„Rüstzeug“ für das Projektgeschäft - Kolbenschmidt Pierburg AG
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BA-Lob <strong>für</strong> Ausbildung<br />
Auszeichnung: Die Agentur <strong>für</strong> Arbeit Celle, eine<br />
regionale Dependance der in Nürnberg beheimateten<br />
Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (BA), hat jetzt der<br />
Firma Rheinmetall in Unterlüß <strong>das</strong> offizielle Zertifikat <strong>für</strong> Nachwuchsförderung<br />
verliehen. Damit loben die Celler Arbeitsvermittler<br />
<strong>das</strong> „herausragende Engagement“ der beiden am Standort ansässigen<br />
Firmen Rheinmetall Waffe Munition GmbH (RWM) und Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH (RLS) auf diesem Sektor. In Unterlüß,<br />
wo knapp 960 Mitarbeiter beschäftigt sind, durchlaufen derzeit<br />
53 junge Menschen eine berufliche Ausbildung (Details Seite 7).<br />
Konzipiert und installiert von Rheinmetall Waffe Munition<br />
Weltweit größte<br />
Kondensatorbank<br />
rds Dresden/Ratingen. Per Knopfdruck in die energetische Zukunft: Am 22.<br />
Februar 2006 nahm der sächsische Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt<br />
<strong>das</strong> Herzstück des neuen Hochfeld-Magnetlabors Dresden des Forschungszentrums<br />
Rossendorf (FZR) – die rund zehn Millionen € teure Kondensatorbank –<br />
offiziell in Betrieb. Konzipiert und erstellt wurde diese gepulste kapazitive<br />
Energieversorgungsanlage von Experten der Rheinmetall Waffe Munition GmbH<br />
(RWM - Ratingen/Unterlüß), und zwar in enger Zusammenarbeit mit Physikern<br />
des zur Leibnitz-Gemeinschaft gehörenden FZR. Bei dem Projekt handelt es<br />
sich um die derzeit modernste und größte Kondensatorbank der Welt, die eine<br />
Energie von 50 Megajoule speichern kann und mit deren Hilfe Magnetspulen<br />
mit sehr hohen und superkurzen Energiepulsen angetrieben werden können.<br />
Im neuen Hochfeld-Magnetlabor<br />
Dresden (HLD), in dessen Errichtung<br />
rund 24,5 Millionen € investiert worden<br />
sind, sollen gepulste Magnetfelder<br />
in bisher unerreichter Feldstärke erzeugt<br />
werden, die Aufschluss über Eigenschaften<br />
von Festkörpern, Flüssigkeiten<br />
und Teilchen liefern sollen. HLD-<br />
Institutsleiter Professor Dr. Joachim<br />
Wosnitza: „Hohe gepulste Magnetfelder<br />
sind von großem Interesse <strong>für</strong> Forschungen<br />
etwa auf den Gebieten Hochtemperatursupraleiter,Charakterisierung<br />
von Metallen<br />
und Halbleitern<br />
oder auch <strong>für</strong> ingenieurtechnische<br />
Anwendungen wie<br />
die Materialumformung.<br />
So sind starke<br />
Magnetfelder<br />
zum Beispiel genauso wie Hochdruckpressen<br />
in der Lage, Stähle oder Leichtmetalle<br />
zu verformen. Damit lassen<br />
sich spezielle Einzelteile <strong>für</strong> den Automobil-<br />
oder Flugzeugbau herstellen.“<br />
Aber auch die Charakterisierung von<br />
modernsten halbleitenden oder optoelektronischen<br />
Materialien erfolgt<br />
idealerweise in hohen Magnetfeldern<br />
und bei tiefen Temperaturen. Auf diese<br />
Weise können z.B. die Elektronendichte<br />
von halbleitenden Materialien hoch<br />
präzise bestimmt bzw. optoelektronische<br />
Eigenschaften mit besonderer<br />
Genauigkeit charakterisiert werden.<br />
Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 1/2006<br />
Ein weiteres Gebiet, dem die Experten<br />
des Forschungszentrums Rossendorf<br />
mit Hilfe des neuen Dresdner<br />
Hochfeld-Magnetlabors zukünftig verstärkt<br />
auf die wissenschaftliche Spur<br />
rücken werden, ist die so genannte<br />
Spintronik. Diese neue Technologie,<br />
die sich noch im Forschungsstadium<br />
befindet, nutzt <strong>das</strong> magnetische Moment<br />
des Elektrons zur Informationsdarstellung<br />
und -verarbeitung, also<br />
nicht nur die Ladung wie die herkömmliche<br />
Halbleiterelektonik; <strong>das</strong> magnetische<br />
Moment der<br />
Elektronen entsteht<br />
durch ihre Eigenrotation,<br />
den Spin.<br />
Wosnitza: „Von<br />
der Spintronik erwarten<br />
Forscher<br />
neue Bauelemente,<br />
die mit dem Spin des Elektrons schalten<br />
und damit um ein Vielfaches<br />
schneller sein können als die heute üblichen<br />
Elemente. Mit der im Hochfeld-<br />
Magnetlabor Dresden betriebenen Vorlaufforschung<br />
kann die Mikroelektronik-Industrie<br />
zukünftig neue Bauteile<br />
mit noch schnelleren Prozessoren oder<br />
höheren Speicherdichten produzieren.“<br />
Die Energie (Strompulse) <strong>für</strong> die bei<br />
dieser Vorlaufforschung zwingend notwendigen<br />
Erzeugung hoch gepulster<br />
Magnetfelder wiederum liefert die von<br />
RWM-Experten konzipierte und in en-<br />
(Fortsetzung auf Seite 2)<br />
Schutz vor Bedrohung<br />
Als europäisches Systemhaus <strong>für</strong> Landstreitkräfte<br />
bietet Rheinmetall Defence mit Protective Shield<br />
ein Konzept zum Schutz von stationären Einsatzliegenschaften,<br />
<strong>das</strong> sich an verschiedene Einsatzszenarien flexibel<br />
und modular anpassen lässt. Basierend auf Führungs-, Aufklärungs-,<br />
Überwachungs- und Wirksystemen aus dem Technologie-<br />
Portfolio des Düsseldorfer Wehrtechnik-Spezialisten und seiner industriellen<br />
Partner ist die umfassende Vernetzung aller Komponenten<br />
der wesentliche Vorteil des Gesamtsystems – mit Konfigurationen<br />
nach dem Baukastenprinzip (Systemübersicht auf den Seiten 9-12).<br />
Zertifiziert managen<br />
Nichts ist mehr Routine. Alles ist Projekt: die neue<br />
Cabrioklasse, <strong>das</strong> Reformpaket im Gesundheitswesen,<br />
selbst der Kindergeburtstag – die Vokabel „Projekt“<br />
ist in aller Munde und wird mittlerweile inflationär gebraucht.<br />
Die Rheinmetall Defence Electronics GmbH kennt diese Thematik<br />
seit längerem genau: Der Bremer Systemspezialist betreibt – <strong>das</strong><br />
zeigen die Beiträge auf den „Profil“-Seiten 13-15 – seit Jahren <strong>Projektgeschäft</strong>.<br />
Ein Geschäft, <strong>das</strong> die gezielte Qualifizierung von Projektpersonal<br />
und zunehmend auch die Zertifizierung von Projektmanagern<br />
<strong>für</strong> die erfolgreiche Abwicklung von Projekten voraussetzt.<br />
Blick ins Herzstück des neuen Hochfeld-Magnetlabors Dresden des Forschungszentrums Rossendorf (FZR): Zu sehen ist die<br />
rund zehn Millionen € teure Kondensatorbank, die weltweit modernste und größte ihrer Art. Konzipiert worden ist die hochmoderne<br />
kapazitive Energieversorgungsanlage, die eine Energie von 50 Megajoule speichern kann und mit deren Hilfe<br />
Magnetspulen mit sehr hohen und superkurzen Energiepulsen angetrieben werden können, von Experten der RWM GmbH.<br />
Referenzprojekt <strong>für</strong> <strong>das</strong> neue Rheinmetall-Geschäftsfeld „Public Security“<br />
Systemtechnik <strong>für</strong> den Küstenschutz<br />
rds St.-Jean-sur-Richelieu. Gezielte<br />
Kontrolle durch Systemtechnik aus dem<br />
neuen Rheinmetall-Geschäftsfeld „Public<br />
Security“: Der von der Oerlikon Contraves<br />
Inc. (OCC) mit Sitz in St.-Jean-sur-<br />
Richelieu (Kanada – Provinz Québec)<br />
akquirierte Großauftrag umfasst 38<br />
„Distress Calling“-Systeme (DSC), die<br />
zum Schutz der kanadischen und USamerikanischen<br />
Küstenregionen am Atlantik<br />
und am Pazifik ebenso eingesetzt<br />
werden wie auf den beiden Pazifikinseln<br />
Hawaii und Guam sowie in Puerto<br />
Rico. Die kanadische Tochtergesellschaft<br />
von Oerlikon Contraves lieferte<br />
diese DSC-Notrufsysteme vom Typ 911,<br />
die ihrerseits wiederum Teil des welt-<br />
AT<strong>AG</strong>: Grundstein<br />
<strong>für</strong> neues Gebäude<br />
he Neckarsulm. Umfangreiche Baumaßnahmen<br />
am Standort Neckarsulm:<br />
Die KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>)<br />
erweitert ihren Bereich Fertigbearbeitung<br />
um eine zusätzliche Produktionshalle<br />
und schafft damit 100 neue Arbeitsplätze.<br />
Mit einem Investitionsvolumen im<br />
deutlich zweistelligen Millionenbereich<br />
wird die AT<strong>AG</strong> eine 160 Meter lange, zweistöckige<br />
Produktionshalle mit einer<br />
Gesamt-Bruttogeschossfläche von über<br />
16000 Quadratmetern errichten (s. S. 8). Wird bald auch der neue Firmensitz: der moderne Gebäudekomplex der AT<strong>AG</strong>.<br />
Composing: Krapohl - Wirth Foundry Consulting GmbH<br />
weiten maritimen Seenot- und Sicherheitssystems<br />
GMDSS sind (Global<br />
Maritime Distress Safety Systems). Diese<br />
Anlagen ermöglichen es in Not geratenen<br />
Schiffen, Notrufe abzusetzen,<br />
damit Such- und Rettungsmannschaften<br />
schneller Hilfe leisten können. Oerlikon<br />
Contraves liefert die DSC-Kontrollzentren<br />
an Land sowie die Anlagen <strong>für</strong><br />
Funkstationen; darüber hinaus bietet<br />
<strong>das</strong> Unternehmen Training und „Life<br />
Cycle Support“-Dienste an. Die Küstenwachen<br />
der genannten Staaten nutzen<br />
diese Systeme <strong>für</strong> Rettungsaktionen in<br />
Küstengewässern und in den großen<br />
Binnenseen Nordamerikas. Eine wichtige<br />
Ergänzung des DSC-Konzeptes ist<br />
Verstärkte Präsenz<br />
im NAFTA-Raum<br />
he Neckarsulm/Celaya. Der zur<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe gehörende<br />
Geschäftsbereich KS Kolben<br />
hat mit Wirkung vom 3. Februar<br />
2006 von der DESC Automotive<br />
Gruppe (Mexiko City) den kompletten<br />
Bereich Erstausrüstung des mexikanischen<br />
Kolbenherstellers Pistones<br />
Moresa in Celaya (Mexiko) übernommen.<br />
An dem neuen <strong>Kolbenschmidt</strong>-Standort,<br />
der künftig unter<br />
dem Namen „KS de México“ firmie-<br />
<strong>das</strong> automatische Identifizierungssystem<br />
(AIS), <strong>das</strong> Schiffsdaten und genaue<br />
Informationen über die Bewegung<br />
von Schiffen in territorialen Gewässern<br />
überträgt. Derartige Informationen<br />
helfen Häfen und Küstenbehörden,<br />
die jeweilige Situation genauer<br />
zu erfassen, unterstützen Verkehrsmanagementleistungen<br />
und verhindern<br />
Schiffskollisionen. AIS liefert (und<br />
empfängt) zum Beispiel automatisch<br />
Daten unter anderem über die Identität<br />
von Schiffen, deren Typ, Position, Kurs,<br />
Geschwindigkeit sowie Navigationsstatus;<br />
diese Daten gehen an entsprechend<br />
ausgerüstete Landstationen, andere<br />
Schiffe und Flugzeuge (s. S. 3+20).<br />
ren wird, erwirtschaften etwa 200<br />
Mitarbeiter einen Jahresumsatz von<br />
rund 15 Millionen US-Dollar. Das mexikanische<br />
Unternehmen produziert<br />
seit 1956 Otto- und Diesel-Kolben <strong>für</strong><br />
Pkw- und Nutzkraftfahrzeuge-Hersteller<br />
und verfügt über umfangreiche<br />
Kapazitäten, ein langjähriges<br />
Produktions-Know-how sowie alle<br />
Standard-Fertigungstechnologien.<br />
KS de México stellt neben der Erweiterung<br />
der weltweiten Produktionskapazitäten<br />
eine weitere Stärkung<br />
der globalen Marktpräsenz in diesem<br />
Geschäftsbereich der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe<br />
dar.<br />
Foto: Jürgen Lösel / Sächsische Zeitung
Fotos (4)I: Forschungszentrum Rossendorf<br />
Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 1/2006<br />
Im neuen Hochfeld-Magnetlabor des Forschungszentrums Rossendorf wurde jetzt die weltweit modernste und von Experten der<br />
Rheinmetall Waffe Munition GmbH konzipierte Kondensatorbank in Betrieb genommen; damit können Magnetspulen mit sehr<br />
hohen und superkurzen Energiepulsen angetrieben werden. Mit Hilfe der auf unserem Foto gezeigten Spulenwickelmaschine<br />
werden die Magnetfeldspulen in akribischer und relativ zeitaufwändiger Handarbeit gewickelt, die ihrerseits später mit der Energie<br />
der Kondensatorbank angetrieben werden, um in der inneren Bohrung die hohen Magnetfelder <strong>für</strong> unterschiedlichste Forschungsprojekte<br />
zu erzeugen. Die Teilansicht zeigt die Spezialfaser, die zur Verstärkung um die Kupferdrähte herumgewickelt wird.<br />
as in Dresden gelegene<br />
Forschungszentrum<br />
Rossendorf (FZR) betreibtanwendungsorientierteGrundlagenforschung<br />
mit den fachübergreifendenForschungsschwerpunkten<br />
„Struktur der<br />
Materie“, „Lebenswissenschaften“<br />
und „Umwelt + Sicherheit“. Die rund<br />
550 FZR-Mitarbeiter erbringen in diesem<br />
Zusammenhang wichtige, grundlegende<br />
Forschungs- und Entwicklungsbeiträge<br />
zur<br />
★ Aufklärung von Strukturen im nanoskaligen<br />
und subatomaren Bereich<br />
und der darauf beruhenden Eigenschaften<br />
der Materie,<br />
★ frühzeitigen Erkennung und wirksamen<br />
Behandlung von Tumor- und<br />
Stoffwechselerkrankungen als den<br />
dominierenden Gesundheitsproblemen<br />
in der modernen Industriegesellschaft,<br />
★ Verbesserung des Schutzes von<br />
Mensch und Umwelt vor technischen<br />
Risiken.<br />
Im Rahmen der Forschungsaufgaben<br />
werden sechs Großgeräte eingesetzt,<br />
die europaweit einmalige Untersuchungsmöglichkeiten<br />
auch <strong>für</strong><br />
externe Nutzer bieten. Neben dem<br />
neuen Hochfeld-Magnetlabor gehören<br />
dazu die ELBE-Strahlungsquelle<br />
(Elektronen-Linearbeschleuniger <strong>für</strong><br />
Strahlen hoher Brillianz und niedriger<br />
Emittanz zur Erzeugung verschiedener<br />
Sekundärstrahlen) einschließlich<br />
Freie-Elektronen-Laser im IR-Bereich<br />
sowie <strong>das</strong> Ionenstrahlzentrum zur Behandlung<br />
und Untersuchung von Materialoberflächen.<br />
Die Rossendorf-Beamline, zwischen<br />
1996 und 1998 vom FZR an der EuropäischenSynchrotron-Strahlungs-<br />
quelle in Grenoble (Frankreich) aufgebaut,<br />
hat zwei Experimentierplätze,<br />
einen <strong>für</strong> Radiochemie und einen <strong>für</strong><br />
Materialwissenschaften. Der radiochemische<br />
Messplatz ist ausgerüstet<br />
<strong>für</strong> Röntgenabsorptionsspektroskopie<br />
(XAS) hochverdünnter Systeme<br />
und erlaubt die Messung von hauptsächlich<br />
alpha-strahlenden Radionukliden;<br />
mit dieser Einrichtung besaß<br />
die Rossendorf-Beamline lange<br />
Zeit den einzigen XAS-Experimentierplatz<br />
<strong>für</strong> Radionuklide in Europa. Der<br />
materialwissenschaftliche Experimentierplatz<br />
mit einem 6-Kreis-Goniometer<br />
dient der Bestimmung und<br />
Charakterisierung durch Ionenbestrahlung<br />
oberflächenmodifizierter<br />
Schichten und Interfaces mittels Diffraktion<br />
und Reflektometrie. Eine Besonderheit<br />
sind z.B. Untersuchungen<br />
der Texturentwicklung von Magnetron-abgeschiedenen<br />
dünnen Schichten<br />
und nano-kristallinen Materialien<br />
während des Wachstums.<br />
Das PET-Zentrum (Positronen-Emissions-Tomographie)<br />
– ein weiteres<br />
Großgerät – wird als zentrale Versuchsanlage<br />
gemeinsam vom FZR<br />
und vom Universitätsklinikum der<br />
Technischen Universität Dresden <strong>für</strong><br />
die molekulare Bildgebung (Molecular<br />
Imaging) biochemischer Prozesse<br />
sowie in begrenztem Umfang zur Untersuchung<br />
von Patienten genutzt;<br />
<strong>das</strong> Zentrum besteht aus einem dedi-<br />
Die Grundlagenforschung im Fokus<br />
„Mit der im Hochfeld-Magnetlabor<br />
Dresden betriebenen Vorlaufforschung“,<br />
so Institutsdirektor Prof.<br />
Joachim Wosnitza (hier an einer Magnetspule<br />
zur Erzeugung hoher Magnetfelder),<br />
„kann die Mikroelektronikindustrie<br />
zukünftig neue Bauteile mit<br />
noch schnelleren Prozessoren oder höheren<br />
Speicherdichten produzieren“.<br />
zierten Zyklotron, pharmazeutischen<br />
Herstellungslabors und zwei modernen<br />
PET-Tomographen. Zu guter Letzt<br />
ist die so genannte Topflow-Anlage<br />
(Transient Two Phase Flow Test Facility)<br />
zu nennen, ein hochmoderner<br />
Mehrzweck-Thermohydraulik-Versuchsstand.<br />
Das Forschungszentrum Rossendorf<br />
ist mit rund 550 Mitarbeitern <strong>das</strong> größte<br />
Institut der Leibniz-Gemeinschaft<br />
und verfügt über ein jährliches Budget<br />
von rund 54 Millionen €. Hinzu kommen<br />
etwa sieben Millionen € aus nationalen<br />
und europäischen Förderprojekten<br />
sowie aus Verträgen mit der Industrie.<br />
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören<br />
84 außeruniversitäre Forschungsinstitute<br />
und Serviceeinrichtungen<br />
<strong>für</strong> die Forschung. Leibniz-Institute<br />
arbeiten interdisziplinär und<br />
verbinden Grundlagenforschung mit<br />
Anwendungsnähe. Die Leibniz-Institute<br />
haben ein Jahresbudget von mehr<br />
als einer Milliarde € und beschäftigten<br />
rund 13 000 Mitarbeiter, davon etwa<br />
5300 Wissenschaftler. cb/rds<br />
Jüngster Institutsbereich des Forschungszentrums Rossendorf bei Dresden: <strong>das</strong> Hochfeldlabor mit Kondensatorbank.<br />
Konzipiert und installiert von Rheinmetall Waffe Munition<br />
Weltweit größte<br />
Kondensatorbank<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
ger Abstimmung mit Wissenschaftlern<br />
der Rossendorfer Forschungseinrichtung<br />
in Betrieb genommene Kondensatorbank,<br />
die weltweit ihresgleichen<br />
sucht. Denn um ein – <strong>für</strong> derartige Versuche<br />
notwendiges – Magnetfeld mit<br />
der Feldstärke von 100 Tesla (<strong>das</strong> Dreieinhalbmillionenfache<br />
des Erdmagnetfeldes)<br />
zu erreichen, werden eine elektromagnetische<br />
Energie von 50 Megajoule<br />
(MJ) und ein Spitzenstrom von mehreren<br />
hundert Kiloampere (kA) benötigt.<br />
Die modernste und effizienteste Methode,<br />
diese Energie zu speichern und<br />
pulsartig in die Magnetfeldspule zu<br />
übertragen, ist der Einsatz einer Pulsentladungs-Kondensatorbank.<br />
In der<br />
Praxis wird dabei, um ein anschauliches<br />
Beispiel zu nennen, dieselbe Energie<br />
freigesetzt, die beim Abbremsen einer<br />
Diesellok von 150 Stundenkilometern<br />
auf „null“ frei werden würde – und zwar<br />
in dem unglaublich kurzen Zeitraum von<br />
wenigen hundert Millisekunden.<br />
Als Sachsens Ministerpräsident Milbradt<br />
am Nachmittag des 22. Februar<br />
2006 den offiziellen Startknopf des<br />
Hochfeld-Magnetlabors drückte und die<br />
hochmoderne Anlage – wie geplant – ihren<br />
Betrieb aufnahm, fiel der RWM-Mannschaft<br />
um Projektleiter Jürgen Hofmann<br />
„doch schon mehr als nur ein Stein vom<br />
Herzen“. Immerhin hatten der 45-jährige<br />
Diplom-Ingenieur (Elektrotechnik) und<br />
sein in Spitzenzeiten bis zu neunköpfiges<br />
Team viel Zeit und jede Menge Know-how<br />
investiert, um wirklich „ganze Arbeit“ zu<br />
leisten und ein weltweit einmaliges Vorzeigeprojekt<br />
„ans Laufen“ zu bringen.<br />
Hofmann: „Die Planungen <strong>für</strong> die<br />
Energieversorgungsanlage mit unserer<br />
Kondensatorbank begannen im Jahre<br />
2002; seit Anfang 2004 wurde die Anlage<br />
vor Ort im Forschungszentrum<br />
Rossendorf nach und nach installiert.<br />
Alle Systemkomponenten – dazu gehören<br />
im Wesentlichen <strong>das</strong> Eingangsmodul,<br />
<strong>das</strong> Kondensatormodul und <strong>das</strong><br />
Ausgangsmodul – wurden zuvor in Unterlüß<br />
im Verhältnis 1:1 aufgebaut und<br />
auf Herz und Nieren getestet.“<br />
Für Hofmann und seine Fachkollegen<br />
unterstreicht der erfolgreich umgesetzte<br />
FZR-Auftrag gleichzeitig die Kompe-<br />
Herausgeber: Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
Verantwortlich: Peter Rücker<br />
Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />
Anschrift: Redaktion „Das Profil“<br />
Postfach 104261, 40033 Düsseldorf<br />
<strong>das</strong>.profil@rheinmetall-ag.com<br />
tenz, die Rheinmetall auch in diesem<br />
ganz speziellen Marktsegment der<br />
Energieversorgungssystemtechnik besitzt:<br />
„Zum einen wurde <strong>das</strong> Dresdner<br />
Großprojekt in der relativ kurzen Zeit<br />
von nur drei Jahren erfolgreich realisiert.<br />
Zum anderen sollten wir solide<br />
deutsche Ingenieursarbeit leisten, eine<br />
vertraglich festgeschriebene Bedingung<br />
des Auftraggebers – und genau<br />
diesen Nachweis haben wir erbracht.“<br />
Ein weiteres Indiz <strong>für</strong> die gute Arbeit<br />
sieht Jürgen Hofmann, der „ganz besonders<br />
auch die intensive und fruchtbare<br />
Zusammenarbeit mit den Rossendorfer<br />
Wissenschaftlern während der<br />
gesamten Projektzeit“ hervorhebt, in<br />
der zwischenzeitlich erfolgten internationalen<br />
Anerkennung: „Uns liegt<br />
eine Anfrage des Forschungszentrums<br />
Toulouse vor, <strong>das</strong> Interesse an zwei<br />
ähnlichen Modulen zeigt.“ Das ist ein<br />
Kompliment aus berufenem Munde:<br />
Denn in Toulouse arbeitet <strong>das</strong> bisher<br />
größte europäische Hochfeld-Magnetlabor;<br />
die französischen Forscher am<br />
Laboratoire National des Champs Magnetiques<br />
Pulses nutzen eine Konden-<br />
Per ministerialem Knopfdruck in die energetische Zukunft: Sachsens Ministerpräsident<br />
Professor Dr. Georg Milbradt (l) nimmt die weltweit größte und modernste Kondensatorbank<br />
im neuen Hochfeld-Magnetlabor des Forschungszentrums Rossendorf<br />
(FZR) in Dresden offiziell in Betrieb. Mit ihm freuen sich Dr. Peter Joehnk (M.), kaufmännischer<br />
Direktor des FZR, und der Wissenschaftliche Direktor der zur Leibniz-<br />
Gemeinschaft gehörenden Forschungseinrichtung, Professor Bernd Johannsen (r.).<br />
satorbank mit einer Speicherleistung<br />
von lediglich 14 Megajoule.<br />
Die Kompetenz zum Bau derartiger Anlagen<br />
hat sich die RWM GmbH in vielen<br />
Jahren bei militärischen Forschungs- und<br />
Technologiearbeiten zu elektrischen Kanonen,<br />
Laser- und Mikrowellenwaffen erarbeitet.<br />
Dr. Gerd Wollmann, Bereichsleiter<br />
Strahlenwaffen: „Dabei entstanden<br />
portable und stationäre Energieversorgungsanlagen<br />
der unterschiedlichsten<br />
Leistungsklassen, beginnend von einem<br />
Joule mit sehr hohen Wiederholraten<br />
über 100 Kilojoule-Systeme bis hin zur 30<br />
Megajoule-Anlage im Einzelschussbetrieb<br />
auf dem Erprobungszentrum Unterlüß.“<br />
Für den 49-jährigen promovierten<br />
Diplom-Physiker ist <strong>das</strong> Dresdner Großprojekt<br />
denn auch eine wichtige strategische<br />
Referenz: „Die 50 Megajoule-<br />
Anlage am Forschungszentrum Rossendorf<br />
unterstreicht deutlich sichtbar die<br />
Möglichkeit und die Machbarkeit, aus<br />
wehrtechnischen Aufgabenstellungen<br />
und Arbeiten zivile Themen herauszufiltern,<br />
um damit erfolgreich Nischenlösungen<br />
unter Wahrung der wirtschaftlichen<br />
Interessen zu besetzen.“<br />
Drucktermin dieser Ausgabe: 10. März 2006<br />
Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />
Satz: Strack + Storch KG<br />
Gladbacher Straße 15<br />
40219 Düsseldorf<br />
Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH<br />
Juliusstraße 9-21<br />
47053 Duisburg
Das Profil 1/2006 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 3<br />
Public Security als strategisches Geschäftsfeld von Rheinmetall Defence<br />
Systemverbund schafft Sicherheit<br />
dp Ratingen. Das Wort Sicherheit hat in den vergangenen Jahren einen völlig<br />
neuen Klang gewonnen. Innerhalb einer Dekade hat sich die Bedeutung der Sicherheit<br />
von einem rein militärischen Begriff gelöst und wird heute viel stärker als<br />
Schutz vor terroristischer Bedrohung, illegaler Einwanderung und Katastrophen<br />
begriffen. Der eindrucksvollste Beweis da<strong>für</strong> ist die Schaffung des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Heimatschutz in den USA. Rheinmetall trägt diesem Paradigmenwechsel mit<br />
dem neu geschaffenen strategischen Geschäftsfeld „Public Security“ konsequent<br />
Rechnung. Darin fließen sämtliche Kompetenzen des Düsseldorfer Konzerns<br />
rund um <strong>das</strong> Thema „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ zusammen, um auf<br />
diesem Wege neue Marktchancen zu erschließen – Chancen, die sehr gut sind.<br />
ir sind auf vielen<br />
Gebieten ein gefragterAnsprechpartner<br />
in puncto<br />
neuer Sicherheitslösungen“,<br />
sagt<br />
Hugo Wolf, der <strong>das</strong><br />
Geschäftsfeld Public Security bei Rheinmetall<br />
Defence leitet. Und <strong>das</strong> mit gutem<br />
Grund: In seiner neu geschaffenen<br />
Funktion arbeitet Wolf mit allen vier Geschäftsbereichen<br />
von Rheinmetall Defence<br />
zusammen, die unterschiedliche<br />
Leistungen und Systeme in <strong>das</strong> übergreifende<br />
Geschäftsfeld einbringen<br />
können. „Ob aus dem Bereich Landsysteme,<br />
Defence Electronics, Waffe Munition<br />
oder Luftabwehrsysteme – überall<br />
finden wir Know-how aus dem militärischen<br />
und auch zivilen Bereich, <strong>das</strong><br />
sich gewinnbringend <strong>für</strong> unsere neuen<br />
Aufgaben einsetzen lässt“, beschreibt<br />
Wolf die Stärken von Rheinmetall auf<br />
diesem neuen und sich rasch entwickelnden<br />
Markt <strong>für</strong> die öffentliche Sicherheit.<br />
Ein Defence-Systemverbund,<br />
der Sicherheit schafft.<br />
Für Rheinmetall sind fünf Segmente<br />
von großem Interesse: Grenzsicherung,<br />
Schutz von Objekten und Einrichtungen,<br />
maritimer Schutz, Katastrophenschutz<br />
sowie Ausstattung und Training<br />
von Sicherheitskräften. „Wir gehen davon<br />
aus, <strong>das</strong>s Grenzsicherung, Objektschutz<br />
und maritime Sicherheit dabei<br />
die größte Rolle spielen werden“, bekräftigt<br />
Hugo Wolf. Vor allem an der<br />
Grenzsicherung haben die entwickelten<br />
Staaten heute ein vitales Interesse:<br />
Zahlreiche Beispiele rund um den Globus<br />
belegen dies nahezu täglich – so<br />
die Sicherung der Südgrenze der USA,<br />
die Grenzzwischenfälle vor den spanischen<br />
Enklaven in Nordafrika, die immer<br />
wieder strandenden Flüchtlingsboote<br />
an Europas Küsten oder die permanente<br />
Schleusung von Menschen<br />
über die heute weit vorgeschobenen<br />
EU-Ostgrenzen.<br />
Längst ist aus dem Menschenschmuggel<br />
ein lukratives Geschäft geworden,<br />
dem die Regierungen weit im Vorfeld<br />
begegnen müssen. Dazu zählen nicht<br />
nur die östlichen EU-Mitglieder, sondern<br />
auch ihnen vorgelagerte Staaten<br />
oder EU-Beitrittskandidaten. Hinzu<br />
kommen die sich rasch entwickelnden<br />
Staaten des Mittleren Ostens, die sich<br />
vor illegaler Einwanderung schützen<br />
wollen. In allen diesen Regionen stehen<br />
entsprechende Mittel bereit und werden<br />
neue Lösungen gesucht.<br />
„Grenzzäune werden überflüssig“,<br />
umreißt Hugo Wolf die Fähigkeiten von<br />
Rheinmetall bei der Grenzsicherung.<br />
Moderne optische und elektrooptische<br />
Aufklärungssysteme erkunden, ob und<br />
was sich innerhalb des jeweiligen<br />
Grenzabschnittes tut. „So haben die<br />
Grenzschutzkräfte stets ein Bild der La-<br />
Foto: Christoph Schuhknecht<br />
ge hinter der eigentlichen Grenze, <strong>das</strong><br />
sie im Lagezentrum stets aktuell aufbereiten<br />
können. Wir bieten da<strong>für</strong> die nötige<br />
Aufklärungstechnik ebenso an wie<br />
den Aufbau von Lagezentren“, erläutert<br />
der gelernte Diplomkaufmann. Dabei<br />
kommt Rheinmetall die umfangreiche<br />
Kompetenz bei der sicheren elektronischen<br />
Vernetzung der nötigen Sensoren<br />
mit dem Lagezentrum zugute.<br />
Auf diese Weise lassen sich, falls nötig,<br />
rasch Einsatzkräfte <strong>für</strong> die Grenzsicherung<br />
mobilisieren, bevor Unbefugte eine<br />
Grenze erreichen und verletzen.<br />
„Dies ist sicher ein großer Zukunftsmarkt“,<br />
verdeutlicht Wolf.<br />
Das Geschäftsfeld Public Security<br />
kann neben dem breiten Angebot an<br />
optischen und akustischen Sensoren<br />
<strong>für</strong> diese Zwecke über den Geschäftsbereich<br />
Rheinmetall Defence Electronics<br />
(RDE) auch auf <strong>das</strong> luftgestützte<br />
„Opale“-Überwachungssystem zurückgreifen.<br />
Das Leichtflugzeug des österreichischen<br />
Partners Diamond Air kann<br />
zukünftig ohne Pilot fliegen, ist also als<br />
so genanntes UAV-System verwendbar<br />
(UAV: Unmanned Aerial Vehicles). Über<br />
die entsprechenden Aufklärungstechniken<br />
und Datenverbindungen verfügt<br />
<strong>das</strong> Bremer Unternehmen aufgrund<br />
seiner langjährigen Erfahrung auf dem<br />
Gebiet der Drohnen-Technologie („Das<br />
Profil“ 2/2005).<br />
Mit der Zunahme terroristischer Bedrohungen<br />
erhält heute auch der Objektschutz<br />
eine völlig neue Bedeutung.<br />
„Das ist <strong>für</strong> uns <strong>das</strong> zweite große Segment<br />
im Bereich Public Security“, sagt<br />
Hugo Wolf. Symbolträchtige Gebäude<br />
und Verkehrsknotenpunkte sind zu bevorzugten<br />
Zielen von Terrorgruppen geworden.<br />
Dort sind die Opferzahlen,<br />
ökonomischer Schaden und auch die<br />
Medienwirksamkeit am größten. Dies<br />
haben die Anschläge der vergangenen<br />
Jahre deutlich gemacht, die sich zumeist<br />
gegen Menschen richteten.<br />
„Doch auch Einrichtungen der Grundversorgung<br />
wie Gas- und Ölpipelines<br />
oder Wasserleitungen können in politischen<br />
oder terroristischen Konflikten<br />
zur Zielscheibe werden. Wir sind auch<br />
hier schon in Gesprächen mit Interessenten“,<br />
verrät Wolf. Auch auf diesem<br />
Gebiet ist Rheinmetall mit seinem Geschäftsfeld<br />
Public Security bereits aktiv<br />
geworden: Das Unternehmen ist, wie<br />
berichtet („Das Profil“ 2/2005), von<br />
deutschen Kraftwerksbetreibern damit<br />
beauftragt worden, einen hochwirksame<br />
Tarnschutz (z. B. durch passive Nebelwerfer-Schutzsysteme)<br />
<strong>für</strong> Kernkraftwerke<br />
in Deutschland zu installieren.<br />
Durch den Einsatz optischer, elektrooptischer<br />
und akustischer Sensoren<br />
ist eine weiträumige Umfeldaufklärung<br />
bei Versorgungseinrichtungen möglich<br />
– eine wichtige Voraussetzung zur<br />
rechtzeitigen Einleitung von Gegenmaßnahmen.<br />
Für einen umfassenden<br />
Objektschutz bietet sich darüber hinaus<br />
ebenso wie bei der Grenzsicherung<br />
die Installation einer Leitzentrale<br />
an. Im Ernstfall werden in der Leitzentrale<br />
voll- oder halbautomatisierte<br />
Warnmeldungen und Schutzmaßnahmen<br />
ausgelöst, die je Lage und Situation<br />
des Objektes aktiver oder passiver<br />
Natur sein können.<br />
Neben der Sicherheit zu Lande wird<br />
auch der Schutz maritimer Anlagen und<br />
Objekte sowie der Küstengrenzen zunehmend<br />
wichtiger. Dabei sind nicht<br />
nur Angriffe auf Kreuzfahrt-, Öl- und<br />
Gefahrgutschiffe oder deren Entführung<br />
zu realistischen Bedrohungsszenarien<br />
geworden. „Auch der systematische<br />
Umweltschutz gewinnt an Bedeutung,<br />
weil viele Staaten erkennen, <strong>das</strong>s<br />
saubere Meere ihnen die Existenzgrundlage<br />
durch den Schutz der Fischbestände<br />
sichern“, schildert Wolf einen<br />
weiteren Einsatzbereich <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />
neue Geschäftsfeld von Rheinmetall<br />
Defence. Hier lassen sich ebenfalls mit<br />
der Überwachung aus der Luft schnell<br />
und kostengünstig effiziente Lösungen<br />
realisieren.<br />
Was die gezielte Kontrolle maritimer<br />
Grenzen angeht, so kann Rheinmetall<br />
dabei bereits ein erstes erfolgreiches<br />
Großprojekt vorweisen. Auf Basis des<br />
international gültigen ISPS-Codes hat<br />
Rheinmetall bereits umfangreiche Küstenschutzprojekte<br />
in den USA und Kanada<br />
realisiert. Der Großauftrag, der<br />
von der Oerlikon Contraves Inc. im kanadischen<br />
St.-Jean-sur-Richelieu (Provinz<br />
Québec) akquiriert wurde, umfasst<br />
38 so genannte „Distress Calling“-Notrufsysteme,<br />
die entlang der Pazifikund<br />
Atlantikküste der USA und Kana<strong>das</strong><br />
sowie auf Hawaii, auf Guam und in<br />
Puerto Rico installiert sind. In weiteren<br />
Ausbauteilen werden die schiffseigenen<br />
Aufklärungs- und Kommunikati-<br />
Die kanadische Tochtergesellschaft von<br />
Oerlikon Contraves ist der führende<br />
Lieferant von so genannten „Distress<br />
Calling“-Notrufsystemen (DSC) vom Typ<br />
911, die Teil des weltweiten maritimen<br />
Seenot- und Sicherheitssystems (Global<br />
Maritime Distress Safety Systems =<br />
GMDSS) sind. Diese Anlagen ermöglichen<br />
es in Not geratenen Schiffen, Notrufe<br />
abzusetzen, damit Such- und Rettungsmannschaften<br />
schneller Hilfe leisten<br />
können. Küsten-basierte Rettungsdienste<br />
und in der Nähe befindliche<br />
Schiffe werden unmittelbar alarmiert,<br />
wobei letztere gewissermaßen als Relaisstation<br />
<strong>für</strong> die Notruf-Übertragung<br />
genutzt werden. Gibt es diese Möglichkeit<br />
nicht, kann <strong>das</strong> Signal auch über<br />
einen Satelliten übertragen werden.<br />
Ein Defence-Systemverbund, der Sicherheit schafft: Die vier Geschäftsbereiche von<br />
Rheinmetall Defence bringen unterschiedliche Leistungen und Systeme in <strong>das</strong> übergreifende<br />
Geschäftsfeld „Public Security“ ein. Ob Landsysteme, Defence Electronics,<br />
Waffe Munition oder Luftabwehrsysteme – überall findet der Kunde Know-how aus<br />
dem militärischen und auch zivilen Bereich, <strong>das</strong> sich zur Grenzsicherung, zum<br />
Schutz von Objekten und Einrichtungen, zum maritimen Schutz, zum Katastrophenschutz<br />
sowie zu Ausstattung und Training von Sicherheitskräften einsetzen lässt.<br />
onsmittel zu einem Gesamtsystem integriert<br />
und vernetzt – eine der Schlüsselfähigkeiten<br />
von Rheinmetall. Dadurch<br />
ist eine lückenlose Überwachung<br />
aller Bewegungen innerhalb des Küstenbereichs<br />
und der Hafenzugänge<br />
möglich.<br />
Der International Ship and Port Facility<br />
Code ISPS ist von der International<br />
Maritime Organization (IMO) vorgeschrieben<br />
und beschreibt verbindlich<br />
Maßnahmen, Regeln und Abläufe zum<br />
Schutz maritimer Einrichtungen. Selbst<br />
die in den vergangenen Jahren vermehrt<br />
auftretende Plage der Piraterie<br />
auf den Weltmeeren könnte sich mit<br />
Rheinmetall-Technologie ein Stück weit<br />
in den Griff bekommen lassen. Da herkömmliche<br />
Radare die meist kleinen<br />
und leichten Kunststoffboote der Piraten<br />
nicht erfassen, bedürfte es laut<br />
Geschäftsbereichsleiter Hugo Wolf sieht gute Marktchancen: Im neu geschaffenen strategischen Geschäftsfeld „Public Security“<br />
von Rheinmetall Defence fließen sämtliche Kompetenzen rund um <strong>das</strong> Thema „Sicherheit + Gefahrenabwehr“ zusammen.<br />
Wolf einer ausgefeilten Sensor-Technologie<br />
<strong>für</strong> den Nahbereich. „Wir verfügen<br />
mit der Multisensorplattform unseres<br />
Marinegeschützes über eine solche<br />
Technologie“, so der 61-jährige<br />
Defence-Fachmann.<br />
Kommt es zum Äußersten, wie etwa<br />
nach Naturkatastrophen, Unfällen und<br />
Havarien aufgrund technischen oder<br />
menschlichen Versagens oder als Folge<br />
gezielter Anschläge, so ist rasches<br />
Handeln erforderlich. Für den Fall atomarer,<br />
biologischer oder chemischer<br />
Störfälle kann Rheinmetall hochmoderne<br />
ABC-Aufklärungstechniken anbieten.<br />
Das Portfolio reicht von mobilen<br />
Laboren über Erkundungs- und Spezialfahrzeuge<br />
bis hin zu bewährten<br />
Fernhantierungs-Robotiksystemen,<br />
die Bomben entschärfen können.<br />
Als Reaktionsmittel <strong>für</strong> Einsatzkräfte<br />
bieten sich in speziellen Fällen zudem<br />
nicht-letale Wirksysteme an. Rheinmetall<br />
hat eine breite Palette von Irritationsmunition<br />
entwickelt. Diese setzt<br />
Personen kurzzeitig außer Gefecht, ohne<br />
sie zu verletzen. Sie dient der Abschreckung,<br />
aber auch dem Selbstschutz<br />
von Polizei und Streitkräften.<br />
Für die Früherkennung von Scharfschützen<br />
wurde <strong>das</strong> aus dem Defence-<br />
Geschäftsfeld „Protective Shield“ (siehe<br />
„Profil“-Seiten 9-12) bekannte Sniper<br />
Location System weiterentwickelt, <strong>das</strong><br />
ferngesteuert Zieloptiken potenzieller<br />
Angreifer erkennt und lokalisiert.<br />
Entscheidend ist zu guter Letzt, auch<br />
<strong>das</strong> zeigen die Erfahrungen der vergangenen<br />
Jahre, die richtige Reaktion im<br />
Ernstfall. Diese lässt sich in allen erdenklichen<br />
Szenarien in Echtzeit auf<br />
den bewährten Simulatoren von Rheinmetall<br />
trainieren. Für <strong>das</strong> Training von<br />
Sicherheitskräften im Gelände verfügt<br />
Rheinmetall zudem als einziges Unternehmens<br />
weltweit über ein mehr als 50<br />
Quadratkilometer großes Areal am<br />
Standort Unterlüß, auf dem alle Systeme<br />
und Wirkmittel bis hin zum scharfen<br />
Schuss getestet werden können.<br />
Rheinmetall ist im Geschäftsfeld Public<br />
Security also vielfältig aufgestellt, wie<br />
die Beispiele zeigen. Laut Geschäftsbereichsleiter<br />
Wolf hat Rheinmetall „gute<br />
Chancen, im rasant wachsenden Markt<br />
<strong>für</strong> Public Security wesentliche Anteile<br />
zu erringen“. (Lesen Sie dazu auch<br />
„Profil“-Seite 20.)
