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GEIST und GLAUBEN, März 2008

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Fortsetzung von Seite 3<br />

SCHULTERSCHLUSS VON ETHIK UND RENDITE<br />

Und wurde von Freeman <strong>und</strong> Gilbert dahingehend<br />

weiterentwickelt, dass eine<br />

Verbindung von Unternehmensethik <strong>und</strong><br />

strategischem Management anzustreben<br />

ist. Im Mittelpunkt der Verbindung von<br />

strategischem Managemet <strong>und</strong> Ethik zur<br />

Unternehmensstrategie steht das autonome<br />

Individuum. Freeman <strong>und</strong> Gilbert<br />

gehen von der Vorstellung aus, dass ein<br />

Unternehmen allen seinen Stakeholdern<br />

untersteht. Die zentrale Forderung des<br />

Stakeholder-Ansatzes gipfelt darin, die<br />

Rechte <strong>und</strong> Interessen der verschiedenen<br />

Anspruchsgruppen bei der Unternehmensführung<br />

zu berücksichtigen <strong>und</strong> ihnen<br />

darüber hinaus die Mitwirkung an Entscheidungen<br />

zu gestatten, von denen ihr<br />

Wohlergehen wesentlich beeinflusst wird.<br />

ETHISCHE FRAGESTELLUNGEN IM<br />

UNTERNEHMEN<br />

Es ist unbestritten, dass zwischen politischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Krisen im<br />

