Der Grundsatz der Austauschbefugnis im ... - Hardy-Landolt.ch
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Inhaltsübersi<strong>ch</strong>t<br />
<strong>Der</strong> Crundsatz <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
l. Einleitung<br />
lf . Re<strong>ch</strong>tsnatur <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
lll. Voraussetzungen <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. Cesetzli<strong>ch</strong>er Leistungsanspru<strong>ch</strong><br />
2. Substituierbare Leistung<br />
3. Funktionelle Glei<strong>ch</strong>wertigkeit<br />
a. Allgemeines<br />
b. Hilfsmittel<br />
4. S<strong>ch</strong>ützenswerte Gründe<br />
lV. Inhalt <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. Ersatz <strong>der</strong> effektiven Substitutionskosten<br />
2. Kein Ersatz von Ohnehinkosten<br />
3. Kein Ersatz von eingesparten Kosten<br />
V. Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> lV<br />
a. Hilfsmittel<br />
b. Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />
i. Medizinis<strong>ch</strong>e Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />
ii. Berufli<strong>ch</strong>e Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />
c. Taggeld und Rente<br />
d. Hilflosenents<strong>ch</strong>ädigung<br />
2. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> AHV<br />
3. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> EL<br />
4. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> KV<br />
a. Ambulante Leistungen<br />
b. Stationäre Leistungen<br />
c. Arzne<strong>im</strong>ittelsowie Mittel und Gegenstände<br />
Vl. Persönli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. Wahlfreiheit<br />
2. Selbstapplikation versi<strong>ch</strong>erter Leistungen<br />
3. Ni<strong>ch</strong>t anerkannte Leistungserbringer<br />
a. Allgemeines<br />
b. Persönli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> KV<br />
i. Allgemeines<br />
ii. fflegende Angehörige<br />
AJP/PJA e12010<br />
<strong>Der</strong> G rundsat z <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
<strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>eru ngsre<strong>ch</strong>t<br />
Hnnoy Lnruoolr<br />
PD Dr. iur., LL.M., Re<strong>ch</strong>tsanwalt,<br />
Urkundsperson,<br />
Clarus<br />
Vll. Zeitli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
l. Na<strong>ch</strong>zahlung<br />
2. Besitzstandsgarantie<br />
3. Rückwirkung<br />
Vlll. Räumli<strong>ch</strong>e Austaus<strong>ch</strong>befug nis<br />
1 . Interkantonale Wahlfreiheit<br />
2. Internationale <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
a. Territorialitätsprinzip<br />
b. Export von Versi<strong>ch</strong>erungsleistungen ins Ausland<br />
c. Ersatzpfli<strong>ch</strong>t für <strong>im</strong> Ausland bezogene versi<strong>ch</strong>erte<br />
Leistungen<br />
i. Nationale Ersatzpfli<strong>ch</strong>t<br />
ii. Staatsvertragli<strong>ch</strong>e Ersatzpfli<strong>ch</strong>t<br />
lX. S<strong>ch</strong>lussbetra<strong>ch</strong>tung<br />
l. Ein leitu ng<br />
<strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> Legalitätr, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> sowohi <strong>der</strong><br />
Eingriffs- als au<strong>ch</strong> - mit gewissen Eins<strong>ch</strong>ränkungen - <strong>der</strong><br />
Leistungsverwaltung2, insbeson<strong>der</strong>e au<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t,<br />
anwendbar ist, besagt, dass si<strong>ch</strong> jedes staatli<strong>ch</strong>e<br />
Handeln auf eine genügende gesetzli<strong>ch</strong>e Grundlage abstützen<br />
muss. Bei regelmässig wie<strong>der</strong>kehrenden staatli<strong>ch</strong>en<br />
Leistungen, insbeson<strong>der</strong>e bei Sozialleistungen und Subventionen,<br />
bedarf es für den sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>ten und re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong><br />
befriedigenden Einsatz <strong>der</strong> Mittel einer spezialgesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Normierung, die Voraussetzungen und Zweck dieser Leistungen<br />
detziilliert ums<strong>ch</strong>reibt3.<br />
Im Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t kommt dem <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong><br />
Legalitcit eine zweifa<strong>ch</strong>e Bedeutung zu. Einerseits dürfen<br />
keine Leistungen erbra<strong>ch</strong>t werden, die <strong>im</strong> Gesetz selbst ni<strong>ch</strong>t<br />
detailliert ums<strong>ch</strong>rieben sind. An<strong>der</strong>erseits dürfen vom Versi<strong>ch</strong>erten<br />
nur sol<strong>ch</strong>e zumutbaren Verhaltensweisen verlangt<br />
o<strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>teile auferlegt werden, die <strong>im</strong> Gesetz selbst geregelt<br />
sind o<strong>der</strong> aus allgemein anwendbaren Re<strong>ch</strong>tsgrundsätzen<br />
folgen. Besteht keine gesetzli<strong>ch</strong>e Grundlage für eine geltend<br />
gema<strong>ch</strong>te Versi<strong>ch</strong>erungsleistung, stellt si<strong>ch</strong> die Frage,<br />
ob und inwieweit si<strong>ch</strong> dieser Mansel korrisieren lässt.<br />
<strong>Der</strong> Autor ist Lehrbeauftragter an den Universitäten St. Gallen<br />
und Züri<strong>ch</strong> für Haftpfli<strong>ch</strong>t-, Privat- und Sozialversi<strong>ch</strong>erungssowie<br />
Gesundheitsre<strong>ch</strong>t, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Konsulent des Instituts<br />
für Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft und Re<strong>ch</strong>tspraxis <strong>der</strong> Universität<br />
St. Gallen, sowie Re<strong>ch</strong>tsanwalt und Notar, Glarus.<br />
<strong>Der</strong> vorliegende Aufsatz stellt eine überarbeitete und erweiterte<br />
Fassung des Beitrages für die Fests<strong>ch</strong>rift von Erwin Murer dar.<br />
' Vgl.Art. 5 Abs. 1 BV.<br />
' Vgl. BGE I l8 Ia 46 E. 5b.<br />
3 lbid.
<strong>Hardy</strong> <strong>Landolt</strong><br />
Die sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Reparaturwerkstatt<br />
hält ein paar Werkzeuge bereit, die eine fehlende gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Grundlage zu kompensieren vermögen. <strong>Der</strong> Ri<strong>ch</strong>ter kann<br />
zunä<strong>ch</strong>st feststellen, dass eine fehlende gesetzli<strong>ch</strong>e Grundlage<br />
Folge einer e<strong>ch</strong>ten Lücke ist, und diese <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />
Lücke nfüllun g korngierena. Eine verfassungs- beziehungsweise<br />
grundre<strong>ch</strong>tswidrige Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage lässt si<strong>ch</strong> sodann<br />
dur<strong>ch</strong> eine v e rfas s un I s - b e ziehun g sw e is e g rundre <strong>ch</strong>t s -<br />
konforme Auslegung5 beziehungsweise eine vorfrageweise<br />
Überprüfurog6 korrigierenr. Besteht keine Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage,<br />
kann allenfalls gestützt auf den <strong>Grundsatz</strong> von Treu<br />
und Glaubens eine Leistungspfli<strong>ch</strong>t eintreten o<strong>der</strong> bei gutem<br />
Glauben und grosser Härte ein Rückerstattungsverbote anwendbar<br />
sein.<br />
Verfängt keiner dieser Rettungsanker, fragt es si<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>, ob <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte an Stelle einer gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
eine an<strong>der</strong>e, ni<strong>ch</strong>t gesetzli<strong>ch</strong> vorgesehene, aber glei<strong>ch</strong>wertige<br />
Leistung beanspru<strong>ch</strong>en kannrO. Ob und inwieweit ein<br />
Re<strong>ch</strong>t auf <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> ( - )<br />
besteht, bildet Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes. Die<br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> betrifft in <strong>der</strong> Regel nur den Austaus<strong>ch</strong><br />
glei<strong>ch</strong>wertiger Leistungen beziehungsweise die Abgabeform<br />
(sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>)t '. Je na<strong>ch</strong> Fall erweitert si<strong>ch</strong><br />
die Austaus<strong>ch</strong>problematik um eine persönli<strong>ch</strong>e, zeitli<strong>ch</strong>e<br />
und räumli<strong>ch</strong>e Komponente, wenn <strong>der</strong> Leistungsaustaus<strong>ch</strong><br />
einen ni<strong>ch</strong>t zugelassenen Leistungserbringer (persönli<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>), eine weggefallene beziehungsweise<br />
neu hinzutretende Anspru<strong>ch</strong>sgrundlag e ( zeitli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>)<br />
o<strong>der</strong> einen Bezug zum Ausland (rciumli<strong>ch</strong>e Aust<br />
au s c hb efu gni s ) aufwei st.<br />
8<br />
9<br />
t0<br />
ll<br />
Vgl. z.B. BGE 125 V 8 E. 3.<br />
Siehe etwa zur grundre<strong>ch</strong>tskonformen Auslegung BGE 126<br />
V 70 E. 4c/aa-cc, I2l V 8 E. 6b, 119 V 255 E. 2, ll8 Y 206<br />
E. 5b/c und 113 Y 22F,.4d.<br />
Vgl. z.B. BGE 116V 198 E.lUZla.<br />
Vgl. EnwIN MURER, Die verfassungskonforme Auslegung<br />
sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Leistungsnormen und das<br />
,: ein ungelöster Konflikt, in: Martin<br />
Metzler/Stephan Fuhrer (Hrsg.), Fests<strong>ch</strong>rift des Nationalen<br />
Versi<strong>ch</strong>erungsbüros S<strong>ch</strong>weiz und des Nationalen Garantiefonds<br />
S<strong>ch</strong>weiz, Basel 2000, und DpnsnLnn, Grundre<strong>ch</strong>tsverletzungen<br />
dur<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>tgewährung von Sozialversi<strong>ch</strong>erungsleistungen?<br />
Bemerkungen zu zwei Ents<strong>ch</strong>eiden des Eidgenössis<strong>ch</strong>en Versi<strong>ch</strong>erungsgeri<strong>ch</strong>ts,<br />
SZS 1995, 184 ff.<br />
Grundlegend BGE 116 V 298 tr.<br />
Vgl. Art. 25 ATSG.<br />
Das Prinzip <strong>der</strong>Alternativermä<strong>ch</strong>tigung ist <strong>im</strong> Vertragsre<strong>ch</strong>t anerkannt<br />
(vgl. Art.7l Abs. I und Art.72 OR sowie BGE 120II<br />
2s9E.4).<br />
Kann ein Hilfsmittel nur leihweise abgegeben werden, besteht<br />
gestützt auf den <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> kein Anspru<strong>ch</strong><br />
auf Ersatz <strong>der</strong> Ans<strong>ch</strong>affungskosten des selbst gekauften<br />
Hilfsmittels (vgl. Urteil EVG vom 2,5 .2005 |H 294/031 8. 2.4).<br />
AJP/PJA e12010<br />
ll. Re<strong>ch</strong>tsnatur<strong>der</strong><strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
Das EVG ist <strong>der</strong> Auffassung, dass <strong>der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
einen Teilaspekt des verfassungsmcissigen<br />
Ve rhrilt ni s mä s s i gke it s g rund s at ze st 7 beziehung swei se einen<br />
s o zialv e r s i <strong>ch</strong>e run g s re <strong>ch</strong>tl i <strong>ch</strong> e n R e <strong>ch</strong>t s g r und s at zt3 darstellt.<br />
Dahinter steht die Überlegung, dass es unverhältnismässig<br />
wäre, dem Versi<strong>ch</strong>erten Leistungen vorzuenthalten, auf die<br />
er zwar Anspru<strong>ch</strong> hat, aber diese ni<strong>ch</strong>t geltend ma<strong>ch</strong>t, sei<br />
es, weil entwe<strong>der</strong> die Leistungsordnung den konkreten Verhältnissen<br />
zu wenig Re<strong>ch</strong>nung trägt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte aus<br />
an<strong>der</strong>en Gründen den gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungen an<strong>der</strong>e Leistungen<br />
vorzieht, die mit ersteren glei<strong>ch</strong>wertig sind. Auf den<br />
<strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> kann si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte<br />
sowohl bei <strong>der</strong> erstmaligen Leistungszuspre<strong>ch</strong>zng als au<strong>ch</strong><br />
<strong>im</strong> Revisions -ta be ziehung sw eis e Wie de re rw ägun g sv e rfahren<br />
berufen. Dabei ist jedo<strong>ch</strong> zu bea<strong>ch</strong>ten, dass die Verwaltung<br />
be<strong>im</strong> erstmaligen Ents<strong>ch</strong>eid über einen gewissen Spielraum<br />
verfügt. Dieser ist bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> zweifellosen Unri<strong>ch</strong>tigkeit<br />
zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, weshalb <strong>der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> nur einges<strong>ch</strong>ränkt gilt's.<br />
Vereinzelt wurde hö<strong>ch</strong>stri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong> festgehalten, dass <strong>der</strong><br />
<strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
ni<strong>ch</strong>t allgemein anwendbar istr6. Die wi<strong>der</strong>sprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Haltung überzeugt in theoretis<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t. Wenn<br />
<strong>der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> eine Konkretisierung<br />
eines Verfassungsgrundsatzes ist, dann gilt er in allen und<br />
ni<strong>ch</strong>t nur in best<strong>im</strong>mten Sozialversi<strong>ch</strong>erungsberei<strong>ch</strong>en, und<br />
ist ihm <strong>im</strong> Rahmen einer verfassungskonformen Auslegung<br />
<strong>im</strong>mer Re<strong>ch</strong>nung zu tragen. Nur dann, wenn die gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Leistungsordnung eine Substitution einer gesetzli<strong>ch</strong>en Leistung<br />
ausdrückli<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>liesst, besteht auf Grund des Verb<br />
ot s de r v o rfra g ew e i s en Üb e rp rüfun I v on B unde s g e s € t7snt1<br />
keine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong><br />
in funktioneller Hinsi<strong>ch</strong>t von <strong>der</strong> Auslegung und Lückenfüllung,<br />
<strong>der</strong> inzidenten Normenkontrolle und vom <strong>Grundsatz</strong><br />
von Treu und Glauben. <strong>Der</strong> <strong>der</strong> Substitution zu Grunde liegende<br />
besteht nämli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t - wie bei <strong>der</strong> korrigierenden<br />
Auslegung und Lückenfüllung beziehungsweise<br />
inzidenten Normenkontrolle - in einer (ursprüngli<strong>ch</strong>)<br />
fehlerhaften Leistunssnorm beziehunssweise - wie be<strong>im</strong><br />
t2<br />
Vgl. z.B. BGE I2l Y l2l E. 2a, 126 Y 330 = RKUV 2000,<br />
288 E. la und 120 V 280 = SVR 1995 IV Nr. 44 E. 4a, sowie<br />
Urteile EVG vom 23.9.2004 (I 431/01) E. 3.1, vom 14.6.2004<br />
(I I77l0l) E. 4.1, vom 30.4.2004 (I 378101) E. 3.1 und vom<br />
10.7 .1995 (H 283/94) E . 4c.<br />
r3 Vgl. Urteil EVG vom 15.12.2000 (I389/99) E. la.<br />
14<br />
Vgl. Urteil BGer vom20.2.2008 (9F_3/2001)8.3.2 und 5.1.<br />
15 Vgl. Urteil EVG vom 5.12.2006 (1912105) E. 3.3.<br />
16 Vgl. z.B. BGE 127 V I2I E. 2a sowie Urteile EVG vom<br />
2L3 .2006 (l 7 3 6 / 04) E. 2.1 und vom I0.l .199 5 (H 283 l 9 ) E. 4d.<br />
t7<br />
Vgl. Art. 190 BV.
