Profil 5/2002 f r PDF - Kolbenschmidt Pierburg AG
Profil 5/2002 f r PDF - Kolbenschmidt Pierburg AG
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RVD vermittelt jetzt Privatversicherungen<br />
„Safety Plus“ lichtet<br />
den „Tarif-Dschungel“<br />
hr/rds Düsseldorf/Hannover. Novum für die rund 17300 Beschäftigten an den<br />
bundesdeutschen Standorten des Rheinmetall-Konzerns: Seit Ende August diesen<br />
Jahres bietet die Rheinmetall Versicherungsdienst GmbH (RVD) mit „Safety<br />
Plus“ allen Mitarbeitern der Düsseldorfer Unternehmensgruppe an, sich auch<br />
im privaten Bereich kostengünstig zu versichern. Kompetenter Versicherungspartner<br />
der RVD ist dabei der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie V.a.G.<br />
(HDI) in Hannover bzw. dessen für das Privatkundengeschäft zuständige Tochtergesellschaft<br />
HDI Privat Versicherung <strong>AG</strong> (ebenfalls Hannover). Was die bisherige<br />
Resonanz auf die „Safety Plus“-Offerte angeht, die – auf den Punkt gebracht<br />
– kompetenten und vergleichsweise günstigen Versicherungsschutz<br />
„aus einer Hand“ meint, so sind die Verantwortlichen mehr als zufrieden: Das<br />
rege Interesse der Konzern-Mitarbeiter zeige, wie sinnvoll das Angebot sei.<br />
Viele Versicherungskunden,<br />
aber auch zahlreicheBranchenexperten<br />
wissen ein<br />
„leidvolles“ Lied<br />
davon zu singen: Der Markt im Versicherungswesen<br />
wird für den einzelnen<br />
immer unüberschaubarer; gleichzeitig<br />
wächst vor diesem Hintergrund die Gefahr,<br />
daß ungünstige Vertragsabschlüsse<br />
den privaten Finanzhaushalt<br />
über Gebühr, weil unnötig, belasten.<br />
Genau hier setzt die Rheinmetall Versicherungsdienst<br />
GmbH mit ihrem Vermittlungsangebot<br />
an.<br />
RVD-Geschäftsführer Siegfried<br />
Schmidt-Wichmann: „Mit unserer Aktion<br />
‚Safety Plus’ wollen wir den Mitarbeitern,<br />
die sich im zum Teil unübersichtlichen<br />
‚Tarif-Dschungel’ der Versicherer<br />
nicht mehr zurechtfinden, die<br />
Suche erleichtern helfen. Unser Ziel<br />
war und ist es,<br />
den Konzernbeschäftigten<br />
in<br />
Deutschland einenerstklassigen,<br />
erfahrenen<br />
und vertrauenswürdigen<br />
Partner<br />
zu bieten, der Versicherungen<br />
zu<br />
exzellenten, d.h.<br />
(im Marktvergleich<br />
u.a. auch)<br />
günstigeren Kon-<br />
ditionenanbie- Foto: HDI<br />
tet.“ Die Wahl fiel<br />
auf die HDI Privat<br />
Versicherung <strong>AG</strong> als Träger dieser Versicherungen.<br />
Diese in Hannover ansässige<br />
Gesellschaft gehört zum HDI<br />
Haftpflichtverband der Deutschen Industrie<br />
V.a.G., mit dem Rheinmetall im<br />
Heimann Systems<br />
an Smiths Group<br />
dp London/Wiesbaden. Die Smiths<br />
Group plc. (London) übernimmt von<br />
der Aditron <strong>AG</strong> die Heimann Systems<br />
GmbH (Wiesbaden) zu einem<br />
Kaufpreis von 375 Millionen €. Der<br />
Vollzug des Kaufvertrages steht<br />
noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung<br />
der zuständigen Wettbewerbsbehörden.<br />
Die seit dem 11. September 2001<br />
veränderte internationale Sicherheitslage<br />
hat großangelegte globale<br />
Kooperationen auf dem Gebiet der<br />
Flughafensicherheitstechnik erforderlich<br />
gemacht. Vor diesem Hintergrund<br />
hat sich die Aditron <strong>AG</strong> dazu<br />
entschlossen, Heimann Systems an<br />
Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 5/<strong>2002</strong><br />
Das <strong>Profil</strong><br />
Industriebereich bereits seit vielen<br />
Jahren enge Geschäftsbeziehungen<br />
unterhält.<br />
Schmidt-Wichmann: „Im Industriebereich<br />
ist der Rheinmetall Versicherungsdienst<br />
konzernweit seit mehr als<br />
15 Jahren der Versicherungsmakler des<br />
Vertrauens. Die dabei gewonnene Erfahrung<br />
und Kompetenz wollen wir<br />
jetzt – zusammen mit unserem Marktpartner<br />
HDI Privat Versicherung <strong>AG</strong> –<br />
auch für den Privatbereich der Konzernmitarbeiter<br />
einsetzen.“ Wobei der<br />
HDI, so der 61jährige RVD-Chef weiter,<br />
einer der wenigen Versicherer sei, bei<br />
dem gewährleistet ist, daß die Prämien<br />
aus dem Privatgeschäft nicht dazu<br />
verwendet werden können, den gewerblichen<br />
und industriellen Bereich<br />
zu subventionieren. Im Klartext: Dieser<br />
strikte und klare Verzicht auf Quersubventionierung<br />
wirkt sich positiv auf<br />
die Prämiengestaltung im Privatkundengeschäft<br />
aus.<br />
Wie gesagt:<br />
Aus der langjährigenZusammenarbeit<br />
mit<br />
HDI ist das exklusiv<br />
für Rheinmetall<br />
entwickelte<br />
Produkt „Safety<br />
Plus“ entstanden.<br />
Den Mitarbeitern<br />
des<br />
Düsseldorfer<br />
Konzerns wird<br />
die Möglichkeit<br />
ein international führendes Unternehmen<br />
dieser Branche zu verkaufen.<br />
Als Spezialist für Röntgenprüfsysteme<br />
zur Durchleuchtung von Post,<br />
Fluggepäck und Fracht sowie für biometrische<br />
Systeme nimmt Heimann<br />
Systems eine führende Position auf<br />
dem Weltmarkt ein. Mit der Übernahme<br />
von Heimann Systems verfolgt die<br />
Smiths Group das strategische Ziel,<br />
ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der<br />
Sicherheitstechnik entscheidend<br />
auszubauen. So wird das Produktportfolio<br />
des Geschäftsbereichs<br />
Smiths Detection durch Heimann Systems<br />
in idealer Weise ergänzt.<br />
Die Smiths Group plc. erreichte im<br />
Geschäftsjahr 2001/<strong>2002</strong> mit weltweit<br />
33 000 Mitarbeitern einen Um-<br />
Land unter: Weite Teile von Sachsen – hier die Ortschaft Niederglaucha an der<br />
Mulde – und Sachsen-Anhalt versanken Mitte August diesen Jahres buchstäblich<br />
im Wasser. Noch während der Flutkatastrophe im Südosten Deutschlands kam<br />
Hilfe, unter anderem auch von vielen Mitarbeitern des Rheinmetall-Konzerns.<br />
Rheinmetall und KMW: Entwicklungsauftrag für Schützenpanzer<br />
Viele Spendenaktionen<br />
Hilfe nach<br />
Flutwelle<br />
cw Düsseldorf. Starke und lang anhaltende<br />
Regenfälle ließen Mitte<br />
August <strong>2002</strong> viele Flüsse im Süden<br />
und Südosten Deutschlands über die<br />
Ufer treten, darunter die Donau, die<br />
Elbe und die Mulde - mit verheerenden<br />
Folgen und Schäden in Milliardenhöhe.<br />
Innerhalb weniger Stunden<br />
versanken ganze Ortschaften in<br />
den Fluten. Doch noch während der<br />
Flutkatastrophe erhielten die Menschen<br />
in den betroffenen Regionen<br />
Hilfe von vielen Seiten. Feuerwehr,<br />
Polizei, Technisches Hilfswerk, Bundeswehr<br />
und Bundesgrenzschutz<br />
sowie tausende freiwillige Helfer arbeiteten<br />
bis zur völligen Erschöpfung.<br />
Sie bauten und verstärkten gefährdete<br />
Deiche, versorgten obdachlos<br />
gewordene Mitmenschen und<br />
blieben auch nach dem Hochwasser,<br />
um die Aufräumarbeiten tatkräftig zu<br />
unterstützen. Neben technischer Unterstützung<br />
– vor Ort zum Beispiel<br />
durch die Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH und das GÜZ – gab und gibt es<br />
jede Menge finanzieller Hilfe. Rund<br />
205 000 € spendeten bisher allein<br />
die Unternehmen des Rheinmetall-<br />
Konzerns – und das ist „nur“ die<br />
vorläufige Bilanz der zahlreichen Aktionen.<br />
Einen (sicher nicht vollständigen)<br />
Überblick über die Hilfsaktionen<br />
und Spendenaktivitäten<br />
gibt die Rheinmetall-Konzernzeitung<br />
„Das <strong>Profil</strong>“ auf den Seiten 6 bis 8.<br />
„Grünes Licht“ für den neuen „Igel“<br />
oho Berlin/Ratingen. Für eines der stem & Management GmbH, Kassel). Einige Wochen vor jenem 12. Sep-<br />
wichtigsten Heerestechnik-Rüstungs- Sie wird zu jeweils 50 Prozent von tember <strong>2002</strong> hatte noch alles nach eivorhaben<br />
der Bundeswehr in dieser Krauss-Maffei Wegmann und Rheinnem Scheitern des Programms ausge-<br />
Dekade ist nach monatelangem Taumetall Landsysteme getragen.<br />
sehen. Denn Ex-Bundesverteidigungsziehen<br />
kurz vor Ende der Wahlperiode In ihrer letzten Sitzung der ausklinminister Rudolf Scharping hatte das<br />
des 14. Deutschen Bundestages doch genden Legislaturperiode hatten die Beschaffungsvorhaben „Panther“ am<br />
noch der Startschuß gefallen. Die Fir- Gremien des Deutschen Bundestages 12. Juli <strong>2002</strong> mit der Begründung gemen<br />
Rheinmetall Landsysteme (RLS) am 12. September <strong>2002</strong> grünes Licht stoppt, die vorgesehene komplette<br />
und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) für das Projekt gegeben, das als Neuentwicklung würde zu lange dau-<br />
Gut aufgehoben: das Motto der HDI-Gruppe.<br />
angeboten, günstiger<br />
als zur Ta-<br />
wurden am 20. September <strong>2002</strong> mit<br />
der Entwicklung des neuen Schützen-<br />
Schlüsselvorhaben bei der Modernisierung<br />
des Heeres gilt. Für die Beern<br />
und zu hohe Entwicklungskosten<br />
verursachen.<br />
rifprämie Versicherungsverträge abzupanzers „Igel“ beauftragt. Ein Voluschaffung sind in einem ersten Los Einem intensiven Dialog zwischen<br />
schließen; weitere Rabatte gibt es in men von knapp 200 Millionen € um- insgesamt rund 400 neue Schützen- der Industrie und den zuständigen<br />
bestimmten Fällen, wenn mehrere Verfaßt der Entwicklungsvertrag mit der panzer vorgesehen. Die ersten 20 Stellen des Bundesverteidigungsminiträge<br />
bei dem niedersächsischen zu diesem Zweck gegründeten Joint- Fahrzeuge sollen dem Auftraggeber steriums ist es zu verdanken, daß bin-<br />
(Fortsetzung auf Seite 10) Venture-Gesellschaft PSM (Projekt Sy- von Mitte 2005 an übergeben werden.<br />
(Fortsetzung auf Seite 2)<br />
satz von rund fünf Milliarden €. Mit<br />
der Ergänzung durch die Technologie<br />
von Heimann Systems stärkt Smiths<br />
seine Marktstellung auf dem Gebiet<br />
integrierter Systeme für Sicherheitsanwendungen.<br />
Die Heimann Systems-Gruppe<br />
beschäftigt weltweit<br />
rund 700 Mitarbeiter (in Deutschland<br />
450) und erzielte in 2001 einen Umsatz<br />
von rund 167 Millionen €<br />
(+35%). Für das Jahr <strong>2002</strong> rechnet<br />
das Unternehmen mit einer Steigerung<br />
der Umsatzerlöse gegenüber<br />
dem Vorjahr um rund 50 Prozent auf<br />
über 250 Millionen €.<br />
Die Aditron <strong>AG</strong> erschließt sich mit<br />
diesem Schritt den strategischen<br />
Handlungsspielraum für den weiteren<br />
internationalen Ausbau ihrer Geschäftsfelder<br />
Automobilelektronik<br />
und Industrieelektronik.<br />
Rheinmetall auf<br />
Nachwuchsmesse<br />
cw Köln/Düsseldorf. Jede Menge<br />
Informationen zu den beruflichen<br />
Chancen bei Rheinmetall erhalten<br />
die Besucher des Deutschen Absolventenkongresses<br />
am 27. und 28.<br />
November <strong>2002</strong> in den Kölner Messehallen.<br />
Personalleiter, Unternehmensvertreter<br />
und Nachwuchskräfte<br />
aus dem Konzern werden examensnahen<br />
Studenten, Absolventen und<br />
„young professionals“ aus Wirtschaft<br />
und Technik zu Themen rund um die<br />
Einstiegs- und Karriereangebote der<br />
Unternehmensgruppe Rede und Antwort<br />
stehen. Seit drei Jahren ist dieses<br />
Fachforum fester Bestandteil des<br />
Hochschulmarketings (siehe S. 14).<br />
Foto: Uwe Meinhold/ddp<br />
Polizeiuniformen<br />
in Hülle und Fülle<br />
ser Augsburg. In „Hülle und Fülle“:<br />
Rüdiger Fischer, Personalchef<br />
der Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH, besitzt eine der größten polizeihistorischen<br />
Sammlungen in<br />
Deutschland. Der 39jährige Jurist<br />
nennt über 500 Polizeimützen aus<br />
aller Welt, einige hundert Pickelhauben<br />
und Tschakos, historische Metall-Helme,<br />
Parade-Uniformen, Tausende<br />
von Ärmelabzeichen und die<br />
nach eigenen Angaben größte<br />
Sammlung an Sheriff-Sternen und<br />
Brustschildern aus dem US-Bundesstaat<br />
Arizona sein eigen. „Das<br />
<strong>Profil</strong>“ stellt das Hobby des RLS-Mitarbeiters<br />
auf den Seiten 20 + 21 vor.
Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
SAP-Weltpremiere<br />
bei Preh-Werken<br />
rds Bad Neustadt/Hamburg. Die<br />
Nachricht verkündete Dr. Claus Heinrich,<br />
Vorstandsmitglied der SAP <strong>AG</strong>,<br />
höchstpersönlich am 17. September<br />
<strong>2002</strong> vor rund 2000 Kunden in Düsseldorf<br />
anläßlich des Jahreskongresses<br />
der Deutschen SAP-Anwender-<br />
Gesellschaft (DS<strong>AG</strong>): „Die Preh-Werke<br />
in Bad Neustadt an der Saale sind<br />
weltweit das erste Unternehmen,<br />
das die neue ‚SAP R/3 Enterprise‘-<br />
Software produktiv nutzt.“ Eingesetzt<br />
wird „SAP-Enterprise“ seit<br />
dem 16. September diesen Jahres an<br />
den Preh-Standorten in Deutschland<br />
und Portugal; bei dieser neuen Software<br />
handelt es sich um das Nachfolge-Release<br />
der seit vielen Jahren<br />
auch im Rheinmetall-Konzern genutzten<br />
betriebswirtschaftlichen<br />
Standardapplikation SAP R/3 („Das<br />
Rheinmetall und KMW: Entwicklungsauftrag für Schützenpanzer<br />
„Grünes Licht“ für den neuen „Igel“<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
nen weniger Wochen eine Alternativlösung<br />
erarbeitet wurde, die dem militärischen<br />
Bedarf der Bundeswehr<br />
dennoch voll Rechnung trägt und die<br />
jetzt die Zustimmung der politischen<br />
Führung des Ministeriums gefunden<br />
hat.<br />
„Igel“ soll das Fahrzeug nun<br />
heißen, das der Truppe von 2005 an<br />
bereits zur Verfügung stehen soll,<br />
und somit drei Jahre früher als bislang<br />
der ursprünglich geplante<br />
„Panther“. Nach dem Wechsel Dr. Peter<br />
Strucks an die Spitze des Verteidigungsministeriums<br />
am 19. Juli diesen<br />
Jahres hatte man dort nach einem Na-<br />
<strong>Profil</strong>“ 4/1996) des Walldorfer Spezialisten.<br />
Zur Erinnerung: SAP R/3 ist die<br />
weltweit am häufigsten eingesetzte<br />
betriebswirtschaftliche Standard-<br />
Software für Client/Server-Architekturen.<br />
Wesentliche Bestandteile dieses<br />
flexibel gestaltbaren, modular<br />
konzipierten Systems sind Softwareanwendungen<br />
für Rechnungswesen<br />
und Controlling, Produktion<br />
und Materialwirtschaft, Qualitätsmanagement<br />
und Instandhaltung, Vertrieb,<br />
Personalwirtschaft und Projektmanagement.<br />
Mit der „Enterprise“-Weltpremiere<br />
beschreitet Preh als erste Rheinmetall-<br />
Konzerntochter einen kostenorientierten<br />
Weg, der dem fränkischen Unternehmen<br />
mittel-und langfristig nachhaltige<br />
Einspareffekte bescheren wird.<br />
Ulf Scherenberg, Leiter des „SAP Customer<br />
Competence Centers“ („Das<br />
<strong>Profil</strong>“ 5/2000), erläutert den unmit-<br />
men gesucht, der nicht als historisch<br />
vorbelastet galt.<br />
Gert Winkler, Mitglied im Vorstand der<br />
Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> und Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH, kennt das Thema<br />
Schützenpanzer „SPz neu“ seit vielen<br />
Jahren. „Ich bin froh, daß diese wichtige<br />
Entscheidung im Sinne der Bundeswehr<br />
und der Sicherheit ihrer Soldaten<br />
nun endlich gefallen ist. Ein Ersatz für<br />
den über dreißig Jahre alten Marder<br />
muß zwingend her.“ Der neue Panzer<br />
dient vor allem dem Schutz der Soldaten<br />
der Bundeswehr in schwierigen<br />
Auslandseinsätzen wie in Afghanistan<br />
und auf dem Balkan.<br />
Ulf Scherenberg<br />
Martin Limpert<br />
telbaren Nutzen: „Bisher mußte bei einem<br />
‚Release‘-Wechsel immer das gesamte<br />
Software-Paket ausgetauscht<br />
werden. Vielfach mußten dabei, neben<br />
den gewünschten neuen Anwendungen,<br />
auch bewährte Prozesse und<br />
Funktionen erneuert und überarbeitet<br />
werden – für den Kunden bedeutete<br />
dies ein oftmals langwieriges und kostenintensives<br />
Überprüfen aller betriebswirtschaftlichen<br />
Abläufe, die<br />
durch das SAP-System (R/3) unterstützt<br />
werden.“<br />
Dr. Peter Hellmeister, bisheriger RLS-<br />
Projektleiter für den „SPz neu“ und<br />
künftiger Geschäftsführer der für Entwicklung<br />
und Produktion zuständigen<br />
Gesellschaft PSM: „Wir haben uns ehrgeizige<br />
Ziele gesteckt. Dieser neue<br />
Schützenpanzer wird dank der Neuentwicklung<br />
zentraler Komponenten weltweit<br />
das modernste System seiner Art<br />
darstellen. Vor allem beim Fahrgestell,<br />
beim Antrieb und beim ferngesteuerten<br />
Turm werden neue Maßstäbe gesetzt.“<br />
Auf lange Sicht, so Hellmeister weiter,<br />
ermöglicht der modulare Aufbau des<br />
Systems auch in Zukunft noch die Integration<br />
weiterer Komponenten mit zusätzlichen<br />
Leistungsmerkmalen.<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>: Ergebnis in Vorjahreshöhe angestrebt<br />
Umsatz kletterte um vier Prozent<br />
dp Düsseldorf. Veritables Plus: Im 1.<br />
Halbjahr <strong>2002</strong> steigerte die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
ihren Umsatz<br />
im Vergleich zum entsprechenden<br />
Vorjahreszeitraum um 21,1 Millionen<br />
€ auf 965,8 Millionen €. Bereinigt<br />
um die im Vorjahr noch enthaltenen<br />
Umsätze des seit Jahresende<br />
2001 nicht mehr im Konsolidierungskreis<br />
enthaltenen Geschäftsbereichs<br />
MotorEngineering (15,6 Mio €) ergibt<br />
sich ein – vergleichbar gerechnetes –<br />
Umsatzwachstum von vier Prozent.<br />
Wie die <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> in<br />
ihrem jüngsten Aktionärsbrief am 29.<br />
August <strong>2002</strong> mitteilte,<br />
ist diese<br />
Steigerung – sie<br />
erfolgte trotz anhaltendschwacherKonjunkturentwicklung<br />
in<br />
der Branche und<br />
trotz der unter<br />
dem Vorjahr liegendenAutomobilverkäufe<br />
in<br />
weiten Teilen<br />
Westeuropas sowie<br />
in Nord- und<br />
Südamerika –<br />
ausschließlich<br />
auf internes Umsatzwachstum<br />
zurückzuführen.<br />
Foto: Volkswagen <strong>AG</strong><br />
Vor allem der<br />
Umsatz des Geschäftsbereichs<br />
Luftversorgung/<br />
Pumpen lag mit<br />
einem Zuwachs von knapp acht Prozent<br />
deutlich über dem entsprechenden<br />
Vorjahreswert. Auch die Geschäftsbereiche<br />
Kolben, Aluminium-<br />
Technologie und Motor-Service erwirtschafteten<br />
höhere Umsätze. Nur der<br />
Geschäftsbereich Gleitlager verfehlte<br />
aufgrund des schwierigen Marktumfeldes<br />
und verzögerter Projektanläufe<br />
den Vorjahreswert um 4,3 Millionen €.<br />
Erfreuliche Umsatzzuwächse durch<br />
den Serienstart neuer Projekte und<br />
durch höhere Kundenabrufe wurden<br />
insbesondere in Deutschland, in den<br />
USA und in Spanien erzielt. Die übrigen<br />
Tochtergesellschaften in Westeuropa<br />
verfehlten hingegen konjunkturbedingt<br />
die Umsatzwerte des Vorjahres<br />
knapp. Der Anteil der mit Kunden<br />
außerhalb Deutschlands fakturierten<br />
Umsätze blieb unverändert bei 66 Prozent.<br />
Das Wachstum der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
im 1. Halbjahr<br />
<strong>2002</strong> wurde getragen von erheblichen<br />
Mehrumsätzen in den Produkt-<br />
Zukunftsorientiertes „Automotive“-System: <strong>Pierburg</strong>-Projektleiter Edward Wieczorek<br />
(Werk Berlin) mit der elektronischen Regelklappe für das Ein-Liter-Auto<br />
der Volkswagen <strong>AG</strong> (Wolfsburg). Das verbrauchs- und schadstoffarme Forschungsfahrzeug<br />
wurde, wie berichtet, vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
bereichen Saugrohre, Drosselklappenstutzen,<br />
Abgasrückführventile und<br />
Motorblöcke im Druckgußverfahren.<br />
In Anbetracht der schwierigen gesamtwirtschaftlichen<br />
Situation wies<br />
die Firmengruppe mit 41,8 Millionen €<br />
ein zufriedenstellendes Ergebnis vor<br />
Zinsen und Steuern (EBIT) aus. Den<br />
über den Erwartungen liegenden<br />
Ergebnissen in Deutschland und Spa-<br />
nien sowie in Südamerika standen<br />
Aufwendungen aus den Restrukturierungsprogrammen<br />
in den USA, erhebliche<br />
Mehrkosten bei Anlauf besonders<br />
innovativer Projekte und kurzfristig<br />
verringerte Kundenabrufe in einigen<br />
Werken gegenüber.<br />
Erwartungsgemäß konnte – mit einem<br />
EBT (Ergebnis vor Ertragsteuern)<br />
von 24,3 Millionen € – das gute Ergebnis<br />
des 1. Halbjahres 2001 (28,7 Mio<br />
€) trotz einer deutlichen Ergebnisverbesserung<br />
im Bereich Luftversorgung/Pumpen<br />
und eines verbesserten<br />
Finanzergebnisses nicht ganz erreicht<br />
werden. EBIT und<br />
EBITDA (Ergebnis<br />
vor Zinsen, Steuern<br />
und Abschreibungen)<br />
blieben<br />
mit 41,8 Millionen<br />
€ beziehungsweise<br />
118,6 Millionen<br />
€ ebenfalls hinter<br />
den Ergebnissen<br />
des 1. Halbjahres<br />
2001 zurück.<br />
Zum Ausblick:<br />
Der weltweite Automobilmarkt<br />
wird<br />
in den kommenden<br />
Monaten weiter<br />
von Unsicherheiten<br />
über die<br />
Foto: Danetzki + Weidner<br />
konjunkturelle<br />
Entwicklung und<br />
die der Rohölpreise<br />
geprägt sein.<br />
Ungeachtet dessen<br />
erwartet <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong><br />
Umsätze, die das<br />
hohe Niveau des Vorjahres noch übertreffen<br />
werden. Darüber hinaus wird<br />
ein Ergebnis auf dem guten Niveau des<br />
Vorjahres angestrebt, was insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der unsicheren<br />
konjunkturellen Entwicklung und<br />
mehrerer paralleler Anläufe innovativer<br />
Produkte als sehr anspruchsvolles Ziel<br />
zu werten ist.<br />
Genau damit macht „SAP R/3 Enterprise“<br />
jetzt Schluß. Der 45jährige RIS-<br />
Fachmann: „Der aktuelle Funktionsumfang<br />
von SAP R/3 bleibt zukünftig<br />
als ‚SAP R/3 Enterprise Core‘ nahezu<br />
unverändert; Neuentwicklungen werden,<br />
in sogenannten ‚R/3 Enterprise<br />
Extensions‘ gekapselt, in das System<br />
eingespielt. Dabei können die Kunden<br />
entscheiden, ob sie diese Neuerungen<br />
aktivieren wollen.“ Mit anderen<br />
Worten: Bei der Aufnahme neuer<br />
Funktionen in das SAP-System muß<br />
man zukünftig nicht mehr einen aufwendigen<br />
Release-Wechsel unter Beteiligung<br />
aller SAP-Anwender eines<br />
Unternehmens durchführen, sondern<br />
kann ganz gezielt dort ein – noch dazu<br />
überschaubares – Projekt umsetzen,<br />
wo eine Fachabteilung neue<br />
Funktionen zur Unterstützung ihrer<br />
betrieblichen Abläufe wünscht.<br />
„Vom Start weg“ sehr zufrieden zeigt<br />
man sich beim weltweit ersten Anwender<br />
in Bad Neustadt an der Saale. „Der<br />
Stoff-Igel als<br />
Projekt-Symbol<br />
sportliches Programm<br />
vor uns.“<br />
Obwohl gerade<br />
Als Dr. Peter Hellmeister am 12.<br />
September <strong>2002</strong> in Kiel das<br />
Flugzeug verließ, wurde er von<br />
Kollegen und Mitarbeitern mit einem<br />
besonderen Geschenk erwartet: Ein<br />
Stoff-Igel von Steiff war es, mit dem<br />
das RLS-Team seine Freude über die<br />
positive Entscheidung des Deutschen<br />
Bundestages in Sachen „neuer<br />
Schützenpanzer“ zum Ausdruck<br />
die letzten Wochen,<br />
in denen<br />
das Projekt politisch<br />
auf der Kippe<br />
stand, hart<br />
waren und die<br />
Mitarbeiter teilweise<br />
rund um<br />
die Uhr gefordert Dr. H. P. Hellmeister<br />
waren, gibt es kein Ausruhen. „Jetzt<br />
fängt die Arbeit erst richtig an.“<br />
brachte.<br />
Zuallererst galt es übrigens, den<br />
Hellmeister, „Igel“-Projektleiter bei Namen der mit dem Projektpartner<br />
der Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH, zeigt sich erleichtert über den<br />
Startschuß aus Berlin. „Nicht auszudenken,<br />
welche Folgen ein endgültiges<br />
Scheitern des Projektes für die<br />
deutsche Heerestechnik gehabt hätte.“<br />
Krauss-Maffei Wegmann (München)<br />
bereits vor Monaten gegründeten<br />
„Panther System & Management –<br />
PSM“ pragmatisch den neuen Gegebenheiten<br />
anzupassen. Das Kürzel<br />
steht jetzt kurzerhand für „Projekt System<br />
& Management“.<br />
Doch zum Feiern bleibt ihm und Auf die Grafiker wartet noch eine<br />
seinen Mitarbeitern bei der RLS kei- spezielle Aufgabe aus dem zoologine<br />
Zeit. „Drei Jahre bis zur Präsentatischen Bereich: Das schon entworfeon<br />
des fertigen Produktes sind für ne „Panther“-Logo ist nun ein Fall<br />
ein solch komplexes System, wie es fürs Rheinmetall-Archiv – jetzt soll<br />
der Schützenpanzer darstellt, eine das eher „stachelige“ Thema „Igel“<br />
sehr kurze Zeitspanne. Wir haben ein grafisch umgesetzt werden. oho<br />
„Motek“: Preh mit<br />
Systemkompetenz<br />
bau Bad Neustadt. Der Produktbereich<br />
Industrieausrüstungen (PIA)<br />
der Preh-Werke präsentierte sich auf<br />
der „Motek <strong>2002</strong>“, der 21. Messe für<br />
Montage und Handhabungstechnik,<br />
die vom 24. bis 27. September in<br />
Sinsheim stattfand. Auf einem fast<br />
100 Quadratmeter großen Messestand<br />
in der neu erstellten<br />
Messehalle 6 wurde<br />
dem Fachpublikum eine<br />
Montage- und Handhabungsanlage,<br />
die u.a.<br />
das Palettiersystem<br />
„PIApal“ sowie das<br />
Transportsystem<br />
„PIAflex“ umfaßt, vorgeführt.<br />
Mit dem „PIApal“-System<br />
können – neben<br />
herkömmlichen Bauteilen – insbesondere<br />
schwer zuführbare oder beschädigungsanfällige<br />
Werkstücke<br />
über Paletten lagerichtig zugeführt,<br />
entsorgt oder gepuffert werden. Diese<br />
Funktion der „Zwischenlagerung<br />
und Pufferung“ in einem Palettierer<br />
ist ein gravierender Vorteil. Als Serienprodukt<br />
bietet dieser Standard-Palettierer<br />
zudem ein besonders ausgewogenesPreis-/Leistungsverhält-<br />
Das<strong>Profil</strong><br />
Herausgeber: Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
Verantwortlich: Dr. Klaus Germann<br />
Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />
Anschrift: Redaktion „Das <strong>Profil</strong>“,<br />
Postfach 1042 61, 40033 Düsseldorf<br />
das.profil@rheinmetall-ag.com<br />
Wechsel unseres Personalwirtschaftssystems<br />
auf ‚SAP R/3 Enterprise‘ verschafft<br />
uns aufgrund des langen Wartungshorizonts<br />
nicht nur eine hohe<br />
Investitionssicherheit, sondern legt<br />
auch den Grundstein für neue, wertschöpfende<br />
Prozesse in der Personalwirtschaft“,<br />
beschreibt Martin Limpert,<br />
Leiter Zentralbereich Organisation<br />
Anwenderbetreuung der Preh-<br />
Werke und verantwortlich für die erfolgreiche<br />
Systemeinführung, die Vorteile<br />
der neuen SAP-Software: „Die sehr<br />
kurze Migrationszeit und der völlig reibungslose<br />
Produktivstart haben verdeutlicht,<br />
daß wir mit ‚SAP R/3 Enterprise‘<br />
die richtige Strategie verfolgen.“<br />
Übrigens: Das SAP-Basisteam der<br />
RIS hat, zusammen mit den Fachleuten<br />
bei Preh, im Rahmen des „Enterprise“-Projektes<br />
wichtige Erfahrungen<br />
sammeln können, die zukünftig auch<br />
allen anderen Kunden im Rheinmetall-Konzern<br />
und außerhalb zugute<br />
kommen werden.<br />
nis. Erstmals wurde auf der „Motek“<br />
auch demonstriert, daß die Palettierung<br />
von Bauteilen mit unterschiedlichen<br />
Geometrien bei Verwendung<br />
nur eines Palettentyps ohne zusätzliche<br />
Software-Anpassung möglich ist.<br />
Die kompakte Ausführung des aus<br />
standardisierten Systembauteilen<br />
modular aufgebauten Werkstückträger-<br />
Transportsystems „PIAflex“<br />
sorgt für kurze Transportwege und<br />
ermöglicht dank seiner kleinen<br />
Werkstückträgerabmessungen<br />
Zykluszeiten bis<br />
unter zwei Sekunden.<br />
Zusätzlich sind die automatische,<br />
zuverlässige<br />
Erfassung von Meß-,<br />
Material- und Fertigungsdaten<br />
aus dem<br />
Prozeß, sowie eine reibungsloseKommunikation<br />
mit vor- und nachgeschaltetenFertigungseinrichtungen<br />
möglich.<br />
Die „Motek“-Messe setzte in diesem<br />
Jahr mit ihren über 800 Ausstellern<br />
aus 16 Ländern wieder innovative<br />
und wichtige Impulse für die<br />
Branche. Ingesamt wurden rund<br />
28000 Besucher registriert. Auch<br />
die gute Resonanz auf dem Preh-<br />
Messestand – so Klaus Rüster vom<br />
Vertrieb Projektierung – läßt ein gutes<br />
Nachmessegeschäft erwarten.<br />
Satz: Strack+Storch KG,<br />
Gladbacher Straße 15,<br />
40219 Düsseldorf<br />
Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH,<br />
Juliusstraße 9-21,<br />
47053 Duisburg<br />
Drucktermin dieser Ausgabe:<br />
10. Oktober <strong>2002</strong><br />
Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 3<br />
Auftrag für Mauser: Die deutsche Marine<br />
erhält in den kommenden Jahren insgesamt<br />
83 MLG-27-Systeme; weltweit<br />
gibt es kein vergleichbares Produkt.<br />
dp Düsseldorf. Mit der „Strategie der<br />