Seite 4 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 1/2006<br />
Gebündelte Kompetenz und breit gefächertes Instrumentarium: Blick ins hochmoderne Chemielabor am Firmensitz der <strong>Pierburg</strong> GmbH in Neuss, in dem u.a. Kraftstoffproben auf Art und Reinheit analysiert werden.<br />
<strong>Pierburg</strong>-Neuss: Kräftekonzentration nutzt Kunden<br />
Zentrales Messlabor<br />
bündelt die Kompetenz<br />
akn Neuss. Im Zuge der Restrukturierung<br />
und Neuorganisation am Neusser<br />
<strong>Pierburg</strong>-Standort (z.B. Zentralisierung<br />
Prüffeld) sind unlängst die drei Prüfbereiche<br />
Werkstoff- und Bauteilprüfung sowie<br />
dimensionales Messen im neuen<br />
zentralen Messlabor zusammengefasst<br />
und der Abteilung „Zentrale Qualität“ zugeordnet<br />
worden.<br />
„Bedingt durch die standortspezifische<br />
historische Entwicklung am Firmensitz<br />
in Neuss – hier <strong>das</strong> Verwaltungsgelände<br />
mit den Zentralbereichen an der<br />
Alfred-<strong>Pierburg</strong>-Straße, dort die Produktion<br />
an der Düsseldorfer Straße – entstanden<br />
in der Vergangenheit zwei räumlich<br />
getrennte Prüflabore <strong>für</strong> die Arbeitsgebiete<br />
Werkstoff- und Komponentenprüfung“,<br />
erläutert Achim Brömmel, der<br />
seit Anfang November 2005 die Hauptabteilung<br />
„Zentrales Qualitäts- und Umweltmanagement“<br />
leitet. „Im Rahmen einer<br />
organisatorischen Straffung dieser<br />
Laborbereiche sowie mit Blick auf <strong>das</strong><br />
neue Customer-Center an der Alfred-<strong>Pierburg</strong>-Straße<br />
sollte ein Laborbereich entstehen,<br />
der in unmittelbarer Nähe und<br />
damit in direkter Erreichbarkeit der internen<br />
Kunden liegt. Deshalb haben wir die<br />
neu entstandenen Werkstofflabore inklusive<br />
des hochmodernen Chemielabors<br />
räumlich in <strong>das</strong> Prüffeld der zentralen<br />
Entwicklung eingebettet.“<br />
Entstanden ist <strong>das</strong> Zentrale Messlabor<br />
(ZM) – ein Zentrum, <strong>das</strong> nunmehr alle<br />
wichtigen Messkompetenzen (nicht nur<br />
räumlich) bündelt und somit eine gesamtheitliche<br />
Betrachtung bei Prüfaufträgen<br />
ermöglicht. Durch die Zusammenfassung<br />
diverser Labore und die damit<br />
neue, örtliche Nähe zu den vor allem internen<br />
Kunden wird die eigentliche Arbeit<br />
nun deutlich effizienter gestaltet. Zu<br />
den firmeninternen ZM-Kunden zählen<br />
zum Beispiel der zentrale Einkauf, die<br />
zentrale Vorentwicklung, die zentralen<br />
Entwicklungs- und Versuchsabteilungen,<br />
die fünf neugeschaffenen Business<br />
Units, die Qualitätsabteilung der deutschen<br />
und ausländischen Werke sowie<br />
die zentrale Gewährleistung.<br />
„Zu unseren Arbeitsschwerpunkten gehören<br />
zum einen die Prüfung und die Erprobung<br />
von Produkten und Komponenten<br />
in allen Entwicklungsphasen, zum<br />
anderen serienbegleitende Untersuchungen“,<br />
erklärt Dipl.-Ing. Sven Wage-<br />
n neuen und zum Teil deutlich vergrößerten<br />
Räumlichkeiten präsentieren<br />
sich die modernen Labore<br />
des zentralen Messlabors der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH in Neuss. Seit Ende<br />
2005 befinden sich die Labore der<br />
Werkstoff- und Bauteilprüfung gebündelt<br />
auf dem Gelände an der Alfred-<strong>Pierburg</strong>-Straße;<br />
der bereits optimal<br />
ausgestattete Bereich „Dimensionales<br />
Messen“ hat sein Domizil auf<br />
dem Produktionsgelände an der Düsseldorfer<br />
Straße behalten. Insgesamt<br />
zehn hoch qualifizierte Mitarbeiter unter<br />
der Leitung von Dipl.-Ing. Sven Wagener<br />
bearbeiten flexibel die unterschiedlichsten<br />
Mess- und Prüfaufträge.<br />
Das zentrale Messlabor besteht<br />
aus drei Bereichen, die im Folgenden<br />
näher vorgestellt werden.<br />
★ Werkstoffprüfung: Diesem Bereich<br />
stehen zwei Materialprüflabore (<strong>für</strong><br />
Metalle und Kunststoff) und ein modernes,<br />
räumlich deutlich vergrößertes<br />
Chemielabor zur Verfügung. Die Labore<br />
dienen der Werkstoffidentifikation,<br />
ner, der seit 1. November vergangenen<br />
Jahres die Abteilung „Zentrale Qualität<br />
Messlabor“ kommissarisch leitet: „Je<br />
früher wir als Messlabor dabei in den<br />
Entwicklungsprozess eingebunden sind,<br />
um so besser. Durch die vielfältigen<br />
Mess- und Prüfmöglichkeiten, die uns<br />
zur Verfügung stehen, sowie die langjährige<br />
Erfahrung können wir sehr früh im<br />
Entwicklungsprozess mögliche Konstruktions-,<br />
Werkstoffauswahl-, Werkstoffbehandlungs-<br />
und Fertigungsfehler<br />
erkennen und sind in der Lage, die entsprechenden<br />
Fachabteilungen konstruktiv<br />
zu unterstützen.“<br />
Das zentrale Messlabor mit seinen insgesamt<br />
zehn Mitarbeiten besteht aus<br />
drei Bereichen: Werkstoffprüfung, Bauteil-<br />
bzw. Komponentenprüfung und Dimensionales<br />
Messen, die die unterschiedlichsten<br />
Prüfaufträge flexibel und<br />
auf hohem fachlichen Niveau bearbeiten.<br />
So unterstützt beispielsweise die<br />
Bauteilprüfung mit ihren Messmethoden<br />
ganz konkret den Konstrukteur in seiner<br />
Entwicklungsarbeit.<br />
„Um dem Konstrukteur die Auslegung,<br />
Anbindung oder <strong>das</strong> Verhalten seines<br />
Bauteils dazulegen, stehen moderne Zug-<br />
Druck-Prüfmaschinen mit bis zu 50 kN<br />
Zugkraft zur Verfügung“, erklärt Maschinenbautechniker<br />
Peter Schlabs. Mittels<br />
Accrat-Analyse-Messsystem kann zum<br />
Beispiel geprüft werden, ob eine Schraubverbindung<br />
ordnungsgemäß funktioniert.<br />
Da<strong>für</strong> wird – neben Drehmoment und<br />
Drehwinkel – auch die Vorspannkraft gemessen.<br />
Diese Bewertung ist wesentlich<br />
genauer und aussagekräftiger als die Festlegung<br />
nur nach dem Drehmoment.<br />
Schlabs weiter: „Zu unserer täglichen<br />
Arbeit zählt ferner die Elastomer-Untersuchung.<br />
Wir überprüfen Elastomere (elastische<br />
Kunststoffe) auf ihre Medienbestän-<br />
Sven Wagener: Haben Kräfte konzentriert.<br />
Ermittlung der Werkstoffeigenschaften<br />
und zur Klärung von Bauteilausfällen<br />
(z.B. Beurteilung von Brüchen, Verschleißzuständen,<br />
Korrosionsschäden,<br />
Wärmebehandlungsfehlern). Dabei liefert<br />
die Werkstoffprüfung objektive<br />
Kennwerte, die <strong>das</strong> Werkstoffverhalten<br />
in Überlagerung von mechanischen,<br />
thermischen oder chemischen Beanspruchungen<br />
beschreiben.<br />
In den beiden Materialprüflaboren –<br />
wesentlich organisiert durch die sehr<br />
erfahrene Werkstofftechnikerin Andrea<br />
Hensel – werden mittels Metallographie<br />
(optische Untersuchung einer Metallprobe<br />
zur qualitativen und quantitativen<br />
Beschreibung des Gefüges) und<br />
Mikroskopie Prüfungen durchgeführt,<br />
die zum einen als Nachweis der geforderten<br />
Qualitätseigenschaften dienen<br />
und zum anderen zur Aufklärung von<br />
war befinden sich die Räumlichkeiten<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> dimensionale<br />
Messen an der Düsseldorfer<br />
Straße, sie sind somit<br />
vom neuen zentralen Messlabor<br />
örtlich getrennt. Doch inhaltlich<br />
ist dieser zentrale Messraum, der von<br />
Dipl.-Ing. Ralf Gatzweiler koordiniert<br />
wird, aus dem Bereich „Zentrale Qualität“<br />
bei <strong>Pierburg</strong> nicht wegzudenken.<br />
Denn die hier genutzte Messtechnik<br />
ist als Qualitäts-Werkzeug <strong>für</strong><br />
die Entwicklung und zur Herstellung<br />
von hochwertigen Produkten <strong>für</strong> die<br />
Automobilindustrie unverzichtbar.<br />
Im zentralen Messraum kommen <strong>für</strong><br />
<strong>das</strong> dimensionale Messen diverse Präzisionsmessgeräte<br />
von namhaften Systemherstellern<br />
(z.B. Leitz, Zeiss und<br />
Perthen-Mahr) zum Einsatz.<br />
An diversen Maschinen werden Regelgeometrien<br />
(Abstände, Winkel),<br />
digkeit hin. Dabei werden Änderungen<br />
der Dimension, Zugfestigkeit, Reißdehnung<br />
sowie Volumenzunahme ermittelt.<br />
Untersuchungen zum so genannten<br />
Druckverformungsrest (dieser gibt den<br />
Anteil an bleibender Verformung nach<br />
lang andauernder konstanter Druckverformung<br />
bei vorgegebener Temperatur<br />
an; je kleiner der Wert, desto besser ist<br />
<strong>das</strong> Elastomer <strong>für</strong> die Dichtung geeignet)<br />
und zur Kältebeständigkeit vervollständigen<br />
die Elastomer-Untersuchung. Die ermittelten<br />
Daten helfen dem Konstrukteur<br />
ganz gezielt, rechtzeitig <strong>das</strong> richtige Elastomer<br />
auszuwählen und eine exakte Vorgabe<br />
<strong>für</strong> den Zulieferer dieses chemischen<br />
Produktes zu erstellen.“<br />
Neben der Messung von Entwicklungsmustern<br />
(so genannte A-, B- und C-Muster)<br />
und Erstmusterprüfungen an Kaufteilen<br />
– <strong>das</strong> sind Bauteile, die <strong>Pierburg</strong> von<br />
einem externen Lieferanten bezieht –<br />
finden auch regelmäßig serienbegleiten-<br />
Schadensfällen beitragen. In speziellen<br />
Fällen (z.B. beim Einsatz eines<br />
Rasterelektronenmikroskops) wird in<br />
den Laboren der Salzgitter Mannesmann<br />
Forschung GmbH (SZMF) oder<br />
der Uni Duisburg eine EDX-Analyse<br />
(Energiedispersive Röntgenfluoreszenz-Analyse)<br />
vorgenommen, die eine<br />
Bestimmung der metallischen Legierungselemente<br />
und deren Gehalte er-<br />
möglicht und durch eine extrem hohe<br />
Auflösung u.a. zur schnellen, zerstörungsfreien<br />
Werkstoffidentifikation<br />
dient. Zur Werkstoffbestimmung werden<br />
auch diverse thermische Analyseverfahren<br />
eingesetzt, mit denen z.B.<br />
Schmelzpunkt, Glasübergangsbereich,<br />
thermische Beanspruchung, Wärmeformbeständigkeit<br />
oder Gewichtsänderungen<br />
in Abhängigkeit von Temperatur<br />
und Zeit gemessen werden können.<br />
Form- und Lagetoleranzen (Symmetrie,<br />
Rundheit, Zylinderform), Oberflächengüte<br />
und Lauftoleranzen (Rundlauf,<br />
Planlauf) gemessen. Das Herzstück<br />
des Bereichs sind die hochpräzisen3D-Koordinatenmessmaschinen,<br />
die auch Untersuchungen von<br />
großen Bauteilen mit größeren Abmessungen<br />
zulassen.<br />
Zum Messprinzip: Koordinatenmessgeräte<br />
erfassen die dreidimensionale<br />
Geometrie eines Bauteils.<br />
Über <strong>das</strong> Abtasten der Bauteilgeometrie<br />
mittels Sensortastkopf wird die genaue<br />
Position von zu prüfenden Zeichnungsmerkmalen<br />
gemessen – jeder<br />
Messpunkt wird also mit seinen kartesischen<br />
x-, y- und z-Koordinaten ermit-<br />
de Untersuchungen statt. Zum Alltag des<br />
Messlabors gehören zudem die Schadensanalyse<br />
und -rückverfolgung. Gerade<br />
in diesen eher heiklen Fällen ist <strong>das</strong><br />
Messlabor gefragt, um die Frage nach<br />
der Ursache des Produktausfalls zu klären.<br />
Im Fokus steht dabei dann <strong>für</strong> alle<br />
Beteiligten vor allem die Aufgabe, wie<br />
der aufgetretene Fehler bzw. Schaden zukünftig<br />
vermieden werden kann. „Neben<br />
reinen Mess- und Untersuchungsdienstleistungen<br />
begleiten wir unsere internen<br />
Kunden auch fachlich bei Problemstellungen.<br />
So unterstützen wir beispielsweise<br />
bei der Materialauswahl in der Entwicklungsphase<br />
eines Produkts mit.“<br />
Zudem sei hier insbesondere die „Kooperation<br />
mit der zentralen Gewährleistung<br />
erwähnt“, so Wagener, der bis vor<br />
kurzem Gruppenleiter der Werkstoffprüfung<br />
und Akustik war: „Diese Zusammenarbeit<br />
ist durch einen sehr regen<br />
und vor allem offenen Informationsaus-<br />
Im neuen Chemielabor untersucht<br />
Chemotechnikerin Ranka Lubarda z.B.<br />
Kraft- und Schmierstoffproben auf Art<br />
und Reinheit oder führt Partikelanalysen<br />
metallischer und polymerer Werkstoffe<br />
zwecks Element- und Füllstoffbestimmung<br />
durch.<br />
Weiterhin werden Analysen zur Untersuchung<br />
chemischer Einflüsse durchgeführt:<br />
unterschiedlichste Substan-<br />
Breit gefächertes Mess-Instrumentarium<br />
zen, Medien und Werkstoffe werden<br />
untersucht und auf ihre chemische Zusammensetzung<br />
hin überprüft. Zum<br />
Einsatz kommen dabei analytische Verfahren<br />
wie AAS- und FTIR-Spektrometrie,<br />
DC-Chromatografie, Photometrie,<br />
Gravimetrie und Nasschemie.<br />
★ Bauteil- bzw. Komponentenprüfung:<br />
Beanspruchungsgerechtes Gestalten<br />
und Dimensionieren von Bauteilen bzw.<br />
Systemen bei gleichzeitiger Optimie-<br />
telt. Diese ermittelten Punkte werden<br />
mittels Computerprogramm ausgewertet<br />
und als vollständiges Messergebnis<br />
ausgegeben. Neben Längen<br />
können somit auch Lagen, Formen<br />
und Winkel erfasst werden. Enorm ist<br />
die Genauigkeit der Messung: Die maximal<br />
mögliche Messunsicherheit<br />
liegt bei nur einem tausendstel Milli-<br />
Unverzichtbare Werkzeuge<br />
meter. Zum Vergleich: Ein menschliches<br />
Haar ist fünfzig Mal dicker!<br />
Keine noch so anspruchsvolle messtechnische<br />
Herausforderung ist dem<br />
hoch motivierten Spezialistenteam zu<br />
kompliziert: Ulrich Bruderreck, Karl-<br />
Heinz Stevens und Hans-Joachim<br />
Müller finden immer die richtige<br />
(Mess-)Lösung. akn<br />
Mess-Alltag: Techniker Peter Schlabs (l.) und sein <strong>Pierburg</strong>-Kollege Rolf Schnakenberg bei der Ermittlung von Abzugskräften der<br />
Lageraufnahmen eines Klappenrahmens. Hier wird konkret die Klebeverbindung zwischen Lagerbock und -aufnahme geprüft.<br />
tausch gekennzeichnet. Das muss auch<br />
so sein: Schließlich haben wir es beim<br />
Stichwort Gewährleistung mit einem<br />
sehr sensiblen Thema zu tun – es geht in<br />
der Regel um Fehlfunktionen von Bauteilen<br />
oder Systemen. Deshalb ist auch die<br />
wechselseitige Unterstützung bei der<br />
Problemlösung oberstes Gebot. Wir stellen<br />
uns gemeinsam dem Kunden und offerieren<br />
ihm Problemlösungen.“<br />
Mit Blick auf die Zukunft soll <strong>das</strong> zentrale<br />
Messlabor weitere wichtige Aufgaben<br />
übernehmen. So ist zum Beispiel der im<br />
so genannten Produktfreigabeprozess<br />
durchzuführende Erstmusterprüfbericht<br />
<strong>für</strong> die Firmenstandorte Neuss und Nettetal<br />
im Gespräch. Weiterhin hat man zum<br />
Ziel, <strong>das</strong> alle A- und B-Muster aus dem<br />
Musterbau einer Gegenmessung durch<br />
<strong>das</strong> Messlabor unterzogen werden. Und<br />
noch ein wenig in der Ferne, aber deshalb<br />
nicht aus den Augen zu verlieren, ist die<br />
Anstrebung einer eigenen Zertifizierung.<br />
rung der fertigungstechnischen Parameter<br />
wird bei dem durch zunehmenden<br />
Kostendruck geprägten Wettbewerb immer<br />
wichtiger. Mit ihren äußerst präzisen<br />
Komponenten- bzw. Bauteilprüfungen<br />
hinsichtlich Funktion und Festigkeit<br />
unterstützen die hoch qualifizierten Mitarbeiter<br />
dieses Bereichs ihre Kollegen in<br />
den diversen <strong>Pierburg</strong>-Entwicklungsabteilungen<br />
bei der Suche nach optimalen<br />
technischen Problemlösungen. Das gemeinsame<br />
Ziel ist dabei klar abgesteckt:<br />
Es heißt, Entwicklungszeiten und Kosten<br />
zu reduzieren. Zum Einsatz kommen<br />
dabei diverse Spezialvorrichtungen in<br />
Kombination mit der Zug-/Druckprüfmaschine<br />
oder Messsysteme, die <strong>das</strong><br />
Drehmoment, den Drehwinkel und die<br />
Vorspannkraft messen. Weiterhin werden<br />
Dauerfunktionsprüfungen unter<br />
Simulation realer Einsatzbedingungen<br />
durchgeführt, um zum Beispiel die<br />
Funktionsfähigkeit oder <strong>das</strong> Verschleißverhalten<br />
von beweglichen<br />
Bauteilen bei wiederholten Belastungen<br />
zu prüfen und zu testen. akn<br />
Fotos (3): Ariane Gehlert
Das Profil 1/2006 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 5<br />
<strong>Pierburg</strong>: Eigenes<br />
Werk in Brasilien<br />
he Nova Odessa. Bereits seit einigen<br />
Jahren ist der Automobilzulieferer <strong>Pierburg</strong><br />
auch in Brasilien mit einer Produktion<br />
vor Ort und stellt <strong>für</strong> inländische<br />
Kunden sowie <strong>für</strong> den nordamerikanischen<br />
Markt Öl- und Wasserpumpen<br />
her. Derzeit sind die 53 Mitarbeiter<br />
der <strong>Pierburg</strong> do Brazil als Gäste im Produktionsgebäude<br />
der Schwestergesellschaft<br />
KS Bronzinas untergebracht.<br />
Dies wird sich künftig ändern, denn<br />
<strong>Pierburg</strong> baut auf dem insgesamt rund<br />
Munition im<br />
Großkaliber<br />
oho Düsseldorf. Neue Aufträge <strong>für</strong><br />
Großkaliber-Munition im Wert von rund<br />
79 Millionen € hat die Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
in der Türkei und in den Niederlanden<br />
akquiriert. Beide Aufträge unterstreichen<br />
erneut die technologische Spitzenstellung<br />
Rheinmetalls auf dem Feld<br />
der Großkaliberwaffen und der dazugehörigen<br />
Munition.<br />
In Verbindung mit der Länderabgabe<br />
von 298 Leopard-2-Kampfpanzern aus<br />
Beständen der Bundeswehr an die türkischen<br />
Streitkräfte ist Rheinmetall Defence<br />
bereits im vergangenen Dezember<br />
damit beauftragt worden, insgesamt<br />
rund 15 000 Stück Munition im<br />
Kaliber 120 mm (KE-Munition des Typs<br />
DM 63 mit zugehörigen Übungspatro-<br />
400 000 Quadratmeter großen und in<br />
direkter Nähe der Millionenstadt Campinas<br />
gelegenen Gruppenareal eine eigene<br />
Produktionsstätte. Noch in diesem<br />
Frühjahr – die entsprechende<br />
Jahreszeit vor Ort ist dann Herbst –<br />
wird die gut 100 Kilometer nordwestlich<br />
von São Paulo gelegene Gießerei<br />
und Fertigung <strong>für</strong> Öl- und Wasserpumpen<br />
bezugsfertig und einsatzbereit<br />
sein. Dazu Rainer von Siegert, Chef der<br />
<strong>Pierburg</strong> do Brasil: „Mit dieser neuen<br />
Produktionshalle mit Druckgießerei<br />
können wir klare Kostenvorteile realisieren<br />
und erhöhen nachhaltig unsere<br />
internationale Wettbewerbsfähigkeit.“<br />
nen) zu liefern. Der Auftragswert beläuft<br />
sich auf rund 46 Millionen €. Die<br />
Lieferung ist <strong>für</strong> den Zeitraum Juli 2006<br />
bis Juni 2007 vorgesehen.<br />
Dabei handelt es sich um eine so genannte<br />
Wuchtmunition auf Wolfram-<br />
Basis, die aufgrund ihres neuen temperatur-unabhängigen<br />
Pulvers ohne Einschränkungen<br />
zur Verwendung auch in<br />
extremen Klimazonen geeignet ist.<br />
Nachdem die Bundeswehr sich als<br />
wichtiger Referenzkunde im Sommer<br />
2005 zur Beschaffung dieser neuen<br />
Munition entschieden hat, stellt der<br />
vorliegende Auftrag den Durchbruch im<br />
internationalen Umfeld dar. Ein Marktpotenzial<br />
wird in rund zwanzig Staaten<br />
gesehen, deren Streitkräfte Kampfpanzer<br />
mit der 120mm-Großkaliber-Technologie<br />
von Rheinmetall nutzen.<br />
Im Artilleriebereich von großer Bedeutung<br />
ist ein Auftrag der Streitkräfte<br />
Defence ordnet<br />
die Führung neu<br />
dp Düsseldorf. Der Unternehmensbereich<br />
Defence der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
(Düsseldorf) hat mit Wirkung vom 1.<br />
Januar 2006 eine Änderung in der<br />
Führung vorgenommen. Detlef Moog,<br />
Mitglied des Bereichsvorstands von<br />
Rheinmetall Defence und verantwortlich<br />
<strong>für</strong> den Geschäftsbereich<br />
Waffe Munition, hat auch den Vorsitz<br />
in der Geschäftsführung der<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH mit<br />
Sitz in Kiel übernommen.<br />
des Königreichs Niederlande, die sich<br />
als Erstkunde <strong>für</strong> <strong>das</strong> neu entwickelte<br />
und von der Bundeswehr qualifizierte<br />
Geschoss des Typs Rh 40 DM 131 entschieden<br />
haben. Nicht nur wegen seiner<br />
Reichweite von mehr als 40 Kilometern,<br />
sondern auch durch die Verwendung<br />
eines insensitiven Sprengstoffes<br />
markiert diese 155mm-Munition<br />
weltweit die technologische Spitze<br />
bei Artilleriegeschossen.<br />
Der Auftrag hat ein Volumen von<br />
rund 33 Millionen € und umfasst<br />
10 000 Geschosse sowie 67000 dazugehörige<br />
weiterentwickelte und<br />
ebenfalls von der Bundeswehr qualifizierte<br />
Module DM 92 des Treibladungssystems<br />
MTLS. Die Lieferung<br />
wird bis Ende 2007 abgeschlossen.<br />
Die Niederlande beschaffen diese<br />
Munition (Geschosse und MTLS) im<br />
Rahmen ihrer Beschaffung der Panzerhaubitze<br />
2000.<br />
Die Leitung der Geschäftsbereiche<br />
Air Defence und Defence Electronics<br />
wurde unter die einheitliche Vorstandsverantwortung<br />
von Heinz Dresia<br />
gestellt, der bisher im Vorstand<br />
von Rheinmetall Defence den Geschäftsbereich<br />
Defence Electronics<br />
vertreten hat. Dresia ist Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Rheinmetall<br />
Defence Electronics GmbH<br />
(Bremen).<br />
Der Produktbereich Air Defence und<br />
die Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> in Zürich<br />
(Schweiz) werden seit dem 1. Januar<br />
2006 durch Bodo Garbe geführt, der<br />
zuletzt den Bereich Schutzsysteme<br />
der Rheinmetall Waffe Munition<br />
GmbH geleitet hat.<br />
Gert Winkler (61), Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung der Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH (Kiel), ist mit<br />
Wirkung zum 31. Dezember 2005<br />
nach über 40-jähriger Unternehmenszugehörigkeit<br />
in den Ruhestand<br />
getreten. Gleichzeitig beendete<br />
er seine Tätigkeit als Mitglied im<br />
Bereichsvorstand der Defence-Sparte<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong>, in der er die<br />
Verantwortung <strong>für</strong> den Geschäftsbereich<br />
Landsysteme innehatte. Er wird<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> Unternehmen in beratender<br />
Funktion tätig bleiben.<br />
Die neue R-Klasse von Mercedes-Benz: Die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe liefert <strong>für</strong> diese Modellreihe unter anderem Magnesiumschaltsaugrohr, Leichtbaukolben sowie Gleitlager und Lagerschalen.<br />
Mercedes-Benz ergänzt die Modellpalette mit einem Grand Sports Tourer<br />
Auch die neue R-Klasse<br />
fährt mit KSPG-Technik<br />
akn Neuss/Neckarsulm. Mercedes-<br />
Benz ergänzt seine Modellpalette um<br />
die neue R-Klasse. Die R-Klasse – ist es<br />
ein Van, ein Kombi oder gar Geländewagen?<br />
Nein, es ist ein so genannter<br />
Grand Sports Tourer – dahinter verbirgt<br />
sich ein Sechssitzer mit großzügigen<br />
Platzverhältnissen. Die neue Modellreihe<br />
von Mercedes ging im Oktober<br />
2005 zunächst auf dem nordamerikanischen<br />
Markt an den Start und ist nun<br />
auch in Europa erhältlich.<br />
Die drei Begriffe, die den neuen Mercedes-Benz<br />
beschreiben, sollen auch<br />
seine Merkmale verdeutlichen:<br />
★ Grand steht <strong>für</strong> Größe, Platzangebot<br />
und Funktionalität;<br />
★ Sports symbolisiert Dynamik, Leistungsbereitschaft<br />
und Fahr-Erlebnis;<br />
★ Tourer kennzeichnet die Qualitäten<br />
eines bequemen Reisewagens auf langen<br />
Strecken.<br />
Mit diesem neuartigen Fahrzeugkonzept<br />
versucht Mercedes, die Vorteile<br />
bekannter Fahrzeugkategorien wie Limousine,<br />
Kombi, Van und „Sport Utility<br />
Vehicle“ zu einem neuen, eigenständigen<br />
Charakter zu vereinen. Nachdem<br />
die Studie „Vision GST“ im Jahr 2002<br />
erstmals der Öffentlichkeit präsentiert<br />
wurde, entstand innerhalb von nur drei<br />
Jahren aus einem Konzeptfahrzeug <strong>das</strong><br />
Serienautomobil.<br />
Für dynamischen Fahrspaß und hohen<br />
Langstreckenkomfort sorgen kraftvolle<br />
Motoren, deren Leistungsspektrum<br />
von 165 kW/224 PS bis 225<br />
kW/306 PS reicht und um die sich erneut<br />
zahlreiche <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Produkte<br />
gesellen. Darunter sind<br />
zwei laufruhige Benziner – R 350 und R<br />
500, die einen Sechs- bzw. Achtzylinder-V-Motor<br />
mit 272 bzw. 306 PS (200<br />
bzw. 225 kW) unter der Haube tragen –<br />
und der neue V6-Dieselmotor von Mercedes-Benz.<br />
Mit an Bord des R-350-6-Zylinder-<br />
Benzinmotors ist die <strong>Pierburg</strong> GmbH:<br />
Im Ansaugtrakt kommt ein zweistufiges<br />
Magnesiumschaltsaugrohr, <strong>das</strong> bereits<br />
in der S-Klasse von Mercedes mitfährt<br />
und <strong>das</strong> am Standort Nettetal gefertigt<br />
wird, zum Einsatz. Mithilfe des in bewährter<br />
Magnesiumtechnik hergestellten<br />
Saugmoduls lässt sich die Luftzufuhr<br />
des Motors je nach Last und Drehzahl<br />
variieren.<br />
Die KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH liefert<br />
sowohl den 5,0l- als auch den 5,5l-<br />
Leichtbaukolben vom Typ LiteKS <strong>für</strong><br />
den V8-Motor der R-Klasse. Der ausschließlich<br />
in Neckarsulm produzierte<br />
Kolben zeichnet sich durch eine verbesserte<br />
Dauerfestigkeit aus – bei<br />
gleichzeitig deutlicher Gewichtsreduktion.<br />
Im neu entwickelten Sechszylinder-<br />
Dieselmotor R 320 CDI mit Common-<br />
Rail-Direkteinspritzung der dritten Generation<br />
sorgen die verschiedenen<br />
Produkte der KS Gleitlager GmbH <strong>für</strong><br />
einen reibungslosen Ablauf unter der<br />
Motorhaube. Vom Gleitlager-Standort<br />
in Papenburg stammen die Hauptlager-<br />
(pro Motor werden 8 Hauptlagerschalen<br />
benötigt) sowie die Pleuellagerschalen<br />
(pro Motor 12 Pleuellagerschalen).<br />
Am Firmensitz in St. Leon-Rot werden<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> 224 PS starke Sechszylinder-Dieseltriebwerk,<br />
<strong>das</strong> den R 320 CDI<br />
in 8,8 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer<br />
beschleunigt und eine<br />
Höchstgeschwindigkeit von 222 km/h<br />
ermöglicht, Anlaufscheiben (4 je Motor)<br />
und Pleuelbuchsen (6 je Motor) gefertigt.<br />
Alle in der neuen R-Klasse eingesetzten<br />
Gleitlager – ob aus Stahl-Aluminium-,<br />
Stahl-Bronze- oder Stahl-Messing-Verbundwerkstoffen<br />
– unterliegen<br />
enormen Belastungen. Es kommt also<br />
auf die richtige Werkstoffauswahl, die<br />
optimale Lagerauslegung und die<br />
hochpräzise Fertigung an, damit die<br />
Lager den sehr hohen Beanspruchungen<br />
in den modernen Dieselmotoren<br />
