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Profil 5/2002 f r PDF - Kolbenschmidt Pierburg AG

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RVD vermittelt jetzt Privatversicherungen<br />

„Safety Plus“ lichtet<br />

den „Tarif-Dschungel“<br />

hr/rds Düsseldorf/Hannover. Novum für die rund 17300 Beschäftigten an den<br />

bundesdeutschen Standorten des Rheinmetall-Konzerns: Seit Ende August diesen<br />

Jahres bietet die Rheinmetall Versicherungsdienst GmbH (RVD) mit „Safety<br />

Plus“ allen Mitarbeitern der Düsseldorfer Unternehmensgruppe an, sich auch<br />

im privaten Bereich kostengünstig zu versichern. Kompetenter Versicherungspartner<br />

der RVD ist dabei der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie V.a.G.<br />

(HDI) in Hannover bzw. dessen für das Privatkundengeschäft zuständige Tochtergesellschaft<br />

HDI Privat Versicherung <strong>AG</strong> (ebenfalls Hannover). Was die bisherige<br />

Resonanz auf die „Safety Plus“-Offerte angeht, die – auf den Punkt gebracht<br />

– kompetenten und vergleichsweise günstigen Versicherungsschutz<br />

„aus einer Hand“ meint, so sind die Verantwortlichen mehr als zufrieden: Das<br />

rege Interesse der Konzern-Mitarbeiter zeige, wie sinnvoll das Angebot sei.<br />

Viele Versicherungskunden,<br />

aber auch zahlreicheBranchenexperten<br />

wissen ein<br />

„leidvolles“ Lied<br />

davon zu singen: Der Markt im Versicherungswesen<br />

wird für den einzelnen<br />

immer unüberschaubarer; gleichzeitig<br />

wächst vor diesem Hintergrund die Gefahr,<br />

daß ungünstige Vertragsabschlüsse<br />

den privaten Finanzhaushalt<br />

über Gebühr, weil unnötig, belasten.<br />

Genau hier setzt die Rheinmetall Versicherungsdienst<br />

GmbH mit ihrem Vermittlungsangebot<br />

an.<br />

RVD-Geschäftsführer Siegfried<br />

Schmidt-Wichmann: „Mit unserer Aktion<br />

‚Safety Plus’ wollen wir den Mitarbeitern,<br />

die sich im zum Teil unübersichtlichen<br />

‚Tarif-Dschungel’ der Versicherer<br />

nicht mehr zurechtfinden, die<br />

Suche erleichtern helfen. Unser Ziel<br />

war und ist es,<br />

den Konzernbeschäftigten<br />

in<br />

Deutschland einenerstklassigen,<br />

erfahrenen<br />

und vertrauenswürdigen<br />

Partner<br />

zu bieten, der Versicherungen<br />

zu<br />

exzellenten, d.h.<br />

(im Marktvergleich<br />

u.a. auch)<br />

günstigeren Kon-<br />

ditionenanbie- Foto: HDI<br />

tet.“ Die Wahl fiel<br />

auf die HDI Privat<br />

Versicherung <strong>AG</strong> als Träger dieser Versicherungen.<br />

Diese in Hannover ansässige<br />

Gesellschaft gehört zum HDI<br />

Haftpflichtverband der Deutschen Industrie<br />

V.a.G., mit dem Rheinmetall im<br />

Heimann Systems<br />

an Smiths Group<br />

dp London/Wiesbaden. Die Smiths<br />

Group plc. (London) übernimmt von<br />

der Aditron <strong>AG</strong> die Heimann Systems<br />

GmbH (Wiesbaden) zu einem<br />

Kaufpreis von 375 Millionen €. Der<br />

Vollzug des Kaufvertrages steht<br />

noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung<br />

der zuständigen Wettbewerbsbehörden.<br />

Die seit dem 11. September 2001<br />

veränderte internationale Sicherheitslage<br />

hat großangelegte globale<br />

Kooperationen auf dem Gebiet der<br />

Flughafensicherheitstechnik erforderlich<br />

gemacht. Vor diesem Hintergrund<br />

hat sich die Aditron <strong>AG</strong> dazu<br />

entschlossen, Heimann Systems an<br />

Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 5/<strong>2002</strong><br />

Das <strong>Profil</strong><br />

Industriebereich bereits seit vielen<br />

Jahren enge Geschäftsbeziehungen<br />

unterhält.<br />

Schmidt-Wichmann: „Im Industriebereich<br />

ist der Rheinmetall Versicherungsdienst<br />

konzernweit seit mehr als<br />

15 Jahren der Versicherungsmakler des<br />

Vertrauens. Die dabei gewonnene Erfahrung<br />

und Kompetenz wollen wir<br />

jetzt – zusammen mit unserem Marktpartner<br />

HDI Privat Versicherung <strong>AG</strong> –<br />

auch für den Privatbereich der Konzernmitarbeiter<br />

einsetzen.“ Wobei der<br />

HDI, so der 61jährige RVD-Chef weiter,<br />

einer der wenigen Versicherer sei, bei<br />

dem gewährleistet ist, daß die Prämien<br />

aus dem Privatgeschäft nicht dazu<br />

verwendet werden können, den gewerblichen<br />

und industriellen Bereich<br />

zu subventionieren. Im Klartext: Dieser<br />

strikte und klare Verzicht auf Quersubventionierung<br />

wirkt sich positiv auf<br />

die Prämiengestaltung im Privatkundengeschäft<br />

aus.<br />

Wie gesagt:<br />

Aus der langjährigenZusammenarbeit<br />

mit<br />

HDI ist das exklusiv<br />

für Rheinmetall<br />

entwickelte<br />

Produkt „Safety<br />

Plus“ entstanden.<br />

Den Mitarbeitern<br />

des<br />

Düsseldorfer<br />

Konzerns wird<br />

die Möglichkeit<br />

ein international führendes Unternehmen<br />

dieser Branche zu verkaufen.<br />

Als Spezialist für Röntgenprüfsysteme<br />

zur Durchleuchtung von Post,<br />

Fluggepäck und Fracht sowie für biometrische<br />

Systeme nimmt Heimann<br />

Systems eine führende Position auf<br />

dem Weltmarkt ein. Mit der Übernahme<br />

von Heimann Systems verfolgt die<br />

Smiths Group das strategische Ziel,<br />

ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der<br />

Sicherheitstechnik entscheidend<br />

auszubauen. So wird das Produktportfolio<br />

des Geschäftsbereichs<br />

Smiths Detection durch Heimann Systems<br />

in idealer Weise ergänzt.<br />

Die Smiths Group plc. erreichte im<br />

Geschäftsjahr 2001/<strong>2002</strong> mit weltweit<br />

33 000 Mitarbeitern einen Um-<br />

Land unter: Weite Teile von Sachsen – hier die Ortschaft Niederglaucha an der<br />

Mulde – und Sachsen-Anhalt versanken Mitte August diesen Jahres buchstäblich<br />

im Wasser. Noch während der Flutkatastrophe im Südosten Deutschlands kam<br />

Hilfe, unter anderem auch von vielen Mitarbeitern des Rheinmetall-Konzerns.<br />

Rheinmetall und KMW: Entwicklungsauftrag für Schützenpanzer<br />

Viele Spendenaktionen<br />

Hilfe nach<br />

Flutwelle<br />

cw Düsseldorf. Starke und lang anhaltende<br />

Regenfälle ließen Mitte<br />

August <strong>2002</strong> viele Flüsse im Süden<br />

und Südosten Deutschlands über die<br />

Ufer treten, darunter die Donau, die<br />

Elbe und die Mulde - mit verheerenden<br />

Folgen und Schäden in Milliardenhöhe.<br />

Innerhalb weniger Stunden<br />

versanken ganze Ortschaften in<br />

den Fluten. Doch noch während der<br />

Flutkatastrophe erhielten die Menschen<br />

in den betroffenen Regionen<br />

Hilfe von vielen Seiten. Feuerwehr,<br />

Polizei, Technisches Hilfswerk, Bundeswehr<br />

und Bundesgrenzschutz<br />

sowie tausende freiwillige Helfer arbeiteten<br />

bis zur völligen Erschöpfung.<br />

Sie bauten und verstärkten gefährdete<br />

Deiche, versorgten obdachlos<br />

gewordene Mitmenschen und<br />

blieben auch nach dem Hochwasser,<br />

um die Aufräumarbeiten tatkräftig zu<br />

unterstützen. Neben technischer Unterstützung<br />

– vor Ort zum Beispiel<br />

durch die Rheinmetall Landsysteme<br />

GmbH und das GÜZ – gab und gibt es<br />

jede Menge finanzieller Hilfe. Rund<br />

205 000 € spendeten bisher allein<br />

die Unternehmen des Rheinmetall-<br />

Konzerns – und das ist „nur“ die<br />

vorläufige Bilanz der zahlreichen Aktionen.<br />

Einen (sicher nicht vollständigen)<br />

Überblick über die Hilfsaktionen<br />

und Spendenaktivitäten<br />

gibt die Rheinmetall-Konzernzeitung<br />

„Das <strong>Profil</strong>“ auf den Seiten 6 bis 8.<br />

„Grünes Licht“ für den neuen „Igel“<br />

oho Berlin/Ratingen. Für eines der stem & Management GmbH, Kassel). Einige Wochen vor jenem 12. Sep-<br />

wichtigsten Heerestechnik-Rüstungs- Sie wird zu jeweils 50 Prozent von tember <strong>2002</strong> hatte noch alles nach eivorhaben<br />

der Bundeswehr in dieser Krauss-Maffei Wegmann und Rheinnem Scheitern des Programms ausge-<br />

Dekade ist nach monatelangem Taumetall Landsysteme getragen.<br />

sehen. Denn Ex-Bundesverteidigungsziehen<br />

kurz vor Ende der Wahlperiode In ihrer letzten Sitzung der ausklinminister Rudolf Scharping hatte das<br />

des 14. Deutschen Bundestages doch genden Legislaturperiode hatten die Beschaffungsvorhaben „Panther“ am<br />

noch der Startschuß gefallen. Die Fir- Gremien des Deutschen Bundestages 12. Juli <strong>2002</strong> mit der Begründung gemen<br />

Rheinmetall Landsysteme (RLS) am 12. September <strong>2002</strong> grünes Licht stoppt, die vorgesehene komplette<br />

und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) für das Projekt gegeben, das als Neuentwicklung würde zu lange dau-<br />

Gut aufgehoben: das Motto der HDI-Gruppe.<br />

angeboten, günstiger<br />

als zur Ta-<br />

wurden am 20. September <strong>2002</strong> mit<br />

der Entwicklung des neuen Schützen-<br />

Schlüsselvorhaben bei der Modernisierung<br />

des Heeres gilt. Für die Beern<br />

und zu hohe Entwicklungskosten<br />

verursachen.<br />

rifprämie Versicherungsverträge abzupanzers „Igel“ beauftragt. Ein Voluschaffung sind in einem ersten Los Einem intensiven Dialog zwischen<br />

schließen; weitere Rabatte gibt es in men von knapp 200 Millionen € um- insgesamt rund 400 neue Schützen- der Industrie und den zuständigen<br />

bestimmten Fällen, wenn mehrere Verfaßt der Entwicklungsvertrag mit der panzer vorgesehen. Die ersten 20 Stellen des Bundesverteidigungsminiträge<br />

bei dem niedersächsischen zu diesem Zweck gegründeten Joint- Fahrzeuge sollen dem Auftraggeber steriums ist es zu verdanken, daß bin-<br />

(Fortsetzung auf Seite 10) Venture-Gesellschaft PSM (Projekt Sy- von Mitte 2005 an übergeben werden.<br />

(Fortsetzung auf Seite 2)<br />

satz von rund fünf Milliarden €. Mit<br />

der Ergänzung durch die Technologie<br />

von Heimann Systems stärkt Smiths<br />

seine Marktstellung auf dem Gebiet<br />

integrierter Systeme für Sicherheitsanwendungen.<br />

Die Heimann Systems-Gruppe<br />

beschäftigt weltweit<br />

rund 700 Mitarbeiter (in Deutschland<br />

450) und erzielte in 2001 einen Umsatz<br />

von rund 167 Millionen €<br />

(+35%). Für das Jahr <strong>2002</strong> rechnet<br />

das Unternehmen mit einer Steigerung<br />

der Umsatzerlöse gegenüber<br />

dem Vorjahr um rund 50 Prozent auf<br />

über 250 Millionen €.<br />

Die Aditron <strong>AG</strong> erschließt sich mit<br />

diesem Schritt den strategischen<br />

Handlungsspielraum für den weiteren<br />

internationalen Ausbau ihrer Geschäftsfelder<br />

Automobilelektronik<br />

und Industrieelektronik.<br />

Rheinmetall auf<br />

Nachwuchsmesse<br />

cw Köln/Düsseldorf. Jede Menge<br />

Informationen zu den beruflichen<br />

Chancen bei Rheinmetall erhalten<br />

die Besucher des Deutschen Absolventenkongresses<br />

am 27. und 28.<br />

November <strong>2002</strong> in den Kölner Messehallen.<br />

Personalleiter, Unternehmensvertreter<br />

und Nachwuchskräfte<br />

aus dem Konzern werden examensnahen<br />

Studenten, Absolventen und<br />

„young professionals“ aus Wirtschaft<br />

und Technik zu Themen rund um die<br />

Einstiegs- und Karriereangebote der<br />

Unternehmensgruppe Rede und Antwort<br />

stehen. Seit drei Jahren ist dieses<br />

Fachforum fester Bestandteil des<br />

Hochschulmarketings (siehe S. 14).<br />

Foto: Uwe Meinhold/ddp<br />

Polizeiuniformen<br />

in Hülle und Fülle<br />

ser Augsburg. In „Hülle und Fülle“:<br />

Rüdiger Fischer, Personalchef<br />

der Rheinmetall Landsysteme<br />

GmbH, besitzt eine der größten polizeihistorischen<br />

Sammlungen in<br />

Deutschland. Der 39jährige Jurist<br />

nennt über 500 Polizeimützen aus<br />

aller Welt, einige hundert Pickelhauben<br />

und Tschakos, historische Metall-Helme,<br />

Parade-Uniformen, Tausende<br />

von Ärmelabzeichen und die<br />

nach eigenen Angaben größte<br />

Sammlung an Sheriff-Sternen und<br />

Brustschildern aus dem US-Bundesstaat<br />

Arizona sein eigen. „Das<br />

<strong>Profil</strong>“ stellt das Hobby des RLS-Mitarbeiters<br />

auf den Seiten 20 + 21 vor.


Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

SAP-Weltpremiere<br />

bei Preh-Werken<br />

rds Bad Neustadt/Hamburg. Die<br />

Nachricht verkündete Dr. Claus Heinrich,<br />

Vorstandsmitglied der SAP <strong>AG</strong>,<br />

höchstpersönlich am 17. September<br />

<strong>2002</strong> vor rund 2000 Kunden in Düsseldorf<br />

anläßlich des Jahreskongresses<br />

der Deutschen SAP-Anwender-<br />

Gesellschaft (DS<strong>AG</strong>): „Die Preh-Werke<br />

in Bad Neustadt an der Saale sind<br />

weltweit das erste Unternehmen,<br />

das die neue ‚SAP R/3 Enterprise‘-<br />

Software produktiv nutzt.“ Eingesetzt<br />

wird „SAP-Enterprise“ seit<br />

dem 16. September diesen Jahres an<br />

den Preh-Standorten in Deutschland<br />

und Portugal; bei dieser neuen Software<br />

handelt es sich um das Nachfolge-Release<br />

der seit vielen Jahren<br />

auch im Rheinmetall-Konzern genutzten<br />

betriebswirtschaftlichen<br />

Standardapplikation SAP R/3 („Das<br />

Rheinmetall und KMW: Entwicklungsauftrag für Schützenpanzer<br />

„Grünes Licht“ für den neuen „Igel“<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

nen weniger Wochen eine Alternativlösung<br />

erarbeitet wurde, die dem militärischen<br />

Bedarf der Bundeswehr<br />

dennoch voll Rechnung trägt und die<br />

jetzt die Zustimmung der politischen<br />

Führung des Ministeriums gefunden<br />

hat.<br />

„Igel“ soll das Fahrzeug nun<br />

heißen, das der Truppe von 2005 an<br />

bereits zur Verfügung stehen soll,<br />

und somit drei Jahre früher als bislang<br />

der ursprünglich geplante<br />

„Panther“. Nach dem Wechsel Dr. Peter<br />

Strucks an die Spitze des Verteidigungsministeriums<br />

am 19. Juli diesen<br />

Jahres hatte man dort nach einem Na-<br />

<strong>Profil</strong>“ 4/1996) des Walldorfer Spezialisten.<br />

Zur Erinnerung: SAP R/3 ist die<br />

weltweit am häufigsten eingesetzte<br />

betriebswirtschaftliche Standard-<br />

Software für Client/Server-Architekturen.<br />

Wesentliche Bestandteile dieses<br />

flexibel gestaltbaren, modular<br />

konzipierten Systems sind Softwareanwendungen<br />

für Rechnungswesen<br />

und Controlling, Produktion<br />

und Materialwirtschaft, Qualitätsmanagement<br />

und Instandhaltung, Vertrieb,<br />

Personalwirtschaft und Projektmanagement.<br />

Mit der „Enterprise“-Weltpremiere<br />

beschreitet Preh als erste Rheinmetall-<br />

Konzerntochter einen kostenorientierten<br />

Weg, der dem fränkischen Unternehmen<br />

mittel-und langfristig nachhaltige<br />

Einspareffekte bescheren wird.<br />

Ulf Scherenberg, Leiter des „SAP Customer<br />

Competence Centers“ („Das<br />

<strong>Profil</strong>“ 5/2000), erläutert den unmit-<br />

men gesucht, der nicht als historisch<br />

vorbelastet galt.<br />

Gert Winkler, Mitglied im Vorstand der<br />

Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> und Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Rheinmetall<br />

Landsysteme GmbH, kennt das Thema<br />

Schützenpanzer „SPz neu“ seit vielen<br />

Jahren. „Ich bin froh, daß diese wichtige<br />

Entscheidung im Sinne der Bundeswehr<br />

und der Sicherheit ihrer Soldaten<br />

nun endlich gefallen ist. Ein Ersatz für<br />

den über dreißig Jahre alten Marder<br />

muß zwingend her.“ Der neue Panzer<br />

dient vor allem dem Schutz der Soldaten<br />

der Bundeswehr in schwierigen<br />

Auslandseinsätzen wie in Afghanistan<br />

und auf dem Balkan.<br />

Ulf Scherenberg<br />

Martin Limpert<br />

telbaren Nutzen: „Bisher mußte bei einem<br />

‚Release‘-Wechsel immer das gesamte<br />

Software-Paket ausgetauscht<br />

werden. Vielfach mußten dabei, neben<br />

den gewünschten neuen Anwendungen,<br />

auch bewährte Prozesse und<br />

Funktionen erneuert und überarbeitet<br />

werden – für den Kunden bedeutete<br />

dies ein oftmals langwieriges und kostenintensives<br />

Überprüfen aller betriebswirtschaftlichen<br />

Abläufe, die<br />

durch das SAP-System (R/3) unterstützt<br />

werden.“<br />

Dr. Peter Hellmeister, bisheriger RLS-<br />

Projektleiter für den „SPz neu“ und<br />

künftiger Geschäftsführer der für Entwicklung<br />

und Produktion zuständigen<br />

Gesellschaft PSM: „Wir haben uns ehrgeizige<br />

Ziele gesteckt. Dieser neue<br />

Schützenpanzer wird dank der Neuentwicklung<br />

zentraler Komponenten weltweit<br />

das modernste System seiner Art<br />

darstellen. Vor allem beim Fahrgestell,<br />

beim Antrieb und beim ferngesteuerten<br />

Turm werden neue Maßstäbe gesetzt.“<br />

Auf lange Sicht, so Hellmeister weiter,<br />

ermöglicht der modulare Aufbau des<br />

Systems auch in Zukunft noch die Integration<br />

weiterer Komponenten mit zusätzlichen<br />

Leistungsmerkmalen.<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>: Ergebnis in Vorjahreshöhe angestrebt<br />

Umsatz kletterte um vier Prozent<br />

dp Düsseldorf. Veritables Plus: Im 1.<br />

Halbjahr <strong>2002</strong> steigerte die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />

ihren Umsatz<br />

im Vergleich zum entsprechenden<br />

Vorjahreszeitraum um 21,1 Millionen<br />

€ auf 965,8 Millionen €. Bereinigt<br />

um die im Vorjahr noch enthaltenen<br />

Umsätze des seit Jahresende<br />

2001 nicht mehr im Konsolidierungskreis<br />

enthaltenen Geschäftsbereichs<br />

MotorEngineering (15,6 Mio €) ergibt<br />

sich ein – vergleichbar gerechnetes –<br />

Umsatzwachstum von vier Prozent.<br />

Wie die <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> in<br />

ihrem jüngsten Aktionärsbrief am 29.<br />

August <strong>2002</strong> mitteilte,<br />

ist diese<br />

Steigerung – sie<br />

erfolgte trotz anhaltendschwacherKonjunkturentwicklung<br />

in<br />

der Branche und<br />

trotz der unter<br />

dem Vorjahr liegendenAutomobilverkäufe<br />

in<br />

weiten Teilen<br />

Westeuropas sowie<br />

in Nord- und<br />

Südamerika –<br />

ausschließlich<br />

auf internes Umsatzwachstum<br />

zurückzuführen.<br />

Foto: Volkswagen <strong>AG</strong><br />

Vor allem der<br />

Umsatz des Geschäftsbereichs<br />

Luftversorgung/<br />

Pumpen lag mit<br />

einem Zuwachs von knapp acht Prozent<br />

deutlich über dem entsprechenden<br />

Vorjahreswert. Auch die Geschäftsbereiche<br />

Kolben, Aluminium-<br />

Technologie und Motor-Service erwirtschafteten<br />

höhere Umsätze. Nur der<br />

Geschäftsbereich Gleitlager verfehlte<br />

aufgrund des schwierigen Marktumfeldes<br />

und verzögerter Projektanläufe<br />

den Vorjahreswert um 4,3 Millionen €.<br />

Erfreuliche Umsatzzuwächse durch<br />

den Serienstart neuer Projekte und<br />

durch höhere Kundenabrufe wurden<br />

insbesondere in Deutschland, in den<br />

USA und in Spanien erzielt. Die übrigen<br />

Tochtergesellschaften in Westeuropa<br />

verfehlten hingegen konjunkturbedingt<br />

die Umsatzwerte des Vorjahres<br />

knapp. Der Anteil der mit Kunden<br />

außerhalb Deutschlands fakturierten<br />

Umsätze blieb unverändert bei 66 Prozent.<br />

Das Wachstum der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />

im 1. Halbjahr<br />

<strong>2002</strong> wurde getragen von erheblichen<br />

Mehrumsätzen in den Produkt-<br />

Zukunftsorientiertes „Automotive“-System: <strong>Pierburg</strong>-Projektleiter Edward Wieczorek<br />

(Werk Berlin) mit der elektronischen Regelklappe für das Ein-Liter-Auto<br />

der Volkswagen <strong>AG</strong> (Wolfsburg). Das verbrauchs- und schadstoffarme Forschungsfahrzeug<br />

wurde, wie berichtet, vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

bereichen Saugrohre, Drosselklappenstutzen,<br />

Abgasrückführventile und<br />

Motorblöcke im Druckgußverfahren.<br />

In Anbetracht der schwierigen gesamtwirtschaftlichen<br />

Situation wies<br />

die Firmengruppe mit 41,8 Millionen €<br />

ein zufriedenstellendes Ergebnis vor<br />

Zinsen und Steuern (EBIT) aus. Den<br />

über den Erwartungen liegenden<br />

Ergebnissen in Deutschland und Spa-<br />

nien sowie in Südamerika standen<br />

Aufwendungen aus den Restrukturierungsprogrammen<br />

in den USA, erhebliche<br />

Mehrkosten bei Anlauf besonders<br />

innovativer Projekte und kurzfristig<br />

verringerte Kundenabrufe in einigen<br />

Werken gegenüber.<br />

Erwartungsgemäß konnte – mit einem<br />

EBT (Ergebnis vor Ertragsteuern)<br />

von 24,3 Millionen € – das gute Ergebnis<br />

des 1. Halbjahres 2001 (28,7 Mio<br />

€) trotz einer deutlichen Ergebnisverbesserung<br />

im Bereich Luftversorgung/Pumpen<br />

und eines verbesserten<br />

Finanzergebnisses nicht ganz erreicht<br />

werden. EBIT und<br />

EBITDA (Ergebnis<br />

vor Zinsen, Steuern<br />

und Abschreibungen)<br />

blieben<br />

mit 41,8 Millionen<br />

€ beziehungsweise<br />

118,6 Millionen<br />

€ ebenfalls hinter<br />

den Ergebnissen<br />

des 1. Halbjahres<br />

2001 zurück.<br />

Zum Ausblick:<br />

Der weltweite Automobilmarkt<br />

wird<br />

in den kommenden<br />

Monaten weiter<br />

von Unsicherheiten<br />

über die<br />

Foto: Danetzki + Weidner<br />

konjunkturelle<br />

Entwicklung und<br />

die der Rohölpreise<br />

geprägt sein.<br />

Ungeachtet dessen<br />

erwartet <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong><br />

Umsätze, die das<br />

hohe Niveau des Vorjahres noch übertreffen<br />

werden. Darüber hinaus wird<br />

ein Ergebnis auf dem guten Niveau des<br />

Vorjahres angestrebt, was insbesondere<br />

vor dem Hintergrund der unsicheren<br />

konjunkturellen Entwicklung und<br />

mehrerer paralleler Anläufe innovativer<br />

Produkte als sehr anspruchsvolles Ziel<br />

zu werten ist.<br />

Genau damit macht „SAP R/3 Enterprise“<br />

jetzt Schluß. Der 45jährige RIS-<br />

Fachmann: „Der aktuelle Funktionsumfang<br />

von SAP R/3 bleibt zukünftig<br />

als ‚SAP R/3 Enterprise Core‘ nahezu<br />

unverändert; Neuentwicklungen werden,<br />

in sogenannten ‚R/3 Enterprise<br />

Extensions‘ gekapselt, in das System<br />

eingespielt. Dabei können die Kunden<br />

entscheiden, ob sie diese Neuerungen<br />

aktivieren wollen.“ Mit anderen<br />

Worten: Bei der Aufnahme neuer<br />

Funktionen in das SAP-System muß<br />

man zukünftig nicht mehr einen aufwendigen<br />

Release-Wechsel unter Beteiligung<br />

aller SAP-Anwender eines<br />

Unternehmens durchführen, sondern<br />

kann ganz gezielt dort ein – noch dazu<br />

überschaubares – Projekt umsetzen,<br />

wo eine Fachabteilung neue<br />

Funktionen zur Unterstützung ihrer<br />

betrieblichen Abläufe wünscht.<br />

„Vom Start weg“ sehr zufrieden zeigt<br />

man sich beim weltweit ersten Anwender<br />

in Bad Neustadt an der Saale. „Der<br />

Stoff-Igel als<br />

Projekt-Symbol<br />

sportliches Programm<br />

vor uns.“<br />

Obwohl gerade<br />

Als Dr. Peter Hellmeister am 12.<br />

September <strong>2002</strong> in Kiel das<br />

Flugzeug verließ, wurde er von<br />

Kollegen und Mitarbeitern mit einem<br />

besonderen Geschenk erwartet: Ein<br />

Stoff-Igel von Steiff war es, mit dem<br />

das RLS-Team seine Freude über die<br />

positive Entscheidung des Deutschen<br />

Bundestages in Sachen „neuer<br />

Schützenpanzer“ zum Ausdruck<br />

die letzten Wochen,<br />

in denen<br />

das Projekt politisch<br />

auf der Kippe<br />

stand, hart<br />

waren und die<br />

Mitarbeiter teilweise<br />

rund um<br />

die Uhr gefordert Dr. H. P. Hellmeister<br />

waren, gibt es kein Ausruhen. „Jetzt<br />

fängt die Arbeit erst richtig an.“<br />

brachte.<br />

Zuallererst galt es übrigens, den<br />

Hellmeister, „Igel“-Projektleiter bei Namen der mit dem Projektpartner<br />

der Rheinmetall Landsysteme<br />

GmbH, zeigt sich erleichtert über den<br />

Startschuß aus Berlin. „Nicht auszudenken,<br />

welche Folgen ein endgültiges<br />

Scheitern des Projektes für die<br />

deutsche Heerestechnik gehabt hätte.“<br />

Krauss-Maffei Wegmann (München)<br />

bereits vor Monaten gegründeten<br />

„Panther System & Management –<br />

PSM“ pragmatisch den neuen Gegebenheiten<br />

anzupassen. Das Kürzel<br />

steht jetzt kurzerhand für „Projekt System<br />

& Management“.<br />

Doch zum Feiern bleibt ihm und Auf die Grafiker wartet noch eine<br />

seinen Mitarbeitern bei der RLS kei- spezielle Aufgabe aus dem zoologine<br />

Zeit. „Drei Jahre bis zur Präsentatischen Bereich: Das schon entworfeon<br />

des fertigen Produktes sind für ne „Panther“-Logo ist nun ein Fall<br />

ein solch komplexes System, wie es fürs Rheinmetall-Archiv – jetzt soll<br />

der Schützenpanzer darstellt, eine das eher „stachelige“ Thema „Igel“<br />

sehr kurze Zeitspanne. Wir haben ein grafisch umgesetzt werden. oho<br />

„Motek“: Preh mit<br />

Systemkompetenz<br />

bau Bad Neustadt. Der Produktbereich<br />

Industrieausrüstungen (PIA)<br />

der Preh-Werke präsentierte sich auf<br />

der „Motek <strong>2002</strong>“, der 21. Messe für<br />

Montage und Handhabungstechnik,<br />

die vom 24. bis 27. September in<br />

Sinsheim stattfand. Auf einem fast<br />

100 Quadratmeter großen Messestand<br />

in der neu erstellten<br />

Messehalle 6 wurde<br />

dem Fachpublikum eine<br />

Montage- und Handhabungsanlage,<br />

die u.a.<br />

das Palettiersystem<br />

„PIApal“ sowie das<br />

Transportsystem<br />

„PIAflex“ umfaßt, vorgeführt.<br />

Mit dem „PIApal“-System<br />

können – neben<br />

herkömmlichen Bauteilen – insbesondere<br />

schwer zuführbare oder beschädigungsanfällige<br />

Werkstücke<br />

über Paletten lagerichtig zugeführt,<br />

entsorgt oder gepuffert werden. Diese<br />

Funktion der „Zwischenlagerung<br />

und Pufferung“ in einem Palettierer<br />

ist ein gravierender Vorteil. Als Serienprodukt<br />

bietet dieser Standard-Palettierer<br />

zudem ein besonders ausgewogenesPreis-/Leistungsverhält-<br />

Das<strong>Profil</strong><br />

Herausgeber: Rheinmetall <strong>AG</strong><br />

Verantwortlich: Dr. Klaus Germann<br />

Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />

Anschrift: Redaktion „Das <strong>Profil</strong>“,<br />

Postfach 1042 61, 40033 Düsseldorf<br />

das.profil@rheinmetall-ag.com<br />

Wechsel unseres Personalwirtschaftssystems<br />

auf ‚SAP R/3 Enterprise‘ verschafft<br />

uns aufgrund des langen Wartungshorizonts<br />

nicht nur eine hohe<br />

Investitionssicherheit, sondern legt<br />

auch den Grundstein für neue, wertschöpfende<br />

Prozesse in der Personalwirtschaft“,<br />

beschreibt Martin Limpert,<br />

Leiter Zentralbereich Organisation<br />

Anwenderbetreuung der Preh-<br />

Werke und verantwortlich für die erfolgreiche<br />

Systemeinführung, die Vorteile<br />

der neuen SAP-Software: „Die sehr<br />

kurze Migrationszeit und der völlig reibungslose<br />

Produktivstart haben verdeutlicht,<br />

daß wir mit ‚SAP R/3 Enterprise‘<br />

die richtige Strategie verfolgen.“<br />

Übrigens: Das SAP-Basisteam der<br />

RIS hat, zusammen mit den Fachleuten<br />

bei Preh, im Rahmen des „Enterprise“-Projektes<br />

wichtige Erfahrungen<br />

sammeln können, die zukünftig auch<br />

allen anderen Kunden im Rheinmetall-Konzern<br />

und außerhalb zugute<br />

kommen werden.<br />

nis. Erstmals wurde auf der „Motek“<br />

auch demonstriert, daß die Palettierung<br />

von Bauteilen mit unterschiedlichen<br />

Geometrien bei Verwendung<br />

nur eines Palettentyps ohne zusätzliche<br />

Software-Anpassung möglich ist.<br />

Die kompakte Ausführung des aus<br />

standardisierten Systembauteilen<br />

modular aufgebauten Werkstückträger-<br />

Transportsystems „PIAflex“<br />

sorgt für kurze Transportwege und<br />

ermöglicht dank seiner kleinen<br />

Werkstückträgerabmessungen<br />

Zykluszeiten bis<br />

unter zwei Sekunden.<br />

Zusätzlich sind die automatische,<br />

zuverlässige<br />

Erfassung von Meß-,<br />

Material- und Fertigungsdaten<br />

aus dem<br />

Prozeß, sowie eine reibungsloseKommunikation<br />

mit vor- und nachgeschaltetenFertigungseinrichtungen<br />

möglich.<br />

Die „Motek“-Messe setzte in diesem<br />

Jahr mit ihren über 800 Ausstellern<br />

aus 16 Ländern wieder innovative<br />

und wichtige Impulse für die<br />

Branche. Ingesamt wurden rund<br />

28000 Besucher registriert. Auch<br />

die gute Resonanz auf dem Preh-<br />

Messestand – so Klaus Rüster vom<br />

Vertrieb Projektierung – läßt ein gutes<br />

Nachmessegeschäft erwarten.<br />

Satz: Strack+Storch KG,<br />

Gladbacher Straße 15,<br />

40219 Düsseldorf<br />

Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH,<br />

Juliusstraße 9-21,<br />

47053 Duisburg<br />

Drucktermin dieser Ausgabe:<br />

10. Oktober <strong>2002</strong><br />

Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 3<br />

Auftrag für Mauser: Die deutsche Marine<br />

erhält in den kommenden Jahren insgesamt<br />

83 MLG-27-Systeme; weltweit<br />

gibt es kein vergleichbares Produkt.<br />

dp Düsseldorf. Mit der „Strategie der<br />

klaren Linie“ weiter auf positivem Kurs:<br />

Der Umsatz des Rheinmetall-Konzerns<br />

ist – vergleichbar gerechnet – im<br />

ersten Halbjahr <strong>2002</strong> organisch um<br />

sieben Prozent auf 2,138 Milliarden €<br />

gegenüber dem ersten Halbjahr 2001<br />

gewachsen. Die Ertragslage hat sich,<br />

wie die Rheinmetall <strong>AG</strong> Anfang September<br />

in ihrem jüngsten Aktionärsbrief<br />

mitteilt, ebenfalls weiter verbessert.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, daß<br />

im Wehrtechnik-Anlagengeschäft die<br />

positiven Ergebnisse abrechnungsbedingt<br />

erst im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres<br />

realisiert werden können.<br />

Die Auftragslage des Rheinmetall<br />

Konzerns ist insgesamt gut: Sowohl im<br />

Auftragseingang (rund 2,03 Mrd. €)<br />

als auch im Auftragsbestand (rund 4,0<br />

Mrd. €) konnten gegenüber der Vergleichszeit<br />

des Vorjahres Zuwachsraten<br />

von zwei bzw. neun Prozent erzielt<br />

werden. Zu diesem Anstieg hat<br />

der Unternehmensbereich „Defence“<br />

durch bedeutende Auslandsaufträge<br />

aus „Nato“-Mitgliedsstaaten wesentlich<br />

beigetragen. Damit ist die Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />

ihrem mittelfristigen<br />

Ziel, das Auslandsgeschäft<br />

von heute rund 45 Prozent auf 60 Prozent<br />

auszubauen, einen deutlichen<br />

Schritt näher gekommen. Die Zahl der<br />

Konzern-Mitarbeiter belief sich am 30.<br />

Juni <strong>2002</strong> auf 27885 (Mitte 2001:<br />

29578).<br />

Zum Ergebnis im 1. Halbjahr <strong>2002</strong>:<br />

Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und<br />

Steuern) des Rheinmetall-Konzerns im<br />

1. Halbjahr <strong>2002</strong> ist um elf Prozent auf<br />

51 Millionen € angestiegen (Vorjahr:<br />

Großauftrag für<br />

Marinegeschütz<br />

dp Oberndorf. Die Mauser-Werke<br />

Oberndorf Waffensysteme GmbH<br />

(Oberndorf/Neckar) sind jetzt mit einem<br />

der wichtigsten Modernisierungsprojekte<br />

der deutschen Marine beauftragt<br />

worden. Insgesamt 83 neue Marineleichtgeschütze<br />

vom Typ MLG 27 sollen<br />

Schiffen und Booten der Marine sowie<br />

ihren Besatzungen ein Höchstmaß an<br />

Schutz bei ihren Einsätzen gewähren.<br />

Ein entsprechender Beschaffungsver-<br />

Aktionärsbrief der Rheinmetall <strong>AG</strong> zum 1. Halbjahr <strong>2002</strong><br />

Umsatz und Ertrag<br />

deutlich gesteigert<br />

Copyright: Fiat Automobil <strong>AG</strong><br />

Aditron-Gruppe<br />

wächst kräftig<br />

dp Düsseldorf. Die Aditron-Gruppe<br />

hat ihren Wachstumskurs in den<br />

Märkten für Automobilelektronik,<br />

Steuerungs- und Sicherheitssysteme<br />

im laufenden Geschäftsjahr erfolgreich<br />

fortgesetzt: Bereinigt um<br />

Änderungen des Konsolidierungskreises<br />

erhöhte sich der Umsatz,<br />

wie das Unternehmen am 28. Au-<br />

Premium: Für den neuen „Lancia Thesis“<br />

liefern die Preh-Werke die Bedienoberfläche<br />

des Infotainmentcenters.<br />

46 Mio. €). Eine Ergebnissteigerung<br />

wurde im Unternehmensbereich<br />

„Electronics“ erzielt, wogegen „Automotive“<br />

erwartungsgemäß das gute<br />

Ergebnis des entsprechenden Vorjahreszeitraums<br />

infolge der weltweit<br />

schwächeren Automobilkonjunktur<br />

nicht erreichen konnte. Der Unternehmensbereich<br />

„Defence“ weist wie in<br />

den Vorjahren – bedingt durch den<br />

typischen Umsatzverlauf mit dem öffentlichen<br />

Auftraggeber – im 1. Halbjahr<br />

noch ein negatives Ergebnis vor<br />

Zinsen und Steuern aus.<br />

Da die im Rahmen der IAS-Rechnungslegung<br />

für längere Fertigungsaufträge<br />

vorgesehene „Percentage of<br />

Completion“-Methode (PoC) nicht auf<br />

Munitions- und Entwicklungsaufträge<br />

angewandt wird, können deren anteilige<br />

Ergebnisbeiträge abrechnungsbedingt<br />

erst im weiteren Verlauf des<br />

Geschäftsjahres realisiert werden. Die<br />

Verringerung des EBIT im Bereich „Defence“<br />

gegenüber dem Vergleichszeitraum<br />

des Vorjahres ist darüber hinaus<br />

im wesentlichen restrukturierungsbedingt.<br />

Die deutliche EBIT-Steigerung (+ 26<br />

Mio. €) der unter „Sonstige“ zusammengefaßten<br />

Aktivitäten der Holding<br />

sowie der Finanzbeteiligungen und<br />

Dienstleistungsgesellschaften betrifft<br />

im wesentlichen den Jagenberg-Konzern,<br />

der im 1. Halbjahr <strong>2002</strong> ein um<br />

21 Millionen € verbessertes, wenn<br />

auch immer noch leicht negatives EBIT<br />

erzielt hat.<br />

Für das Jahr <strong>2002</strong> strebt Rheinmetall<br />

– trotz der derzeitigen konjunkturellen<br />

Belastungen – ein Ergebnis über Vorjahr<br />

an.<br />

gust diesen Jahres mitteilte, in den<br />

ersten sechs Monaten <strong>2002</strong> – vergleichbar<br />

gerechnet – um 14,4 Prozent<br />

auf 414,5 Millionen € (1. Halbjahr<br />

2001: 369,3 Mio. €).<br />

Der Auftragseingang der Aditron-<br />

Gruppe lag im ersten Halbjahr <strong>2002</strong><br />

mit einem Volumen von 438,3 Millionen<br />

€ um 12,8 Prozent über dem<br />

vergleichbaren Vorjahreswert von<br />

388,5 Millionen €. Der Auftragsbestand<br />

zum 30. Juni <strong>2002</strong> stieg um<br />

13,6 Prozent auf 310 Mio. €. Am 30.<br />

Juni <strong>2002</strong> beschäftigte die Aditron-<br />

Gruppe 5120 Mitarbeiter – rund<br />

sechs Prozent weniger als am Vorjahresstichtag.<br />

Durch das Wachstum im operativen<br />

Geschäft und ein effizientes Kosten-Management<br />

konnte das Ergebnis<br />

vor Zinsen und Ertragsteuern<br />

(EBIT) der Aditron-Gruppe im ersten<br />

Halbjahr <strong>2002</strong> um 6,6 Prozent<br />

auf 21,1 Millionen € weiter gesteigert<br />

werden (1. Halbjahr 2001: 19,8<br />

Mio. €).<br />

Auch für das gesamte Geschäftsjahr<br />

<strong>2002</strong> wird die Firmengruppe<br />

aufgrund der guten Auftragslage<br />

und weiterer Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit<br />

ihren Wachstumskurs fortsetzen.<br />

Für <strong>2002</strong> erwartet wird ein Ergebnis<br />

vor Zinsen und Ertragsteuern,<br />

das erneut über dem Vorjahr<br />

(+39,5 Mio. €) liegen wird.<br />

trag mit dem Bundesamt für Wehrtechnik<br />

und Beschaffung (Koblenz) wurde<br />

kürzlich unterzeichnet; die Vertragslaufzeit<br />

beträgt neun Jahre. Die ersten Systeme<br />

werden Ende 2003 ausgeliefert.<br />

Das MLG 27 ersetzt vorhandene Geschütze<br />

der Marine durch neue zukunftsweisende<br />

Technologien. Weltweit<br />

gibt es kein vergleichbares Produkt.<br />

Marineschiffe werden bei<br />

Einsätzen in Küstennähe in die Lage<br />

versetzt, sich gegen hochmobile Ziele<br />

zu verteidigen. Angriffe, vergleichbar<br />

dem auf die USS „Cole“ im Oktober<br />

2000 mit verheerenden Folgen für<br />

Menschen und Material, können somit<br />

verhindert werden.<br />

Mit der Bundeswehr als Referenzkunden<br />

rechnet sich das Oberndorfer<br />

„Defence“-Unternehmen besondere<br />

Chancen auch bei der internationalen<br />

Vermarktung des Produktes aus. Dies<br />

entspricht der konsequent verfolgten<br />

Strategie der Rheinmetall-DeTec-<br />

Gruppe, den Auslandsanteil von Lieferungen<br />

wehrtechnischer Systeme<br />

von derzeit rund 44 Prozent weiter zu<br />

erhöhen. Ziel ist es, für das Auslandsgeschäft<br />

mittelfristig einen Anteil von<br />

rund 60 Prozent zu erreichen.<br />

Veränderungen<br />

im Management<br />

dp Düsseldorf. Heinz Dresia (54)<br />

ist mit Wirkung vom 1. Juli <strong>2002</strong> zum<br />

Generalbevollmächtigten der Rheinmetall<br />

<strong>AG</strong> ernannt worden. Er übernimmt<br />

im Vorstandsbereich Finanzen<br />

und Controlling den Zentralbereich<br />

Controlling und Unternehmensentwicklung.<br />

Dresia bleibt in Personalunion<br />

Geschäftsführer der EMG<br />

EuroMarine Electronics GmbH sowie<br />

deren Tochter STN Atlas Marine Electronics<br />

GmbH (beide Hamburg).<br />

Statistische Streiflichter aus der aktuellen Aktionärsanalyse <strong>2002</strong> der Rheinmetall <strong>AG</strong>: Von den insgesamt 36 000 000<br />

