Frisch gekocht – serviert! - Stiftung Eben-Ezer
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FORUM<br />
Ausgabe 3/2005<br />
EBEN-EZER<br />
<strong>Frisch</strong> <strong>gekocht</strong> –<br />
<strong>serviert</strong>!<br />
Titelthema:<br />
■ ZENTRALKÜCHE IN EBEN-EZER – DAS ERFOLGSREZEPT<br />
VON THEO WESTERSCHULTE S. 14<br />
Außerdem:<br />
■ Richtfest der Topehlen-Schule S. 4<br />
■ Profil im Doppel: Sabine Grotegut und Götz Kirschneck S. 17<br />
■ Wechsel im Aufsichtsrat S. 20
FORUM<br />
2<br />
EBEN-EZER<br />
Inhalt<br />
Biblische Besinnung<br />
Aktuelles<br />
Seite 3<br />
• Es geht voran! Richtfest der Topehlen-Schule Seite 4<br />
• „Herz für Behinderte“ im Wohnheim Stapelage Seite 6<br />
• GaLaBau bekommt Sozialgebäude Seite 7<br />
• Versprochen ist versprochen:<br />
RTL dreht in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
Seite 8<br />
• <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-Läufer beim Berlin-Marathon Seite 9<br />
• Große Bühne für die Top Flop´s Seite 10<br />
• „Vertrauen wagen“ beim Jahresfest 2005 Seite 12<br />
Titelthema: Zentralküche in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
<strong>Frisch</strong> <strong>gekocht</strong> <strong>serviert</strong> – Das Erfolgsrezept von<br />
Theo Westerschulte<br />
Seite 14<br />
Profil<br />
Im Doppel: Sabine Grotegut und Götz Kirschneck<br />
EE-intern<br />
Seite 17<br />
• Wechsel im Aufsichtsrat Seite 20<br />
• Es wird (weiter) „gestemmt“ Seite 21<br />
• Versteuerung der Renten<br />
Meilensteine<br />
Seite 21<br />
• Antike „Bahn-Card“ aufgetaucht Seite 23<br />
• Bewohner feiern Jubiläums-Konfirmation Seite 23<br />
• Pfarrer Berend Groeneveld:<br />
Zwei Jubiläen in einem Jahr<br />
Seite 24<br />
• Ulrike Klaas: Seit 25 Jahren im Ärztlichen Bereich Seite 24<br />
• 25-jähriges Dienstjubiläum von<br />
Manfred Rodewald<br />
Wir in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
Seite 25<br />
• Bewohnerfest mit großem Feuerwerk Seite 26<br />
• Jungscharfreizeit der Kinderheimat Seite 27<br />
• „Welkom in Nederland“: Kurzurlaub in Port Zelande Seite 28<br />
Hintergrund:<br />
Integratives Projekt „Reiten als Schulsport“<br />
Beim Reiten lernt man sich kennen und verstehen<br />
Kurz notiert<br />
Seite 29<br />
• <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> bringt Farbe ins Finanzministerium Seite 31<br />
• Jede Menge Gigs Seite 31<br />
• Besuch aus Kaunas/Litauen Seite 32<br />
• Sommerfest im Spiegelbergzentrum Seite 32<br />
Serie: Ärzte als Literaten<br />
Arthur Schnitzler<br />
Seite 33<br />
Biblische Blitzlichter Seite 35<br />
Fortbildungen Seite 35<br />
Gottesdienste Seite 36<br />
Im Text haben wir zur besseren Lesbarkeit in der Regel<br />
die männliche Form bei der Personennennung gewählt.<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
es ist wieder soweit: Die Tage werden<br />
kürzer, die Abende länger,<br />
Blätter fallen von den Bäumen<br />
und wir können nicht mehr ohne<br />
Mantel aus dem Haus gehen. Unser körpereigener Motor<br />
läuft auf Sparflamme und wir fühlen uns oft schlapp und<br />
lustlos. Gegen Winterfrust und Formtief gibt es viele Mittel<br />
und Mittelchen. Als sehr wirksam haben sich seit Großmutters<br />
Zeiten Wechselbäder, Schwitzkuren, Lichtduschen<br />
und Vitaminbomben erwiesen. Alles sehr gesund, keine<br />
Frage.<br />
Man kann sich aber auch widerstandslos dem Winter ergeben<br />
und die schönen Seiten der dunklen Jahreszeit genießen:<br />
die gemütliche Tasse Tee bei Kerzenlicht am Nachmittag,<br />
der Duft von selbstgebackenen Keksen, der erste<br />
weihnachtliche Gottesdienst im Advent und vieles mehr.<br />
Alle diese Dinge sind Balsam für die Seele und erzeugen<br />
ein wohliges Gefühl, was sich wiederum positiv aufs Immunsystem<br />
auswirkt.<br />
Sie tun ganz sicher etwas für Ihr Wohlbefinden, wenn Sie<br />
unseren Weihnachtsmarkt am 26. November besuchen.<br />
Einen Tag vor dem ersten Advent bekommen Sie hier alles,<br />
was Weihnachten ausmacht: Accessoires vom Adventskranz<br />
bis zur Zauberkerze in festlich beleuchteten Holzhütten,<br />
die allein für diesen Tag am Alten Rintelner Weg aufgebaut<br />
worden sind. In der Werkstatt können Sie Kunsthandwerk<br />
aus Holz, Töpfereierzeugnisse, Spielsachen,<br />
handgearbeitete Tischdecken, Kerzen, Puppen und vieles<br />
mehr erwerben. Freundliche Mitarbeiter bewirten Sie im<br />
Kirchlichen Zentrum mit Kaffee, Tee und Kuchen und<br />
überall verströmen weihnachtliche Leckereien ihren verführerischen<br />
Duft.<br />
Der große Weihnachtsmarkt auf dem Gelände von Neu<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> in Lemgo beginnt um 12:00 und dauert bis<br />
20:00 Uhr. Lassen Sie sich dieses Ereignis der besonders<br />
weihnachtlichen Art nicht entgehen und schauen Sie mit<br />
Ihren Bekannten oder Verwandten vorbei.<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Aber nun wartet eine neue, prall gefüllte Ausgabe der<br />
FORUM darauf, von Ihnen durchgeblättert zu werden.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint erst im Februar 2006, daher<br />
wünsche ich Ihnen schon jetzt ein gutes neues Jahr;<br />
aber zunächst einmal eine besinnliche Adventszeit und ein<br />
frohes Weihnachtsfest.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Ihre<br />
Ingelore Möller
FORUM<br />
BIBLISCHE BESINNUNG EBEN-EZER<br />
Im Glauben Zukunft bewahren<br />
Von Pfarrer Ernst-August Korf, Kirchengemeinde <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
Das Wort Jesu Christi stelle ich an den Anfang:<br />
„Wer nun mich bekennt vor den Menschen,<br />
den will ich auch bekennen<br />
vor meinem himmlischen Vater.“ (Matthäus 10, 32)<br />
Für die frühen Christinnen und Christen war es oft<br />
gefährlich von sich zu sagen: „Ich bin ein Christ.“ und doch<br />
standen sie zu ihrem Glauben. Sie, die sich im Verborgenen<br />
halten mussten; sie, die sich im Untergrund der großen<br />
Hauptstadt Roms trafen und immer wieder verstecken mussten,<br />
fanden in den Worten Jesu, in solchen Worten, wie ich<br />
sie an den Anfang der Andacht gestellt habe, Ermutigung. Sie<br />
fanden in den Worten Jesu Zukunft. Die Sonne bringt es an<br />
den Tag. Sie wussten, sie mussten keine Angst haben. Die<br />
Wahrheit des Evangeliums würde zu guter Letzt so strahlend<br />
die dunklen Tage vertreiben wie das Sonnenlicht die Finsternis<br />
der Nacht. Sie fanden in den Worten Jesu Zuwendung.<br />
ER vergisst uns nicht, er ist bei uns, trotz allem, was um uns<br />
und mit uns geschieht. Sie fanden: Wer sich auf Jesus Christus<br />
verlässt, ist selber nie und nimmer verlassen.<br />
Das fanden die frühen Christinnen und Christen in<br />
den Worten Jesu. Das fanden nach ihnen immer wieder<br />
Christinnen und Christen – bis hin in die heutige Zeit. Zu<br />
den beeindruckendsten – und zugleich bedrückendsten –<br />
Erzählungen, die ich vor fünf Jahren in Litauen gehört<br />
habe, gehörten die Erzählungen von den Mitternachtsgottesdiensten<br />
während der sowjetischen Herrschaft. Menschen<br />
trafen sich – trotzend der Gefahr der Verfolgung<br />
durch die Machthaber – zu nächtlicher Stunde zu Gottesdiensten,<br />
weil sie als Christenmenschen ihren Glauben<br />
bewahren wollten. Ob sie ihn bewahrt hätten, wenn sie<br />
nicht – trotz allem – um die Zukunft durch Jesu Wort gewusst<br />
hätten?<br />
Doch wie sieht es bei uns aus, im Lande der Reformation?<br />
Allein das Wort „Reformation“ ist vielen Menschen<br />
bei uns in seinem historischen Zusammenhang und<br />
von seiner Bedeutung her unbekannt. Dass sich mit dem<br />
31. Oktober für viele Menschen auch in Deutschland heutzutage<br />
mehr der gespenstische (Un-) Sinn von „Halloween“<br />
verbindet als der Name Martin Luthers und der Beginn der<br />
Reformation, hat mit geschickter Marketingstrategie zu<br />
tun. Die überall zu beobachtende kommerzielle Vereinnahmung<br />
des Lebens und die in der jeweiligen Gegenwärtigkeit<br />
– und Beliebigkeit – stehende „Event“-Ideologie der vergangenen<br />
Jahre lassen sich mit dem standfesten Bekenntnis<br />
Luthers auf dem Reichstag zu Worms vor den Mächtigen<br />
seiner Zeit „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott<br />
helfe mir!“ nicht verbinden.<br />
„Luther als Prediger des Gekreuzigten“ von Lucas<br />
Cranach d.Ä. um 1540 gemalt. Das Bild schmückt den<br />
Altar der Stadtkirche von Wittenberg<br />
Dagegen wusste Martin Luther um das, was Bestand hat:<br />
Er wusste um die Zukunft, die Christus schenkt. Er wusste<br />
um die Zukunft, die von dem, der für uns Menschen gekreuzigt<br />
worden war, denen, die fragten, denen, die suchten,<br />
denen, die sich verzweifelt in sich selber verkrümmt hatten,<br />
denen, die hofften und denen, die trotz allem glaubten, gegeben<br />
war, ist und sein wird. Er wusste in all der Brüchigkeit seiner<br />
eigenen Existenz, dass nichts und niemand, weder Kaiser<br />
noch Fürsten, weder Katastrophen noch Raubgesindel, weder<br />
Tod noch dämonische Gewalten über uns Macht zu haben<br />
hat, weil uns nichts noch niemand trennen kann von der<br />
Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.<br />
Dies gab ihm die Freiheit des Christenmenschen, zu<br />
rechter Zeit „Nein!“ zu sagen – und damit dem Geist der<br />
Zeit zu trotzen – und zu rechter Zeit „Ja!“ zu sagen – und<br />
damit Neues zu wagen. Denn: „Ein Christenmensch ist ein<br />
freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein<br />
Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und<br />
jedermann untertan.“ (Von der Freiheit eines Christenmenschen,<br />
aus: Martin Luther, Ausgewählte Schriften, Hg. Karin<br />
Bornkamm und Gerhard Ebeling, Erster Band Aufbruch zur<br />
Reformation, Frankfurt am Main 1982, S. 239)<br />
Das darf auch uns Heutigen bei aller Verborgenheit<br />
unserer Zukunft die Kraft und den Mut geben, zu unserem<br />
Bekenntnis christlichen Glaubens zu stehen; das darf<br />
uns Mut geben, Neues zu wagen und auch den Mut, dem<br />
Geist (und nicht nur den „Geistern“) der Zeit zu trotzen, wo<br />
es angesagt ist und schließlich so Zukunft zu finden. Um es<br />
noch einmal mit Worten Luthers zu sagen:<br />
„Du heiliges Licht, edler Hort,<br />
laß leuchten uns des Lebens Wort<br />
und lehr uns Gott recht erkennen,<br />
von Herzen Vater ihn nennen.<br />
O Herr, behüt vor fremder Lehr,<br />
daß wir nicht Meister suchen mehr<br />
denn Jesus mit rechtem Glauben<br />
und ihm aus ganzer Macht vertrauen.<br />
Halleluja, Halleluja.“<br />
(in: Martin Luther, EG 125<br />
„Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ v.2)<br />
3
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Den letzten Nagel hatten die Zimmerleute<br />
der Firma Mlodzian für Klaus Hollmann re<strong>serviert</strong>.<br />
Der Schulleiter der Topehlen-Schule<br />
musste, wie es der Brauch vom Hausherrn verlangt,<br />
in luftiger Höhe seines Amtes walten<br />
und das überdimensionale Exemplar in den<br />
Balken einschlagen. Hollmann tat seine<br />
Pflicht sehr gründlich, denn schließlich soll<br />
die neue Schule, auf die er und sein Kollegium<br />
so lange gewartet haben, vielen Schülergenerationen<br />
einen guten Platz zum Lernen und<br />
Wohlfühlen bieten. In dem fertiggestellten<br />
Gebäude werden ab Herbst 2006 120 Kinder<br />
und Jugendliche mit geistiger Behinderung<br />
optimal gefördert werden können.<br />
Der Abschluss des Rohbaus wurde am 31. August mit<br />
Zimmermannspruch, Richtschmaus und symbolischem<br />
Hammerschlag auf der Baustelle im Zentrum von Neu-<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> gebührend gefeiert. Der Vorstand, Aufsichtsrat<br />
und Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, die Schulleitung<br />
mit Schülern und Lehrern, die beteiligten Gewerke, das<br />
Architekturbüro Brand sowie zahlreiche geladene Gäste aus<br />
Kirche, Gesellschaft und Politik, die das Projekt finanziell<br />
und ideell unterstützt und begleitet hatten, waren anwesend.<br />
An diesem Tag wurde auch die feierliche Grundsteinlegung<br />
vollzogen.<br />
Nach dem musikalischen Prolog durch den Posaunenchor<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> begrüßte der Theologische<br />
Direktor Pastor Hermann Adam die Gäste und würdigte<br />
4<br />
AKTUELLES<br />
Es geht voran!<br />
Richtfest in der Topehlen-Schule<br />
Mit der neuen Schule entstehen optimale Lern- und Fördermöglichkeiten<br />
für geistig behinderte Kinder und Jugendliche<br />
In luftiger Höhe<br />
wird der letzte<br />
Nagel eingeschlagen<br />
Lippes Landrat Friedel Heuwinkel (rechts) übergibt auf der<br />
Baustelle Topehlen-Schule die Bewilligungsurkunde des<br />
Kreises an die Vorstände Pastor Hermann Adam (links)<br />
und Joachim Nauhauser (Mitte).<br />
die Leistung des Architekten. Der Vorstandssprecher dankte<br />
außerdem allen Beteiligten, die mit viel Engagement und<br />
in teilweise schwierigen Prozessen dazu beigetragen haben,<br />
dass aus dem lange notwendigen Projekt nun zusehends<br />
Wirklichkeit geworden ist.<br />
Der Kaufmännische Direktor Joachim Nauhauser erinnerte<br />
in diesem Zusammenhang daran, dass es lange nicht<br />
sicher war, ob das Vorhaben gelingen würde, die Finanzierung<br />
für die mit rund sieben Millionen Euro veranschlagten<br />
Baukosten zu sichern. Die ersten Konzepte wurden<br />
vor sieben Jahren erstellt. Dank der Unterstützung von<br />
vielen Seiten ist es aber doch gelungen, das hoch gesteckte<br />
Ziel zu erreichen.<br />
Der Kreis Lippe, die RTL-<strong>Stiftung</strong> „Wir helfen<br />
Kindern“, die „Aktion Mensch“, die <strong>Stiftung</strong> der Sparkasse<br />
Lemgo und die <strong>Stiftung</strong> „Kloster St. Loyen“ aus Lemgo<br />
stellten Fördersummen von insgesamt mehr als 2,3 Millionen<br />
Euro bereit. Das Land NRW, die <strong>Stiftung</strong> Deutsche
AKTUELLES<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Schülerinnen und Schüler der Topehlen-Schule befüllen die Kupferrolle, die im Grundstein vermauert werden soll,<br />
mit allerlei Gegenständen. Mit dabei: Konrektorin Marion Höcker (links), Rektor Klaus Hollmann am Mikro und Pastor<br />
Hermann Adam (rechts)<br />
Behindertenhilfe, die Stadt Lemgo, der Kreis Lippe und der<br />
Landschaftsverband Westfalen-Lippe übernehmen darüber<br />
hinaus Ausfallbürgschaften für Darlehen in Höhe von vier<br />
Millionen Euro. Außerdem trugen viele private Spenden<br />
dazu bei, dass die erforderlichen Eigenmittel zusammen<br />
kamen.<br />
Joachim Nauhauser dankte insbesondere dem Landrat<br />
des Kreises Lippe Friedel Heuwinkel und bedauerte, dass<br />
dieser nicht persönlich an der Feier teilnehmen konnte.<br />
Den offiziellen Bewilligungsbescheid des Kreises Lippe über<br />
eine Million Euro hatte der Landrat allerdings schon zwei<br />