<strong>Der</strong> Crundsatz <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
Vertrauenss<strong>ch</strong>utz - in einer fehlerhaften Anwendung einer<br />
re<strong>ch</strong>tmässigen Leistungsnorm, son<strong>der</strong>n in einer Diskrepanz<br />
zwis<strong>ch</strong>en einer an si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tmässigen, aber <strong>im</strong> Hinblick auf<br />
die konkreten Verhältnisse zu undifferenzierten Leistunssnorm.<br />
Die Korrektur dieser Leistungsnorm<br />
stellt einen atypis<strong>ch</strong>en Fall einer Füllung einer une<strong>ch</strong>ten Lücke<br />
darr8. <strong>Der</strong> Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> unzulässigen une<strong>ch</strong>ten<br />
Lückenfüllung und <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
liegt darin, dass die anzuwendende Norm ni<strong>ch</strong>tper se,<br />
son<strong>der</strong>n nur in best<strong>im</strong>mten Einzelfällen zu unbefriedigenden<br />
Resultaten führt. Sofern in einem sol<strong>ch</strong>en Fall die ratio legis<br />
bea<strong>ch</strong>tet wirdre, liegt die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> no<strong>ch</strong> innerhalb<br />
einer teleologis<strong>ch</strong>en und verfassungskonformen Auslegung.<br />
lll. Voraussetzungen <strong>der</strong><strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. Gesetzli<strong>ch</strong>er Leistungsanspru<strong>ch</strong><br />
AJP/PJA el2o1o<br />
Ein > von Leistungen setzt voraus, dass <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte<br />
gestützt auf den <strong>im</strong> Beurteilungszeitpunkt bestehenden<br />
konkreten Sa<strong>ch</strong>verhalt entwe<strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> mehrere<br />
gesetzli<strong>ch</strong>e Leistungsansprü<strong>ch</strong>e geltend ma<strong>ch</strong>en kann2o. Besteht<br />
kein gesetzli<strong>ch</strong>er Anspru<strong>ch</strong>, entfällt eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
von vornherein2r. <strong>Der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte, <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> auf den<br />
<strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> beruft, hat deshalb darzulegen,<br />
wel<strong>ch</strong>e gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungen er zur Disposition<br />
stellt und dass die jeweiligen Anspru<strong>ch</strong>svoraussetzungen,<br />
z.B. die Einglie<strong>der</strong>ungswirksamkeit, erfülit sind22.<br />
Besteht überhaupt keine Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage o<strong>der</strong> ist<br />
eine best<strong>im</strong>mte Anspru<strong>ch</strong>svoraussetzung ni<strong>ch</strong>t erfüllt, ist <strong>der</strong><br />
<strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> nur anwendbar, wenn -<br />
in einem ersten S<strong>ch</strong>ritt - die fehlende Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage<br />
dur<strong>ch</strong> eine ri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e Lückenfüllung o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
inzidenten Normenkontrolle, insbeson<strong>der</strong>e dur<strong>ch</strong> einen<br />
l9<br />
Siehe BGE 1ll Y 324 E. 2, wo die Austaus<strong>ch</strong>problematik in<br />
Bezug auf ni<strong>ch</strong>t anerkannte Leistungserbringer no<strong>ch</strong> unter dem<br />
Gesi<strong>ch</strong>tspunkt <strong>der</strong> une<strong>ch</strong>ten Lücke betra<strong>ch</strong>tet worden ist.<br />
Siehe infra Ziffer IV/3 zum Erfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> funktionellen<br />
Glei<strong>ch</strong>wertigkeit.<br />
Statt vieler BGE l2l Y I2lE.2b.<br />
Vgl. z.B. Urteil BGer vom 13.4.2007 (I 246106)8. 4.<br />
Vgl. z.B. BGE 121 V l2l E.2b (Wegen des abs<strong>ch</strong>liessenden<br />
Charakters <strong>der</strong> Hilfsmittel können keine Beiträge an die allgemeinen<br />
Mehrkosten aus <strong>der</strong> Erstellung eines rollstuhlgängigen<br />
Hauses, son<strong>der</strong>n nur für gesetzli<strong>ch</strong>e Hilfsmittel, die<br />
ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>t werden, gewährt werden.), 120 V 277 E. 4<br />
(kein Anspru<strong>ch</strong> auf Leistungen gemäss Art. 13 IVG über das<br />
20. Altersjahr hinaus) und Urteil EVG vom 23.10.1984 i.S. B.<br />
R. (I 40/84) E. 2b (-Therapie stellt keine pädagogis<strong>ch</strong>-therapeutis<strong>ch</strong>e<br />
Massnahme <strong>im</strong> Vors<strong>ch</strong>ulalter i.S.v. Art. 19<br />
Abs. 2lir. c IVG dar.).<br />
Rückgriff auf die Grundre<strong>ch</strong>tsordnung23, o<strong>der</strong> eine gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> korrigiert und herna<strong>ch</strong> - in einem<br />
zweiten S<strong>ch</strong>ritt - mit einer ni<strong>ch</strong>tgesetzli<strong>ch</strong>en Leistung ausgetaus<strong>ch</strong>t<br />
wird.<br />
Ein Austaus<strong>ch</strong> von vers<strong>ch</strong>iedenen Leistungskategorien<br />
ist ni<strong>ch</strong>t zulässig. Im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> können<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Hilfsmittelanspru<strong>ch</strong> von Art.2l Abs. I<br />
IVG (Hilfsmittel für die Ausübung <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>im</strong> Aufgabenberei<strong>ch</strong>) und <strong>der</strong>jenige von<br />
Art. 2I Abs. 2 IVG (Hilfsmittel für die Fortbewegung, für<br />
die Herstellung des Kontaktes mit <strong>der</strong> Umwelt o<strong>der</strong> ftir die<br />
Selbstsorge) ni<strong>ch</strong>t miteinan<strong>der</strong> kombiniert beziehungsweise<br />
ausgetaus<strong>ch</strong>t werden. Hat <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte mangels Erwerbstätigkeit<br />
o<strong>der</strong> einer Tätigkeit <strong>im</strong> Aufgabenberei<strong>ch</strong> keinen<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf Hilfsmittel i.S.v. Art. 2l Abs. 1 IVG, entfällt<br />
diesbezügli<strong>ch</strong> eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>2a.<br />
2. Substituierbare Leistung<br />
<strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> gestattet dem Versi<strong>ch</strong>erten,<br />
eine gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung, die er auf Grund <strong>der</strong> konkreten<br />
Umstände beanspru<strong>ch</strong>en könnte, dur<strong>ch</strong> eine an<strong>der</strong>e,<br />
<strong>im</strong> Gesetz ni<strong>ch</strong>t vorgesehene Leistung zu substituieren. <strong>Der</strong><br />
Versi<strong>ch</strong>erte kann daher nur eine o<strong>der</strong> mehrere gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Leistungen, auf die er auf Grund <strong>der</strong> konkreten Umstände<br />
einen Anspru<strong>ch</strong> hätte, mit einer o<strong>der</strong> mehreren ni<strong>ch</strong>tgesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Leistungen substituieren. Keine substituierbare Leistung<br />
ist demgegenüber eine an<strong>der</strong>e gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung,<br />
<strong>der</strong>en Voraussetzungen <strong>der</strong>Versi<strong>ch</strong>erte ni<strong>ch</strong>t erfüllt. Die Substitutionsbefugnis<br />
kann von <strong>der</strong> Verwaltung flJ^r Folgekosten,<br />
z.B. Reparaturkosten, ausges<strong>ch</strong>lossen werden2s.<br />
3. Funktionelle Glei<strong>ch</strong>wertigkeit<br />
a. Allgemeines<br />
Die dem Versi<strong>ch</strong>erten an si<strong>ch</strong> zustehende, von ihm aber ni<strong>ch</strong>t<br />
geltend gema<strong>ch</strong>te gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung und die von ihm beanspru<strong>ch</strong>te,<br />
<strong>im</strong> Gesetz aber ni<strong>ch</strong>t vorgesehene, Leistung<br />
müssen glei<strong>ch</strong>wertig sein. Die Glei<strong>ch</strong>wertigkeit kann si<strong>ch</strong><br />
einerseits auf die Leistungsart (Geld- o<strong>der</strong> Sa<strong>ch</strong>leistung)26<br />
Ein selbstständigerwerben<strong>der</strong> blin<strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tsanwalt kann we<strong>der</strong><br />
gestützt auf den <strong>Grundsatz</strong> > no<strong>ch</strong><br />
die verfassungsmässig ges<strong>ch</strong>ützte Berufswahl- und Berufsausübungsfreiheit<br />
gegenüber <strong>der</strong> Invalidenversi<strong>ch</strong>erung einen Anspru<strong>ch</strong><br />
auf Abgabe von Gesetzestexten in Brailles<strong>ch</strong>rift erheben<br />
(vgl. Urteil BGer vom 18.9.2009 l9C_493/20091 E. 5.2.1).<br />
Vgl. BGE 127 v l2l E.2b.<br />
Vgl. Uneil BGer vom25.2.2009 (9C_828/2008) 8.4.2.3 (Ziffer<br />
14.05 HVI-Anhang, wona<strong>ch</strong> die Vergütung von Reparaturkosten<br />
be<strong>im</strong> Einbau eines Treppenliftes an Stelle eines Treppenfahrstuhles<br />
ausges<strong>ch</strong>lossen ist, ist we<strong>der</strong> willkürli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
verfassungs- o<strong>der</strong> gesetzeswidtig).<br />
Vsl. Art. 14 ff. ATSG.
<strong>Hardy</strong> <strong>Landolt</strong><br />
o<strong>der</strong> den Zweck <strong>der</strong> jeweiligen Leistung (Erwerbs- o<strong>der</strong><br />
Kosteners atz) beziehen. Die Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung hat die Glei<strong>ch</strong>wertwertigkeit<br />
eng definiert und verlangt eine funktionelle<br />
Glei<strong>ch</strong>wertigkeit. Mit dem <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
soll <strong>der</strong> 27 verfolgt werden. Von <strong>der</strong> spezifis<strong>ch</strong><br />
austaus<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> relevanten Glei<strong>ch</strong>wertigkeit ist die<br />
Glei<strong>ch</strong>wertigkeit als Anspru<strong>ch</strong>svoraussetzung einer gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Leistung zu unters<strong>ch</strong>eiden.<br />
Für die Beurteilung <strong>der</strong> ums<strong>ch</strong>ulungsrelevanten Glei<strong>ch</strong>wertigkeit<br />
von Validen- und Invalidenberuf beispielsweise<br />
ist in erster Linie auf die miteinan<strong>der</strong> zu verglei<strong>ch</strong>enden Erwerbsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
<strong>im</strong> ursprüngli<strong>ch</strong>en und <strong>im</strong> neuen Beruf<br />
o<strong>der</strong> in einer dem Versi<strong>ch</strong>erten zumutbaren Tätigkeit abzustellen.<br />
Die Glei<strong>ch</strong>wertigkeit ist unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung <strong>der</strong><br />
gesamten Umstände zu beurteilen. Mit zu berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />
ist ni<strong>ch</strong>t nur <strong>der</strong> Gesi<strong>ch</strong>tspunkt <strong>der</strong> Verdienstmögli<strong>ch</strong>keit,<br />
son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> für die künftige Einkommensentwicklung<br />
ebenfalls bedeutsame qualitative Stellenwert <strong>der</strong> beiden zu<br />
verglei<strong>ch</strong>enden Berufe. Die annähernde Glei<strong>ch</strong>wertigkeit <strong>der</strong><br />
Erwerbsmögli<strong>ch</strong>keit in <strong>der</strong> alten und neuen Tätigkeit dürfte<br />
auf weite Si<strong>ch</strong>t nur dann zu verwirkli<strong>ch</strong>en sein, wenn au<strong>ch</strong><br />
die beiden Ausbildungen einen einigermassen verglei<strong>ch</strong>baren<br />
Wert aufweisen28.<br />
b. Hilfsmittel<br />
Die Notwendigkeit <strong>der</strong> Hilfsmittelabgabe beurteilt si<strong>ch</strong> <strong>im</strong><br />
Hinblick auf den individuellen Funktionsausfall und den<br />
Zweck des fragli<strong>ch</strong>en Hilfsmittels. Die in den jeweiligen<br />
Hilfsmittellisten vorgesehenen Hilfsmittelkategorien betreffen<br />
sowohl den privaten2e und gewerbli<strong>ch</strong>en3o als au<strong>ch</strong> den<br />
medizinis<strong>ch</strong>en3r und ni<strong>ch</strong>tmedizinis<strong>ch</strong>en32 Berei<strong>ch</strong> und dienen<br />
best<strong>im</strong>mten Zwecken33. Das EVG unters<strong>ch</strong>eidet dabei<br />
den generellen Zweck einer Hilfsmittelkategorie vom spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Zweck des einzelnen Hilfsmittels einer best<strong>im</strong>mten<br />
Kategorie3a.<br />
Die funktionelle Glei<strong>ch</strong>wertigkeit beurteilt si<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf den spezifis<strong>ch</strong>en Zweck des gesetzli<strong>ch</strong>en Hilfsmit-<br />
27 BGE 126 V 330 = RKUV 2000, 288 E. la.<br />
28 Statt vieler BGE 124 V 108 E. 3b.<br />
2e Vgl. z.B. Zitt. 14.01und 15.01 ff. Anhang HVL<br />
30 Vgl. z.B. Zitt.13.01ff. Anhang HVI.<br />
3r Vgl. z.B. Ziff .I.U ff. Anhang HVI.<br />
32 Vgl. z.B. Ziff .15.01ff. Anhang HVl.<br />
33 <strong>Der</strong> Verordnungsgeber erwähnt den Benutzungszweck mitunter<br />
bei <strong>der</strong> jeweiligen Hilfsmittelkategorie, z.B. Selbstvorsorge<br />
o<strong>der</strong> Uberwindung des Arbeitsweges, bzw. dem jeweiligen<br />
Hilfsmittel, z.B. notwendige Ergänzung einer medizinis<strong>ch</strong>en<br />
Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahme (vgl. z.B. Ziff.4.05 Anhang HVI)<br />
o<strong>der</strong> wesentli<strong>ch</strong> bessere Verständigung mit <strong>der</strong> Umwelt (vgl.<br />
Zift. 5.01 Anhang HVI), ausdrückli<strong>ch</strong>.<br />
34 Vsl. z.B. LAK1992.362.<br />
"AJP/PJA<br />
e12010<br />
tels, das vom Versi<strong>ch</strong>erten ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>t wird35. Massgebli<strong>ch</strong><br />
ist dabei, dass das vom Versi<strong>ch</strong>erten beanspru<strong>ch</strong>te<br />
o<strong>der</strong> bereits anges<strong>ch</strong>affte Hilfsmittel ni<strong>ch</strong>t nur unter den<br />
Voraussetzungen <strong>der</strong> unmittelbaren Gegenwart, son<strong>der</strong>n<br />
au<strong>ch</strong> unter den Voraussetzungen, mit denen auf weitere Si<strong>ch</strong>t<br />
gere<strong>ch</strong>net werden muss, die Funktion des dem Versi<strong>ch</strong>erten<br />
zustehenden und zur Substitution gestellten Hilfsmittels erfü11t36.<br />
Die Voraussetzung <strong>der</strong> dauerhaften Substitution wurde<br />
z.B. für einen Treppenlift3T, ni<strong>ch</strong>t aber für eine Rampe3s <strong>im</strong><br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Überwindung des Weges zur Son<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
als erfüllt era<strong>ch</strong>tet. Dauerhaft ist au<strong>ch</strong> ein Elektrobett-Einsatz<br />
<strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zu einem Elektrobett3e. Verneint<br />
wurde die funktionelle Glei<strong>ch</strong>wertigkeit in Bezug auf einen<br />
Elektrorollstuhl und einen Beitrag an Umbaukosten, da die<br />
von <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erten gewählte Variante des Hauszuganges<br />
ni<strong>ch</strong>t geeignet war, den Gebrau<strong>ch</strong> eines Elektrorollstuhles<br />
auf längereZeit zu verhin<strong>der</strong>nao.<br />
Eine funktionelle Zweckidentität zwis<strong>ch</strong>en dem beanspru<strong>ch</strong>ten<br />
und dem gesetzli<strong>ch</strong>en Hilfsmittel wird ni<strong>ch</strong>t verlangta'.<br />
Praxisgemäss genügt es, wenn das beanspru<strong>ch</strong>te<br />
Hilfsmittel geeignet ist, den spezifis<strong>ch</strong>enZweck des gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Hilfsmittels zu errei<strong>ch</strong>en. Ob es au<strong>ch</strong> weiteren beziehungsweise<br />
an<strong>der</strong>en Zwecken dient, ist unerhebli<strong>ch</strong>. Ersetzt<br />
das vom Versi<strong>ch</strong>erten beanspru<strong>ch</strong>te o<strong>der</strong> bereits anges<strong>ch</strong>affte<br />
Hilfsmittel aber Funktionen von Gegenständen, die au<strong>ch</strong><br />
ohne die Gesundheitss<strong>ch</strong>ädigung anges<strong>ch</strong>afft worden wären,<br />
so kann dem Versi<strong>ch</strong>erten eine Kostenbeteiligung auferlegt<br />
werdena2.<br />
Die funktionelle Glei<strong>ch</strong>wertigkeit bei <strong>der</strong> Substitution<br />
von mehreren Hilfsmitteln beurteilt si<strong>ch</strong> dahingehend, >43. Die Eignung <strong>der</strong> Ersatzlösung beurteilt si<strong>ch</strong> dabei<br />
<strong>im</strong> Hinblick auf die einzelnen Zwecke <strong>der</strong> zu substituierenden<br />
Hilfsmittel. Dient die Gesamtlösung an<strong>der</strong>en als invaliditätsbedingten<br />
Zwecken, geht sie <strong>im</strong> Standard über eine einfa<strong>ch</strong>e<br />
und zweckmässige Ausstattung hinaus o<strong>der</strong> bewirkt sie<br />
zusätzli<strong>ch</strong>e Folgekosten, wel<strong>ch</strong>e bei <strong>der</strong> Abgabe des Hilfsmittels<br />
o<strong>der</strong> bei entspre<strong>ch</strong>enden Kostenbeiträgen ni<strong>ch</strong>t ent-<br />
3s Vgl. BGE 107 V 89E.zb.In diesem Fall wurde die funktionelle<br />
Glei<strong>ch</strong>wertigkeit eines strassenverkehrstaugli<strong>ch</strong>en Elektrorollstuhls,<br />
auf den <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte keinen gesetzli<strong>ch</strong>en Anspru<strong>ch</strong><br />
