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ACKERN, SÄEN, ERNTEN, HINSTELLEN – BITTE SCHÖN!

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01 2011<br />

SEITE<br />

DKM | Ja, jeder lacht eigentlich gern. Muss man für Humor besonders<br />

begabt sein?<br />

GH | Nein, überhaupt nicht. Ich bin vielleicht ein eher ernster<br />

Mensch, aber nach einigen Jahren als Pädagoge im Bereich der<br />

Behindertenhilfe ist mir deutlich geworden, dass ich mit Humor<br />

und Musik etwas machen kann, das einfach gut funktioniert:<br />

Wenn wir zusammen musiziert haben, hat das alle total begeistert;<br />

die Behinderten machen mit großer Hingabe Musik, mit<br />

Herz und Seele. Und ich konnte mich so auf die Sache einlassen,<br />

mich puschen, dass andere Menschen angesteckt wurden. Noch<br />

heute erlebe ich meine Arbeit auf der Bühne wie eine Art<br />

«Auszeit» aus dem alltäglichen Leben. Stress und Probleme spielen<br />

für mich in dem Moment keine Rolle, ich bin wie in einem freien<br />

und zugleich geschützten Raum.<br />

DKM | Wie sind Sie eigentlich zu den Kontakten mit geistig Behinderten<br />

gekommen? Im Allgemeinen ist dieser Bereich ziemlich<br />

isoliert.<br />

GH | Meine Mutter hat jahrzehntelang als Fahrerin für Behindertenwerkstätten<br />

gearbeitet,sie zu ihrenWerkstätten und zurück gebracht.<br />

Das war schon als Kind etwas ganz Normales für mich, und als ich<br />

alt genug war, habe ich auch mal als Begleitperson ausgeholfen.<br />

DKM | Nicht jeder Mensch kommt von solchen Erfahrungen zu<br />

einem lebenslangen Interesse an Behinderten.<br />

GH | Sicher kommt bei mir mehreres zusammen:Ich mag Leute,die<br />

irgendwie «echt» sind. Ich komme eher aus einfachenVerhältnissen;<br />

da war es nicht üblich, dass sich die Menschen verstellten (wenn<br />

man dagegen in einer gewissen Position ist, muss man etwas darstellen,<br />

etwas sein, was dem Anschein entspricht). Bei Behinderten<br />

ist es meistens so, dass sie schon aufgrund ihres Wesens oft nicht<br />

dazu in der Lage sind,sich zu verstellen,oder es ist so offensichtlich,<br />

dass man es sofort bemerkt. Das ist mir total sympathisch. Leute,<br />

die offen und ehrlich sind, ermöglichen mir, auch offen zu<br />

sein. Außerdem lache ich gern <strong>–</strong> und ich habe selten so viel gelacht<br />

wie bei der Lebenshilfe, weil die Leute da auch gerne lustig sind.<br />

Wir «Normale» machen uns ja ständig existenzielle Gedanken um<br />

Arbeit, Geld, Zukunft usw. Daraus entstehen Planspiele im Kopf,<br />

die uns blockieren.<br />

Fotos: Wolfgang Schmidt<br />

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