Stamm- und Vorzugsaktien hält die Röchling Industrie Verwaltung (RIV) in Mannheim 42,1 Prozent; weitere 39 Prozent sind<br />

ebenfalls im Besitz inländischer Investoren, während 18,1 Prozent von Anlegern aus dem Ausland gehalten werden (Grafik<br />

links). Wie sich die Aktionärsstruktur der inländischen Investoren konkret darstellt, zeigt die mittlere Grafik: RIV ist größter<br />

Einzelinvestor; relativ hoch auch die Zahl der Privatanleger, die in Summe 38,6 Prozent der Stamm- und Vorzugsaktien ausmachen.<br />

Aus welchen Ländern bzw. Regionen die bereits erwähnten 18,1 Prozent ausländischen Investoren – das entspricht<br />

exakt 6 505 710 Stamm- und Vorzugsaktien der Rheinmetall <strong>AG</strong> – schwerpunktmäßig stammen, zeigt die rechte Grafik.<br />

Aktionärsanalyse <strong>2002</strong> der Rheinmetall <strong>AG</strong>: Ausland hält 18,1 Prozent<br />

Privatanleger mit gr0ßem Interesse<br />

Düsseldorf. Aktiengesellschaften<br />

haben prinzipiell zwei Möglichkeiten,<br />

sich einen Überblick darüber zu verschaffen,<br />

wer ihre Aktionäre sind. Erstens<br />

durch die – relativ aufwendige –<br />

Einführung und Verwaltung von Namensaktien,<br />

zweitens mit Hilfe von<br />

Depot-Analysen. Da die Rheinmetall<br />

<strong>AG</strong> keine Namensaktien ausgegeben<br />

hat, führt sie regelmäßig Depot-Analysen<br />

durch.<br />

Dabei werden in einem ersten Schritt<br />

die wichtigsten Depotbanken angeschrieben<br />

und gebeten, einen vorbereiteten<br />

Fragebogen – jeweils getrennt<br />

nach Stamm- und Vorzugsaktien –<br />

auszufüllen. Selbstverständlich dürfen<br />

die Banken nicht preisgeben, wer<br />

ihre Aktionäre sind, aber sie dürfen<br />

bestimmte Merkmale der Depotinhaber<br />

nennen.<br />

So können sie beispielsweise angeben,<br />

ob die Depotinhaber Inländer<br />

oder Ausländer sind. Bei Inländern<br />

dürfen sie Angaben über verschiedene<br />

soziologische Merkmale weitergeben;<br />

dabei geht es zum Beispiel um die Frage,<br />

ob es sich bei den Aktionären um<br />

Kapitalanlagegesellschaften, Unternehmen,<br />

Freiberufler, Pensionäre oder<br />

Angestellte handelt. Ferner sind Angaben<br />

über die Größe des jeweiligen Depotbestandes<br />

möglich – also darüber,<br />

wieviele Aktionäre weniger als 100,<br />

zwischen 100 und 1000, zwischen<br />

1000 und 10000 bzw. über 10000<br />

Rheinmetall-Aktien in ihrem Depot<br />

halten.<br />

Bei ausländischen Aktionären dürfen<br />

die Depotbanken Angaben über<br />

die jeweiligen Herkunftsländer und<br />

über die soziologische Struktur machen;<br />

die Angaben zur Sozialstruktur<br />

sind zwar weniger differenziert als bei<br />

den Inländern, aber immerhin kann<br />

man Kapitalanlagegesellschaften und<br />

Privatpersonen unterscheiden.<br />

Die Auswertung der so ermittelten<br />

Daten lassen Schlüsse auf bestimmte<br />

charakteristische Merkmale der Aktionärssegmente<br />

zu. Darüber hinaus<br />

läßt der Vergleich mit vorhergehenden<br />

Analysen erkennen, ob es Veränderungen<br />

in der Zusammensetzung des Aktionärskreises<br />

gegeben hat.<br />

Bei der letzten Erhebung der Rheinmetall<br />

<strong>AG</strong> im April <strong>2002</strong> ging es im wesentlichen<br />

darum, folgende Veränderungen<br />

festzustellen: Wie hoch ist der<br />

Anteil der deutschen Aktionäre? Hat<br />

es strukturelle Änderungen innerhalb<br />

dieses Segments gegeben? Wie hoch<br />

ist der Anteil der ausländischen Aktionäre<br />

und aus welchen Ländern<br />

kommen diese Investoren? Wie hoch<br />

ist der Anteil institutioneller und privater<br />

Aktionäre? Wieviele Aktionäre hat<br />

Rheinmetall insgesamt?<br />

Die von der Rheinmetall <strong>AG</strong> ausgegebenen<br />

Aktien gliedern sich in jeweils<br />

18 Millionen Stamm- und Vorzugsaktien.<br />

Bei der Datenerhebung konnten<br />

fast 99 Prozent aller Aktien erfaßt werden.<br />

Der Anteil des Mehrheitsaktionärs<br />

Röchling Industrie Verwaltung (RIV)<br />

hat sich von 37,4 Prozent auf 42,1 Prozent<br />

aller Aktien erhöht, wobei sich<br />

dieser Besitz auf 73,7 Prozent der<br />

Stammaktien und 10,5 Prozent der<br />

Vorzugsaktien verteilt. Dieser Zuwachs<br />

kam nicht überraschend, weil der Anteil<br />

der RIV nach der Übernahme der<br />

Aktienanteile des New Yorker Investors<br />

Guy Wyser-Pratte Ende 2001 gestiegen<br />

ist.<br />

Inländer (ohne RIV) halten 39 Prozent,<br />

Ausländer 18 Prozent aller Aktien<br />

in ihren Depots. Dabei sind die Anteile<br />

deutscher Investoren in den letzten<br />

Jahren leicht angestiegen. Bei den Vorzugsaktionären<br />

befinden sich fast 70<br />

Prozent in Inlandsbesitz, bei den<br />

Stammaktien aufgrund des geringen<br />

Streubesitzes hingegen nur etwas<br />

über acht Prozent. Von den rund 14,4<br />

Millionen Vorzugsaktien in inländischer<br />

Hand halten Privataktionäre mit<br />

fast zehn Millionen Aktien den<br />

Löwenanteil, die übrigen 4,4 Millionen<br />

Aktien entfallen auf institutionelle Investoren,<br />

Unternehmen und Organisationen.<br />

Die Anteile von Privatleuten sind in<br />

den vergangenen Jahren kontinuierlich<br />

gestiegen, was auf eine wesentlich<br />

stärkere öffentliche Wahrnehmung<br />

der Rheinmetall <strong>AG</strong> schließen<br />

läßt. Dazu haben sicherlich die ausgezeichnete<br />

Kursentwicklung und die<br />

hohe Dividendenkontinuität der<br />

Rheinmetall-Aktie wesentlich beigetragen.<br />

Ferner dürfte der Rheinmetall-<br />

Aktie in den beiden vergangenen Jahren<br />

die Rückbesinnung der Börsen auf<br />

klassische Industriewerte zugute gekommen<br />

sein.<br />

Die Auslandsanteile der Stamm- und<br />

Vorzugsaktien liegen bei 18 Prozent,<br />

wobei die Anteile bei beiden Gattungen<br />

in etwa gleich hoch sind. Als Herkunftsländer<br />

der Investoren stehen<br />

die USA, Großbritannien, die Schweiz<br />

sowie Luxemburg im Vordergrund. Der<br />

Anteil der Privatanleger in diesem<br />

Segment beträgt nur etwa zehn Prozent,<br />

so daß sich hier im wesentlichen<br />

institutionelle Investoren engagiert<br />

haben.<br />

Vorzugsaktien der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />

befinden sich in insgesamt 23 300 Depots,<br />

Stammaktien in 4 900 Depots.<br />

Daraus ergibt sich theoretisch eine<br />

maximale Anzahl von 28 200 Aktionären.<br />

Da anzunehmen ist, daß in<br />

einigen Depots sowohl Vorzugs- als<br />

auch Stammaktien lagern und einige<br />

Aktionäre mehrere Depots unterhalten,<br />

dürfte die Anzahl der Rheinmetall-<br />

Aktionäre jedoch deutlich darunter<br />

liegen.<br />

Nach regionaler Herkunft verwundert<br />

nicht, daß die Zahl der inländischen<br />

Aktionäre mit rund 26400 deutlich<br />

höher ist als die Zahl der ausländischen<br />

Anteilseigner mit insgesamt etwas<br />

über 700. Sowohl bei den Stammals<br />

auch bei den Vorzugsaktien hat die<br />

Aktionärserhebung mehr ausländische<br />

als inländische institutionelle Investoren<br />

registriert.<br />

Resumierend läßt die Auswertung<br />

der Aktionärsdaten den Schluß zu,<br />

daß sich die Rheinmetall-Aktie bei<br />

Privatanlegern zunehmender Beliebtheit<br />

erfreut. Daneben haben sich aber<br />

auch einige hundert institutionelle<br />

Investoren und Vermögensverwalter<br />

engagiert, deren Anzahl im Zeitablauf<br />

stabil geblieben ist. Die erfreuliche<br />

Entwicklung der Aktienkurse deutet<br />

darauf hin, daß das Interesse beider<br />

Anlegersegmente weiter zunehmen<br />

wird. Franz-Bernd Reich<br />

Grafik: Strack + Storch


Seite 4 Das aktuelle Thema<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

„Automotive“: Kompetenz bei Zukunftstechnologie<br />

Brennstoffzelle macht<br />

dem Motor „Dampf“<br />

Neuss. „Der Deutschen liebstes Kind<br />

ist das Auto“ – sagt ein Sprichwort:<br />

3638319 Neuzulassungen waren es<br />

hierzulande im vergangenen Jahr.<br />

Trotz des zunehmenden Fahrzeugbestandes<br />

plant die Bundesregierung,<br />

die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs<br />

bis 2005 um mindestens 25 Prozent<br />

(gegenüber 1990) zu verringern,<br />

um so dem globalen Treibhauseffekt<br />

entgegenzutreten. Die Automobilindustrie<br />

steht heute um so mehr vor der<br />

Aufgabe, den Autoverkehr zukünftig<br />

umweltfreundlicher zu gestalten – jedoch<br />

ohne nennenswerte Einschränkungen<br />

von Fahrleistung und Komfort.<br />

Keine einfache Aufgabe, aber eine<br />

mögliche Lösung scheint gefunden:<br />

die Brennstoffzelle. Sie kann, betrieben<br />

mit Wasserstoff, Strom liefern, der<br />

die Erdatmosphäre nicht belastet.<br />

Auch Unternehmen der Automobilzuliefer-Industrie<br />

– wie die <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> – entwickeln seit<br />

einigen Jahren an dieser richtungweisenden<br />

Technologie.<br />

„Die Brennstoffzelle birgt ein enormes<br />

Potential. Sie arbeitet hocheffizient,<br />

umweltfreundlich, und ihr technischer<br />

Wirkungsgrad ist, insbesondere<br />

im Teillastbereich, erheblich höher als<br />

bei den herkömmlichen Antriebsformen.<br />

Zudem ist das System bedeutend<br />

leiser“, erläutert Dr. Dirk Hunkel,<br />

Leiter Systementwicklung für Brennstoffzellen-Komponenten<br />

bei der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH in Neuss, die Vorteile der<br />

neuen Technik. Bereits seit 1998 werden<br />

beim Rheinmetall-Tochterunternehmen<br />

Komponenten für Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />

entwickelt. Heute<br />

umfaßt die Abteilung elf festangestellte<br />

Mitarbeiter sowie Praktikanten und<br />

Diplomanden. „Unser Team besteht<br />

aus Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen“,<br />

berichtet der Abteilungsleiter:<br />

„So arbeiten hier unter anderem<br />

Elektroingenieure, Maschinenbauer,<br />

Physiker und Regelungstechniker.“<br />

Für <strong>Pierburg</strong> ist die Brennstoffzelle<br />

eine große Herausforderung, denn<br />

eine Vielzahl der Produkte des Automobilzulieferers<br />

agieren rund um den<br />

klassischen Verbrennungsmotor.<br />

„Wenn die neue Technologie kommt,<br />

müssen wir bei unserer derzeitigen<br />

Produktlinie mit erheblichen Umsatzeinbußen<br />

rechnen“, erklärt der<br />

35jährige Teamleiter: „Aus diesem<br />

Grund haben wir schon frühzeitig mit<br />

der Entwicklung von Komponenten für<br />

alternative Antriebe – speziell die<br />

Brennstoffzelle – begonnen. So können<br />

wir schon heute die technologische<br />

Basis für die spätere Serienfertigung<br />

legen und uns eine gute Marktposition<br />

sichern.“ Die langjährige<br />

Kompetenz als Systempartner der<br />

Automobilindustrie hilft dem Neusser<br />

Zulieferer beim anstehenden Techno-<br />

„Comeback“ nach<br />

mehr als 100 Jahren<br />

Wales/Neuss. Die Brennstoffzellen-<br />

Technologie ist keine Erfindung der Neuzeit.<br />

Bereits im Jahre 1839 konstruierte<br />

der Walisische Jurist und Physiker Sir<br />

William Robert Grove (1811-1896) den<br />

ersten funktionsfähigen Prototypen einer<br />

Brennstoffzelle, die sogenannte<br />

„galvanische Gasbatterie“. Diese bestand<br />

aus zwei Platin-Elektroden, die<br />

beide jeweils von einem Glaszylinder<br />

umschlossen waren. In dem einen<br />

Zylinder befand sich Wasserstoff, in<br />

dem anderen Sauerstoff.<br />

Die Elektroden<br />

tauchte Grove<br />

in verdünnte Schwefelsäure,<br />

die als<br />

Elektrolyt diente und<br />

die elektrische Verbindung<br />

schuf. An<br />

den Elektroden<br />

Sir W. R. Grove.<br />

konnte er eine Spannung<br />

abgreifen, die<br />

logiewechsel. Zukünftig wird der Forschungsschwerpunkt<br />

des Unternehmens<br />

im Bereich der Systemkompetenz<br />

liegen. „Wir wollen uns auch bei<br />

der neuen Technologie als Modullieferant<br />

positionieren“, betont Hunkel:<br />

„So planen wir, bald ein umfassendes<br />

Luftversorgungssystem, bestehend<br />

aus einem Kompressor, Luftgebläse,<br />

Luftmassensensoren, Ventilen und der<br />

dazugehörigen Elektronik, für einen<br />

Brennstoffzellen-Antrieb anzubieten.“<br />

Insgesamt fünf Produktgruppen<br />

werden derzeit im Entwicklungsteam,<br />

das bei <strong>Pierburg</strong> der Hauptabteilung<br />

Schadstoffreduzierung zugeordnet<br />

ist, konzipiert. Dazu gehören – neben<br />

Sensoren und speziellen Gebläsen –<br />

elektrische Pumpen, Kompressoren<br />

und im Bereich der Fahrzeugelektronik<br />

die Ventile. „Um den notwendigen<br />

Wasserstoff durch den Brennstoffzellen-‚Stack‘<br />

(Stapel) zu pumpen,<br />

benötigt man ein Wasserstoffzirkulationsgebläse.<br />

Der Katalysator, der zur<br />

Wärmeerzeugung Restwasserstoff<br />

verbrennt, erhält die dafür notwendige<br />

Luft ebenfalls durch ein spezielles<br />

Gebläse“, erläutert Hunkel zwei der<br />

für Brennstoffzellen-Fahrzeuge notwendigen<br />

Komponenten: „Für die<br />

Kühlung der Zelle selbst haben wir eine<br />

elektrische Kühlmittelpumpe entwickelt.“<br />

Neben Wasserstoff benötigt das umweltfreundliche<br />

Automobil den Luftsauerstoff<br />

zur Energieerzeugung. „Wir<br />

arbeiten zur Zeit an einem optimalen<br />

Kompressorsystem, mit dem die Luft<br />

geholt und mit einem Druck von zwei<br />

bis drei bar durch das System gepumpt<br />

werden kann“, so Hunkel. Ein<br />

jedoch sehr gering war. Kurzerhand<br />

schaltete der Physiker mehrere dieser<br />

Brennstoffzellen zusammen und erhielt<br />

dadurch eine deutlich höhere Spannung.<br />

Heute wird diese Reihenschaltung<br />

der Brennstoffzellen „Stack“ genannt.<br />

Nach Groves Entdeckung geriet der<br />

umweltfreundliche Energiespender für<br />

lange Zeit in Vergessenheit. Erst im Zeichen<br />

des „Kalten Krieges“ in den fünfziger<br />

Jahren des 20. Jahrhunderts kamen<br />

die ersten Brennstoffzellen wieder<br />

zum Einsatz. Raumfahrt und Militärtechnik<br />

benötigten kompakte und leistungsfähige<br />

Stromquellen, da es sowohl<br />

in Raumfahrzeugen als auch in U-<br />

Booten Bedarf an elektrischer Energie<br />

gab, ohne daß Verbrennungsmotoren<br />

eingesetzt werden konnten. Da Batterien<br />

für Raumfahrzeuge zu schwer waren,<br />

entschied sich die NASA – beispielsweise<br />

im „Apollo“-Programm –<br />

für die direkte chemische Energieerzeugung<br />

durch Brennstoffzellen. Die<br />

unter anderem in diesem Raumfahrtprogramm<br />

verwendeten alkalischen<br />

Zellen haben bis heute in über 87 Flü-<br />

Kompressor für die Verwendung in einer<br />

Brennstoffzellen-Anlage unterscheidet<br />

sich deutlich von den bisher<br />

im Automobilbau verwendeten Kompressoren,<br />

da die Brennstoffzelle weit<br />

höhere Anforderungen an das Druckniveau<br />

und die Reinheit der eingespeisten<br />

Luft stellt als ein Verbrennungsmotor.<br />

So muß beispielsweise eine<br />

absolute Öl- und Kontaminationsfreiheit<br />

der Luft gewährleistet sein. Schon<br />

kleinste Verunreinigungen können zu<br />

großen Schäden führen.<br />

Beim „Necar 4“, der unter anderem mit einem Luftmassensensor, einer elektrischen<br />

Wasserpumpe, Sicherheitssensoren und Ventilen der <strong>Pierburg</strong> GmbH (Neuss) ausgestattet<br />

ist, finden bequem fünf Personen mit Gepäck Platz. Der kompakte Brennstoffzellen-Antrieb<br />

ist im Unterboden des A-Klasse-Modells untergebracht. Insgesamt<br />

sind 320 Zellen zu zwei „Stacks“ zusammengefaßt, die eine Leistung von 70<br />

Kilowatt mit einer Spitzengeschwindigkeit von 145 Stundenkilometern bringen.<br />

Keine Scheu vor Wasser(stoff): das <strong>Pierburg</strong>-Entwicklerteam für Komponenten rund um den Brennstoffzellen-Antrieb mit –<br />

v.l.n.r. – Peter Haushälter, Dr. Dirk Hunkel, Michael-Thomas Benra, Niels Fries, Dr. Karsten Grimm, Robert Watson (Vordergrund)<br />

und Michael Lauterbach. Beim Fototermin fehlten Rolf Lappan, Martin Nowak, Björn Rentemeister und Christian Röthlin.<br />

gen der „Space Shuttle“-Raumfähren<br />

mehr als 65000 Betriebsstunden absolviert.<br />

Im Jahr 1966 gab es erstmals<br />

ein durch Brennstoffzellen angetriebenes<br />

Automobil – einen 3,5 Tonnen<br />

schweren Kleintransporter vom weltweit<br />

größten Automobilhersteller General<br />

Motors (Detroit).<br />

Seit Anfang der neunziger Jahre entwickeln<br />

Wissenschaftler verstärkt neue<br />

Konzepte und Technologien, mit denen<br />

es gelungen ist, die Leistungsfähigkeit<br />

der Zellen kontinuierlich zu steigern und<br />

gleichzeitig die Kosten zu senken. Inzwischen<br />

reichen die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Brennstoffzelle in der zivilen Nutzung<br />

von Fahrzeugantrieben, Hausheizungen<br />

und Großkraftwerken mit mehreren Megawatt<br />

Leistung bis in den Bereich der<br />

Kleinstanwendungen wie Handys oder<br />

mobile Computer. Seit 1994 fahren die<br />

ersten Wasserstoff betriebenen Autos<br />

auf bundesdeutschen Straßen – bislang<br />

allerdings noch zu Testzwecken. Im „Necar<br />

4“ und „Necar 5“ von DaimlerChrysler<br />

ist die <strong>Pierburg</strong> GmbH mit zahlreichen<br />

Komponenten vertreten. cw<br />

Eine Vielzahl der bei <strong>Pierburg</strong> entwickelten<br />

Komponenten befindet sich<br />

bereits im Einsatz. So fahren sowohl<br />

der „Necar 4“ als auch der „Necar 5“<br />

(„New Electric Car“) von DaimlerChrysler<br />

(Stuttgart) mit Systemen des Neusser<br />

Zulieferers. „Neben DaimlerChrysler<br />

gehören General Motors und Volkswagen<br />

zu unseren Kunden. Aber auch<br />

Brennstoffzellen-Hersteller wie der<br />

Kirchheimer Anbieter Ballard Power<br />

Systems nutzen unsere Produkte“, erklärt<br />

der Diplom-Physiker: „Weltweit<br />

arbeiten bereits rund sechzig Firmen<br />

an Elektrofahrzeugen, die ihren Strom<br />

aus Brennstoffzellen beziehen. Seit<br />

diesem Jahr sind etwa dreißig ‚Citaro‘-<br />

Busse von DaimlerChrysler in neun europäischen<br />

Hauptstädten – darunter<br />

in Amsterdam, Barcelona, Hamburg,<br />

London, Stockholm und Reykjavik –<br />

im Einsatz. Angetrieben werden sie<br />

von Brennstoffzellen.“ Beeindruckend,<br />

wenn man bedenkt, daß<br />

man in den Medien eher wenig von<br />

der richtungsweisenden Technologie<br />

hört.<br />

Dennoch, in den zuständigen Entwicklungsbüros<br />

rauchen die Köpfe. 28<br />

Millionen Euro stellte allein das Düsseldorfer<br />

Wirtschaftsministerium für<br />

Brennstoffzellen-Projekte in Nordrhein-Westfalen<br />

aus Mitteln des<br />

„REN“-Programmes („Rationelle Energieverwendung<br />

und Nutzung unerschöpflicher<br />

Energiequellen“) bisher<br />

zur Verfügung. Seit zwei Jahren gibt es<br />

das „Kompetenz-Netzwerk Brennstoffzelle<br />

NRW“, eine Arbeitsgruppe der<br />

„Landesinitiative Zukunftsenergien<br />

NRW“, in der rund 150 Firmen, Institu-<br />

te und Experten an zukunftsfähigen<br />

Lösungen für die Energieversorgung<br />

arbeiten.<br />

„Bei <strong>Pierburg</strong> gibt es aktuell ein Projekt,<br />

das im Rahmen des Kompetenz-<br />

Netzwerkes gefördert wird“, weiß Hunkelzu<br />

berichten: „Seit Dezember 2000<br />

entwickeln wir die Steuerelektronik für<br />

einen Wasserstoffsensor, der im<br />

Brennstoffzellen-Auto zum Einsatz<br />

kommen soll.“ Sensoren als Bestandteil<br />

des Sicherheitssystems spielen<br />

bei der Nutzung von Brennstoffzellen<br />

im Automobil eine wichtige Rolle,<br />

wenn es zu Wasserstoff-Luft-Gemischen<br />

kommt.<br />

„Genau genommen<br />

sind diese<br />

Gemische nicht<br />

gefährlicher als<br />

Erdgas-Luft-Gemische<br />

oder Benzin-<br />

Luft-Gemische“,<br />

Dr. Dirk Hunkel<br />

erklärt der in Bayreuth<br />

geborene<br />

Entwickler: „Aber Unfälle wie die Explosion<br />

des deutschen Zeppelin-Luftschiffes<br />

‚Hindenburg‘ im Mai 1937<br />

beim Landeanflug auf Lakehurst im<br />

US-Bundesstaat New Jersey sind in<br />

der Erinnerung der meisten Menschen<br />

so präsent, daß sie der neuen Technologie<br />

erst einmal skeptisch gegenüberstehen.“<br />

„Mit unseren Sensoren überwachen<br />

wir aktiv alle sicherheitsrelevanten Parameter<br />

am Fahrzeug, wie beispielsweise<br />

die Wasserstoffkonzentration<br />

innerhalb und außerhalb des Sy-<br />

(Fortsetzung auf Seite 5)<br />

Was der Jurist und Physiker Sir William R. Grove vor über 160 Jahren entdeckte,<br />

findet heute im neuesten Brennstoffzellen-Fahrzeug von DaimlerChrysler<br />

Anwendung. Der umweltfreundliche „Necar 5“ erreicht Spitzengeschwindigkeiten<br />

von über 150 Stundenkilometern – verbunden mit niedrigem Kraftstoffverbrauch,<br />

hohen Reichweiten und dynamischem Fahrverhalten.<br />

Fotos (2): DaimlerChrysler Communications<br />

Fotos(2): Danetzki+Weidner; Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Das aktuelle Thema<br />

Seite 5<br />

„Automotive“: Kompetenz bei Zukunftstechnologie<br />

Brennstoffzelle macht<br />

dem Motor „Dampf“<br />

(Fortsetzung von Seite 4)<br />

stems“, erläutert Hunkel den Projektinhalt:<br />

„Bei einem auftretenden Leck<br />

müssen sofort Alarmmechanismen –<br />

etwa das Ausschalten und Absperren<br />

der betroffenen Subsysteme – eingeleitet<br />

werden.“ Bisher sind am Markt<br />

keine Wasserstoffsensoren erhältlich,<br />

die den hohen Ansprüchen einer Anwendung<br />

im Pkw gewachsen wären.<br />

„Das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung<br />

legen wir deshalb auf die<br />

,Fail-safe‘-Funktion der Sensoren sowie<br />

des gesamten Sicherheitssystems“,<br />

berichtet Hunkel, der bereits<br />

seit 1999 in der Entwicklungsabteilung<br />

bei der Neusser Rheinmetall-„Automotive“-Tochter<br />

beschäftigt ist: „‚Failsafe‘<br />

bedeutet, daß unsere Sensoren<br />

entweder ausschließlich korrekte,<br />

oder – bei Fehlfunktionen – überhaupt<br />

keine Meßwerte liefern und das<br />

Steuerungssystem ihr Ausfallen sofort<br />

bemerkt.“ Bei der Entwicklung dieser<br />

Technologie wird <strong>Pierburg</strong> von einem<br />

international renommierten Unternehmen<br />

unterstützt, dessen Mitarbeiter<br />

zeitweise auch vor Ort in Neuss arbeiten.<br />

Neben den beschriebenen Wasserstoffsicherheitssensoren,<br />

bei denen<br />

<strong>Pierburg</strong> bereits die technologische<br />

Führerschaft innehat, werden im Produktsegment<br />

der Sensoren sogenannte<br />

Luft- und Wasserstoffmassensensoren<br />

entwickelt. Getestet werden die<br />

Komponenten im hauseigenen Prüfstand<br />

in Neuss. Darüber hinaus ist der<br />

Aufbau eines „Full-Size“-Brennstoffzellen-Prüfstandes<br />

zum Testen anderer<br />

Komponenten in Zusammenarbeit<br />

mit dem Zentrum für Brennstoffzellen-<br />

Technologie an der Universität Duisburg<br />

geplant.<br />

Der in Aachen lebende Entwicklungsspezialist<br />

ist überzeugt davon,<br />

daß der Technologiewandel hin zur<br />

Brennstoffzelle in den nächsten Jahrzehnten<br />

kommen wird. „Die Automobilindustrie<br />

steht unter erheblichem<br />

Druck. Das amerikanische ‚Low Emission<br />

Vehicle Program II‘ des ‚California<br />

Air Resources Board‘ beispielsweise<br />

Grafik: DaimlerChrysler Communications<br />

Schalldämpfer<br />

Luftfilter<br />

Brennstoffzellen-Stacks<br />

Zentralelektrik<br />

Kompressor/Expander<br />

Wärmetauscher<br />

Wasserfilter<br />

schreibt vor, daß in den USA bis zum<br />

Jahr 2004 zehn Prozent der Neufahrzeuge<br />

Nullemissionen oder zumindest<br />

‚super ultra low emissions‘ bzw. ‚ultra<br />

low emissions‘ aufweisen müssen.<br />

Damit soll langfristig ein Emissionsrückgang<br />

um 50 Prozent erreicht werden.“<br />

Und auch in Deutschland gibt es<br />

für die Automobilhersteller immer<br />

strengere Umweltauflagen. „Die<br />

Brennstoffzelle wäre eine ideale Lösung“,<br />

bekräftigt Hunkel: „Sie ist leise,<br />

effizient, vibrations- und emissionsfrei.<br />

Und Wasserstoff ist ein unerschöpflicher<br />

Rohstoff. Immerhin bestehen<br />

90 Prozent unseres Universums<br />

daraus. Zudem wären wir unabhängig<br />

von den begrenzten Rohölvorkommen.“<br />

Dennoch gibt es viele Kritiker, die<br />

vom Durchbruch der Brennstoffzelle<br />

wenig überzeugt sind. Hinterfragt werden<br />

die Dauerhaltbarkeit der Zellen<br />

und der wirtschaftliche Erfolg, bedenkt<br />

man den hohen Investitionsaufwand.<br />

„Alles nur eine Frage der Zeit“,<br />

entgegnet Hunkel solchen Zweiflern:<br />

„Der ‚Necar 5‘ von DaimlerChrysler<br />

schaffte bereits 250 000 Kilometer auf<br />

dem Prüfstand. Derzeit wird er im<br />

Straßenverkehr getestet. Daß man keine<br />

Betriebserfahrung mit den Brennstoffzellen-Antrieben<br />

hat, stimmt in<br />

diesem Sinne also nicht.“ Und auch<br />

bei den Preisen wird sich in den nächsten<br />

Jahren noch einiges tun, davon ist<br />

der Hobbysportler überzeugt: „Innovative<br />

Technologien sind anfangs immer<br />

teurer als die bereits etablierten.<br />

Schließlich war das Automobil mit<br />

dem klassischen Verbrennungsmotor<br />

auch nicht von Beginn an für jedermann<br />

zu bezahlen. Erst wenn die<br />

Brennstoffzelle durch Massenproduktion<br />

wettbewerbsfähig ist, lohnt es<br />

sich, mit Fahrzeugen wie dem ‚Necar‘<br />

in Serienproduktion zu gehen.“ Bis<br />

dahin will sich die <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

<strong>AG</strong> dank konsequenter Entwicklungstätigkeiten<br />

auf dem Gebiet der<br />

Brennstoffzellen-Technologie eine bedeutende<br />

Stellung im neuen Zuliefermarkt<br />

gesichert haben.<br />

Claudia Wessolly<br />

Kondensator<br />

Kondensatabscheider<br />

Wasserpumpe<br />

H2-/Luftbefeuchter<br />

Ladeluftkühler<br />

Jetpumpe<br />

Schalldämpfer (Luft)<br />

Wasserstofftank<br />

PIERBURG INSIDE: 1994 präsentierte DaimlerChrysler (Stuttgart)<br />

das erste „New Electric Car“ (Necar), einen Kleintransporter, der bis unters<br />

Dach mit Apparaten und Meßgeräten vollgestopft war. Mittlerweile<br />

paßt die gesamte Technik in den Motorraum eines A-Klasse-Modells.<br />

Beim „Necar 4“, der unter anderem mit einem Luftmassensensor, einer<br />

elektrischen Wasserpumpe, Sicherheitssensoren und Ventilen der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH (Neuss) ausgestattet ist, finden bequem fünf Personen mit<br />

Gepäck Platz. Der kompakte Brennstoffzellen-Antrieb ist im Unterboden<br />

des A-Klasse-Modells untergebracht. Insgesamt sind 320 Zellen zu zwei<br />

„Stacks“ zusammengefaßt, die eine Leistung von 70 Kilowatt mit einer<br />

Spitzengeschwindigkeit von 145 Stundenkilometern bringen. Beladen mit<br />

fünf Kilogramm flüssigem Wasserstoff besitzt der „Necar 4“ eine Reichweite<br />

von 450 Kilometern und ist ein echtes „Zero Emission Vehicle“ (Null-<br />

Emissions-Fahrzeug). Als bestes Fahrzeugkonzept für die Zukunft erhielt<br />

der „Necar 4“ bereits 1999 die Auszeichnung “International Engine of the<br />

Year“. Spätestens 2004 will DaimlerChrysler die erste Kleinserie von<br />

Brennstoffzellen-Autos auf den Markt bringen.<br />

Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />

Systemkompetenz im Brennstoffzellen-Fahrzeug: Insgesamt fünf Produktgruppen werden im Bereich der alternativen<br />

Antriebe bei der <strong>Pierburg</strong> GmbH in Neuss entwickelt. An welchen Stellen die Ventile, Sensoren, Gebläse,<br />

elektrischen Pumpen und Kompressoren im Pkw zum Einsatz kommen, zeigt die obige Grafik. Geplant ist, zukünftig<br />

ein umfassendes Luftversorgungssystem, bestehend aus einem Kompressor, Luftgebläse, Luftmassensensoren,<br />

Ventilen und der dazugehörigen Elektronik, für einen Brennstoffzellen-Antrieb anzubieten.<br />

Aus Wasserstoff und Luft wird Energie<br />

Brennstoffzellen sind sehr<br />

einfach aufgebaut. Die eigentliche<br />

Zelle besteht aus<br />

drei nebeneinander liegenden<br />

Schichten: Die beiden<br />

äußeren Schichten – Anode und Kathode<br />

– sind die Elektroden, die mittlere<br />

Schicht, eine hauchdünne Trägerstruktur,<br />

ist der Elektrolyt. Dieser besteht,<br />

je nach Brennstoffzellen-Typ,<br />

aus unterschiedlichen Stoffen. Manche<br />

Elektrolyten sind flüssig; andere<br />

sind fest und haben eine Membran-<br />

Struktur. Da eine einzelne Zelle nur<br />

für eine Glühbirne reicht, also ein<br />

sehr niedriges Spannungsniveau besitzt,<br />

werden die Brennstoffzellen je<br />

nach benötigter Spannung aneinander<br />

gestapelt, sozusagen in Reihe geschaltet.<br />

Solch einen Stapel nennt<br />

man „Stack“.<br />

Das Funktionsprinzip der Brennstoffzellen<br />

ist ähnlich einfach wie ihr<br />

Aufbau. Die Brennstoffzelle kehrt den<br />

Prozeß der Elektrolyse um. Während<br />

bei der Elektrolyse Wasser (H2O) mit<br />

Hilfe elektrischer Energie in seine gasförmigen<br />

Bestandteile Wasserstoff<br />

(H2) und Sauerstoff (O2) zerlegt wird,<br />

nimmt die Brennstoffzelle diese beiden<br />

Stoffe und verwandelt sie wieder<br />

in Wasser. Dabei wird theoretisch die<br />

Menge elektrischer Energie wieder<br />

abgegeben, die bei der Elektrolyse<br />

zur Spaltung notwendig war. In der<br />

Praxis führen verschiedene physikalisch-chemische<br />

Prozesse zu geringfügigen<br />

Verlusten. Da die meisten<br />

Brennstoffzellen neben dem Wasserstoff<br />

mit einfacher Luft funktionieren,<br />

muß der Sauerstoff nicht zusätzlich<br />

gespeichert werden.<br />

Für den mobilen Anwendungsbereich<br />

– wie dem Einsatz im Pkw – werden<br />

meist sogenannte „PEM“-Brennstoffzellen<br />

(„polymer electrolyte membrane“<br />

oder „proton exchange membrane“)<br />

verwendet. Die Niedertemperatur-Zellen<br />

weisen bei geringem Gewicht<br />

eine hohe Leistungsdichte auf,<br />

sind flexibel in der Handhabung und<br />

besitzen ein großes Potential für die<br />

Massenfertigung. Daher stehen sie<br />

derzeit im Vordergrund der gesamten<br />

Brennstoffzellen-Entwicklung.<br />

Das grundlegende Arbeitsprinzip<br />

dieser Zellen funktioniert wie folgt: An<br />

der Anode befindet sich der Wasserstoff,<br />

an der Kathode der Sauerstoff.<br />

Bei kontrollierter chemischer Reaktion<br />

werden die Wasserstoffmoleküle<br />

in ihre Bausteine, Elektronen und Protonen,<br />

gespalten. Die entstehenden,<br />

positiv geladenen Wasserstoff-Ionen<br />

(Protonen) wandern durch den für sie<br />

durchlässigen Elektrolyten zur Katho-<br />

de und wollen mit den dort vorhandenen<br />

Sauerstoff-Teilchen zu Wasser<br />

oxidieren. Dazu benötigen sie aber<br />

die negativ geladenen Ionen (Elektronen),<br />

die vorher an der Anode abgegeben<br />

wurden. Da der Elektrolyt einen<br />

Isolator darstellt, durch den sich<br />

die Elektronen nicht bewegen können,<br />

suchen sie sich einen anderen<br />

Weg zur Kathode. Sie laufen über den<br />

elektrischen Leiter, der beide Seiten<br />

miteinander verbindet: es fließt ein<br />

nutzbarer, elektrischer Strom. Dieser<br />

Prozeß läuft kontinuierlich ab, solange<br />

ausreichend Wasserstoff und Sauerstoff<br />

an Anode und Kathode zur Verfügung<br />

stehen. Die Betriebstemperatur<br />

in den Brennstoffzellen beträgt 80<br />

bis100 Grad; als Abfallprodukt bleibt<br />

Wasser, das als reiner Dampf entweicht.<br />

Ökologisch gesehen ist die Brennstoffzelle<br />

eine der umweltfreundlichsten<br />

Pkw-Antriebsformen. Jedoch ist<br />

die Energiebilanz von der Gewinnung<br />

des Kraftstoffs bis hin zu seiner Verwendung<br />

im Fahrzeug erst dann wirklich<br />

emissionsfrei, wenn der notwendige<br />

Strom für die Elektrolyse – die<br />

Herstellung des Wasserstoffs – langfristig<br />

aus regenerativen Energien wie<br />

Wasser-, Windkraft oder Sonnenenergie<br />

stammt. cw


Seite 6 Zeitgeschehen<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

Bisher schon rund 205000 € Spendengelder<br />

Jede Menge Hilfe vom<br />

Rheinmetall-Konzern<br />

Düsseldorf. Die schlimmsten Überschwemmungen<br />

seit einem Jahrhundert<br />

haben vor einigen Wochen unter<br />

anderem weite Teile Ostdeutschlands<br />

in eine Seenlandschaft verwandelt.<br />

Nach sintflutartigem Regen stürzten<br />

Brücken ein, Straßen wurden unterspült<br />

und Häuser zerstört. Über vier<br />

Millionen Menschen waren vom Hochwasser<br />

betroffen, 20 verloren ihr Leben<br />

in den Fluten. Allein in Sachsen<br />

und Sachsen-Anhalt rechnet man<br />

nach ersten Schätzungen mit Schäden<br />

in einer Höhe von etwa 23 Milliarden<br />

€. Die Bundesregierung stellte kurzfristig<br />

7,1 Milliarden € als Soforthilfe für<br />

die Beseitigung der Hochwasserschäden<br />

zur Verfügung; zusätzliche 1,2 Milliarden<br />

€ kommen aus dem EU-Strukturfonds.<br />

Aber das reicht noch lange<br />

nicht, um die verwüsteten Regionen<br />

wieder aufzubauen. Daher ging ein<br />

großer Spendenaufruf durch ganz<br />

Deutschland. Sofortige Hilfe in finanzieller<br />

und technischer Hinsicht kam<br />

auch vom Rheinmetall-Konzern und<br />

seinen Mitarbeitern. Rund 205000 €,<br />

so lautet die vorläufige Bilanz der<br />

zahlreichen Spendenaktionen.<br />

„Für uns war es selbstverständlich,<br />

in so einer Situation<br />

sofort zu helfen“,<br />

erklärt Ingo<br />

Hecke, Generalbevollmächtigter<br />

der Rheinmetall<br />

<strong>AG</strong>. Für die vom<br />

Hochwasser betroffenenMitarbeiter<br />

in den <strong>Pierburg</strong>-Werken<br />

Hartha und Usti<br />

nad Labem stellte<br />

der Konzern kurzerhand<br />

40 000<br />

€ zur Verfügung.<br />

Weitere 60 000 €<br />

gingen an den<br />

sächsischen<br />

Landkreis Döbeln.<br />

Die Geschäftsführung<br />

und Mitarbeiter<br />

bei Preh in Bad<br />

Neustadt spendeten<br />

35 000 € an<br />

das Bayerische<br />

Rote Kreuz; <strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter<br />

in Nettetal sammelten<br />

im Rahmen<br />

eines Benefizlaufes<br />

für ihre<br />

sächsische Partnerstadt<br />

Rochlitz.<br />

Von der STN Atlas<br />

Elektronik GmbH<br />

(Bremen) werden<br />

in den kommenden<br />

Tagen 40 000<br />

€ an das Deutsche Rote Kreuz überwiesen,<br />

und die STN Atlas Marine<br />

Electronics GmbH (Hamburg) unterstützt<br />

ihr Partnerunternehmen Sachsenwerke<br />

in Dresden mit rund 10000<br />

€. Die Firmen Rheinmetall W&M,<br />

Rheinmetall Landsysteme sowie<br />

Rheinmetall Informationssysteme<br />

wollen beim Wiederaufbau einer Lernbehinderten-Einrichtung<br />

in Bitterfeld<br />

helfen; bisher haben sie 5800 € gesammelt.<br />

Wohlgemerkt: Das sind nur<br />

einige der zahlreichen Spendenaktionen<br />

im Konzern.<br />

„Als das Hochwasser kam, überlegten<br />

verschiedene Tochterunternehmen<br />

von Rheinmetall, wie man den<br />

betroffenen Menschen vor Ort helfen<br />

kann. Geschäftsführungen und Betriebsräte<br />

fragten bei uns, ob es eine<br />

übergreifende Aktion gäbe“, erinnert<br />

sich Felix Bader, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates<br />

der Rheinmetall <strong>AG</strong>:<br />

„In Abstimmung mit der Konzernführung<br />

starteten wir schließlich die<br />

Aktion ‚Solidarität mit den Hochwassergeschädigten‘.<br />

Alle Mitarbeiter wurden<br />

gebeten, freiwillig auf geleistete<br />

Arbeit in jeglicher Form zu verzichten,<br />

also beispielsweise auf Arbeitszeit,<br />

bezahlte Mehrarbeit oder Gleitzeit im<br />

Monat September.“<br />

Die auf diese Weise gesammelte<br />

Summe soll dem Landkreis Döbeln<br />

Mitte Oktober zur Verfügung gestellt<br />

werden. Eine vor Ort tätige, paritätisch<br />

besetzte Arbeitsgemeinschaft<br />

– der unter anderem der Betriebsratsvorsitzende<br />

des <strong>Pierburg</strong>-<br />

Werkes in Hartha, Terry Heinert, angehört<br />

– wird über die Verteilung des<br />

Geldes entscheiden. „Die Spenden<br />

sollen in erster Linie gezielt für Ersthilfen<br />

eingesetzt werden“, erklärt der<br />

41jährige Bader, der in Haßmersheim<br />

am Neckar wohnt: „Wir hatten hier in<br />

den vergangenen Jahren auch immer<br />

wieder mit Hochwasser zu kämpfen.<br />

Daher weiß ich, daß bei solchen Katastrophen<br />

das Geld knapp ist. Insofern<br />

ist der Wiederaufbau einer zerstörten<br />

Schule oder eines Kindergartens aus<br />

unserer Sicht wichtiger als der Neubau<br />

einer Tennishalle.“<br />

„Die Bereitschaft der Konzernmitarbeiter<br />

zu spenden, ist groß“, bestätigt<br />

auch Generalbevollmächtigter Hecke,<br />

seit Anfang September 2001 als Leiter<br />

des Zentralbereiches Personal bei der<br />

„Jahrtausend-Hochwasser“: In der Döbelner Innenstadt<br />

stand das Wasser im August diesen Jahres bis zu drei Metern<br />

hoch. Damit lag der Pegel 1,30 Meter höher als beim<br />

letzten verheerenden Hochwasser der Mulde im Jahr 1897.<br />

Rheinmetall <strong>AG</strong> tätig: „Das kann man<br />

heute schon sagen, auch wenn es für<br />

eine vorläufige Bilanz noch zu früh ist.<br />

So haben in Einzelfällen Mitarbeiter<br />

auf bis zu 70 Stunden geleistete Arbeit<br />

verzichtet.“ Mitte Oktober soll, so der<br />

51jährige Diplom-Sozialwirt weiter,<br />

das Ergebnis der vor wenigen Tagen<br />

beendeten Aktion „Solidarität mit den<br />

Hochwassergeschädigten“ feststehen:<br />

„Gegenwärtig wird die insgesamt<br />

gesammelte Zeit zentral im Controlling<br />

bei der Rheinmetall <strong>AG</strong> erfaßt und in €<br />

umgerechnet.“<br />

Auch für eine Bilanz der anderen<br />

Spendenaktionen scheint es noch zu<br />

früh. „Es gab so viele Sammelaktionen<br />

– wie in Hartha, wo die Mitarbeiter für<br />

ihre flutgeschädigten Kollegen vor Ort<br />

gespendet haben –, daß es schwer ist,<br />

den Überblick zu behalten“, räumt Bader<br />

ein: „Bei den Aktionen, die uns bekannt<br />

sind, wurden bisher schon rund<br />

205000 € gesammelt. Unsere übergreifende<br />

Spendenaktion wird diese<br />

Summe sicher noch deutlich aufstocken.“<br />

cw<br />

Die Rheinmetall-Konzernzeitung „Das <strong>Profil</strong>“ wird<br />

über den Ausgang der Spendenaktion in der kommenden<br />

Ausgabe berichten.<br />

Foto: Wolfgang Sens / Döbelner Allgemeine Zeitung<br />

Spendenübergabe nach den verheerenden Überschwemmungen in Sachsen: Einen Scheck in Höhe von 60000 € überreichten<br />

der Vorstandschef der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> Dr. Gerd Kleinert (2.v.r.), „Automotive“-Vorstandsmitglied Dr.<br />