gewachsen sind.<br />
Die am stärksten belasteten Lagerhälften<br />
sind deshalb mit gesputterten<br />
– also über ein spezielles PVD-Verfahren<br />
abgeschiedenen – Gleitschichten<br />
versehen. Diese Schichten zeichnen<br />
sich neben der hohen Belastbarkeit<br />
durch sehr gute Gleiteigenschaften<br />
aus; sie wurden speziell <strong>für</strong> die Anwendung<br />
in diesem Motor entwickelt.<br />
In den kommenden Monaten wird direkt vor dem bisherigen Verwaltungsgebäude<br />
an der Karl-Schmidt-Straße in Neckarsulm ein weiteres Bürogebäude entstehen,<br />
<strong>das</strong> über einen lichten Atriumhof mit dem bisherigen Vorstandsgebäude verbunden<br />
wird. Die geplante Bauzeit <strong>für</strong> <strong>das</strong> neue Customer Center beträgt rund ein Jahr.<br />
Spatenstich <strong>für</strong><br />
Customer Center<br />
he Neckarsulm. Mit dem ersten<br />
Spatenstich gab der Vorstand der<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> am 17.<br />
Januar 2006 den Startschuss <strong>für</strong><br />
den Bau des neuen Customer Centers<br />
am Automotive-Standort Neckarsulm.<br />
In den kommenden Monaten<br />
wird direkt vor dem bisherigen<br />
Verwaltungsgebäude an der<br />
Karl-Schmidt-Straße ein weiteres<br />
Bürogebäude entstehen, <strong>das</strong> über<br />
einen lichten Atriumhof mit dem<br />
bisherigen Vorstandsgebäude verbunden<br />
wird. Die geplante Bauzeit<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> Customer Center beträgt<br />
rund ein Jahr.<br />
Architektonisch setzt der Neubau<br />
einen neuen optischen Akzent entlang<br />
der Gottlieb-Daimler-Straße als<br />
zentraler Verkehrsachse in Neckarsulm<br />
und trägt so dazu bei, <strong>das</strong> Erscheinungsbild<br />
des Unternehmens<br />
weiter abzurunden. Dabei ergänzt es<br />
den vorhandenen Verwaltungsbau,<br />
ohne ihn optisch zu übertrumpfen,<br />
und schafft gleichzeitig den benötigten<br />
zusätzlichen Raum <strong>für</strong> Büros und<br />
Besprechungszimmer.<br />
Das neue Customer Center wird<br />
künftig <strong>für</strong> Kunden der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
der zentrale<br />
Empfang und repräsentativer Zugang<br />
zu den am Standort ansässigen Gesellschaften<br />
werden. Der reine Werksverkehr<br />
wird dahingegen über andere<br />
Zufahrten auf <strong>das</strong> Gelände geleitet.<br />
Zukunft im Visier: Der Vorstand der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> (v.l.) – Dr. Peter<br />
Merten, Dr.Gerd Kleinert (Vorsitz) und Dr. Jörg-Martin Friedrich – sticht Spaten.<br />
Animation: Mediaton<br />
Foto: Uli Deck<br />
Foto: DaimlerChrysler
Seite 6 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 1/2006<br />
Seit 1998 ist die Rheinmetall Defence Electronics GmbH (Bremen) an dem internationalen<br />
Joint Venture Eurofighter Simulation Systems GmbH (ESS) in München<br />
beteiligt, um <strong>das</strong> weltweit größte und modernste Kampfflugzeug-Schulungsprogramm<br />
unter Einsatz von Ausbildungssimulatoren <strong>für</strong> zukünftige Eurofighter-<br />
Piloten zu entwickeln. Die gesamte Ausbildung – also auch <strong>für</strong> die Teams aus den<br />
anderen Ländern – erstreckt sich über den Zeitraum Mai 2004 bis Februar 2007.<br />
Trainingskurs <strong>für</strong><br />
Eurofighter-Team<br />
nil Laage/Bremen. Simulation <strong>für</strong> den<br />
Ernstfall: Der erste ASTA-Trainingskurs<br />
(Instructors Core Integrated Course) <strong>für</strong><br />
den deutschen Kunden fand jetzt beim<br />
Jagdgeschwader 73 (JG) in Laage statt.<br />
Dabei erhielten die Instruktoren einen<br />
Überblick über den Simulator und lernen,<br />
ihre „missions“ zu definieren bzw.<br />
zu erstellen sowie diese zusammen mit<br />
den zukünftigen Eurofighter-Piloten<br />
durchzuführen. Seit 1998 ist die Rheinmetall<br />
Defence Electronics GmbH<br />
(RDE/Bremen) an dem internationalen<br />
Joint Venture Eurofighter Simulation<br />
Systems GmbH (ESS) in München beteiligt,<br />
um <strong>das</strong> weltweit größte und modernsteKampfflugzeug-Schulungspro-<br />
Die AT<strong>AG</strong> in Neckarsulm nutzt modernes System zur Betriebsdatenerfassung<br />
Motorblöcke jetzt mit<br />
„gläsernem“ Lebenslauf<br />
Neckarsulm. Die KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>) beschreitet neue Wege zur<br />
ganzheitlichen Datenerfassung im Qualitäts- und Logistikmanagement und nutzt jetzt<br />
ein innovatives EDV-System, <strong>das</strong> die Betriebsdaten zu einem transparenten Qualitätsmerkmal<br />
werden lässt. Von diesem neuen Betriebsdaten-Erfassungssystem (BDE) profitiert<br />
<strong>das</strong> Neckarsulmer Unternehmen im betriebswirtschaftlichen Sinn durch den Gewinn<br />
an Schnelligkeit und Reaktionsvermögen – zwei Faktoren, die sich positiv auf die<br />
Fertigungssteuerung auswirken. Hinzu kommen eine effiziente Lagerhaltung, die Kapitalbindung<br />
vermeidet, und eine Dokumentation, die zuverlässig wichtige Daten zur<br />
Analyse <strong>für</strong> eine laufende Produktionsoptimierung festhält und gleichzeitig an wichtige<br />
Stellen weiterleitet. Diese Analysen tragen zu stetigen Qualitätsverbesserungen bei.<br />
uch die AT<strong>AG</strong>-Partner in<br />
der Automobilindustrie<br />
profitieren unmittelbar<br />
von der Neuerung: Die<br />
Kunden haben jetzt die<br />
Möglichkeit, ein Protokoll<br />
über jeden Motorblock zu<br />
erhalten, dessen Weg durch die Fertigung<br />
nachträglich im Detail nachvollzogen<br />
werden kann. Dies ist <strong>für</strong> die Fahrzeughersteller<br />
<strong>für</strong> Diagnosen, die den gesamten<br />
Motor betreffen, von Vorteil. Außerdem<br />
können Liefervorhersagen termingenau<br />
bestimmt werden – dank einer nunmehr<br />
möglichen, exakten Standort-Bestimmung<br />
<strong>für</strong> jeden Motorblock, der sich<br />
in der Fertigung befindet. Auch lassen<br />
sich unter Umständen notwendige Produktmodifizierungen<br />
durch eventuelle<br />
Nacharbeiten unverzüglich durchführen.<br />
Mit dem hochmodernen BDE-System<br />
istesjetztmöglich, jeden einzelnen<br />
Motorblock von der Gießzelle an zu registrieren<br />
und seine Daten in jedem<br />
Stadium der Be- und Verarbeitung – also<br />
von der so genannten Teilegeburt<br />
bis zum Online-Versand an den Kunden<br />
– zu erfassen. Die Daten stehen unmittelbar<br />
<strong>für</strong> elektronische Auswertungen<br />
und Analysen zur Verfügung; nachfolgend<br />
unter Umständen notwendige<br />
Schritte zur Qualitätsverbesserung<br />
können mithin sofort eingeleitet werden.<br />
Weiterhin kann jederzeit eine<br />
Standort-Bestimmung des Produktes<br />
erfolgen, was unter anderem eine genaue<br />
Liefertermin-Zusage gewährleistet.<br />
Von jedem der im Moment bei der<br />
AT<strong>AG</strong> bereits per BDE täglich erfassten<br />
rund 5000 Motorblöcken entsteht also<br />
ein detaillierter Lebenslauf, der dem<br />
Unternehmen und den Kunden die bereits<br />
genannten Vorteile bietet.<br />
IT-Manager Rainer Schmidt, der <strong>das</strong><br />
BDE-Projekt bei der AT<strong>AG</strong> verantwortlich<br />
betreut, erläutert: „Das Konzept ist<br />
ein großer Schritt in Richtung ‚gläserne<br />
Produktion‘. Messwerte und wichtige<br />
Daten aus der Prozesskette der gesamten<br />
Fertigung können dank des hochmodernen<br />
und technisch überaus anspruchsvollen<br />
Systems nun an jeder<br />
Station registriert werden. So können<br />
wir über jeden Motorblock eine lückenlose<br />
Dokumentation erstellen. Wobei<br />
die Systemtechnik einfach zu bedienen<br />
ist: Der Input – zum Beispiel per Fingerdruck<br />
auf Touch-Terminals – kann von<br />
den Mitarbeitern in der Produktion bereits<br />
nach kurzer Schulung direkt am<br />
Arbeitsplatz vorgenommen werden, erfolgt<br />
also zeitnah und mit wenig Aufwand“,<br />
ergänzt der EDV-Spezialist in<br />
Sachen Fertigungssteuerung.<br />
Gerade diese Eingabe vor Ort macht<br />
BDE so interessant, weil effizient: „Unser<br />
System ist ein so genanntes ‚Shop<br />
Floor Control‘-Konzept (sinngemäß<br />
übersetzt: in den Betrieben, Werkstätten).<br />
Dieses konzentriert sich auf die<br />
Dateneingabe vor Ort, also direkt dort,<br />
wo diese Informationen entstehen. Jeder<br />
Mitarbeiter übernimmt zusätzlich<br />
zur Verantwortung <strong>für</strong> die Qualität der<br />
Motorblöcke jetzt auch Verantwortung<br />
<strong>für</strong> die Datenqualität. Für diese Neuerung<br />
wurden bei der AT<strong>AG</strong> umfangreiche<br />
Investitionen in Sachanlagen und<br />
Know-how getätigt, darunter u.a. neue<br />
BDE-Terminals in der Produktion,<br />
Scanner und bedienerlose Kameras<br />
sowie spezielle Schulungen <strong>für</strong> die<br />
Mitarbeiter.“<br />
Das BDE-System ist im Übrigen Teil<br />
des neuen TPM-Konzepts. TPM (Total<br />
Productive Management) hat zum Ziel,<br />
die Produktionsprozesse durch konkrete<br />
Maßnahmen und Projekte zu verbessern<br />
und dadurch die Wirtschaftlichkeit<br />
des Unternehmens zu erhöhen. Ein<br />
wesentlicher Punkt dabei ist, die Mitarbeiter<br />
bei Problemlösungen mit einzubeziehen.<br />
Das BDE-System wurde in den vergangenen<br />
Monaten individuell auf die<br />
Fertigungssteuerung und die Produktionsabläufe<br />
des Neckarsulmer Spezialisten<br />
<strong>für</strong> Zylinderkurbelgehäuse abgestimmt.<br />
Zunächst war es notwendig, eine<br />
geeignete Form zur Anbringung eines<br />
Codes am Motorblock zu finden,<br />
um diesen fortan registrieren zu kön-<br />
nen. Rainer Schmidt: „Die Kennzeichnung,<br />
die jeden Motorblock gewissermaßen<br />
als Individuum darstellt, muss<br />
resistent sein gegen hohe Temperaturen,<br />
Bearbeitungsvorgänge jeder Art<br />
(z.B. Fräsen und Sägen) sowie Feuchtigkeit<br />
und Röntgenstrahlung“, erklärt<br />
der 48-jährige Softwarespezialist.<br />
„Deshalb“, so Schmidt weiter, „haben<br />
wir den maschinenlesbaren ‚Data-<br />
Matrix-Code‘ verwendet. Dabei wird<br />
mechanisch eine Nadelprägung in<br />
Form von Punkten eingeschossen, die<br />
mit einem Barcode vergleichbar ist; die<br />
Kennzeichnung wird zusätzlich auch in<br />
lesbaren Zahlen (Klarschrift) dargestellt.<br />
Diese Nadelung erfolgt sofort<br />
nach dem Guss, also noch in der Gießzelle,<br />
damit jeder Motorblock von Anfang<br />
an intern registriert werden kann.<br />
Hier muss der Code bei über 250 Grad<br />
Celsius gleich seine erste ‚Feuerprobe‘<br />
bestehen. Auch der Anforderung, von<br />
Scannern und Kameras vollautomatisch<br />
eingelesen werden zu können,<br />
wird der Data-Matrix-Code gerecht.“<br />
Für die lückenlose Verfolgung des Produktes<br />
in der gesamten Prozesskette<br />
sorgen hochwertige, der vergleichsweise<br />
„rauen“ Umgebung angepasste Industriecomputer,<br />
die als BDE-Terminals<br />
installiert sind; hinzu kommen bedienerlose<br />
Kameras.<br />
In der Vergangenheit wurden Dokumentationen<br />
handschriftlich von den<br />
Mitarbeitern in der Produktion vorgenommen,<br />
was zur Folge hatte, <strong>das</strong>s die<br />
Übermittlungswege relativ lang waren<br />
und sich durch die Übertragungen<br />
eventuell auch Fehler einschlichen.<br />
Schmidt skizziert den betriebswirtschaftlichen<br />
Nutzen des neuen Systems:<br />
„Früher mussten zum Beispiel im<br />
Bereich der Bestandsaufnahme lange<br />
Zahlenkolonnen zeitintensiv ausgewertet<br />
werden. Der Clou beim neuen BDE-<br />
Konzept: Man erkennt auf einen Blick,<br />
wo etwas unter Umständen aus dem<br />
Ruder läuft, um rechtzeitig gegensteuern<br />
zu können. Das ist möglich, da die<br />
Daten online erfasst und unverzüglich<br />
ausgewertet werden. Dieses neue Konzept,<br />
eine hochwertige IT-Technik direkt<br />
– und damit zeitnah bzw. zeitsparend<br />
– in der unmittelbaren Umgebung<br />
der Produktion zu integrieren, haben<br />
gramm unter Einsatz von Ausbildungssimulatoren<br />
<strong>für</strong> zukünftige Eurofighter-Piloten<br />
zu entwickeln. Die gesamte Ausbildung<br />
– also auch <strong>für</strong> Teams aus anderen<br />
Ländern – erstreckt sich über den<br />
Zeitraum Mai 2004 bis Februar 2007.<br />
Im Rahmen des ASTA-Programms (Aircrew<br />
Synthetic Training Aids) führt die Eurofighter<br />
Simulation Systems GmbH<br />
(ESS) – ein Joint Venture, zu dem auch<br />
Rheinmetall Defence Electronics gehört –<br />
derzeit den Bau von Eurofighter-Flugsimulatoren<br />
<strong>für</strong> die Konsortiumsstandorte<br />
Laage (Deutschland), Coningsby (Großbritannien),<br />
Grosseto (Italien) und Moron<br />
(Spanien) durch. Der Auftrag umfasst,<br />
wie berichtet, sechs „Full Mission“-Simulatoren<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> Training komplexer Szenarien<br />
(z.B. Bedrohung durch Boden-Luft-<br />
Lenkwaffen oder elektronische Kriegsführung)<br />
sowie fünf Cockpit-Verfahrens-<br />
wir erfolgreich umgesetzt“, ergänzt der<br />
EDV-Fachmann.<br />
Die Installation der neuen BDE-Terminals<br />
und der bedienerlosen Kameras<br />
erforderte viel Umsicht. Hier arbeitete<br />
Rainer Schmidt Hand in Hand mit Thomas<br />
Klein, der <strong>für</strong> die technische Umsetzung<br />
des Systems im Betrieb zuständig<br />
ist. Nachdem die Geräte installiert<br />
wurden, sorgt Klein jetzt da<strong>für</strong>,<br />
<strong>das</strong>s sie in der bereits erwähnten „rauen<br />
Umgebung“ stets funktionstüchtig<br />
sind und gleichzeitig der Fertigungsablauf<br />
nicht behindert wird.<br />
Vor genau diesem Hintergrund waren<br />
anfangs auch spezielle Problemlösungen<br />
gefragt. Der 47-jährige Klein erin-<br />
Die KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> in Neckarsulm beschreitet neue Wege zur ganzheitlichen Datenerfassung im Qualitäts- und<br />
Logistikmanagement: Sie nutzt, so der projektverantwortliche IT-Manager Rainer Schmidt, jetzt ein innovatives EDV-System,<br />
<strong>das</strong> die Betriebsdaten zu einem transparenten Qualitätsmerkmal werden lässt – samt „gläsernem“ Lebenslauf <strong>für</strong> Motorblöcke.<br />
nert sich: „Die Hardware musste an jeder<br />
Fertigungsstation den verschiedensten<br />
Kriterien angepasst werden.<br />
Das betrifft beispielsweise die hohen<br />
Temperaturen nach dem Guss oder den<br />
Wärmebehandlungen (bis zu 500 Grad<br />
Celsius), den beim Sägen bzw. Fräsen<br />
entstehenden Feinstaub oder die auftretenden<br />
Vibrationen der Maschinen.<br />
Da der Data-Matrix-Code nur optisch zu<br />
erfassen ist, wurden bedienerlose Kameras<br />
installiert, die den Code während<br />
der Bearbeitung abfotografieren,<br />
um eine Identifizierung möglich zu machen.<br />
Eine spezielle Software verwertet<br />
dieses Bild und gibt die Daten online<br />
weiter. Die Kamera muss dort ange-<br />
trainer, mit denen Cockpit-Bedienung,<br />
Notfallprozeduren sowie Szenarien mit<br />
reduzierter Komplexitätgeübt werden.<br />
Innerhalb der ESS-Arbeitsgemeinschaft<br />
ist RDE verantwortlich <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
und Lieferung des „Training<br />
Management Information Systems“<br />
(TMIS), die Integration und Produktion<br />
des „Data Base Generator“-Systems,<br />
die Entwicklung und Integration der<br />
deutschen Datenbasis, den Aufbau der<br />
deutschen Simulatoren in Laage sowie<br />
den „Integrated Logistics Support“<br />
(ILS) <strong>für</strong> die Arbeitspakete. Das Arbeitspaket<br />
ILS umfasst alle logistischen Leistungen<br />
im Programm EF ASTA – von den<br />
logistischen Vorgaben <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
und Produktion über die Beschaffung<br />
und Ausbildung des Industrie- und<br />
Kundenpersonals bis zum Betrieb der<br />
Simulatoren in der Nutzungsphase.<br />
Identifiziert: Mittels Handkamera erfasst AT<strong>AG</strong>-Mitarbeiter Albert Grötzinger den<br />
„Data-Matrix-Code“ auf dem Motorblock. Dabei wird die jeweilige Identnummer des<br />
Zylinderkurbelgehäuses an <strong>das</strong> im Hintergrund sichtbare BDE-Terminal übertragen.<br />
bracht sein, wo der Code gut lesbar ist;<br />
gleichzeitig darf sie Maschine und<br />
Werkzeuge nicht behindern. Die vollautomatische<br />
Kamera ist sehr robust –<br />
sie hat ein speziell auf die Umgebung<br />
abgestimmtes Gehäuse.“ Nach dem<br />
Abfotografieren durch die Kamera gibt<br />
der verantwortliche Mitarbeiter die<br />
Daten über <strong>das</strong> BDE-Terminal ein.<br />
Die Motorblock-Produktion profitiert<br />
in mehrfacher Hinsicht von dem neuen<br />
BDE-Konzept: Lunker und Porositäten<br />
werden unverzüglich registriert, Nacharbeiten<br />
sind sofort einplanbar; hinzu<br />
kommt die optimale Terminsteuerung.<br />
Für nachfolgende Schichten werden<br />
die wichtigsten Daten gefiltert und weitergegeben.<br />
Die Filterung der Daten – <strong>das</strong> nächste<br />
Stichwort <strong>für</strong> Computer-Fachmann<br />
Schmidt: „Die mit unserem BDE-System<br />
mögliche Erfassung bringt natürlich<br />
eine Flut von Daten mit sich, die<br />
gefiltert werden muss, damit die wirklich<br />
wichtigen Signale und Informationen<br />
nicht übersehen werden. Wir haben<br />
deshalb ein Ampel-System eingerichtet,<br />
<strong>das</strong> auf ‚Rot‘ schaltet, wenn sofortige<br />
Reaktion gefragt ist. Dies kann<br />
Toleranzgrenzen sowie deren Überoder<br />
Unterschreitung, aber auch die<br />
Bestandsentwicklung betreffen. Hier<br />
schaltet die Ampel zum Bespiel auf<br />
Rot, wenn der Mindestbestand erreicht<br />
ist. Nutznießer ist dabei die Logistik:<br />
Die Bestandsanhäufung und eine damit<br />
verbundene Kapitalbindung werden<br />
vermieden. In der maximalen Ausbaustufe,<br />
die wir im Moment anstreben,<br />
könnten über diese Ampelmechanismen<br />
Informationen, die zu sofortigem<br />
Handeln Anlass geben, zusätzlich<br />
zu der online-Information am Computer<br />
etwa auch an ein Handy übermittelt<br />
werden, so <strong>das</strong>s die verantwortlichen<br />
Mitarbeiter immer und überall aktuell<br />
informiert sind.“<br />
Die zeitnahe Überwachung der Bestände<br />
sowie die im Bedarfsfall möglichen,<br />
gezielten Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung<br />
durch <strong>das</strong> neue BDE-<br />
System sind wesentliche Meilensteine<br />
auf dem Weg zu einem ganzheitlichen<br />
Qualitäts- und Logistikmanagement.<br />
Die AT<strong>AG</strong> nutzt <strong>das</strong> hochmoderne System<br />
der Datenerfassung und -bewertung<br />
und avanciert auch auf diesem<br />
betrieblichen Feld einmal mehr zum innovativen<br />
Partner <strong>für</strong> die Kunden aus<br />
der Automobilindustrie. Karin Brück<br />
Fotos (2): Thomas Klink
Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />
Seite 7<br />
Das Niveau der Berufsausbildung am Rheinmetall-Standort Unterlüß ist hoch: So durchlaufen derzeit insgesamt 53 junge Menschen eine berufliche Ausbildung – mit Schwerpunkt in den metallbearbeitenden Berufen.<br />
Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit zertifiziert Nachwuchsförderung in Unterlüß<br />
Berufsausbildung auf hohem Niveau<br />
rds Celle/Unterlüß. Auszeichnung<br />
durch Zertifizierung: Die Agentur <strong>für</strong> Arbeit<br />
Celle, eine regionale Dependance<br />
der in Nürnberg beheimateten Bundesagentur<br />
<strong>für</strong> Arbeit, hat jetzt der Firma<br />
Rheinmetall in Unterlüß <strong>das</strong> offizielle<br />
Zertifikat <strong>für</strong> Nachwuchsförderung verliehen.<br />
Damit loben die Celler Arbeitsvermittler<br />
<strong>das</strong> „herausragende Engagement“<br />
der beiden am Standort ansässigen<br />
Firmen Rheinmetall Waffe Munition<br />
GmbH (RWM) und Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH (RLS) auf diesem<br />
Sektor.<br />
In der Tat: Das Niveau der Berufsausbildung<br />
am Rheinmetall-Standort Unterlüß,<br />
an dem knapp 960 Mitarbeiter be-<br />
schäftigt sind, ist nach wie vor vergleichsweise<br />
hoch. So durchlaufen derzeit<br />
insgesamt 53 junge Menschen eine<br />
berufliche Ausbildung. Der Schwerpunkt<br />
liegt mit 33 Industriemechanikern (Maschinen-<br />
und Anlagenbau), 21 Zerspanungsmechanikern<br />
(Dreh- bzw. Fräsmaschinensysteme)<br />
und zwei Konstruktionsmechanikern<br />
(Schweißtechnik) eindeutig<br />
in den metallbearbeitenden Berufen;<br />
hinzu kommen drei angehende<br />
Industriekaufleute. Die Ausbildung<br />
selbst wird unter der Federführung der<br />
RWM (43 Auszubildende) gemeinsam<br />
mit der RLS (zehn Azubis) getragen.<br />
Nach Auffassung von RWM-Personalchef<br />
Werner Wegat unterstreicht <strong>das</strong><br />
Zertifikat der Agentur <strong>für</strong> Arbeit einmal<br />
mehr <strong>das</strong> anerkannt gute Image und<br />
den hohen Standard der Ausbildung<br />
am Rheinmetall-Firmenstandort in der<br />
niedersächsischen Südheide: „Die Zertifizierung<br />
durch die Bundesagentur <strong>für</strong><br />
Arbeit bzw. ihre Celler Dienststelle bestätigt,<br />
<strong>das</strong>s wir ein anerkannter Ausbildungsbetrieb<br />
sind, der im Rahmen<br />
der Nachwuchsförderung zudem eine<br />
wichtige regionale Funktion erfüllt.“<br />
Diese Bewertung Wegats, der der<br />
Agentur <strong>für</strong> Arbeit in Celle im Übrigen<br />
eine „seit vielen Jahren vorbildliche Zusammenarbeit“<br />
attestiert (z.B. bei der<br />
Freuen sich über die offizielle Zertifizierung: Werner Wegat (l.) und Jörg Wagener.<br />
Besetzung offener Stellen oder der gezielten<br />
Azubi-Suche), wird allein schon<br />
durch den Blick in die Statistik untermauert:<br />
Im Bereich der Industrie- und<br />
Handelskammer Celle (IHK) – dort bilden<br />
derzeit 41 Unternehmen 328 Auszubildende<br />
in metallbearbeitenden Berufen<br />
aus – nimmt die Rheinmetall<br />
Waffe Munition GmbH den zweiten<br />
Rang ein nach der Standortverwaltung<br />
der Bundeswehr in Faßberg.<br />
Auf exakt diesen Aspekt weist auch<br />
Hans-Jürgen Genz, Chef der Celler Arbeitsagentur,<br />
hin: „Die Zahl der Ausbildungsplätze<br />
bei Rheinmetall liegt erfreulicher-<br />
weise auf gleich bleibend hohem Niveau<br />
– also entgegen dem bundesweiten<br />
Trend rückläufig gemeldeter Stellen.“<br />
Genz, der ausdrücklich <strong>das</strong> bei Rheinmetall<br />
offerierte, breit angelegte Spektrum<br />
anerkannter Ausbildungsberufe erwähnte,<br />
weiter: „Hervorzuheben ist darüber<br />
hinaus die gute Zusammenarbeit mit unseren<br />
Beratungsfachkräften: So konnten<br />
zum Beispiel gute Hauptschüler vorgeschlagen<br />
werden, die vom Unternehmen<br />
berücksichtigt wurden.“<br />
Dass <strong>das</strong> firmenspezifische Ausbildungsspektrum<br />
von Rheinmetall in Unterlüß<br />
auch inhaltlich Vorbildcharakter<br />
in der vergleichsweise strukturschwachen<br />
Region hat, zeigt seine teilweise<br />
Nutzung durch externe Unternehmen.<br />
Jörg Wagener, Abteilungsleiter Personal<br />
bei der RWM: „Ergänzend zu unseren<br />
jungen Leuten betreuen wir zeitweise<br />
auch Azubis von Fremdfirmen, die<br />
die Ausbildungsinhalte selbst nicht in<br />
vollem Umfang vermitteln können. In<br />
erster Linie werden dabei Grundfertigkeiten<br />
der Metallbearbeitung (z.B.<br />
thermisches Trennen und Fügen, Blechbearbeitung)<br />
und der mechanischen<br />
Bearbeitung vermittelt.“ Ein weiteres<br />
Schwerpunktthema <strong>für</strong> die Gast-Azubis<br />
sind die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfungen.<br />
Zum Schluss noch einmal etwas Statistik:<br />
Die berufliche Erstausbildung<br />
am Standort Unterlüß startete am 1.<br />
August 1983; seither haben insgesamt<br />
266 Auszubildende ihre Abschlussprüfung<br />
erfolgreich abgeschlossen. Dabei<br />
lag <strong>das</strong> durchschnittliche Prüfungsergebnis<br />
bei einer Note von 2,15 – und<br />
damit deutlich über dem Notendurchschnitt<br />
im IHK-Bezirk Celle.<br />
Modernste ABC-Aufklärungstechnik von Rheinmetall Defence übergeben<br />
Sechs Spürfüchse <strong>für</strong> die Niederlande<br />
oho Kassel/Kiel. Sechs hochmoderne<br />
ABC-Aufklärungsfahrzeuge des<br />
Typs Spürfuchs sind kürzlich von der<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
(RLS/Kiel) an die niederländischen<br />
Streitkräfte ausgeliefert worden. Verteidigungs-Staatssekretär<br />
Cees van<br />
der Knaap nahm am 25. Januar 2006<br />
den symbolischen Schlüssel bei der<br />
Übergabe im Kasseler RLS-Werk in<br />
Empfang, um die Fahrzeuge anschließend<br />
an die ABC-Aufklärungskompanie<br />
der Königlichen Streitkräfte der<br />
Niederlande auszuhändigen.<br />
Mit den neuen Fuchs-Fahrzeugen,<br />
die Ende 2003 geordert wurden, verfü-<br />
gen die niederländischen ABC-Aufklärungseinheiten<br />
nun über <strong>das</strong> modernste<br />
in Nutzung befindliche ABC-<br />
Aufklärungssystem weltweit.<br />
Bewährt hat sich die ABC-Spür-Variante<br />
des in insgesamt über 1200<br />
Exemplaren gebauten Fuchs-Fahrzeugs<br />
in vielen Krisengebieten der Erde.<br />
Von über 260 bislang gebauten<br />
Spürfüchsen sind 123 bei den US-<br />
Streitkräften in Gebrauch; weitere Systeme<br />
sind u. a. in Deutschland, Norwegen,<br />
Großbritannien und in Saudi-<br />
Arabien in Nutzung. Hinzu kommen<br />
künftig 32 weitere Systeme <strong>für</strong> die Vereinigten<br />
Arabischen Emirate, die – wie<br />
berichtet („Das Profil“ 1/2005) – im<br />
März 2005 unter Vertrag genommen<br />
wurden und bis Ende 2010 ausgeliefert<br />
werden. Diese Spürpanzer werden<br />
erstmals die Fähigkeit zum umfassenden<br />
Nachweis von biologischen<br />
Kampf- und Gefahrstoffen besitzen.<br />
Der ABC-Spürfuchs ist ein geschütztes,<br />
hochmobiles Transportfahrzeug<br />
mit umfangreicher Geräteausstattung.<br />
Dank seines hoch integrierten Sensorund<br />
Analysesystems kann er vielfältige<br />
Gefährdungen nuklearer und chemischer<br />
Art erkennen, um rechtzeitig<br />
wirksame Schutz- und Gegenmaßnahmen<br />
zu ermöglichen.<br />
Bewährt hat sich die ABC-Spür-Variante des in über 1200 Exemplaren gebauten Fuchs-Fahrzeugs in vielen Krisengebieten.<br />
Ausbildungsalltag am Rheinmetall-Standort im niedersächsischen Unterlüß: Günter<br />
Hackländer (r.), Gruppenleiter Ausbildung, und Alexander Rabe, Industriemechaniker<br />