Tage vor dem Richtfest anlässlich einer Baustellenbesichtigung<br />
an den Vorstand der <strong>Stiftung</strong> übergeben. Bei dieser<br />
Gelegenheit hatte Heuwinkel die Bedeutung der Schule in<br />
und über die Grenzen Lippes hinaus herausgehoben. In<br />
schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sei es besonders wichtig,<br />
Projekte gemeinsam anzugehen. Hierzu wolle der Kreis<br />
seinen Beitrag leisten, versicherte der Landrat im Beisein<br />
von Pastor Hermann Adam und Joachim Nauhauser.<br />
Auch Pastor Hermann Adam wies auf die Bedeutung<br />
der Schule für den Standort Lippe hin: „Diese Schule wird<br />
in Zusammenarbeit mit den benachbarten Schulen und<br />
den Diensten der Behindertenhilfe einen wesentlichen<br />
Beitrag dazu leisten, dass Lemgo und der Kreis Lippe starke<br />
Sozialstandorte bleiben.“<br />
Nachdem bei strahlendem Sonnenschein die Richtkrone<br />
gesetzt und der letzte Nagel eingeschlagen worden waren,<br />
leitete Rektor Hollmann zum Zeremoniell Nummer zwei<br />
über: die Befüllung der Rolle für die Grundsteinlegung.<br />
Hinein kamen Fotos von den Schülern und Lehrern,<br />
Münzen, die aktuelle Tageszeitung, die aktuelle FORUM,<br />
Baupläne und die offizielle Urkunde mit einem biblischen<br />
Spruch. Während die Rolle zugelötet wurde, sang der<br />
Kinderchor der Topehlen-Schule. Den abschließenden<br />
Hammerschlag auf den Grundstein führten traditionsgemäß<br />
der Vorstand und der Architekt durch. Kinder der Topehlen-<br />
Schule assistierten dabei.<br />
Der Grundstein ist gelegt und das wird mit einem finalen<br />
Hammerschlag von Pastor Adam bekräftigt.<br />
Mehr Infos zur neuen Schule: www.eben-ezer.de/schule<br />
5
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Wie in der letzten FORUM berichtet, hat die <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> einen Teil der Tagungs- und Freizeitstätte „Haus<br />
Stapelage“ von der Lippischen Landeskirche angemietet,<br />
um darin ein Wohnheim mit 21 Plätzen für geistig behinderte<br />
Menschen einzurichten (vgl. FORUM 2/05). Das<br />
Angebot soll sich vorrangig an Menschen aus dem Umfeld<br />
mennonitischer Gemeinden richten.<br />
Die Sanierungsarbeiten sind mit tatkräftiger Unterstützung<br />
der mennonitischen Brudergemeinde vor Ort besonders<br />
schnell voran geschritten, so dass die ersten Bewohner<br />
schon im September einziehen konnten – mittlerweile wohnen<br />
im Erdgeschoss des behindertengerecht ausgebauten<br />
Gebäudetraktes fünf Männer und eine Frau. Die beiden<br />
oberen Stockwerke stehen noch frei und sollen demnächst<br />
zwischenzeitlich von Bewohnern des Waldheims für die<br />
Dauer der dort laufenden Baumaßnahmen genutzt werden.<br />
Am 15. Oktober lud Teamleiter David Domke im<br />
Namen des Vereins „Herz für Behinderte“ alle Angehörigen,<br />
die mennonitische Brudergemeinde, Interessierte<br />
und Vertreter der <strong>Stiftung</strong> zu einem Tag der offenen Tür<br />
ein. Rund hundert Besucher hatten die Möglichkeit, die<br />
Räumlichkeiten zu besichtigen und sich über dieses besondere<br />
Betreuungsangebot der Einrichtung zu informieren.<br />
6<br />
AKTUELLES<br />
„Herz für Behinderte“<br />
im Wohnheim Stapelage<br />
Die Bewohner finden auf drei mit einem Fahrstuhl<br />
verbundenen <strong>Eben</strong>en in hellen, harmonisch gestalteten<br />
Räumen Platz. Drei Mitarbeiter um David Domke, der<br />
auch Vorsitzender des Vereins „Herz für Behinderte“ ist,<br />
kümmern sich rund um die Uhr um die hier lebenden<br />
Menschen. Es gibt viele Beschäftigungsangebote wie<br />
Schwimmen, Kegeln, Reiten. Morgens und abends finden<br />
Andachten statt, an den Wochenenden besuchen Bewohner<br />
und Betreuer Gottesdienste der benachbarten mennonitischen<br />
Gemeinden und organisieren gemeinsame<br />
Spieleabende. „Dadurch wird Integration passieren“, ist sich<br />
David Domke sicher.<br />
Pastor Hermann Adam wies in seiner Ansprache auf<br />
den Vertrag hin, der der Kooperation zwischen der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> und dem Verein „Herz für Behinderte“ zu<br />
Grunde liegt und betonte, dass es bei allem privaten<br />
Engagement und dem hohen Anteil an Eigenleistungen der<br />
Staat sei, der mit seiner Sozialgesetzgebung den Rahmen für<br />
eine Betreuung dieser Art ermögliche.<br />
Bewohner und Betreuer der Wohngruppe im „Haus Stapelage“<br />
(von links): Larissa Hoppe, Nelli Epp, Valeri Friede, Peter Friesen,<br />
Jakob Friesen, Sascha Sudermann, Johann Friesen, Lydia<br />
Siemens, Rudolf Pankraz und Teamleiter David Domke.
AKTUELLES<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
GaLaBau bekommt<br />
Sozialgebäude<br />
Der Zimmermann hat das Wort und<br />
Werkstattleiter Markus Toepffer muss arbeiten.<br />
Am 6. September gab es ein zweites Richtfest innerhalb<br />
kurzer Zeit auf dem Gelände von Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>.<br />
Diesmal wurde die bunt geschmückte Krone auf den<br />
Dachstuhl des Sozialgebäudes für die Beschäftigten im<br />
Bereich Garten- und Landschaftsbau der Werkstatt<br />
gesetzt. In dem fertigen Gebäude, das auf dem Grundstück<br />
der alten Gärtnerei errichtet wird, soll es nach vielen<br />
Jahren des Provisoriums in Containern einen Aufenthaltsraum<br />
und Sanitäranlagen für die 26 Beschäftigten geben.<br />
Außerdem finden in der ebenfalls neuen Maschinenhalle<br />
die Geräte und der Fuhrpark einen trockenen Platz. Ein<br />
neues Büro erlaubt den Mitarbeitern nun die adäquate<br />
Vorbereitung der Auftrags- und Betreuungsarbeiten.<br />
Zukünftig werden in dem Gebäude auch Pflanzenstecklinge<br />
vermehrt und veredelt, sowie die Kranz- und<br />
Adventsbinderei fortgeführt. Noch in diesem Jahr sollen<br />
alle Gebäudeteile fertig gestellt werden. Die Arbeiten an den<br />
Außenanlagen werden sich noch bis ins Frühjahr 2006<br />
Beim Richtfest fröhlich<br />
unter freiem Himmel<br />
versammelt: Beschäftigte,<br />
Mitarbeiter des Grünen<br />
Bereichs, Bereichsleiter<br />
und Vorstand<br />
hineinziehen. Die gesamte Anlage soll gemäß dem Ethos<br />
dieses Berufsstandes entwickelt werden: „Das heißt, es werden<br />
ökologische Standards wie Gründach, Regenwassernutzung,<br />
Holzfassade, Holz-Brennstoffkessel und selbstverständlich<br />
eine Wärmedämmung nach der neuesten<br />
Energieeinsparverordnung eingebaut“, sagt Albrecht Flake,<br />
Leiter des Grünen Bereichs.<br />
7
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Versprochen ist versprochen:<br />
Kürzlich war der Comedy-Star aus „7 Tage – 7 Köpfe“<br />
Bernd Stelter mit einem Kamerateam von der RTL-<br />
<strong>Stiftung</strong> „Wir helfen Kindern e.V.“ zu Besuch in Neu-<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>. Bernd Stelter ist Pate für die Topehlen-Schule<br />
beim RTL-Spendenmarathon und wollte sich über den<br />
Fortschritt des Bauvorhabens vor Ort ein Bild machen.<br />
Als das Projekt im November 2002 beim Spendenmarathon<br />
vorgestellt wurde, spendeten die Zuschauer<br />
940.000 Euro für die neue Schule. Dies war die Initialzündung<br />
für andere Spender und Förderer, zum Beispiel<br />
für den Kreis Lippe, der die neue Schule mit einer Million<br />
Euro unterstützt.<br />
Seit Ende März wird auf dem Gelände der <strong>Stiftung</strong> in<br />
Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> ein moderner, großzügiger Schulkomplex<br />
errichtet, der voraussichtlich ab Herbst 2006 120 Schülerinnen<br />
und Schülern mit geistiger Behinderung einen<br />
geeigneten Platz zum Lernen und Leben bieten wird.<br />
8<br />
AKTUELLES<br />
RTL dreht in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
Pate Bernd Stelter (hinter Nico Ohlenberg im Rollstuhl)<br />
war bei der Besichtigung der Baustelle die ganze Zeit<br />
umringt von den Schülerinnen und Schülern, die den<br />
kumpelhaften Typ sofort in ihr Herz geschlossen hatten.<br />
Film über die neue Topehlen-Schule am 20. November<br />
Der Comedian Bernd Stelter beim Autogramme schreiben<br />
im Lehrerzimmer.<br />
Der Film wird am 20. November um 17:15 Uhr<br />
unter dem Titel „Versprochen ist versprochen“ auf RTL<br />
ausgestrahlt. Er soll den Zuschauern zeigen, wofür ihr<br />
gespendetes Geld verwendet wird. Für den Dreh des Films<br />
begleiteten viele Schülerinnen, Schüler sowie Schuldirektor<br />
Klaus Hollmann den Fernsehstar Bernd Stelter<br />
auf die Baustelle. Stelter, alias „Bernie-Bärchen“, schob<br />
den vom ersten Besuch her bekannten Freund Nico<br />
Ohlenberg im Rollstuhl durch die halbfertigen Gänge und<br />
staunte nicht schlecht über die Fortschritte des Projektes:<br />
„Mein lieber Mann –<br />
Hier entsteht wirklich eine<br />
tolle Sache!“<br />
Als alles „im Kasten“ war, musste der Comedian noch<br />
zahlreiche Autogramme geben, was der allürenfreie Star<br />
auch ohne Zögern tat. Der Kurzbesuch des Promis war<br />
eine tolle Sache und wird vor allem bei den Schülern noch<br />
lange in Erinnerung bleiben.
AKTUELLES<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Berlin-Marathon<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-Läufer beim<br />
Berlin-Marathon dabei<br />
Seit Anfang des Jahres gibt es in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<br />
<strong>Ezer</strong> eine kleine Laufgruppe aus Mitarbeitern, die in kurzer<br />
Zeit bereits durch einige beachtliche Erfolge von sich<br />
reden gemacht hat. Den bundesweit unter Läufern als<br />
schwierig geltenden Hermannslauf haben alle Teilnehmer<br />
im letzten Frühjahr mit gutem Ergebnis<br />
für einen guten Zweck absolviert. Aus<br />
den Spendeneinnahmen konnte bereits<br />
eine Seilbahn für den Robinsonspielplatz<br />
der Kinderheimat angeschafft werden.<br />
Den Berlin-Marathon am 25. September<br />
hat der harte Kern ebenfalls bewältigt.<br />
Diesmal sammelten Urs Werner, Erich<br />
Pietzonka, Peter Bausch und Frau und<br />
Petra Reineking für eine neue Wasserspielanlage,<br />
die ebenfalls auf dem Robinsonspielplatz<br />
installiert werden soll. Besonders<br />
beeindruckt waren die <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-<br />
Läufer von der Euphorie, die sich im<br />
Läuferfeld während des Marathons ausbreitete<br />
und durch die super Stimmung<br />
in der Gruppe noch verstärkt wurde.<br />
„Um das zu verstehen, muss man eigentlich<br />
mitgelaufen sein“, schwärmt Petra<br />
Reineking. Die Mitarbeiterin der Kinderheimat<br />
ist sich sicher: „Das einjährige, für mich doch sehr<br />
harte Training hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich<br />
würde es jederzeit wieder tun.“ Erich Pietzonka hat die<br />
Andacht am Abend vor dem großen Lauf in der Gedächtniskirche<br />
besonders gut gefallen und natürlich der Zieleinlauf<br />
durchs Brandenburger Tor nach den traditionellen<br />
42,195 Marathonkilometern.<br />
Die <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-Läufer treffen sich regelmäßig zum<br />
gemeinsamen Training mit anschließendem lockeren<br />
Beisammensein. Als Ziel ins Auge gefasst wird dabei nicht<br />
nur die Teilnahme an großen Läufen sondern auch „familienfreundliche“<br />
Touren wie zum Beispiel der Lauf am<br />
Schiederstausee, der mit einer Länge von 10 Kilometern<br />
auch für Anfänger oder sporadische Läufer geeignet ist.<br />
Wer Lust aufs Laufen und Spaß an netter Gesellschaft hat,<br />
kann sich gerne anmelden. Das geht am einfachsten übers<br />
Intranet: aufs Laufwerk EE-allgemein gehen, den Ordner<br />
Öffentlichkeitsarbeit „Berlin-Marathon“ anklicken und<br />
schon ist man drin.<br />
Wichtig: In der dunklen Jahreszeit wird nicht vom<br />
Treffpunkt „Schöne Aussicht“ aus gejoggt, sondern<br />
auf den Wällen Lemgos. Termine stehen ebenfalls im<br />
Intranet. Also los Kolleginnen und Kollegen, runter<br />
vom Sofa und rein in die Laufschuhe!<br />
Vom Bundeskanzleramt aus ging es 42 Kilometer kreuz und<br />
quer durch Berlin. Kurz vor dem Start und voller Tatendrang<br />
(von links): Peter und Petra Bausch, Erich Pietzonka, Petra<br />
Reineking, Urs Werner<br />
Das <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-Spenden-Team<br />
lief folgende Zeiten:<br />
Urs Werner: 4 Stunden 8 Minuten<br />
Erich Pietzonka: 4 Stunden 34 Minuten<br />
Peter und Petra Bausch: beide 4 Stunden 38 Minuten<br />
Petra Reineking: 4 Stunden 42 Minuten<br />
<strong>Eben</strong>falls dabei waren<br />
die <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-Mitarbeiter<br />
Yvonne Samland: 3 Stunden 56 Minuten<br />
Thorsten Steinkühler: 4 Stunden 39 Minuten<br />
9
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
10<br />
AKTUELLES<br />
Große Bühne für die Top Flop’s<br />
im Bundeskanzleramt<br />
„Vor so vielen Leuten haben wir noch nie gespielt“,<br />
strahlte Kai Schmitz, Frontmann und Sänger der Schülerband<br />
„Top Flop´s“. Und von so einem prominenten Moderator<br />
sind sie auch noch nie angekündigt worden. Hausherr<br />
Gerhard Schröder persönlich moderierte die Band, bestehend<br />
aus sechs Jugendlichen und zwei Lehrern der Topehlen-Schule,<br />
vor mehreren tausend Menschen bei strahlendem<br />
Sonnenschein im Kanzlerpark an. „Es gibt da eine wunderbare<br />
Einrichtung, die <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, in meiner Heimat<br />
Lippe, die ich im Mai besucht habe. Die Band Top<br />
Flop’s hat mir so gut gefallen, dass ich sie gern bei unserem<br />
Tag der Offenen Tür dabei haben wollte“, plauderte Schröder<br />
gut gelaunt ins Mikrofon und weiter, zu den gespannt<br />
auf ihren Einsatz wartenden Musikern gewendet: „Ich freue<br />
mich, dass ihr hier seid. Und jetzt lasst mal hören, was ihr<br />
könnt!“<br />
Nachdem Gerhard Schröder die Top Flop’s angesagt<br />
hatte, überließ er ihnen die Bühne und verfolgte den<br />
Auftritt mit seiner Frau Doris Schröder-Köpf im<br />
Hintergrund<br />
Das ließen sich Jeanette Protte, Michel Klinkowski,<br />
Nico Ohlenberg, Kai Schmitz, Sidney Needham und<br />
Markus Simon nicht zweimal sagen. „Wir sind die Top<br />
Flop’s“ war der Opener und bei den rockigen Klängen<br />
sprang der Funke zum Publikum sofort über. Bundeskanzler<br />
Schröder und Gattin Doris Schröder-Köpf hörten auf<br />
der Bühne zu und hatten sichtlich ihren Spaß dabei. Eine<br />
Viertelstunde kostbare Kanzlerzeit gehörte der Gruppe, die<br />
den Auftritt im Kanzleramt mit einem unvergesslichen Berlinbesuch<br />
inklusive Hotelunterkunft und Stadtrundfahrt<br />
genoss.<br />
Die sechs Jugendlichen, die aufgrund ihrer geistigen<br />
Behinderung in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> leben, waren mit<br />
ihren Betreuern Gäste des Bundespresseamtes, das ein rundum<br />
stimmiges Besuchsprogramm zusammengestellt hatte.<br />
Gerhard Schröder mit Kai Schmitz auf der Bühne. Kai fragte den Kanzler, ob er<br />