klaren Linie“ weiter auf positivem Kurs:<br />
Der Umsatz des Rheinmetall-Konzerns<br />
ist – vergleichbar gerechnet – im<br />
ersten Halbjahr <strong>2002</strong> organisch um<br />
sieben Prozent auf 2,138 Milliarden €<br />
gegenüber dem ersten Halbjahr 2001<br />
gewachsen. Die Ertragslage hat sich,<br />
wie die Rheinmetall <strong>AG</strong> Anfang September<br />
in ihrem jüngsten Aktionärsbrief<br />
mitteilt, ebenfalls weiter verbessert.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, daß<br />
im Wehrtechnik-Anlagengeschäft die<br />
positiven Ergebnisse abrechnungsbedingt<br />
erst im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres<br />
realisiert werden können.<br />
Die Auftragslage des Rheinmetall<br />
Konzerns ist insgesamt gut: Sowohl im<br />
Auftragseingang (rund 2,03 Mrd. €)<br />
als auch im Auftragsbestand (rund 4,0<br />
Mrd. €) konnten gegenüber der Vergleichszeit<br />
des Vorjahres Zuwachsraten<br />
von zwei bzw. neun Prozent erzielt<br />
werden. Zu diesem Anstieg hat<br />
der Unternehmensbereich „Defence“<br />
durch bedeutende Auslandsaufträge<br />
aus „Nato“-Mitgliedsstaaten wesentlich<br />
beigetragen. Damit ist die Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />
ihrem mittelfristigen<br />
Ziel, das Auslandsgeschäft<br />
von heute rund 45 Prozent auf 60 Prozent<br />
auszubauen, einen deutlichen<br />
Schritt näher gekommen. Die Zahl der<br />
Konzern-Mitarbeiter belief sich am 30.<br />
Juni <strong>2002</strong> auf 27885 (Mitte 2001:<br />
29578).<br />
Zum Ergebnis im 1. Halbjahr <strong>2002</strong>:<br />
Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und<br />
Steuern) des Rheinmetall-Konzerns im<br />
1. Halbjahr <strong>2002</strong> ist um elf Prozent auf<br />
51 Millionen € angestiegen (Vorjahr:<br />
Großauftrag für<br />
Marinegeschütz<br />
dp Oberndorf. Die Mauser-Werke<br />
Oberndorf Waffensysteme GmbH<br />
(Oberndorf/Neckar) sind jetzt mit einem<br />
der wichtigsten Modernisierungsprojekte<br />
der deutschen Marine beauftragt<br />
worden. Insgesamt 83 neue Marineleichtgeschütze<br />
vom Typ MLG 27 sollen<br />
Schiffen und Booten der Marine sowie<br />
ihren Besatzungen ein Höchstmaß an<br />
Schutz bei ihren Einsätzen gewähren.<br />
Ein entsprechender Beschaffungsver-<br />
Aktionärsbrief der Rheinmetall <strong>AG</strong> zum 1. Halbjahr <strong>2002</strong><br />
Umsatz und Ertrag<br />
deutlich gesteigert<br />
Copyright: Fiat Automobil <strong>AG</strong><br />
Aditron-Gruppe<br />
wächst kräftig<br />
dp Düsseldorf. Die Aditron-Gruppe<br />
hat ihren Wachstumskurs in den<br />
Märkten für Automobilelektronik,<br />
Steuerungs- und Sicherheitssysteme<br />
im laufenden Geschäftsjahr erfolgreich<br />
fortgesetzt: Bereinigt um<br />
Änderungen des Konsolidierungskreises<br />
erhöhte sich der Umsatz,<br />
wie das Unternehmen am 28. Au-<br />
Premium: Für den neuen „Lancia Thesis“<br />
liefern die Preh-Werke die Bedienoberfläche<br />
des Infotainmentcenters.<br />
46 Mio. €). Eine Ergebnissteigerung<br />
wurde im Unternehmensbereich<br />
„Electronics“ erzielt, wogegen „Automotive“<br />
erwartungsgemäß das gute<br />
Ergebnis des entsprechenden Vorjahreszeitraums<br />
infolge der weltweit<br />
schwächeren Automobilkonjunktur<br />
nicht erreichen konnte. Der Unternehmensbereich<br />
„Defence“ weist wie in<br />
den Vorjahren – bedingt durch den<br />
typischen Umsatzverlauf mit dem öffentlichen<br />
Auftraggeber – im 1. Halbjahr<br />
noch ein negatives Ergebnis vor<br />
Zinsen und Steuern aus.<br />
Da die im Rahmen der IAS-Rechnungslegung<br />
für längere Fertigungsaufträge<br />
vorgesehene „Percentage of<br />
Completion“-Methode (PoC) nicht auf<br />
Munitions- und Entwicklungsaufträge<br />
angewandt wird, können deren anteilige<br />
Ergebnisbeiträge abrechnungsbedingt<br />
erst im weiteren Verlauf des<br />
Geschäftsjahres realisiert werden. Die<br />
Verringerung des EBIT im Bereich „Defence“<br />
gegenüber dem Vergleichszeitraum<br />
des Vorjahres ist darüber hinaus<br />
im wesentlichen restrukturierungsbedingt.<br />
Die deutliche EBIT-Steigerung (+ 26<br />
Mio. €) der unter „Sonstige“ zusammengefaßten<br />
Aktivitäten der Holding<br />
sowie der Finanzbeteiligungen und<br />
Dienstleistungsgesellschaften betrifft<br />
im wesentlichen den Jagenberg-Konzern,<br />
der im 1. Halbjahr <strong>2002</strong> ein um<br />
21 Millionen € verbessertes, wenn<br />
auch immer noch leicht negatives EBIT<br />
erzielt hat.<br />
Für das Jahr <strong>2002</strong> strebt Rheinmetall<br />
– trotz der derzeitigen konjunkturellen<br />
Belastungen – ein Ergebnis über Vorjahr<br />
an.<br />
gust diesen Jahres mitteilte, in den<br />
ersten sechs Monaten <strong>2002</strong> – vergleichbar<br />
gerechnet – um 14,4 Prozent<br />
auf 414,5 Millionen € (1. Halbjahr<br />
2001: 369,3 Mio. €).<br />
Der Auftragseingang der Aditron-<br />
Gruppe lag im ersten Halbjahr <strong>2002</strong><br />
mit einem Volumen von 438,3 Millionen<br />
€ um 12,8 Prozent über dem<br />
vergleichbaren Vorjahreswert von<br />
388,5 Millionen €. Der Auftragsbestand<br />
zum 30. Juni <strong>2002</strong> stieg um<br />
13,6 Prozent auf 310 Mio. €. Am 30.<br />
Juni <strong>2002</strong> beschäftigte die Aditron-<br />
Gruppe 5120 Mitarbeiter – rund<br />
sechs Prozent weniger als am Vorjahresstichtag.<br />
Durch das Wachstum im operativen<br />
Geschäft und ein effizientes Kosten-Management<br />
konnte das Ergebnis<br />
vor Zinsen und Ertragsteuern<br />
(EBIT) der Aditron-Gruppe im ersten<br />
Halbjahr <strong>2002</strong> um 6,6 Prozent<br />
auf 21,1 Millionen € weiter gesteigert<br />
werden (1. Halbjahr 2001: 19,8<br />
Mio. €).<br />
Auch für das gesamte Geschäftsjahr<br />
<strong>2002</strong> wird die Firmengruppe<br />
aufgrund der guten Auftragslage<br />
und weiterer Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit<br />
ihren Wachstumskurs fortsetzen.<br />
Für <strong>2002</strong> erwartet wird ein Ergebnis<br />
vor Zinsen und Ertragsteuern,<br />
das erneut über dem Vorjahr<br />
(+39,5 Mio. €) liegen wird.<br />
trag mit dem Bundesamt für Wehrtechnik<br />
und Beschaffung (Koblenz) wurde<br />
kürzlich unterzeichnet; die Vertragslaufzeit<br />
beträgt neun Jahre. Die ersten Systeme<br />
werden Ende 2003 ausgeliefert.<br />
Das MLG 27 ersetzt vorhandene Geschütze<br />
der Marine durch neue zukunftsweisende<br />
Technologien. Weltweit<br />
gibt es kein vergleichbares Produkt.<br />
Marineschiffe werden bei<br />
Einsätzen in Küstennähe in die Lage<br />
versetzt, sich gegen hochmobile Ziele<br />
zu verteidigen. Angriffe, vergleichbar<br />
dem auf die USS „Cole“ im Oktober<br />
2000 mit verheerenden Folgen für<br />
Menschen und Material, können somit<br />
verhindert werden.<br />
Mit der Bundeswehr als Referenzkunden<br />
rechnet sich das Oberndorfer<br />
„Defence“-Unternehmen besondere<br />
Chancen auch bei der internationalen<br />
Vermarktung des Produktes aus. Dies<br />
entspricht der konsequent verfolgten<br />
Strategie der Rheinmetall-DeTec-<br />
Gruppe, den Auslandsanteil von Lieferungen<br />
wehrtechnischer Systeme<br />
von derzeit rund 44 Prozent weiter zu<br />
erhöhen. Ziel ist es, für das Auslandsgeschäft<br />
mittelfristig einen Anteil von<br />
rund 60 Prozent zu erreichen.<br />
Veränderungen<br />
im Management<br />
dp Düsseldorf. Heinz Dresia (54)<br />
ist mit Wirkung vom 1. Juli <strong>2002</strong> zum<br />
Generalbevollmächtigten der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> ernannt worden. Er übernimmt<br />
im Vorstandsbereich Finanzen<br />
und Controlling den Zentralbereich<br />
Controlling und Unternehmensentwicklung.<br />
Dresia bleibt in Personalunion<br />
Geschäftsführer der EMG<br />
EuroMarine Electronics GmbH sowie<br />
deren Tochter STN Atlas Marine Electronics<br />
GmbH (beide Hamburg).<br />
Statistische Streiflichter aus der aktuellen Aktionärsanalyse <strong>2002</strong> der Rheinmetall <strong>AG</strong>: Von den insgesamt 36 000 000<br />
Stamm- und Vorzugsaktien hält die Röchling Industrie Verwaltung (RIV) in Mannheim 42,1 Prozent; weitere 39 Prozent sind<br />
ebenfalls im Besitz inländischer Investoren, während 18,1 Prozent von Anlegern aus dem Ausland gehalten werden (Grafik<br />
links). Wie sich die Aktionärsstruktur der inländischen Investoren konkret darstellt, zeigt die mittlere Grafik: RIV ist größter<br />
Einzelinvestor; relativ hoch auch die Zahl der Privatanleger, die in Summe 38,6 Prozent der Stamm- und Vorzugsaktien ausmachen.<br />
Aus welchen Ländern bzw. Regionen die bereits erwähnten 18,1 Prozent ausländischen Investoren – das entspricht<br />
exakt 6 505 710 Stamm- und Vorzugsaktien der Rheinmetall <strong>AG</strong> – schwerpunktmäßig stammen, zeigt die rechte Grafik.<br />
Aktionärsanalyse <strong>2002</strong> der Rheinmetall <strong>AG</strong>: Ausland hält 18,1 Prozent<br />
Privatanleger mit gr0ßem Interesse<br />
Düsseldorf. Aktiengesellschaften<br />
haben prinzipiell zwei Möglichkeiten,<br />
sich einen Überblick darüber zu verschaffen,<br />
wer ihre Aktionäre sind. Erstens<br />
durch die – relativ aufwendige –<br />
Einführung und Verwaltung von Namensaktien,<br />
zweitens mit Hilfe von<br />
Depot-Analysen. Da die Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> keine Namensaktien ausgegeben<br />
hat, führt sie regelmäßig Depot-Analysen<br />
durch.<br />
Dabei werden in einem ersten Schritt<br />
die wichtigsten Depotbanken angeschrieben<br />
und gebeten, einen vorbereiteten<br />
Fragebogen – jeweils getrennt<br />
nach Stamm- und Vorzugsaktien –<br />
auszufüllen. Selbstverständlich dürfen<br />
die Banken nicht preisgeben, wer<br />
ihre Aktionäre sind, aber sie dürfen<br />
bestimmte Merkmale der Depotinhaber<br />
nennen.<br />
So können sie beispielsweise angeben,<br />
ob die Depotinhaber Inländer<br />
oder Ausländer sind. Bei Inländern<br />
dürfen sie Angaben über verschiedene<br />
soziologische Merkmale weitergeben;<br />
dabei geht es zum Beispiel um die Frage,<br />
ob es sich bei den Aktionären um<br />
Kapitalanlagegesellschaften, Unternehmen,<br />
Freiberufler, Pensionäre oder<br />
Angestellte handelt. Ferner sind Angaben<br />
über die Größe des jeweiligen Depotbestandes<br />
möglich – also darüber,<br />
wieviele Aktionäre weniger als 100,<br />
zwischen 100 und 1000, zwischen<br />
1000 und 10000 bzw. über 10000<br />
Rheinmetall-Aktien in ihrem Depot<br />
halten.<br />
Bei ausländischen Aktionären dürfen<br />
die Depotbanken Angaben über<br />
die jeweiligen Herkunftsländer und<br />
über die soziologische Struktur machen;<br />
die Angaben zur Sozialstruktur<br />
sind zwar weniger differenziert als bei<br />
den Inländern, aber immerhin kann<br />
man Kapitalanlagegesellschaften und<br />
Privatpersonen unterscheiden.<br />
Die Auswertung der so ermittelten<br />
Daten lassen Schlüsse auf bestimmte<br />
charakteristische Merkmale der Aktionärssegmente<br />
zu. Darüber hinaus<br />
läßt der Vergleich mit vorhergehenden<br />
Analysen erkennen, ob es Veränderungen<br />
in der Zusammensetzung des Aktionärskreises<br />
gegeben hat.<br />
Bei der letzten Erhebung der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> im April <strong>2002</strong> ging es im wesentlichen<br />
darum, folgende Veränderungen<br />
festzustellen: Wie hoch ist der<br />
Anteil der deutschen Aktionäre? Hat<br />
es strukturelle Änderungen innerhalb<br />
dieses Segments gegeben? Wie hoch<br />
ist der Anteil der ausländischen Aktionäre<br />
und aus welchen Ländern<br />
kommen diese Investoren? Wie hoch<br />
ist der Anteil institutioneller und privater<br />
Aktionäre? Wieviele Aktionäre hat<br />
Rheinmetall insgesamt?<br />
Die von der Rheinmetall <strong>AG</strong> ausgegebenen<br />
Aktien gliedern sich in jeweils<br />
18 Millionen Stamm- und Vorzugsaktien.<br />
Bei der Datenerhebung konnten<br />
fast 99 Prozent aller Aktien erfaßt werden.<br />
Der Anteil des Mehrheitsaktionärs<br />
Röchling Industrie Verwaltung (RIV)<br />
hat sich von 37,4 Prozent auf 42,1 Prozent<br />
aller Aktien erhöht, wobei sich<br />
dieser Besitz auf 73,7 Prozent der<br />
Stammaktien und 10,5 Prozent der<br />
Vorzugsaktien verteilt. Dieser Zuwachs<br />
kam nicht überraschend, weil der Anteil<br />
der RIV nach der Übernahme der<br />
Aktienanteile des New Yorker Investors<br />
Guy Wyser-Pratte Ende 2001 gestiegen<br />
ist.<br />
Inländer (ohne RIV) halten 39 Prozent,<br />
Ausländer 18 Prozent aller Aktien<br />
in ihren Depots. Dabei sind die Anteile<br />
deutscher Investoren in den letzten<br />
Jahren leicht angestiegen. Bei den Vorzugsaktionären<br />
befinden sich fast 70<br />
Prozent in Inlandsbesitz, bei den<br />
Stammaktien aufgrund des geringen<br />
Streubesitzes hingegen nur etwas<br />
über acht Prozent. Von den rund 14,4<br />
Millionen Vorzugsaktien in inländischer<br />
Hand halten Privataktionäre mit<br />
fast zehn Millionen Aktien den<br />
Löwenanteil, die übrigen 4,4 Millionen<br />
Aktien entfallen auf institutionelle Investoren,<br />
Unternehmen und Organisationen.<br />
Die Anteile von Privatleuten sind in<br />
den vergangenen Jahren kontinuierlich<br />
gestiegen, was auf eine wesentlich<br />
stärkere öffentliche Wahrnehmung<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> schließen<br />
läßt. Dazu haben sicherlich die ausgezeichnete<br />
Kursentwicklung und die<br />
hohe Dividendenkontinuität der<br />
Rheinmetall-Aktie wesentlich beigetragen.<br />
Ferner dürfte der Rheinmetall-<br />
Aktie in den beiden vergangenen Jahren<br />
die Rückbesinnung der Börsen auf<br />
klassische Industriewerte zugute gekommen<br />
sein.<br />
Die Auslandsanteile der Stamm- und<br />
Vorzugsaktien liegen bei 18 Prozent,<br />
wobei die Anteile bei beiden Gattungen<br />
in etwa gleich hoch sind. Als Herkunftsländer<br />
der Investoren stehen<br />
die USA, Großbritannien, die Schweiz<br />
sowie Luxemburg im Vordergrund. Der<br />
Anteil der Privatanleger in diesem<br />
Segment beträgt nur etwa zehn Prozent,<br />
so daß sich hier im wesentlichen<br />
institutionelle Investoren engagiert<br />
haben.<br />
Vorzugsaktien der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
befinden sich in insgesamt 23 300 Depots,<br />
Stammaktien in 4 900 Depots.<br />
Daraus ergibt sich theoretisch eine<br />
maximale Anzahl von 28 200 Aktionären.<br />
Da anzunehmen ist, daß in<br />
einigen Depots sowohl Vorzugs- als<br />
auch Stammaktien lagern und einige<br />
Aktionäre mehrere Depots unterhalten,<br />
dürfte die Anzahl der Rheinmetall-<br />
Aktionäre jedoch deutlich darunter<br />
liegen.<br />
Nach regionaler Herkunft verwundert<br />
nicht, daß die Zahl der inländischen<br />
Aktionäre mit rund 26400 deutlich<br />
höher ist als die Zahl der ausländischen<br />
Anteilseigner mit insgesamt etwas<br />
über 700. Sowohl bei den Stammals<br />
auch bei den Vorzugsaktien hat die<br />
Aktionärserhebung mehr ausländische<br />
als inländische institutionelle Investoren<br />
registriert.<br />
Resumierend läßt die Auswertung<br />
der Aktionärsdaten den Schluß zu,<br />
daß sich die Rheinmetall-Aktie bei<br />
Privatanlegern zunehmender Beliebtheit<br />
erfreut. Daneben haben sich aber<br />
auch einige hundert institutionelle<br />
Investoren und Vermögensverwalter<br />
engagiert, deren Anzahl im Zeitablauf<br />
stabil geblieben ist. Die erfreuliche<br />
Entwicklung der Aktienkurse deutet<br />
darauf hin, daß das Interesse beider<br />
Anlegersegmente weiter zunehmen<br />
wird. Franz-Bernd Reich<br />
Grafik: Strack + Storch
Seite 4 Das aktuelle Thema<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
„Automotive“: Kompetenz bei Zukunftstechnologie<br />
Brennstoffzelle macht<br />
dem Motor „Dampf“<br />
Neuss. „Der Deutschen liebstes Kind<br />
ist das Auto“ – sagt ein Sprichwort:<br />
3638319 Neuzulassungen waren es<br />
hierzulande im vergangenen Jahr.<br />
Trotz des zunehmenden Fahrzeugbestandes<br />
plant die Bundesregierung,<br />
die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs<br />
bis 2005 um mindestens 25 Prozent<br />
(gegenüber 1990) zu verringern,<br />
um so dem globalen Treibhauseffekt<br />
entgegenzutreten. Die Automobilindustrie<br />
steht heute um so mehr vor der<br />
Aufgabe, den Autoverkehr zukünftig<br />
umweltfreundlicher zu gestalten – jedoch<br />
ohne nennenswerte Einschränkungen<br />
von Fahrleistung und Komfort.<br />
Keine einfache Aufgabe, aber eine<br />
mögliche Lösung scheint gefunden:<br />
die Brennstoffzelle. Sie kann, betrieben<br />
mit Wasserstoff, Strom liefern, der<br />