im 1. Lehrjahr, beim Programmieren einer CNC-Fräsmaschine. Daneben<br />
trainiert Rabes Azubi-Kollege Christopher Klenner an einer Ständerbohrmaschine.<br />
Nürnberg/Unterlüß. „Wir bringen<br />
den Ball ins Rollen. Wir bilden aus!“<br />
Dieser Slogan schmückt <strong>das</strong> offizielle<br />
Zertifikat der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit,<br />
mit dem kürzlich die beiden Rheinmetall-Firmen<br />
RWM und RLS in Unterlüß<br />
ausgezeichnet wurden. Die Zertifizierung,<br />
die Bestandteil der Ausbildungskampagne<br />
2005 der Nürnberger Behörde<br />
ist, wird an Betriebe verliehen, die<br />
sich in besonderem Maße <strong>für</strong> die Ausbildung<br />
von Jugendlichen eingesetzt<br />
haben. Die ausgezeichneten Firmen<br />
haben zusätzliche Lehrstellen zur Verfügung<br />
gestellt und somit weiteren Jugendlichen<br />
die Chance auf eine qualifizierte<br />
Berufsausbildung ermöglicht.<br />
Die Kampagne nutzt gezielt Motive<br />
aus dem Bundesliga-Alltag, um auf<br />
Probleme auf dem Ausbildungsmarkt<br />
aufmerksam zu machen und Auszubildende<br />
sowie Arbeitgeber zu infor-<br />
Die Mannschaft kann sämtliche Aufgaben<br />
vom Inneren des Fahrzeugs aus<br />
durchführen und wird von einem speziellen<br />
Belüftungssystem gegen ABC-<br />
Kampfstoffe geschützt; die umfassende<br />
Automatisierung der Messvorgänge<br />
unterstützt sie bei der Bewältigung<br />
ihrer Aufgaben selbst unter Stress.<br />
Für die Bundeswehr hat Rheinmetall<br />
Landsysteme zusätzlich ein mobiles<br />
ABC-Feldlabor entwickelt, <strong>das</strong> schnell<br />
per Lastkraftwagen, Zug, Schiff oder im<br />
Lufttransport zum Einsatz gebracht werden<br />
kann. Dieses ABC-Feldlabor hat<br />
Fußball pro<br />
Ausbildung<br />
mieren. Der Deutsche Fußballbund<br />
und zahlreiche Bundesligavereine –<br />
darunter der FC Bayern München,<br />
Werder Bremen, Hamburger SV, Hertha<br />
BSC Berlin und Borussia Mönchengladbach<br />
– unterstützen die<br />
bundesweit ausgerichtete Aktion.<br />
Das Spektrum der Ausbildungsberufe<br />
bei Rheinmetall in Unterlüß ist<br />
breit angelegt: Es umfasst vier anerkannte<br />
Ausbildungsberufe (Industrie-,<br />
Zerspanungs- und Konstruktionsmechaniker<br />
sowie Industriekaufmann)<br />
und wird unter der Federführung<br />
der Rheinmetall Waffe Munition<br />
GmbH getragen. rds<br />
Verteidigungs-Staatssekretär Cees van der Knaap (l.) nimmt im Kasseler Werk der<br />
RLS den symbolischen Schlüssel von Geschäftsführer Klaus Sander in Empfang.<br />
sich auch in zahlreichen Einsätzen im<br />
In- und Ausland als sehr effizientes<br />
Werkzeug zur Identifikation von Kampfund<br />
Schadstoffen aller Art erwiesen. Ein<br />
weiteres System wird derzeit in die<br />
schwedischen Streitkräfte eingeführt.<br />
Im Bereich des Zivilschutzes hat<br />
Rheinmetall Landsysteme bislang<br />
372 ABC-Erkundungsfahrzeuge an die<br />
deutschen Feuerwehren ausgeliefert.<br />
Sie leisten dort einen wirksamen Beitrag<br />
dazu, auch im zivilen Umfeld auf<br />
entsprechende Gefahrenfälle bestmöglich<br />
vorbereitet zu sein.<br />
Foto: Annette Kaduhr<br />
Fotos (8): Katja Knöfel
Seite 8 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 1/2006<br />
Dr. Daniel Berger zum Defence-Markt Spanien:<br />
Auch in Zukunft aus den<br />
Chancen Erfolge machen<br />
Zürich/Kiel. Spaniens Streitkräfte befinden sich im Umbruch: Ein langfristiges, umfangreiches<br />
Neubeschaffungs- und Modernisierungsprogramm bis 2018 mit einem Volumen<br />
von rund 25 Milliarden Euro soll die neue Berufsarmee besser ausstatten und fit<br />
machen <strong>für</strong> ihre verstärkten internationalen Verpflichtungen. Rheinmetall Defence genießt<br />
in Spanien seit Jahren einen exzellenten Ruf als kompetenter Anbieter umfassender<br />
Systemlösungen im Bereich Heerestechnologie und kann auf eine breite Basis eingeführter<br />
Produkte blicken. Kein Grund, sich auszuruhen, meint Dr. Daniel Berger (56),<br />
Vizepräsident Verkauf <strong>für</strong> Europa und Nordamerika bei der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> in Zürich<br />
und Leiter des <strong>für</strong> Spanien zuständigen Länderteams des Rheinmetall-Unternehmensbereiches<br />
Defence. „Das Profil“ sprach mit dem 56-jährigen Wehrtechnikexperten.<br />
Profil: Welche Bedeutung hat der<br />
Markt Spanien heute <strong>für</strong> Rheinmetall<br />
Defence?<br />
Berger: Spanien ist zunächst einmal<br />
ein gutes Beispiel <strong>für</strong> einen Rüstungsmarkt,<br />
der weniger <strong>für</strong> ein gewaltiges<br />
Volumen steht – da<strong>für</strong> aber <strong>für</strong> Kontinuität.<br />
Solche Märkte zu vernachlässigen,<br />
wäre sträflich, denn sie bilden – in<br />
ihrer Gesamtheit und über die Zeitachse<br />
betrachtet – <strong>das</strong> solide Rückgrat unseres<br />
Geschäfts. Darüber hinaus bin<br />
ich mir gemeinsam mit meinen Kollegen<br />
im Länderteam sicher, <strong>das</strong>s <strong>für</strong><br />
Rheinmetall Defence mehr Potenzial im<br />
Markt Spanien steckt. Dieses Potenzial<br />
zu erschließen und maximal auszuschöpfen,<br />
ist unser Ziel.<br />
Profil: Und in welchen Bereichen sehen<br />
Sie dieses Potenzial?<br />
Berger: Wir haben den Markt Spanien<br />
im engen Dialog mit der spanischen<br />
Seite eingehend bewertet und im Zuge<br />
dieser Analyse drei große Felder identifiziert,<br />
in denen künftig Potenziale entstehen<br />
können – oder bereits im Entstehen<br />
sind: Das ist zum einen die Modernisierung<br />
von bereits eingeführtem<br />
Material, wie etwa des Flugabwehrsystems<br />
Skyguard mit 35mm-Geschützen<br />
oder des Kampfpanzers Leopard 2A4.<br />
Zum anderen möchte ich die Bereiche<br />
Internationale Kriseneinsätze und Public<br />
Security nennen. Diese Potenziale<br />
sind aufgrund konkreter und zum Teil<br />
schmerzlicher Erfahrungen der Spanier<br />
in der jüngsten Vergangenheit entstanden,<br />
Stichworte sind hier der Irak-Einsatz<br />
und <strong>das</strong> Attentat in Madrid. Wir sehen<br />
Anzeichen da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s sich dieser<br />
Prozess verstärkt in der Beschaffungsplanung<br />
widerspiegeln wird, und haben<br />
uns entsprechend aufgestellt.<br />
Profil: Auf welche Rheinmetall-Produkte<br />
richtet sich dabei konkret <strong>das</strong><br />
spanische Interesse?<br />
Berger: Wir haben im vergangenen<br />
Herbst in Madrid aus gutem Grund ein<br />
spanisch-deutsches Symposium zum<br />
Thema „Ausrüstung <strong>für</strong> internationale<br />
Kriseneinsätze“ veranstaltet, zu dem<br />
wir mehr als 60 überwiegend hochrangige<br />
Entscheidungsträger aus Militär,<br />
Industrie und Ministerium begrüßen<br />
konnten. Offenbar hatten wir mit unserem<br />
Thema genau den Nerv getroffen.<br />
Dabei zeigte die spanische Armee besonderes<br />
Interesse an unseren Fähigkeiten,<br />
eine Gesamtlösung <strong>für</strong> den<br />
Schutz von im Auslandseinsatz befindlichen<br />
Kontingenten anzubieten. Das<br />
Stichwort heißt hier Feldlagerschutz:<br />
Das Flugabwehrsystem Skyshield zum<br />
Schutz gegen Kleinstziele wie Raketen,<br />
he/rds Neckarsulm. Umfangreiche<br />
Baumaßnahmen am Standort Neckarsulm:<br />
Die KS Aluminium-Technologie<br />
<strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>) erweitert ihren Bereich Fertigbearbeitung<br />
um eine zusätzliche<br />
Produktionshalle und schafft damit<br />
100 neue Arbeitsplätze. Dabei setzt<br />
die AT<strong>AG</strong> den bereits vor Jahren mit<br />
der Fertigbearbeitung der 8-Zylinder-<br />
Motorblöcke <strong>für</strong> den Porsche Cayenne<br />
eingeschlagenen Kurs der Erweiterung<br />
ihrer Kernkompetenz konsequent<br />
fort.<br />
Vor fünf Jahren hatten die Neckarsulmer<br />
Aluminium-Gussspezialisten ein<br />
vollkommen neues Geschäftsfeld eröffnet<br />
und seither ihre Kompetenz in<br />
der mechanischen Fertigbearbeitung<br />
von Motorblöcken unter Beweis gestellt.<br />
Ziel der jetzigen AT<strong>AG</strong>-Investition<br />
ist es deshalb, dieses neue Kompe-<br />
Artillerie- oder Mörsergeschosse eignet<br />
sich hervorragend zur Deckung eines<br />
entsprechenden spanischen Bedarfs,<br />
der im Irak-Einsatz festgestellt wurde.<br />
Stark interessiert waren die Spanier<br />
auch an unseren leichten gepanzerten<br />
und lufttransportfähigen 4x4 Radfahrzeugen<br />
Serval, Gavial und Caracal sowie<br />
an dem fahrzeuggestützten mobilen<br />
Flugabwehrsystem Skyranger mit<br />
dem 35mm Ahead-Turm. Aber auch Produkte,<br />
die besonders auf <strong>das</strong> Gefecht in<br />
bebautem Gebiet zugeschnitten sind –<br />
etwa elektronische Systeme zur Freund-<br />
Feind-Erkennung oder so genannte<br />
nicht-letale Wirkmittel wie Tränengas<br />
oder Sound-/Flash-Granaten – fanden<br />
erheblichen Zuspruch. Aber <strong>das</strong> sind<br />
nur einige Beispiele. Im spanischen<br />
Markt ist im Moment vieles in Bewegung,<br />
und <strong>das</strong> Interesse an unseren<br />
Systemen ist insgesamt sehr groß.<br />
Profil: Und warum soll der spanische<br />
Kunde sich <strong>für</strong> Lösungen aus dem Hause<br />
Rheinmetall Defence entscheiden?<br />
Nutzerspezifische Produkte mit einer<br />
ordentlichen Performance können<br />
schließlich auch andere bieten.<br />
Berger: Darüber sind wir uns völlig im<br />
Klaren; der Markt wartet nicht auf uns.<br />
Völlig im Klaren sind wir uns aber auch<br />
über eine unserer Stärken, die uns<br />
maßgeblich von den anderen abhebt,<br />
und die ich mit dem Begriff „System of<br />
Systems“ beschreiben möchte: Als führender<br />
europäischer Anbieter von Heerestechnik<br />
haben wir ja ein breites Portfolio<br />
an Plattformen und Komponenten.<br />
Die sind als Einzellösungen, aber eben<br />
auch als vernetzte Systemlösungen aus<br />
einer Hand verfügbar und bieten im<br />
Zeitalter von gestiegenen militärischen<br />
Forderungen an Vernetzung und Interoperabilität<br />
einen entscheidend höheren<br />
Kundennutzen – und <strong>für</strong> uns einen<br />
Wettbewerbsvorteil. Diese Fähigkeit zur<br />
Integration von Komponenten zu vernetzten<br />
Gesamtlösungen macht uns zu<br />
einem starken Partner der spanischen<br />
Streit- und Sicherheitskräfte. In der Art<br />
und Weise, wie wir uns im Markt darstellen,<br />
legen wir großen Wert darauf,<br />
diesen Gesamtsystemanspruch deutlich<br />
herauszustellen. Und wir registrieren<br />
erfreut, <strong>das</strong>s dieser Ansatz auch<br />
vom spanischen Kunden als richtig anerkannt<br />
wird.<br />
Profil: Was tut Rheinmetall Defence,<br />
um im Markt zum Erfolg zu kommen?<br />
Berger: Ich könnte Ihnen jetzt <strong>das</strong><br />
ganze Instrumentarium der Marktbearbeitung<br />
von Kundengesprächen über<br />
Präsentationen und Vorführungen bis<br />
hin zu Kongressen aufzählen. Das ist<br />
unser Handwerkszeug, und wir beherr-<br />
tenzfeld als Komplettanbieter <strong>für</strong> Guss<br />
und Bearbeitung auf weitere Hersteller<br />
und Motorenmodelle auszudehnen.<br />
Mit einem Investitionsvolumen im<br />
deutlich zweistelligen Millionenbereich<br />
wird die AT<strong>AG</strong> in der nächsten Zeit eine<br />
160 Meter lange, zweistöckige Produktionshalle<br />
mit einer Gesamt-Bruttoge-<br />
schossfläche von über 16000 Quadratmetern<br />
errichten. Dem Neubau, der <strong>das</strong><br />
Erscheinungsbild der AT<strong>AG</strong> prägen und<br />
auch Sitz der Unternehmensführung<br />
sein wird, weichen 9500 Quadratmeter<br />
Bestandsgebäude, die noch aus der<br />
ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts<br />
stammen. So wird dem<br />
Ein modernes System, <strong>das</strong> Potenzial im spanischen Wehrtechnikmarkt aufweist: <strong>das</strong> hochmobile Flugabwehrsystem Skyranger<br />
von der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> – hier mit dem 35mm Ahead-Turm – auf einem gepanzerten Radfahrzeug vom Typ Piranha III 8x8.<br />
schen es. Aber mir scheint ein Faktor<br />
wichtiger zu sein, der – auch wenn er<br />
fast banal klingt – <strong>für</strong> mich im Markt einer<br />
der ersten Erfolgsfaktoren ist: Ohren<br />
auf und zuhören. Das bedeutet,<br />
<strong>das</strong>s wir gemeinsam mit dem Kunden<br />
bereits im Vorfeld seinen Bedarf erfassen,<br />
um dann im zielgerichteten Dialog<br />
eine optimale Lösung zu erreichen.<br />
Profil: Entscheidend ist auch …<br />
Berger: … die professionelle Abwicklung<br />
von Verträgen. Hierzu gehört auch<br />
die präzise Erfüllung von Offset-Verpflichtungen,<br />
eine Aufgabe übrigens,<br />
die sich oft schwierig gestaltet, die aber<br />
auch Chancen im Markt generieren<br />
kann. Am Ende sollte eine Gesamtlö-<br />
Dr. Daniel Berger: Gerade in Spanien<br />
haben wir in den vergangenen Jahren<br />
gezeigt, welche Aufträge man auch in<br />
einem Land mit vergleichsweise kleinem<br />
Verteidigungsbudget erlangen<br />
kann. Daher sind wir optimistisch, <strong>das</strong>s<br />
wir in Spanien auch in Zukunft aus unseren<br />
Chancen Erfolge machen werden.<br />
sung stehen, nicht bloß eine operationelle.<br />
Dazu gehören Finanzierungsmöglichkeiten<br />
und Kooperationen mit<br />
der Industrie. Letztere haben in Spanien<br />
oft einen erheblichen Umfang und beinhalten<br />
Entwicklung, Produktion und<br />
Marketing. Hier liegt ein wesentlicher<br />
Schlüssel zum Markt. Kurz ausgedrückt:<br />
Gerade in unserem hochsensiblen und<br />
sicherheitsrelevanten wehrtechnischem<br />
Markt braucht der Kunde keine<br />
Schablonenlösungen von der Stange –<br />
sondern maßgeschneiderte. Und da<strong>für</strong><br />
stehen wir als Rheinmetall Defence.<br />
Standort Neckarsulm auch optisch zu<br />
einer deutlichen Verjüngung verholfen.<br />
Horst Binnig, Vorstandsvorsitzender<br />
der AT<strong>AG</strong>, unterstreicht deshalb auch<br />
<strong>das</strong> „klare und positive Zeichen dieser<br />
Investition <strong>für</strong> <strong>das</strong> Unternehmen und<br />
den Standort Neckarsulm“: „Ich gehe<br />
davon aus, <strong>das</strong>s wir schon in diesem<br />
Frühjahr den 1000. Mitarbeiter einstellen<br />
werden. In den zurückliegenden<br />
fünf Jahren sind in diesem Geschäftsbereich<br />
mehr als 300 zusätzliche Stellen<br />
entstanden.“<br />
Die Besetzung der jetzt neu entstehenden<br />
Arbeitsplätze im Bereich Fertigbearbeitung<br />
werde, so der AT<strong>AG</strong>-Chef<br />
Foto: Peter Priebs<br />
Profil: Nun bewegt sich <strong>das</strong> spanische<br />
Verteidigungsbudget im Nato-Vergleich<br />
eher im Mittelfeld der Skala.<br />
Lohnt der Markt den Aufwand?<br />
Berger: Klare Antwort: Ja. Und <strong>das</strong> sage<br />
ich nicht im Eigeninteresse als Länderteamleiter<br />
Spanien. Ich finde, <strong>das</strong>s<br />
Spanien sich mit seinem Budget von<br />
rund sieben Milliarden € nicht zu verstecken<br />
braucht. Im Übrigen ist <strong>das</strong><br />
Verteidigungsbudget eines Landes <strong>für</strong><br />
mich zunächst einmal nur eine abstrakte<br />
Größe und allenfalls ein Richtwert.<br />
Wir haben uns im Länderteam Spanien<br />
angewöhnt, vor allem unsere Chancen<br />
im Markt zu sehen – und dann danach<br />
zu handeln. Nach meiner Erfahrung<br />
bringt diese Sichtweise einen gewaltigen<br />
Schub in Richtung Erfolg.<br />
Profil: Mit welchen Chancen?<br />
Berger: Wenn ich von Chancen spreche,<br />
meine ich natürlich die realistischen<br />
– und keine Luftschlösser. Die<br />
heißen im Englischen übrigens „Castles<br />
in Spain“. Aber Spaß beiseite: Gerade<br />
in Spanien haben wir doch in den<br />
vergangenen Jahren gezeigt, welche<br />
Aufträge man auch in einem Land mit<br />
vergleichsweise kleinem Budget erlangen<br />
kann. Ich denke etwa an den Bergepanzer<br />
3 Büffel, <strong>das</strong> Flugabwehrsystem<br />
Skydor mit 35mm-Geschützen oder<br />
die 120mm Waffenanlage und die dazugehörige<br />
Munition und Feuerleitanlage<br />
<strong>für</strong> den Kampfpanzer Leopard 2,<br />
um nur einige Beispiele zu nennen. Daher<br />
sind wir optimistisch, <strong>das</strong>s wir in<br />
Spanien auch in Zukunft aus unseren<br />
Chancen Erfolge machen werden.<br />
Profil: Welche Rolle spielt dabei <strong>das</strong><br />
Länderteam?<br />
Berger: Eine sehr wichtige, wie ich<br />
glaube. Und <strong>das</strong> gilt gewiss auch <strong>für</strong>alle<br />
anderen Länderteams des Konzerns.<br />
Sehen Sie, die Rheinmetall-Defence-<br />
Firmengruppe mit ihren einzelnen Unternehmen<br />
ist ja in gewisser Hinsicht<br />
wie eine mehrköpfige Familie. Da ist<br />
<strong>das</strong> Gremium Länderteam mit seinen<br />
jeweiligen Marktexperten aus den einzelnen<br />
Firmen eine ganz maßgebliche<br />
Integrations- und Koordinierungsklammer.<br />
Wir sind mit hoher Frequenz im<br />
Markt präsent, wir erstellen eine regelmäßig<br />
aktualisierte Marktbewertung,<br />
wir koordinieren unsere Vertriebsaktivitäten<br />
und stellen gemeinsame Vertriebsaktionen<br />
auf die Beine, wir garantieren<br />
einen effektiven Informations-<br />
weiter, eine große Herausforderung <strong>für</strong><br />
den Personalbereich des Unternehmens<br />
werden: „Diese Arbeitsplätze haben<br />
ein hohes Anforderungsprofil und<br />
müssen durch Qualifizierung heutiger<br />
Mitarbeiter und externe Besetzung von<br />
Facharbeitern realisiert werden. Insbesondere<br />
die externe Besetzung gestal-<br />
tet sich zunehmend schwieriger, denn<br />
trotz vieler Arbeitsloser gibt es immer<br />
weniger qualifizierte Facharbeiter.“<br />
Darüber hinaus kommt der jüngsten<br />
Investition am AT<strong>AG</strong>-Firmensitz in Neckarsulm<br />
eine wichtige (markt)strategische<br />
Bedeutung zu. Noch einmal Horst<br />
Binnig: „Mit dem Neubauprojekt holen<br />
austausch und erarbeiten eine zwischen<br />
den Häusern abgestimmte Länderstrategie.<br />
Profil: Soweit der funktionale Aspekt.<br />
Berger: Richtig! Die andere – personelle<br />
– Seite sind die handelnden Teammitglieder,<br />
und <strong>das</strong> heißt<strong>für</strong>unserLänderteam:<br />
Versierte Vertriebs- und Marketingprofis<br />
mit hoher Marktpräsenz,<br />
die zum Teil seit vielen Jahren in Spanien<br />
unterwegs sind, die über bewährte<br />
Kontakte und Informationskanäle verfügen,<br />
die überwiegend die Sprache des<br />
Landes sprechen und die Mentalitätder<br />
Menschen kennen. Das hat viel mit interkultureller<br />
Kompetenz zu tun. Aber<br />
auch mit Kontinuität: Unsere länderverantwortlichen<br />
Teammitglieder sind seit<br />
Jahren dabei, <strong>das</strong> muss auch so sein:<br />
Ansprechpartner, die alle paar Monate<br />
ausgewechselt werden, sind keine.<br />
Auch erwähnen sollten wir, <strong>das</strong>s unsere<br />
Vertreter im Lande voll in die Arbeit unseres<br />
Länderteams eingebunden sind.<br />
Im Grunde sind wir eine Art „Standing<br />
Market Force“, <strong>für</strong> die der Markt absolut<br />
im Mittelpunkt steht. Und <strong>das</strong> ist gut so,<br />
denn Wertschöpfung entsteht ja letztlich<br />
im Markt.<br />
Profil: Zum Schluss mal der Blick<br />
nach vorn: Wie schätzen Sie die Entwicklung<br />
des Marktes Spanien in strategischer<br />
Hinsicht ein?<br />
Berger: Spanien spielt ja bereits seit<br />
Jahren eine wichtige Rolle im Bereich<br />
internationaler Einsätze im Rahmen<br />
von Nato und EU sowie beim Aufbau einer<br />
europäischen Beschaffungsbehörde.<br />
Insgesamt gehe ich – bei aller angezeigten<br />
Vorsicht bei Zukunftsprognosen<br />
– davon aus, <strong>das</strong>s allein schon aufgrund<br />
der geografischen Lage Spaniens<br />
an der Südwestflanke Europas und<br />
in direkter Nachbarschaft zu einer tendenziell<br />
instabilen Region mit ihren militärischen<br />
Unwägbarkeiten und ihren<br />
Flüchtlingsströmen die geostrategische<br />
Bedeutung Spaniens eher zunehmen<br />
wird. Dies wird zweifelsohne langfristig<br />
auch Auswirkungen auf die Verteidigungs-<br />
und Sicherheitspolitik des Landes<br />
und seinen Ausrüstungsbedarf haben.<br />
Ferner glaube ich, <strong>das</strong>s die Rolle<br />
Spaniens als Exportplattform <strong>für</strong> Drittmärkte,<br />
ich denke speziell an Südamerika,<br />
an Bedeutung gewinnen wird. Wir<br />
als Rheinmetall Defence möchten unsere<br />
Fähigkeiten auch weiterhin in diesen<br />
Prozess einbringen. Peter Priebs<br />
wir mittel- und langfristig zusätzliche<br />
Wertschöpfung ins Haus und eröffnen<br />
uns außerdem neue Märkte.“<br />
Der Grundsteinlegung vorausgegangen<br />
war – wie berichtet („Das Profil“<br />
5/2005) – eine Erweiterung der Niederdruck-Gießerei<br />
um eine Halle mit 2500<br />
Quadratmetern Bruttogeschossfläche,<br />
Guss und Bearbeitung bald unter einem Dach<br />
die sieben neue Gießstellen erhalten<br />
wird. Diesem bereits fertig gestellten<br />
Komplex folgt jetzt <strong>das</strong> neue Bauprojekt<br />
der Fertigbearbeitung, <strong>das</strong> nach<br />
seiner Realisierung im Frühjahr 2007<br />
mit 35 modernen Bearbeitungsmaschinen<br />
<strong>für</strong> Aluminium-Zylinderkurbelgehäuse<br />
einsatzbereit sein wird.<br />
Foto: Angela Blattner
Das Profil 1/2006 Das aktuelle Thema<br />
Seite 9<br />
insätze „out of area“, Friedensmissionen,<br />
Eingreiftruppen in Krisengebieten:<br />
Mit der Zunahme der Operationen<br />
im Ausland stehen die Streitkräfte<br />
des 21. Jahrhunderts vor neuen<br />
Herausforderungen. Die Errichtung<br />
von dauerhaften Feldlagern, Landeplätzen<br />
und anderen Einsatzliegenschaften ist<br />
eine zwingende Konsequenz. Solche stationären<br />
Einrichtungen sind aufgrund ihrer Lage und ihres<br />
Aufbaus bevorzugte Ziele <strong>für</strong> Anschläge terroristischer<br />
Gruppierungen. Ähnliches gilt – und <strong>das</strong><br />
haben die Terroranschläge vom 11. September<br />
2001, in Madrid und London sowie auf der Ferieninsel<br />
Bali gezeigt – <strong>für</strong> öffentliche Einrichtungen<br />
und Objekte: Auch sie sind unterschiedlichsten<br />
Gefahren ausgesetzt. Das Spektrum der Bedrohungen<br />
reicht dabei vom Beschuss mit Mörsergranaten,<br />
einfachsten Boden-Boden-Raketen<br />
und Panzerfäusten bis hin zu Scharfschützenund<br />
Sprengstoff-Attentaten. Darüber hinaus<br />
muss eine Reihe denkbarer Szenarien (z.B.<br />
Sprengstoff-Attentate mit Kleinstflugzeugen<br />
oder ABC-Angriffe) einkalkuliert werden.<br />
Die Konsequenzen asymmetrischer Bedrohungen<br />
sind nahezu täglich sichtbar, <strong>das</strong> hohe Gefährdungspotenzial<br />
– etwa <strong>für</strong> Soldaten im Ein-<br />
Gezielter Schutz<br />
vor EMV-Strahlen<br />
EMV-Schutz: Die elektromagnetische<br />
Umgebung, in der elektronische<br />
Geräte im militärischen Einsatz<br />
ihre Funktion erfüllen müssen,<br />
erfährt gegenwärtig einen<br />
dramatischen Wandel. Neben dem<br />
breiten Spektrum ungewollt emittierter<br />
Felder entsteht eine neue<br />
Bedrohung durch elektromagnetische<br />
Waffensysteme.<br />
Geschirmte Zelte und Hüllen der<br />
Firma Autoflug GmbH & Co. (Rellingen)<br />
werden aus patentierten Textilien<br />
hergestellt, die eine verlässliche<br />
Schirmwirkung gegen elektromagnetische<br />
Felder in allen <strong>für</strong> den<br />
militärischen Einsatz relevanten<br />
Fällen bieten. Sie sind einfach anzuwenden<br />
und behalten ihre ausgezeichneten<br />
Eigenschaften unter<br />
harten Einsatzbedingungen <strong>für</strong><br />
lange Zeit. Modernste Bauweisen<br />
ermöglichen den Aufbau des Zeltes<br />
durch eine einzelne Person.<br />
Das Innenzelt wird aufgeblasen<br />
und bietet sofortigen Schutz vor<br />
elektromagnetischen Angriffen. Es<br />
ist selbstverständlich in verschiedenen<br />
Größen erhältlich und enthält<br />
neben elektrisch leitenden<br />
Klettverschlüssen auch geschirmte<br />
Fenster zur Belüftung. Das mit Polyurethanbeschichtung<br />
versehene<br />
Material ist äußerst robust und<br />
einfach zu reinigen.<br />
Einsatz auch über<br />
Netzwerk möglich<br />
First: Innerhalb eines Flugabwehrsystems<br />
dient der Infrarot-Aufklärungssensor<br />
First (Fast Infrared<br />
Search and Track) der Detektion<br />
von Luftzielen (z.B. Hubschraubern,<br />
Marschflugkörpern oder Drohnen).<br />
Da First (Rheinmetall/Diehl) ein pas-<br />
satz – liegt auf der Hand. Allen diesen Bedrohungen<br />
ist gemeinsam, <strong>das</strong>s sie nicht kalkulierbar<br />
und vorhersehbar sind. Daher ist es an der Zeit,<br />
den Schutz von Einsatzliegenschaften umfassend<br />
zu organisieren, rund um die Uhr verfügbar<br />
zu machen und als Gesamtsystem zu gestalten.<br />
Die Basis da<strong>für</strong> ist die gezielte Verknüpfung der<br />
Komponenten, mit denen mögliche Einwirkungen<br />
von außen frühzeitig erkannt und wirkungsvoll<br />
unterbunden oder bekämpft werden können. Auf<br />
diese Weise lassen sich z.B. Feldlager so absi-<br />
chern, wie es die Situation erfordert. Zum Schutz<br />
der Menschen, die dort leben und arbeiten.<br />
Als führendes europäisches Systemhaus <strong>für</strong><br />
Landstreitkräfte bietet Rheinmetall Defence mit<br />
Protective Shield ein Konzept zum Schutz von<br />
stationären Einsatzliegenschaften, <strong>das</strong> sich an<br />
verschiedene Einsatzszenarien flexibel und modular<br />
anpassen lässt. Basierend auf Führungs-,<br />
Aufklärungs-, Überwachungs- und Wirksystemen<br />
aus dem umfangreichen Technologie-Portfolio<br />
des Düsseldorfer Wehrtechnik-Spezialisten und<br />
seiner industriellen Partner ist die umfassende<br />
Vernetzung aller Komponenten der wesentliche<br />
Vorteil des Gesamtsystems. So können alle<br />
erdenklichen Konfigurationen nach dem Baukastenprinzip<br />
verfügbar gemacht, bereits vorhandene<br />
Systeme eingebunden und Schnittstellen<br />
zu den Führungs- und Einsatzsystemen anderer<br />
Nationen geschaffen werden.<br />
Vorteilhaft ist dabei der Komponentenansatz:<br />
Protective Shield – es wird in den Varianten<br />
„Konvoischutz“, „Schutz von Einrichtungen und<br />
Objekten“ und „Schutz von Schiffen und Häfen“<br />
angeboten – ist kein starres System. Je nach Lage<br />