nicht mitsingen wolle. Aber der lehnte dankend ab und verriet, dass er zwei Dinge<br />
nicht könne: Singen und Tanzen! Darauf kam prompt ein Einwurf seiner Frau<br />
Doris von hinten: „Kochen kann er auch nicht!“
AKTUELLES<br />
Bei der Stadtrundfahrt, die an vielen denkwürdigen Orten<br />
Berlins wie dem Checkpoint Charly, dem Brandenburger<br />
Tor, der vor kurzem eröffneten Holocaust-Gedenkstätte<br />
und dem Potsdamer Platz entlang führte, erfuhren die<br />
Gäste aus Lemgo von ihrer persönlichen Ansprechpartnerin<br />
aus dem Bundespresseamt Ulla Schubert viel Wissenswertes<br />
über die Geschichte der lange geteilten Stadt. Als der Bus<br />
des Lemgoer Transportunternehmens Linke, mit dem man<br />
unterwegs war, das Internationale Congress Centrum<br />
(ICC) passierte, erzählte Frau Schubert, dass das imposante<br />
Gebäude demnächst abgerissen werden solle, weil es nicht<br />
mehr ins Bild der Metropole passe. Kai Schmitz wollte wissen,<br />
ob der Bundeskanzler darüber entscheide. Die Top-<br />
Flop´s würden das ICC stehen lassen.<br />
Auf dem Kurfürstendamm stellte Kai angesichts der<br />
teuren Boutiquen und Restaurants fest: „Glück kann man<br />
aber nicht kaufen und es ist ja wohl ein Glück, dass uns<br />
der Bundeskanzler eingeladen hat.“ Ja, das war es ganz<br />
Die Top Flop´s nehmen es gelassen. Vor dem<br />
großen Auftritt macht der eine ein<br />
Nickerchen und der andere stärkt sich mit<br />
einer Portion Pommes<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
offensichtlich, auch wenn der Auftritt vor diesem ungewohnten<br />
Publikum vor allem die Lehrer Holger Flanz und<br />
Andreas Stelzer im Vorfeld einige Nerven gekostet hatte,<br />
denn kurzfristig war der Schüler am Schlagzeug Gökan<br />
Cavus ausgefallen. Kompetenter Ersatz wurde aber zum<br />
Glück schnell mit dem Sohn des Schulleiters der<br />
Topehlen-Schule Till Hollmann gefunden.<br />
Insgesamt drei Auftritte hatten die Top Flop’s zu<br />
absolvieren und auch wenn der Gig mit dem Kanzler die<br />
größten Besucherströme anlockte, hatten die anderen<br />
Auftritte auf der Hauptbühne im Kanzlerpark ein mitgehendes<br />
Publikum, das dieser besonderen Band eine besondere<br />
Anerkennung zollte. Ein Mann mit Kinderwagen,<br />
der seinen Filius mit Pommes fütterte während seine Frau<br />
und die kleine Tochter begeistert den Rhythmus vom<br />
„Gummibärchen Blues“ mitklatschten, brachte es mit echter<br />
Berliner Schnauze auf den Punkt: „Die da sind ja voll<br />
juuut druff, wa!“<br />
Ein herrlicher<br />
Spätsommertag lockte viele<br />
Menschen in den<br />
Kanzlerpark<br />
11
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Der 11. September ist seit dem Anschlag auf die Twin<br />
Towers in New York im Jahr 2001 weltweit ein Symbol für<br />
Terror und Gewalt. „Wir leben aber auch in einer Zeit, in<br />
der Gegenkräfte wirksam sind. Kräfte wie das Vertrauen<br />
darauf, dass Gott uns hilft, mit Not, Widerspruch und<br />
Bedrängnis zu leben und inmitten aller Unzulänglichkeit<br />
Gutes zu bewirken“, schrieb <strong>Stiftung</strong>svorstand Pastor<br />
Hermann Adam im Bewusstsein der Bedeutung dieses<br />
Datums in der Einladung. „Vertrauen wagen“ lautete<br />
daher das Motto des Jahresfestes in diesem Jahr.<br />
12<br />
AKTUELLES<br />
„Vertrauen wagen“<br />
Jahresfest 2005 erfüllt die Herzen<br />
Die Gruppe „Vielfalt am Werk“ der Werkstatt für<br />
behinderte Menschen brachte den Samba ins Spiel und<br />
zeigte südamerikanische Lebenslust.<br />
Nach dem Festgottesdienst in der Kirche St. Pauli in<br />
Lemgo, in der der vor kurzem aus dem Amt geschiedene<br />
Superintendent Dieter Lorenz die Predigt hielt, begann das<br />
bunte Treiben rund ums Kirchliche Zentrum, die WfbM,<br />
die Topehlen-Schule, die Kinderheimat und die Wohnheime<br />
in Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> pünktlich um 11 Uhr vormittags.<br />
Es bummelten wieder viele tausend Besucher über das<br />
Gelände von Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>.<br />
Große und kleine Gäste ließen sich von dem abwechslungsreichen<br />
Programm, das Bewohner und Mitarbeiter zusammen<br />
gestellt hatten, unterhalten und schlemmten sich<br />
nach Herzenslust durch das kulinarische Angebot von A wie<br />
Antipasti bis Z wie Zuckerwatte.<br />
Losverkäufer im Einsatz. Bei den tollen Gewinnen<br />
mussten sie niemanden lange bitten.<br />
Die Besucher konnten sich ein Bild davon machen,<br />
wie weit der Neubau der Topehlen-Schule vorangeschritten<br />
ist und was man in einem Snoezelen-Keller macht; die<br />
frisch gebackenen Jahresfest-Brote und Kuchen fanden<br />
reißenden Absatz und herbstliches Dekor für drinnen und<br />
draußen konnte zum Schnäppchenpreis erworben werden.<br />
Der Mitmachzirkus Krawalli faszinierte große und<br />
kleine Zuschauer mit Kapriolen und Kunststückchen. Die<br />
Schwelentruper Musikfreunde brachten Schwung auf den<br />
Kirchplatz und sorgten zusammen mit der Gruppe<br />
„Vielfalt am Werk“ beim kostümierten Umzug über das<br />
Gelände für Aufsehen. Damit die Besucher bei den vielen<br />
Aktionen und Attraktionen nicht den Überblick verlieren,<br />
war Vorstandsreferentin Christine Förster als Moderatorin<br />
im Dauer-Einsatz.<br />
Am Stand der Öffentlichkeitsarbeit war die Meinung<br />
der Besucher gefragt. Die Interviewer überraschte die<br />
große Resonanz, die diese mit Fragebögen durchgeführte<br />
Aktion bei den Jahresfestbummlern fand. Die Auswertung<br />
ergab ein durchweg positives Ergebnis und zeigt deutlich,<br />
dass dieses Ereignis seinen festen Platz im Terminkalender<br />
vieler Bürger, Mitarbeiter und Angehöriger hat. Vom Infostand<br />
der Öffentlichkeitsarbeiter aus starteten auch die<br />
Losverkäufer ihre Streifzüge übers Terrain. Rund 800 Ein-
AKTUELLES<br />
zellose wurden zu Gunsten der Ausstattung der Topehlen-<br />
Schule verkauft. Unter den vielen Gewinnen, die Spender<br />
für die Tombola gestiftet hatten, war ein Aufenthalt in einem<br />
Maritim Hotel der Wahl für zwei Personen der<br />
Hauptgewinn, den die Maritim Hotelgesellschaft mbH<br />
gestiftet hatte. Dieser ging an Heinz-Günther Busch aus<br />
Lüerdissen. Der Bewohner des dortigen Wohnheimes der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> konnte sein Glück kaum fassen.<br />
Nachdem er sich ein wenig gesammelt hatte, wusste er<br />
sofort, wen er auf den Luxustrip mitnehmen möchte: eine<br />
seiner Betreuerinnen, die Erzieherin Gerda Schulz aus<br />
Lüerdissen. Herzlichen Glückwunsch!<br />
Weniger Glück hatten die Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong><br />
beim abschließenden Fußballspiel: Sie verloren haushoch<br />
gegen die Mannschaft der Bewohner. Darüber ärgerte sich<br />
nach einem solch ausgefüllten Tag aber niemand wirklich,<br />
zumal auch das Wetter bis zum Schluss fair gespielt hatte<br />
und trotz anders lautender Prognosen während der gesamten<br />
Dauer des Festes nicht ein Tropfen Regen vom Himmel<br />
fiel.<br />
Alles in allem trifft der Satz von Pastor Hermann<br />
Adam zur Eröffnung der Veranstaltung den Geist dieses<br />
Festes ebenso wie das diesjährige Motto: „Dies ist ein Fest,<br />
das alle begeistert. Das erfüllt unsere Herzen.“<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Das Jahresfestbrot aus dem Holzbackofen ging weg wie<br />
warme Semmeln<br />
Der ehemalige Bundesbehindertenbeauftragte Karl<br />
Hermann Haack schaute zur Eröffnung vorbei und<br />
begrüßte viele alte Bekannte.<br />
13
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
<strong>Frisch</strong> <strong>Frisch</strong> <strong>gekocht</strong> <strong>gekocht</strong> <strong>serviert</strong> <strong>serviert</strong> – –<br />
das Erfolgsrezept von<br />
das Erfolgsrezept von<br />
Theo Theo Westerschulte<br />
Westerschulte<br />
Wenn morgens um sieben<br />
die meisten von uns<br />
noch etwas verschlafen<br />
ihren Frühstückskaffee trinken,<br />
wird an einer Stelle in<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> bereits eifrig für<br />
das Mittagessen geplant und<br />
gearbeitet. In der Zentralküche<br />
auf dem Gebiet von<br />
Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> versammelt<br />
Küchenleiter Theo Westerschulte<br />
zu diesem Zeitpunkt<br />
seine 14 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, um mit<br />
ihnen alles zu besprechen,<br />
was in den nächsten Stunden<br />
zu erledigen ist.<br />
Schließlich soll das Mittagessen<br />
pünktlich fertig sein<br />
und an die verschiedenen<br />
Stellen geliefert werden, an denen die vielen Menschen in<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> essen möchten. Bis dahin sind täglich rund 1000<br />
volle Mahlzeiten zuzubereiten, zirka 200 davon als spezielle<br />
Diätkost. Das kann im Einzelnen zum Beispiel bedeuten,<br />
dass knapp 220 Kilo Kartoffeln, 140 Kilo Gemüse oder 120<br />
Kilo Braten zuzubereiten sind. Neben vielen fleißigen<br />
Händen, einer genauen Planung und Koordination der einzelnen<br />
Arbeitsschritte bedarf es dazu auch einer modernen<br />
Großküche, die den Anforderungen des alltäglichen<br />
Betriebs gerecht wird. Seit 1972 ist die Zentralküche in<br />
Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> bereits in Betrieb. Damals wurde aus fünf<br />
einzelnen Küchen, die unter anderem in Alt-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
oder im Tabea-Heim untergebracht waren, eine Großküche<br />
geschaffen, die im Laufe der Jahre für die Versorgung der<br />
ganzen Einrichtung zuständig werden sollte. Als eine der<br />
letzten externen Küchen wurde im Jahr 1981 zunächst die<br />
„warme“ Küche in Alt-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, im Jahr 1989 dann auch<br />
die dortige „kalte“ Küche geschlossen und zum heutigen<br />
Begegnungszentrum umgebaut. Im Jahr 1997 wurde dieser<br />
Zusammenlegungsprozess der einzelnen Standorte mit der<br />
14<br />
TITELTHEMA<br />
Von Dr. Bartolt Haase, Öffentlichkeitsarbeit<br />
Herr der großen Töpfe. Theodor Westerschulte sorgt<br />
dafür, dass nichts anbrennt. Über 1000 Mittagessen<br />
verlassen täglich seine Küche.<br />
Schließung der Küche in Stapelage beendet. Um auch weiterhin<br />
vor allem die Abendverpflegung nach individuellen<br />
Wünschen und Bedürfnissen zusammenstellen zu können,<br />
haben die einzelnen Wohngruppen drei Mal pro Woche die<br />
Möglichkeit, nach einer Liste frische Produkte bei der<br />
Küche zu bestellen. Angelika Arnold, stellvertretende<br />
Küchenleiterin, erklärt, dass nach diesem „Warenkorbprinzip“<br />
außerdem ein Mal pro Woche lagerfähige<br />
Lebensmittel bestellt werden können. Dass dabei pro<br />
Gruppe ein bestimmtes Budget nicht überschritten werden<br />
kann, versteht sich von selbst. Diese Regel gilt natürlich<br />
auch für den Betrieb der gesamten Großküche. So sind es<br />
nur ein paar Euro, die Theo Westerschulte täglich für die<br />
Lebensmittel eines Bewohners in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> ausgeben kann,<br />
was jeden leidenschaftlichen Koch zu schmerzhaften
TITELTHEMA<br />
Modernes Equipment erleichtert das Arbeiten. Vor einigen<br />
Jahren wurde die Küche rundum erneuert.<br />
Einschränkungen bei der Zusammenstellung des Speiseplans<br />
zwingt. Doch der Küchenleiter lacht verschmitzt und weist<br />
zu Recht mit etwas Stolz darauf hin, dass er es in den über<br />
20 Jahren, in denen er bereits in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> tätig ist, immer<br />
geschafft hat, sein Budget einzuhalten und dabei stets auch<br />
eine kleine finanzielle Reserve für den ein oder anderen<br />
außergewöhnlichen Leckerbissen zurückzuhalten. Zu einer<br />
so guten Planung gehört auch, dass die Lager der Zentralküche<br />
in der Regel mit verschiedensten Waren gut gefüllt<br />
sind. Eine weitsichtige Einkaufspolitik bildet schließlich die<br />
Grundlage des wirtschaftlich erfolgreichen Küchenalltags.<br />
Die Lagerung der Einkäufe in den modernen Kühl- und<br />
Lagerräumen geschieht natürlich unter strenger Einhaltung<br />
der nötigen Kühl- und Hygienevorschriften. So werden zum<br />
Beispiel die Türgriffe im gesamten Küchenbereich jeden Tag<br />
(!) mit Desinfektionsmitteln gereinigt, um das Eindringen<br />
von Bakterien zu verhindern.<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Aus diesen Lagerbeständen – und natürlich einer ganzen<br />
Reihe frischer Produkte, von denen viele direkt vom<br />
Meierhof geliefert werden – bedienen sich also auch unsere<br />
Köche, wenn sie morgens um 7.00 Uhr mit ihrem Tagwerk<br />
beginnen. Geschickt bearbeiten sie Kartoffeln, Fleisch und<br />
Gemüse und bedienen die verschiedenen Öfen und immens<br />
großen Töpfe der vor einigen Jahren grundlegend renovierten<br />
Küche. Aus der benachbarten Bäckerei dringt bereits<br />
der Duft des frisch gebackenen Brotes, das ebenfalls<br />
eine Eigenproduktion der <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-Küche ist.<br />
Die ersten fertigen Mahlzeiten werden bereits gegen 10<br />
Uhr in eigens dafür entwickelte Thermoboxen zum Warmhalten<br />
beziehungsweise Kühlen der Lebensmittel geladen<br />
und in die Versandhalle gebracht. Dort nehmen sie die<br />
Fahrer des Fahrdienstes in Empfang, die nun die Aufgabe<br />
haben, das Essen zu den verschiedenen Wohnheimen und<br />
Werkstätten zu bringen (siehe hierzu auch den Artikel auf<br />
Seite 17). Ihre ersten Stationen sind die Wohnheime in<br />
Lüerdissen, Luhe, Entrup und der Meierhof, die letzte<br />
Station um 12:45 Uhr die Kinderheimat. Dieses Prinzip,<br />
nach dem das <strong>gekocht</strong>e Essen warm und zum sofortigen<br />
Verzehr ausgeliefert wird, nennt sich übrigens „cook &<br />
serve“. Andere Großküchen, so erklärt Theo Westerschulte,<br />
arbeiten etwas anders nach dem Prinzip des „cook & chill“.<br />
Dabei werden die fertigen Gerichte nach dem Kochen<br />
zunächst abgekühlt und erst zum Verzehr wieder erwärmt –<br />
was natürlich einen erhöhten Energieverbrauch mit sich<br />
bringt, gar nicht zu reden von dem Verlust an wertvollen<br />
Inhaltsstoffen. So garantiert das „cook & serve“-Prinzip der<br />
Küche in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, dass es überall frisch zubereitete Speisen<br />
gibt. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die<br />
seit dem Jahr 2001 den Gruppen gegebene Wahlmöglich-<br />
Ordnung muss sein.<br />
Angelika Arnold hat ein<br />
wachsames Auge darauf,<br />
dass im Lager alles an<br />
seinem Platz steht.<br />
15
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Theodor Westerschulte und<br />
seine Stellvertreterin Angelika<br />
Arnold nach getaner Arbeit<br />
beim Jahresfest 2004<br />
keit zwischen zwei Menüs dar. Jeder Hobbykoch kann es<br />
