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„Rüstzeug“ für das Projektgeschäft - Kolbenschmidt Pierburg AG

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BA-Lob <strong>für</strong> Ausbildung<br />

Auszeichnung: Die Agentur <strong>für</strong> Arbeit Celle, eine<br />

regionale Dependance der in Nürnberg beheimateten<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (BA), hat jetzt der<br />

Firma Rheinmetall in Unterlüß <strong>das</strong> offizielle Zertifikat <strong>für</strong> Nachwuchsförderung<br />

verliehen. Damit loben die Celler Arbeitsvermittler<br />

<strong>das</strong> „herausragende Engagement“ der beiden am Standort ansässigen<br />

Firmen Rheinmetall Waffe Munition GmbH (RWM) und Rheinmetall<br />

Landsysteme GmbH (RLS) auf diesem Sektor. In Unterlüß,<br />

wo knapp 960 Mitarbeiter beschäftigt sind, durchlaufen derzeit<br />

53 junge Menschen eine berufliche Ausbildung (Details Seite 7).<br />

Konzipiert und installiert von Rheinmetall Waffe Munition<br />

Weltweit größte<br />

Kondensatorbank<br />

rds Dresden/Ratingen. Per Knopfdruck in die energetische Zukunft: Am 22.<br />

Februar 2006 nahm der sächsische Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt<br />

<strong>das</strong> Herzstück des neuen Hochfeld-Magnetlabors Dresden des Forschungszentrums<br />

Rossendorf (FZR) – die rund zehn Millionen € teure Kondensatorbank –<br />

offiziell in Betrieb. Konzipiert und erstellt wurde diese gepulste kapazitive<br />

Energieversorgungsanlage von Experten der Rheinmetall Waffe Munition GmbH<br />

(RWM - Ratingen/Unterlüß), und zwar in enger Zusammenarbeit mit Physikern<br />

des zur Leibnitz-Gemeinschaft gehörenden FZR. Bei dem Projekt handelt es<br />

sich um die derzeit modernste und größte Kondensatorbank der Welt, die eine<br />

Energie von 50 Megajoule speichern kann und mit deren Hilfe Magnetspulen<br />

mit sehr hohen und superkurzen Energiepulsen angetrieben werden können.<br />

Im neuen Hochfeld-Magnetlabor<br />

Dresden (HLD), in dessen Errichtung<br />

rund 24,5 Millionen € investiert worden<br />

sind, sollen gepulste Magnetfelder<br />

in bisher unerreichter Feldstärke erzeugt<br />

werden, die Aufschluss über Eigenschaften<br />

von Festkörpern, Flüssigkeiten<br />

und Teilchen liefern sollen. HLD-<br />

Institutsleiter Professor Dr. Joachim<br />

Wosnitza: „Hohe gepulste Magnetfelder<br />

sind von großem Interesse <strong>für</strong> Forschungen<br />

etwa auf den Gebieten Hochtemperatursupraleiter,Charakterisierung<br />

von Metallen<br />

und Halbleitern<br />

oder auch <strong>für</strong> ingenieurtechnische<br />

Anwendungen wie<br />

die Materialumformung.<br />

So sind starke<br />

Magnetfelder<br />

zum Beispiel genauso wie Hochdruckpressen<br />

in der Lage, Stähle oder Leichtmetalle<br />

zu verformen. Damit lassen<br />

sich spezielle Einzelteile <strong>für</strong> den Automobil-<br />

oder Flugzeugbau herstellen.“<br />

Aber auch die Charakterisierung von<br />

modernsten halbleitenden oder optoelektronischen<br />

Materialien erfolgt<br />

idealerweise in hohen Magnetfeldern<br />

und bei tiefen Temperaturen. Auf diese<br />

Weise können z.B. die Elektronendichte<br />

von halbleitenden Materialien hoch<br />

präzise bestimmt bzw. optoelektronische<br />

Eigenschaften mit besonderer<br />

Genauigkeit charakterisiert werden.<br />

Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 1/2006<br />

Ein weiteres Gebiet, dem die Experten<br />

des Forschungszentrums Rossendorf<br />

mit Hilfe des neuen Dresdner<br />

Hochfeld-Magnetlabors zukünftig verstärkt<br />

auf die wissenschaftliche Spur<br />

rücken werden, ist die so genannte<br />

Spintronik. Diese neue Technologie,<br />

die sich noch im Forschungsstadium<br />

befindet, nutzt <strong>das</strong> magnetische Moment<br />

des Elektrons zur Informationsdarstellung<br />

und -verarbeitung, also<br />

nicht nur die Ladung wie die herkömmliche<br />

Halbleiterelektonik; <strong>das</strong> magnetische<br />

Moment der<br />

Elektronen entsteht<br />

durch ihre Eigenrotation,<br />

den Spin.<br />

Wosnitza: „Von<br />

der Spintronik erwarten<br />

Forscher<br />

neue Bauelemente,<br />

die mit dem Spin des Elektrons schalten<br />

und damit um ein Vielfaches<br />

schneller sein können als die heute üblichen<br />

Elemente. Mit der im Hochfeld-<br />

Magnetlabor Dresden betriebenen Vorlaufforschung<br />

kann die Mikroelektronik-Industrie<br />

zukünftig neue Bauteile<br />

mit noch schnelleren Prozessoren oder<br />

höheren Speicherdichten produzieren.“<br />

Die Energie (Strompulse) <strong>für</strong> die bei<br />

dieser Vorlaufforschung zwingend notwendigen<br />

Erzeugung hoch gepulster<br />

Magnetfelder wiederum liefert die von<br />

RWM-Experten konzipierte und in en-<br />

(Fortsetzung auf Seite 2)<br />

Schutz vor Bedrohung<br />

Als europäisches Systemhaus <strong>für</strong> Landstreitkräfte<br />

bietet Rheinmetall Defence mit Protective Shield<br />

ein Konzept zum Schutz von stationären Einsatzliegenschaften,<br />

<strong>das</strong> sich an verschiedene Einsatzszenarien flexibel<br />

und modular anpassen lässt. Basierend auf Führungs-, Aufklärungs-,<br />

Überwachungs- und Wirksystemen aus dem Technologie-<br />

Portfolio des Düsseldorfer Wehrtechnik-Spezialisten und seiner industriellen<br />

Partner ist die umfassende Vernetzung aller Komponenten<br />

der wesentliche Vorteil des Gesamtsystems – mit Konfigurationen<br />

nach dem Baukastenprinzip (Systemübersicht auf den Seiten 9-12).<br />

Zertifiziert managen<br />

Nichts ist mehr Routine. Alles ist Projekt: die neue<br />

Cabrioklasse, <strong>das</strong> Reformpaket im Gesundheitswesen,<br />

selbst der Kindergeburtstag – die Vokabel „Projekt“<br />

ist in aller Munde und wird mittlerweile inflationär gebraucht.<br />

Die Rheinmetall Defence Electronics GmbH kennt diese Thematik<br />

seit längerem genau: Der Bremer Systemspezialist betreibt – <strong>das</strong><br />

zeigen die Beiträge auf den „Profil“-Seiten 13-15 – seit Jahren <strong>Projektgeschäft</strong>.<br />

Ein Geschäft, <strong>das</strong> die gezielte Qualifizierung von Projektpersonal<br />

und zunehmend auch die Zertifizierung von Projektmanagern<br />

<strong>für</strong> die erfolgreiche Abwicklung von Projekten voraussetzt.<br />

Blick ins Herzstück des neuen Hochfeld-Magnetlabors Dresden des Forschungszentrums Rossendorf (FZR): Zu sehen ist die<br />

rund zehn Millionen € teure Kondensatorbank, die weltweit modernste und größte ihrer Art. Konzipiert worden ist die hochmoderne<br />

kapazitive Energieversorgungsanlage, die eine Energie von 50 Megajoule speichern kann und mit deren Hilfe<br />

Magnetspulen mit sehr hohen und superkurzen Energiepulsen angetrieben werden können, von Experten der RWM GmbH.<br />

Referenzprojekt <strong>für</strong> <strong>das</strong> neue Rheinmetall-Geschäftsfeld „Public Security“<br />

Systemtechnik <strong>für</strong> den Küstenschutz<br />

rds St.-Jean-sur-Richelieu. Gezielte<br />

Kontrolle durch Systemtechnik aus dem<br />

neuen Rheinmetall-Geschäftsfeld „Public<br />

Security“: Der von der Oerlikon Contraves<br />

Inc. (OCC) mit Sitz in St.-Jean-sur-<br />

Richelieu (Kanada – Provinz Québec)<br />

akquirierte Großauftrag umfasst 38<br />

„Distress Calling“-Systeme (DSC), die<br />

zum Schutz der kanadischen und USamerikanischen<br />

Küstenregionen am Atlantik<br />

und am Pazifik ebenso eingesetzt<br />

werden wie auf den beiden Pazifikinseln<br />

Hawaii und Guam sowie in Puerto<br />

Rico. Die kanadische Tochtergesellschaft<br />

von Oerlikon Contraves lieferte<br />

diese DSC-Notrufsysteme vom Typ 911,<br />

die ihrerseits wiederum Teil des welt-<br />

AT<strong>AG</strong>: Grundstein<br />

<strong>für</strong> neues Gebäude<br />

he Neckarsulm. Umfangreiche Baumaßnahmen<br />

am Standort Neckarsulm:<br />

Die KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>)<br />

erweitert ihren Bereich Fertigbearbeitung<br />

um eine zusätzliche Produktionshalle<br />

und schafft damit 100 neue Arbeitsplätze.<br />

Mit einem Investitionsvolumen im<br />

deutlich zweistelligen Millionenbereich<br />

wird die AT<strong>AG</strong> eine 160 Meter lange, zweistöckige<br />

Produktionshalle mit einer<br />

Gesamt-Bruttogeschossfläche von über<br />

16000 Quadratmetern errichten (s. S. 8). Wird bald auch der neue Firmensitz: der moderne Gebäudekomplex der AT<strong>AG</strong>.<br />

Composing: Krapohl - Wirth Foundry Consulting GmbH<br />

weiten maritimen Seenot- und Sicherheitssystems<br />

GMDSS sind (Global<br />

Maritime Distress Safety Systems). Diese<br />

Anlagen ermöglichen es in Not geratenen<br />

Schiffen, Notrufe abzusetzen,<br />

damit Such- und Rettungsmannschaften<br />

schneller Hilfe leisten können. Oerlikon<br />

Contraves liefert die DSC-Kontrollzentren<br />

an Land sowie die Anlagen <strong>für</strong><br />

Funkstationen; darüber hinaus bietet<br />

<strong>das</strong> Unternehmen Training und „Life<br />

Cycle Support“-Dienste an. Die Küstenwachen<br />

der genannten Staaten nutzen<br />

diese Systeme <strong>für</strong> Rettungsaktionen in<br />

Küstengewässern und in den großen<br />

Binnenseen Nordamerikas. Eine wichtige<br />

Ergänzung des DSC-Konzeptes ist<br />

Verstärkte Präsenz<br />

im NAFTA-Raum<br />

he Neckarsulm/Celaya. Der zur<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe gehörende<br />

Geschäftsbereich KS Kolben<br />

hat mit Wirkung vom 3. Februar<br />

2006 von der DESC Automotive<br />

Gruppe (Mexiko City) den kompletten<br />

Bereich Erstausrüstung des mexikanischen<br />

Kolbenherstellers Pistones<br />

Moresa in Celaya (Mexiko) übernommen.<br />

An dem neuen <strong>Kolbenschmidt</strong>-Standort,<br />

der künftig unter<br />

dem Namen „KS de México“ firmie-<br />

<strong>das</strong> automatische Identifizierungssystem<br />

(AIS), <strong>das</strong> Schiffsdaten und genaue<br />

Informationen über die Bewegung<br />

von Schiffen in territorialen Gewässern<br />

überträgt. Derartige Informationen<br />

helfen Häfen und Küstenbehörden,<br />

die jeweilige Situation genauer<br />

zu erfassen, unterstützen Verkehrsmanagementleistungen<br />

und verhindern<br />

Schiffskollisionen. AIS liefert (und<br />

empfängt) zum Beispiel automatisch<br />

Daten unter anderem über die Identität<br />

von Schiffen, deren Typ, Position, Kurs,<br />

Geschwindigkeit sowie Navigationsstatus;<br />

diese Daten gehen an entsprechend<br />

ausgerüstete Landstationen, andere<br />

Schiffe und Flugzeuge (s. S. 3+20).<br />

ren wird, erwirtschaften etwa 200<br />

Mitarbeiter einen Jahresumsatz von<br />

rund 15 Millionen US-Dollar. Das mexikanische<br />

Unternehmen produziert<br />

seit 1956 Otto- und Diesel-Kolben <strong>für</strong><br />

Pkw- und Nutzkraftfahrzeuge-Hersteller<br />

und verfügt über umfangreiche<br />

Kapazitäten, ein langjähriges<br />

Produktions-Know-how sowie alle<br />

Standard-Fertigungstechnologien.<br />

KS de México stellt neben der Erweiterung<br />

der weltweiten Produktionskapazitäten<br />

eine weitere Stärkung<br />

der globalen Marktpräsenz in diesem<br />

Geschäftsbereich der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe<br />

dar.<br />

Foto: Jürgen Lösel / Sächsische Zeitung


Fotos (4)I: Forschungszentrum Rossendorf<br />

Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 1/2006<br />

Im neuen Hochfeld-Magnetlabor des Forschungszentrums Rossendorf wurde jetzt die weltweit modernste und von Experten der<br />

Rheinmetall Waffe Munition GmbH konzipierte Kondensatorbank in Betrieb genommen; damit können Magnetspulen mit sehr<br />

hohen und superkurzen Energiepulsen angetrieben werden. Mit Hilfe der auf unserem Foto gezeigten Spulenwickelmaschine<br />

werden die Magnetfeldspulen in akribischer und relativ zeitaufwändiger Handarbeit gewickelt, die ihrerseits später mit der Energie<br />

der Kondensatorbank angetrieben werden, um in der inneren Bohrung die hohen Magnetfelder <strong>für</strong> unterschiedlichste Forschungsprojekte<br />

zu erzeugen. Die Teilansicht zeigt die Spezialfaser, die zur Verstärkung um die Kupferdrähte herumgewickelt wird.<br />

as in Dresden gelegene<br />

Forschungszentrum<br />

Rossendorf (FZR) betreibtanwendungsorientierteGrundlagenforschung<br />

mit den fachübergreifendenForschungsschwerpunkten<br />

„Struktur der<br />

Materie“, „Lebenswissenschaften“<br />

und „Umwelt + Sicherheit“. Die rund<br />

550 FZR-Mitarbeiter erbringen in diesem<br />

Zusammenhang wichtige, grundlegende<br />

Forschungs- und Entwicklungsbeiträge<br />

zur<br />

★ Aufklärung von Strukturen im nanoskaligen<br />

und subatomaren Bereich<br />

und der darauf beruhenden Eigenschaften<br />

der Materie,<br />

★ frühzeitigen Erkennung und wirksamen<br />

Behandlung von Tumor- und<br />

Stoffwechselerkrankungen als den<br />

dominierenden Gesundheitsproblemen<br />

in der modernen Industriegesellschaft,<br />

★ Verbesserung des Schutzes von<br />

Mensch und Umwelt vor technischen<br />

Risiken.<br />

Im Rahmen der Forschungsaufgaben<br />

werden sechs Großgeräte eingesetzt,<br />

die europaweit einmalige Untersuchungsmöglichkeiten<br />

auch <strong>für</strong><br />

externe Nutzer bieten. Neben dem<br />

neuen Hochfeld-Magnetlabor gehören<br />

dazu die ELBE-Strahlungsquelle<br />

(Elektronen-Linearbeschleuniger <strong>für</strong><br />

Strahlen hoher Brillianz und niedriger<br />

Emittanz zur Erzeugung verschiedener<br />

Sekundärstrahlen) einschließlich<br />

Freie-Elektronen-Laser im IR-Bereich<br />

sowie <strong>das</strong> Ionenstrahlzentrum zur Behandlung<br />

und Untersuchung von Materialoberflächen.<br />

Die Rossendorf-Beamline, zwischen<br />

1996 und 1998 vom FZR an der EuropäischenSynchrotron-Strahlungs-<br />

quelle in Grenoble (Frankreich) aufgebaut,<br />

hat zwei Experimentierplätze,<br />

einen <strong>für</strong> Radiochemie und einen <strong>für</strong><br />

Materialwissenschaften. Der radiochemische<br />

Messplatz ist ausgerüstet<br />

<strong>für</strong> Röntgenabsorptionsspektroskopie<br />

(XAS) hochverdünnter Systeme<br />

und erlaubt die Messung von hauptsächlich<br />

alpha-strahlenden Radionukliden;<br />

mit dieser Einrichtung besaß<br />

die Rossendorf-Beamline lange<br />

Zeit den einzigen XAS-Experimentierplatz<br />

<strong>für</strong> Radionuklide in Europa. Der<br />

materialwissenschaftliche Experimentierplatz<br />

mit einem 6-Kreis-Goniometer<br />

dient der Bestimmung und<br />

Charakterisierung durch Ionenbestrahlung<br />

oberflächenmodifizierter<br />

Schichten und Interfaces mittels Diffraktion<br />

und Reflektometrie. Eine Besonderheit<br />

sind z.B. Untersuchungen<br />

der Texturentwicklung von Magnetron-abgeschiedenen<br />

dünnen Schichten<br />

und nano-kristallinen Materialien<br />

während des Wachstums.<br />

Das PET-Zentrum (Positronen-Emissions-Tomographie)<br />

– ein weiteres<br />

Großgerät – wird als zentrale Versuchsanlage<br />

gemeinsam vom FZR<br />

und vom Universitätsklinikum der<br />

Technischen Universität Dresden <strong>für</strong><br />

die molekulare Bildgebung (Molecular<br />

Imaging) biochemischer Prozesse<br />

sowie in begrenztem Umfang zur Untersuchung<br />

von Patienten genutzt;<br />

<strong>das</strong> Zentrum besteht aus einem dedi-<br />

Die Grundlagenforschung im Fokus<br />

„Mit der im Hochfeld-Magnetlabor<br />

Dresden betriebenen Vorlaufforschung“,<br />

so Institutsdirektor Prof.<br />

Joachim Wosnitza (hier an einer Magnetspule<br />

zur Erzeugung hoher Magnetfelder),<br />

„kann die Mikroelektronikindustrie<br />

zukünftig neue Bauteile mit<br />

noch schnelleren Prozessoren oder höheren<br />

Speicherdichten produzieren“.<br />

zierten Zyklotron, pharmazeutischen<br />

Herstellungslabors und zwei modernen<br />

PET-Tomographen. Zu guter Letzt<br />

ist die so genannte Topflow-Anlage<br />

(Transient Two Phase Flow Test Facility)<br />

zu nennen, ein hochmoderner<br />

Mehrzweck-Thermohydraulik-Versuchsstand.<br />

Das Forschungszentrum Rossendorf<br />

ist mit rund 550 Mitarbeitern <strong>das</strong> größte<br />

Institut der Leibniz-Gemeinschaft<br />

und verfügt über ein jährliches Budget<br />

von rund 54 Millionen €. Hinzu kommen<br />

etwa sieben Millionen € aus nationalen<br />

und europäischen Förderprojekten<br />

sowie aus Verträgen mit der Industrie.<br />

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören<br />

84 außeruniversitäre Forschungsinstitute<br />

und Serviceeinrichtungen<br />

<strong>für</strong> die Forschung. Leibniz-Institute<br />

arbeiten interdisziplinär und<br />

verbinden Grundlagenforschung mit<br />

Anwendungsnähe. Die Leibniz-Institute<br />

haben ein Jahresbudget von mehr<br />

als einer Milliarde € und beschäftigten<br />

rund 13 000 Mitarbeiter, davon etwa<br />

5300 Wissenschaftler. cb/rds<br />

Jüngster Institutsbereich des Forschungszentrums Rossendorf bei Dresden: <strong>das</strong> Hochfeldlabor mit Kondensatorbank.<br />

Konzipiert und installiert von Rheinmetall Waffe Munition<br />

Weltweit größte<br />

Kondensatorbank<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

ger Abstimmung mit Wissenschaftlern<br />

der Rossendorfer Forschungseinrichtung<br />

in Betrieb genommene Kondensatorbank,<br />

die weltweit ihresgleichen<br />

sucht. Denn um ein – <strong>für</strong> derartige Versuche<br />

notwendiges – Magnetfeld mit<br />

der Feldstärke von 100 Tesla (<strong>das</strong> Dreieinhalbmillionenfache<br />

des Erdmagnetfeldes)<br />

zu erreichen, werden eine elektromagnetische<br />

Energie von 50 Megajoule<br />

(MJ) und ein Spitzenstrom von mehreren<br />

hundert Kiloampere (kA) benötigt.<br />

Die modernste und effizienteste Methode,<br />

diese Energie zu speichern und<br />

pulsartig in die Magnetfeldspule zu<br />

übertragen, ist der Einsatz einer Pulsentladungs-Kondensatorbank.<br />

In der<br />

Praxis wird dabei, um ein anschauliches<br />

Beispiel zu nennen, dieselbe Energie<br />

freigesetzt, die beim Abbremsen einer<br />

Diesellok von 150 Stundenkilometern<br />

auf „null“ frei werden würde – und zwar<br />

in dem unglaublich kurzen Zeitraum von<br />

wenigen hundert Millisekunden.<br />

Als Sachsens Ministerpräsident Milbradt<br />

am Nachmittag des 22. Februar<br />

2006 den offiziellen Startknopf des<br />

Hochfeld-Magnetlabors drückte und die<br />

hochmoderne Anlage – wie geplant – ihren<br />

Betrieb aufnahm, fiel der RWM-Mannschaft<br />

um Projektleiter Jürgen Hofmann<br />

„doch schon mehr als nur ein Stein vom<br />

Herzen“. Immerhin hatten der 45-jährige<br />

Diplom-Ingenieur (Elektrotechnik) und<br />

sein in Spitzenzeiten bis zu neunköpfiges<br />

Team viel Zeit und jede Menge Know-how<br />

investiert, um wirklich „ganze Arbeit“ zu<br />

leisten und ein weltweit einmaliges Vorzeigeprojekt<br />

„ans Laufen“ zu bringen.<br />

Hofmann: „Die Planungen <strong>für</strong> die<br />

Energieversorgungsanlage mit unserer<br />

Kondensatorbank begannen im Jahre<br />

2002; seit Anfang 2004 wurde die Anlage<br />

vor Ort im Forschungszentrum<br />

Rossendorf nach und nach installiert.<br />

Alle Systemkomponenten – dazu gehören<br />

im Wesentlichen <strong>das</strong> Eingangsmodul,<br />

<strong>das</strong> Kondensatormodul und <strong>das</strong><br />

Ausgangsmodul – wurden zuvor in Unterlüß<br />

im Verhältnis 1:1 aufgebaut und<br />

auf Herz und Nieren getestet.“<br />

Für Hofmann und seine Fachkollegen<br />

unterstreicht der erfolgreich umgesetzte<br />

FZR-Auftrag gleichzeitig die Kompe-<br />

Herausgeber: Rheinmetall <strong>AG</strong><br />

Verantwortlich: Peter Rücker<br />

Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />

Anschrift: Redaktion „Das Profil“<br />

Postfach 104261, 40033 Düsseldorf<br />

<strong>das</strong>.profil@rheinmetall-ag.com<br />

tenz, die Rheinmetall auch in diesem<br />

ganz speziellen Marktsegment der<br />

Energieversorgungssystemtechnik besitzt:<br />

„Zum einen wurde <strong>das</strong> Dresdner<br />

Großprojekt in der relativ kurzen Zeit<br />

von nur drei Jahren erfolgreich realisiert.<br />

Zum anderen sollten wir solide<br />

deutsche Ingenieursarbeit leisten, eine<br />

vertraglich festgeschriebene Bedingung<br />

des Auftraggebers – und genau<br />

diesen Nachweis haben wir erbracht.“<br />

Ein weiteres Indiz <strong>für</strong> die gute Arbeit<br />

sieht Jürgen Hofmann, der „ganz besonders<br />

auch die intensive und fruchtbare<br />

Zusammenarbeit mit den Rossendorfer<br />

Wissenschaftlern während der<br />

gesamten Projektzeit“ hervorhebt, in<br />

der zwischenzeitlich erfolgten internationalen<br />

Anerkennung: „Uns liegt<br />

eine Anfrage des Forschungszentrums<br />

Toulouse vor, <strong>das</strong> Interesse an zwei<br />

ähnlichen Modulen zeigt.“ Das ist ein<br />

Kompliment aus berufenem Munde:<br />

Denn in Toulouse arbeitet <strong>das</strong> bisher<br />

größte europäische Hochfeld-Magnetlabor;<br />

die französischen Forscher am<br />

Laboratoire National des Champs Magnetiques<br />

Pulses nutzen eine Konden-<br />

Per ministerialem Knopfdruck in die energetische Zukunft: Sachsens Ministerpräsident<br />

Professor Dr. Georg Milbradt (l) nimmt die weltweit größte und modernste Kondensatorbank<br />

im neuen Hochfeld-Magnetlabor des Forschungszentrums Rossendorf<br />

(FZR) in Dresden offiziell in Betrieb. Mit ihm freuen sich Dr. Peter Joehnk (M.), kaufmännischer<br />

Direktor des FZR, und der Wissenschaftliche Direktor der zur Leibniz-<br />

Gemeinschaft gehörenden Forschungseinrichtung, Professor Bernd Johannsen (r.).<br />

satorbank mit einer Speicherleistung<br />

von lediglich 14 Megajoule.<br />

Die Kompetenz zum Bau derartiger Anlagen<br />

hat sich die RWM GmbH in vielen<br />

Jahren bei militärischen Forschungs- und<br />

Technologiearbeiten zu elektrischen Kanonen,<br />

Laser- und Mikrowellenwaffen erarbeitet.<br />

Dr. Gerd Wollmann, Bereichsleiter<br />

Strahlenwaffen: „Dabei entstanden<br />

portable und stationäre Energieversorgungsanlagen<br />

der unterschiedlichsten<br />

Leistungsklassen, beginnend von einem<br />

Joule mit sehr hohen Wiederholraten<br />

über 100 Kilojoule-Systeme bis hin zur 30<br />

Megajoule-Anlage im Einzelschussbetrieb<br />

auf dem Erprobungszentrum Unterlüß.“<br />

Für den 49-jährigen promovierten<br />

Diplom-Physiker ist <strong>das</strong> Dresdner Großprojekt<br />

denn auch eine wichtige strategische<br />

Referenz: „Die 50 Megajoule-<br />

Anlage am Forschungszentrum Rossendorf<br />

unterstreicht deutlich sichtbar die<br />

Möglichkeit und die Machbarkeit, aus<br />

wehrtechnischen Aufgabenstellungen<br />

und Arbeiten zivile Themen herauszufiltern,<br />

um damit erfolgreich Nischenlösungen<br />

unter Wahrung der wirtschaftlichen<br />

Interessen zu besetzen.“<br />

Drucktermin dieser Ausgabe: 10. März 2006<br />

Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />

Satz: Strack + Storch KG<br />

Gladbacher Straße 15<br />

40219 Düsseldorf<br />

Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH<br />

Juliusstraße 9-21<br />

47053 Duisburg


Das Profil 1/2006 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 3<br />

Public Security als strategisches Geschäftsfeld von Rheinmetall Defence<br />

Systemverbund schafft Sicherheit<br />

dp Ratingen. Das Wort Sicherheit hat in den vergangenen Jahren einen völlig<br />

neuen Klang gewonnen. Innerhalb einer Dekade hat sich die Bedeutung der Sicherheit<br />

von einem rein militärischen Begriff gelöst und wird heute viel stärker als<br />

Schutz vor terroristischer Bedrohung, illegaler Einwanderung und Katastrophen<br />

begriffen. Der eindrucksvollste Beweis da<strong>für</strong> ist die Schaffung des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Heimatschutz in den USA. Rheinmetall trägt diesem Paradigmenwechsel mit<br />

dem neu geschaffenen strategischen Geschäftsfeld „Public Security“ konsequent<br />

Rechnung. Darin fließen sämtliche Kompetenzen des Düsseldorfer Konzerns<br />

rund um <strong>das</strong> Thema „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ zusammen, um auf<br />

diesem Wege neue Marktchancen zu erschließen – Chancen, die sehr gut sind.<br />

ir sind auf vielen<br />

Gebieten ein gefragterAnsprechpartner<br />

in puncto<br />

neuer Sicherheitslösungen“,<br />

sagt<br />

Hugo Wolf, der <strong>das</strong><br />

Geschäftsfeld Public Security bei Rheinmetall<br />

Defence leitet. Und <strong>das</strong> mit gutem<br />

Grund: In seiner neu geschaffenen<br />

Funktion arbeitet Wolf mit allen vier Geschäftsbereichen<br />

von Rheinmetall Defence<br />

zusammen, die unterschiedliche<br />

Leistungen und Systeme in <strong>das</strong> übergreifende<br />

Geschäftsfeld einbringen<br />

können. „Ob aus dem Bereich Landsysteme,<br />

Defence Electronics, Waffe Munition<br />

oder Luftabwehrsysteme – überall<br />

finden wir Know-how aus dem militärischen<br />

und auch zivilen Bereich, <strong>das</strong><br />

sich gewinnbringend <strong>für</strong> unsere neuen<br />

Aufgaben einsetzen lässt“, beschreibt<br />

Wolf die Stärken von Rheinmetall auf<br />

diesem neuen und sich rasch entwickelnden<br />

Markt <strong>für</strong> die öffentliche Sicherheit.<br />

Ein Defence-Systemverbund,<br />

der Sicherheit schafft.<br />

Für Rheinmetall sind fünf Segmente<br />

von großem Interesse: Grenzsicherung,<br />

Schutz von Objekten und Einrichtungen,<br />

maritimer Schutz, Katastrophenschutz<br />

sowie Ausstattung und Training<br />

von Sicherheitskräften. „Wir gehen davon<br />

aus, <strong>das</strong>s Grenzsicherung, Objektschutz<br />

und maritime Sicherheit dabei<br />

die größte Rolle spielen werden“, bekräftigt<br />

Hugo Wolf. Vor allem an der<br />

Grenzsicherung haben die entwickelten<br />

Staaten heute ein vitales Interesse:<br />

Zahlreiche Beispiele rund um den Globus<br />

belegen dies nahezu täglich – so<br />

die Sicherung der Südgrenze der USA,<br />

die Grenzzwischenfälle vor den spanischen<br />

Enklaven in Nordafrika, die immer<br />

wieder strandenden Flüchtlingsboote<br />

an Europas Küsten oder die permanente<br />

Schleusung von Menschen<br />

über die heute weit vorgeschobenen<br />

EU-Ostgrenzen.<br />

Längst ist aus dem Menschenschmuggel<br />

ein lukratives Geschäft geworden,<br />

dem die Regierungen weit im Vorfeld<br />

begegnen müssen. Dazu zählen nicht<br />

nur die östlichen EU-Mitglieder, sondern<br />

auch ihnen vorgelagerte Staaten<br />

oder EU-Beitrittskandidaten. Hinzu<br />

kommen die sich rasch entwickelnden<br />

Staaten des Mittleren Ostens, die sich<br />

vor illegaler Einwanderung schützen<br />

wollen. In allen diesen Regionen stehen<br />

entsprechende Mittel bereit und werden<br />

neue Lösungen gesucht.<br />

„Grenzzäune werden überflüssig“,<br />

umreißt Hugo Wolf die Fähigkeiten von<br />

Rheinmetall bei der Grenzsicherung.<br />

Moderne optische und elektrooptische<br />

Aufklärungssysteme erkunden, ob und<br />

was sich innerhalb des jeweiligen<br />

Grenzabschnittes tut. „So haben die<br />

Grenzschutzkräfte stets ein Bild der La-<br />

Foto: Christoph Schuhknecht<br />

ge hinter der eigentlichen Grenze, <strong>das</strong><br />

sie im Lagezentrum stets aktuell aufbereiten<br />

können. Wir bieten da<strong>für</strong> die nötige<br />

Aufklärungstechnik ebenso an wie<br />

den Aufbau von Lagezentren“, erläutert<br />

der gelernte Diplomkaufmann. Dabei<br />

kommt Rheinmetall die umfangreiche<br />

Kompetenz bei der sicheren elektronischen<br />

Vernetzung der nötigen Sensoren<br />

mit dem Lagezentrum zugute.<br />

Auf diese Weise lassen sich, falls nötig,<br />

rasch Einsatzkräfte <strong>für</strong> die Grenzsicherung<br />

mobilisieren, bevor Unbefugte eine<br />

Grenze erreichen und verletzen.<br />

„Dies ist sicher ein großer Zukunftsmarkt“,<br />

verdeutlicht Wolf.<br />

Das Geschäftsfeld Public Security<br />

kann neben dem breiten Angebot an<br />

optischen und akustischen Sensoren<br />

<strong>für</strong> diese Zwecke über den Geschäftsbereich<br />

Rheinmetall Defence Electronics<br />

(RDE) auch auf <strong>das</strong> luftgestützte<br />

„Opale“-Überwachungssystem zurückgreifen.<br />

Das Leichtflugzeug des österreichischen<br />

Partners Diamond Air kann<br />

zukünftig ohne Pilot fliegen, ist also als<br />

so genanntes UAV-System verwendbar<br />

(UAV: Unmanned Aerial Vehicles). Über<br />

die entsprechenden Aufklärungstechniken<br />

und Datenverbindungen verfügt<br />

<strong>das</strong> Bremer Unternehmen aufgrund<br />

seiner langjährigen Erfahrung auf dem<br />

Gebiet der Drohnen-Technologie („Das<br />

Profil“ 2/2005).<br />

Mit der Zunahme terroristischer Bedrohungen<br />

erhält heute auch der Objektschutz<br />

eine völlig neue Bedeutung.<br />

„Das ist <strong>für</strong> uns <strong>das</strong> zweite große Segment<br />

im Bereich Public Security“, sagt<br />

Hugo Wolf. Symbolträchtige Gebäude<br />

und Verkehrsknotenpunkte sind zu bevorzugten<br />

Zielen von Terrorgruppen geworden.<br />

Dort sind die Opferzahlen,<br />

ökonomischer Schaden und auch die<br />

Medienwirksamkeit am größten. Dies<br />

haben die Anschläge der vergangenen<br />

Jahre deutlich gemacht, die sich zumeist<br />

gegen Menschen richteten.<br />

„Doch auch Einrichtungen der Grundversorgung<br />

wie Gas- und Ölpipelines<br />

oder Wasserleitungen können in politischen<br />

oder terroristischen Konflikten<br />

zur Zielscheibe werden. Wir sind auch<br />

hier schon in Gesprächen mit Interessenten“,<br />

verrät Wolf. Auch auf diesem<br />

Gebiet ist Rheinmetall mit seinem Geschäftsfeld<br />

Public Security bereits aktiv<br />

geworden: Das Unternehmen ist, wie<br />

berichtet („Das Profil“ 2/2005), von<br />

deutschen Kraftwerksbetreibern damit<br />

beauftragt worden, einen hochwirksame<br />

Tarnschutz (z. B. durch passive Nebelwerfer-Schutzsysteme)<br />

<strong>für</strong> Kernkraftwerke<br />

in Deutschland zu installieren.<br />

Durch den Einsatz optischer, elektrooptischer<br />

und akustischer Sensoren<br />

ist eine weiträumige Umfeldaufklärung<br />

bei Versorgungseinrichtungen möglich<br />

– eine wichtige Voraussetzung zur<br />

rechtzeitigen Einleitung von Gegenmaßnahmen.<br />

Für einen umfassenden<br />

Objektschutz bietet sich darüber hinaus<br />

ebenso wie bei der Grenzsicherung<br />

die Installation einer Leitzentrale<br />

an. Im Ernstfall werden in der Leitzentrale<br />

voll- oder halbautomatisierte<br />

Warnmeldungen und Schutzmaßnahmen<br />

ausgelöst, die je Lage und Situation<br />

des Objektes aktiver oder passiver<br />

Natur sein können.<br />

Neben der Sicherheit zu Lande wird<br />

auch der Schutz maritimer Anlagen und<br />

Objekte sowie der Küstengrenzen zunehmend<br />

wichtiger. Dabei sind nicht<br />

nur Angriffe auf Kreuzfahrt-, Öl- und<br />

Gefahrgutschiffe oder deren Entführung<br />

zu realistischen Bedrohungsszenarien<br />

geworden. „Auch der systematische<br />

Umweltschutz gewinnt an Bedeutung,<br />

weil viele Staaten erkennen, <strong>das</strong>s<br />

saubere Meere ihnen die Existenzgrundlage<br />

durch den Schutz der Fischbestände<br />

sichern“, schildert Wolf einen<br />

weiteren Einsatzbereich <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

neue Geschäftsfeld von Rheinmetall<br />

Defence. Hier lassen sich ebenfalls mit<br />

der Überwachung aus der Luft schnell<br />

und kostengünstig effiziente Lösungen<br />

realisieren.<br />

Was die gezielte Kontrolle maritimer<br />

Grenzen angeht, so kann Rheinmetall<br />

dabei bereits ein erstes erfolgreiches<br />

Großprojekt vorweisen. Auf Basis des<br />

international gültigen ISPS-Codes hat<br />

Rheinmetall bereits umfangreiche Küstenschutzprojekte<br />

in den USA und Kanada<br />

realisiert. Der Großauftrag, der<br />

von der Oerlikon Contraves Inc. im kanadischen<br />

St.-Jean-sur-Richelieu (Provinz<br />

Québec) akquiriert wurde, umfasst<br />

38 so genannte „Distress Calling“-Notrufsysteme,<br />

die entlang der Pazifikund<br />

Atlantikküste der USA und Kana<strong>das</strong><br />

sowie auf Hawaii, auf Guam und in<br />

Puerto Rico installiert sind. In weiteren<br />

Ausbauteilen werden die schiffseigenen<br />

Aufklärungs- und Kommunikati-<br />

Die kanadische Tochtergesellschaft von<br />

Oerlikon Contraves ist der führende<br />

Lieferant von so genannten „Distress<br />

Calling“-Notrufsystemen (DSC) vom Typ<br />

911, die Teil des weltweiten maritimen<br />

Seenot- und Sicherheitssystems (Global<br />

Maritime Distress Safety Systems =<br />

GMDSS) sind. Diese Anlagen ermöglichen<br />

es in Not geratenen Schiffen, Notrufe<br />

abzusetzen, damit Such- und Rettungsmannschaften<br />

schneller Hilfe leisten<br />

können. Küsten-basierte Rettungsdienste<br />

und in der Nähe befindliche<br />

Schiffe werden unmittelbar alarmiert,<br />

wobei letztere gewissermaßen als Relaisstation<br />

<strong>für</strong> die Notruf-Übertragung<br />

genutzt werden. Gibt es diese Möglichkeit<br />

nicht, kann <strong>das</strong> Signal auch über<br />

einen Satelliten übertragen werden.<br />

Ein Defence-Systemverbund, der Sicherheit schafft: Die vier Geschäftsbereiche von<br />