und Einsatz lassen sich verschiedene – auch<br />
bereits vorhandene – Technologien zu einem individuellen<br />
Schutzsystem vernetzen. Ebenfalls<br />
können zukünftige technologische Lösungen in<br />
<strong>das</strong> System integriert werden.<br />
Hinzu kommt: Die Vernetzung aller Aufklärungs-<br />
und Einsatzmittel untereinander ist beim<br />
Schutz von Einsatzliegenschaften oberstes Gebot.<br />
Dank der offenen Schnittstellen und der<br />
hoch entwickelten Führungssysteme von Rheinmetall<br />
Defence ist es möglich, nicht nur <strong>das</strong> Führungs-<br />
und Einsatzsystem Protective Shield in einem<br />
lokalen Netz zu betreiben, sondern dieses<br />
Netz seinerseits in höhere Kommandostrukturen<br />
einzubinden. Unter dem Aspekt des Network<br />
Centric Warfare sind dabei noch ganz andere<br />
Szenarien denkbar. So können zum Beispiel Einrichtungen<br />
in Küstennähe die Radaraufklärung<br />
ihrer Schiffe zur Luftraumüberwachung nutzen.<br />
Was sich hinter Protective Shield – <strong>das</strong> Konzept<br />
Protective Shield – modularer Schutz vor Bedrohungen<br />
Schutzsystem <strong>für</strong><br />
BW-Einheitszelt<br />
Colpro 300: Das Colpro-System<br />
(Beth El/Israel) ist ein hochmodernes<br />
Schutzsystem <strong>für</strong> <strong>das</strong> Einheitszelt<br />
der Bundeswehr. Es integriert<br />
eine ABC-Schutzhülle in <strong>das</strong> Zelt<br />
und schützt es so vor biologischen<br />
und chemischen Waffen. Zwei eingebaute<br />
Filteranlagen (FA 230 und<br />
150 N) sorgen <strong>für</strong> 460 bzw. 300 Kubikmeter<br />
Frischluft bzw. gefilterter<br />
Luft in der Stunde. Darüber hinaus<br />
werden am Eingang des Zeltes eine<br />
Luftschleuse sowie eine Klimaanlage<br />
installiert. Die einzelnen Komponenten<br />
sind schnell und einfach<br />
montiert und nach Aufbau innerhalb<br />
von Sekunden zuschaltbar.<br />
Auch <strong>für</strong> den Dauerbetrieb ist die<br />
Schutzhülle dank neuer Imprägnierung<br />
des Kohlefilters gerüstet.<br />
Selbst nach monatelangem so genannten<br />
24/7-Einsatz – dabei arbeitet<br />
<strong>das</strong> Colpro-300-System rund<br />
um die Uhr – treten keine Alterungserscheinungen<br />
des Filters<br />
auf. Das Standardzelt der Bundeswehr<br />
wird so nicht nur wirksam vor<br />
ABC-Angriffen, sondern ebenso effektiv<br />
vor TIC (Toxic Industrial Components)<br />
geschützt. Auf Kundenwunsch<br />
können weitere Filter verbaut<br />
werden, um die Effizienz des<br />
Klimasystems zu steigern. Bereits<br />
heute hat sich <strong>das</strong> Colpro-System<br />
bei vielen Nato-Einsätzen bewährt.<br />
siver Sensor ist, lässt er sich von<br />
gegnerischen Radaren nicht orten.<br />
Das System besteht aus einem Sensorkopf,<br />
einer Signalverarbeitungseinheit<br />
und einem Bedien- und Anzeigegerät.<br />
Trotz großer Reichweite<br />
erzeugt <strong>das</strong> Gerät eine hervorragende<br />
Auflösung. Alle Bilddaten werden<br />
in der Signalverarbeitungseinheit<br />
ausgewertet; dabei erkennt die Software<br />
fliegende Ziele autonom. Handelt<br />
es sich um Ziele des Bedrohungsspektrums,<br />
werden automatisch<br />
ein Alarm erzeugt und die Daten<br />
in ein Netzwerk eingespeist. Als<br />
Alarmierungssensor kann First auch<br />
zum Schutz von zivilen Objekten genutzt<br />
werden. Durch seine leichte<br />
und kompakte Bauweise lässt sich<br />
<strong>das</strong> System unkompliziert bewegen;<br />
es kann so flexibel eingesetzt werden.<br />
Zudem können mehrere First-<br />
Systeme via Netzwerk zu einem Verbund<br />
zusammengeschlossen werden.<br />
wurde Ende September vergangenen Jahres erstmals<br />
einer fachspezifischen Öffentlichkeit vorgestellt<br />
und stieß dabei „aus dem Stand“ auf großes<br />
Interesse („Das Profil“ 4/2005) – systemtechnisch<br />
im Detail verbirgt, ist hier dargestellt.<br />
Die mehr als 30 Einzelsysteme von Protective<br />
Shield sind den übergeordneten Themenaspekten<br />
„Nachrichtengewinnung + Aufklärung“, „Führungsfähigkeit“,<br />
„Wirksamkeit im Einsatz“,<br />
„Überlebensfähigkeit + Schutz“ und „Unterstützung<br />
+ Durchhaltefähigkeit“ zugeordnet. dp<br />
Einsätze „out of area“, Friedensmissionen, Eingreiftruppen in Krisengebieten: Mit der Zunahme der Operationen im Ausland<br />
stehen die Streitkräfte des 21. Jahrhunderts vor neuen Herausforderungen. Zu deren Schutz im Einsatz haben Rheinmetall<br />
Defence und seine industriellen Partner mit Protective Shield ein umfassendes, flexibel anpassbares Konzept entwickelt.<br />
Kleinfluggerät mit<br />
großer Leistung<br />
KZO: Das Kleinfluggerät zur Zielortung<br />
(KZO) der Rheinmetall Electronics<br />
GmbH (Bremen) wurde zur<br />
Entdeckung, Identifizierung und<br />
genauen Lokalisierung von Zielen<br />
entwickelt. Von dem unbemannten<br />
Fluggerät werden alle Daten in<br />
Echtzeit zur Bodenkontrollstation<br />
übermittelt. Dort wird die KZO-Position<br />
verfolgt und die vom leistungsstarken<br />
Infrarotsensor erfassten<br />
Bilder ausgewertet. So<br />
können alle aktuellen Informatio-<br />
nen unter Verwendung digitaler<br />
Karten den entsprechenden geographischen<br />
Orten zugewiesen<br />
werden. Dies gilt auch <strong>für</strong> Geschwindigkeit<br />
und Richtung der<br />
beweglichen Ziele. Die Drohne ist<br />
allwetterfähig und sowohl tagsüber<br />
als auch nachts einsetzbar.<br />
Alle ermittelten Daten können über<br />
große Entfernungen oder in Netzwerken<br />
weitergeleitet werden. KZO<br />
ist hochmobil und weltweit einsetzbar.<br />
BKA analysiert<br />
die Alarmursache<br />
BKA: Die Kameraeinheit BKA der<br />
Firma Securiton (Schweiz) dient zur<br />
Überwachung des Geländes und<br />
zur Analyse der Alarmursache bei<br />
Sensoralarmen. Die Kameraeinheit<br />
erzeugt Videobilder bei Tag und<br />
bei Nacht, unterstützt durch Weißlicht-<br />
oder Infrarotscheinwerfer.<br />
Die fernbedienbare BKA verfügt<br />
über einen elektrischen Schwenk-<br />
Neigekopf. Über den eingebauten,<br />
107 Dezibel starken Lautsprecher<br />
können erkannte und nicht auto-<br />
risierte Personen angesprochen<br />
werden. Die Kamera lässt sich mittels<br />
des zugehörigen Teleskoparmes<br />
variabel in der Höhe fixieren.<br />
Um den Wirkungsbereich zu maximieren,<br />
kann ein zusätzlicher<br />
Scheinwerfer montiert werden, der<br />
ein Sichtfeld von bis zu 50 Metern<br />
Distanz ermöglicht. Der eingebaute<br />
Blitzschutz schützt <strong>das</strong> System<br />
sicher vor elektrischen Störungen.<br />
Das Gerät erreicht eine horizontale<br />
Auflösung von 480 TV-Linien.<br />
Kälteresistenter<br />
Luftraumscanner<br />
MSP 500: Ursprünglich <strong>für</strong> die<br />
Land- und Luftstreitkräfte entwickelt,<br />
später dann von der Deutschen<br />
Marine erfolgreich verwendet,<br />
kommt die stabilisierte Multi-<br />
Sensor-Plattform zukünftig als<br />
elektrooptisches System MSP 500<br />
bei den Luftstreitkräften der norwegischen<br />
Armee zum Einsatz. Geringe<br />
Wartungsanforderungen und<br />
ein minimaler Trainingsaufwand<br />
unterstreichen die Effektivität dieser<br />
Plattform. Das mobile optroni-<br />
sche Sensorsystem wird der Verteidigung<br />
von wichtigen Einrichtungen<br />
dienen und soll auch bei den<br />
Krisenreaktionskräften genutzt<br />
werden. Im Verbund mit einem Radarsystem<br />
detektiert MSP 500 Höhe<br />
und Entfernung von Luft- und<br />
Bodenzielen bei Tag und Nacht<br />
über große Distanzen. Die Übermittlung<br />
der Sensordaten an die<br />
Feuerleitzentrale erfolgt über ein<br />
Lichtwellenkabel von bis zu einem<br />
Kilometer Reichweite.<br />
Composing: Thorsten Ohmes/RDE
Seite 10 Das aktuelle Thema<br />
Das Profil 1/2006<br />
Erkennung von<br />
Freund und Feind<br />
ZEFF: Dies ist ein Freund-Feind-<br />
Erkennungssystem auf der Ebene<br />
„Soldat zu Soldat“. Von dem an<br />
der Handwaffe montierten Abfrager<br />
wird – ausgelöst durch den<br />
Soldaten – per Laserstrahl eine<br />
verschlüsselte Abfrage an den Antworter<br />
gesendet. Dieser prüft die<br />
Anfrage auf Gültigkeit und sendet<br />
über Funk die ebenfalls verschlüsselte<br />
Antwort. Der Abfrager empfängt<br />
und wertet diese Antwort<br />
aus. Das Ergebnis wird auf einem<br />
Display und/oder akustisch angezeigt.<br />
Verschiedene Sicherungsmechanismen<br />
– etwa die Verwendung<br />
von PIN-Nummern (Persönliche<br />
Identifizierungsnummer) mit<br />
nur zeitlich begrenzter Gültigkeit –<br />
verhindern bei Verlust der Geräte<br />
eine Verwendung zum Nachteil eigener<br />
Kräfte.<br />
Herzstück des<br />
Schutzschildes<br />
Operationszentrale: Die Operationszentrale<br />
ist <strong>das</strong> Herzstück von<br />
Protective Shield. Sie besteht aus<br />
den beiden Hauptkomponenten Führungssystem<br />
C3I und Alarmmonitor.<br />
An dem Alarmmonitor sind die Videosignale<br />
aller Sensoren der zu schützenden<br />
Einrichtung angeschlossen;<br />
sie werden permanent aufgezeichnet.<br />
Nebelwerfer <strong>für</strong><br />
die Täuschkörper<br />
Mass: Das Mass-Werfersystem<br />
(Multi-Ammuniton Softkillsystem)<br />
von Rheinmetall <strong>für</strong> den Täuschkörpereinsatz<br />
in allen relevanten<br />
Wellenlängenbereichen dient<br />
dem Schutz von Einrichtungen<br />
und Anlagen gegen sensorgesteuerte<br />
Waffensysteme. Mass feuert<br />
32 identische Täuschkörper zeitversetzt<br />
so ab, <strong>das</strong>s die gegnerische<br />
Rakete vom eigentlichen Ziel<br />
(z.B. einer militärischen Anlage)<br />
schrittweise abgelenkt wird.<br />
Biometrische<br />
Zutrittskontrolle<br />
FacePASS: FacePASS (Viisage/<br />
Bochum) ist ein Produkt zur Identitätsüberprüfung,<br />
<strong>das</strong> auf Gesichtserkennungs-Technologie<br />
basiert.<br />
Es führt 1:1-Vergleiche durch, um<br />
sicherzustellen, <strong>das</strong>s eine Person,<br />
die ein Ausweisdokument oder einen<br />
ID-Token vorlegt, auch wirklich<br />
der rechtmäßige Eigentümer ist.<br />
Das System vergleicht <strong>das</strong> Live-<br />
Bild einer Person in Echtzeit mit einem<br />
gespeicherten Referenzbild,<br />
um die Identität zu bestätigen und<br />
damit verbundene Rechte zu gewähren.<br />
Höchste Zuverlässigkeit,<br />
Sicherheit und Effizienz sind dabei<br />
stets gewährleistet. Im Bereich der<br />
Zutrittskontrolle schützt FacePASS<br />
Eingänge zu Regierungs- und Industriegebäuden<br />
sowie Hochsicherheitsbereiche<br />
in Flughäfen,<br />
Banken oder Kernkraftwerken.<br />
Alarme und die zugehörigen Videosignale<br />
werden dem Bediener akustisch<br />
und optisch gemeldet sowie zusammen<br />
mit einer Wirkmittelempfehlung<br />
angezeigt und dokumentiert. Über<br />
<strong>das</strong> Führungssystem ist die Sicherheitszentrale<br />
mit anderen Ebenen<br />
(z.B. S2/G2, der Wache und der Einsatzgruppe/FüWES<br />
Wiesel) vernetzt.<br />
Alle Bereiche verfügen dadurch über<br />
<strong>das</strong>selbe aktuelle Lagebild und können<br />
so Befehle und taktische Informationen<br />
digital austauschen.<br />
Effektmunition<br />
<strong>für</strong> viele Zwecke<br />
Effektmunition: Rheinmetall Waffe<br />
Munition bietet eine breite Palette<br />
nicht-letaler Handwurfkörper<br />
und Wirkmunitionen mit verschiedenen<br />
Effekten. Das Produktspektrum<br />
reicht von der klassischen Py-<br />
rotechnik in Form von Leucht- und<br />
Signalmitteln aller Kaliber über<br />
Rauch- und Nebelkörper, präzise<br />
Effektmunition bis hin zu Übungsmunition<br />
sowie Blend-Schockwurfkörpern,<br />
die heute schon von vielen<br />
Spezialeinheiten genutzt werden.<br />
SYSTEMTECHNIK FÜR SKY-MAN<strong>AG</strong>EMENT: Für die Flugabwehrtruppen bietet Rheinmetall Battle-Management-<br />
bzw. Führungs- und Waffeneinsatzsysteme, die alle <strong>für</strong> eine erfolgreiche Operation verfügbaren und erforderlichen<br />
Daten zusammenführen und auch aus sehr komplexen Zusammenhängen Lagedaten und schnell interpretierbare Handlungsoptionen<br />
ermitteln. Zu diesen Daten gehören beispielsweise eigene und gegnerische Kräfte, Geländemodelle, Bebauung<br />
oder <strong>das</strong> Wetter. So können mit dem Battle-Management-System bisher autonom eingesetzte Flugabwehrsysteme<br />
zur besseren Überwachung des Luftraumes und zur Optimierung des Waffeneinsatzes miteinander vernetzt werden.<br />
Eine Zentrale<br />
<strong>für</strong> die Daten<br />
Überwachungszentrale: Das Protective-Shield-SystemmodulÜberwachungszentrale<br />
(Securiton) dient<br />
als Kontroll- und Steuerungsinstrument<br />
aller Signale der angeschlossenen<br />
Komponenten des Überwachungssystems.<br />
Sämtliche Sensoren<br />
übermitteln ihre Signale bzw.<br />
Bilder an die Zentralsteuereinheit<br />
im zentralen Überwachungscontainer.<br />
Hier werden die eingehenden<br />
Signale digital gespeichert. Dies ermöglicht<br />
einen einfachen, und –<br />
durch Netzwerkanbindung – auch<br />
standortunabhängigen Zugriff auf<br />
Bild-, Audio- und Videodateien.<br />
Die Bedienung erfolgt standardmäßig<br />
mit zwei Personen, die Alarme<br />
auswerten und bei Bedarf eine<br />
Aktion einleiten. Weiter kann <strong>das</strong><br />
Bedienpersonal über die Videobilder<br />
der Außenkameras die Umgebung<br />
überwachen und bei Bedarf<br />
via Lautsprecher Meldungen absetzen.<br />
Der Überwachungszentrale-Container<br />
ist über die integrierte<br />
Autokonfiguration schnell einsatzbereit<br />
und dank eigener Klimaanlage,<br />
Blitzschutz und unterbrechungsfreier<br />
Stromversorgung autark<br />
einzusetzen.<br />
Senkrechtstarter<br />
im Taschenformat<br />
Kolibri: Kolibri ist ein Mini-VTOL<br />
(Vertical Take of Landing), ausgelegt<br />
<strong>für</strong> den Einsatz in urbanem Gelände.<br />
Durch seine Eigenschaften<br />
kann <strong>das</strong> System sowohl vom Boden<br />
als auch von einem Fahrzeug<br />
aus im schweren Gelände senkrecht<br />
gestartet werden. Die Mission<br />
wird vor dem Start in den Flugführungsrechner<br />
übertragen und<br />
kann auch während der Mission<br />
verändert werden. Im Nahbereich<br />
(z.B. Gebäuden) kann Kolibri mit<br />
einem Joystick in die Endposition –<br />
etwa vor einem Fenster – geflogen<br />
werden und verweilt dort, um <strong>das</strong><br />
ausgesuchte Objekt zu beobachten.<br />
Die Einsatzzeit des rund 1600<br />
Gramm leichten Fluggeräts beträgt<br />
ungefähr 20 Minuten. Die Payload<br />
kann zwischen hochauflösend TV<br />
(Zoom:10-fach optisch) oder IR gewählt<br />
werden. Die Bilddaten werden<br />
in Echtzeit an die Bodenstation<br />
übertragen. Nach erfolgreicher<br />
Mission fliegt Kolibri, gestützt<br />
durch GPS-stabilisierte Navigation,<br />
zu den Landekoordinaten und landet<br />
punktgenau. Nach einem Austausch<br />
der Akkus kann <strong>das</strong> Flugsystem<br />
erneut eingesetzt werden.<br />
Berechtigung<br />
<strong>für</strong> den Zutritt<br />
Personenkontroll-Container: Dieser<br />
Container (Securiton) wird in<br />
den Ring der äußeren Schutzzone<br />
gestellt und regelt die Zutrittsberechtigung<br />
der eintretenden Personen<br />
in <strong>das</strong> Gelände. Er bildet somit<br />
<strong>das</strong> „Tor“ des unter „Nachrichtengewinnung<br />
+ Aufklärung“ zusammengefassten<br />
Teils von Protective<br />
Shield. Für die Überprüfung stehen<br />
dem Personal verschiedene technische<br />
Einrichtungen zur Verfügung,<br />
die – einzeln oder kombiniert – den<br />
jeweiligen Bedrohungssituationen<br />
entsprechend eingesetzt werden.<br />
Dazu zählen unter anderem biometrische<br />
Zutrittskontroll-Leser, die<br />
Schleusensteuerung zur Regulierung<br />
des Personenflusses, ein Diagnostiksystem<br />
und zwei Außenkameras.<br />
Die Anlage verfügt über unterbrechungsfreie<br />
Stromversorgung<br />
sowie Blitzschutz und eine eigene<br />
Klimaanlage. Je nach Bedrohungslage<br />
können die Kontrollverfahren<br />
verschärft oder erleichtert werden.<br />
Bei einer Identifizierung über die biometrischen<br />
Zutrittskontroll-Leser und<br />
die Porträtkameras kann ein Personendurchsatz<br />
von rund 400 Personen<br />
pro Stunde erreicht werden.<br />
Die Ultrabreitband-HPTM-Technologie von Rheinmetall bewirkt die Sprengung funkgesteuerter improvisierter Sprengfallen.<br />
Composing: Thorsten Ohmes/RDE
Das Profil 1/2006 Das aktuelle Thema<br />
Seite 11<br />
Ferngesteuerte<br />
Waffenstation<br />
MLG 27: Als neues Standardgeschütz<br />
im Mittelkaliberbereich wird<br />
<strong>das</strong> Marineleichtgeschütz MLG 27 vorhandene<br />
Geschütze der deutschen<br />
Marine durch neue, zukunftsweisende<br />
Technologien ersetzen und als Bewaffnung<br />
auf neuen Einheiten – etwa<br />
der Korvette K130 – eingesetzt werden.<br />
Das MLG 27 ist fernbedient und<br />
besitzt eine integrierte Feuerleitung.<br />
Durch die hochleistungsfähige Waffe<br />
und die neu entwickelte, leistungsstarke<br />
FAPDS-Munition ist <strong>das</strong> Geschütz<br />
<strong>für</strong> Einsätze von Kampf- und<br />
Unterstützungsschiffen in Küstenund<br />
Hafennähe optimal geeignet.<br />
Flugzeuge, Hubschrauber, hochmobile<br />
und leichte Seeziele sowie Punktziele<br />
an Land können mit sehr hoher<br />
Treffwahrscheinlichkeit bekämpft<br />
werden. Zur Montage des mit nachtsichtfähiger<br />
Zielfolge-Sensorik ausgestatteten<br />
Systems ist der Durchbruch<br />
eines Schiffdecks nicht vonnöten.<br />
Das MLG lässt sich flexibel in vorhandene<br />
Umgebungen integrieren.<br />
Wurfanlage <strong>für</strong><br />
Flächen-Wirkmittel<br />
WMWA: Die Wirkmittelwurfanlage<br />
WMWA bietet flächigen Schutz<br />
durch Sichtlinienunterbrechung;<br />
dies kann mittels Nebel und/oder<br />
Einsatz von CN/CS sowie Irritation<br />
durch Flash-Bang geschehen. Zu<br />
den Systemkomponenten gehören<br />
die Abschussvorrichtung (Basiseinheit)<br />
mit Magazinen sowie ein<br />
Bediengerät mit Spannungsversorgungskabel<br />
und Energie-/Datenkabel.<br />
Optional lässt sich eine universale<br />
oder fahrzeugspezifische<br />
Halterung (starr oder richtbar) integrieren.<br />
LUFTSCHILD MIT HOHER EFFIZIENZ: Skyshield bekämpft zuverlässig die wachsende Bedrohung durch Angriffe<br />
von kleinen, beweglichen und schnellen unbemannten Flugkörpern. Die Feuereinheit Skyshield 35 ist ein modular aufgebautes,<br />
kompaktes und leichtes Flugabwehrsystem. Ein Sensormodul steuert zwei 35/1000-Revolvergeschütze und einen<br />
oder zwei Lenkwaffenwerfer. Sensormodul, Geschütze und Werfer sind unbemannt. Der Kommandoposten kann bis zu<br />
500 Meter vom Sensormodul entfernt aufgestellt werden. Durch seine leichte Bauweise kann <strong>das</strong> System schnell positioniert<br />
werden. Allwettertauglichkeit und Resistenz gegen elektronische Störmaßnahmen steigern seine Effizienz maßgeblich.<br />
Personenerfassung<br />
auf Bodenhöhe<br />
O/BS: Mit dem Optischen Bodensensor<br />
(O/BS) lassen sich nicht einsehbare<br />
Wege und Pfade automatisch<br />
überwachen. Das System ist<br />
vorrangig zur frühzeitigen Erfassung<br />
von Personen und Personengruppen<br />
und von mitgeführten Lasttieren geeignet.<br />
Passierende Fahrzeuge werden<br />
mit dem Sensor ebenso aufgefasst<br />
wie die Überwachung von abgelegenen<br />
Landbahnen auf einfache<br />
Weise möglich ist. Bewegt sich ein<br />
Objekt im O/BS-Auffassbereich,<br />
nimmt der Sensor automatisch ein<br />
Einzelbild bzw. eine Bildsequenz auf.<br />
Das Bild (bzw. die Bildsequenz) wird<br />
mit Informationen zum Systemstandort,<br />
der Bewegungsrichtung und dem<br />
<strong>AG</strong>ES: „Ages“ ist ein neues, luftgestütztes<br />
Aufklärungssystem zur frühzeitigen<br />
Erkennung von Geländemanipulationen.<br />
Das innovative System<br />
der Firma SSC basiert auf „Rapidogen<br />
Marker HKNV“, einem speziell entwickelten<br />
Geländemarkierungsmittel.<br />
Das System ist in der Lage, unerlaubte<br />
Geländemanipulation luftgestützt<br />
zu detektieren. So können frühzeitig<br />
Manipulationen (z.B. verdeckte<br />
Sprengstoffe, Landminen sowie unerlaubte<br />
Begehungen, Befahrungen<br />
Zeitpunkt der Meldung an eine Darstellungseinheit<br />
übermittelt. Die<br />
Bildqualität erlaubt eine Identifizierung<br />
des detektierten Objekts und<br />
mitgeführter Ausrüstung (z.B. Gepäck,<br />
Waffen, Nutzlasten) durch den<br />
Nutzer.<br />
Der Optische Bodensensor wird von<br />
Hand ausgebracht und initialisiert<br />
sich nach dem Einschalten eigenständig;<br />
während der Einsatzdauer<br />
arbeitet er wartungsfrei und unbeaufsichtigt.<br />
Der O/BS basiert auf einem<br />
IR-Bewegungsmelder in Verbindung<br />
mit einem empfindlichen Bildsensor.<br />
Die Bilder werden vor Ort digitalisiert<br />
und komprimiert. Das integrierte<br />
Funkgerät erlaubt eine Übertragung<br />
der Ergebnisse über Entfernungen<br />
von bis zu zehn Kilometern (je nach<br />
Funkgerät und Ausbreitungsverhältnissen).<br />
Die eingehenden Meldun-<br />
und Schleuserwege) detektiert werden.<br />
Durch <strong>das</strong> Besprühen mit einem<br />
von Lanxess entwickelten Marker<br />
können unterschiedlichste Areale<br />
und Geländestrukturen diskret und<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> menschliche Auge unsichtbar<br />
„versiegelt“ werden. Die Basis des<br />
Der gezielte Schutz vor Manipulation<br />
Markers ist biologisch und toxisch<br />
unbedenklich und abbaubar. Durch<br />
den Einsatz einer ebenfalls speziellen<br />
Laser-Kamera-Entwicklung (SSC)<br />
wird der Marker mittels einer Bildverarbeitungssoftware<br />
am Monitor<br />
gen werden in einer Datenbank abgelegt,<br />
die einen einfachen Zugriff gestattet.<br />
Eine Anbindung an Führungssysteme<br />
(FaKom) ist realisiert. Die<br />
Meldungen des O/BS sind kompatibel<br />
mit dem Akustischen Bodensensor<br />
(A/BS) und der Bodensensorausstattung<br />
(BSA). Der gleichzeitige Betrieb<br />
verschiedener Bodensensoren<br />
ist problemlos möglich.<br />
Schutzeinheit in<br />
Modulbauweise<br />
Modulares Schutzgebäude: Geschützte<br />
modulare Gebäude werden<br />
aus mehreren 20-Fuß-Spezialcontainern<br />
zusammengesetzt. Seitenwand-<br />
und Stirnwandelemente<br />
können herausgenommen werden,<br />
um Räume aus mehreren Containern<br />
zu erzeugen. Die Spezialcontainer<br />
werden wetterdicht verbunden<br />
und mit einem Überdrucksystem<br />
belüftet. Ein von der Firma<br />
Drehtainer GmbH (Valluhn) patentiertes<br />
Bodensystem entkoppelt<br />
Personal und Ausrüstung von Explosions-Schockwellen.<br />
Spezialschutz<br />
<strong>für</strong> Wachtürme<br />
Geschützter Wachturm: Wachtürme<br />
mit ballistischem Schutz dienen<br />
der Überwachung des Umfeldes militärischer<br />
Einrichtungen. Diese sind<br />
in verschiedenen Konfigurationen<br />
erhältlich: Als 10- bzw. 20-Fuß-Container<br />
sowie als 20-Fuß-Container<br />
mit integrierter Ausziehkanzel. Häufig<br />
werden Wachtürme in Kombination<br />
mit Schutzwandmodulen verwendet,<br />
um Lager oder sensible Bereiche<br />
zu überwachen. Die Wachtürme<br />
der 20-Fuß-Klasse werden auf eine<br />
Stirnwand gestellt.<br />
BSA: Autonomer<br />
Fahrzeugscanner<br />
BSA: Mit der Bodensensorausstattung<br />
BSA können Fahrzeuge auf Straßen<br />
und im Gelände in Echtzeit geortet,<br />
klassifiziert und identifiziert werden.<br />
Das modular aufgebaute System<br />
umfasst Sensoreinheiten, die im<br />
Aufklärungsgebiet in Stellung gebracht<br />
werden, sowie Empfangs- und<br />
Bildschirmeinheiten, die beispielsweise<br />
in einem Aufklärungsfahrzeug<br />
eingebaut sind. Die Aufklärung erfolgt<br />
passiv. Alle erhaltenen Informationen<br />
können in ein C3I-System eingespeist<br />
und an höhere Führungseinheiten<br />
weitergegeben werden.<br />
Die Sensoreinheit ist so konzipiert,<br />
<strong>das</strong>s ein autonomer Betrieb <strong>für</strong> mindestens<br />
30 Tage gewährleistet wer-<br />
Späh-Fuchs <strong>für</strong><br />
breiten Einsatz<br />
FoxBot: Die Streitkräfte benötigen<br />
<strong>für</strong> zukünftige Einsatzspektren<br />
einen mobilen Kleinroboter, mit<br />
dem vielfältige Aufgaben – insbesondere<br />
bei der Spähaufklärung –<br />
erfüllt werden können. Der Schutz<br />
der Soldaten steht hierbei im Vordergrund.<br />
Der mobile Roboter Fox-<br />
Bot wird aus einer sicheren Position<br />
heraus ferngesteuert und kann<br />
sowohl im Wald- und Wiesengelände<br />
als auch in Gebäuden eingesetzt<br />
werden. Auf dem Roboter<br />
sind optronische und akustische<br />
Sensoren angebracht.<br />
Datenlink <strong>für</strong><br />
die Echtzeit<br />
Link 16: Link 16 bezeichnet einen<br />
militärischen Datenaustauschstandard<br />
der Nato und ist als digitaler<br />
Dienst des Informationsübertragungssystems<br />
MIDS im Stanag<br />
5516 definiert. Dazu offeriert die<br />
Firma IBM ihre als Tactical Data<br />
Link Display & Control System<br />
(DCS) bezeichnete Anzeigekomponente,<br />
die zum Beispiel zusammen<br />
mit dem von IBM entwickelten<br />
Data Link Processor System<br />
(DLPS) auf den Fregatten der Klassen<br />
F122/123 eingesetzt wird.<br />
den kann. In dieser Zeit können von<br />
dem Gerät bis zu 20 000 Nachrichten<br />
an seine Operationszentrale versendet<br />
werden. Ein Positionswechsel<br />
kann von zwei Soldaten innerhalb<br />
von nur 15 Minuten vollzogen werden.<br />
Somit wird den Anforderungen<br />
an eine hohe Mobilität in Verbindung<br />
mit Unauffälligkeit im Kampfgebiet<br />
auf optimale Weise entsprochen.<br />
sichtbar. Bei einer Erstbefliegung wird<br />
<strong>das</strong> unberührte Areal als Sollzustand<br />
gespeichert. Bei weiteren Befliegungen<br />
kann so mittels der eingesetzten<br />
Technologie jederzeit ein Soll-Ist-Zustand<br />
ermittelt werden, wobei jegliche<br />
Art von Oberflächenveränderungen registriert<br />
und analysiert wird. Verdächtige<br />
Veränderungen werden sofort erkannt<br />
und als Bild mit Geo-Koordinaten<br />
an eine Leitstelle transferiert. Das<br />
System ist bei Tag und Nacht sowie<br />
fast allen Witterungsbedingungen<br />
(Ausnahme: Schnee und Nebel) einsetzbar.<br />
Der Marker hält seine Wirksamkeit<br />
bis zu drei Monate aufrecht.