die Erdatmosphäre nicht belastet.<br />
Auch Unternehmen der Automobilzuliefer-Industrie<br />
– wie die <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> – entwickeln seit<br />
einigen Jahren an dieser richtungweisenden<br />
Technologie.<br />
„Die Brennstoffzelle birgt ein enormes<br />
Potential. Sie arbeitet hocheffizient,<br />
umweltfreundlich, und ihr technischer<br />
Wirkungsgrad ist, insbesondere<br />
im Teillastbereich, erheblich höher als<br />
bei den herkömmlichen Antriebsformen.<br />
Zudem ist das System bedeutend<br />
leiser“, erläutert Dr. Dirk Hunkel,<br />
Leiter Systementwicklung für Brennstoffzellen-Komponenten<br />
bei der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH in Neuss, die Vorteile der<br />
neuen Technik. Bereits seit 1998 werden<br />
beim Rheinmetall-Tochterunternehmen<br />
Komponenten für Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />
entwickelt. Heute<br />
umfaßt die Abteilung elf festangestellte<br />
Mitarbeiter sowie Praktikanten und<br />
Diplomanden. „Unser Team besteht<br />
aus Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen“,<br />
berichtet der Abteilungsleiter:<br />
„So arbeiten hier unter anderem<br />
Elektroingenieure, Maschinenbauer,<br />
Physiker und Regelungstechniker.“<br />
Für <strong>Pierburg</strong> ist die Brennstoffzelle<br />
eine große Herausforderung, denn<br />
eine Vielzahl der Produkte des Automobilzulieferers<br />
agieren rund um den<br />
klassischen Verbrennungsmotor.<br />
„Wenn die neue Technologie kommt,<br />
müssen wir bei unserer derzeitigen<br />
Produktlinie mit erheblichen Umsatzeinbußen<br />
rechnen“, erklärt der<br />
35jährige Teamleiter: „Aus diesem<br />
Grund haben wir schon frühzeitig mit<br />
der Entwicklung von Komponenten für<br />
alternative Antriebe – speziell die<br />
Brennstoffzelle – begonnen. So können<br />
wir schon heute die technologische<br />
Basis für die spätere Serienfertigung<br />
legen und uns eine gute Marktposition<br />
sichern.“ Die langjährige<br />
Kompetenz als Systempartner der<br />
Automobilindustrie hilft dem Neusser<br />
Zulieferer beim anstehenden Techno-<br />
„Comeback“ nach<br />
mehr als 100 Jahren<br />
Wales/Neuss. Die Brennstoffzellen-<br />
Technologie ist keine Erfindung der Neuzeit.<br />
Bereits im Jahre 1839 konstruierte<br />
der Walisische Jurist und Physiker Sir<br />
William Robert Grove (1811-1896) den<br />
ersten funktionsfähigen Prototypen einer<br />
Brennstoffzelle, die sogenannte<br />
„galvanische Gasbatterie“. Diese bestand<br />
aus zwei Platin-Elektroden, die<br />
beide jeweils von einem Glaszylinder<br />
umschlossen waren. In dem einen<br />
Zylinder befand sich Wasserstoff, in<br />
dem anderen Sauerstoff.<br />
Die Elektroden<br />
tauchte Grove<br />
in verdünnte Schwefelsäure,<br />
die als<br />
Elektrolyt diente und<br />
die elektrische Verbindung<br />
schuf. An<br />
den Elektroden<br />
Sir W. R. Grove.<br />
konnte er eine Spannung<br />
abgreifen, die<br />
logiewechsel. Zukünftig wird der Forschungsschwerpunkt<br />
des Unternehmens<br />
im Bereich der Systemkompetenz<br />
liegen. „Wir wollen uns auch bei<br />
der neuen Technologie als Modullieferant<br />
positionieren“, betont Hunkel:<br />
„So planen wir, bald ein umfassendes<br />
Luftversorgungssystem, bestehend<br />
aus einem Kompressor, Luftgebläse,<br />
Luftmassensensoren, Ventilen und der<br />
dazugehörigen Elektronik, für einen<br />
Brennstoffzellen-Antrieb anzubieten.“<br />
Insgesamt fünf Produktgruppen<br />
werden derzeit im Entwicklungsteam,<br />
das bei <strong>Pierburg</strong> der Hauptabteilung<br />
Schadstoffreduzierung zugeordnet<br />
ist, konzipiert. Dazu gehören – neben<br />
Sensoren und speziellen Gebläsen –<br />
elektrische Pumpen, Kompressoren<br />
und im Bereich der Fahrzeugelektronik<br />
die Ventile. „Um den notwendigen<br />
Wasserstoff durch den Brennstoffzellen-‚Stack‘<br />
(Stapel) zu pumpen,<br />
benötigt man ein Wasserstoffzirkulationsgebläse.<br />
Der Katalysator, der zur<br />
Wärmeerzeugung Restwasserstoff<br />
verbrennt, erhält die dafür notwendige<br />
Luft ebenfalls durch ein spezielles<br />
Gebläse“, erläutert Hunkel zwei der<br />
für Brennstoffzellen-Fahrzeuge notwendigen<br />
Komponenten: „Für die<br />
Kühlung der Zelle selbst haben wir eine<br />
elektrische Kühlmittelpumpe entwickelt.“<br />
Neben Wasserstoff benötigt das umweltfreundliche<br />
Automobil den Luftsauerstoff<br />
zur Energieerzeugung. „Wir<br />
arbeiten zur Zeit an einem optimalen<br />
Kompressorsystem, mit dem die Luft<br />
geholt und mit einem Druck von zwei<br />
bis drei bar durch das System gepumpt<br />
werden kann“, so Hunkel. Ein<br />
jedoch sehr gering war. Kurzerhand<br />
schaltete der Physiker mehrere dieser<br />
Brennstoffzellen zusammen und erhielt<br />
dadurch eine deutlich höhere Spannung.<br />
Heute wird diese Reihenschaltung<br />
der Brennstoffzellen „Stack“ genannt.<br />
Nach Groves Entdeckung geriet der<br />
umweltfreundliche Energiespender für<br />
lange Zeit in Vergessenheit. Erst im Zeichen<br />
des „Kalten Krieges“ in den fünfziger<br />
Jahren des 20. Jahrhunderts kamen<br />
die ersten Brennstoffzellen wieder<br />
zum Einsatz. Raumfahrt und Militärtechnik<br />
benötigten kompakte und leistungsfähige<br />
Stromquellen, da es sowohl<br />
in Raumfahrzeugen als auch in U-<br />
Booten Bedarf an elektrischer Energie<br />
gab, ohne daß Verbrennungsmotoren<br />
eingesetzt werden konnten. Da Batterien<br />
für Raumfahrzeuge zu schwer waren,<br />
entschied sich die NASA – beispielsweise<br />
im „Apollo“-Programm –<br />
für die direkte chemische Energieerzeugung<br />
durch Brennstoffzellen. Die<br />
unter anderem in diesem Raumfahrtprogramm<br />
verwendeten alkalischen<br />
Zellen haben bis heute in über 87 Flü-<br />
Kompressor für die Verwendung in einer<br />
Brennstoffzellen-Anlage unterscheidet<br />
sich deutlich von den bisher<br />
im Automobilbau verwendeten Kompressoren,<br />
da die Brennstoffzelle weit<br />
höhere Anforderungen an das Druckniveau<br />
und die Reinheit der eingespeisten<br />
Luft stellt als ein Verbrennungsmotor.<br />
So muß beispielsweise eine<br />
absolute Öl- und Kontaminationsfreiheit<br />
der Luft gewährleistet sein. Schon<br />
kleinste Verunreinigungen können zu<br />
großen Schäden führen.<br />
Beim „Necar 4“, der unter anderem mit einem Luftmassensensor, einer elektrischen<br />
Wasserpumpe, Sicherheitssensoren und Ventilen der <strong>Pierburg</strong> GmbH (Neuss) ausgestattet<br />
ist, finden bequem fünf Personen mit Gepäck Platz. Der kompakte Brennstoffzellen-Antrieb<br />
ist im Unterboden des A-Klasse-Modells untergebracht. Insgesamt<br />
sind 320 Zellen zu zwei „Stacks“ zusammengefaßt, die eine Leistung von 70<br />
Kilowatt mit einer Spitzengeschwindigkeit von 145 Stundenkilometern bringen.<br />
Keine Scheu vor Wasser(stoff): das <strong>Pierburg</strong>-Entwicklerteam für Komponenten rund um den Brennstoffzellen-Antrieb mit –<br />
v.l.n.r. – Peter Haushälter, Dr. Dirk Hunkel, Michael-Thomas Benra, Niels Fries, Dr. Karsten Grimm, Robert Watson (Vordergrund)<br />
und Michael Lauterbach. Beim Fototermin fehlten Rolf Lappan, Martin Nowak, Björn Rentemeister und Christian Röthlin.<br />
gen der „Space Shuttle“-Raumfähren<br />
mehr als 65000 Betriebsstunden absolviert.<br />
Im Jahr 1966 gab es erstmals<br />
ein durch Brennstoffzellen angetriebenes<br />
Automobil – einen 3,5 Tonnen<br />
schweren Kleintransporter vom weltweit<br />
größten Automobilhersteller General<br />
Motors (Detroit).<br />
Seit Anfang der neunziger Jahre entwickeln<br />
Wissenschaftler verstärkt neue<br />
Konzepte und Technologien, mit denen<br />
es gelungen ist, die Leistungsfähigkeit<br />
der Zellen kontinuierlich zu steigern und<br />
gleichzeitig die Kosten zu senken. Inzwischen<br />
reichen die Einsatzmöglichkeiten<br />
der Brennstoffzelle in der zivilen Nutzung<br />
von Fahrzeugantrieben, Hausheizungen<br />
und Großkraftwerken mit mehreren Megawatt<br />
Leistung bis in den Bereich der<br />
Kleinstanwendungen wie Handys oder<br />
mobile Computer. Seit 1994 fahren die<br />
ersten Wasserstoff betriebenen Autos<br />
auf bundesdeutschen Straßen – bislang<br />
allerdings noch zu Testzwecken. Im „Necar<br />
4“ und „Necar 5“ von DaimlerChrysler<br />
ist die <strong>Pierburg</strong> GmbH mit zahlreichen<br />
Komponenten vertreten. cw<br />
Eine Vielzahl der bei <strong>Pierburg</strong> entwickelten<br />
Komponenten befindet sich<br />
bereits im Einsatz. So fahren sowohl<br />
der „Necar 4“ als auch der „Necar 5“<br />
(„New Electric Car“) von DaimlerChrysler<br />
(Stuttgart) mit Systemen des Neusser<br />
Zulieferers. „Neben DaimlerChrysler<br />
gehören General Motors und Volkswagen<br />
zu unseren Kunden. Aber auch<br />
Brennstoffzellen-Hersteller wie der<br />
Kirchheimer Anbieter Ballard Power<br />
Systems nutzen unsere Produkte“, erklärt<br />
der Diplom-Physiker: „Weltweit<br />
arbeiten bereits rund sechzig Firmen<br />
an Elektrofahrzeugen, die ihren Strom<br />
aus Brennstoffzellen beziehen. Seit<br />
diesem Jahr sind etwa dreißig ‚Citaro‘-<br />
Busse von DaimlerChrysler in neun europäischen<br />
Hauptstädten – darunter<br />
in Amsterdam, Barcelona, Hamburg,<br />
London, Stockholm und Reykjavik –<br />
im Einsatz. Angetrieben werden sie<br />
von Brennstoffzellen.“ Beeindruckend,<br />
wenn man bedenkt, daß<br />
man in den Medien eher wenig von<br />
der richtungsweisenden Technologie<br />
hört.<br />
Dennoch, in den zuständigen Entwicklungsbüros<br />
rauchen die Köpfe. 28<br />
Millionen Euro stellte allein das Düsseldorfer<br />
Wirtschaftsministerium für<br />
Brennstoffzellen-Projekte in Nordrhein-Westfalen<br />
aus Mitteln des<br />
„REN“-Programmes („Rationelle Energieverwendung<br />
und Nutzung unerschöpflicher<br />
Energiequellen“) bisher<br />
zur Verfügung. Seit zwei Jahren gibt es<br />
das „Kompetenz-Netzwerk Brennstoffzelle<br />
NRW“, eine Arbeitsgruppe der<br />
„Landesinitiative Zukunftsenergien<br />
NRW“, in der rund 150 Firmen, Institu-<br />
te und Experten an zukunftsfähigen<br />
Lösungen für die Energieversorgung<br />
arbeiten.<br />
„Bei <strong>Pierburg</strong> gibt es aktuell ein Projekt,<br />
das im Rahmen des Kompetenz-<br />
Netzwerkes gefördert wird“, weiß Hunkelzu<br />
berichten: „Seit Dezember 2000<br />
entwickeln wir die Steuerelektronik für<br />
einen Wasserstoffsensor, der im<br />
Brennstoffzellen-Auto zum Einsatz<br />
kommen soll.“ Sensoren als Bestandteil<br />
des Sicherheitssystems spielen<br />
bei der Nutzung von Brennstoffzellen<br />
im Automobil eine wichtige Rolle,<br />
wenn es zu Wasserstoff-Luft-Gemischen<br />
kommt.<br />
„Genau genommen<br />
sind diese<br />
Gemische nicht<br />
gefährlicher als<br />
Erdgas-Luft-Gemische<br />
oder Benzin-<br />
Luft-Gemische“,<br />
Dr. Dirk Hunkel<br />
erklärt der in Bayreuth<br />
geborene<br />
Entwickler: „Aber Unfälle wie die Explosion<br />
des deutschen Zeppelin-Luftschiffes<br />
‚Hindenburg‘ im Mai 1937<br />
beim Landeanflug auf Lakehurst im<br />
US-Bundesstaat New Jersey sind in<br />
der Erinnerung der meisten Menschen<br />
so präsent, daß sie der neuen Technologie<br />
erst einmal skeptisch gegenüberstehen.“<br />
„Mit unseren Sensoren überwachen<br />
wir aktiv alle sicherheitsrelevanten Parameter<br />
am Fahrzeug, wie beispielsweise<br />
die Wasserstoffkonzentration<br />
innerhalb und außerhalb des Sy-<br />
(Fortsetzung auf Seite 5)<br />
Was der Jurist und Physiker Sir William R. Grove vor über 160 Jahren entdeckte,<br />
findet heute im neuesten Brennstoffzellen-Fahrzeug von DaimlerChrysler<br />
Anwendung. Der umweltfreundliche „Necar 5“ erreicht Spitzengeschwindigkeiten<br />
von über 150 Stundenkilometern – verbunden mit niedrigem Kraftstoffverbrauch,<br />
hohen Reichweiten und dynamischem Fahrverhalten.<br />
Fotos (2): DaimlerChrysler Communications<br />
Fotos(2): Danetzki+Weidner; Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Das aktuelle Thema<br />
Seite 5<br />
„Automotive“: Kompetenz bei Zukunftstechnologie<br />
Brennstoffzelle macht<br />
dem Motor „Dampf“<br />
(Fortsetzung von Seite 4)<br />
stems“, erläutert Hunkel den Projektinhalt:<br />
„Bei einem auftretenden Leck<br />
müssen sofort Alarmmechanismen –<br />
etwa das Ausschalten und Absperren<br />
der betroffenen Subsysteme – eingeleitet<br />
werden.“ Bisher sind am Markt<br />
keine Wasserstoffsensoren erhältlich,<br />
die den hohen Ansprüchen einer Anwendung<br />
im Pkw gewachsen wären.<br />
„Das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung<br />
legen wir deshalb auf die<br />
,Fail-safe‘-Funktion der Sensoren sowie<br />
des gesamten Sicherheitssystems“,<br />
berichtet Hunkel, der bereits<br />
seit 1999 in der Entwicklungsabteilung<br />
bei der Neusser Rheinmetall-„Automotive“-Tochter<br />
beschäftigt ist: „‚Failsafe‘<br />
bedeutet, daß unsere Sensoren<br />
entweder ausschließlich korrekte,<br />
oder – bei Fehlfunktionen – überhaupt<br />
keine Meßwerte liefern und das<br />
Steuerungssystem ihr Ausfallen sofort<br />
bemerkt.“ Bei der Entwicklung dieser<br />
Technologie wird <strong>Pierburg</strong> von einem<br />
international renommierten Unternehmen<br />
unterstützt, dessen Mitarbeiter<br />
zeitweise auch vor Ort in Neuss arbeiten.<br />
Neben den beschriebenen Wasserstoffsicherheitssensoren,<br />
bei denen<br />
<strong>Pierburg</strong> bereits die technologische<br />
Führerschaft innehat, werden im Produktsegment<br />
der Sensoren sogenannte<br />
Luft- und Wasserstoffmassensensoren<br />
entwickelt. Getestet werden die<br />
Komponenten im hauseigenen Prüfstand<br />
in Neuss. Darüber hinaus ist der<br />
Aufbau eines „Full-Size“-Brennstoffzellen-Prüfstandes<br />
zum Testen anderer<br />
Komponenten in Zusammenarbeit<br />
mit dem Zentrum für Brennstoffzellen-<br />
Technologie an der Universität Duisburg<br />
geplant.<br />
Der in Aachen lebende Entwicklungsspezialist<br />
ist überzeugt davon,<br />
daß der Technologiewandel hin zur<br />
Brennstoffzelle in den nächsten Jahrzehnten<br />
kommen wird. „Die Automobilindustrie<br />
steht unter erheblichem<br />
Druck. Das amerikanische ‚Low Emission<br />
Vehicle Program II‘ des ‚California<br />
Air Resources Board‘ beispielsweise<br />
Grafik: DaimlerChrysler Communications<br />
Schalldämpfer<br />
Luftfilter<br />
Brennstoffzellen-Stacks<br />
Zentralelektrik<br />
Kompressor/Expander<br />
Wärmetauscher<br />
Wasserfilter<br />
schreibt vor, daß in den USA bis zum<br />
Jahr 2004 zehn Prozent der Neufahrzeuge<br />
Nullemissionen oder zumindest<br />
‚super ultra low emissions‘ bzw. ‚ultra<br />
low emissions‘ aufweisen müssen.<br />
Damit soll langfristig ein Emissionsrückgang<br />
um 50 Prozent erreicht werden.“<br />
Und auch in Deutschland gibt es<br />
für die Automobilhersteller immer<br />
strengere Umweltauflagen. „Die<br />
Brennstoffzelle wäre eine ideale Lösung“,<br />
bekräftigt Hunkel: „Sie ist leise,<br />
effizient, vibrations- und emissionsfrei.<br />
Und Wasserstoff ist ein unerschöpflicher<br />
Rohstoff. Immerhin bestehen<br />
90 Prozent unseres Universums<br />
daraus. Zudem wären wir unabhängig<br />
von den begrenzten Rohölvorkommen.“<br />
Dennoch gibt es viele Kritiker, die<br />
vom Durchbruch der Brennstoffzelle<br />
wenig überzeugt sind. Hinterfragt werden<br />
die Dauerhaltbarkeit der Zellen<br />
und der wirtschaftliche Erfolg, bedenkt<br />
man den hohen Investitionsaufwand.<br />
„Alles nur eine Frage der Zeit“,<br />
entgegnet Hunkel solchen Zweiflern:<br />
„Der ‚Necar 5‘ von DaimlerChrysler<br />
schaffte bereits 250 000 Kilometer auf<br />
dem Prüfstand. Derzeit wird er im<br />
Straßenverkehr getestet. Daß man keine<br />
Betriebserfahrung mit den Brennstoffzellen-Antrieben<br />
hat, stimmt in<br />
diesem Sinne also nicht.“ Und auch<br />
bei den Preisen wird sich in den nächsten<br />
Jahren noch einiges tun, davon ist<br />
der Hobbysportler überzeugt: „Innovative<br />
Technologien sind anfangs immer<br />
teurer als die bereits etablierten.<br />
Schließlich war das Automobil mit<br />
dem klassischen Verbrennungsmotor<br />
auch nicht von Beginn an für jedermann<br />
zu bezahlen. Erst wenn die<br />
Brennstoffzelle durch Massenproduktion<br />
wettbewerbsfähig ist, lohnt es<br />
sich, mit Fahrzeugen wie dem ‚Necar‘<br />
in Serienproduktion zu gehen.“ Bis<br />
dahin will sich die <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />
<strong>AG</strong> dank konsequenter Entwicklungstätigkeiten<br />
auf dem Gebiet der<br />
Brennstoffzellen-Technologie eine bedeutende<br />