Rheinmetall Defence bringen unterschiedliche Leistungen und Systeme in <strong>das</strong> übergreifende<br />

Geschäftsfeld „Public Security“ ein. Ob Landsysteme, Defence Electronics,<br />

Waffe Munition oder Luftabwehrsysteme – überall findet der Kunde Know-how aus<br />

dem militärischen und auch zivilen Bereich, <strong>das</strong> sich zur Grenzsicherung, zum<br />

Schutz von Objekten und Einrichtungen, zum maritimen Schutz, zum Katastrophenschutz<br />

sowie zu Ausstattung und Training von Sicherheitskräften einsetzen lässt.<br />

onsmittel zu einem Gesamtsystem integriert<br />

und vernetzt – eine der Schlüsselfähigkeiten<br />

von Rheinmetall. Dadurch<br />

ist eine lückenlose Überwachung<br />

aller Bewegungen innerhalb des Küstenbereichs<br />

und der Hafenzugänge<br />

möglich.<br />

Der International Ship and Port Facility<br />

Code ISPS ist von der International<br />

Maritime Organization (IMO) vorgeschrieben<br />

und beschreibt verbindlich<br />

Maßnahmen, Regeln und Abläufe zum<br />

Schutz maritimer Einrichtungen. Selbst<br />

die in den vergangenen Jahren vermehrt<br />

auftretende Plage der Piraterie<br />

auf den Weltmeeren könnte sich mit<br />

Rheinmetall-Technologie ein Stück weit<br />

in den Griff bekommen lassen. Da herkömmliche<br />

Radare die meist kleinen<br />

und leichten Kunststoffboote der Piraten<br />

nicht erfassen, bedürfte es laut<br />

Geschäftsbereichsleiter Hugo Wolf sieht gute Marktchancen: Im neu geschaffenen strategischen Geschäftsfeld „Public Security“<br />

von Rheinmetall Defence fließen sämtliche Kompetenzen rund um <strong>das</strong> Thema „Sicherheit + Gefahrenabwehr“ zusammen.<br />

Wolf einer ausgefeilten Sensor-Technologie<br />

<strong>für</strong> den Nahbereich. „Wir verfügen<br />

mit der Multisensorplattform unseres<br />

Marinegeschützes über eine solche<br />

Technologie“, so der 61-jährige<br />

Defence-Fachmann.<br />

Kommt es zum Äußersten, wie etwa<br />

nach Naturkatastrophen, Unfällen und<br />

Havarien aufgrund technischen oder<br />

menschlichen Versagens oder als Folge<br />

gezielter Anschläge, so ist rasches<br />

Handeln erforderlich. Für den Fall atomarer,<br />

biologischer oder chemischer<br />

Störfälle kann Rheinmetall hochmoderne<br />

ABC-Aufklärungstechniken anbieten.<br />

Das Portfolio reicht von mobilen<br />

Laboren über Erkundungs- und Spezialfahrzeuge<br />

bis hin zu bewährten<br />

Fernhantierungs-Robotiksystemen,<br />

die Bomben entschärfen können.<br />

Als Reaktionsmittel <strong>für</strong> Einsatzkräfte<br />

bieten sich in speziellen Fällen zudem<br />

nicht-letale Wirksysteme an. Rheinmetall<br />

hat eine breite Palette von Irritationsmunition<br />

entwickelt. Diese setzt<br />

Personen kurzzeitig außer Gefecht, ohne<br />

sie zu verletzen. Sie dient der Abschreckung,<br />

aber auch dem Selbstschutz<br />

von Polizei und Streitkräften.<br />

Für die Früherkennung von Scharfschützen<br />

wurde <strong>das</strong> aus dem Defence-<br />

Geschäftsfeld „Protective Shield“ (siehe<br />

„Profil“-Seiten 9-12) bekannte Sniper<br />

Location System weiterentwickelt, <strong>das</strong><br />

ferngesteuert Zieloptiken potenzieller<br />

Angreifer erkennt und lokalisiert.<br />

Entscheidend ist zu guter Letzt, auch<br />

<strong>das</strong> zeigen die Erfahrungen der vergangenen<br />

Jahre, die richtige Reaktion im<br />

Ernstfall. Diese lässt sich in allen erdenklichen<br />

Szenarien in Echtzeit auf<br />

den bewährten Simulatoren von Rheinmetall<br />

trainieren. Für <strong>das</strong> Training von<br />

Sicherheitskräften im Gelände verfügt<br />

Rheinmetall zudem als einziges Unternehmens<br />

weltweit über ein mehr als 50<br />

Quadratkilometer großes Areal am<br />

Standort Unterlüß, auf dem alle Systeme<br />

und Wirkmittel bis hin zum scharfen<br />

Schuss getestet werden können.<br />

Rheinmetall ist im Geschäftsfeld Public<br />

Security also vielfältig aufgestellt, wie<br />

die Beispiele zeigen. Laut Geschäftsbereichsleiter<br />

Wolf hat Rheinmetall „gute<br />

Chancen, im rasant wachsenden Markt<br />

<strong>für</strong> Public Security wesentliche Anteile<br />

zu erringen“. (Lesen Sie dazu auch<br />

„Profil“-Seite 20.)


Seite 4 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 1/2006<br />

Gebündelte Kompetenz und breit gefächertes Instrumentarium: Blick ins hochmoderne Chemielabor am Firmensitz der <strong>Pierburg</strong> GmbH in Neuss, in dem u.a. Kraftstoffproben auf Art und Reinheit analysiert werden.<br />

<strong>Pierburg</strong>-Neuss: Kräftekonzentration nutzt Kunden<br />

Zentrales Messlabor<br />

bündelt die Kompetenz<br />

akn Neuss. Im Zuge der Restrukturierung<br />

und Neuorganisation am Neusser<br />

<strong>Pierburg</strong>-Standort (z.B. Zentralisierung<br />

Prüffeld) sind unlängst die drei Prüfbereiche<br />

Werkstoff- und Bauteilprüfung sowie<br />

dimensionales Messen im neuen<br />

zentralen Messlabor zusammengefasst<br />

und der Abteilung „Zentrale Qualität“ zugeordnet<br />

worden.<br />

„Bedingt durch die standortspezifische<br />

historische Entwicklung am Firmensitz<br />

in Neuss – hier <strong>das</strong> Verwaltungsgelände<br />

mit den Zentralbereichen an der<br />

Alfred-<strong>Pierburg</strong>-Straße, dort die Produktion<br />

an der Düsseldorfer Straße – entstanden<br />

in der Vergangenheit zwei räumlich<br />

getrennte Prüflabore <strong>für</strong> die Arbeitsgebiete<br />

Werkstoff- und Komponentenprüfung“,<br />

erläutert Achim Brömmel, der<br />

seit Anfang November 2005 die Hauptabteilung<br />

„Zentrales Qualitäts- und Umweltmanagement“<br />

leitet. „Im Rahmen einer<br />

organisatorischen Straffung dieser<br />

Laborbereiche sowie mit Blick auf <strong>das</strong><br />

neue Customer-Center an der Alfred-<strong>Pierburg</strong>-Straße<br />

sollte ein Laborbereich entstehen,<br />

der in unmittelbarer Nähe und<br />

damit in direkter Erreichbarkeit der internen<br />

Kunden liegt. Deshalb haben wir die<br />

neu entstandenen Werkstofflabore inklusive<br />

des hochmodernen Chemielabors<br />

räumlich in <strong>das</strong> Prüffeld der zentralen<br />

Entwicklung eingebettet.“<br />

Entstanden ist <strong>das</strong> Zentrale Messlabor<br />

(ZM) – ein Zentrum, <strong>das</strong> nunmehr alle<br />

wichtigen Messkompetenzen (nicht nur<br />

räumlich) bündelt und somit eine gesamtheitliche<br />

Betrachtung bei Prüfaufträgen<br />

ermöglicht. Durch die Zusammenfassung<br />

diverser Labore und die damit<br />

neue, örtliche Nähe zu den vor allem internen<br />

Kunden wird die eigentliche Arbeit<br />

nun deutlich effizienter gestaltet. Zu<br />

den firmeninternen ZM-Kunden zählen<br />

zum Beispiel der zentrale Einkauf, die<br />

zentrale Vorentwicklung, die zentralen<br />

Entwicklungs- und Versuchsabteilungen,<br />

die fünf neugeschaffenen Business<br />

Units, die Qualitätsabteilung der deutschen<br />

und ausländischen Werke sowie<br />

die zentrale Gewährleistung.<br />

„Zu unseren Arbeitsschwerpunkten gehören<br />

zum einen die Prüfung und die Erprobung<br />

von Produkten und Komponenten<br />

in allen Entwicklungsphasen, zum<br />

anderen serienbegleitende Untersuchungen“,<br />

erklärt Dipl.-Ing. Sven Wage-<br />

n neuen und zum Teil deutlich vergrößerten<br />

Räumlichkeiten präsentieren<br />

sich die modernen Labore<br />

des zentralen Messlabors der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH in Neuss. Seit Ende<br />

2005 befinden sich die Labore der<br />

Werkstoff- und Bauteilprüfung gebündelt<br />

auf dem Gelände an der Alfred-<strong>Pierburg</strong>-Straße;<br />

der bereits optimal<br />

ausgestattete Bereich „Dimensionales<br />

Messen“ hat sein Domizil auf<br />

dem Produktionsgelände an der Düsseldorfer<br />

Straße behalten. Insgesamt<br />

zehn hoch qualifizierte Mitarbeiter unter<br />

der Leitung von Dipl.-Ing. Sven Wagener<br />

bearbeiten flexibel die unterschiedlichsten<br />

Mess- und Prüfaufträge.<br />

Das zentrale Messlabor besteht<br />

aus drei Bereichen, die im Folgenden<br />

näher vorgestellt werden.<br />

★ Werkstoffprüfung: Diesem Bereich<br />

stehen zwei Materialprüflabore (<strong>für</strong><br />

Metalle und Kunststoff) und ein modernes,<br />

räumlich deutlich vergrößertes<br />

Chemielabor zur Verfügung. Die Labore<br />

dienen der Werkstoffidentifikation,<br />

ner, der seit 1. November vergangenen<br />

Jahres die Abteilung „Zentrale Qualität<br />

Messlabor“ kommissarisch leitet: „Je<br />

früher wir als Messlabor dabei in den<br />

Entwicklungsprozess eingebunden sind,<br />

um so besser. Durch die vielfältigen<br />

Mess- und Prüfmöglichkeiten, die uns<br />

zur Verfügung stehen, sowie die langjährige<br />

Erfahrung können wir sehr früh im<br />

Entwicklungsprozess mögliche Konstruktions-,<br />

Werkstoffauswahl-, Werkstoffbehandlungs-<br />

und Fertigungsfehler<br />

erkennen und sind in der Lage, die entsprechenden<br />

Fachabteilungen konstruktiv<br />

zu unterstützen.“<br />

Das zentrale Messlabor mit seinen insgesamt<br />

zehn Mitarbeiten besteht aus<br />

drei Bereichen: Werkstoffprüfung, Bauteil-<br />

bzw. Komponentenprüfung und Dimensionales<br />

Messen, die die unterschiedlichsten<br />

Prüfaufträge flexibel und<br />

auf hohem fachlichen Niveau bearbeiten.<br />

So unterstützt beispielsweise die<br />

Bauteilprüfung mit ihren Messmethoden<br />

ganz konkret den Konstrukteur in seiner<br />

Entwicklungsarbeit.<br />

„Um dem Konstrukteur die Auslegung,<br />

Anbindung oder <strong>das</strong> Verhalten seines<br />

Bauteils dazulegen, stehen moderne Zug-<br />

Druck-Prüfmaschinen mit bis zu 50 kN<br />

Zugkraft zur Verfügung“, erklärt Maschinenbautechniker<br />

Peter Schlabs. Mittels<br />

Accrat-Analyse-Messsystem kann zum<br />

Beispiel geprüft werden, ob eine Schraubverbindung<br />

ordnungsgemäß funktioniert.<br />

Da<strong>für</strong> wird – neben Drehmoment und<br />

Drehwinkel – auch die Vorspannkraft gemessen.<br />

Diese Bewertung ist wesentlich<br />

genauer und aussagekräftiger als die Festlegung<br />

nur nach dem Drehmoment.<br />

Schlabs weiter: „Zu unserer täglichen<br />

Arbeit zählt ferner die Elastomer-Untersuchung.<br />

Wir überprüfen Elastomere (elastische<br />

Kunststoffe) auf ihre Medienbestän-<br />

Sven Wagener: Haben Kräfte konzentriert.<br />

Ermittlung der Werkstoffeigenschaften<br />

und zur Klärung von Bauteilausfällen<br />

(z.B. Beurteilung von Brüchen, Verschleißzuständen,<br />

Korrosionsschäden,<br />

Wärmebehandlungsfehlern). Dabei liefert<br />

die Werkstoffprüfung objektive<br />

Kennwerte, die <strong>das</strong> Werkstoffverhalten<br />

in Überlagerung von mechanischen,<br />

thermischen oder chemischen Beanspruchungen<br />

beschreiben.<br />

In den beiden Materialprüflaboren –<br />

wesentlich organisiert durch die sehr<br />

erfahrene Werkstofftechnikerin Andrea<br />

Hensel – werden mittels Metallographie<br />

(optische Untersuchung einer Metallprobe<br />

zur qualitativen und quantitativen<br />

Beschreibung des Gefüges) und<br />

Mikroskopie Prüfungen durchgeführt,<br />

die zum einen als Nachweis der geforderten<br />

Qualitätseigenschaften dienen<br />

und zum anderen zur Aufklärung von<br />

war befinden sich die Räumlichkeiten<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> dimensionale<br />

Messen an der Düsseldorfer<br />

Straße, sie sind somit<br />

vom neuen zentralen Messlabor<br />

örtlich getrennt. Doch inhaltlich<br />

ist dieser zentrale Messraum, der von<br />

Dipl.-Ing. Ralf Gatzweiler koordiniert<br />

wird, aus dem Bereich „Zentrale Qualität“<br />

bei <strong>Pierburg</strong> nicht wegzudenken.<br />

Denn die hier genutzte Messtechnik<br />

ist als Qualitäts-Werkzeug <strong>für</strong><br />

die Entwicklung und zur Herstellung<br />

von hochwertigen Produkten <strong>für</strong> die<br />

Automobilindustrie unverzichtbar.<br />

Im zentralen Messraum kommen <strong>für</strong><br />

<strong>das</strong> dimensionale Messen diverse Präzisionsmessgeräte<br />

von namhaften Systemherstellern<br />

(z.B. Leitz, Zeiss und<br />

Perthen-Mahr) zum Einsatz.<br />

An diversen Maschinen werden Regelgeometrien<br />

(Abstände, Winkel),<br />

digkeit hin. Dabei werden Änderungen<br />

der Dimension, Zugfestigkeit, Reißdehnung<br />

sowie Volumenzunahme ermittelt.<br />

Untersuchungen zum so genannten<br />

Druckverformungsrest (dieser gibt den<br />

Anteil an bleibender Verformung nach<br />

lang andauernder konstanter Druckverformung<br />

bei vorgegebener Temperatur<br />

an; je kleiner der Wert, desto besser ist<br />

<strong>das</strong> Elastomer <strong>für</strong> die Dichtung geeignet)<br />

und zur Kältebeständigkeit vervollständigen<br />

die Elastomer-Untersuchung. Die ermittelten<br />

Daten helfen dem Konstrukteur<br />

ganz gezielt, rechtzeitig <strong>das</strong> richtige Elastomer<br />

auszuwählen und eine exakte Vorgabe<br />

<strong>für</strong> den Zulieferer dieses chemischen<br />

Produktes zu erstellen.“<br />

Neben der Messung von Entwicklungsmustern<br />

(so genannte A-, B- und C-Muster)<br />

und Erstmusterprüfungen an Kaufteilen<br />

– <strong>das</strong> sind Bauteile, die <strong>Pierburg</strong> von<br />

einem externen Lieferanten bezieht –<br />

finden auch regelmäßig serienbegleiten-<br />

Schadensfällen beitragen. In speziellen<br />

Fällen (z.B. beim Einsatz eines<br />

Rasterelektronenmikroskops) wird in<br />

den Laboren der Salzgitter Mannesmann<br />

Forschung GmbH (SZMF) oder<br />

der Uni Duisburg eine EDX-Analyse<br />

(Energiedispersive Röntgenfluoreszenz-Analyse)<br />

vorgenommen, die eine<br />

Bestimmung der metallischen Legierungselemente<br />

und deren Gehalte er-<br />

möglicht und durch eine extrem hohe<br />

Auflösung u.a. zur schnellen, zerstörungsfreien<br />

Werkstoffidentifikation<br />

dient. Zur Werkstoffbestimmung werden<br />

auch diverse thermische Analyseverfahren<br />

eingesetzt, mit denen z.B.<br />

Schmelzpunkt, Glasübergangsbereich,<br />

thermische Beanspruchung, Wärmeformbeständigkeit<br />

oder Gewichtsänderungen<br />

in Abhängigkeit von Temperatur<br />

und Zeit gemessen werden können.<br />

Form- und Lagetoleranzen (Symmetrie,<br />

Rundheit, Zylinderform), Oberflächengüte<br />

und Lauftoleranzen (Rundlauf,<br />

Planlauf) gemessen. Das Herzstück<br />

des Bereichs sind die hochpräzisen3D-Koordinatenmessmaschinen,<br />

die auch Untersuchungen von<br />

großen Bauteilen mit größeren Abmessungen<br />

zulassen.<br />

Zum Messprinzip: Koordinatenmessgeräte<br />

erfassen die dreidimensionale<br />

Geometrie eines Bauteils.<br />

Über <strong>das</strong> Abtasten der Bauteilgeometrie<br />

mittels Sensortastkopf wird die genaue<br />

Position von zu prüfenden Zeichnungsmerkmalen<br />

gemessen – jeder<br />

Messpunkt wird also mit seinen kartesischen<br />

x-, y- und z-Koordinaten ermit-<br />

de Untersuchungen statt. Zum Alltag des<br />

Messlabors gehören zudem die Schadensanalyse<br />

und -rückverfolgung. Gerade<br />

in diesen eher heiklen Fällen ist <strong>das</strong><br />

Messlabor gefragt, um die Frage nach<br />

der Ursache des Produktausfalls zu klären.<br />

Im Fokus steht dabei dann <strong>für</strong> alle<br />

Beteiligten vor allem die Aufgabe, wie<br />

der aufgetretene Fehler bzw. Schaden zukünftig<br />

vermieden werden kann. „Neben<br />

reinen Mess- und Untersuchungsdienstleistungen<br />

begleiten wir unsere internen<br />

Kunden auch fachlich bei Problemstellungen.<br />

So unterstützen wir beispielsweise<br />

bei der Materialauswahl in der Entwicklungsphase<br />

eines Produkts mit.“<br />

Zudem sei hier insbesondere die „Kooperation<br />

mit der zentralen Gewährleistung<br />

erwähnt“, so Wagener, der bis vor<br />

kurzem Gruppenleiter der Werkstoffprüfung<br />

und Akustik war: „Diese Zusammenarbeit<br />

ist durch einen sehr regen<br />

und vor allem offenen Informationsaus-<br />

Im neuen Chemielabor untersucht<br />

Chemotechnikerin Ranka Lubarda z.B.<br />

Kraft- und Schmierstoffproben auf Art<br />

und Reinheit oder führt Partikelanalysen<br />

metallischer und polymerer Werkstoffe<br />

zwecks Element- und Füllstoffbestimmung<br />

durch.<br />

Weiterhin werden Analysen zur Untersuchung<br />

chemischer Einflüsse durchgeführt:<br />

unterschiedlichste Substan-<br />

Breit gefächertes Mess-Instrumentarium<br />

zen, Medien und Werkstoffe werden<br />

untersucht und auf ihre chemische Zusammensetzung<br />

hin überprüft. Zum<br />

Einsatz kommen dabei analytische Verfahren<br />

wie AAS- und FTIR-Spektrometrie,<br />

DC-Chromatografie, Photometrie,<br />

Gravimetrie und Nasschemie.<br />

★ Bauteil- bzw. Komponentenprüfung:<br />

Beanspruchungsgerechtes Gestalten<br />

und Dimensionieren von Bauteilen bzw.<br />

Systemen bei gleichzeitiger Optimie-<br />

telt. Diese ermittelten Punkte werden<br />

mittels Computerprogramm ausgewertet<br />

und als vollständiges Messergebnis<br />

ausgegeben. Neben Längen<br />

können somit auch Lagen, Formen<br />

und Winkel erfasst werden. Enorm ist<br />

die Genauigkeit der Messung: Die maximal<br />

mögliche Messunsicherheit<br />

liegt bei nur einem tausendstel Milli-<br />

Unverzichtbare Werkzeuge<br />

meter. Zum Vergleich: Ein menschliches<br />

Haar ist fünfzig Mal dicker!<br />

Keine noch so anspruchsvolle messtechnische<br />

Herausforderung ist dem<br />

hoch motivierten Spezialistenteam zu<br />

kompliziert: Ulrich Bruderreck, Karl-<br />

Heinz Stevens und Hans-Joachim<br />

Müller finden immer die richtige<br />

(Mess-)Lösung. akn<br />

Mess-Alltag: Techniker Peter Schlabs (l.) und sein <strong>Pierburg</strong>-Kollege Rolf Schnakenberg bei der Ermittlung von Abzugskräften der<br />

Lageraufnahmen eines Klappenrahmens. Hier wird konkret die Klebeverbindung zwischen Lagerbock und -aufnahme geprüft.<br />

tausch gekennzeichnet. Das muss auch<br />

so sein: Schließlich haben wir es beim<br />

Stichwort Gewährleistung mit einem<br />

sehr sensiblen Thema zu tun – es geht in<br />

der Regel um Fehlfunktionen von Bauteilen<br />

oder Systemen. Deshalb ist auch die<br />

wechselseitige Unterstützung bei der<br />

Problemlösung oberstes Gebot. Wir stellen<br />

uns gemeinsam dem Kunden und offerieren<br />

ihm Problemlösungen.“<br />

Mit Blick auf die Zukunft soll <strong>das</strong> zentrale<br />

Messlabor weitere wichtige Aufgaben<br />

übernehmen. So ist zum Beispiel der im<br />

so genannten Produktfreigabeprozess<br />

durchzuführende Erstmusterprüfbericht<br />

<strong>für</strong> die Firmenstandorte Neuss und Nettetal<br />

im Gespräch. Weiterhin hat man zum<br />

Ziel, <strong>das</strong> alle A- und B-Muster aus dem<br />

Musterbau einer Gegenmessung durch<br />

<strong>das</strong> Messlabor unterzogen werden. Und<br />

noch ein wenig in der Ferne, aber deshalb<br />

nicht aus den Augen zu verlieren, ist die<br />

Anstrebung einer eigenen Zertifizierung.<br />

rung der fertigungstechnischen Parameter<br />

wird bei dem durch zunehmenden<br />

Kostendruck geprägten Wettbewerb immer<br />

wichtiger. Mit ihren äußerst präzisen<br />

Komponenten- bzw. Bauteilprüfungen<br />

hinsichtlich Funktion und Festigkeit<br />

unterstützen die hoch qualifizierten Mitarbeiter<br />

dieses Bereichs ihre Kollegen in<br />

den diversen <strong>Pierburg</strong>-Entwicklungsabteilungen<br />

bei der Suche nach optimalen<br />

technischen Problemlösungen. Das gemeinsame<br />

Ziel ist dabei klar abgesteckt:<br />

Es heißt, Entwicklungszeiten und Kosten<br />

zu reduzieren. Zum Einsatz kommen<br />

dabei diverse Spezialvorrichtungen in<br />

Kombination mit der Zug-/Druckprüfmaschine<br />

oder Messsysteme, die <strong>das</strong><br />

Drehmoment, den Drehwinkel und die<br />

Vorspannkraft messen. Weiterhin werden<br />

Dauerfunktionsprüfungen unter<br />

Simulation realer Einsatzbedingungen<br />

durchgeführt, um zum Beispiel die<br />

Funktionsfähigkeit oder <strong>das</strong> Verschleißverhalten<br />

von beweglichen<br />

Bauteilen bei wiederholten Belastungen<br />

zu prüfen und zu testen. akn<br />

Fotos (3): Ariane Gehlert


Das Profil 1/2006 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 5<br />

<strong>Pierburg</strong>: Eigenes<br />

Werk in Brasilien<br />

he Nova Odessa. Bereits seit einigen<br />

Jahren ist der Automobilzulieferer <strong>Pierburg</strong><br />

auch in Brasilien mit einer Produktion<br />

vor Ort und stellt <strong>für</strong> inländische<br />

Kunden sowie <strong>für</strong> den nordamerikanischen<br />

Markt Öl- und Wasserpumpen<br />

her. Derzeit sind die 53 Mitarbeiter<br />

der <strong>Pierburg</strong> do Brazil als Gäste im Produktionsgebäude<br />

der Schwestergesellschaft<br />

KS Bronzinas untergebracht.<br />

Dies wird sich künftig ändern, denn<br />

<strong>Pierburg</strong> baut auf dem insgesamt rund<br />

Munition im<br />

Großkaliber<br />

oho Düsseldorf. Neue Aufträge <strong>für</strong><br />

Großkaliber-Munition im Wert von rund<br />

79 Millionen € hat die Rheinmetall <strong>AG</strong><br />

in der Türkei und in den Niederlanden<br />

akquiriert. Beide Aufträge unterstreichen<br />

erneut die technologische Spitzenstellung<br />

Rheinmetalls auf dem Feld<br />

der Großkaliberwaffen und der dazugehörigen<br />

Munition.<br />

In Verbindung mit der Länderabgabe<br />

von 298 Leopard-2-Kampfpanzern aus<br />

Beständen der Bundeswehr an die türkischen<br />

Streitkräfte ist Rheinmetall Defence<br />

bereits im vergangenen Dezember<br />

damit beauftragt worden, insgesamt<br />

rund 15 000 Stück Munition im<br />

Kaliber 120 mm (KE-Munition des Typs<br />

DM 63 mit zugehörigen Übungspatro-<br />

400 000 Quadratmeter großen und in<br />

direkter Nähe der Millionenstadt Campinas<br />

gelegenen Gruppenareal eine eigene<br />

Produktionsstätte. Noch in diesem<br />

Frühjahr – die entsprechende<br />

Jahreszeit vor Ort ist dann Herbst –<br />

wird die gut 100 Kilometer nordwestlich<br />

von São Paulo gelegene Gießerei<br />

und Fertigung <strong>für</strong> Öl- und Wasserpumpen<br />

bezugsfertig und einsatzbereit<br />

sein. Dazu Rainer von Siegert, Chef der<br />

<strong>Pierburg</strong> do Brasil: „Mit dieser neuen<br />

Produktionshalle mit Druckgießerei<br />

können wir klare Kostenvorteile realisieren<br />

und erhöhen nachhaltig unsere<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit.“<br />

nen) zu liefern. Der Auftragswert beläuft<br />

sich auf rund 46 Millionen €. Die<br />

Lieferung ist <strong>für</strong> den Zeitraum Juli 2006<br />

bis Juni 2007 vorgesehen.<br />

Dabei handelt es sich um eine so genannte<br />

Wuchtmunition auf Wolfram-<br />

Basis, die aufgrund ihres neuen temperatur-unabhängigen<br />

Pulvers ohne Einschränkungen<br />

zur Verwendung auch in<br />

extremen Klimazonen geeignet ist.<br />

Nachdem die Bundeswehr sich als<br />

wichtiger Referenzkunde im Sommer<br />

2005 zur Beschaffung dieser neuen<br />

Munition entschieden hat, stellt der<br />

vorliegende Auftrag den Durchbruch im<br />

internationalen Umfeld dar. Ein Marktpotenzial<br />

wird in rund zwanzig Staaten<br />

gesehen, deren Streitkräfte Kampfpanzer<br />

mit der 120mm-Großkaliber-Technologie<br />

von Rheinmetall nutzen.<br />

Im Artilleriebereich von großer Bedeutung<br />

ist ein Auftrag der Streitkräfte<br />

Defence ordnet<br />

die Führung neu<br />

dp Düsseldorf. Der Unternehmensbereich<br />

Defence der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />

(Düsseldorf) hat mit Wirkung vom 1.<br />

Januar 2006 eine Änderung in der<br />

Führung vorgenommen. Detlef Moog,<br />

Mitglied des Bereichsvorstands von<br />

Rheinmetall Defence und verantwortlich<br />

<strong>für</strong> den Geschäftsbereich<br />

Waffe Munition, hat auch den Vorsitz<br />

in der Geschäftsführung der<br />

Rheinmetall Landsysteme GmbH mit<br />

Sitz in Kiel übernommen.<br />

des Königreichs Niederlande, die sich<br />

als Erstkunde <strong>für</strong> <strong>das</strong> neu entwickelte<br />

und von der Bundeswehr qualifizierte<br />

Geschoss des Typs Rh 40 DM 131 entschieden<br />

haben. Nicht nur wegen seiner<br />

Reichweite von mehr als 40 Kilometern,<br />

sondern auch durch die Verwendung<br />

eines insensitiven Sprengstoffes<br />

markiert diese 155mm-Munition<br />

weltweit die technologische Spitze<br />

bei Artilleriegeschossen.<br />

Der Auftrag hat ein Volumen von<br />

rund 33 Millionen € und umfasst<br />

10 000 Geschosse sowie 67000 dazugehörige<br />

weiterentwickelte und<br />

ebenfalls von der Bundeswehr qualifizierte<br />

Module DM 92 des Treibladungssystems<br />

MTLS. Die Lieferung<br />

wird bis Ende 2007 abgeschlossen.<br />

Die Niederlande beschaffen diese<br />

Munition (Geschosse und MTLS) im<br />

Rahmen ihrer Beschaffung der Panzerhaubitze<br />

2000.<br />

Die Leitung der Geschäftsbereiche<br />

Air Defence und Defence Electronics<br />

wurde unter die einheitliche Vorstandsverantwortung<br />

von Heinz Dresia<br />

gestellt, der bisher im Vorstand<br />

von Rheinmetall Defence den Geschäftsbereich<br />

Defence Electronics<br />

vertreten hat. Dresia ist Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Rheinmetall<br />

Defence Electronics GmbH<br />

(Bremen).<br />

Der Produktbereich Air Defence und<br />

die Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> in Zürich<br />

(Schweiz) werden seit dem 1. Januar<br />

2006 durch Bodo Garbe geführt, der<br />

zuletzt den Bereich Schutzsysteme<br />

der Rheinmetall Waffe Munition<br />

GmbH geleitet hat.<br />

Gert Winkler (61), Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der Rheinmetall<br />

Landsysteme GmbH (Kiel), ist mit<br />

Wirkung zum 31. Dezember 2005<br />

nach über 40-jähriger Unternehmenszugehörigkeit<br />

in den Ruhestand<br />

getreten. Gleichzeitig beendete<br />

er seine Tätigkeit als Mitglied im<br />

Bereichsvorstand der Defence-Sparte<br />

der Rheinmetall <strong>AG</strong>, in der er die<br />

Verantwortung <strong>für</strong> den Geschäftsbereich<br />

Landsysteme innehatte. Er wird<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Unternehmen in beratender<br />

Funktion tätig bleiben.<br />

Die neue R-Klasse von Mercedes-Benz: Die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe liefert <strong>für</strong> diese Modellreihe unter anderem Magnesiumschaltsaugrohr, Leichtbaukolben sowie Gleitlager und Lagerschalen.<br />