Composing: René Dahlmanns<br />
Seite 12 Das aktuelle Thema<br />
Das Profil 1/2006<br />
AUF EINEN BLICK: Führungsfähigkeit (Command + Control), Nachrichtengewinnung<br />
und Aufklärung (Intelligence and Reconnaissance), Wirksamkeit im Einsatz<br />
(Effective Engagement), Überlebensfähigkeit und Schutz (Survivability and Protection)<br />
sowie Unterstützung und Durchhaltefähigkeit (Support and Sustainability)<br />
– <strong>das</strong> sind die wesentlichen Teilsysteme bzw. Fähigkeiten von Protective Shield.<br />
Composing: Thorsten Ohmes/RDE<br />
Ein Wiesel <strong>für</strong> die<br />
Bodenaufklärung<br />
Wiesel-Spähpanzer: Das Wiesel-1-<br />
Aufklärungsfahrzeug wurde speziell<br />
<strong>für</strong> die Anforderungen der Luftlandeaufklärungstruppen<br />
entwickelt. Die<br />
Besatzung besteht aus einem Kommandanten,<br />
einem Späher und dem<br />
Fahrer. Die Aufklärungsoptik AOZ<br />
2000 (Autonomes Optronisches Zielgerät)<br />
beinhaltet – neben einer<br />
hochauflösenden CCD-Kamera – ein<br />
Wärmebildgerät sowie einen Laserentfernungsmesser<br />
und ist in einem<br />
Mikrowellen zur<br />
Konvoi-Sicherung<br />
HPEM: Sprengsätze und sonstige<br />
improvisierte Sprengfallen (IED: Improvised<br />
Explosive Devices) stellen<br />
<strong>für</strong> stationäre Einrichtungen wie Feldlager,<br />
Landeplätze und andere Einsatzliegenschaften<br />
eine große Gefahr<br />
dar. Mit Hochenergie-Mittelwellensystemen<br />
(HPEM = High Power Electro-<br />
bis zu zwei Meter über dem Boden<br />
ausfahrbaren Schwenk-/Neigekopf<br />
integriert. Darüber hinaus ist <strong>das</strong><br />
RLS-Fahrzeug mit einer Hybridnavigationsanlage<br />
(GPS und Inertialeinheit)<br />
sowie einer VHF- und HF-Funkanlage<br />
ausgestattet.<br />
Außerdem verfügt <strong>das</strong> Wiesel-Aufklärungsfahrzeug<br />
über <strong>das</strong> leistungsfähige<br />
Führungs-, Kommunikations-<br />
und Informationssystem Fa-<br />
KoM, mit dem der Kommandant jederzeit<br />
aktuelle Informationen über<br />
die jeweilige taktische Situation<br />
(z.B. die Stationierung feindlicher<br />
Verbände) abrufen kann.<br />
Magnetics) lässt sich die Fernzündung<br />
eines Sprengsatzes im Umfeld<br />
einer Einsatzliegenschaft verhindern.<br />
Eine besondere Bedeutung kommt<br />
den HPEM-Systemen beim Konvoi-<br />
Schutz zu. Mit Hilfe der Mikrowellen<br />
können die <strong>für</strong> den Konvoi höchst gefährlichen<br />
Sprengfallen ausgeschaltet<br />
oder auch gezielt gezündet werden.<br />
Damit eignet sich <strong>das</strong> System nicht<br />
nur <strong>für</strong> den militärischen, sondern<br />
auch <strong>für</strong> den polizeilichen Einsatz.<br />
Demonstrator zur<br />
Minenbekämpfung<br />
MMSR-Sydera: Bei diesem Konzept<br />
handelt es sich um einen Technologiedemonstrator<br />
<strong>für</strong> ein fahrzeugbasiertes<br />
Minen- & IED-Bekämpfungssystem<br />
(IED: Improvised Explosive Devices –<br />
improvisierte Sprengfallen) im Auftrag<br />
der Bundesrepublik Deutschland und<br />
Wärmebild bei<br />
jeder Witterung<br />
BAA: Die Beobachtungs- und<br />
Aufklärungsausstattung BAA ermöglicht<br />
eine genaue Zielortung<br />
bei Tag und Nacht bis zu einer<br />
Entfernung von rund 20 Kilometern.<br />
Die Sensoreinheit kann sowohl<br />
direkt vom Fahrzeug aus bedient<br />
als auch bis zu 40 Meter<br />
von diesem entfernt in Stellung<br />
gebracht werden. Die Sensorik<br />
besteht aus den Hauptkomponenten<br />
Wärmebildgerät, CCD-Kamera<br />
mit hoher Auflösung und<br />
Zoom-Objektiv sowie einem augensicherenLaserentfernungsmesser.<br />
Die von den Sensoren gewonnenen<br />
Bilder, einschließlich<br />
der Ergebnisse des Laserentfernungsmessers,<br />
werden auf dem<br />
BAA Monitor dargestellt.<br />
A/BS: Der Akustische Bodensensor<br />
(A/BS) dient der dauerhaften automatischen<br />
Flächenaufklärung von Fahrzeugen<br />
und Hubschraubern. Die Richtung<br />
der zu detektierenden Ziele wird<br />
von dem Sensor eigenständig ermittelt<br />
und während des Überwachungsvorgangs<br />
kontinuierlich protokolliert.<br />
Zu jedem Ziel wird eine Meldung an<br />
die Darstellungseinheit übermittelt.<br />
Die Meldung umfasst die Sensorkennung,<br />
den Zeitpunkt des Ereignisses,<br />
die Richtung zum Ziel sowie die Fahrtrichtung<br />
des Zieles.<br />
Der A/BS wird von Hand ausgebracht<br />
und getarnt; er initialisiert<br />
sich nach dem Einschalten eigenständig.<br />
Während der Einsatzdauer<br />
arbeitet der Sensor wartungsfrei und<br />
unbeaufsichtigt. Mit Hilfe der in <strong>das</strong><br />
Gehäuse eingelassenen Mikrofone<br />
vermag <strong>das</strong> System Ziele wie Fahr-<br />
Frankreichs. Das von den drei Firmen<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
(Deutschland), MBDA France (Frankreich)<br />
und Thales Systèmes Aéroportés<br />
(Frankreich) gebaute Minenräumsystem<br />
sichert bis zu 180 Kilometer<br />
Strecke in nur acht Stunden. Das<br />
MMSR-Sydera-System besteht insgesamt<br />
aus fünf verschiedenen Fahrzeugen,<br />
die unterschiedlichste Aufgaben<br />
realisieren können. Dazu gehört die De-<br />
Virtuelle Planung<br />
mindert Kosten<br />
Feldlagerplanungstool: Der<br />
Schutz von Einrichtungen und Objekten<br />
hat hohe Priorität im asymmetrischen<br />
Bedrohungsumfeld der<br />
Auslandseinsätze der Streitkräfte.<br />
Rheinmetalls Camp Protection<br />
Planning Suite CPPS ist ein leistungsstarkes<br />
Planungsinstrument<br />
zur Anpassung des gesamten<br />
Schutzkonzeptes an die geografischen<br />
Gegebenheiten und an die<br />
dort herrschende Bedrohungssituation.<br />
Durch die rein virtuelle<br />
Konfigurierung des einzusetzenden<br />
Protective-Shield-Konzepts<br />
entstehen nur geringe Kosten. Das<br />
System ist über eine intuitive Bedienoberfläche<br />
zu steuern, wodurch<br />
der Planungsprozess beschleunigt<br />
wird.<br />
zeuge und Hubschrauber frühzeitig<br />
aufzufassen und zu verfolgen. Die<br />
Richtung zum Ziel wird permanent<br />
ermittelt und aktualisiert. Die Datenanalyse<br />
und -bewertung erfolgt vollständig<br />
im System. Der Akustische<br />
Bondensensor wird aus einer externen<br />
Batterie oder mittels Fernspeisung<br />
(FM-Kabel) versorgt. Über Funk<br />
(integriert) kann die Meldung draht-<br />
los bis über zehn Kilometer (je nach<br />
Funkgerät und Ausbreitungsverhältnissen)<br />
übertragen werden.<br />
Der A/BS kann mit weiteren Systemen<br />
seiner Art vernetzt werden, so<br />
<strong>das</strong>s über die Detektion, Peilung<br />
und Verfolgung hinaus eine Ortung<br />
der Ziele möglich ist. Durch Netzwerkintegration<br />
lässt sich dieses<br />
System mit anderen Bodensensoren<br />
– auch unterschiedlichen Typs – zu<br />
einem Verbund vernetzen.<br />
tektion von feindlichen Sprengkörpern<br />
ebenso wie deren gezielte Auslösung.<br />
Die fünf Fahrzeuge werden unter dem<br />
Namen Demonstrator zusammengefasst<br />
und gehen 2007 in die Erprobungsphase.<br />
Das Detektionsfahrzeug<br />
(DEV) der Rheinmetall Landsysteme<br />
ist vollständig fernbedienbar und verfügt<br />
über diverse Sensoren zur Erkennung<br />
von Minen und improvisierten<br />
Sprengfallen.<br />
SLS erkennt<br />
Heckenschützen<br />
SLS: Mit dem Sniper Locating<br />
System (SLS) können Heckenschützen<br />
noch vor dem ersten<br />
Schuss auf große Distanzen sicher<br />
geortet werden. Die Umgebung<br />
wird aktiv sondiert und Optiken,<br />
wie zum Beispiel Zielfernrohre<br />
oder Feuerleitoptiken, unauffällig<br />
geortet. Das Sniper Locating System<br />
ist ein handliches, einfach und<br />
sicher zu bedienendes Gerät, <strong>das</strong><br />
auch als konventionelles Fernglas<br />
genutzt werden kann. Neben einer<br />
bereits verfügbaren hand gehaltenen<br />
Version werden derzeit autonome<br />
SLS-Lösungen entwickelt,<br />
die stationär oder fahrzeuggestützt<br />
arbeiten. Eine Anbindung an<br />
stationäre Überwachungssysteme<br />
ist ebenfalls denkbar.<br />
Die eingehenden Meldungen werden<br />
in einer Datenbank abgelegt, die einen<br />
einfachen Zugriff gestattet. Eine<br />
Anbindung an Führungssysteme (Fa-<br />
Kom) ist realisiert. Die A/BS-Meldungen<br />
sind kompatibel mit dem Optischen<br />
Bodensensor (O/BS) und der<br />
Bodensensorausstattung (BSA). Der<br />
gleichzeitige Betrieb verschiedener Bodensensoren<br />
ist problemlos möglich.<br />
Akustischer Bodensensor übernimmt die Flächenaufklärung
Foto: Angelika Killig<br />
Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />
Seite 13<br />
ichts ist mehr Routine.<br />
Alles ist Projekt: die<br />
neue Cabrioklasse, <strong>das</strong><br />
Reformpaket im Gesundheitswesen,<br />
selbst der<br />
Kindergeburtstag. Die<br />
Vokabel „Projekt“ ist in<br />
aller Munde und wird mittlerweile inflationär<br />
gebraucht. Dabei spielt es<br />
keine Rolle, ob <strong>das</strong> so genannte Vorhaben<br />
alle charakteristischen Merkmale<br />
eines Projekts besitzt oder nicht.<br />
Wirft man einen Blick in die Fachliteratur,<br />
so wird „Projekt“ als „ein nicht<br />
standardisierbares Einzelvorhaben“<br />
definiert, als „eine zeitlich begrenzte,<br />
umfangreiche und verflochtene Problemstellung,<br />
die bereichsübergreifend<br />
angegangen wird“. In Wirtschaft und<br />
Industrie bedeutet dies vor allem, <strong>das</strong>s<br />
mehrere Bereiche bzw. Stellen gemeinsam<br />
an einem relativ neuartigen Vorhaben<br />
arbeiten, <strong>das</strong> hinsichtlich seiner<br />
Dauer, seiner Ressourcen und seiner<br />
Ergebnisverantwortung klar definiert<br />
ist. Kurz: Das, was ein Vorhaben<br />
zum Projekt macht, sind <strong>das</strong> Neuartige<br />
und die Komplexität der Aufgabenstel-<br />
lung, die festen Zielvorgaben und Rahmenbedingungen<br />
sowie die Beteiligung<br />
zahlreicher Spezialisten.<br />
Die Aufgabe des Projektmanagements<br />
besteht im Wesentlichen darin,<br />
die Einzellösungen der Spezialisten zu<br />
einem systemoptimalen Gesamtentwurf<br />
zu integrieren. Die Planung, Organisation<br />
und Durchführung derartiger<br />
Großvorhaben ist nicht neu. Der<br />
Grundgedanke des modernen Projekt-<br />
managements geht zurück auf die großen<br />
Aufrüstungsvorhaben der USA<br />
während des 2. Weltkrieges. In den<br />
Folgejahren wurde <strong>das</strong> Projektmanagement<br />
anhand der Großprogramme<br />
der US-Luftwaffe und des Apollo-<br />
Programms der NASA kontinuierlich<br />
weiterentwickelt. Nach und nach übernahmen<br />
auch internationale Organisationen<br />
die neu entwickelten Managementmethoden<br />
aus den USA. In<br />
den sechziger und siebziger Jahren<br />
entstand eine Fülle von Publikationen<br />
zum Thema Projektmanagement, was<br />
dazu beitrug, <strong>das</strong>s der Projektmanagement-Grundgedanke<br />
sich auf viele<br />
Industriezweige ausbreitete.<br />
Auch wenn die Projektarbeit in der<br />
Vergangenheit oftmals als Zauberbzw.<br />
Allheilmittel missverstanden<br />
wurde, ist nicht zu verkennen, <strong>das</strong>s<br />
sie in der modernen Arbeitswelt eine<br />
Notwendigkeit darstellt. Erfolgreich<br />
operierende Unternehmen sehen sich<br />
heute zunehmend mit Aufgabenstellungen<br />
konfrontiert, die nur systemübergreifend<br />
– d.h. via Projektarbeit –<br />
gelöst werden können. Mit der Projektarbeit<br />
reagieren sie einerseits auf<br />
die veränderten und komplexer gewordenen<br />
Umwelt- und Umfeldbedingungen<br />
– zum Beispiel die starke Segmentierung<br />
der Märkte, die die Fertigung<br />
von immer kleineren Serien erfordert,<br />
auf die kürzeren Lebenszyklen<br />
von Produkten sowie auf den durch<br />
die Öffnung der Märkte entstandenen<br />
schärferen Konkurrenzdruck. Andererseits<br />
antworten sie auf die zunehmende<br />
Emanzipation der Mitarbeiter, die<br />
eine erhöhte Verantwortungsbereitschaft<br />
zeigen.<br />
Vor allem in den zurückliegenden<br />
zwei Jahrzehnten haben immer mehr<br />
Industrie- und Wirtschaftsunternehmen<br />
die Vorteile von Projektarbeit er-<br />
Systemübergreifende Zauberformel<br />
Rheinmetall Defence Electronics betreibt gezielte Projektmanagement-Zertifizierung<br />
Wichtiges <strong>„Rüstzeug“</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Projektgeschäft</strong><br />
ie Rheinmetall Defence<br />
Electronics GmbH (RDE)<br />
wickelt ihr Geschäft überwiegend<br />
in Projekten ab.<br />
Die Methoden und Verfahren<br />
des Projektmanagements<br />
(PM) sind<br />
dort seit langem bekannt und werden<br />
täglich angewendet. Das Bremer Unternehmen<br />
beschäftigt derzeit insgesamt<br />
55 Projektmanager, die in verschiedensten<br />
Projekten Leitungsfunktionen<br />
ausüben; ihr Tätigkeitsbereich umfasst<br />
sowohl sach- als auch personenorientierte<br />
Aufgaben.<br />
Zum einen müssen die Projektmanager<br />
komplexe Projekte planen, organisieren,<br />
durchführen und kontrollieren<br />
können – also unter anderem Projektziele<br />
formulieren, einen Strukturplan<br />
mit allen dazugehörigen Arbeitspaketen<br />
aufstellen sowie Ressourcen und<br />
Budgets zuordnen und verwalten. In jeder<br />
Phase des Projektes müssen dann<br />
Qualität, Leistungen und Kosten überprüft,<br />
Risiken beurteilt und ggf. neu<br />
eingeschätzt werden – inklusive ständigem<br />
Abgleich mit dem Terminplan<br />
und den darin verankerten „Meilensteinen“.<br />
Dabei ist eine hohe fachliche<br />
Kompetenz gefragt, z.B. hinsichtlich<br />
technischer und betriebswirtschaftlicher<br />
Qualifikationen sowie methodischer<br />
Fähigkeiten.<br />
Zum anderen müssen PM-Verantwortliche<br />
mit den Menschen, auf deren Kooperation<br />
sie fach- und sachbezogen<br />
angewiesen sind, richtig umgehen können.<br />
Dies erfordert ein hohes Maß an<br />
sozialer Kompetenz.<br />
Insgesamt „schlüpft“ der Projektmanager<br />
im Laufe „seines“ Projektes in<br />
etliche, zum Teil sehr unterschiedliche<br />
Rollen: Er ist gleichermaßen Unternehmer,<br />
Planer, Forderer und Förderer, Motivator,<br />
Politiker, Moderator und<br />
Schlichter, tritt als „Käpitän“ (seines<br />
Teams) ebenso auf wie er Verhandlungen<br />
führt, Projektabläufe gezielt steuert<br />
oder als Finanzexperte Entscheidungen<br />
fällt. Mit anderen Worten: Das<br />
Anforderungsprofil an die Projektmanager<br />
– nicht nur bei Rheinmetall Defence<br />
Electronics – ist anspruchsvoll<br />
und breit gefächert.<br />
Vor einigen Jahren wurde von den damaligen<br />
RDE-Anteilseignern (Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> und BAE Systems) ein Benchmarking<br />
aller Projektmanagement-Projekte<br />
und -Prozesse initiiert. Mit Hilfe<br />
dieses wettbewerbswirtschaftlichen<br />
Analyseinstruments werden Produkte,<br />
Dienstleistungen und Herstellungsmethoden<br />
von Branchen-Unternehmen<br />
verglichen und eventuelle Leistungsunterschiede<br />
analysiert. Ziel der RDE war<br />
es unter anderem, die Ursachen <strong>für</strong> bestimmte<br />
damalige Wettbewerbsnachteile<br />
zu ermitteln und diese dann gezielt,<br />
also mit Systematik, zu beseiti-<br />
gen; außerdem wollte man die eigene<br />
Leistungsfähigkeit auf den internationalen<br />
Märkten steigern.<br />
Ilona Offermann, seit 2001 <strong>für</strong> die Personalentwicklung<br />
bei dem Bremer Elektronikspezialisten<br />
verantwortlich, fasst<br />
die Benchmarking-Ergebnisse von damals<br />
zusammen: „Ein Vergleich der im<br />
Rahmen von Projektmanagement laufenden<br />
Projekte und Prozesse hatte ergeben,<br />
<strong>das</strong>s in verschiedenen Geschäftseinheiten<br />
unseres Unternehmens<br />
zum Beispiel unterschiedliche Begrifflichkeiten<br />
kursierten und die Prozessab-<br />
läufe nicht einheitlich waren. Ebenso<br />
war <strong>das</strong> interne Chancen- bzw. Risikomanagement<br />
nicht eindeutig definiert.“<br />
Als Konsequenz dieser (selbst)kritischen<br />
Ist-Analyse wurde ein Maßnahmenpaket<br />
geschnürt, mit dem die aufgedeckten<br />
Schwachstellen nach und<br />
nach beseitigt sowie <strong>das</strong> interne Projektmanagement<br />
vereinheitlicht und so<br />
mit Nachdruck optimiert werden sollten.<br />
Das definierte Ziel war, den PM-<br />
Wissensstand im Unternehmen nachhaltig<br />
anzuheben und vor allem an den<br />
internationalen Standard anzugleichen.<br />
Um dies zu erreichen, wurde mit ausgewählten<br />
internen Wissensträgern<br />
und externen Beratern die Prozessorganisation<br />
in allen Bereichen des Unternehmens<br />
überarbeitet. Regelwerke<br />
und Formulare wurden entsprechend<br />
geändert. Außerdem führte die RDE so<br />
genannte Personalentwicklungsgespräche<br />
mit verschiedenen Mitarbeiter-Zielgruppen,<br />
um den tatsächlichen<br />
Qualifizierungsbedarf zu ermitteln.<br />
Daraus wurde dann ein spezielles, <strong>für</strong><br />
alle Mitarbeiter zugängliches, internes<br />
PM-Weiterbildungsangebot erstellt, etwa<br />
zu Themen wie Chancen- bzw. Risikomanagement,Änderungsmanagement,<br />
PM-Grundlagen oder Vertragsrecht.<br />
Die Trainingseinheiten (waren<br />
und) sind auf die Belange des Bremer<br />
Unternehmens zugeschnitten, so <strong>das</strong>s<br />
Kompetentes <strong>„Rüstzeug“</strong> <strong>für</strong> erfolgreiches <strong>Projektgeschäft</strong>: Wer sich wie RDE-Projektmanager Stefan Zarth – hier im Gespräch<br />
mit Personalentwicklerin Ilona Offermann – zertifizieren läßt, der stellt auch die eigene Leistungsfähigkeit auf den Prüfstand.<br />
die erlernten PM-Inhalte sofort in die<br />
tägliche Praxis umgesetzt werden können.<br />
Parallel dazu sollten die PM-Kompetenzen<br />
aller Projektmanager durch<br />
eine internatonal anerkannte Zertifizierung<br />
überprüft werden.<br />
Bei der Umsetzung dieser ehrgeizigen<br />
Ziele griff (und greift) man in Bremen<br />
auf <strong>das</strong> fundierte Know-how der<br />
in Nürnberg ansässigen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Projektmanagement e.V. (GPM) zurück.<br />
Der 1979 gegründete Verein,<br />
dem über 3600 Mitglieder angehören,<br />
ist in Deutschland die treibende Kraft<br />
kannt. Auch in Deutschland hat die Projektarbeit<br />
immens an Bedeutung gewonnen.<br />
Heute werden bereits 30 Prozent<br />
der Aufträge in Projekten bearbeitet.<br />
Die Erkenntnis, <strong>das</strong>s <strong>für</strong> die optimale<br />
Durchführung von Projekten die Einführung<br />
von Projektmanagement vorteilhaft<br />
ist, setzt sich jedoch erst langsam<br />
durch. Das hat im Wesentlichen<br />
zwei Gründe: Zum einem sind die Projektmanagement-Methoden<br />
nicht genug<br />
bekannt und verbreitet, zum ande-<br />
<strong>für</strong> eine systematische Weiterentwicklung<br />
des Projektmanagements (siehe<br />
auch „Profil“-Beitrag „Anwendung im<br />
Fokus“). Die GPM stellt sowohl PM-<br />
Einsteigern als auch professionellen<br />
Projektmanagern ein Bündel an modernsten<br />
fachlichen und methodischen<br />
Instrumenten bereit, mit denen<br />
sie mehr oder minder komplexe Projekte<br />
kompetent und erfolgreich zum<br />
Ziel führen können. In den GPM-Workshops<br />
und -Seminaren werden zum<br />
Beispiel Methoden der Projektabwicklung<br />
und -bewertung, moderne Verfahren<br />
der Kostenschätzung, Techniken<br />
der Teamarbeit, Strategien zur<br />
kreativen Problemlösung, der Umgang<br />
mit Projektmanagement-Software sowie<br />
Rhetorik- und Verhandlungstechniken<br />
vermittelt.<br />
Im Jahr 2002 begann dann die intensive<br />
Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Bremer Elektronikspezialisten und der<br />
GPM. Alle RDE-Projektmanager, die<br />
mindestens drei Jahre Erfahrung in<br />
puncto Projektleitung besaßen, sollten<br />
sich nach IPMA/GPM-Standard (Level<br />
C) zertifizieren lassen (siehe auch<br />
„Profil“-Beitrag zur GPM). Ilona Offermann:<br />
„Level C ist der Einstiegslevel <strong>für</strong><br />
die Zertifizierung bei der RDE. Für diese<br />
Zertifizierung ist ein von der GPM vorab<br />
definiertes Erfahrungswissen zu PM-<br />
Methoden, Projektleitungserfahrung<br />
und PM-Fachwissen erforderlich.“<br />
Auf allen Zertifizierungsstufen werden<br />
die PM-Prüflinge bzw. -Zertifikanten<br />
schwerpunktmäßig hinsichtlich ihrer<br />
tatsächlichen Erfahrungen und ihres<br />
bis dahin erworbenen Fachwissens<br />
ren führt die konsequente Einführung<br />
von Projektmanagement-Verfahren zu<br />
Veränderungen, die in differenzierter<br />
Hinsicht von allen Beteiligten auch als<br />
Herausforderung anzunehmen sind.<br />
Denn die konsequente Einführung von<br />
Projektmanagement – übrigens selbst<br />
ein komplexes, aufwändiges Projekt –<br />
bringt Neuerungen mit sich, die sich in<br />
organisatorischen Veränderungen und<br />
neuen Akzenten bei der Erhebung des<br />
innerbetrieblichen Bildungsbedarfs<br />
ebenso niederschlagen wie in der Neudefinition<br />
von Prozessen oder der Akzeptanz<br />
bzw. Umsetzung der PM-Methodik<br />
im Kreise der Betroffenen.<br />
Die Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH kennt diese Thematik seit längerem<br />
sehr genau: Der Bremer Systemspezialist<br />
betreibt – <strong>das</strong> zeigen die<br />
Beiträge auf diesen beiden „Profil“-<br />
Seiten – bereits seit vielen Jahren <strong>Projektgeschäft</strong>.<br />
Ein Geschäft, <strong>das</strong> die gezielte<br />
Qualifizierung von Projektpersonal<br />
und zunehmend auch die Zertifizierung<br />
von Projektmanagern <strong>für</strong> die<br />
erfolgreiche Abwicklung von Projekten<br />
voraussetzt. db<br />
geprüft. Vorab müssen unter anderem<br />
Projekt-Kurzberichte angefertigt und eine<br />
Selbsteinschätzung des eigenen,<br />
fachspezifischen Wissens eingereicht<br />
werden. Die Selbsteinschätzung erstreckt<br />
sich über 42 Kompetenzbereiche,<br />
die so genannte International<br />
Competence Baseline (ICB). Zur eigentlichen<br />
Prüfung (Level C) gehört – neben<br />
schriftlichen Arbeiten – auch ein Projekt-Fallbeispiel,<br />
<strong>das</strong> im Team bearbeitet<br />
werden muss. Die Ergebnisse werden<br />
dann in einem abschließenden<br />
Gespräch mit den Prüfern (Assessoren)<br />
reflektiert. Als Nachweis <strong>für</strong> die weitere<br />
Nutzung des PM-Wissens nach der Zertifizierungsprüfung<br />
ist alle drei Jahre eine<br />
Rezertifizierung erforderlich.<br />
Bis heute haben bereits 25 der insgesamt<br />
55 Projektleiter des Bremer Unternehmens<br />
<strong>das</strong> Zertifizierungsverfahren<br />
erfolgreich durchlaufen. Der rund<br />
sechs Monate dauernde Vorbereitungsprozess<br />
zur Zertifizierung setzt<br />
sich aus sieben Workshops sowie Einheiten<br />
des individuellen wie gruppenorientierten<br />
Lernens zusammen, an<br />
dessen Ende die zweieinhalbtägige<br />
Prüfung stattfindet. Offermann: „Erfreulicherweise<br />
haben bisher alle RDE-<br />
Zertifikanten ihre Prüfung bestanden<br />
und tragen seither den Titel ‚zertifizierter<br />
Projektleiter‘ (CPL = Certificated<br />
Project Leader).“<br />
Auf Initiative der Teilnehmer der Pilot-<br />
Zertifizierungsrunde (2002) wurde ein<br />
speziell auf die RDE und ihre Belange zugeschnittenes<br />
PM-Handbuch konzipiert,<br />
<strong>das</strong> seither auch allen anderen Mitarbei-<br />
(Fortsetzung auf Seite 14)<br />
Cartoon: Dirk Meissner
Cartoon: Dirk Meissner<br />
Seite 14 Aus dem Konzern<br />
Das Profil 1/2006<br />
Rheinmetall Defence Electronics betreibt gezielte Projektmanagement-Zertifizierung<br />
<strong>„Rüstzeug“</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Projektgeschäft</strong><br />
(Fortsetzung von Seite 13)<br />
tern im Konzernportal „gate2 defence“<br />
zur Verfügung steht. Dazu die 41-jährige<br />
Diplom-Betriebswirtin: „Die beim Projektmanagement<br />
angewandten Methoden<br />
und Begriffe sollten unbedingt auch<br />
allen anderen Mitarbeitern vermittelt<br />
werden, und zwar durch gezielte, bedarfsorientierteQualifikationsmaßnahmen.<br />
Auf diese Weise wird Missverständnissen<br />
bei der Projektabwicklung<br />
vorgebeugt. Die Kommunikation wird erleichtert;<br />
verbessert wird zudem <strong>das</strong> Verständnis<br />
der Projektbeteiligten untereinander,<br />
was insbesondere Aufgaben,<br />
Kompetenzen und Verantwortungsbereich<br />
angeht. Aufgrund der Erfahrungen<br />
in unserem Haus sind wir davon überzeugt,<br />
<strong>das</strong>s qualifiziertes Projektpersonal<br />
zu besseren Projektergebnissen beiträgt<br />
und somit den Gesamtunternehmenserfolg<br />
grundlegend mitgestaltet.<br />
Hinzu kommt der deutlich sichere Umgang<br />
mit den PM-Instrumentarien.“<br />
Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich<br />
den Schweiß gesetzt. Für die<br />
Teilnehmer der Zertifizierung zum Projektleiter<br />
bedeutet <strong>das</strong> Engagement zunächst<br />
einmal jede Menge Arbeit. Neben<br />
den Vorbereitungs-Workshops, die<br />
in der Arbeitszeit stattfinden, sind je<br />
nach Bedarf weitere Lernzirkel in Eigenregie<br />
zu organisieren – diese finden<br />
mithin in der Freizeit statt. Offermann:<br />
„Es braucht auf jeden Fall engagierte<br />
und vor allem auch neugierige Mitarbeiter,<br />
die sich der Herausforderung einer<br />
Zertifizierung stellen wollen. Insofern<br />
ist auch klar, <strong>das</strong>s bereits zertifizierte<br />
Projektleiter eine wichtige Vor-<br />
db München/Bremen. Obwohl die<br />
Aufgaben des Projektmanagers eine<br />
große Portion an Talent, Eigeninitiative<br />
und Engagement erfordern, reichen<br />
diese Persönlichkeitsmerkmale<br />
allein nicht aus, um den unterschiedlichen<br />
Anforderungen dieses Berufsbildes<br />
gerecht zu werden. Projektleiter<br />
müssen auf ihre zukünftigen Aufgaben<br />
durch Schulung oder „trainingon-the-job“<br />
gründlich vorbereitet werden.<br />
Denn gerade die interdisziplinäre<br />
und breit gefächerte Sachkenntnis<br />
der Management-Gesamtthematik ist<br />
eine der wesentlichen Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> methodisches und effizientes<br />
Vorgehen im Projekt.<br />
Eine Institution, die sich intensiv der<br />
Aus- und Weiterbildung von Projektmitarbeitern<br />
widmet, ist die 1979 gegründete<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Projektmanagement<br />
e.V. (GPM) in Nürnberg. Sie<br />
führt seit 1980 Projektmanagement-<br />
bildfunktion haben. Viele von ihnen geben<br />
ihre Erfahrungen und ihr Wissen in<br />
den regelmäßig stattfindenden Lernzirkeln<br />
weiter und stehen so den Prüflingen<br />
beratend zur Seite.“<br />
Die bisherigen Erfahrungen der RDE-<br />
Lehrgangsteilnehmer zeigen sehr deutlich,<br />
<strong>das</strong>s sich der intensive persönliche<br />
Einsatz lohnt (lesen Sie dazu auch den<br />
„Profil“-Beitrag „Leistungsfähigkeit auf<br />
den Prüfstand gestellt“). Denn die international<br />
anerkannte IPMA/GPM-Zertifizierung<br />
bringt dem Projektmanager mit<br />
Zertifikat eine Reihe von Vorteilen: Zum<br />
einen erhält er mit Bestehen der Prüfung<br />
eine neutrale Bestätigung seiner PM-<br />
Kompetenz. Zum anderen erfährt er –<br />
durch <strong>das</strong> Führen eines weltweit renommierten<br />
Titels – berufliche und persönliche<br />
Anerkennung.<br />
Dass die Qualifizierung und Zertifizierung<br />
von Projektpersonal auch aus unternehmerischer<br />
Sicht mit zahlreichen<br />
Vorteilen verbunden ist, liegt – wie<br />
schon gesagt – auf der Hand. Infolge<br />
optimierter Methoden werden die Projekte<br />
optimal bearbeitet und die Projektergebnisse<br />
nachhaltig verbessert –<br />
Aspekte, die sich letztlich vor allem<br />
auch in höheren Deckungsbeiträgen<br />
und damit besseren Ertragskennziffern<br />
niederschlagen. Außerdem erfährt <strong>das</strong><br />
Unternehmen einen zusätzlichen Imagegewinn.<br />
„Der Titel ‚Certificated Project<br />
Manager‘ wird von unseren Kunden in<br />
der Regel anerkennend aufgenommen.<br />
In den USA werden kundenseitig zum<br />
Beispiel grundsätzlich nur noch zertifizierte<br />
Projektmanager angefordert. Insgesamt<br />
besteht ein starker Trend in<br />
Seminare durch. Ihre Referenten und<br />
Trainer sind erfahrene Praktiker aus Industrie,<br />
Wirtschaft und Beratung sowie<br />
Vertreter wissenschaftlicher Einrichtungen,<br />
die auf eine stark anwendungsorientierte<br />
Wissensvermittlung<br />
achten. Als Berufs- und Fachverband<br />
<strong>für</strong> Projektmanagement engagiert sich<br />
die GPM nicht nur in der Aus- und Fortbildung<br />
von Projektmitarbeitern, sondern<br />
unterstützt auch Forschungsvorhaben<br />
auf diesem Gebiet.<br />
Die Vereinigung, deren Know-how<br />
auch die Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH in Bremen seit längerem gezielt<br />
nutzt, ist gleichzeitig der deutsche<br />
Vertreter der europäischen „International<br />
Project Management Association“<br />
(IPMA), die sich europaweit <strong>für</strong> die Förderung<br />
des Projektmanagements einsetzt<br />
und Projektmitarbeiter nach einem<br />
speziellen 4-Level-Certification-<br />
System ausbildet und zertifiziert. Die<br />
IPMA unterscheidet vier Rollen <strong>für</strong> Füh-<br />
diese Richtung – da wollten wir schon<br />
2002 innovativ und beileibe nicht die<br />
Letzten sein“, so Ilona Offermann: „Im<br />
Übrigen gehen wir davon aus, <strong>das</strong>s die<br />
PM-Zertifizierung im Rahmen von Verbundprojekten<br />
zukünftig grundsätzlich<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> Managen komplexer Projekte<br />
vorausgesetzt wird.“<br />
Die Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH in Bremen geht, wie man sieht,<br />
hier mit gutem Beispiel voran – sie<br />
nutzt die PM-Zertifizierung ganz gezielt<br />
als strategisches Instrument <strong>für</strong> zukünftigen<br />
Markterfolg. Mit 25 aktuell<br />
zertifizierten Projektmanagern ist sie<br />
im gesamten Rheinmetall-Konzern führend.<br />
Auch aus diesem Blickwinkel heraus<br />
freut es Personalentwicklerin Ilona<br />
Offermann, die <strong>das</strong> Zertifizierungsprojekt<br />
bei der RDE seit seinen Anfängen<br />
intensiv begleitet und unterstützt<br />
hat, besonders, <strong>das</strong>s über die „bloße“<br />
formale Zertifizierung hinaus im Unternehmen<br />
Veränderungsprozesse angestoßen<br />
wurden: „Ich hoffe, <strong>das</strong>s sich<br />
diese Entwicklung bei uns fortsetzen<br />
wird und dies auch auf andere Tochtergesellschaften<br />
des Rheinmetall-Konzerns<br />
positiv abfärbt. Die Einführung<br />
von Projektmanagement ist an sich<br />
schon ein hochkomplexes Projekt mit<br />
vielfältigen Herausforderungen: Ob<br />
nun zum Beispiel die bisherige Organisation<br />
stärker projektorientiert ausgerichtet<br />
wird oder man Projektmanagement<br />
überhaupt erst einführt – die Umsetzung<br />
dieser Aufgabenstellung<br />
bringt automatisch Veränderungen mit<br />
sich, die an alle Beteiligten hohe Anforderungen<br />
stellen.“ Danijela Brekalo<br />
rungspersonal in Projekten: Projektmanagement-Fachmann<br />
(Level D), Projektleiter<br />
(Level C), Projektmanager (Level<br />
B) und Projektdirektor (Level A).<br />
Die GPM führt ihre Projektmanagement-Schulungen<br />
sowohl in der eigenen<br />
Akademie als auch außer Haus, d.h. in<br />
Unternehmen und Behörden, durch. Die<br />
Lehrgänge setzen sich aus Workshops<br />
und Einheiten des Selbststudiums zusammen.<br />
Darüber hinaus bilden viele<br />
Schulungsteilnehmer Lernzirkel, um<br />
Anwendung im Fokus<br />
sich intensiver austauschen und unterstützen<br />
zu können. An den Präsenztagen<br />
des Lehrgangs lernen sie aus Trainervortrag,<br />
Übungen, Diskussionen,<br />
Rollenspielen und dem Feedback der<br />
Lehrgangskollegen. Durch gezielte<br />
Lektüre im Lehrbuch „Projekt-Manager“<br />
und die Bearbeitung eines Transferprojekts<br />
bereiten sie sich auf die<br />
Zertifizierung vor, die mit einer schriftlichen<br />
Prüfung und einem Assessment<br />
(Wirkungsanalyse) abschließt.<br />
Drei zertifizierte RDE-Projektmanager ziehen Bilanz<br />
Leistungsfähigkeit auf<br />
den Prüfstand gestellt<br />
db Bremen. Doris Lilkendey, Stefan<br />
Zarth und Joachim Ostermann gehören<br />
zu den Projektmanagern (PM) bei der<br />
Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH, die die Zertifizierung bereits erfolgreich<br />
durchlaufen haben. Der 45jährige<br />
Ostermann, Abteilungsleiter <strong>für</strong><br />
Projektmanagement im Bereich „Maritime<br />
und Prozess-Simulation“, war im<br />
Rahmen der Pilotgruppe (2002) einer<br />
der ersten zertifizierten Projektmanager<br />
im Unternehmen; er wurde im Dezember<br />
vergangenen Jahres als erster<br />
auch erfolgreich re-zertifiziert. Bis<br />
2002 hatte der diplomierte Elektrotechnik-Ingenieur<br />
bereits zahlreiche<br />
Projekte im Bereich Raumfahrt (in anderen<br />
Unternehmen) und Wehrtechnik geleitet<br />
(z.B. Neuentwicklung der Bodenkontrollstation<br />
<strong>für</strong> die KZO-Drohne).<br />
Auf die Frage nach seinen Motiven,<br />
an Lehrgang und Prüfung zum zertifizierten<br />
Projektleiter (CPL) teilzunehmen,<br />