Stellung im neuen Zuliefermarkt<br />
gesichert haben.<br />
Claudia Wessolly<br />
Kondensator<br />
Kondensatabscheider<br />
Wasserpumpe<br />
H2-/Luftbefeuchter<br />
Ladeluftkühler<br />
Jetpumpe<br />
Schalldämpfer (Luft)<br />
Wasserstofftank<br />
PIERBURG INSIDE: 1994 präsentierte DaimlerChrysler (Stuttgart)<br />
das erste „New Electric Car“ (Necar), einen Kleintransporter, der bis unters<br />
Dach mit Apparaten und Meßgeräten vollgestopft war. Mittlerweile<br />
paßt die gesamte Technik in den Motorraum eines A-Klasse-Modells.<br />
Beim „Necar 4“, der unter anderem mit einem Luftmassensensor, einer<br />
elektrischen Wasserpumpe, Sicherheitssensoren und Ventilen der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH (Neuss) ausgestattet ist, finden bequem fünf Personen mit<br />
Gepäck Platz. Der kompakte Brennstoffzellen-Antrieb ist im Unterboden<br />
des A-Klasse-Modells untergebracht. Insgesamt sind 320 Zellen zu zwei<br />
„Stacks“ zusammengefaßt, die eine Leistung von 70 Kilowatt mit einer<br />
Spitzengeschwindigkeit von 145 Stundenkilometern bringen. Beladen mit<br />
fünf Kilogramm flüssigem Wasserstoff besitzt der „Necar 4“ eine Reichweite<br />
von 450 Kilometern und ist ein echtes „Zero Emission Vehicle“ (Null-<br />
Emissions-Fahrzeug). Als bestes Fahrzeugkonzept für die Zukunft erhielt<br />
der „Necar 4“ bereits 1999 die Auszeichnung “International Engine of the<br />
Year“. Spätestens 2004 will DaimlerChrysler die erste Kleinserie von<br />
Brennstoffzellen-Autos auf den Markt bringen.<br />
Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
Systemkompetenz im Brennstoffzellen-Fahrzeug: Insgesamt fünf Produktgruppen werden im Bereich der alternativen<br />
Antriebe bei der <strong>Pierburg</strong> GmbH in Neuss entwickelt. An welchen Stellen die Ventile, Sensoren, Gebläse,<br />
elektrischen Pumpen und Kompressoren im Pkw zum Einsatz kommen, zeigt die obige Grafik. Geplant ist, zukünftig<br />
ein umfassendes Luftversorgungssystem, bestehend aus einem Kompressor, Luftgebläse, Luftmassensensoren,<br />
Ventilen und der dazugehörigen Elektronik, für einen Brennstoffzellen-Antrieb anzubieten.<br />
Aus Wasserstoff und Luft wird Energie<br />
Brennstoffzellen sind sehr<br />
einfach aufgebaut. Die eigentliche<br />
Zelle besteht aus<br />
drei nebeneinander liegenden<br />
Schichten: Die beiden<br />
äußeren Schichten – Anode und Kathode<br />
– sind die Elektroden, die mittlere<br />
Schicht, eine hauchdünne Trägerstruktur,<br />
ist der Elektrolyt. Dieser besteht,<br />
je nach Brennstoffzellen-Typ,<br />
aus unterschiedlichen Stoffen. Manche<br />
Elektrolyten sind flüssig; andere<br />
sind fest und haben eine Membran-<br />
Struktur. Da eine einzelne Zelle nur<br />
für eine Glühbirne reicht, also ein<br />
sehr niedriges Spannungsniveau besitzt,<br />
werden die Brennstoffzellen je<br />
nach benötigter Spannung aneinander<br />
gestapelt, sozusagen in Reihe geschaltet.<br />
Solch einen Stapel nennt<br />
man „Stack“.<br />
Das Funktionsprinzip der Brennstoffzellen<br />
ist ähnlich einfach wie ihr<br />
Aufbau. Die Brennstoffzelle kehrt den<br />
Prozeß der Elektrolyse um. Während<br />
bei der Elektrolyse Wasser (H2O) mit<br />
Hilfe elektrischer Energie in seine gasförmigen<br />
Bestandteile Wasserstoff<br />
(H2) und Sauerstoff (O2) zerlegt wird,<br />
nimmt die Brennstoffzelle diese beiden<br />
Stoffe und verwandelt sie wieder<br />
in Wasser. Dabei wird theoretisch die<br />
Menge elektrischer Energie wieder<br />
abgegeben, die bei der Elektrolyse<br />
zur Spaltung notwendig war. In der<br />
Praxis führen verschiedene physikalisch-chemische<br />
Prozesse zu geringfügigen<br />
Verlusten. Da die meisten<br />
Brennstoffzellen neben dem Wasserstoff<br />
mit einfacher Luft funktionieren,<br />
muß der Sauerstoff nicht zusätzlich<br />
gespeichert werden.<br />
Für den mobilen Anwendungsbereich<br />
– wie dem Einsatz im Pkw – werden<br />
meist sogenannte „PEM“-Brennstoffzellen<br />
(„polymer electrolyte membrane“<br />
oder „proton exchange membrane“)<br />
verwendet. Die Niedertemperatur-Zellen<br />
weisen bei geringem Gewicht<br />
eine hohe Leistungsdichte auf,<br />
sind flexibel in der Handhabung und<br />
besitzen ein großes Potential für die<br />
Massenfertigung. Daher stehen sie<br />
derzeit im Vordergrund der gesamten<br />
Brennstoffzellen-Entwicklung.<br />
Das grundlegende Arbeitsprinzip<br />
dieser Zellen funktioniert wie folgt: An<br />
der Anode befindet sich der Wasserstoff,<br />
an der Kathode der Sauerstoff.<br />
Bei kontrollierter chemischer Reaktion<br />
werden die Wasserstoffmoleküle<br />
in ihre Bausteine, Elektronen und Protonen,<br />
gespalten. Die entstehenden,<br />
positiv geladenen Wasserstoff-Ionen<br />
(Protonen) wandern durch den für sie<br />
durchlässigen Elektrolyten zur Katho-<br />
de und wollen mit den dort vorhandenen<br />
Sauerstoff-Teilchen zu Wasser<br />
oxidieren. Dazu benötigen sie aber<br />
die negativ geladenen Ionen (Elektronen),<br />
die vorher an der Anode abgegeben<br />
wurden. Da der Elektrolyt einen<br />
Isolator darstellt, durch den sich<br />
die Elektronen nicht bewegen können,<br />
suchen sie sich einen anderen<br />
Weg zur Kathode. Sie laufen über den<br />
elektrischen Leiter, der beide Seiten<br />
miteinander verbindet: es fließt ein<br />
nutzbarer, elektrischer Strom. Dieser<br />
Prozeß läuft kontinuierlich ab, solange<br />
ausreichend Wasserstoff und Sauerstoff<br />
an Anode und Kathode zur Verfügung<br />
stehen. Die Betriebstemperatur<br />
in den Brennstoffzellen beträgt 80<br />
bis100 Grad; als Abfallprodukt bleibt<br />
Wasser, das als reiner Dampf entweicht.<br />
Ökologisch gesehen ist die Brennstoffzelle<br />
eine der umweltfreundlichsten<br />
Pkw-Antriebsformen. Jedoch ist<br />
die Energiebilanz von der Gewinnung<br />
des Kraftstoffs bis hin zu seiner Verwendung<br />
im Fahrzeug erst dann wirklich<br />
emissionsfrei, wenn der notwendige<br />
Strom für die Elektrolyse – die<br />
Herstellung des Wasserstoffs – langfristig<br />
aus regenerativen Energien wie<br />
Wasser-, Windkraft oder Sonnenenergie<br />
stammt. cw
Seite 6 Zeitgeschehen<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Bisher schon rund 205000 € Spendengelder<br />
Jede Menge Hilfe vom<br />
Rheinmetall-Konzern<br />
Düsseldorf. Die schlimmsten Überschwemmungen<br />
seit einem Jahrhundert<br />
haben vor einigen Wochen unter<br />
anderem weite Teile Ostdeutschlands<br />
in eine Seenlandschaft verwandelt.<br />
Nach sintflutartigem Regen stürzten<br />
Brücken ein, Straßen wurden unterspült<br />
und Häuser zerstört. Über vier<br />
Millionen Menschen waren vom Hochwasser<br />
betroffen, 20 verloren ihr Leben<br />
in den Fluten. Allein in Sachsen<br />
und Sachsen-Anhalt rechnet man<br />
nach ersten Schätzungen mit Schäden<br />
in einer Höhe von etwa 23 Milliarden<br />
€. Die Bundesregierung stellte kurzfristig<br />
7,1 Milliarden € als Soforthilfe für<br />
die Beseitigung der Hochwasserschäden<br />
zur Verfügung; zusätzliche 1,2 Milliarden<br />
€ kommen aus dem EU-Strukturfonds.<br />
Aber das reicht noch lange<br />
nicht, um die verwüsteten Regionen<br />
wieder aufzubauen. Daher ging ein<br />
großer Spendenaufruf durch ganz<br />
Deutschland. Sofortige Hilfe in finanzieller<br />
und technischer Hinsicht kam<br />
auch vom Rheinmetall-Konzern und<br />
seinen Mitarbeitern. Rund 205000 €,<br />
so lautet die vorläufige Bilanz der<br />
zahlreichen Spendenaktionen.<br />
„Für uns war es selbstverständlich,<br />
in so einer Situation<br />
sofort zu helfen“,<br />
erklärt Ingo<br />
Hecke, Generalbevollmächtigter<br />
der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong>. Für die vom<br />
Hochwasser betroffenenMitarbeiter<br />
in den <strong>Pierburg</strong>-Werken<br />
Hartha und Usti<br />
nad Labem stellte<br />
der Konzern kurzerhand<br />
40 000<br />
€ zur Verfügung.<br />
Weitere 60 000 €<br />
gingen an den<br />
sächsischen<br />
Landkreis Döbeln.<br />
Die Geschäftsführung<br />
und Mitarbeiter<br />
bei Preh in Bad<br />
Neustadt spendeten<br />
35 000 € an<br />
das Bayerische<br />
Rote Kreuz; <strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter<br />
in Nettetal sammelten<br />
im Rahmen<br />
eines Benefizlaufes<br />
für ihre<br />
sächsische Partnerstadt<br />
Rochlitz.<br />
Von der STN Atlas<br />
Elektronik GmbH<br />
(Bremen) werden<br />
in den kommenden<br />
Tagen 40 000<br />
€ an das Deutsche Rote Kreuz überwiesen,<br />
und die STN Atlas Marine<br />
Electronics GmbH (Hamburg) unterstützt<br />
ihr Partnerunternehmen Sachsenwerke<br />
in Dresden mit rund 10000<br />
€. Die Firmen Rheinmetall W&M,<br />
Rheinmetall Landsysteme sowie<br />
Rheinmetall Informationssysteme<br />
wollen beim Wiederaufbau einer Lernbehinderten-Einrichtung<br />
in Bitterfeld<br />
helfen; bisher haben sie 5800 € gesammelt.<br />
Wohlgemerkt: Das sind nur<br />
einige der zahlreichen Spendenaktionen<br />
im Konzern.<br />
„Als das Hochwasser kam, überlegten<br />
verschiedene Tochterunternehmen<br />
von Rheinmetall, wie man den<br />
betroffenen Menschen vor Ort helfen<br />
kann. Geschäftsführungen und Betriebsräte<br />
fragten bei uns, ob es eine<br />
übergreifende Aktion gäbe“, erinnert<br />
sich Felix Bader, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong>:<br />
„In Abstimmung mit der Konzernführung<br />
starteten wir schließlich die<br />
Aktion ‚Solidarität mit den Hochwassergeschädigten‘.<br />
Alle Mitarbeiter wurden<br />
gebeten, freiwillig auf geleistete<br />
Arbeit in jeglicher Form zu verzichten,<br />
also beispielsweise auf Arbeitszeit,<br />
bezahlte Mehrarbeit oder Gleitzeit im<br />
Monat September.“<br />
Die auf diese Weise gesammelte<br />
Summe soll dem Landkreis Döbeln<br />
Mitte Oktober zur Verfügung gestellt<br />
werden. Eine vor Ort tätige, paritätisch<br />
besetzte Arbeitsgemeinschaft<br />
– der unter anderem der Betriebsratsvorsitzende<br />
des <strong>Pierburg</strong>-<br />
Werkes in Hartha, Terry Heinert, angehört<br />
– wird über die Verteilung des<br />
Geldes entscheiden. „Die Spenden<br />
sollen in erster Linie gezielt für Ersthilfen<br />
eingesetzt werden“, erklärt der<br />
41jährige Bader, der in Haßmersheim<br />
am Neckar wohnt: „Wir hatten hier in<br />
den vergangenen Jahren auch immer<br />
wieder mit Hochwasser zu kämpfen.<br />
Daher weiß ich, daß bei solchen Katastrophen<br />
das Geld knapp ist. Insofern<br />
ist der Wiederaufbau einer zerstörten<br />
Schule oder eines Kindergartens aus<br />
unserer Sicht wichtiger als der Neubau<br />
einer Tennishalle.“<br />
„Die Bereitschaft der Konzernmitarbeiter<br />
zu spenden, ist groß“, bestätigt<br />
auch Generalbevollmächtigter Hecke,<br />
seit Anfang September 2001 als Leiter<br />
des Zentralbereiches Personal bei der<br />
„Jahrtausend-Hochwasser“: In der Döbelner Innenstadt<br />
stand das Wasser im August diesen Jahres bis zu drei Metern<br />
hoch. Damit lag der Pegel 1,30 Meter höher als beim<br />
letzten verheerenden Hochwasser der Mulde im Jahr 1897.<br />
Rheinmetall <strong>AG</strong> tätig: „Das kann man<br />
heute schon sagen, auch wenn es für<br />
eine vorläufige Bilanz noch zu früh ist.<br />
So haben in Einzelfällen Mitarbeiter<br />
auf bis zu 70 Stunden geleistete Arbeit<br />
verzichtet.“ Mitte Oktober soll, so der<br />
51jährige Diplom-Sozialwirt weiter,<br />
das Ergebnis der vor wenigen Tagen<br />
beendeten Aktion „Solidarität mit den<br />
Hochwassergeschädigten“ feststehen:<br />
„Gegenwärtig wird die insgesamt<br />
gesammelte Zeit zentral im Controlling<br />
bei der Rheinmetall <strong>AG</strong> erfaßt und in €<br />
umgerechnet.“<br />
Auch für eine Bilanz der anderen<br />
Spendenaktionen scheint es noch zu<br />
früh. „Es gab so viele Sammelaktionen<br />
– wie in Hartha, wo die Mitarbeiter für<br />
ihre flutgeschädigten Kollegen vor Ort<br />
gespendet haben –, daß es schwer ist,<br />
den Überblick zu behalten“, räumt Bader<br />
ein: „Bei den Aktionen, die uns bekannt<br />
sind, wurden bisher schon rund<br />
205000 € gesammelt. Unsere übergreifende<br />
Spendenaktion wird diese<br />
Summe sicher noch deutlich aufstocken.“<br />
cw<br />
Die Rheinmetall-Konzernzeitung „Das <strong>Profil</strong>“ wird<br />
über den Ausgang der Spendenaktion in der kommenden<br />
Ausgabe berichten.<br />
Foto: Wolfgang Sens / Döbelner Allgemeine Zeitung<br />
Spendenübergabe nach den verheerenden Überschwemmungen in Sachsen: Einen Scheck in Höhe von 60000 € überreichten<br />
der Vorstandschef der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> Dr. Gerd Kleinert (2.v.r.), „Automotive“-Vorstandsmitglied Dr.<br />
Jörg-Martin Friedrich (l.), Ingo Hecke (3.v.l.), Generalbevollmächtigter der Rheinmetall <strong>AG</strong>, und <strong>Pierburg</strong>-Hartha-Werkleiter<br />
Dr. Michael Mielke (r.) dem Landrat des Kreises Döbeln, Dr. Manfred Graetz (3.v.r.), vor wenigen Wochen im sächsischen<br />
Hartha. Zusammen mit den vier flutgeschädigten Mitarbeitern Lutz Gaber (5.v.r.), Sylvia Kampfenkel (4.v.l.), Silke Falk<br />
(4.v.r.) und Jens Brozio (2.v.l.) freut sich Betriebsratsvorsitzender Terry Heinert (5.v.l.) über die finanzielle Unterstützung.<br />
Rheinmetall spendet 100 000 € für den Wiederaufbau in Katastrophenregion<br />
„Danke“ aus Sachsen + Tschechien<br />
cw Hartha/Usti nad Labem. „Wir haben<br />
in der Vergangenheit zu diesem<br />
Standort gestanden und wir tun es<br />
auch jetzt“, erklärte <strong>Kolbenschmidt</strong>-<br />
<strong>Pierburg</strong>-Vorstandschef Dr. Gerd Kleinert<br />
Anfang September diesen Jahres<br />
bei der ersten Spendenübergabe im<br />
sächsischen Hartha. Insgesamt 60000<br />
€ stellte die Rheinmetall <strong>AG</strong> dem Landkreis<br />
Döbeln für die Beseitigung der<br />
Hochwasserschäden nach der verheerenden<br />
Flutkatastrophe zur Verfügung.<br />
Zehn betroffene Mitarbeiter, die bei<br />
<strong>Pierburg</strong> in Hartha und im tschechischen<br />
Werk Usti nad Labem ihr Hab<br />
und Gut in den Fluten verloren, erhielten<br />
zusammen 40000 €.<br />
„Als wir die Bilder im Fernsehen gesehen<br />
haben, war uns schnell klar,<br />
daß wir hier vor Ort helfen wollen“, betonte<br />
Kleinert während der Scheckübergabe<br />
an den Landrat des Kreises<br />
Döbeln, Dr. Manfred Graetz, „und wir<br />
sammeln auch weiter im Konzern, um<br />
den Wiederaufbau dieser Region zu<br />
unterstützen.“ Allein im Landkreis Döbeln<br />
hatte das Hochwasser der Mulde<br />
Mitte August <strong>2002</strong> über 348 Millionen<br />
€ Gesamtschaden angerichtet.<br />
„Glücklicherweise wurde bei uns im<br />
Werk Hartha nichts von den Wassermassen<br />
zerstört, da wir in sicherer Entfernung<br />
von der Mulde und etwas<br />
höher auf einem Berg gelegen sind“,<br />
erläutert <strong>Pierburg</strong>-Standortchef Dr.<br />
Michael Mielke: „Allerdings konnten<br />
viele unserer Mitarbeiter während der<br />
Flut nicht zur Arbeit kommen. Die Infrastruktur<br />
hier in der Region war vollkommen<br />
lahmgelegt.“<br />
Um schnell und unbürokratisch zu<br />
helfen, setzten sich Werkleiter Mielke<br />
und Betriebsratsvorsitzender Terry<br />
Heinert kurzerhand zusammen. Man<br />
entschied sich, alle Betroffenen und<br />
Helfer bezahlt von der Arbeit freizustellen.<br />
„Viele, die selbst keinen Schaden<br />
erlitten hatten, wollten Nachbarn,<br />
Freunden oder Verwandten helfen“,<br />
berichtet der 38jährige Standortchef:<br />
„Der Betriebsrat startete dann eine<br />
Umfrage, wer persönlich von der Flut<br />
betroffen war. Es meldeten sich sieben<br />
von insgesamt 253 in Hartha beschäftigten<br />
Mitarbeitern.“ Nachdem der Betriebsrat<br />
Rücksprache mit den Versicherungen<br />
gehalten und sich vor Ort<br />
auch selbst ein Bild von der Lage gemachthatte,<br />
wurde das von Rheinmetall<br />
gespendete Geld je nach Schadenshöhe<br />
verteilt. Vier Mitarbeiter aus<br />
Waldheim, Döbeln und Altleisnig, deren<br />
Schäden nicht durch die Versicherung<br />
gedeckt waren, erhielten insgesamt<br />
13 000 €. Zusätzlich sammelten<br />
die Kollegen in Hartha und den anderen<br />
„Automotive“-Schwesterwerken<br />
für die betroffenen Mitarbeiter.<br />
Auch im tschechischen Usti nad Labem<br />
kam die Arbeit während der Flut<br />
für kurze Zeit zum Stillstand. „In Usti<br />
fließt die Elbe mitten durch die Stadt“,<br />
erläutert Peter Knipping, Standortchef<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Tochter<br />
Metal: „Diese Region gehörte zu den<br />
am stärksten vom Hochwasser betroffenen<br />
Gebieten im Aussiger Bezirk.<br />