Mercedes-Benz ergänzt die Modellpalette mit einem Grand Sports Tourer<br />

Auch die neue R-Klasse<br />

fährt mit KSPG-Technik<br />

akn Neuss/Neckarsulm. Mercedes-<br />

Benz ergänzt seine Modellpalette um<br />

die neue R-Klasse. Die R-Klasse – ist es<br />

ein Van, ein Kombi oder gar Geländewagen?<br />

Nein, es ist ein so genannter<br />

Grand Sports Tourer – dahinter verbirgt<br />

sich ein Sechssitzer mit großzügigen<br />

Platzverhältnissen. Die neue Modellreihe<br />

von Mercedes ging im Oktober<br />

2005 zunächst auf dem nordamerikanischen<br />

Markt an den Start und ist nun<br />

auch in Europa erhältlich.<br />

Die drei Begriffe, die den neuen Mercedes-Benz<br />

beschreiben, sollen auch<br />

seine Merkmale verdeutlichen:<br />

★ Grand steht <strong>für</strong> Größe, Platzangebot<br />

und Funktionalität;<br />

★ Sports symbolisiert Dynamik, Leistungsbereitschaft<br />

und Fahr-Erlebnis;<br />

★ Tourer kennzeichnet die Qualitäten<br />

eines bequemen Reisewagens auf langen<br />

Strecken.<br />

Mit diesem neuartigen Fahrzeugkonzept<br />

versucht Mercedes, die Vorteile<br />

bekannter Fahrzeugkategorien wie Limousine,<br />

Kombi, Van und „Sport Utility<br />

Vehicle“ zu einem neuen, eigenständigen<br />

Charakter zu vereinen. Nachdem<br />

die Studie „Vision GST“ im Jahr 2002<br />

erstmals der Öffentlichkeit präsentiert<br />

wurde, entstand innerhalb von nur drei<br />

Jahren aus einem Konzeptfahrzeug <strong>das</strong><br />

Serienautomobil.<br />

Für dynamischen Fahrspaß und hohen<br />

Langstreckenkomfort sorgen kraftvolle<br />

Motoren, deren Leistungsspektrum<br />

von 165 kW/224 PS bis 225<br />

kW/306 PS reicht und um die sich erneut<br />

zahlreiche <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Produkte<br />

gesellen. Darunter sind<br />

zwei laufruhige Benziner – R 350 und R<br />

500, die einen Sechs- bzw. Achtzylinder-V-Motor<br />

mit 272 bzw. 306 PS (200<br />

bzw. 225 kW) unter der Haube tragen –<br />

und der neue V6-Dieselmotor von Mercedes-Benz.<br />

Mit an Bord des R-350-6-Zylinder-<br />

Benzinmotors ist die <strong>Pierburg</strong> GmbH:<br />

Im Ansaugtrakt kommt ein zweistufiges<br />

Magnesiumschaltsaugrohr, <strong>das</strong> bereits<br />

in der S-Klasse von Mercedes mitfährt<br />

und <strong>das</strong> am Standort Nettetal gefertigt<br />

wird, zum Einsatz. Mithilfe des in bewährter<br />

Magnesiumtechnik hergestellten<br />

Saugmoduls lässt sich die Luftzufuhr<br />

des Motors je nach Last und Drehzahl<br />

variieren.<br />

Die KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH liefert<br />

sowohl den 5,0l- als auch den 5,5l-<br />

Leichtbaukolben vom Typ LiteKS <strong>für</strong><br />

den V8-Motor der R-Klasse. Der ausschließlich<br />

in Neckarsulm produzierte<br />

Kolben zeichnet sich durch eine verbesserte<br />

Dauerfestigkeit aus – bei<br />

gleichzeitig deutlicher Gewichtsreduktion.<br />

Im neu entwickelten Sechszylinder-<br />

Dieselmotor R 320 CDI mit Common-<br />

Rail-Direkteinspritzung der dritten Generation<br />

sorgen die verschiedenen<br />

Produkte der KS Gleitlager GmbH <strong>für</strong><br />

einen reibungslosen Ablauf unter der<br />

Motorhaube. Vom Gleitlager-Standort<br />

in Papenburg stammen die Hauptlager-<br />

(pro Motor werden 8 Hauptlagerschalen<br />

benötigt) sowie die Pleuellagerschalen<br />

(pro Motor 12 Pleuellagerschalen).<br />

Am Firmensitz in St. Leon-Rot werden<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> 224 PS starke Sechszylinder-Dieseltriebwerk,<br />

<strong>das</strong> den R 320 CDI<br />

in 8,8 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer<br />

beschleunigt und eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 222 km/h<br />

ermöglicht, Anlaufscheiben (4 je Motor)<br />

und Pleuelbuchsen (6 je Motor) gefertigt.<br />

Alle in der neuen R-Klasse eingesetzten<br />

Gleitlager – ob aus Stahl-Aluminium-,<br />

Stahl-Bronze- oder Stahl-Messing-Verbundwerkstoffen<br />

– unterliegen<br />

enormen Belastungen. Es kommt also<br />

auf die richtige Werkstoffauswahl, die<br />

optimale Lagerauslegung und die<br />

hochpräzise Fertigung an, damit die<br />

Lager den sehr hohen Beanspruchungen<br />

in den modernen Dieselmotoren<br />

gewachsen sind.<br />

Die am stärksten belasteten Lagerhälften<br />

sind deshalb mit gesputterten<br />

– also über ein spezielles PVD-Verfahren<br />

abgeschiedenen – Gleitschichten<br />

versehen. Diese Schichten zeichnen<br />

sich neben der hohen Belastbarkeit<br />

durch sehr gute Gleiteigenschaften<br />

aus; sie wurden speziell <strong>für</strong> die Anwendung<br />

in diesem Motor entwickelt.<br />

In den kommenden Monaten wird direkt vor dem bisherigen Verwaltungsgebäude<br />

an der Karl-Schmidt-Straße in Neckarsulm ein weiteres Bürogebäude entstehen,<br />

<strong>das</strong> über einen lichten Atriumhof mit dem bisherigen Vorstandsgebäude verbunden<br />

wird. Die geplante Bauzeit <strong>für</strong> <strong>das</strong> neue Customer Center beträgt rund ein Jahr.<br />

Spatenstich <strong>für</strong><br />

Customer Center<br />

he Neckarsulm. Mit dem ersten<br />

Spatenstich gab der Vorstand der<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> am 17.<br />

Januar 2006 den Startschuss <strong>für</strong><br />

den Bau des neuen Customer Centers<br />

am Automotive-Standort Neckarsulm.<br />

In den kommenden Monaten<br />

wird direkt vor dem bisherigen<br />

Verwaltungsgebäude an der<br />

Karl-Schmidt-Straße ein weiteres<br />

Bürogebäude entstehen, <strong>das</strong> über<br />

einen lichten Atriumhof mit dem<br />

bisherigen Vorstandsgebäude verbunden<br />

wird. Die geplante Bauzeit<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Customer Center beträgt<br />

rund ein Jahr.<br />

Architektonisch setzt der Neubau<br />

einen neuen optischen Akzent entlang<br />

der Gottlieb-Daimler-Straße als<br />

zentraler Verkehrsachse in Neckarsulm<br />

und trägt so dazu bei, <strong>das</strong> Erscheinungsbild<br />

des Unternehmens<br />

weiter abzurunden. Dabei ergänzt es<br />

den vorhandenen Verwaltungsbau,<br />

ohne ihn optisch zu übertrumpfen,<br />

und schafft gleichzeitig den benötigten<br />

zusätzlichen Raum <strong>für</strong> Büros und<br />

Besprechungszimmer.<br />

Das neue Customer Center wird<br />

künftig <strong>für</strong> Kunden der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />

der zentrale<br />

Empfang und repräsentativer Zugang<br />

zu den am Standort ansässigen Gesellschaften<br />

werden. Der reine Werksverkehr<br />

wird dahingegen über andere<br />

Zufahrten auf <strong>das</strong> Gelände geleitet.<br />

Zukunft im Visier: Der Vorstand der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> (v.l.) – Dr. Peter<br />

Merten, Dr.Gerd Kleinert (Vorsitz) und Dr. Jörg-Martin Friedrich – sticht Spaten.<br />

Animation: Mediaton<br />

Foto: Uli Deck<br />

Foto: DaimlerChrysler


Seite 6 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 1/2006<br />

Seit 1998 ist die Rheinmetall Defence Electronics GmbH (Bremen) an dem internationalen<br />

Joint Venture Eurofighter Simulation Systems GmbH (ESS) in München<br />

beteiligt, um <strong>das</strong> weltweit größte und modernste Kampfflugzeug-Schulungsprogramm<br />

unter Einsatz von Ausbildungssimulatoren <strong>für</strong> zukünftige Eurofighter-<br />

Piloten zu entwickeln. Die gesamte Ausbildung – also auch <strong>für</strong> die Teams aus den<br />

anderen Ländern – erstreckt sich über den Zeitraum Mai 2004 bis Februar 2007.<br />

Trainingskurs <strong>für</strong><br />

Eurofighter-Team<br />

nil Laage/Bremen. Simulation <strong>für</strong> den<br />

Ernstfall: Der erste ASTA-Trainingskurs<br />

(Instructors Core Integrated Course) <strong>für</strong><br />

den deutschen Kunden fand jetzt beim<br />

Jagdgeschwader 73 (JG) in Laage statt.<br />

Dabei erhielten die Instruktoren einen<br />

Überblick über den Simulator und lernen,<br />

ihre „missions“ zu definieren bzw.<br />

zu erstellen sowie diese zusammen mit<br />

den zukünftigen Eurofighter-Piloten<br />

durchzuführen. Seit 1998 ist die Rheinmetall<br />

Defence Electronics GmbH<br />

(RDE/Bremen) an dem internationalen<br />

Joint Venture Eurofighter Simulation<br />

Systems GmbH (ESS) in München beteiligt,<br />

um <strong>das</strong> weltweit größte und modernsteKampfflugzeug-Schulungspro-<br />

Die AT<strong>AG</strong> in Neckarsulm nutzt modernes System zur Betriebsdatenerfassung<br />

Motorblöcke jetzt mit<br />

„gläsernem“ Lebenslauf<br />

Neckarsulm. Die KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>) beschreitet neue Wege zur<br />

ganzheitlichen Datenerfassung im Qualitäts- und Logistikmanagement und nutzt jetzt<br />

ein innovatives EDV-System, <strong>das</strong> die Betriebsdaten zu einem transparenten Qualitätsmerkmal<br />

werden lässt. Von diesem neuen Betriebsdaten-Erfassungssystem (BDE) profitiert<br />

<strong>das</strong> Neckarsulmer Unternehmen im betriebswirtschaftlichen Sinn durch den Gewinn<br />

an Schnelligkeit und Reaktionsvermögen – zwei Faktoren, die sich positiv auf die<br />

Fertigungssteuerung auswirken. Hinzu kommen eine effiziente Lagerhaltung, die Kapitalbindung<br />

vermeidet, und eine Dokumentation, die zuverlässig wichtige Daten zur<br />

Analyse <strong>für</strong> eine laufende Produktionsoptimierung festhält und gleichzeitig an wichtige<br />

Stellen weiterleitet. Diese Analysen tragen zu stetigen Qualitätsverbesserungen bei.<br />

uch die AT<strong>AG</strong>-Partner in<br />

der Automobilindustrie<br />

profitieren unmittelbar<br />

von der Neuerung: Die<br />

Kunden haben jetzt die<br />

Möglichkeit, ein Protokoll<br />

über jeden Motorblock zu<br />

erhalten, dessen Weg durch die Fertigung<br />

nachträglich im Detail nachvollzogen<br />

werden kann. Dies ist <strong>für</strong> die Fahrzeughersteller<br />

<strong>für</strong> Diagnosen, die den gesamten<br />

Motor betreffen, von Vorteil. Außerdem<br />

können Liefervorhersagen termingenau<br />

bestimmt werden – dank einer nunmehr<br />

möglichen, exakten Standort-Bestimmung<br />

<strong>für</strong> jeden Motorblock, der sich<br />

in der Fertigung befindet. Auch lassen<br />

sich unter Umständen notwendige Produktmodifizierungen<br />

durch eventuelle<br />

Nacharbeiten unverzüglich durchführen.<br />

Mit dem hochmodernen BDE-System<br />

istesjetztmöglich, jeden einzelnen<br />

Motorblock von der Gießzelle an zu registrieren<br />

und seine Daten in jedem<br />

Stadium der Be- und Verarbeitung – also<br />

von der so genannten Teilegeburt<br />

bis zum Online-Versand an den Kunden<br />

– zu erfassen. Die Daten stehen unmittelbar<br />

<strong>für</strong> elektronische Auswertungen<br />

und Analysen zur Verfügung; nachfolgend<br />

unter Umständen notwendige<br />

Schritte zur Qualitätsverbesserung<br />

können mithin sofort eingeleitet werden.<br />

Weiterhin kann jederzeit eine<br />

Standort-Bestimmung des Produktes<br />

erfolgen, was unter anderem eine genaue<br />

Liefertermin-Zusage gewährleistet.<br />

Von jedem der im Moment bei der<br />

AT<strong>AG</strong> bereits per BDE täglich erfassten<br />

rund 5000 Motorblöcken entsteht also<br />

ein detaillierter Lebenslauf, der dem<br />

Unternehmen und den Kunden die bereits<br />

genannten Vorteile bietet.<br />

IT-Manager Rainer Schmidt, der <strong>das</strong><br />

BDE-Projekt bei der AT<strong>AG</strong> verantwortlich<br />

betreut, erläutert: „Das Konzept ist<br />

ein großer Schritt in Richtung ‚gläserne<br />

Produktion‘. Messwerte und wichtige<br />

Daten aus der Prozesskette der gesamten<br />

Fertigung können dank des hochmodernen<br />

und technisch überaus anspruchsvollen<br />

Systems nun an jeder<br />

Station registriert werden. So können<br />

wir über jeden Motorblock eine lückenlose<br />

Dokumentation erstellen. Wobei<br />

die Systemtechnik einfach zu bedienen<br />

ist: Der Input – zum Beispiel per Fingerdruck<br />

auf Touch-Terminals – kann von<br />

den Mitarbeitern in der Produktion bereits<br />

nach kurzer Schulung direkt am<br />

Arbeitsplatz vorgenommen werden, erfolgt<br />

also zeitnah und mit wenig Aufwand“,<br />

ergänzt der EDV-Spezialist in<br />

Sachen Fertigungssteuerung.<br />

Gerade diese Eingabe vor Ort macht<br />

BDE so interessant, weil effizient: „Unser<br />

System ist ein so genanntes ‚Shop<br />

Floor Control‘-Konzept (sinngemäß<br />

übersetzt: in den Betrieben, Werkstätten).<br />

Dieses konzentriert sich auf die<br />

Dateneingabe vor Ort, also direkt dort,<br />

wo diese Informationen entstehen. Jeder<br />

Mitarbeiter übernimmt zusätzlich<br />

zur Verantwortung <strong>für</strong> die Qualität der<br />

Motorblöcke jetzt auch Verantwortung<br />

<strong>für</strong> die Datenqualität. Für diese Neuerung<br />

wurden bei der AT<strong>AG</strong> umfangreiche<br />

Investitionen in Sachanlagen und<br />

Know-how getätigt, darunter u.a. neue<br />

BDE-Terminals in der Produktion,<br />

Scanner und bedienerlose Kameras<br />

sowie spezielle Schulungen <strong>für</strong> die<br />

Mitarbeiter.“<br />

Das BDE-System ist im Übrigen Teil<br />

des neuen TPM-Konzepts. TPM (Total<br />

Productive Management) hat zum Ziel,<br />

die Produktionsprozesse durch konkrete<br />

Maßnahmen und Projekte zu verbessern<br />

und dadurch die Wirtschaftlichkeit<br />

des Unternehmens zu erhöhen. Ein<br />

wesentlicher Punkt dabei ist, die Mitarbeiter<br />

bei Problemlösungen mit einzubeziehen.<br />

Das BDE-System wurde in den vergangenen<br />

Monaten individuell auf die<br />

Fertigungssteuerung und die Produktionsabläufe<br />

des Neckarsulmer Spezialisten<br />

<strong>für</strong> Zylinderkurbelgehäuse abgestimmt.<br />

Zunächst war es notwendig, eine<br />

geeignete Form zur Anbringung eines<br />

Codes am Motorblock zu finden,<br />

um diesen fortan registrieren zu kön-<br />

nen. Rainer Schmidt: „Die Kennzeichnung,<br />

die jeden Motorblock gewissermaßen<br />

als Individuum darstellt, muss<br />

resistent sein gegen hohe Temperaturen,<br />

Bearbeitungsvorgänge jeder Art<br />

(z.B. Fräsen und Sägen) sowie Feuchtigkeit<br />

und Röntgenstrahlung“, erklärt<br />

der 48-jährige Softwarespezialist.<br />

„Deshalb“, so Schmidt weiter, „haben<br />

wir den maschinenlesbaren ‚Data-<br />

Matrix-Code‘ verwendet. Dabei wird<br />

mechanisch eine Nadelprägung in<br />

Form von Punkten eingeschossen, die<br />

mit einem Barcode vergleichbar ist; die<br />

Kennzeichnung wird zusätzlich auch in<br />

lesbaren Zahlen (Klarschrift) dargestellt.<br />

Diese Nadelung erfolgt sofort<br />

nach dem Guss, also noch in der Gießzelle,<br />

damit jeder Motorblock von Anfang<br />

an intern registriert werden kann.<br />

Hier muss der Code bei über 250 Grad<br />

Celsius gleich seine erste ‚Feuerprobe‘<br />

bestehen. Auch der Anforderung, von<br />

Scannern und Kameras vollautomatisch<br />

eingelesen werden zu können,<br />

wird der Data-Matrix-Code gerecht.“<br />

Für die lückenlose Verfolgung des Produktes<br />

in der gesamten Prozesskette<br />

sorgen hochwertige, der vergleichsweise<br />

„rauen“ Umgebung angepasste Industriecomputer,<br />

die als BDE-Terminals<br />

installiert sind; hinzu kommen bedienerlose<br />

Kameras.<br />

In der Vergangenheit wurden Dokumentationen<br />

handschriftlich von den<br />

Mitarbeitern in der Produktion vorgenommen,<br />

was zur Folge hatte, <strong>das</strong>s die<br />

Übermittlungswege relativ lang waren<br />

und sich durch die Übertragungen<br />

eventuell auch Fehler einschlichen.<br />

Schmidt skizziert den betriebswirtschaftlichen<br />

Nutzen des neuen Systems:<br />

„Früher mussten zum Beispiel im<br />

Bereich der Bestandsaufnahme lange<br />

Zahlenkolonnen zeitintensiv ausgewertet<br />

werden. Der Clou beim neuen BDE-<br />

Konzept: Man erkennt auf einen Blick,<br />

wo etwas unter Umständen aus dem<br />

Ruder läuft, um rechtzeitig gegensteuern<br />

zu können. Das ist möglich, da die<br />

Daten online erfasst und unverzüglich<br />

ausgewertet werden. Dieses neue Konzept,<br />

eine hochwertige IT-Technik direkt<br />

– und damit zeitnah bzw. zeitsparend<br />

– in der unmittelbaren Umgebung<br />

der Produktion zu integrieren, haben<br />

gramm unter Einsatz von Ausbildungssimulatoren<br />

<strong>für</strong> zukünftige Eurofighter-Piloten<br />

zu entwickeln. Die gesamte Ausbildung<br />

– also auch <strong>für</strong> Teams aus anderen<br />

Ländern – erstreckt sich über den<br />

Zeitraum Mai 2004 bis Februar 2007.<br />

Im Rahmen des ASTA-Programms (Aircrew<br />

Synthetic Training Aids) führt die Eurofighter<br />

Simulation Systems GmbH<br />

(ESS) – ein Joint Venture, zu dem auch<br />

Rheinmetall Defence Electronics gehört –<br />

derzeit den Bau von Eurofighter-Flugsimulatoren<br />

<strong>für</strong> die Konsortiumsstandorte<br />

Laage (Deutschland), Coningsby (Großbritannien),<br />

Grosseto (Italien) und Moron<br />

(Spanien) durch. Der Auftrag umfasst,<br />

wie berichtet, sechs „Full Mission“-Simulatoren<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Training komplexer Szenarien<br />

(z.B. Bedrohung durch Boden-Luft-<br />

Lenkwaffen oder elektronische Kriegsführung)<br />

sowie fünf Cockpit-Verfahrens-<br />

wir erfolgreich umgesetzt“, ergänzt der<br />

EDV-Fachmann.<br />

Die Installation der neuen BDE-Terminals<br />

und der bedienerlosen Kameras<br />

erforderte viel Umsicht. Hier arbeitete<br />

Rainer Schmidt Hand in Hand mit Thomas<br />

Klein, der <strong>für</strong> die technische Umsetzung<br />

des Systems im Betrieb zuständig<br />

ist. Nachdem die Geräte installiert<br />

wurden, sorgt Klein jetzt da<strong>für</strong>,<br />

<strong>das</strong>s sie in der bereits erwähnten „rauen<br />

Umgebung“ stets funktionstüchtig<br />

sind und gleichzeitig der Fertigungsablauf<br />

nicht behindert wird.<br />

Vor genau diesem Hintergrund waren<br />

anfangs auch spezielle Problemlösungen<br />

gefragt. Der 47-jährige Klein erin-<br />

Die KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> in Neckarsulm beschreitet neue Wege zur ganzheitlichen Datenerfassung im Qualitäts- und<br />

Logistikmanagement: Sie nutzt, so der projektverantwortliche IT-Manager Rainer Schmidt, jetzt ein innovatives EDV-System,<br />

<strong>das</strong> die Betriebsdaten zu einem transparenten Qualitätsmerkmal werden lässt – samt „gläsernem“ Lebenslauf <strong>für</strong> Motorblöcke.<br />

nert sich: „Die Hardware musste an jeder<br />

Fertigungsstation den verschiedensten<br />

Kriterien angepasst werden.<br />

Das betrifft beispielsweise die hohen<br />

Temperaturen nach dem Guss oder den<br />

Wärmebehandlungen (bis zu 500 Grad<br />

Celsius), den beim Sägen bzw. Fräsen<br />

entstehenden Feinstaub oder die auftretenden<br />

Vibrationen der Maschinen.<br />

Da der Data-Matrix-Code nur optisch zu<br />

erfassen ist, wurden bedienerlose Kameras<br />

installiert, die den Code während<br />

der Bearbeitung abfotografieren,<br />

um eine Identifizierung möglich zu machen.<br />

Eine spezielle Software verwertet<br />

dieses Bild und gibt die Daten online<br />

weiter. Die Kamera muss dort ange-<br />

trainer, mit denen Cockpit-Bedienung,<br />

Notfallprozeduren sowie Szenarien mit<br />

reduzierter Komplexitätgeübt werden.<br />

Innerhalb der ESS-Arbeitsgemeinschaft<br />

ist RDE verantwortlich <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

und Lieferung des „Training<br />

Management Information Systems“<br />

(TMIS), die Integration und Produktion<br />

des „Data Base Generator“-Systems,<br />

die Entwicklung und Integration der<br />

deutschen Datenbasis, den Aufbau der<br />

deutschen Simulatoren in Laage sowie<br />

den „Integrated Logistics Support“<br />

(ILS) <strong>für</strong> die Arbeitspakete. Das Arbeitspaket<br />

ILS umfasst alle logistischen Leistungen<br />

im Programm EF ASTA – von den<br />

logistischen Vorgaben <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

und Produktion über die Beschaffung<br />

und Ausbildung des Industrie- und<br />

Kundenpersonals bis zum Betrieb der<br />

Simulatoren in der Nutzungsphase.<br />

Identifiziert: Mittels Handkamera erfasst AT<strong>AG</strong>-Mitarbeiter Albert Grötzinger den<br />

„Data-Matrix-Code“ auf dem Motorblock. Dabei wird die jeweilige Identnummer des<br />

Zylinderkurbelgehäuses an <strong>das</strong> im Hintergrund sichtbare BDE-Terminal übertragen.<br />

bracht sein, wo der Code gut lesbar ist;<br />

gleichzeitig darf sie Maschine und<br />

Werkzeuge nicht behindern. Die vollautomatische<br />

Kamera ist sehr robust –<br />

sie hat ein speziell auf die Umgebung<br />

abgestimmtes Gehäuse.“ Nach dem<br />

Abfotografieren durch die Kamera gibt<br />

der verantwortliche Mitarbeiter die<br />

Daten über <strong>das</strong> BDE-Terminal ein.<br />

Die Motorblock-Produktion profitiert<br />

in mehrfacher Hinsicht von dem neuen<br />

BDE-Konzept: Lunker und Porositäten<br />

werden unverzüglich registriert, Nacharbeiten<br />

sind sofort einplanbar; hinzu<br />

kommt die optimale Terminsteuerung.<br />

Für nachfolgende Schichten werden<br />

die wichtigsten Daten gefiltert und weitergegeben.<br />

Die Filterung der Daten – <strong>das</strong> nächste<br />

Stichwort <strong>für</strong> Computer-Fachmann<br />

Schmidt: „Die mit unserem BDE-System<br />

mögliche Erfassung bringt natürlich<br />

eine Flut von Daten mit sich, die<br />

gefiltert werden muss, damit die wirklich<br />

wichtigen Signale und Informationen<br />

nicht übersehen werden. Wir haben<br />

deshalb ein Ampel-System eingerichtet,<br />

<strong>das</strong> auf ‚Rot‘ schaltet, wenn sofortige<br />

Reaktion gefragt ist. Dies kann<br />

Toleranzgrenzen sowie deren Überoder<br />

Unterschreitung, aber auch die<br />

Bestandsentwicklung betreffen. Hier<br />

schaltet die Ampel zum Bespiel auf<br />

Rot, wenn der Mindestbestand erreicht<br />

ist. Nutznießer ist dabei die Logistik:<br />

Die Bestandsanhäufung und eine damit<br />

verbundene Kapitalbindung werden<br />

vermieden. In der maximalen Ausbaustufe,<br />

die wir im Moment anstreben,<br />

könnten über diese Ampelmechanismen<br />

Informationen, die zu sofortigem<br />

Handeln Anlass geben, zusätzlich<br />

zu der online-Information am Computer<br />

etwa auch an ein Handy übermittelt<br />

werden, so <strong>das</strong>s die verantwortlichen<br />

Mitarbeiter immer und überall aktuell<br />

informiert sind.“<br />

Die zeitnahe Überwachung der Bestände<br />

sowie die im Bedarfsfall möglichen,<br />

gezielten Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung<br />

durch <strong>das</strong> neue BDE-<br />

System sind wesentliche Meilensteine<br />

auf dem Weg zu einem ganzheitlichen<br />

Qualitäts- und Logistikmanagement.<br />

Die AT<strong>AG</strong> nutzt <strong>das</strong> hochmoderne System<br />

der Datenerfassung und -bewertung<br />

und avanciert auch auf diesem<br />

betrieblichen Feld einmal mehr zum innovativen<br />

Partner <strong>für</strong> die Kunden aus<br />

der Automobilindustrie. Karin Brück<br />

Fotos (2): Thomas Klink


Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />

Seite 7<br />

Das Niveau der Berufsausbildung am Rheinmetall-Standort Unterlüß ist hoch: So durchlaufen derzeit insgesamt 53 junge Menschen eine berufliche Ausbildung – mit Schwerpunkt in den metallbearbeitenden Berufen.<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit zertifiziert Nachwuchsförderung in Unterlüß<br />

Berufsausbildung auf hohem Niveau<br />

rds Celle/Unterlüß. Auszeichnung<br />

durch Zertifizierung: Die Agentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Celle, eine regionale Dependance<br />

der in Nürnberg beheimateten Bundesagentur<br />

<strong>für</strong> Arbeit, hat jetzt der Firma<br />

Rheinmetall in Unterlüß <strong>das</strong> offizielle<br />

Zertifikat <strong>für</strong> Nachwuchsförderung verliehen.<br />

Damit loben die Celler Arbeitsvermittler<br />

<strong>das</strong> „herausragende Engagement“<br />

der beiden am Standort ansässigen<br />

Firmen Rheinmetall Waffe Munition<br />

GmbH (RWM) und Rheinmetall<br />

Landsysteme GmbH (RLS) auf diesem<br />

Sektor.<br />

In der Tat: Das Niveau der Berufsausbildung<br />

am Rheinmetall-Standort Unterlüß,<br />

an dem knapp 960 Mitarbeiter be-<br />

schäftigt sind, ist nach wie vor vergleichsweise<br />

hoch. So durchlaufen derzeit<br />

insgesamt 53 junge Menschen eine<br />

berufliche Ausbildung. Der Schwerpunkt<br />

liegt mit 33 Industriemechanikern (Maschinen-<br />

und Anlagenbau), 21 Zerspanungsmechanikern<br />

(Dreh- bzw. Fräsmaschinensysteme)<br />

und zwei Konstruktionsmechanikern<br />

(Schweißtechnik) eindeutig<br />

in den metallbearbeitenden Berufen;<br />

hinzu kommen drei angehende<br />

Industriekaufleute. Die Ausbildung<br />

selbst wird unter der Federführung der<br />

RWM (43 Auszubildende) gemeinsam<br />

mit der RLS (zehn Azubis) getragen.<br />

Nach Auffassung von RWM-Personalchef<br />

Werner Wegat unterstreicht <strong>das</strong><br />

Zertifikat der Agentur <strong>für</strong> Arbeit einmal<br />

mehr <strong>das</strong> anerkannt gute Image und<br />

den hohen Standard der Ausbildung<br />

am Rheinmetall-Firmenstandort in der<br />

niedersächsischen Südheide: „Die Zertifizierung<br />

durch die Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit bzw. ihre Celler Dienststelle bestätigt,<br />

<strong>das</strong>s wir ein anerkannter Ausbildungsbetrieb<br />

sind, der im Rahmen<br />

der Nachwuchsförderung zudem eine<br />

wichtige regionale Funktion erfüllt.“<br />

Diese Bewertung Wegats, der der<br />

Agentur <strong>für</strong> Arbeit in Celle im Übrigen<br />

eine „seit vielen Jahren vorbildliche Zusammenarbeit“<br />

attestiert (z.B. bei der<br />

Freuen sich über die offizielle Zertifizierung: Werner Wegat (l.) und Jörg Wagener.<br />

Besetzung offener Stellen oder der gezielten<br />

Azubi-Suche), wird allein schon<br />

durch den Blick in die Statistik untermauert:<br />

Im Bereich der Industrie- und<br />

Handelskammer Celle (IHK) – dort bilden<br />

derzeit 41 Unternehmen 328 Auszubildende<br />

in metallbearbeitenden Berufen<br />

aus – nimmt die Rheinmetall<br />

Waffe Munition GmbH den zweiten<br />

Rang ein nach der Standortverwaltung<br />

der Bundeswehr in Faßberg.<br />

Auf exakt diesen Aspekt weist auch<br />

Hans-Jürgen Genz, Chef der Celler Arbeitsagentur,<br />

hin: „Die Zahl der Ausbildungsplätze<br />

bei Rheinmetall liegt erfreulicher-<br />

weise auf gleich bleibend hohem Niveau<br />

– also entgegen dem bundesweiten<br />

Trend rückläufig gemeldeter Stellen.“<br />

Genz, der ausdrücklich <strong>das</strong> bei Rheinmetall<br />

offerierte, breit angelegte Spektrum<br />

anerkannter Ausbildungsberufe erwähnte,<br />

weiter: „Hervorzuheben ist darüber<br />

hinaus die gute Zusammenarbeit mit unseren<br />

Beratungsfachkräften: So konnten<br />

zum Beispiel gute Hauptschüler vorgeschlagen<br />

werden, die vom Unternehmen<br />

berücksichtigt wurden.“<br />

Dass <strong>das</strong> firmenspezifische Ausbildungsspektrum<br />

von Rheinmetall in Unterlüß<br />

auch inhaltlich Vorbildcharakter<br />

in der vergleichsweise strukturschwachen<br />

Region hat, zeigt seine teilweise<br />

Nutzung durch externe Unternehmen.<br />

Jörg Wagener, Abteilungsleiter Personal<br />

bei der RWM: „Ergänzend zu unseren<br />

jungen Leuten betreuen wir zeitweise<br />

auch Azubis von Fremdfirmen, die<br />

die Ausbildungsinhalte selbst nicht in<br />

vollem Umfang vermitteln können. In<br />

erster Linie werden dabei Grundfertigkeiten<br />

der Metallbearbeitung (z.B.<br />

thermisches Trennen und Fügen, Blechbearbeitung)<br />

und der mechanischen<br />

Bearbeitung vermittelt.“ Ein weiteres<br />

Schwerpunktthema <strong>für</strong> die Gast-Azubis<br />

sind die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfungen.<br />

Zum Schluss noch einmal etwas Statistik:<br />

Die berufliche Erstausbildung<br />

am Standort Unterlüß startete am 1.<br />

August 1983; seither haben insgesamt<br />

266 Auszubildende ihre Abschlussprüfung<br />

erfolgreich abgeschlossen. Dabei<br />

lag <strong>das</strong> durchschnittliche Prüfungsergebnis<br />

bei einer Note von 2,15 – und<br />

damit deutlich über dem Notendurchschnitt<br />

im IHK-Bezirk Celle.<br />

Modernste ABC-Aufklärungstechnik von Rheinmetall Defence übergeben<br />

Sechs Spürfüchse <strong>für</strong> die Niederlande<br />

oho Kassel/Kiel. Sechs hochmoderne<br />

ABC-Aufklärungsfahrzeuge des<br />

Typs Spürfuchs sind kürzlich von der<br />

Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />

(RLS/Kiel) an die niederländischen<br />

Streitkräfte ausgeliefert worden. Verteidigungs-Staatssekretär<br />

Cees van<br />

der Knaap nahm am 25. Januar 2006<br />

den symbolischen Schlüssel bei der<br />

Übergabe im Kasseler RLS-Werk in<br />

Empfang, um die Fahrzeuge anschließend<br />

an die ABC-Aufklärungskompanie<br />

der Königlichen Streitkräfte der<br />

Niederlande auszuhändigen.<br />

Mit den neuen Fuchs-Fahrzeugen,<br />

die Ende 2003 geordert wurden, verfü-<br />

gen die niederländischen ABC-Aufklärungseinheiten<br />

nun über <strong>das</strong> modernste<br />

in Nutzung befindliche ABC-<br />

Aufklärungssystem weltweit.<br />

Bewährt hat sich die ABC-Spür-Variante<br />

des in insgesamt über 1200<br />

Exemplaren gebauten Fuchs-Fahrzeugs<br />

in vielen Krisengebieten der Erde.<br />

Von über 260 bislang gebauten<br />

Spürfüchsen sind 123 bei den US-<br />

Streitkräften in Gebrauch; weitere Systeme<br />

sind u. a. in Deutschland, Norwegen,<br />

Großbritannien und in Saudi-<br />

Arabien in Nutzung. Hinzu kommen<br />

künftig 32 weitere Systeme <strong>für</strong> die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate, die – wie<br />

berichtet („Das Profil“ 1/2005) – im<br />

März 2005 unter Vertrag genommen<br />

wurden und bis Ende 2010 ausgeliefert<br />

werden. Diese Spürpanzer werden<br />

erstmals die Fähigkeit zum umfassenden<br />

Nachweis von biologischen<br />

Kampf- und Gefahrstoffen besitzen.<br />

Der ABC-Spürfuchs ist ein geschütztes,<br />

hochmobiles Transportfahrzeug<br />

mit umfangreicher Geräteausstattung.<br />

Dank seines hoch integrierten Sensorund<br />

Analysesystems kann er vielfältige<br />

Gefährdungen nuklearer und chemischer<br />

Art erkennen, um rechtzeitig<br />

wirksame Schutz- und Gegenmaßnahmen<br />

zu ermöglichen.<br />

Bewährt hat sich die ABC-Spür-Variante des in über 1200 Exemplaren gebauten Fuchs-Fahrzeugs in vielen Krisengebieten.<br />

Ausbildungsalltag am Rheinmetall-Standort im niedersächsischen Unterlüß: Günter<br />

Hackländer (r.), Gruppenleiter Ausbildung, und Alexander Rabe, Industriemechaniker<br />

im 1. Lehrjahr, beim Programmieren einer CNC-Fräsmaschine. Daneben<br />

trainiert Rabes Azubi-Kollege Christopher Klenner an einer Ständerbohrmaschine.<br />

Nürnberg/Unterlüß. „Wir bringen<br />

den Ball ins Rollen. Wir bilden aus!“<br />

Dieser Slogan schmückt <strong>das</strong> offizielle<br />

Zertifikat der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit,<br />

mit dem kürzlich die beiden Rheinmetall-Firmen<br />

RWM und RLS in Unterlüß<br />

ausgezeichnet wurden. Die Zertifizierung,<br />

die Bestandteil der Ausbildungskampagne<br />

2005 der Nürnberger Behörde<br />

ist, wird an Betriebe verliehen, die<br />

sich in besonderem Maße <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

von Jugendlichen eingesetzt<br />

haben. Die ausgezeichneten Firmen<br />

haben zusätzliche Lehrstellen zur Verfügung<br />

gestellt und somit weiteren Jugendlichen<br />

die Chance auf eine qualifizierte<br />

Berufsausbildung ermöglicht.<br />

Die Kampagne nutzt gezielt Motive<br />

aus dem Bundesliga-Alltag, um auf<br />

Probleme auf dem Ausbildungsmarkt<br />

aufmerksam zu machen und Auszubildende<br />

sowie Arbeitgeber zu infor-<br />

Die Mannschaft kann sämtliche Aufgaben<br />

vom Inneren des Fahrzeugs aus<br />

durchführen und wird von einem speziellen<br />

Belüftungssystem gegen ABC-<br />

Kampfstoffe geschützt; die umfassende<br />

Automatisierung der Messvorgänge<br />

unterstützt sie bei der Bewältigung<br />

ihrer Aufgaben selbst unter Stress.<br />

Für die Bundeswehr hat Rheinmetall<br />

Landsysteme zusätzlich ein mobiles<br />

ABC-Feldlabor entwickelt, <strong>das</strong> schnell<br />

per Lastkraftwagen, Zug, Schiff oder im<br />

Lufttransport zum Einsatz gebracht werden<br />

kann. Dieses ABC-Feldlabor hat<br />

Fußball pro<br />

Ausbildung<br />

mieren. Der Deutsche Fußballbund<br />

und zahlreiche Bundesligavereine –<br />

darunter der FC Bayern München,<br />

Werder Bremen, Hamburger SV, Hertha<br />

BSC Berlin und Borussia Mönchengladbach<br />

– unterstützen die<br />

bundesweit ausgerichtete Aktion.<br />

Das Spektrum der Ausbildungsberufe<br />

bei Rheinmetall in Unterlüß ist<br />

breit angelegt: Es umfasst vier anerkannte<br />

Ausbildungsberufe (Industrie-,<br />

Zerspanungs- und Konstruktionsmechaniker<br />

sowie Industriekaufmann)<br />

und wird unter der Federführung<br />

der Rheinmetall Waffe Munition<br />

GmbH getragen. rds<br />

Verteidigungs-Staatssekretär Cees van der Knaap (l.) nimmt im Kasseler Werk der<br />

