9 Untersuchungsmethoden des Kehlkopfes

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140 9 Untersuchungsmethoden des Kehlkopfes Epithels und des Stimmlippenmuskels muss durch besondere Methoden sichtbar gemacht werden (s. Stroboskopie,Hochgeschwindigkeitsglottographie, Kymographie, Kap. 9.4., 9.5.1, 9.5.2). 9.3 Videolaryngoskopie Die verbreitetste Form der Laryngoskopie in phoniatrischen Abteilungen ist die Untersuchung mit einem starren Endoskop, dem Lupenlaryngoskop. Die optische Achse am Ende des Endoskops ist um 90° oder 70° abgewinkelt, sodass der Blick nach unten gerichtet wird. Damit sind die Ausleuchtung, die Detailauflösung und die Vergrößerung des Larynx am besten möglich. Die Untersuchung erfordert in Speiseröhreneingang Luftröhre Zungengrund Hintere Kommissur Kehldeckel Vallecula epiglottica Tuberculum corniculatum Tuberculum cuneiforme Recessus piriformis Aryepiglottische Falte Taschenfalte Stimmlippe Abb. 9.1: Darstellung des Kehlkopfes in Respirationsstellung der Regel keine Lokalanästhesie. Nachteil ist, dass die Zunge herausgestreckt und der Kehlkopf dadurch in eine Spannung gebracht wird, die er bei der Stimmgebung sonst nicht hat. Für die Feststellung organischer Veränderungen der Stimmlippen und der Kehlkopfumgebung sowie für die Stroboskopie (s. unten) ist diese Methode gegenwärtig die beste. Die Lupe wird an eine Kamera angeschlossen, die das Bild auf einen Monitor überträgt. Die Videoaufzeichnung erfolgt heute meist digital. Bei der transnasalen fiberoptischen Laryngoskopie wird ein dünnes Naso- Pharyngo-Laryngoskop durch die Nase geschoben. Der Hypopharynx und Larynx unterhalb des Zungengrundes können damit während der Stimmgebung, des Sprechens und des Schluckens beobachtet werden. Auch von diesem Endoskop kann über eine Kamera das Bild auf einen Monitor übertragen und aufgezeichnet werden. Neuere Geräte tragen den Mikrochip für die Bildaufzeichnung an der Spitze. Damit wird das Bild heller und klarer, weil Übertragungsverluste durch das optische System minimiert werden. Stroboskopie und Beurteilung von organischen Verän- Abb. 9.2: Darstellung des Kehlkopfes in Phonationsstellung
9.5 Stroboskopie Kapitel 9 derungen werden sich zunehmend dieser Methode bedienen. 9.4 Direkte Mikrolaryngoskopie In Rückenlage des Patienten wird in Intubationsnarkose oder Jet-Ventilation ein selbsthaltendes beleuchtetes Laryngoskop bis zum Kehlkopfeingang vorgeschoben. Betrachtung der Stimmlippen unter dem Mikroskop. Auf diese Weise sind die Erkennung feiner Stimmlippenveränderungen (z.B. Zysten, höckerige Oberfläche, Leukoplakien usw.), die Abtastung des Gewebes und die Prüfung der passiven Beweglichkeit der Aryknorpel sowie eine beidhändige mikrochirurgische Abtragung von pathologischen Befunden (Polypen, Stimmlippenknötchen usw.) möglich. Blutungen können sicher beherrscht werden. 9.5 Stroboskopie 9.5.1 Grundlagen der Stroboskopie Die Frequenz der Stimmlippenschwingungen liegt, abgesehen von extremen Stimmleistungen, bei Männern zwischen 65 und 500 Hz, bei Frauen zwischen 130 und 1000 Hz. Diese Bewegung kann mit dem bloßen Auge nicht aufgelöst werden. Die Stroboskopie ist das Verfahren zur Darstellung der Stimmlippenschwingungen. Der Begriff leitet sich von στροβος (Wirbel) ab und bezieht sich auf die Bewegung einer rotierenden Scheibe vor einer Lichtquelle, die Oertel 1896 vorgestellt hat. In dieser Scheibe waren Schlitze, die bei Rotation ein intermittierendes Licht auf den Stirnspiegel des Untersuchers freigaben, das dann über den Kehlkopfspiegel zur Beobachtung auf die Stimmlippen gelenkt wurde. Die systematische Untersuchung der Stroboskopie und die Auflösung der Schwingungsphasen der Stimmlippen ist sehr genau von Schönhärl vorgenommen worden. Seine Beschreibung ist auch heute noch gültig. Eine Grundannahme für die Stroboskopie ist, dass während der Phonation ein Ton im Kehlkopf produziert wird, der sich aus periodischen Schwingungen zusammensetzt. Dabei wird vorausgesetzt, dass sich die Perioden gleichen. Dann ist es von untergeordneter Bedeutung, aus welcher Periode eine bestimmte Phase der Schwingung erfasst und abgebildet wird, da sich bei gleichen Perioden auch die einzelnen Phasen aus verschiedenen Perioden gleichen. Gemäß dem Talbot-Gesetz verschmelzen die einzelnen Bilder miteinander. Ist die Blitzfrequenz gleich der Frequenz der Stimmlippenschwingung, sieht man die Stimmlippen immer in einer bestimmten Schwingungsphase scheinbar stillstehend. Das stehende Bild ist bei Videoaufzeichnung nicht mehr erforderlich, da die Aufnahmen Bild für Bild betrachtet werden können. Ist die Blitzfrequenz niedriger als die Frequenz der Stimmlippenschwingung, sieht man scheinbar verlangsamte Stimmlippenschwingungen (bewegtes Bild, Abb. 9.3). Die Zeitlupenfrequenz entspricht der Differenz zwischen der Stimmlippenschwingung und der Blitzfrequenz. Beim Strobo- 141
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