hatte, und einem Rollstuhl für den Wohnberei<strong>ch</strong> verneint.<br />
36 Vgl. BGE 11 V 215 E. 2d und 111 V 209F.2c.<br />
37 Vgl. BGE 11 V 209E.2c.<br />
38 Vgl. BGE 11 v 2t5F,.2d.<br />
39 Vgl. Urteil EVG vom 23.9.2004 (I431101) 8.3.2.<br />
,+0<br />
Vgl. BGE l27V l2lE.3c.<br />
4l Vgl. z.B. BGE 107 V 89 E. 2b
<strong>Der</strong> Crundsatz <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
standen wären, so besteht kein Leistungsanspru<strong>ch</strong> gestützt<br />
auf den <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>aa. Gestützt auf den<br />
<strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> kann insbeson<strong>der</strong>e nur ein<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf Ersatz <strong>der</strong> Kosten eines vertikalen Personenlifts<br />
zwis<strong>ch</strong>en Erd- und Oberges<strong>ch</strong>oss, ni<strong>ch</strong>t aber zwis<strong>ch</strong>en<br />
Unter- und Da<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>oss geltend gema<strong>ch</strong>t werdenas.<br />
4. S<strong>ch</strong>ützenswerte Gründe<br />
Die Gründe, warum <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte die gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung<br />
ni<strong>ch</strong>t in Anspru<strong>ch</strong> n<strong>im</strong>mt, können vielfältig sein. Im Regelfall<br />
wird er mit dem Leistungsangebot des Versi<strong>ch</strong>erers ni<strong>ch</strong>t<br />
einverstanden sein und bewusst auf die gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung<br />
verzi<strong>ch</strong>ten. Denkbar ist aber au<strong>ch</strong>, dass an<strong>der</strong>e, vom Willen<br />
des Versi<strong>ch</strong>erten unabhängige Gründe ihn dazu veranlassen,<br />
die gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung ni<strong>ch</strong>t zu beanspru<strong>ch</strong>en. In beiden<br />
Fällen fragt es si<strong>ch</strong>, ob die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> nur dann besteht,<br />
wenn <strong>der</strong> aus s<strong>ch</strong>ützenswerten<br />
Gründen erfolgt.<br />
Im Hilfsmittelre<strong>ch</strong>t wird das Vorliegen s<strong>ch</strong>ützenswerter<br />
Gründe ni<strong>ch</strong>t geprüft. Es genügt, dass <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte ein<br />
funktionell glei<strong>ch</strong>wertiges Hilfsmittel beanspru<strong>ch</strong>t beziehungsweise<br />
bereits auf seine Kosten anges<strong>ch</strong>afft hat. In den<br />
an<strong>der</strong>en Leistungsberei<strong>ch</strong>en, z.B. <strong>im</strong> Einglie<strong>der</strong>ungsre<strong>ch</strong>t,<br />
ma<strong>ch</strong>t die Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung demgegenüber die Anwendung<br />
des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> vom Vorliegen<br />
s<strong>ch</strong>ützenswerter Gründe abhängiga6. Als s<strong>ch</strong>ützenswerte<br />
Gründe fallen für den Hauspflegeberei<strong>ch</strong> etwa in Betra<strong>ch</strong>t:<br />
Wohnverhältnisse, wel<strong>ch</strong>e die Verfügbarkeit von Pflegepersonal<br />
eins<strong>ch</strong>ränken, das Fehlen von qualifiziertem Personal<br />
o<strong>der</strong> eine Unterstützung dur<strong>ch</strong> externe Hilfe, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong><br />
auf Grund best<strong>im</strong>mter Erfahrungen als fragwürdig erwiesen<br />
hata7, o<strong>der</strong> die Pflege eines todkranken Kindes dur<strong>ch</strong> die Eltern<br />
zuhausea8.<br />
Im Interesse einer einheitli<strong>ch</strong>en Praxis wäre es wüns<strong>ch</strong>enswert,<br />
wenn das Bundesgeri<strong>ch</strong>t klarstellen würde, ob<br />
neben <strong>der</strong> funktionellen Glei<strong>ch</strong>wertigkeit als zusätzli<strong>ch</strong>e und<br />
die Anwendbarkeit des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
eins<strong>ch</strong>ränkende Voraussetzung s<strong>ch</strong>ützenswerte Gründe vorliegen<br />
müssen. <strong>Der</strong> Sinn <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> besteht darin,<br />
eine Leistungspfli<strong>ch</strong>t <strong>im</strong>mer dann zu bejahen, wenn <strong>der</strong><br />
gesetzli<strong>ch</strong>e Zweck mit an<strong>der</strong>en, vom Gesetz ni<strong>ch</strong>t vorgesehenen<br />
Mitteln errei<strong>ch</strong>t werden kann. Besteht eine funktionel-<br />
41<br />
Vgl. BGE l2M2lE.2b (betreffend bauli<strong>ch</strong>e An<strong>der</strong>ungen in<br />
<strong>der</strong> Wohnung).<br />
45 Vgl. Urteil BGer vom 3.6.2009 (8C_315 /2008)8.3.4.3.<br />
46 Vgl. BGE l26V 330 = RKUV 2000, 288 E. la und I20Y 280<br />
= SVR 1995 IV Nr. 44 E. 4b: >.<br />
47 Vgl. BGE 120V 286E.4b.<br />
48 Vgl. Urteil EVG vom 5.8.1993 i.S. K.-L. 8 .2c.<br />
AJP/PJA el2o1o<br />
le Glei<strong>ch</strong>wertigkeit zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> gesetzli<strong>ch</strong>en Leistung und<br />
<strong>der</strong> Substitutionsleistung, ist <strong>der</strong> Beweggrund des Versi<strong>ch</strong>erten,<br />
weshalb er die gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>t<br />
hat, an si<strong>ch</strong> irrelevant. Die Anwendung des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong><br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> sollte deshalb ni<strong>ch</strong>t davon abhängig gema<strong>ch</strong>t<br />
werden, ob für den Verzi<strong>ch</strong>t auf die gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung<br />
beson<strong>der</strong>e Gründe bestanden. S<strong>ch</strong>ützenswerte Gründe<br />
sind nur dann zu prüfen, wenn <strong>der</strong>Versi<strong>ch</strong>erte ausnahmsweise<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf Ersatz von <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zu den Kosten einer<br />
gesetzli<strong>ch</strong>en Leistung höheren Substitutionskosten hat.<br />
lV. Inhalt <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. Ersatz <strong>der</strong> effektiven Substitutionskosten<br />
Die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> vermittelt dem Versi<strong>ch</strong>erten einen<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf Ersatz <strong>der</strong> Substitutionskosten. Basis <strong>der</strong> zu<br />
ersetzenden Substitutionskosten sind die gesetzli<strong>ch</strong> versi<strong>ch</strong>erten<br />
Kostenae, insbeson<strong>der</strong>e die Ans<strong>ch</strong>affungskosten des<br />
Hilfsmittels, auf das <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte an si<strong>ch</strong> Anspru<strong>ch</strong> hats0.<br />
Liegen die Substitutionskosten unterhalb <strong>der</strong> gesetzli<strong>ch</strong><br />
versi<strong>ch</strong>erten Kosten, kann <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte auf Grund des<br />
Berei<strong>ch</strong>erungsverbots nur Ersatz. für die tieferen effektiven<br />
Substitutionskosten beanspru<strong>ch</strong>en. Geringfügige Substitutionskosten,<br />
z.B. die Kosten für die Ans<strong>ch</strong>affung von Kopftü<strong>ch</strong>ern,<br />
sind nur dann ni<strong>ch</strong>t zu ersetzen, wenn <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte<br />
diese Kosten ohnehin hätte tragen müssen5r.<br />
Stellt <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte ein erneutes Leistungsgesu<strong>ch</strong>, ist<br />
zu prüfen, ob die neu beantragte Leistung, sei es eine an<strong>der</strong>e<br />
gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung, sei es eine erneute Substitutionsleistung,<br />
bereits dur<strong>ch</strong> die früher gewährten Substitutionskosten<br />
abgegolten worden sind. Die Kosten für einen Hebelift zum<br />
Beispiel können ni<strong>ch</strong>t mehr übernommen werden, wenn dem<br />
Versi<strong>ch</strong>erten bereits früher die Kosten eines Patientenhebers<br />
<strong>im</strong> Badez<strong>im</strong>mer und an die Umbaukosten des EFH das Kostenäquivalent<br />
eines Deckenliftes vom S<strong>ch</strong>laf- ins Badez<strong>im</strong>mer<br />
gewährt worden sind52.<br />
2. Kein Ersatz von Ohnehinkosten<br />
Na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung sind die Ohnehinkosten bei den<br />
Substitutionskosten vollumfäneli<strong>ch</strong> in Abzus zu brinsen53.<br />
5l<br />
52<br />
53<br />
Nur ausnahmsweise besteht ein Anspru<strong>ch</strong> auf Ersatz von <strong>im</strong><br />
Verglei<strong>ch</strong> zu den Kosten einer gesetzli<strong>ch</strong>en Leistung höheren<br />
S ub stitution sko sten ( siehe dazu i nfr a Ziff er y U 4 /b) .<br />
Statt vieler Urteile BGer vom 11.3.2008 (8C_127/2007) 8.2.3<br />
und vom 13.4.2001 1246/06]'L3.4 sowie EVG vom 14.6.2004<br />
(r223/02)8.. 1.2.3.<br />
Vgl. Urteil EVG vom 22.6.2004 (I170104)8.4.<br />
Vgl. Urteil EVG vom 16.12.2003 (1514/02)8.3.2.<br />
Vgl. Urteile EVG vom 29.11.2005 (l 521105) E. 2.2 und vom<br />
22.6.2004(ü110/04)E. 4.
Eine Rohrmelkanlage zum Beispiel gehört für einen Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb<br />
zum übli<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tungsstandard, was<br />
einerseits die Annahme eines Hilfsmittels und an<strong>der</strong>erseits<br />
Substitutionskosten auss<strong>ch</strong>liesstsa. Bei Neubauten können<br />
ferner keine Kosten für invaliditätsbedingte bauli<strong>ch</strong>e An<strong>der</strong>ungen<br />
gewährt werden, die von vornherein eingeplant und<br />
<strong>im</strong> Rahmen des ordentli<strong>ch</strong>en Bauaufwandes ohne zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Kosten hätten verwirkli<strong>ch</strong>t werden können55.<br />
Ersetzt ein Hilfsmittel Gegenstände, die au<strong>ch</strong> ohne Invalidität<br />
anges<strong>ch</strong>afft werden müssen, so kann dem Versi<strong>ch</strong>erten<br />
eine Kostenbeteiligung auferlegt werden56. Bei Bürostühlen<br />
beträgt <strong>der</strong> Selbstbehalt 600 Franken5T. Beanspru<strong>ch</strong>t <strong>der</strong><br />
Versi<strong>ch</strong>erte eine gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung, erhält er die Ans<strong>ch</strong>affungskosten<br />
minus Selbstbehalt ersetzt.Im Hinblick auf die<br />
gesetzli<strong>ch</strong>e Kostenbeteiligung sollte au<strong>ch</strong> bei den Substitutionskosten<br />
<strong>der</strong> Selbstbehalt ni<strong>ch</strong>t die gesamten Ohnehinkosten,<br />
son<strong>der</strong>n nur einen Teil <strong>der</strong> Ohnehinkosten umfassen,<br />
ni<strong>ch</strong>t zuletzt deshalb, weil eine Hilfsmittelinvalidität bereits<br />
dann vorliegt, wenn das Hilfsmittel Teile einer Funktion des<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Körpers invaliditätsbedingt ersetzt58.<br />
3. Kein Ersatz von eingesparten Kosten<br />
Bei Versi<strong>ch</strong>erten, die eine gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung kostengünstiger<br />
erwerben o<strong>der</strong> denen Dritte diese unentgeltli<strong>ch</strong> zur<br />
Verfügung stellen, sowie bei Versi<strong>ch</strong>erten, die eine gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Leistung, z.B. die Vornahme einer Operation, freiwillig<br />
verzi<strong>ch</strong>ten, stellt si<strong>ch</strong> die Frage, ob Ersatz für die eingesparten<br />
Kosten verlangt werden kann. Die eingesparten<br />
Kosten werden als fiktive Kosten bezei<strong>ch</strong>net, wenn we<strong>der</strong><br />
be<strong>im</strong> Versi<strong>ch</strong>erten no<strong>ch</strong> bei einem Dritten ein invaliditätsbedingter<br />
Mehraufwand entstanden ist. Normative Kosten<br />
sind demgegenüber eingesparte Kosten trotz angefollenem<br />
Mehraufwandbe<strong>im</strong> Ges<strong>ch</strong>ädigten o<strong>der</strong> einem Dritten. Unter<br />
haftpfli<strong>ch</strong>tre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten ist nur <strong>der</strong> normative<br />
Personens<strong>ch</strong>aden5e, ni<strong>ch</strong>t aber <strong>der</strong> fiktive Personens<strong>ch</strong>aden<br />
zu ents<strong>ch</strong>ädigen6o.<br />
54 Vgl. Urteil EVG vom 29.11.2005 (I521/05)8.2.2.<br />
s5 Vgl. Urteil BGer vom l9.l .2006 (I 54/06) 8 .2.4 und BGE 104<br />
v 88.<br />
56 Vgl. Art. 2l Abs. 3 IVG.<br />
51 Vgl. Urteile BGer vom 11.3.2008 (8C_127/2007) E. 5.4.2 und<br />
EVG vom 23.8.2000 (1528199) E.4 und 5.<br />
58 Vgl. BGE 1l2V 15 E. lb.<br />
se Siehe Urteile BGer vom 19.12.2005 GC.33112005) E. 3.3.2<br />
und vom 26.3.2002 AC.27612001) E. 6b.<br />
60 Vgl. z.B. BGE 127 IlI73 = AIPIPJA 2001, 723 (Bemerkungen<br />
von Vrro Rossnro) - ZBJV 2003,43 (Bemerkungen von<br />
HuNz HnussErn und MnNUEI- huN) E.4 und 5 (Ni<strong>ch</strong>tersatzfähigkeit<br />
fiktiver Sa<strong>ch</strong>wie<strong>der</strong>herstellungskosten) und Urteile<br />
HGer ZH vom 06.11.1998 = ZR 2001 Nr. 31 (Ni<strong>ch</strong>tersatzfähigkeit<br />
fiktiver Marktentw<strong>im</strong>rngskosten) und OGer LU vom<br />
20.1L1985 i. S. Blssig c. Alpina Versi<strong>ch</strong>erungs-Aktiengesells<strong>ch</strong>aft<br />
= CaseTex Nr. l5 = JdT 1986I459 Nr. 41 = SG Nr. 384<br />
E. 4 (Eigenreparatur zu Selbstkosten eines ohnehin ni<strong>ch</strong>t in<br />
<strong>Landolt</strong><br />
AlP|PJAel2olo<br />
Eine Ersatzpfli<strong>ch</strong>t für fiktive Kosten würde dem Zweck<br />
<strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> (Substitution einer gesetzli<strong>ch</strong>en Leistung<br />
dur<strong>ch</strong> eine an<strong>der</strong>e Leistung) zuwi<strong>der</strong> laufen. Zudem<br />
besteht zwis<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>ten gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungen<br />
und dem Ersatz eingesparter Kosten keine funktionelle<br />
Glei<strong>ch</strong>werti gkeit. Entspre<strong>ch</strong>end i st von <strong>der</strong> N i c ht e r s at zfcihi g -<br />
keit fiktiver Kosten auszugehen. Bei den normativen Kosten,<br />
insbeson<strong>der</strong>e den eingesparten Kosten bei einer Angehörigenpflege6l,<br />
kann demgegenüber ni<strong>ch</strong>t von <strong>der</strong> generellen<br />
Ni<strong>ch</strong>tersatzfähigkeit ausgegangen werden. Einerseits besteht<br />
mitunter eine gesetzli<strong>ch</strong>e Leistungspfli<strong>ch</strong>t o<strong>der</strong> bejaht an<strong>der</strong>erseits<br />
die Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>. Bei<br />
<strong>der</strong> Angehörigenpflege sehen z.B. die IV62, UV63 und MVuo,<br />
ni<strong>ch</strong>t aber die KV65 eine gesetzli<strong>ch</strong>e Leistungspfli<strong>ch</strong>t vor. Insoweit<br />
stellt si<strong>ch</strong> einzig bei <strong>der</strong> KV die Frage, ob eine persönli<strong>ch</strong>e<br />
Austaus<strong>ch</strong>befuenis besteht66.<br />
V. Sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> lV<br />
a. Hilfsmittel<br />
Die sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Austaus<strong>ch</strong>problematik stellte si<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st<br />
bei den Hilfsmitteln6T. Die eins<strong>ch</strong>lägigen gesetzli<strong>ch</strong>en Regelungen<br />
verwenden das sogenannte Listensystem, wona<strong>ch</strong><br />
si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Anspru<strong>ch</strong> nur auf die <strong>im</strong> Gesetz selbst aufgeführten<br />
Hilfsmittel bezieht6s. Die Liste <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Invalidenversi<strong>ch</strong>erung<br />
abzugebenden Hilfsmittel ist insofern abs<strong>ch</strong>liessend,<br />
als sie die in Frage kommenden Hilfsmittelkategorien<br />
aufzählt, wogegen bei je<strong>der</strong> Hilfsmittelkategorie zu prüfen<br />
ist, ob die Aufzählung <strong>der</strong> einzelnen Hilfsmittel (innerhalb<br />
<strong>der</strong> Kategorie) ebenfalls abs<strong>ch</strong>liessend o<strong>der</strong> bloss beispielhaft<br />
ist6e.<br />
Betrieb gewesenen Cars) sowie VPB 1999 Nr. 21F,.3 (Ni<strong>ch</strong>tersatzfähigkeit<br />
fiktiver Reisekosten); ferner Urteil BGH vom<br />
14.1.1986 (VI ZR 48/85) = MDR 1986 486 = NJW 1986 1538<br />
E. Vlb (fiktive Operationskosten).<br />
6r Vgl. Urteil BGer vom26.3.2002 (4C.21612001) E. 6b.<br />
62 Vgl. BGE 120 V 280 E. 4a und b sowie Urteile EVG vom<br />
1 1.10.1994 i.S. X = SVR 1995 IV 34 89 E. 2c und vom 5.8.1993<br />
i.S. K.-L. E.2c.<br />
63 Vgl. Art. 18 Abs. 2 UVV und Urteil EVG vom 14.7.2000<br />
(U 297199) E. 3c.<br />
64 Vgl. Art. 20Abs. 1 MVG undArt. 12 MVV.<br />
65 Vgl. BGE I26V 330 = RKUV 2000,288 E. 1b. siehe ferner Urteil<br />
SozVersGer ZH 15.1.2008 (KV.2006.00067) E. 4.4 (ni<strong>ch</strong>t<br />
zugelassene Rehabilitationsklinik).<br />
66 Dazu infraZifferYU3.<br />
67 Siehe Art.2I IVG und HVI. Unter einem Hilfsmittel ist ein Gegenstand<br />
zu verstehen, dessen Gebrau<strong>ch</strong> den Ausfall gewisser<br />
Teile o<strong>der</strong> Funktionen des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Körpers zu ersetzen<br />
vermag (BGE ll2Y 15 E. 1b).<br />
68 Vgl. Art. 2 Abs. 1 HVI und Art. 1 Abs. 1 HVUV.<br />
6q Statt vieler BGE I ll Y 111 E. 3b.