Jörg-Martin Friedrich (l.), Ingo Hecke (3.v.l.), Generalbevollmächtigter der Rheinmetall <strong>AG</strong>, und <strong>Pierburg</strong>-Hartha-Werkleiter<br />

Dr. Michael Mielke (r.) dem Landrat des Kreises Döbeln, Dr. Manfred Graetz (3.v.r.), vor wenigen Wochen im sächsischen<br />

Hartha. Zusammen mit den vier flutgeschädigten Mitarbeitern Lutz Gaber (5.v.r.), Sylvia Kampfenkel (4.v.l.), Silke Falk<br />

(4.v.r.) und Jens Brozio (2.v.l.) freut sich Betriebsratsvorsitzender Terry Heinert (5.v.l.) über die finanzielle Unterstützung.<br />

Rheinmetall spendet 100 000 € für den Wiederaufbau in Katastrophenregion<br />

„Danke“ aus Sachsen + Tschechien<br />

cw Hartha/Usti nad Labem. „Wir haben<br />

in der Vergangenheit zu diesem<br />

Standort gestanden und wir tun es<br />

auch jetzt“, erklärte <strong>Kolbenschmidt</strong>-<br />

<strong>Pierburg</strong>-Vorstandschef Dr. Gerd Kleinert<br />

Anfang September diesen Jahres<br />

bei der ersten Spendenübergabe im<br />

sächsischen Hartha. Insgesamt 60000<br />

€ stellte die Rheinmetall <strong>AG</strong> dem Landkreis<br />

Döbeln für die Beseitigung der<br />

Hochwasserschäden nach der verheerenden<br />

Flutkatastrophe zur Verfügung.<br />

Zehn betroffene Mitarbeiter, die bei<br />

<strong>Pierburg</strong> in Hartha und im tschechischen<br />

Werk Usti nad Labem ihr Hab<br />

und Gut in den Fluten verloren, erhielten<br />

zusammen 40000 €.<br />

„Als wir die Bilder im Fernsehen gesehen<br />

haben, war uns schnell klar,<br />

daß wir hier vor Ort helfen wollen“, betonte<br />

Kleinert während der Scheckübergabe<br />

an den Landrat des Kreises<br />

Döbeln, Dr. Manfred Graetz, „und wir<br />

sammeln auch weiter im Konzern, um<br />

den Wiederaufbau dieser Region zu<br />

unterstützen.“ Allein im Landkreis Döbeln<br />

hatte das Hochwasser der Mulde<br />

Mitte August <strong>2002</strong> über 348 Millionen<br />

€ Gesamtschaden angerichtet.<br />

„Glücklicherweise wurde bei uns im<br />

Werk Hartha nichts von den Wassermassen<br />

zerstört, da wir in sicherer Entfernung<br />

von der Mulde und etwas<br />

höher auf einem Berg gelegen sind“,<br />

erläutert <strong>Pierburg</strong>-Standortchef Dr.<br />

Michael Mielke: „Allerdings konnten<br />

viele unserer Mitarbeiter während der<br />

Flut nicht zur Arbeit kommen. Die Infrastruktur<br />

hier in der Region war vollkommen<br />

lahmgelegt.“<br />

Um schnell und unbürokratisch zu<br />

helfen, setzten sich Werkleiter Mielke<br />

und Betriebsratsvorsitzender Terry<br />

Heinert kurzerhand zusammen. Man<br />

entschied sich, alle Betroffenen und<br />

Helfer bezahlt von der Arbeit freizustellen.<br />

„Viele, die selbst keinen Schaden<br />

erlitten hatten, wollten Nachbarn,<br />

Freunden oder Verwandten helfen“,<br />

berichtet der 38jährige Standortchef:<br />

„Der Betriebsrat startete dann eine<br />

Umfrage, wer persönlich von der Flut<br />

betroffen war. Es meldeten sich sieben<br />

von insgesamt 253 in Hartha beschäftigten<br />

Mitarbeitern.“ Nachdem der Betriebsrat<br />

Rücksprache mit den Versicherungen<br />

gehalten und sich vor Ort<br />

auch selbst ein Bild von der Lage gemachthatte,<br />

wurde das von Rheinmetall<br />

gespendete Geld je nach Schadenshöhe<br />

verteilt. Vier Mitarbeiter aus<br />

Waldheim, Döbeln und Altleisnig, deren<br />

Schäden nicht durch die Versicherung<br />

gedeckt waren, erhielten insgesamt<br />

13 000 €. Zusätzlich sammelten<br />

die Kollegen in Hartha und den anderen<br />

„Automotive“-Schwesterwerken<br />

für die betroffenen Mitarbeiter.<br />

Auch im tschechischen Usti nad Labem<br />

kam die Arbeit während der Flut<br />

für kurze Zeit zum Stillstand. „In Usti<br />

fließt die Elbe mitten durch die Stadt“,<br />

erläutert Peter Knipping, Standortchef<br />

der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Tochter<br />

Metal: „Diese Region gehörte zu den<br />

am stärksten vom Hochwasser betroffenen<br />

Gebieten im Aussiger Bezirk.<br />

Zwar gibt es auch bei uns in Tschechien<br />

verschiedene Regierungsprogramme,<br />

um die Schäden von insgesamt<br />

Reges Interesse der Medien gab es bei der Spendenübergabe im tschechischen<br />

Usti nad Labem. Unser Bild zeigt Alena Rouckova (l.) vom einheimischen Fernsehsender<br />

TV Lyra beim Interview mit <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Vorstandschef Dr.<br />

Gerd Kleinert (r.) und Milan Bohacek (M.), kaufm. Vorstand von Metal Usti n. L.<br />

drei Milliarden € zu beheben, aber die<br />

reichen nicht aus, um alles wieder aufzubauen.<br />

Daher freuen wir uns sehr<br />

über die Hilfe aus Deutschland.“<br />

Sechs der 660 Mitarbeiter vor Ort erhielten<br />

knapp 27000 €, um ihr zerstörtes<br />

Heim wieder aufzubauen. Neben<br />

der offiziellen Spende sammelten<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Beschäftigte<br />

in anderen Werken auch für Usti, um<br />

die tschechischen Kollegen zu unterstützen.<br />

„Sogar in den USA, am KUS-<br />

Standort in Marinette, wurde gesammelt“,<br />

strahlt der 46jährige Werkleiter<br />

aus Remscheid.<br />

Neben den Spenden für die Mitarbeiter<br />

übergab Kleinert Anfang September<br />

bei einem Besuch in Tschechien<br />

dem Oberbürgermeister der Stadt<br />

Usti nad Labem, Miroslav Patek, einen<br />

Scheck in Höhe von rund 200000 Kronen<br />

(etwa 7000 €). Der „Automotive“-<br />

Vorstandschef: „Es ist kaum vorstellbar,<br />

welche Schäden diese Hochwasserkatastrophe<br />

hinterlassen hat. Das<br />

hätte ich mir in meinen schlimmsten<br />

Träumen nicht vorstellen können.“<br />

Dr. Manfred Graetz aus Döbeln<br />

spricht von der „Stunde Null“ und der<br />

„Machtlosigkeit gegenüber den Wassermassen“:<br />

„Wir haben schreckliche<br />

Stunden erleben müssen, aber wir haben<br />

auch die Welle der Hilfsbereitschaft<br />

erleben dürfen, als die Flut<br />

zurückging“, berichtet der Landrat<br />

gerührt: „Das <strong>Pierburg</strong>-Werk in Hartha<br />

ist eine ganz wesentliche wirtschaftliche<br />

Säule in unserer Region. Hier finden<br />

nicht nur viele Menschen Arbeit;<br />

auch junge Leute haben bei <strong>Pierburg</strong><br />

die Möglichkeit, eine fundierte Ausbildung<br />

zu absolvieren. Daher freut es<br />

mich besonders, daß man so fest<br />

hinter diesem Standort steht und<br />

auch die Region finanziell beim<br />

Wiederaufbau nach dem Hochwasser<br />

unterstützt. Dafür ein ganz großes<br />

Dankeschön an den Düsseldorfer<br />

Konzern!“<br />

Dankbar für die finanzielle Unterstützung<br />

in dieser schweren Zeit sind auch<br />

die betroffenen Mitarbeiter in Hartha<br />

und Usti. „Ich möchte mich im Namen<br />

aller Betroffenen ganz herzlich bedanken<br />

für die Hilfen und den Beistand in<br />

den vergangenen Wochen“, so Sylvia<br />

Kampfenkel, eine der hochwassergeschädigten<br />

Mitarbeiter aus dem sächsischen<br />

<strong>Pierburg</strong>-Werk: „Es wird nicht<br />

leicht sein, alles wieder aufzubauen,<br />

aber dank der Starthilfen aus dem<br />

Konzern ist der Neuanfang gemacht.“<br />

Foto: Gerhard Dörner / Döbelner Allgemeine Zeitung


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Zeitgeschehen<br />

Seite 7<br />

<strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter verlor sein Zuhause in den Fluten<br />

„Plötzlich vom Wasser umgeben“<br />

Waldheim/Altleisnig. Die Jahrhundertflut: Unberechenbare Wassermassen<br />

reißen im August diesen Jahres vor allem in Sachsen und<br />

Sachsen-Anhalt ganze Dörfer mit sich. Vielerorts fand die größte Evakuierung<br />

der Nachkriegsgeschichte statt. Allein in Sachsen mußten<br />

über 33 000 Menschen Hals über Kopf ihr zuhause verlassen. Mitnehmen<br />

konnten sie meist nur das Nötigste. 17 Landkreise und kreisfreie<br />

Städte lösten Katastrophenalarm aus – so die Bilanz der letzten August-Wochen.<br />

Auch die <strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter Sylvia Kampfenkel und<br />

Lutz Gaber aus dem sächsischen Landkreis Döbeln – beide arbeiten als<br />

Anlagenbediener im Werk Hartha – mußten vor den Fluten fliehen.<br />

„Man ist so machtlos, wenn die Wassermassen<br />

kommen, und trotzdem haben<br />

wir ganz mechanisch gearbeitet,<br />

zum Nachdenken blieb überhaupt keine<br />

Zeit“, erzählt Sylvia Kampfenkel<br />

rückblickend: „Erst zwei Wochen nach<br />

der Flut habe ich langsam realisieren<br />

können, was da passiert ist.“ Die<br />

40jährige „Automotive“-Mitarbeiterin<br />

aus Waldheim hatte gerade Nachtschicht,<br />

als am Montag, 12. August<br />

<strong>2002</strong>, in ihrem Heimatort Katastrophenalarm<br />

ausgerufen wurde. „Mein<br />

20jähriger Sohn Ricardo rief mich gegen<br />

Mitternacht im Betrieb an. Ich bin<br />

sofort nach Hause, um ein paar Sachen<br />

zusammenzupacken.“ Ihr Mann war zu<br />

dieser Zeit auf Montage, und so hat sie<br />

sich ihren Sohn und ihren Hund geschnappt<br />

und ist zur Schwiegermutter<br />

gefahren, die in einem der höher gelegenenStadtteile<br />

von Waldheim<br />

wohnt.<br />

Vom Hochwasser<br />

des nahegelegenenFlusses<br />

Zschopau<br />

war da am eigenen<br />

Heim noch<br />

gar nichts zu<br />

sehen. „Erst am<br />

nächsten Tag,<br />

als ich noch ein<br />

Fotos (2): Dietmar Thomas<br />

paar persönliche<br />

Unterlagen<br />

aus dem Haus holen wollte, da stand<br />

dasWasser schon einen Meter hoch bei<br />

uns im Erdgeschoß“, berichtet die gelernte<br />

Elektromechanikerin.<br />

Ähnlich überrascht waren auch Lutz<br />

Gaber und seine Familie. Zusammen<br />

mit den Schwiegereltern wohnten sie<br />

in einem kleinen Wohnhaus in Altleisnig,<br />

etwa hundert Meter von der Mulde<br />

entfernt. „Wir hatten in den letzten<br />

20 Jahren schon zweimal Hochwasser.<br />

Ich habe gedacht, das Wasser<br />

geht schnell wieder zurück“, erinnert<br />

sich der 43jährige <strong>Pierburg</strong>-Angestellte:<br />

„In der Nacht zum 13. August haben<br />

wir dann alle bei Kerzenschein in<br />

der ersten Etage zusammengesessen<br />

und gewartet. Erst fiel der Strom aus,<br />

dann das Telefon, und schließlich hatten<br />

wir kein Trinkwasser mehr.“ Hoffnungsvoll<br />

legt sich die Familie schlafen.<br />

Am nächsten Morgen dann das<br />

Hoher Schaden im<br />

Landkreis Döbeln<br />

cw Döbeln. In der Nacht vom 12.<br />

zum 13. August <strong>2002</strong> brach über den<br />

sächsischen Landkreis Döbeln die<br />

Flutkatastrophe herein; kurz vor Mitternacht,<br />

um 23.47 Uhr, wurde Katastrophenalarm<br />

ausgelöst. Nach stundenlangem<br />

sinflutartigen Regen hatte<br />

sich die Mulde, mit rund 124 Kilometern<br />

Länge einer der wichtigsten Elbe-<br />

Nebenflüsse, in einen reißenden<br />

Sturzbach verwandelt. „5,85 Meter“,<br />

so lautete der höchste noch meßbare<br />

Pegelstand in dieser Nacht. Dr. Manfred<br />

Graetz, Landrat im Kreis Döbeln,<br />

spricht auch Wochen nach der Katastrophe<br />

von einem„Jahrtausendhochwasser“:<br />

„Der Gesamtschaden<br />

im<br />

Landkreis beträgt<br />

rund 348 Millionen<br />

€. So wurdenbeispielsweise<br />

1500 Wohnungen,<br />

750 gewerblicheEin-<br />

Dr. Manfred Graetz<br />

Unfaßbare: Das Wasser war innerhalb<br />

des Hauses bis auf zwei Stufen an die<br />

erste Etage herangekommen. „Wir<br />

mußten uns auf das Dach retten und<br />

riefen über Handy Hilfe“, erzählt der<br />

Vater von drei Kindern: „Doch die Hilfe<br />

ließ auf sich warten.“ Irgendwann<br />

waren auch die Akkus vom Handy<br />

leer.<br />

„Wir saßen von morgens zehn Uhr<br />

bis abends halb elf auf unserem<br />

Schrägdach und haben darauf gewartet,<br />

daß uns ein Hubschrauber holen<br />

kommt. Um uns herum nur Wasser“,<br />

berichtet der gelernte Dreher: „Teilweise<br />

saßen auf den anderen Dächern die<br />

Nachbarn und warteten ebenfalls. Man<br />

konnte keine Schlauchboote einsetzen,<br />

da die Strömung der Mulde zu<br />

stark war.“ Als dann der erste Hubschrauber<br />

am Mittag kommt, ist die Fa-<br />

milie überglücklich; aber der dreht wieder<br />

ab, obwohl er schon ein Seil unten<br />

hatte. „Wir haben später erfahren, daß<br />

der Hubschrauber einen Rotorschaden<br />

hatte“, erklärt Gaber, der seit sieben<br />

Jahren bei <strong>Pierburg</strong> in Hartha beschäftigt<br />

ist: „Das Schlimmste war, daß meine<br />

zehnjährige Tochter Franziska völlig<br />

erschöpft und übermüdet war. Immer,<br />

wenn sie einen Hubschrauber gehört<br />

hat, hat sie gerufen: ‚Bitte, bitte,<br />

kommt zu uns!‘ Und ich konnte nichts<br />

anderes tun, als warten.“<br />

Auch Sylvia Kampfenkel empfindet<br />

die Hilflosigkeit im nachhinein als das<br />

schlimmste Erlebnis in dieser Zeit.<br />

„Wir haben lange gezittert, ob eine nahegelegene<br />

Staumauer der Kraft des<br />

Wassers standhalten würde. Neben<br />

dieser Angst gab es aber auch schöne<br />

Momente“, betont sie: „Wenn kleine<br />

Schulkinder kommen und fragen, ob<br />

richtungen und 25 Vereine beschädigt;<br />

hinzu kommen die vielfältigen<br />

Schäden an der Infrastruktur.“<br />

„Ohne das Engagement von Feuerwehr,<br />

Polizei, Bundeswehr, Technischem<br />

Hilfswerk und den vielen freiwilligen<br />

Helfern wären die Evakuierung<br />

der betroffenen Kommunen<br />

und alle anderen Rettungsmaßnahmen<br />

nicht so schnell vonstatten gegangen“,<br />

erinnert sich der 55jährige<br />

Landrat: „Wir wurden von der Flutwelle<br />

völlig überrascht. Ein Dutzend<br />

Schlauchboote war allein in der Nacht<br />

zum 13. August im Dauereinsatz, um<br />

betroffene Einwohner von Balkonen<br />

und Häuserdächern zu retten. Und<br />

auch nach dem Hochwasser gab es<br />

umgehend tatkräftige Unterstützung<br />

– von allen Seiten“, bekräftigt Graetz<br />

dankbar.<br />

Rückblickend gehört der Landkreis<br />

Döbeln zu den Gebieten Sachsens,<br />

die besonders stark von der Flut betroffen<br />

waren. Ein Drittel der Region<br />

wurde überflutet. In der Döbelner Innenstadt<br />

– in der Kreisstadt leben<br />

rund 23 500 Menschen – stand das<br />

Wasser bis zu drei Metern hoch. „Eine<br />

erschreckende Bilanz“, bestätigt der<br />

sie mithelfen können, das ist einfach<br />

überwältigend!“ Dankbar ist sie für die<br />

finanzielle Unterstützung von Seiten<br />

des Rheinmetall-Konzerns und der<br />

Kollegen. „Wir haben einen geschätzten<br />

materiellen Schaden von 10000<br />

€. Da wir im Erdgeschoß unseres Hauses<br />

nur Wirtschaftsräume und die<br />

Hobby-Werkstatt meines Mannes hatten,<br />

ist unser Wohnraum glücklicherweise<br />

nicht betroffen“, erklärt die in<br />

Coldiz geborene Kampfenkel: „Nach<br />

drei Tagen sind wir auch schon wieder<br />

nach Hause zurückgekehrt, obwohl wir<br />

anfangs keinen Strom hatten. Mit Hilfe<br />

der Rheinmetall-Spenden können wir<br />

einen großen Teil der verlorengegangenen<br />

Dinge ersetzen.“<br />

Gaber und seine Familie konnten<br />

nicht mehr in ihr altes Heim zurückkehren.<br />

Nachdem sie am Abend des<br />

13. August von einem Hubschrauber<br />

nach Wiesental gebracht worden waren,<br />

wohnten sie für zwei Wochen bei<br />

Verwandten. Heute haben sie eine<br />

neue Wohnung und wollen nie wieder<br />

in der Nähe des Wassers leben. „Der<br />

materielle Schaden liegt für uns bei etwa<br />

10500 €. Unsere drei Töchter hatten<br />

ihre Zimmer im Erdgeschoß und<br />

haben alles verloren. Der Schaden im<br />

Haus meiner Schwiegereltern, das nun<br />

für uns unbewohnbar<br />

ist,<br />

liegt noch wesentlich<br />

höher“, erläutert<br />

Gaber:<br />

„Wir sind sehr<br />

froh über die<br />

Rheinmetall-<br />

Spende und<br />

die der Kollegen.“Unterstützungerhielten<br />

sie<br />

auch vom<br />

Helios-Krankenhaus in Leisnig, die ihnen<br />

Möbel und Elektrogeräte spendeten.<br />

Selbst fremde Menschen wollten<br />

ihnen helfen. So schenkte ihnen eine<br />

Familie aus Senftenberg eine Anbauwand<br />

für das Wohnzimmer in der neuen<br />

Wohnung. „Sie kamen vorbei und<br />

haben den Schrank auch gleich aufgebaut“,<br />

freut sich der Familienvater:<br />

„Von einer Familie aus Köln, die auch<br />

drei Kinder hat, haben wir 100 € bekommen.<br />

Einfach so.“<br />

Für alle diese Hilfen wollen sich Lutz<br />

Gaber und Sylvia Kampfenkel auch auf<br />

diesem Wege bedanken. „Im Namen<br />

meiner Familie schicke ich ein ganz<br />

großes Dankeschön an alle, die uns so<br />

tatkräftig unterstützt haben und es immer<br />

noch tun. Ohne diese Hilfen hätten<br />

wir uns nicht so schnell ein neues<br />

Heim schaffen können. Danke!“<br />

Claudia Wessolly<br />

Mußten vor den Fluten fliehen: Sylvia Kampfenkel und Lutz Gaber (<strong>Pierburg</strong>-Werk Hartha).<br />

in Gorschmitz geborene Landrat:<br />

„Doch nach der Flut kam eine beeindruckende<br />

Welle der Hilfsbereitschaft.<br />

Menschen aus ganz Deutschland<br />

sind zu uns zum Aufräumen gekommen.“<br />

In einem enormen Kraftakt<br />

haben die Döbelner und tausende<br />

Helfer Tonnen von Geröll und<br />

Schlamm beseitigt. „Normalerweise<br />

haben wir in einem Jahr 10000 Tonnen<br />

Müll, die Flut brachte uns in zwei<br />

Tagen über 100000 Tonnen Sperrmüll<br />

und Schlamm.“ Heute sind die Aufräumarbeiten<br />

zum größten Teil abgeschlossen;<br />

man schaut optimistisch<br />

in die Zukunft.<br />

„An erster Stelle wollen wir allen<br />

freiwilligen Helfern aus der Region<br />

und vor allem denen, die von weiter<br />

hergekommen sind, danken. Auch allen,<br />

die den Betroffenen mit Sachund<br />

Geldspenden helfen (z.B. der<br />

Rheinmetall-Konzern), gilt unser<br />

Dank“, betont Landrat Graetz: „In den<br />

kommenden Jahren werden wir das<br />

wieder aufbauen, was uns die Flut genommen<br />

hat. Dabei werden Döbeln<br />

und alle anderen Städte und Gemeinden<br />

entlang der Mulde nie vergessen,<br />

was hier zur Zeit an Solidarität geleistet<br />

wird.“<br />

Große Hilfsbereitschaft: Einen Scheck in Höhe von 35000 € überreichten Preh-<br />

Geschäftsführer Dr. Ernst-Rudolf Bauer (M.) und Betriebsratsvorsitzender Egon<br />

Friedel (l.) dem Kurdirektor von Bad Neustadt, Bernhard Mosandl (r.), kürzlich<br />

im Rahmen eines Benefizkonzertes für die Opfer der Hochwasserkatastrophe.<br />

Preh-Scheck mit<br />

höchster Spende<br />

cw Bad Neustadt. Unter dem Motto<br />

„Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld<br />

helfen“ fand Ende August diesen<br />

Jahres in Bad Neustadt an der Saale<br />

ein Benefizkonzert für die Opfer der<br />

Hochwasserkatastrophe statt. Der<br />

größte Scheck des Abends kam von<br />

der Preh-Werke GmbH & Co KG: Insgesamt<br />

35 000 € spendeten Mitarbeiter<br />

und Geschäftsführung für den<br />

guten Zweck.<br />

Über 5000 Besucher waren trotz<br />

regnerischen Wetters zum Marktplatz<br />

von Bad Neustadt gekommen, um<br />

die kurzfristig ins Leben gerufene<br />

Hilfsaktion für die Hochwasseropfer<br />

entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse<br />

zu unterstützen. Lokale Bands wie<br />

Starteten Anfang September beim sonntäglichen Benefizlauf für einen guten<br />

Zweck und zeigten so Solidarität mit den Flutopfern in Nettetals sächsischer<br />

Partnerstadt Rochlitz: das <strong>Pierburg</strong>-Team mit Werkleiter Axel Köhler (vordere<br />

Reihe – 4.v.l.) und Mitorganisator Thomas Peters (hintere Reihe – 6.v.l.).<br />

<strong>Pierburg</strong>-Team<br />

lief für Rochlitz<br />

Rund 16000 € für die Hochwasseropfer<br />

in der mittelsächsischen<br />

Partnerstadt Rochlitz –<br />

das war die stolze Bilanz eines kurzfristig<br />

organisierten Benefizlaufes,<br />

an dem am 1. September diesen Jahres<br />

auch mehr als 40 Mitarbeiter des<br />

<strong>Pierburg</strong>-Werkes in Nettetal teilnahmen.<br />

Allein 2000 Spenden-Euro gingen<br />

dabei auf das Konto des „Automotive“-Standortes<br />

nahe der niederländischen<br />

Grenze, der die vom Lobbericher<br />

Werbering und vom örtlichen<br />

Verkehrs- und Verschönerungsverein<br />

gemeinsam organisierte Veranstaltung<br />

tat- bzw. laufkräftig unterstützte.<br />

„Wir wollten ein spontanes Zeichen<br />

der Hilfsbereitschaft setzen“, erläutert<br />

<strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter Thomas Peters<br />

(35), einer der drei Initiatoren<br />

der Benefiz-Aktion und im „Nebenberuf“<br />

Vorsitzender der derzeit 64<br />

Mitglieder zählenden Betriebssportgruppe:<br />

„Als ich unserem Werkleiter<br />

die „Rhöner Dreschflegel“, „Nimm 2“<br />

und „Don Vito“ spielten ohne Gage;<br />

Bühne, Licht und Ton wurden ebenfalls<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt,<br />

und obendrein spendeten die Gastronomen<br />

ihren kompletten Gewinn.<br />

„Bei Preh hatte jeder Lohn- und<br />

Gehaltsempfänger auf eine Stunde<br />

Entgelt verzichtet. Leitende und<br />

außertarifliche Angestellte spendeten<br />

einen freiwilligen Betrag“, erläutert<br />

Geschäftsführer Dr. Ernst-Rudolf<br />

Bauer die Aktion „Preh’ler helfen<br />

Flutopfern“: „Die Firmenleitung hat<br />

den Betrag dann nochmals um<br />

10 000 € aufgestockt. So kam die<br />

stolze Summe von 35 000 € zusammen.“<br />

Das gesammelte Geld – insgesamt<br />

brachte die Veranstaltung<br />

über 120 000 € ein – wurde dem<br />

Bayerischen Roten Kreuz zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Foto: Danetzki + Weidner<br />

Axel Köhler die Idee skizzierte, kam<br />

sofort sein ‚Ok – machen wir!‘.“ Ein<br />

vom Betriebsrat mitgetragener Aufruf<br />

zur Teilnahme tat ein Übriges. Immerhin:<br />

Rund ein Sechstel des gut<br />

250 Läufer starken Teilnehmerfeldes<br />

stammte aus den Reihen der Nettetaler<br />

<strong>Pierburg</strong>-Belegschaft, die den<br />

internationalen Automobilmarkt u. a.<br />

mit hochmodernen Saugrohrsystemen<br />

beliefert.<br />

Peters wie Köhler waren sich nach<br />

der Veranstaltung denn auch unisono<br />

einig: „Das ist prima gelaufen –<br />

ein voller Erfolg.“ Wobei der 54jährige<br />

Standortchef, der die durch Startgelder<br />

und Spendenlose zusammengekommenen<br />

500 Euro um weitere<br />

1500 € aus der Firmenkasse aufstockte,<br />

neben dem unmittelbaren<br />

Spendeneffekt auch die Langzeitwirkung<br />

des läuferischen Engagements<br />

positiv bewertet: „Wir haben, und<br />

zwar gemeinsam, Solidarität mit den<br />

betroffenen Flutopfern in Sachsen<br />

gezeigt. Diese Gemeinsamkeit im<br />

Handeln bewirkt ganz sicher auch<br />

einen Motivationsschub in unserer<br />

Firma.“ rds


Seite 8 Zeitgeschehen<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

RLS-Kundendienst: Schneller Einsatz in Dresden<br />

Hochwasser-„Füchse“<br />

wieder „flott gemacht“<br />

Schnelle und kompetente Hilfe für die Einsatzkräfte beim Jahrhundert-Hochwasser<br />

der Elbe: Zum ersten Mal haben jetzt Kundendienst-Teams<br />

der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) ihr<br />

System-Know-how im unmittelbaren Rahmen von Katastrophenschutzmaßnahmen<br />

auf deutschem Boden unter Beweis gestellt.<br />

Bei einem Hilfsprojekt unterstützten drei RLS-Serviceexperten die<br />

im Großraum Dresden eingesetzten Bundeswehreinheiten vor Ort bei der<br />

Instandsetzung zweier „Fuchs“-Transportpanzer, deren Antriebstechnik<br />

durch die Wasser- und Schlammassen in Mitleidenschaft gezogen worden<br />

war; beide Fahrzeuge wurden unmittelbar nach der Reparatur erneut<br />

eingesetzt, und zwar im thüringischen Schneeberg bei der Beseitigung<br />

der Hochwasserschäden am Elbe-Nebenfluß Mulde. Im zweiten Fall wurde<br />

– quasi als Präventivmaßnahme – ein „Dachs“-Pionierpanzer der<br />

Panzerpionierkompanie 370 in Doberlug/Kirchhain (Fürstenwalde) im<br />

Zuge einer Vollinspektion von einem zweiköpfigen RLS-Kundendienst-<br />

Team für seinen späteren Einsatz an der Hochwasserfront „fit gemacht“.<br />

Dresden/Unterlüß/Kassel. Als Einsatzleiter<br />

Thomas Schlicht vom RLS-<br />

Kundendienst am 19. August <strong>2002</strong> gegen<br />

15 Uhr vom Logistikregiment 13 in<br />

Weißenfels die Anfrage „Dringender<br />

Einsatz: Könnt Ihr uns sofort helfen?“<br />

erhielt, war dem ehemaligen, in Munster<br />

stationierten Oberfeldwebel die<br />

Brisanz der Aufgabe klar: „Natürlich<br />

können wir, das ist schließlich unser<br />

Job! Doch diesmal mußte alles noch<br />

einen Dreh schneller gehen.“<br />

„Alles“ – damit umschreibt der gebürtige<br />

Celler die vom Kunden skizzierte<br />

Aufgabe, zwei im Hochwasser-Einsatz<br />

von der Panzer-Pionierkompanie 390 in<br />

Bad Salzungen genutzte und beschädigte<br />

Transportpanzer<br />

vom Typ „Fuchs“<br />

schnellstens wieder in<br />

Gang zu setzen. Bei<br />

beiden Systemen, die<br />

zum Fahrzeugpark der<br />

Offizierschule des<br />

Heeres in Dresden<br />

gehören, war die Antriebstechnik<br />

aufgrund<br />

der permanenten Beanspruchung<br />

durch<br />

Schlamm und Wasser zum Teil nachhaltig<br />

beschädigt worden.<br />

Thomas Schlicht – als stellvertretender<br />

Gemeindebrandmeister der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Unterlüß und Zugführer<br />

bei der Rheinmetall-Werkfeuerwehr<br />

mit der Thematik „Hilfe in Notsituation“<br />

bestens vertraut – erläutert die Aufgabenstellung:<br />

„Bei einem der Transportpanzer<br />

sollten wir den verschlissenen<br />

Achsantrieb und die ebenfalls beschädigten<br />

Antriebsgelenke an Mittel- und<br />

Vorderachse erneuern, beim zweiten<br />

‚Fuchs‘-Fahrzeug mußte der ausgeschlagene<br />

und undichte Achsantrieb<br />

der Mittelachse komplett ausgetauscht<br />

werden.“ Und dies so schnell wie möglich,<br />

da beide Transportpanzer von der<br />

Die bewährte Kooperation im Rahmen<br />

der Ausbildungsdurchgänge hatte<br />

während der Hochwasserkatastrophe<br />

ihre bitterernste Bewährungsprobe.<br />

Es kam darauf an, im richtigen Einsatz<br />

zu beweisen, daß die Zusammenarbeit<br />

zwischen Bundeswehr und ziviler<br />

Betreiberfirma auch unter diesen<br />

dramatischen Umständen funktioniert.<br />

Soldaten sowie zivile Mitarbeiter<br />

der Bundeswehr und Industrie rückten<br />

bereits kurz nach dem Auslösen<br />

der Stufe drei des Katastrophenalarms<br />

am 15. August <strong>2002</strong> aus.<br />

Ihre Aufgabe bestand darin, eine<br />

Deichlücke bei Sandkrug (nahe Magdeburg)<br />

von rund 1200 Metern Länge<br />

zu schließen. Dazu mußte eine 50 Me-<br />

Bundeswehr in Sachsen dringend<br />

benötigt wurden. Ihre Aufgabe: flexible<br />

– also schwimmfähige – Begleitung der<br />

Hochwasserfront im Rahmen der<br />

Deichüberwachung.<br />

Was dann unter dem Stichwort Logistik<br />

folgte, gehört für den Unterlüßer<br />

RLS-Einsatzleiter und seine beiden Kollegen<br />

Hans-Peter Beume und Frank Heieck<br />

von der Materialversorgung am<br />

RLS-Standort Kassel zwar zur täglichen<br />

Routine, war aber – angesichts des<br />

äußerst engen Zeitfensters – gleichwohl<br />

eine Herausforderung. Oberbrandmeister<br />

Schlicht, der auch beim<br />

ICE-Unglück in Eschede (101 Fahrgäste<br />

fanden am 3. Juni 1998 den Tod, als der<br />

Halfen in Dresden: M. Langmaack, U. Döring, J. Vonhof<br />

ICE 884 „Wilhelm-Conrad-Röntgen“<br />

entgleiste) zum Rettungsteam gehörte:<br />

„Zunächst wurden der Ersatzteilbedarf<br />

und die Bereitstellung mit unseren Ansprechpartnern<br />

in der Offizierschule<br />

des Heeres abgestimmt. Danach machten<br />

sich drei Außendienstmitarbeiter<br />

des RLS-Kundendienstes auf den Weg<br />

in die sächsische Landeshauptstadt.“<br />

Zwei der drei Servicemonteure, die<br />

direkt von ihren aktuellen Baustellen<br />

in Augustdorf, Lüneburg und beim Gefechtsübungszentrum<br />

(GÜZ) in der Altmark<br />

(Region Magdeburg) abgezogen<br />

wurden, nahmen beim „Umweg“ über<br />

Kassel gleich die dringend benötigten<br />

Ersatzteile mit. Am Vormittag des 21.<br />

August <strong>2002</strong> konnten die Montage-<br />

ter breite Schneise mit zwei Bergepanzern<br />

vom Typ „1 Standard “ – besetzt<br />

mit zivilem Personal der Industriewerke<br />

Saar (IWS/Freisen) – durch<br />

den Wald geschlagen, ein Wall aus<br />

Sand errichtet und dieser mittels Planen<br />

und Sandsäcken befestigt werden.<br />

Nach nur zwei Tagen war der<br />

Damm fertig.<br />

Parallel dazu waren Soldaten des Gefechtsübungszentrums<br />

Heer verantwortlich<br />

für die Sandsackbefüllung an<br />

der Bördelandhalle in Magdeburg. Der<br />

Transport dieser lebensrettenden<br />

Fracht wurde durch Bundeswehr-Lastkraftwagen<br />

sowie Fahrzeuge des industriellen<br />

Betreibers, der Bremer Stute<br />

Verkehrs GmbH, durchgeführt.<br />

Beim Jahrhundert-Hochwasser von Elbe und Mulde vielerorts im Einsatz: „Fuchs“-Transportpanzer der Bundeswehr.<br />

spezialisten Uwe Döring, Michael<br />

Langmaack und Jörg Vonhof mit ihrer<br />

Arbeit auf dem Gelände der Heeresoffizierschule<br />

im Dresdner Stadtteil<br />

Neustadt beginnen.<br />

Für den 40jährigen Langmaack, der<br />

die beiden „Füchse“ zusammen mit<br />

seinen Kollegen innerhalb kürzester<br />

Zeit wieder flott machen konnte, war<br />

der Einsatz beim Elbe-Hochwasser in<br />

vielerlei Hinsicht „kein Auftrag, wie wir<br />

ihn üblicherweise erhalten“: „Es ging<br />

praktisch ‚Knall auf Fall‘, wir sollten und<br />

wollten schließlich schnellstmöglich<br />

helfen. So lief die Ersatzteildisposition<br />

per Ferndiagnose, da die Ersatzteile in<br />

diesem Fall nicht von der Bundeswehr<br />

Thomas Schlicht Herbert Dohrn<br />

gestellt wurden, sondern aus unseren<br />

Beständen in Kassel stammten. Parallel<br />

dazu die Recherche nach ggf. verfügbaren<br />

‚Fuchs‘-Montagespezialisten und<br />

deren praktisch sofort notwendige Freigabe<br />

durch die technischen Offiziere an<br />

den jeweiligen Einsatzorten; da wurde<br />

richtig Überzeugungsarbeit geleistet.“<br />

Wie gesagt: Mittwoch vormittag nahmen<br />

die drei RLS-Spezialisten ihre Arbeit<br />

vor Ort auf; knapp anderthalb Tage<br />

später waren die beiden „Füchse“ wieder<br />

einsatzbereit.<br />

In der knapp bemessenen Freizeit<br />

konnte sich Michael Langmaack zusammen<br />

mit seinen beiden Kollegen<br />

Uwe Döring und Jörg Vonhof natürlich<br />

einen – wenn auch nur kleinen – Ein-<br />

GÜZ-Betreiber leisteten schnelle Hilfe<br />

dp Letzlinger Heide/Magdeburg. Das Gefechtsübungszentrum<br />

Heer (GÜZ) in der Letzlinger Heide ist weltweit die<br />

größte und modernste Ausbildungs- und Trainingseinrichtung<br />

ihrer Art. Nördlich von Magdeburg gelegen, haben dort<br />

schon viele Soldaten ihr Handwerk geübt. Seit Anfang 2001<br />

wird das GÜZ der Bundeswehr – wie berichtet – von der<br />

STN-Atlas-Elektronik-Tochtergesellschaft GÜZ SystemManagement<br />

GmbH (GSMG) und ihren zivilen Unterauftragnehmern<br />

(u.a. STN Atlas Elektronik, EADS/Dornier, IABG,<br />

Fotos: (3): privat<br />

Industriewerke Saar und Stute) betrieben. Damit können<br />

sich die Soldaten auf ihre militärischen Kernaufgaben konzentrieren.<br />

Das Elbe-Hochwasser machte jetzt aus dem<br />

Übungsbetrieb eine handfeste Bewährungsprobe für die<br />

Zusammenarbeit zwischen Militärs und ziviler Betreiberfirma.<br />

Nachfolgend der „<strong>Profil</strong>“-Beitrag von GSMG-Mitarbeiter<br />

Jens-Peter Trost (verantwortlich für Vertrieb und IT) über den<br />

dreistufigen Einsatz an der Hochwasserfront rund um die<br />

sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt.<br />

Die dritte Aufgabe bestand in der Erhöhung<br />

eines Deiches mitten in Magdeburg<br />

von der Bördelandhalle südlich<br />

an der Alten Elbe entlang bis zum<br />

dreieinhalb Kilometer entfernten Prester.<br />

Auch diese Aufgabe wurde<br />

prompt und zuverlässig erledigt.<br />

Koordiniert wurden die Einsätze<br />

durch Funkfahrzeuge, die als Relaisstationen<br />

konfiguriert waren, während<br />

die Funkgeräte durch die zivilen Fahrer<br />

bedient wurden. Die Soldaten im Einsatz<br />

konnten sich jederzeit auf die logistische<br />

Unterstützung der zivilen Mitarbeiter<br />

der Bundeswehr und durch<br />

das industrielle Personal der GSMG<br />

verlassen. Auch die Firmen IWS und<br />

Stute leisteten Hilfe.<br />

Fotos: (2): Katja Kletzke<br />

druck von dem Ausmaß der Schäden<br />

machen, die das Jahrhunderthochwasser<br />

in der sächsischen Elb-Metropole<br />

verursacht hat: „In den zwölf Jahren Firmenzugehörigkeit<br />

habe ich derartiges<br />

noch nicht erlebt. Es ist schwer vorstellbar,<br />

welche Zerstörungen durch die<br />

Kraft des Wassers entstehen können –<br />

es sei denn, man erlebt bzw. sieht so<br />

etwas mit eigenen Augen. Wobei mir<br />

besonders die gedrückte Stimmung in<br />

der Bevölkerung auffiel: Wir hatten mitunter<br />

sogar das Gefühl, nicht erwünscht<br />

zu sein.“ Erst als die drei „Fuchs“-Spezialisten<br />

den Grund ihrer Anwesenheit<br />

im Katastrophengebiet erläuterten,<br />

hellten sich die Mienen ihrer einheimischen<br />

Gesprächspartner etwas auf:<br />

„Man hielt uns zunächst wohl für<br />

schaulustige Hochwasser-Touristen.“<br />

Ganz anders die Reaktion der Truppe.<br />

Langmaack: „Die Soldaten der<br />

Bundeswehr waren von unserer Arbeit<br />

sehr angetan, vor allem von der<br />

prompten Reaktion aus Unterlüß und<br />

Kassel.“ Eine Einschätzung, die<br />

Hauptfeldwebel Rainer Erdmenger, als<br />

Schirrmeister der Dresdner Offizierschule<br />

verantwortlich für den technischen<br />

Einsatz des Fahrzeugparks, bestätigt:<br />

„Die Mitarbeiter der RLS haben<br />

einen wirklich guten Job geleistet. Von<br />

der Anforderung bis zur eigentlichen<br />

Reparatur lief alles sehr, sehr zügig ab.<br />

Die Aufgabe ist außerordentlich kompetent<br />

abgewickelt worden.“<br />

Ein Kompliment, über das sich natürlich<br />

auch RLS-Kundendienstleiter Herbert<br />

Dohrn freut – bestätigt das Lob<br />

aus berufenem Soldatenmunde doch<br />

die Philosophie seines derzeit 111 Mitarbeiter<br />

starken Teams, das sich um<br />

die Instandsetzung bzw. -haltung der<br />

gepanzerten Rad- und Kettenfahrzeuge<br />

des deutschen Heeres sowie verschiedener<br />

„Nato“-Partner kümmert: „Die<br />

Zufriedenheit des Kunden hat bei uns<br />

Die enge Kooperation zwischen dem GÜZ und der zivilen Betreiberfirma GSMG<br />

hat sich auch beim Kampf gegen das Jahrhunderthochwasser der Elbe bewährt.<br />

So wurde beispielsweise in nur zwei Tagen eine Deichlücke bei Sandkrug (nahe<br />