sich wohl leicht vorstellen, wie schwer es ist, zwei völlig verschiedene<br />
Essen mit Beilagen und Nachtisch zur exakt gleichen<br />
Zeit zubereitet und für den Versand eingeteilt zu<br />
haben. Wenn das dann noch für 1000 Personen geschehen<br />
soll, wird für jedermann deutlich, dass der Zeitplan in der<br />
Küche jeden Tag genau eingehalten werden muss. Doch<br />
auch diese Herausforderung haben Theo Westerschulte und<br />
sein Team gemeistert, und das Kochen der zwei Essen ist<br />
mittlerweile zur alltäglichen Routine geworden. Der entsprechende<br />
Speiseplan wird dazu im 13-Wochen-Rhythmus<br />
aufgestellt.<br />
Während die BewohnerInnen und MitarbeiterInnen<br />
sich jeden Mittag dann eins dieser Essen schmecken lassen,<br />
werden in der Küche bereits Vorbereitungen für den nächsten<br />
Tag getroffen. Die Küche wird aufgeräumt und geputzt<br />
und die Zutaten werden griffbereit zurecht gelegt. Nach<br />
dem Spülen des schmutzigen Geschirrs ist die Arbeit dann<br />
endlich geschafft. Das ist in der Regel um 16:00 Uhr der<br />
Fall. Die Essensausgabe ist schon ab 13:30 Uhr geschlossen,<br />
nachdem hoffentlich alle hungrigen Menschen in <strong>Eben</strong>-<br />
<strong>Ezer</strong> satt geworden sind. Für die aber, die sich später noch<br />
eine Tasse Kaffee, ein Stück Kuchen oder eine andere Leckerei<br />
gönnen wollen, steht die zum Herbert-Müller-Haus<br />
gehörende Cafeteria im Wirtschaftsgebäude zur Verfügung.<br />
16<br />
Jeden Tag frisches Brot, Brötchen und Kuchen kommen<br />
aus der Bäckerei der Zentralküche<br />
HINWEIS!!!<br />
TITELTHEMA<br />
Im Laden neben der Cafeteria kann man alles<br />
kaufen, was man so braucht, wenn der Kühlschrank<br />
leer und mal wieder keine Zeit zum Großeinkauf im<br />
Supermarkt ist: Backwaren, Wurst vom Meierhof,<br />
Konserven und <strong>Frisch</strong>es etc.<br />
Öffnungszeiten vom Laden:<br />
Montags und mittwochs von 12:00 bis 17:00 Uhr,<br />
freitags von 12:00 bis 16:00 Uhr<br />
Telefonische Vorbestellung unter der Durchwahl:<br />
0 52 61/215-321
PROFIL<br />
Trotz der vielen weißen Haare wirkt er nicht wie ein<br />
Ruheständler, dennoch gehört Götz Kirschneck zum Zeitpunkt,<br />
wenn Sie diese FORUM lesen, schon zum Kreis der<br />
„Ehemaligen“. Am 31. August war sein letzter Arbeitstag und<br />
ein wenig Wehmut klang doch an, als er in einem Interview<br />
einige Wochen vor seinem Ausscheiden sagte: „Der Kontakt<br />
zu den Menschen in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> wird mir fehlen!“ Aber der<br />
60-Jährige wohnt ja nur ein paar Kilometer von Neu-<strong>Eben</strong>-<br />
<strong>Ezer</strong> entfernt in Talle und wird sicher noch öfter mal an seinem<br />
alten Arbeitsplatz vorbei schauen – zum Beispiel zum<br />
Jahresfest oder Weihnachtsmarkt.<br />
Als erstes wird er sich jedoch in sein Wohnmobil setzen<br />
und auf den Weg in die Steiermark machen. Dort besucht er<br />
seinen Sohn, der in der traditionsreichen Stadt Graz lebt.<br />
Außerdem will Kirschneck im schönen Umland der alten<br />
Universitätsstadt viel wandern und schwimmen. Am liebsten<br />
dreht er schon frühmorgens vor dem Frühstück ein paar<br />
Runden in dem Schwimmbad gleich vor der Wohnwagentür.<br />
„Das wäre nichts für mich“, wirft seine Nachfolgerin Sabine<br />
Grotegut ein, schüttelt ihre Locken und lacht. „Direkt aus<br />
dem warmen Bett ins kalte Wasser, brrrr“, der 39-Jährigen<br />
Sabine Grotegut<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Sabine Nachfolge Grotegut von<br />
Götz<br />
tritt Nachfolge<br />
Kirschneck<br />
von<br />
Götz Kirschneck an<br />
schaudert es sichtlich bei dem Gedanken an den morgendlichen<br />
Kälteschock. Die gebürtige Detmolderin ist seit dem 1.<br />
Juni in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> tätig und wurde von Götz Kirschneck in<br />
ihre neue Position eingearbeitet. So hatte sie noch drei<br />
Monate Zeit, bevor sie die alleinige Verantwortung für das<br />
umfangreiche Aufgabengebiet tragen musste. Grotegut hat in<br />
mehreren Bereichen Berufserfahrung gesammelt und kennt<br />
sich insbesondere mit stressigen Jobs gut aus. Als ausgebildete<br />
Diätassistentin arbeitete sie mehrere Jahre für verschiedene<br />
Einrichtungen im Gesundheitswesen. Nach der Geburt ihrer<br />
Tochter vor dreizehn Jahren stieg sie in den Betrieb ihres<br />
Mannes ein, der sich mit vier Pizzabringdiensten in Bielefeld<br />
selbstständig gemacht hatte. Später kam die Übernahme einer<br />
Filiale des britischen Franchiseanbieters „Body-Shop“ hinzu<br />
und ein Coffee-Shop, den sie gemeinsam mit ihrem Mann<br />
nach eigenen Vorstellungen aufbaute und am Laufen hielt.<br />
Nach der Trennung von ihrem Mann ließ sich auch das<br />
Geschäft nicht weiter in Teamarbeit fortführen. Sabine<br />
Grotegut suchte nach einem eigenen beruflichen Weg. Den<br />
sah sie bildlich vor Augen, als sie die Stellenbeschreibung in der<br />
Neuen Westfälischen las. Sie bewarb sich umgehend und ➤<br />
Götz Kirschneck<br />
17
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
hatte Glück. „Es hat geklappt“, sagt sie und strahlt. Die „Ur-<br />
Lipperin“, wie sie sich selbst bezeichnet, fühlt sich wohl in<br />
ihrem neuen Job. „Es gefällt mir sehr gut hier“, sagt sie. „Ich<br />
wurde überall nett aufgenommen und freue mich jeden<br />
Morgen auf meine Arbeit.“ Ihr Betätigungsfeld ist ebenso umfangreich<br />
wie abwechslungsreich und kann ohne Übertreibung<br />
als einer der Dreh- und Angelpunkte <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>s bezeichnet<br />
werden. Operativ ist der ZD Fahrdienst/Pforte dem Bereich<br />
Zentrale Dienste Serviceleistungen unter der Leitung von<br />
Christopher Heine zugeordnet und besteht – wie der Name<br />
schon sagt – aus zwei unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern: der<br />
Pforte und dem Fahrdienst.<br />
Die Pforte<br />
Am Arbeitsplatz mit der schlichten Bezeichnung<br />
„Pforte“ haben fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />
drei Schichten rund um die Uhr Dienst. Sie sind zuständig<br />
für die Telefonvermittlung, das Notfalltelefon und die Fahr-<br />
18<br />
Die neue Chefin in der Schaltzentrale ihres<br />
Tätigkeitsbereiches „Pforte“, neben ihr der<br />
Mitarbeiter Manfred Misera<br />
PROFIL<br />
tenannahme. Damit sind sie sozusagen die betriebsinterne<br />
Taxizentrale, in der alle Aufträge auflaufen und koordiniert<br />
werden.<br />
Mitarbeiter, die einen Dienstwagen leihen wollen,<br />
kommen um die Pforte nicht herum. Hier wird der Termin<br />
angemeldet, der Schlüssel abgeholt und der Wagen auch<br />
wieder abgegeben. Besonders ärgerlich ist es, wenn das<br />
Dienstauto erst eine Grundreinigung braucht, bevor es wieder<br />
ausgegeben werden kann. Und das kommt leider immer<br />
häufiger vor. „Daher kontrollieren wir jetzt stichprobenweise<br />
die zurückgegebenen PKWs. Wenn jemand einen Sack<br />
Blumenerde im Kofferraum auskippt und er den Dreck<br />
nicht beseitigt, wird er dafür zur Verantwortung gezogen“,<br />
macht die neue Chefin klar und lässt keinen Zweifel daran,<br />
dass sie dieses auch durchsetzen wird. Notfalls „Mit einem<br />
Bußgeld.“<br />
Für Außenstehende ist die Pforte wie eine Visitenkarte<br />
der <strong>Stiftung</strong>. Hier können sie sich eine Orientierung über<br />
das Gelände von Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> verschaffen und informieren<br />
sich bei Bedarf, wer seinen Sitz wo hat. Außerdem gibt<br />
es hier die beliebten Produkte vom Meierhof. Praktisch, ➤
PROFIL<br />
wenn man sich nach der Arbeit oder nach<br />
einem Besuch mit Biobrot und Brötchen,<br />
Kartoffeln, Wurst- und Fleischwaren mit<br />
Ökosiegel, Apfelsaft aus Streuobst und zeitweise<br />
auch mit frischen Blumen eindecken<br />
kann.<br />
Beim Erstellen von kleineren Drucksachen<br />
wie dem Pressespiegel, dem Versenden von<br />
Einladungen, Spendenbriefen und dem FORUM<br />
ist ebenfalls das Pfortenteam gefragt. Nicht selten<br />
sind es mehrere Tausend Sendungen, die versandfertig<br />
gemacht werden müssen. Dafür an dieser<br />
Stelle einmal ein herzliches Dankeschön an alle<br />
Mitarbeiter.<br />
Der Fahrdienst<br />
Vier Bullis, zwei LKW, sieben festangestellte Fahrer, drei<br />
Zivildienstleistende und drei Beschäftigte sorgen für den täglichen<br />
Waren- und Informationsfluss sowie für die Müllentsorgung<br />
in der Zentrale Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> und zwischen der<br />
Zentrale und den einzelnen Standorten von Stapelage über<br />
Detmold und Entrup bis in die Außenwohngruppen. Sie fahren<br />
Kinder zur Schule und holen die Beschäftigten von der Arbeit<br />
ab, sie bringen Bewohner zum Arzt und erledigen Aufträge<br />
der Verwaltung und der Bereiche. Bei Veranstaltungen<br />
sorgen sie für den Transport der Stühle und Tische an den<br />
jeweiligen Ort und wenn sich ein Spender einen Abholservice<br />
wünscht, dann fahren sie hin und holen die Kleidersäcke vor<br />
seiner Haustür ab.<br />
Mit den LKW werden die Mahlzeiten ausgeliefert, die<br />
Wäsche und der Müll transportiert. Das klappt reibungslos<br />
und effizient mit dem Wechselcontainersystem. „Mit den sauberen<br />
Containern fahren wir die saubere Wäsche von der<br />
Wäscherei zu den Häusern, auf dem Rückweg nehmen wir die<br />
schmutzige Wäsche mit und holen dann den Müll ab. Danach<br />
wird der Container gründlich gereinigt und der Kreislauf<br />
beginnt von Neuem“, erklärt Götz Kirschneck. Das Essen<br />
wird in gesonderten Containern mit dem anderen LKW ausgeliefert.<br />
Das heißt, wenn der mal eine Panne hat, gibt es in<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Stapelage, Luhe und Entrup mittags kalte Platte? „Auf keinen<br />
Fall!“, kontern Grotegut und Kirschneck unisono. Wenn so<br />
ein Malheur wirklich mal passieren sollte, werde natürlich<br />
sofort ein Ersatzfahrzeug gemietet!<br />
Neue Anlaufstelle<br />
Nicht nur die Chefin ist neu, auch der Standort der ZD<br />
Fahrdienst/Pforte. Neue Anlaufstelle der insgesamt 19 Mitarbeiter<br />
ist seit kurzem nicht mehr das Provisorium hinter der<br />
Pforte sondern die Etage über der Nordambulanz. Hier ist nun<br />
reichlich Platz für Büros und Aufenthaltsräume vorhanden<br />
und „man hat einen guten Überblick“, stellt Sabine Grotegut<br />
beim Blick aus ihrem Bürofenster zufrieden fest.<br />
Hier ist sie zu erreichen:<br />
Telefon: 0 52 61/215-243<br />
E-mail: Sabine.Grotegut@<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>.de<br />
Abschiedsfeier für<br />
Götz Kirschneck<br />
Wir wünschen Ihr weiterhin einen guten Start und immer<br />
freie Fahrt!<br />
19
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Der <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>-Aufsichtsrat (von links):<br />
Stellv. Vorsitzender: Kirchenrat Dr. Arno Schilberg<br />
(Detmold), Wirtschaftsprüferin Gerlinde Mohr (Bad<br />
Salzuflen), Sonderschullehrerin Hanna Haneke<br />
(Extertal), Vorsitzender: Landespfarrer Jürgen Dittrich<br />
(Detmold), Pfarrer Herbert Grote (Lage).<br />
Nicht beim Fototermin dabei:<br />
Rechtsanwalt Wolfgang Stückemann (Lemgo).<br />
Wechsel im Aufsichtsrat:<br />
Aus Altersgründen ausgeschieden<br />
Helmut Holländer war viele Jahre ehrenamtlich im Aufsichtsrat<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> tätig und ist satzungsgemäß<br />
mit Erreichen der Altersgrenze im<br />
März 2005 aus dem Gremium<br />
ausgeschieden. Holländer, der in<br />
Lemgo-Laubke aufwuchs, ist der<br />
<strong>Stiftung</strong> schon seit seiner Jugendzeit<br />
verbunden und wird es auch<br />
weiterhin bleiben. „ Darauf freue<br />
ich mich!“, versichert der vielbe-<br />
schäftigte Ruheständler. Regelmäßigen<br />
persönlichen Kontakt zu<br />
Mitarbeitern und Bewohnern hat der 70-Jährige durch seine<br />
aktive Mitgliedschaft im Förderverein „Freunde der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>“ und durch sein ehrenamtliches Engagement als<br />
Vorsitzender Kirchenvorstand in der evangelischen Gemeinde<br />
St. Marien, mit der die <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> ein gemeinsames<br />
Wohnprojekt in der Lemgoer City plant. Helmut Holländer<br />
war bis zu seiner Pensionierung Verbandsvorsteher des<br />
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und ist ein anerkannter<br />
Fachmann in der freien Wohlfahrtspflege.<br />
Versicherungsfachwirt wird Nachfolger<br />
Manfred Klocke aus Horn-Bad Meinberg ist seit Juni<br />
Mitglied im Aufsichtsrat der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>. Er kam für<br />
den ausgeschiedenen Helmut Holländer in das Gremium.<br />
Manfred Klocke bringt finanzwirtschaftliches Fachwissen<br />
mit und hat während seiner beruflichen Tätigkeit umfassend<br />
Erfahrung auf dem Gebiet der Sozialwirtschaft gesammelt.<br />
Der gelernte Versicherungsfachwirt ist einer von drei<br />
Hauptgeschäftsführern der Ecclesia Gruppe in Detmold,<br />
20<br />
einer Versicherungsmaklergruppe im Eigentum der Evangelischen<br />
Kirche (EKD), des Diakonischen Werkes der EKD,<br />
des Deutschen Caritasverbandes sowie einer Tochter des<br />
Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mit zirka 950<br />
Mitarbeitenden in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz. Unternehmensweit<br />
betreut Manfred<br />
Klocke die Bereiche Kirche, Schaden<br />
und Öffentlichkeitsarbeit/Politik/Medien.<br />
Auch in der Kundenbetreuung<br />
für Ostdeutschland/<br />
Bayern/Österreich sowie der Risikoberatung<br />
Heilwesen/Finanzen<br />
Helmut Holländer ist er Ansprechpartner. Der 53-jäh- Manfred Klocke<br />
rige Familienvater engagiert sich neben seiner beruflichen<br />
Tätigkeit in der Behindertenhilfe und Sozialpolitik. So ist er<br />
ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins für Körper- und<br />
Mehrfachbehinderte im Kreis Lippe e.V. sowie ehrenamtlicher<br />
Geschäftsführer bei der proCum Cert GmbH, einer<br />
Zertifizierungsgesellschaft für Träger in der konfessionellen<br />
Wohlfahrtspflege.<br />
Aufgaben und Mitglieder des<br />
Aufsichtsrates der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
EE-INTERN<br />
Helmut Holländer geht,<br />
Manfred Klocke kommt<br />
Der Aufsichtsrat der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> führt die<br />
Aufsicht über den Vorstand der <strong>Stiftung</strong>, beruft den Vorstand<br />
und benennt die Nachfolger beim Ausscheiden einzelner<br />
Mitglieder aus dem Gremium. In der Zusammensetzung des<br />
Aufsichtsrates ist die personelle Verbindung zum Diakonischen<br />
Werk der Lippischen Landeskirche und dem Landeskirchenrat<br />
der Lippischen Landeskirche gemäß der Satzung<br />
hergestellt. Dem Gremium gehören sieben ehrenamtlich tätige<br />
Mitglieder evangelischen Bekenntnisses an.