<strong>Der</strong> Crundsatz <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
Das EVG hat <strong>im</strong> Hilfsmittelre<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> IV seit den 70er<br />
Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts den <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
entwickeltT0. Unter Hinweis auf den <strong>Grundsatz</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> ents<strong>ch</strong>ied das EVG, dass <strong>der</strong><br />
Versi<strong>ch</strong>erte, <strong>der</strong> auf ein gesetzli<strong>ch</strong> vorgesehenes Hilfsmittel<br />
verzi<strong>ch</strong>tet und stattdessen ein an<strong>der</strong>es, mit ersterem glei<strong>ch</strong>wertiges<br />
Hilfsmittel beanspru<strong>ch</strong>t beziehungsweise ans<strong>ch</strong>afft,<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf Kostenersatz hat7r. Diese Geri<strong>ch</strong>tspraxis hat<br />
1989 zur Kodifikation des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> Austaus<strong>ch</strong>brf"snis<br />
geführt72.<br />
Die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> ist au<strong>ch</strong> in Bezug auf mehrere<br />
Hilfsmittel anwendbar. Es ist dem Versi<strong>ch</strong>erten freigestellt,<br />
an Stelle <strong>der</strong>Ans<strong>ch</strong>affung mehrerer Hilfsmittel eine Gesamtlösung<br />
zu treffen, wel<strong>ch</strong>e als Ganzes einen Behelf <strong>im</strong> Sinne<br />
<strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> darstellt. Wählt er eine seinen individuellen<br />
Bedürfnissen angepasste Gesamtlösung, so beurteilt<br />
si<strong>ch</strong> sein Anspru<strong>ch</strong> dana<strong>ch</strong>, inwieweit die Ersatzlösung,<br />
gesamthaft betra<strong>ch</strong>tet, notwendige Hilfsmittel in einfa<strong>ch</strong>er<br />
70 In den Urteilen Gs<strong>ch</strong>wendvom24.T .1979 (ZAK 1979. 564) und<br />
F tt r g in ö vom 29. I l . 191 9 (l 25 5 17 9) E. 2, hat das EVG festgehalten,<br />
dass <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte, <strong>der</strong> auf eigene Kosten einen strassenverkehrstaugli<strong>ch</strong>en<br />
Elektrofahrstuhl gekauft hatte, Anspru<strong>ch</strong> auf<br />
einen für den Strassenverkehr ni<strong>ch</strong>t zugelassenen Elektrofahrstuhl<br />
hat. <strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> wurde in <strong>der</strong><br />
Folge <strong>im</strong> Urteil Elsener vom21.3.1981 (BGE 107 V 89 E.2b)<br />
konkretisiert und verallgemeinert. Die seitherige Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung<br />
hat die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in zahlrei<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eiden<br />
angewendet, siehe z.B. BGE 130 V 360 E. 3 (Ringleitungsverstärker<br />
mit Tis<strong>ch</strong>mikrofon an Stelle FM-Anlagen), BGE 127<br />
Y I2I E. 3 (Hausanbau an Stelle Treppenlift und Elektrorollstuhl),<br />
l l l V 209 8.2 (Treppenlift an Stelle Treppenfahrstuhl)<br />
und I I I V 215 E. 2d (Rampe an Stelle Treppenfahrstuhl) sowie<br />
ferner Urteile BGer vom20.2.2008 (9F_3/2001)E.3.2 und 5.1<br />
(Vertikallift an Stelle Hebebühne/Treppenlift) vom 15.3.2001<br />
(I 133/06) 8.6.2 (Übernahme eines elektris<strong>ch</strong>en Türöffnungsantriebes<br />
für die Hauseingangstüre statt Ersetzen bzw. Verbreitern<br />
<strong>der</strong> Haustüre, abgelehnt) bzw EVG vom 21.3.2006 (1736/04)<br />
E. 2.5 (Hausanbau an Stelle Treppenlift), vom 23.9.2004<br />
(I 43Il0I) E. 3.2 (Elektrobett-Einsatz an Stelle Elektrobett),<br />
vom 22.6.2004 (I 170104) E. 3.2 (Kopftu<strong>ch</strong> an Stelle Perücke),<br />
vom 15.12.2000 (I 389/99) E. 2 (Aussen-Vertikallift an Stelle<br />
Treppenlift), vom 21.12.1995 (I 171195) E. 4 (keine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
in Bezug auf den Neubau eines EFH an Stelle eines<br />
Treppenlifts), vom 26.11.1993 (1290/92) E. 2b (Baby-Funk an<br />
Stelle einer fest eingebauten Li<strong>ch</strong>tsignalanlage), vom I.9.1992<br />
(I 185192) E. 2b (Elektroantrieb für den gewöhnli<strong>ch</strong>en Fahrstuhl<br />
an Stelle Elektrofahrstuhl), vom25.2.1987 (I 81186)8.2<br />
(Kabinenlift an Stelle Treppenlift). vom 23.12.1986 (l226/86)<br />
E. 2 (speziell angefertigte Badewanne an Stelle Badelift), vom<br />
5.4.1982 (I238l81) E. 2b (Kabinenlift an Stelle Treppenlift) und<br />
vom2l.4.1982 (1799181) E. 2c (Kabinenlift an Stelle Treppenlift),<br />
sowie ZAK 1986,525 (Zahnbrücke an Stelle Zahnprothese)<br />
und ZAK 1988, 180 (batteriebetriebenes S<strong>ch</strong>ubgerät für einen<br />
gewöhli<strong>ch</strong>en Rollstuhl an Stelle eines Elektrorollstuhls).<br />
7t<br />
Siehe BGE 107 V 89 E. 2b.<br />
72 Vgl. Art. 21bi'Abs. I IVG sowie Art.2 Abs. 5 und Art. 8 Abs. I<br />
HVT.<br />
A'P/PJA el2o10<br />
und zweckmässiger Ausführun g ersetztT3. Bei bauli<strong>ch</strong>en An<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Wohnung o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Eigenhe<strong>im</strong> o<strong>der</strong> bei Neubauten<br />
ist überdies zu bea<strong>ch</strong>ten, dass nur die eindeutig und<br />
einzeln ums<strong>ch</strong>riebenen bauli<strong>ch</strong>en Anpassungen einer Leistungszuspre<strong>ch</strong>ung<br />
zugängli<strong>ch</strong> sind. Wegen des abs<strong>ch</strong>liessenden<br />
Charakters dieser Kategorie <strong>der</strong> Hilfsmittel können<br />
aber keine Beiträge an die allgemeinen Mehrkosten aus <strong>der</strong><br />
Erstellung eines rollstuhlgängigen Hauses gewährt werdenTa.<br />
b. Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />
i. Medizinis<strong>ch</strong>e Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />
<strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> gilt sowohl für die berufli<strong>ch</strong>e<br />
als au<strong>ch</strong> die medizinis<strong>ch</strong>e Einglie<strong>der</strong>ung. Die Praxis<br />
ist <strong>im</strong> Einzelnen unübersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> und wi<strong>der</strong>sprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>.<br />
So gilt die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> - einges<strong>ch</strong>ränkt - <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong><br />
von Art. 12 M75, insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Anwendungsberei<strong>ch</strong> von<br />
aArt. 4IVV76, ni<strong>ch</strong>t aber <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> von Art. 13 IVG?? und in<br />
Bezug auf das Erfor<strong>der</strong>nis des anerkannten Leistungserbringers<br />
i.S.v. Art.14 Abs. I lit. a IVG78. Das EVG verneinte die<br />
Anwendbarkeit des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> ferner<br />
in Bezug auf medizinis<strong>ch</strong>e Son<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>ulmassnahmenTe.<br />
73<br />
15<br />
78<br />
Vgl. BGE 127 V l2l E.2b sowie Urteile BGer vom 8.9.2008<br />
(9C_83212O07 und 9C_87212007) E. 4 und EVG vom 2l.3.2006<br />
(rt36104\8.2.2.<br />
Vgl. BGE 127 V l2l E.2b und Urteil BGer vom 8.9.2008<br />
(9C_832/2007 und 9C_812/2007) E. 4 (Kosten des Ar<strong>ch</strong>itekten).<br />
Vgl. Urteil EVG vom 22.3.1989 (I170187) E. 3c (Anspru<strong>ch</strong> auf<br />
Leistungen auf <strong>der</strong> Kostenbasis ambulanter Physiotherapie bejaht<br />
bei einer Versi<strong>ch</strong>erten mit Restlähmungen na<strong>ch</strong> Kin<strong>der</strong>lähmung,<br />
wel<strong>ch</strong>e <strong>im</strong> Lähmungsinstitut in Leukerbad eine Badekur<br />
absolviert hatte, wiewohl die Voraussetzungen für stationäre<br />
Physiotherapie ni<strong>ch</strong>t erfü1lt waren).<br />
Vgl. BGE 120 V 280 E. 4 sowie Urteile EVG vom 14.6.2004<br />
(l Il7l0l) E. 4.1 (Aufenthalt in Spielgruppe an Stelle von<br />
Hauspflege), vom 30.4.2004 (I 378/01) E. 3.1 (Aufenthalt in<br />
Spielgruppe an Stelle von Hauspflege) vom 1I.1,0.1994 i.S. X<br />
= SVR 1995 IV 34 (89) E. 2c und vom 5.8.1993 i.S. K.-L. E .2c<br />
sowie Urteil SozVersGer ZH vom 24.5.2005 (IV.2004.00428)<br />
E. 5 (Pflegemutter an Stelle Kin<strong>der</strong>spitex).<br />
Vgl. BGE 120 V 277 E.4 (mit Bezug auf Leistungsverlängerung<br />
über das 20. Altersjahr hinaus); siehe aber Urteil VerwGer<br />
OW vom 30.11.2005 i. S. A. = OWVVGE XVII Nr.47 E.7<br />
(Skolioseoperation).<br />
Vgl. BGE 121 V 8 E. 5a (Die Mutter <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erten kann<br />
ni<strong>ch</strong>t als medizinis<strong>ch</strong>e Hilfsperson anerkannt werden, und zwar<br />
au<strong>ch</strong> dann ni<strong>ch</strong>t, wenn sie während des Krankenhausaufenthaltes<br />
ihres Kindes auf Geheiss des behandelnden Arztes und<br />
unter dessen Anleitung das Kind stillt.) sowie Urteile BGer<br />
vom 7.7.2010 (8C_81/2010) E. 7 und EVG vom 14.9.1993<br />
(l304192) E. 4 (keine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> bei einer medizinis<strong>ch</strong>en<br />
Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahme i.S.v. Art. 14 Abs. I lit. a<br />
IVG, wenn Ehefrau Leistungen erbringt).<br />
Vgl. Urteil EVG vom 23.10.1984 (I 40184a) E. 2c (Eltern, die<br />
eine sog. dur<strong>ch</strong>führen).
Im Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> IV hat <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte Anspru<strong>ch</strong> auf<br />
Unterkunft und Verpflegung in <strong>der</strong> allgemeinen Abteilung,<br />
wenn die ärztli<strong>ch</strong>e Behandlung in einer Kranken- o<strong>der</strong> Kuranstalt<br />
erfolgt. Begibt si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte in eine an<strong>der</strong>e<br />
Abteilung, obwohl die Massnahme in <strong>der</strong> allgemeinen Abteilung<br />
dur<strong>ch</strong>geführt werden könnte, so hat er Anspru<strong>ch</strong> auf<br />
Ersatz <strong>der</strong> Kosten, die <strong>der</strong> IV bei einer Behandlung in <strong>der</strong><br />
allgemeinen Abteilureg entstanden wären80.<br />
ii. Berufli<strong>ch</strong>e Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />
<strong>Hardy</strong> <strong>Landolt</strong><br />
Das EVG bejaht die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in den Fällen, in denen<br />
<strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte zwar ni<strong>ch</strong>t die gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungen<br />
beanspru<strong>ch</strong>t, aber glei<strong>ch</strong>wertige Einglie<strong>der</strong>ungsbemühungen<br />
untern<strong>im</strong>mt8r. <strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
ist etwa dann anwendbar, wenn <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte ohne invaliditätsbedingte<br />
Notwendigkeit eine Ausbildung wählt, die<br />
ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong>wertig i.S.v. Art. 17 IVG ist. In einem sol<strong>ch</strong>en<br />
Fall können <strong>im</strong> Umfang <strong>der</strong> eingesparten Kosten für eine<br />
glei<strong>ch</strong>wertige Ums<strong>ch</strong>ulungsmassnahme Beiträge geleistet<br />
werden82. Für die mutmassli<strong>ch</strong>e Ums<strong>ch</strong>ulungsdauer sind zudem<br />
Taggel<strong>der</strong> zu bezahlen83.<br />
<strong>Der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte, <strong>der</strong> infolge Invalidität die Vergütung <strong>der</strong><br />
Taxikosten für die Fahrten zwis<strong>ch</strong>en seinem Wohnort und<br />
<strong>der</strong> von ihm besu<strong>ch</strong>ten Mittels<strong>ch</strong>ule beanspru<strong>ch</strong>en könnte,<br />
den S<strong>ch</strong>ulweg aber ni<strong>ch</strong>t <strong>im</strong> Taxi zurücklegt, son<strong>der</strong>n von<br />
seinen Eltern mit dem Auto zur S<strong>ch</strong>ule gebra<strong>ch</strong>t und von dort<br />
abgeholt wird, hat Anspru<strong>ch</strong> auf Übernahme <strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> den<br />
Transport <strong>im</strong> elterli<strong>ch</strong>en Fahrzeug tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> anfallenden<br />
Mehrkosten dur<strong>ch</strong> die Invalidenversi<strong>ch</strong>eruns8a.<br />
c. Taggeld und Rente<br />
Im Taggeld- und Rentenre<strong>ch</strong>t spielt die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
keine Rolless. Eine mit <strong>der</strong> Austaus<strong>ch</strong>problematik verglei<strong>ch</strong>bare<br />
Situation tritt dann ein, wenn <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte über die<br />
S<strong>ch</strong>adenmin<strong>der</strong>ungspfli<strong>ch</strong>t hinaus Massnahmen ergreift. In<br />
einem sol<strong>ch</strong>en Fall fragt es si<strong>ch</strong>, ob <strong>der</strong>Versi<strong>ch</strong>erte bere<strong>ch</strong>tigt<br />
ist, seine Mehrleistung mit den eingesparten Versi<strong>ch</strong>erungsleistungen<br />
einzutaus<strong>ch</strong>en86 und die - gesetzli<strong>ch</strong>en - Leistun-<br />
80 Vgl. Art. 14 Abs. 2 IVG und fernerArt. 15 Abs. 2 UVV.<br />
8r Vgl. Urteile EVG vom 23.10.2000 (I l16/99) E. 2b und vom<br />
3. 8. 1 998 (l 348197 ) E. 2. Ein We<strong>ch</strong>sel <strong>der</strong> berufli<strong>ch</strong>en Tätigkeit<br />
<strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> berufli<strong>ch</strong>en Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung beurteilt si<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> den Regeln des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
(vgl. Urteil EVG vom 2.5.2000 i.S. K. S. U287/991 E. 4).<br />
82 Vgl. Urteile EVG vom 23.10.2000 (1716/99) E. 2b und VersGer<br />
SO vom 28.4.2003 (VSBES.200L.L42) = SOG 2003 Nr. 38<br />
E.le.<br />
83 Vgl. Urteil VerwGer LU vom 6.11.2007 (S 06 612, S 07 8 und<br />
S 07 560) E.Sclaa.<br />
84 Vgl. BGE 120V 288 E. 3c.<br />
85 Vgl. Urteil VerwGer LU vom 6.11.2007 (S 06 612, S 07 8 und<br />
S 07 560) E. 5c.<br />
86<br />
Siehe dant infra ZifferY 13.<br />
AlPlPlAel2olo<br />
gen zu beanspru<strong>ch</strong>en, die er beanspru<strong>ch</strong>en könnte, wenn er<br />
(nur) seinen (min<strong>im</strong>alen) Pfli<strong>ch</strong>ten na<strong>ch</strong>gekommen wäre87.<br />
d. Hilflosenents<strong>ch</strong>ädigung<br />
Bei <strong>der</strong> Hilflosenents<strong>ch</strong>ädigung spielt die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
ebenfalls keine Rolle. <strong>Der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte erhält eine paus<strong>ch</strong>alierte<br />
Geldzahlung je na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Unfähigkeit, alltägli<strong>ch</strong>e<br />
Lebensverri<strong>ch</strong>tungen ausführen zu können. Eine mit<br />
<strong>der</strong> Austaus<strong>ch</strong>problematik verglei<strong>ch</strong>bare Situation tritt - wie<br />
bei den Taggeld- und Rentenleistungen - dann ein, wenn <strong>der</strong><br />
Versi<strong>ch</strong>erte über die S<strong>ch</strong>adenmin<strong>der</strong>ungspfli<strong>ch</strong>t hinaus den<br />
invaliditätsbedingten Mehraufwand dur<strong>ch</strong> Eigenleistung<br />
kompensiert88.<br />
2. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> AHV<br />
Das EVG lehnte den <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong><br />
Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Hilfsmittelversorgung <strong>der</strong> AHV seit je ab8e. In<br />
einem Ents<strong>ch</strong>eid von 1992 setzte si<strong>ch</strong> das EVG erstmals mit<br />
<strong>der</strong> Austaus<strong>ch</strong>problematik auseinan<strong>der</strong> und befand, dass die<br />
Verwaltungspraxis, wona<strong>ch</strong> Altersrentner den Fahrstuhl bei<br />
den ermä<strong>ch</strong>tigten Mietstellen zu beziehen hätten, keine gesetzeswidrige<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkung bewirkeeO.<br />
Drei Jahre später hielt das EVG unter Hinweis auf diesen<br />
Ents<strong>ch</strong>eid fest, dass > könneer. Das EVG begründete seine ablehnende<br />
Haltung u.a. mit einem Hinweis auf die in Art. 4 HVA<br />
verankerte Besitzstandsgarantie und fand, dass diese Best<strong>im</strong>mung<br />
e2.<br />
In jüngerer Zeit wurde die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Hilfsmittelre<strong>ch</strong>t<br />
<strong>der</strong> AHV trotz Fehlens von entspre<strong>ch</strong>enden Best<strong>im</strong>mungen<br />
in <strong>der</strong> HVA, wie sie die HVI vorsieht, bejahte3.<br />
Begründet wird diese Praxisän<strong>der</strong>ung damit, dass die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Ausgangslage in Bezug auf die Hilfsmittellisten in<br />
<strong>der</strong> Invaliden- und <strong>der</strong> Altersversi<strong>ch</strong>eruns <strong>im</strong> Wesentli<strong>ch</strong>en<br />
87 In BGE 109 V 25 =ZAK 1983, 500 E. 3c wurde eine leistungserhöhende<br />
Aussergewöhnli<strong>ch</strong>keit bei einer Fusstickerin verneint.<br />
88 Siehe dazu infraZifferYU2.<br />
8e Vgl. Urteile EVG vom 23.2.2005 (H 51/02) E. 2.2 f., vom<br />
24.2.2000 (H 435199) 8.2c, vom 10.7.1995 (H 283194) E. 4c<br />
und vom 24.11.1992 (H 38192) E. 5 (alle betreffend Hilfsmittelanspru<strong>ch</strong>).<br />
e0 Vgl. Urteil EVG vom 24.11.1992 (H38192)8. 5.<br />
el<br />
Urteil EVG vom 10.1.1995 (H283194)E.4c.<br />
e2 lbid.<br />
e3 Vgl. BGE 131 V 107 E. 3.4 (Elektrorollstuhl) und Urteil EVG<br />
vom 4.5.2005 (H I99l0l) E. 2.3.1 und 2.3.3 (orthopädis<strong>ch</strong>e<br />
Einlagen und S<strong>ch</strong>uhe).