Magdeburg) von etwa 1200 Metern Länge geschlossen; beim Schlagen einer<br />

rund 50 Meter breiten Schneise wurden auch zwei Bergepanzer vom Typ<br />

„1 Standard“ – besetzt mit zivilem Personal der Industriewerke Saar – eingesetzt.<br />

Das Management des Gefechtsübungszentrums<br />

Heer durch eine zivile<br />

Betreibergesellschaft ist eines<br />

der vom Verteidigungsministerium<br />

betriebenen bzw. angeschobenen<br />

Projekte zivil-militärischer Zusammenarbeit<br />

und trägt den schlichten<br />

oberste Priorität. Das wiederum erreicht<br />

man unter anderem durch hervorragend<br />

qualifizierte und motivierte<br />

Mitarbeiter, die darüber hinaus – ob<br />

nun vor Ort oder in der Einsatzleitung –<br />

äußerst flexibel handeln müssen. Und<br />

genau das kam bei unserem ersten<br />

Hochwasser-Einsatz zum Tragen: Qualifikation,<br />

Motivation und Flexibilität.“<br />

Der 56jährige Diplom-Ingenieur ist<br />

denn auch überzeugt, daß der Einsatz<br />

in Dresden das bestehende gute Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Bundeswehr<br />

(als Kunde) und RLS-Service (als<br />

Dienstleister) weiter festigen wird.<br />

Dohrn: „So etwas trägt natürlich in hohem<br />

Maße auch zum positiven Image<br />

unserer Firma bei.“ Ein Umstand, der<br />

sich im (späteren) Servicefall wiederum<br />

„auszahlt“ – in Umsatz und Ertrag.<br />

★<br />

Auch bei einem weiteren Einsatz im<br />

Zusammenhang mit dem Elbe-Hochwasser<br />

leistete der RLS-Kundendienst,<br />

von dessen 111 Mitarbeitern rund 95<br />

ständig im Außendienst tätig sind,<br />

rasch und sachkompetent Hilfe. Zwischen<br />

dem 26. August und dem 6. September<br />

<strong>2002</strong> führten die beiden RLS-<br />

Servicemonteure Volker Nicolai und<br />

Jens Deter an einem „Dachs“-Pionierpanzer<br />

der in Doberlug nahe Fürstenwalde<br />

stationierten Panzerpionierkompanie<br />

370 sogenannte Fristenarbeiten<br />

(Kategorie F4) durch. Im Zuge dieser<br />

alle vier Jahre vorgesehenen Vollinspektion<br />

wurde das Fahrzeug fit gemacht<br />

für seinen späteren Einsatz in den vom<br />

Elbe- und Mulde-Hochwasser am<br />

schlimmsten betroffenen Regionen in<br />

Sachsen/Sachsen-Anhalt. RLS-Einsatzleiter<br />

Thomas Schlicht: „In diesem Fall<br />

handelte es sich um eine reine Präventivmaßnahme:<br />

Unser Kunde wollte sichergehen,<br />

daß der ‚Dachs‘ bestens auf<br />

seine Aufgaben vorbereitet wird.“ Was<br />

er dann auch war . . . Rolf D. Schneider<br />

Namen Pilotprojekt 9.6. Der Hochwassereinsatz<br />

im Großraum Magdeburg<br />

hat einmal mehr unter Beweis<br />

gestellt, daß die Kooperation zwischen<br />

Industrie und Bundeswehr<br />

auch für die Zukunft des GÜZ der<br />

richtige Weg ist.<br />

Foto: GSMG


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 9<br />

Aditron: Kompetenz bei „Automotive Electronics“<br />

„Maßschneider“ für<br />

automobile Technik<br />

Für die Fahrer moderner Automobile<br />

sind sie zuverlässige,<br />

nützliche Reisebegleiter: Systeme<br />

und Komponenten der<br />

Aditron-Gruppe, die aus dem<br />

Fahrzeug eine Art mobile Kommunikationszentrale<br />

mit einem Höchstmaß<br />

an Sicherheit und Bedienkomfort machen.<br />

Der relativ junge Name Aditron<br />

steht dabei für die Verbindung von Innovation<br />

und Tradition in der Automobilzulieferung.<br />

Als Führungsholding<br />

des 1997 gegründeten Rheinmetall-<br />

Unternehmensbereiches „Electronics“<br />

verfügt Aditron mit den Tochtergesellschaften<br />

Hirschmann Electronics und<br />

Preh über zwei starke Markennamen,<br />

die bereits seit Jahrzehnten für innovative<br />

„Automotive“-Kompetenz stehen.<br />

Innerhalb der Aditron-Gruppe ist die<br />

Automobilelektronik mit einem Anteil<br />

von rund 40 Prozent am Gesamtumsatz<br />

(2001: 770 Mio €) der mit Abstand<br />

größte Bereich und zugleich ein<br />

Wachstumsmotor mit hoher strategischer<br />

Priorität.<br />

Mit einer durchgreifenden Optimierung<br />

des Beteiligungs-Portfolios wurde<br />

in den vergangenen zweieinhalb<br />

Jahren die Voraussetzung für eine Konzentration<br />

auf die jeweiligen Kernkompetenzen<br />

der Unternehmen geschaffen.<br />

Im Bereich Automobilelektronik<br />

von Aditron setzen wir dabei ganz bewußt<br />

auf die gewachsenen Stärken<br />

von Hirschmann Electronics und Preh,<br />

ohne „künstlich“ organisatorische<br />

oder technische Gemeinsamkeiten erzeugen<br />

zu wollen. Gleichwohl ist der<br />

Unternehmensverbund deutlich stärker<br />

als die Summe seiner Einzelteile:<br />

Wir kombinieren die Vorteile flexibler<br />

mittelständischer Strukturen mit der<br />

Finanzkraft größerer Konzerngruppierungen<br />

und forcieren gemeinsam die<br />

Internationalisierung des Geschäftes.<br />

Die Aditron-Unternehmen nehmen<br />

in ihren spezifischen Märkten führende<br />

Positionen ein und erzielen einen<br />

Exportanteil von rund 60 Prozent. Im<br />

Bereich der Automobilzulieferung sind<br />

Hirschmann und Preh jedoch eindeutig<br />

auf die europäische Fahrzeugindustrie<br />

ausgerichtet und hier wiederum<br />

auf die deutschen Premium-Hersteller<br />

DaimlerChrysler, BMW und VW/Audi.<br />

Synergien zwischen den Aditron-Unternehmen<br />

werden dort genutzt, wo<br />

sie sich natürlich ergeben, so zum Beispiel<br />

im Einkauf und im Vertrieb. Innerhalb<br />

der Unternehmen profitiert man<br />

zudem von der Tatsache, daß die<br />

„Automotive“-Aktivitäten zu großen<br />

Teilen auf denselben Kernkompetenzen<br />

basieren wie die industriellen Arbeitsgebiete.<br />

Hirschmann Electronics steht dabei<br />

für Know-how und Innovationskraft<br />

auf den Gebieten Hochfrequenz- und<br />

Kommunikationstechnik, Mechatronik<br />

und Kontakttechnik. Auf eine griffige<br />

Formel gebracht, könnte man Hirschmann<br />

im Bereich der Automobilelektronik<br />

auch als die „Antennen- und<br />

Steckverbinder-Company“ bezeichnen.<br />

Im Produktbereich „Mobile Kommunikationstechnik“<br />

konzentriert sich<br />

die Hard- und Software-Entwicklung<br />

inzwischen auf integrierte Antennensysteme,<br />

die vor allem von europäischen<br />

Automobilherstellern – von der<br />

Mittelklasse an aufwärts – eingesetzt<br />

werden. Derzeit sind weltweit rund<br />

zehn Prozent aller Fahrzeuge mit integrierten<br />

Antennensystemen ausgerüstet.<br />

Dieser Markt wird in den kommenden<br />

Jahren aufgrund der steigenden<br />

Anforderungen an die mobile<br />

Kommunikation im Auto stark anwachsen.<br />

Neben der eigentlichen Hochfrequenz-Schaltungsentwicklung<br />

stellen<br />

solche Antennensysteme für Dienste<br />

wie Hörfunk, TV, Mobiltelefon und Notruf<br />

sowie Navigations- und Telema-<br />

tikdienste auch sehr hohe Anforderun-<br />

gen an die mechanische Konstruktion<br />

zur Unterbringung der Systeme innerhalb<br />

des Fahrzeuges. Neben den üblichen<br />

Orten für die Plazierung von inte-<br />

Copyright: Fiat Automobil <strong>AG</strong><br />

Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />

grierten Antennen – beispielsweise<br />

die Heckscheibe oder der hintere<br />

Stoßfänger – hat Hirschmann weitere,<br />

zum Teil patentierte Lösungen für integrierte<br />

Antennen bis zur Serienreife<br />

vorangetrieben.<br />

Kurze Modellzyklen, ein wachsendes<br />

Erstausstattungsniveau und eine durch<br />

die Nutzung neuer Dienste stetig steigende<br />

Anzahl von Antennen im Auto<br />

haben die direkte Zusammenarbeit<br />

zwischen Hirschmann und den Automobilherstellern<br />

weiter intensiviert.<br />

Großaufträge von Audi, BMW, Daimler-<br />

Chrysler, General Motors, P.S.A. (Peugeot/Citroën)<br />

und VW zeigen, daß Hirschmann<br />

Electronics als innovativer Entwicklungspartner<br />

bei integrierten Sende-<br />

und Empfangssystemen eine ebenso<br />

führende Position einnimmt wie bereits<br />

bei der Entwicklung der elektronischen<br />

Multifunktions-Dachantennen<br />

und der traditionellen Stabantenne.<br />

Der Hirschmann-Produktbereich<br />

„Steckverbindertechnik Automotive“,<br />

der im österreichischen Rankweil angesiedelt<br />

ist, hat sich auf maßgeschneiderte<br />

Lösungen für die Verkabelung<br />

von Motor-, Fahrwerks- und Karosserieanwendungen<br />

wie zum Beispiel<br />

Zündeinheiten für „intelligente“<br />

Gurtstraffersysteme spezialisiert. Ein<br />

wichtiges Referenzprojekt aus diesem<br />

Bereich ist der Großauftrag für die<br />

neue E-Klasse von Mercedes-Benz<br />

(„Das <strong>Profil</strong>“ 3/<strong>2002</strong>), in der Hirschmann<br />

Austria sowohl mit Steckverbindern<br />

als auch mit Leitungssätzen vertreten<br />

ist. Die Leitungssätze für die<br />

Achsverkabelung werden insbesondere<br />

im Bereich der Fahrzeugsicherheit<br />

eingesetzt, etwa bei der Anzeige des<br />

Verschleißes der Bremsbeläge, der<br />

Kontrolle des Reifendrucks und für die<br />

ABS-Sensorik. Darüber hinaus unterstützen<br />

Hirschmann-Leitungssätze<br />

auch Komfortfunktionen wie zum Beispiel<br />

die elektronische Einparkhilfe.<br />

Die Steckverbinder mit innovativer Folienkontaktierung<br />

zeichnen sich durch<br />

kompakte und wasserdichte Bauweise<br />

aus und kommen u.a. bei elektrisch<br />

verstellbaren Außenspiegeln<br />

zum Einsatz. Hirschmann entwickelte<br />

hierzu ein neuartiges, patentiertes<br />

Kunststoffspritzverfahren.<br />

Ein Motiv, das regelrecht ins Auge sticht: Mit dieser Anzeige – sie zeigt im Ausschnitt<br />

die Mittelkonsole mit dem von Preh konzipierten Bediensystem für das Infotainmentcenter<br />

– bewirbt Fiat derzeit das neue Lancia-Oberklassemodell „Thesis“.<br />

Insgesamt hat sich Hirschmann Electronics<br />

frühzeitig auf den in der Automobilindustrie<br />

feststellbaren technologischen<br />

Wandel – weg von den rein elektromechanischen<br />

hin zu den mechatronischen<br />

Komponenten – eingestellt.<br />

Dieser Trend wurde auch vom Schwe-<br />

Mit den Tochtergesellschaften Hirschmann Electronics und Preh verfügt der<br />

Rheinmetall-Unternehmensbereich Aditron über zwei starke Markennamen, die<br />

bereits seit Jahrzehnten für innovative „Automotive“-Kompetenz stehen.<br />

Fährt mit hochwertigen Produkten von Hirschmann Electronics und Preh: die neue E-Klasse von Mercedes-Benz.<br />

sterunternehmen Preh vorhergesehen<br />

und rechtzeitig für die Positionierung in<br />

seinen Geschäftsfeldern der Automobilund<br />

Industrieelektronik genutzt. Heute<br />

sind die Entwicklungsaktivitäten und<br />

Schlüsseltechnologien von Preh<br />

schwerpunktmäßig auf innovative Mechatronik-Lösungen<br />

für renommierte<br />

OEM-Partner (OEM: „Original Equipment<br />

Manufacturers“ = Erstausrüster)<br />

ausgerichtet. Hohe Kompetenz in Elektronik,<br />

Software, Haptik (frei: Tastgefühl),<br />

Feinmechanik sowie in Kunststoffund<br />

Oberflächentechnik bildet dabei<br />

die Basis für funktional und ergonomisch<br />

erstklassige Bediensysteme mit<br />

einem besonderen „Look-and-Feel“.<br />

Preh genießt den Ruf als anerkannte<br />

„Bediensystem-Company“ und hat<br />

sich bei den namhaften Automobilherstellern<br />

in Europa zu einem der Hauptlieferanten<br />

für Heizungs- und Klimabedienteile<br />

sowie Anzeigeeinheiten für<br />

Fahrerassistenzsysteme entwickelt. In<br />

jüngster Zeit gehören zu den wesentlichen<br />

Innovationen von Preh neuartige,<br />

eigenentwickelte Sensoren, die auf eine<br />

weitere Verbesserung des Innenraumklimas<br />

abzielen und somit Komfort<br />

und Wohlgefühl im Fahrzeug deutlich<br />

erhöhen. Den Schwerpunkt bilden<br />

berührungslose Systeme, zum Beispiel<br />

ein neuer Beschlagsensor auf kapazitiver<br />

Basis, der den Beschlag direkt an<br />

der Scheibe mißt. Dieser Meßwert wird<br />

ständig in Regelalgorithmen der Klimaanlage<br />

verarbeitet, so daß aufkommender,<br />

noch unsichtbarer Beschlag<br />

durch entsprechende automatische<br />

Gegensteuerung bereits im Keim „erstickt“<br />

werden kann.<br />

Die starke Marktstellung von Preh im<br />

Automobil-Premium-Segment wird zum<br />

Beispiel durch den Auftrag für das vollautomatische<br />

Klimabediensystem des<br />

Fahrgastraumes der neuen BMW-7er-<br />

Reihe („Das <strong>Profil</strong>“ 4/2001) sowie durch<br />

die Realisierung der Bedienoberfläche<br />

für das Infotainmentcenter des neuen<br />

Lancia-Oberklassemodels „Thesis“<br />

(„Das <strong>Profil</strong>“ 4/<strong>2002</strong>) unterstrichen. Darüber<br />

hinaus ist Preh mit einem besonders<br />

hochwertigen Bediensystem im<br />

„Maybach“ vertreten. Neben den Fahrerbediensystemen<br />

bietet Preh ferner potentiometrische<br />

Sensoren an, zum Beispiel<br />

für Drosselklappen und Fahrpedale<br />

sowie zur Messung des Bremsver-<br />

schleißes und für Schiebedächer. Durch<br />

seine langjährige Erfahrung auf diesem<br />

Gebiet verfügt das Unternehmen heute<br />

über qualitativ hochwertige, preisgünstige<br />

Systemkomponenten insbesondere<br />

für redundante Systeme.<br />

Wir sind stolz darauf, daß wir uns mit<br />

den Preh-Produkten in einer „First<br />

Tier“-Position befinden und bereits in<br />

der Frühphase der Entwicklung den direkten<br />

Zugang zum OEM-Marktsegment<br />

haben. Dies gilt übrigens auch für<br />

Hirschmann und ist bei Unternehmen<br />

unserer Größe keine Selbstverständlichkeit.<br />

Aufgrund der rasanten technologischenEntwicklung<br />

in der<br />

Automobilindustrie<br />

ist die enge<br />

Einbindung durch<br />

die jeweiligen<br />

OEM-Marktpartner<br />

jedoch wichtiger<br />

denn je.<br />

Darüber hinaus<br />

Dr. Michael Roesnick<br />

haben unsere<br />

Auftraggeber den<br />

Vorteil, daß wir zum Beispiel bei Preh<br />

alle entscheidenden Kernkompetenzen<br />

für die Bedienoberflächengestaltung<br />

im Hause haben und entsprechend<br />

flexibel auf neue Anforderungen<br />

reagieren können. Dies ist von<br />

zentraler Bedeutung, da Bedienoberflächen<br />

über den gesamten Lebenszyklus<br />

einer Automobil-Baureihe im Hinblick<br />

auf Systemlogik und Abmessungen<br />

relativ konstant bleiben müssen,<br />

während die Elektronik hinter den Bedienteilen<br />

einem immer rasanteren<br />

Wechsel unterzogen ist. Die notwendige<br />

Verbindung von Kontinuität und flexibler<br />

Kompatibilität ist daher ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Leistungsangebotes.<br />

Zusammenfassend verbindet Aditron-„Automotive<br />

Electronics“ unterschiedliche<br />

Kernkompetenzen, die<br />

von integrierten Antennensystemen<br />

über Steckverbinder bis hin zu komplexen<br />

Bediensystemen reichen, zu<br />

einer gemeinsamen Stärke: der konsequenten<br />

Kundenorientierung in<br />

spezialisierten, dynamischen Marktsegmenten.<br />

Dr. Michael Roesnick*<br />

* Dr. Michael Roesnick (48) ist Mitglied des Vorstandes<br />

der Aditron <strong>AG</strong> und Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Preh-Werke GmbH & Co. KG.<br />

Der neue „Maybach“ von DaimlerChrysler – hier ein Blick in den luxuriös ausgestatteten<br />

Innenraum – hat hochmoderne Systemtechnik der beiden Aditron-Tochtergesellschaften<br />

Hirschmann Electronics und Preh an Bord.<br />

Foto: DaimlerChrysler Communications<br />

Foto: DaimlerChrysler Communications


Foto: Ulli Müller<br />

Seite 10 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

Fachsimpeln auf dem SMM-<strong>2002</strong>-Messestand (Hamburg) in Halle 6: Großkolben-Chef<br />

Klaus Griesbach (M.) erläutert zwei Vertretern der MAN B&W<br />

Diesel <strong>AG</strong> (Augsburg) den Entwicklungsfortschritt bei Großkolben in den vergangenen<br />

50 Jahren. Der große alte Kolben (Vordergrund rechts) hat einen<br />

Durchmesser von 571 Millimetern und wiegt sechs Zentner, sein aktueller<br />

kleiner Nachfolger (Durchmesser: 255 mm) links im Bild bringt nur noch 46<br />

Kilogramm auf die Waage. Frappierend daran: Beide Kolben erzeugen die<br />

gleiche Zylinderleistung, nämlich 300 kW. Im Hintergrund diskutiert Arno Kolb<br />

(l.), Konstruktionsleiter Großkolben, mit einem fachkundigen Messebesucher.<br />

Neue Kolben im SMM-Blickpunkt<br />

rds Hamburg/Neckarsulm. Nach fünf<br />

SMM-Messetagen war Klaus Griesbach,<br />

Chef des Großkolbenbereiches<br />

der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH, sichtlich<br />

zufrieden: „Insbesondere in jüngster<br />

Vergangenheit haben wir unsere Entwicklungsaktivitäten<br />

verstärkt – und<br />

dieser strategische Schritt, der dem<br />

gezielten Ausbau der Marktposition<br />

dient, ist vom Fachpublikum der diesjährigen<br />

SMM (20. „Shipbuilding, Machinery<br />

& Marine Technology“-Fachmesse)<br />

nachhaltig honoriert worden.<br />

Das Interesse der Standbesucher war<br />

sehr groß, vor allem im Hinblick auf<br />

unsere neuen ein- und mehrteiligen<br />

Stahlkolben, von denen sich zwei Typen<br />

bereits im Serieneinsatz sowie<br />

weitere im Erprobungsstadium befinden.“<br />

Einmal mehr zeigte der Großkolbenbereich<br />

des Neckarsulmer Systemherstellers<br />

von 24. bis 28. September<br />

<strong>2002</strong> auf der SMM <strong>2002</strong> in Hamburg<br />

„Flagge“, der Leitmesse der internationalen<br />

Schiffbauindustrie. Präsentiert<br />

wurde das gesamte Spektrum an Groß-<br />

Klebeantennen<br />

für UMTS geeignet<br />

tho Neckartenzlingen. Die Hirschmann<br />

Electronics GmbH & Co. KG<br />

präsentierte auf der Automechanika<br />

<strong>2002</strong> (Frankfurt am Main) mit der<br />

„MCA 1890 CO“ und der „MCA 1890<br />

Stripe“ zwei neue Multiband-Klebe-<br />

Antennen für den Einsatz im Innenraum<br />

des Fahrzeugs. Beide Antennen<br />

sind sowohl für die europäischen<br />

Mobilfunkstandards GSM und<br />

PCN als auch für die neue UMTS-<br />

Technologie ausgelegt. Die „Stripe“-<br />

Version ermöglicht darüber hinaus<br />

das Telefonieren in den nordamerikanischen<br />

Netzen AMPS und PCS.<br />

Beide Antennen lassen sich mittels<br />

einer Klebefolie problemlos an der<br />

Innenseite der Frontscheibe befestigen.<br />

Die unverbindliche Preisempfehlung<br />

beträgt 29,- bzw. 25,10 €<br />

(jeweils inkl. MwSt.).<br />

Die „MCA 1890 CO“, deren Form<br />

einem Halbmond ähnelt, ist speziell<br />

für die Montage an den Ecken<br />

der Frontscheibe konzipiert worden.<br />

Die schmale, längliche „MCA<br />

1890 Stripe“ kann sowohl an den<br />

Längsseiten der Scheibe als auch<br />

oberhalb des Rückspiegels angebracht<br />

werden. Die Abmessungen<br />

der Antennen betragen 85 x 50<br />

kolben, das vom einteiligen Aluminium-Kolben<br />

über Sphäroguß-Monoblock<br />

und gebaute Kolben bis hin zu<br />

den Neuentwicklungen im Bereich<br />

Pendelschaft- und Stahlkolben reichte.<br />

„Eyecatcher“ auf dem <strong>Kolbenschmidt</strong>-Messestand<br />

in Halle 6 waren<br />

dabei zwei Kolben, die hautnah den<br />

Entwicklungsfortschritt auf dem Großkolbensektor<br />

demonstrierten: Das<br />

große alte System (Durchmesser: 571<br />

mm) brachte immerhin „satte“ sechs<br />

Zentner auf die Waage, sein aktueller<br />

kleiner Nachfolger – er hat einen<br />

Durchmesser von 255 Millimetern –<br />

wiegt gerade einmal 46 Kilogramm.<br />

Miniaturisierung auch hier das Gebot<br />

der Stunde.<br />

Mit mehr als 20 Prozent Marktanteil<br />

gehört der Großkolbenbereich der<br />

„Automotive“-Sparte von Rheinmetall<br />

zu den weltweit führenden Herstellern.<br />

Die beiden Produktionsstandorte<br />

sind Neckarsulm (Deutschland) und<br />

Marinette (US-Bundesstaat Wisconsin);<br />

die Zahl der Großkolben-Mitarbeiter<br />

liegt bei rund 200.<br />

bzw. 12 x 130 Millimeter (Breite x<br />

Höhe).<br />

Die „MCA 1890 CO“ deckt die GSM/<br />

PCN-Frequenzen 880-960 bzw. 1710-<br />

1880 MHz sowie die UMTS-Frequenzen<br />

1900-2170 MHz ab. Die „MCA 1890<br />

Stripe“ ermöglicht zudem das Senden<br />

und Empfangen auf den AMPS/PCS-<br />

Frequenzen 824-896 bzw. 1850-1990<br />

MHz. Der Antennen-Gewinn beträgt<br />

bei beiden Modellen 0 dB.<br />

Übrigens: Hirschmann Electronics<br />

bietet eine breite Palette von Klebe-<br />

Antennen für Mobilfunk bzw. Mobilfunk/Satellitennavigation<br />

an. Damit<br />

steht für nahezu jeden Einbauort im<br />

Innenraum des Fahrzeugs eine passende<br />

Antenne zur Verfügung.<br />

Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />

Rheinmetall Versicherungsdienst vermittelt jetzt Privatversicherungen<br />

„Safety Plus“ lichtet „Dschungel“<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

Branchenunternehmen abgeschlossen<br />

werden.<br />

Versicherungsexperte Hartmut Richter<br />

von der Berliner RVD-Zweigniederlassung,<br />

zuständig für das neuartige<br />

Belegschaftsgeschäft: „Mit ‚Safety<br />

Plus‘ wollen wir zum Beispiel erreichen,<br />

daß Rheinmetall-Mitarbeiter<br />

Versicherungen mit vergleichbaren<br />

Sonderkonditionen in Anspruch nehmen<br />

können, wie sie etwa Beamte in<br />

bestimmten Fällen erhalten.“ Immerhin:<br />

Ein von der RVD im Vorfeld initiierter<br />

Prämiencheck bei Hausrat-, Haftpflicht-<br />

und Unfallversicherungen ergab,<br />

daß die Rheinmetall/HDI-Angebote<br />

im Vergleich zu anderen großen<br />

und bekannten Anbietern zum Teil<br />

deutlich günstiger lagen.<br />

Zunächst im aktuellen Angebot von<br />

„Safety Plus“ sind Versicherungen für<br />

Kfz, Wohngebäude, Unfall, private<br />

Haftpflicht, Hausrat, Glas und Rechtschutz<br />

– von Fall zu Fall mit interessanten<br />

zusätzlichen Spareffekten<br />

durch spezielle Vertragskombinationen.<br />

Das RVD-Angebot wird später<br />

Service rund um<br />

Netzwerktechnik<br />

tho Neckartenzlingen. Um die Möglichkeiten,<br />

die „Industrial Ethernet“<br />

zur Steigerung der Produktivität bietet,<br />

richtig zu nutzen, sind neben industriegerechtenNetzwerkkomponenten<br />

auch fundierte Kenntnisse<br />

über die besonderen Anforderungen<br />

an Industriedatennetze erforderlich.<br />

Die Hirschmann Electronics GmbH &<br />

Co. KG (Neckartenzlingen) bietet deshalb<br />

über das neu geschaffene „Competence<br />

Center“ eine Vielzahl von<br />

S. Schmidt-Wichmann, Hartmut Richter<br />

schrittweise erweitert (z. B auf Risikolebensversicherungen).<br />

Richter: „In<br />

unserer ersten, derzeit gezielt laufenden<br />

Werbeaktion werden wir uns aktiv<br />

um die Vorstellung der günstigen Autoversicherungen<br />

bemühen, da sich<br />

Dienstleistungen rund um die Netzwerktechnik<br />

an, darunter auch ein<br />

spezielles Zertifizierungssystem für<br />

„Industrial Ethernet“.<br />

„Bei fast jeder neuen Technologie<br />

dauert es geraume Zeit, bis entsprechende<br />

Standards definiert sind. So<br />

auch bei ‚Industrial Ethernet‘. Als<br />

führender Anbieter von industriegerechten<br />

Netzwerkkomponenten wollen<br />

wir diese Lücke mit unserem Zertifizierungssystem<br />

schließen“, erklärt<br />

Knut Erpenbach, Leiter des „Competence<br />

Centers“. Die Zertifizierungen<br />

beziehen sich zum einen auf Hirschmann-Geräte,<br />

zum anderen auf Technologien<br />

wie<br />

„Ethernet“ und<br />

weitere Übertragungsprotokolle<br />

für den Einsatz<br />

im Produktionsbereich.<br />

Darüber<br />

hinaus wird<br />

auch ein Zertifikat<br />

über das Design<br />

von Industriedatennetzen<br />

angeboten.<br />

Die erforderli-<br />

Vom Schreibtisch bis an die Maschine mit Hirschmann: „Industrial<br />

Ethernet“ ermöglicht die durchgehende Vernetzung<br />

von Unternehmen mit nur einem Übertragungsprotokoll.<br />

SAM-Großaufträge<br />

auf der SMM <strong>2002</strong><br />

cd Hamburg. „Always a step ahead“<br />

– unter diesem Motto präsentierte<br />

STN Atlas Marine Electronics (SAM)<br />

auf dem wichtigsten Branchentreff der<br />

maritimen Industrie, der Messe „Shipbuilding,<br />

Machinery & Marine Technology“<br />

<strong>2002</strong> (SMM), in Hamburg Anlagen<br />

und Systeme aus den Bereichen<br />

Automation, Kommunikation, Navigation<br />

sowie Energie- und Antriebstechnik.<br />

Daß das Hamburger Unternehmen<br />

der Konkurrenz in der Tat immer<br />

einen Schritt voraus ist, zeigte nicht<br />

nur das rege Besucherinteresse auf<br />

dem Firmen-Messestand, sondern<br />

auch der Eingang bedeutender<br />

Großaufträge. So konnte die SAM<br />

noch während der Messe einen Auftrag<br />

von der Kröger Werft, Schacht-Audorf<br />

(Kreis Rendsburg-Eckernförde),<br />

über insgesamt rund sechs Millionen<br />

€ für die elektrotechnische Ausrüstung<br />

des neuen eisrandfähigen Forschungsschiffes<br />

„Maria S. Merian“ vermelden.<br />

Das Forschungsschiff (Länge<br />

94 m), das die Werft derzeit im Auftrag<br />

des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft<br />

und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />

baut, soll im Sommer<br />

2004 geliefert werden. Zum<br />

chen Kenntnisse<br />

werden in Seminaren<br />

vermittelt,<br />

die am Hirsch-<br />

Lieferumfang gehören die Automation,<br />

die elektrischen Antriebssysteme<br />

für einen „Schottel Pod“-Antrieb sowie<br />

Transformatoren, Generatoren,<br />

das Kabelnetz, die Schalttafeln und<br />

die komplette Stromversorgung sowohl<br />

für das Schiff selbst als auch für<br />

die Forschungseinrichtungen an Bord.<br />

Darüber hinaus konnte ein weiteres<br />

„Highlight“ auf der Messe unter Dach<br />

und Fach gebracht werden: Insgesamt<br />

77 Containerschiffe der NSB-Flotte<br />

werden mit der neuen „Debeg 3400<br />

Universal-AIS“-Anlage von STN Atlas<br />

Marine Electronics<br />

nachträglich<br />

ausgerüstet. Dieser<br />

neue UAIS-<br />

Transponder zur<br />

Kollisionsvermeidung<br />

auf See<br />

bietet die Möglichkeit,zusätzlicheNavigationshilfen<br />

auf dem<br />

Radar oder der<br />

elektronischen<br />

Seekarte darzustellen.<br />

Dadurch<br />

können in beidenDarstellungsvarianten<br />

die Positionen<br />

aller Schiffe opti-<br />

hier die Rabattierung am meisten auswirkt.<br />

Fast alle Versicherer haben für<br />

das kommende Jahr eine Erhöhung<br />

der Kfz-Prämien angekündigt. Die Angebote,<br />

die den Rheinmetall-Mitarbeitern<br />

via HDI offeriert werden, entsprechen<br />

hingegen bereits der endgültig<br />

kalkulierten Prämie für 2003; Erhöhungen<br />

sind also im nächsten Jahr<br />

nicht zu befürchten.“<br />

Wer sich für den aktuellen Fall der<br />

Kfz-Versicherung interessiert und seinen<br />

derzeitigen Vertrag im Sinne der<br />

grundsätzlichen Optimierung gezielt<br />

„auf den Prüfstand“ stellen will, dem<br />

steht – wie bei allen anderen Fragen<br />

bzw. Angeboten zu privaten Versicherungen<br />

– die folgende HDI-Hotline<br />

sach- und fachkompent zur Verfügung:<br />

Tel.: 0180/5005945; Fax: 0180/<br />

5005946. Noch einmal Hartmut Richter:<br />

„Dort werden qualifizierte Mitarbeiter<br />

unseres Partners HDI Privat Versicherung<br />

<strong>AG</strong> alle Fragen und Wünsche<br />

beantworten bzw. bearbeiten.“<br />

Die Rheinmetall-Konzernzeitung „Das <strong>Profil</strong>“ wird<br />

zukünftig regelmäßig über das „Safety Plus“-Projekt<br />

sowie andere Themenaspekte der Privatversicherungen<br />

berichten.<br />

mann-Firmensitz<br />

in Neckartenzlingen<br />

bei Stuttgart<br />

stattfinden. Bescheinigungen<br />

können aber<br />

auch ohne Besuch<br />

dieser Veranstaltungenerlangt<br />

werden. Die<br />

dazu erforderli-<br />

Knut Erpenbach<br />

chen Prüfungen<br />

lassen sich via Internet ablegen. Erpenbach:<br />

„Unser Zertifizierungssystem<br />

bietet den Absolventen die<br />

Möglichkeit, einen Nachweis über ihr<br />

Wissen auf dem Gebiet moderner<br />

Industrienetze zu erbringen.“ (Nähere<br />

Informationen unter www.hicomcenter.com.)<br />

Hirschmann Electronics verfügt über<br />

langjährige Erfahrung im Bereich der<br />

Netzwerktechnik. 1984 installierte<br />

das Unternehmen auf dem Gelände<br />

der Universität Stuttgart das weltweit<br />

erste optische „Ethernet“-Netzwerk.<br />

Auch auf dem Gebiet des „Industrial<br />

Ethernet“ leistete Hirschmann Pionierarbeit<br />

und zählt dort inzwischen<br />

zu den Marktführern (siehe auch<br />

„Das <strong>Profil</strong>“ 1/<strong>2002</strong>). Allein in den<br />

letzten Monaten des vergangenen<br />

Jahres sind über 25 000 „Industrial-<br />

Line“-Geräte verkauft worden.<br />

mal visualisiert werden. Weiterhin<br />

konnte ein Auftrag zur Ausrüstung von<br />

zwei Containerschiffen mit Navigationssystemen<br />

vom Typ „Nacos 55-4“<br />

für die japanische Reederei NYK hereingeholt<br />

werden.<br />

Klaus Lorenz, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der SAM: „Wir konnten<br />

mit dem diesjährigen Messeverlauf<br />

überaus zufrieden sein. Es ist erneut<br />

gelungen, SAM als führendes Systemhaus<br />

für die Ausstattung von<br />

Schiffen mit modernster Elektronik zu<br />

präsentieren.“<br />

Auftrag: Beim Fototermin freuten sich (v.l.) Reinhard Kuhr<br />

(Leiter Einkauf Kröger Werft), Werner Dörries (Geschäftsführer<br />

Kröger Werft), SAM-Geschäftsführer Klaus Lorenz<br />

und Prof. Dr. Wilfried Hensel (Produktbereichsleiter SAM).<br />

Foto: Ulli Müller


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 11<br />

Etwa 20 Fach- und Tageszeitungs-Journalisten informierten sich im Juli diesen Jahres vor<br />

Ort und aus erster Hand bei der Carbureibar S.A. im baskischen Abadiano (Spanien)<br />

über Systeme zur Steuerung der Abgasrückführung und der Sekundärluft. Auch der Autor<br />

dieses Beitrages gehörte der journalistischen Reisegruppe an. Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />

arbeitet als freiberuflicher Journalist in Besigheim/Neckar. Nach dem Studium des<br />

Maschinenbaus in München absolvierte er ein Volontariat im Süddeutschen Verlag, wo Goroncy<br />

auch als Redakteur tätig war. Danach arbeitete der heute 52jährige insgesamt 14 Jahre in den<br />

Presseabteilungen der Robert Bosch GmbH und der damaligen Daimler Benz <strong>AG</strong>; 1991 übernahm<br />

er die Chefredaktion der Fachzeitschriften ATZ und MTZ. Heute betreibt Jürgen Goroncy<br />

