<br />
4. in ihrer Gr<strong>und</strong>annahme von den Mitgliedern akzeptiert<br />
5. tradiert<br />
6. erlernbar<br />
7. anpassungsfähig<br />
8. prinzipiell bewusstseinsfähig<br />
9. Ergebnis von unternehmensspezifischen Entwicklungsverläufen<br />
10. stellt sich dar als Prozess unternehmens-spezifischer<br />
Entwicklungsverläufe
Zentrale Funktionen der Unternehmenskultur<br />
Unternehmenskultur<br />
Ermöglicht den Aufbau<br />
von Identität(en)<br />
Aufbau einer<br />
verinnerlichten<br />
Verpflichtung in Bezug<br />
auf das gemeinsame<br />
Ganze des<br />
Unternehmens<br />
Klärung <strong>und</strong><br />
Verstärkung von<br />
Verhaltensstandards
Führung<br />
Präsentation<br />
Tendenz in deutsch geprägten<br />
Tendenz in amerikanisch<br />
Tendenz in deutsch geprägten<br />
Tendenz in amerikanisch<br />
Firmenkulturen<br />
geprägten Firmenkulturen<br />
Firmenkulturen<br />
geprägten Firmenkulturen<br />
Das ist ein Fachmann / Fachfrau, der / die<br />
Das ist ein Visionär, der motiviert <strong>und</strong><br />
Fokus ist auf das Problem gerichtet:<br />
Fokus ist auf die Herausforderung gerichtet:<br />
von der Sache etwas versteht<br />
mitreißt.<br />
- Wie sieht es aus?<br />
- Es bieten sich Chancen ...<br />
Er / sie hat Detailkenntnisse <strong>und</strong> kann<br />
Er / sie hat eine Vision, eine Idee vom<br />
- Lösungsmöglichkeiten<br />
- Was ist zu tun?<br />
fachk<strong>und</strong>ig mitreden<br />
künftigen Erfolg <strong>und</strong> kann Ziele setzen.<br />
Situationsdefinition:<br />
Situationsdefinition:<br />
Feeback = korrigierende Fehleranalyse<br />
Feedback = permanente, motivierende<br />
Stärkenanalyse<br />
Es geht um eine wichtige Sache:<br />
sachliche <strong>und</strong> emotionsfreie Darstellung<br />
Meine Botschaft ist rüberzubringen:<br />
Ansprechen der Zuhörer – persönlich <strong>und</strong><br />
emotional
Teamarbeit<br />
Tendenz in deutsch geprägten<br />
Firmenkulturen<br />
Tendenz in amerikanisch<br />
geprägten Firmenkulturen<br />
Man kommt sofort zur Sache<br />
Smalltalk dient dem Aufwärmen.<br />
Diskussionsstil: konfrontativ<br />
Man tauscht Wissenswertes miteinander<br />
aus, präsentiert dabei detaillierte<br />
Informationen, debattiert engagiert,<br />
verteidigt seine Position, zeigt<br />
Schwachstellen in den Gedankengängen<br />
der anderen auf <strong>und</strong> bereitet so<br />
Entscheidungen bzgl. der Handlungen vor.<br />
Diskussionsstil: Brainstorming<br />
Man tauscht Ideen aus <strong>und</strong> erkennt<br />
wechselseitig gute Beiträge an.<br />
Resultierender Handlungsplan:<br />
Man hat über das Vorgehen entschieden,<br />
spezifiziert die Details exakt, setzt sich Ziele<br />
<strong>und</strong> erstellt Pläne (die auch Eventualitäten<br />
berücksichtigen).<br />
Denn: Die Arbeit an den einzelnen Punkten<br />
erfolgt gemäß der Planung.<br />
Resultierender Handlungsplan:<br />
Man einigt sich auf das generelle Ziel,<br />
erstellt einen groben Stufenplan <strong>und</strong><br />
bespricht die ersten Aktivitäten.<br />
Denn: Für die Arbeit an den einzelnen<br />
Punkten ist jedes Individuum selbst<br />
verantwortlich. Er/sie soll sich somit<br />
eigenständig die nötigen Informationen<br />
besorgen <strong>und</strong> mit Teamkollegen <strong>und</strong> dem<br />
Chef in Austausch treten.<br />
Weitere Meetings dienen ...<br />
- Besprechungen der Zwischenstadien<br />
- Problembesprechungen<br />
- weiteren Entscheidungen<br />
Weitere Meetings dienen ...<br />
- der weiteren Handlungskoordination<br />
- dem „buy-in“ per Informationsaustausch,<br />
d.h. der sozialen Funktion der Bestätigung<br />
der Teammitgliedschaft