Zwar gibt es auch bei uns in Tschechien<br />
verschiedene Regierungsprogramme,<br />
um die Schäden von insgesamt<br />
Reges Interesse der Medien gab es bei der Spendenübergabe im tschechischen<br />
Usti nad Labem. Unser Bild zeigt Alena Rouckova (l.) vom einheimischen Fernsehsender<br />
TV Lyra beim Interview mit <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Vorstandschef Dr.<br />
Gerd Kleinert (r.) und Milan Bohacek (M.), kaufm. Vorstand von Metal Usti n. L.<br />
drei Milliarden € zu beheben, aber die<br />
reichen nicht aus, um alles wieder aufzubauen.<br />
Daher freuen wir uns sehr<br />
über die Hilfe aus Deutschland.“<br />
Sechs der 660 Mitarbeiter vor Ort erhielten<br />
knapp 27000 €, um ihr zerstörtes<br />
Heim wieder aufzubauen. Neben<br />
der offiziellen Spende sammelten<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Beschäftigte<br />
in anderen Werken auch für Usti, um<br />
die tschechischen Kollegen zu unterstützen.<br />
„Sogar in den USA, am KUS-<br />
Standort in Marinette, wurde gesammelt“,<br />
strahlt der 46jährige Werkleiter<br />
aus Remscheid.<br />
Neben den Spenden für die Mitarbeiter<br />
übergab Kleinert Anfang September<br />
bei einem Besuch in Tschechien<br />
dem Oberbürgermeister der Stadt<br />
Usti nad Labem, Miroslav Patek, einen<br />
Scheck in Höhe von rund 200000 Kronen<br />
(etwa 7000 €). Der „Automotive“-<br />
Vorstandschef: „Es ist kaum vorstellbar,<br />
welche Schäden diese Hochwasserkatastrophe<br />
hinterlassen hat. Das<br />
hätte ich mir in meinen schlimmsten<br />
Träumen nicht vorstellen können.“<br />
Dr. Manfred Graetz aus Döbeln<br />
spricht von der „Stunde Null“ und der<br />
„Machtlosigkeit gegenüber den Wassermassen“:<br />
„Wir haben schreckliche<br />
Stunden erleben müssen, aber wir haben<br />
auch die Welle der Hilfsbereitschaft<br />
erleben dürfen, als die Flut<br />
zurückging“, berichtet der Landrat<br />
gerührt: „Das <strong>Pierburg</strong>-Werk in Hartha<br />
ist eine ganz wesentliche wirtschaftliche<br />
Säule in unserer Region. Hier finden<br />
nicht nur viele Menschen Arbeit;<br />
auch junge Leute haben bei <strong>Pierburg</strong><br />
die Möglichkeit, eine fundierte Ausbildung<br />
zu absolvieren. Daher freut es<br />
mich besonders, daß man so fest<br />
hinter diesem Standort steht und<br />
auch die Region finanziell beim<br />
Wiederaufbau nach dem Hochwasser<br />
unterstützt. Dafür ein ganz großes<br />
Dankeschön an den Düsseldorfer<br />
Konzern!“<br />
Dankbar für die finanzielle Unterstützung<br />
in dieser schweren Zeit sind auch<br />
die betroffenen Mitarbeiter in Hartha<br />
und Usti. „Ich möchte mich im Namen<br />
aller Betroffenen ganz herzlich bedanken<br />
für die Hilfen und den Beistand in<br />
den vergangenen Wochen“, so Sylvia<br />
Kampfenkel, eine der hochwassergeschädigten<br />
Mitarbeiter aus dem sächsischen<br />
<strong>Pierburg</strong>-Werk: „Es wird nicht<br />
leicht sein, alles wieder aufzubauen,<br />
aber dank der Starthilfen aus dem<br />
Konzern ist der Neuanfang gemacht.“<br />
Foto: Gerhard Dörner / Döbelner Allgemeine Zeitung
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Zeitgeschehen<br />
Seite 7<br />
<strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter verlor sein Zuhause in den Fluten<br />
„Plötzlich vom Wasser umgeben“<br />
Waldheim/Altleisnig. Die Jahrhundertflut: Unberechenbare Wassermassen<br />
reißen im August diesen Jahres vor allem in Sachsen und<br />
Sachsen-Anhalt ganze Dörfer mit sich. Vielerorts fand die größte Evakuierung<br />
der Nachkriegsgeschichte statt. Allein in Sachsen mußten<br />
über 33 000 Menschen Hals über Kopf ihr zuhause verlassen. Mitnehmen<br />
konnten sie meist nur das Nötigste. 17 Landkreise und kreisfreie<br />
Städte lösten Katastrophenalarm aus – so die Bilanz der letzten August-Wochen.<br />
Auch die <strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter Sylvia Kampfenkel und<br />
Lutz Gaber aus dem sächsischen Landkreis Döbeln – beide arbeiten als<br />
Anlagenbediener im Werk Hartha – mußten vor den Fluten fliehen.<br />
„Man ist so machtlos, wenn die Wassermassen<br />
kommen, und trotzdem haben<br />
wir ganz mechanisch gearbeitet,<br />
zum Nachdenken blieb überhaupt keine<br />
Zeit“, erzählt Sylvia Kampfenkel<br />
rückblickend: „Erst zwei Wochen nach<br />
der Flut habe ich langsam realisieren<br />
können, was da passiert ist.“ Die<br />
40jährige „Automotive“-Mitarbeiterin<br />
aus Waldheim hatte gerade Nachtschicht,<br />
als am Montag, 12. August<br />
<strong>2002</strong>, in ihrem Heimatort Katastrophenalarm<br />
ausgerufen wurde. „Mein<br />
20jähriger Sohn Ricardo rief mich gegen<br />
Mitternacht im Betrieb an. Ich bin<br />
sofort nach Hause, um ein paar Sachen<br />
zusammenzupacken.“ Ihr Mann war zu<br />
dieser Zeit auf Montage, und so hat sie<br />
sich ihren Sohn und ihren Hund geschnappt<br />
und ist zur Schwiegermutter<br />
gefahren, die in einem der höher gelegenenStadtteile<br />
von Waldheim<br />
wohnt.<br />
Vom Hochwasser<br />
des nahegelegenenFlusses<br />
Zschopau<br />
war da am eigenen<br />
Heim noch<br />
gar nichts zu<br />
sehen. „Erst am<br />
nächsten Tag,<br />
als ich noch ein<br />
Fotos (2): Dietmar Thomas<br />
paar persönliche<br />
Unterlagen<br />
aus dem Haus holen wollte, da stand<br />
dasWasser schon einen Meter hoch bei<br />
uns im Erdgeschoß“, berichtet die gelernte<br />
Elektromechanikerin.<br />
Ähnlich überrascht waren auch Lutz<br />
Gaber und seine Familie. Zusammen<br />
mit den Schwiegereltern wohnten sie<br />
in einem kleinen Wohnhaus in Altleisnig,<br />
etwa hundert Meter von der Mulde<br />
entfernt. „Wir hatten in den letzten<br />
20 Jahren schon zweimal Hochwasser.<br />
Ich habe gedacht, das Wasser<br />
geht schnell wieder zurück“, erinnert<br />
sich der 43jährige <strong>Pierburg</strong>-Angestellte:<br />
„In der Nacht zum 13. August haben<br />
wir dann alle bei Kerzenschein in<br />
der ersten Etage zusammengesessen<br />
und gewartet. Erst fiel der Strom aus,<br />
dann das Telefon, und schließlich hatten<br />
wir kein Trinkwasser mehr.“ Hoffnungsvoll<br />
legt sich die Familie schlafen.<br />
Am nächsten Morgen dann das<br />
Hoher Schaden im<br />
Landkreis Döbeln<br />
cw Döbeln. In der Nacht vom 12.<br />
zum 13. August <strong>2002</strong> brach über den<br />
sächsischen Landkreis Döbeln die<br />
Flutkatastrophe herein; kurz vor Mitternacht,<br />
um 23.47 Uhr, wurde Katastrophenalarm<br />
ausgelöst. Nach stundenlangem<br />
sinflutartigen Regen hatte<br />
sich die Mulde, mit rund 124 Kilometern<br />
Länge einer der wichtigsten Elbe-<br />
Nebenflüsse, in einen reißenden<br />
Sturzbach verwandelt. „5,85 Meter“,<br />
so lautete der höchste noch meßbare<br />
Pegelstand in dieser Nacht. Dr. Manfred<br />
Graetz, Landrat im Kreis Döbeln,<br />
spricht auch Wochen nach der Katastrophe<br />
von einem„Jahrtausendhochwasser“:<br />
„Der Gesamtschaden<br />
im<br />
Landkreis beträgt<br />
rund 348 Millionen<br />
€. So wurdenbeispielsweise<br />
1500 Wohnungen,<br />
750 gewerblicheEin-<br />
Dr. Manfred Graetz<br />
Unfaßbare: Das Wasser war innerhalb<br />
des Hauses bis auf zwei Stufen an die<br />
erste Etage herangekommen. „Wir<br />
mußten uns auf das Dach retten und<br />
riefen über Handy Hilfe“, erzählt der<br />
Vater von drei Kindern: „Doch die Hilfe<br />
ließ auf sich warten.“ Irgendwann<br />
waren auch die Akkus vom Handy<br />
leer.<br />
„Wir saßen von morgens zehn Uhr<br />
bis abends halb elf auf unserem<br />
Schrägdach und haben darauf gewartet,<br />
daß uns ein Hubschrauber holen<br />
kommt. Um uns herum nur Wasser“,<br />
berichtet der gelernte Dreher: „Teilweise<br />
saßen auf den anderen Dächern die<br />
Nachbarn und warteten ebenfalls. Man<br />
konnte keine Schlauchboote einsetzen,<br />
da die Strömung der Mulde zu<br />
stark war.“ Als dann der erste Hubschrauber<br />
am Mittag kommt, ist die Fa-<br />
milie überglücklich; aber der dreht wieder<br />
ab, obwohl er schon ein Seil unten<br />
hatte. „Wir haben später erfahren, daß<br />
der Hubschrauber einen Rotorschaden<br />
hatte“, erklärt Gaber, der seit sieben<br />
Jahren bei <strong>Pierburg</strong> in Hartha beschäftigt<br />
ist: „Das Schlimmste war, daß meine<br />
zehnjährige Tochter Franziska völlig<br />
erschöpft und übermüdet war. Immer,<br />
wenn sie einen Hubschrauber gehört<br />
hat, hat sie gerufen: ‚Bitte, bitte,<br />
kommt zu uns!‘ Und ich konnte nichts<br />
anderes tun, als warten.“<br />
Auch Sylvia Kampfenkel empfindet<br />
die Hilflosigkeit im nachhinein als das<br />
schlimmste Erlebnis in dieser Zeit.<br />
„Wir haben lange gezittert, ob eine nahegelegene<br />
Staumauer der Kraft des<br />
Wassers standhalten würde. Neben<br />
dieser Angst gab es aber auch schöne<br />
Momente“, betont sie: „Wenn kleine<br />
Schulkinder kommen und fragen, ob<br />
richtungen und 25 Vereine beschädigt;<br />
hinzu kommen die vielfältigen<br />
Schäden an der Infrastruktur.“<br />
„Ohne das Engagement von Feuerwehr,<br />
Polizei, Bundeswehr, Technischem<br />
Hilfswerk und den vielen freiwilligen<br />
Helfern wären die Evakuierung<br />
der betroffenen Kommunen<br />
und alle anderen Rettungsmaßnahmen<br />
nicht so schnell vonstatten gegangen“,<br />
erinnert sich der 55jährige<br />
Landrat: „Wir wurden von der Flutwelle<br />
völlig überrascht. Ein Dutzend<br />
Schlauchboote war allein in der Nacht<br />
zum 13. August im Dauereinsatz, um<br />
betroffene Einwohner von Balkonen<br />
und Häuserdächern zu retten. Und<br />
auch nach dem Hochwasser gab es<br />
umgehend tatkräftige Unterstützung<br />
– von allen Seiten“, bekräftigt Graetz<br />
dankbar.<br />
Rückblickend gehört der Landkreis<br />
Döbeln zu den Gebieten Sachsens,<br />
die besonders stark von der Flut betroffen<br />
waren. Ein Drittel der Region<br />
wurde überflutet. In der Döbelner Innenstadt<br />
– in der Kreisstadt leben<br />
rund 23 500 Menschen – stand das<br />
Wasser bis zu drei Metern hoch. „Eine<br />
erschreckende Bilanz“, bestätigt der<br />
sie mithelfen können, das ist einfach<br />
überwältigend!“ Dankbar ist sie für die<br />
finanzielle Unterstützung von Seiten<br />
des Rheinmetall-Konzerns und der<br />
Kollegen. „Wir haben einen geschätzten<br />
materiellen Schaden von 10000<br />
€. Da wir im Erdgeschoß unseres Hauses<br />
nur Wirtschaftsräume und die<br />
Hobby-Werkstatt meines Mannes hatten,<br />
ist unser Wohnraum glücklicherweise<br />
nicht betroffen“, erklärt die in<br />
Coldiz geborene Kampfenkel: „Nach<br />
drei Tagen sind wir auch schon wieder<br />
nach Hause zurückgekehrt, obwohl wir<br />
anfangs keinen Strom hatten. Mit Hilfe<br />
der Rheinmetall-Spenden können wir<br />
einen großen Teil der verlorengegangenen<br />
Dinge ersetzen.“<br />
Gaber und seine Familie konnten<br />
nicht mehr in ihr altes Heim zurückkehren.<br />
Nachdem sie am Abend des<br />
13. August von einem Hubschrauber<br />
nach Wiesental gebracht worden waren,<br />
wohnten sie für zwei Wochen bei<br />
Verwandten. Heute haben sie eine<br />
neue Wohnung und wollen nie wieder<br />
in der Nähe des Wassers leben. „Der<br />
materielle Schaden liegt für uns bei etwa<br />
10500 €. Unsere drei Töchter hatten<br />
ihre Zimmer im Erdgeschoß und<br />
haben alles verloren. Der Schaden im<br />
Haus meiner Schwiegereltern, das nun<br />
für uns unbewohnbar<br />
ist,<br />
liegt noch wesentlich<br />
höher“, erläutert<br />
Gaber:<br />
„Wir sind sehr<br />
froh über die<br />
Rheinmetall-<br />
Spende und<br />
die der Kollegen.“Unterstützungerhielten<br />
sie<br />
auch vom<br />
Helios-Krankenhaus in Leisnig, die ihnen<br />
Möbel und Elektrogeräte spendeten.<br />
Selbst fremde Menschen wollten<br />
ihnen helfen. So schenkte ihnen eine<br />
Familie aus Senftenberg eine Anbauwand<br />
für das Wohnzimmer in der neuen<br />
Wohnung. „Sie kamen vorbei und<br />
haben den Schrank auch gleich aufgebaut“,<br />
freut sich der Familienvater:<br />
„Von einer Familie aus Köln, die auch<br />
drei Kinder hat, haben wir 100 € bekommen.<br />
Einfach so.“<br />
Für alle diese Hilfen wollen sich Lutz<br />
Gaber und Sylvia Kampfenkel auch auf<br />
diesem Wege bedanken. „Im Namen<br />
meiner Familie schicke ich ein ganz<br />
großes Dankeschön an alle, die uns so<br />
tatkräftig unterstützt haben und es immer<br />
noch tun. Ohne diese Hilfen hätten<br />
wir uns nicht so schnell ein neues<br />
Heim schaffen können. Danke!“<br />
Claudia Wessolly<br />
Mußten vor den Fluten fliehen: Sylvia Kampfenkel und Lutz Gaber (<strong>Pierburg</strong>-Werk Hartha).<br />
in Gorschmitz geborene Landrat:<br />
„Doch nach der Flut kam eine beeindruckende<br />
Welle der Hilfsbereitschaft.<br />
Menschen aus ganz Deutschland<br />
sind zu uns zum Aufräumen gekommen.“<br />
In einem enormen Kraftakt<br />
haben die Döbelner und tausende<br />
Helfer Tonnen von Geröll und<br />
Schlamm beseitigt. „Normalerweise<br />
haben wir in einem Jahr 10000 Tonnen<br />
Müll, die Flut brachte uns in zwei<br />
Tagen über 100000 Tonnen Sperrmüll<br />
und Schlamm.“ Heute sind die Aufräumarbeiten<br />
zum größten Teil abgeschlossen;<br />
man schaut optimistisch<br />
in die Zukunft.<br />
„An erster Stelle wollen wir allen<br />
freiwilligen Helfern aus der Region<br />
und vor allem denen, die von weiter<br />
hergekommen sind, danken. Auch allen,<br />
die den Betroffenen mit Sachund<br />
Geldspenden helfen (z.B. der<br />
Rheinmetall-Konzern), gilt unser<br />
Dank“, betont Landrat Graetz: „In den<br />
kommenden Jahren werden wir das<br />
wieder aufbauen, was uns die Flut genommen<br />
hat. Dabei werden Döbeln<br />
und alle anderen Städte und Gemeinden<br />
entlang der Mulde nie vergessen,<br />
was hier zur Zeit an Solidarität geleistet<br />
wird.“<br />
Große Hilfsbereitschaft: Einen Scheck in Höhe von 35000 € überreichten Preh-<br />
Geschäftsführer Dr. Ernst-Rudolf Bauer (M.) und Betriebsratsvorsitzender Egon<br />
Friedel (l.) dem Kurdirektor von Bad Neustadt, Bernhard Mosandl (r.), kürzlich<br />
im Rahmen eines Benefizkonzertes für die Opfer der Hochwasserkatastrophe.<br />
Preh-Scheck mit<br />
höchster Spende<br />
cw Bad Neustadt. Unter dem Motto<br />
„Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld<br />
helfen“ fand Ende August diesen<br />
Jahres in Bad Neustadt an der Saale<br />
ein Benefizkonzert für die Opfer der<br />
Hochwasserkatastrophe statt. Der<br />
größte Scheck des Abends kam von<br />
der Preh-Werke GmbH & Co KG: Insgesamt<br />
35 000 € spendeten Mitarbeiter<br />
und Geschäftsführung für den<br />
guten Zweck.<br />
Über 5000 Besucher waren trotz<br />
regnerischen Wetters zum Marktplatz<br />
von Bad Neustadt gekommen, um<br />
die kurzfristig ins Leben gerufene<br />
Hilfsaktion für die Hochwasseropfer<br />
entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse<br />
zu unterstützen. Lokale Bands wie<br />
Starteten Anfang September beim sonntäglichen Benefizlauf für einen guten<br />
Zweck und zeigten so Solidarität mit den Flutopfern in Nettetals sächsischer<br />
Partnerstadt Rochlitz: das <strong>Pierburg</strong>-Team mit Werkleiter Axel Köhler (vordere<br />
Reihe – 4.v.l.) und Mitorganisator Thomas Peters (hintere Reihe – 6.v.l.).<br />
<strong>Pierburg</strong>-Team<br />
lief für Rochlitz<br />
Rund 16000 € für die Hochwasseropfer<br />
in der mittelsächsischen<br />
Partnerstadt Rochlitz –<br />
das war die stolze Bilanz eines kurzfristig<br />
organisierten Benefizlaufes,<br />
an dem am 1. September diesen Jahres<br />
auch mehr als 40 Mitarbeiter des<br />
<strong>Pierburg</strong>-Werkes in Nettetal teilnahmen.<br />
Allein 2000 Spenden-Euro gingen<br />
dabei auf das Konto des „Automotive“-Standortes<br />
nahe der niederländischen<br />
Grenze, der die vom Lobbericher<br />
Werbering und vom örtlichen<br />
Verkehrs- und Verschönerungsverein<br />
gemeinsam organisierte Veranstaltung<br />
tat- bzw. laufkräftig unterstützte.<br />
„Wir wollten ein spontanes Zeichen<br />
der Hilfsbereitschaft setzen“, erläutert<br />
<strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter Thomas Peters<br />
(35), einer der drei Initiatoren<br />
der Benefiz-Aktion und im „Nebenberuf“<br />
Vorsitzender der derzeit 64<br />
Mitglieder zählenden Betriebssportgruppe:<br />
„Als ich unserem Werkleiter<br />
die „Rhöner Dreschflegel“, „Nimm 2“<br />
und „Don Vito“ spielten ohne Gage;<br />
Bühne, Licht und Ton wurden ebenfalls<br />
kostenlos zur Verfügung gestellt,<br />
und obendrein spendeten die Gastronomen<br />
ihren kompletten Gewinn.<br />
„Bei Preh hatte jeder Lohn- und<br />