EE-INTERN<br />
Der Mitarbeiterfürsorge kommt in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<br />
<strong>Ezer</strong> traditionell eine große Bedeutung zu. So hatte die<br />
<strong>Stiftung</strong>sleitung Anfang dieses Jahres die Idee, einen<br />
Fitnessraum für die Mitarbeiter in unserer Einrichtung<br />
zu installieren. Kurz vor den Sommerferien wurden alle<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über diesen Plan<br />
informiert. Gleichzeitig wurden die Kolleginnen und<br />
Kollegen gebeten, ihre Meinung zu diesem Thema zu<br />
äußern. Denn es würde wenig Sinn machen, eine kostspielige<br />
„Muckibude“ einzurichten, wenn nur wenige<br />
das Angebot zum gesunden Schwitzen nutzen würden.<br />
Neben der grundsätzlichen Aussage, ob ein derartiges<br />
Fitnessangebot für den Einzelnen attraktiv sei, sollte auf<br />
dem Fragebogen auch angegeben werden, wie oft das Angebot<br />
in Anspruch genommen werden würde und wieviel<br />
Geld man dafür höchstens ausgeben möchte.<br />
Das Ergebnis hat uns alle überrascht<br />
Von den 960 versandten Fragebögen erhielten wir innerhalb<br />
des angegebenen Zeitraumes 413 zurück. Dies entspricht<br />
einer Rücklaufquote von rund 43 Prozent und damit einer<br />
überdurchschnittlich hohen Beteiligung. Vergleichbare Mitarbeiterbefragungen<br />
in anderen Einrichtungen erreichten maximal<br />
eine Rücklaufquote von 35 Prozent.<br />
Ein Drittel oder 291 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
haben bei der Aussage „Ich möchte dieses Fitnessangebot annehmen“<br />
ja angekreuzt. Von diesen wiederum hat der über-<br />
Mittlerweile hat es sich überall herumgesprochen:<br />
Die gesetzlichen Renten sind alles<br />
andere als sicher!<br />
Neben einer realen Senkung durch Nullrunden und<br />
Preissteigerungen werden in Zukunft auch Steuern die Altersbezüge<br />
schmälern. Es ist daher wichtig, schon während des<br />
aktiven Berufslebens an den Ruhestand zu denken und zusätzlich<br />
zur gesetzlichen Rente ein zweites Standbein aufzubauen.<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Es wird (weiter)<br />
Es wird (weiter) „gestemmt“<br />
„gestemmt“<br />
Von Roland Jäckel (Herbert-Müller-Haus, Team HPW) und<br />
Thorsten Steinkühler (Arbeitssicherheit)<br />
Ich möchte dieses Angebot annehmen<br />
keine Antwort<br />
57%<br />
wiegende Teil (jeweils ca. 50 Prozent) angegeben, das Angebot<br />
einmal pro Woche in Anspruch nehmen zu wollen und dafür<br />
bis zu zehn Euro im Monat zu investieren.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Ja 32%<br />
Nein 11%<br />
Die Zahl der Rückmeldungen und die enorme Zustimmung<br />
zeigen uns, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Aktivitäten in diesem Bereich wünschen. Bis zur konkreten<br />
Umsetzung sind noch eine Menge Fragen zu klären. Angefangen<br />
von der Raumwahl, über die Geräteausstattung bis<br />
hin zu einem Betriebskonzept arbeiten wir mit Hochdruck an<br />
der Planung.<br />
Unser Dank geht an dieser Stelle an alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die mit ihrem Votum dieses Projekt erst<br />
möglich gemacht haben. Wir sind sicher, dass wir bis Ende<br />
dieses Jahres die Planungen abschließen können, so dass im<br />
ersten Quartal des Jahres 2006 mit der Umsetzung der erforderlichen<br />
Maßnahmen begonnen werden kann.<br />
Leute, kümmert Euch<br />
um Eure Renten!<br />
Grund zur Dringlichkeit gibt das zum 1. Januar dieses<br />
Jahres in Kraft getretene Alterseinkünftegesetz. Damit hat der<br />
Gesetzgeber bei der Besteuerung von Alterseinkünften einen<br />
Systemwechsel vollzogen und zwar in der Form, dass in den<br />
kommenden Jahren die Rentenleistungen einer nachgelagerten<br />
Besteuerung unterliegen. Im Gegenzug werden die Aufwendungen<br />
für die Altersversorgung zunehmend steuerfrei<br />
gestellt. Das war früher genau andersherum: Die Arbeitnehmerbeiträge<br />
zur gesetzlichen Rentenversicherung wurden<br />
dem zu versteuernden Einkommen zugerechnet, die späteren<br />
gesetzlichen Renten waren dafür nur mit dem Ertragsanteil zu<br />
21
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
versteuern. Im Klartext: Die Rente finanzierte sich aus bereits<br />
versteuerten Geldern, war also in der Auszahlung so gut wie<br />
steuerfrei. Ursächlich für diesen Systemwechsel ist eine Entscheidung<br />
des Bundesverfassungsgerichts. Dieses hat dem Gesetzgeber<br />
aufgegeben, die steuerliche Differenzierung zwischen<br />
Beamtenpensionen und gesetzlichen Renten abzustellen<br />
– Beamte müssen seit jeher ihre Pension wie Arbeitseinkommen<br />
versteuern. Da dies nicht von heute auf morgen umgesetzt<br />
werden konnte, hat der Gesetzgeber ein Stufenmodell<br />
hin zur nachgelagerten Besteuerung entwickelt.<br />
Schon heute heißt das aus Sicht der Arbeitnehmer, mehr<br />
Eigenverantwortung zu übernehmen, wenn sie später nicht<br />
auf wesentliche Teile des Ruhegeldes verzichten wollen.<br />
Axel Stach, Rentenexperte der KZVK (= Kirchliche Zusatzversorgungskasse)<br />
in Dortmund, hat die Auswirkungen<br />
der Versteuerung auf die verschiedenen Rentensysteme für<br />
uns unter die Lupe genommen:<br />
Auswirkungen der Versteuerung<br />
auf die gesetzliche Rente<br />
Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung unterliegen<br />
bereits ab diesem Jahr zu fünfzig Prozent der Versteuerung,<br />
dies gilt auch für die heutigen Rentner. Der Steuersatz<br />
steigt in den nächsten Jahren – abhängig vom Jahr, in dem die<br />
Rente beginnt – an. Für Rentner ab dem Jahr 2040 heißt das,<br />
die komplette gesetzliche Rente unterliegt der Versteuerung.<br />
Dafür werden im Gegenzug die Beiträge zur gesetzlichen<br />
Rentenversicherung vermehrt steuerfrei gestellt, so dass nach<br />
schrittweiser Erhöhung ab 2025 die Beiträge an die Rentenkasse<br />
nicht mehr zum zu versteuernden Einkommen zählen.<br />
Auswirkungen der Versteuerung<br />
auf die Betriebsrente aus der<br />
Zusatzversorgung bei der KZVK<br />
Rentenbeginn bis zum 31. Dezember 2001<br />
Diese Betriebsrente ist ausschließlich mit dem Ertragsanteil<br />
zu versteuern. Die Rente aus der Zusatzversorgung<br />
wurde bis zum 31. Dezember 2001 nur aus Umlagen/Beiträgen<br />
finanziert, die bei der Einzahlung durch den Arbeitgeber<br />
bereits pauschal oder durch die Mitarbeitenden individuell<br />
versteuert wurden. Insbesondere die Leistung aus<br />
der Startgutschrift wurde ausschließlich so finanziert. Da<br />
auf die Finanzierungsleistungen bereits Steuern gezahlt<br />
wurden, sind die daraus entstandenen Rentenleistungen<br />
nur mit einem Ertragsanteil zu versteuern, der abhängig<br />
22<br />
EE-INTERN<br />
vom Renteneintrittsalter ist. Dies bedeutet, dass nur ein<br />
Teil der Rente zum versteuernden Einkommen gehört. Beginnt<br />
die Rente mit dem 65. Lebensjahr, sind nur 18 Prozent<br />
der Betriebsrente dem zu versteuernden Einkommen<br />
hinzuzurechnen.<br />
Rentenbeginn ab dem 1. Januar 2002<br />
Der Rentenbetrag der Betriebsrente wird aufgeteilt. Der<br />
bisher mit Aufwendungen, die der Kasse vor dem 31. Dezember<br />
2001 zugeflossen sind (in der Regel Umlagen), finanzierte<br />
Teil ist nur mit dem Ertragsanteil zu versteuern, während<br />
der durch steuerbefreite Beiträge finanzierte Teil voll nachgelagert<br />
zu versteuern ist. Seit dem 1. Januar 2002 wird die Zusatzversorgung<br />
bei der KZVK nicht mehr durch Umlagen,<br />
sondern durch Arbeitgeberbeiträge finanziert. Die Höhe der<br />
Beiträge, die der Arbeitgeber für uns entrichtet, beträgt in der<br />
Regel 4 Prozent des Bruttoeinkommens. Für die Versteuerung<br />
der Betriebsrente ist es also – anders als bei der gesetzlichen<br />
Rente – nicht entscheidend, wann die Rente beginnt, sondern<br />
die Besteuerung richtet sich danach, in welcher Höhe die<br />
Rente durch vorgelagert besteuerte Aufwendungen (Umlagen),<br />
bzw. in welcher Höhe sie durch steuerbefreite Beiträge<br />
finanziert worden ist. In den Rentenfestsetzungen teilt die<br />
KZVK den Rentnerinnen und Rentnern mit, welcher Teil der<br />
Rente mit dem Ertragsanteil bzw. welcher in vollem Umfang<br />
zu versteuern ist. Ob und inwieweit die späteren Renteneinkünfte<br />
tatsächlich zu einer Steuerlast führen, hängt von<br />
den zum Zeitpunkt des Rentenbeginns geltenden Steuergesetzen<br />
ab. Aus diesem Grund können keine Prognosen für<br />
eine tatsächliche Netto-Rente erstellt werden. Im Übrigen bestehen<br />
derzeit noch Grundfreibeträge, sowie Vorsorge- und<br />
Werbekostenpauschalen, die den zu versteuernden Anteil vermindern<br />
können.<br />
Fazit<br />
Im Ergebnis kommen neben den schon heute beschlossenen<br />
Absenkungen der gesetzlichen Rente noch Steuerlasten<br />
auf die meisten zukünftigen Rentner zu, insbesondere<br />
aus der gesetzlichen Rente. Auch aus diesem Blickwinkel ist<br />
dringend anzuraten, frühzeitig die finanzielle Absicherung<br />
des eigenen Ruhestandes sicher zu stellen. „Unsere arbeitgeberfinanzierte<br />
Betriebsrente ist hierzu ein wichtiger Baustein“,<br />
versichert Axel Stach. Gerne informieren die Experten<br />
der KZVK darüber, wie man diese Basis der zusätzlichen<br />
Altersversorgung aufstocken und dabei sogar noch<br />
die eigene Abgabenlast in der Ansparphase senken kann. Sie<br />
erreichen Ihren betrieblichen Altersversorger telefonisch<br />
unter 0231/9578-299 oder nutzen Sie das Internet:<br />
www.kzvk-dortmund.de, um Ihre Betriebsrente oder eine<br />
Entgeltumwandlung hochzurechnen.<br />
Informationen zu Ihrer Betriebsrente erhalten Sie bei der KZVK (Tel.: 02 31/95 78-299).<br />
Unter www.kzvk-dortmund.de können Sie verschiedene Rechner benutzen, um z.B. Ihre Betriebsrente oder<br />
eine Entgeltumwandlung hochzurechnen.
MEILENSTEINE<br />
Antike „Bahn-Card“<br />
aufgetaucht<br />
Für spezielle Personengruppen gibt es die Bahn-Card,<br />
genauer die Ermäßigung des Fahrpreises um 50 Prozent,<br />
schon sehr lange, wie ein kürzlich von dem Lemgoer<br />
Hans-Jürgen Mayer gefundenes Dokument zeigt. Es handelt<br />
sich bei dem Relikt um einen Ausweis der Preußisch-<br />
Hessischen Staatseisenbahn vom Januar 1910, ausgestellt<br />
auf die Pflegerin L. Mannes. Das Dokument legitimierte<br />
seine Besitzerin hochoffiziell zu einer 50-prozentigen<br />
Fahrpreisermäßigung auf einer Reise von Lemgo nach<br />
Dortmund und zurück. Gültig war der Ausweis vom 1. bis<br />
zum 4. Januar 1910 für die dritte (!) Wagenklasse. Der verblichenen<br />
Sütterlinschrift entnimmt man, dass es sich um<br />
eine Dienstreise zum Zwecke der Krankenpflege gehandelt<br />
hat. Frau Mannes, deren Vorname leider nicht überliefert<br />
ist, war als Mitarbeiterin der „Blödenanstalt“ <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
zu der Ermäßigung berechtigt, weil sie in einer<br />
Einrichtung arbeitete, die sich „satzungsmäßig in freier<br />
Liebestätigkeit der öffentlichen Krankenpflege widmete“,<br />
so lautet ein Auszug der damaligen Verkehrsordnung.<br />
Außer den Beschäftigten in der öffentlichen (weltlichen<br />
und geistlichen) Krankenpflege wurden auch Mitarbeiter<br />
der Magdalenestifte, die sich der Fürsorge für „gefallene“<br />
Frauen und Mädchen verschrieben hatten, vom Staat<br />
beim Reisen begünstigt. Das ging nicht so ganz ohne<br />
Weiteres. Auch damals gab es schon den Amtsschimmel,<br />
der von Zeit zu Zeit kräftig wiehern konnte. So auch hier:<br />
Das Papier musste vom obersten Dienstherrn unterschrieben<br />
werden, in den jeweiligen Zielorten wurde abgestempelt<br />
und nach Beendigung der Fahrt musste der Ausweis<br />
zusammen mit der Fahrkarte an den Zug- oder Bahnsteigschaffner<br />
abgegeben werden. Vielleicht hat das Dokument<br />
(das aus ganz gewöhnlichem Papier besteht) die Zeit von<br />
damals bis heute deswegen recht unbeschadet überstanden,<br />
weil es damals wie heute so etwas Besonderes war.<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Bewohner Jubiläums feiern -<br />
Konfirmation Jubiläums-<br />
Konfirmation<br />
Neun Frauen und Männer konnten am 19. Juni in<br />
der Kapelle von Alt-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> im Rahmen eines festlichen<br />
Abendmahlgottesdienstes ihre Goldene Konfirmation<br />
begehen, das heißt ihre seit 50 Jahren bestehende religiöse<br />
Mündigkeit als Mitglied der evangelischen Kirche.<br />
Rosemarie Freiberg aus dem Henriette-Ludolph-Haus feierte<br />
sogar das Fest der Diamantenen Konfirmation. Sie<br />
erhielt ihr erstes Abendmahl im Jahr 1945, als Deutschland<br />
nach dem zweiten Weltkrieg in Trümmern lag. Die<br />
Jubilare, alle leben in verschiedenen Teilbereichen der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, feierten nicht allein. Angehörige, Betreuer<br />
und Freunde waren beim Gottesdienst und beim<br />
anschließenden Mittagessen im Treffpunkt von Alt-<strong>Eben</strong>-<br />
<strong>Ezer</strong> mit dabei. „Es ist ein besonderer Tag, an dem jeder<br />
‚Konfirmand‘ in seiner Eigenständigkeit wahrgenommen<br />
und bestätigt wird“, sagte Pfarrer Ernst-August Korf im<br />
Anschluss an den Gottesdienst. Für die Predigt hatte er ein<br />
Motiv aus dem Matthäus-Evangelium gewählt. Am Ende<br />
des Taufbefehles heißt es: „Ich bin bei euch alle Tage bis an<br />
der Welt Ende“ (s. Matth. 28,20b). Dieses Zitat ist auch<br />
an einem der Altarbilder in der Kirche „Zum guten<br />
Hirten“ zu finden und passte daher sehr gut zu diesem<br />
festlichen Ereignis.<br />
Konfirmanden (von links nach rechts):<br />
Wilhelm Niebuhr (Jobsthardehaus), Helga Herzig (Haus Sternberg),<br />
Manfred Nintzel (Meierhof), Wolfgang Roi (Wohnheim Entrup),<br />
Rosemarie Freiberg (Henriette-Ludolph-Haus), Herbert Göring<br />
(Jobsthardehaus), Hannelore Hinderks (Familienpflege), Günter<br />
Hirsch (Wohnheim Luhe), Horst Görges (Henriette-Ludolph-Haus).<br />
23
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
50-jähriges<br />
Kanzel-Jubiläum und<br />
80. Geburtstag<br />
in einem Jahr<br />
Berend Groeneveld, ehemaliger Pfarrer in<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, hatte in diesem Jahr zwei runde<br />
Jubiläen zu feiern: zum einen seinen achtzigsten Geburtstag<br />
und zum anderen sein 50-jähriges Kanzel-Jubiläum als<br />
Pfarrer. Der Älteste von insgesamt sieben Kindern eines<br />
Eckardtsheimer Heimleiterpaares wollte eigentlich Handelsschiffsoffizier<br />
werden, entschied sich aber dann für den<br />
Seelsorgerberuf, obwohl er gar nicht so genau wusste, „was so<br />
ein Pastor überhaupt macht.“ Nach 22-jähriger Tätigkeit als<br />
Pfarrer in Bielefeld-Sennestadt entschied er sich für den<br />
Posten des damals noch so genannten Anstaltspfarrers in<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>. Elf Jahre lang – von 1977 bis 1988 – war er<br />
Ansprechpartner für alle Bewohner und Mitarbeiter und<br />
Der 1. Oktober 1985 war der erste Arbeitstag von<br />
Ulrike Klaas, damals noch Fräulein Köster, im Ärztlichen<br />
Bereich der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>. „Ich habe nachgeschaut, vor<br />
25 Jahren fiel der 1. Oktober auf einen Dienstag“, erinnerte<br />
der Leiter des Medizinisch-Psychologisch-Therapeutischen<br />
Bereichs Dr. Dirk Ottensmeyer im Rahmen der Feier zum<br />
Anlass des Arbeitsjubiläums. Ein gutes Zeichen ist das, denn<br />
ein altes lippisches Sprichwort besagt, dass man an einem<br />
24<br />
MEILENSTEINE<br />
Auch im Ruhestand aktiv: Pfarrer i.R. Berend Groeneveld.<br />
Foto: Karin Prignitz, NW.<br />
prägte das christliche Welt- und Menschenbild der Einrichtung.<br />
Nach seiner Pensionierung war er zunächst als Urlaubsseelsorger<br />
in ganz Deutschland unterwegs, gründete einen<br />
Seniorenkreis und hält nach wie vor Andachten im Plettenbergstift.<br />
Seinen 80. Geburtstag feierte der vierfache Vater<br />
und neunfache Großvater mit einem Benefizkonzert in der<br />
Sennestädter Kreuzkirche und einem anschließenden Empfang<br />
mit einstigen Kollegen, Familienmitgliedern und anderen<br />
Weggefährten im Jochen-Klepper-Haus.<br />
Ulrike Klaas<br />
Ulrike Klaas: seit 25 Jahren im Ärztlichen Bereich<br />
Montag keinen neuen Job anfängt! Warum dies so ist, kann<br />
nur vermutet werden. Wahrscheinlich datiert der Spruch aus<br />
der Zeit vor der 40-Stunden-Woche, als man einfach froh<br />
war, wenn die erste Runde nicht gleich die volle Länge hatte.<br />
Ulrike Klaas war 25 Jahre lang im anfangs „Ärztlicher<br />
Bereich“ genannten Sektor tätig. Zu ihren Aufgaben gehörten<br />
damals wie heute sämtliche anfallenden Sekretariats- und<br />
Organisationsarbeiten sowie die vielen<br />
Einträge nach ärztlichem Diktat in die<br />
Krankengeschichten. Dabei wechselte<br />
sie immer mal wieder das Büro: von der<br />
Nordambulanz in die Ambulanz Ahorn<br />
und ins alte Haus Bethanien am Topehlenweg<br />
führte sie die räumliche Um-<br />
Ulrike Klaas (3. von links) im Kreis ihrer<br />
Kolleginnen und Kollegen (von links nach<br />
rechts): Manuela Kramp, Manfred Topp,<br />
Annerose Schäfermeier, Elke Schlömer,<br />
Dr. Dirk Ottensmeyer, Dr. Regine Bitzuga,<br />
Gabriele Schnüll, Pastor Hermann Adam<br />
sitzend: Renate Schminke, Linda Wiebe.