<strong>Der</strong> Crundsatz <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
die glei<strong>ch</strong>e ist. We<strong>der</strong> <strong>im</strong> einen no<strong>ch</strong> <strong>im</strong> an<strong>der</strong>en Fall ist innerhalb<br />
einer Hilfsmittelkategorie die Wahl <strong>der</strong> konkret zu<br />
beanspru<strong>ch</strong>enden Vorkehr zwingend vorges<strong>ch</strong>rieben. Es bestehen<br />
deshalb keine normativen Anhaltspunkte, die für die<br />
Altersversi<strong>ch</strong>erung darauf s<strong>ch</strong>liessen liessen, dass die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Anwendung gelangen<br />
könntee+.<br />
3. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> EL<br />
Das EVG hat in einem Ents<strong>ch</strong>eid aus dem Jahr 2000 - in<br />
einem obiter dictum - die Anwendbarkeit des <strong>Grundsatz</strong>es<br />
<strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> für die Vergütung von Krankheitsund<br />
Behin<strong>der</strong>ungskosten bejahtes. Na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Auffassung des<br />
Bundesgeri<strong>ch</strong>ts gilt <strong>der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong><br />
Anwendungsberei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Ergänzungsleistungen analog demjenigen<br />
<strong>im</strong> Krankenversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>te6.<br />
Mit <strong>der</strong> Einführung des Neuen Finanzausglei<strong>ch</strong>s wurde<br />
die Vergütung von Krankheits- und Behin<strong>der</strong>ungskosten<br />
kantonalisiert. Die Kantone haben von Bundesre<strong>ch</strong>ts wegen<br />
Kosten für zahnärztli<strong>ch</strong>e Behandlung, Kosten für Hilfe, Pflege<br />
und Betreuung zuhause sowie in Tagesstrukturen, Kosten<br />
für ärztli<strong>ch</strong> angeordnete Bade- und Erholungskuren, Diätkosten,<br />
Kosten für Transporte zur nä<strong>ch</strong>stgelegenen Behandlungsstelle,<br />
Hilfsmittel und die Kostenbeteiligung na<strong>ch</strong> Artikel64<br />
KVG zu vergütene7.<br />
Diese Aufzählung war in <strong>der</strong> bis zum 3l.Dezember 2007<br />
geltenden Regelung abs<strong>ch</strong>liessend und ist es au<strong>ch</strong> de lege<br />
latae8. Die Kantone sind aber bere<strong>ch</strong>tigt, Art und Umfang <strong>der</strong><br />
ersatzfähigen Kosten innerhalb <strong>der</strong> vorerwähnten Kostenkategorien<br />
zu best<strong>im</strong>menee, müssen aber den bundesre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> bea<strong>ch</strong>ten. Zudem können<br />
sie freiwillig an<strong>der</strong>e Kostenkategorien <strong>im</strong> kantonalen Re<strong>ch</strong>t<br />
vorsehen.<br />
4. <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> KV<br />
a. Ambulante Leistungen<br />
Die Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung verneint eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong><br />
ambulanten Berei<strong>ch</strong>r00. Begründet wird <strong>der</strong> Auss<strong>ch</strong>luss damit,<br />
dass die beliebige Wahl zwis<strong>ch</strong>en Privat- und Kassentarif<br />
ni<strong>ch</strong>t nur den Zielen des Tarifs<strong>ch</strong>utzes zuwi<strong>der</strong>laufen,<br />
son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> die freie Wahl <strong>der</strong> Leistungserbringer beein-<br />
91<br />
95<br />
96<br />
97<br />
98<br />
99<br />
100<br />
Vgl. BGE 131V 107 E.3.4.3.<br />
Vgl. Urteil EVG vom 6.1.2001 (P 10/00) E.2c. Siehe ferner<br />
Urteil EVG vom 19.1.2001 (P 26/0UF,.2b.<br />
Vgl. Urteil EVG vom 20.1.2005 (P 18/05) E.3.4.<br />
Vgl.An. 14Abs. I ELG.<br />
Vgl. Urteil BGer vom 10.8.2009 (9C_84/2009)8.4.4.<br />
Vgl. Art. 14Abs. ZELG.<br />
Vgl. BGE 126 III 345 E. 3c und 111 V 324 E. 2a sowie Urteile<br />
EVG vom 12.10.2004 (K I40l0D E. 6.1 und BGer vom<br />
8.6.2000 (5C.r97 / 1999) E. 3c.<br />
AJPlPlAel2olo<br />
trä<strong>ch</strong>tigen wür<strong>der</strong>Or. Be<strong>im</strong> Erbringen von ambulanten Pfli<strong>ch</strong>tleistungen<br />
na<strong>ch</strong> KVG sind insbeson<strong>der</strong>e Zusatzhonorare als<br />
Folge des Tarifs<strong>ch</strong>utzes verbotenr02 beziehungsweise nur für<br />
e<strong>ch</strong>te Mehrleistungen zulässig, die über den Leistungsumfang<br />
<strong>der</strong> obligatoris<strong>ch</strong>en Krankenpflegeversi<strong>ch</strong>erung hinausgehenl03.<br />
<strong>Der</strong> Auss<strong>ch</strong>luss <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
für ambulante Pflegeleistungen\M. Diese umfassen die<br />
Spitex- und He<strong>im</strong>pflege sowie die Pflege dur<strong>ch</strong> freiberufli<strong>ch</strong><br />
tätige zugelassene Pflegefa<strong>ch</strong>personenl0s. Wählt <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte,<br />
aus wel<strong>ch</strong>en Gründen au<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer, eine ni<strong>ch</strong>t zu den<br />
gesetzli<strong>ch</strong>en Pfli<strong>ch</strong>tleistungen gehörende Pflege und Behandlung,<br />
entfällt <strong>der</strong> Anspru<strong>ch</strong>r06. Dem Pflegebedürftigen<br />
steht insbeson<strong>der</strong>e kein Anspru<strong>ch</strong> auf die für den Fall eines<br />
Spitalaufenthaltes vorgesehenen Leistungen zu, solange die<br />
<strong>im</strong> Pflegehe<strong>im</strong> gewährte Pflege den tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Bedürfnissen<br />
entspri<strong>ch</strong>troT.<br />
Diese hö<strong>ch</strong>stri<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>e Zurückhaltung wurde mittlerweile<br />
gelockert. Einen ersten S<strong>ch</strong>ritt in Ri<strong>ch</strong>tung Anerkennung<br />
des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> ambulanten<br />
Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> KV ma<strong>ch</strong>te das EVG dur<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
einer <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> gestützt auf eine reglementaris<strong>ch</strong>e<br />
Grundlageros. Später wurde eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Verhciltnis<br />
zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> Spitex- und <strong>der</strong> He<strong>im</strong>pflege anerkanntr0e.<br />
Diesbezügli<strong>ch</strong> besteht eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> zwis<strong>ch</strong>en<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und ni<strong>ch</strong>twirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Massnahmen insoweit,<br />
als <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>twirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Massnahme Anspru<strong>ch</strong> auf Vergütung <strong>der</strong>jenigen Kosten<br />
hat, auf die er bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Massnahme<br />
Anspru<strong>ch</strong> hätte'r0. Ist die ambulante Pflege unzweckmässig<br />
o<strong>der</strong> unwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>, können keine Teilleistungen in <strong>der</strong><br />
Höhe <strong>der</strong> hypothetis<strong>ch</strong>en stationären Pflegekosten verlangt<br />
werdenrrr.<br />
Bei Glei<strong>ch</strong>wertigkeit von Spitex- und He<strong>im</strong>pflege, d.h.<br />
glei<strong>ch</strong>er Wirksamkeit und Zweckmässigkeit, besteht keine<br />
absolute Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keitsgrenze in dem Sinne, dass<br />
ror<br />
Vgl. z.B. BGE 126III345 E. 3c.<br />
r02 Vgl. Urteil EVG vom 15.4.2004 (K 5/03) E.4.2.<br />
r03 Vgl. BGE 130 I 306 E. 2.3, 126IIl345 E.3b und 126V 330<br />
= RKUV 2000 288 E. lb sowie Urteile EVG vom 20.10.1992<br />
(K 166/91) E. 3b (keine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in Bezug auf Iscadorbehandlung<br />
als Ni<strong>ch</strong>tpfli<strong>ch</strong>tleistung) und vom 16.12.I99I<br />
(K5l/91) E. 2c sowie RKUV 1994,68 E. 6a (<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
gilt ni<strong>ch</strong>t für Attend-Slips).<br />
r0:r<br />
Vgl. BGE 111 V 326 E. 2a und Urteil EVG vom 20.10.1992<br />
(K 166/91) E. 3b.<br />
105 Vgl. Art. 25 Abs. 2lit. a KVG, Art.25a KVG und Art. 50 KVG<br />
sowie Art.l ff. KLV.<br />
106 Vgl. BGE l26V 330 = RKUV 2000, 288, E. lb.<br />
107 Vgl. BGE I26Y 344E.3a.<br />
r08 Vgl. RKUV 1986,154 und RKUV 1987, 10, sowie Uneil EVG<br />
vom 1 6. l2.l99l (K 51 l9I) F.. 2c.<br />
109 Vgl. BGE l26Y 3348.2.<br />
ll0 Siehe BGE 126 Y 334 E. 2 und 3 sowie Urteil EVG vom<br />
n.5.2004 (K 95/03) E.4.<br />
I I I Vel. Urteil EVG vom 11.5.2004 (K 95/03) E. 4.
ab einer best<strong>im</strong>mten Kostendifferenz, beispielsweise 50Vo,<br />
generell ein grobes Missverhältnis zwis<strong>ch</strong>en Spitex- und<br />
He<strong>im</strong>pflege anzunehmen istr12. Bei Glei<strong>ch</strong>wertigkeit von<br />
Spitex- und He<strong>im</strong>pflege wurde <strong>der</strong> Anspru<strong>ch</strong> auf Spitexleistungen<br />
bejaht bei Mehrkosten von 48 7o113 und verneint<br />
bei drei- bis viermalrra sowie fünfmal höheren Kostenrr5.<br />
In Fällen, in wel<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> die Spitexpflege als wirksamer<br />
und zweckmässiger erwies, wurde die Leistungspfli<strong>ch</strong>t unter<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigung <strong>der</strong> konkreten Umstände bejaht bei<br />
1,9-mal I 1 6 beziehung sweise 2,86- mal höheren Ko sten I I 7. War<br />
die Spitexpflege als erhebli<strong>ch</strong> wirksamer und zweckmässiger<br />
zu qualifizieren, was namentli<strong>ch</strong> bei Versi<strong>ch</strong>erten zutrifft, die<br />
no<strong>ch</strong> einer Erwerbstätigkeit na<strong>ch</strong>gingen o<strong>der</strong> aktiv am gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
und sozialen Leben teilnehmen, wurde <strong>der</strong><br />
Anspru<strong>ch</strong> selbst in Fällen bejaht, wo die Spitexpflege bis zu<br />
3,5-mal höhere Kosten verursa<strong>ch</strong>ter r8.<br />
b. Stationäre Leistungen<br />
Mit Bezug auf stationäre Leistungen bejaht das EVG demgegenüber<br />
eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> I re. Dem Versi<strong>ch</strong>erten sind<br />
in Anwendung <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> die Kosten zu ents<strong>ch</strong>ädigen,<br />
wel<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erer hätte erbringen müssen,<br />
wenn si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte als Kassenpatient hätte behandeln<br />
lassenr20. Die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> gilt au<strong>ch</strong> <strong>im</strong> teilstationären<br />
Berei<strong>ch</strong>, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Tages<strong>ch</strong>irurgie, da si<strong>ch</strong> diesbezügli<strong>ch</strong><br />
die Verhältnisse bei Unterkunft, Verpflegung und<br />
Erholung nur dur<strong>ch</strong> die kürzere Dauer von <strong>der</strong> stationären<br />
Behandlung unters<strong>ch</strong>eiden. Allerdings ist die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
<strong>im</strong> teilstationären Berei<strong>ch</strong> nur dann gegeben, wenn<br />
geson<strong>der</strong>te Sozialversi<strong>ch</strong>erungstarife und -paus<strong>ch</strong>alen für<br />
teilstationäre Behandlungen vereinbart o<strong>der</strong> behördli<strong>ch</strong> erlassen<br />
worden sindr2r.<br />
Vorausset^ng für die Anwendung <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
ist, dass das fragli<strong>ch</strong>e Spital sowohl die gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Leistung als au<strong>ch</strong> die Substitutionsleistung erbringen konnte.<br />
Keine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> besteht deshalb für die Kosten<br />
einer Sitzwa<strong>ch</strong>e an Stelle <strong>der</strong> Kosten für Intensivkrankenpflege<br />
in einer ni<strong>ch</strong>t für Intensivkrankenpflege eingeri<strong>ch</strong>teten<br />
Klinikr22. Als Substitutionsleistungen kommen zudem<br />
nw Behandlungen na<strong>ch</strong> bewöhrter Erkenntnis <strong>der</strong> medizini-<br />
I rr Vgl. Urteil EVG vom l1 .5.2004 (K 95/03) E.2.2.<br />
rr3 Vgl. RKUV 2001,264F..2b.<br />
rr'1 Vgl. RKUV 2001,19.<br />
rrs Vgl. RKUV 1999,64.<br />
r16 Vgl. RKUV 2001,179.<br />
t17 Vgl. Urteil EVG vom A2.n.2003 (K33|OZ)8.2.<br />
r18 Vgl. BGE I26V 334F,.3b.<br />
rre Vgl. BGE 130 I 306 E. 2.2, 126IlI345 E.3c und 115 V 38<br />
E.9b/aa und Urteil EVG vom 30.8.1999 (K 174/9U = AJP/PJA<br />
2000, 1020 (Bemerkungen von Unlt KtEsnn).<br />
t20 Statt vieler BGE 126III 345 E. 3c.<br />
tzt Vgl. Urteil EVG vom 12J02004 (K 140/02 und K l4ll02)<br />
8.1.tf.<br />
t?2 Vgl. Urteil EVG vom 1 .5.2002 (K 41101) E. 5b.<br />
<strong>Landolt</strong><br />
AIP/P|A el2o1o<br />
s<strong>ch</strong>enWissens<strong>ch</strong>aft rn Frage. Bei <strong>der</strong> Skolioseoperation na<strong>ch</strong><br />
Campbell handelt es si<strong>ch</strong> (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>t um eine anerkannte<br />
Behandlungsart, weshalb nur die Kosten einer Operation<br />
na<strong>ch</strong> herkömmli<strong>ch</strong>er Methode übernommen werden kön-<br />
nent'3.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> gilt nur bei einem<br />
Spitalaufenthalt, ni<strong>ch</strong>t aber bei <strong>der</strong> Unterbringung in einem<br />
Pflegehe<strong>im</strong>l2a. Fehlt sowohl die medizinis<strong>ch</strong>e als au<strong>ch</strong> die soziaie<br />
Spitalbedürftigkeitr2s, ist aber eine He<strong>im</strong>pflegebedürftigkeit'26<br />
vorhanden, die eine Umplatzierung vom Spital in<br />
ein He<strong>im</strong> erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t, gewährte das EVG eine Übergangszeit<br />
von einem Monatr27. Mit In-Kraft-Treten <strong>der</strong> Neuen<br />
Pflegefinanzierung am I .7.2010 besteht ledigli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ein<br />
Anspru<strong>ch</strong> auf eine zweiw,ö<strong>ch</strong>ige Übergangspfleger28. Diese<br />
beginnt mit <strong>der</strong> Zustellung <strong>der</strong> Mitteilung des Krankenversi<strong>ch</strong>erers<br />
an den Versi<strong>ch</strong>erten, einen weiteren Spitalaufenthalt<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr tragen zu wollen, zu laufenr2e.<br />
c. Arzne<strong>im</strong>ittel sowie Mittel und<br />
Gegenstände<br />
Die Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung verneint zwar grundsätzli<strong>ch</strong> die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
mit Bezug auf Arzne<strong>im</strong>ittel, die we<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Spezialitäten- no<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Arzne<strong>im</strong>ittelliste aufgeführt sind, mit<br />
dem Hinweis, dass diese Listen abs<strong>ch</strong>liessend sind'30. Es bejaht<br />
aber dann eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>, wenn <strong>der</strong> Einsatz des<br />
ni<strong>ch</strong>t aufgeführten Arzne<strong>im</strong>ittels eine unumgöngli<strong>ch</strong>e Vorbereitungsmassnahme<br />
fiJ,r die Dur<strong>ch</strong>führung einer Leistung<br />
t23<br />
Vgl. Urteil VerwGer OW vom 30.11.2005 i. S. A. = OWVVGE<br />
XVII f.{r. 47 E.2-l (Skolioseoperation).<br />
Vgl. BGE 125 V 177 = RKUV 1999, 326 (siehe dazu die<br />
Urteilsbespre<strong>ch</strong>ung von Duc in: AJPIPJA 1999, 1002) und<br />
t24V 362.<br />
tzs Spitalbedürftigkeit ist einerseits dann gegeben, wenn die notwendigen<br />
diagnostis<strong>ch</strong>en und therapeutis<strong>ch</strong>en Massnahmen<br />
nur in einem Spital zweckmässig dur<strong>ch</strong>geführt werden können,<br />
an<strong>der</strong>seits au<strong>ch</strong> dann, wenn die Mögli<strong>ch</strong>keiten ambulanter Behandlung<br />
ers<strong>ch</strong>öpft sind und nur no<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Rahmen eines Spitalaufenthaltes<br />
Aussi<strong>ch</strong>t auf einen Behandlungserfolg besteht.<br />
Dabei kann eine Leistungspfli<strong>ch</strong>t für den Spitalaufenthalt au<strong>ch</strong><br />
dann bestehen, wenn <strong>der</strong> Krankheitszustand des Versi<strong>ch</strong>erten<br />
einen sol<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t unbedingt erfor<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t, die medizinis<strong>ch</strong>e<br />
Behandlung jedo<strong>ch</strong> wegen beson<strong>der</strong>er persönli<strong>ch</strong>er Lebensumstände<br />
ni<strong>ch</strong>t an<strong>der</strong>s als <strong>im</strong> Spital dur<strong>ch</strong>geführt werden<br />
kann (BGE I26Y 323E.2b und l20Y 2068.6a).<br />
126 Für psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>e Dauerpatienten gelten, au<strong>ch</strong> wenn <strong>der</strong> Gesundheitszustand<br />
S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen ist, prinzipiell<br />
die Regeln für Pflegehe<strong>im</strong>patienten, sofern ni<strong>ch</strong>t vorübergehende<br />
Vers<strong>ch</strong>l<strong>im</strong>merungen des Leidens wie<strong>der</strong> eine Akutspitalbedürftigkeit<br />
bewirken (vgl. BGE 120 V 200 E. 6a und Urteil<br />
EVG vom 20.10.2006 |K 20/061 E. 3. 1 ).<br />
t21 Vgl. BGE l24V 362=RKUV 1999,31F'.2c. SiehefernerUrteil<br />
EVG vom21.12.2000 (K 1ll00) E. 3.<br />
r28 Vgl. Art. 26aAbs. 2 KVG.<br />
tze Vgl. Urteil EVG vom 27.12.2000 (K 11/00) E. 3.<br />
r30 Vgl. Urteil EVG vom 8.8.2001 (K 123100) 8.2d.