Fachjournalisten zu Gast bei Carbureibar – Standort hat gute Perspektiven<br />

Gezielt auf der sauberen Fährte<br />

Abadiano. Die<br />

ungebremste<br />

Nachfrage nach<br />

Dieselmotoren<br />

und die verstärkte<br />

Marktpräsenz von<br />

Ottomotoren mit<br />

direkter Einspritzung<br />

hat die Nachfrage<br />

nach Sekundärluft-<br />

und Ab-<br />

Jürgen Goroncy<br />

gasrückführsystemen<br />

kräftig angekurbelt. Beide Systeme<br />

von <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> reduzieren<br />

den Anteil der schädlichen Bestandteile<br />

(Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid<br />

und Stickoxide) im Abgas.<br />

<strong>Pierburg</strong> war einer der Pioniere der<br />

Abgasrückführung (<strong>AG</strong>R). „Als erster<br />

Lieferant haben wir bereits 1970 pneumatisch<br />

betätigte <strong>AG</strong>R-Ventile gefertigt“,<br />

gibt Peter Klotzbach, Entwicklungsleiter<br />

Schadstoffreduzierung, einen<br />

Rückblick in die Geschichte. Damals<br />

galt es, die Grenzwerte für Stickoxide<br />

(NOx) in Kalifornien zu erfüllen.<br />

Die ersten <strong>AG</strong>R-Ventile für Dieselmotoren<br />

gingen 1981 in Serie. 1996 begann<br />

man in Neuss mit der Produktion elektrisch<br />

angetriebener <strong>AG</strong>R-Ventile.<br />

Gegenwärtig fertigt<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

fast nur noch<br />

die elektrische Variante.<br />

Während zur<br />

Ansteuerung der<br />

pneumatischen Ventile<br />

eine Unterdruckquelle<br />

benötigt wird<br />

(Vakuumpumpe<br />

beim Dieselmotor<br />

bzw. Saugrohr-Unterdruck<br />

beim Ottomotor),<br />

ist der Einsatz<br />

der elektrischen <strong>AG</strong>R-<br />

Ventile vom Unterdruck<br />

vollkommen<br />

unabhängig. Peter<br />

Klotzbach zählte vor<br />

der Presse noch weitere<br />

Vorteile der elektrischen<br />

Lösung auf:<br />

★ höhere Dynamik,<br />

da das elektrische<br />

Steuersignal direkt<br />

umgesetzt wird;<br />

★ präzisere Zumessung der<br />

rückgeführten Abgasmenge;<br />

★ verbesserte Regelbarkeit;<br />

★ Langzeitstabilität.<br />

Neueste<br />

Entwicklungsstufe<br />

sind elektromotorische<br />

<strong>AG</strong>R-Ventile für<br />

Otto- und Dieselmotoren<br />

mit direkter Einspritzung.<br />

Sie stehen kurz vor der<br />

Markteinführung. Wesentliche Vorteile<br />

dieser neuen Ventile sind nach Angaben<br />

von Peter Klotzbach „eine verbesserte<br />

Dosier- und Regelbarkeit bei verminderter<br />

Empfindlichkeit gegen Ver-<br />

Zulieferkompetenz<br />

in geballter Form<br />

go Bilbao. 7261 Quadratkilometer<br />

umfaßt das spanische Baskenland –<br />

oder Euskadi, wie es auf baskisch<br />

heißt. In den drei baskischen Provinzen<br />

Spaniens leben etwa 900000<br />

Menschen. Die industrielle Tradition<br />

basiert auf der Verhüttung von einheimischem<br />

Eisenerz, das jedoch<br />

schmutzung und Verklebung“. Eine<br />

gegen hohe Temperaturen resistente<br />

Elektronik und eine berührungslos arbeitende<br />

Sensorik charakterisieren<br />

den modularen Aufbau der mechatronischen<br />

Einheit.<br />

Ein zweites Standbein im Produkt-<br />

Portfolio von <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

sind neben den <strong>AG</strong>R-Ventilen die<br />

Sekundärluftsysteme. Bei beiden Produkten<br />

belegt das Unternehmen mit<br />

einem Marktanteil von 70 beziehungsweise<br />

67 Prozent in Westeuropa<br />

den ersten Platz in der Produktionsstatistik.<br />

Er soll nach Angaben<br />

von Dr. Gerd Kleinert, Vorsitzender<br />

des Vorstandes<br />

der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong>,<br />

mit innovativen<br />

Produkten weiter<br />

ausgebaut werden.<br />

Sekundärluftsysteme reduzieren besonders<br />

beim Kaltstart des Motors die<br />

Kohlenwasserstoffe (HC) und das Kohlenmonoxid<br />

(CO). In den ersten 30 bis<br />

60 Sekunden nach dem Kaltstart werden<br />

etwa 80 Prozent der Kohlenwas-<br />

Bei Carbureibar im spanischen Abadiano ermöglicht ein elektronisches Warenkontrollsystem<br />

die genaue Bestandsführung in allen Produktionsschritten. Wie<br />

hier an der Montagelinie für Sekundärluftpumpen von Carbureibar-Mitarbeiterin<br />

Cristina Cerros im Einsatz, ermöglichen elektronische Lesegeräte eine<br />

schnelle und zielgerichtete Materialerfassung innerhalb der gesamten Fabrik.<br />

serstoffe ausgestoßen. Der zusätzlich<br />

von einer elektrischen<br />

Pumpe in den Abgasstrang eingeblasene<br />

Sauerstoff begünstigt<br />

die Oxidation des Abgases, so<br />

daß der Katalysator in recht<br />

kurzer Zeit (15 bis 20 Sekunden)<br />

auf Betriebstemperatur<br />

gebracht werden kann.<br />

Eine alternative Möglichkeit,<br />

die Kaltstartemissionen<br />

zu verringern, sind motornahe<br />

Katalysatoren,<br />

doch laut Dieter Herzog,<br />

<strong>Pierburg</strong>-Entwicklungsleiter Sekundärluftsysteme,<br />

„wird bei dieser<br />

Lösung die Vollast des Motors mit hohem<br />

Kraftstoffüberschuß abgestimmt.<br />

Dies führt außerhalb des Testzyklus zu<br />

mittlerweile erschöpft ist. Heute bestimmen<br />

die Metall-, Elektro-, Maschinenbauindustrie<br />

die industrielle<br />

Struktur.<br />

Innerhalb des Maschinenbaus<br />

spielt die Automobil- und deren Zulieferindustrie<br />

eine wichtige Rolle. DaimlerChrysler<br />

fertigt jährlich etwa 85000<br />

Vito- und V-Klasse-Fahrzeuge. Irizar,<br />

der zweitgrößte Hersteller von Luxusbussen<br />

in Europa mit Sitz in Gipuzkoa,<br />

produziert etwa 13 Omnibusse<br />

erhöhtem Schadstoffausstoß und<br />

Kraftstoffverbrauch“. Mit Sekundärluftsystemen<br />

werden ohne derartige<br />

Nachteile die Abgasgrenzwerte eingehalten.<br />

Ein weiterer Vorteil von Sekundärluftsystemen<br />

ist ihre Langzeitstabilität.<br />

150000 Meilen Laufleistung werden<br />

garantiert, während es bei motornahen<br />

Katalysatoren meist nur 80000 Meilen<br />

sind. Von 2004<br />

an bietet<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong><br />

Sekundärluftmodule<br />

mit einem<br />

für<br />

Diagnosezwecke<br />

integrierten<br />

Luftmassenmesser an.<br />

Wie bei den <strong>AG</strong>R-Ventilen bietet <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong> auch ein elektrisch<br />

betätigtes Sekundärluftventil an,<br />

das mehr Funktionssicherheit als die<br />

pneumatische Variante bietet.<br />

Mit diesen Innovationen sieht Dieter<br />

Herzog auch die Zukunftsaussichten<br />

der Sekundärluftsysteme vergleichsweise<br />

positiv: „Besonders<br />

in den USA<br />

werden die Automobilhersteller<br />

auch<br />

weiterhin noch einige<br />

Jahre Ottomotoren<br />

mit konventioneller<br />

Einspritzung<br />

in das Saugrohr anbieten.<br />

So wird der<br />

Bedarf an Sekundärluftsystemen<br />

weiterhin zunehmen.<br />

Darüber hinaus<br />

wird mittelfristig<br />

die Sekundärluft<br />

auch bei<br />

Otto-DI-Motoren ihre<br />

Anwendung finden.“<br />

Die Neuheiten bei<br />

<strong>AG</strong>R und Sekundärluft<br />

sind gleichwohl<br />

auch Beispiele für<br />

die aktuelle, zukunftsorientierte<br />

Strategie des Vorstandes.<br />

Gerd Kleinert gliederte die<br />

Politik des Vorstandes vor den journalistischen<br />

Gästen in fünf Punkte:<br />

★ Konzentration auf das Kerngeschäft<br />

„rund um den Motor“;<br />

★ Fokussierung auf das Produktspektrum<br />

in den einzelnen Gesellschaften;<br />

★ Ausbau der Elektronikkompetenz;<br />

★ Profitabilität geht vor Wachstum;<br />

★ Verstärkung der weltweiten Präsenz<br />

– vor allem in Asien.<br />

Mit diesen Maßnahmen will er „die<br />

solide finanzielle Basis des Unternehmens<br />

stärken und den ,Cashflow’ verbessern,<br />

um mittelfristig die internationale<br />

Präsenz zu vergrößern“. Dabei<br />

istihm ein großer Schritt lieber als viele<br />

kleine Schritte. Jürgen Goroncy<br />

pro Arbeitstag. Darüber hinaus sind<br />

etwa 280 Zulieferunternehmen im<br />

spanischen Baskenland aktiv, die mit<br />

insgesamt etwa 50000 Mitarbeitern<br />

im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz<br />

von 6,9 Milliarden € erzielten.<br />

Dieser Umsatz entspricht mehr<br />

als 20 Prozent des baskischen Bruttosozialprodukts<br />

und stellt etwa 30 Prozent<br />

des von der gesamten spanischen<br />

Zulieferindustrie erwirtschafteten<br />

Umsatzes dar.<br />

ein Redaktionsbüro in Besigheim. Zur Einstimmung in die hier dargestellte Systemtechnik:<br />

Abgasrückführungs- und Sekundärluftsysteme bietet <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> den Automobilherstellern<br />

zur Abgasreinigung an. Die Abgasrückführung senkt bei Diesel- und Ottomotoren die<br />

Bildung von Stickoxiden. Ein Teil des Abgases wird hinter dem Auslaßventil des Motors abgezweigt<br />

und erneut dem Brennraum zugeführt. Diese fast sauerstoff-freien Abgase führen zu<br />

einer Absenkung der Spitzentemperatur während der Verbrennung und unterdrücken so die<br />

Bildung von Stickoxiden. Sekundärluftsysteme erhöhen dagegen den Sauerstoffgehalt im<br />

Abgas und reduzieren durch die schnellere Aufheizung des Katalysators beim Kaltstart des<br />

Ottomotors die Kohlenwasserstoffe und das Kohlenmonoxid. dp<br />

Zentrum automobiler Zulieferkompetenz: Mit 350 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz<br />

(2001) von etwa 120 Millionen € ist die Carbureibar S.A. im nordspanischen<br />

Abadiano eine wichtige Größe innerhalb der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe.<br />

Bestens gerüstet<br />

für die Zukunft<br />

go Abadiano. Die Zukunftsaussichten<br />

waren nicht sehr rosig, als <strong>Pierburg</strong><br />

1991 die Carbureibar S.A. im<br />

baskischen Abadiano zu 100 Prozent<br />

übernahm. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

produzierte das Unternehmen in<br />

Nordspanien fast ausschließlich Vergaser.<br />

Die streng verschärften Abgasgrenzwerte<br />

konnten die Automobilhersteller<br />

jedoch mit einem Vergaser<br />

als Gemischaufbereitungssystem<br />

nicht mehr erfüllen. So entschieden<br />

sich die Verantwortlichen zu einem<br />

Kraftakt und stellten das Produktionsprogramm<br />

in sehr kurzer Zeit<br />

auf Abgasrückführventile und Sekundärluftsysteme<br />

– zwei Komponenten<br />

für die Abgasreinigung – um. Heute<br />

ist Carbureibar S.A. mit einem Umsatz<br />

von etwa 120 Millionen Euro und<br />

350 Mitarbeitern eine wichtige Größe<br />

innerhalb der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

<strong>AG</strong>.<br />

Auch für die zukünftigen Anforderungen<br />

ist Carbureibar S.A. gut gerüstet.<br />

Mit den neuen elektrisch betriebenen<br />

Abgasrückführventilen hat<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> wieder eine<br />

zukunftsträchtige Idee bis zur Serienreife<br />

entwickelt. Mit diesen Ventilen<br />

ist die Abgasrückführung unabhängig<br />

vom verfügbaren Unterdruck, somit<br />

gibt es keine Einschränkungen<br />

im Kennfeldbereich.<br />

Dank dieser schadstoffreduzierenden Innovation können Autos (zum Teil) auch mit<br />

Abgas betrieben werden: das demnächst in Serie gehende Elektromotorische Abgasrückführventil<br />

(<strong>AG</strong>R) von <strong>Pierburg</strong>. In der Bildleiste darüber sind das Vorläufer-<strong>AG</strong>R<br />

ohne Motorantrieb (Foto links) sowie ein Sekundärluftsystem (Foto rechts) zu sehen.


Seite 12 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

Intelligente Schutzsysteme von Buck<br />

„Stierkampf“ mit<br />

Pamela Anderson<br />

Neuenburg. Die rasanten Fortschritte<br />

in der Informations- und Kommunikationstechnik<br />

haben nicht nur PC und<br />

Internet, Mobilfunk und Satellitenkommunikation<br />

ermöglicht, sie haben<br />

– in Verbindung mit einer immer leistungsfähigeren<br />

Sensorik – auch der<br />

Wehrtechnik zu immer effektiveren<br />

Waffensystemen verholfen. Ebenso<br />

deutlich wie die Schlagkraft der eigenen<br />

Streitkräfte durch den Einsatz von<br />

hochmoderner, informationsverarbeitender<br />

Sensorik verbessert wird,<br />

wächst aber auch die Bedrohung von<br />

Mensch und Material von seiten der<br />

gegnerischen Aufklärungssysteme<br />

und Flugkörper. Die Entwicklung und<br />

Einführung wirksamer Schutzsysteme<br />

gewinnt daher eine immer größere Bedeutung.<br />

Mit der Buck Neue Technologien<br />

GmbH (BNT) im badischen Neuenburg,<br />

einem hochspezialisierten<br />

Anbieter von Anti-Sensor-Schutzsystemen<br />

sowie Trainingssystemen für<br />

Marine, Luftwaffe und Landstreitkräfte,<br />

ist die Rheinmetall-DeTec-<br />

Gruppe auch auf<br />

diesem wichtigen<br />

Gebiet weltweit<br />

Technologieführer.<br />

Seit Ende 1998<br />

gehört BNT innerhalb<br />

der Rheinmetall<br />

DeTec zum Be-<br />

reich „Waffe und<br />

Munition“ und<br />

Armin Papperger<br />

wird in diesem Jahr an zwei Standorten<br />

(Neuenburg/Baden und Fronau/Bayern)<br />

mit rund 120 Mitarbeitern einen<br />

Umsatz von knapp 24 Millionen € erwirtschaften<br />

– nach zwölf Millionen €<br />

im Vorjahr! Tendenz: steigend.<br />

„Daß 1998 aus dem Familienunternehmen<br />

‚Buck System‘ mit der Übernahme<br />

durch Rheinmetall die ‚Buck<br />

Neue Techologien‘ wurde, ist durchaus<br />

programmatisch zu verstehen“, beschreibt<br />

Dipl.-Ing. Armin Papperger die<br />

Ausgangssituation. „Wir hatten<br />

zunächst jede Menge Know-how –<br />

rund dreißig Entwicklungsprojekte liefen<br />

parallel –, aber keine Produkte.<br />

Die Produkte, die wir jetzt verkaufen,<br />

haben wir alle im vergangenen Jahr<br />

erst fertig konzipiert. Erreicht haben<br />

wir das in erster Linie durch Konzentration<br />

auf wenige, aber realistische Vorhaben,<br />

die dann schnellstmöglich in<br />

marktfähige Produkte umgesetzt wurden.<br />

Mit einem Auftragsbestand von<br />

über 30 Millionen € (August <strong>2002</strong>) haben<br />

wir auch wirtschaftlich wieder eine<br />

wesentlich bessere Perspektive.“<br />

Die fünf Produktgruppen der BNT<br />

spiegeln die verschiedenen Einsatzbereiche<br />

der Schutzsysteme wider:<br />

★ „Self Protection Sea“: Selbstschutz<br />

für die Marine, derzeit mit rund 40 Prozent<br />

vom Umsatz der größte Bereich;<br />

★ „Self Protection Land“: Panzerschutz<br />

und Nebelhandgranaten;<br />

★ „Self Protection Air“: Schutz von<br />

Transportflugzeugen zum Beispiel bei<br />

den Kriseneinsatzkräften;<br />

★ „Area Protection Land“: Schutz<br />

großer Flächen (Artillerie- und Mörserbereich);<br />

★ Trainingssysteme.<br />

Die Aufgabe der Buck-Systeme ist in<br />

fast allen Bereichen ähnlich: Es geht<br />

um Schutz vor Raketen, die mit Kameras<br />

(visuell), Infrarot-Suchköpfen, Radar-Suchköpfen<br />

oder Laser-Suchköpfen<br />

ausgerüstet sind und so selbst<br />

ihr Ziel orten und ansteuern.<br />

BNT-Chef Papperger erläutert die Lösung<br />

des Problems: „Unser Ziel ist:<br />

‚Avoid the hit‘, also Treffervermeidung.<br />

Nehmen wir als Beispiel unser System<br />

MASS („Multi Ammunition Softkill System“),<br />

das neue Schutzsystem für die<br />

Marine. Wir nennen unser Vorgehen<br />

das ‚Stierkämpferprinzip‘. Die Forderung<br />

lautet: Plaziere den richtigen<br />

Täuschkörper zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort. Bei „MASS“ erreichen<br />

wir dies dadurch, daß unser Werfersystem<br />

in Azimut (Winkel in der Ebene)<br />

und Elevation (Winkel zum Horizont)<br />

richtbar ist und 32 identische Täuschkörper<br />

zeitversetzt so abfeuert, daß<br />

die gegnerische Rakete vom eigentlichen<br />

Ziel (der Schiffe) schrittweise abgelenkt<br />

wird und schließlich ins Leere<br />

zielt. Wir haben diese Ablenkung intern<br />

den ‚Pamela Anderson-Effekt‘ genannt.<br />

Er besagt vereinfacht, daß wir<br />

der gegnerischen Sensorik an Stelle<br />

des ursprünglichen<br />

Schlüsselreizes<br />

‚Schiff‘ einen ‚optimiertenSchlüsselreiz‘<br />

präsentieren.<br />

So wie Pamela Anderson<br />

manchem<br />

Mann ‚den Kopf<br />

verdreht‘, verdrehen<br />

unsere Täuschkörper<br />

der ankommenden<br />

Rakete<br />

den (Such-)Kopf.“<br />

Das „MASS“-System<br />

ist in der Tat<br />

zur Zeit das Non-<br />

Plus-Ultra am Markt.<br />

Es ist weltweit das<br />

einzige derartige<br />

Schutzsystem, das<br />

einen Täuschkörpereinsatz mit allen<br />

fünf Freiheitsgraden – Richtung, Höhe,<br />

Entfernung, Anzahl und Intervall – erlaubt<br />

und zudem spontanen Schutz in<br />

allen militärisch relevanten Wellenlängenbereichen<br />

(optisch, Infrarot, Laser<br />

und Radar + UV) gewährleistet. Erstmals<br />

eingesetzt wird „MASS“ auf der<br />

deutschen Korvette K-130; der erste<br />

Auslandsauftrag kam im März <strong>2002</strong><br />

mit Finnland zustande. Insgesamt wurden<br />

bislang Verträge für 22 Werfersysteme<br />

abgeschlossen. Weitere Länder<br />

wie Schweden und die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate stehen auf der<br />

Die Buck Neue Technologien GmbH (BNT) mit den beiden Standorten Neuenburg (Baden) und Fronau (Bayern) ist im Verbund<br />

der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> das innovative Kompetenzzentrum für Schutzsysteme der Land-, Luft- und Seestreitkräfte.<br />

Auftragseingangs-Liste. Für die Produkte<br />

werden in den nächsten drei<br />

Jahren entsprechende Buchungen<br />

über 30 bis 40 Millionen € erwartet.<br />

„Unser Entwicklungsvorsprung gegenüber<br />

der Konkurrenz beträgt hier<br />

mindestens fünf Jahre. Weltweit gibt<br />

es kein vergleichbares Schutzsystem.“<br />

Ein entscheidendes Plus in Sachen<br />

Sicherheit ist die extrem verkürzte Reaktionszeit.<br />

Vom Erkennen der Rakete<br />

(Anfluggeschwindigkeit: Mach 2, entsprechend<br />

ca. 2400 km/h!) bis zu ihrer<br />

Der richtbare MASS-Werfer ist als vollständige Eigenentwicklung<br />

der BNT ein absolutes „High-Tech“-Produkt.<br />

erfolgreichen Ablenkung benötigt<br />

„MASS“ gerade einmal zwei Sekunden.<br />

Woraus besteht nun der Täuschkörper?<br />

Um beide möglichen Sensoriksysteme<br />

(Infrarot und Radar) gleichermaßen<br />

zu beeinflussen, enthält jeder<br />

„Köder“ („Decoy“) zweierlei Ladung:<br />

★ Zur Störung des feindlichen Radars<br />

werden sogenannte „Chaff-Payloads“<br />

ausgebracht. Dabei handelt es sich<br />

um aluminisierte Glasfaserstreifen,<br />

die derart auf Länge geschnitten sind,<br />

daß die Radardipole (optimierter<br />

Schlüsselreiz!) in der Luft stehen und<br />

so die Radarpeilung vom Schiff auf<br />

den Köder umleiten.<br />

★ Zur Ablenkung der Infrarotpeilung<br />

wird zwischen dem Schiff und der angreifenden<br />

Rakete eine Wolkenwand<br />

aus Rotphosphor-Flares („Flare“ =<br />

Fackel) errichtet, auf der dann die IR-<br />

Peilung der Rakete haften bleibt,<br />

während das Schiff den Gefahrenbereich<br />

verläßt.<br />

Gebaut wird das komplette MASS-<br />

System, bestehend aus der Control-<br />

Unit mit der gesamten Elektronik sowie<br />

dem „Launcher“ (Werfer), am<br />

zweiten Standort der BNT, im bayerischen<br />

Fronau bei Bad Reichenhall. An<br />

diesem ehemals als reines Entwicklungszentrum<br />

genutzten Standort werden<br />

seit Februar <strong>2002</strong> alle Aktivitäten<br />

in den Bereichen „Self Protection Sea“<br />

und „Self Protection Air“ konzentriert.<br />

Durch innovative Produkte, die sowohl<br />

„Fighter“ als auch Transportflugzeuge<br />

schützen, – zum Beispiel „Array Flare<br />

DM69A2“, „Birdie“ („Bi-spectral infrared<br />

decoy with improved efficiency“)<br />

und „Cirrus“ („Cloud infrared radiating<br />

ultraviolet stoping“) – wird dieser Bereich<br />

derzeit konsequent ausgebaut.<br />

Auch in der Rotphosphor-Technologie,<br />

die für alle Arten von IR-Schutz<br />

eingesetzt wird, ist BNT innovativ. Die<br />

neuen Ladungen werden auf der Basis<br />

eines mikrogekapselten und auf Wasserbasis<br />

– also lösungsmittelfrei –<br />

hergestellten Rotphosphors entweder<br />

zu „Flares“ (dünne, runde Plättchen)<br />

verarbeitet oder zu „Pellets“ (Scheiben)<br />

gepresst. Die Vorteile dieses patentierten<br />

Fertigungsverfahrens liegen<br />

in seiner Umweltverträglichkeit, aber<br />

auch in höherer Langzeitstabilität und<br />

Sicherheit.<br />

Im zweiten wichtigen Anwendungsgebiet<br />

der Schutzsysteme von Buck,<br />

dem Panzerschutz („Self Protection<br />

Land“), hat das südbadische Unter-<br />

nehmen ebenfalls neue Standards gesetzt.<br />

Geschäftsführer Papperger erläutert<br />

das zweifache Prinzip künftiger<br />

Systeme: „Bei der Abwehr neuartiger<br />

Waffensysteme geht es grundsätzlich<br />

um zweierlei: Informationsreduktion<br />

(zum Beispiel durch eine Nebelwand)<br />

und Falsch-Information (Ablenkung<br />

vom Ziel auf den Köder). ,Tarnen’ und<br />

,Täuschen’ sind die Grundprinzipien.<br />

Beim Panzerschutz geht es nun darum,<br />

zusätzlich zur klassischen passiven<br />

Tarnung mit Nebelwirkmitteln<br />

auch aktive Tarn- und Täuschmaßnahmen<br />

zum Schutz gegen dynamische<br />

Präzisionswaffen durchzuführen. Der<br />

Kampf gilt der feindlichen Sensorik<br />

und zwar unabhängig davon, ob diese<br />

stationär oder in heranfliegenden<br />

Suchköpfen eingesetzt wird. Zur Erweiterung<br />

des Schutzes im Infrarotund<br />

Laserbereich haben wir für den<br />

Fahrzeugselbstschutz jetzt die neue<br />

Produktgeneration ,Maske’ eingeführt.<br />

Dafür konnten wir im September<br />

2001 quasi vom Stand weg einen Auftrag<br />

aus Großbritannien über 100000<br />

Stück gewinnen, der ein Volumen von<br />

mehr als zehn Millionen € über drei<br />

Jahre hat und derzeit produziert wird.“<br />

Die Spontanität und die Wirkung der<br />

neuen „Maske“-Produkte ist gezielt<br />

auf anfliegende Panzerabwehrlenkflugkörper<br />

abgestimmt. Deren Sichtlinie<br />

wird sowohl im visuellen als auch<br />

im IR-Bereich unterbrochen und zusätzlich<br />

über zahlreiche Strahlungsquellen<br />

irritiert.<br />

„Daß wir hier einen großen Schritt in<br />

die Zukunft getan haben“, so Papperger,<br />

„zeigt die Tatsache, daß wir mit<br />

dieser Munition bereits weiter sind als<br />

das zugehörige Systemumfeld. Und<br />

genau hier liegt unser Ansatzpunkt für<br />

wichtige und grundlegende Zukunftsprojekte.<br />

Konkret heißt dies: Um die<br />

(Fortsetzung auf Seite 13)<br />

Kompetenter Partner: Mit den neuen Schutzsystemen MASS und „Maske“ hat sich BNT erfolgreich am Markt der „Smart Protection“-Systeme etabliert. Das Marine-Schutzsystem MASS wird auf der<br />

neuen deutschen Korvette K-130 (Foto links) zum Einsatz kommen. Das „Maske“-Schutzsystem erlaubt aktive Tarn- und Täuschmaßnahmen zum Schutz gegen dynamische Präzisionswaffen (Foto rechts).<br />

Fotos (6): Buck Neue Technologien GmbH


Quelle: Buchpublikation „Die Bundeswehr im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 13<br />

Das von Thomas Meuter im Eigenverlag herausgegebene Buch gibt unter anderem<br />

einen Überblick über die unterschiedlichen militärischen KFOR-Verbände<br />

sowie deren Zusammensetzung und Aufgabenstellung im Kosovo. Darüber<br />

hinaus ist im zweiten Kapitel ein Teil der technischen Ausrüstung beschrieben,<br />

die die Bundeswehr im Rahmen dieses Einsatzes verwendet. Dazu gehören<br />

notabene auch moderne Heerestechnik-Systeme der Rheinmetall-DeTec-Gruppe,<br />

so – von oben – der Transportpanzer „Fuchs“ mit seiner leistungsfähigen<br />

Zusatzpanzerung zum Schutz gegen Landminen, der Kampfpanzer „Leopard 2<br />

A5 KWS“ (u.a. Waffenanlage) und der RLS-Minenräumpanzer vom Typ „Keiler“.<br />

Intelligente Schutzsysteme der Buck Neue Technologien GmbH<br />

„Stierkampf“ mit Pamela Anderson<br />

(Fortsetzung von Seite 12)<br />

Wirkung unserer Munition optimal entfalten<br />

zu können, wären einzelrichtbare<br />

Werfer mit niedrigem Elevationswinkel<br />

sowie integrierte Flugkörperwarner<br />

notwendig.“<br />

Der Panzerschutz der Zukunft, wie er<br />

derzeit bei BNT intensiv geplant wird,<br />

heißt firmenintern „Future Vehicle Protection“.<br />

Das Projekt sieht im Kern vor,<br />

das bereits im Marinebereich eingeführte<br />

Prinzip der drehbaren Werfer<br />

(„MASS“) auf Landfahrzeuge zu übertragen.<br />

Man wäre damit in der Lage,<br />

den Panzer gegen alle möglichen Angriffsrichtungen<br />

zu schützen. Die Studienphase<br />

hierzu hat in diesem Jahr<br />

begonnen, der Serienanlauf ist für etwa<br />

2006 vorgesehen.<br />

Aufbauend auf dieser notwendigen<br />

Hardware am Fahrzeug (Werfer-Technologie),<br />

werden bei BNT munitionsseitig<br />

derzeit zwei Zukunftsprojekte verfolgt,<br />

mit denen der Fahrzeugschutz eine völlig<br />

neue Qualität erlangt:<br />

★ „ETIRN“, der „Einseitigtransparente<br />

Infrarotnebel“, ein optimiertes Tarnsystem.<br />

★ „MUSS“, ein optimiertes Ablenkungssystem<br />

für Panzerwaffen.<br />

Beim einseitig transparenten Infrarotnebel<br />

„ETIRN“ verschwindet das angegriffene<br />

Panzerfahrzeug im Nebel.<br />

Dieser Nebel soll jedoch nur die Sicht<br />

des Angreifers stören, nicht aber die<br />

Sicht des Verteidigers, da dieser für<br />

seine Verteidigung auf Sichtlinie zum<br />

Angreifer angewiesen ist. Zusammen<br />

mit STN Atlas Elektronik wurde hierzu<br />

eine Bildverarbeitung entwickelt, die<br />

das Bild vom Angreifer trotz des<br />

Nebels scharf hält. Dieses neuartige<br />

Nebelsystem ist praktisch eine „Tarnkappe“<br />

für die Soldaten.<br />

Ein weiterer Schritt ist die Anwendung<br />

im Bereich der Panzerwaffen,<br />

das „MUSS“-System. Hier handelt es<br />

sich ebenfalls um ein Kooperationsprojekt,<br />

diesmal mit der DASA (heute<br />

Bestandteil des europäischen Luftund<br />

Raumfahrt-Konzerns EADS) und<br />

Krauss-Maffei Wegmann. Panzer können<br />

heute konventionell mit drahtgesteuerten<br />

Abwehrwaffen über vier<br />

bis fünf Kilometer bekämpft werden.<br />

Auch diese Waffen sind infrarot-<br />

Erinnern wir uns: Im Frühsommer 1999 – nach mehr<br />

als 70tägigen Luftangriffen auf serbische Truppenverbände,<br />

deren militärische Einrichtungen und<br />

Infrastrukturen – marschierten Streitkräfte der<br />

„Nato“ in das vom Krieg stark zerstörte Kosovo<br />

ein. Unter diesen Verbänden befanden sich erstmals auch<br />

deutsche Kampftruppen, die für eine friedenssichernde<br />

und friedenserhaltende Mission eingesetzt wurden. Über<br />

4700 deutsche Soldaten stehen heute bei der „Kosovo<br />

Force“ (KFOR) im Einsatz und tragen dazu bei, daß der Frieden<br />

in dieser südosteuropäischen Region weiterhin gesichert<br />

ist und bleibt. Die Bundeswehr trägt also – und das<br />

ist eine der zentralen Botschaften des von Thomas Alexan-<br />

Meckenheim/Düsseldorf. Für die<br />

Bundesrepublik Deutschland waren<br />

die ersten Monate des Jahres 1999 von<br />

einem starken sicherheitspolitischen<br />

Umbruch geprägt. Der Konflikt zwischen<br />

der jugoslawischen Regierung<br />

und der Europäischen Gemeinschaft<br />

sowie den USA über den Kosovo-Konflikt<br />

spitzte sich dramatisch zu. Eine<br />

kriegerische Auseinandersetzung war<br />

im April 1999 nicht mehr zu verhindern.<br />

Deutsche „Tornado“-Jagdbomber<br />

flogen gemeinsam mit alliierten<br />

Kampfflugzeugen Luftangriffe gegen<br />

das serbische Militär, welches das<br />

Kosovo besetzt hielt.<br />

Mit dem politischen Schritt, deutsche<br />

Soldaten an Kampfhandlungen<br />

in Europa teilhaben zu lassen,<br />

änderte die Bundesrepublik<br />

Deutschland auch<br />

die Definition über die bisherigen<br />

Möglichkeiten, militärische<br />

Verbände einzusetzen.<br />

Die Bundeswehr<br />

wurde erstmalig seit ihrer<br />

Aufstellung in einen Kampfeinsatz<br />

geführt, um mitzuhelfen,<br />

eine Gewaltherrschaft<br />

zu beenden. Im zweiten<br />

Schritt wurden Bodentruppen<br />

in das Kosovo geschickt,<br />

um friedenserhaltende<br />

Maßnahmen<br />

notfalls mit Gewalt durchzusetzen<br />

und den Frieden<br />

zwischen den ethnischen<br />

Gruppen sicherzustellen.<br />

Keine leichte sicherheitspolitische<br />

Aufgabe für die dort im Einsatz befindlichen<br />

Truppen.<br />

Doch so medienwirksam der Einsatz<br />

der Bundeswehr im Kosovo auch war,<br />

nach den spektakulären Bildern des<br />

Krieges ist das Interesse an den dort<br />

zu vollziehenden sicherheitspolitischen<br />

Aufgaben in der Medienwelt<br />

erlahmt. Einer breiten Öffentlichkeit<br />

ist beispielsweise kaum bekannt,<br />

welchen Auftrag und welche Ausrüstung<br />

die deutschen KFOR-Soldaten<br />

gesteuert, so daß kaum Ausweichchancen<br />

bestehen. Daneben gibt es<br />

lasergesteuerte Waffensysteme, bei<br />

denen die Raketen zum Beispiel von<br />

einem Hubschrauber aus abgeschossen<br />

werden.<br />

Beim neuen „MUSS“-System wird –<br />

wie beim Marineschutz auch –<br />

zunächst ein Warnsystem benötigt,<br />

das sowohl als „Missile“-Warner<br />

(warnt vor Raketen) als auch als Laser-<br />

Warner (warnt vor Laserpeilung) wirkt.<br />

Beide Warner werden in ein System integriert,<br />

mit dem wiederum ein IR-<br />

Spektrum erzeugt wird, das die Anti-<br />

Tank-Raketen wirksam ablenkt. Ziel<br />

ist, daß die Gegenmaßnahme automatisch<br />

ausgelöst wird, sobald die gegnerische<br />

Rakete sich im Anflug befindet.<br />

„Am Ende stürzt die Rakete einfach<br />

vor oder neben dem Panzer ab,<br />

weil wir ihr das Signal ‚Ziel erreicht!‘<br />

gegeben haben“, so Papperger. „Vom<br />

Sichtschutz mit ‚Maske‘ unterscheidet<br />

sich ‚MUSS‘ dadurch, daß wir hier einen<br />

ganz speziellen chemischen, das<br />

heißt pyrotechnischen Stoff haben,<br />

mit dem wir die Infrarotsensorik von<br />

Raketen ablenken können. ‚Maske‘ ist<br />

haben, um ihren täglichen Einsatz zu<br />

bestreiten.<br />

Erste Eindrücke über den laufenden<br />

Kosovo-Einsatz erhielt ich im April<br />

1999, als ich einen „Airbus A310“-<br />

Hilfsflug der Luftwaffe begleitete und<br />

sah, wie die Hilfsgüter an die notleidende<br />

Bevölkerung schnell und unbürokratisch<br />

verteilt wurden. Nach Beendigung<br />

des Konfliktes führten mich<br />

einige Reisen auf den Balkan, und ich<br />

konnte sehen, wie die Truppen der<br />

„Nato“ nicht nur den Frieden sicherten,<br />

sondern auch maßgeblich dazu<br />

beitrugen, daß in einem vom Krieg gezeichneten<br />

Land Aufbauarbeit geleistet<br />

wurde und noch wird, um wieder<br />

ein geordnetes Leben zu ermöglichen.<br />

Diese Eindrücke waren für mich als<br />

Militärjournalist sehr nachhaltig. Durch<br />

diese Erfahrungen geprägt und durch<br />

die Tatsache, daß es in Deutschland<br />

relativ wenig Literatur über den Bundeswehreinsatz<br />

im Kosovo gibt, entschloß<br />

ich mich im Dezember 2000,<br />

die Buchpublikation „Die Bundeswehr<br />

im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“<br />

im Eigenverlag zu publizieren. Gastbeiträge<br />

zu diesem Buch stammen von<br />

General a. D. Dr. Klaus Reinhardt, dem<br />

damaligen „Nato“-Sprecher Jamie<br />

Gezielte Täuschung: Zum Schutz von Flugzeugen werden mit Aluminium umhüllte<br />

Glasfasern („Array Flares“) ausgebracht, um den gegnerischen Radar abzulenken.<br />

‚nicht-sichtbar-machen‘, ‚MUSS‘ ist<br />

‚ablenken‘. Bei ‚ETIRN‘, der Tarnkappe,<br />

haben wir dagegen eine Kombination:<br />

einerseits Ablenkung, andererseits<br />

einseitige Durchsicht durch den Nebel.<br />

Das alles erfordert als Hardware<br />

die Werfer-Technologie der ‚Future<br />

Vehicle Protection‘.“<br />

Durch den Einsatz innovativer<br />

Schutzsysteme, bei deren Entwicklung<br />

sich die konzernweite Zusammenar-<br />

der Meuter (39) im Eigenverlag herausgegebenen Buches<br />

„Die Bundeswehr im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“ –<br />

mit ihrer militärischen Präsenz und der humanitären Hilfeleistung<br />

maßgeblich dazu bei, den jungen und noch<br />

brüchigen Frieden im Kosovo zu erhalten und wirkungsvoll<br />

mit ihren europäischen Verbündeten zu sichern. Im folgenden<br />

„<strong>Profil</strong>“-Beitrag stellt der in Meckenheim lebende Meuter,<br />

der seit 1987 beim Behörden Spiegel (Bonn/Berlin) als<br />

Militärjournalist (Fachressorts: Wehrtechnik, Sicherheitspolitik<br />

sowie Luft- und Raumfahrt) arbeitet, den knapp 120<br />

Seiten starken Textbildband vor – nicht ohne auch sehr<br />

persönliche Beweggründe für Konzeption und Publikation<br />

dieses aufschlußreichen Buches zu nennen. dp<br />

„Die Bundeswehr im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung”<br />

Gezielte Blicke hinter die Kulisse<br />

Erhielt eines der ersten Exemplare von „Die Bundeswehr im<br />

Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“ von Herausgeber Thomas<br />

Meuter (r.): Nato-Sprecher a.D. und Buchautor Jamie Shea (l.).<br />

Shea und dem Militärfotografen und<br />

Journalisten Ernst Beyermann.<br />

Die 116 Seiten starke Buchpublikation<br />

ist thematisch zweigeteilt. In der ersten<br />

Hälfte des Buches werden die politischen<br />

und militärischen Rahmenbedingungen<br />

im Zusammenhang mit<br />

der KFOR-Mission erläutert. Darüber<br />

hinaus sind die Aufgaben und die Einsatzgebiete<br />

aller im Kosovo eingesetzten<br />

internationalen Truppenteile bis<br />

Anfang 2000 aufgeführt. In der zweiten<br />

Buchhälfte sind die wichtigsten<br />

Waffensysteme, die die Bundeswehr<br />

bei der KFOR-Mission einsetzt, redaktionell<br />

behandelt, um dem Leser auch<br />

hierüber einen Überblick zu geben.<br />

Eine sehr gezielte Bildauswahl soll<br />

dem Leser einen optischen<br />

Eindruck von der KFOR-Mission<br />

und den dort eingesetzten<br />

Soldaten geben.<br />

Dabei wurde versucht, so<br />

realistisch wie möglich den<br />

„Alltag und die Aufgabenstellung<br />

der Bundeswehrsoldaten“<br />

aufzuzeigen. Die<br />

in dem Buch enthaltenen<br />

Farbbilderseiten zeigen<br />

schwerpunktartig verschiedene<br />

Motive des militärischen<br />

Alltags. Von humanitären<br />

Hilfeleistungen<br />

Foto: Danetzki & Weidner<br />

über ausländische Trup-<br />

penteile bis hin zu Bundeswehreinrichtungen<br />

wird eine<br />

Vielzahl von interessanten<br />

Motiven dargestellt.<br />

Ein Großteil der gemachten Aufnahmen<br />

stammt von dem Militärfotografen<br />

Ernst Beyermann, der auch einige<br />

Beiträge zu diesem Buch lieferte. Ein<br />

weiterer Teil der Bilder stammt von der<br />

Medienzentrale der Bundeswehr und<br />

der Bonner Bildstelle des Bundesverteidigungsministeriums.<br />

Bestellt werden kann die Publikation „Die Bundeswehr<br />

im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“ über<br />

Redaktionsbüro und Verlag Thomas Meuter, Heerstraße<br />

13, 53340 Meckenheim, 0171/54 85082 oder<br />

via E-Mail M.M.Meuter@GMX.de. Die Lieferung erfolgt<br />

per Nachnahme und unfrei; das Buch kostet 20 €.<br />

beit mit Firmen wie Rheinmetall W&M,<br />

STN Atlas Elektronik, Nitrochemie oder<br />

Nico-Pyrotechnik in immer stärkerem<br />

Maße bewährt, können die Risiken für<br />

Mensch und Maschine also weiter minimiert<br />

werden. Auch wenn sich bei<br />

dieser Frage das Bild von Hase und<br />

Igel aufdrängt, bleibt Papperger optimistisch:<br />

„Das Bild ist gut. Aber: Wer<br />

sagt denn, daß nicht wir der Igel<br />

sind?“ Wolfgang Dommershausen


Seite 14 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

Neu: Controlling-Nachwuchsgruppe bei Rheinmetall<br />

„Training on project“<br />

schafft den Durchblick<br />

cw Düsseldorf. Zum ersten Mal startete<br />

im Rahmen der konzernübergreifenden<br />

Führungsnachwuchsentwicklung<br />

der Rheinmetall <strong>AG</strong> (Düsseldorf) vor<br />

kurzem ein Traineeprogramm „on project“<br />

speziell für Controller. Die insgesamt<br />

neun Mitglieder der Nachwuchsgruppe<br />

werden im Laufe eines Jahres in<br />

verschiedenen Projekten im Konzern,<br />

davon eines im Ausland, auf ihre künftigen<br />

Aufgaben im Controlling vorbereitet.<br />

Spezielle Workshops, in denen die<br />

Trainees ihr Fachwissen und ihre Fachkompetenz<br />

vertiefen können, runden<br />

die interdisziplinäre Ausbildung ab.<br />

„Bedarfsorientiert haben uns die für<br />

das Ressort ,Finanzen + Controlling‘<br />

verantwortlichen Vorstände der Rheinmetall<br />

<strong>AG</strong> sowie der drei Führungsgesellschaften<br />

Aditron <strong>AG</strong>, <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> und Rheinmetall<br />