MEILENSTEINE<br />
strukturierung des Ärztlichen Bereiches. Schließlich landete<br />
sie 1999 mit ihren langjährigen Kolleginnen im neuen<br />
Therapeutischen Zentrum, wo sie seitdem ihren Dienst leistet<br />
und außerdem noch für die Medikamenten-, Termin- und<br />
Impfkoordination des neuen Hauses Bethanien zuständig ist.<br />
Die Kolleginnen hatten den Konferenzraum des Therapeutischen<br />
Zentrums liebevoll geschmückt und luden die Jubilarin<br />
und ihren Ehemann zu Kaffee und Kuchen ein. Der<br />
Vorstand Pastor Hermann Adam überbrachte gute Wünsche<br />
im Namen der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> und überreichte einen geflochtenen<br />
Korb gefüllt mit handfesten Spezialitäten vom<br />
Meierhof. Der Korb in Form eines „Schiffes“, den Dr.<br />
Ottensmeyer im Namen der Abteilung überreichte, war<br />
25-jähriges<br />
Dienstjubiläum<br />
Manfred<br />
Rodewald<br />
von Manfred Rodewald<br />
Von Marcella Babilon, Leiterin der Wohnhäuser in der Landwirtschaft<br />
Manfred Rodewald konnte am 1. September 2005 auf<br />
eine 25-jährige Tätigkeit innerhalb der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
zurück blicken. Aus diesem Anlass wurde im Kreis der<br />
Kolleginnen und Kollegen, dem Vorstand in Person von<br />
Pastor Hermann Adam und dem Leiter des Wohnbereiches<br />
für Erwachsene Wilhelm Brinkmann eine gebührende<br />
Feierstunde ausgerichtet und dem Jubilar von allen Seiten<br />
Dank ausgesprochen.<br />
Beruflicher Werdegang<br />
Manfred Rodewald absolvierte eine Ausbildung zum<br />
Landmaschinenmechaniker und wechselte nach einiger<br />
Zeit in die Möbelbranche. Nach Beendigung des Grundwehrdienstes<br />
als Stabsunteroffizier und Gruppenführer<br />
kehrte er nochmals in die Möbelfirma zurück und arbeitete<br />
dort als Lagerverwalter. Am 1. September 1980 nahm Herr<br />
Rodewald seine Tätigkeit in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> als<br />
Helfer im Pflegedienst des damaligen Jungenheimes in<br />
Luhe auf. Seine Erfahrungen in der Landwirtschaft und als<br />
Gruppenführer waren in der Ausübung seiner vielfältigen<br />
Aufgaben von Vorteil. Eine intern absolvierte Ausbildung<br />
zum Heilerziehungshelfer rundete sein Profil sinnvoll ab.<br />
Bis heute ist Manfred Rodewald in Luhe als dienstältester<br />
Mitarbeiter auf der Gruppe 1 tätig und fest mit den Strukturen<br />
vor Ort verwachsen.<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
gefüllt mit herbstlichen Blumen. Es folgte ein lebhafter Austausch<br />
über die Veränderungen der letzten 25 Jahre, zu dem<br />
die ebenfalls schon seit langem für die <strong>Stiftung</strong> tätigen Kolleginnen<br />
von Frau Klaas, Elke Schlömer und Gabriele Schnüll,<br />
viele Anekdoten beitragen konnten.<br />
Für Ulrike Klaas war es bis auf die Feierstunde ein ganz<br />
normaler Tag, wie sie sagte. Die Routine wird sie am nächsten<br />
Tag sicher schon wieder eingeholt haben. Aber der nächste<br />
Urlaub kommt bestimmt und mit ihm eine schöne Reise<br />
gemeinsam mit ihrem Mann. „Neuseeland und Australien<br />
möchten wir gerne kennen lernen“, träumt Frau Klaas, „das<br />
ist noch ein weißer Fleck auf unserer Landkarte.“ Wir wünschen<br />
ihr alles Gute in „Down under!“<br />
Manfred Rodewald<br />
Tätigkeit und Verdienste<br />
Herr Rodewald hat sich mit hohem Engagement den<br />
oft nicht leichten Aufgaben und Veränderungen im Wohnbereich<br />
gestellt. Ein einschneidendes Erlebnis in Luhe war<br />
der Brand des alten Fachwerkhauses im Jahre 2002. Herr<br />
Rodewald hat mit seinen organisatorischen wie auch technischen<br />
und handwerklichen Fähigkeiten zur Entschärfung<br />
der schwierigen Situation beigetragen. Durch seine Arbeit<br />
insgesamt hat er zur Verbesserung der Lebensqualität der im<br />
Wohnheim Luhe lebenden Menschen beigetragen. Er ist<br />
ein anerkannter Ansprechpartner der Bewohner und hat für<br />
ihre Belange ein offenes Ohr.<br />
Herr Rodewald ist ein zuverlässiger Mitarbeiter, der ein<br />
hohes Maß an Vertrauen innerhalb der Bewohner- und<br />
Mitarbeiterschaft genießt. Wir gratulieren ihm herzlich<br />
zum Jubiläum und danken für die langjährige gute<br />
Zusammenarbeit. Weiterhin wünschen wir ihm beruflich<br />
und persönlich alles Gute und Gottes Segen!<br />
25
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
26<br />
WIR IN EBEN EZER<br />
Bewohnerfest mit<br />
großem Feuerwerk<br />
Bewohnerfest<br />
Um 17 Uhr sollte es beginnen<br />
und um kurz nach fünf war der Platz<br />
vor dem Kirchlichen Zentrum in<br />
Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> schon proppenvoll.<br />
Ungefähr 600 Bewohner drängelten<br />
sich vor den Getränke- und Würstchenbuden<br />
und alle waren bester<br />
Laune. Nachdem zwei Stunden zuvor<br />
noch alles danach ausgesehen hatte,<br />
dass die Veranstaltung drinnen stattfinden<br />
müsste, hatte es sich plötzlich<br />
aufgeklart und es wurde sogar ein<br />
Stück blauer Himmel gesichtet. Wilhelm<br />
Brinkmann freute sich so über<br />
diesen unerwarteten Lichtblick in<br />
Wie es gefiel: schick in Schale<br />
oder ganz leger.<br />
dem sonst so verregneten Sommer, dass er spontan seine<br />
Rede ausfallen ließ und sich unter die Feiernden mischte:<br />
„Würden wir nur arbeiten und nicht feiern, hätten wir ein<br />
verarmtes Leben“, meinte der Leiter des Wohnbereichs für<br />
Erwachsene. Der AK „Insel“ als Organisator des Bewohnerfestes<br />
unter der Leitung von Eva Adrian sorgte mit vielen<br />
fleißigen Helferinnen und Helfern aus den Wohnbereichen<br />
dafür, dass der Nachschub an Pommes und Bratwürstchen<br />
nicht abriss. Der Eismann machte ein gutes Geschäft mit<br />
türkisfarbenem Speiseeis, das bei den Bewohnern besonders<br />
gut ankam. Was Gesundes gab es an der Salatbar im Foyer<br />
(von links) Wilhelm Brinkmann, Joachim Nauhauser und Stefan Kirsch<br />
amüsierten sich prima.<br />
des Kirchlichen Zentrums. Hier konnte sich auch, wer<br />
wollte, an einer Buttonmaschine einen Anstecker nach<br />
eigenen Wünschen basteln.<br />
Im Kirchenraum war Disko angesagt. Eine Lasershow<br />
und die Hits von der Blomberger Band YoYo brachten den<br />
ehrwürdigen Raum zum Zittern und wer tanzen konnte,<br />
den zog es auf die Tanzfläche. Die Stimmung war bis zum<br />
Schluss so gut, dass eigentlich keiner nach Hause wollte.<br />
Das traditionell zum Schluss gezündete und diesmal wahr-<br />
Eva Adrian sorgte dafür, dass der Nachschub<br />
an Grillwürstchen nicht ausging.
WIR IN EBEN EZER<br />
Die Kirche wurde zur Disko umfunktioniert<br />
haftig grandiose Feuerwerk brachte die auf dem Kirchplatz<br />
in gebührendem Abstand Versammelten zum Staunen. „So<br />
etwas habe ich ja noch nie gesehen“, kommentierte Karl<br />
Held aus Stapelage. Ein kleiner Trost für die Feiernden war<br />
es, dass es sicher bald schon wieder ein Fest in <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
geben wird. In seiner nicht gehaltenen, der Redaktion vorliegenden<br />
Rede hat Wilhelm Brinkmann den „Festcharakter“<br />
des Lebens besonders schön beschrieben und<br />
daher soll seine Erkenntnis den Lesern nicht vorenthalten<br />
werden: „Bei uns wird gerne und ausgiebig gefeiert. Die<br />
Fröhlichkeit und der Lebensmut, der bei uns spürbar ist,<br />
den wünsche ich mir für unser ganzes Land, in dem im<br />
Moment eine eher depressive Stimmung vorherrscht.“<br />
Trotz frischer Witterung herrschte dichtes<br />
Gedrängel auf dem Kirchenplatz.<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Jungscharfreizeit mit<br />
Jugendlichen aus der<br />
Kinderheimat<br />
Falkner mit Adler in der Adlerwarte Berlebeck. Seeadler, Wollhaubenadler,<br />
Geier und Falken sind hier in freier Wildbahn zu bestaunen.<br />
Die sechs Jugendlichen haben schon lange diesem Moment<br />
entgegengefiebert. Endlich ist es soweit. Der Bulli mit<br />
Raimond Urhahn am Steuer hält vor der Kinderheimat und<br />
die bunte Schar samt ihrem Gepäck verschwindet in seinem<br />
Inneren. Ziel der Reise ist das „Friedrich Blecher Haus“ in<br />
Horn, wo man drei Tage Urlaub machen will. Die Jungscharfreizeit<br />
wird regelmäßig von dem Religionspädagogen<br />
Urhahn und seiner Kollegin Waltraud Gödel angeboten und<br />
ist sehr beliebt bei den Kindern und Jugendlichen der Kinderheimat.<br />
Auf dem abwechslungsreichen Programm standen<br />
diesmal die Besichtigung des Doms von Paderborn, ein<br />
Besuch der Adlerwarte in Berlebeck,<br />
eine Planwagenfahrt zum Westfälischen<br />
Freilichtmuseum in Detmold und ein<br />
Abstecher in den Vogelpark Heiligenkirchen.<br />
Die Zeit verging bei einem so<br />
großen Angebot wie im Fluge, und<br />
schon war die Freizeit zu Ende. Aber<br />
nächstes Jahr gibt es ja wieder eine!<br />
Die Papageien im Vogelpark<br />
Heiligenkirchen zeigten sich Jessica Darams<br />
(links) und Julia Glässner gegenüber sehr<br />
zutraulich.<br />
27
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Vom 6. bis 10. Juni ging es für eine kleine Gruppe von<br />
Bewohnern und betreuenden Mitarbeitern des Hauses<br />
Hohensonne mit dem Bulli in Richtung Norden. Ziel der<br />
Reise war das Freizeitparadies „Center Park“ in Port Zelande<br />
an der holländischen Küste. Horst, Melanie, Kiki, Harry,<br />
Jessica, Helmut, Beate, Walter und Frank hatten ein volles<br />
Programm und jede Menge Spaß in der Heimat des Goudas<br />
(gleichnamiger Stadt hat die muntere Truppe natürlich auch<br />
einen Besuch abgestattet und war beeindruckt von der<br />
Schönheit dieses architektonischen Juwels).<br />
Gleich auf dem Hinweg legte man einen Stopp ein, um<br />
im Delfinarium von Harderwijk den Streichen und Kunststückchen<br />
der quirligen Meeressäuger zuzusehen. Die freundlichen<br />
Tiere kamen dem Publikum dabei so nah, dass die<br />
Vornesitzenden von Zeit zu Zeit eine kräftige Dusche abbekamen.<br />
Aber das nahm niemand übel – ganz im Gegenteil.<br />
Die fröhliche Truppe komplett: Horst, Melanie, Kiki, Harry, Jessica,<br />
Helmut, Beate, Walter, Frank (von links).<br />
28<br />
WIR IN EBEN EZER<br />
Typisch Holland:<br />
Windmühlen<br />
und Grachten<br />
Welkom in Nederland<br />
Welkom in Nederland:<br />
Team aus <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> machte<br />
Kurzurlaub in Port Zelande<br />
Nach Ausflügen nach Zieriksee und Middelburg stand<br />
am dritten Tag die holländische Metropole Amsterdam auf<br />
dem Plan. Besonders gut gefiel den Bewohnern und Mitarbeitern<br />
die Atmosphäre auf dem Flughafen Schiphol, den zu<br />
besuchen man sich spontan entschlossen hatte. Aber auch der<br />
große Platz „ Magna Plaza“ , die lebendigen Straßencafes und<br />
die vielen Fahrräder blieben in Erinnerung.<br />
Mit Rotterdam, das die Gruppe am vorletzten Urlaubstag<br />
besuchte, lernte man auch die zweite Metropole des kleinen<br />
Landes kennen und staunte über die großen „Pötte“ aus<br />
aller Welt, die hier anlegen.<br />
Am Freitag ging es dann bei strahlendem Sonnenschein<br />
zurück nach Hause, wo man ziemlich kaputt aber glücklich<br />
ankam.<br />
Bei der Holland-Freizeit waren dabei: Die Bewohner<br />
Harry Lenz, Helmut Klipp, Horst Kuhmann, Klaus-Dieter<br />
Nehm, Walter Wozniak, Beate Kapusczinski. Die betreuenden<br />
Mitarbeiter: Melanie Beins, Frank Schnittger, Jessica<br />
Turner-Mundt.