<strong>Der</strong> Crundsalz <strong>der</strong> Austaus<strong>ch</strong>befu nr5<br />
darstellt, die von <strong>der</strong> obligatoris<strong>ch</strong>en Krankenpflegeversi<strong>ch</strong>erung<br />
übernommen wirdr3r.<br />
Eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> wird ferner au<strong>ch</strong> in Bezug auf<br />
die Verwendung aufgeführter Arzne<strong>im</strong>ittel für von <strong>der</strong><br />
Swissmedic ni<strong>ch</strong>t genehmigte medizinis<strong>ch</strong>e Indikationenr32<br />
beziehungsweise in ni<strong>ch</strong>t vorgesehener Dosierungttt abgelehnt.<br />
Eine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> für einen sogenannten. offlabel-use<br />
besteht, wenn für eine Krankheit, die für die versi<strong>ch</strong>erte<br />
Person tödli<strong>ch</strong> verlaufen o<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>were und <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e<br />
gesundheitli<strong>ch</strong>e Probleme na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> ziehen kann, wegen fehlen<strong>der</strong><br />
therapeutis<strong>ch</strong>er Alternativen keine an<strong>der</strong>e wirksame<br />
Behandlungsmethode verfügbar ist; das Arzne<strong>im</strong>ittel muss<br />
in einem sol<strong>ch</strong>en Fall einen hohen therapeutis<strong>ch</strong>en Nutzen<br />
habenr3a.<br />
Vl. Persönli<strong>ch</strong>e<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. Wahlfreiheit<br />
Dem Versi<strong>ch</strong>erten steht keine verfassungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>el3s, wohl<br />
aber eine gesetzli<strong>ch</strong>e Wahlfreiheit unter den anerkannten<br />
Leistungserbringern zut36. N<strong>im</strong>mt <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte eine an<br />
si<strong>ch</strong> gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung von einem ni<strong>ch</strong>t anerkannten Leistungserbringer<br />
in Anspru<strong>ch</strong> o<strong>der</strong> appliziert er si<strong>ch</strong> selbst eine<br />
versi<strong>ch</strong>erte Dienstleistung, fragt es si<strong>ch</strong>, ob eine persönli<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> besteht.<br />
2. Selbstapplikation versi<strong>ch</strong>erter<br />
Leistu ngen<br />
Die Leistungspfli<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> obligatoris<strong>ch</strong>en Krankenpflegeversi<strong>ch</strong>erung<br />
erstreckt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t anf rirztli<strong>ch</strong>e Selbstbehand-<br />
I un g e nt 3t . D er S e Ib s tv e r s o r g un g s me hr aufw and wir d demgegenüber<br />
bei <strong>der</strong> Hilflosenents<strong>ch</strong>ädigung leistungserhöhend<br />
angere<strong>ch</strong>net, insbeson<strong>der</strong>e bei einer unübli<strong>ch</strong> auszuführenden<br />
Selbstpflege'tt, wie das z.B. für das Ausräumen des<br />
Darms von Hand zutrifftr3e.<br />
r3t Vgl. Urteil EVG vom I1.5.1998 i. S. A. H. = RKUV 1998,302<br />
E.3.<br />
t32 Vgl. BGE 130 V 532 =Pra2006 Nr. 36 = SVR 2005 KV Nr. 15<br />
E.6.<br />
133 Vgl. BGE 131V 349F,.3.<br />
r3'1 Vgl. BGE 131 V 349E.2.3 und 130 V 532 =Pra2006 Nr. 36 =<br />
SVR 2005 KV Nr. 15 E.6.<br />
r3s Vgl. Urteil BGer vom l7 .6.2005 (2P.73/2005) E. 5.<br />
136 Vgl. Art. 14Abs. 3 IVG, Art.4l KVG undArt. 10Abs. 2 UVG.<br />
137 Vgl. BGE 133 V 416E.24.<br />
r38 Vgl. BGE l2lY 88 E. 6blc und 106 V 153 E. 2 sowie Urteile<br />
EVG vom 4.2.2004 ffi 128/03) E. 3.1 und vom 3.2.1988 i.S.<br />
S<strong>ch</strong>.E.2d.<br />
r3e Vsl. Urteil EVG vom 3.2.1988 i.S. Scft. 8.2d.<br />
AJP/PJA e12010<br />
Sozialversi<strong>ch</strong>erun s re<strong>ch</strong>t<br />
3. Ni<strong>ch</strong>t anerkannte Leistungserbringer<br />
a. Allgemeines<br />
Die Anwendbarkeit des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
für gesetzli<strong>ch</strong>e Leistungen, die ni<strong>ch</strong>t von einem anerkannten<br />
Leistungserbringer, namentli<strong>ch</strong> von Angehörigen, erbra<strong>ch</strong>t<br />
werden, wird von <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung in best<strong>im</strong>mten Fällen<br />
bejaht, in an<strong>der</strong>en aber abgelehnt. In <strong>der</strong> IV gilt <strong>der</strong> <strong>Grundsatz</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> z.B. <strong>im</strong> Hauspflegeberei<strong>ch</strong>, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Bezug auf die Angehörigenpflege'4o, ni<strong>ch</strong>t aber<br />
für an<strong>der</strong>e medizinis<strong>ch</strong>e Massnahmen, bei denen das Erfor<strong>der</strong>nis<br />
des anerkannten Leistungserbringers i.S.v. Art. 14<br />
Abs. I lit. a IVG bestehtrar. Ebenso verneint wurde die Substitutionsfähigkeit<br />
<strong>im</strong> Re<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>ulmassnahmenra2<br />
und <strong>im</strong> Hilfsmittelre<strong>ch</strong>tra3.<br />
b. Persönli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> in <strong>der</strong> KV<br />
i. Allgemeines<br />
Das EVG hatte unter <strong>der</strong> Herrs<strong>ch</strong>aft des KUVGta4 ztbeurteilen,<br />
ob die fehlende Leistungsvoraussetzung <strong>der</strong> selbstständigerwerbenden<br />
Tätigkeit des Leistungserbringers <strong>im</strong> Rahmen<br />
einer Lückenfüllung o<strong>der</strong> gestützt auf den <strong>Grundsatz</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> als glei<strong>ch</strong>wohl gegeben betra<strong>ch</strong>tet<br />
werden kannlas. Eine Kostenübernahme für die von einer un-<br />
140 Vgl. BGE 120 Y 280 E. 4a und b sowie Urteile EVG vom<br />
11.10.1994 i.S. X = SVR 1995 IV Nr. 34 E.2c und vom<br />
5.8.1993 i.S. K.-L. F^2c.<br />
Vgl. BGE l2l Y 8 E. 5a sowie Urteile BGer vom 7.1.2010<br />
(8C_81/2010) E. 7 und EVG vom 14.9.1993 (1304/92)8.4.<br />
Vgl. Uneil EVG vom 23.10.1984 (I40184a) E.2c (Eltern, die<br />
eine sog. dur<strong>ch</strong>führen) und AHI-Praxis<br />
2000, 72 (keine <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> für ni<strong>ch</strong>t als Son<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
zugelassene Volkss<strong>ch</strong>ule).<br />
t43 Vgl. AHI-Praxis 1999, 172 tf . (betreffend Abgabe und Anpassung<br />
von Hörgeräten dur<strong>ch</strong> Personen, die ni<strong>ch</strong>t <strong>im</strong> Besitze des<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>ausweises als Hörgeräteakustiker sind).<br />
Im bis zum3l.l2.l995 gültig gewesenen KUVG war <strong>der</strong> Hauspflegekostenersatzanspru<strong>ch</strong><br />
in Art. 12 Abs. 2 lit. b aKUVG geregelt.<br />
Die Kassen waren verpfli<strong>ch</strong>tet, die Kosten <strong>der</strong> von einem<br />
Arzt s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> angeordneten, dur<strong>ch</strong> medizinis<strong>ch</strong>e Hilfspersonen<br />
vorgenommenen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> anerkannten Heilanwendungen<br />
zu tragen. Als medizinis<strong>ch</strong>e Hilfspersonen wurde von<br />
einem Arzt angestelltes und unter seiner direkten Kontrolle arbeitendes<br />
Hilfspersonal verstanden, was ni<strong>ch</strong>t nur Unselbständigkeit<br />
des Hilfspersonals, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> voraussetzte, dass das<br />
Hilfspersonal in räumli<strong>ch</strong>er Nähe zum Arzt tätig war (vgl. BGE<br />
114V 2l0E.2a,ll0v 191, 107V 48E.2und 100V4E.2asowie<br />
RKUV 1993, 105). Als medizinis<strong>ch</strong>e Hilfspersonen galten<br />
ferner Masseure, Heilgymnasten, Physiotherapeuten, Krankens<strong>ch</strong>western<br />
und -pfleger bezei<strong>ch</strong>net. Diese Hilfspersonen wurden<br />
jedo<strong>ch</strong> krankenversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> nur anerkannt, wenn<br />
sie ihren Beruf selbständig und auf eigene Re<strong>ch</strong>nung ausübten<br />
(vgl. RKUV 1986, 481 E. 2b betreffend Familienangehörige,<br />
die diese Voraussetzungen erfüllen).<br />
Vsl. BGE lllV 324.
<strong>Hardy</strong> <strong>Landolt</strong><br />
selbstständig erwerbenden Gemeindekrankens<strong>ch</strong>wester vorgenommene<br />
Hauspflege wurde unter Hinweis darauf, dass<br />
gemäss ständiger Praxis <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> KV <strong>im</strong> Gegensatz<br />
zum übrigen Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t keine Austaus<strong>ch</strong>barkeit<br />
zwis<strong>ch</strong>en Pfli<strong>ch</strong>t- und Ni<strong>ch</strong>tpfli<strong>ch</strong>tleistung bestehera6,<br />
verneint.<br />
In einem neueren Ents<strong>ch</strong>eid wurde die bisherige Praxis<br />
bestätigt und festgehalten, dass <strong>der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
zwar au<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Krankenversi<strong>ch</strong>erung<br />
gelte, aber ni<strong>ch</strong>t zu einem Austaus<strong>ch</strong> von Pfli<strong>ch</strong>t- dur<strong>ch</strong><br />
Ni<strong>ch</strong>tpfli<strong>ch</strong>tleistungen führen dürfe. Dies wäre bei <strong>der</strong> Zulassung<br />
<strong>der</strong> Angehörigen- an Stelle <strong>der</strong> Spitexpflege jedo<strong>ch</strong><br />
<strong>der</strong> Fall, da es si<strong>ch</strong> be<strong>im</strong> Erfor<strong>der</strong>nis des anerkannten Leistungserbringers<br />
um eine ni<strong>ch</strong>t substitutionsfähige Leistungsvoraus<br />
setzung handle ra7.<br />
ii. Pflegende Angehörige<br />
Na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung besteht die Leistungspfli<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />
KVG nur dann, wenn 1ugelassene Angehörige dre versi<strong>ch</strong>erten<br />
Leistungen erbringenras. Die formelle Zulassung kann bei<br />
Angehörigen, wel<strong>ch</strong>e die materiellen Zulassungsbedingungen<br />
erfüllen, ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> eine fingierte Zulassung als Leistungserbringer<br />
ersetzt werden. Denn erst mit <strong>der</strong> Zulassung<br />
als anerkannte Leistungserbringer werden die Pflegefa<strong>ch</strong>personen<br />
dem Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keitsgebot unterstellt, während sie<br />
vorher keine Pfli<strong>ch</strong>t zu auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Pflegelei<br />
stungen trifftr ae.<br />
Keine Umgehung des Zulassungserfor<strong>der</strong>nisses stellt<br />
ferner die Anstellung von pflegenden Angehörigen, die<br />
ni<strong>ch</strong>t <strong>im</strong> Besitz eines Pflegffi<strong>ch</strong>diploms sind, dur<strong>ch</strong> eine<br />
zugelassene Spitex-Organisation dar. In einem sol<strong>ch</strong>en Fall<br />
liegt eine ents<strong>ch</strong>ädigungspfli<strong>ch</strong>tige Spitex- und ni<strong>ch</strong>t eine<br />
ni<strong>ch</strong>t versi<strong>ch</strong>erte Angehörigenpflege vorr50. Angehörige, die<br />
kein Pflegediplom o<strong>der</strong> einen Fa<strong>ch</strong>ausweis <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong><br />
Ri<strong>ch</strong>tlinien des Spitex Verband S<strong>ch</strong>weiz besitzen, dürfen<br />
relativ einfa<strong>ch</strong>e Grundpflege und/o<strong>der</strong> Grundpflege in einfa<strong>ch</strong>en<br />
Situationen, ni<strong>ch</strong>t aber Behandlungspflegett' erbringen,<br />
müssen aber von <strong>der</strong> Spitex-Organisation hinrei<strong>ch</strong>end überwa<strong>ch</strong>t<br />
werdenl52.<br />
t.16<br />
)11<br />
r48<br />
t5l<br />
152<br />
Ibid. Siehe ferner BGE I 18 V 174 E. 2e und 114 V 270F.2.<br />
Vgl. BGE 126V 330 = RKUV 2000, 288 E. lb. Siehe ferner<br />
Urteil SozVersGer ZH 15.1.2008 (KV.2006.00067) E. 4.4<br />
(ni<strong>ch</strong>t zugelassene Rehabilitationsklinik).<br />
Vgl. BGE 133 V 218 8.6 sowie Urteile EVG vom 20.12.1999<br />
i.S. X. = RKUV 2000,77 (betreffend iirztli<strong>ch</strong>e Behandlung dur<strong>ch</strong><br />
den Ehegatten) bzw. vom 20.12.1999 i.S. X. = RKUV 2000 82<br />
(betreffend ärztli<strong>ch</strong>e Behandlung dur<strong>ch</strong> einen Elternteil).<br />
Vgl. Urteil BGer vom 10.5.2007 (K 141106 und K 145106)<br />
8.5.2.<br />
Vgl. Urteile BGer vom 19.12.2001 (9C_591/2007) E. 5 und<br />
EVG vom 21.6.2006 (K 156/04) = RKUV 2006,303 E.4.<br />
Vgl. Urteil BGervom 19.12.2001 (9C_59712007) E.5.1.<br />
Vgl. Urteil EVG vom 21.6.2006 (K 156/04) = RKUV 2006,303<br />
8.4.2.<br />
AIP/PJA el2o1o<br />
Vll. Zeitli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. Na<strong>ch</strong>zahlung<br />
Eine Na<strong>ch</strong>Tahlung von gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungen kann in <strong>der</strong><br />
Regel innerhalb von fünf Jahren na<strong>ch</strong> dem Ende des Monats,<br />
für wel<strong>ch</strong>en die Leistung ges<strong>ch</strong>uldet war, verlangt werdenr53.<br />
Ges<strong>ch</strong>uldet ist die gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung in dem Zeitpunkt, in<br />
dem die spezifis<strong>ch</strong>en Anspru<strong>ch</strong>svoraussetzungen in <strong>der</strong> Person<br />
des Versi<strong>ch</strong>erten erfüllt sind. Keine Na<strong>ch</strong>zahlungspfli<strong>ch</strong>t<br />
besteht, wenn <strong>der</strong> Anspru<strong>ch</strong> erst na<strong>ch</strong> Wegfallen <strong>der</strong> Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage<br />
geltend gema<strong>ch</strong>t wird. <strong>Der</strong> an einem Geburtsgebre<strong>ch</strong>en<br />
leidende Versi<strong>ch</strong>erte, <strong>der</strong> vor Errei<strong>ch</strong>en des<br />
20. Altersjahrs von seinem gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungsanspru<strong>ch</strong><br />
keinen Gebrau<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t hatte, kann diesen na<strong>ch</strong> Wegfallen<br />
<strong>der</strong> Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage ni<strong>ch</strong>t gestützt auf die Na<strong>ch</strong>zahlungspfl<br />
i<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>en I sa.<br />
Die Mehrheit <strong>der</strong> Bundesri<strong>ch</strong>ter vertrat die Auffassung,<br />
dass eine Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage fehle, weshalb ein Austaus<strong>ch</strong><br />
- unbekümmert um den Umstand, dass <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte<br />
die ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>ten Leistungen angemeldet hatte -<br />
ni<strong>ch</strong>t in Frage komme. Die Min<strong>der</strong>heit wies darauf hin, dass<br />
Art. 13 Abs. 1 IVG <strong>im</strong> Verhältnis zu Art. 48 IVG lex genera-<br />
/is sei, eine Bejahung <strong>der</strong> Leistungspfli<strong>ch</strong>t zu keiner finanziellen<br />
Mehrbelastung <strong>der</strong> IV führe und die Best<strong>im</strong>mungen<br />
von Art. 13 Abs. I IVG und Art. 3 GgV es nur verbieten, neu<br />
entstandene o<strong>der</strong> über die Volljährigkeit hinaus andauernde<br />
Leistungsansprü<strong>ch</strong>e zu substituierenr55.<br />
Für die Austaus<strong>ch</strong>barkeit von gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungen,<br />
die vor dem Beurteilungszeitpunkt hätten beanspru<strong>ch</strong>t werden<br />
können, spre<strong>ch</strong>en gute Gründe:<br />
<strong>Der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte kann auf gesetzli<strong>ch</strong>e Leistungen nur<br />
mittels einer s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Erklärung verzi<strong>ch</strong>ten, blosses<br />
Stills<strong>ch</strong>weigen genügt ni<strong>ch</strong>trs6. Verzi<strong>ch</strong>tet er ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tsgültig,<br />
können gesetzli<strong>ch</strong>e Leistungen innerhalb <strong>der</strong> Verwirkungsfrist<br />
entwe<strong>der</strong> na<strong>ch</strong>gefor<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> zur Substitution<br />
herangezogen werden.<br />
<strong>Der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte ist über seine Re<strong>ch</strong>te hinrei<strong>ch</strong>end aufzuklären<br />
und zu beratenr5T. Die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> ist ein<br />
Re<strong>ch</strong>t, über das <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte aufgeklärt werden muss.<br />
Unterbleibt die Aufklärung, entsteht eine Leistungspfli<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Massgabe des Vertrauensgrundsatzesr5s.<br />
r53 Vgl. z.B. Art. 48 IVG, Art. 51 UVG, Art. 14 MVG und Art. 24<br />
ATSG.<br />
rs.r Vgl. BGE 120V 211 8.4.<br />
r5'5<br />
Siehe unveröffentli<strong>ch</strong>tes Protokoll <strong>der</strong> Beratung des Gesamtgeri<strong>ch</strong>tes<br />
(ordentli<strong>ch</strong>e Besetzung) vom 1.3.1994 (G 1031/94 und<br />
r 30/93).<br />
r56 Aft.23 ATSG lässt einen Verzi<strong>ch</strong>t sowie einen je<strong>der</strong>zeitigen Widemrf<br />
für die Zukunft zu. Ein Verzi<strong>ch</strong>t ist aber nur re<strong>ch</strong>tswirksam,<br />
wenn er s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> erklärt und vom Versi<strong>ch</strong>erer bestätigt<br />
wird (vgl. Art.233 Abs. I und 3 ATSG).<br />
157 Vgl. Art. 27 ATSG.<br />
r51r Siehe BGE 13lV 412 E. 4 und 5.