RLS den symbolischen Schlüssel von Geschäftsführer Klaus Sander in Empfang.<br />

sich auch in zahlreichen Einsätzen im<br />

In- und Ausland als sehr effizientes<br />

Werkzeug zur Identifikation von Kampfund<br />

Schadstoffen aller Art erwiesen. Ein<br />

weiteres System wird derzeit in die<br />

schwedischen Streitkräfte eingeführt.<br />

Im Bereich des Zivilschutzes hat<br />

Rheinmetall Landsysteme bislang<br />

372 ABC-Erkundungsfahrzeuge an die<br />

deutschen Feuerwehren ausgeliefert.<br />

Sie leisten dort einen wirksamen Beitrag<br />

dazu, auch im zivilen Umfeld auf<br />

entsprechende Gefahrenfälle bestmöglich<br />

vorbereitet zu sein.<br />

Foto: Annette Kaduhr<br />

Fotos (8): Katja Knöfel


Seite 8 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 1/2006<br />

Dr. Daniel Berger zum Defence-Markt Spanien:<br />

Auch in Zukunft aus den<br />

Chancen Erfolge machen<br />

Zürich/Kiel. Spaniens Streitkräfte befinden sich im Umbruch: Ein langfristiges, umfangreiches<br />

Neubeschaffungs- und Modernisierungsprogramm bis 2018 mit einem Volumen<br />

von rund 25 Milliarden Euro soll die neue Berufsarmee besser ausstatten und fit<br />

machen <strong>für</strong> ihre verstärkten internationalen Verpflichtungen. Rheinmetall Defence genießt<br />

in Spanien seit Jahren einen exzellenten Ruf als kompetenter Anbieter umfassender<br />

Systemlösungen im Bereich Heerestechnologie und kann auf eine breite Basis eingeführter<br />

Produkte blicken. Kein Grund, sich auszuruhen, meint Dr. Daniel Berger (56),<br />

Vizepräsident Verkauf <strong>für</strong> Europa und Nordamerika bei der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> in Zürich<br />

und Leiter des <strong>für</strong> Spanien zuständigen Länderteams des Rheinmetall-Unternehmensbereiches<br />

Defence. „Das Profil“ sprach mit dem 56-jährigen Wehrtechnikexperten.<br />

Profil: Welche Bedeutung hat der<br />

Markt Spanien heute <strong>für</strong> Rheinmetall<br />

Defence?<br />

Berger: Spanien ist zunächst einmal<br />

ein gutes Beispiel <strong>für</strong> einen Rüstungsmarkt,<br />

der weniger <strong>für</strong> ein gewaltiges<br />

Volumen steht – da<strong>für</strong> aber <strong>für</strong> Kontinuität.<br />

Solche Märkte zu vernachlässigen,<br />

wäre sträflich, denn sie bilden – in<br />

ihrer Gesamtheit und über die Zeitachse<br />

betrachtet – <strong>das</strong> solide Rückgrat unseres<br />

Geschäfts. Darüber hinaus bin<br />

ich mir gemeinsam mit meinen Kollegen<br />

im Länderteam sicher, <strong>das</strong>s <strong>für</strong><br />

Rheinmetall Defence mehr Potenzial im<br />

Markt Spanien steckt. Dieses Potenzial<br />

zu erschließen und maximal auszuschöpfen,<br />

ist unser Ziel.<br />

Profil: Und in welchen Bereichen sehen<br />

Sie dieses Potenzial?<br />

Berger: Wir haben den Markt Spanien<br />

im engen Dialog mit der spanischen<br />

Seite eingehend bewertet und im Zuge<br />

dieser Analyse drei große Felder identifiziert,<br />

in denen künftig Potenziale entstehen<br />

können – oder bereits im Entstehen<br />

sind: Das ist zum einen die Modernisierung<br />

von bereits eingeführtem<br />

Material, wie etwa des Flugabwehrsystems<br />

Skyguard mit 35mm-Geschützen<br />

oder des Kampfpanzers Leopard 2A4.<br />

Zum anderen möchte ich die Bereiche<br />

Internationale Kriseneinsätze und Public<br />

Security nennen. Diese Potenziale<br />

sind aufgrund konkreter und zum Teil<br />

schmerzlicher Erfahrungen der Spanier<br />

in der jüngsten Vergangenheit entstanden,<br />

Stichworte sind hier der Irak-Einsatz<br />

und <strong>das</strong> Attentat in Madrid. Wir sehen<br />

Anzeichen da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s sich dieser<br />

Prozess verstärkt in der Beschaffungsplanung<br />

widerspiegeln wird, und haben<br />

uns entsprechend aufgestellt.<br />

Profil: Auf welche Rheinmetall-Produkte<br />

richtet sich dabei konkret <strong>das</strong><br />

spanische Interesse?<br />

Berger: Wir haben im vergangenen<br />

Herbst in Madrid aus gutem Grund ein<br />

spanisch-deutsches Symposium zum<br />

Thema „Ausrüstung <strong>für</strong> internationale<br />

Kriseneinsätze“ veranstaltet, zu dem<br />

wir mehr als 60 überwiegend hochrangige<br />

Entscheidungsträger aus Militär,<br />

Industrie und Ministerium begrüßen<br />

konnten. Offenbar hatten wir mit unserem<br />

Thema genau den Nerv getroffen.<br />

Dabei zeigte die spanische Armee besonderes<br />

Interesse an unseren Fähigkeiten,<br />

eine Gesamtlösung <strong>für</strong> den<br />

Schutz von im Auslandseinsatz befindlichen<br />

Kontingenten anzubieten. Das<br />

Stichwort heißt hier Feldlagerschutz:<br />

Das Flugabwehrsystem Skyshield zum<br />

Schutz gegen Kleinstziele wie Raketen,<br />

he/rds Neckarsulm. Umfangreiche<br />

Baumaßnahmen am Standort Neckarsulm:<br />

Die KS Aluminium-Technologie<br />

<strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>) erweitert ihren Bereich Fertigbearbeitung<br />

um eine zusätzliche<br />

Produktionshalle und schafft damit<br />

100 neue Arbeitsplätze. Dabei setzt<br />

die AT<strong>AG</strong> den bereits vor Jahren mit<br />

der Fertigbearbeitung der 8-Zylinder-<br />

Motorblöcke <strong>für</strong> den Porsche Cayenne<br />

eingeschlagenen Kurs der Erweiterung<br />

ihrer Kernkompetenz konsequent<br />

fort.<br />

Vor fünf Jahren hatten die Neckarsulmer<br />

Aluminium-Gussspezialisten ein<br />

vollkommen neues Geschäftsfeld eröffnet<br />

und seither ihre Kompetenz in<br />

der mechanischen Fertigbearbeitung<br />

von Motorblöcken unter Beweis gestellt.<br />

Ziel der jetzigen AT<strong>AG</strong>-Investition<br />

ist es deshalb, dieses neue Kompe-<br />

Artillerie- oder Mörsergeschosse eignet<br />

sich hervorragend zur Deckung eines<br />

entsprechenden spanischen Bedarfs,<br />

der im Irak-Einsatz festgestellt wurde.<br />

Stark interessiert waren die Spanier<br />

auch an unseren leichten gepanzerten<br />

und lufttransportfähigen 4x4 Radfahrzeugen<br />

Serval, Gavial und Caracal sowie<br />

an dem fahrzeuggestützten mobilen<br />

Flugabwehrsystem Skyranger mit<br />

dem 35mm Ahead-Turm. Aber auch Produkte,<br />

die besonders auf <strong>das</strong> Gefecht in<br />

bebautem Gebiet zugeschnitten sind –<br />

etwa elektronische Systeme zur Freund-<br />

Feind-Erkennung oder so genannte<br />

nicht-letale Wirkmittel wie Tränengas<br />

oder Sound-/Flash-Granaten – fanden<br />

erheblichen Zuspruch. Aber <strong>das</strong> sind<br />

nur einige Beispiele. Im spanischen<br />

Markt ist im Moment vieles in Bewegung,<br />

und <strong>das</strong> Interesse an unseren<br />

Systemen ist insgesamt sehr groß.<br />

Profil: Und warum soll der spanische<br />

Kunde sich <strong>für</strong> Lösungen aus dem Hause<br />

Rheinmetall Defence entscheiden?<br />

Nutzerspezifische Produkte mit einer<br />

ordentlichen Performance können<br />

schließlich auch andere bieten.<br />

Berger: Darüber sind wir uns völlig im<br />

Klaren; der Markt wartet nicht auf uns.<br />

Völlig im Klaren sind wir uns aber auch<br />

über eine unserer Stärken, die uns<br />

maßgeblich von den anderen abhebt,<br />

und die ich mit dem Begriff „System of<br />

Systems“ beschreiben möchte: Als führender<br />

europäischer Anbieter von Heerestechnik<br />

haben wir ja ein breites Portfolio<br />

an Plattformen und Komponenten.<br />

Die sind als Einzellösungen, aber eben<br />

auch als vernetzte Systemlösungen aus<br />

einer Hand verfügbar und bieten im<br />

Zeitalter von gestiegenen militärischen<br />

Forderungen an Vernetzung und Interoperabilität<br />

einen entscheidend höheren<br />

Kundennutzen – und <strong>für</strong> uns einen<br />

Wettbewerbsvorteil. Diese Fähigkeit zur<br />

Integration von Komponenten zu vernetzten<br />

Gesamtlösungen macht uns zu<br />

einem starken Partner der spanischen<br />

Streit- und Sicherheitskräfte. In der Art<br />

und Weise, wie wir uns im Markt darstellen,<br />

legen wir großen Wert darauf,<br />

diesen Gesamtsystemanspruch deutlich<br />

herauszustellen. Und wir registrieren<br />

erfreut, <strong>das</strong>s dieser Ansatz auch<br />

vom spanischen Kunden als richtig anerkannt<br />

wird.<br />

Profil: Was tut Rheinmetall Defence,<br />

um im Markt zum Erfolg zu kommen?<br />

Berger: Ich könnte Ihnen jetzt <strong>das</strong><br />

ganze Instrumentarium der Marktbearbeitung<br />

von Kundengesprächen über<br />

Präsentationen und Vorführungen bis<br />

hin zu Kongressen aufzählen. Das ist<br />

unser Handwerkszeug, und wir beherr-<br />

tenzfeld als Komplettanbieter <strong>für</strong> Guss<br />

und Bearbeitung auf weitere Hersteller<br />

und Motorenmodelle auszudehnen.<br />

Mit einem Investitionsvolumen im<br />

deutlich zweistelligen Millionenbereich<br />

wird die AT<strong>AG</strong> in der nächsten Zeit eine<br />

160 Meter lange, zweistöckige Produktionshalle<br />

mit einer Gesamt-Bruttoge-<br />

schossfläche von über 16000 Quadratmetern<br />

errichten. Dem Neubau, der <strong>das</strong><br />

Erscheinungsbild der AT<strong>AG</strong> prägen und<br />

auch Sitz der Unternehmensführung<br />

sein wird, weichen 9500 Quadratmeter<br />

Bestandsgebäude, die noch aus der<br />

ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts<br />

stammen. So wird dem<br />

Ein modernes System, <strong>das</strong> Potenzial im spanischen Wehrtechnikmarkt aufweist: <strong>das</strong> hochmobile Flugabwehrsystem Skyranger<br />

von der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> – hier mit dem 35mm Ahead-Turm – auf einem gepanzerten Radfahrzeug vom Typ Piranha III 8x8.<br />

schen es. Aber mir scheint ein Faktor<br />

wichtiger zu sein, der – auch wenn er<br />

fast banal klingt – <strong>für</strong> mich im Markt einer<br />

der ersten Erfolgsfaktoren ist: Ohren<br />

auf und zuhören. Das bedeutet,<br />

<strong>das</strong>s wir gemeinsam mit dem Kunden<br />

bereits im Vorfeld seinen Bedarf erfassen,<br />

um dann im zielgerichteten Dialog<br />

eine optimale Lösung zu erreichen.<br />

Profil: Entscheidend ist auch …<br />

Berger: … die professionelle Abwicklung<br />

von Verträgen. Hierzu gehört auch<br />

die präzise Erfüllung von Offset-Verpflichtungen,<br />

eine Aufgabe übrigens,<br />

die sich oft schwierig gestaltet, die aber<br />

auch Chancen im Markt generieren<br />

kann. Am Ende sollte eine Gesamtlö-<br />

Dr. Daniel Berger: Gerade in Spanien<br />

haben wir in den vergangenen Jahren<br />

gezeigt, welche Aufträge man auch in<br />

einem Land mit vergleichsweise kleinem<br />

Verteidigungsbudget erlangen<br />

kann. Daher sind wir optimistisch, <strong>das</strong>s<br />

wir in Spanien auch in Zukunft aus unseren<br />

Chancen Erfolge machen werden.<br />

sung stehen, nicht bloß eine operationelle.<br />

Dazu gehören Finanzierungsmöglichkeiten<br />

und Kooperationen mit<br />

der Industrie. Letztere haben in Spanien<br />

oft einen erheblichen Umfang und beinhalten<br />

Entwicklung, Produktion und<br />

Marketing. Hier liegt ein wesentlicher<br />

Schlüssel zum Markt. Kurz ausgedrückt:<br />

Gerade in unserem hochsensiblen und<br />

sicherheitsrelevanten wehrtechnischem<br />

Markt braucht der Kunde keine<br />

Schablonenlösungen von der Stange –<br />

sondern maßgeschneiderte. Und da<strong>für</strong><br />

stehen wir als Rheinmetall Defence.<br />

Standort Neckarsulm auch optisch zu<br />

einer deutlichen Verjüngung verholfen.<br />

Horst Binnig, Vorstandsvorsitzender<br />

der AT<strong>AG</strong>, unterstreicht deshalb auch<br />

<strong>das</strong> „klare und positive Zeichen dieser<br />

Investition <strong>für</strong> <strong>das</strong> Unternehmen und<br />

den Standort Neckarsulm“: „Ich gehe<br />

davon aus, <strong>das</strong>s wir schon in diesem<br />

Frühjahr den 1000. Mitarbeiter einstellen<br />

werden. In den zurückliegenden<br />

fünf Jahren sind in diesem Geschäftsbereich<br />

mehr als 300 zusätzliche Stellen<br />

entstanden.“<br />

Die Besetzung der jetzt neu entstehenden<br />

Arbeitsplätze im Bereich Fertigbearbeitung<br />

werde, so der AT<strong>AG</strong>-Chef<br />

Foto: Peter Priebs<br />

Profil: Nun bewegt sich <strong>das</strong> spanische<br />

Verteidigungsbudget im Nato-Vergleich<br />

eher im Mittelfeld der Skala.<br />

Lohnt der Markt den Aufwand?<br />

Berger: Klare Antwort: Ja. Und <strong>das</strong> sage<br />

ich nicht im Eigeninteresse als Länderteamleiter<br />

Spanien. Ich finde, <strong>das</strong>s<br />

Spanien sich mit seinem Budget von<br />

rund sieben Milliarden € nicht zu verstecken<br />

braucht. Im Übrigen ist <strong>das</strong><br />

Verteidigungsbudget eines Landes <strong>für</strong><br />

mich zunächst einmal nur eine abstrakte<br />

Größe und allenfalls ein Richtwert.<br />

Wir haben uns im Länderteam Spanien<br />

angewöhnt, vor allem unsere Chancen<br />

im Markt zu sehen – und dann danach<br />

zu handeln. Nach meiner Erfahrung<br />

bringt diese Sichtweise einen gewaltigen<br />

Schub in Richtung Erfolg.<br />

Profil: Mit welchen Chancen?<br />

Berger: Wenn ich von Chancen spreche,<br />

meine ich natürlich die realistischen<br />

– und keine Luftschlösser. Die<br />

heißen im Englischen übrigens „Castles<br />

in Spain“. Aber Spaß beiseite: Gerade<br />

in Spanien haben wir doch in den<br />

vergangenen Jahren gezeigt, welche<br />

Aufträge man auch in einem Land mit<br />

vergleichsweise kleinem Budget erlangen<br />

kann. Ich denke etwa an den Bergepanzer<br />

3 Büffel, <strong>das</strong> Flugabwehrsystem<br />

Skydor mit 35mm-Geschützen oder<br />

die 120mm Waffenanlage und die dazugehörige<br />

Munition und Feuerleitanlage<br />

<strong>für</strong> den Kampfpanzer Leopard 2,<br />

um nur einige Beispiele zu nennen. Daher<br />

sind wir optimistisch, <strong>das</strong>s wir in<br />

Spanien auch in Zukunft aus unseren<br />

Chancen Erfolge machen werden.<br />

Profil: Welche Rolle spielt dabei <strong>das</strong><br />

Länderteam?<br />

Berger: Eine sehr wichtige, wie ich<br />

glaube. Und <strong>das</strong> gilt gewiss auch <strong>für</strong>alle<br />

anderen Länderteams des Konzerns.<br />

Sehen Sie, die Rheinmetall-Defence-<br />

Firmengruppe mit ihren einzelnen Unternehmen<br />

ist ja in gewisser Hinsicht<br />

wie eine mehrköpfige Familie. Da ist<br />

<strong>das</strong> Gremium Länderteam mit seinen<br />

jeweiligen Marktexperten aus den einzelnen<br />

Firmen eine ganz maßgebliche<br />

Integrations- und Koordinierungsklammer.<br />

Wir sind mit hoher Frequenz im<br />

Markt präsent, wir erstellen eine regelmäßig<br />

aktualisierte Marktbewertung,<br />

wir koordinieren unsere Vertriebsaktivitäten<br />

und stellen gemeinsame Vertriebsaktionen<br />

auf die Beine, wir garantieren<br />

einen effektiven Informations-<br />

weiter, eine große Herausforderung <strong>für</strong><br />

den Personalbereich des Unternehmens<br />

werden: „Diese Arbeitsplätze haben<br />

ein hohes Anforderungsprofil und<br />

müssen durch Qualifizierung heutiger<br />

Mitarbeiter und externe Besetzung von<br />

Facharbeitern realisiert werden. Insbesondere<br />

die externe Besetzung gestal-<br />

tet sich zunehmend schwieriger, denn<br />

trotz vieler Arbeitsloser gibt es immer<br />

weniger qualifizierte Facharbeiter.“<br />

Darüber hinaus kommt der jüngsten<br />

Investition am AT<strong>AG</strong>-Firmensitz in Neckarsulm<br />

eine wichtige (markt)strategische<br />

Bedeutung zu. Noch einmal Horst<br />

Binnig: „Mit dem Neubauprojekt holen<br />

austausch und erarbeiten eine zwischen<br />

den Häusern abgestimmte Länderstrategie.<br />

Profil: Soweit der funktionale Aspekt.<br />

Berger: Richtig! Die andere – personelle<br />

– Seite sind die handelnden Teammitglieder,<br />

und <strong>das</strong> heißt<strong>für</strong>unserLänderteam:<br />

Versierte Vertriebs- und Marketingprofis<br />

mit hoher Marktpräsenz,<br />

die zum Teil seit vielen Jahren in Spanien<br />

unterwegs sind, die über bewährte<br />

Kontakte und Informationskanäle verfügen,<br />

die überwiegend die Sprache des<br />

Landes sprechen und die Mentalitätder<br />

Menschen kennen. Das hat viel mit interkultureller<br />

Kompetenz zu tun. Aber<br />

auch mit Kontinuität: Unsere länderverantwortlichen<br />

Teammitglieder sind seit<br />

Jahren dabei, <strong>das</strong> muss auch so sein:<br />

Ansprechpartner, die alle paar Monate<br />

ausgewechselt werden, sind keine.<br />

Auch erwähnen sollten wir, <strong>das</strong>s unsere<br />

Vertreter im Lande voll in die Arbeit unseres<br />

Länderteams eingebunden sind.<br />

Im Grunde sind wir eine Art „Standing<br />

Market Force“, <strong>für</strong> die der Markt absolut<br />

im Mittelpunkt steht. Und <strong>das</strong> ist gut so,<br />

denn Wertschöpfung entsteht ja letztlich<br />

im Markt.<br />

Profil: Zum Schluss mal der Blick<br />

nach vorn: Wie schätzen Sie die Entwicklung<br />

des Marktes Spanien in strategischer<br />

Hinsicht ein?<br />

Berger: Spanien spielt ja bereits seit<br />

Jahren eine wichtige Rolle im Bereich<br />

internationaler Einsätze im Rahmen<br />

von Nato und EU sowie beim Aufbau einer<br />

europäischen Beschaffungsbehörde.<br />

Insgesamt gehe ich – bei aller angezeigten<br />

Vorsicht bei Zukunftsprognosen<br />

– davon aus, <strong>das</strong>s allein schon aufgrund<br />

der geografischen Lage Spaniens<br />

an der Südwestflanke Europas und<br />

in direkter Nachbarschaft zu einer tendenziell<br />

instabilen Region mit ihren militärischen<br />

Unwägbarkeiten und ihren<br />

Flüchtlingsströmen die geostrategische<br />

Bedeutung Spaniens eher zunehmen<br />

wird. Dies wird zweifelsohne langfristig<br />

auch Auswirkungen auf die Verteidigungs-<br />

und Sicherheitspolitik des Landes<br />

und seinen Ausrüstungsbedarf haben.<br />

Ferner glaube ich, <strong>das</strong>s die Rolle<br />

Spaniens als Exportplattform <strong>für</strong> Drittmärkte,<br />

ich denke speziell an Südamerika,<br />

an Bedeutung gewinnen wird. Wir<br />

als Rheinmetall Defence möchten unsere<br />

Fähigkeiten auch weiterhin in diesen<br />

Prozess einbringen. Peter Priebs<br />

wir mittel- und langfristig zusätzliche<br />

Wertschöpfung ins Haus und eröffnen<br />

uns außerdem neue Märkte.“<br />

Der Grundsteinlegung vorausgegangen<br />

war – wie berichtet („Das Profil“<br />

5/2005) – eine Erweiterung der Niederdruck-Gießerei<br />

um eine Halle mit 2500<br />

Quadratmetern Bruttogeschossfläche,<br />

Guss und Bearbeitung bald unter einem Dach<br />

die sieben neue Gießstellen erhalten<br />

wird. Diesem bereits fertig gestellten<br />

Komplex folgt jetzt <strong>das</strong> neue Bauprojekt<br />

der Fertigbearbeitung, <strong>das</strong> nach<br />

seiner Realisierung im Frühjahr 2007<br />

mit 35 modernen Bearbeitungsmaschinen<br />

<strong>für</strong> Aluminium-Zylinderkurbelgehäuse<br />

einsatzbereit sein wird.<br />

Foto: Angela Blattner


Das Profil 1/2006 Das aktuelle Thema<br />

Seite 9<br />

insätze „out of area“, Friedensmissionen,<br />

Eingreiftruppen in Krisengebieten:<br />

Mit der Zunahme der Operationen<br />

im Ausland stehen die Streitkräfte<br />

des 21. Jahrhunderts vor neuen<br />

Herausforderungen. Die Errichtung<br />

von dauerhaften Feldlagern, Landeplätzen<br />

und anderen Einsatzliegenschaften ist<br />

eine zwingende Konsequenz. Solche stationären<br />

Einrichtungen sind aufgrund ihrer Lage und ihres<br />

Aufbaus bevorzugte Ziele <strong>für</strong> Anschläge terroristischer<br />

Gruppierungen. Ähnliches gilt – und <strong>das</strong><br />

haben die Terroranschläge vom 11. September<br />

2001, in Madrid und London sowie auf der Ferieninsel<br />

Bali gezeigt – <strong>für</strong> öffentliche Einrichtungen<br />

und Objekte: Auch sie sind unterschiedlichsten<br />

Gefahren ausgesetzt. Das Spektrum der Bedrohungen<br />

reicht dabei vom Beschuss mit Mörsergranaten,<br />

einfachsten Boden-Boden-Raketen<br />

und Panzerfäusten bis hin zu Scharfschützenund<br />

Sprengstoff-Attentaten. Darüber hinaus<br />

muss eine Reihe denkbarer Szenarien (z.B.<br />

Sprengstoff-Attentate mit Kleinstflugzeugen<br />

oder ABC-Angriffe) einkalkuliert werden.<br />

Die Konsequenzen asymmetrischer Bedrohungen<br />

sind nahezu täglich sichtbar, <strong>das</strong> hohe Gefährdungspotenzial<br />

– etwa <strong>für</strong> Soldaten im Ein-<br />

Gezielter Schutz<br />

vor EMV-Strahlen<br />

EMV-Schutz: Die elektromagnetische<br />

Umgebung, in der elektronische<br />

Geräte im militärischen Einsatz<br />

ihre Funktion erfüllen müssen,<br />

erfährt gegenwärtig einen<br />

dramatischen Wandel. Neben dem<br />

breiten Spektrum ungewollt emittierter<br />

Felder entsteht eine neue<br />

Bedrohung durch elektromagnetische<br />

Waffensysteme.<br />

Geschirmte Zelte und Hüllen der<br />

Firma Autoflug GmbH & Co. (Rellingen)<br />

werden aus patentierten Textilien<br />

hergestellt, die eine verlässliche<br />

Schirmwirkung gegen elektromagnetische<br />

Felder in allen <strong>für</strong> den<br />

militärischen Einsatz relevanten<br />

Fällen bieten. Sie sind einfach anzuwenden<br />

und behalten ihre ausgezeichneten<br />

Eigenschaften unter<br />

harten Einsatzbedingungen <strong>für</strong><br />

lange Zeit. Modernste Bauweisen<br />

ermöglichen den Aufbau des Zeltes<br />

durch eine einzelne Person.<br />

Das Innenzelt wird aufgeblasen<br />

und bietet sofortigen Schutz vor<br />

elektromagnetischen Angriffen. Es<br />

ist selbstverständlich in verschiedenen<br />

Größen erhältlich und enthält<br />

neben elektrisch leitenden<br />

Klettverschlüssen auch geschirmte<br />

Fenster zur Belüftung. Das mit Polyurethanbeschichtung<br />

versehene<br />

Material ist äußerst robust und<br />

einfach zu reinigen.<br />

Einsatz auch über<br />

Netzwerk möglich<br />

First: Innerhalb eines Flugabwehrsystems<br />

dient der Infrarot-Aufklärungssensor<br />

First (Fast Infrared<br />

Search and Track) der Detektion<br />

von Luftzielen (z.B. Hubschraubern,<br />

Marschflugkörpern oder Drohnen).<br />

Da First (Rheinmetall/Diehl) ein pas-<br />

satz – liegt auf der Hand. Allen diesen Bedrohungen<br />

ist gemeinsam, <strong>das</strong>s sie nicht kalkulierbar<br />

und vorhersehbar sind. Daher ist es an der Zeit,<br />

den Schutz von Einsatzliegenschaften umfassend<br />

zu organisieren, rund um die Uhr verfügbar<br />

zu machen und als Gesamtsystem zu gestalten.<br />

Die Basis da<strong>für</strong> ist die gezielte Verknüpfung der<br />

Komponenten, mit denen mögliche Einwirkungen<br />

von außen frühzeitig erkannt und wirkungsvoll<br />

unterbunden oder bekämpft werden können. Auf<br />

diese Weise lassen sich z.B. Feldlager so absi-<br />

chern, wie es die Situation erfordert. Zum Schutz<br />

der Menschen, die dort leben und arbeiten.<br />

Als führendes europäisches Systemhaus <strong>für</strong><br />

Landstreitkräfte bietet Rheinmetall Defence mit<br />

Protective Shield ein Konzept zum Schutz von<br />

stationären Einsatzliegenschaften, <strong>das</strong> sich an<br />

verschiedene Einsatzszenarien flexibel und modular<br />

anpassen lässt. Basierend auf Führungs-,<br />

Aufklärungs-, Überwachungs- und Wirksystemen<br />

aus dem umfangreichen Technologie-Portfolio<br />

des Düsseldorfer Wehrtechnik-Spezialisten und<br />

seiner industriellen Partner ist die umfassende<br />

Vernetzung aller Komponenten der wesentliche<br />

Vorteil des Gesamtsystems. So können alle<br />

erdenklichen Konfigurationen nach dem Baukastenprinzip<br />

verfügbar gemacht, bereits vorhandene<br />

Systeme eingebunden und Schnittstellen<br />

zu den Führungs- und Einsatzsystemen anderer<br />

Nationen geschaffen werden.<br />

Vorteilhaft ist dabei der Komponentenansatz:<br />

Protective Shield – es wird in den Varianten<br />

„Konvoischutz“, „Schutz von Einrichtungen und<br />

Objekten“ und „Schutz von Schiffen und Häfen“<br />

angeboten – ist kein starres System. Je nach Lage<br />

und Einsatz lassen sich verschiedene – auch<br />

bereits vorhandene – Technologien zu einem individuellen<br />

Schutzsystem vernetzen. Ebenfalls<br />

können zukünftige technologische Lösungen in<br />

<strong>das</strong> System integriert werden.<br />

Hinzu kommt: Die Vernetzung aller Aufklärungs-<br />

und Einsatzmittel untereinander ist beim<br />

Schutz von Einsatzliegenschaften oberstes Gebot.<br />

Dank der offenen Schnittstellen und der<br />

hoch entwickelten Führungssysteme von Rheinmetall<br />

Defence ist es möglich, nicht nur <strong>das</strong> Führungs-<br />

und Einsatzsystem Protective Shield in einem<br />

lokalen Netz zu betreiben, sondern dieses<br />

Netz seinerseits in höhere Kommandostrukturen<br />

einzubinden. Unter dem Aspekt des Network<br />

Centric Warfare sind dabei noch ganz andere<br />

Szenarien denkbar. So können zum Beispiel Einrichtungen<br />

in Küstennähe die Radaraufklärung<br />

ihrer Schiffe zur Luftraumüberwachung nutzen.<br />

Was sich hinter Protective Shield – <strong>das</strong> Konzept<br />

Protective Shield – modularer Schutz vor Bedrohungen<br />

Schutzsystem <strong>für</strong><br />

BW-Einheitszelt<br />

Colpro 300: Das Colpro-System<br />

(Beth El/Israel) ist ein hochmodernes<br />

Schutzsystem <strong>für</strong> <strong>das</strong> Einheitszelt<br />

der Bundeswehr. Es integriert<br />

eine ABC-Schutzhülle in <strong>das</strong> Zelt<br />

und schützt es so vor biologischen<br />

und chemischen Waffen. Zwei eingebaute<br />

Filteranlagen (FA 230 und<br />

150 N) sorgen <strong>für</strong> 460 bzw. 300 Kubikmeter<br />

Frischluft bzw. gefilterter<br />

Luft in der Stunde. Darüber hinaus<br />

werden am Eingang des Zeltes eine<br />

Luftschleuse sowie eine Klimaanlage<br />

installiert. Die einzelnen Komponenten<br />

sind schnell und einfach<br />

montiert und nach Aufbau innerhalb<br />

von Sekunden zuschaltbar.<br />

Auch <strong>für</strong> den Dauerbetrieb ist die<br />

Schutzhülle dank neuer Imprägnierung<br />

des Kohlefilters gerüstet.<br />

Selbst nach monatelangem so genannten<br />

24/7-Einsatz – dabei arbeitet<br />

<strong>das</strong> Colpro-300-System rund<br />

um die Uhr – treten keine Alterungserscheinungen<br />

des Filters<br />

auf. Das Standardzelt der Bundeswehr<br />

wird so nicht nur wirksam vor<br />

ABC-Angriffen, sondern ebenso effektiv<br />

vor TIC (Toxic Industrial Components)<br />

geschützt. Auf Kundenwunsch<br />

können weitere Filter verbaut<br />

werden, um die Effizienz des<br />

Klimasystems zu steigern. Bereits<br />

heute hat sich <strong>das</strong> Colpro-System<br />

bei vielen Nato-Einsätzen bewährt.<br />

siver Sensor ist, lässt er sich von<br />

gegnerischen Radaren nicht orten.<br />

Das System besteht aus einem Sensorkopf,<br />

einer Signalverarbeitungseinheit<br />

und einem Bedien- und Anzeigegerät.<br />

Trotz großer Reichweite<br />

erzeugt <strong>das</strong> Gerät eine hervorragende<br />

Auflösung. Alle Bilddaten werden<br />

in der Signalverarbeitungseinheit<br />

ausgewertet; dabei erkennt die Software<br />

fliegende Ziele autonom. Handelt<br />

es sich um Ziele des Bedrohungsspektrums,<br />

werden automatisch<br />

ein Alarm erzeugt und die Daten<br />

in ein Netzwerk eingespeist. Als<br />

Alarmierungssensor kann First auch<br />

zum Schutz von zivilen Objekten genutzt<br />

werden. Durch seine leichte<br />

und kompakte Bauweise lässt sich<br />

<strong>das</strong> System unkompliziert bewegen;<br />

es kann so flexibel eingesetzt werden.<br />

Zudem können mehrere First-<br />

Systeme via Netzwerk zu einem Verbund<br />

zusammengeschlossen werden.<br />

wurde Ende September vergangenen Jahres erstmals<br />

einer fachspezifischen Öffentlichkeit vorgestellt<br />

und stieß dabei „aus dem Stand“ auf großes<br />

Interesse („Das Profil“ 4/2005) – systemtechnisch<br />

im Detail verbirgt, ist hier dargestellt.<br />

Die mehr als 30 Einzelsysteme von Protective<br />

Shield sind den übergeordneten Themenaspekten<br />

„Nachrichtengewinnung + Aufklärung“, „Führungsfähigkeit“,<br />

„Wirksamkeit im Einsatz“,<br />

„Überlebensfähigkeit + Schutz“ und „Unterstützung<br />

+ Durchhaltefähigkeit“ zugeordnet. dp<br />

Einsätze „out of area“, Friedensmissionen, Eingreiftruppen in Krisengebieten: Mit der Zunahme der Operationen im Ausland<br />

stehen die Streitkräfte des 21. Jahrhunderts vor neuen Herausforderungen. Zu deren Schutz im Einsatz haben Rheinmetall<br />

Defence und seine industriellen Partner mit Protective Shield ein umfassendes, flexibel anpassbares Konzept entwickelt.<br />