HINTERGRUND<br />
Wie jeden Mittwoch wird Ann-Kathrin<br />
auch an diesem schönen Spätsommertag von<br />
ihrer Mutter mit dem Auto am Waldheim der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> abgesetzt. Dort erwarten sie<br />
schon Gisela Krohn und Nicole Diestelhorst<br />
vom Tierprojekt Animal. Zusammen mit fünf<br />
anderen Kindern der Grundschule Lage-Hörste<br />
wird Ann-Katrin die nächsten anderthalb<br />
Stunden an einer besonderen Arbeitsgruppe der<br />
offenen Ganztagsgrundschule teilnehmen.<br />
Ihre Eltern haben sie beim Nachmittagskurs<br />
„ AG Reiten als Schulsport“ angemeldet,<br />
und der findet immer auf dem idyllisch gelegenen<br />
Reitplatz direkt am Stapelager Wald statt.<br />
Hier haben vier engagierte Mitarbeiterinnen<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Beim Reiten lernt man<br />
sich kennen und verstehen<br />
Integratives Projekt „Reiten als Schulsport“ in Stapelage ist erfolgreich angelaufen<br />
Das Tierprojekt Animal<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> gibt es seit fünf Jahren.<br />
Es soll dazu beitragen:<br />
➤ den Bewohnern der Wohnheime vor Ort<br />
(Stapelage) neue Möglichkeiten der<br />
Freizeitgestaltung zu bieten<br />
➤ neue Förderungsmöglichkeiten zu eröffnen<br />
(Reiten als Therapie)<br />
➤ interessierten Menschen einen zwanglosen<br />
Zugang zur Arbeit in der Behindertenhilfe<br />
zu ermöglichen<br />
➤ Kontakte zwischen behinderten und<br />
nichtbehinderten Menschen zu fördern<br />
➤ Den Lebens- und Erfahrungshorizont<br />
behinderter und nichtbehinderter Menschen<br />
im gemeinsamen Miteinander zu erweitern<br />
➤ Vorurteile und Vorbehalte, Ängste und<br />
Unsicherheiten behinderten Menschen<br />
gegenüber abzubauen<br />
Mitarbeiterinnen: Nicole Diestelhorst<br />
(Sozialpädagogin), Gisela Krohn<br />
(Diplompädagogin), Andrea Pietsch<br />
(Heilpädagogin), Claudia Wendt-Sölter<br />
(Reittherapeutin)<br />
Kontakt: 01 62/3 48 82 70<br />
Ann-Kathrin Hillmann und Gisela Krohn (links) holen<br />
Wallach Sali von der Weide.<br />
unter Federführung von Heimleiterin Rosemarie Zoschke<br />
das Projekt ins Leben gerufen, mit dem Begegnungen von<br />
behinderten und nichtbehinderten Menschen ermöglicht<br />
und gefördert werden sollen. Die Mitinitiatorin Andrea<br />
Pietsch erklärt im Konzeptpapier, was es mit dem Tierprojekt<br />
Animal auf sich hat: „Ein Tier macht keine Unterschiede<br />
zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen, es<br />
kennt keine Vorbehalte oder Vorurteile und nimmt den<br />
Menschen, wie er ist und reagiert auf sein Verhalten.“ Das<br />
macht Tiere zu Integrationskünstlern par excellence und<br />
zum uneigennützigen Mittler zwischen den Menschen.<br />
Außerdem schult der Umgang mit Tieren das soziale Verhalten,<br />
die Motorik und die Fähigkeit, auf neue Situationen<br />
angemessen zu reagieren. Und davon profitieren sowohl<br />
Behinderte als auch Nichtbehinderte. „Da wir die Grundschule<br />
Lage-Hörste direkt vor der Haustür haben und dort<br />
seit kurzem eine ganztägige Betreuung der Kinder angeboten<br />
wird, lag es nahe, einen Kurs zusammen zu machen“,<br />
sagt Gisela Krohn. ➤<br />
Die komplette Kindergruppe (v.l.): Florian Brune, Ellen David,<br />
Mona Wiebusch, Lina Hintz, Charlotte Hagemann,<br />
Jasmin Rott, Ann-Kathrin Hillmann.<br />
29
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Stall am Waldheim: Direkt neben dem Wohnheim befindet sich die<br />
Unterkunft für die Tiere.<br />
Ann-Kathrin hat sich mittlerweile mit den anderen<br />
Kindern auf den Weg zur Weide gemacht. Hier grasen in<br />
friedlicher Eintracht zwei Ponys, drei Esel, fünf Ziegen und<br />
drei Westfälische Kaltblüter, und auf die haben es die fünf<br />
Mädchen und der eine Junge um Gisela Krohn und Nicole<br />
Diestelhorst abgesehen. Diese sehr friedlichen und robusten<br />
Pferde haben einen ausgeglichenen, ruhigen Charakter und<br />
arbeiten gerne, weswegen man sie in der Waldwirtschaft<br />
auch gerne zum Holzrücken einsetzt. In erster Linie ist es<br />
aber ihre Ausgeglichenheit, die sie für das Schulprojekt und<br />
als Therapiepferde prädestiniert.<br />
Bevor es ans Reiten geht, werden Wallach Sali und Stute<br />
Bella erst einmal gründlich gereinigt: Aufgaben wie Hufe<br />
auskratzen, Fell striegeln, Mähne bürsten und Bremsenstiche<br />
einsalben werden von den Kindern erledigt. Die beiden<br />
Kaltblüter bewahren ruhig Blut, auch wenn es beim<br />
Bürsten mal etwas ziept. Wichtig ist, dass die Kinder die<br />
Regeln im Umgang mit Pferden beachten und Verantwortung<br />
übernehmen. „Wir unterstützen sie natürlich dabei“,<br />
wirft Nicole Diestelhorst ein. Inzwischen hat sich die Bewohnerin<br />
des Waldheims Irene Hansmeyer zur Gruppe gesellt.<br />
Die geistig behinderte Frau läuft fröhlich zwischen den<br />
30<br />
Stallidylle am Nachmittag<br />
Der Rücken der Kaltblüter<br />
bietet locker Platz für zwei...<br />
Bevor die Kinder reiten dürfen,<br />
werden die Pferde gestriegelt<br />
HINTERGRUND<br />
Kindern herum, begrüßt alle ganz begeistert. Mitbewohner<br />
Andreas Köpp nähert sich ebenfalls, wenn auch etwas vorsichtiger.<br />
„Ihr habt hier eine Menge Spaß miteinander, nicht<br />
wahr?“, fragt Ann-Kathrin ein wenig schüchtern, als Irene<br />
einen Witz macht und alle schallend darüber lachen.<br />
Die Kinder lernen im Tierprojekt von Stapelage ganz<br />
nebenbei und unverkrampft, wie es ist, behindert zu sein<br />
und wie man mit behinderten Menschen umgeht. Schulleiterin<br />
Irmhild Schenk aus Hörste hat bereits positive Wirkungen<br />
der integrativen Reitstunden bei ihren Zöglingen<br />
festgestellt: „Kinder, die zuvor verhaltensauffällig oder<br />
ängstlich waren, haben sich geändert. Sie sind kollegialer<br />
und verantwortungsbewusster geworden und trauen sich<br />
mehr zu, das Selbstbewusstsein der Kinder ist gewachsen.“<br />
Die Lehrerin unterstützt daher das in diesem Jahr gestartete<br />
Projekt, wo immer sie kann.<br />
Sali und Bella bekommen eine Satteldecke übergelegt<br />
und einen Voltigiergurt umgeschnallt und dann geht’s diesmal<br />
an der Longe im Schritttempo durch den Lippischen<br />
Wald. In der Gangart Schritt überträgt das Pferd ein ideales<br />
Bewegungsmuster auf den Körper des Reiters; es entspricht<br />
dem des gesunden menschlichen Ganges. Fehlhaltungen<br />
werden quasi automatisch korrigiert. Die Wärme des Pferderückens,<br />
dessen Körpertemperatur schon in Ruhe um<br />
mehr als ein Grad über der des Menschen liegt, tut ihr<br />
Weiteres: schmerzhafte Verspannungen lösen sich und das<br />
Zusammenspiel der Muskeln wird verbessert. Von diesem<br />
therapeutischen Effekt profitieren kleine und große Reiter.<br />
Immer zwei Kinder sitzen auf den breiten Rücken von<br />
Sali und Bella. Sali, der Wallach, ist ein stattlicher Bursche<br />
von rund 900 Kilo und seine Kollegin Bella bringt nicht viel<br />
weniger auf die Waage. Ann-Kathrin ist begeistert: „Wenn<br />
ich groß bin mache ich mit meiner Freundin einen Reiterhof<br />
auf. Da können die Leute dann auch richtig Ferien<br />
machen und ganz oft reiten.“ Und bestimmt bietet sie dann<br />
auch Kurse für integratives Reiten an...?<br />
Reiten als Schulsport im<br />
Tierprojekt Stapelage beinhaltet:<br />
➤ Reitunterricht (an der Longe und freies Reiten)<br />
➤ Leichte Voltigier-Übungen zur Schulung der Motorik<br />
➤ Theorie rund ums Pferd<br />
➤ Bodenarbeit, zum Beispiel richtiges Führen oder<br />
Geschicklichkeitsparcours<br />
➤ Gemeinsames Erstellen eines Ponytagebuches, von<br />
dem jedes Kind zum Abschluss ein Exemplar erhält<br />
➤ Einladung zu Veranstaltungen der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>
KURZ NOTIERT<br />
Farbe in<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> bringt<br />
Farbe ins<br />
Finanzministerium<br />
Rund 100 Arbeiten, die in der Kunstwerkstatt der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> in Lemgo entstanden sind, können zurzeit<br />
an prominenter Stelle bewundert werden. Im Finanzministerium<br />
der NRW-Hauptstadt Düsseldorf wurde kürzlich<br />
eine Ausstellung mit Werken von zehn geistig behinderten<br />
Künstlern aus Lippe eröffnet. Bei der Vernissage waren<br />
Künstler und Vertreter der <strong>Stiftung</strong> anwesend.<br />
Die Arbeiten von künstlerisch begabten und interessierten<br />
Bewohnern der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> waren<br />
bereits in Berlin und Hannover zu sehen; in<br />
Lemgo und Umgebung gibt es seit langem regelmäßig<br />
Ausstellungen. Themen werden generell<br />
nicht vorgegeben, sondern die Künstler malen,<br />
was für sie von Bedeutung ist. „Das kommt<br />
unmittelbar aus ihrem Inneren“, sagt Kunsttherapeutin<br />
Heidi Menke.<br />
Alle Bilder können käuflich erworben werden.<br />
Vom Erlös erhält der Künstler ein Drittel,<br />
der Rest wird für den Kauf von Materialien verwendet.<br />
Die Bilder sind noch bis zum 10. Dezember<br />
2005 in den Räumlichkeiten des Finanzministeriums<br />
des Landes NRW, Jägerhofstraße 6 in<br />
40479 Düsseldorf ausgestellt.<br />
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!<br />
Hans-Jürgen Hinz mit einem<br />
seiner Bilder, das in Düsseldorf zu sehen ist.<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Hausmusikkreis<br />
Hausmusikkreis<br />
Linde hat jede<br />
Linde<br />
Menge Gigs<br />
Der Hausmusikkreis Linde ist gut im „Geschäft“. So<br />
gut, dass spontane Terminzusagen kaum noch möglich<br />
sind, wie der Leiter des Ensembles Horst Kortemeier<br />
bedauert. Gelegenheit dazu hätte das individuelle<br />
Orchester reichlich. „Die Eindrücke unmittelbar nach<br />
einem Vorspiel sind so groß, dass wir eigentlich immer<br />
neue Termine vereinbaren könnten“, berichtet der<br />
Mitarbeiter des Spiegelbergzentrums der <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<br />
<strong>Ezer</strong>, der mit Bewohnern die Stücke einübt und sogar<br />
einen Teil der Instrumente selber baut. Vorrangig spielen<br />
sie in Gottesdiensten und bei Veranstaltungen von Trägern<br />
der freien Wohlfahrtspflege. In 2005 stehen noch diverse<br />
Auftritte auf dem Plan, unter anderem bei der AWO-<br />
Weihnachtsfeier am 3. und 4. Dezember in Schötmar, im<br />
Gottesdienst am 18. Dezember in Kachtenhausen und am<br />
Heiligabend in der Christvesper in der Kirche von Neu-<br />
<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>. Ihre Fans wissen, wann und wo sie spielen.<br />
Wer sie noch nicht kennt, sollte sich diese Termine auf<br />
jeden Fall vormerken, um ein Musikerlebnis der besonderen<br />
Art nicht zu verpassen.<br />
Kontakt: Horst Kortemeier, Tel.: 0 52 61/259-110<br />
Der Hausmusikkreis Linde bei einem Auftritt in Entrup 2004<br />
31
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Besuch aus Kaunas<br />
Besuch<br />
informiert sich über Angebote der<br />
aus<br />
freien Wohlfahrtspflege<br />
Kaunas<br />
in Lippe<br />
Zwei junge Frauen aus der litauischen Stadt Kaunas<br />
besuchten kürzlich die <strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, um sich über<br />
die Arbeit der Komplexeinrichtung für geistig behinderte<br />
Menschen zu informieren. Daiva Miklaseviciute und Jurga<br />
Kukiene sind Sozialarbeiterinnen in einem so genannten<br />
Generationenhaus. Hier leben alte und junge Menschen<br />
unter einem Dach, die sich aufgrund von psychischer oder<br />
geistiger Behinderung nicht alleine versorgen können und<br />
in erhöhtem Maße auf Hilfe angewiesen sind.<br />
Miklaseviciute und Kukiene bekamen eine kurze Einführung<br />
über Ziele, Geschichte und aktuelle Projekte der<br />
<strong>Stiftung</strong> und schauten sich die Werkstatt für behinderte<br />
Menschen und den Laden an. Natürlich führte der Rundgang<br />
über das Gelände von Neu-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> auch an der<br />
neuen und alten Topehlen-Schule vorbei. Nach dem Mittagessen<br />
ging es nach Alt-<strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>, wo die Besichtigung<br />
der Kapelle und ein Abstecher ins Henriette-Ludolph-<br />
Haus auf dem Programm standen. Zum Abschluss informierten<br />
sich die beiden sympathischen Litauerinnen über<br />
die Wohnangebote im Spiegelbergzentrum und bekamen<br />
von Horst Kortemeier eine Einführung in das musikalische<br />
Konzept vom Hausmusikkreis Linde (siehe dazu auch<br />
Artikel S. 31). Es wurden viele interessante Informationen<br />
ausgetauscht. Kommuniziert wurde auf Englisch, was die<br />
Besucherinnen perfekt beherrschten.<br />
32<br />
Rundgang durch die Werkstatt mit Gerald Martin (Mitte).<br />
Von links: Jurga Kukiene, Daiva Miklaseviciute aus Kaunas sowie<br />
Martina Hörster und Heike Neumann-Schlue vom Kreis Lippe.<br />
Kaunas ist die Partnerstadt vom Kreis Lippe und seit Jahren<br />
besteht ein reger Austausch zwischen Litauen und OWL.<br />
Sommerfest<br />
KURZ NOTIERT<br />
Polizeiaktion zum Vergnügen der Besucher. Hier zeigt Barbara<br />
Schobert die Kelle.<br />
Spiegelbergzentrum<br />
im Spiegelbergzentrum<br />
Wieder einmal standen im Spiegelbergzentrum der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong> alle Türen für Lemgoer Bürger, Freunde<br />
und Angehörige weit offen. Hausleiter Edward Wieand<br />
freute sich über das rege Interesse an dem Stadtwohnheim<br />
der Einrichtung und begrüßte die rund 80 Gäste herzlich<br />
zum Sommerfest, das in diesem Jahr am 3. September stattfand.<br />
Dafür, dass es kein langweiliger Nachmittag wurde,<br />
sorgten viele verschiedene Aktionen. Stadtpolizist Bergemann<br />
war mit seinem Einsatzfahrzeug und Zubehör gekommen.<br />
Wer wollte, durfte mit Uniformmütze und Haltekelle<br />
am Lenkrad Platz nehmen. Die ISG-Sportgruppe<br />
schwang das Tanzbein, eine Bewohnergruppe legte ebenfalls<br />
eine heiße Sohle aufs Parkett und der „Haus-DJ“ Disco-<br />
Rolf aus Dörentrup-Humfeld sorgte mit seinen gern gehörten<br />
Wunschplatten dafür, dass es kaum jemand lange auf<br />
seinem Platz aushielt, sondern nach kurzer Verschnaufpause<br />
gleich wieder auf die Tanzfläche stürmte. Kleine Besucher<br />
tobten sich lieber auf der Hüpfburg des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses<br />
aus und zur Bekämpfung des kleinen und<br />
auch großen Hungers gab es für jeden Geschmack etwas.<br />
Alles in allem war es ein gelungener Nachmittag mit schönem<br />
Wetter und guter Stimmung, bei dem es wieder zu vielen<br />
positiven Begegnungen von Bewohnern und Bürgern<br />
gekommen ist.<br />
Das Sommerfest im Park des Spiegelbergzentrums fand großen<br />
Anklang bei Lemgoer Bürgern
SERIE: ÄRZTE ALS LITERATEN<br />
Geboren wird Arthur Schnitzler am 15. Mai 1862 in<br />
Wien, hier stirbt er auch am 21. Oktober 1931. In einer<br />
biografischen Skizze über ihn heißt es: „Sein Vater Johann<br />
Schnitzler, aus einer einfachen jüdischen Familie stammend,<br />
kam über Budapest nach Wien, heiratete in eine<br />
prominente Familie ein und wurde ein angesehener Arzt<br />
als Leiter der Allgemeinen Poliklinik. Sein Sohn Arthur<br />
besuchte von 1871 bis 1879 das Akademische Gymnasium<br />
und studierte ebenfalls Medizin (Promotion 1885).<br />
Er arbeitete an der Zeitschrift „Internationale Klinische<br />