<strong>Der</strong> Crundsatz <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> <strong>im</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>t<br />
Wird <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte aufgeklärt, verzi<strong>ch</strong>tet aber ni<strong>ch</strong>t auf<br />
die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>, kann er sie au<strong>ch</strong> später geltend<br />
ma<strong>ch</strong>en.<br />
Die ratio legis des <strong>Grundsatz</strong>es <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
wird ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigt, wenn no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>te<br />
Leistungen z\r Substitution herangezogen werden. <strong>Der</strong><br />
Sozialversi<strong>ch</strong>erer wird ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>ädigt, <strong>im</strong> Gegenteil<br />
begünstigt, da er die Kapitalzinsen infolge Aufs<strong>ch</strong>ubs<br />
<strong>der</strong> Geltendma<strong>ch</strong>ung eingespart und Verzugszinsen für<br />
Na<strong>ch</strong>zahlungen nur zeitli<strong>ch</strong> aufges<strong>ch</strong>oben geltend gema<strong>ch</strong>t<br />
werden könnenrse.<br />
Wieso soll eine früher zugespro<strong>ch</strong>ene Leistung trotz<br />
weggefallener Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage weiter beanspru<strong>ch</strong>t<br />
werden können, ein ni<strong>ch</strong>t geltend gema<strong>ch</strong>ter Anspru<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> dem Wegfallen <strong>der</strong> Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage rückwirkend<br />
aber ni<strong>ch</strong>t geltend gema<strong>ch</strong>t werden können? Konsequent<br />
wdre eine Parallelität von Besitzstandsgarantie<br />
und ze itli<strong>ch</strong>e r Austaus<strong>ch</strong>befu gnis.<br />
2. Besitzstandsgarantie<br />
Endet die Anspru<strong>ch</strong>sbere<strong>ch</strong>tigung, sei es, weil <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte<br />
aus einer Sozialversi<strong>ch</strong>erung auss<strong>ch</strong>eidet o<strong>der</strong> in eine an<strong>der</strong>e<br />
Sozialversi<strong>ch</strong>erung übertritt, sei es, weil die Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage<br />
aufgehoben wird, stellt si<strong>ch</strong> die Frage na<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />
We it e rg e lt un g d e s frühe re n für den Ve rs i<strong>ch</strong>e rt e n v o rt e ilhaft e -<br />
ren Re<strong>ch</strong>ts. Sofern und soweit eine gesetzli<strong>ch</strong>e Besitzstandsgarantiebest<strong>im</strong>mung,<br />
z.B. gestützt auf eine Koordinationsnormr60,<br />
als Folge eines Übertrittsre<strong>ch</strong>ts von <strong>der</strong> Kollektiv- in<br />
die Einzelversi<strong>ch</strong>erungtu' o<strong>der</strong> in Übergangsbest<strong>im</strong>mungen<br />
bei Gesetzesän<strong>der</strong>ungenl62, besteht, ist vom Weiterbestand<br />
<strong>der</strong> bisherigen Leistungen beziehungsweise des bisherigen<br />
Leistungsniveaus auszugehen. Eine gesetzli<strong>ch</strong>e Besitzstandsgarantie<br />
gilt insbeson<strong>der</strong>e für Rentenr63, Taggel<strong>der</strong>l6a<br />
r5e Vgl. Art. 26Abs. 2ATSG.<br />
160 Vgl. z.B. Art.43bi'Abs.4AHVG.<br />
16r Vgl. z.B. Art.lI Abs. I KVG. Diese Best<strong>im</strong>mung gewährt dem<br />
aus <strong>der</strong> Kollektivversi<strong>ch</strong>erung Austretenden das Re<strong>ch</strong>t, be<strong>im</strong><br />
glei<strong>ch</strong>en Versi<strong>ch</strong>erer in die Einzelversi<strong>ch</strong>erung überzutreten,<br />
womit er si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an<strong>der</strong>weitig um Versi<strong>ch</strong>erungss<strong>ch</strong>utz bemühen<br />
muss. Be<strong>im</strong> We<strong>ch</strong>sel von <strong>der</strong> Kollektiv- zur Einzelversi<strong>ch</strong>erung<br />
sind <strong>der</strong> übertretenden Person die glei<strong>ch</strong>en Leistungen nJ<br />
gewähren wie in <strong>der</strong> Kollektivversi<strong>ch</strong>erung. Ferner siehtArt. 71<br />
Abs. I KVG vor, dass auf diesen glei<strong>ch</strong>en Leistungen - mit<br />
Ausnahme des Falles <strong>der</strong> Höherversi<strong>ch</strong>erung - grundsätzli<strong>ch</strong><br />
keine neuen Vorbehalte angebra<strong>ch</strong>t werden dürfen (siehe dazu<br />
Art.69 Abs. 1 KVG; vgl. BGE 121 I[2358.2c).<br />
t62 Vgl. z.B. Art. 102 Abs. 2 KVG und BGE l23V 324 E. 3d. Siehe<br />
ferner zur Auslegung übergangsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Bestitzstandsgarantien<br />
BGE I22V 6F,.4a und 115 V 347 E. L<br />
163<br />
Vgl. z.B. Art. 82 Abs. 1 ATSG und Art. 33bi'Abs. 1 AHVG sowie<br />
BGE 129 Y | 8.2 (Zusatzrenten). Die Besitzstandsgarantie<br />
des Art. 33bi'Abs. 1 AHVG bezieht si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf den unter<br />
Anre<strong>ch</strong>nung ausländis<strong>ch</strong>er Versi<strong>ch</strong>erungszeiten ermittelten<br />
Rentenbetrag (vgl. BGE 131 V 3l I E. 3). Die Anpassung einer<br />
AJP/PIA el2olo<br />
und die Hilflosenents<strong>ch</strong>ädigungr65 sowie Hilfsmittelr66. Eine<br />
allgemeine Besitzstandgaranrle, insbeson<strong>der</strong>e gestützt auf<br />
die Bundesverfassung o<strong>der</strong> die EMRKr67, existiert ni<strong>ch</strong>t;<br />
dauernden Bestand haben nur wohlerworbene Re<strong>ch</strong>tet6s.<br />
3. Rückwirkung<br />
Wird eine Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage neu eingeführt, gilt diese in<br />
<strong>der</strong> Regel pro futuro und können rückwirkend keine Leistungen<br />
beanspru<strong>ch</strong>t werden (Verbot <strong>der</strong> e<strong>ch</strong>ten Rü<strong>ch</strong>uirkung)t6e.<br />
Na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> sogenannten une<strong>ch</strong>ten Rü<strong>ch</strong>uirkung wird neues<br />
Re<strong>ch</strong>t - gestützt auf Sa<strong>ch</strong>verhalte, die früher eingetreten sind<br />
und no<strong>ch</strong> andauern - für dre Zeit seit Inkrafttreten (ex nunc<br />
et pro futuro) angewendetrT0. Diese Art <strong>der</strong> Rückwirkung ist<br />
laufenden Rente an neue Bere<strong>ch</strong>nungsgrundlagen re<strong>ch</strong>tfertigt<br />
si<strong>ch</strong> nur dann, wenn die in Frage stehende Rente eine reine Integritätsrente<br />
ist (vgl. BGE 115 V 308 E. 5a). Zivilstandswe<strong>ch</strong>sel,<br />
insbeson<strong>der</strong>e S<strong>ch</strong>eidung und Wie<strong>der</strong>verheiratung, erlauben<br />
demgegenüber eine Rentenanpassung ganz generell (vgl. BGE<br />
r26Y 2268.4).<br />
Vgl. BGE l29Y 305 ff., l26Y 193 E. 4, l20Y Ill ff. und 119<br />
V I2I E. 4. Taggeldversi<strong>ch</strong>erungen na<strong>ch</strong> KVG fallen mit <strong>der</strong><br />
Vollendung des 65. Altersjahres ni<strong>ch</strong>t von Gesetzes wegen dahin.<br />
Die Versi<strong>ch</strong>erer sind aber befugt, die Taggeldversi<strong>ch</strong>erung<br />
für Personen, die das 65. Altersjahr vollendet haben, statutaris<strong>ch</strong><br />
einzus<strong>ch</strong>ränken o<strong>der</strong> aufzuheben. Beson<strong>der</strong>e Regeln sind<br />
zudem hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Einstellung o<strong>der</strong> Reduktion laufen<strong>der</strong><br />
Versi<strong>ch</strong>erungsansprü<strong>ch</strong>e zu bea<strong>ch</strong>ten (vgl. BGE I24 V 201 tr.).<br />
Vgl. Art. 43bi'Abs. 4 AHVG sowie BGE 133 V 569 ff. und 105<br />
v 133 ff.<br />
166 Vgl. BGE l3l V 107 E.5. Die Besitzstandsgarantie bezieht<br />
si<strong>ch</strong> ohne spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Eins<strong>ch</strong>ränkung auf alle Hilfsmittel o<strong>der</strong><br />
Ersatzleistungen gemäss Art. 21 f. IVG. Ein Hilfsmittel kann<br />
au<strong>ch</strong> dann no<strong>ch</strong> eine wesentli<strong>ch</strong>e Ergänzung einer medizinis<strong>ch</strong>en<br />
Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahme bilden, wenn diese bereits<br />
abges<strong>ch</strong>lossen ist und - unabhängig vom Alter - kein Anspru<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> Art. l2 IVG mehr besteht. Dies gilt selbst dann, wenn <strong>der</strong><br />
Versi<strong>ch</strong>erte zwis<strong>ch</strong>enzeitli<strong>ch</strong> das AHV-Rentenalter errei<strong>ch</strong>t hat<br />
(vgl. BGE 119V 225E.4).<br />
t67 Vgl. BGE l22V 338 E.4c.<br />
168 Ein wohlerworbenes und damit unentziehbares Re<strong>ch</strong>t auf unverän<strong>der</strong>ten<br />
Weiterbezug einer laufenden Rente besteht nur<br />
dann, wenn das Gesetz eine entspre<strong>ch</strong>ende Garantie vorsieht<br />
(vgl. BGE Il2Y 387 E. 3d) bzw. die Statuten eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Garantie vorsehen o<strong>der</strong> die Ansprü<strong>ch</strong>e ihren Grund in Umständen<br />
haben, die na<strong>ch</strong> Treu und Glauben zu respektieren sind,<br />
wie das vornehmli<strong>ch</strong> bei beson<strong>der</strong>s qualifizierten Zusi<strong>ch</strong>erungen<br />
<strong>im</strong> Einzelfall zutreffen kann (vgl. BGE 113 V 301 E. 1a sowie<br />
RKUV 1985 Nr. K62l I32und RSKV 1983 Nr. 552234).<br />
Die finanziellen Ansprü<strong>ch</strong>e von Beamten werden nur dann zu<br />
wohlerworbenen Re<strong>ch</strong>ten, wenn das Gesetz die Beziehungen<br />
ein für alle Mal festlegt und von den Einwirkungen <strong>der</strong> gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Entwicklung ausn<strong>im</strong>mt o<strong>der</strong> wenn mit dem einzelnen<br />
Anstellungsverhältnis verbundene Zusi<strong>ch</strong>erungen abgegeben<br />
werden (vgl. BGE 1 17 V 229 8.4).<br />
r6e<br />
Statt vieler Urteil BGer vom23.6.2008 (2C_16112007)E,4.1.<br />
t1o Vsl. BGE I22V 6 E. 3a.
<strong>Hardy</strong> <strong>Landolt</strong><br />
zulässig, sofern ihr ni<strong>ch</strong>t wohlerworbene Re<strong>ch</strong>terTr o<strong>der</strong> ein<br />
bundesgesetzli<strong>ch</strong>es VerbotrT2 entgegenstehen. Ob einer neuen<br />
bundesgesetzli<strong>ch</strong>en Best<strong>im</strong>mung die Bedeutung une<strong>ch</strong>ter<br />
Rückwirkung zukommt, muss si<strong>ch</strong> aus dem Wortlaut (insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Übergangsbest<strong>im</strong>mungen), <strong>der</strong> sinngemässen<br />
Auslegung o<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong> Lückenfüllung ergebenrT3.<br />
Das Kreiss<strong>ch</strong>reiben über die Abgabe von Hilfsmitteln<br />
dur<strong>ch</strong> die Invalidenversi<strong>ch</strong>erung (KHMI;tz+ sieht diesbezügli<strong>ch</strong><br />
eine zeitli<strong>ch</strong>e P ro - Rata- Austaus <strong>ch</strong>b efu gni s vor. Ma<strong>ch</strong>en<br />
Versi<strong>ch</strong>erte, die vor dem 1. Januar 2008 ein Hilfsmittel auf<br />
eigene Kosten anges<strong>ch</strong>afft haben, weil sie damals die Anspru<strong>ch</strong>svoraussetzungen<br />
ni<strong>ch</strong>t erfüllten, na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> Leistungen<br />
<strong>der</strong> IV geltend, so können ihnen diese ab 1. Januar<br />
2008 pro rata temporis gewährt werden, falls ein Anspru<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> neuem Re<strong>ch</strong>t bestehtrTs.<br />
Vlll. Räumli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
1. lnterkantonale Wahlfreiheit<br />
<strong>Der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte kann <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> gesetzli<strong>ch</strong>en Wahlfreiheit<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> alle in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz zugelassenen Leistungserbringer<br />
und, sofern eine persönli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
besteht, au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zugelassene Leistungserbringer<br />
auswählen. Beson<strong>der</strong>heiten bestehen bei <strong>der</strong> obligatoris<strong>ch</strong>en<br />
Krankenpflegeversi<strong>ch</strong>erung, da die Kosten von ambulanten<br />
Leistungen nur na<strong>ch</strong> Massgabe <strong>der</strong> Tarift am Wohn- o<strong>der</strong><br />
Arbeitsort des Versi<strong>ch</strong>erten beziehungsweise die Kosten von<br />
stationären Leistungen nur na<strong>ch</strong> Massgabe <strong>der</strong> Tarift am<br />
Wo hnkant o n d e s Ve rs i <strong>ch</strong>e rt e n b e zi e hun g sw e i s e S t ando rtkan -<br />
ton des Listenspitals übernommen werdenrT6.<br />
2. Internationale <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
a. Territorialitätsprinzip<br />
Das sogenannte Te rrito rialit rit sp rinzlp, wona<strong>ch</strong> öffentli<strong>ch</strong>es<br />
Re<strong>ch</strong>t nur in dem Staat Re<strong>ch</strong>tswirkungen entfaltet, <strong>der</strong> es erlassen,<br />
gilt für das gesamte öffentli<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>t eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
des Sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>tsrTT. Es bedeutet, dass staatli<strong>ch</strong>e<br />
Leistungen nur innerhalb des Staatsgebietes beanspru<strong>ch</strong>t<br />
werden können, ni<strong>ch</strong>t aber dass bei <strong>der</strong> Anwendung des Gesetzes<br />
keine Sa<strong>ch</strong>verhalte Bea<strong>ch</strong>tung finden dürften, die si<strong>ch</strong><br />
<strong>im</strong> Ausland verwirkli<strong>ch</strong>en I 78.<br />
l7r lbid.<br />
t7? Ibid.<br />
173 Vgl. z.B. BGE 114V 150 8.2b.<br />
t14 Gülrig ab 1 1.2008.<br />
t7s Vgl. KHMI,87.<br />
176 Vgl. Art. 41 KVG.<br />
t1'7 Vgl. BGE 112 V 398 E. lb.<br />
r7n Vgl. Urteil EVG vom 15.1.2004 (C 175101) 8.2.4. Siehe ferner<br />
BGE 129 V 102 E. 3 (Zwis<strong>ch</strong>enverdienst <strong>im</strong> Ausland).<br />
AIP<br />
lPlA e 12010<br />
b. Export von Versi<strong>ch</strong>erungsleistungen<br />
ins Ausland<br />
Bei Versi<strong>ch</strong>erten, die während <strong>der</strong> Dauer eines s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Wohnsitzes Versi<strong>ch</strong>erungsleistungen beziehungsweise<br />
-anwarts<strong>ch</strong>aften begründet haben und ihren Wohnsitz ins<br />
Ausland verlegen, hängt <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
vom Ausmass einer Exportpfli<strong>ch</strong>t ab. Eine sol<strong>ch</strong>e besteht<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> nur dann, wenn die jeweiligen sozialversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
ErlasserTe o<strong>der</strong> ein Sozialversi<strong>ch</strong>erungsabkommen<br />
den Leistungsexport vorsehen. Im innereuropäis<strong>ch</strong>enVerhältnis<br />
verweist das FZA auf die Exportgarantie <strong>der</strong><br />
Verordnung Nr. 1408/71. Entspre<strong>ch</strong>end sind Geldleistungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e au<strong>ch</strong> Viertelsrentenr80, ni<strong>ch</strong>t aber Härtefallrenten<br />
<strong>der</strong> IVttt, grundsätzli<strong>ch</strong> exportierbar, soweit keine explizite<br />
Ausnahme besteht, wie das bei <strong>der</strong> Hilflosenents<strong>ch</strong>ädigung<br />
<strong>der</strong> Fall istr82. Bei Sa<strong>ch</strong>leistungen ist <strong>der</strong> Wohnsitzstaat<br />
zuständig, gegebenenfalls erfolgt eine Leistungsaushilfe des<br />
Aufe nthalt s s t aat st83 .<br />
c. Ersatzpfli<strong>ch</strong>t für <strong>im</strong> Ausland bezogene<br />
versi<strong>ch</strong>erte Leistu ngen<br />
i. Nationale Ersatzpfli<strong>ch</strong>t<br />
Werden von einem Versi<strong>ch</strong>erten mit Wohnsitz in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
gesetzli<strong>ch</strong>e Leistungen <strong>im</strong> Ausland beahspru<strong>ch</strong>t, stellt si<strong>ch</strong><br />
die Frage, ob als Folge <strong>der</strong> räumli<strong>ch</strong>en <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
eine Ersatzpfli<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sozialversi<strong>ch</strong>erung<br />
<strong>im</strong> Umfang <strong>der</strong> Leistungen besteht, die <strong>der</strong>Versi<strong>ch</strong>erte in <strong>der</strong><br />
S<strong>ch</strong>weiz hätte beanspru<strong>ch</strong>en können.<br />
Eine räumli<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> besteht bei medizinis<strong>ch</strong>en<br />
Massnahmenl8a. bei Einelie<strong>der</strong>ungsmassnahmenls5<br />
t19 Vgl. z.B. Art. 34 Abs. 2 KVG und Art. 36 KVV die erne<br />
Kostenübernahme in Notfällen vorsehen. Ein Notfall liegt vor,<br />
wenn Versi<strong>ch</strong>erte bei einem vorübergehenden Auslandaufenthalt<br />
einer medizinis<strong>ch</strong>en Behandlung bedürfen und eine Rückreise<br />
in die S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t angemessen ist. Kein Notfall besteht,<br />
wenn si<strong>ch</strong> Versi<strong>ch</strong>erte zumZwecke dieser Behandlung ins Ausland<br />
begeben (vgl. Art. 36 Abs. 2 KVV und Urteil BGer vom<br />
28,6.2001 [K 60/06] 8.4,2).<br />
Die Sozialversi<strong>ch</strong>erungsabkommen s<strong>ch</strong>liessen Rentenzahlungen<br />
ins Ausland bei einem Invaliditätsgrad von weniger<br />
als 50 Vo in <strong>der</strong> Regel aus (vgl. Urteil EVG vom 18.3.2005<br />
lI2l5102)8.5.2). Siehe fernerArt. 29 Abs. 4IVG.<br />
r8l Vgl. BGE 130V 253E.2.3.<br />
r82 Vgl. BGE l32V 4238.9.5.<br />
I83 Vgl. Art. 36Abs. 5 KVV.<br />
184 Vgl. Art. 34 Abs. 2 KVG und Art. 36 ff. KVV Art. 4"' IVV<br />
Art. l1 UVV und Art. 20 Abs. 2 UVV sowie Art. 5 aELKV.<br />
Die ergänzungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e entspri<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> krankenversi<strong>ch</strong>erungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> (vgl. Uneil BGer vom<br />
20.7.200s [P 18/0s] 8.3.4).<br />
r85 Vgl. Art. 9 Abs. I IVG, Art. 23bi' f. IVV und Art. 30 Abs. 2<br />
UVV sowie ferner Urteile BGer vom 1.6.2010 (8C_80012009)<br />
E. 2 und vom 12.3.2008 (I 601/06) E. 5.5 sowie EVG vom<br />
1.6.2006 (l 135104) E. 4, vom 5.11.2004 (I 760/01) E. 4 und<br />
vom26.7.2002 (I 137/02) E. 3 und BGE 1l0V 99 8.2.