DeTec <strong>AG</strong> beauftragt, eine spezielle<br />

Controlling-Nachwuchsgruppe zu etablieren.<br />

Vor diesem Hintergrund konzipierten<br />

wir das neue Traineeprogramm,<br />

das im<br />

September diesen<br />

Jahres gestartet<br />

ist“, faßt Petra<br />

Bernards, zuständig<br />

für die Entwicklung<br />

des Führungsnachwuchses<br />

bei Rheinmetall,<br />

den Entste-<br />

hungsprozeß des<br />

neuen Programmes<br />

zusammen.<br />

Die Ausbildung<br />

der jungen Mitarbeiter<br />

orientiert<br />

sich an der Rheinmetall-Nachwuchsgruppe<br />

(NWG), die<br />

im vergangenen Juli bereits in die fünfte<br />

Runde ging. „Zentrale Unterschiede<br />

zwischen den beiden Entwicklungsprogrammen<br />

sind zum einen die Dauer<br />

und zum anderen die inhaltlichen<br />

Schwerpunkte“, erklärt die 34jährige<br />

Personalexpertin.<br />

Wissenstransfer: Controller-Fachmann<br />

Stefan Ives (r.), Zentralbereichsleiter<br />

Betriebswirtschaft bei der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong>, im Gespräch mit den<br />

angehenden Führungsnachwuchskräften<br />

Dominik Seel und Thomas Kreiß (v.l.).<br />

Das Programm der Controlling-Gruppe<br />

dauert ein Jahr, während die<br />

Trainees der NWG, die vor allem aus<br />

dem kaufmännischen und ingenieurwissenschaftlichen<br />

Bereich sowie dem<br />

Wirtschaftsingenieurwesen kommen,<br />

drei Projekte innerhalb von 18 Monaten<br />

bearbeiten. Beide Gruppen absolvieren<br />

einen Teil ihrer Ausbildung im<br />

Ausland und nehmen an mehreren<br />

Trainingseinheiten teil. Während die<br />

Controller in den Workshops aber vor<br />

allem ihr Fachwissen vertiefen, sind<br />

die Seminarthemen der NWG breiter<br />

gefächert. „Die Palette reicht von Präsentationstechniken<br />

über das Trainieren<br />

von Sozialkompetenz bis hin zu<br />

Projekt- und Konfliktmanagement. Dabei<br />

steht jedoch immer die Praxisorientierung<br />

im Vordergrund“, berichtet<br />

Frank Ulrich, der seit Sommer 2001 in<br />

der Nachwuchsgruppe und zur Zeit im<br />

dritten Projekt bei der Rheinmetall De-<br />

Tec <strong>AG</strong> in Ratingen tätig ist.<br />

Der 30jährige Diplom-Wirtschaftsjurist<br />

(FH) hatte auf dem Deutschen Absolventenkongreß<br />

in Köln im Herbst<br />

2000 zum ersten Mal von dem<br />

Traineeprogramm „on project“ erfahren<br />

und war sofort begeistert: „Nachdem<br />

ich ein relativ theoretisches Studium<br />

hinter mir hatte, wollte ich endlich<br />

intensiv Praxisluft schnuppern. Ein<br />

so breit aufgestellter Konzern wie<br />

Rheinmetall erschien mir ideal für einen<br />

Einstieg ins Berufsleben.“ Bisher<br />

wurden alle Erwartungen des gebürti-<br />

gen Ahrweilers erfüllt. „In meinen Projekten<br />

konnte ich alle Unternehmensbereiche<br />

kennenlernen.<br />

Vor allem die sechs Monate im Ausland<br />

– in Shanghai – waren ein echtes<br />

Abenteuer.“ Bei <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

Shanghai Nonferrous Components<br />

Co. Ltd. konzipierte und führte<br />

er unter anderem eine Marketingschulung<br />

für das chinesische Management<br />

vor Ort durch. „Ich konnte vorher kein<br />

Wort Chinesisch und kannte auch die<br />

Composing (2): frei-stil digitale Bildgestaltung<br />

Mentalität des Landes nur begrenzt,<br />

aber es war eine wertvolle Erfahrung“,<br />

resümiert Ulrich: „Ich habe sehr viel<br />

gelernt!“ Fragt man ihn, woran er sich<br />

später einmal ganz sicher zurückerinnert,<br />

antwortet er schmunzelnd:<br />

„Schlangen essen in Shanghai“, das<br />

werde er nicht so schnell vergessen...<br />

„Die Auslandsprojekte sind uns sehr<br />

wichtig“, betont Petra Bernards, die alle<br />

Nachwuchsgruppen umfassend betreut:<br />

„Daher ist es Voraussetzung, daß<br />

die Trainees bereits während der Schulzeit<br />

oder ihres Studiums im Ausland gewesen<br />

sind. So kennen sie die Situation,<br />

in ein fremdes Land zu kommen und<br />

dort zu arbeiten.“ Neben dem längeren<br />

Auslandsaufenthalt und umfassenden<br />

Sprach- und EDV-Kenntnissen sind erste<br />

Berufserfahrungen und Praktika Pflicht.<br />

„Nur einen guten Hochschulabschluß<br />

zu haben, das reicht nicht, um an unserem<br />

Programm teilnehmen zu können“,<br />

bekräftigt die studierte Diplom-Kauffrau:<br />

„Die Trainees müssen bereits<br />

während ihrer Ausbildung<br />

über den<br />

Tellerrand geschaut<br />

haben.“<br />

Neben der Arbeit<br />

im internationalen<br />

Rahmen und dem<br />

Erfahrungsaufbau<br />

durch eigenverantwortlicheProjekt-<br />

arbeit ist die Persönlichkeitsentwicklung<br />

der künftigenFührungskräfte<br />

zentraler<br />

Aspekt des Programmes.<br />

So versuchen<br />

die verantwortlichen Personalfachleute<br />

bei der Auswahl der Projektthemen<br />

auf individuelle Ziele und fachliche<br />

Schwerpunkte der Trainees einzugehen.<br />

„Die anspruchsvollen Aufgabenstellungen<br />

sind so facettenreich<br />

wie die Nachwuchskräfte selbst“, er-<br />

läutert die Rheinmetall-Personalexpertin:<br />

„Neben dem unmittelbaren Nutzen<br />

für die Unternehmensbereiche soll die<br />

berufliche Kreativität der jungen Mitarbeiter<br />

gefördert werden.“<br />

„Gerade der Aspekt der Internationalität<br />

und die Bandbreite der zu bearbeitenden<br />

Themen erschienen mir<br />

sehr reizvoll, als ich im Hochschulanzeiger<br />

der FAZ zum ersten Mal von der<br />

Rheinmetall-Nachwuchsgruppe las“,<br />

erinnert sich Stefan Kalk, Trainee in<br />

der ersten NWG von 1998 und heute<br />

Assistent der Geschäftsführung bei<br />

der Rheinmetall W&M GmbH in Ratingen:<br />

„Während man beim Direkteinstieg<br />

eigentlich von Beginn an festgelegt<br />

ist, konnte ich im Laufe meines<br />

18monatigen Programmes bei Rheinmetall<br />

die verschiedenen Unternehmensbereiche<br />

kennenlernen und ganz<br />

unterschiedliche Themenfelder bearbeiten.<br />

So wirkte ich in meinem dritten<br />

Projekt bei der Düsseldorfer Konzern-<br />

Holding beispielsweise an der Kon-<br />

Projektorientiertes Managementtraining: Innerhalb ihrer 18monatigen Ausbildung<br />

bearbeiten die Mitglieder der Rheinmetall-Nachwuchsgruppe (NWG) drei<br />

Projekte, eines davon im Ausland. Abgerundet wird das Programm durch verschiedene<br />

Workshops zur Erhöhung ihrer Methoden-, Fach- und Sozialkompetenz.<br />

Neben Fachthemen wie Recht, Controlling, Finanzierung oder „Treasury“<br />

lernen die Trainees in den Seminaren u. a. Gesprächsführung, Konflikt- und Projektmanagement.<br />

Begleitet wird die Weiterbildung von sogenannten Erfahrungsmeetings,<br />

die neben den Bilanzgesprächen am Ende der Projektlaufzeit stehen<br />

und den Nachwuchskräften einen persönlichen Rückblick ermöglichen. Das einjährige<br />

Programm der Controlling-Nachwuchsgruppe ist im Ablauf ähnlich strukturiert,<br />

der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf Controlling-spezifischen Themen.<br />

„Networking“ nicht nur innerhalb des Rheinmetall-Konzerns: Für die Teilnehmer der ersten Controlling-Nachwuchsgruppe<br />

ist die Bildung informeller Netzwerke zentraler Bestandteil des zwölfmonatigen Programms. Unser Foto entstand beim<br />

ersten gemeinsamen Workshop mit Projektleiterin Petra Bernards und zeigt (v.l.n.r.) Andreas Landvogt, Dirk Lösche,<br />

Thomas Kreiß, Erik Malzahn, Robert Sekavcnik, Christoph Sonntag, Stefan Ruskowski, Dominik Seel und Henning Scholz.<br />

zeption und Umsetzung einer Hochschulmarketing-Broschüre<br />

mit“, berichtet<br />

der 35jährige Diplom-Betriebswirt:<br />

„Eine besondere Herausforderung<br />

war rückblickend auch das Auslandsprojekt.“<br />

Zusammen mit seinem Nachwuchskollegen<br />

Mark Passolt, der heute bei<br />

Hirschmann in Neckartenzlingen tätig<br />

ist, arbeitete er für ein halbes Jahr bei<br />

<strong>Pierburg</strong> do Brasil Ltda. in Nova Odessa,<br />

Brasilien. „Unsere Aufgabe bestand<br />

zum einen darin, die Produktionsverlagerung<br />

einer <strong>Pierburg</strong>-Fertigungslinie<br />

von Italien auf das Firmengelände<br />

der <strong>Kolbenschmidt</strong> Pistões<br />

nach Brasilien vorzubereiten. Darüber<br />

hinaus erstellten wir eine Marktanalyse<br />

über zusätzliche Absatzmöglichkeiten<br />

von Wasser- und Ölpumpen in Brasilien.<br />

Damals gab es dort außer einem<br />

Firmenschild ‚<strong>Pierburg</strong> do Brasil‘<br />

noch nichts – heute läuft die Produktion<br />

auf Hochtouren“, freut sich der begeisterte<br />

Ausdauersportler.<br />

„Nicht alle Einsatzorte für das Auslandsprojekt<br />

liegen<br />

so weit weg wie China,<br />

Brasilien oder<br />

die USA. Es gibt<br />

auch Trainees, die<br />

für Tochterunternehmen<br />

in europäischen<br />

Ländern wie<br />

Frankreich, Italien<br />

oder Spanien arbei-<br />

ten“, erklärt Petra<br />

Bernards, die seit<br />

dreieinhalb Jahren bei Rheinmetall im<br />

Zentralbereich Personal beschäftigt<br />

ist: „In jedem Fall achten wir darauf, daß<br />

unser Führungskräftenachwuchs in den<br />

drei Projekten möglichst alle Unternehmensbereiche<br />

kennenlernt und drei unterschiedliche<br />

Themenfelder bearbeitet.“<br />

Einmal in 18 Monaten werden die<br />

Ergebnisse ausgewählten Führungskräften<br />

und dem RKS-Kreis vorgestellt. Vorstände,<br />

Generalbevollmächtigte und Direktoren<br />

der Konzern-Holding sowie der<br />

Führungsgesellschaften der Unternehmensbereiche<br />

lernen so den Führungsnachwuchsund<br />

seine Arbeiten kennen.<br />

Dabei können Kontakte geknüpft und<br />

Netzwerke aufgebaut werden.<br />

Eine Möglichkeit des Informationsund<br />

Erfahrungsaustausches zwischen<br />

den Trainees selbst sind die projektbegleitenden<br />

Management-Workshops.<br />

Das Training soll die Nachwuchskräfte<br />

auf künftige Führungsaufgaben speziell<br />

hinsichtlich ihrer Sozial- und Fachkompetenz<br />

vorbereiten. Die in den Workshops<br />

erlernten Managementtheorien<br />

und -techniken werden sofort in die Praxis<br />

umgesetzt. So arbeiten die Teilnehmer<br />

in den meisten Seminaren – die<br />

von Referenten aus dem Konzern und<br />

vielfach auch von hochqualifizierten<br />

externen Trainern durchgeführt werden<br />

– an ihren aktuellen Projekten. Fachvorträge,<br />

regelmäßige Meetings zum<br />

Erfahrungsaustausch und Kamingespräche<br />

runden die Weiterbildung ab.<br />

„Etwa drei Tage im Monat nehmen<br />

die jungen Mitarbeiter während ihrer<br />

Inlandsprojekte an Seminaren teil“,<br />

erklärt die Personalfachfrau: „Dazu<br />

gehört der ,Kick-Off’-Workshop zu Beginn<br />

der Ausbildung, bei dem sie zum<br />

ersten Mal ihre Auftraggeber treffen<br />

und die Projekte vorgestellt werden.<br />

Von seiten der Nachwuchskräfte wird<br />

vor allem der Workshop zum Projektmanagement<br />

stark nachgefragt. Hier<br />

lernen sie Zeitmanagement, Zieldefinition<br />

und Ablaufplanung kennen.“<br />

„Der persönliche Kontakt zwischen<br />

unsTrainees funktioniert sehr gut“, erzählt<br />

Sandra Schulze, die seit Juli diesen<br />

Jahres in der 5. Nachwuchsgruppe<br />

dabei ist. Im Bereich Investor Relations<br />

der Rheinmetall <strong>AG</strong> am Standort<br />

Düsseldorf erstellt sie derzeit ein „Fact<br />

Book“ für institutionelle Investoren<br />

und unterstützt das operative Tagesgeschäft.<br />

Rheinmetall kennt sie bereits<br />

aus ihrer Studienzeit: „Ich habe<br />

meine Diplomarbeit bei der Rheinmetall<br />

Landsysteme GmbH in Kiel zum<br />

Thema Reorganisation im Rahmen der<br />

Fusion zur RLS verfaßt. Über das Inter-<br />

Sandra Schulze Stefan Kalk Frank Ulrich<br />

net bin ich dann auf das Traineeprogramm<br />

aufmerksam geworden“, erzählt<br />

die 26jährige Diplom-Kauffrau<br />

(FH) aus Kiel. Von der Ausbildung erhofft<br />

sie sich, den „optimalen Berufseinstieg“<br />

zu finden. „Wir arbeiten in<br />

verschiedenen Projekten für verschiedene<br />

Auftraggeber. Ich hoffe, dabei<br />

den Job zu finden, der sowohl vom Inhaltlichen<br />

als auch von den fachlichen<br />

Anforderungen zu mir paßt. So möchte<br />

ich eigenverantwortlich abwechslungsreiche<br />

Aufgaben bearbeiten.“<br />

„Insgesamt bleiben etwa 80 Prozent<br />

der Trainees nach ihrer Ausbildung im<br />

Konzern“, weiß Petra Bernards zu berichten.<br />

Mit der 5. NWG, die im Juli<br />

<strong>2002</strong> gestartet ist, haben bereits über<br />

50 Nachwuchskräfte das Rheinmetall-<br />

Programm absolviert bzw. durchlaufen<br />

es noch. „Heutzutage ist es wichtig,<br />

qualifizierten Nachwuchs im eigenen<br />

Hause ausbilden zu können. Im Zentralbereich<br />

Personal versuchen wir,<br />

uns auf die Bedürfnisse der Unternehmensbereiche<br />

einzustellen“, so Bernards:<br />

„Wenn wir sehen, daß es auch<br />

in anderen Bereichen Bedarf gibt, versuchen<br />

wir, diesen mit abzudecken.“<br />

So lernen die Teilnehmer der neuen<br />

Controlling-NWG für ein Jahr vor allem<br />

Rheinmetall-spezifisches Know-how.<br />

Mit ihrem interdisziplinären Managementwissen<br />

können sie dann – genau<br />

wie die Absolventen der „konventionellen“<br />

Nachwuchsgruppen – in verschiedenen<br />

Unternehmensbereichen<br />

des Konzerns tätig werden.<br />

Fotos(2): Danetzki + Weidner<br />

Fotos (3): Ariane Gehlert


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 15<br />

Die neue virtuelle Visitenkarte der Rheinmetall-DeTec-Firmengruppe – erreichbar unter www.rheinmetall-detec.com.<br />

Diese Internet-Startseite wurde aus optischen Gründen für den Abdruck in der Konzernzeitung „Das <strong>Profil</strong>“ modifiziert.<br />

Neue virtuelle<br />

„Visitenkarte“<br />

rds Ratingen. Mit neuer virtueller<br />

Visitenkarte – so stellt sich die Rheinmetall<br />

DeTec <strong>AG</strong> seit 9. September<br />

<strong>2002</strong> im Internet dar. Die Präsentation<br />

unter www.rheinmetall-detec.com,<br />

deren Konzept sich an der geplanten<br />

Erneuerung des Internet-Auftritts der<br />

Rheinmetall <strong>AG</strong> orientiert („Das <strong>Profil</strong>“<br />

4/<strong>2002</strong>), wurde inhaltlich und<br />

optisch vollständig überarbeitet:<br />

Übersichtlichkeit sowie der schnelle<br />

und einfache Zugriff auf die gewünschten<br />

Informationen sind beim<br />

neuen „world wide web“-Erscheinungsbild<br />

von Rheinmetall-„Defence“<br />

Trumpf.<br />

Um diesen Benutzer-orientierten<br />

Komfort zu gewährleisten, wurde die<br />

Seite von Ballast befreit, das heißt die<br />

Tiefe der Menüs und die Möglichkeit,<br />

durch Querverweise die Seite zu erforschen,<br />

nicht unnötig verkompli-<br />

ziert. Darüber hinaus wurde die<br />

Menüführung auf wesentliche Komponenten<br />

beschränkt, was mehr Platz<br />

für Informationen schafft und lange<br />

Ladezeiten vermeidet.<br />

Inhaltlich ist die Seite in die vier<br />

großen Themenfelder Info-Service,<br />

Unternehmen, Geschäftsfelder und<br />

Kontakt unterteilt, auf die anhand einer<br />

Menüleiste zugegriffen werden<br />

kann. Verwendet wurden dabei – zur<br />

guten Orientierung und leichten Navigation<br />

– „Pop-Up“-Menüs, die zu den<br />

verschiedenen Unterbereichen der<br />

Themenfelder führen.<br />

Was in nächster Zukunft geplant ist,<br />

verrät Cornelia Meutzner, verantwortlich<br />

für den Internet-Auftritt von<br />

Rheinmetall-„Defence“: „Wir werden<br />

dasDesign und die Menüführung der<br />

Webauftritte der Rheinmetall-DeTec-<br />

Firmen so synchronisieren, daß der<br />

‚User‘ – egal, auf welcher Seite er seine<br />

virtuelle Tour durch Rheinmetall<br />

DeTec startet – automatisch zu den<br />

entsprechenden Geschäftsfeldern<br />

und Unternehmen geführt wird, die<br />

ihm die gesuchten Informationen bieten<br />

können.“<br />

Die hier angesprochene Vernetzung<br />

der einzelnen Firmen soll zukünftig<br />

durch ein „Content-Management“-<br />

System gestützt werden. Darunter<br />

versteht man spezielle Softwaresysteme,<br />

die eine darstellungsunabhängige<br />

Erstellung und Verwaltung<br />

von Informationen und deren automatische<br />

Ausgabe im Format der belieferten<br />

Web-Seite ermöglichen.<br />

Meutzner: „Alle verbundenen Web-<br />

Seiten können so mit Informationen<br />

aus einer Quelle versorgt werden.<br />

Dies hat den Vorteil, daß die Inhalte<br />

ohne jegliche Programmierkenntnisse<br />

eingespeist werden können und<br />

von den zuständigen Mitarbeitern<br />

leicht redaktionell zu bearbeiten<br />

sind. Durch die vollständige technische<br />

Kompatibilität auf allen Seiten<br />

des Rheinmetall-DeTec-Verbundes<br />

können alle Inhalte synchron veröffentlicht<br />

werden; unsere Web-Seiten<br />

bleiben dynamisch und aktuell.“<br />

Jagenberg-Gruppe: Kampf profitiert von einer regen Nachfrage aus China<br />

Verbessertes Ergebnis zum Halbjahr<br />

dp Neuss. Im 1. Halbjahr <strong>2002</strong> erreichte<br />

die Jagenberg-Gruppe, wie das<br />

Unternehmen Ende August diesen<br />

Jahres mitteilte, einen Umsatz von<br />

96,7 Millionen €. Der Auslandsanteil<br />

am Gruppenumsatz betrug 74,3 Prozent.<br />

Trotz eines nach wie vor angespannten<br />

Umfeldes konnten die verbleibenden<br />

Gesellschaften des Geschäftsbereichs<br />

Papiertechnik (Diana<br />

GmbH, Woschnik + Partner Maschinenbau<br />

GmbH sowie Slovensko spol.<br />

s.r.o.) ihre Umsätze erfreulich verbessern.<br />

Im Geschäftsbereich Folientechnik<br />

verzeichnete die Kampf GmbH &<br />

Co. Maschinenfabrik insbesondere<br />

aufgrund einer erfreulichen Konjunktur<br />

im China-Geschäft eine im Vorjahresvergleich<br />

deutliche Umsatzsteigerung.<br />

Die Lemo Maschinenbau GmbH erreichte<br />

das Umsatzniveau des 1. Halbjahres<br />

2001. Der Markt der Bachofen +<br />

Meier <strong>AG</strong> zeigt sich dagegen weiterhin<br />

sehr schwach. Daher blieb der Umsatz<br />

dieser Gesellschaft deutlich hinter den<br />

Erwartungen zurück.<br />

Der Auftragseingang der Jagenberg-<br />

Gruppe erreichte im 1. Halbjahr <strong>2002</strong><br />

122,6 Millionen €. Davon entfielen<br />

rund 16 Millionen € auf die zum 30. Juni<br />

<strong>2002</strong> entkonsolidierten Querschneider-Gesellschaften.Zufriedenstellend<br />

entwickelten sich die Auftragseingänge<br />

der im Geschäftsbereich<br />

Papiertechnik verbliebenen Gesellschaften,<br />

die damit die internen<br />

Prognosen erreichten bzw. übertrafen.<br />

Der Geschäftsbereich Folientechnik<br />

konnte den sehr guten Auftragseingang<br />

des 1. Halbjahres 2001 nicht wiederholen.<br />

Während die Kampf GmbH<br />

& Co. Maschinenfabrik den guten Vorjahreswert<br />

noch einmal um eine Million<br />

€ übertreffen konnte, war die<br />

Nachfrage für die übrigen Gesellschaften<br />

des Geschäftsbereichs zurückhaltend.<br />

Der Auftragsbestand der Jagenberg-Gruppe<br />

lag am 30. Juni <strong>2002</strong> bei<br />

84,8 Millionen €.<br />

Die Jagenberg-Gruppe beschäftigte<br />

am 30. Juni <strong>2002</strong> weltweit 1330 Mitarbeiter,<br />

davon 29,5 Prozent im Ausland.<br />

Während die verbliebenen Gesellschaften<br />

des Geschäftsbereichs Papiertechnik<br />

und die Kampf GmbH &<br />

Co. Maschinenfabrik im Vergleich zum<br />

30. Juni 2001 ihren Personalstand<br />

leicht erhöhten, verminderte sich die<br />

Zahl der Beschäftigten insbesondere<br />

bei den Gesellschaften Lemo Maschinenbau<br />

GmbH, Renova Plastik-Maschinen<br />

GmbH, Bachofen + Meier <strong>AG</strong><br />

und Jagenberg <strong>AG</strong> deutlich. Die Renova<br />

Plastik-Maschinen GmbH, die im<br />

wesentlichen im Gebrauchtmaschinengeschäft<br />

tätig ist, wird noch im laufenden<br />

Geschäftsjahr ihre Geschäftstätigkeit<br />

einstellen. Das Werk in Troisdorf-Bergheim<br />

wird geschlossen, für<br />

die Belegschaft wurde ein Sozialplan<br />

vereinbart. Im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms<br />

wird die Mitar-<br />

beiterzahl der Bachofen + Meier <strong>AG</strong><br />

planmäßig reduziert. Die Strukturen<br />

der Jagenberg <strong>AG</strong> werden aufgrund der<br />

Verkleinerung des Konsolidierungskreises<br />

angepaßt.<br />

Das Ergebnis vor Steuern der Jagenberg-Gruppe<br />

lag per 30. Juni <strong>2002</strong> bei<br />

minus 7,8 Millionen € (Vorjahr: –30,4<br />

Mio. €). Wie in den Vorjahren und bei<br />

Herstellern von Spezialmaschinen typisch,<br />

verlief die Umsatzrealisierung in<br />

der Jagenberg-Gruppe im 1. Halbjahr<br />

<strong>2002</strong> unterproportional. Hieraus erklären<br />

sich die, bei einer nahezu linearen<br />

Kostenverteilung, entsprechend<br />

negativen operativen Ergebnisse zum<br />

30. Juni <strong>2002</strong>. Positiv beeinflußt wird<br />

das Ergebnis der Jagenberg-Gruppe<br />

per 30. Juni <strong>2002</strong> durch die Veräußerung<br />

der Gesellschaften Jagenberg<br />

Querschneider GmbH und Jagenberg<br />

Converting Inc.<br />

Bei den in der Jagenberg-Gruppe verbleibenden<br />

Gesellschaften der Geschäftsbereiche<br />

Papier- und Folientechnik<br />

zeigen die eingeleiteten Restrukturierungsprogramme<br />

erste Erfolge.<br />

Die positive Resonanz der weltweiten<br />

Kunden zeigt, daß sich die technologisch<br />

führenden Jagenberg-Maschinen<br />

auf dem Weltmarkt behaupten<br />

können. Diese strategisch hervorragende<br />

Position gilt es konsequent weiter<br />

zu entwickeln sowie die künftige<br />

Ertragskraft der Gesellschaften zu stärken<br />

und abzusichern.<br />

Hirschmann Electronics Kft. in Békéscsaba (Ungarn)<br />

Eigenständiges Werk<br />

mit ehrgeizigen Zielen<br />

cd/tho Békéscsaba. Das Werk<br />

Békéscsaba der Hirschmann Electronics<br />

Kft. hat den Status eines eigenständigen<br />

Produktionswerkes innerhalb<br />

der Hirschmann-Gruppe erhalten.<br />

Damit liegt die unmittelbare Verantwortung<br />

für das Geschäftsergebnis<br />

nicht mehr bei der Zentrale in Neckartenzlingen<br />

(Deutschland), sondern vor<br />

Ort in Ungarn. Die erweiterte Entscheidungsbefugnis<br />

ist zudem mit organisatorischenVeränderungenverbunden,<br />

die sowohl<br />

den Standort<br />

Békéscsaba als<br />

auch die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Hirschmann-<br />

Gruppe auf den<br />

internationalen<br />

Märkten weiter<br />

stärken werden. PeterInzenhofer<br />

So ist mit dem Startschuß für den<br />

Übergang von der Lohnfertigung zu einer<br />

eigenverantwortlichen Produktion<br />

auch eine neue Management-Software<br />

(SAP R 4.6) in Betrieb genommen<br />

worden, über die alle wichtigen Geschäftsprozesse<br />

im Werk Békéscsaba<br />

gesteuert werden. „Wir verfügen jetzt<br />

über das modernste, EDV-gestützte<br />

Management-System innerhalb der<br />

Hirschmann-Gruppe. Damit sind wir<br />

zum Beispiel in der Lage, direkte Geschäftsbeziehungen<br />

zu Kunden wie<br />

Lieferanten aufzubauen. Dies bildet<br />

eine wichtige Voraussetzung, um unsere<br />

ehrgeizigen Wachstumsziele zu<br />

verwirklichen“, erklärt Peter Inzenhofer,<br />

Geschäftsführer der Hirschmann<br />

Electronics Kft.<br />

Da viele Entscheidungen nun vor<br />

Ort getroffen werden, ist es möglich,<br />

schneller und flexibler als bisher am<br />

Markt zu agieren. Dies gilt von der Erstellung<br />

der Angebote über die<br />

Steuerung der Produktion bis hin zur<br />

Auslieferung der Ware und der Abrechnung<br />

der Aufträge. Zudem werden<br />

sämtliche Maschinen und Anlagen<br />

in eigener Regie betrieben. „Das<br />

hohe Maß an Eigenständigkeit unterstreicht<br />

das Vertrauen, daß die<br />

Hirschmann-Gruppe in unseren<br />

Standort setzt. Dieses Vertrauen<br />

gründet zum einen auf dem Können<br />

und der Motivation der Mitarbeiter,<br />

zum anderen auf den guten wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen in<br />

Ungarn“, so Inzenhofer weiter.<br />

In Békéscsaba stellt Hirschmann vorwiegend<br />

elektromechanische Komponenten,<br />

Antennenkabel und Antennenruten<br />

in hoher Stückzahl für die<br />

Automobilindustrie sowie Steckverbinder<br />

für die Automatisierungs- und<br />

Kommunikationstechnik her. Mit rund<br />

320 Beschäftigten gehört die Hirschmann<br />

Electronics Kft. zu den fünf größten<br />

Arbeitgebern in der Region. Darüber<br />

hinaus besitzt das Unternehmen<br />

eine Niederlassung in Budapest, über<br />

die unter anderem Freisprecheinrichtungen,<br />

Autoantennen und Satellitenempfangsanlagen<br />

vertrieben werden.<br />

Das Engagement der Hirschmann-<br />

Gruppe in Ungarn reicht zurück bis in<br />

die späten sechziger Jahre des 20.<br />

Finnland ordert<br />

„Asrad-R“-Systeme<br />

dp Helsinki/Bremen. Die STN Atlas<br />

Elektronik GmbH hat unlängst von<br />

den finnischen Streitkräften einen<br />

Großauftrag über 16 Nahbereichs-<br />

Flugabwehrsysteme des Typs „Asrad-R“<br />

im Wert von 120 Millionen €<br />

erhalten. Mit diesem wichtigen Exportauftrag<br />

hat sich das Bremer Unternehmen<br />

gegen harten internationalen<br />

Wettbewerb durchgesetzt.<br />

Gleichzeitig bestätigt sich die<br />

Rheinmetall DeTec-Strategie, mit<br />

kompetenten internationalen Part-<br />

Jahrhunderts. Erste Kontakte zum<br />

staatlichen Außenhandels-Unternehmen<br />

„Elektromodul“ sowie zu zwei<br />

Fertigungsunternehmen, die Interesse<br />

an der Produktion von Steckverbindern<br />

und Komponenten für den Fernsehempfang<br />

hatten, wurden 1968 geknüpft<br />

und mündeten in einem ersten<br />

Kooperationsvertrag im Jahr 1969.<br />

Was ursprünglich als „verlängerte<br />

Werkbank“ in Ungarn begann, wurde<br />

dann 1972 durch einen zweiten Kooperationsvertrag<br />

zu einer Entwicklungspartnerschaft<br />

ausgebaut.<br />

Der Aufbau der heutigen Hirschmann<br />

Electronics Kft. begann am 1. Juli<br />

1991 mit der Gründung eines Joint<br />

ventures, an dem die Hirschmann-<br />

Gruppe mit 75 Prozent und der ungarische<br />

Partner BHG Híradástechnikai Rt.<br />

mit 25 Prozent beteiligt waren. Seit der<br />

Übernahme der restlichen 25 Prozent<br />

im Jahr 1995 ist das Unternehmen eine<br />

hundertprozentige Hirschmann-Tochter.<br />

Einen Meilenstein in der Firmengeschichte<br />

markierte der Bau des neuen<br />

Produktionsstandortes in Békéscsaba,<br />

der – wie berichtet - am 1. Oktober<br />

1999 im Beisein des damaligen ungarischen<br />

Ministerpräsidenten Dr. Viktor<br />

Orban eingeweiht wurde.<br />

Werden im Hirschmann-Werk Békéscsaba<br />

produziert (von oben): Laborstecker,<br />

Steckverbinder für Audio-, Video- und<br />

Datentechnik sowie Rundsteckverbinder.<br />

nern projektbezogen eng zusammenzuarbeiten.<br />

In diesem Fall werden<br />

die Radare für die Flugabwehrsysteme<br />

von Ericsson und die lasergeführten<br />

Flugkörper von Saab/Bofors<br />

geliefert.<br />

„Asrad-R“ leitet sich vom leichten<br />

Flugabwehrsystem „LeFlaSys“ der<br />

Bundeswehr ab, das als innovatives<br />

Flugabwehrsystem entwickelt worden<br />

ist und derzeit an die Truppe<br />

ausgeliefert wird. Zusammen mit<br />

Deutschland und Griechenland ist<br />

Finnland die dritte europäische Nation,<br />

die sich für das Flugabwehr-<br />

Know-how von STN Atlas Elektronik<br />

entschieden hat.


Seite 16 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

Preh-Bedienteil<br />

für „Comand APS“<br />

dp Stuttgart/Bad Neustadt. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Gesamtsystemführer<br />

Harman/Becker (Karlsbad)<br />

und dem Automobilhersteller Daimler-<br />

Chrysler haben die Preh-Werke die Bedieneinheit<br />

für das „Comand APS“ der<br />

neuen „Maybach“-Luxuslimousine<br />

entwickelt. Mit diesem Produkt für<br />

höchste Qualitätsansprüche konnte<br />

die Aditron-Tochtergesellschaft ihre<br />

besondere Kompetenz auf dem Gebiet<br />

von Fahrerbediensystemen für das<br />

prestigeträchtige Premium-Segment<br />

erneut unter Beweis stellen. Das serienmäßige<br />

„Comand APS“ in der Mittelkonsole<br />

ist die zentrale Bedien- und<br />

Anzeigeeinheit für eine Vielzahl von<br />

Funktionen. Zur Ausstattung des elektronischen<br />

„Multitalents“ gehören u.a.<br />

ein großes Color-Display, ein Naviga-<br />

tionsrechner mit<br />

integriertem DVD-<br />

Laufwerk, ein Audiosystem<br />

sowie<br />

– in Verbindung<br />

mit dem fest eingebautenAutotelefon<br />

– alle mobilenKommunikationsfunktionen<br />

(SMS, WAP,<br />

E–Mail und Online-Dienste<br />

via<br />

Internet).<br />

Bei der Preh-Bedieneinheit<br />

für<br />

das „Comand<br />

APS“ wurde – neben<br />

einer erstklassigen<br />

Haptik (Tastgefühl)<br />

– besonderer<br />

Wert auf<br />

eine komplexe<br />

Funktionalität und<br />

MSI auf der „Automechanika <strong>2002</strong>“ in Frankfurt<br />

Zwei-Marken-Strategie<br />

erfolgreich umgesetzt<br />

do Frankfurt/Main. Die „Automechanika<br />

<strong>2002</strong>“, vom 17. bis 22. September<br />

in Frankfurt der Treffpunkt der internationalen<br />

Automobilwirtschaft, übertraf<br />

am Ende auch die kühnsten Erwartungen<br />

der Veranstalter: „Mit einem Ausstellerplus<br />

von zehn Prozent sind wir<br />

bereits von der Pole-Position aus gestartet“,<br />

so Gerhard Gladitsch, Geschäftsführer<br />

der Messe Frankfurt.<br />

„Ins Ziel sind wir mit dem Rekordergebnis<br />

von 159531 Fachbesuchern<br />

aus über 130 Ländern gefahren, deutlich<br />

mehr als erwartet.“ Zudem sehen<br />

die Besucher der Messe überwiegend<br />

optimistisch in die<br />

Zukunft. Fast 80 Prozent<br />

der Besucher<br />

(bei den Deutschen<br />

74 Prozent) schätzen<br />

die gegenwärtige<br />

Branchenkonjunktur<br />

als gut bis befriedigend<br />

ein. Auf der<br />

„Automechanika <strong>2002</strong>“ stellten 4291<br />

Aussteller (2000: 3909 Aussteller) aus<br />

70 Ländern (2000: 64 Länder) auf einer<br />

deutlich vermehrten Hallenfläche von<br />

300 000 Quadratmetern aus.<br />

Zu den besonders zufriedenen Ausstellern<br />

zählt auch die zur <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />

gehörende<br />

Motor Service International (MSI)<br />

GmbH, in der das Ersatzteilegeschäft<br />

der Gruppe zusammengefaßt ist. Torsten<br />

Stiller, Geschäftsführer des Unternehmens:<br />

„Da der MSI-Stand durchweg<br />

zu den am besten besuchten Plätzen<br />

in Halle 5 zählte, können wir sagen,<br />

daß unsere Konzeption und unsere<br />

Strategie offensichtlich vom Markt<br />

angenommen wurden.“ Hansjörg Rölle,<br />

Vorsitzender der MSI Geschäftsführung,<br />

bringt es auf den Punkt: „Bewährtes<br />

hat sich erneut bewährt.“<br />

Neben den Neuheiten wie „Online<br />

Shop“ (mit der Möglichkeit, Internet-<br />

Bestellungen live zu testen), neuer<br />

<strong>Pierburg</strong>-CD, neuem und wiederum gewichtigem<br />

Kolben-Katalog 2003 sowie<br />

innovativen Werkzeugen und Prüfmitteln<br />

bestimmte vor allem ein Thema<br />

die Kundengespräche: Die neue Vertriebsstruktur<br />

der MSI („Das <strong>Profil</strong>“<br />

4/<strong>2002</strong>) mit der Zwei-Marken-Strategie<br />

als zentralem Bestandteil des Integrationskonzepts<br />

der ehemals getrennt<br />

operierenden Handelsbereiche<br />

von <strong>Pierburg</strong> und <strong>Kolbenschmidt</strong>. Gesamtvertriebsleiter<br />

Axel Krall: „Unsere<br />

Kunden haben erkannt, daß es jetzt<br />

für beide Marken nur noch eine Firma –<br />

und künftig auch nur noch einen Ansprechpartner(Gebietsverkaufsleiter)<br />

gibt. Die Reaktion<br />

war unisono positiv.<br />

Wer <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

im Programm hatte,<br />

wollte jetzt zusätzlich<br />

<strong>Pierburg</strong> anbieten<br />

und umgekehrt.<br />

Es gab auf beiden Seiten Interesse an<br />

der jeweils anderen Marke.“<br />

Vor zwei Jahren traten beide bis dahin<br />

eigenständigen Unternehmen zum<br />

ersten Mal mit einem gemeinsamen<br />

Stand in Frankfurt an, damals allerdings<br />

noch eher nebeneinander als<br />

miteinander. Zwei Jahre später war die<br />

erfolgreiche Integrationsarbeit deutlich<br />

zu spüren. Der eindeutige Tenor<br />

im rund 40-köpfigen Messeteam:<br />

„Starker gemeinsamer Auftritt. Eine<br />

MSI – zwei Marken.“<br />

Hochrangige Vertreter von Verbänden,<br />

Großkunden und Importeuren sowie<br />

aus der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-<br />

Gruppe belegen das gestiegene Interesse,<br />

auf das die Handelssparte des<br />

weltweit erfolgreichen Erstausrüsters<br />

“rund um den Motor” zwei Jahre nach<br />

dem Zusammenschluß stößt. Axel<br />

Krall: „Die Stimmung war – entgegen<br />

dem, was uns von der Erstausrüstung<br />

signalisiert wird – gut.“<br />

Das Bedienteil für das „Comand APS“ (linke Bildhälfte) – die zentrale Bedienund<br />

Anzeigeeinheit des neuen „Maybach“ – stammt von den Preh-Werken.<br />

Foto: DaimlerChrysler Communications<br />

größtmögliche<br />

Übersichtlichkeit<br />

gelegt. Durch seine<br />

Komplexität<br />

bildet dasBedienundInformationssystem<br />

praktisch<br />

das Herzstück der<br />

„Maybach“-Mittelkonsole;<br />

es erfüllt<br />

anspruchvollste<br />

Designkriterien<br />

und ist in sechs<br />

wesentliche modulareFunktionsblöcke<br />

gegliedert.<br />

Alle Tasten- und<br />

Knopfsymbole<br />

des Preh-Bediensystems<br />

sind in<br />

weißem Tagde-<br />

sign dargestellt.<br />

Die hierzu erforderliche<br />

Bearbei-<br />

tung der Tasten- und Knopflackschicht<br />

erfolgte durch den Einsatz modernster<br />

Lasertechnik. Für die Fertigung stellte<br />

die elegante Hochglanzlackierung der<br />

einzelnen Tastenblöcke eine besondere<br />

Herausforderung dar, die erhebliche<br />

Entwicklungsleistungen erforderte. Eine<br />

besondere Aufgabe stellten auch<br />

die hohen Anforderungen an die weiße<br />

Hinterleuchtung: Mittels LEDs und deren<br />

Spektralverteilung für den Abgleich<br />

des Tag-Nachtdesigns konnte sie mit einer<br />

hohen homogenen Ausleuchtungsintensität<br />

realisiert werden.<br />

Die Harman/Becker Automotive Systems<br />

(Becker Division) GmbH ist ein<br />

Tochterunternehmen der Harman International<br />

Industries Inc. (Washington/<br />

USA). Mit seinen technischen Innovationen<br />

u.a. in der Fahrzeug-Navigation,<br />

Telematik- und digitalen TV-Tuner-Technologie<br />

genießt die Marke Becker Weltruf<br />

in der Automobilindustrie und im<br />

Nachrüstmarkt.<br />

Fotos (12): Michael von Haugwitz


Fotos(2): Michael Rennertz<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Aus den Unternehmensbereichen<br />