antwortet er: „Ich wollte ein<br />
Benchmark <strong>für</strong> meine Leistung und Vorgehensweise<br />
durchführen und mir dies<br />
durch ein Zertifikat bestätigen lassen.<br />
Außerdem war ich neugierig auf Themen,<br />
bei denen ich noch dazulernen<br />
konnte: Auch im Projektmanagement<br />
gibt es ständig Weiterentwicklungen,<br />
was Methoden und Tools anbelangt.“<br />
Seine 43-jährige, im Bereich der Flugsimulation<br />
tätige Kollegin und Projektmanagerin<br />
Doris Lilkendey reizte die<br />
Möglichkeit, ihre PM-Fähigkeiten mit<br />
internationalen Standards vergleichen<br />
und auf diese Weise eventuelle Defizite<br />
erkennen und abbauen zu können. So<br />
seien ihr Themen wie Stakeholder-Analyse<br />
und Meilenstein-Trendanalyse in<br />
ihrer tatsächlichen Bedeutung bzw. in<br />
ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />
bis dato nicht geläufig gewesen.<br />
Dies ist zweifellos ein Beispiel da<strong>für</strong>,<br />
<strong>das</strong>s die Zertifizierungsteilnehmer in<br />
der Schulung nicht nur eine Bestätigung<br />
ihres Wissenstandes erhalten,<br />
sondern diesen auch gezielt erweitern.<br />
Joachim Ostermann nennt einen anderen<br />
wichtigen Themenkomplex, der<br />
in seiner Pilotgruppe zu neuen Erkenntnissen<br />
geführt hat: „Besonders<br />
herauszuheben ist aus meiner Sicht<br />
der Bereich Chancen- und Risikomanagement.<br />
Wir haben hier nicht nur dazugelernt,<br />
sondern in Zusammenarbeit<br />
mit der Personalentwicklung ein Schulungsprogramm<br />
<strong>für</strong> alle Projektbeteiligten<br />
entwickelt.“ Daran ist abzulesen,<br />
<strong>das</strong>s die Weiterbildung von Projektverantwortlichen<br />
einen positiven Veränderungsprozess<br />
im gesamten Unternehmen<br />
angestoßen hat. Durch ein erweitertes<br />
Inhouse-Fortbildungsangebot,<br />
<strong>das</strong> sich an den Standards der Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Projektmanagement e. V.<br />
(Nürnberg) orientiert, können auch andere<br />
interne Zielgruppen des Bremer<br />
Unternehmens profitieren.<br />
Anders als seine Kollegen Ostermann<br />
und Lilkendey spricht der 36-jährige<br />
Stefan Zarth, Projektleiter <strong>für</strong> den Bereich<br />
Trainingssimulatoren im maritimen<br />
Bereich, auch von „enttäuschten<br />
Erwartungen“. Er bedauert, <strong>das</strong>s in Be-<br />
zug auf die relativ lange Fortbildungsdauer<br />
– immerhin sechs Monate – zu<br />
wenig neue Methoden vorgestellt worden<br />
seien. Zarth hatte eine Verbesserung<br />
der Methodenkompetenz erwartet.<br />
Leider seien viele Themen auf zu<br />
abstraktem Niveau und mit nur wenig<br />
Relevanz <strong>für</strong> die tägliche Arbeit behandelt<br />
worden.<br />
PM-Kollege Ostermann sieht dies anders.<br />
Er begrüßt, <strong>das</strong>s nicht nur die<br />
pragmatischen und effizienten Ansätze<br />
diskutiert wurden, sondern auch die<br />
reine Lehre ein besonderes Gewicht<br />
bekam: „Dadurch bot sich die Möglichkeit<br />
zu überprüfen, ob man in dem einen<br />
oder anderen Bereich nicht schon<br />
zu pragmatisch vorgeht und die Regeln<br />
des Projektmanagements am Ende<br />
‚verletzt‘.“<br />
Bieten zertifiziertes Projektmanagement: Doris Lilkendey und Joachim Ostermann.<br />
Gleichwohl haben die drei hier zitierten<br />
und zertifizierten RDE-Projektmanager<br />
einen ausgesprochen positiven<br />
Eindruck von der Professionalität der<br />
Lehrgangsreferenten und -Trainer. Die<br />
Betreuung sowie <strong>das</strong> Arbeitsklima in<br />
den Workshops und Lerngruppen seien<br />
zu jeder Zeit optimal gewesen. Die<br />
Lehrgangsteilnehmer betonen auch,<br />
<strong>das</strong>s der Austausch mit anderen Projektmanagern<br />
des Unternehmens interessant<br />
und lehrreich gewesen sei.<br />
Auf die Frage, wie sich PM-Ausbildung<br />
mit geregelter Berufstätigkeit und<br />
Familie vereinbaren ließen, antwortet<br />
Joachim Ostermann: „Die Vereinbarung<br />
mit Beruf und Familie ist möglich, wenn<br />
die Einschränkungen frühzeitig mit<br />
dem Vorgesetzten und der Familie besprochen<br />
werden. Es handelt sich hier<br />
um eine anspruchsvolle Maßnahme,<br />
die sicherlich mindestens acht Stunden<br />
Freizeit pro Woche in Anspruch<br />
nimmt; man muss sich deshalb aber<br />
nicht vom Rest seines Lebens verabschieden.“<br />
Stefan Zarth merkt in diesem<br />
Kontext an, <strong>das</strong>s es wichtig sei,<br />
die Qualifizierung bzw. Zertifizierung<br />
nicht in einer Phase zu planen, in der<br />
man beruflich oder privat zeitlich überdurchschnittlich<br />
in Anspruch genommen<br />
werde.<br />
Im Rückblick sind sich Doris Lilkendey,<br />
Joachim Ostermann und Stefan<br />
Zarth einig, <strong>das</strong>s die Zertifizierung allein<br />
kein Garant da<strong>für</strong> ist, <strong>das</strong>s der jeweilige<br />
Mitarbeiter auch in der Lage ist,<br />
Gelerntes erfolgreich in der Praxis erfolgreich<br />
umzusetzen. Die sozialen<br />
Kompetenzen spielen – so die einheitliche<br />
Meinung der drei Projektmanager<br />
– eine nicht zu unterschätzende Rolle.<br />
Gleichwohl empfiehlt Lilkendey jedem<br />
Kollegen, dem die Möglichkeit zur<br />
Zertifizierung geboten wird, diese auch<br />
zu nutzen. Für sie persönlich habe sich<br />
der zu investierende Zeitaufwand gelohnt:<br />
„Sich mit Kollegen bereichsübergreifend<br />
über die Arbeitsschritte, die<br />
Verfahren und die Herangehensweisen<br />
beim Projektmanagement auszutauschen,<br />
ohne <strong>das</strong>s es einen ganz konkreten<br />
Projektanlass gibt, sich an der<br />
‚reinen Lehre‘ zu spiegeln und sich damit<br />
auch selbst einmal wieder zu hinterfragen<br />
– <strong>das</strong> war einfach positiv.“<br />
Foto: Angelika Killig
Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />
Seite 15<br />
Foto/Composing: Angela Blattner<br />
Effizientes Projektmanagement – ein wirkungsvolles Instrument <strong>für</strong> den ertragsorientierten unternehmerischen Erfolg.<br />
Düsseldorf. „Alle Welt arbeitet an und in Projekten – die Frage ist nur, wie gut“,<br />
bringt Harald Ehrlich, Leiter der Führungskräfteentwicklung der Rheinmetall <strong>AG</strong>,<br />
<strong>das</strong> Thema gleich auf den Punkt. Projektmanagement – so Ehrlich – ist eine<br />
Fachdisziplin, die systematisch gelernt werden muss, damit ein entsprechender<br />
Erfolg entsteht. Denn darin sind sich die Experten einig: Das Thema erfordert<br />
heute eine systematische Qualifizierung, um die notwendige Professionalitätzu<br />
besitzen. Betrachtet man eine so dezentrale Welt wie den Rheinmetall-Konzern<br />
mit seinen sehr unterschiedlichen Geschäften, so ist derzeit noch davon auszugehen,<br />
<strong>das</strong>s die Herangehensweise an Projekte sehr unterschiedlich ist. Damit<br />
soll, so Harald Ehrlich – der 45-Jährige ist seit 1999 in der Personalentwicklung tätig<br />
–, überhaupt kein Urteil über die Qualität des jeweiligen Projektmanagements<br />
gefällt werden: „Anzunehmen ist jedoch, <strong>das</strong>s der Know-how-Standard auf diesem<br />
Feld sehr variiert und deshalb eine Professionalisierung notwendig ist.“<br />
nterschiede in der Steuerung,<br />
Bearbeitung und<br />
Überwachung von Projekten<br />
sind gerade dann<br />
nachteilig, wenn mehrere<br />
Gesellschaften gemeinsam<br />
arbeiten müssen.<br />
Dies wird gerade im Defence-Bereich<br />
von Rheinmetall angesichts der<br />
anstehenden Verbundprojekte besonders<br />
deutlich. Als solche werden Vorhaben<br />
bezeichnet, bei denen Gesamtleistungen<br />
dadurch entstehen, <strong>das</strong>s<br />
drei oder vier Defence-Firmen sehr<br />
eng unter einer gemeinsamen Leitung<br />
zusammenarbeiten. Schon jetzt ist<br />
deutlich, <strong>das</strong>s der Erfolg dieser Verbundprojekte<br />
maßgeblich von der<br />
Professionalität der Projektmanager<br />
abhängen wird. Denn diese müssen<br />
die so wichtige Aufgabe der Systemintegration<br />
leisten – also z. B.<br />
Schnittstellen zwischen technischen<br />
Systemen und Subsystemen entschärfen<br />
oder Vorgehensweisen und<br />
Ressourceneinsatz verschiedener Gesellschaften<br />
aufeinander abstimmen,<br />
mithin die unterschiedlichsten Instrumente<br />
und Inhalte des <strong>Projektgeschäft</strong>es<br />
in ein konstruktives und erfolgreiches<br />
Zusammenspiel bringen.<br />
Doch auch außerhalb dieser Verbundprojekte<br />
ist Professionalität im Projektmanagement<br />
im gesamten Unternehmen<br />
wichtig. „Für einen Technologiekonzern<br />
wie Rheinmetall ist Projektmanagement<br />
eine Schlüsselkompetenz“,<br />
betont Ehrlich: „Auch nach außen gerichtet<br />
kommt es in der Zukunft darauf<br />
an, <strong>das</strong>s wir darlegen können, <strong>das</strong>s unsere<br />
Projektmanager top ausgebildet<br />
sind. Die Zertifizierungsstellen verbuchen<br />
einen sprunghaften Anstieg der<br />
Zertifizierungen in den letzten Jahren<br />
und dabei einen überdurchschnittlichen<br />
Anstieg bei ausländischen Teilnehmern.<br />
Es wird nicht lange dauern, bis erste<br />
Kunden erwarten, <strong>das</strong>s ihre Vorhaben<br />
von einem zertifizierten Projektmanager<br />
betreut werden. Auch deshalb ist<br />
es notwendig, auf diesem Gebiet sehr<br />
schnell aktiv zu werden.“<br />
Im Defence-Verbund gehen die Bremer<br />
Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH (RDE) und die Schweizer Oerlikon<br />
Contraves <strong>AG</strong> (OC<strong>AG</strong>) in Zürich mit<br />
gutem Beispiel voran. Beide Gesellschaften<br />
haben jeweils bereits mehr<br />
als 20 Projektmitarbeiter nach IPMA-<br />
Standard zertifiziert; allerdings nutzen<br />
die jeweiligen Projektmanager unterschiedliche<br />
Lernmethoden (lesen Sie<br />
dazu auch die „Profil“-Beiträge „Wichtiges<br />
,Rüstzeug‘ <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Projektgeschäft</strong>“<br />
und „Mit Blended Learning flexibel<br />
zum Lernziel“).<br />
Orientiert an den Erfahrungen der<br />
RDE und bei Oerlikon Contraves, sei es<br />
nun <strong>das</strong> Ziel, gezielte Maßnahmen zur<br />
PM-Qualifizierung und -Zertifizierung<br />
auch in den übrigen Defence-Gesellschaften<br />
durchzuführen, so Ehrlich.<br />
Derzeit bereiten sich drei Projektverantwortliche<br />
der Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH (Kiel) sowie vier Projektleiter<br />
der Rheinmetall Waffe Munition<br />
GmbH (RWM/Unterlüß) auf die Zertifizierungsprüfung<br />
vor. Die sieben PM-<br />
Aspiranten hatten zusammen mit dreizehn<br />
RDE-Kollegen in der Nähe von<br />
Bremen den ersten Workshop. Ehrlich:<br />
„Jetzt geht es darum, den umfassenden<br />
Wissensstoff im Selbststudium<br />
und in Lerngruppen an den einzelnen<br />
Firmenstandorten zu pauken, um sich<br />
gut auf die Zertifizierung vorzubereiten.<br />
In weiteren Workshops werden die<br />
Themen mit Hilfe eines erfahrenen<br />
Trainers vertieft.“<br />
Die RDE in Bremen ist in puncto Qualifizierung<br />
und Zertifizierung von Projektmanagern<br />
ein Vorreiter im Düsseldorfer<br />
Konzern. Das Unternehmen verfügt<br />
über umfassende Erfahrung, und<br />
seine Verantwortlichen wissen genau,<br />
wo man kompetente externe Unterstützung<br />
findet (z.B. Auswahl des Projektmanagement-Instituts<br />
<strong>für</strong> die GPM-Zertifizierung),<br />
wie man die PM-Zertifizierung<br />
im Unternehmen vermarktet (Organisation<br />
von Inforunden, persönliche<br />
Gespräche oder die Bereitstellung von<br />
Infos im Intranet), wie man den gesam-<br />
ten Qualifizierungs- und Zertifizierungsprozess<br />
plant, organisiert und<br />
professionell begleitet und was nach<br />
erfolgter Zertifizierung getan werden<br />
muss bzw. kann (z. B. Ableitung von<br />
weiteren Qualifizierungsmaßnahmen).<br />
Ehrlich: „Da die bisherigen Zertifizierungsteilnehmer<br />
ausnahmslos gute Erfahrungen<br />
mit der Kombination aus<br />
Einzellernen und Gruppenlernen (Lernzirkel)<br />
gemacht haben, soll auch bei<br />
der RWM und der RLS diese Art der<br />
Prüfungsvorbereitung genutzt werden.<br />
Daneben werden sicherlich auch die<br />
langjährigen Erfahrungen von Oerlikon<br />
Contraves (siehe Beitrag „Mit Blended<br />
Learning flexibel zum Lernziel“) in die<br />
Ausbildungs- und Zertifizierungsphase<br />
der PM-Aspiranten einfließen.“<br />
Was man auf jeden Fall von beiden<br />
Gesellschaften übernehmen könne,<br />
sei <strong>das</strong> organisatorische Vorgehen der<br />
Personalentwicklung – also die gezielte<br />
Auswahl geeigneter Kandidaten sowie<br />
deren optimale, kompetente Betreuung.<br />
Ehrlich: „Der Personalent-<br />
wickler muss die Anforderungen an die<br />
Projektmanager genau kennen und ihnen<br />
eine optimale Lernumgebung ermöglichen.<br />
Da<strong>für</strong> muss er vorab die<br />
Rahmenbedingungen mit den Teilnehmern<br />
klären (z. B. Terminplanung, Belastung<br />
in der Aufgabe, familiäre Situation).<br />
Schließlich findet <strong>das</strong> Lernen zu<br />
einem hohen Anteil in der Freizeit statt<br />
und erfordert entsprechende Freiräume.<br />
Der Personalentwickler sollte in<br />
der Vorbereitungsphase und auch<br />
während der Workshops ständige Kontaktperson<br />
sein und auch sporadisch<br />
an den Lernzirkeln teilnehmen, um bei<br />
eventuellen Schwierigkeiten korrigierend<br />
eingreifen zu können.“<br />
Nach den konkreten Plänen <strong>für</strong> den<br />
Bereich Automotive gefragt, gibt Harald<br />
Ehrlich zu bedenken, <strong>das</strong>s die Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> eine Zertifizierung<br />
noch nicht überall gegeben sind. „In<br />
manchen Gesellschaften werden gerade<br />
die Trainings <strong>für</strong> die Grundlagen<br />
des Projektmanagements geschaffen.<br />
So z. B. bei <strong>Pierburg</strong> im Rahmen der<br />
Umsetzung des ,Drive‘-Konzeptes<br />
(‚Das Profil‘ 1/2005). Hier wird man<br />
erst in den nächsten Jahren in Richtung<br />
Zertifizierung gehen – und <strong>das</strong> ist<br />
auch in Ordnung“, meint Ehrlich.<br />
Darüber hinaus sei es wichtig zu sehen,<br />
<strong>das</strong>s jede Gesellschaft auch spezifische<br />
Anforderungen an <strong>das</strong> Management<br />
von Projekten hat: „Jedes<br />
Geschäft erfordert eine eigene Systematik<br />
der Projektbearbeitung, die in<br />
der Regel durch ein eigenes PM-Handbuch<br />
bzw. entsprechende Prozessanweisungen<br />
dokumentiert ist. Die Umsetzung<br />
des theoretischen PM-Wissens<br />
in die Praxis funktioniert aber nur<br />
dann, wenn die spezifischen Regeln<br />
und Prozesse der Gesellschaft berück-<br />
„PM ist eine Schlüsselkompetenz“<br />
Harald Ehrlich: Professionalität istgefragt<br />
– Qualifizierung die Voraussetzung.<br />
Foto: Ariane Gehlert<br />
sichtigt werden. Und <strong>das</strong> gibt manchmal<br />
auch Spannungen“, so der Rheinmetall-Personalentwickler.<br />
Die Projektmanagement-Ausbildung<br />
und die Zertifizierungsprüfung allein<br />
sichern jedoch nicht den Erfolg. Denn<br />
Wissen und Können sind – wie so oft<br />
im Leben – zwei verschiedene Paar<br />
Schuhe. Deshalb betont Harald Ehrlich:<br />
„Erst die Anwendung des theoretischen<br />
Wissens auf die Situation im<br />
Unternehmen sorgt da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s die<br />
Projektmanagementaufgaben erfolgreich<br />
wahrgenommen werden.“ So<br />
sollten sich an die Zertifizierung nach<br />
GPM-Standard praktische Trainings im<br />
Rheinmetall-Kolleg anschließen, in denen<br />
vor allem auch die „weichen Faktoren“<br />
(Soft Skills) des Projektmanagements<br />
eingeübt werden. Dazu gehören<br />
unter anderem Verhandlungsführung,<br />
Konfliktmanagement, Präsentation<br />
und Moderation sowie die Führung im<br />
eigentlichen Projekt (also außerhalb<br />
der disziplinarisch definierten Führungsstruktur).<br />
Zum Abschluss stellt Ehrlich noch<br />
einmal heraus: „Gutes Projektmanagement<br />
ist <strong>für</strong> <strong>das</strong> Unternehmen Rheinmetall<br />
und <strong>für</strong> dessen Mitarbeiter ein<br />
wichtiger Erfolgsfaktor.“ So lautet<br />
denn auch seine Empfehlung an jeden<br />
projektverantwortlichen Mitarbeiter im<br />
Konzern, die Chance der Höher-Qualifizierung<br />
und Zertifizierung unbedingt<br />
zu nutzen, um die eigenen Aufgaben<br />
professioneller angehen zu können,<br />
die eigene Führungskompetenz zu erhöhen<br />
und – last but not least – auch<br />
in beruflicher Hinsicht zukunftsfähig<br />
zu sein. Danijela Brekalo<br />
PM-Zertifizierung bei der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong><br />
Mit Blended Learning<br />
flexibel zum Lernziel<br />
Zürich. Seit 2003 zertifiziert auch die<br />
Schweizer Oerlikon Contraves <strong>AG</strong><br />
(OC<strong>AG</strong>) ihre Projektmanager nach IP-<br />
MA-Standard Level B/C (IPMA = International<br />
Project Management Association).<br />
Die Zertifizierung ist beim Züricher<br />
Spezialisten <strong>für</strong> Flugabwehrsysteme<br />
– ähnlich wie bei der Bremer<br />
Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH (RDE) – Teil eines integrierten<br />
Ausbildungskonzepts, <strong>das</strong> sich in<br />
zwei Phasen gliedert: in eine Qualifizierungs-<br />
und in eine Zertifizierungsphase.<br />
Die komplette Fortbildungsmaßnahme<br />
samt Zertifizierung nach<br />
IPMA erstreckt sich bei Oerlikon Contraves<br />
aber nicht über ein halbes, sondern<br />
über ein ganzes Jahr.<br />
Was die Schweizer Lehrgangsteilnehmer<br />
darüber hinaus von ihren RDE-Kollegen<br />
unterscheidet, ist, <strong>das</strong>s sie nicht<br />
– wie jene – regelmäßigstattfindende<br />
Lernzirkel besuchen,<br />
sondern<br />
auf die Lehr- und<br />
Lernmethode des<br />
Blended Learning<br />
(„Das Profil“ 4/<br />
2004) setzen, in<br />
der sich klassischerPräsenzunterricht<br />
und virtu-<br />
elle Lernphasen<br />
(zum Beispiel<br />
eLearning, Chat,<br />
virtuelle Teams,<br />
Tutoren und Lernbegleitung) abwechseln.<br />
Die Art der Wissensaneignung ist bei<br />
Oerlikon Contraves also eine andere<br />
als bei RDE. Den Züricher Projektmanagern<br />
steht während der gesamten Ausbildung<br />
eine elektronische Seminarplattform<br />
zur Verfügung, die von jedem<br />
PC (auch von zu Hause) mit Browser<br />
angesteuert werden kann. Sämtliche<br />
Informationen wie Lerninhalte, Kursunterlagen<br />
und Fotoprotokolle stehen<br />
dort zum Download zur Verfügung. Der<br />
33-jährige Andreas Linder, diplomierter<br />
Betriebsökonom und Projektleiter<br />
im Bereich Wissensmanagement und<br />
Management Development, hebt die<br />
Vorzüge dieser Lernmethode folgendermaßen<br />
hervor: „Dank der internetbasierten<br />
Lernplattform sind die Lehrgangsteilnehmer<br />
bei der Erarbeitung<br />
des Lernstoffes und der Vorbereitung<br />
der Präsenzseminare ort- und zeitunabhängig,<br />
d.h. sie genießen diesbezüglich<br />
größtmögliche Flexibilität.“<br />
Was die Ausbildungsinhalte der Projektmanagement-Seminare<br />
anbelangt,<br />
so sind diese weitestgehend auf die<br />
Anforderungen der IPMA ausgerichtet.<br />
In Zürich werden die Lehrinhalte in<br />
drei großen Themenblöcken präsentiert:<br />
„PM-Grundlagen der Projektplanung“,<br />
„Projektsteuerung und Projektführung“<br />
und „Multiprojektmanagement<br />
und Zusammenarbeit“.<br />
Ähnlich wie RDE legt auch Oerlikon<br />
Contraves in der Qualifizierung ihrer<br />
Projektmanager einen eigenen<br />
Schwerpunkt auf die Verknüpfung von<br />
theoretischem Wissen und praktischer<br />
Erfahrung. Denn die Fachbereiche entsenden<br />
ihre Spezialisten gezielt in die<br />
Präsenzseminare, um im Rahmen von<br />
speziellen Tagesthemen die branchenspezifischen<br />
Projekteigenheiten und<br />
–Sichtweisen des Züricher Unternehmens<br />
zu vermitteln. „Dadurch werden<br />
eine optimale Verzahnung zwischen<br />
Theorie und Praxis sichergestellt und<br />
der Lerntransfer ins Arbeitsumfeld des<br />
Teilnehmers positiv unterstützt“, so<br />
Linder.<br />
An die sechsmonatige Ausbildungsphase<br />
schließt sich eine ebenso lange<br />
Zertifizierungsphase an, die relativ<br />
standardisiert ist und in der nicht nur<br />
der Nachweis der eigenen Projektmanagementkompetenz,<br />
sondern auch<br />
<strong>das</strong> minuziöse Einhalten von Rahmenbedingungen,<br />
Fristen und Regeln eine<br />
große Rolle spielen. Aus diesem Grund<br />
erhalten die Teilnehmer zur gezielten<br />
Prüfungsvorbereitung zusätzliche Unterstützung<br />
durch einen externen<br />
Coach.<br />
Alle Präsenzveranstaltungen sowohl<br />
in der Ausbildungs- als auch in der Zertifizierungsphase<br />
finden Inhouse<br />
statt. „Dies birgt den Vorteil, <strong>das</strong>s keine<br />
zusätzlichen Reisekosten entstehen<br />
und eine <strong>für</strong> die Teilnehmer optimale<br />
Lernumgebung geschaffen werden<br />
kann“, erklärt der seit 2003 in der<br />
OC<strong>AG</strong>-Personalentwicklung tätige Andreas<br />
Linder.<br />
Bisher haben bereits 28 Projektmitarbeiter<br />
der Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> die<br />
Projektmanagement-Ausbildung besucht.<br />
Das Gros der Teilnehmer kommt<br />
aus den Bereichen Operations und<br />
Entwicklung. Seit Januar dieses Jahres<br />
werden auch andere Unternehmensbereiche<br />
eingebunden. Da sich <strong>das</strong><br />
Projektmanagement<br />
in Zürich<br />
bereits auf einemvergleichsweise<br />
hohen Niveau<br />
befindet<br />
und ein überaus<br />
großes Interesse<br />
seitens der Mitglieder<br />
von Pro-<br />
jektteams an einerZertifizierung<br />
besteht,<br />
überlegt man sogar,<br />
diese künftig<br />
auf allen Levels<br />
anzubieten. Europaweit (siehe dazu<br />
auch „Profil“-Beitrag „Anwendung<br />
im Fokus“) wird in einem speziellen 4-<br />
Level-Certification-System ausbildet<br />
und zertifiziert. Die IPMA unterscheidet<br />
vier Rollen <strong>für</strong> Führungspersonal in<br />
Projekten: Projektmanagement-Fachmann<br />
(Level D), Projektleiter (Level C),<br />
Projektmanager (Level B) und Projektdirektor<br />
(Level A).<br />
Andreas Linder: Ein wichtiger PM-Schwerpunkt<br />
ist die Verknüpfung von theoretischem<br />
Wissen und praktischer Erfahrung.<br />
Foto: Angela Blattner<br />
Auf die Frage, wie <strong>das</strong> Feedback der<br />
bisherigen Lehrgangsteilnehmer bezüglich<br />
Referenten, Trainer und Ausbildungsmethode<br />
gewesen sei, antwortet<br />
Linder, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Konzept des virtuellen<br />
Lernens großen Anklang finde<br />
und sich die Wahl der professionellen<br />
Ausbildungspartner (hier sind es die<br />
SGO, Schweizerische Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Organisation und Management, und<br />
die ibo Beratung und Training GmbH.)<br />
positiv auf den Lernerfolg und die Zufriedenheit<br />
der Teilnehmer auswirke:<br />
„Ausbildung ist und bleibt ‚peoplebusiness‘.<br />
Und die Qualität respektive<br />
Kompetenz des Dozenten entscheidet<br />
maßgeblich darüber, ob ein Lernprozess<br />
erfolgreich ist.“<br />
Ebenso wie seine RDE-Kollegin Ilona<br />
Offermann ist Personalentwickler Linder<br />
überzeugt, <strong>das</strong>s eine über den gesamten<br />
Konzern standardisierte PM-<br />
Ausbildung und -Zertifizierung eine<br />
positive Auswirkung auf die Qualität<br />
und den Erfolg von Projekten hat. Aber<br />
nicht nur mit Blick auf <strong>das</strong> Unternehmen,<br />
sondern auch seitens der Mitarbeiter<br />
seien zahlreiche Vorteile zu verzeichnen.<br />
„Dank der Ausbildung und<br />
Zertifizierung leistet jeder Mitarbeitende<br />
einen Beitrag zur persönlichen Arbeitsmarktfähigkeit,<br />
was sich zu guter<br />
Letzt auch in der Zufriedenheit jedes<br />
Einzelnen in seiner Arbeit widerspiegelt“,<br />
so der 33-jährige Personalentwickler.<br />
Auf die abschließende Frage, ob die<br />
PM-Zertifizierung seiner Ansicht nach<br />
im gesamten Rheinmetall-Unternehmensbereich<br />
Defence (ggf. auch bei<br />
Automotive) eingeführt werden solle,<br />
antwortet Linder: „Ja. Der Anteil an abteilungs-,<br />
bereichs- oder sogar unternehmensübergreifenden<br />
Arbeiten wird<br />
weiter zunehmen und gewinnt damit<br />
immer mehr an strategischer Wichtigkeit.<br />
Ob und wie wir erfolgreich sein<br />
werden, wird somit maßgeblich darüber<br />
definiert, wie wir innerhalb und<br />
außerhalb des Konzerns zusammenarbeiten.“<br />
db
Seite 16 Aus dem Konzern<br />
Das Profil 1/2006<br />
akn Neckarsulm. Gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sind <strong>für</strong> jedes<br />
Unternehmen wichtig, denn sie stellen eine wichtige Ressource <strong>für</strong> den wirtschaftlichen<br />
Erfolg dar. Aus diesem Grund fördern viele Unternehmen gemeinsam<br />
mit den Beschäftigten deren Gesundheit und Wohlbefinden. Sie betreiben<br />
so eine aktive betriebliche Gesundheitspolitik. Denn <strong>das</strong> ist unstrittig:<br />
Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeiter helfen gezielt, Unfälle zu vermeiden,<br />
Krankheitskosten zu senken, den Krankenstand – und damit die<br />
Fehlzeiten – zu verringern sowie, im Einzelfall, die Erwerbsfähigkeit älterer<br />
Beschäftigter zu erhalten (Stichworte sind hier z.B. die demographische<br />
Entwicklung der Bevölkerung und der steigende Altersdurchschnitt der Belegschaften).<br />
Auf einen kurzem Nenner gebracht: Präventives betriebliches<br />
Handeln hilft in diesem Kontext auf Sicht und ganz gezielt, Kosten zu senken.<br />
Aktive Gesundheitsförderung in Neckarsulm<br />
„Fit-at-all“-Konzept<br />
bringt Figur „auf Trab“<br />
uch die KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH und die<br />
MSI Motor Service International<br />
GmbH in Neckarsulm<br />
haben die Zeichen<br />
der Zeit erkannt<br />
und kürzlich ein Gesundheitsprogramm<br />
gestartet. Erste<br />
Projekte werden bereits seit Sommer<br />
vergangenen Jahres umgesetzt. Dazu<br />
Personalreferentin Samira Al-Hunaty,<br />
die seit Mai 2004 die gewerblichen Mitarbeiter<br />
aus der <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH<br />
sowie der MSI Motor Service International<br />
GmbH betreut und zudem <strong>für</strong> die<br />
kaufmännischen Azubis und die kaufmännischenBerufsakademie-Studenten<br />
zuständig ist: „Die Beweggründe <strong>für</strong><br />
die Einführung des Programms waren<br />
unser relativ hoher Krankenstand und<br />
die Erkenntnis, <strong>das</strong>s in dieser Hinsicht<br />
etwas getan werden muss. Um den Gesundheitsstand<br />
zu erhöhen, haben wir<br />
im Juli 2005 eine Betriebsvereinbarung<br />
Krankenrückkehrgespräche und im Dezember<br />
2005 eine Betriebsvereinbarung<br />
Gesundheitsmanagement abgeschlossen.<br />
Zum einen kümmern wir uns<br />
seither verstärkt um Mitarbeiter, die<br />
häufiger fehlen. Zum anderen bieten<br />
wir jetzt verstärkt auch gesundheitsfördernde<br />
Maßnahmen an und stärken so<br />
gezielt die Eigenverantwortung der Mitarbeiter<br />
– <strong>das</strong> neue Programm zur Gesundheitsförderung<br />
macht’s auf sportliche<br />
Weise möglich.“ Getreu der Devise:<br />
Fitness bringt die Figur „auf Trab“.<br />
m ersten „Fit-at-all“-Kurs<br />
nahmen rund 20 Mitarbeiter<br />
der KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH und der<br />
MSI Motor Service International<br />
GmbH in Neckarsulm<br />
teil. Zu ihnen<br />
gehörte auch Sabine Heimberger, die<br />
als Sachbearbeiterin in der Finanzbuchhaltung<br />
arbeitet. „Ich habe schon lange<br />
etwas Passendes zum Thema Ernährung<br />
gesucht. Bisher musste ich mich in<br />
Sachen Diäten mehr oder weniger alleine<br />
durchschlagen, indes mit lediglich<br />
kurzfristigem Erfolg. In einer Gruppe,<br />
mit entsprechender Motivation und<br />
flankiert durch die Informationsabende<br />
ist es über einen längeren Zeitraum<br />
möglicherweise einfacher und effektiver,<br />
ein paar Pfunde ‚abzuspecken‘.<br />
So wurden bereits im Juli und im September<br />
2005 ein Hebe- bzw. Tragetraining<br />
<strong>für</strong> die Mitarbeiter angeboten, ein<br />
Gesundheitstag durchgeführt sowie ein<br />
Walking-Kurs organisiert. Vor kurzem<br />
startete zudem <strong>das</strong> achtwöchige „Fit-atall-Programm“<br />
mit einem ersten Kurs.<br />
Hinter „Fit-at-all“ verbirgt sich ein<br />
Trainings- und Ernährungskonzept, <strong>das</strong><br />
individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse<br />
der Teilnehmer zugeschnitten<br />
wird. Fit-at-all ist die gezielte Verbesserung<br />
der Figur innerhalb von acht Wochen<br />
– sprich Fettgewebe schmelzen<br />
zu lassen, Muskeln aufzubauen, den<br />
natürlichen Energieverbrauch zu steigern,<br />
den Stoffwechsel zu verändern<br />
und natürlich Gewicht zu reduzieren.<br />
Das Fitnesstraining besteht aus zwei<br />
unterschiedlichen Bausteinen: zum einen<br />
aus dem Ausdauertraining (Cardio-<br />
Training) mit dem Ziel der Fettverbrennung,<br />
zum anderen aus einem gezielten<br />
Muskeltraining, um Muskeln aufzubauen.<br />
Im Bereich Ernährung ist Fit-atall<br />
kein Diätprogramm, bei dem man<br />
nur von Wasser und Zwieback leben<br />
muss. Vielmehr soll der bewusste Umgang<br />
mit Lebensmitteln gelernt und die<br />
Ernährung langfristig umgestellt werden.<br />
Während spezieller Gruppenabende<br />
erfahren die Teilnehmer daher alles<br />
Wichtige über Ernährung, Training und<br />
die notwendigen Motivationshilfen,<br />
um die acht Programm-Wochen auch<br />
durchzuhalten.<br />
Gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sind <strong>für</strong> jedes Unternehmen wichtig, denn sie stellen eine äußerst wichtige Ressource <strong>für</strong> den wirtschaftlichen Erfolg dar. Aus diesem Grund fördern viele Unternehmen<br />
gemeinsam mit den Beschäftigten deren Gesundheit und Wohlbefinden – so auch die KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH und die MSI Motor Service International GmbH in Neckarsulm. Man hat, wie <strong>Kolbenschmidt</strong>-<br />
Personalreferentin Samira Al-Hunaty sportive-aktiv bekennt (Foto Mitte), die Zeichen der Zeit erkannt und ein spezielles Gesundheitsprogramm mit jeder Menge sportlicher Aktivität gestartet. Dazu gehören natürlich<br />
auch die von Kursleiterin Renate Michelfelder (Foto rechts) „verordneten“ Dehnungsübungen <strong>für</strong>s Warmup oder <strong>das</strong> so genannte Cycletraining an den verschiedensten Geräten im Sportstudio (Foto links).<br />
Hinzu kommt: Die Ernährung ist sehr<br />
abwechslungsreich, man braucht nicht<br />
zu hungern, so <strong>das</strong>s man einiges auch<br />
<strong>für</strong> ‚die Zeit danach‘ lernen kann und<br />
dadurch der Erfolg nachhaltiger wird.“<br />
Die Erwartungen der 36-Jährigen wurden<br />
nicht enttäuscht: Im Kurs hat sie<br />
viele Informationen über verschiedene<br />
Lebensmittel – und wie diese vom Körper<br />
aufgenommen werden – erhalten.<br />
Gerade dieses Hintergrundwissen (z.<br />
B. über die Optimierung des Stoffwechsels<br />
durch richtige Ernährung und<br />
sportliche Betätigung oder die Gestaltung<br />
eines gesunden Sporttrainings)<br />
haben ihr sehr geholfen.<br />
Machen sich fit mit „Fit-at-all“ (von links): Armin Ingelfinger, Reiner Friede, Sabine Heimberger, Ralf Stier und Steffen Mack.<br />
„Auf dieses Kurs-Konzept aufmerksam<br />
geworden sind wir durch eine Mitarbeiterin,<br />
die ganz begeistert davon berichtet<br />
hat. Ich habe mich dann mit dem Fitness<br />
Center Neuenstadt, <strong>das</strong> einen derartigen<br />
Fit-at-all-Kurs seit gut einem Jahr anbietet,<br />
in Verbindung gesetzt und mir von<br />
den dortigen Experten nähere Informationen<br />
geben lassen“, erklärt die ausgebildete<br />
Juristin Al-Hunaty. Daraus entstanden<br />
ist nun eine Zusammenarbeit<br />
mit dem Neuenstädter Sport Center, die<br />
wie folgt aussieht: <strong>Kolbenschmidt</strong>-Mitarbeiter<br />
können an dem regulär im Fitnesscenter<br />
angebotenen Kurs teilnehmen.<br />
Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten<br />
sie eine Teilnahmebestätigung, die Kurskosten<br />
von 99 € werden vom Unternehmen<br />
erstattet. „Das ist nicht selbstverständlich“,<br />
erläutert Samira Al-Hunaty:<br />
„Kein mir bekanntes Unternehmen übernimmt<br />
die volle Kostenerstattung.“<br />
Kein ganz so typischer Teilnehmer<br />
war der 25-jährige Armin Ingelfinger. Er<br />
ist bereits seit 1997 Mitglied im Sportcenter<br />
Neuenstadt und betreibt fast<br />
täglich Sport. „Im Laufe des vergangenen<br />
Jahres habe ich sehr viele Teilnehmer<br />
der Kurse persönlich kennen gelernt:<br />
Deren sichtbare Erfolge haben ei-<br />
ne gewisse Neugier bei mir geweckt.<br />
Als dann <strong>das</strong> Programm durch <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
gefördert wurde, stand meine<br />
Entscheidung fest: Da nimmst du teil!“<br />
Der sportliche Angestellte aus der<br />
Vertriebsdisposition kann <strong>das</strong> Konzept<br />
nur weiterempfehlen: „In den einzelnen<br />
Seminaren erfährt man viel Nützli-<br />
Auch die Kantine vor Ort macht bei<br />