<strong>Der</strong> Grund satz <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> Sozialversi<strong>ch</strong>erun sre<strong>ch</strong>t<br />
beziehungsweise arbeitsmarktli<strong>ch</strong>en Massnahmenrs6 und<br />
Taggel<strong>der</strong>nrsT, bei Hilfsmittelnrss sowie bei Transport- und<br />
Reisekostenrse und au<strong>ch</strong> bei Betriebsbeiträgenre0. Eine Einglie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>im</strong> Ausland setztjedo<strong>ch</strong> eine Einglie<strong>der</strong>ungsunmögli<strong>ch</strong>keit<br />
in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz beziehungsweise obea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Gründe>ter vorausre2. Die Höhe <strong>der</strong> ersatzfähigen Kosten<br />
wird in den eins<strong>ch</strong>lägigen Best<strong>im</strong>mungen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
festgelegt. Mitunter wird eine Ersatzpfli<strong>ch</strong>t bis max<strong>im</strong>al dem<br />
Doppelten <strong>der</strong> in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz angefallenen Kosten statuiertle3.<br />
Na<strong>ch</strong> Art. 34 Abs. 2 KVG i.V.m. Art. 36 Abs. 1 und 2<br />
KVV ist eine entspre<strong>ch</strong>ende Leistungspfli<strong>ch</strong>t nur zu bejahen,<br />
wenn entwe<strong>der</strong> ein Notfull vorliegt o<strong>der</strong> die - vom allgemeinen<br />
Leistungskatalog gemäss Art. 25 Abs. 2 und 29<br />
KVG erfasste - medizinis<strong>ch</strong>e Behandlung in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz<br />
ni<strong>ch</strong>t erbra<strong>ch</strong>t werden kann. In letzterem Fall s<strong>ch</strong>liesst das<br />
Fehlen <strong>der</strong> in Art. 36 Abs. 1 KVV vorgesehenen Liste die<br />
Anspru<strong>ch</strong>sbere<strong>ch</strong>tigung ni<strong>ch</strong>t ausrea. Voraussetzung frir eine<br />
Auslandbehandlung ist jedo<strong>ch</strong>, dass die mögli<strong>ch</strong>e Behandlung<br />
in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weizmiteinem wesentli<strong>ch</strong>en und deutli<strong>ch</strong> hö-<br />
186 Vgl. Art. 59 ff. AVIG und BGE ll2V 397 E.1a und b.<br />
r87 Unter Geltung des KUVG bestand für die Zeit des Aufenthaltes<br />
<strong>im</strong> Ausland prinzipiell kein Anspru<strong>ch</strong> <strong>der</strong> versi<strong>ch</strong>erten Person<br />
auf Taggel<strong>der</strong>, sofern ein sol<strong>ch</strong>er in den Statuten <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Krankenkasse ni<strong>ch</strong>t vorgesehen war (vgl. BGE 118 V 50<br />
E. 1). Das KVG hat am Territorialitätsprinzip, wie es unter dem<br />
KUVG gegolten hatte, grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts geän<strong>der</strong>nt, weshalb<br />
dieses au<strong>ch</strong> für die Krankentaggeldversi<strong>ch</strong>erung zu bea<strong>ch</strong>ten ist<br />
(vgl. Uneil EVG vom 21.12.2006 tK 180/051 E. 2 und 3 und<br />
ferner RKUV 2001 Nr. KV 168 259F,.2c). Das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
UVG-Taggeld ist demgegenüber unabhängig von Art. 19 Abs. i<br />
lit. b Verordnung Nr. 1408/71 exportierbar (vgl. Urteil BGer<br />
vom 1 1.5.20 10 l8C_468120091 E. 5.2).<br />
rnri Vgl. Rz 1027 KHMI.Zubea<strong>ch</strong>ten ist jedo<strong>ch</strong> die gemäss Tarifvertrag<br />
vorgesehene Bes<strong>ch</strong>ränkung auf Leistungserbringer, die<br />
über ein eidgenössis<strong>ch</strong>es o<strong>der</strong> ein glei<strong>ch</strong>wertiges Diplom verfügen<br />
(vgl. Urteil VerwGer BE vom 29.3.2006 UV 657551 = BVR<br />
2006. 424 8.5). Kann ein Hilfsrnittel nur von <strong>der</strong> SAHB leihweise<br />
abgegeben werden, besteht keine Substitutionsbefugnis<br />
(vgl. Urteil EVG vom 2.5 .2005 |H 29 4/031 8. 2.4).<br />
189 Vgl. Art.90bi'IVVArt. 20Abs. 2 UVV undArt.2l Abs. 1 UVV<br />
sowie Urteil EVG vom 7 .2.2001 (1539/99) E. 3b.<br />
190 Vgl. Urteil EVG vom 24.12.2004 (I96103) 8.4.1.<br />
191<br />
Vgl. Art. 23bi'Abs. I und 3 IVV. <strong>Der</strong> in Art. 9 Abs. I IVG<br />
verankerte <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> Gewährung von Einglie<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />
(nur) in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz sowie die Konkretisierung<br />
<strong>der</strong> Ausnahmen in Art. 23bi' IVV s<strong>ch</strong>liessen eine (weitergehende)<br />
<strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> generell aus (vgl. Urteil EVG vom<br />
22.8.2000 11366/991E. 3 und RKUV 1990 Nr. K844 242 f .<br />
E. 3 und 1987 Nr. K 716 57 sowie Urteil SozVersGer ZH vom<br />
13.2,2001 [rv.2006.00907] E. 3.3).<br />
Das in Australien bessere Kl<strong>im</strong>a stellt keinen bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Grund dar (vsl. Ufieil SozVersGer ZH vom 13.2.2007<br />
[rv.2006.00907] E. 3.3).<br />
1e3 Siehe z.B. Art. l7 UVV.<br />
te1 Vgl. BGE 128 V 758.4b.<br />
AfP/P'A el201O<br />
heren Risiko verbunden ist als diejenige <strong>im</strong> Auslandre5. Bloss<br />
geringfügige, s<strong>ch</strong>wer abs<strong>ch</strong>ätzbare o<strong>der</strong> gar umstrittene Vorteile<br />
einer auswärts praktizierten Behandlungsmethode, aber<br />
au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Umstand, dass eine spezialisierte Klinik <strong>im</strong> Ausland<br />
über mehr Erfahrung <strong>im</strong> betreffenden Fa<strong>ch</strong>gebiet verfügt,<br />
vermögen für si<strong>ch</strong> allein no<strong>ch</strong> keinen i.S.v. Art.34Abs.2 KVG abzugebenre6.<br />
ii. Staatsvertragli<strong>ch</strong>e Ersatzpfli<strong>ch</strong>t<br />
Eine Ersatzpfli<strong>ch</strong>t für <strong>im</strong> Ausland bezogene Dienstleistungen<br />
ergibt si<strong>ch</strong> be<strong>im</strong> Fehlen einer innerstaatli<strong>ch</strong>en Ersatzpfli<strong>ch</strong>t<br />
unter Umständen aus einer staatsvertragli<strong>ch</strong>en Regelung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e gestützt auf die Best<strong>im</strong>mungen über die internationale<br />
LeistungsaushiffereT. Die (passive) Dienstleistungsfreiheit,<br />
wie sie <strong>der</strong> EG-Vertrag und die zu dessen Anwendung<br />
ergangene Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung des Geri<strong>ch</strong>tshofes <strong>der</strong><br />
Europäis<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aften regelt, bildet ni<strong>ch</strong>t Bestandteil<br />
des , wel<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz<br />
zu übernehmen verpfli<strong>ch</strong>tet hat. Das FZA sieht ledigli<strong>ch</strong> eine<br />
teilweise Liberalisierung von Dienstleistungen vor. Ein von<br />
einem Geburtsgebre<strong>ch</strong>en betroffener Min<strong>der</strong>jähriger kann<br />
si<strong>ch</strong> daher ni<strong>ch</strong>t auf diese Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung berufen, um die<br />
Übernahme (eines Teils) <strong>der</strong> Kosten einer in Deuts<strong>ch</strong>land erfolgten<br />
ambulanten Behandlung zu beanspru<strong>ch</strong>enle8.<br />
IX. S<strong>ch</strong>lussbetra<strong>ch</strong>tung<br />
<strong>Der</strong> <strong>Grundsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> bere<strong>ch</strong>tigt den Versi<strong>ch</strong>erten,<br />
eine gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung mit einer an<strong>der</strong>en funktionell<br />
glei<strong>ch</strong>wertigen Leistung zu taus<strong>ch</strong>en. Na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> vorliegend<br />
vertretenen Meinung ist die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
davon abhängig, ob das Motiv, warum <strong>der</strong>Versi<strong>ch</strong>erte die gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Leistung ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>te, s<strong>ch</strong>ützenswert ist. Die<br />
Kosten einer funktionell glei<strong>ch</strong>wertigen Substitutionsleistung<br />
können bis zur Höhe <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t beanspru<strong>ch</strong>ten<br />
gesetzli<strong>ch</strong>en Leistung ersetzt werden.<br />
Die Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung verneint e\ne sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
in Bezug auf ambulante medizinis<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
<strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> obligatoris<strong>ch</strong>en Krankenpfl egeversi<strong>ch</strong>erung,<br />
bejaht sie aber in Bezug auf die an<strong>der</strong>en Leistungskategorien.<br />
Diese Ausnahme ist ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigt; <strong>im</strong> Interesse<br />
einer einheitli<strong>ch</strong>en Regelung sollte die <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong><br />
re5 Vgl. BGE l34Y 330E.2.2.<br />
rs6 Vgl. Urteile BGer vom 5.2.2009 (9C_1065/2008) 8.2.3 sowie<br />
EVG vom 12.8.2003 (K 7/03) 8.2.2,vom23.6.2003 (K 102102)<br />
E. 2 und vom 14.10.2002 (K 39/01) E. 1.3.<br />
te1 Vgl. Art. 36 Abs. 5 KVV und BGE l32Y 46F,.3 und 4.<br />
re8 Vgl. BGE 133 V 624 E. 4.2 ff. und ferner Urteile BGer<br />
vom 30.12.2008 (9C_47912008) E. 6.2 und vom 12.3.2008<br />
(I601/06) E. 6.5 ff. sowie EVG vom 27.6.2007 (I181106)8.4,<br />
vom I .6.2006 (I 135/04) E. 5 und vom 16.5.2006 (I 120104)<br />
E.6.
<strong>Hardy</strong> <strong>Landolt</strong><br />
mit Bezug auf alle gesetzli<strong>ch</strong>en Leistungen beanspru<strong>ch</strong>t werden<br />
könnenree.<br />
Eine ähnli<strong>ch</strong>e Zurückhaltung besteht in Bezug auf die<br />
p e rs önli<strong>ch</strong>e Aus taus <strong>ch</strong>b efu gnis <strong>im</strong> Anwendungsberei<strong>ch</strong> <strong>der</strong><br />
obligatoris<strong>ch</strong>en Krankenpflegeversi<strong>ch</strong>erung. Die Verweigerung<br />
einer Ersatzpfli<strong>ch</strong>t, wenn <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte ambulant<br />
eine gesetzli<strong>ch</strong>e Leistung dur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zugelassene Leistungserbringer<br />
ausführen lässt, überzeugt dann ni<strong>ch</strong>t, wenn <strong>der</strong><br />
Zweck <strong>der</strong> gesetzli<strong>ch</strong>en Leistung erfüllt wird o<strong>der</strong> keine zugelassenen<br />
Leistungserbringer, z.B. eine Kin<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Na<strong>ch</strong>tspitex,<br />
vorhanden o<strong>der</strong> zeitli<strong>ch</strong> verfügbar sind. In letzterem<br />
Fall erhält <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte, obwohl er versi<strong>ch</strong>ert ist, keine<br />
Leistung. Bei <strong>der</strong> Pflege dur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zugelassene Angehörige<br />
kommt hinzu, dass in an<strong>der</strong>en Sozialversi<strong>ch</strong>erungszweigen<br />
eine gesetzli<strong>ch</strong>e Ersatzpfli<strong>ch</strong>t besteht und ni<strong>ch</strong>t zugelassene<br />
Angehörige von einer zugelassenen Spitexorganisation angestellt<br />
werden dürfen und <strong>der</strong>en Pflegeleistungen zu ents<strong>ch</strong>ädigen<br />
sind, wenn sie lege artis ertolgt sind200.<br />
Weniger streng ist die Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung bei <strong>der</strong> zeitli<strong>ch</strong>en<br />
und <strong>der</strong> rriumli<strong>ch</strong>en <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>. <strong>Der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte<br />
kann bisherige Leistungen in <strong>der</strong> Regel trotz weggefallener<br />
Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage beanspru<strong>ch</strong>en und zudem früher eingetretene<br />
Anspru<strong>ch</strong>svoraussetzungen bei einer neu in Kraft getretenen<br />
Anspru<strong>ch</strong>sgrundlage geltend ma<strong>ch</strong>en. Gesetzli<strong>ch</strong>e<br />
Leistungen werden zudem ins Ausland exportiert o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong><br />
dann ents<strong>ch</strong>ädigt, wenn <strong>der</strong> Versi<strong>ch</strong>erte diese aus s<strong>ch</strong>ützenswerten<br />
Gründen <strong>im</strong> Ausland beanspru<strong>ch</strong>t hat.<br />
Glei<strong>ch</strong>er Meinung sind Unu KrnsEn in: AJP/PJA 2000, 1020,<br />
und CurusrraN CoNrl,Zusatzhonorar des Arztes und KVG, in:<br />
AJP/PJA 2OOI, 1148, II57 .<br />
Vgl. Urteil BGer vom 19.12.2001 (9C_59112001)E.5.<br />
"AlP/PIA<br />
e12010<br />
Selon le principe de la l6galit6, seules les prestations pr6vues<br />
par la loi et les ordonnances correspondantes peuvent en principe<br />
ätre allou6es ä la personne assur6e. La r6glementation<br />
l6gale n'est souvent pas assez diffdrenci6e et l'on peut se deman<strong>der</strong><br />
si un assur6 pourrait revendiquer une prestation qui<br />
ne figure pas dans la loi, mais qui est 6quivalente ä une prestation<br />
pr6vue par la loi. Le pr6sent article se demande si et dans<br />
quelle mesure un tel droit ä la substitution de la prestation<br />
("Re<strong>ch</strong>t auf <strong>Austaus<strong>ch</strong>befugnis</strong>> -