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Ludwig Fischer, Karsten Reise (Hrsg.) Küstenmentalität und ...

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Einleitung 19<br />

Abb. 2: Bei Ebbe freigelegter Brunnenrest aus Grassoden (sog. Sodbrunnen) im Watt (Aufn.<br />

Theodor Möller, ca. 1905; Archiv des Landeskonservators, Landesamt für Denkmalpfl ege<br />

Schleswig-Holstein).<br />

nur weil er vor 500 Jahren Tempel der Mayas überwuchs. Schließlich: schützenswert<br />

bleibt dieser Wald auch dann noch, wenn die überragenden Mahagonibäume vor einigen<br />

Jahrzehnten abgeholzt wurden.<br />

Keine Küste wird sich fi nden, wo nicht der Mensch mit seinen Tätigkeiten Spuren<br />

hinterließ, wie beispielsweise an den unbewohnten Antarktisküsten die polychlorierten<br />

Biphenyle im Körperfett der Pinguine. Und ginge es um die Frage, wer zuerst da war,<br />

dann ist dies – jeder Igel kann das bezeugen – immer die Natur. Vielmehr entscheidend<br />

ist die Frage, was uns an einer Landschaft wichtig ist, um bewahrt zu werden. Ist es<br />

das Watt als Kinderstube vieler Fische, dann stören weder mittelalterliche Brunnenreste<br />

noch das eingesandete Wrack eines Kutters. Gilt indessen das Interesse mehr dem<br />

Erhalt von Grabhügeln der Steinzeit, so wird deren Sichtbarkeit besser, wenn man das<br />

Wacholdergestrüpp darum herum entfernt. Was sehr strengen Naturschützern ebenso<br />

wie eingefl eischten ›Kulturalisten‹ als unerträglicher oder fauler Kompromiss erscheinen<br />

mag, verdankt sich letztlich der unerlässlichen Vermittlung von natürlicher Eigendynamik<br />

<strong>und</strong> menschlicher Tätigkeit. Die Kompromisse auszuhandeln, wird allerdings<br />

immer schwieriger, wo die scheinbar zwingende Logik in der Entwicklung menschlicher<br />

Zivilisation die natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen selbst gefährdet.

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