Kleinfluggerät mit<br />

großer Leistung<br />

KZO: Das Kleinfluggerät zur Zielortung<br />

(KZO) der Rheinmetall Electronics<br />

GmbH (Bremen) wurde zur<br />

Entdeckung, Identifizierung und<br />

genauen Lokalisierung von Zielen<br />

entwickelt. Von dem unbemannten<br />

Fluggerät werden alle Daten in<br />

Echtzeit zur Bodenkontrollstation<br />

übermittelt. Dort wird die KZO-Position<br />

verfolgt und die vom leistungsstarken<br />

Infrarotsensor erfassten<br />

Bilder ausgewertet. So<br />

können alle aktuellen Informatio-<br />

nen unter Verwendung digitaler<br />

Karten den entsprechenden geographischen<br />

Orten zugewiesen<br />

werden. Dies gilt auch <strong>für</strong> Geschwindigkeit<br />

und Richtung der<br />

beweglichen Ziele. Die Drohne ist<br />

allwetterfähig und sowohl tagsüber<br />

als auch nachts einsetzbar.<br />

Alle ermittelten Daten können über<br />

große Entfernungen oder in Netzwerken<br />

weitergeleitet werden. KZO<br />

ist hochmobil und weltweit einsetzbar.<br />

BKA analysiert<br />

die Alarmursache<br />

BKA: Die Kameraeinheit BKA der<br />

Firma Securiton (Schweiz) dient zur<br />

Überwachung des Geländes und<br />

zur Analyse der Alarmursache bei<br />

Sensoralarmen. Die Kameraeinheit<br />

erzeugt Videobilder bei Tag und<br />

bei Nacht, unterstützt durch Weißlicht-<br />

oder Infrarotscheinwerfer.<br />

Die fernbedienbare BKA verfügt<br />

über einen elektrischen Schwenk-<br />

Neigekopf. Über den eingebauten,<br />

107 Dezibel starken Lautsprecher<br />

können erkannte und nicht auto-<br />

risierte Personen angesprochen<br />

werden. Die Kamera lässt sich mittels<br />

des zugehörigen Teleskoparmes<br />

variabel in der Höhe fixieren.<br />

Um den Wirkungsbereich zu maximieren,<br />

kann ein zusätzlicher<br />

Scheinwerfer montiert werden, der<br />

ein Sichtfeld von bis zu 50 Metern<br />

Distanz ermöglicht. Der eingebaute<br />

Blitzschutz schützt <strong>das</strong> System<br />

sicher vor elektrischen Störungen.<br />

Das Gerät erreicht eine horizontale<br />

Auflösung von 480 TV-Linien.<br />

Kälteresistenter<br />

Luftraumscanner<br />

MSP 500: Ursprünglich <strong>für</strong> die<br />

Land- und Luftstreitkräfte entwickelt,<br />

später dann von der Deutschen<br />

Marine erfolgreich verwendet,<br />

kommt die stabilisierte Multi-<br />

Sensor-Plattform zukünftig als<br />

elektrooptisches System MSP 500<br />

bei den Luftstreitkräften der norwegischen<br />

Armee zum Einsatz. Geringe<br />

Wartungsanforderungen und<br />

ein minimaler Trainingsaufwand<br />

unterstreichen die Effektivität dieser<br />

Plattform. Das mobile optroni-<br />

sche Sensorsystem wird der Verteidigung<br />

von wichtigen Einrichtungen<br />

dienen und soll auch bei den<br />

Krisenreaktionskräften genutzt<br />

werden. Im Verbund mit einem Radarsystem<br />

detektiert MSP 500 Höhe<br />

und Entfernung von Luft- und<br />

Bodenzielen bei Tag und Nacht<br />

über große Distanzen. Die Übermittlung<br />

der Sensordaten an die<br />

Feuerleitzentrale erfolgt über ein<br />

Lichtwellenkabel von bis zu einem<br />

Kilometer Reichweite.<br />

Composing: Thorsten Ohmes/RDE


Seite 10 Das aktuelle Thema<br />

Das Profil 1/2006<br />

Erkennung von<br />

Freund und Feind<br />

ZEFF: Dies ist ein Freund-Feind-<br />

Erkennungssystem auf der Ebene<br />

„Soldat zu Soldat“. Von dem an<br />

der Handwaffe montierten Abfrager<br />

wird – ausgelöst durch den<br />

Soldaten – per Laserstrahl eine<br />

verschlüsselte Abfrage an den Antworter<br />

gesendet. Dieser prüft die<br />

Anfrage auf Gültigkeit und sendet<br />

über Funk die ebenfalls verschlüsselte<br />

Antwort. Der Abfrager empfängt<br />

und wertet diese Antwort<br />

aus. Das Ergebnis wird auf einem<br />

Display und/oder akustisch angezeigt.<br />

Verschiedene Sicherungsmechanismen<br />

– etwa die Verwendung<br />

von PIN-Nummern (Persönliche<br />

Identifizierungsnummer) mit<br />

nur zeitlich begrenzter Gültigkeit –<br />

verhindern bei Verlust der Geräte<br />

eine Verwendung zum Nachteil eigener<br />

Kräfte.<br />

Herzstück des<br />

Schutzschildes<br />

Operationszentrale: Die Operationszentrale<br />

ist <strong>das</strong> Herzstück von<br />

Protective Shield. Sie besteht aus<br />

den beiden Hauptkomponenten Führungssystem<br />

C3I und Alarmmonitor.<br />

An dem Alarmmonitor sind die Videosignale<br />

aller Sensoren der zu schützenden<br />

Einrichtung angeschlossen;<br />

sie werden permanent aufgezeichnet.<br />

Nebelwerfer <strong>für</strong><br />

die Täuschkörper<br />

Mass: Das Mass-Werfersystem<br />

(Multi-Ammuniton Softkillsystem)<br />

von Rheinmetall <strong>für</strong> den Täuschkörpereinsatz<br />

in allen relevanten<br />

Wellenlängenbereichen dient<br />

dem Schutz von Einrichtungen<br />

und Anlagen gegen sensorgesteuerte<br />

Waffensysteme. Mass feuert<br />

32 identische Täuschkörper zeitversetzt<br />

so ab, <strong>das</strong>s die gegnerische<br />

Rakete vom eigentlichen Ziel<br />

(z.B. einer militärischen Anlage)<br />

schrittweise abgelenkt wird.<br />

Biometrische<br />

Zutrittskontrolle<br />

FacePASS: FacePASS (Viisage/<br />

Bochum) ist ein Produkt zur Identitätsüberprüfung,<br />

<strong>das</strong> auf Gesichtserkennungs-Technologie<br />

basiert.<br />

Es führt 1:1-Vergleiche durch, um<br />

sicherzustellen, <strong>das</strong>s eine Person,<br />

die ein Ausweisdokument oder einen<br />

ID-Token vorlegt, auch wirklich<br />

der rechtmäßige Eigentümer ist.<br />

Das System vergleicht <strong>das</strong> Live-<br />

Bild einer Person in Echtzeit mit einem<br />

gespeicherten Referenzbild,<br />

um die Identität zu bestätigen und<br />

damit verbundene Rechte zu gewähren.<br />

Höchste Zuverlässigkeit,<br />

Sicherheit und Effizienz sind dabei<br />

stets gewährleistet. Im Bereich der<br />

Zutrittskontrolle schützt FacePASS<br />

Eingänge zu Regierungs- und Industriegebäuden<br />

sowie Hochsicherheitsbereiche<br />

in Flughäfen,<br />

Banken oder Kernkraftwerken.<br />

Alarme und die zugehörigen Videosignale<br />

werden dem Bediener akustisch<br />

und optisch gemeldet sowie zusammen<br />

mit einer Wirkmittelempfehlung<br />

angezeigt und dokumentiert. Über<br />

<strong>das</strong> Führungssystem ist die Sicherheitszentrale<br />

mit anderen Ebenen<br />

(z.B. S2/G2, der Wache und der Einsatzgruppe/FüWES<br />

Wiesel) vernetzt.<br />

Alle Bereiche verfügen dadurch über<br />

<strong>das</strong>selbe aktuelle Lagebild und können<br />

so Befehle und taktische Informationen<br />

digital austauschen.<br />

Effektmunition<br />

<strong>für</strong> viele Zwecke<br />

Effektmunition: Rheinmetall Waffe<br />

Munition bietet eine breite Palette<br />

nicht-letaler Handwurfkörper<br />

und Wirkmunitionen mit verschiedenen<br />

Effekten. Das Produktspektrum<br />

reicht von der klassischen Py-<br />

rotechnik in Form von Leucht- und<br />

Signalmitteln aller Kaliber über<br />

Rauch- und Nebelkörper, präzise<br />

Effektmunition bis hin zu Übungsmunition<br />

sowie Blend-Schockwurfkörpern,<br />

die heute schon von vielen<br />

Spezialeinheiten genutzt werden.<br />

SYSTEMTECHNIK FÜR SKY-MAN<strong>AG</strong>EMENT: Für die Flugabwehrtruppen bietet Rheinmetall Battle-Management-<br />

bzw. Führungs- und Waffeneinsatzsysteme, die alle <strong>für</strong> eine erfolgreiche Operation verfügbaren und erforderlichen<br />

Daten zusammenführen und auch aus sehr komplexen Zusammenhängen Lagedaten und schnell interpretierbare Handlungsoptionen<br />

ermitteln. Zu diesen Daten gehören beispielsweise eigene und gegnerische Kräfte, Geländemodelle, Bebauung<br />

oder <strong>das</strong> Wetter. So können mit dem Battle-Management-System bisher autonom eingesetzte Flugabwehrsysteme<br />

zur besseren Überwachung des Luftraumes und zur Optimierung des Waffeneinsatzes miteinander vernetzt werden.<br />

Eine Zentrale<br />

<strong>für</strong> die Daten<br />

Überwachungszentrale: Das Protective-Shield-SystemmodulÜberwachungszentrale<br />

(Securiton) dient<br />

als Kontroll- und Steuerungsinstrument<br />

aller Signale der angeschlossenen<br />

Komponenten des Überwachungssystems.<br />

Sämtliche Sensoren<br />

übermitteln ihre Signale bzw.<br />

Bilder an die Zentralsteuereinheit<br />

im zentralen Überwachungscontainer.<br />

Hier werden die eingehenden<br />

Signale digital gespeichert. Dies ermöglicht<br />

einen einfachen, und –<br />

durch Netzwerkanbindung – auch<br />

standortunabhängigen Zugriff auf<br />

Bild-, Audio- und Videodateien.<br />

Die Bedienung erfolgt standardmäßig<br />

mit zwei Personen, die Alarme<br />

auswerten und bei Bedarf eine<br />

Aktion einleiten. Weiter kann <strong>das</strong><br />

Bedienpersonal über die Videobilder<br />

der Außenkameras die Umgebung<br />

überwachen und bei Bedarf<br />

via Lautsprecher Meldungen absetzen.<br />

Der Überwachungszentrale-Container<br />

ist über die integrierte<br />

Autokonfiguration schnell einsatzbereit<br />

und dank eigener Klimaanlage,<br />

Blitzschutz und unterbrechungsfreier<br />

Stromversorgung autark<br />

einzusetzen.<br />

Senkrechtstarter<br />

im Taschenformat<br />

Kolibri: Kolibri ist ein Mini-VTOL<br />

(Vertical Take of Landing), ausgelegt<br />

<strong>für</strong> den Einsatz in urbanem Gelände.<br />

Durch seine Eigenschaften<br />

kann <strong>das</strong> System sowohl vom Boden<br />

als auch von einem Fahrzeug<br />

aus im schweren Gelände senkrecht<br />

gestartet werden. Die Mission<br />

wird vor dem Start in den Flugführungsrechner<br />

übertragen und<br />

kann auch während der Mission<br />

verändert werden. Im Nahbereich<br />

(z.B. Gebäuden) kann Kolibri mit<br />

einem Joystick in die Endposition –<br />

etwa vor einem Fenster – geflogen<br />

werden und verweilt dort, um <strong>das</strong><br />

ausgesuchte Objekt zu beobachten.<br />

Die Einsatzzeit des rund 1600<br />

Gramm leichten Fluggeräts beträgt<br />

ungefähr 20 Minuten. Die Payload<br />

kann zwischen hochauflösend TV<br />

(Zoom:10-fach optisch) oder IR gewählt<br />

werden. Die Bilddaten werden<br />

in Echtzeit an die Bodenstation<br />

übertragen. Nach erfolgreicher<br />

Mission fliegt Kolibri, gestützt<br />

durch GPS-stabilisierte Navigation,<br />

zu den Landekoordinaten und landet<br />

punktgenau. Nach einem Austausch<br />

der Akkus kann <strong>das</strong> Flugsystem<br />

erneut eingesetzt werden.<br />

Berechtigung<br />

<strong>für</strong> den Zutritt<br />

Personenkontroll-Container: Dieser<br />

Container (Securiton) wird in<br />

den Ring der äußeren Schutzzone<br />

gestellt und regelt die Zutrittsberechtigung<br />

der eintretenden Personen<br />

in <strong>das</strong> Gelände. Er bildet somit<br />

<strong>das</strong> „Tor“ des unter „Nachrichtengewinnung<br />

+ Aufklärung“ zusammengefassten<br />

Teils von Protective<br />

Shield. Für die Überprüfung stehen<br />

dem Personal verschiedene technische<br />

Einrichtungen zur Verfügung,<br />

die – einzeln oder kombiniert – den<br />

jeweiligen Bedrohungssituationen<br />

entsprechend eingesetzt werden.<br />

Dazu zählen unter anderem biometrische<br />

Zutrittskontroll-Leser, die<br />

Schleusensteuerung zur Regulierung<br />

des Personenflusses, ein Diagnostiksystem<br />

und zwei Außenkameras.<br />

Die Anlage verfügt über unterbrechungsfreie<br />

Stromversorgung<br />

sowie Blitzschutz und eine eigene<br />

Klimaanlage. Je nach Bedrohungslage<br />

können die Kontrollverfahren<br />

verschärft oder erleichtert werden.<br />

Bei einer Identifizierung über die biometrischen<br />

Zutrittskontroll-Leser und<br />

die Porträtkameras kann ein Personendurchsatz<br />

von rund 400 Personen<br />

pro Stunde erreicht werden.<br />

Die Ultrabreitband-HPTM-Technologie von Rheinmetall bewirkt die Sprengung funkgesteuerter improvisierter Sprengfallen.<br />

Composing: Thorsten Ohmes/RDE


Das Profil 1/2006 Das aktuelle Thema<br />

Seite 11<br />

Ferngesteuerte<br />

Waffenstation<br />

MLG 27: Als neues Standardgeschütz<br />

im Mittelkaliberbereich wird<br />

<strong>das</strong> Marineleichtgeschütz MLG 27 vorhandene<br />

Geschütze der deutschen<br />

Marine durch neue, zukunftsweisende<br />

Technologien ersetzen und als Bewaffnung<br />

auf neuen Einheiten – etwa<br />

der Korvette K130 – eingesetzt werden.<br />

Das MLG 27 ist fernbedient und<br />

besitzt eine integrierte Feuerleitung.<br />

Durch die hochleistungsfähige Waffe<br />

und die neu entwickelte, leistungsstarke<br />

FAPDS-Munition ist <strong>das</strong> Geschütz<br />

<strong>für</strong> Einsätze von Kampf- und<br />

Unterstützungsschiffen in Küstenund<br />

Hafennähe optimal geeignet.<br />

Flugzeuge, Hubschrauber, hochmobile<br />

und leichte Seeziele sowie Punktziele<br />

an Land können mit sehr hoher<br />

Treffwahrscheinlichkeit bekämpft<br />

werden. Zur Montage des mit nachtsichtfähiger<br />

Zielfolge-Sensorik ausgestatteten<br />

Systems ist der Durchbruch<br />

eines Schiffdecks nicht vonnöten.<br />

Das MLG lässt sich flexibel in vorhandene<br />

Umgebungen integrieren.<br />

Wurfanlage <strong>für</strong><br />

Flächen-Wirkmittel<br />

WMWA: Die Wirkmittelwurfanlage<br />

WMWA bietet flächigen Schutz<br />

durch Sichtlinienunterbrechung;<br />

dies kann mittels Nebel und/oder<br />

Einsatz von CN/CS sowie Irritation<br />

durch Flash-Bang geschehen. Zu<br />

den Systemkomponenten gehören<br />

die Abschussvorrichtung (Basiseinheit)<br />

mit Magazinen sowie ein<br />

Bediengerät mit Spannungsversorgungskabel<br />

und Energie-/Datenkabel.<br />

Optional lässt sich eine universale<br />

oder fahrzeugspezifische<br />

Halterung (starr oder richtbar) integrieren.<br />

LUFTSCHILD MIT HOHER EFFIZIENZ: Skyshield bekämpft zuverlässig die wachsende Bedrohung durch Angriffe<br />

von kleinen, beweglichen und schnellen unbemannten Flugkörpern. Die Feuereinheit Skyshield 35 ist ein modular aufgebautes,<br />

kompaktes und leichtes Flugabwehrsystem. Ein Sensormodul steuert zwei 35/1000-Revolvergeschütze und einen<br />

oder zwei Lenkwaffenwerfer. Sensormodul, Geschütze und Werfer sind unbemannt. Der Kommandoposten kann bis zu<br />

500 Meter vom Sensormodul entfernt aufgestellt werden. Durch seine leichte Bauweise kann <strong>das</strong> System schnell positioniert<br />

werden. Allwettertauglichkeit und Resistenz gegen elektronische Störmaßnahmen steigern seine Effizienz maßgeblich.<br />

Personenerfassung<br />

auf Bodenhöhe<br />

O/BS: Mit dem Optischen Bodensensor<br />

(O/BS) lassen sich nicht einsehbare<br />

Wege und Pfade automatisch<br />

überwachen. Das System ist<br />

vorrangig zur frühzeitigen Erfassung<br />

von Personen und Personengruppen<br />

und von mitgeführten Lasttieren geeignet.<br />

Passierende Fahrzeuge werden<br />

mit dem Sensor ebenso aufgefasst<br />

wie die Überwachung von abgelegenen<br />

Landbahnen auf einfache<br />

Weise möglich ist. Bewegt sich ein<br />

Objekt im O/BS-Auffassbereich,<br />

nimmt der Sensor automatisch ein<br />

Einzelbild bzw. eine Bildsequenz auf.<br />

Das Bild (bzw. die Bildsequenz) wird<br />

mit Informationen zum Systemstandort,<br />

der Bewegungsrichtung und dem<br />

<strong>AG</strong>ES: „Ages“ ist ein neues, luftgestütztes<br />

Aufklärungssystem zur frühzeitigen<br />

Erkennung von Geländemanipulationen.<br />

Das innovative System<br />

der Firma SSC basiert auf „Rapidogen<br />

Marker HKNV“, einem speziell entwickelten<br />

Geländemarkierungsmittel.<br />

Das System ist in der Lage, unerlaubte<br />

Geländemanipulation luftgestützt<br />

zu detektieren. So können frühzeitig<br />

Manipulationen (z.B. verdeckte<br />

Sprengstoffe, Landminen sowie unerlaubte<br />

Begehungen, Befahrungen<br />

Zeitpunkt der Meldung an eine Darstellungseinheit<br />

übermittelt. Die<br />

Bildqualität erlaubt eine Identifizierung<br />

des detektierten Objekts und<br />

mitgeführter Ausrüstung (z.B. Gepäck,<br />

Waffen, Nutzlasten) durch den<br />

Nutzer.<br />

Der Optische Bodensensor wird von<br />

Hand ausgebracht und initialisiert<br />

sich nach dem Einschalten eigenständig;<br />

während der Einsatzdauer<br />

arbeitet er wartungsfrei und unbeaufsichtigt.<br />

Der O/BS basiert auf einem<br />

IR-Bewegungsmelder in Verbindung<br />

mit einem empfindlichen Bildsensor.<br />

Die Bilder werden vor Ort digitalisiert<br />

und komprimiert. Das integrierte<br />

Funkgerät erlaubt eine Übertragung<br />

der Ergebnisse über Entfernungen<br />

von bis zu zehn Kilometern (je nach<br />

Funkgerät und Ausbreitungsverhältnissen).<br />

Die eingehenden Meldun-<br />

und Schleuserwege) detektiert werden.<br />

Durch <strong>das</strong> Besprühen mit einem<br />

von Lanxess entwickelten Marker<br />

können unterschiedlichste Areale<br />

und Geländestrukturen diskret und<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> menschliche Auge unsichtbar<br />

„versiegelt“ werden. Die Basis des<br />

Der gezielte Schutz vor Manipulation<br />

Markers ist biologisch und toxisch<br />

unbedenklich und abbaubar. Durch<br />

den Einsatz einer ebenfalls speziellen<br />

Laser-Kamera-Entwicklung (SSC)<br />

wird der Marker mittels einer Bildverarbeitungssoftware<br />

am Monitor<br />

gen werden in einer Datenbank abgelegt,<br />

die einen einfachen Zugriff gestattet.<br />

Eine Anbindung an Führungssysteme<br />

(FaKom) ist realisiert. Die<br />

Meldungen des O/BS sind kompatibel<br />

mit dem Akustischen Bodensensor<br />

(A/BS) und der Bodensensorausstattung<br />

(BSA). Der gleichzeitige Betrieb<br />

verschiedener Bodensensoren<br />

ist problemlos möglich.<br />

Schutzeinheit in<br />

Modulbauweise<br />

Modulares Schutzgebäude: Geschützte<br />

modulare Gebäude werden<br />

aus mehreren 20-Fuß-Spezialcontainern<br />

zusammengesetzt. Seitenwand-<br />

und Stirnwandelemente<br />

können herausgenommen werden,<br />

um Räume aus mehreren Containern<br />

zu erzeugen. Die Spezialcontainer<br />

werden wetterdicht verbunden<br />

und mit einem Überdrucksystem<br />

belüftet. Ein von der Firma<br />

Drehtainer GmbH (Valluhn) patentiertes<br />

Bodensystem entkoppelt<br />

Personal und Ausrüstung von Explosions-Schockwellen.<br />

Spezialschutz<br />

<strong>für</strong> Wachtürme<br />

Geschützter Wachturm: Wachtürme<br />

mit ballistischem Schutz dienen<br />

der Überwachung des Umfeldes militärischer<br />

Einrichtungen. Diese sind<br />

in verschiedenen Konfigurationen<br />

erhältlich: Als 10- bzw. 20-Fuß-Container<br />

sowie als 20-Fuß-Container<br />

mit integrierter Ausziehkanzel. Häufig<br />

werden Wachtürme in Kombination<br />

mit Schutzwandmodulen verwendet,<br />

um Lager oder sensible Bereiche<br />

zu überwachen. Die Wachtürme<br />

der 20-Fuß-Klasse werden auf eine<br />

Stirnwand gestellt.<br />

BSA: Autonomer<br />

Fahrzeugscanner<br />

BSA: Mit der Bodensensorausstattung<br />

BSA können Fahrzeuge auf Straßen<br />

und im Gelände in Echtzeit geortet,<br />

klassifiziert und identifiziert werden.<br />

Das modular aufgebaute System<br />

umfasst Sensoreinheiten, die im<br />

Aufklärungsgebiet in Stellung gebracht<br />

werden, sowie Empfangs- und<br />

Bildschirmeinheiten, die beispielsweise<br />

in einem Aufklärungsfahrzeug<br />

eingebaut sind. Die Aufklärung erfolgt<br />

passiv. Alle erhaltenen Informationen<br />

können in ein C3I-System eingespeist<br />

und an höhere Führungseinheiten<br />

weitergegeben werden.<br />

Die Sensoreinheit ist so konzipiert,<br />

<strong>das</strong>s ein autonomer Betrieb <strong>für</strong> mindestens<br />

30 Tage gewährleistet wer-<br />

Späh-Fuchs <strong>für</strong><br />

breiten Einsatz<br />

FoxBot: Die Streitkräfte benötigen<br />

<strong>für</strong> zukünftige Einsatzspektren<br />

einen mobilen Kleinroboter, mit<br />

dem vielfältige Aufgaben – insbesondere<br />

bei der Spähaufklärung –<br />

erfüllt werden können. Der Schutz<br />

der Soldaten steht hierbei im Vordergrund.<br />

Der mobile Roboter Fox-<br />

Bot wird aus einer sicheren Position<br />

heraus ferngesteuert und kann<br />

sowohl im Wald- und Wiesengelände<br />

als auch in Gebäuden eingesetzt<br />

werden. Auf dem Roboter<br />

sind optronische und akustische<br />

Sensoren angebracht.<br />

Datenlink <strong>für</strong><br />

die Echtzeit<br />

Link 16: Link 16 bezeichnet einen<br />

militärischen Datenaustauschstandard<br />

der Nato und ist als digitaler<br />

Dienst des Informationsübertragungssystems<br />

MIDS im Stanag<br />

5516 definiert. Dazu offeriert die<br />

Firma IBM ihre als Tactical Data<br />

Link Display & Control System<br />

(DCS) bezeichnete Anzeigekomponente,<br />

die zum Beispiel zusammen<br />

mit dem von IBM entwickelten<br />

Data Link Processor System<br />

(DLPS) auf den Fregatten der Klassen<br />

F122/123 eingesetzt wird.<br />

den kann. In dieser Zeit können von<br />

dem Gerät bis zu 20 000 Nachrichten<br />

an seine Operationszentrale versendet<br />

werden. Ein Positionswechsel<br />

kann von zwei Soldaten innerhalb<br />

von nur 15 Minuten vollzogen werden.<br />

Somit wird den Anforderungen<br />

an eine hohe Mobilität in Verbindung<br />

mit Unauffälligkeit im Kampfgebiet<br />

auf optimale Weise entsprochen.<br />

sichtbar. Bei einer Erstbefliegung wird<br />

<strong>das</strong> unberührte Areal als Sollzustand<br />

gespeichert. Bei weiteren Befliegungen<br />

kann so mittels der eingesetzten<br />

Technologie jederzeit ein Soll-Ist-Zustand<br />

ermittelt werden, wobei jegliche<br />

Art von Oberflächenveränderungen registriert<br />

und analysiert wird. Verdächtige<br />

Veränderungen werden sofort erkannt<br />

und als Bild mit Geo-Koordinaten<br />

an eine Leitstelle transferiert. Das<br />

System ist bei Tag und Nacht sowie<br />

fast allen Witterungsbedingungen<br />

(Ausnahme: Schnee und Nebel) einsetzbar.<br />

Der Marker hält seine Wirksamkeit<br />

bis zu drei Monate aufrecht.


Composing: René Dahlmanns<br />

Seite 12 Das aktuelle Thema<br />

Das Profil 1/2006<br />

AUF EINEN BLICK: Führungsfähigkeit (Command + Control), Nachrichtengewinnung<br />

und Aufklärung (Intelligence and Reconnaissance), Wirksamkeit im Einsatz<br />

(Effective Engagement), Überlebensfähigkeit und Schutz (Survivability and Protection)<br />

sowie Unterstützung und Durchhaltefähigkeit (Support and Sustainability)<br />

– <strong>das</strong> sind die wesentlichen Teilsysteme bzw. Fähigkeiten von Protective Shield.<br />

Composing: Thorsten Ohmes/RDE<br />

Ein Wiesel <strong>für</strong> die<br />

Bodenaufklärung<br />

Wiesel-Spähpanzer: Das Wiesel-1-<br />

Aufklärungsfahrzeug wurde speziell<br />

<strong>für</strong> die Anforderungen der Luftlandeaufklärungstruppen<br />

entwickelt. Die<br />

Besatzung besteht aus einem Kommandanten,<br />

einem Späher und dem<br />

Fahrer. Die Aufklärungsoptik AOZ<br />

2000 (Autonomes Optronisches Zielgerät)<br />

beinhaltet – neben einer<br />

hochauflösenden CCD-Kamera – ein<br />

Wärmebildgerät sowie einen Laserentfernungsmesser<br />

und ist in einem<br />

Mikrowellen zur<br />

Konvoi-Sicherung<br />

HPEM: Sprengsätze und sonstige<br />

improvisierte Sprengfallen (IED: Improvised<br />

Explosive Devices) stellen<br />

<strong>für</strong> stationäre Einrichtungen wie Feldlager,<br />

Landeplätze und andere Einsatzliegenschaften<br />

eine große Gefahr<br />

dar. Mit Hochenergie-Mittelwellensystemen<br />

(HPEM = High Power Electro-<br />

bis zu zwei Meter über dem Boden<br />

ausfahrbaren Schwenk-/Neigekopf<br />

integriert. Darüber hinaus ist <strong>das</strong><br />

RLS-Fahrzeug mit einer Hybridnavigationsanlage<br />

(GPS und Inertialeinheit)<br />

sowie einer VHF- und HF-Funkanlage<br />

ausgestattet.<br />

Außerdem verfügt <strong>das</strong> Wiesel-Aufklärungsfahrzeug<br />

über <strong>das</strong> leistungsfähige<br />

Führungs-, Kommunikations-<br />

und Informationssystem Fa-<br />

KoM, mit dem der Kommandant jederzeit<br />

aktuelle Informationen über<br />

die jeweilige taktische Situation<br />

(z.B. die Stationierung feindlicher<br />

Verbände) abrufen kann.<br />

Magnetics) lässt sich die Fernzündung<br />

eines Sprengsatzes im Umfeld<br />

einer Einsatzliegenschaft verhindern.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt<br />

den HPEM-Systemen beim Konvoi-<br />

Schutz zu. Mit Hilfe der Mikrowellen<br />

können die <strong>für</strong> den Konvoi höchst gefährlichen<br />

Sprengfallen ausgeschaltet<br />

oder auch gezielt gezündet werden.<br />

Damit eignet sich <strong>das</strong> System nicht<br />

nur <strong>für</strong> den militärischen, sondern<br />

auch <strong>für</strong> den polizeilichen Einsatz.<br />

Demonstrator zur<br />

Minenbekämpfung<br />

MMSR-Sydera: Bei diesem Konzept<br />

handelt es sich um einen Technologiedemonstrator<br />

<strong>für</strong> ein fahrzeugbasiertes<br />

Minen- & IED-Bekämpfungssystem<br />

(IED: Improvised Explosive Devices –<br />

improvisierte Sprengfallen) im Auftrag<br />

der Bundesrepublik Deutschland und<br />

Wärmebild bei<br />

jeder Witterung<br />

BAA: Die Beobachtungs- und<br />

Aufklärungsausstattung BAA ermöglicht<br />

eine genaue Zielortung<br />

bei Tag und Nacht bis zu einer<br />

Entfernung von rund 20 Kilometern.<br />

Die Sensoreinheit kann sowohl<br />

direkt vom Fahrzeug aus bedient<br />

als auch bis zu 40 Meter<br />

von diesem entfernt in Stellung<br />

gebracht werden. Die Sensorik<br />

besteht aus den Hauptkomponenten<br />

Wärmebildgerät, CCD-Kamera<br />

mit hoher Auflösung und<br />

Zoom-Objektiv sowie einem augensicherenLaserentfernungsmesser.<br />

Die von den Sensoren gewonnenen<br />

Bilder, einschließlich<br />

der Ergebnisse des Laserentfernungsmessers,<br />

werden auf dem<br />

BAA Monitor dargestellt.<br />

A/BS: Der Akustische Bodensensor<br />

(A/BS) dient der dauerhaften automatischen<br />

Flächenaufklärung von Fahrzeugen<br />

und Hubschraubern. Die Richtung<br />

der zu detektierenden Ziele wird<br />

von dem Sensor eigenständig ermittelt<br />

und während des Überwachungsvorgangs<br />

kontinuierlich protokolliert.<br />

Zu jedem Ziel wird eine Meldung an<br />

die Darstellungseinheit übermittelt.<br />

Die Meldung umfasst die Sensorkennung,<br />

den Zeitpunkt des Ereignisses,<br />

die Richtung zum Ziel sowie die Fahrtrichtung<br />

des Zieles.<br />

Der A/BS wird von Hand ausgebracht<br />

und getarnt; er initialisiert<br />

sich nach dem Einschalten eigenständig.<br />

Während der Einsatzdauer<br />

arbeitet der Sensor wartungsfrei und<br />

unbeaufsichtigt. Mit Hilfe der in <strong>das</strong><br />

Gehäuse eingelassenen Mikrofone<br />

vermag <strong>das</strong> System Ziele wie Fahr-<br />

Frankreichs. Das von den drei Firmen<br />

Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />

(Deutschland), MBDA France (Frankreich)<br />

und Thales Systèmes Aéroportés<br />

(Frankreich) gebaute Minenräumsystem<br />

sichert bis zu 180 Kilometer<br />

Strecke in nur acht Stunden. Das<br />

MMSR-Sydera-System besteht insgesamt<br />

aus fünf verschiedenen Fahrzeugen,<br />

die unterschiedlichste Aufgaben<br />

realisieren können. Dazu gehört die De-<br />

Virtuelle Planung<br />

mindert Kosten<br />

Feldlagerplanungstool: Der<br />

Schutz von Einrichtungen und Objekten<br />

hat hohe Priorität im asymmetrischen<br />

Bedrohungsumfeld der<br />

Auslandseinsätze der Streitkräfte.<br />

Rheinmetalls Camp Protection<br />

Planning Suite CPPS ist ein leistungsstarkes<br />

Planungsinstrument<br />

zur Anpassung des gesamten<br />

Schutzkonzeptes an die geografischen<br />

Gegebenheiten und an die<br />

dort herrschende Bedrohungssituation.<br />

Durch die rein virtuelle<br />

Konfigurierung des einzusetzenden<br />

Protective-Shield-Konzepts<br />

entstehen nur geringe Kosten. Das<br />

System ist über eine intuitive Bedienoberfläche<br />

zu steuern, wodurch<br />

der Planungsprozess beschleunigt<br />

wird.<br />

zeuge und Hubschrauber frühzeitig<br />

aufzufassen und zu verfolgen. Die<br />

Richtung zum Ziel wird permanent<br />

ermittelt und aktualisiert. Die Datenanalyse<br />

und -bewertung erfolgt vollständig<br />

im System. Der Akustische<br />

Bondensensor wird aus einer externen<br />

Batterie oder mittels Fernspeisung<br />

(FM-Kabel) versorgt. Über Funk<br />

(integriert) kann die Meldung draht-<br />

los bis über zehn Kilometer (je nach<br />

Funkgerät und Ausbreitungsverhältnissen)<br />

übertragen werden.<br />

Der A/BS kann mit weiteren Systemen<br />

seiner Art vernetzt werden, so<br />

<strong>das</strong>s über die Detektion, Peilung<br />

und Verfolgung hinaus eine Ortung<br />

der Ziele möglich ist. Durch Netzwerkintegration<br />

lässt sich dieses<br />

System mit anderen Bodensensoren<br />

– auch unterschiedlichen Typs – zu<br />

einem Verbund vernetzen.<br />

tektion von feindlichen Sprengkörpern<br />

ebenso wie deren gezielte Auslösung.<br />

Die fünf Fahrzeuge werden unter dem<br />

Namen Demonstrator zusammengefasst<br />

und gehen 2007 in die Erprobungsphase.<br />

Das Detektionsfahrzeug<br />

(DEV) der Rheinmetall Landsysteme<br />

ist vollständig fernbedienbar und verfügt<br />

über diverse Sensoren zur Erkennung<br />

von Minen und improvisierten<br />

Sprengfallen.<br />

SLS erkennt<br />

Heckenschützen<br />

SLS: Mit dem Sniper Locating<br />

System (SLS) können Heckenschützen<br />

noch vor dem ersten<br />

Schuss auf große Distanzen sicher<br />

geortet werden. Die Umgebung<br />

wird aktiv sondiert und Optiken,<br />

wie zum Beispiel Zielfernrohre<br />

oder Feuerleitoptiken, unauffällig<br />

geortet. Das Sniper Locating System<br />

ist ein handliches, einfach und<br />

sicher zu bedienendes Gerät, <strong>das</strong><br />

auch als konventionelles Fernglas<br />

genutzt werden kann. Neben einer<br />

bereits verfügbaren hand gehaltenen<br />

Version werden derzeit autonome<br />

SLS-Lösungen entwickelt,<br />

die stationär oder fahrzeuggestützt<br />

arbeiten. Eine Anbindung an<br />

stationäre Überwachungssysteme<br />

ist ebenfalls denkbar.<br />

Die eingehenden Meldungen werden<br />

in einer Datenbank abgelegt, die einen<br />

einfachen Zugriff gestattet. Eine<br />

Anbindung an Führungssysteme (Fa-<br />

Kom) ist realisiert. Die A/BS-Meldungen<br />

sind kompatibel mit dem Optischen<br />

Bodensensor (O/BS) und der<br />

Bodensensorausstattung (BSA). Der<br />

gleichzeitige Betrieb verschiedener Bodensensoren<br />

ist problemlos möglich.<br />

Akustischer Bodensensor übernimmt die Flächenaufklärung


Foto: Angelika Killig<br />

Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />

Seite 13<br />

ichts ist mehr Routine.<br />

Alles ist Projekt: die<br />

neue Cabrioklasse, <strong>das</strong><br />

Reformpaket im Gesundheitswesen,<br />

selbst der<br />

Kindergeburtstag. Die<br />

Vokabel „Projekt“ ist in<br />

aller Munde und wird mittlerweile inflationär<br />

gebraucht. Dabei spielt es<br />

keine Rolle, ob <strong>das</strong> so genannte Vorhaben<br />

alle charakteristischen Merkmale<br />

eines Projekts besitzt oder nicht.<br />

Wirft man einen Blick in die Fachliteratur,<br />

so wird „Projekt“ als „ein nicht<br />

standardisierbares Einzelvorhaben“<br />

definiert, als „eine zeitlich begrenzte,<br />

umfangreiche und verflochtene Problemstellung,<br />

die bereichsübergreifend<br />

angegangen wird“. In Wirtschaft und<br />

Industrie bedeutet dies vor allem, <strong>das</strong>s<br />

mehrere Bereiche bzw. Stellen gemeinsam<br />

an einem relativ neuartigen Vorhaben<br />

arbeiten, <strong>das</strong> hinsichtlich seiner<br />

Dauer, seiner Ressourcen und seiner<br />

Ergebnisverantwortung klar definiert<br />

ist. Kurz: Das, was ein Vorhaben<br />

zum Projekt macht, sind <strong>das</strong> Neuartige<br />

und die Komplexität der Aufgabenstel-<br />

lung, die festen Zielvorgaben und Rahmenbedingungen<br />

sowie die Beteiligung<br />

zahlreicher Spezialisten.<br />

Die Aufgabe des Projektmanagements<br />

besteht im Wesentlichen darin,<br />

die Einzellösungen der Spezialisten zu<br />

einem systemoptimalen Gesamtentwurf<br />

zu integrieren. Die Planung, Organisation<br />

und Durchführung derartiger<br />

Großvorhaben ist nicht neu. Der<br />

Grundgedanke des modernen Projekt-<br />

managements geht zurück auf die großen<br />

Aufrüstungsvorhaben der USA<br />

während des 2. Weltkrieges. In den<br />

Folgejahren wurde <strong>das</strong> Projektmanagement<br />

anhand der Großprogramme<br />

der US-Luftwaffe und des Apollo-<br />

Programms der NASA kontinuierlich<br />

weiterentwickelt. Nach und nach übernahmen<br />

auch internationale Organisationen<br />

die neu entwickelten Managementmethoden<br />

aus den USA. In<br />

den sechziger und siebziger Jahren<br />

entstand eine Fülle von Publikationen<br />

zum Thema Projektmanagement, was<br />

dazu beitrug, <strong>das</strong>s der Projektmanagement-Grundgedanke<br />

sich auf viele<br />

Industriezweige ausbreitete.<br />

Auch wenn die Projektarbeit in der<br />

Vergangenheit oftmals als Zauberbzw.<br />

Allheilmittel missverstanden<br />

wurde, ist nicht zu verkennen, <strong>das</strong>s<br />

sie in der modernen Arbeitswelt eine<br />

Notwendigkeit darstellt. Erfolgreich<br />

operierende Unternehmen sehen sich<br />

heute zunehmend mit Aufgabenstellungen<br />

konfrontiert, die nur systemübergreifend<br />

– d.h. via Projektarbeit –<br />

gelöst werden können. Mit der Projektarbeit<br />

reagieren sie einerseits auf<br />

die veränderten und komplexer gewordenen<br />

Umwelt- und Umfeldbedingungen<br />

– zum Beispiel die starke Segmentierung<br />

der Märkte, die die Fertigung<br />

von immer kleineren Serien erfordert,<br />

auf die kürzeren Lebenszyklen<br />

von Produkten sowie auf den durch<br />

die Öffnung der Märkte entstandenen<br />

schärferen Konkurrenzdruck. Andererseits<br />

antworten sie auf die zunehmende<br />

Emanzipation der Mitarbeiter, die<br />

eine erhöhte Verantwortungsbereitschaft<br />

zeigen.<br />

Vor allem in den zurückliegenden<br />

zwei Jahrzehnten haben immer mehr<br />

Industrie- und Wirtschaftsunternehmen<br />

die Vorteile von Projektarbeit er-<br />

Systemübergreifende Zauberformel<br />

Rheinmetall Defence Electronics betreibt gezielte Projektmanagement-Zertifizierung<br />