Allgemeinen Abhängigkeiten <strong>und</strong> Zusammenhänge<br />

bestehen. Deshalb nimmt die<br />

Analyse von Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen<br />

moralischen <strong>und</strong> unmoralischen Verhaltens<br />

in der Wirtschaft einen wichtigen<br />

Stellenwert in der Unternehmensethik-<br />

Forschung ein. Ich persönlich sehe einen<br />

Ansatzpunkt für Forschungsbemühungen<br />

in der Beziehung zwischen moralischem<br />

beziehungsweise unmoralischem Verhalten<br />

<strong>und</strong> Unternehmenserfolg.<br />

Und hierbei steht der Manager von heute<br />

vor einer doppelten Herausforderung:<br />

Zum einen muss er im Rahmen des globalen<br />

Wettbewerbes den Erfolg der ihm<br />

anvertrauten Geschäfte sichern <strong>und</strong> eine<br />

akzeptable Kapitalrendite erwirtschaften.<br />

Zum anderen muss er die moralische Qualität<br />

seiner Entscheidungen vor den Betroffenen<br />

<strong>und</strong> sich selbst verantworten.<br />

Die Herausforderung, die ich sehe, besteht<br />

darin, innovative unternehmerische Gemeinsamkeiten<br />

zwischen ethischen <strong>und</strong><br />

erfolgsbezogenen Komponenten zu entdecken<br />

<strong>und</strong> am Markt durchzusetzen.<br />

EINBETTUNG VON UNTERNEHMENSETHIK<br />

IN MANAGEMENTENTSCHEIDUNGEN<br />

Die steigende Sensibilität in Bezug auf<br />

ethische Probleme ist den Unternehmen<br />

6<br />

bewusst <strong>und</strong> veranlasst diese, auch diesbezüglich<br />

zu handeln. So investieren die<br />

Unternehmen aus langfristigen Gewinninteressen<br />

in ethisches Engagement. Was<br />

vor Jahrzehnten als Idee einiger begonnen<br />

haben mag, ist heute Element modernen<br />

Firmenmanagements, das erkannt hat,<br />

dass über das Überleben einer Unternehmung<br />

nicht nur der Markt entscheidet,<br />

sondern auch seine Akzeptanz <strong>und</strong> Autorität<br />

in einer stabilen Gesellschaft. So<br />

ist für das Management der börsennotierten<br />

voestalpine AG die ökonomische,<br />

ökologische <strong>und</strong> soziale Verantwortung<br />

ein Triangel, dessen einzelne Verantwortungsseiten<br />

sich gegenseitig bedingen.<br />

ABKEHR VOM GEWINNPRINZIP?<br />

Der große österreichische Nationalökonom<br />

Joseph Schumpeter hat gezeigt, dass<br />

die Unternehmungen <strong>und</strong> ihre Manager<br />

erst durch das Gewinnmotiv gezwungen<br />

werden, sich aufs Äußerste anzustrengen,<br />

um eine maximale Produktion <strong>und</strong> minimale<br />

Kosten zu erreichen. Diese ökonomische<br />

Ideologie erhebt das grenzenlose<br />

Erfolgs- <strong>und</strong> Gewinnstreben selbst zur<br />

obersten moralischen Pflicht jeder Unternehmensleitung.<br />

Für viele Unternehmer ist es aber auch<br />

eine willkommene Ausrede, um sich ganz<br />

von ethischen Engagements fern zu halten<br />

<strong>und</strong> sich dabei auf Milton Friedmann<br />

zu berufen, der meinte »The social responsibility<br />

of business is to increase its profits<br />

and nothing else.« Damit wurde nicht nur<br />

das moralische Recht, sondern sogar die<br />

sittliche Pflicht zu striktem Gewinnmaximierungsstreben<br />

angesprochen.<br />

WAS IST DAZU ZU SAGEN?<br />

Zum einen, dass ein legitimes Gewinnstreben<br />

stets ein moralisch begrenztes<br />

Gewinnstreben zu sein hat <strong>und</strong> zum anderen,<br />

dass der heute gültige Stakeholder-Ansatz<br />

die legitimen Interessen aller<br />

Anspruchsgruppen, eben der Stakeholders,<br />

zu berücksichtigen hat.<br />

UNTERNEHMENSEHTIK ALS LANGFRISTI-<br />

GE UNTERNEHMENSSTRATEGIE<br />

Wachstumspotentiale eines Unternehmens<br />

rekrutieren sich zu einem wesentlichen<br />

Teil aus den Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Interessen der Mitarbeiter <strong>und</strong> aus deren<br />

Verhalten. Der Mensch ist ein strategischer<br />

Erfolgsfaktor im Wettbewerb,<br />

der als Ressource des Unternehmens erschlossen<br />

werden muss.<br />

Manager müssen ihre Entscheidungen<br />

nicht nur an ökonomischen, sondern<br />

bewusst auch an ethischen Werten ausrichten.<br />

Durch unternehmensethische<br />

Maßnahmen kann eine gemeinsame<br />

Wertebasis im Unternehmen geschaffen<br />

werden, die einen verlässlichen Orientierungsmaßstab<br />

bietet.<br />

Nach außen müssen Unternehmen in<br />

ethischen Fragestellungen »Flagge zeigen«.<br />

Auf langfristige Strategien aufbauende<br />

Unternehmen fördern öffentliche<br />

Aufgaben im kommunalen <strong>und</strong> regionalen<br />

Kontext <strong>und</strong> bringen trotz härter werdenden<br />

Wettbewerbs moralische Vorleistungen,<br />

um die ethische Legitimität ihres<br />

Wirkens auch unter Beweis zu stellen.<br />

Ich bin überzeugt, dass sich unternehmerisches<br />

Handeln unter behutsamem<br />

<strong>und</strong> umsichtigem Miteinbezug ethischer<br />

Gesichtspunkte langfristig ökonomisch<br />

vorteilhaft erweist.<br />

FÜR MICH IST ETHIK EINE DER ZENTRA-<br />

LEN MANAGEMENTAUFGABEN.<br />

Und dieser Ansatz kommt auch im Geschäftsbericht<br />

06/07 der voestalpine AG<br />

zum Ausdruck, in dem Generaldirektor<br />

Dr. Wolfgang Eder schreibt:<br />

»Der voestalpine-Konzern hat sich niemals<br />

an jenen orientiert, die ausschließlich<br />

kurzfristige Gewinnmaximierung als<br />

alleinigen Maßstab für ihr Handeln nehmen<br />

– <strong>und</strong> wir werden dies auch künftig<br />

nicht tun. Wir haben die Orientierung an<br />

den Gesetzen des Kapitalmarktes stets<br />

mit nachhaltiger Verantwortung für Umwelt<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> tun<br />

dies mittlerweile als Benchmark in diesen<br />

Bereichen – von Energieeffizienz <strong>und</strong><br />

CO2-Bilanz ² bis zur Mitarbeiterbeteiligung<br />

<strong>und</strong> dem konzernweiten Mitarbeiterprogramm<br />

»Life«.«<br />

Halten wir daran fest! Es lohnt sich!<br />

Autor: Willibald Mautner ist Vorstandsdirektor<br />

voestalpine Division Bahnsysteme

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