Gehaltsempfänger auf eine Stunde<br />
Entgelt verzichtet. Leitende und<br />
außertarifliche Angestellte spendeten<br />
einen freiwilligen Betrag“, erläutert<br />
Geschäftsführer Dr. Ernst-Rudolf<br />
Bauer die Aktion „Preh’ler helfen<br />
Flutopfern“: „Die Firmenleitung hat<br />
den Betrag dann nochmals um<br />
10 000 € aufgestockt. So kam die<br />
stolze Summe von 35 000 € zusammen.“<br />
Das gesammelte Geld – insgesamt<br />
brachte die Veranstaltung<br />
über 120 000 € ein – wurde dem<br />
Bayerischen Roten Kreuz zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Foto: Danetzki + Weidner<br />
Axel Köhler die Idee skizzierte, kam<br />
sofort sein ‚Ok – machen wir!‘.“ Ein<br />
vom Betriebsrat mitgetragener Aufruf<br />
zur Teilnahme tat ein Übriges. Immerhin:<br />
Rund ein Sechstel des gut<br />
250 Läufer starken Teilnehmerfeldes<br />
stammte aus den Reihen der Nettetaler<br />
<strong>Pierburg</strong>-Belegschaft, die den<br />
internationalen Automobilmarkt u. a.<br />
mit hochmodernen Saugrohrsystemen<br />
beliefert.<br />
Peters wie Köhler waren sich nach<br />
der Veranstaltung denn auch unisono<br />
einig: „Das ist prima gelaufen –<br />
ein voller Erfolg.“ Wobei der 54jährige<br />
Standortchef, der die durch Startgelder<br />
und Spendenlose zusammengekommenen<br />
500 Euro um weitere<br />
1500 € aus der Firmenkasse aufstockte,<br />
neben dem unmittelbaren<br />
Spendeneffekt auch die Langzeitwirkung<br />
des läuferischen Engagements<br />
positiv bewertet: „Wir haben, und<br />
zwar gemeinsam, Solidarität mit den<br />
betroffenen Flutopfern in Sachsen<br />
gezeigt. Diese Gemeinsamkeit im<br />
Handeln bewirkt ganz sicher auch<br />
einen Motivationsschub in unserer<br />
Firma.“ rds
Seite 8 Zeitgeschehen<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
RLS-Kundendienst: Schneller Einsatz in Dresden<br />
Hochwasser-„Füchse“<br />
wieder „flott gemacht“<br />
Schnelle und kompetente Hilfe für die Einsatzkräfte beim Jahrhundert-Hochwasser<br />
der Elbe: Zum ersten Mal haben jetzt Kundendienst-Teams<br />
der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) ihr<br />
System-Know-how im unmittelbaren Rahmen von Katastrophenschutzmaßnahmen<br />
auf deutschem Boden unter Beweis gestellt.<br />
Bei einem Hilfsprojekt unterstützten drei RLS-Serviceexperten die<br />
im Großraum Dresden eingesetzten Bundeswehreinheiten vor Ort bei der<br />
Instandsetzung zweier „Fuchs“-Transportpanzer, deren Antriebstechnik<br />
durch die Wasser- und Schlammassen in Mitleidenschaft gezogen worden<br />
war; beide Fahrzeuge wurden unmittelbar nach der Reparatur erneut<br />
eingesetzt, und zwar im thüringischen Schneeberg bei der Beseitigung<br />
der Hochwasserschäden am Elbe-Nebenfluß Mulde. Im zweiten Fall wurde<br />
– quasi als Präventivmaßnahme – ein „Dachs“-Pionierpanzer der<br />
Panzerpionierkompanie 370 in Doberlug/Kirchhain (Fürstenwalde) im<br />
Zuge einer Vollinspektion von einem zweiköpfigen RLS-Kundendienst-<br />
Team für seinen späteren Einsatz an der Hochwasserfront „fit gemacht“.<br />
Dresden/Unterlüß/Kassel. Als Einsatzleiter<br />
Thomas Schlicht vom RLS-<br />
Kundendienst am 19. August <strong>2002</strong> gegen<br />
15 Uhr vom Logistikregiment 13 in<br />
Weißenfels die Anfrage „Dringender<br />
Einsatz: Könnt Ihr uns sofort helfen?“<br />
erhielt, war dem ehemaligen, in Munster<br />
stationierten Oberfeldwebel die<br />
Brisanz der Aufgabe klar: „Natürlich<br />
können wir, das ist schließlich unser<br />
Job! Doch diesmal mußte alles noch<br />
einen Dreh schneller gehen.“<br />
„Alles“ – damit umschreibt der gebürtige<br />
Celler die vom Kunden skizzierte<br />
Aufgabe, zwei im Hochwasser-Einsatz<br />
von der Panzer-Pionierkompanie 390 in<br />
Bad Salzungen genutzte und beschädigte<br />
Transportpanzer<br />
vom Typ „Fuchs“<br />
schnellstens wieder in<br />
Gang zu setzen. Bei<br />
beiden Systemen, die<br />
zum Fahrzeugpark der<br />
Offizierschule des<br />
Heeres in Dresden<br />
gehören, war die Antriebstechnik<br />
aufgrund<br />
der permanenten Beanspruchung<br />
durch<br />
Schlamm und Wasser zum Teil nachhaltig<br />
beschädigt worden.<br />
Thomas Schlicht – als stellvertretender<br />
Gemeindebrandmeister der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Unterlüß und Zugführer<br />
bei der Rheinmetall-Werkfeuerwehr<br />
mit der Thematik „Hilfe in Notsituation“<br />
bestens vertraut – erläutert die Aufgabenstellung:<br />
„Bei einem der Transportpanzer<br />
sollten wir den verschlissenen<br />
Achsantrieb und die ebenfalls beschädigten<br />
Antriebsgelenke an Mittel- und<br />
Vorderachse erneuern, beim zweiten<br />
‚Fuchs‘-Fahrzeug mußte der ausgeschlagene<br />
und undichte Achsantrieb<br />
der Mittelachse komplett ausgetauscht<br />
werden.“ Und dies so schnell wie möglich,<br />
da beide Transportpanzer von der<br />
Die bewährte Kooperation im Rahmen<br />
der Ausbildungsdurchgänge hatte<br />
während der Hochwasserkatastrophe<br />
ihre bitterernste Bewährungsprobe.<br />
Es kam darauf an, im richtigen Einsatz<br />
zu beweisen, daß die Zusammenarbeit<br />
zwischen Bundeswehr und ziviler<br />
Betreiberfirma auch unter diesen<br />
dramatischen Umständen funktioniert.<br />
Soldaten sowie zivile Mitarbeiter<br />
der Bundeswehr und Industrie rückten<br />
bereits kurz nach dem Auslösen<br />
der Stufe drei des Katastrophenalarms<br />
am 15. August <strong>2002</strong> aus.<br />
Ihre Aufgabe bestand darin, eine<br />
Deichlücke bei Sandkrug (nahe Magdeburg)<br />
von rund 1200 Metern Länge<br />
zu schließen. Dazu mußte eine 50 Me-<br />
Bundeswehr in Sachsen dringend<br />
benötigt wurden. Ihre Aufgabe: flexible<br />
– also schwimmfähige – Begleitung der<br />
Hochwasserfront im Rahmen der<br />
Deichüberwachung.<br />
Was dann unter dem Stichwort Logistik<br />
folgte, gehört für den Unterlüßer<br />
RLS-Einsatzleiter und seine beiden Kollegen<br />
Hans-Peter Beume und Frank Heieck<br />
von der Materialversorgung am<br />
RLS-Standort Kassel zwar zur täglichen<br />
Routine, war aber – angesichts des<br />
äußerst engen Zeitfensters – gleichwohl<br />
eine Herausforderung. Oberbrandmeister<br />
Schlicht, der auch beim<br />
ICE-Unglück in Eschede (101 Fahrgäste<br />
fanden am 3. Juni 1998 den Tod, als der<br />
Halfen in Dresden: M. Langmaack, U. Döring, J. Vonhof<br />
ICE 884 „Wilhelm-Conrad-Röntgen“<br />
entgleiste) zum Rettungsteam gehörte:<br />
„Zunächst wurden der Ersatzteilbedarf<br />
und die Bereitstellung mit unseren Ansprechpartnern<br />
in der Offizierschule<br />
des Heeres abgestimmt. Danach machten<br />
sich drei Außendienstmitarbeiter<br />
des RLS-Kundendienstes auf den Weg<br />
in die sächsische Landeshauptstadt.“<br />
Zwei der drei Servicemonteure, die<br />
direkt von ihren aktuellen Baustellen<br />
in Augustdorf, Lüneburg und beim Gefechtsübungszentrum<br />
(GÜZ) in der Altmark<br />
(Region Magdeburg) abgezogen<br />
wurden, nahmen beim „Umweg“ über<br />
Kassel gleich die dringend benötigten<br />
Ersatzteile mit. Am Vormittag des 21.<br />
August <strong>2002</strong> konnten die Montage-<br />
ter breite Schneise mit zwei Bergepanzern<br />
vom Typ „1 Standard “ – besetzt<br />
mit zivilem Personal der Industriewerke<br />
Saar (IWS/Freisen) – durch<br />
den Wald geschlagen, ein Wall aus<br />
Sand errichtet und dieser mittels Planen<br />
und Sandsäcken befestigt werden.<br />
Nach nur zwei Tagen war der<br />
Damm fertig.<br />
Parallel dazu waren Soldaten des Gefechtsübungszentrums<br />
Heer verantwortlich<br />
für die Sandsackbefüllung an<br />
der Bördelandhalle in Magdeburg. Der<br />
Transport dieser lebensrettenden<br />
Fracht wurde durch Bundeswehr-Lastkraftwagen<br />
sowie Fahrzeuge des industriellen<br />
Betreibers, der Bremer Stute<br />
Verkehrs GmbH, durchgeführt.<br />
Beim Jahrhundert-Hochwasser von Elbe und Mulde vielerorts im Einsatz: „Fuchs“-Transportpanzer der Bundeswehr.<br />
spezialisten Uwe Döring, Michael<br />
Langmaack und Jörg Vonhof mit ihrer<br />
Arbeit auf dem Gelände der Heeresoffizierschule<br />
im Dresdner Stadtteil<br />
Neustadt beginnen.<br />
Für den 40jährigen Langmaack, der<br />
die beiden „Füchse“ zusammen mit<br />
seinen Kollegen innerhalb kürzester<br />
Zeit wieder flott machen konnte, war<br />
der Einsatz beim Elbe-Hochwasser in<br />
vielerlei Hinsicht „kein Auftrag, wie wir<br />
ihn üblicherweise erhalten“: „Es ging<br />
praktisch ‚Knall auf Fall‘, wir sollten und<br />
wollten schließlich schnellstmöglich<br />
helfen. So lief die Ersatzteildisposition<br />
per Ferndiagnose, da die Ersatzteile in<br />
diesem Fall nicht von der Bundeswehr<br />
Thomas Schlicht Herbert Dohrn<br />
gestellt wurden, sondern aus unseren<br />
Beständen in Kassel stammten. Parallel<br />
dazu die Recherche nach ggf. verfügbaren<br />
‚Fuchs‘-Montagespezialisten und<br />
deren praktisch sofort notwendige Freigabe<br />
durch die technischen Offiziere an<br />
den jeweiligen Einsatzorten; da wurde<br />
richtig Überzeugungsarbeit geleistet.“<br />
Wie gesagt: Mittwoch vormittag nahmen<br />
die drei RLS-Spezialisten ihre Arbeit<br />
vor Ort auf; knapp anderthalb Tage<br />
später waren die beiden „Füchse“ wieder<br />
einsatzbereit.<br />
In der knapp bemessenen Freizeit<br />
konnte sich Michael Langmaack zusammen<br />
mit seinen beiden Kollegen<br />
Uwe Döring und Jörg Vonhof natürlich<br />
einen – wenn auch nur kleinen – Ein-<br />
GÜZ-Betreiber leisteten schnelle Hilfe<br />
dp Letzlinger Heide/Magdeburg. Das Gefechtsübungszentrum<br />
Heer (GÜZ) in der Letzlinger Heide ist weltweit die<br />
größte und modernste Ausbildungs- und Trainingseinrichtung<br />
ihrer Art. Nördlich von Magdeburg gelegen, haben dort<br />
schon viele Soldaten ihr Handwerk geübt. Seit Anfang 2001<br />
wird das GÜZ der Bundeswehr – wie berichtet – von der<br />
STN-Atlas-Elektronik-Tochtergesellschaft GÜZ SystemManagement<br />
GmbH (GSMG) und ihren zivilen Unterauftragnehmern<br />
(u.a. STN Atlas Elektronik, EADS/Dornier, IABG,<br />
Fotos: (3): privat<br />
Industriewerke Saar und Stute) betrieben. Damit können<br />
sich die Soldaten auf ihre militärischen Kernaufgaben konzentrieren.<br />
Das Elbe-Hochwasser machte jetzt aus dem<br />
Übungsbetrieb eine handfeste Bewährungsprobe für die<br />
Zusammenarbeit zwischen Militärs und ziviler Betreiberfirma.<br />
Nachfolgend der „<strong>Profil</strong>“-Beitrag von GSMG-Mitarbeiter<br />
Jens-Peter Trost (verantwortlich für Vertrieb und IT) über den<br />
dreistufigen Einsatz an der Hochwasserfront rund um die<br />
sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt.<br />
Die dritte Aufgabe bestand in der Erhöhung<br />
eines Deiches mitten in Magdeburg<br />
von der Bördelandhalle südlich<br />
an der Alten Elbe entlang bis zum<br />
dreieinhalb Kilometer entfernten Prester.<br />
Auch diese Aufgabe wurde<br />
prompt und zuverlässig erledigt.<br />
Koordiniert wurden die Einsätze<br />
durch Funkfahrzeuge, die als Relaisstationen<br />
konfiguriert waren, während<br />
die Funkgeräte durch die zivilen Fahrer<br />
bedient wurden. Die Soldaten im Einsatz<br />
konnten sich jederzeit auf die logistische<br />
Unterstützung der zivilen Mitarbeiter<br />
der Bundeswehr und durch<br />
das industrielle Personal der GSMG<br />
verlassen. Auch die Firmen IWS und<br />
Stute leisteten Hilfe.<br />
Fotos: (2): Katja Kletzke<br />
druck von dem Ausmaß der Schäden<br />
machen, die das Jahrhunderthochwasser<br />
in der sächsischen Elb-Metropole<br />
verursacht hat: „In den zwölf Jahren Firmenzugehörigkeit<br />
habe ich derartiges<br />
noch nicht erlebt. Es ist schwer vorstellbar,<br />
welche Zerstörungen durch die<br />
Kraft des Wassers entstehen können –<br />
es sei denn, man erlebt bzw. sieht so<br />
etwas mit eigenen Augen. Wobei mir<br />
besonders die gedrückte Stimmung in<br />
der Bevölkerung auffiel: Wir hatten mitunter<br />
sogar das Gefühl, nicht erwünscht<br />
zu sein.“ Erst als die drei „Fuchs“-Spezialisten<br />
den Grund ihrer Anwesenheit<br />
im Katastrophengebiet erläuterten,<br />
hellten sich die Mienen ihrer einheimischen<br />
Gesprächspartner etwas auf:<br />
„Man hielt uns zunächst wohl für<br />
schaulustige Hochwasser-Touristen.“<br />
Ganz anders die Reaktion der Truppe.<br />
Langmaack: „Die Soldaten der<br />
Bundeswehr waren von unserer Arbeit<br />
sehr angetan, vor allem von der<br />
prompten Reaktion aus Unterlüß und<br />
Kassel.“ Eine Einschätzung, die<br />
Hauptfeldwebel Rainer Erdmenger, als<br />
Schirrmeister der Dresdner Offizierschule<br />
verantwortlich für den technischen<br />
Einsatz des Fahrzeugparks, bestätigt:<br />
„Die Mitarbeiter der RLS haben<br />
einen wirklich guten Job geleistet. Von<br />
der Anforderung bis zur eigentlichen<br />
Reparatur lief alles sehr, sehr zügig ab.<br />
Die Aufgabe ist außerordentlich kompetent<br />
abgewickelt worden.“<br />
Ein Kompliment, über das sich natürlich<br />
auch RLS-Kundendienstleiter Herbert<br />
Dohrn freut – bestätigt das Lob<br />
aus berufenem Soldatenmunde doch<br />
die Philosophie seines derzeit 111 Mitarbeiter<br />
starken Teams, das sich um<br />
die Instandsetzung bzw. -haltung der<br />
gepanzerten Rad- und Kettenfahrzeuge<br />
des deutschen Heeres sowie verschiedener<br />
„Nato“-Partner kümmert: „Die<br />
Zufriedenheit des Kunden hat bei uns<br />
Die enge Kooperation zwischen dem GÜZ und der zivilen Betreiberfirma GSMG<br />
hat sich auch beim Kampf gegen das Jahrhunderthochwasser der Elbe bewährt.<br />
So wurde beispielsweise in nur zwei Tagen eine Deichlücke bei Sandkrug (nahe<br />
Magdeburg) von etwa 1200 Metern Länge geschlossen; beim Schlagen einer<br />
rund 50 Meter breiten Schneise wurden auch zwei Bergepanzer vom Typ<br />
„1 Standard“ – besetzt mit zivilem Personal der Industriewerke Saar – eingesetzt.<br />
Das Management des Gefechtsübungszentrums<br />
Heer durch eine zivile<br />
Betreibergesellschaft ist eines<br />
der vom Verteidigungsministerium<br />
betriebenen bzw. angeschobenen<br />
Projekte zivil-militärischer Zusammenarbeit<br />
und trägt den schlichten<br />
oberste Priorität. Das wiederum erreicht<br />
man unter anderem durch hervorragend<br />
qualifizierte und motivierte<br />
Mitarbeiter, die darüber hinaus – ob<br />
nun vor Ort oder in der Einsatzleitung –<br />
äußerst flexibel handeln müssen. Und<br />
genau das kam bei unserem ersten<br />
Hochwasser-Einsatz zum Tragen: Qualifikation,<br />
Motivation und Flexibilität.“<br />
Der 56jährige Diplom-Ingenieur ist<br />
denn auch überzeugt, daß der Einsatz<br />
in Dresden das bestehende gute Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Bundeswehr<br />
(als Kunde) und RLS-Service (als<br />
Dienstleister) weiter festigen wird.<br />
Dohrn: „So etwas trägt natürlich in hohem<br />
Maße auch zum positiven Image<br />
unserer Firma bei.“ Ein Umstand, der<br />
sich im (späteren) Servicefall wiederum<br />
„auszahlt“ – in Umsatz und Ertrag.<br />
★<br />
Auch bei einem weiteren Einsatz im<br />
Zusammenhang mit dem Elbe-Hochwasser<br />
leistete der RLS-Kundendienst,<br />
von dessen 111 Mitarbeitern rund 95<br />
ständig im Außendienst tätig sind,<br />
rasch und sachkompetent Hilfe. Zwischen<br />
dem 26. August und dem 6. September<br />
<strong>2002</strong> führten die beiden RLS-<br />
Servicemonteure Volker Nicolai und<br />
Jens Deter an einem „Dachs“-Pionierpanzer<br />
der in Doberlug nahe Fürstenwalde<br />
stationierten Panzerpionierkompanie<br />
370 sogenannte Fristenarbeiten<br />
(Kategorie F4) durch. Im Zuge dieser<br />
alle vier Jahre vorgesehenen Vollinspektion<br />
wurde das Fahrzeug fit gemacht<br />
für seinen späteren Einsatz in den vom<br />
Elbe- und Mulde-Hochwasser am<br />
schlimmsten betroffenen Regionen in<br />
Sachsen/Sachsen-Anhalt. RLS-Einsatzleiter<br />
Thomas Schlicht: „In diesem Fall<br />
handelte es sich um eine reine Präventivmaßnahme:<br />
Unser Kunde wollte sichergehen,<br />
daß der ‚Dachs‘ bestens auf<br />
seine Aufgaben vorbereitet wird.“ Was<br />
er dann auch war . . . Rolf D. Schneider<br />
Namen Pilotprojekt 9.6. Der Hochwassereinsatz<br />
im Großraum Magdeburg<br />
hat einmal mehr unter Beweis<br />
gestellt, daß die Kooperation zwischen<br />
Industrie und Bundeswehr<br />
auch für die Zukunft des GÜZ der<br />
richtige Weg ist.<br />
Foto: GSMG
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 9<br />
Aditron: Kompetenz bei „Automotive Electronics“<br />
„Maßschneider“ für<br />
automobile Technik<br />
Für die Fahrer moderner Automobile<br />
sind sie zuverlässige,<br />
nützliche Reisebegleiter: Systeme<br />
und Komponenten der<br />