Wichtiges <strong>„Rüstzeug“</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Projektgeschäft</strong><br />

ie Rheinmetall Defence<br />

Electronics GmbH (RDE)<br />

wickelt ihr Geschäft überwiegend<br />

in Projekten ab.<br />

Die Methoden und Verfahren<br />

des Projektmanagements<br />

(PM) sind<br />

dort seit langem bekannt und werden<br />

täglich angewendet. Das Bremer Unternehmen<br />

beschäftigt derzeit insgesamt<br />

55 Projektmanager, die in verschiedensten<br />

Projekten Leitungsfunktionen<br />

ausüben; ihr Tätigkeitsbereich umfasst<br />

sowohl sach- als auch personenorientierte<br />

Aufgaben.<br />

Zum einen müssen die Projektmanager<br />

komplexe Projekte planen, organisieren,<br />

durchführen und kontrollieren<br />

können – also unter anderem Projektziele<br />

formulieren, einen Strukturplan<br />

mit allen dazugehörigen Arbeitspaketen<br />

aufstellen sowie Ressourcen und<br />

Budgets zuordnen und verwalten. In jeder<br />

Phase des Projektes müssen dann<br />

Qualität, Leistungen und Kosten überprüft,<br />

Risiken beurteilt und ggf. neu<br />

eingeschätzt werden – inklusive ständigem<br />

Abgleich mit dem Terminplan<br />

und den darin verankerten „Meilensteinen“.<br />

Dabei ist eine hohe fachliche<br />

Kompetenz gefragt, z.B. hinsichtlich<br />

technischer und betriebswirtschaftlicher<br />

Qualifikationen sowie methodischer<br />

Fähigkeiten.<br />

Zum anderen müssen PM-Verantwortliche<br />

mit den Menschen, auf deren Kooperation<br />

sie fach- und sachbezogen<br />

angewiesen sind, richtig umgehen können.<br />

Dies erfordert ein hohes Maß an<br />

sozialer Kompetenz.<br />

Insgesamt „schlüpft“ der Projektmanager<br />

im Laufe „seines“ Projektes in<br />

etliche, zum Teil sehr unterschiedliche<br />

Rollen: Er ist gleichermaßen Unternehmer,<br />

Planer, Forderer und Förderer, Motivator,<br />

Politiker, Moderator und<br />

Schlichter, tritt als „Käpitän“ (seines<br />

Teams) ebenso auf wie er Verhandlungen<br />

führt, Projektabläufe gezielt steuert<br />

oder als Finanzexperte Entscheidungen<br />

fällt. Mit anderen Worten: Das<br />

Anforderungsprofil an die Projektmanager<br />

– nicht nur bei Rheinmetall Defence<br />

Electronics – ist anspruchsvoll<br />

und breit gefächert.<br />

Vor einigen Jahren wurde von den damaligen<br />

RDE-Anteilseignern (Rheinmetall<br />

<strong>AG</strong> und BAE Systems) ein Benchmarking<br />

aller Projektmanagement-Projekte<br />

und -Prozesse initiiert. Mit Hilfe<br />

dieses wettbewerbswirtschaftlichen<br />

Analyseinstruments werden Produkte,<br />

Dienstleistungen und Herstellungsmethoden<br />

von Branchen-Unternehmen<br />

verglichen und eventuelle Leistungsunterschiede<br />

analysiert. Ziel der RDE war<br />

es unter anderem, die Ursachen <strong>für</strong> bestimmte<br />

damalige Wettbewerbsnachteile<br />

zu ermitteln und diese dann gezielt,<br />

also mit Systematik, zu beseiti-<br />

gen; außerdem wollte man die eigene<br />

Leistungsfähigkeit auf den internationalen<br />

Märkten steigern.<br />

Ilona Offermann, seit 2001 <strong>für</strong> die Personalentwicklung<br />

bei dem Bremer Elektronikspezialisten<br />

verantwortlich, fasst<br />

die Benchmarking-Ergebnisse von damals<br />

zusammen: „Ein Vergleich der im<br />

Rahmen von Projektmanagement laufenden<br />

Projekte und Prozesse hatte ergeben,<br />

<strong>das</strong>s in verschiedenen Geschäftseinheiten<br />

unseres Unternehmens<br />

zum Beispiel unterschiedliche Begrifflichkeiten<br />

kursierten und die Prozessab-<br />

läufe nicht einheitlich waren. Ebenso<br />

war <strong>das</strong> interne Chancen- bzw. Risikomanagement<br />

nicht eindeutig definiert.“<br />

Als Konsequenz dieser (selbst)kritischen<br />

Ist-Analyse wurde ein Maßnahmenpaket<br />

geschnürt, mit dem die aufgedeckten<br />

Schwachstellen nach und<br />

nach beseitigt sowie <strong>das</strong> interne Projektmanagement<br />

vereinheitlicht und so<br />

mit Nachdruck optimiert werden sollten.<br />

Das definierte Ziel war, den PM-<br />

Wissensstand im Unternehmen nachhaltig<br />

anzuheben und vor allem an den<br />

internationalen Standard anzugleichen.<br />

Um dies zu erreichen, wurde mit ausgewählten<br />

internen Wissensträgern<br />

und externen Beratern die Prozessorganisation<br />

in allen Bereichen des Unternehmens<br />

überarbeitet. Regelwerke<br />

und Formulare wurden entsprechend<br />

geändert. Außerdem führte die RDE so<br />

genannte Personalentwicklungsgespräche<br />

mit verschiedenen Mitarbeiter-Zielgruppen,<br />

um den tatsächlichen<br />

Qualifizierungsbedarf zu ermitteln.<br />

Daraus wurde dann ein spezielles, <strong>für</strong><br />

alle Mitarbeiter zugängliches, internes<br />

PM-Weiterbildungsangebot erstellt, etwa<br />

zu Themen wie Chancen- bzw. Risikomanagement,Änderungsmanagement,<br />

PM-Grundlagen oder Vertragsrecht.<br />

Die Trainingseinheiten (waren<br />

und) sind auf die Belange des Bremer<br />

Unternehmens zugeschnitten, so <strong>das</strong>s<br />

Kompetentes <strong>„Rüstzeug“</strong> <strong>für</strong> erfolgreiches <strong>Projektgeschäft</strong>: Wer sich wie RDE-Projektmanager Stefan Zarth – hier im Gespräch<br />

mit Personalentwicklerin Ilona Offermann – zertifizieren läßt, der stellt auch die eigene Leistungsfähigkeit auf den Prüfstand.<br />

die erlernten PM-Inhalte sofort in die<br />

tägliche Praxis umgesetzt werden können.<br />

Parallel dazu sollten die PM-Kompetenzen<br />

aller Projektmanager durch<br />

eine internatonal anerkannte Zertifizierung<br />

überprüft werden.<br />

Bei der Umsetzung dieser ehrgeizigen<br />

Ziele griff (und greift) man in Bremen<br />

auf <strong>das</strong> fundierte Know-how der<br />

in Nürnberg ansässigen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Projektmanagement e.V. (GPM) zurück.<br />

Der 1979 gegründete Verein,<br />

dem über 3600 Mitglieder angehören,<br />

ist in Deutschland die treibende Kraft<br />

kannt. Auch in Deutschland hat die Projektarbeit<br />

immens an Bedeutung gewonnen.<br />

Heute werden bereits 30 Prozent<br />

der Aufträge in Projekten bearbeitet.<br />

Die Erkenntnis, <strong>das</strong>s <strong>für</strong> die optimale<br />

Durchführung von Projekten die Einführung<br />

von Projektmanagement vorteilhaft<br />

ist, setzt sich jedoch erst langsam<br />

durch. Das hat im Wesentlichen<br />

zwei Gründe: Zum einem sind die Projektmanagement-Methoden<br />

nicht genug<br />

bekannt und verbreitet, zum ande-<br />

<strong>für</strong> eine systematische Weiterentwicklung<br />

des Projektmanagements (siehe<br />

auch „Profil“-Beitrag „Anwendung im<br />

Fokus“). Die GPM stellt sowohl PM-<br />

Einsteigern als auch professionellen<br />

Projektmanagern ein Bündel an modernsten<br />

fachlichen und methodischen<br />

Instrumenten bereit, mit denen<br />

sie mehr oder minder komplexe Projekte<br />

kompetent und erfolgreich zum<br />

Ziel führen können. In den GPM-Workshops<br />

und -Seminaren werden zum<br />

Beispiel Methoden der Projektabwicklung<br />

und -bewertung, moderne Verfahren<br />

der Kostenschätzung, Techniken<br />

der Teamarbeit, Strategien zur<br />

kreativen Problemlösung, der Umgang<br />

mit Projektmanagement-Software sowie<br />

Rhetorik- und Verhandlungstechniken<br />

vermittelt.<br />

Im Jahr 2002 begann dann die intensive<br />

Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Bremer Elektronikspezialisten und der<br />

GPM. Alle RDE-Projektmanager, die<br />

mindestens drei Jahre Erfahrung in<br />

puncto Projektleitung besaßen, sollten<br />

sich nach IPMA/GPM-Standard (Level<br />

C) zertifizieren lassen (siehe auch<br />

„Profil“-Beitrag zur GPM). Ilona Offermann:<br />

„Level C ist der Einstiegslevel <strong>für</strong><br />

die Zertifizierung bei der RDE. Für diese<br />

Zertifizierung ist ein von der GPM vorab<br />

definiertes Erfahrungswissen zu PM-<br />

Methoden, Projektleitungserfahrung<br />

und PM-Fachwissen erforderlich.“<br />

Auf allen Zertifizierungsstufen werden<br />

die PM-Prüflinge bzw. -Zertifikanten<br />

schwerpunktmäßig hinsichtlich ihrer<br />

tatsächlichen Erfahrungen und ihres<br />

bis dahin erworbenen Fachwissens<br />

ren führt die konsequente Einführung<br />

von Projektmanagement-Verfahren zu<br />

Veränderungen, die in differenzierter<br />

Hinsicht von allen Beteiligten auch als<br />

Herausforderung anzunehmen sind.<br />

Denn die konsequente Einführung von<br />

Projektmanagement – übrigens selbst<br />

ein komplexes, aufwändiges Projekt –<br />

bringt Neuerungen mit sich, die sich in<br />

organisatorischen Veränderungen und<br />

neuen Akzenten bei der Erhebung des<br />

innerbetrieblichen Bildungsbedarfs<br />

ebenso niederschlagen wie in der Neudefinition<br />

von Prozessen oder der Akzeptanz<br />

bzw. Umsetzung der PM-Methodik<br />

im Kreise der Betroffenen.<br />

Die Rheinmetall Defence Electronics<br />

GmbH kennt diese Thematik seit längerem<br />

sehr genau: Der Bremer Systemspezialist<br />

betreibt – <strong>das</strong> zeigen die<br />

Beiträge auf diesen beiden „Profil“-<br />

Seiten – bereits seit vielen Jahren <strong>Projektgeschäft</strong>.<br />

Ein Geschäft, <strong>das</strong> die gezielte<br />

Qualifizierung von Projektpersonal<br />

und zunehmend auch die Zertifizierung<br />

von Projektmanagern <strong>für</strong> die<br />

erfolgreiche Abwicklung von Projekten<br />

voraussetzt. db<br />

geprüft. Vorab müssen unter anderem<br />

Projekt-Kurzberichte angefertigt und eine<br />

Selbsteinschätzung des eigenen,<br />

fachspezifischen Wissens eingereicht<br />

werden. Die Selbsteinschätzung erstreckt<br />

sich über 42 Kompetenzbereiche,<br />

die so genannte International<br />

Competence Baseline (ICB). Zur eigentlichen<br />

Prüfung (Level C) gehört – neben<br />

schriftlichen Arbeiten – auch ein Projekt-Fallbeispiel,<br />

<strong>das</strong> im Team bearbeitet<br />

werden muss. Die Ergebnisse werden<br />

dann in einem abschließenden<br />

Gespräch mit den Prüfern (Assessoren)<br />

reflektiert. Als Nachweis <strong>für</strong> die weitere<br />

Nutzung des PM-Wissens nach der Zertifizierungsprüfung<br />

ist alle drei Jahre eine<br />

Rezertifizierung erforderlich.<br />

Bis heute haben bereits 25 der insgesamt<br />

55 Projektleiter des Bremer Unternehmens<br />

<strong>das</strong> Zertifizierungsverfahren<br />

erfolgreich durchlaufen. Der rund<br />

sechs Monate dauernde Vorbereitungsprozess<br />

zur Zertifizierung setzt<br />

sich aus sieben Workshops sowie Einheiten<br />

des individuellen wie gruppenorientierten<br />

Lernens zusammen, an<br />

dessen Ende die zweieinhalbtägige<br />

Prüfung stattfindet. Offermann: „Erfreulicherweise<br />

haben bisher alle RDE-<br />

Zertifikanten ihre Prüfung bestanden<br />

und tragen seither den Titel ‚zertifizierter<br />

Projektleiter‘ (CPL = Certificated<br />

Project Leader).“<br />

Auf Initiative der Teilnehmer der Pilot-<br />

Zertifizierungsrunde (2002) wurde ein<br />

speziell auf die RDE und ihre Belange zugeschnittenes<br />

PM-Handbuch konzipiert,<br />

<strong>das</strong> seither auch allen anderen Mitarbei-<br />

(Fortsetzung auf Seite 14)<br />

Cartoon: Dirk Meissner


Cartoon: Dirk Meissner<br />

Seite 14 Aus dem Konzern<br />

Das Profil 1/2006<br />

Rheinmetall Defence Electronics betreibt gezielte Projektmanagement-Zertifizierung<br />

<strong>„Rüstzeug“</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Projektgeschäft</strong><br />

(Fortsetzung von Seite 13)<br />

tern im Konzernportal „gate2 defence“<br />

zur Verfügung steht. Dazu die 41-jährige<br />

Diplom-Betriebswirtin: „Die beim Projektmanagement<br />

angewandten Methoden<br />

und Begriffe sollten unbedingt auch<br />

allen anderen Mitarbeitern vermittelt<br />

werden, und zwar durch gezielte, bedarfsorientierteQualifikationsmaßnahmen.<br />

Auf diese Weise wird Missverständnissen<br />

bei der Projektabwicklung<br />

vorgebeugt. Die Kommunikation wird erleichtert;<br />

verbessert wird zudem <strong>das</strong> Verständnis<br />

der Projektbeteiligten untereinander,<br />

was insbesondere Aufgaben,<br />

Kompetenzen und Verantwortungsbereich<br />

angeht. Aufgrund der Erfahrungen<br />

in unserem Haus sind wir davon überzeugt,<br />

<strong>das</strong>s qualifiziertes Projektpersonal<br />

zu besseren Projektergebnissen beiträgt<br />

und somit den Gesamtunternehmenserfolg<br />

grundlegend mitgestaltet.<br />

Hinzu kommt der deutlich sichere Umgang<br />

mit den PM-Instrumentarien.“<br />

Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich<br />

den Schweiß gesetzt. Für die<br />

Teilnehmer der Zertifizierung zum Projektleiter<br />

bedeutet <strong>das</strong> Engagement zunächst<br />

einmal jede Menge Arbeit. Neben<br />

den Vorbereitungs-Workshops, die<br />

in der Arbeitszeit stattfinden, sind je<br />

nach Bedarf weitere Lernzirkel in Eigenregie<br />

zu organisieren – diese finden<br />

mithin in der Freizeit statt. Offermann:<br />

„Es braucht auf jeden Fall engagierte<br />

und vor allem auch neugierige Mitarbeiter,<br />

die sich der Herausforderung einer<br />

Zertifizierung stellen wollen. Insofern<br />

ist auch klar, <strong>das</strong>s bereits zertifizierte<br />

Projektleiter eine wichtige Vor-<br />

db München/Bremen. Obwohl die<br />

Aufgaben des Projektmanagers eine<br />

große Portion an Talent, Eigeninitiative<br />

und Engagement erfordern, reichen<br />

diese Persönlichkeitsmerkmale<br />

allein nicht aus, um den unterschiedlichen<br />

Anforderungen dieses Berufsbildes<br />

gerecht zu werden. Projektleiter<br />

müssen auf ihre zukünftigen Aufgaben<br />

durch Schulung oder „trainingon-the-job“<br />

gründlich vorbereitet werden.<br />

Denn gerade die interdisziplinäre<br />

und breit gefächerte Sachkenntnis<br />

der Management-Gesamtthematik ist<br />

eine der wesentlichen Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> methodisches und effizientes<br />

Vorgehen im Projekt.<br />

Eine Institution, die sich intensiv der<br />

Aus- und Weiterbildung von Projektmitarbeitern<br />

widmet, ist die 1979 gegründete<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Projektmanagement<br />

e.V. (GPM) in Nürnberg. Sie<br />

führt seit 1980 Projektmanagement-<br />

bildfunktion haben. Viele von ihnen geben<br />

ihre Erfahrungen und ihr Wissen in<br />

den regelmäßig stattfindenden Lernzirkeln<br />

weiter und stehen so den Prüflingen<br />

beratend zur Seite.“<br />

Die bisherigen Erfahrungen der RDE-<br />

Lehrgangsteilnehmer zeigen sehr deutlich,<br />

<strong>das</strong>s sich der intensive persönliche<br />

Einsatz lohnt (lesen Sie dazu auch den<br />

„Profil“-Beitrag „Leistungsfähigkeit auf<br />

den Prüfstand gestellt“). Denn die international<br />

anerkannte IPMA/GPM-Zertifizierung<br />

bringt dem Projektmanager mit<br />

Zertifikat eine Reihe von Vorteilen: Zum<br />

einen erhält er mit Bestehen der Prüfung<br />

eine neutrale Bestätigung seiner PM-<br />

Kompetenz. Zum anderen erfährt er –<br />

durch <strong>das</strong> Führen eines weltweit renommierten<br />

Titels – berufliche und persönliche<br />

Anerkennung.<br />

Dass die Qualifizierung und Zertifizierung<br />

von Projektpersonal auch aus unternehmerischer<br />

Sicht mit zahlreichen<br />

Vorteilen verbunden ist, liegt – wie<br />

schon gesagt – auf der Hand. Infolge<br />

optimierter Methoden werden die Projekte<br />

optimal bearbeitet und die Projektergebnisse<br />

nachhaltig verbessert –<br />

Aspekte, die sich letztlich vor allem<br />

auch in höheren Deckungsbeiträgen<br />

und damit besseren Ertragskennziffern<br />

niederschlagen. Außerdem erfährt <strong>das</strong><br />

Unternehmen einen zusätzlichen Imagegewinn.<br />

„Der Titel ‚Certificated Project<br />

Manager‘ wird von unseren Kunden in<br />

der Regel anerkennend aufgenommen.<br />

In den USA werden kundenseitig zum<br />

Beispiel grundsätzlich nur noch zertifizierte<br />

Projektmanager angefordert. Insgesamt<br />

besteht ein starker Trend in<br />

Seminare durch. Ihre Referenten und<br />

Trainer sind erfahrene Praktiker aus Industrie,<br />

Wirtschaft und Beratung sowie<br />

Vertreter wissenschaftlicher Einrichtungen,<br />

die auf eine stark anwendungsorientierte<br />

Wissensvermittlung<br />

achten. Als Berufs- und Fachverband<br />

<strong>für</strong> Projektmanagement engagiert sich<br />

die GPM nicht nur in der Aus- und Fortbildung<br />

von Projektmitarbeitern, sondern<br />

unterstützt auch Forschungsvorhaben<br />

auf diesem Gebiet.<br />

Die Vereinigung, deren Know-how<br />

auch die Rheinmetall Defence Electronics<br />

GmbH in Bremen seit längerem gezielt<br />

nutzt, ist gleichzeitig der deutsche<br />

Vertreter der europäischen „International<br />

Project Management Association“<br />

(IPMA), die sich europaweit <strong>für</strong> die Förderung<br />

des Projektmanagements einsetzt<br />

und Projektmitarbeiter nach einem<br />

speziellen 4-Level-Certification-<br />

System ausbildet und zertifiziert. Die<br />

IPMA unterscheidet vier Rollen <strong>für</strong> Füh-<br />

diese Richtung – da wollten wir schon<br />

2002 innovativ und beileibe nicht die<br />

Letzten sein“, so Ilona Offermann: „Im<br />

Übrigen gehen wir davon aus, <strong>das</strong>s die<br />

PM-Zertifizierung im Rahmen von Verbundprojekten<br />

zukünftig grundsätzlich<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Managen komplexer Projekte<br />

vorausgesetzt wird.“<br />

Die Rheinmetall Defence Electronics<br />

GmbH in Bremen geht, wie man sieht,<br />

hier mit gutem Beispiel voran – sie<br />

nutzt die PM-Zertifizierung ganz gezielt<br />

als strategisches Instrument <strong>für</strong> zukünftigen<br />

Markterfolg. Mit 25 aktuell<br />

zertifizierten Projektmanagern ist sie<br />

im gesamten Rheinmetall-Konzern führend.<br />

Auch aus diesem Blickwinkel heraus<br />

freut es Personalentwicklerin Ilona<br />

Offermann, die <strong>das</strong> Zertifizierungsprojekt<br />

bei der RDE seit seinen Anfängen<br />

intensiv begleitet und unterstützt<br />

hat, besonders, <strong>das</strong>s über die „bloße“<br />

formale Zertifizierung hinaus im Unternehmen<br />

Veränderungsprozesse angestoßen<br />

wurden: „Ich hoffe, <strong>das</strong>s sich<br />

diese Entwicklung bei uns fortsetzen<br />

wird und dies auch auf andere Tochtergesellschaften<br />

des Rheinmetall-Konzerns<br />

positiv abfärbt. Die Einführung<br />

von Projektmanagement ist an sich<br />

schon ein hochkomplexes Projekt mit<br />

vielfältigen Herausforderungen: Ob<br />

nun zum Beispiel die bisherige Organisation<br />

stärker projektorientiert ausgerichtet<br />

wird oder man Projektmanagement<br />

überhaupt erst einführt – die Umsetzung<br />

dieser Aufgabenstellung<br />

bringt automatisch Veränderungen mit<br />

sich, die an alle Beteiligten hohe Anforderungen<br />

stellen.“ Danijela Brekalo<br />

rungspersonal in Projekten: Projektmanagement-Fachmann<br />

(Level D), Projektleiter<br />

(Level C), Projektmanager (Level<br />

B) und Projektdirektor (Level A).<br />

Die GPM führt ihre Projektmanagement-Schulungen<br />

sowohl in der eigenen<br />

Akademie als auch außer Haus, d.h. in<br />

Unternehmen und Behörden, durch. Die<br />

Lehrgänge setzen sich aus Workshops<br />

und Einheiten des Selbststudiums zusammen.<br />

Darüber hinaus bilden viele<br />

Schulungsteilnehmer Lernzirkel, um<br />

Anwendung im Fokus<br />

sich intensiver austauschen und unterstützen<br />

zu können. An den Präsenztagen<br />

des Lehrgangs lernen sie aus Trainervortrag,<br />

Übungen, Diskussionen,<br />

Rollenspielen und dem Feedback der<br />

Lehrgangskollegen. Durch gezielte<br />

Lektüre im Lehrbuch „Projekt-Manager“<br />

und die Bearbeitung eines Transferprojekts<br />

bereiten sie sich auf die<br />

Zertifizierung vor, die mit einer schriftlichen<br />

Prüfung und einem Assessment<br />

(Wirkungsanalyse) abschließt.<br />

Drei zertifizierte RDE-Projektmanager ziehen Bilanz<br />

Leistungsfähigkeit auf<br />

den Prüfstand gestellt<br />

db Bremen. Doris Lilkendey, Stefan<br />

Zarth und Joachim Ostermann gehören<br />

zu den Projektmanagern (PM) bei der<br />

Rheinmetall Defence Electronics<br />

GmbH, die die Zertifizierung bereits erfolgreich<br />

durchlaufen haben. Der 45jährige<br />

Ostermann, Abteilungsleiter <strong>für</strong><br />

Projektmanagement im Bereich „Maritime<br />

und Prozess-Simulation“, war im<br />

Rahmen der Pilotgruppe (2002) einer<br />

der ersten zertifizierten Projektmanager<br />

im Unternehmen; er wurde im Dezember<br />

vergangenen Jahres als erster<br />

auch erfolgreich re-zertifiziert. Bis<br />

2002 hatte der diplomierte Elektrotechnik-Ingenieur<br />

bereits zahlreiche<br />

Projekte im Bereich Raumfahrt (in anderen<br />

Unternehmen) und Wehrtechnik geleitet<br />

(z.B. Neuentwicklung der Bodenkontrollstation<br />

<strong>für</strong> die KZO-Drohne).<br />

Auf die Frage nach seinen Motiven,<br />

an Lehrgang und Prüfung zum zertifizierten<br />

Projektleiter (CPL) teilzunehmen,<br />

antwortet er: „Ich wollte ein<br />

Benchmark <strong>für</strong> meine Leistung und Vorgehensweise<br />

durchführen und mir dies<br />

durch ein Zertifikat bestätigen lassen.<br />

Außerdem war ich neugierig auf Themen,<br />

bei denen ich noch dazulernen<br />

konnte: Auch im Projektmanagement<br />

gibt es ständig Weiterentwicklungen,<br />

was Methoden und Tools anbelangt.“<br />

Seine 43-jährige, im Bereich der Flugsimulation<br />

tätige Kollegin und Projektmanagerin<br />

Doris Lilkendey reizte die<br />

Möglichkeit, ihre PM-Fähigkeiten mit<br />

internationalen Standards vergleichen<br />

und auf diese Weise eventuelle Defizite<br />

erkennen und abbauen zu können. So<br />

seien ihr Themen wie Stakeholder-Analyse<br />

und Meilenstein-Trendanalyse in<br />

ihrer tatsächlichen Bedeutung bzw. in<br />

ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />

bis dato nicht geläufig gewesen.<br />

Dies ist zweifellos ein Beispiel da<strong>für</strong>,<br />

<strong>das</strong>s die Zertifizierungsteilnehmer in<br />

der Schulung nicht nur eine Bestätigung<br />

ihres Wissenstandes erhalten,<br />

sondern diesen auch gezielt erweitern.<br />

Joachim Ostermann nennt einen anderen<br />

wichtigen Themenkomplex, der<br />

in seiner Pilotgruppe zu neuen Erkenntnissen<br />

geführt hat: „Besonders<br />

herauszuheben ist aus meiner Sicht<br />

der Bereich Chancen- und Risikomanagement.<br />

Wir haben hier nicht nur dazugelernt,<br />

sondern in Zusammenarbeit<br />

mit der Personalentwicklung ein Schulungsprogramm<br />

<strong>für</strong> alle Projektbeteiligten<br />

entwickelt.“ Daran ist abzulesen,<br />

<strong>das</strong>s die Weiterbildung von Projektverantwortlichen<br />

einen positiven Veränderungsprozess<br />

im gesamten Unternehmen<br />

angestoßen hat. Durch ein erweitertes<br />

Inhouse-Fortbildungsangebot,<br />

<strong>das</strong> sich an den Standards der Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Projektmanagement e. V.<br />

(Nürnberg) orientiert, können auch andere<br />

interne Zielgruppen des Bremer<br />

Unternehmens profitieren.<br />

Anders als seine Kollegen Ostermann<br />

und Lilkendey spricht der 36-jährige<br />

Stefan Zarth, Projektleiter <strong>für</strong> den Bereich<br />

Trainingssimulatoren im maritimen<br />

Bereich, auch von „enttäuschten<br />

Erwartungen“. Er bedauert, <strong>das</strong>s in Be-<br />

zug auf die relativ lange Fortbildungsdauer<br />

– immerhin sechs Monate – zu<br />

wenig neue Methoden vorgestellt worden<br />

seien. Zarth hatte eine Verbesserung<br />

der Methodenkompetenz erwartet.<br />

Leider seien viele Themen auf zu<br />

abstraktem Niveau und mit nur wenig<br />

Relevanz <strong>für</strong> die tägliche Arbeit behandelt<br />

worden.<br />

PM-Kollege Ostermann sieht dies anders.<br />

Er begrüßt, <strong>das</strong>s nicht nur die<br />

pragmatischen und effizienten Ansätze<br />

diskutiert wurden, sondern auch die<br />

reine Lehre ein besonderes Gewicht<br />

bekam: „Dadurch bot sich die Möglichkeit<br />

zu überprüfen, ob man in dem einen<br />

oder anderen Bereich nicht schon<br />

zu pragmatisch vorgeht und die Regeln<br />

des Projektmanagements am Ende<br />

‚verletzt‘.“<br />

Bieten zertifiziertes Projektmanagement: Doris Lilkendey und Joachim Ostermann.<br />

Gleichwohl haben die drei hier zitierten<br />

und zertifizierten RDE-Projektmanager<br />

einen ausgesprochen positiven<br />

Eindruck von der Professionalität der<br />

Lehrgangsreferenten und -Trainer. Die<br />

Betreuung sowie <strong>das</strong> Arbeitsklima in<br />

den Workshops und Lerngruppen seien<br />

zu jeder Zeit optimal gewesen. Die<br />

Lehrgangsteilnehmer betonen auch,<br />

<strong>das</strong>s der Austausch mit anderen Projektmanagern<br />

des Unternehmens interessant<br />

und lehrreich gewesen sei.<br />

Auf die Frage, wie sich PM-Ausbildung<br />

mit geregelter Berufstätigkeit und<br />

Familie vereinbaren ließen, antwortet<br />

Joachim Ostermann: „Die Vereinbarung<br />

mit Beruf und Familie ist möglich, wenn<br />

die Einschränkungen frühzeitig mit<br />

dem Vorgesetzten und der Familie besprochen<br />

werden. Es handelt sich hier<br />

um eine anspruchsvolle Maßnahme,<br />

die sicherlich mindestens acht Stunden<br />

Freizeit pro Woche in Anspruch<br />

nimmt; man muss sich deshalb aber<br />

nicht vom Rest seines Lebens verabschieden.“<br />

Stefan Zarth merkt in diesem<br />

Kontext an, <strong>das</strong>s es wichtig sei,<br />

die Qualifizierung bzw. Zertifizierung<br />

nicht in einer Phase zu planen, in der<br />

man beruflich oder privat zeitlich überdurchschnittlich<br />

in Anspruch genommen<br />

werde.<br />

Im Rückblick sind sich Doris Lilkendey,<br />

Joachim Ostermann und Stefan<br />

Zarth einig, <strong>das</strong>s die Zertifizierung allein<br />

kein Garant da<strong>für</strong> ist, <strong>das</strong>s der jeweilige<br />

Mitarbeiter auch in der Lage ist,<br />

Gelerntes erfolgreich in der Praxis erfolgreich<br />

umzusetzen. Die sozialen<br />

Kompetenzen spielen – so die einheitliche<br />

Meinung der drei Projektmanager<br />

– eine nicht zu unterschätzende Rolle.<br />

Gleichwohl empfiehlt Lilkendey jedem<br />

Kollegen, dem die Möglichkeit zur<br />

Zertifizierung geboten wird, diese auch<br />

zu nutzen. Für sie persönlich habe sich<br />

der zu investierende Zeitaufwand gelohnt:<br />

„Sich mit Kollegen bereichsübergreifend<br />

über die Arbeitsschritte, die<br />

Verfahren und die Herangehensweisen<br />

beim Projektmanagement auszutauschen,<br />

ohne <strong>das</strong>s es einen ganz konkreten<br />

Projektanlass gibt, sich an der<br />

‚reinen Lehre‘ zu spiegeln und sich damit<br />

auch selbst einmal wieder zu hinterfragen<br />

– <strong>das</strong> war einfach positiv.“<br />

Foto: Angelika Killig


Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />

Seite 15<br />

Foto/Composing: Angela Blattner<br />

Effizientes Projektmanagement – ein wirkungsvolles Instrument <strong>für</strong> den ertragsorientierten unternehmerischen Erfolg.<br />