Seite 17<br />

Rückkehr nach rund sechs Jahrzehnten: Rheinmetall-Historiker Dr. Christian Leitzbach hat den früheren polnischen Fremdarbeiter Marian Szewczyk (r.) im „Einstellbuch<br />

des Werkes Derendorf“ ausfindig machen können (Bild links). Beim Fototermin in der Rheinmetall-Ausstellung am Konzernsitz in Düsseldorf zeigt sich der<br />

79jährige Szewczyk (2.v.l.) sehr angetan von der Herzlichkeit seiner Gastgeber, zu denen u.a. Rheinmetall-Pressereferent Folke Heyer (l.), Historiker Rafael Leissa<br />

(2.v.r.), Organisator des Besuchsprogrammes, und Dr. Christian Leitzbach (4.v.r.) gehörten. Ebenfalls im Bild sind Szewczyks Sohn Wlodzimierz (3.v.l.), Maria Tkacz<br />

und ihr Ehemann Jozef Tkacz, früherer Fremdarbeiter in einem Betrieb an der Münsterstraße, sowie Lusi Ren (3.v.r.) und David Rosch (r.); die beiden Schüler des<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasiums erarbeiten im Rahmen des Geschichtsunterrichtes Texte und eine Ausstellung über den Einsatz von Fremdarbeitern in Düsseldorf.<br />

Marian Szewczyk aus Polen war Fremdarbeiter im Rheinmetall-Borsig-Werk Derendorf in Düsseldorf<br />

Eine Rückkehr nach rund sechs Jahrzehnten<br />

Düsseldorf. Am 19. April 1942 kam<br />

Marian Szewczyk zum ersten Mal nach<br />

Düsseldorf und in das Derendorfer<br />

Werk der damaligen Rheinmetall-Borsig<br />

<strong>AG</strong>. Allerdings tat der damals<br />

18jährige Pole dies nicht freiwillig: Gemeinsam<br />

mit drei anderen Jugendlichen<br />

aus seinem Dorf war der Sohn eines<br />

Landarbeiters von der SS verschleppt<br />

und nach Deutschland deportiert<br />

worden – zum Arbeitseinsatz.<br />

Damit teilte er das Schicksal vieler anderer<br />

junger Männer, Frauen und sogar<br />

Kinder, die während des Zweiten<br />

Weltkrieges Zwangsarbeit in deutschen<br />

Unternehmen leisten mußten.<br />

Jetzt – nach genau 60 Jahren – kam<br />

Marian Szewczyk, mittlerweile 79 Jahre<br />

alt, zum zweiten Mal nach Düsseldorf,<br />

diesmal als Gast. Eingeladen hatten<br />

ihn und neun andere frühere<br />

Fremdarbeiter aus Polen die Stadt<br />

Düsseldorf und die Düsseldorfer<br />

Mahn- und Gedenkstätte, eine städti-<br />

Skulpturen mit<br />

Schutzfunktion<br />

rds Unterlüß/Köln. Ungewöhnliche<br />

Installationen hat der Künstler Roland<br />

A.O. Köhler kürzlich bei der Rheinmetall<br />

W&M GmbH am Standort Unterlüß<br />

geschaffen. Grundlagen des unter<br />

dem Genre „Fotografie und Skulptur“<br />

realisierten Konzeptes waren der<br />

weltberühmte, 1523 entstandene<br />

Stahlstich des fränkischen Malers<br />

Albrecht Dürer mit dem Titel „Ritter,<br />

Tod und Teufel“ sowie der bereits von<br />

den Pythagoreern als Zeichen des<br />

Lichtes und im oberdeutschen Kulturraum<br />

vorwiegend als Schutzzeichen<br />

genutzte „Drudenfuß“.<br />

Der in Köln lebende Köhler, dessen<br />

Skulpturen u.a. schon im Goethe-Institut<br />

in New York (1987) gezeigt wurden,<br />

erläutert seine künstlerische<br />

Annäherung an das skizzierte Thema:<br />

„Der primäre Gedanke bei meinen Arbeiten<br />

bezieht sich auf das Vordrin-<br />

sche Einrichtung zur Dokumentation<br />

der NS-Zeit. Die polnischen Gäste sollten<br />

die Möglichkeit haben, im Rahmen<br />

der insgesamt siebentägigen Visite<br />

noch einmal ihre früheren Arbeitsstätten<br />

bzw. Lagerquartiere zu besuchen.<br />

Denn nicht nur die damaligen Düsseldorfer<br />

Großbetriebe hatten ausländische<br />

Arbeitskräfte beschäftigt; auch<br />

kleine Handwerksbetriebe wie der<br />

Bäckerladen „an der Ecke“ setzten Polen,<br />

Ukrainer, Holländer, Franzosen<br />

oder Belgier ein. Vor diesem Hintergrund<br />

standen Besuche an den früheren<br />

Arbeitsstätten und Einsatzorten<br />

auf dem Programm, darunter u. a. das<br />

ehemalige Restaurant „Löwenbräu“<br />

an der Graf-Adolf-Straße, die frühere<br />

Peter Cremer Seifenfabrik in Heerdt<br />

und das Derendorfer Werk der Rheinmetall-Borsig<br />

<strong>AG</strong>.<br />

Als Fremdarbeiter hatte Marian Szewczyk<br />

den Beruf des Dachdeckers erlernt;<br />

er arbeitete bis 1945 in der Bau-<br />

gen in Bereiche, die der breiten Öffentlichkeit<br />

normalerweise nicht unbedingt<br />

zugänglich sind, sogenannte<br />

Tabuzonen (z.B. medizinische Einrichtungen,<br />

Banktresore, Großbaustellen<br />

und wehrtechnische Einrichtungen).<br />

Ich möchte den Vorhang zu<br />

diesen Zonen – unter Einbeziehung<br />

meines künstlerischen Anliegens –<br />

einen Spalt breit öffnen und den Betrachter<br />

in eine ihm zumeist unbekannte<br />

Welt führen.“<br />

Ein Unterfangen, daß sich auch in<br />

den in Unterlüß realisierten Skulpturen<br />

widerspiegelt. Der international<br />

bekannte Plastiker verbindet wehrtechnisches<br />

Material aus dem Hause<br />

Rheinmetall mit frühmittelalterlicher<br />

Heraldik (Wappenkunde). So wird<br />

beispielsweise Artilleriemunition mit<br />

dem „Drudenfuß“-Schutzsymbol in<br />

Verbindung gesetzt. Die künstlerische<br />

Absicht dieser Komposition:<br />

„Ich möchte damit zeigen, daß moderne<br />

Waffensysteme nicht nur im<br />

übertragenen Sinne eine Schutzfunk-<br />

abteilung. Seine Hauptbeschäftigung<br />

bestand darin, Bombenschäden an<br />

den Dächern der Werkstattgebäude zu<br />

reparieren; auch die rege Bautätigkeit<br />

im Werk forderte seinen Einsatz. Gewohnt<br />

hat er in einem Lager an der<br />

Grashoffstraße – davon ist heute nichts<br />

mehr zu sehen. Die Baracken wurden<br />

1944 bei einem Luftangriff zerstört.<br />

Wie erfahren die polnischen Besuchern<br />

heute einen Besuch in Düsseldorf?<br />

Dazu der Historiker Rafael Leissa,<br />

der den Besuch im Auftrag der<br />

Düsseldorfer Marketing & Tourismus<br />

GmbH organisiert und die Gäste betreut<br />

hat: „Sie nehmen vor allem die<br />

Herzlichkeit mit von den Menschen,<br />

denen sie heute hier begegnen. Es war<br />

teilweise sehr schwierig, die früheren<br />

Fremdarbeiter, die nun schon sehr alt<br />

sind, davon zu überzeugen, noch einmal<br />

nach Deutschland zu kommen.<br />

Und das ist leicht zu verstehen: Viele<br />

haben Angst davor, sich der Geschich-<br />

tion beinhalten“, erläutert der<br />

51jährige Köhler.<br />

Neben den Installationen bei Rheinmetall<br />

entstanden zum Thema „Ritter,<br />

Tod und Teufel“ seit 1998 ähnlich<br />

konzipierte Arbeiten etwa beim Panzerbataillon<br />

154 in Westerburg, an der<br />

Technischen Schule der Luftwaffe 3 in<br />

Faßberg, der ABC- und Selbstschutzschule<br />

in Sondhofen („Fuchs“-Spürpanzer),<br />

der Luftlande-und Lufttransportschule<br />

in Altenstadt sowie bei<br />

Heckler & Koch (Oberndorf).<br />

In jüngster Zeit hat Köhler darüber<br />

hinaus freie Projekte für die Uniklinik<br />

Köln, das Bundeskanzleramt (Berlin),<br />

den Kölner Gerling-Konzern, die Deutsche<br />

Bahn <strong>AG</strong> (Lehrter Bahnhof), das<br />

Bodemuseum (Museumsinsel Berlin),<br />

die Firma Henkel (Düsseldorf)<br />

und die neue israelische Botschaft in<br />

Berlin realisiert. Gegenwärtig bereitet<br />

der gebürtige Thüringer (Schlotheim)<br />

eine weitere „Drudenfuß“-Kunstaktion<br />

vor, und zwar in der neuen Schalke-Arena<br />

in Gelsenkirchen.<br />

Roland A.O. Köhler verbindet wehrtechnisches Material mit frühmittelalterlicher Heraldik (Wappenkunde). So wird z.B.<br />

Rheinmetall-Artilleriemunition mit dem „Drudenfuß“-Schutzsymbol in Verbindung gesetzt (M.). Damit will der 51jährige<br />

Plastiker zeigen, daß moderne Waffensysteme nicht nur im übertragenen Sinne eine Schutzfunktion beinhalten.<br />

te, die nicht einfach war, zu stellen.<br />

Aber für die, die gekommen sind, ist<br />

es eine Möglichkeit, mit der Vergangenheit<br />

Frieden zu schließen.“<br />

Auch für Marian Szewczyk war es<br />

zunächst schwer, nach Düsseldorf<br />

zurückzukehren. Er wurde von seinem<br />

Sohn Wlodzimierz begleitet, der die Lebensgeschichte<br />

seines Vaters kennt –<br />

das machte es für ihn einfacher. Daß<br />

von den früheren Gebäuden noch so<br />

viel zu sehen ist, hatte er nicht erwartet:<br />

„Auf dieser Halle“, sagt er und deutet<br />

auf das lange Gebäude 29, „bin ich<br />

damals viel herumgeklettert.“ Am Ende<br />

des Besuches ist er sehr gerührt über<br />

die Herzlichkeit des Empfangs. Und er<br />

hat eine Bitte: „Damals hatte ich einen<br />

Meister bei Rheinmetall, der hat mich<br />

behandelt wie seinen eigenen Sohn.<br />

Ich würde sehr gerne herausfinden,<br />

was aus seiner Familie geworden ist,<br />

denn ich bin ihm noch heute sehr<br />

dankbar.“ Dr. Christian Leitzbach<br />

lb Düsseldorf. Museumskanonen<br />

finden sich überall auf der Welt – in<br />

Museen und Ausstellungen, in ehemaligen<br />

Festungsanlagen oder aber auch<br />

dekorativ in die Landschaft gestellt.<br />

Bei einigen handelt es sich – wie man<br />

bei genauerem Hinsehen feststellen<br />

kann – um Kanonen aus dem Hause<br />

Rheinmetall. So wie das Geschütz, das<br />

das Neusser Ehepaar Gerda und Helmut<br />

Frind 1992 während seines Sommerurlaubes<br />

in Australien im Küstenort<br />

Warrnambool im Südwesten Victorias<br />

zufällig entdeckte.<br />

„Wir waren ganz überrascht“, erzählt<br />

Gerda Frind, „auf der Kanone<br />

die Eingravierung Rh. M. F. und daneben<br />

das berühmte Rheinmetall-Zeichen<br />

zu entdecken.“ Denn letzteres<br />

kennt sie aus ihrer eigenen beruflichen<br />

Tätigkeit noch sehr gut: Gerda<br />

Frind war 30 Jahre lang, von 1958 bis<br />

1988, bei den früheren Rheinmetall-<br />

Konzerngesellschaften Elan Schalt-<br />

Publikation zur<br />

Stadtgeschichte<br />

lb Düsseldorf. „Ausländische Arbeitskräfte<br />

in Düsseldorf“ – das ist<br />

der Arbeitstitel eines Buches, das<br />

im Herbst dieses Jahres erscheinen<br />

wird. Koordiniert vom Stadtarchiv<br />

der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt<br />

und dessen Leiter,<br />

Prof. Clemens von Looz-Corswarem,<br />

hat sich eine Reihe hiesiger Historiker<br />

mit diesem Thema auseinandergesetzt.<br />

Das Buch behandelt<br />

überwiegend die Situation der<br />

fremdländischen Arbeitskräfte im<br />

Düsseldorfer Stadtbild, ihre Anwerbung<br />

und Verteilung durch das Arbeitsamt,<br />

die Organisation des Arbeitskräfteeinsatzes<br />

durch die<br />

Stadtverwaltung, die zahlenmäßige<br />

Entwicklung des „Ausländereinsatzes“,<br />

aber auch die rechtliche Situation<br />

der Ausländer, ihre Behandlung<br />

durch Gestapo und SS<br />

sowie das Lagersystem.<br />

Über 400 Lager aller Art – leicht<br />

bewachte Lager für „Westarbeiter“,<br />

schwerer bewachte für „Ostarbeiter“,<br />

getrennt nach Männern und<br />

Frauen, Strafkompanielager, KZ-<br />

Außenlager – lassen sich im Raum<br />

Düsseldorf nachweisen; in ihnen<br />

waren mindestens 35 000 Zwangsarbeiter<br />

registriert. Viele Namenslisten<br />

sind allerdings verschollen, so<br />

daß nach Ansicht von v. Looz-Corswarem<br />

„die tatsächliche Zahl der<br />

Deportierten erheblich höher liegt“.<br />

Neben diesem stadtgeschichtlichen<br />

Teil beschreiben weitere Einzelkapitel<br />

den Ausländereinsatz<br />

bei verschiedenen Unternehmen,<br />

u.a. bei Rheinmetall-Borsig, Mannesmann,<br />

Henkel, der Rheinischen<br />

Bahngesellschaft, den Düsseldorfer<br />

Stadtwerken, aber auch bei der<br />

katholischen und evangelischen<br />

Kirche, in Klöstern und in Krankenhäusern.<br />

Das Buch wird einen Umfang<br />

von etwa 600 Seiten haben<br />

und im Essener Klartext-Verlag erscheinen.<br />

Von Herbst <strong>2002</strong> an ist es<br />

im Düsseldorfer Buchhandel erhältlich.<br />

Der Preis ist noch nicht bekannt.<br />

Vorzehn Jahren zufällig entdeckt: Mit dieser historischen Rheinmetall-Kanone<br />

nimmt Gerda Frind den Badeort Warrnambool symbolisch „ins Visier“. Das<br />

Foto entstand beim jüngsten Australien-Urlaub der Ex-RMP-Mitarbeiterin.<br />

Beutegut als Museumsstück<br />

elemente GmbH (Neuss) und RMP<br />

Rheinmetall Meß- und Prüftechnik<br />

GmbH (Düsseldorf) beschäftigt, sie<br />

arbeitete dort in der Produktion von<br />

Schießbereichsbegrenzern.<br />

Wie aber kommt eine solche Kanone<br />

nach Warrnambool – und noch dazu<br />

in unmittelbare Nähe zu einer Kanone<br />

der früheren Konkurrenz der<br />

Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik,<br />

der Firma Krupp? Es<br />

handelt sich bei diesem historischen<br />

Gerät um eine 105-mm-Haubitze mit<br />

langem Rohr, die von Rheinmetall im<br />

Jahre 1917 in Düsseldorf gebaut worden<br />

war. Nun hatten Rheinmetall und<br />

Krupp diese Kanonen nicht nach Australien<br />

geliefert. Vielmehr sind diese<br />

Geschütze Beutestücke der australischen<br />

Armee. Aber ob vom Australian<br />

Corps selbst erbeutet oder später<br />

nach Australien verschenkt – der genaue<br />

Weg dieser Geschütze läßt sich<br />

heute nicht mehr zurückverfolgen.<br />

Foto: Privatbesitz/Frind


Seite 18 Aus den Unternehmensbereichen<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

Spezialsysteme der Rheinmetall W&M GmbH weltweit im Einsatz<br />

Know-how für die Seestreitkräfte<br />

Ratingen/Unterlüß. Daß die Rheinmetall W&M GmbH<br />

innerhalb der Rheinmetall-DeTec-Gruppe das führende<br />

Haus für großkalibrige Waffenanlagen mit der zugehörigen<br />

Munition ist, ist nicht nur in Expertenkreisen bekannt.<br />

Daß das Ratinger Unternehmen, was den Bereich der Munition<br />

und Zündersysteme angeht, auch eine führende<br />

Stellung auf dem Sektor der Seeminenbekämpfung einnimmt<br />

(z.B. mit Zündern für die Minenvernichtungsladung<br />

und fernzündbaren Sprenggreifern), ist weit weniger<br />

geläufig. Im folgenden „<strong>Profil</strong>“-Beitrag stellt Alexander<br />

Graf, seit 2000 im Unternehmensbereich „Defence“ tätig<br />

und heute im Vertrieb der Rheinmetall W&M GmbH ver-<br />

Was1977/78 mit<br />

einer Anfrage des<br />

Koblenzer Bundesamtes<br />

für Wehrtechnik<br />

und Beschaffung<br />

(BWB) in<br />

Koblenz begann,<br />

hat sich im Laufe<br />

der vergangenen<br />

zwei Jahrzehnte zu<br />

einem zwar klei-<br />

Alexander Graf<br />

nen, aber gleichwohl<br />

profitablen Marktsegment der<br />

Rheinmetall W&M GmbH entwickelt.<br />

Heute gehören Seestreitkräfte aus<br />

neun Ländern und allen Erdteilen zu<br />

den Kunden der Ratinger Wehrtechnikspezialisten.<br />

Zu Beginn waren es die französische<br />

Marine und die Königliche Marine der<br />

Niederlande, die die konzeptionellen<br />

Grundlagen legten und die auch über<br />

die technischen und finanziellen Mittel<br />

zur Entwicklung eines derartig komplexen<br />

Waffensystems verfügten.<br />

Denn neben der Munition mußten<br />

auch die Schiffe und die Drohnen neu<br />

entwickelt werden.<br />

Das Konzept wurde schließlich von<br />

der Deutschen Marine und der „Nato“<br />

übernommen und sah wie folgt aus:<br />

Die Mine sollte mit einer Minenvernichtungsladung<br />

(MVL), die von einer<br />

Drohne in der Nähe der Mine abgelegt<br />

wird, mittels einer „sympathischen“<br />

Detonation bekämpft werden. Allerdings<br />

waren die sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen an den Zünder<br />

der MVL seitens der Bundesmarine so<br />

hoch, daß man sich 1977 an einen<br />

Spezialisten für Zünder – die damalige<br />

Rheinmetall GmbH und heutige Rheinmetall<br />

W&M GmbH – wandte, um die<br />

französische und spätere niederländische<br />

Variante weiterzuentwickeln.<br />

Letztendlich hat sich die Lösung der<br />

Rheinmetall W&M GmbH am Markt<br />

durchgesetzt.<br />

Die Aufgabenstellung: Der Zünder<br />

sollte eine einfache Handhabung und<br />

eine hohe funktionale Sicherheit gewährleisten;<br />

für den Fall, daß die<br />

Drohne ohne Bekämpfung der Mine<br />

zum Minenjagdboot zurückkehrt,<br />

sollte er außerdem reversible Zündeinrichtungen<br />

besitzen, um bei einem<br />

späteren Einsatz wieder verwendet<br />

werden zu können. Zum Pflichtenheft<br />

gehörte darüber hinaus die Forderung<br />

nach Fernzündung mittels eines<br />

codierten akustischen<br />

Signals.<br />

Dies erforderte<br />

ein ausgeklügeltes<br />

System von Sicherheitseinrichtungen<br />

innerhalb<br />

des Zünders, das<br />

die Zündkette zum<br />

einen „freischalten“<br />

konnte, zum<br />

anderen sich<br />

gleichzeitig aber<br />

auch wieder von<br />

alleine in die Ausgangsstellungbewegen<br />

konnte,<br />

falls die MVL nicht<br />

benötigt werden<br />

würde. Rheinme-<br />

artist impression: STN Atlas Elektronik GmbH<br />

tall baute und<br />

baut diesen Zünder,<br />

der den Wasserdruck<br />

für die<br />

Sicherheitseinrichtungen nutzt.<br />

Bei ihrem Weg zur Mine durchläuft<br />

die Drohne unterschiedliche Wassertiefen,<br />

die auch einen unterschiedlichen<br />

Wasserdruck auf das System<br />

ausüben. Beim Durchlaufen bestimm-<br />

Fotos (2): Björn Schmitz<br />

ter Wassertiefen wirkt der Wasserdruck<br />

auf die im Zünder eingebauten<br />

Membranen, die ihrerseits den Druck<br />

umsetzen, um gewisse mechanische<br />

Sperren freizugeben, die schließlich<br />

die Zündkette freischalten. Die letztendliche<br />

Freischaltung erfolgt erst<br />

durch den Abwurf der Minenvernichtungsladung.<br />

Kehrt die Drohne mit der<br />

MVL zum Schiff zurück, werden alle<br />

Sperren der Zündkette durch den abnehmenden<br />

Wasserdruck wieder in ihre<br />

Ausgangsstellung versetzt.<br />

Aber auch nach dem Abwurf der MVL<br />

ist der Zünder nicht sofort scharf, denn<br />

der Drohne soll eine ausreichende Zeit<br />

zur sicheren Rückkehr zum Minenjagdboot<br />

gegeben werden. Deshalb<br />

wird mit dem Lösen der letzten mechanischen<br />

Sperre eine spezielle Elektronik<br />

in Betrieb gesetzt, die den Zünder<br />

quasi für eine bestimmte Zeit elektrisch<br />

„totschaltet“, bevor eine Fernzündung<br />

erfolgen kann.<br />

Da sich seit der offiziellen Einführung<br />

in der Deutschen Marine im<br />

Jahre 1985 zahlreiche weitere Seestreitkräfte<br />

für dieses System entschieden<br />

haben, mußte die Elektronik,<br />

die letztlich die Zündkette in Gang<br />

setzt, darüber hinaus auch noch erkennen,<br />

wer jeweils den Befehl zur<br />

Zündung gab. Zu diesem Zweck wurde<br />

die Elektronik so programmiert, daß<br />

sie nur ein ganz bestimmtes, codiertes<br />

akustisches Signal akzeptiert. Daher<br />

erhielt jede Marine ihre eigenen, nationalen<br />

Codes. Auch diese Elektronik<br />

wurde von einer Rheinmetall-Tochter-<br />

firma entwickelt: der damaligen RMP<br />

und heutigen, im linksrheinischen Willich<br />

ansässigen Preh-Tochtergesellschaft<br />

Preh-Werk RMP-Willich.<br />

Aufgrund des zwischenzeitlich erreichten<br />

internationalen Renommees<br />

antwortlich für dieses spezielle Marktsegment, diesen<br />

zwar vergleichsweise kleinen, technisch gleichwohl anspruchsvollen<br />

Produktbereich vor. Dabei gewährt der<br />

34jährige Diplom-Staats- und Sozialwissenschaftler sowie<br />

Kapitänleutnant d.R. (der Reserve) – der gebürtige<br />

Westfale (Werther) war bis Januar 2000 der letzte deutsche<br />

Kommandant des Minenjagdbootes „Cuxhaven“,<br />

das seit Spätsommer desselben Jahres unter dem Namen<br />

„Wambola“ in Diensten der estnischen Marine steht –<br />

einen auch historisch untermauerten Einblick in die Entwicklung<br />

dieser „Defence“-Systeme, die auch heute noch<br />

für Umsatz und Ertrag sorgen. dp<br />

Seit vielen Jahren werden Spezialsysteme der Rheinmetall<br />

W&M GmbH von Seestreitkräften rund um den Globus eingesetzt.<br />

Unser Bild zeigt den in die Minenvernichtungsladung<br />

integrierten Zünder des Ratinger Unternehmens.<br />

Kompetenz auch unter Wasser: Diese Grafik zeigt, wie ein Minenjagdboot verschiedene<br />

Minen mittels Drohne – hier ist es das „Pinguin B3“-System der<br />

STN Atlas Elektronik GmbH – und Minenvernichtungsladung gezielt bekämpft.<br />

der Rheinmetall W&M GmbH bei der<br />

Ausrüstung von Minenjagdsystemen<br />

kam die britische „Royal Navy“ Mitte<br />

der achtziger Jahre wiederum auf den<br />

Ratinger Wehrtechnikspezialisten mit<br />

der Idee zu, eine zusätzliche Bewaffnung<br />

für die Drohne zur Bekämpfung<br />

von sehr tiefstehenden Ankertauminen<br />

zu entwickeln. Die herkömmlichen<br />

Systeme waren in tieferen Wasserzonen<br />

nur begrenzt einsetzbar,<br />

während die Drohne bis in eine Wassertiefe<br />

von 300 Metern vordringen<br />

konnte.<br />

So wurde der fernzündbare Sprenggreifer<br />

entwickelt, der seitlich an der<br />

Drohne angebracht ist. Dieser Greifer<br />

übernimmt dabei die gleiche Aufgabe<br />

wie das beschriebene Räumgerät. Er<br />

wird durch die Drohne an das Ankertau<br />

angeklammert; bei der Zündung<br />

wird das Ankertau durchtrennt. Das<br />

dazu verwendete Zündsystem funktioniert<br />

genauso wie das des MVL-Zünders<br />

über den Wasserdruck. Die Ladung<br />

entspricht der des Sprenggreifers,<br />

die Zündung<br />

erfolgt über die<br />

gleiche codierte<br />

Elektronik wie beim<br />

Zünder. Damit waren<br />

die wichtigsten<br />

Komponenten vorhanden.<br />

Jetzt mußten<br />

diese noch in<br />

ein möglichst leichtes<br />

und druckresistentes<br />

Gehäuse integriert<br />

werden. Immerhin<br />

muß diese<br />

Munition bis zu einer<br />

Wassertiefe von<br />

300 Metern ein-<br />

wandfreifunktionieren. Nachdem<br />

auch diese Aufgabenstellung<br />

gelöst<br />

worden war, wurde<br />

die Rheinmetall W&M GmbH der Munitionsausrüster<br />

für Minenjagdsysteme.<br />

Seither hat der zum Düsseldorfer<br />

Rheinmetall-Konzern gehörende Systemspezialist<br />

für Waffe und Munition<br />

mit dazu beigetragen, daß die Seestreitkräfte<br />

zahlreicher Länder modern<br />

und adäquat ausgerüstet der Minenbedrohung<br />

zur See entgegentreten können.<br />

Und auch zukünftig werden Marinen,<br />

die - wie die Deutsche Marine vor<br />

rund zwei Jahrzehnten - ihre ersten<br />

Schritte in der Minenjagd machen, eine<br />

ausgereifte und<br />

moderne Systemlösung<br />

in dieser Munition<br />

finden.<br />

Inzwischen hat<br />

die Deutsche Marine<br />

wiederum eine<br />

Vorreiterrolle in der<br />

Minenabwehr mit<br />

der Entwicklung<br />

und Einführung einer<br />

Einwegdrohne<br />

übernommen. Der<br />

technische Fortschritt<br />

hat zu einer<br />

erheblichen Verkleinerung<br />

von<br />

Sensoren, Antrieb<br />

und Elektronik geführt,<br />

so daß diese<br />

Systeme komplett<br />

in einer Drohne vereint<br />

werden konnten.<br />

Dieses System<br />

mit dem Namen „Seefuchs“, ebenfalls<br />

eine Entwicklung einer Bremer Rheinmetall-DeTec-Tochtergesellschaft<br />

STN<br />

Atlas Elektronik GmbH, wird nach Auffinden<br />

der Mine komplett mit dieser<br />

zerstört. Alexander Graf<br />

Es gibt im wesentlichen zwei<br />

Kategorien von Seeminen:<br />

die Grundmine und die Ankertaumine.<br />

Beide Arten<br />

können mit bis zu vier unterschiedlichen<br />

Sensoren – auch in<br />

Kombination – im Zündsystem ausgerüstet<br />

sein, die den Zünder der<br />

Mine aktivieren und diese zur Zündung<br />

bringen. Folgende Sensoren<br />

werden verwendet: Magnetiksensoren,<br />

die indirekt über die<br />

magnetische Signatur des<br />

Schiffes angesprochen werden,<br />

Akustiksensoren, die<br />

z.B. auf Schraubengeräusche<br />

reagieren,<br />

Drucksensoren, die<br />

den Druck eines überlaufenden<br />

(im Sinne<br />

von überfahren)<br />

Schiffes aufnehmen<br />

und schließlich Kontakteinrichtungen<br />

an der Mine, die<br />

durch die Kollision<br />

von Schiff und Mine<br />

aktiviert werden.<br />

★ Die Grundmine liegt,<br />

wie schon ihr Name sagt,<br />

auf dem Meeresboden. In<br />

der Regel ist es ein zylindrisches<br />

Metallgehäuse, das<br />

aus einer Zündsektion mit<br />

den o.a. Sensoren und aus einer<br />

Ladungssektion mit bis zu<br />

1000 Kilogramm Sprengstoff besteht.<br />

★ Die Ankertaumine besteht aus einem<br />

Minengefäß und dem Ankerstuhl;<br />

beide sind durch das Ankertau<br />

miteinander verbunden. Das Gefäß<br />

hat Auftrieb im Wasser und beinhaltet<br />

Zünd- und Ladungssektion.<br />

Der Ankerstuhl verankert die Mine<br />

auf dem Meeresboden und hält sie<br />

damit auf Position; dies geschieht<br />

u.a. deshalb, weil Treibminen nach<br />

der Genfer Konvention verboten<br />

sind, aber auch, weil durch eine un-<br />

terschiedliche Länge des Ankertaus<br />

das Minengefäß in unterschiedlichen<br />

Wassertiefen plaziert werden<br />

kann. Dadurch sind Ankertauminen<br />

auch für U-Boote gefährlich.<br />

Beide Minenarten erfordern jeweils<br />

ein spezielles Bekämpfungssystem,<br />

das an die Art der Mine und<br />

ihrer Zündsensorik angepaßt ist.<br />

Bei beiden Arten spielt ein Minensuchboot<br />

die Hauptrolle, das die<br />

Minenbekämpfungssysteme – auch<br />

Räumgeräte genannt – im Wasser<br />

blind hinter sich herschleppen<br />

muß. Denn zu Beginn der Minenabwehr<br />

gab es noch keine Möglichkeit,<br />

mit einem Sonargerät „durch“<br />

dasWasser zu schauen.<br />

Die Grundmine wird bekämpft, indem<br />

mittels Räumgerät ein „Ziel“-<br />

Schiff simuliert wird, auf das die<br />

Sensorik der Mine mit der Zündung<br />

reagiert. Zu diesem Zweck schleppt<br />

das Minensuchboot einen übergroßen<br />

Elektromagneten hinter sich<br />

her, der magnetische Signaturen unterschiedlicher<br />

Schiffstypen darstellen<br />

kann. Dieses Vorgehen wird kombiniert<br />

mit einer Geräuschtonboje,<br />

die – durchs Wasser gezogen –<br />

Schiffsschraubengeräusche simuliert.<br />

Damit lassen sich akustische<br />

und magnetische Zündsysteme ansprechen;<br />

allerdings gibt es keine<br />

Möglichkeit, „Druck“ zu simulieren.<br />

Daher weiß man im Ernstfall nie, ob<br />

man auch wirklich alle Minen<br />

geräumt hat, selbst wenn eine Anzahl<br />

von Minen auf das Minenräumgerät<br />

angesprochen haben. Es bleibt<br />

also ein Restrisiko!<br />

Zur Bekämpfung von Ankertauminen<br />

zieht das Minensuchboot zwei<br />

Leinen durch das Wasser, die mit<br />

Sprenggreifern besetzt sind. Verfängt<br />

sich dabei ein Ankertau in einem dieser<br />

Sprenggreifer, wird dieser aktiviert<br />

und kappt das Ankertau mit einer<br />

zur Schneidladung ausgebildeten<br />

Hohlladung. Die Mine schwimmt<br />

zur Oberfläche auf und kann dort we-<br />

sentlich leichter bekämpft werden.<br />

Letztendlich garantiert aber auch<br />

diese Methode keine ausreichende<br />

Gewißheit, alle Minen geräumt zu<br />

haben: Möglicherweise ist das Minensuchboot<br />

an einer Mine vorbeigefahren,<br />

oder aber die Mine war zu<br />

tief plaziert, daß das Minenräumgerät<br />

nicht mehr wirken konnte.<br />

Wie bei den Grundminen verbleibt<br />

auch hier ein Restrisiko.<br />

Neben dem Nachteil, daß<br />

beide Räumarten auch in<br />

Kombination nicht alle Minen<br />

bekämpfen können,<br />

kommt noch ein viel<br />

wichtigerer Aspekt hinzu:<br />

Das Minensuchboot<br />

muß zwingend vor dem<br />

Räumgerät herfahren;<br />

damit werden Boot<br />

und Besatzung einer<br />

nicht unerheblichen<br />

Gefahr ausgesetzt.<br />

Nicht umsonst hieß<br />

es bei der Marine:<br />

„Minensucher sind<br />

Gott am nächsten“.<br />

In den siebziger Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts gelang<br />

schließlich der technische<br />

Durchbruch in der<br />

Sonartechnik. Die neuen<br />

Sonargeräte besaßen eine<br />

ausreichende Leistung und<br />

Auflösung, um auch wesentlich<br />

kleinere Objekte als zum Beispiel U-<br />

Boote auf dem Meeresboden aufzuspüren.<br />

Ursprünglich wurde das Sonar im<br />

2. Weltkrieg von der „Royal Navy“<br />

entwickelt und eingesetzt, um deutsche<br />

U-Boote zu bekämpfen.<br />

Schließlich war es so verfeinert worden,<br />

daß auch Minen detektiert werden<br />

konnten. Das war die Geburtsstunde<br />

der Minenjagdboote. Der Name<br />

wurde deshalb so gewählt, weil<br />

Zünder und Sprenggreifer<br />

zur Seeminenbekämpfung<br />

das Boot sich – quasi durch das Wasser<br />

jagend – an die Mine heranpirscht<br />

und sie zur Bekämpfung nicht<br />

mehr überlaufen muß.<br />

Prinzipiell besteht ein Sonar aus einem<br />

Lautsprecher und einem Mikrofon.<br />

Der Lautsprecher sendet einen<br />

Ton ins Wasser, der sich schallwellenartig<br />

ausbreitet. Trifft dieser auf einen<br />

metallischen oder scharfkantigen Gegenstand<br />

(z.B. ein Ölfaß oder eine<br />

Mine), wird er in Richtung Schiff<br />

reflektiert und vom Mikrofon aufgefaßt.<br />

Dieses akustische Signal wird<br />

anschließend in ein optisches Signal<br />

umgewandelt und auf einem Bildschirm<br />

mit Entfernungsanzeige angezeigt.<br />

Anhand der Kontur und der Intensität<br />

des Signals auf dem Bildschirm<br />

kann ein Bediener daraus<br />

schließen, daß sich am Meeresboden<br />

ein minenähnlicher Gegenstand befindet.<br />

Damit ist dieser Gegenstand<br />

detektiert und als Mine klassifiziert<br />

worden. Zur Identifikation werden<br />

jetzt entweder Minentaucher oder eine<br />

ferngelenkte Unterwasserdrohne<br />

eingesetzt. Die Drohne ist mit einer<br />

Videokamera und einem hochauflösenden<br />

Sonar ausgestattet. Damit ist<br />

eine eindeutige Identifikation des Gegenstandes<br />

möglich. Handelt es sich<br />

nicht um eine Mine, kehrt die Drohne<br />

zum Minenjagdboot zurück. Ist indes<br />

eine Mine „erkannt“, wird die entsprechend<br />

ausgerüstete Drohne mit<br />

der MVL zur Zerstörung derselben<br />

eingesetzt. ag<br />

Kappt das Ankertau mit einer zur<br />

Schneidladung ausgebildeten Hohlladung:<br />

der Sprenggreifer der Rheinmetall<br />

W&M GmbH (Ratingen/Unterlüß).