Rundschau“ mit und interessierte sich schon früh für Psychologie.<br />
Als Sekundararzt bei dem Psychiater Theodor<br />
Meynert setzte er Hypnose und Suggestion experimentell<br />
ein.“<br />
Anschließend war er bis 1888 Assistent und Sekundararzt<br />
im Wiener Allgemeinen Krankenhaus und später<br />
Assistent seines Vaters an der Poliklinik, danach eröffnete<br />
er eine Privatpraxis, die er mit zunehmender literarischer<br />
Tätigkeit immer mehr einschränken musste, aber nie ganz<br />
aufgab.<br />
Schnitzler wird häufig als literarisches Pendant zu<br />
Sigmund Freud bezeichnet. In seinen Dramen und Novel-<br />
Verehrter Herr Doktor,<br />
Arthur Schnitzler:<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Die in der Forum Nr.: 3/2004 begonnene lockere Serie<br />
über Literaten im „Weißen Kittel“ wird an dieser Stelle<br />
fortgesetzt. Der Leiter des Berufskollegs Klaus Rudolf<br />
Berger hat diesmal den in erster Linie als Autor bekannten<br />
Arthur Schnitzler ins Profil genommen.<br />
Arthur Vom Militärarzt Schnitzler<br />
zum Autor<br />
len, die oft die revolutionäre Erzähltechnik des „Inneren<br />
Monologs“ verwenden, bringt Schnitzler das Unterbewusstsein<br />
seiner Figuren unmittelbar und drastisch zum<br />
Vorschein. Aufgrund seiner kompromisslosen Darstellung<br />
war Schnitzler immer wieder heftigen Angriffen ausgesetzt;<br />
sein Einakterzyklus »Der Reigen« (1900 als Privatdruck)<br />
provozierte den Vorwurf der Pornografie. Weil er<br />
das militärische Ritual des Duells im »Leutnant Gustl«<br />
(1899) lächerlich gemacht und damit den militärischen<br />
Ehrenkodex verletzt hatte, wurde dem Dichter sein Reserveoffiziersrang<br />
als „k.u.k. Oberarzt in Evidenz“ aberkannt.<br />
Nach der Trennung von seiner Frau Olga 1921 erzog<br />
Schnitzler Sohn Heinrich und Tochter Lili alleine. Lilis<br />
Selbstmord im Jahr 1928 erschütterte ihn tief. Er starb<br />
drei Jahre später an den Folgen eines Gehirnschlags.<br />
Wie sehr der Arzt und Schriftsteller Schnitzler in seiner<br />
Prosa, den Dramen und Novellen, sich der Theorie der<br />
Psychoanalyse von Sigmund Freud verbunden fühlte, zeigt<br />
ein Brief Freuds an ihn vom 14. Mai 1922.<br />
Freud schreibt:<br />
Nun sind auch Sie beim 60sten Jahrestag angekommen, während ich, um 6 Jahre<br />
älter, der Lebensgrenze nahegerückt bin und erwarten darf, bald das Ende vom fünften<br />
Akt dieser ziemlich unverständlichen und nicht immer amüsanten Komödie zu<br />
sehen ...<br />
Ich will Ihnen ... ein Geständnis ablegen, welches Sie gütigst aus Rücksicht für mich<br />
für sich behalten und mit keinem Freunde oder Fremden teilen wollen. Ich habe<br />
mich mit der Frage gequält, warum ich eigentlich in all diesen Jahren nie den<br />
33
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Zu dem Werk Schnitzlers heißt es bei einem Kritiker:<br />
„Von der damals aufkommenden Psychoanalyse Sigmund<br />
Freuds beeinflusst, leuchtet Schnitzler in die tiefsten,<br />
unterbewussten Abgründe des Seelischen. Er lässt seinen<br />
Personen jedoch einen Rest von Geheimnis und bewirkt<br />
eine impressionistisch-verfeinerte, lyrische Erweichung<br />
des Naturalismus, wobei er das Armeleutemilieu durch das<br />
der oberen Zehntausend ersetzt. Obwohl er fast durchweg<br />
nur die Gesellschaft seiner Zeit darstellt, ist er für ihre Kritik<br />
zu skeptisch.<br />
In seinen Werken tritt unmissverständlich eine dem Nihilismus<br />
verwandte Grundhaltung zu Tage. Alle Werte sind<br />
zweifelhaft geworden. Es gibt nur ein Unzweifelhaftes: das<br />
Nichtsein, den Tod. Fast jede seiner Dichtungen rührt an<br />
das Problem des Todes. Der liberale Schnitzler weigert sich<br />
jedoch, ihm einen Sinn zu geben. Seine Menschen sterben<br />
nicht leicht, sie sind keine Stoiker. Sie spielen vor sich selbst<br />
und vor anderen die Gefassten, Gleichgültigen, Heiteren.<br />
Ihr Ziel ist es, sich niemals eine Überraschung, eine Verletzung<br />
anmerken zu lassen. Ihre Handlungen sind nicht<br />
spontan, sie berechnen immer den Effekt.<br />
34<br />
SERIE: ÄRZTE ALS LITERATEN<br />
Versuch gemacht habe, Ihren Verkehr aufzusuchen und ein Gespräch mit Ihnen zu<br />
führen (wobei natürlich nicht in Betracht gezogen wird, ob Sie selbst eine solche<br />
Annäherung von mir gerne gesehen hätten).<br />
Die Antwort auf diese Frage enthält das mir zu intim erscheinende Geständnis. Ich<br />
meine, ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgängerscheu. Nicht etwa,<br />
dass ich sonst leicht geneigt wäre, mich mit einem anderen zu identifizieren oder dass<br />
ich mich über die Differenz der Begabung hinwegsetzen wollte, die mich von Ihnen<br />
trennt, sondern ich habe immer wieder, wenn ich mich in Ihre schönen Schöpfungen<br />
vertiefe, hinter deren poetischem Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen<br />
und Ergebnisse zu finden geglaubt, die mir als die eigenen bekannt waren. Ihr Determinismus<br />
wie Ihre Skepsis – was die Leute Pessimismus heißen –, Ihr Ergriffensein<br />
von den Wahrheiten des Unbewußten, von der Triebnatur des Menschen, Ihre Zersetzung<br />
der kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften Ihrer Gedanken an<br />
der Polarität von Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit einer unheimlichen<br />
Vertrautheit. (In einer kleinen Schrift vom J. 1920, „Jenseits des Lustprinzips“,<br />
habe ich versucht, den Eros und den Todestrieb als die Urkräfte aufzuzeigen, deren<br />
Gegenspiel alle Rätsel des Lebens beherrscht.) So habe ich den Eindruck gewonnen,<br />
dass Sie durch Intuition – eigentlich aber in Folge feiner Selbstwahrnehmung – alles<br />
das wissen, was ich in mühseliger Arbeit an anderen Menschen aufgedeckt habe. Ja<br />
ich glaube, im Grunde Ihres Wesens sind sie ein psychologischer Tiefenforscher, so<br />
ehrlich unparteiisch und unerschrocken wie nur je einer war, und wenn Sie das nicht<br />
wären, hätten Ihre künstlerischen Fähigkeiten, Ihre Sprachkunst und Gestaltungskraft,<br />
freies Spiel gehabt und Sie zu einem Dichter weit mehr nach dem Wunsch der<br />
Menge gemacht...<br />
In herzlicher Ergebenheit<br />
Ihr Freud<br />
Quelle: Sigmund Freud, „Briefe“ 1873-1939, ed. Ernst L.Freud, Frankfurt 1960, S. 249 f.<br />
Den Arzt und Schriftsteller Schnitzler interessierte in<br />
der Tat das Subtile der menschlichen Psyche, gerade dasjenige,<br />
dass sich im Verborgenen, Unbewussten verbirgt. Er<br />
ist hier ein Aufklärer, der verborgene Wünsche, Träume<br />
und Begierden rücksichtslos offen legt, womit er hilft, dass<br />
wir uns als Leser unseren Schattenseiten stellen. Zwei seiner<br />
Novellen sind in dieser Hinsicht lesenswert: „Traumnovelle“<br />
und „Leutnant Gustl“. Sie müssen selbstverständlich<br />
im Kontext ihrer Zeit verstanden werden und dann in<br />
unsere heutige Zeit und in die jeweils eigene Situation des<br />
Lesers übertragen werden. Wenn man dies berücksichtigt,<br />
kann man bei Schnitzler viel über die verborgenen Seiten<br />
menschlicher Existenz lernen. Besonders deshalb, weil er<br />
hier schonungslos direkt ist. Wer sich daran stößt, sollte<br />
Schnitzler besser in seiner Lektüre vernachlässigen.<br />
Von Klaus Rudolf Berger, Berufskolleg<br />
Lesetipps zu Arthur Schnitzler:<br />
Traumnovelle, Reclam, 2,60 Euro<br />
Leutnant Gustl und andere Erzählungen,<br />
Oldenburg 1997, 11,90 Euro
BIBLISCHE BLITZLICHTER/FORTBILDUNGEN<br />
Die Leviten lesen<br />
Lesen ist in! Besonders das Vorlesen. Romane, Gedichte,<br />
Sachthemen sind als „Hörbuch“ verfügbar und der Trend<br />
zum Vertonen von Literatur hält an. Unbeliebt bleibt allerdings,<br />
sich die Leviten lesen zu lassen. Darunter wird im<br />
Allgemeinen eine vorwurfsvolle Darstellung fehlerhaften oder<br />
unmoralischen Handelns verstanden. Die Leviten sind aber<br />
kein Regelwerk. Sie sind eine Volksgruppe. Ihr Stammvater<br />
war Levi, ein Sohn Jakobs. Sein Name heißt übersetzt:<br />
Anschließung.<br />
Nach der Befreiung Israels aus ägyptischer Gefangenschaft<br />
berief Gott diesen Volksstamm zu Priestern. Sie bildeten die<br />
Verbindung – den Anschluss – Israels an seinen Gott und vermittelten<br />
dem Volk den Willen Gottes. Was die Leviten vortrugen<br />
war Wille, Antwort und Entscheidung Gottes. Es handelte<br />
sich sowohl um Ratschläge, Hilfsangebote und Versprechen<br />
Gottes als auch um Ermahnung, Zurechtweisung und Strafe.<br />
Dass das Lesen der Leviten einen so schlechten Ruf hat,<br />
liegt dann wohl daran, dass in der mündlichen Überlieferung<br />
meist nur die eine Seite der Medaille dargestellt wird. Dass es<br />
aber durchaus Vorteile haben kann, wenn einem jemand die<br />
Leviten liest, wurde dabei übergangen.<br />
Nachzulesen in der Bibel: 1. Mose 29,34 4. Mose Kap 3, 18<br />
und andere<br />
FORUM<br />
EBEN-EZER<br />
Bibelzitate, Auslegungen und Anregungen<br />
Schlag doch mal nach...<br />
Fortbildungen Winter 2005<br />
Nov.<br />
19.11.<br />
Dez.<br />
2.12.<br />
Fortbildungen für Heimbeiräte<br />
Rechte und Pflichten, Möglichkeiten<br />
der Teilhabe an Entscheidungen<br />
Datum: 19.11.2005<br />
Zeit: 9:30 bis 13:00 Uhr<br />
Ort: Kirchliches Zentrum Neu <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
Leitung: Heinrich Borchardt<br />
Alle Jahre wieder<br />
Sitten und Bräuche der<br />
Advents- und Weihnachtszeit<br />
im alten Westfalen<br />
Datum: 2.12.2005<br />
Zeit: 14:30 bis 18:00 Uhr<br />
Ort: Kirchliches Zentrum<br />
Neu <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
Leitung: Waltraud Gödel,<br />
Raimond Urhahn<br />
Über den Jordan gehen<br />
Wenn etwas unreparierbar kaputt geht, nennt der<br />
Volksmund das „über den Jordan gehen“. Auch Menschen,<br />
die man los sein möchte, würde man am liebsten<br />
„über den Jordan“ schicken. Damit hat sich der Spruch<br />
genau zum Gegenteil seines ursprünglichen Sinnes gewandelt.<br />
Ursprünglich erinnert er an Ereignisse der Befreiung.<br />
An das Erreichen eines lang ersehnten Zieles. Jenseits des<br />
Jordans wartete das gelobte Land. Das Land, wo Milch<br />
und Honig fließen. Also hat der Wanderer nur beste Aussichten<br />
beim Zug über den Jordan!<br />
Nachzulesen in der Bibel: u.a. 1. Mos 12,1-8 u. Josua<br />
Kap 1-4<br />
Skurriles im Internet: Die Bibel aus<br />
dem Baukasten<br />
Mit viel Liebe zum Detail und einer gehörigen Portion<br />
Humor hat der Kanadier Brendan Powell Smith (31)<br />
rund 130 biblische Szenen mit Lego-Steinen nachgebaut.<br />
Diese sind unter www.thebricktestament.com (das steinerne<br />
Testament) im Internet zu sehen.<br />
Dez.<br />
10.12.<br />
Weihnachtsmarkt in Hameln<br />
Vorweihnachtlicher Ausflug in die<br />
Rattenfängerstadt an der Weser<br />
Datum: 10.12.2005<br />
Zeit: 9:30 Uhr (Abfahrt Pforte Neu <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong>)<br />
Kosten für die Busfahrt: 6,00 Euro<br />
Leitung: Waltraud Gödel, Raimond Urhahn<br />
Feldenkrais – Bewusstheit durch Bewegung<br />
Die Feldenkraismethode zeigt Möglichkeiten auf, chronische<br />
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen jeder Art günstig zu<br />
beeinflussen und diese eventuell sogar aufzulösen.<br />
Bitte bequeme und warme Kleidung, eine Decke oder Yogamatte<br />
und eventuell ein flaches Kissen mitbringen.<br />
Datum: jeden Mittwoch<br />
Zeit: 20:00 bis 21:30 Uhr<br />
Ort: Spiegelberg 14, Berufskolleg<br />
Kosten: 7,00 Euro pro Abend (nur bei Teilnahme)<br />
Leitung: Marie-Luise Sander<br />
Änderungen und Ergänzungen sind vorbehalten.<br />
35
Absender:<br />
Gottesdienste<br />
von November 2005 bis März 2006<br />
20.11.<br />
Sonntag<br />
20.11.<br />
27.11.<br />
Sonntag<br />
27.11.<br />
Sonntag 4.12.<br />
1. Advent<br />
13.11.<br />
Sonntag<br />
13.11.<br />
Ewigkeitssonntag<br />
2. Advent<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Eben</strong>-<strong>Ezer</strong><br />
Alter Rintelner Weg<br />
32657 Lemgo<br />
4.12.<br />
11.12.<br />
Sonntag<br />
11.12.<br />
18.12.<br />
Sonntag<br />
18.12.<br />
24.12.<br />
Samstag<br />
24.12.<br />
25.12.<br />
Sonntag<br />
3. Advent<br />
4. Advent<br />
Heiligabend<br />
1. Weihnachtstag<br />
25.12.<br />
Sonntag 1.1.<br />
Neujahr 1.1.<br />
Sonntag 8.1. 8.1.<br />
Sonntag 15.1. 15.1.<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Urhahn<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Urhahn<br />
14.00 Uhr GD mit Abendmahl für<br />
Familienpflege/Kirche EE Korf<br />
10.00 Uhr GD/Kapelle Korf<br />
10.30 Uhr GD/Kirche EE Adam<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Korf/Lange<br />
11.00 Uhr GD mit Abendmahl/<br />
Kapelle Korf/Lange<br />
10.00 Uhr Musikalischer GD/<br />
Kirche EE Gödel<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Urhahn<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Urhahn<br />
14.00 Uhr Christvesper/Kirche EE Korf<br />
15.30 Uhr Christvesper/Kapelle Korf<br />
10.00 Uhr GD m. Posaunen-, Mitarbeiterchor<br />
und Singkreis/Kirche EE<br />
Adam/Gödel/Urhahn<br />
17.00 Uhr GD/Kapelle Korf<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Gödel<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Gödel<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Korf<br />
11.00 Uhr GD mit Abendmahl/<br />
Kapelle Korf<br />
Sonntag 22.1. 22.1.<br />
Sonntag 29.1. 29.1.<br />
Sonntag 5.2. 5.2.<br />
Sonntag 12.2. 12.2.<br />
Sonntag 19.2. 19.2.<br />
Sonntag 26.2. 26.2.<br />
Sonntag<br />
5.3. 5.3.<br />
Sonntag 12.3. 12.3.<br />
Sonntag 19.3. 19.3.<br />
Sonntag 26.3. 26.3.<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Urhahn<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Urhahn<br />
09.45 Uhr GD mit Abendmahl/<br />
Kirche EE Korf<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Korf<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Gödel<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Gödel<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Adam<br />
11.00 Uhr GD mit Abendmahl/<br />
Kapelle Adam<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Urhahn<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Urhahn<br />
09.45 Uhr GD mit Abendmahl/<br />
Kirche EE Korf<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Korf<br />
10.00 Uhr GD/Kapelle Gödel<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Korf<br />
11.00 Uhr GD m. Abendmahl/<br />
Kapelle Korf<br />
09.45 Uhr GD/Kirche EE Urhahn<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Urhahn<br />
09.45 Uhr GD mit Abendmahl/<br />
Kirche EE Korf<br />
11.00 Uhr GD/Kapelle Korf<br />
Änderungen und Ergänzungen sind vorbehalten.<br />
IMPRESSUM: Herausgeber (V.i.S.d.P.): Theologischer Direktor Pastor Hermann Adam, Alter Rintelner Weg, 32657 Lemgo, Tel.: 05261-215-0 • Redaktion:<br />
Klaus Rudolf Berger, Heike Downar-Horstkotte, Christine Förster, Waltraud Gödel, Gerhard Hoyer, Helmut Jungk, Ingelore Möller (verantwortlich) •<br />
Redaktionsschluss (Ausgabe 3/2005): 31. Oktober 2005 • Gestaltung: Kreativ Konzept Klaus Schmuck, Lessingstraße 52, 53113 Bonn • Druck: Köllen Druck+Verlag,<br />
Ernst-Robert-Curtius-Straße 14, 53117 Bonn • Diese Broschüre wurde auf chlorfreiem Papier gedruckt • Für unverlangt eingesandte Bilder/Manuskripte wird keine<br />
Haftung übernommen. • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. • Fotonachweis beim Herausgeber.