Düsseldorf. „Alle Welt arbeitet an und in Projekten – die Frage ist nur, wie gut“,<br />

bringt Harald Ehrlich, Leiter der Führungskräfteentwicklung der Rheinmetall <strong>AG</strong>,<br />

<strong>das</strong> Thema gleich auf den Punkt. Projektmanagement – so Ehrlich – ist eine<br />

Fachdisziplin, die systematisch gelernt werden muss, damit ein entsprechender<br />

Erfolg entsteht. Denn darin sind sich die Experten einig: Das Thema erfordert<br />

heute eine systematische Qualifizierung, um die notwendige Professionalitätzu<br />

besitzen. Betrachtet man eine so dezentrale Welt wie den Rheinmetall-Konzern<br />

mit seinen sehr unterschiedlichen Geschäften, so ist derzeit noch davon auszugehen,<br />

<strong>das</strong>s die Herangehensweise an Projekte sehr unterschiedlich ist. Damit<br />

soll, so Harald Ehrlich – der 45-Jährige ist seit 1999 in der Personalentwicklung tätig<br />

–, überhaupt kein Urteil über die Qualität des jeweiligen Projektmanagements<br />

gefällt werden: „Anzunehmen ist jedoch, <strong>das</strong>s der Know-how-Standard auf diesem<br />

Feld sehr variiert und deshalb eine Professionalisierung notwendig ist.“<br />

nterschiede in der Steuerung,<br />

Bearbeitung und<br />

Überwachung von Projekten<br />

sind gerade dann<br />

nachteilig, wenn mehrere<br />

Gesellschaften gemeinsam<br />

arbeiten müssen.<br />

Dies wird gerade im Defence-Bereich<br />

von Rheinmetall angesichts der<br />

anstehenden Verbundprojekte besonders<br />

deutlich. Als solche werden Vorhaben<br />

bezeichnet, bei denen Gesamtleistungen<br />

dadurch entstehen, <strong>das</strong>s<br />

drei oder vier Defence-Firmen sehr<br />

eng unter einer gemeinsamen Leitung<br />

zusammenarbeiten. Schon jetzt ist<br />

deutlich, <strong>das</strong>s der Erfolg dieser Verbundprojekte<br />

maßgeblich von der<br />

Professionalität der Projektmanager<br />

abhängen wird. Denn diese müssen<br />

die so wichtige Aufgabe der Systemintegration<br />

leisten – also z. B.<br />

Schnittstellen zwischen technischen<br />

Systemen und Subsystemen entschärfen<br />

oder Vorgehensweisen und<br />

Ressourceneinsatz verschiedener Gesellschaften<br />

aufeinander abstimmen,<br />

mithin die unterschiedlichsten Instrumente<br />

und Inhalte des <strong>Projektgeschäft</strong>es<br />

in ein konstruktives und erfolgreiches<br />

Zusammenspiel bringen.<br />

Doch auch außerhalb dieser Verbundprojekte<br />

ist Professionalität im Projektmanagement<br />

im gesamten Unternehmen<br />

wichtig. „Für einen Technologiekonzern<br />

wie Rheinmetall ist Projektmanagement<br />

eine Schlüsselkompetenz“,<br />

betont Ehrlich: „Auch nach außen gerichtet<br />

kommt es in der Zukunft darauf<br />

an, <strong>das</strong>s wir darlegen können, <strong>das</strong>s unsere<br />

Projektmanager top ausgebildet<br />

sind. Die Zertifizierungsstellen verbuchen<br />

einen sprunghaften Anstieg der<br />

Zertifizierungen in den letzten Jahren<br />

und dabei einen überdurchschnittlichen<br />

Anstieg bei ausländischen Teilnehmern.<br />

Es wird nicht lange dauern, bis erste<br />

Kunden erwarten, <strong>das</strong>s ihre Vorhaben<br />

von einem zertifizierten Projektmanager<br />

betreut werden. Auch deshalb ist<br />

es notwendig, auf diesem Gebiet sehr<br />

schnell aktiv zu werden.“<br />

Im Defence-Verbund gehen die Bremer<br />

Rheinmetall Defence Electronics<br />

GmbH (RDE) und die Schweizer Oerlikon<br />

Contraves <strong>AG</strong> (OC<strong>AG</strong>) in Zürich mit<br />

gutem Beispiel voran. Beide Gesellschaften<br />

haben jeweils bereits mehr<br />

als 20 Projektmitarbeiter nach IPMA-<br />

Standard zertifiziert; allerdings nutzen<br />

die jeweiligen Projektmanager unterschiedliche<br />

Lernmethoden (lesen Sie<br />

dazu auch die „Profil“-Beiträge „Wichtiges<br />

,Rüstzeug‘ <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Projektgeschäft</strong>“<br />

und „Mit Blended Learning flexibel<br />

zum Lernziel“).<br />

Orientiert an den Erfahrungen der<br />

RDE und bei Oerlikon Contraves, sei es<br />

nun <strong>das</strong> Ziel, gezielte Maßnahmen zur<br />

PM-Qualifizierung und -Zertifizierung<br />

auch in den übrigen Defence-Gesellschaften<br />

durchzuführen, so Ehrlich.<br />

Derzeit bereiten sich drei Projektverantwortliche<br />

der Rheinmetall Landsysteme<br />

GmbH (Kiel) sowie vier Projektleiter<br />

der Rheinmetall Waffe Munition<br />

GmbH (RWM/Unterlüß) auf die Zertifizierungsprüfung<br />

vor. Die sieben PM-<br />

Aspiranten hatten zusammen mit dreizehn<br />

RDE-Kollegen in der Nähe von<br />

Bremen den ersten Workshop. Ehrlich:<br />

„Jetzt geht es darum, den umfassenden<br />

Wissensstoff im Selbststudium<br />

und in Lerngruppen an den einzelnen<br />

Firmenstandorten zu pauken, um sich<br />

gut auf die Zertifizierung vorzubereiten.<br />

In weiteren Workshops werden die<br />

Themen mit Hilfe eines erfahrenen<br />

Trainers vertieft.“<br />

Die RDE in Bremen ist in puncto Qualifizierung<br />

und Zertifizierung von Projektmanagern<br />

ein Vorreiter im Düsseldorfer<br />

Konzern. Das Unternehmen verfügt<br />

über umfassende Erfahrung, und<br />

seine Verantwortlichen wissen genau,<br />

wo man kompetente externe Unterstützung<br />

findet (z.B. Auswahl des Projektmanagement-Instituts<br />

<strong>für</strong> die GPM-Zertifizierung),<br />

wie man die PM-Zertifizierung<br />

im Unternehmen vermarktet (Organisation<br />

von Inforunden, persönliche<br />

Gespräche oder die Bereitstellung von<br />

Infos im Intranet), wie man den gesam-<br />

ten Qualifizierungs- und Zertifizierungsprozess<br />

plant, organisiert und<br />

professionell begleitet und was nach<br />

erfolgter Zertifizierung getan werden<br />

muss bzw. kann (z. B. Ableitung von<br />

weiteren Qualifizierungsmaßnahmen).<br />

Ehrlich: „Da die bisherigen Zertifizierungsteilnehmer<br />

ausnahmslos gute Erfahrungen<br />

mit der Kombination aus<br />

Einzellernen und Gruppenlernen (Lernzirkel)<br />

gemacht haben, soll auch bei<br />

der RWM und der RLS diese Art der<br />

Prüfungsvorbereitung genutzt werden.<br />

Daneben werden sicherlich auch die<br />

langjährigen Erfahrungen von Oerlikon<br />

Contraves (siehe Beitrag „Mit Blended<br />

Learning flexibel zum Lernziel“) in die<br />

Ausbildungs- und Zertifizierungsphase<br />

der PM-Aspiranten einfließen.“<br />

Was man auf jeden Fall von beiden<br />

Gesellschaften übernehmen könne,<br />

sei <strong>das</strong> organisatorische Vorgehen der<br />

Personalentwicklung – also die gezielte<br />

Auswahl geeigneter Kandidaten sowie<br />

deren optimale, kompetente Betreuung.<br />

Ehrlich: „Der Personalent-<br />

wickler muss die Anforderungen an die<br />

Projektmanager genau kennen und ihnen<br />

eine optimale Lernumgebung ermöglichen.<br />

Da<strong>für</strong> muss er vorab die<br />

Rahmenbedingungen mit den Teilnehmern<br />

klären (z. B. Terminplanung, Belastung<br />

in der Aufgabe, familiäre Situation).<br />

Schließlich findet <strong>das</strong> Lernen zu<br />

einem hohen Anteil in der Freizeit statt<br />

und erfordert entsprechende Freiräume.<br />

Der Personalentwickler sollte in<br />

der Vorbereitungsphase und auch<br />

während der Workshops ständige Kontaktperson<br />

sein und auch sporadisch<br />

an den Lernzirkeln teilnehmen, um bei<br />

eventuellen Schwierigkeiten korrigierend<br />

eingreifen zu können.“<br />

Nach den konkreten Plänen <strong>für</strong> den<br />

Bereich Automotive gefragt, gibt Harald<br />

Ehrlich zu bedenken, <strong>das</strong>s die Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> eine Zertifizierung<br />

noch nicht überall gegeben sind. „In<br />

manchen Gesellschaften werden gerade<br />

die Trainings <strong>für</strong> die Grundlagen<br />

des Projektmanagements geschaffen.<br />

So z. B. bei <strong>Pierburg</strong> im Rahmen der<br />

Umsetzung des ,Drive‘-Konzeptes<br />

(‚Das Profil‘ 1/2005). Hier wird man<br />

erst in den nächsten Jahren in Richtung<br />

Zertifizierung gehen – und <strong>das</strong> ist<br />

auch in Ordnung“, meint Ehrlich.<br />

Darüber hinaus sei es wichtig zu sehen,<br />

<strong>das</strong>s jede Gesellschaft auch spezifische<br />

Anforderungen an <strong>das</strong> Management<br />

von Projekten hat: „Jedes<br />

Geschäft erfordert eine eigene Systematik<br />

der Projektbearbeitung, die in<br />

der Regel durch ein eigenes PM-Handbuch<br />

bzw. entsprechende Prozessanweisungen<br />

dokumentiert ist. Die Umsetzung<br />

des theoretischen PM-Wissens<br />

in die Praxis funktioniert aber nur<br />

dann, wenn die spezifischen Regeln<br />

und Prozesse der Gesellschaft berück-<br />

„PM ist eine Schlüsselkompetenz“<br />

Harald Ehrlich: Professionalität istgefragt<br />

– Qualifizierung die Voraussetzung.<br />

Foto: Ariane Gehlert<br />

sichtigt werden. Und <strong>das</strong> gibt manchmal<br />

auch Spannungen“, so der Rheinmetall-Personalentwickler.<br />

Die Projektmanagement-Ausbildung<br />

und die Zertifizierungsprüfung allein<br />

sichern jedoch nicht den Erfolg. Denn<br />

Wissen und Können sind – wie so oft<br />

im Leben – zwei verschiedene Paar<br />

Schuhe. Deshalb betont Harald Ehrlich:<br />

„Erst die Anwendung des theoretischen<br />

Wissens auf die Situation im<br />

Unternehmen sorgt da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s die<br />

Projektmanagementaufgaben erfolgreich<br />

wahrgenommen werden.“ So<br />

sollten sich an die Zertifizierung nach<br />

GPM-Standard praktische Trainings im<br />

Rheinmetall-Kolleg anschließen, in denen<br />

vor allem auch die „weichen Faktoren“<br />

(Soft Skills) des Projektmanagements<br />

eingeübt werden. Dazu gehören<br />

unter anderem Verhandlungsführung,<br />

Konfliktmanagement, Präsentation<br />

und Moderation sowie die Führung im<br />

eigentlichen Projekt (also außerhalb<br />

der disziplinarisch definierten Führungsstruktur).<br />

Zum Abschluss stellt Ehrlich noch<br />

einmal heraus: „Gutes Projektmanagement<br />

ist <strong>für</strong> <strong>das</strong> Unternehmen Rheinmetall<br />

und <strong>für</strong> dessen Mitarbeiter ein<br />

wichtiger Erfolgsfaktor.“ So lautet<br />

denn auch seine Empfehlung an jeden<br />

projektverantwortlichen Mitarbeiter im<br />

Konzern, die Chance der Höher-Qualifizierung<br />

und Zertifizierung unbedingt<br />

zu nutzen, um die eigenen Aufgaben<br />

professioneller angehen zu können,<br />

die eigene Führungskompetenz zu erhöhen<br />

und – last but not least – auch<br />

in beruflicher Hinsicht zukunftsfähig<br />

zu sein. Danijela Brekalo<br />

PM-Zertifizierung bei der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong><br />

Mit Blended Learning<br />

flexibel zum Lernziel<br />

Zürich. Seit 2003 zertifiziert auch die<br />

Schweizer Oerlikon Contraves <strong>AG</strong><br />

(OC<strong>AG</strong>) ihre Projektmanager nach IP-<br />

MA-Standard Level B/C (IPMA = International<br />

Project Management Association).<br />

Die Zertifizierung ist beim Züricher<br />

Spezialisten <strong>für</strong> Flugabwehrsysteme<br />

– ähnlich wie bei der Bremer<br />

Rheinmetall Defence Electronics<br />

GmbH (RDE) – Teil eines integrierten<br />

Ausbildungskonzepts, <strong>das</strong> sich in<br />

zwei Phasen gliedert: in eine Qualifizierungs-<br />

und in eine Zertifizierungsphase.<br />

Die komplette Fortbildungsmaßnahme<br />

samt Zertifizierung nach<br />

IPMA erstreckt sich bei Oerlikon Contraves<br />

aber nicht über ein halbes, sondern<br />

über ein ganzes Jahr.<br />

Was die Schweizer Lehrgangsteilnehmer<br />

darüber hinaus von ihren RDE-Kollegen<br />

unterscheidet, ist, <strong>das</strong>s sie nicht<br />

– wie jene – regelmäßigstattfindende<br />

Lernzirkel besuchen,<br />

sondern<br />

auf die Lehr- und<br />

Lernmethode des<br />

Blended Learning<br />

(„Das Profil“ 4/<br />

2004) setzen, in<br />

der sich klassischerPräsenzunterricht<br />

und virtu-<br />

elle Lernphasen<br />

(zum Beispiel<br />

eLearning, Chat,<br />

virtuelle Teams,<br />

Tutoren und Lernbegleitung) abwechseln.<br />

Die Art der Wissensaneignung ist bei<br />

Oerlikon Contraves also eine andere<br />

als bei RDE. Den Züricher Projektmanagern<br />

steht während der gesamten Ausbildung<br />

eine elektronische Seminarplattform<br />

zur Verfügung, die von jedem<br />

PC (auch von zu Hause) mit Browser<br />

angesteuert werden kann. Sämtliche<br />

Informationen wie Lerninhalte, Kursunterlagen<br />

und Fotoprotokolle stehen<br />

dort zum Download zur Verfügung. Der<br />

33-jährige Andreas Linder, diplomierter<br />

Betriebsökonom und Projektleiter<br />

im Bereich Wissensmanagement und<br />

Management Development, hebt die<br />

Vorzüge dieser Lernmethode folgendermaßen<br />

hervor: „Dank der internetbasierten<br />

Lernplattform sind die Lehrgangsteilnehmer<br />

bei der Erarbeitung<br />

des Lernstoffes und der Vorbereitung<br />

der Präsenzseminare ort- und zeitunabhängig,<br />

d.h. sie genießen diesbezüglich<br />

größtmögliche Flexibilität.“<br />

Was die Ausbildungsinhalte der Projektmanagement-Seminare<br />

anbelangt,<br />

so sind diese weitestgehend auf die<br />

Anforderungen der IPMA ausgerichtet.<br />

In Zürich werden die Lehrinhalte in<br />

drei großen Themenblöcken präsentiert:<br />

„PM-Grundlagen der Projektplanung“,<br />

„Projektsteuerung und Projektführung“<br />

und „Multiprojektmanagement<br />

und Zusammenarbeit“.<br />

Ähnlich wie RDE legt auch Oerlikon<br />

Contraves in der Qualifizierung ihrer<br />

Projektmanager einen eigenen<br />

Schwerpunkt auf die Verknüpfung von<br />

theoretischem Wissen und praktischer<br />

Erfahrung. Denn die Fachbereiche entsenden<br />

ihre Spezialisten gezielt in die<br />

Präsenzseminare, um im Rahmen von<br />

speziellen Tagesthemen die branchenspezifischen<br />

Projekteigenheiten und<br />

–Sichtweisen des Züricher Unternehmens<br />

zu vermitteln. „Dadurch werden<br />

eine optimale Verzahnung zwischen<br />

Theorie und Praxis sichergestellt und<br />

der Lerntransfer ins Arbeitsumfeld des<br />

Teilnehmers positiv unterstützt“, so<br />

Linder.<br />

An die sechsmonatige Ausbildungsphase<br />

schließt sich eine ebenso lange<br />

Zertifizierungsphase an, die relativ<br />

standardisiert ist und in der nicht nur<br />

der Nachweis der eigenen Projektmanagementkompetenz,<br />

sondern auch<br />

<strong>das</strong> minuziöse Einhalten von Rahmenbedingungen,<br />

Fristen und Regeln eine<br />

große Rolle spielen. Aus diesem Grund<br />

erhalten die Teilnehmer zur gezielten<br />

Prüfungsvorbereitung zusätzliche Unterstützung<br />

durch einen externen<br />

Coach.<br />

Alle Präsenzveranstaltungen sowohl<br />

in der Ausbildungs- als auch in der Zertifizierungsphase<br />

finden Inhouse<br />

statt. „Dies birgt den Vorteil, <strong>das</strong>s keine<br />

zusätzlichen Reisekosten entstehen<br />

und eine <strong>für</strong> die Teilnehmer optimale<br />

Lernumgebung geschaffen werden<br />

kann“, erklärt der seit 2003 in der<br />

OC<strong>AG</strong>-Personalentwicklung tätige Andreas<br />

Linder.<br />

Bisher haben bereits 28 Projektmitarbeiter<br />

der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> die<br />

Projektmanagement-Ausbildung besucht.<br />

Das Gros der Teilnehmer kommt<br />

aus den Bereichen Operations und<br />

Entwicklung. Seit Januar dieses Jahres<br />

werden auch andere Unternehmensbereiche<br />

eingebunden. Da sich <strong>das</strong><br />

Projektmanagement<br />

in Zürich<br />

bereits auf einemvergleichsweise<br />

hohen Niveau<br />

befindet<br />

und ein überaus<br />

großes Interesse<br />

seitens der Mitglieder<br />

von Pro-<br />

jektteams an einerZertifizierung<br />

besteht,<br />

überlegt man sogar,<br />

diese künftig<br />

auf allen Levels<br />

anzubieten. Europaweit (siehe dazu<br />

auch „Profil“-Beitrag „Anwendung<br />

im Fokus“) wird in einem speziellen 4-<br />

Level-Certification-System ausbildet<br />

und zertifiziert. Die IPMA unterscheidet<br />

vier Rollen <strong>für</strong> Führungspersonal in<br />

Projekten: Projektmanagement-Fachmann<br />

(Level D), Projektleiter (Level C),<br />

Projektmanager (Level B) und Projektdirektor<br />

(Level A).<br />

Andreas Linder: Ein wichtiger PM-Schwerpunkt<br />

ist die Verknüpfung von theoretischem<br />

Wissen und praktischer Erfahrung.<br />

Foto: Angela Blattner<br />

Auf die Frage, wie <strong>das</strong> Feedback der<br />

bisherigen Lehrgangsteilnehmer bezüglich<br />

Referenten, Trainer und Ausbildungsmethode<br />

gewesen sei, antwortet<br />

Linder, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Konzept des virtuellen<br />

Lernens großen Anklang finde<br />

und sich die Wahl der professionellen<br />

Ausbildungspartner (hier sind es die<br />

SGO, Schweizerische Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Organisation und Management, und<br />

die ibo Beratung und Training GmbH.)<br />

positiv auf den Lernerfolg und die Zufriedenheit<br />

der Teilnehmer auswirke:<br />

„Ausbildung ist und bleibt ‚peoplebusiness‘.<br />

Und die Qualität respektive<br />

Kompetenz des Dozenten entscheidet<br />

maßgeblich darüber, ob ein Lernprozess<br />

erfolgreich ist.“<br />

Ebenso wie seine RDE-Kollegin Ilona<br />

Offermann ist Personalentwickler Linder<br />

überzeugt, <strong>das</strong>s eine über den gesamten<br />

Konzern standardisierte PM-<br />

Ausbildung und -Zertifizierung eine<br />

positive Auswirkung auf die Qualität<br />

und den Erfolg von Projekten hat. Aber<br />

nicht nur mit Blick auf <strong>das</strong> Unternehmen,<br />

sondern auch seitens der Mitarbeiter<br />

seien zahlreiche Vorteile zu verzeichnen.<br />

„Dank der Ausbildung und<br />

Zertifizierung leistet jeder Mitarbeitende<br />

einen Beitrag zur persönlichen Arbeitsmarktfähigkeit,<br />

was sich zu guter<br />

Letzt auch in der Zufriedenheit jedes<br />

Einzelnen in seiner Arbeit widerspiegelt“,<br />

so der 33-jährige Personalentwickler.<br />

Auf die abschließende Frage, ob die<br />

PM-Zertifizierung seiner Ansicht nach<br />

im gesamten Rheinmetall-Unternehmensbereich<br />

Defence (ggf. auch bei<br />

Automotive) eingeführt werden solle,<br />

antwortet Linder: „Ja. Der Anteil an abteilungs-,<br />

bereichs- oder sogar unternehmensübergreifenden<br />

Arbeiten wird<br />

weiter zunehmen und gewinnt damit<br />

immer mehr an strategischer Wichtigkeit.<br />

Ob und wie wir erfolgreich sein<br />

werden, wird somit maßgeblich darüber<br />

definiert, wie wir innerhalb und<br />

außerhalb des Konzerns zusammenarbeiten.“<br />

db


Seite 16 Aus dem Konzern<br />

Das Profil 1/2006<br />

akn Neckarsulm. Gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sind <strong>für</strong> jedes<br />

Unternehmen wichtig, denn sie stellen eine wichtige Ressource <strong>für</strong> den wirtschaftlichen<br />

Erfolg dar. Aus diesem Grund fördern viele Unternehmen gemeinsam<br />

mit den Beschäftigten deren Gesundheit und Wohlbefinden. Sie betreiben<br />

so eine aktive betriebliche Gesundheitspolitik. Denn <strong>das</strong> ist unstrittig:<br />

Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeiter helfen gezielt, Unfälle zu vermeiden,<br />

Krankheitskosten zu senken, den Krankenstand – und damit die<br />

Fehlzeiten – zu verringern sowie, im Einzelfall, die Erwerbsfähigkeit älterer<br />

Beschäftigter zu erhalten (Stichworte sind hier z.B. die demographische<br />

Entwicklung der Bevölkerung und der steigende Altersdurchschnitt der Belegschaften).<br />

Auf einen kurzem Nenner gebracht: Präventives betriebliches<br />

Handeln hilft in diesem Kontext auf Sicht und ganz gezielt, Kosten zu senken.<br />

Aktive Gesundheitsförderung in Neckarsulm<br />

„Fit-at-all“-Konzept<br />

bringt Figur „auf Trab“<br />

uch die KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

GmbH und die<br />

MSI Motor Service International<br />

GmbH in Neckarsulm<br />

haben die Zeichen<br />

der Zeit erkannt<br />

und kürzlich ein Gesundheitsprogramm<br />

gestartet. Erste<br />

Projekte werden bereits seit Sommer<br />

vergangenen Jahres umgesetzt. Dazu<br />

Personalreferentin Samira Al-Hunaty,<br />

die seit Mai 2004 die gewerblichen Mitarbeiter<br />

aus der <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH<br />

sowie der MSI Motor Service International<br />

GmbH betreut und zudem <strong>für</strong> die<br />

kaufmännischen Azubis und die kaufmännischenBerufsakademie-Studenten<br />

zuständig ist: „Die Beweggründe <strong>für</strong><br />

die Einführung des Programms waren<br />

unser relativ hoher Krankenstand und<br />

die Erkenntnis, <strong>das</strong>s in dieser Hinsicht<br />

etwas getan werden muss. Um den Gesundheitsstand<br />

zu erhöhen, haben wir<br />

im Juli 2005 eine Betriebsvereinbarung<br />

Krankenrückkehrgespräche und im Dezember<br />

2005 eine Betriebsvereinbarung<br />

Gesundheitsmanagement abgeschlossen.<br />

Zum einen kümmern wir uns<br />

seither verstärkt um Mitarbeiter, die<br />

häufiger fehlen. Zum anderen bieten<br />

wir jetzt verstärkt auch gesundheitsfördernde<br />

Maßnahmen an und stärken so<br />

gezielt die Eigenverantwortung der Mitarbeiter<br />

– <strong>das</strong> neue Programm zur Gesundheitsförderung<br />

macht’s auf sportliche<br />

Weise möglich.“ Getreu der Devise:<br />

Fitness bringt die Figur „auf Trab“.<br />

m ersten „Fit-at-all“-Kurs<br />

nahmen rund 20 Mitarbeiter<br />

der KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

GmbH und der<br />

MSI Motor Service International<br />

GmbH in Neckarsulm<br />

teil. Zu ihnen<br />

gehörte auch Sabine Heimberger, die<br />

als Sachbearbeiterin in der Finanzbuchhaltung<br />

arbeitet. „Ich habe schon lange<br />

etwas Passendes zum Thema Ernährung<br />

gesucht. Bisher musste ich mich in<br />

Sachen Diäten mehr oder weniger alleine<br />

durchschlagen, indes mit lediglich<br />

kurzfristigem Erfolg. In einer Gruppe,<br />

mit entsprechender Motivation und<br />

flankiert durch die Informationsabende<br />

ist es über einen längeren Zeitraum<br />

möglicherweise einfacher und effektiver,<br />

ein paar Pfunde ‚abzuspecken‘.<br />

So wurden bereits im Juli und im September<br />

2005 ein Hebe- bzw. Tragetraining<br />

<strong>für</strong> die Mitarbeiter angeboten, ein<br />

Gesundheitstag durchgeführt sowie ein<br />

Walking-Kurs organisiert. Vor kurzem<br />

startete zudem <strong>das</strong> achtwöchige „Fit-atall-Programm“<br />

mit einem ersten Kurs.<br />

Hinter „Fit-at-all“ verbirgt sich ein<br />

Trainings- und Ernährungskonzept, <strong>das</strong><br />

individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse<br />

der Teilnehmer zugeschnitten<br />

wird. Fit-at-all ist die gezielte Verbesserung<br />

der Figur innerhalb von acht Wochen<br />

– sprich Fettgewebe schmelzen<br />

zu lassen, Muskeln aufzubauen, den<br />

natürlichen Energieverbrauch zu steigern,<br />

den Stoffwechsel zu verändern<br />

und natürlich Gewicht zu reduzieren.<br />

Das Fitnesstraining besteht aus zwei<br />

unterschiedlichen Bausteinen: zum einen<br />

aus dem Ausdauertraining (Cardio-<br />

Training) mit dem Ziel der Fettverbrennung,<br />

zum anderen aus einem gezielten<br />

Muskeltraining, um Muskeln aufzubauen.<br />

Im Bereich Ernährung ist Fit-atall<br />

kein Diätprogramm, bei dem man<br />

nur von Wasser und Zwieback leben<br />

muss. Vielmehr soll der bewusste Umgang<br />

mit Lebensmitteln gelernt und die<br />

Ernährung langfristig umgestellt werden.<br />

Während spezieller Gruppenabende<br />

erfahren die Teilnehmer daher alles<br />

Wichtige über Ernährung, Training und<br />

die notwendigen Motivationshilfen,<br />

um die acht Programm-Wochen auch<br />

durchzuhalten.<br />

Gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sind <strong>für</strong> jedes Unternehmen wichtig, denn sie stellen eine äußerst wichtige Ressource <strong>für</strong> den wirtschaftlichen Erfolg dar. Aus diesem Grund fördern viele Unternehmen<br />

gemeinsam mit den Beschäftigten deren Gesundheit und Wohlbefinden – so auch die KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH und die MSI Motor Service International GmbH in Neckarsulm. Man hat, wie <strong>Kolbenschmidt</strong>-<br />

Personalreferentin Samira Al-Hunaty sportive-aktiv bekennt (Foto Mitte), die Zeichen der Zeit erkannt und ein spezielles Gesundheitsprogramm mit jeder Menge sportlicher Aktivität gestartet. Dazu gehören natürlich<br />

auch die von Kursleiterin Renate Michelfelder (Foto rechts) „verordneten“ Dehnungsübungen <strong>für</strong>s Warmup oder <strong>das</strong> so genannte Cycletraining an den verschiedensten Geräten im Sportstudio (Foto links).<br />

Hinzu kommt: Die Ernährung ist sehr<br />

abwechslungsreich, man braucht nicht<br />

zu hungern, so <strong>das</strong>s man einiges auch<br />

<strong>für</strong> ‚die Zeit danach‘ lernen kann und<br />

dadurch der Erfolg nachhaltiger wird.“<br />

Die Erwartungen der 36-Jährigen wurden<br />

nicht enttäuscht: Im Kurs hat sie<br />

viele Informationen über verschiedene<br />

Lebensmittel – und wie diese vom Körper<br />

aufgenommen werden – erhalten.<br />

Gerade dieses Hintergrundwissen (z.<br />

B. über die Optimierung des Stoffwechsels<br />

durch richtige Ernährung und<br />

sportliche Betätigung oder die Gestaltung<br />

eines gesunden Sporttrainings)<br />

haben ihr sehr geholfen.<br />

Machen sich fit mit „Fit-at-all“ (von links): Armin Ingelfinger, Reiner Friede, Sabine Heimberger, Ralf Stier und Steffen Mack.<br />

„Auf dieses Kurs-Konzept aufmerksam<br />

geworden sind wir durch eine Mitarbeiterin,<br />

die ganz begeistert davon berichtet<br />

hat. Ich habe mich dann mit dem Fitness<br />

Center Neuenstadt, <strong>das</strong> einen derartigen<br />

Fit-at-all-Kurs seit gut einem Jahr anbietet,<br />

in Verbindung gesetzt und mir von<br />

den dortigen Experten nähere Informationen<br />

geben lassen“, erklärt die ausgebildete<br />

Juristin Al-Hunaty. Daraus entstanden<br />

ist nun eine Zusammenarbeit<br />

mit dem Neuenstädter Sport Center, die<br />

wie folgt aussieht: <strong>Kolbenschmidt</strong>-Mitarbeiter<br />

können an dem regulär im Fitnesscenter<br />

angebotenen Kurs teilnehmen.<br />

Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten<br />

sie eine Teilnahmebestätigung, die Kurskosten<br />

von 99 € werden vom Unternehmen<br />

erstattet. „Das ist nicht selbstverständlich“,<br />

erläutert Samira Al-Hunaty:<br />

„Kein mir bekanntes Unternehmen übernimmt<br />

die volle Kostenerstattung.“<br />

Kein ganz so typischer Teilnehmer<br />

war der 25-jährige Armin Ingelfinger. Er<br />

ist bereits seit 1997 Mitglied im Sportcenter<br />

Neuenstadt und betreibt fast<br />

täglich Sport. „Im Laufe des vergangenen<br />

Jahres habe ich sehr viele Teilnehmer<br />

der Kurse persönlich kennen gelernt:<br />

Deren sichtbare Erfolge haben ei-<br />

ne gewisse Neugier bei mir geweckt.<br />

Als dann <strong>das</strong> Programm durch <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