Artist Impression: Seven Seas Voyager<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Aus den Unternehmensbereichen<br />

Seite 19<br />

Wird zur Zeit in Genua gebaut: der Luxusliner „Seven Seas Voyager“, dessen Auslieferung 2003 vorgesehen ist.<br />

Präsentation in Dresden<br />

„Pod“ für<br />

Luxusliner<br />

cd Dresden. Er hat fast die Höhe eines<br />

dreistöckigen Hauses, ist acht Meter<br />

lang und wiegt stolze 100 Tonnen –<br />

der sogenannte „Dolphin Podded-Drive“,<br />

der gemeinsam von STN Atlas Marine<br />

Electronics und Wärtsilä Propulsion<br />

für das Kreuzfahrtschiff „Seven<br />

Seas Voyager“ entwickelt wurde.<br />

Gleich zwei dieser mächtigen Antriebsgondeln<br />

– kurz Pod genannt –<br />

sind vor kurzem in den Werkhallen des<br />

Partnerunternehmens VEM Sachsenwerk<br />

in Dresden fertiggestellt worden.<br />

Sie sind bestimmt für das hochmoderne<br />

Luxus-Kreuzfahrtschiff für 720<br />

Passagiere mit 50.000 BRZ (Bruttoraumzahl),<br />

das derzeit auf der Werft T.<br />

Mariotti in Genua gebaut und als erstes<br />

Schiff weltweit mit dem neuen<br />

„Dolphin Pod“-Antriebssystem ausgestattet<br />

wird. Die Ablieferung der „Seven<br />

Seas Voyager“ an die Reederei<br />

V.Ships Leisure/Radisson Seven Seas<br />

ist für das kommende Jahr vorgesehen.<br />

Anläßlich der Fertigstellung der „Dolphin“-Antriebsgondeln<br />

erläuterten die<br />

Geschäftsführer der STN Atlas Marine<br />

Electronics GmbH, Klaus Lorenz, und<br />

der VEM Sachsenwerk GmbH, Gerhard<br />

Freymuth, ihre jeweilige Kompetenz<br />

auf dem Gebiet der Antriebstechnik<br />

vor rund 25 Kunden und Fachjournalisten<br />

im Rahmen einer umfassenden<br />

Produktpräsentation. Die Gästeliste<br />

las sich wie ein „Who is Who“ der maritimen<br />

Industrie: Repräsentanten von<br />

Aker MTW Werft, Blohm + Voss, Fincantieri,<br />

Germanischer Lloyd, Hansa<br />

International Maritime Journal, Hapag<br />

Lloyd Container Linie, HDW, Kröger<br />

Werft, Kvaerner Warnow Werft, Lloyd´s<br />

List, Lürssen Werft und Meyer-Werft<br />

nutzten die Gelegenheit, um sich umfassend<br />

über die technischen Details<br />

und die Vorzüge des „Pod“-Konzeptes<br />

zu informieren.<br />

Die Arbeitsteilung zwischen den<br />

Partnerunternehmen stellte sich dabei<br />

wie folgt dar: Während STN Atlas Marine<br />

Electronics gemeinsam mit Wärtsilä<br />

Propulsion für das eigentliche Antriebssystem<br />

verantwortlich zeichnet,<br />

leistete VEM Sachsenwerk seinen Beitrag<br />

durch sein langjähriges Knowhow<br />

im Bereich von Elektromaschinen<br />

für Schiffsanwendungen.<br />

Die „Pod“-Antriebe für dieses Schiff,<br />

die noch in diesem Jahr ausgeliefert<br />

Engagement für<br />

den Umweltschutz<br />

nil/cw Bremen/Kiel. Den ökologischen<br />

Lebensraum zu bewahren – das<br />

spielt im Arbeitsalltag von Eckhard<br />

Landwehr, Mitarbeiter der STN Atlas<br />

Elektronik GmbH in Bremen, eine<br />

wichtige Rolle. Für sein außergewöhnliches<br />

Engagement beim betrieblichen<br />

Umweltschutz erhielt der 44jährige<br />

kürzlich die Umweltschutz-Nadel von<br />

der Studien- und Fördergesellschaft<br />

der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft<br />

e.V. (Rendsburg).<br />

Bereits seit 20 Jahren arbeitet Landwehr<br />

beim Bremer Elektronikspezialisten<br />

als Galvaniseur im Segment Vor-<br />

„Pod“-Endmontage im Partnerunternehmen VEM Sachsenwerk in Dresden.<br />

werden sollen, sind für eine Leistung<br />

von 2 x 7000 kW bei 170 1/min ausgelegt.<br />

Eines der wesentlichen Merkmale<br />

des neuen Antriebs ist die Integration<br />

eines leistungsstarken elektrischen<br />

Motors mit direktem Propellerantrieb<br />

in eine hydrodynamisch optimierte<br />

Gondel unterhalb des Schiffs. Umfangreiche<br />

Analysen und Modellversuche<br />

haben zu einer Gondelform mit verbessertem<br />

Wirkungsgrad und verbesserter<br />

Manövrierfähigkeit geführt.<br />

Der „Dolphin-Pod“-Antrieb wurde für<br />

den Leistungsbereich von 5000 kW bis<br />

über 19000 kW entwickelt und ist für<br />

ein breites Spektrum von Schiffsarten<br />

geeignet, bei denen es auf hohe Geschwindigkeiten<br />

und gute Manövrierfähigkeit<br />

ankommt. Mit einem Drehwinkel<br />

von 360° gewährleistet der Antrieb<br />

optimale Manövriereigenschaften<br />

für Fracht- und Passagierschiffe<br />

ebenso wie für dynamische Positionierungen<br />

im „Offshore“-Bereich.<br />

Neben dem „Dolphin“-System liefern<br />

STN Atlas Marine Electronics und Wärtsilä<br />

Propulsion für die „Seven Seas<br />

fertigung der<br />

Produktion und<br />

ist dabei als<br />

Teamleiter vor<br />

allem für die<br />

Aufbereitung<br />

und Behandlung<br />

von Abwässern<br />

wie Spülwasser,Konzentrate<br />

und Regenerate<br />

der Galvanik<br />

zuständig.<br />

„Schwerpunkt<br />

meiner Arbeit ist<br />

es, nach Möglichkeiten<br />

zu suchen, wie in unserem<br />

Bereich Abwasser vermieden und<br />

Wasser gespart werden kann“, erzählt<br />

Voyager“ ein komplettes Antriebssystem<br />

mit Synchro-Convertern, Steuerungs-<br />

und Joystick-System, Diesel-Generatoren<br />

sowie eine Hochspannungsschaltanlage<br />

mit Propulsions- und<br />

Bordnetz-Transformatoren und eine<br />

Bugstrahl-Ruderanlage. Im Lieferumfang<br />

des Hamburger Spezialisten sind<br />

ferner ein hochmodernes integriertes<br />

Navigationssystem vom Typ „Atlas<br />

Nacos 45-5“ sowie die externen Kommunikationssysteme<br />

GMDSS A3, „Inmarsat-B“<br />

und „Inmarsat-M“ enthalten.<br />

Klaus Lorenz, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der STN ATLAS Marine<br />

Electronics GmbH: „Der Auftrag für die<br />

‚Seven Seas Voyager‘ bestätigt nicht<br />

nur die Vorteile des ‚Pod‘-Antriebskonzeptes,<br />

sondern verdeutlicht auch die<br />

Kompetenz unseres Unternehmens<br />

als Systemhaus für die Ausstattung<br />

von Schiffen mit sämtlichen elektrischen<br />

und elektronischen Komponenten<br />

und Systemen. Gemeinsam mit<br />

unseren Partnern konnten wir eine<br />

Komplettlösung bieten, die auf die Anforderungen<br />

unseres Kunden zugeschnitten<br />

ist.“<br />

Eckhard Landwehr bei seiner täglichen Arbeit. Mit einem Fotometer<br />

prüft er, welche Stoffe in den Wasserproben enthalten sind.<br />

der in Fürstenau geborene Hobbyfußballer<br />

aus seinem Arbeitsalltag: „Darüber<br />

hinaus optimieren wir permanent<br />

Foto: Marion Schleuder<br />

1000. Verbesserungsvorschlag bei <strong>Pierburg</strong>-Nettetal<br />

„BVW-Express“ bringt<br />

Ideen schnell ins Ziel<br />

cw Nettetal. Jubiläum im Betrieblichen<br />

Vorschlagswesen (BVW) der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH im Werk Nettetal: Kürzlich<br />

wurde dort der 1000. Verbesserungsvorschlag<br />

eingereicht. Als Prämie gab<br />

es für den Hobby-Modellbauer Stefan<br />

Hornitschek vom Werkleiter Axel<br />

Köhler und dem BVW-Beauftragten Jürgen<br />

Römer neben einer offiziellen Urkunde<br />

eine Elektrolokomotive und vier<br />

Erzgüterwagen der Marke Mini-Trix,<br />

Spur N. Die 1000. Idee – ein Verfahren<br />

zur Abdichtung von Lunkern in Gußteilen<br />

– wird die Produktivität des Firmenstandortes<br />

weiter verbessern.<br />

„Seit Einführung unseres Kurzverfahrens<br />

‚BVW-Express’ stieg die Zahl der<br />

eingereichten Vorschläge von insgesamt<br />

69 in 2001 auf bereits 161 Vorschläge<br />

allein in diesem Jahr“, freut<br />

sich Jürgen Römer, der als Sachbearbeiter<br />

für Qualitätstechnik zuständig<br />

ist: „Mit dem Verfahren sparen wir Verwaltungswege<br />

und Zeit. Es müssen<br />

nicht erst schriftliche Gutachten eingereicht<br />

werden.“<br />

Stattdessen gibt es eine Direktrunde<br />

vor Ort, bei der der Vorschlagende seine<br />

Idee einer Kommission präsentiert,<br />

die dann das Konzept beurteilt und<br />

über die Annahme entscheidet. „In<br />

der Kommission sind ein Arbeitgeberund<br />

ein Betriebsratsmitglied, der zuständige<br />

Abteilungsleiter bzw. Meister,<br />

eventuell ein Gutachter und der<br />

BVW-Beauftragte vertreten. Dank dieses<br />

schnellen Bearbeitungsverfahrens<br />

erhöhte sich die Anzahl der registrierten<br />

Ideen erheblich. Darunter war<br />

auch der 1000. Vorschlag, den unser<br />

langjähriger Mitarbeiter Stefan Hornitschek<br />

eingereicht hat“, erklärt der<br />

54jährige BVW-Experte.<br />

„Ich habe mich sehr über die Fahrzeugmodelle<br />

für meine Eisenbahnanlage<br />

gefreut“, strahlt Hornitschek, der<br />

seit 1983 im Unternehmen beschäftigt<br />

ist. Mit dem neuen „BVW-Express“ sei<br />

die Bearbeitung seines Verbesse-<br />

rungsvorschlages schnell und unkompliziert<br />

gewesen, so der gelernte Universalfräser,<br />

der bereits seine Lehre<br />

beim niederrheinischen Automobilzulieferer<br />

absolviert hat. „Beim Gießen<br />

der bei uns produzierten Saugrohrkomponenten<br />

entstehen vereinzelt<br />

sogenannte Lunker. Daher werden alle<br />

Gußteile sehr sorgfältig geprüft und<br />

undichte Teile aus der Produktion genommen.<br />

Zukünftig dichten wir diese<br />

kleinen Lunker mit einer Vakuum-Imprägnierung<br />

ab und können so zwei<br />

Drittel der sonst aussortierten Teile<br />

weiterverwenden“, faßt der 35jährige<br />

Qualitätskoordinator seinen Vorschlag<br />

zusammen.<br />

Zuständig für die Prüfplanung, Kundenbetreuung<br />

und Reklamationsbearbeitung,<br />

hatte Hornitschek von der<br />

Vakuum-Imprägnierung für Magnesiumteile<br />

erfahren und erkannt, daß<br />

sich dieses Verfahren auch für die Abdichtung<br />

der Saugrohrkomponenten<br />

eignet. Mit seinem Einsatz kann man<br />

die Produktion in diesem Bereich des<br />

Nettetaler Werkes zukünftig effizienter<br />

gestalten – ein Plus in punkto Produktivität.<br />

„Im Schnitt werden ein Drittel der<br />

eingereichten Verbesserungsvorschläge<br />

umgesetzt“, erklärt Werkleiter Axel<br />

Köhler: „Neben Geldprämien gibt es<br />

Sachpreise wie beispielsweise Telefonkarten<br />

oder Schreibsets. Bei der<br />

1000. Idee wollten wir dem Einreicher<br />

eine besondere Freude machen und<br />

haben uns ein persönliches Geschenk<br />

ausgesucht“, erzählt der 54jährige Diplom-Ingenieur.<br />

Insgesamt 139323 € Prämie haben<br />

die Mitarbeiter im <strong>Pierburg</strong>-Werk Nettetal,<br />

in dem derzeit 685 Mitarbeiter<br />

beschäftigt sind, allein in den vergangenen<br />

fünf Jahren erhalten. Dem Firmenstandort<br />

brachten die ideenreichen<br />

Konzepte einen summierten Nettonutzen<br />

von insgesamt 567333 €.<br />

„Ich erinnere mich noch gut an den<br />

Verbesserungsvorschlag mit der höchsten<br />

Einzelprämie“, erzählt Jürgen Römer,<br />

der seit vier Jahren für das Nettetaler<br />

BVW zuständig ist: „Es ging darum,<br />

einen Deckel im Unterdruckvolumen<br />

eines Saugrohres wegzulassen.<br />

Da die Funktion dieses Unterdrucks in<br />

den neueren Pkw-Modellen nicht<br />

mehr benötigt wird, wurde ein entsprechender<br />

Vorschlag umgesetzt.<br />

Das spart uns jährlich mehr als<br />

Gute Ideen zahlen sich oft aus: Prämienübergabe an Stefan Hornitschek (M.) –<br />

mit Werkleiter Axel Köhler (l.) und dem BVW-Beautragten Jürgen Römer (r.).<br />

die einzelnen Abwasserbehandlungsschritte.“<br />

Auch die Zusammenarbeit<br />

mit externen Unternehmen gehört dabei<br />

zu Landwehrs Aufgaben: „Zur<br />

chemischen Analyse der Wasserproben<br />

ziehen wir ein chemisch-technisches<br />

Labor hinzu, dessen geschäftsführender<br />

Gesellschafter öffentlich bestellter<br />

Sachverständiger für Kraftstoffe<br />

und Mineralölprodukte, Brauchund<br />

Abwasser ist. Diese Kooperation<br />

konnte erfolgreich ausgebaut werden.“<br />

„Seine Arbeit trägt einen maßgeblichen<br />

Anteil am Umweltschutz bei STN<br />

Atlas“, würdigte Prof. Dr. Hans-Heinrich<br />

Driftmann, Vorsitzender der Studien-<br />

und Fördergesellschaft (StFG),<br />

den Einsatz Landwehrs bei der Über-<br />

200 000 €. Der findige Mitarbeiter erhielt<br />

eine Prämie von 29859 €.“<br />

Auch wenn nicht immer mit einer so<br />

hohen Gratifikation gerechnet werden<br />

kann, so zeigt der Anstieg der eingereichten<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

den Ideenreichtum der Mitarbeiter.<br />

Stefan Hornitschek jedenfalls freut<br />

sich riesig über das kleine Dankeschön<br />

und ist sich sicher: „Das war bestimmt<br />

nicht meine letzte Idee.”<br />

gabe der Anstecknadel und Urkunde<br />

in der Kieler Ostseehalle. Bereits seit<br />

1997 wird die Auszeichnung jährlich<br />

von der StFG, einem Zusammenschluß<br />

von etwa 300 Betrieben aller<br />

Branchen, Regionen und Größenordnungen<br />

des Landes Schleswig-Holstein,<br />

in feierlichem Rahmen an Mitarbeiter<br />

verliehen, die sich in besonderem<br />

Maße um den nachhaltigen<br />

Schutz unseres Ökosystems verdient<br />

gemachthaben.<br />

Auch die Ministerpräsidentin des<br />

Landes Schleswig-Holstein, Heide Simonis,<br />

betonte in ihrer abschließenden<br />

Rede die Wichtigkeit des betrieblichen<br />

Umweltschutzes und lobte die<br />

insgesamt neun Preisträger für ihr<br />

außergewöhnliches Engagement.<br />

Foto: Ariane Gehlert


Fotos (5): Thomas Klink<br />

Seite 20 Die Reportage<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />

Ein Fotomotiv, das das Herz eines jeden Sammlers – und erst recht das von RLS-Personalchef Rüdiger Fischer – höher schlagen läßt: Die jungen Beamten, die sich hier<br />

in nicht nur historischen Uniformen präsentieren, sind Schüler der V. Bereitschaftspolizei-Abteilung (BPA) in Königsbrunn bei Augsburg (19. Ausbildungssemester).<br />

Die Polizei und ihre Uniformen<br />

sind militärischen Ursprungs.<br />

Bereits die griechischen<br />

Stadtstaaten der<br />

Antike und das Römische<br />

Reich hatten eine hochentwickelte<br />

Rechtsordnung, die „Politeia“, von<br />

der auch der Name „Polizei“ abgeleitet<br />

wurde. Um die öffentliche Ordnung<br />

zu garantieren, brauchten sie<br />

eine eigenständige Gewalt (Exekutive).<br />

Dafür stand als einzige bewaffnete<br />

Macht das Militär zur Verfügung,<br />

was auch dem damaligen Selbstverständnis<br />

entsprach. Denn wer gegen<br />

die Gesetze der Gesellschaft verstieß,<br />

wurde von ihr ausgeschlossen. Sein<br />

Handeln entsprach damit einer Bedrohung<br />

von Außen, die das Militär<br />

abzuwehren hatte. Für Polizeiaufga-<br />

ben wurden daher einzelne Truppenteile<br />

als Nachtwachen abgestellt. In<br />

Rom waren dies zunächst die „Vigilien“.<br />

Seit dem 2. Jahrhundert vor Christus<br />

fungierte zudem die kaiserliche<br />

Prätorianergarde als Polizei.<br />

Im Mittelalter gab es die ersten<br />

„richtigen“ Polizisten. Während die<br />

Sicherheit auf dem Lande noch vom<br />

Militär gewährleistet wurde, entstanden<br />

in den Städten um 1400 neue Berufe<br />

wie der Nachtwächter sowie der<br />

Stadt- und Polizeisöldner. 1457 ist in<br />

München die erste städtische Streifendienst-Truppe<br />

beurkundet, deren<br />

Mitglieder „Scharwächter“ hießen.<br />

Als Uniformen trugen Polizei und<br />

Militär zu jener Zeit prunkvolle Rüstungen<br />

und Helme. Ihr Zweck bestand<br />

vor allem darin, seinen Träger<br />

zu beschützen. Zur<br />

Unterscheidung von<br />

Freund und Feind<br />

wurde das Herrscherwappen<br />

auf<br />

der Rüstung angebracht.<br />

Von einer<br />

allgemeinen Uniformierung<br />

kann in Europa<br />

ab dem Zeitalter<br />

Ludwigs XIV.<br />

(1638-1715) gesprochen<br />

werden. Nun<br />

kamen Wams und<br />

Filzhut in Mode.<br />

Angesichts der<br />

Kriegswirren im 17.<br />

und 18. Jahrhundert<br />

und der Unübersichtlichkeit<br />

der Polizei-Strukturen<br />

wuchs Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts der<br />

Druck auf die Landesfürsten,wirkungsvoller<br />

für die<br />

Sicherheit der Bevölkerungeinzutreten.<br />

Bei den Armeen<br />

wurden daher Exekutiv-Polizeieinheiten<br />

gebildet. In den<br />

Städten entstanden<br />

die ersten Polizeib<br />

e h ö r d e n<br />

(17.08.1798: Erste<br />

General-Polizei-Direktion<br />

in Mün-<br />

chen). Es gab somit<br />

die ersten<br />

echten Polizeieinheiten<br />

im heutigen<br />

Sinne.<br />

Die „Policey“,<br />

wie sie damals<br />

hieß, unterlag<br />

aber noch vielfach<br />

der Willkür<br />

der absolutistischen<br />

Herrscher<br />

jener Zeit. Diesen<br />

Makel konnte sie<br />

erst mit der Entstehung<br />

von<br />

Rechtsstaaten<br />

und dem Aufkommen<br />

der Gewaltenteilung im 19.<br />

Jahrhundert ablegen. Der Oberbefehl<br />

über die Sicherheitskräfte war damals<br />

auch räumlich getrennt: Auf<br />

dem Land unterstand die „Landgendarmerie“,<br />

wie sie fortan hieß, dem<br />

Landrichter. Die kommunalen Polizeieinheiten<br />

waren hingegen dem<br />

Bürgermeister verpflichtet. In vielen<br />

europäischen Staaten findet sich<br />

auch heute noch die „Gendarmerie“<br />

als Staatspolizei neben der kommunalen<br />

Polizei.<br />

Die eigentlich ausschließlich für<br />

ländliche Gegenden zuständigen militärischen<br />

Gendarmen (aus dem<br />

Französischen: „Männer, die Waffen<br />

tragen“) zeigten als Vertreter der<br />

staatlichen Ordnungsmacht aber<br />

auch in den Städten Präsenz: So stellt<br />

auch heute noch die „Republikanische<br />

Garde“ als Spezialeinheit der<br />

französischen Gendarmerie die Wache<br />

des französischen Präsidenten in<br />

Paris. Die „Carabinieri“ bewachen mit<br />

dem Quirinalspalast den Sitz der italienischen<br />

Regierung in Rom.<br />

Im 19. Jahrhundert änderte sich<br />

auch die Uniformierung ein weiteres<br />

Mal. Von 1805 bis etwa 1850 wurde<br />

statt eines Hutes das sogenannte<br />

Tschako, ein hoher Helm aus Leder<br />

oder Filz, getragen. Zudem wurde ein<br />

ein- oder zweireihiger Frack („Collets“)<br />

als Uniform eingeführt. Von<br />

1850 bis 1914 schmückte dann die<br />

Pickelhaube die Häupter der Polizeibeamten.<br />

Dieser Lederhelm war mit<br />

seiner metallisch glänzenden Spitze<br />

nicht nur schön anzusehen, sondern<br />

sollte vor allem Säbelhiebe abwehren.<br />

In den romanischen Ländern<br />

blieb hingegen das immer niedriger<br />

werdende Tschako erhalten.<br />

Im frühen 20. Jahrhundert wurde<br />

die Polizei in Deutschland in Folge<br />

des ersten Weltkriegs erneut zu<br />

einem wichtigen Machtfaktor. Als<br />

Adolf Hitler 1923 mit seinem „Marsch<br />

auf Berlin“ versuchte, die Regierung<br />

der Weimarer Republik zu stürzen,<br />

war er auf die Duldung der bayerischen<br />

und preußischen Sicherheitskräfte<br />

angewiesen. Die 1920 gegründete<br />

„Bayerische Landespolizei“<br />

zeigte sich aber republiktreu, zerschlug<br />

den Marsch schon bei dessen<br />

Beginn in München und nahm Hitler<br />

fest. Eine der ersten Amtshandlungen<br />

des Diktators nach seiner Machtergreifung<br />

am 30. Januar 1933 war<br />

daher die Auflösung der Bayerischen<br />

Landespolizei. Zudem wurden alle<br />

Polizeieinheiten im Dritten Reich dem<br />

„Reichssicherheitshauptamt“ in Berlin<br />

unterstellt.<br />

Meine Homepage ist nicht nur<br />

ein Nachschlagewerk für Besucher,<br />

sondern auch eine<br />

Gedankenstütze für mich selbst“,<br />

sagt Rüdiger Fischer. Denn oft wisse<br />

er nicht mehr, was schon alles in<br />

seinem Bestand ist. „Wenn ich<br />

dann ein schönes Stück auf einer<br />

Tauschbörse sehe, ist es nicht<br />

schlecht, schnell einmal in der Datenbank<br />

nachsehen zu können.“<br />

Doch seine Homepage www.polizeihistorische-sammlung.de<br />

soll<br />

den Besucher vor allem für sein<br />

Hobby begeistern. Fischer will die<br />

Seite daher sukzessive zu einem<br />

virtuellen Museum ausbauen. Dann<br />

soll man Polizeimützen, Tschakos,<br />

Pickelhauben, Parade-Uniformen<br />

und Abzeichen in einer Bildergalerie<br />

anschauen können. In einer eigenen<br />

Rubrik gibt es Wissenswertes<br />

zur Geschichte der Polizei. Außerdem<br />

informiert Fischer über Ausstellungen<br />

und Tauschbörsen.<br />

Sein großes Ziel ist aber ein richtiges<br />

kleines Museum. „Vielleicht<br />

klappt es ja eines Tages“, zeigt er<br />

sich zuversichtlich. Bei zahlreichen<br />

offiziellen Anlässen – so zuletzt<br />

beim „Tag der Polizei 2001“ in<br />

Augsburg – war er mit seinen Exponaten<br />

jedenfalls schon ein gern<br />

gesehener Gast. Und im Polizeipräsidium<br />

Schwaben gibt es bereits<br />

eine kleine Dauerausstellung<br />

mit einigen seiner Mützen. ser<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten<br />

die Alliierten zunächst nur mit<br />

Armbinden gekennzeichnete und mit<br />

Holzknüppeln bewaffnete Polizeieinheiten<br />

ein. Die Aufgaben der ehemaligen<br />

Gendarmerie und der<br />

Schutztruppen übernahmen die neu<br />

gegründeten Landespolizeien. Mit<br />

der Schaffung von Stadt- und Gemeindepolizeien<br />

wurde die Polizei<br />

weiter dezentralisiert. Außerdem<br />

wurden die Tschakos in den Jahren<br />

nach 1945 weitgehend abgeschafft:<br />

Für die Queen trug die Stuttgarter Polizei noch einmal Tschakos<br />

Fesch verkleidet: Rüdiger Fischer in der Uniform eines Gardisten<br />

der „Guardia di Rocco“, der Palastwache der Fürsten<br />

von San Marino. In der Hand hält der 39jährige Jurist eine<br />

Pickelhaube der „Schutzmannschaft Preußen 1844 – 1854“.<br />

Einfach schön, weil äußerst farbenfroh: Ärmelabzeichen verschiedener<br />

„Police-Departments“ des US-Bundesstaates Texas.<br />

Homepage: Jetzt<br />

virtuelles Museum<br />

Nur beim Besuch der englischen<br />

Königin Elizabeth II. 1965 in Stuttgart<br />

wurde die dortige Polizei noch<br />

einmal mit Tschakos ausgerüstet.<br />

Man hatte sich an die häßlichen<br />

Helme erinnert, die das Empfangskommitee<br />

beim Staatsbesuch des<br />

französischen Präsidenten Charles<br />

de Gaulle drei Jahre zuvor getragen<br />

hatte und wollte das nicht wiederholen.<br />

Mit der Einführung der bundesweiten<br />

moosgrünen Uniform und der<br />

Abschaffung der letzten regulären<br />

Polizeitschakos der Berliner Bereitschaftspolizei<br />

Ende der siebziger<br />

Jahre bekamen die Beamten dann<br />

aber endgültig den heutigen Einheits-Look.<br />

ser<br />

Mannsbild: Polizeischüler der V. BPA<br />

in der alten Uniform eines Beamten<br />

der bayerischen Wasserschutzpolizei.


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Die Reportage<br />

Seite 21<br />

Internationales Uniformen-Kaleidoskop (v.l.n.r.): Wie eine Beamtin der ehemaligen DDR-Volkspolizei aussah, wie sich ein nepalesischer Polizeioffizier und sein indonesischer Kollege dienstlich kleiden, in welchem<br />

„Outfit“ eine Verkehrspolizistin der französischen „Police National“ ihren Dienst versieht oder ein Königlich bayerischer Gendarm z.B. zwischen 1890 und 1918 in der Öffentlichkeit auftrat – das zeigen diese Fotos.<br />

Rüdiger Fischers „Polizeihistorische Sammlung“<br />

„Gorbi schickte Mütze,<br />

Honecker die Stasi“<br />

Augsburg. 1978 hat für den damals<br />

16-jährigen Rüdiger Fischer eine ganz<br />

besondere Bedeutung. Denn fast zwei<br />

Jahre lang hatte er zuvor seinen Onkel,<br />

einen hohen Polizeibeamten im<br />

bayerischen Innenministerium, immer<br />

wieder um dessen Offiziersmütze gebeten.<br />

Hatte ihm aufzuzeigen versucht,<br />

wie gut sich seine Kopfbedeckung<br />

in dem damals noch bescheidenen<br />

„Sammelsurium“ aus Bundeswehr-,<br />

Post-, Bahn- und Zollmützen<br />

machen würde, die sich in Kindheitstagen<br />

angesammelt hatten. Endlich<br />

bekam er das ersehnte<br />

Stück. Und war dennoch<br />

nicht zufrieden,<br />

denn nun war die Sammelleidenschaft<br />

in dem jungen<br />

Mann entbrannt – eine Leidenschaft,<br />

die bis heute<br />

nicht erloschen ist.<br />

Mittlerweile hat Rüdiger<br />

Fischer, der als Leiter Personal<br />

und Organisation bei der<br />

Rheinmetall Landsysteme GmbH arbeitet,<br />

eine der größten polizeihistorischen<br />

Sammlungen in Deutschland<br />

zusammengetragen. Der 39jährige Jurist<br />

nennt über 500 Polizeimützen aus<br />

aller Welt, einige hundert Pickelhauben<br />

und Tschakos (ein auffälliger, ursprünglich<br />

militärischer Helm aus Leder<br />

oder Filz von zylindrischer Form),<br />

historische Metall-Helme, Parade-Uniformen,<br />

Tausende von Ärmelabzeichen<br />

und die nach eigenen Angaben<br />

größte Sammlung an Sheriff-Sternen<br />

und Brustschildern aus dem US-Bundesstaat<br />

Arizona sein eigen.<br />

Die obere Etage seiner Augsburger<br />

Wohnung gleicht angesichts der Vielfalt<br />

denn auch eher einem Museum. In<br />

Vitrinen und auf Regalen sind hier seine<br />

schönsten Stücke ausgestellt, wie<br />

beispielsweise eine Preußische<br />

Schutzmanns-Pickelhaube von 1846.<br />

Sie war die erste Polizei-Pickelhaube<br />

der Welt, heute sind davon nur noch<br />

drei existierende Exemplare bekannt.<br />

Stolz ist Fischer zudem auf seine<br />

Sammlung bayerischer Landespolizei-<br />

Tschakos und einen Paradehelm der<br />

Leibgendarmerie des letzten Königs<br />

von Preußen.<br />

Auch das elterliche Reihenhaus ganz<br />

in der Nähe ist vom Keller bis zum<br />

Dachboden mit Mützen, Helmen und<br />

Abzeichen ausstaffiert. „Naja“, sagt Fischer<br />

mit einem Augenzwinkern,<br />

„schließlich sind die beiden an meiner<br />

Leidenschaft nicht ganzunschuldig.<br />

Mein Vater war Zollbeamter, und auch<br />

der Rest der Verwandtschaft war Uniformträger“.<br />

Schon als „kleiner Junge“<br />

habe er daher mit Zoll-Mützen gespielt,<br />

wie ein Bild aus frühen Kindheitstagen<br />

beweist. „Mein Hobby war<br />

damit quasi vorbestimmt.“<br />

Für seine Leidenschaft scheut er keine<br />

Mühen. Nach der Mütze des Onkels<br />

wollte Rüdiger Fischer Polizeimützen<br />

aus jedem Land der Welt haben: nach<br />

Möglichkeit in bester Qualität und<br />

bevorzugt vom Polizeipräsidenten<br />

höchstpersönlich. Und so hat der findige<br />

RLS-Mitarbeiter in den vergangenen<br />

20 Jahren so ziemlich jeden Polizeichef<br />

der Welt angeschrieben und<br />

um eine landestypische Mütze gebeten.<br />

„Manchmal wußte ich nicht einmal<br />

die Adresse des Polizeipräsidiums“,<br />

erinnert er sich. Da habe er<br />

dann einfach „police headquarter“<br />

und den Namen<br />

der Landeshauptstadt<br />

draufgeschrieben. Meistens<br />

seien seine Briefe<br />

auch richtig angekommen.<br />

Zum Beispiel bei Michael<br />

Gorbatschow. Das damalige<br />

Staatsoberhaupt der Sowjetunion<br />

schrieb Fischer Ende<br />

der achtziger Jahre kurz<br />

vor dem Zerfall des Ost-<br />

Blocks an – auf Russisch,<br />

versteht sich. Dafür hatte<br />

er extra zwei Semester lang einen<br />

Sprachkurs belegt. Und tatsächlich:<br />

Etwa drei Monate nach seiner Anfrage<br />

kam ein Päckchen mit einer Mütze und<br />

einem Begleitbrief zurück. „Da wurde<br />

mir bewußt, daß ,Perestroika‘ und<br />

,Glasnost‘, also der Umbau und die<br />

Öffnung der damaligen UdSSR, vorankamen“,<br />

so Fischer.<br />

Erich Honecker hingegen, den er<br />

ebenfalls persönlich kontaktiert hatte,<br />

zeigte wenig Verständnis für das Hobby<br />

des Westdeutschen. Statt einer<br />

Mütze schickte der frühere DDR-<br />

Staatsratsvorsitzende die Stasi! „Ich<br />

bin damals für kurze Zeit abgehört<br />

worden, konnte das aber schnell<br />

klären“, sagt Fischer. Sein Hobby<br />

konnte der Sammler auch mit seiner<br />

zweiten Leidenschaft, dem Reisen, gut<br />

verbinden. „In vielen Ländern bin ich<br />

einfach aufs Polizeirevier gegangen<br />

und habe nach einer Mütze gefragt“,<br />

erzählt er. Neben dem gewünschten<br />

Erinnerungsstück habe es manchmal<br />

sogar noch eine Gratis-Stadtrundfahrt<br />

im Polizeiwagen gegeben.<br />

Inzwischen muß er nicht mehr Serienbriefe<br />

versenden, um an seine Mützen<br />

zu kommen. Fischer ist einer der bekanntesten<br />

Sammler in der Szene, der<br />

in Deutschland rund 500 Liebhaber angehören.<br />

Unter Kollegen gilt er als Kenner<br />

und Experte der Heraldik (Wappenkunde).<br />

Sein Wissen über die Bedeutung<br />

und „Sprache“<br />

der Wappen<br />

und Abzeichen<br />

hat er nach eigenem<br />

Bekunden<br />

dabei vor allem<br />

„in langen Gesprächen<br />

mit älteren<br />

Sammlern“<br />

erworben. „Mich<br />

fasziniert vor allem<br />

die Geschichte,<br />

die sich<br />

hinter den Mützen,<br />

Hauben und<br />

Uniformen verbirgt“,<br />

erzählt er.<br />

So sei anhand<br />

der Wappen auf<br />

Polizeimützen<br />

zu sehen, welche<br />

Staatsform<br />

der jeweilige<br />

Staat habe.<br />

Monarchien hätten<br />

eine Krone im Wappen. Staaten<br />

mit revolutionärer Vergangenheit oft<br />

gekreuzte Schwerter und ähnliches.<br />

Wichtig sei auch die „Kokarde“ und<br />

vor allem ihre Position. Dieses kleine<br />

runde Emblem zeigt die Nationalfarbe.<br />

„Sie muß über dem Wappen sitzen,<br />

wenn der Staat für sich beansprucht,<br />

ein Rechtsstaat zu sein, und die Polizei<br />

nur dem Gesetz verpflichtet ist“,<br />

betont Fischer. Die Innenminister-<br />

Prunkstücke aus der „guten alten Zeit“, darunter – z. B. obere<br />

Reihe v.l. – ein Helm des preußischen „Garde du Corps“,<br />

eine Grenadiermütze des ersten Leibregiments aus der Zeit<br />

des „Alten Fritz“ und ein schwedisches Infanterie-Tschako.<br />

Rüdiger Fischer vor seiner umfangreichen Mützensammlung, in der Hand die Mütze des Polizeipräsidenten der Dominikanischen<br />

Republik, Echtgold-handbestickt; das gute Stück hat er auf ein Anschreiben hin „einfach so“ bekommen.<br />

Konferenz der Bundesländer hätte<br />

beim Entwerfen der aktuellen deutschen<br />

Uniformen leider geschlampt,<br />

ärgert er sich ein wenig. Denn auf den<br />

deutschen Polizeimützen ist die Kokarde<br />

unter dem Wappen plaziert worden.<br />

„Demnach stünde die Polizei<br />

über dem Gesetz, und wir würden in<br />

einem Polizei- und nicht in einem<br />

Rechtsstaat leben.“<br />

Auch die Form der Mütze sagt etwas<br />

über Alter und Herkunft aus: In der<br />

Schweiz und Frankreich trägt man Kappen.<br />

Die Engländer haben die Teller-<br />

Mütze hervorgebracht, die heute noch<br />

in vielen „Commonwealth“-<br />

Staaten getragen wird. In<br />

Mitteleuropa herrscht die<br />

obrigkeitlich wirkende<br />

sogenannte Sattel-Form<br />

vor. Und: Arme oder<br />

kleine Länder leisteten<br />

sich meist die schönsten<br />

und aufwendigsten<br />

Mützen, kann Fischer<br />

aus Erfahrung berichten.<br />

Die Mütze des<br />

Polizeichefs aus der<br />

Dominikanischen Republik<br />

beispielsweise ist ringsherum<br />

mit purem Gold handbestickt<br />

und verziert.<br />

Der RLS-Personalchef ist mittlerweile<br />

nicht nur ein Geschichtsexperte,<br />

sondern weiß auch genau, wie man<br />

die historischen Stücke richtig pflegt<br />

und restauriert. Manchmal bekomme<br />

er gerade die sehr alten Stücke nicht<br />

komplett oder in recht schlechtem Zustand,<br />

sagt er. Dann müsse er wie bei<br />

den Tschakos der königlichen bayerischen<br />

Gendarmerie mit echtem Schelllack<br />

zeitgenössisch ausbessern oder<br />

eine Schuppenkette originalgetreu ergänzen.<br />

Um seine Sammlung zu vervollständigen,<br />

hat er einzelne Exemplare,<br />

die nicht mehr zu bekommen<br />

sind, auch schon mal komplett nachgebaut.<br />

Wie zum Beispiel einen Helm<br />

der römischen Prätorianergarde, der<br />

ersten echten Polizeieinheit in der Geschichte.<br />

Außerdem entwirft der<br />

Sammler selbst neue Polizeiabzeichen.<br />

Ein Spezialeinsatzkommando<br />

der Bereitschaftspolizei in Schleswig-<br />

Holstein sei gerade dabei, eine von<br />

ihm entworfene Brustschwinge einzuführen,<br />

so Fischer.<br />

Fast jedes Wochenende ist der Bayer<br />

zudem auf einer Tauschbörse im Bundesgebiet<br />

oder in den Nachbarländern<br />

vertreten, um seine Kontakte zu pflegen.<br />

„Meistens habe ich den größten<br />

Stand“, erzählt er. Mit zwei Kollegen<br />

organisiert er ferner jeweils im Juli eine<br />

eigene Tauschbörse in Königsbrunn<br />

bei Augsburg. Sie<br />

gehört mit den Sammlerbörsen<br />

in Frankfurt und<br />

Berlin zu den drei größten<br />

in Deutschland.<br />

Für sich selbst würde<br />

er dort aber nur noch<br />

selten etwas finden.<br />

„Die schönsten Exemplare<br />

bekomme ich oft<br />

per Zufall“, sagt er. Vom<br />

Bremer Zoll habe er einmal<br />

eine ganze Kiste mit<br />

Mützen erworben, die 50<br />

Jahre lang vergessen auf dem<br />

Dachboden gestanden habe. Ein<br />

anderes Mal hat ihm ein Militaria-<br />

Sammler eine Preußische Schutzmanns-Pickelhaube<br />

für 1700 Euro verkauft.<br />

Ein echtes Schnäppchen, denn<br />

von Liebhabern könnte Fischer dafür<br />

heute 7500 Euro bekommen. Und auch<br />

über das Internet ersteigere er hin und<br />

wieder eine schöne Mütze, sagt er.<br />

Vielleicht taucht dort eines Tages ein<br />

äußerst seltenes rotes Tschako der<br />

Mecklenburg-Strelitz’schen Landjäger<br />

aus dem 19. Jahrhundert auf. Fischer<br />

würde es freuen. Denn so ein Tschako,<br />

von dem nur 40 Exemplare hergestellt<br />

wurden, fehlt ihm noch. Oder ein Helm<br />

der Garde am Quirinalspalast in Rom.<br />

„Das wäre noch einmal was“,<br />

schwärmt er. Sebastian Reimann<br />

Fotos (9): Thomas Klink


Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Aus den Unternehmensbereichen<br />

Seite 23<br />

MTS-Auszubildender Paul Penner: Von Moskau nach Möckmühl<br />

Ringerkarriere begann im Hausflur<br />

do Neuenstadt. „Hidden Champions“<br />

siegen im Verborgenen. Das können<br />

Firmen sein, die in Nischenmärkten<br />

Spitzenpositionen halten und<br />

dennoch unbekannt bleiben.<br />

„Hidden Champions“ im Sport siegen<br />

in Disziplinen, die nicht wie<br />

Fußball-, Tennis- oder Radprofis<br />

ein Millionenpublikum begeistern.<br />

Zum Beispiel im Ringen. Paul<br />

Penner, derzeit Auszubildender<br />

bei der Motor Teile<br />

Service GmbH (MTS) in<br />

Neuenstadt (Kreis Heilbronn),<br />

einer Tochtergesellschaft<br />

der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Handelsorganisation<br />

Motor<br />

Service International<br />

(MSI), hat sich in den<br />

vergangenen Jahren durch<br />

eine Reihe von Titeln auf<br />

Landes- und Bundesebene<br />

einen Namen als Nachwuchstalent<br />

mitPotential<br />

gemacht.<br />

Als zweifacher Württembergischer<br />

Meister –<br />

bei den Junioren in der<br />

Gewichtsklasse bis 50<br />

Kilogramm und in diesem<br />

Jahr bei der A-<br />

Jugend in der Klasse<br />

bis 54 Kilogramm –<br />

gehört er zudem zum<br />

Team der Landesauswahl<br />

für die jährlich<br />

stattfindenden DeutschenMeisterschaften<br />

und zeigt<br />

auch hier konstant<br />

gute Leistungen, die ihn jedesmal<br />

bis in die Endausscheidung brachten.<br />

„Bei der Deutschen Meisterschaft<br />

im vorigen Jahr hatte ich insgesamt 16<br />

Paul Penner<br />

weiß, wovon<br />

er spricht:<br />

„Leicht und wendig<br />

zu sein, ist oft<br />

besser als Gewicht.<br />

Man muß in erster<br />

Linie gelenkig sein,<br />

stabil stehen und vor<br />

allem schnell sein.<br />

Fehlende Muskeln kann<br />

man ausgleichen, wenn<br />

man schnell und flink ist.“<br />

Gegner. Der letzte Kampf, als es um<br />

Platz eins ging, war der härteste meiner<br />

bisherigen Laufbahn. Nach zwei<br />

Runden von jeweils drei Minuten<br />

gab es keine Entscheidung, und<br />

auch die anschließende dreiminütige<br />

,Verlängerung’ habe<br />

ich gut durchgestanden. Am Ende<br />

war es dann eine Schiedsrichterentscheidung.“<br />

Daß auch<br />

in diesem Jahr am Ende<br />

„nur“ die Vizemeisterschaft<br />

stand, sieht Paul<br />

Penner mit einem lachenden<br />

und einem<br />

weinenden Auge:<br />

„Natürlich habe ich<br />

mir nach dem zweiten<br />

Platz im Vorjahr<br />

gute Chancen ausgerechnet.<br />

Aber Vizemeister<br />

in Deutschland ist<br />

schon ein großer Erfolg für<br />

einen Landesmeister und<br />

auch für den Landesverband<br />

insgesamt.“<br />

Das gute Abschneiden<br />

bei den Deutschen Meisterschaften<br />

sorgte bereits<br />

im Vorjahr für Aufmerksamkeit<br />

beim<br />

Deutschen Ringerbund:<br />

Der damals<br />

sechzehnjährige wurde<br />

zum Kadettentraining<br />

nach Berlin empfohlen.<br />

Dort trainiert<br />

auch das Team für<br />

die Europa-Meisterschaften.<br />

„Das ist dann<br />

schon das Spitzentraining. Eine Woche<br />

am Stück, zweimal täglich auf der<br />

Matte und zusätzlich noch Schule.<br />

Aber zeitgleich waren hier wichtige<br />

Prüfungen, so daß ich leider absagen<br />

mußte.“<br />

Das war aber auch das einzige Mal,<br />

daß Sport und Beruf nicht zusammenpassen<br />

wollten. Sowohl sein Ausbildungschef,<br />

MTS-Logistikleiter Markus<br />

Heller, als auch Geschäftsführer Gerald<br />

Herr standen von Anfang an hinter<br />

dem jungen Nachwuchstalent aus<br />

Möckmühl. Und auch die Familie, die<br />

vor elf Jahren als Rußlanddeutsche<br />

aus Moskau nach Deutschland übersiedelte,<br />

fördert die Vereinsaktivitäten<br />

der Söhne nach Kräften. „Wir hatten<br />

schon in unserem Haus in Moskau<br />

den ganzen Gang voller Turngerät,<br />

das fing schon ganz früh an. In<br />

Deutschland hat uns der Vater dann<br />

beim Fußball und im örtlichen Ringerverein<br />

angemeldet, meine Brüder mit<br />

sechs und mich mit sieben Jahren<br />

und damals 21 Kilogramm bei den<br />

‚Bambinos‘.“<br />

Mit heute 1,65 Meter Größe und etwa<br />

50 Kilogramm Körpergewicht<br />

kämpft Paul Penner im sogenannten<br />

Fliegengewicht, der zweitleichtesten<br />

Klasse nach dem Papiergewicht. Aber<br />

ähnlich wie beim Judo, das Paul Penner<br />

ebenfalls beherrscht, kommt es<br />

nicht in erster Linie auf die Körpermasse<br />

an: „Leicht und wendig zu<br />

sein, ist oft besser als Gewicht. Man<br />

muß in erster Linie gelenkig sein, stabil<br />

stehen und vor allem schnell sein.<br />

Fehlende Muskeln kann man ausgleichen,<br />

wenn man schnell und flink ist.<br />

Umgekehrt geht’s nicht!“<br />

Und die Risiken? „Eine ausgekugelte<br />

Schulter, ein Finger- oder Rippenbruch<br />

daskommt ab und zu vor, aber mir ist –<br />

Gott sei dank – noch nichts derartiges<br />

passiert. Ich würde Ringen auch nicht<br />

unbedingt als gefährlichen Sport be-<br />

Paul Penner (im roten Ringertrikot) und sein Bruder Johann – Vereinskollege beim<br />

ASV Möckmühl – in sportlicher Aktion: Der hier gezeigten Einzelüberwurf-<br />

Soublesse spenden die Zuschauer immer sehr viel Beifall; bei guter Ausführung<br />

wird diese Wettkampffigur von den Kampfrichtern mit fünf Punkten belohnt.<br />

zeichnen. Auf jeden Fall ist der Sport<br />

nicht gefährlicher als etwa Handball<br />

oder Fußball. Eher im Gegenteil.“ Eine<br />

Parallele zum Fußball gibt es aber<br />

dennoch: „Man kann es darauf anlegen,<br />

daß der Gegner ‚ausfällt‘ – denn<br />

auch beim Ringen gilt: alles, was der<br />

‚Schiri‘ nicht sieht, ist erlaubt!“<br />

Szenen einer Ringerkarriere (v.l.n.r.), aufgenommen in der Jagsttalhalle des ASV Möckmühl mit Paul Penner (17) und seinem Bruder Johann (Deutscher Meister des Jahres 1996) in den Hauptrollen – mal<br />

in der typischen Kampfstellung ohne Kontakt (Freistil), dann beim eher spektakulären Doppelgriff mit Überführen nach hinten und – nach Vollendung des Kopfhüftschwunges – kurz vor dem Schultersieg.<br />

Fotos (5): Thomas Klink


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