dem Projekt mit und begleitet den<br />
zweimonatigen Kurs mit einem speziellen<br />
Menü, <strong>das</strong> den Vorgaben des „Fitat-all“-Konzepts<br />
entspricht. „So bieten<br />
wir vor allem Geflügel- und Fisch-Gerichte<br />
mit viel frischem Gemüse an. Auf<br />
die Zugabe von Soßen wird dabei jedoch<br />
konsequent verzichtet“, erläutert<br />
Küchenchef Michael Schmid die speziellen<br />
kulinarischen Akzente. Um dem<br />
Konzept Genüge zu tun – die Teilnehmer<br />
sollen bewusst mehrere, aber da<strong>für</strong><br />
kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen<br />
– werden im firmeneigenen Kiosk zudem<br />
verschiedene zusätzliche Zwischenmahlzeiten<br />
wie Salate, Joghurts,<br />
Milchprodukte und Obst angeboten.<br />
Dieser im wahrsten Sinne des Wortes<br />
„schmackhafte“ Service erleichtert den<br />
Teilnehmern natürlich <strong>das</strong> Durchhalten<br />
und ist zudem äußerst praktisch. Be-<br />
ches sowohl über <strong>das</strong> richtige Ess- und<br />
Trinkverhalten als auch über effektives<br />
Training. Erfolge, Probleme und Fragen<br />
zum ‚Fit-at-all‘-Programm werden in<br />
der Gruppe ausgetauscht und beantwortet.<br />
Man fühlt sich also nicht allein<br />
gelassen. Im Gegenteil: Als Teilnehmer<br />
erhält man ein neues Bewusstsein <strong>für</strong><br />
Gesunde Ernährung auf die sportliche Tour<br />
die Ernährung – was natürlich auch dabei<br />
hilft, sich langfristig seine Idealbzw.<br />
Wunschfigur zu (er)halten.“<br />
Zu den Teilnehmern gehörte auch Reiner<br />
Friede. Für den 40-Jährigen wurde<br />
„Fit-at-all“ genau zum richtigen Zeitpunkt<br />
angeboten: „Ich wollte gerade vor den<br />
Weihnachtstagen noch einiges an Ge-<br />
reichsleiter Schmid weiter: „Unser Service<br />
wird sehr gut angenommen. Gut<br />
ein Drittel der Kantinenbesucher – mithin<br />
auch viele Mitarbeiter, die nicht<br />
speziell am Fit-at-all-Programm teilnehmen<br />
– wählt <strong>das</strong> spezielle Menü. Es<br />
gibt also viele ernährungsbewusste<br />
Mitarbeiter, die froh über unser Angebot<br />
sind. Deshalb werden wir auch zukünftig<br />
an drei bis vier Wochentagen<br />
ein ‚gesundes‘ Essen in Form von frischem<br />
Fisch oder als vegetarisches Gericht<br />
anbieten.“<br />
„Uns war es vor allem wichtig, mit ‚Fitat-all‘<br />
ein Programm aufzulegen, <strong>das</strong><br />
der Zielgruppe auch etwas <strong>für</strong> den Privatbereich<br />
Interessantes bietet.<br />
Schließlich profitiert natürlich auch<br />
<strong>das</strong> Unternehmen davon, wenn unsere<br />
Mitarbeiter Sport treiben und auf ihre<br />
Ernährung achten“, so Personalreferentin<br />
Al-Hunaty abschließend.<br />
wicht verlieren; <strong>das</strong> ist mir auch gelungen.“<br />
Das Ergebnis kann sich in der Tat<br />
sehen lassen: Zehn Kilogramm hat der<br />
Diplom-Ingenieur, der als Teamleiter<br />
Produktkonstruktion Dieselkolben (Nutzkraftfahrzeuge)<br />
bei <strong>Kolbenschmidt</strong> tätig<br />
ist, innerhalb der acht Kurs-Wochen abgenommen<br />
und dies, ohne wirklich zu<br />
hungern. „Die Ernährungsberatung hat<br />
mir bewusst gemacht, welche Faktoren<br />
<strong>für</strong> Übergewicht verantwortlich sind und<br />
wie man diesem Umstand durch entsprechende<br />
Ernährung und Sport entgegenwirken<br />
kann. Das Konzept bietet mir<br />
Lösungsansätze, die auch jetzt und in<br />
Zukunft umsetzbar sind – sprich: Es<br />
fällt mir leicht, Änderungen in der Ernährung<br />
beizubehalten und sportlich<br />
aktiv zu bleiben, um einen längerfristigen<br />
Erfolg zu ermöglichen.“ akn<br />
Fotos (4): Thomas Klink
Das Profil 1/2006 Aus dem Konzern<br />
Seite 17<br />
ertriebs- und Außendienstmitarbeiter,<br />
Field<br />
Sales Manager, Regional<br />
Sales Manager, Account<br />
Executives und<br />
Aftersales Engineers –<br />
sie alle gehören zu der<br />
großen Gruppe der Sales Manager. Darüber<br />
hinaus gibt es noch zahlreiche<br />
weitere Titel rund um die Vertriebstätigkeit:<br />
verschieden je nach regionalem<br />
oder fachlichem Einsatzgebiet, oftmals<br />
sogar von Firma zu Firma.<br />
Benannt nach der firmenspezifischen<br />
und damit individuellen Aufteilung des<br />
regionalen wie auch internationalen<br />
Verkaufs- bzw. Vertriebsgebiets gibt es<br />
Field Sales Manager, Area Sales Manager,<br />
Regional Sales Manager oder Global<br />
Sales Manager. Hinzu kommen Experten,<br />
die sich speziell um einen Kunden<br />
(Key Account Manager – siehe „Das<br />
Profil“ 5/2005) oder ein Produkt (Account<br />
Representative) kümmern.<br />
Auch dies gehört zum Metier: Innerhalb<br />
des technischen Vertriebs kann<br />
es sowohl einen Presales- als auch einen<br />
Aftersales Engineer geben. Das<br />
Hauptaufgabengebiet des Presales-Ingenieurs<br />
bildet die Identifikation, Selektion<br />
und Akquise potenzieller Kunden.<br />
Weiterführend ist er da<strong>für</strong> zuständig,<br />
Produkte seines Unternehmens<br />
dem Markt zu präsentieren sowie auf<br />
die Bedürfnisse des Käufers einzugehen,<br />
um Lösungsvorschläge anbieten<br />
zu können. Der Aftersales-Ingenieur<br />
wiederum betreut den Kunden nach<br />
der Verkaufsabwicklung weiter und<br />
steht ihm mit seinem spezifischen<br />
Fachwissen zur Verfügung.<br />
Doch ganz gleich, wie sie sich nennen<br />
oder wie sie genannt werden: Sales-Experten<br />
ist gemeinsam, <strong>das</strong>s sie ein Pro-<br />
Was macht Sales Manager(in) Sigrid Strobel (RWM)?<br />
Engagement auf einem<br />
facettenreichen Parkett<br />
acettenreiches Parkett: Werdegang<br />
und aktuelle Funktion von<br />
Sigrid Strobel sind ein exaktes<br />
Spiegelbild des „Jobs“, den die<br />
heute 49-Jährige bei der Rheinmetall<br />
Waffe Munition GmbH<br />
(RWM), Niederlassung Mauser<br />
Oberndorf, ausübt. Sie ist als Sales Manager(in)<br />
in der Abteilung Vertriebsunterstützung<br />
engagiert und bündelt damit<br />
gleich mehrere Facetten des breit<br />
gefächerten Berufsbildes eines Sales<br />
Managers (lesen Sie dazu auch „Die Nähe<br />
zum Kunden ist <strong>das</strong> wichtigste Pfund“).<br />
Bis August vergangenen Jahres arbeitete<br />
Sigrid Strobel als Regional Sales<br />
Managerin in Oberndorf und war in dieser<br />
Position in der Abteilung, die <strong>für</strong><br />
den Bereich Verkauf/Vertrieb Deutschland<br />
und Europa zuständig war, tätig.<br />
Das heißt, ihr Aufgabenbereich bestand<br />
in der Identifikation, Ansprache<br />
und Akquise von potenziellen Kunden<br />
sowie der Betreuung bereits bestehender<br />
Kunden. Unter anderem betreute<br />
sie in diesem Zusammenhang länderverantwortlich<br />
Irland, den Bereich Luftwaffe<br />
<strong>für</strong> Großbritannien und Industriekunden,<br />
darunter den EADS-Konzern.<br />
Im Rahmen der Umstrukturierung im<br />
Rheinmetall-Defence-Bereich und der<br />
Neuformierung der Rheinmetall Waffe<br />
Munition GmbH wurden die einzelnen<br />
Regional Sales Manager (Groß- und<br />
Mittelkaliber) aus Oberndorf, Zürich,<br />
Ratingen und Unterlüß zusammengefasst.<br />
Daraus entstanden ist ein rund<br />
30-köpfiges Team aus Akquisiteuren<br />
und Vertriebsunterstützern. Ein Akquisiteur<br />
betreut mindestens ein wichtiges<br />
Kundenland (z.B. Spanien) und<br />
vertritt alle RWM-Standorte mit deren<br />
gesamter Produktpalette. Die Vertriebsunterstützer<br />
wiederum helfen<br />
den Akquisiteuren in sämtlichen fachlichen<br />
Belangen bis hin zum Kundenbesuch,<br />
falls erforderlich.<br />
„Ich arbeite als Sales Managerin in<br />
der Abteilung Vertriebsunterstützung<br />
und betreue hier wichtige Industriekunden,<br />
zum Beispiel EADS (European Aeronautic<br />
Defence and Space Company -<br />
Cartoon: Dirk Meissner<br />
dukt oder eine Dienstleistung verkaufen<br />
wollen. Mit dem Ziel, den Umsatz<br />
zu steigern, Marktanteile zu gewinnen<br />
und neue Chancen auf den Absatzmärkten<br />
wahrzunehmen und damit gezielt<br />
zu nutzen.<br />
Zu den eigentlichen Aufgaben eines<br />
Sales Managers gehört es zunächst einmal,<br />
Kunden zu akquirieren. Welche Unternehmen,<br />
welche Handelsketten, welche<br />
Arztpraxen kommen da infrage –<br />
um nur einige Zielgruppen zu nennen?<br />
Wer ist der konkrete Ansprechpartner?<br />
Wie erreiche ich ihn? Diese Fragen stehen<br />
am Anfang. Ist der Kontakt dann<br />
hergestellt, geht es darum, im Telefongespräch<br />
oder bei Besuchen vor Ort herauszufinden,<br />
was der potenzielle Kunde<br />
genau benötigt.<br />
München), NETMA (= Nato Eurofighter<br />
& Tornado Management Agency mit Sitz<br />
in München) oder die Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH. Ich gehöre zwar<br />
zur Abteilung Vertriebsunterstützung,<br />
übernehme aber in Bezug auf meine Industriekunden<br />
typische Tätigkeiten einer<br />
Sales Managerin“, erklärt Strobel,<br />
die im Sommer dieses Jahres bereits 33<br />
Jahre im Unternehmen tätig sein wird:<br />
1973 begann sie, damals noch bei der<br />
Mauser-Werke Aktiengesellschaft, eine<br />
Ausbildung zur Industriekauffrau; doch<br />
bereits während ihrer Ausbildung wechselte<br />
sie in die Abteilung Vertrieb „Ersatzteile<br />
und Instandsetzung“.<br />
Heute betreut sie, wie gesagt, wichtige<br />
Industriekunden, wenn es zum Beispiel<br />
um spezielle Boden-Dienst-Prüfgeräte<br />
– diese werden zum Betreiben<br />
der Waffenanlage und der Munition benötigt<br />
– <strong>für</strong> den Eurofighter geht oder<br />
ein Kunde sich zum Beispiel <strong>für</strong> die<br />
27mm-Munition der Bordkanone BK 27<br />
interessiert. Zurzeit hat sie es in dieser<br />
Hinsicht mit einem britischen Ministerium<br />
zu tun. Die Angebotspalette <strong>für</strong><br />
die BK 27 mm, die im Eurofighter, im<br />
schwedischen Kampfflugzeug Gripen,<br />
im Tornado-Kampfflugzeug und im<br />
leichten Jagdbomber Alpha Jet eingesetzt<br />
wird, umfasst Munition, Boden-<br />
Dienst-Prüfgeräte, spezielle Besuchsprogramme<br />
und Ausbildungskurse.<br />
Auch beim Puma-Projekt, dem kurz<br />
vor Weihnachten 2005 erstmals einem<br />
Fachpublikum vorgestellten neuen<br />
Schützenpanzer <strong>für</strong> die deutschen<br />
Streitkräfte, ist Sigrid Strobel mit involviert.<br />
Sie koordiniert die Beschaffung<br />
der Maschinenkanone mit Air Burst<br />
Munition (MK 30-2/ABM) <strong>für</strong> <strong>das</strong> hochmoderne<br />
Fahrzeugkonzept von der<br />
kaufmännischen Seite.<br />
„Zu meinen Aufgaben im Rahmen<br />
dieser Projekte gehört dann vor allem<br />
die Akquisition von Aufträgen.“ Sprich:<br />
Sigrid Strobel betreut die Kunden vom<br />
ersten Kontakt an, geht auf Kundenwünsche<br />
ein, arbeitet Verkaufsziele<br />
und ein individuelles Kundenkonzept<br />
(Kundenanalyse: Definition bzw. Fixie-<br />
Sales Manager führen Präsentationen<br />
bei interessierten Marktpartnern durch,<br />
legen Angebote vor, fragen nach („nachfassen“),<br />
wie sich der (potenzielle) Kunde<br />
entschieden hat oder ob er noch Änderungen<br />
wünscht. Hat der Sales Manager<br />
erfolgreich gearbeitet, folgt der Vertragsabschluss.<br />
Ein Abschluss, der in<br />
Umsatz mündet.<br />
Vertrieb bedeutet also vor allem Kundennähe.<br />
Der existierende Kundenstamm<br />
muss persönlich betreut und<br />
EDV-technisch verwaltet, potenzielle<br />
Neukunden identifiziert und akquiriert<br />
werden. Auch der sog. „After Sales Service“,<br />
die Betreuung der Kunden nach<br />
dem Kauf, kann zum Aufgabenbereich<br />
von Vertriebsmitarbeitern gehören:<br />
Kommt der Kunde mit der Handhabung<br />
Engagiert sich auf dem facettenreichen Vertriebsparkett der RWM: Sales Managerin Sigrid Strobel mit einem Dummy der 27mm<br />
Munition <strong>für</strong> die Bordkanone BK 27, die u.a. im Tornado-Kampfflugzeug und im leichten Jagdbomber Alpha Jet eingesetzt wird.<br />
rung der Bedürfnisse und Wünsche des<br />
Kunden als wichtige Grundlage <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />
spätere Verkaufsgespräch) aus, führt<br />
erfolgreich <strong>das</strong> Projektmanagement<br />
bei Ausschreibungen durch und erstellt<br />
Angebote. Weiterhin plant und führt sie<br />
so genannte verkaufsunterstützende<br />
Maßnahmen durch, im Besonderen<br />
Präsentationen und (Schieß-)Vorführungen.<br />
Wird der Auftrag erteilt, kommen<br />
noch bestimmte Aufgaben der<br />
Auftragsabwicklung hinzu; dazu gehören<br />
zum Beispiel die Durchführung<br />
der technischen und kommerziellen<br />
Vertragsprüfung in Zusammenarbeit<br />
mit der Auftragsabwicklung ebenso wie<br />
die Betreuung der Kunden bei Audits<br />
und Abnahmen.<br />
Das folgende Beispiel verdeutlicht<br />
konkreter <strong>das</strong> Arbeitsspektrum der reisefreudigen<br />
Vertriebsmitarbeiterin, die<br />
privat schon viele Städte und Bundesstaaten<br />
der USA mit ihrem Mann Roland<br />
bereist hat und immer wieder von<br />
der abwechslungsreichen Landschaft<br />
begeistert ist: Eine neue Munition <strong>für</strong><br />
die Bordkanone 27mm wurde bei RWM<br />
entwickelt. Um <strong>das</strong> Kundeninteresse zu<br />
wecken, wurden die in Frage kommenden<br />
Kunden zu einer Schießvorführung<br />
der erworbenen Ware bzw. dem Einsatz<br />
des gelieferten Produktes zurecht; oder<br />
hat er konkrete Fragen zum Einsatz?<br />
Die Fachkenntnis des angebotenen<br />
Produktes bzw. der Dienstleistung<br />
und eine hohe Identifikation mit der<br />
offerierten „Ware“ machen den Vertriebsmitarbeiter<br />
zu einem vertrauenswürdigen<br />
Mittler zwischen Unternehmen<br />
und Kunden.<br />
Die tatsächlichen Aufgaben eines<br />
Sales Managers sind indes so ähnlich<br />
wie seine Berufsbezeichnungen von<br />
Firma zu Firma unterschiedlich. Das<br />
Pensum richtet sich vor allem nach der<br />
Größe des Unternehmens und da-<br />
nach, auf welchem Markt dieses aktiv<br />
ist. Je kleiner eine Firma ist, desto weiter<br />
bzw. breiter ist <strong>das</strong> Aufgabengebiet<br />
des Sales Managers gefasst.<br />
Berufseinsteiger beginnen normalerweise<br />
im Vertriebsaußendienst. Erfahrung<br />
im operativen Geschäft vor Ort ist<br />
immer die beste Grundlage <strong>für</strong> eine<br />
Karriere im Vertrieb. Im Anschluss<br />
qualifizieren sich Sales Manager oft<br />
im Innendienst weiter.<br />
Wer sich <strong>für</strong> den Beruf eines Sales<br />
Managers interessiert, hat die besten<br />
Chancen, wenn er sowohl kaufmännisch<br />
als auch branchenspezifisch<br />
fachlich qualifiziert ist. Für Sales Manager<br />
eines Flugzeugbauers zum Beispiel<br />
ist Ingenieurwissenschaft die<br />
richtige Richtung, <strong>für</strong> den Vertriebs-<br />
eingeladen. „Ich übernahm die da<strong>für</strong><br />
notwendigen Arbeiten, sprich Mithilfe<br />
bei Ausarbeitung des Ablaufprogramms,<br />
die Betreuung der Kunden vor<br />
Ort und anschließend die Übersendung<br />
der erfolgten Präsentation an die<br />
Teilnehmer. Daraus ergab sich Potenzial<br />
bzw. Interesse bei einem meiner<br />
Kunden, so <strong>das</strong>s daraufhin eine gezielte<br />
Akquise mit weiteren Präsentationen<br />
inklusive Budgetpreisabgaben erfolgte.<br />
Inzwischen hat sich der Kunde<br />
<strong>für</strong> diese Munition entschieden, die<br />
wir demnächst <strong>für</strong> ihn qualifizieren<br />
werden.“<br />
Grundsätzlich ist und bleibt Sigrid<br />
Strobel jedoch eine „Verkäuferin“. Wobei,<br />
wie schon skizziert, dazu eben<br />
auch mehr gehört: Beim Kunden muss<br />
der Bedarf am Produkt geweckt und –<br />
bei konkretem Interesse – entsprechend<br />
erfüllt werden. Auch dies gehört<br />
zum Job: Treten Probleme auf, müssen<br />
Lösungen gefunden werden. Unterstützt<br />
wird die gebürtige Oberndorferin<br />
bei ihrer Tätigkeit vor allem von der Entwicklungsabteilung.<br />
Denn nur wer sein<br />
Produkt genau kennt, kann es beim<br />
Kunden auch „verkaufbar“ machen<br />
bzw. diesem dessen Vorteile und Neu-<br />
mitarbeiter eines Pharmaunternehmens<br />
stehen Medizin oder Pharmazie<br />
im fachlichen Vordergrund.<br />
Betriebswirtschaftliche Kompetenz,<br />
<strong>das</strong> Verständnis <strong>für</strong> kaufmännische<br />
und wirtschaftliche Zusammenhänge,<br />
strukturiertes Denken, <strong>das</strong> Wissen,<br />
wie „die Branche redet“ sowie modernes<br />
Marketing-Know-how, organisatorische<br />
Fähigkeiten und Verhandlungsgeschick<br />
– <strong>das</strong> sind unverzichtbare<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> Sales Manager.<br />
Schließlich vermitteln sie <strong>das</strong> Firmen-<br />
Know-how nach außen und bringen<br />
Wünsche und Anregungen der Kunden<br />
intern auf die richtige Schiene – etwa<br />
Die Nähe zum Kunden<br />
ist <strong>das</strong> wichtigste Pfund<br />
<strong>für</strong> die Weiterentwicklung von Produkten<br />
oder Innovationen in der Produktplanung.<br />
Wer sich <strong>für</strong> eine Tätigkeit im Vertrieb<br />
interessiert, sollte deshalb über<br />
hohe Sozialkompetenz verfügen:<br />
Kontakt- und Kommunikationsfreudigkeit,<br />
vertrauenswürdiges Auftreten,<br />
Durchsetzungsfähigkeit und Empathie<br />
(die Fähigkeit, sich in andere<br />
Menschen hineinzuversetzen) im Umgang<br />
mit der jeweiligen Kundengruppe<br />
sind besonders wichtige persönliche<br />
Merkmale. Neben den produktspezifischen<br />
Kenntnissen – sie sind<br />
natürlich <strong>das</strong> „A + O“ – bilden generell<br />
auch Sprachkenntnisse und internationale<br />
Erfahrung ein weiteres<br />
wichtiges Plus. akn<br />
erungen genau erklären. Zu Verhandlungen<br />
nimmt Strobel aus diesem<br />
Grund auch schon mal den zuständigen<br />
Entwickler oder Techniker bzw. Projektleiter<br />
mit. Neben kaufmännischen<br />
Fähigkeiten sind also auch gute technische<br />
Kenntnisse über <strong>das</strong> zu verkaufende<br />
Produkt gefragt.<br />
Last but not least gehören Fingerspitzengefühl,<br />
Einfühlungsvermögen und<br />
Geduld sowie kommunikative Fähigkeiten<br />
einschließlich sicherem Auftreten<br />
zum Persönlichkeitsprofil des Sales<br />
Managers, will dieser erfolgreich <strong>das</strong><br />
<strong>für</strong> gute Geschäftsbeziehungen unbedingt<br />
erforderliche Vertrauensverhältnis<br />
zum Kunden – oftmals bzw. überwiegend<br />
sind dies auf dem Wehrtechniksektor<br />
Behörden – schaffen.<br />
„Gerade die geschilderte, vielseitige<br />
Arbeit und die zahlreichen Aufgaben,<br />
der Kontakt zu Menschen, nicht nur am<br />
Schreibtisch sitzen zu müssen, sondern<br />
auch auf Dienstreise gehen zu können<br />
oder Besprechungen und Vorführungen<br />
zu planen und durchzuführen – <strong>das</strong> alles<br />
macht meinen Beruf so interessant<br />
und spannend“, resümiert Sales Manager(in)<br />
Sigrid Strobel, die in ihrer Freizeit<br />
gerne Krimis und Thriller liest. akn<br />
Foto: Thomas Klink
Seite 18 Aus dem Konzern<br />
Das Profil 1/2006<br />
it großen Ambitionen<br />
ist sie seinerzeit<br />
von Köln nach Düsseldorf<br />
gekommen<br />
und hat es schließlich<br />
geschafft, den<br />
Rat der nordrheinwestfälischen<br />
Landeshauptstadt <strong>für</strong> ihr<br />
neues Museumskonzept zu gewinnen.<br />
Mit der Leiterin des Düsseldorfer Stadtmuseums,<br />
Dr. Susanne Anne, sprach<br />
„Das Profil“ über die neue Konzeption<br />
des ältesten Düsseldorfer Museums.<br />
Profil: Nach zweieinhalb Jahren Planungszeit<br />
konnten Sie Mitte Februar<br />
dieses Jahres <strong>das</strong> neue Stadtmuseum<br />
wieder eröffnen. Worin besteht <strong>das</strong><br />
Neue, <strong>das</strong> eigentlich Revolutionäre Ihres<br />
Konzeptes?<br />
Anna: Unser Museum ist ein „fragendes<br />
Museum“ geworden. Wir haben<br />
mit unserem Ausstellungskonzept den<br />
bisherigen Absolutheitsanspruch von<br />
Forschungsergebnissen aufgegeben.<br />
Unsere Besucher sollen <strong>das</strong> Museum<br />
künftig mitgestalten. Wir bitten sie um<br />
ihre Fragen und Kommentare, die allesamt<br />
wissenschaftlich ausgewertet<br />
werden. Dazu stehen Kommentarbögen,<br />
unser neuer Internet-Auftritt,<br />
aber auch die Mitarbeiter des Hauses<br />
als direkte Ansprechpartner zur Verfügung.<br />
Die daraus entstehenden Ergebnisse<br />
fließen wiederum zurück ins<br />
Haus, <strong>das</strong> so auch ein „lernendes“<br />
Museum wird. Dieses Konzept gibt es<br />
meines Wissens nach nirgendwo sonst<br />
auf der Welt. Mehr noch: Internationale<br />
Museen haben Interesse gezeigt –<br />
Düsseldorfer Stadtmuseum in neuem „Gewand“<br />
Firmengründer Ehrhardt<br />
in voller Lebensgröße<br />
Düsseldorf. Zweieinhalb Jahre hat es<br />
gedauert, nun ist es wieder <strong>für</strong> <strong>das</strong> Publikum<br />
zugänglich: Das „neue“ Düsseldorfer<br />
Stadtmuseum wurde am 12. Februar<br />
2006 eröffnet. Das historische Museum<br />
der Stadt Düsseldorf vom Staub<br />
der Jahrzehnte zu befreien – <strong>das</strong> war<br />
<strong>das</strong> Anliegen von Dr. Susanne Anna, als<br />
sie sich mit ihrem Team im September<br />
2003 daran machte, die Konzeption<br />
dieses ältesten Museums der Stadt umzukrempeln<br />
und völlig neu zu überarbeiten.<br />
Nicht mehr nur ein Speicher von<br />
Wissen und Gegenständen sollte <strong>das</strong><br />
Haus zukünftig sein, sondern sich „aktiv<br />
am Gestaltungsprozess gesellschaftlicher<br />
Realitäten“ beteiligen.<br />
Ob dies gelingen wird, ist eine Frage,<br />
die erst in Zukunft beantwortet werden<br />
kann. Nämlich dann, wenn sich die Besucher<br />
intensiv mit den Fragen und Antworten,<br />
die <strong>das</strong> neue Museum bereithält,<br />
auseinander setzen werden – oder<br />
es möglicherweise auch bleiben lassen.<br />
Denn beides ist jetzt möglich: Der „klassische“<br />
Museumsbesucher, der Exponate,<br />
Bilder, Schriftstücke und Informationen<br />
konsumieren möchte, kann dies<br />
auch weiterhin tun. Und besonders die<br />
Düsseldorfer finden zahlreiche der ihnen<br />
bekannt und lieb gewordenen<br />
Schaustücke auch im neuen Haus wieder.<br />
Der Besucher kann sich – und da-<br />
Industriegeschichte: Ein Originial-Bombenzünder<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg<br />
sowie ein Modell eines Kampfpanzers<br />
Leopard II A4 im Maßstab 1:20 sind<br />
die neuen Rheinmetall-Dauerleihgaben.<br />
Das Bildnis des Firmengründers<br />
Heinrich Ehrhardt ist seit langem im<br />
Besitz des Düsseldorfer Stadtmuseums.<br />
rauf legt <strong>das</strong> Team unter Museumschefin<br />
Anna ganz besonderen Wert – aber<br />
auch mit der Stadtgeschichte und deren<br />
Entwicklung bis heute und sogar in der<br />
Zukunft auseinandersetzen, kritische<br />
Fragen stellen, eigenes Wissen einbringen,<br />
an Diskussionen teilnehmen und<br />
so Stadt und Museum gewissermaßen<br />
„in Bewegung erleben“.<br />
Eines jedenfalls ist schon jetzt gelungen:<br />
Die Neugestaltung des Museums<br />
beeindruckt. Auf zwei Etagen kann der<br />
Besucher nun wieder durch die Stadtgeschichte<br />
wandern, sich von der Ur- und<br />
Frühgeschichte über die mittelalterliche<br />
Stadt in die prachtvolle Zeit der kur<strong>für</strong>stlichen<br />
Residenz hineinversetzen lassen<br />
und sich über <strong>das</strong> Napoleonische Zeitalter,<br />
die Industrialisierung, die Zeiten<br />
von Revolutionen, Nazi-Terrorherrschaft,<br />
Weltkriegen und Wirtschaftswunder sowie<br />
über <strong>das</strong> heutige Düsseldorf umfassend<br />
informieren – bis hin zur kostenlosen<br />
Mitnahme der aktuellen Tageszeitung.<br />
Informieren kann man sich nicht<br />
nur zur Geschichte, sondern auch über<br />
<strong>das</strong> gesellschaftliche Leben und – ganz<br />
wichtig – die Kunst. Die Düsseldorfer<br />
Malerschule, <strong>das</strong> „junge Rheinland“<br />
oder auch Joseph Beuys spielen eine<br />
große Rolle im Museum.<br />
Ein spezieller Raum im Museum beschäftigt<br />
sich mit „Produktion und Wa-<br />
in Wien zum Beispiel beschäftigen sich<br />
Museumskollegen mit diesem Konzept.<br />
Profil: Und Ihre Besucher, die Sie ja in<br />
Zukunft zahlreicher als früher erwarten,...<br />
Anna: ... sollen sich in unseren Räumen<br />
wohl fühlen. Die Menschen leben<br />
in dieser Stadt, sie sind Teil der Stadt,<br />
und sie sollen erfahren, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Stadtmuseum<br />
ebenfalls ein Teil der Stadt ist.<br />
Die Besucher sollen sich hier bei uns<br />
wie zu Hause fühlen, und sie sollen<br />
auch teilhaben an dem, was hier geschieht.<br />
Deswegen geben wir auch eine<br />
Museumszeitung heraus, die z. B. aktuelle<br />
Projekte aus den Projekträumen<br />
vorstellt. Und über den Kommunikationsbogen<br />
oder über <strong>das</strong> Internet kann<br />
der Gast wiederum den Kontakt zu uns<br />
aufnehmen, Fragen stellen, Ergänzungen<br />
oder Anregungen geben.<br />
Profil: Sie haben zahlreiche Sponsoren,<br />
auch aus der Düsseldorfer Wirtschaft,<br />
<strong>für</strong> Ihr Museum gewonnen, darunter<br />
auch die Firma Rheinmetall. Was<br />
erwarten Sie – über die finanzielle Unterstützung<br />
hinaus – von Ihren Sponsoren<br />
und was können Sie wiederum ihnen<br />
bieten?<br />
Anna: Ohne Geld geht natürlich nichts,<br />
<strong>das</strong> ist richtig. Aber <strong>das</strong> ist nicht <strong>das</strong><br />
Wichtigste. Vorrang hat <strong>für</strong>unsdie Kommunikation<br />
mit den Sponsoren. Wir<br />
möchten sehr gerne mit ihnen im Gespräch<br />
bleiben, von ihnen lernen, denn<br />
Dr. Susanne Anna – hier mit den Exponaten der Rheinmetall <strong>AG</strong> – leitet seit 2003 <strong>das</strong> neu strukturierte Düsseldorfer Stadtmuseum.<br />
renschau“, zeigt mithin einen kleinen<br />
Ausschnitt der Düsseldorfer Wirtschaftsgeschichte.<br />
Und hier ist auch Rheinmetall<br />
mit einigen Exponaten vertreten: Herausragend<br />
natürlich – wie auch schon<br />
in der alten Sammlung – <strong>das</strong> lebensgroße<br />
Bildnis von Heinrich Ehrhardt, angefertigt<br />
von dem Künstler Albert Henrich.<br />
Es stammt aus dem Jahre 1941 und orientiert<br />
sich an einem früheren Werk<br />
des Malers Franz Kiederich.<br />
Zwei Produkte, die die Rheinmetall<br />
Waffe Munition GmbH bzw. deren Wehrtechnische<br />
Studiensammlung in Unterlüß<br />
dem Stadtmuseum nun als Dauerleihgabe<br />
zur Verfügung gestellt hat, präsentieren<br />
neuerdings dem Besucher,<br />
was Rheinmetall <strong>für</strong> den Wirtschafts-<br />
– wie gesagt – wir sind ein „lernendes“<br />
Museum. Erfahrungen z. B. im Management<br />
oder in der Unternehmenskultur<br />
sind uns sehr wichtig. Genauso wie Unternehmen<br />
sich im ständigen Wandel<br />
befinden, wird <strong>das</strong> auch mit dem Stadtmuseum<br />
der Fall sein. Und wie auch Firmen<br />
immer wieder Änderungen in ihrer<br />
Unternehmenskultur erfahren, so muss<br />
auch <strong>das</strong> Stadtmuseum Mut zeigen zu<br />
Veränderungen. Von diesen Erfahrungen<br />
würden wir sehr gerne profitieren.<br />
Profil: Und umgekehrt...<br />
Anna: ... haben wir natürlich auch den<br />
Unternehmen etwas zu bieten. Wir stehen<br />
z. B. eng in Kontakt mit den Bürgern<br />
dieser Stadt, die uns etwa ihre Fotos,<br />
Schriftstücke und Erinnerungen bringen.<br />
Darunter befinden sich unter Umständen<br />
Dinge, die wiederum zur Geschichte<br />
der hiesigen Unternehmen gehören,<br />
Gegenstände also, die ihrerseits<br />
auch <strong>das</strong> (historische) Wissen der jeweiligen<br />
Firma voranbringen. Da ist ein<br />
ganz konkreter Wissenstransfer möglich.<br />
Das Stadtmuseum möchte die Unternehmen<br />
auch einladen, in unsere Räume zu<br />
kommen. Wer seine Geschäftspartner<br />
gerne einmal an einem eher ungewöhnlichen<br />
Ort bewirten oder mit den Mitarbeitern<br />
einer Abteilung ein Treffen oder<br />
Essen veranstalten möchte, der ist herzlich<br />
eingeladen, dies im Stadtmuseum<br />
tun. In unseren Projekträumen lässt sich<br />
zudem eine Firmenausstellung präsen-<br />
standort Düsseldorf bis 1992 bedeutete.<br />
Ein Bombenzünder aus den letzten<br />
Kriegsjahren – er stammt ursprünglich<br />
aus dem Besitz des besten Zünderentwicklers,<br />
den die frühere Rheinmetall-<br />
Borsig beschäftigt hatte: Herbert E. Rühlemann<br />
– steht <strong>für</strong> die weit gespannte<br />
Entwicklungs- und Produktionstätigkeit<br />
vor und während des Zweiten Weltkriegs.<br />
Das Modell des Kampfpanzers<br />
Leopard II A4 im Maßstab 1:20 ist ein<br />
wahrer Blickfang in diesem Raum. Er repräsentiert<br />
<strong>das</strong> mittlerweile 50-jährige<br />
Rheinmetall-Engagement <strong>für</strong> die Bundeswehr,<br />
vor allem im Werk Düsseldorf,<br />
in dem Teile von Waffenanlagen <strong>für</strong> Panzerfahrzeuge<br />
und Artillerie entwickelt,<br />
gefertigt und montiert worden sind.<br />
tieren. Und wer Exponate hat, die er einem<br />
größeren Publikum zeigen möchte,<br />
der kann dies gerne zeitweise in unserer<br />
Sammlungspräsentation tun, deren Exponate<br />
ja immer wieder wechseln.<br />
Profil: Zentrale Aspekte zwischen<br />
Stadtmuseum und Sponsoren sind …<br />
Anna: … der Kontakt und die Kommunikation<br />
miteinander sowie der Knowhow-Tansfer.<br />
Profil: In diesen Tagen wird eine Sonderausstellung<br />
unter dem Titel „Überschreitungen.<br />
Wechselspiel zwischen<br />
Kunst und Wirtschaft“ eröffnet, an der<br />
sich Rheinmetall ebenfalls mit einigen<br />
Exponaten beteiligen wird. Was wird in<br />
dieser Sonderschau ausgesagt?<br />
„Ein Museum, <strong>das</strong> gezielt fragt und lernt“<br />
Anna: Das 19. Jahrhundert ist <strong>für</strong><br />
Düsseldorf ja sehr bedeutsam gewesen,<br />
weil die Industrie damals begonnen<br />
hatte, große Teile der städtischen<br />
Struktur zu bestimmen und zu verändern.<br />
Ohne die damalige Industrialisierung<br />
wäre Düsseldorf nicht zu dem geworden,<br />
was es heute ist. In Düsseldorf<br />
wiederum ist ein in diesem Maße fast<br />
einzigartiges Engagement der Unternehmer<br />
im kulturellen und wissenschaftlichen<br />
Bereich anzutreffen, was<br />
sich u. a. darin zeigt, <strong>das</strong>s einer ihrer<br />
Treffpunkte der Künstlerverein Malkasten<br />
war. Dieses Wechselspiel zwischen<br />
Wirtschaft und künstlerischem, aber<br />
auch sozialem Engagement möchten<br />
wir gerne einmal darstellen. lb<br />
In diesen Wochen wird zudem eine<br />
Sonderausstellung eröffnet, die sich<br />
ganz speziell dem Thema Düsseldorf<br />
im 19. Jahrhundert widmen wird. Auch<br />
hier wird Rheinmetall Exponate zur Verfügung<br />
stellen, die Heinrich Ehrhardt<br />
und die Gründung des Düsseldorfer<br />
Rheinmetall-Werkes im Jahre 1889 darstellen.<br />
Diese Sonderausstellung, die<br />
vom 12. März bis zum 14. Mai 2006 zu<br />
sehen sein wird, wird in der nächsten<br />
„Profil“-Ausgabe vorgestellt.<br />
Das Stadtmuseum Düsseldorf, Berger<br />
Allee 2, ist dienstags bis donnerstags<br />
und sonntags von 11 bis 20 Uhr sowie<br />
freitags und samstags von 11 bis 24 Uhr<br />
geöffnet. Der Eintritt ist frei.<br />
Dr. Christian Leitzbach<br />
Fotografischer Blick ins Düsseldorfer Stadtmuseum (v.l.): Die Epoche des Kur<strong>für</strong>sten Jan Wellem wird in zahlreichen Bildern und Exponaten dargestellt, die sowohl die internationalen Beziehungen des Pfalzgrafen als auch<br />
<strong>das</strong> streng reglementierte Leben in der Stadt verdeutlichen.Das Bildnis Cosimos III. de Medici (Mitte), des Schwiegervaters des Kur<strong>für</strong>sten Jan Wellem, der von 1679 bis 1716 in Düsseldorf residierte, wurde als Neuerwerbung<br />
über den Freundeskreis des Düsseldorfer Stadtmuseums übereignet. Mit Kur<strong>für</strong>st Karl Theodor von der Pfalz verbinden sich die berühmten Anlagen des Hofgartens und der Schlösser Jägerhof und Benrath (Foto rechts).<br />
Fotos (2): Ariane Gehlert<br />
Fotos (3): Stadtmuseum Düsseldorf
GRENZSCHUTZ: NEUE HERAUSFORDERUNGEN IM<br />
ZEITALTER VERÄNDERTER BEDROHUNGEN<br />
Für ihre innere und äußere Sicherheit sind die Staaten auf bestmöglichen Grenzschutz<br />
angewiesen. Zunehmend wird es notwendig, neben den klassischen Grenzanlagen auch<br />
die zunehmende Zahl grüner und maritimer Grenzverläufe optimal zu sichern. Rheinmetall<br />
bietet da<strong>für</strong> eine Reihe spezifisch angepasster Lösungen. Zum Beispiel mit einem<br />
breiten Angebot an luftgestützten Überwachungssystemen, optischen und akustischen<br />
Sensoren und Kontrolleinrichtungen <strong>für</strong> Grenzübergänge. Zusätzlich gewährleistet Rheinmetall<br />
die Vernetzung aller Informationen in einer oder mehreren Einsatzzentralen und<br />
ermöglicht dadurch eine detaillierte Darstellung der Lage in allen Sektoren des Grenzüberwachungsbereiches.<br />
Somit können Maßnahmen ergriffen werden, bevor ein illegaler<br />
Grenzübertritt erfolgt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.public-security.com<br />
Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
Geschäftsfeld Public Security<br />
Pempelfurtstraße 1<br />
40880 Ratingen<br />
Telefon +49 2102 90-2313<br />
Telefax +49 2102 90-2312