gefördert wurde, stand meine<br />

Entscheidung fest: Da nimmst du teil!“<br />

Der sportliche Angestellte aus der<br />

Vertriebsdisposition kann <strong>das</strong> Konzept<br />

nur weiterempfehlen: „In den einzelnen<br />

Seminaren erfährt man viel Nützli-<br />

Auch die Kantine vor Ort macht bei<br />

dem Projekt mit und begleitet den<br />

zweimonatigen Kurs mit einem speziellen<br />

Menü, <strong>das</strong> den Vorgaben des „Fitat-all“-Konzepts<br />

entspricht. „So bieten<br />

wir vor allem Geflügel- und Fisch-Gerichte<br />

mit viel frischem Gemüse an. Auf<br />

die Zugabe von Soßen wird dabei jedoch<br />

konsequent verzichtet“, erläutert<br />

Küchenchef Michael Schmid die speziellen<br />

kulinarischen Akzente. Um dem<br />

Konzept Genüge zu tun – die Teilnehmer<br />

sollen bewusst mehrere, aber da<strong>für</strong><br />

kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen<br />

– werden im firmeneigenen Kiosk zudem<br />

verschiedene zusätzliche Zwischenmahlzeiten<br />

wie Salate, Joghurts,<br />

Milchprodukte und Obst angeboten.<br />

Dieser im wahrsten Sinne des Wortes<br />

„schmackhafte“ Service erleichtert den<br />

Teilnehmern natürlich <strong>das</strong> Durchhalten<br />

und ist zudem äußerst praktisch. Be-<br />

ches sowohl über <strong>das</strong> richtige Ess- und<br />

Trinkverhalten als auch über effektives<br />

Training. Erfolge, Probleme und Fragen<br />

zum ‚Fit-at-all‘-Programm werden in<br />

der Gruppe ausgetauscht und beantwortet.<br />

Man fühlt sich also nicht allein<br />

gelassen. Im Gegenteil: Als Teilnehmer<br />

erhält man ein neues Bewusstsein <strong>für</strong><br />

Gesunde Ernährung auf die sportliche Tour<br />

die Ernährung – was natürlich auch dabei<br />

hilft, sich langfristig seine Idealbzw.<br />

Wunschfigur zu (er)halten.“<br />

Zu den Teilnehmern gehörte auch Reiner<br />

Friede. Für den 40-Jährigen wurde<br />

„Fit-at-all“ genau zum richtigen Zeitpunkt<br />

angeboten: „Ich wollte gerade vor den<br />

Weihnachtstagen noch einiges an Ge-<br />

reichsleiter Schmid weiter: „Unser Service<br />

wird sehr gut angenommen. Gut<br />

ein Drittel der Kantinenbesucher – mithin<br />

auch viele Mitarbeiter, die nicht<br />

speziell am Fit-at-all-Programm teilnehmen<br />

– wählt <strong>das</strong> spezielle Menü. Es<br />

gibt also viele ernährungsbewusste<br />

Mitarbeiter, die froh über unser Angebot<br />

sind. Deshalb werden wir auch zukünftig<br />

an drei bis vier Wochentagen<br />

ein ‚gesundes‘ Essen in Form von frischem<br />

Fisch oder als vegetarisches Gericht<br />

anbieten.“<br />

„Uns war es vor allem wichtig, mit ‚Fitat-all‘<br />

ein Programm aufzulegen, <strong>das</strong><br />

der Zielgruppe auch etwas <strong>für</strong> den Privatbereich<br />

Interessantes bietet.<br />

Schließlich profitiert natürlich auch<br />

<strong>das</strong> Unternehmen davon, wenn unsere<br />

Mitarbeiter Sport treiben und auf ihre<br />

Ernährung achten“, so Personalreferentin<br />

Al-Hunaty abschließend.<br />

wicht verlieren; <strong>das</strong> ist mir auch gelungen.“<br />

Das Ergebnis kann sich in der Tat<br />

sehen lassen: Zehn Kilogramm hat der<br />

Diplom-Ingenieur, der als Teamleiter<br />

Produktkonstruktion Dieselkolben (Nutzkraftfahrzeuge)<br />

bei <strong>Kolbenschmidt</strong> tätig<br />

ist, innerhalb der acht Kurs-Wochen abgenommen<br />

und dies, ohne wirklich zu<br />

hungern. „Die Ernährungsberatung hat<br />

mir bewusst gemacht, welche Faktoren<br />

<strong>für</strong> Übergewicht verantwortlich sind und<br />

wie man diesem Umstand durch entsprechende<br />

Ernährung und Sport entgegenwirken<br />

kann. Das Konzept bietet mir<br />

Lösungsansätze, die auch jetzt und in<br />

Zukunft umsetzbar sind – sprich: Es<br />

fällt mir leicht, Änderungen in der Ernährung<br />

beizubehalten und sportlich<br />

aktiv zu bleiben, um einen längerfristigen<br />

Erfolg zu ermöglichen.“ akn<br />

Fotos (4): Thomas Klink


Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />

Seite 17<br />

ertriebs- und Außendienstmitarbeiter,<br />

Field<br />

Sales Manager, Regional<br />

Sales Manager, Account<br />

Executives und<br />

Aftersales Engineers –<br />

sie alle gehören zu der<br />

großen Gruppe der Sales Manager. Darüber<br />

hinaus gibt es noch zahlreiche<br />

weitere Titel rund um die Vertriebstätigkeit:<br />

verschieden je nach regionalem<br />

oder fachlichem Einsatzgebiet, oftmals<br />

sogar von Firma zu Firma.<br />

Benannt nach der firmenspezifischen<br />

und damit individuellen Aufteilung des<br />

regionalen wie auch internationalen<br />

Verkaufs- bzw. Vertriebsgebiets gibt es<br />

Field Sales Manager, Area Sales Manager,<br />

Regional Sales Manager oder Global<br />

Sales Manager. Hinzu kommen Experten,<br />

die sich speziell um einen Kunden<br />

(Key Account Manager – siehe „Das<br />

Profil“ 5/2005) oder ein Produkt (Account<br />

Representative) kümmern.<br />

Auch dies gehört zum Metier: Innerhalb<br />

des technischen Vertriebs kann<br />

es sowohl einen Presales- als auch einen<br />

Aftersales Engineer geben. Das<br />

Hauptaufgabengebiet des Presales-Ingenieurs<br />

bildet die Identifikation, Selektion<br />

und Akquise potenzieller Kunden.<br />

Weiterführend ist er da<strong>für</strong> zuständig,<br />

Produkte seines Unternehmens<br />

dem Markt zu präsentieren sowie auf<br />

die Bedürfnisse des Käufers einzugehen,<br />

um Lösungsvorschläge anbieten<br />

zu können. Der Aftersales-Ingenieur<br />

wiederum betreut den Kunden nach<br />

der Verkaufsabwicklung weiter und<br />

steht ihm mit seinem spezifischen<br />

Fachwissen zur Verfügung.<br />

Doch ganz gleich, wie sie sich nennen<br />

oder wie sie genannt werden: Sales-Experten<br />

ist gemeinsam, <strong>das</strong>s sie ein Pro-<br />

Was macht Sales Manager(in) Sigrid Strobel (RWM)?<br />

Engagement auf einem<br />

facettenreichen Parkett<br />

acettenreiches Parkett: Werdegang<br />

und aktuelle Funktion von<br />

Sigrid Strobel sind ein exaktes<br />

Spiegelbild des „Jobs“, den die<br />

heute 49-Jährige bei der Rheinmetall<br />

Waffe Munition GmbH<br />

(RWM), Niederlassung Mauser<br />

Oberndorf, ausübt. Sie ist als Sales Manager(in)<br />

in der Abteilung Vertriebsunterstützung<br />

engagiert und bündelt damit<br />

gleich mehrere Facetten des breit<br />

gefächerten Berufsbildes eines Sales<br />

Managers (lesen Sie dazu auch „Die Nähe<br />

zum Kunden ist <strong>das</strong> wichtigste Pfund“).<br />

Bis August vergangenen Jahres arbeitete<br />

Sigrid Strobel als Regional Sales<br />

Managerin in Oberndorf und war in dieser<br />

Position in der Abteilung, die <strong>für</strong><br />

den Bereich Verkauf/Vertrieb Deutschland<br />

und Europa zuständig war, tätig.<br />

Das heißt, ihr Aufgabenbereich bestand<br />

in der Identifikation, Ansprache<br />

und Akquise von potenziellen Kunden<br />

sowie der Betreuung bereits bestehender<br />

Kunden. Unter anderem betreute<br />

sie in diesem Zusammenhang länderverantwortlich<br />

Irland, den Bereich Luftwaffe<br />

<strong>für</strong> Großbritannien und Industriekunden,<br />

darunter den EADS-Konzern.<br />

Im Rahmen der Umstrukturierung im<br />

Rheinmetall-Defence-Bereich und der<br />

Neuformierung der Rheinmetall Waffe<br />

Munition GmbH wurden die einzelnen<br />

Regional Sales Manager (Groß- und<br />

Mittelkaliber) aus Oberndorf, Zürich,<br />

Ratingen und Unterlüß zusammengefasst.<br />

Daraus entstanden ist ein rund<br />

30-köpfiges Team aus Akquisiteuren<br />

und Vertriebsunterstützern. Ein Akquisiteur<br />

betreut mindestens ein wichtiges<br />

Kundenland (z.B. Spanien) und<br />

vertritt alle RWM-Standorte mit deren<br />

gesamter Produktpalette. Die Vertriebsunterstützer<br />

wiederum helfen<br />

den Akquisiteuren in sämtlichen fachlichen<br />

Belangen bis hin zum Kundenbesuch,<br />

falls erforderlich.<br />

„Ich arbeite als Sales Managerin in<br />

der Abteilung Vertriebsunterstützung<br />

und betreue hier wichtige Industriekunden,<br />

zum Beispiel EADS (European Aeronautic<br />

Defence and Space Company -<br />

Cartoon: Dirk Meissner<br />

dukt oder eine Dienstleistung verkaufen<br />

wollen. Mit dem Ziel, den Umsatz<br />

zu steigern, Marktanteile zu gewinnen<br />

und neue Chancen auf den Absatzmärkten<br />

wahrzunehmen und damit gezielt<br />

zu nutzen.<br />

Zu den eigentlichen Aufgaben eines<br />

Sales Managers gehört es zunächst einmal,<br />

Kunden zu akquirieren. Welche Unternehmen,<br />

welche Handelsketten, welche<br />

Arztpraxen kommen da infrage –<br />

um nur einige Zielgruppen zu nennen?<br />

Wer ist der konkrete Ansprechpartner?<br />

Wie erreiche ich ihn? Diese Fragen stehen<br />

am Anfang. Ist der Kontakt dann<br />

hergestellt, geht es darum, im Telefongespräch<br />

oder bei Besuchen vor Ort herauszufinden,<br />

was der potenzielle Kunde<br />

genau benötigt.<br />

München), NETMA (= Nato Eurofighter<br />

& Tornado Management Agency mit Sitz<br />

in München) oder die Rheinmetall<br />

Landsysteme GmbH. Ich gehöre zwar<br />

zur Abteilung Vertriebsunterstützung,<br />

übernehme aber in Bezug auf meine Industriekunden<br />

typische Tätigkeiten einer<br />

Sales Managerin“, erklärt Strobel,<br />

die im Sommer dieses Jahres bereits 33<br />

Jahre im Unternehmen tätig sein wird:<br />

1973 begann sie, damals noch bei der<br />

Mauser-Werke Aktiengesellschaft, eine<br />

Ausbildung zur Industriekauffrau; doch<br />

bereits während ihrer Ausbildung wechselte<br />

sie in die Abteilung Vertrieb „Ersatzteile<br />

und Instandsetzung“.<br />

Heute betreut sie, wie gesagt, wichtige<br />

Industriekunden, wenn es zum Beispiel<br />

um spezielle Boden-Dienst-Prüfgeräte<br />

– diese werden zum Betreiben<br />

der Waffenanlage und der Munition benötigt<br />

– <strong>für</strong> den Eurofighter geht oder<br />

ein Kunde sich zum Beispiel <strong>für</strong> die<br />

27mm-Munition der Bordkanone BK 27<br />

interessiert. Zurzeit hat sie es in dieser<br />

Hinsicht mit einem britischen Ministerium<br />

zu tun. Die Angebotspalette <strong>für</strong><br />

die BK 27 mm, die im Eurofighter, im<br />

schwedischen Kampfflugzeug Gripen,<br />

im Tornado-Kampfflugzeug und im<br />

leichten Jagdbomber Alpha Jet eingesetzt<br />

wird, umfasst Munition, Boden-<br />

Dienst-Prüfgeräte, spezielle Besuchsprogramme<br />

und Ausbildungskurse.<br />

Auch beim Puma-Projekt, dem kurz<br />

vor Weihnachten 2005 erstmals einem<br />

Fachpublikum vorgestellten neuen<br />

Schützenpanzer <strong>für</strong> die deutschen<br />

Streitkräfte, ist Sigrid Strobel mit involviert.<br />

Sie koordiniert die Beschaffung<br />

der Maschinenkanone mit Air Burst<br />

Munition (MK 30-2/ABM) <strong>für</strong> <strong>das</strong> hochmoderne<br />

Fahrzeugkonzept von der<br />

kaufmännischen Seite.<br />

„Zu meinen Aufgaben im Rahmen<br />

dieser Projekte gehört dann vor allem<br />

die Akquisition von Aufträgen.“ Sprich:<br />

Sigrid Strobel betreut die Kunden vom<br />

ersten Kontakt an, geht auf Kundenwünsche<br />

ein, arbeitet Verkaufsziele<br />

und ein individuelles Kundenkonzept<br />

(Kundenanalyse: Definition bzw. Fixie-<br />

Sales Manager führen Präsentationen<br />

bei interessierten Marktpartnern durch,<br />

legen Angebote vor, fragen nach („nachfassen“),<br />

wie sich der (potenzielle) Kunde<br />

entschieden hat oder ob er noch Änderungen<br />

wünscht. Hat der Sales Manager<br />

erfolgreich gearbeitet, folgt der Vertragsabschluss.<br />

Ein Abschluss, der in<br />

Umsatz mündet.<br />

Vertrieb bedeutet also vor allem Kundennähe.<br />

Der existierende Kundenstamm<br />

muss persönlich betreut und<br />

EDV-technisch verwaltet, potenzielle<br />

Neukunden identifiziert und akquiriert<br />

werden. Auch der sog. „After Sales Service“,<br />

die Betreuung der Kunden nach<br />

dem Kauf, kann zum Aufgabenbereich<br />

von Vertriebsmitarbeitern gehören:<br />

Kommt der Kunde mit der Handhabung<br />

Engagiert sich auf dem facettenreichen Vertriebsparkett der RWM: Sales Managerin Sigrid Strobel mit einem Dummy der 27mm<br />

Munition <strong>für</strong> die Bordkanone BK 27, die u.a. im Tornado-Kampfflugzeug und im leichten Jagdbomber Alpha Jet eingesetzt wird.<br />

rung der Bedürfnisse und Wünsche des<br />

Kunden als wichtige Grundlage <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

spätere Verkaufsgespräch) aus, führt<br />

erfolgreich <strong>das</strong> Projektmanagement<br />

bei Ausschreibungen durch und erstellt<br />

Angebote. Weiterhin plant und führt sie<br />

so genannte verkaufsunterstützende<br />

Maßnahmen durch, im Besonderen<br />

Präsentationen und (Schieß-)Vorführungen.<br />

Wird der Auftrag erteilt, kommen<br />

noch bestimmte Aufgaben der<br />

Auftragsabwicklung hinzu; dazu gehören<br />

zum Beispiel die Durchführung<br />

der technischen und kommerziellen<br />

Vertragsprüfung in Zusammenarbeit<br />

mit der Auftragsabwicklung ebenso wie<br />

die Betreuung der Kunden bei Audits<br />

und Abnahmen.<br />

Das folgende Beispiel verdeutlicht<br />

konkreter <strong>das</strong> Arbeitsspektrum der reisefreudigen<br />

Vertriebsmitarbeiterin, die<br />

privat schon viele Städte und Bundesstaaten<br />

der USA mit ihrem Mann Roland<br />

bereist hat und immer wieder von<br />

der abwechslungsreichen Landschaft<br />

begeistert ist: Eine neue Munition <strong>für</strong><br />

die Bordkanone 27mm wurde bei RWM<br />

entwickelt. Um <strong>das</strong> Kundeninteresse zu<br />

wecken, wurden die in Frage kommenden<br />

Kunden zu einer Schießvorführung<br />

der erworbenen Ware bzw. dem Einsatz<br />

des gelieferten Produktes zurecht; oder<br />

hat er konkrete Fragen zum Einsatz?<br />

Die Fachkenntnis des angebotenen<br />

Produktes bzw. der Dienstleistung<br />

und eine hohe Identifikation mit der<br />

offerierten „Ware“ machen den Vertriebsmitarbeiter<br />

zu einem vertrauenswürdigen<br />

Mittler zwischen Unternehmen<br />

und Kunden.<br />

Die tatsächlichen Aufgaben eines<br />

Sales Managers sind indes so ähnlich<br />

wie seine Berufsbezeichnungen von<br />

Firma zu Firma unterschiedlich. Das<br />

Pensum richtet sich vor allem nach der<br />

Größe des Unternehmens und da-<br />

nach, auf welchem Markt dieses aktiv<br />

ist. Je kleiner eine Firma ist, desto weiter<br />

bzw. breiter ist <strong>das</strong> Aufgabengebiet<br />

des Sales Managers gefasst.<br />

Berufseinsteiger beginnen normalerweise<br />

im Vertriebsaußendienst. Erfahrung<br />

im operativen Geschäft vor Ort ist<br />

immer die beste Grundlage <strong>für</strong> eine<br />

Karriere im Vertrieb. Im Anschluss<br />

qualifizieren sich Sales Manager oft<br />

im Innendienst weiter.<br />

Wer sich <strong>für</strong> den Beruf eines Sales<br />

Managers interessiert, hat die besten<br />

Chancen, wenn er sowohl kaufmännisch<br />

als auch branchenspezifisch<br />

fachlich qualifiziert ist. Für Sales Manager<br />

eines Flugzeugbauers zum Beispiel<br />

ist Ingenieurwissenschaft die<br />

richtige Richtung, <strong>für</strong> den Vertriebs-<br />

eingeladen. „Ich übernahm die da<strong>für</strong><br />

notwendigen Arbeiten, sprich Mithilfe<br />

bei Ausarbeitung des Ablaufprogramms,<br />

die Betreuung der Kunden vor<br />

Ort und anschließend die Übersendung<br />

der erfolgten Präsentation an die<br />

Teilnehmer. Daraus ergab sich Potenzial<br />

bzw. Interesse bei einem meiner<br />

Kunden, so <strong>das</strong>s daraufhin eine gezielte<br />

Akquise mit weiteren Präsentationen<br />

inklusive Budgetpreisabgaben erfolgte.<br />

Inzwischen hat sich der Kunde<br />

<strong>für</strong> diese Munition entschieden, die<br />

wir demnächst <strong>für</strong> ihn qualifizieren<br />

werden.“<br />

Grundsätzlich ist und bleibt Sigrid<br />

Strobel jedoch eine „Verkäuferin“. Wobei,<br />

wie schon skizziert, dazu eben<br />

auch mehr gehört: Beim Kunden muss<br />

der Bedarf am Produkt geweckt und –<br />

bei konkretem Interesse – entsprechend<br />

erfüllt werden. Auch dies gehört<br />

zum Job: Treten Probleme auf, müssen<br />

Lösungen gefunden werden. Unterstützt<br />

wird die gebürtige Oberndorferin<br />

bei ihrer Tätigkeit vor allem von der Entwicklungsabteilung.<br />

Denn nur wer sein<br />

Produkt genau kennt, kann es beim<br />

Kunden auch „verkaufbar“ machen<br />

bzw. diesem dessen Vorteile und Neu-<br />

mitarbeiter eines Pharmaunternehmens<br />

stehen Medizin oder Pharmazie<br />

im fachlichen Vordergrund.<br />

Betriebswirtschaftliche Kompetenz,<br />

<strong>das</strong> Verständnis <strong>für</strong> kaufmännische<br />

und wirtschaftliche Zusammenhänge,<br />

strukturiertes Denken, <strong>das</strong> Wissen,<br />

wie „die Branche redet“ sowie modernes<br />

Marketing-Know-how, organisatorische<br />

Fähigkeiten und Verhandlungsgeschick<br />

– <strong>das</strong> sind unverzichtbare<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> Sales Manager.<br />

Schließlich vermitteln sie <strong>das</strong> Firmen-<br />

Know-how nach außen und bringen<br />

Wünsche und Anregungen der Kunden<br />

intern auf die richtige Schiene – etwa<br />

Die Nähe zum Kunden<br />

ist <strong>das</strong> wichtigste Pfund<br />

<strong>für</strong> die Weiterentwicklung von Produkten<br />

oder Innovationen in der Produktplanung.<br />

Wer sich <strong>für</strong> eine Tätigkeit im Vertrieb<br />

interessiert, sollte deshalb über<br />

hohe Sozialkompetenz verfügen:<br />

Kontakt- und Kommunikationsfreudigkeit,<br />

vertrauenswürdiges Auftreten,<br />

Durchsetzungsfähigkeit und Empathie<br />

(die Fähigkeit, sich in andere<br />

Menschen hineinzuversetzen) im Umgang<br />

mit der jeweiligen Kundengruppe<br />

sind besonders wichtige persönliche<br />

Merkmale. Neben den produktspezifischen<br />

Kenntnissen – sie sind<br />

natürlich <strong>das</strong> „A + O“ – bilden generell<br />

auch Sprachkenntnisse und internationale<br />

Erfahrung ein weiteres<br />

wichtiges Plus. akn<br />

erungen genau erklären. Zu Verhandlungen<br />

nimmt Strobel aus diesem<br />

Grund auch schon mal den zuständigen<br />

Entwickler oder Techniker bzw. Projektleiter<br />

mit. Neben kaufmännischen<br />

Fähigkeiten sind also auch gute technische<br />

Kenntnisse über <strong>das</strong> zu verkaufende<br />

Produkt gefragt.<br />

Last but not least gehören Fingerspitzengefühl,<br />

Einfühlungsvermögen und<br />

Geduld sowie kommunikative Fähigkeiten<br />

einschließlich sicherem Auftreten<br />

zum Persönlichkeitsprofil des Sales<br />

Managers, will dieser erfolgreich <strong>das</strong><br />

<strong>für</strong> gute Geschäftsbeziehungen unbedingt<br />

erforderliche Vertrauensverhältnis<br />

zum Kunden – oftmals bzw. überwiegend<br />

sind dies auf dem Wehrtechniksektor<br />

Behörden – schaffen.<br />

„Gerade die geschilderte, vielseitige<br />

Arbeit und die zahlreichen Aufgaben,<br />

der Kontakt zu Menschen, nicht nur am<br />

Schreibtisch sitzen zu müssen, sondern<br />

auch auf Dienstreise gehen zu können<br />

oder Besprechungen und Vorführungen<br />

zu planen und durchzuführen – <strong>das</strong> alles<br />

macht meinen Beruf so interessant<br />

und spannend“, resümiert Sales Manager(in)<br />

Sigrid Strobel, die in ihrer Freizeit<br />

gerne Krimis und Thriller liest. akn<br />

Foto: Thomas Klink


Seite 18 Aus dem Konzern<br />

Das Profil 1/2006<br />

it großen Ambitionen<br />

ist sie seinerzeit<br />

von Köln nach Düsseldorf<br />

gekommen<br />

und hat es schließlich<br />

geschafft, den<br />

Rat der nordrheinwestfälischen<br />

Landeshauptstadt <strong>für</strong> ihr<br />

neues Museumskonzept zu gewinnen.<br />

Mit der Leiterin des Düsseldorfer Stadtmuseums,<br />

Dr. Susanne Anne, sprach<br />

„Das Profil“ über die neue Konzeption<br />

des ältesten Düsseldorfer Museums.<br />

Profil: Nach zweieinhalb Jahren Planungszeit<br />

konnten Sie Mitte Februar<br />

dieses Jahres <strong>das</strong> neue Stadtmuseum<br />

wieder eröffnen. Worin besteht <strong>das</strong><br />

Neue, <strong>das</strong> eigentlich Revolutionäre Ihres<br />

Konzeptes?<br />

Anna: Unser Museum ist ein „fragendes<br />

Museum“ geworden. Wir haben<br />

mit unserem Ausstellungskonzept den<br />

bisherigen Absolutheitsanspruch von<br />

Forschungsergebnissen aufgegeben.<br />

Unsere Besucher sollen <strong>das</strong> Museum<br />

künftig mitgestalten. Wir bitten sie um<br />

ihre Fragen und Kommentare, die allesamt<br />

wissenschaftlich ausgewertet<br />

werden. Dazu stehen Kommentarbögen,<br />

unser neuer Internet-Auftritt,<br />

aber auch die Mitarbeiter des Hauses<br />

als direkte Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

Die daraus entstehenden Ergebnisse<br />

fließen wiederum zurück ins<br />

Haus, <strong>das</strong> so auch ein „lernendes“<br />

Museum wird. Dieses Konzept gibt es<br />

meines Wissens nach nirgendwo sonst<br />

auf der Welt. Mehr noch: Internationale<br />

Museen haben Interesse gezeigt –<br />

Düsseldorfer Stadtmuseum in neuem „Gewand“<br />

Firmengründer Ehrhardt<br />

in voller Lebensgröße<br />

Düsseldorf. Zweieinhalb Jahre hat es<br />

gedauert, nun ist es wieder <strong>für</strong> <strong>das</strong> Publikum<br />

zugänglich: Das „neue“ Düsseldorfer<br />

Stadtmuseum wurde am 12. Februar<br />

2006 eröffnet. Das historische Museum<br />

der Stadt Düsseldorf vom Staub<br />

der Jahrzehnte zu befreien – <strong>das</strong> war<br />

<strong>das</strong> Anliegen von Dr. Susanne Anna, als<br />

sie sich mit ihrem Team im September<br />

2003 daran machte, die Konzeption<br />

dieses ältesten Museums der Stadt umzukrempeln<br />

und völlig neu zu überarbeiten.<br />

Nicht mehr nur ein Speicher von<br />

Wissen und Gegenständen sollte <strong>das</strong><br />

Haus zukünftig sein, sondern sich „aktiv<br />

am Gestaltungsprozess gesellschaftlicher<br />

Realitäten“ beteiligen.<br />

Ob dies gelingen wird, ist eine Frage,<br />

die erst in Zukunft beantwortet werden<br />

kann. Nämlich dann, wenn sich die Besucher<br />

intensiv mit den Fragen und Antworten,<br />

die <strong>das</strong> neue Museum bereithält,<br />

auseinander setzen werden – oder<br />

es möglicherweise auch bleiben lassen.<br />

Denn beides ist jetzt möglich: Der „klassische“<br />

Museumsbesucher, der Exponate,<br />

Bilder, Schriftstücke und Informationen<br />

konsumieren möchte, kann dies<br />

auch weiterhin tun. Und besonders die<br />

Düsseldorfer finden zahlreiche der ihnen<br />

bekannt und lieb gewordenen<br />

Schaustücke auch im neuen Haus wieder.<br />

Der Besucher kann sich – und da-<br />

Industriegeschichte: Ein Originial-Bombenzünder<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg<br />

sowie ein Modell eines Kampfpanzers<br />

Leopard II A4 im Maßstab 1:20 sind<br />

die neuen Rheinmetall-Dauerleihgaben.<br />

Das Bildnis des Firmengründers<br />

Heinrich Ehrhardt ist seit langem im<br />

Besitz des Düsseldorfer Stadtmuseums.<br />

rauf legt <strong>das</strong> Team unter Museumschefin<br />

Anna ganz besonderen Wert – aber<br />

auch mit der Stadtgeschichte und deren<br />

Entwicklung bis heute und sogar in der<br />

Zukunft auseinandersetzen, kritische<br />

Fragen stellen, eigenes Wissen einbringen,<br />

an Diskussionen teilnehmen und<br />

so Stadt und Museum gewissermaßen<br />

„in Bewegung erleben“.<br />

Eines jedenfalls ist schon jetzt gelungen:<br />

Die Neugestaltung des Museums<br />

beeindruckt. Auf zwei Etagen kann der<br />

Besucher nun wieder durch die Stadtgeschichte<br />

wandern, sich von der Ur- und<br />

Frühgeschichte über die mittelalterliche<br />

Stadt in die prachtvolle Zeit der kur<strong>für</strong>stlichen<br />

Residenz hineinversetzen lassen<br />

und sich über <strong>das</strong> Napoleonische Zeitalter,<br />

die Industrialisierung, die Zeiten<br />

von Revolutionen, Nazi-Terrorherrschaft,<br />

Weltkriegen und Wirtschaftswunder sowie<br />

über <strong>das</strong> heutige Düsseldorf umfassend<br />

informieren – bis hin zur kostenlosen<br />

Mitnahme der aktuellen Tageszeitung.<br />

Informieren kann man sich nicht<br />

nur zur Geschichte, sondern auch über<br />

<strong>das</strong> gesellschaftliche Leben und – ganz<br />

wichtig – die Kunst. Die Düsseldorfer<br />

Malerschule, <strong>das</strong> „junge Rheinland“<br />

oder auch Joseph Beuys spielen eine<br />

große Rolle im Museum.<br />

Ein spezieller Raum im Museum beschäftigt<br />

sich mit „Produktion und Wa-<br />

in Wien zum Beispiel beschäftigen sich<br />

Museumskollegen mit diesem Konzept.<br />

Profil: Und Ihre Besucher, die Sie ja in<br />

Zukunft zahlreicher als früher erwarten,...<br />

Anna: ... sollen sich in unseren Räumen<br />

wohl fühlen. Die Menschen leben<br />

in dieser Stadt, sie sind Teil der Stadt,<br />

und sie sollen erfahren, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Stadtmuseum<br />

ebenfalls ein Teil der Stadt ist.<br />

Die Besucher sollen sich hier bei uns<br />

wie zu Hause fühlen, und sie sollen<br />

auch teilhaben an dem, was hier geschieht.<br />

Deswegen geben wir auch eine<br />

Museumszeitung heraus, die z. B. aktuelle<br />

Projekte aus den Projekträumen<br />

vorstellt. Und über den Kommunikationsbogen<br />

oder über <strong>das</strong> Internet kann<br />

der Gast wiederum den Kontakt zu uns<br />

aufnehmen, Fragen stellen, Ergänzungen<br />

oder Anregungen geben.<br />

Profil: Sie haben zahlreiche Sponsoren,<br />

auch aus der Düsseldorfer Wirtschaft,<br />

<strong>für</strong> Ihr Museum gewonnen, darunter<br />

auch die Firma Rheinmetall. Was<br />

erwarten Sie – über die finanzielle Unterstützung<br />

hinaus – von Ihren Sponsoren<br />

und was können Sie wiederum ihnen<br />

bieten?<br />

Anna: Ohne Geld geht natürlich nichts,<br />

<strong>das</strong> ist richtig. Aber <strong>das</strong> ist nicht <strong>das</strong><br />

Wichtigste. Vorrang hat <strong>für</strong>unsdie Kommunikation<br />

mit den Sponsoren. Wir<br />

möchten sehr gerne mit ihnen im Gespräch<br />

bleiben, von ihnen lernen, denn<br />

Dr. Susanne Anna – hier mit den Exponaten der Rheinmetall <strong>AG</strong> – leitet seit 2003 <strong>das</strong> neu strukturierte Düsseldorfer Stadtmuseum.<br />

renschau“, zeigt mithin einen kleinen<br />

Ausschnitt der Düsseldorfer Wirtschaftsgeschichte.<br />

Und hier ist auch Rheinmetall<br />

mit einigen Exponaten vertreten: Herausragend<br />

natürlich – wie auch schon<br />

in der alten Sammlung – <strong>das</strong> lebensgroße<br />

Bildnis von Heinrich Ehrhardt, angefertigt<br />

von dem Künstler Albert Henrich.<br />

Es stammt aus dem Jahre 1941 und orientiert<br />

sich an einem früheren Werk<br />

des Malers Franz Kiederich.<br />

Zwei Produkte, die die Rheinmetall<br />

Waffe Munition GmbH bzw. deren Wehrtechnische<br />

Studiensammlung in Unterlüß<br />

dem Stadtmuseum nun als Dauerleihgabe<br />

zur Verfügung gestellt hat, präsentieren<br />

neuerdings dem Besucher,<br />

was Rheinmetall <strong>für</strong> den Wirtschafts-<br />

– wie gesagt – wir sind ein „lernendes“<br />

Museum. Erfahrungen z. B. im Management<br />

oder in der Unternehmenskultur<br />

sind uns sehr wichtig. Genauso wie Unternehmen<br />

sich im ständigen Wandel<br />

befinden, wird <strong>das</strong> auch mit dem Stadtmuseum<br />

der Fall sein. Und wie auch Firmen<br />

immer wieder Änderungen in ihrer<br />

Unternehmenskultur erfahren, so muss<br />

auch <strong>das</strong> Stadtmuseum Mut zeigen zu<br />

Veränderungen. Von diesen Erfahrungen<br />

würden wir sehr gerne profitieren.<br />

Profil: Und umgekehrt...<br />

Anna: ... haben wir natürlich auch den<br />

Unternehmen etwas zu bieten. Wir stehen<br />

z. B. eng in Kontakt mit den Bürgern<br />

dieser Stadt, die uns etwa ihre Fotos,<br />

Schriftstücke und Erinnerungen bringen.<br />

Darunter befinden sich unter Umständen<br />

Dinge, die wiederum zur Geschichte<br />

der hiesigen Unternehmen gehören,<br />

Gegenstände also, die ihrerseits<br />

auch <strong>das</strong> (historische) Wissen der jeweiligen<br />

Firma voranbringen. Da ist ein<br />

ganz konkreter Wissenstransfer möglich.<br />

Das Stadtmuseum möchte die Unternehmen<br />

auch einladen, in unsere Räume zu<br />

kommen. Wer seine Geschäftspartner<br />

gerne einmal an einem eher ungewöhnlichen<br />

Ort bewirten oder mit den Mitarbeitern<br />

einer Abteilung ein Treffen oder<br />

Essen veranstalten möchte, der ist herzlich<br />

eingeladen, dies im Stadtmuseum<br />

tun. In unseren Projekträumen lässt sich<br />

zudem eine Firmenausstellung präsen-<br />

standort Düsseldorf bis 1992 bedeutete.<br />

Ein Bombenzünder aus den letzten<br />

Kriegsjahren – er stammt ursprünglich<br />

aus dem Besitz des besten Zünderentwicklers,<br />

den die frühere Rheinmetall-<br />

Borsig beschäftigt hatte: Herbert E. Rühlemann<br />

– steht <strong>für</strong> die weit gespannte<br />

Entwicklungs- und Produktionstätigkeit<br />

vor und während des Zweiten Weltkriegs.<br />

Das Modell des Kampfpanzers<br />

Leopard II A4 im Maßstab 1:20 ist ein<br />

wahrer Blickfang in diesem Raum. Er repräsentiert<br />

<strong>das</strong> mittlerweile 50-jährige<br />

Rheinmetall-Engagement <strong>für</strong> die Bundeswehr,<br />

vor allem im Werk Düsseldorf,<br />

in dem Teile von Waffenanlagen <strong>für</strong> Panzerfahrzeuge<br />

und Artillerie entwickelt,<br />

gefertigt und montiert worden sind.<br />

tieren. Und wer Exponate hat, die er einem<br />

größeren Publikum zeigen möchte,<br />

der kann dies gerne zeitweise in unserer<br />

Sammlungspräsentation tun, deren Exponate<br />

ja immer wieder wechseln.<br />

Profil: Zentrale Aspekte zwischen<br />

Stadtmuseum und Sponsoren sind …<br />

Anna: … der Kontakt und die Kommunikation<br />

miteinander sowie der Knowhow-Tansfer.<br />

Profil: In diesen Tagen wird eine Sonderausstellung<br />

unter dem Titel „Überschreitungen.<br />

Wechselspiel zwischen<br />

Kunst und Wirtschaft“ eröffnet, an der<br />

sich Rheinmetall ebenfalls mit einigen<br />

Exponaten beteiligen wird. Was wird in<br />

dieser Sonderschau ausgesagt?<br />

„Ein Museum, <strong>das</strong> gezielt fragt und lernt“<br />

Anna: Das 19. Jahrhundert ist <strong>für</strong><br />

Düsseldorf ja sehr bedeutsam gewesen,<br />

weil die Industrie damals begonnen<br />

hatte, große Teile der städtischen<br />

Struktur zu bestimmen und zu verändern.<br />

Ohne die damalige Industrialisierung<br />

wäre Düsseldorf nicht zu dem geworden,<br />

was es heute ist. In Düsseldorf<br />

wiederum ist ein in diesem Maße fast<br />

einzigartiges Engagement der Unternehmer<br />

im kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Bereich anzutreffen, was<br />

sich u. a. darin zeigt, <strong>das</strong>s einer ihrer<br />

Treffpunkte der Künstlerverein Malkasten<br />

war. Dieses Wechselspiel zwischen<br />

Wirtschaft und künstlerischem, aber<br />

auch sozialem Engagement möchten<br />

wir gerne einmal darstellen. lb<br />

In diesen Wochen wird zudem eine<br />

Sonderausstellung eröffnet, die sich<br />

ganz speziell dem Thema Düsseldorf<br />

im 19. Jahrhundert widmen wird. Auch<br />

hier wird Rheinmetall Exponate zur Verfügung<br />

stellen, die Heinrich Ehrhardt<br />

und die Gründung des Düsseldorfer<br />

Rheinmetall-Werkes im Jahre 1889 darstellen.<br />

Diese Sonderausstellung, die<br />

vom 12. März bis zum 14. Mai 2006 zu<br />

sehen sein wird, wird in der nächsten<br />

„Profil“-Ausgabe vorgestellt.<br />

Das Stadtmuseum Düsseldorf, Berger<br />

Allee 2, ist dienstags bis donnerstags<br />

und sonntags von 11 bis 20 Uhr sowie<br />

freitags und samstags von 11 bis 24 Uhr<br />

geöffnet. Der Eintritt ist frei.<br />

Dr. Christian Leitzbach<br />

Fotografischer Blick ins Düsseldorfer Stadtmuseum (v.l.): Die Epoche des Kur<strong>für</strong>sten Jan Wellem wird in zahlreichen Bildern und Exponaten dargestellt, die sowohl die internationalen Beziehungen des Pfalzgrafen als auch<br />

<strong>das</strong> streng reglementierte Leben in der Stadt verdeutlichen.Das Bildnis Cosimos III. de Medici (Mitte), des Schwiegervaters des Kur<strong>für</strong>sten Jan Wellem, der von 1679 bis 1716 in Düsseldorf residierte, wurde als Neuerwerbung<br />

über den Freundeskreis des Düsseldorfer Stadtmuseums übereignet. Mit Kur<strong>für</strong>st Karl Theodor von der Pfalz verbinden sich die berühmten Anlagen des Hofgartens und der Schlösser Jägerhof und Benrath (Foto rechts).<br />

Fotos (2): Ariane Gehlert<br />

Fotos (3): Stadtmuseum Düsseldorf


GRENZSCHUTZ: NEUE HERAUSFORDERUNGEN IM<br />

ZEITALTER VERÄNDERTER BEDROHUNGEN<br />

Für ihre innere und äußere Sicherheit sind die Staaten auf bestmöglichen Grenzschutz<br />

angewiesen. Zunehmend wird es notwendig, neben den klassischen Grenzanlagen auch<br />

die zunehmende Zahl grüner und maritimer Grenzverläufe optimal zu sichern. Rheinmetall<br />

bietet da<strong>für</strong> eine Reihe spezifisch angepasster Lösungen. Zum Beispiel mit einem<br />

breiten Angebot an luftgestützten Überwachungssystemen, optischen und akustischen<br />

Sensoren und Kontrolleinrichtungen <strong>für</strong> Grenzübergänge. Zusätzlich gewährleistet Rheinmetall<br />

die Vernetzung aller Informationen in einer oder mehreren Einsatzzentralen und<br />

ermöglicht dadurch eine detaillierte Darstellung der Lage in allen Sektoren des Grenzüberwachungsbereiches.<br />

Somit können Maßnahmen ergriffen werden, bevor ein illegaler<br />

Grenzübertritt erfolgt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.public-security.com<br />

Rheinmetall <strong>AG</strong><br />

Geschäftsfeld Public Security<br />

Pempelfurtstraße 1<br />

40880 Ratingen<br />

Telefon +49 2102 90-2313<br />

Telefax +49 2102 90-2312

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