Aditron-Gruppe, die aus dem<br />
Fahrzeug eine Art mobile Kommunikationszentrale<br />
mit einem Höchstmaß<br />
an Sicherheit und Bedienkomfort machen.<br />
Der relativ junge Name Aditron<br />
steht dabei für die Verbindung von Innovation<br />
und Tradition in der Automobilzulieferung.<br />
Als Führungsholding<br />
des 1997 gegründeten Rheinmetall-<br />
Unternehmensbereiches „Electronics“<br />
verfügt Aditron mit den Tochtergesellschaften<br />
Hirschmann Electronics und<br />
Preh über zwei starke Markennamen,<br />
die bereits seit Jahrzehnten für innovative<br />
„Automotive“-Kompetenz stehen.<br />
Innerhalb der Aditron-Gruppe ist die<br />
Automobilelektronik mit einem Anteil<br />
von rund 40 Prozent am Gesamtumsatz<br />
(2001: 770 Mio €) der mit Abstand<br />
größte Bereich und zugleich ein<br />
Wachstumsmotor mit hoher strategischer<br />
Priorität.<br />
Mit einer durchgreifenden Optimierung<br />
des Beteiligungs-Portfolios wurde<br />
in den vergangenen zweieinhalb<br />
Jahren die Voraussetzung für eine Konzentration<br />
auf die jeweiligen Kernkompetenzen<br />
der Unternehmen geschaffen.<br />
Im Bereich Automobilelektronik<br />
von Aditron setzen wir dabei ganz bewußt<br />
auf die gewachsenen Stärken<br />
von Hirschmann Electronics und Preh,<br />
ohne „künstlich“ organisatorische<br />
oder technische Gemeinsamkeiten erzeugen<br />
zu wollen. Gleichwohl ist der<br />
Unternehmensverbund deutlich stärker<br />
als die Summe seiner Einzelteile:<br />
Wir kombinieren die Vorteile flexibler<br />
mittelständischer Strukturen mit der<br />
Finanzkraft größerer Konzerngruppierungen<br />
und forcieren gemeinsam die<br />
Internationalisierung des Geschäftes.<br />
Die Aditron-Unternehmen nehmen<br />
in ihren spezifischen Märkten führende<br />
Positionen ein und erzielen einen<br />
Exportanteil von rund 60 Prozent. Im<br />
Bereich der Automobilzulieferung sind<br />
Hirschmann und Preh jedoch eindeutig<br />
auf die europäische Fahrzeugindustrie<br />
ausgerichtet und hier wiederum<br />
auf die deutschen Premium-Hersteller<br />
DaimlerChrysler, BMW und VW/Audi.<br />
Synergien zwischen den Aditron-Unternehmen<br />
werden dort genutzt, wo<br />
sie sich natürlich ergeben, so zum Beispiel<br />
im Einkauf und im Vertrieb. Innerhalb<br />
der Unternehmen profitiert man<br />
zudem von der Tatsache, daß die<br />
„Automotive“-Aktivitäten zu großen<br />
Teilen auf denselben Kernkompetenzen<br />
basieren wie die industriellen Arbeitsgebiete.<br />
Hirschmann Electronics steht dabei<br />
für Know-how und Innovationskraft<br />
auf den Gebieten Hochfrequenz- und<br />
Kommunikationstechnik, Mechatronik<br />
und Kontakttechnik. Auf eine griffige<br />
Formel gebracht, könnte man Hirschmann<br />
im Bereich der Automobilelektronik<br />
auch als die „Antennen- und<br />
Steckverbinder-Company“ bezeichnen.<br />
Im Produktbereich „Mobile Kommunikationstechnik“<br />
konzentriert sich<br />
die Hard- und Software-Entwicklung<br />
inzwischen auf integrierte Antennensysteme,<br />
die vor allem von europäischen<br />
Automobilherstellern – von der<br />
Mittelklasse an aufwärts – eingesetzt<br />
werden. Derzeit sind weltweit rund<br />
zehn Prozent aller Fahrzeuge mit integrierten<br />
Antennensystemen ausgerüstet.<br />
Dieser Markt wird in den kommenden<br />
Jahren aufgrund der steigenden<br />
Anforderungen an die mobile<br />
Kommunikation im Auto stark anwachsen.<br />
Neben der eigentlichen Hochfrequenz-Schaltungsentwicklung<br />
stellen<br />
solche Antennensysteme für Dienste<br />
wie Hörfunk, TV, Mobiltelefon und Notruf<br />
sowie Navigations- und Telema-<br />
tikdienste auch sehr hohe Anforderun-<br />
gen an die mechanische Konstruktion<br />
zur Unterbringung der Systeme innerhalb<br />
des Fahrzeuges. Neben den üblichen<br />
Orten für die Plazierung von inte-<br />
Copyright: Fiat Automobil <strong>AG</strong><br />
Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
grierten Antennen – beispielsweise<br />
die Heckscheibe oder der hintere<br />
Stoßfänger – hat Hirschmann weitere,<br />
zum Teil patentierte Lösungen für integrierte<br />
Antennen bis zur Serienreife<br />
vorangetrieben.<br />
Kurze Modellzyklen, ein wachsendes<br />
Erstausstattungsniveau und eine durch<br />
die Nutzung neuer Dienste stetig steigende<br />
Anzahl von Antennen im Auto<br />
haben die direkte Zusammenarbeit<br />
zwischen Hirschmann und den Automobilherstellern<br />
weiter intensiviert.<br />
Großaufträge von Audi, BMW, Daimler-<br />
Chrysler, General Motors, P.S.A. (Peugeot/Citroën)<br />
und VW zeigen, daß Hirschmann<br />
Electronics als innovativer Entwicklungspartner<br />
bei integrierten Sende-<br />
und Empfangssystemen eine ebenso<br />
führende Position einnimmt wie bereits<br />
bei der Entwicklung der elektronischen<br />
Multifunktions-Dachantennen<br />
und der traditionellen Stabantenne.<br />
Der Hirschmann-Produktbereich<br />
„Steckverbindertechnik Automotive“,<br />
der im österreichischen Rankweil angesiedelt<br />
ist, hat sich auf maßgeschneiderte<br />
Lösungen für die Verkabelung<br />
von Motor-, Fahrwerks- und Karosserieanwendungen<br />
wie zum Beispiel<br />
Zündeinheiten für „intelligente“<br />
Gurtstraffersysteme spezialisiert. Ein<br />
wichtiges Referenzprojekt aus diesem<br />
Bereich ist der Großauftrag für die<br />
neue E-Klasse von Mercedes-Benz<br />
(„Das <strong>Profil</strong>“ 3/<strong>2002</strong>), in der Hirschmann<br />
Austria sowohl mit Steckverbindern<br />
als auch mit Leitungssätzen vertreten<br />
ist. Die Leitungssätze für die<br />
Achsverkabelung werden insbesondere<br />
im Bereich der Fahrzeugsicherheit<br />
eingesetzt, etwa bei der Anzeige des<br />
Verschleißes der Bremsbeläge, der<br />
Kontrolle des Reifendrucks und für die<br />
ABS-Sensorik. Darüber hinaus unterstützen<br />
Hirschmann-Leitungssätze<br />
auch Komfortfunktionen wie zum Beispiel<br />
die elektronische Einparkhilfe.<br />
Die Steckverbinder mit innovativer Folienkontaktierung<br />
zeichnen sich durch<br />
kompakte und wasserdichte Bauweise<br />
aus und kommen u.a. bei elektrisch<br />
verstellbaren Außenspiegeln<br />
zum Einsatz. Hirschmann entwickelte<br />
hierzu ein neuartiges, patentiertes<br />
Kunststoffspritzverfahren.<br />
Ein Motiv, das regelrecht ins Auge sticht: Mit dieser Anzeige – sie zeigt im Ausschnitt<br />
die Mittelkonsole mit dem von Preh konzipierten Bediensystem für das Infotainmentcenter<br />
– bewirbt Fiat derzeit das neue Lancia-Oberklassemodell „Thesis“.<br />
Insgesamt hat sich Hirschmann Electronics<br />
frühzeitig auf den in der Automobilindustrie<br />
feststellbaren technologischen<br />
Wandel – weg von den rein elektromechanischen<br />
hin zu den mechatronischen<br />
Komponenten – eingestellt.<br />
Dieser Trend wurde auch vom Schwe-<br />
Mit den Tochtergesellschaften Hirschmann Electronics und Preh verfügt der<br />
Rheinmetall-Unternehmensbereich Aditron über zwei starke Markennamen, die<br />
bereits seit Jahrzehnten für innovative „Automotive“-Kompetenz stehen.<br />
Fährt mit hochwertigen Produkten von Hirschmann Electronics und Preh: die neue E-Klasse von Mercedes-Benz.<br />
sterunternehmen Preh vorhergesehen<br />
und rechtzeitig für die Positionierung in<br />
seinen Geschäftsfeldern der Automobilund<br />
Industrieelektronik genutzt. Heute<br />
sind die Entwicklungsaktivitäten und<br />
Schlüsseltechnologien von Preh<br />
schwerpunktmäßig auf innovative Mechatronik-Lösungen<br />
für renommierte<br />
OEM-Partner (OEM: „Original Equipment<br />
Manufacturers“ = Erstausrüster)<br />
ausgerichtet. Hohe Kompetenz in Elektronik,<br />
Software, Haptik (frei: Tastgefühl),<br />
Feinmechanik sowie in Kunststoffund<br />
Oberflächentechnik bildet dabei<br />
die Basis für funktional und ergonomisch<br />
erstklassige Bediensysteme mit<br />
einem besonderen „Look-and-Feel“.<br />
Preh genießt den Ruf als anerkannte<br />
„Bediensystem-Company“ und hat<br />
sich bei den namhaften Automobilherstellern<br />
in Europa zu einem der Hauptlieferanten<br />
für Heizungs- und Klimabedienteile<br />
sowie Anzeigeeinheiten für<br />
Fahrerassistenzsysteme entwickelt. In<br />
jüngster Zeit gehören zu den wesentlichen<br />
Innovationen von Preh neuartige,<br />
eigenentwickelte Sensoren, die auf eine<br />
weitere Verbesserung des Innenraumklimas<br />
abzielen und somit Komfort<br />
und Wohlgefühl im Fahrzeug deutlich<br />
erhöhen. Den Schwerpunkt bilden<br />
berührungslose Systeme, zum Beispiel<br />
ein neuer Beschlagsensor auf kapazitiver<br />
Basis, der den Beschlag direkt an<br />
der Scheibe mißt. Dieser Meßwert wird<br />
ständig in Regelalgorithmen der Klimaanlage<br />
verarbeitet, so daß aufkommender,<br />
noch unsichtbarer Beschlag<br />
durch entsprechende automatische<br />
Gegensteuerung bereits im Keim „erstickt“<br />
werden kann.<br />
Die starke Marktstellung von Preh im<br />
Automobil-Premium-Segment wird zum<br />
Beispiel durch den Auftrag für das vollautomatische<br />
Klimabediensystem des<br />
Fahrgastraumes der neuen BMW-7er-<br />
Reihe („Das <strong>Profil</strong>“ 4/2001) sowie durch<br />
die Realisierung der Bedienoberfläche<br />
für das Infotainmentcenter des neuen<br />
Lancia-Oberklassemodels „Thesis“<br />
(„Das <strong>Profil</strong>“ 4/<strong>2002</strong>) unterstrichen. Darüber<br />
hinaus ist Preh mit einem besonders<br />
hochwertigen Bediensystem im<br />
„Maybach“ vertreten. Neben den Fahrerbediensystemen<br />
bietet Preh ferner potentiometrische<br />
Sensoren an, zum Beispiel<br />
für Drosselklappen und Fahrpedale<br />
sowie zur Messung des Bremsver-<br />
schleißes und für Schiebedächer. Durch<br />
seine langjährige Erfahrung auf diesem<br />
Gebiet verfügt das Unternehmen heute<br />
über qualitativ hochwertige, preisgünstige<br />
Systemkomponenten insbesondere<br />
für redundante Systeme.<br />
Wir sind stolz darauf, daß wir uns mit<br />
den Preh-Produkten in einer „First<br />
Tier“-Position befinden und bereits in<br />
der Frühphase der Entwicklung den direkten<br />
Zugang zum OEM-Marktsegment<br />
haben. Dies gilt übrigens auch für<br />
Hirschmann und ist bei Unternehmen<br />
unserer Größe keine Selbstverständlichkeit.<br />
Aufgrund der rasanten technologischenEntwicklung<br />
in der<br />
Automobilindustrie<br />
ist die enge<br />
Einbindung durch<br />
die jeweiligen<br />
OEM-Marktpartner<br />
jedoch wichtiger<br />
denn je.<br />
Darüber hinaus<br />
Dr. Michael Roesnick<br />
haben unsere<br />
Auftraggeber den<br />
Vorteil, daß wir zum Beispiel bei Preh<br />
alle entscheidenden Kernkompetenzen<br />
für die Bedienoberflächengestaltung<br />
im Hause haben und entsprechend<br />
flexibel auf neue Anforderungen<br />
reagieren können. Dies ist von<br />
zentraler Bedeutung, da Bedienoberflächen<br />
über den gesamten Lebenszyklus<br />
einer Automobil-Baureihe im Hinblick<br />
auf Systemlogik und Abmessungen<br />
relativ konstant bleiben müssen,<br />
während die Elektronik hinter den Bedienteilen<br />
einem immer rasanteren<br />
Wechsel unterzogen ist. Die notwendige<br />
Verbindung von Kontinuität und flexibler<br />
Kompatibilität ist daher ein wesentlicher<br />
Bestandteil des Leistungsangebotes.<br />
Zusammenfassend verbindet Aditron-„Automotive<br />
Electronics“ unterschiedliche<br />
Kernkompetenzen, die<br />
von integrierten Antennensystemen<br />
über Steckverbinder bis hin zu komplexen<br />
Bediensystemen reichen, zu<br />
einer gemeinsamen Stärke: der konsequenten<br />
Kundenorientierung in<br />
spezialisierten, dynamischen Marktsegmenten.<br />
Dr. Michael Roesnick*<br />
* Dr. Michael Roesnick (48) ist Mitglied des Vorstandes<br />
der Aditron <strong>AG</strong> und Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Preh-Werke GmbH & Co. KG.<br />
Der neue „Maybach“ von DaimlerChrysler – hier ein Blick in den luxuriös ausgestatteten<br />
Innenraum – hat hochmoderne Systemtechnik der beiden Aditron-Tochtergesellschaften<br />
Hirschmann Electronics und Preh an Bord.<br />
Foto: DaimlerChrysler Communications<br />
Foto: DaimlerChrysler Communications
Foto: Ulli Müller<br />
Seite 10 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Fachsimpeln auf dem SMM-<strong>2002</strong>-Messestand (Hamburg) in Halle 6: Großkolben-Chef<br />
Klaus Griesbach (M.) erläutert zwei Vertretern der MAN B&W<br />
Diesel <strong>AG</strong> (Augsburg) den Entwicklungsfortschritt bei Großkolben in den vergangenen<br />
50 Jahren. Der große alte Kolben (Vordergrund rechts) hat einen<br />
Durchmesser von 571 Millimetern und wiegt sechs Zentner, sein aktueller<br />
kleiner Nachfolger (Durchmesser: 255 mm) links im Bild bringt nur noch 46<br />
Kilogramm auf die Waage. Frappierend daran: Beide Kolben erzeugen die<br />
gleiche Zylinderleistung, nämlich 300 kW. Im Hintergrund diskutiert Arno Kolb<br />
(l.), Konstruktionsleiter Großkolben, mit einem fachkundigen Messebesucher.<br />
Neue Kolben im SMM-Blickpunkt<br />
rds Hamburg/Neckarsulm. Nach fünf<br />
SMM-Messetagen war Klaus Griesbach,<br />
Chef des Großkolbenbereiches<br />
der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH, sichtlich<br />
zufrieden: „Insbesondere in jüngster<br />
Vergangenheit haben wir unsere Entwicklungsaktivitäten<br />
verstärkt – und<br />
dieser strategische Schritt, der dem<br />
gezielten Ausbau der Marktposition<br />
dient, ist vom Fachpublikum der diesjährigen<br />
SMM (20. „Shipbuilding, Machinery<br />
& Marine Technology“-Fachmesse)<br />
nachhaltig honoriert worden.<br />
Das Interesse der Standbesucher war<br />
sehr groß, vor allem im Hinblick auf<br />
unsere neuen ein- und mehrteiligen<br />
Stahlkolben, von denen sich zwei Typen<br />
bereits im Serieneinsatz sowie<br />
weitere im Erprobungsstadium befinden.“<br />
Einmal mehr zeigte der Großkolbenbereich<br />
des Neckarsulmer Systemherstellers<br />
von 24. bis 28. September<br />
<strong>2002</strong> auf der SMM <strong>2002</strong> in Hamburg<br />
„Flagge“, der Leitmesse der internationalen<br />
Schiffbauindustrie. Präsentiert<br />
wurde das gesamte Spektrum an Groß-<br />
Klebeantennen<br />
für UMTS geeignet<br />
tho Neckartenzlingen. Die Hirschmann<br />
Electronics GmbH & Co. KG<br />
präsentierte auf der Automechanika<br />
<strong>2002</strong> (Frankfurt am Main) mit der<br />
„MCA 1890 CO“ und der „MCA 1890<br />
Stripe“ zwei neue Multiband-Klebe-<br />
Antennen für den Einsatz im Innenraum<br />
des Fahrzeugs. Beide Antennen<br />
sind sowohl für die europäischen<br />
Mobilfunkstandards GSM und<br />
PCN als auch für die neue UMTS-<br />
Technologie ausgelegt. Die „Stripe“-<br />
Version ermöglicht darüber hinaus<br />
das Telefonieren in den nordamerikanischen<br />
Netzen AMPS und PCS.<br />
Beide Antennen lassen sich mittels<br />
einer Klebefolie problemlos an der<br />
Innenseite der Frontscheibe befestigen.<br />
Die unverbindliche Preisempfehlung<br />
beträgt 29,- bzw. 25,10 €<br />
(jeweils inkl. MwSt.).<br />
Die „MCA 1890 CO“, deren Form<br />
einem Halbmond ähnelt, ist speziell<br />
für die Montage an den Ecken<br />
der Frontscheibe konzipiert worden.<br />
Die schmale, längliche „MCA<br />
1890 Stripe“ kann sowohl an den<br />
Längsseiten der Scheibe als auch<br />
oberhalb des Rückspiegels angebracht<br />
werden. Die Abmessungen<br />
der Antennen betragen 85 x 50<br />
kolben, das vom einteiligen Aluminium-Kolben<br />
über Sphäroguß-Monoblock<br />
und gebaute Kolben bis hin zu<br />
den Neuentwicklungen im Bereich<br />
Pendelschaft- und Stahlkolben reichte.<br />
„Eyecatcher“ auf dem <strong>Kolbenschmidt</strong>-Messestand<br />
in Halle 6 waren<br />
dabei zwei Kolben, die hautnah den<br />
Entwicklungsfortschritt auf dem Großkolbensektor<br />
demonstrierten: Das<br />
große alte System (Durchmesser: 571<br />
mm) brachte immerhin „satte“ sechs<br />
Zentner auf die Waage, sein aktueller<br />
kleiner Nachfolger – er hat einen<br />
Durchmesser von 255 Millimetern –<br />
wiegt gerade einmal 46 Kilogramm.<br />
Miniaturisierung auch hier das Gebot<br />
der Stunde.<br />
Mit mehr als 20 Prozent Marktanteil<br />
gehört der Großkolbenbereich der<br />
„Automotive“-Sparte von Rheinmetall<br />
zu den weltweit führenden Herstellern.<br />
Die beiden Produktionsstandorte<br />
sind Neckarsulm (Deutschland) und<br />
Marinette (US-Bundesstaat Wisconsin);<br />
die Zahl der Großkolben-Mitarbeiter<br />
liegt bei rund 200.<br />
bzw. 12 x 130 Millimeter (Breite x<br />
Höhe).<br />
Die „MCA 1890 CO“ deckt die GSM/<br />
PCN-Frequenzen 880-960 bzw. 1710-<br />
1880 MHz sowie die UMTS-Frequenzen<br />
1900-2170 MHz ab. Die „MCA 1890<br />
Stripe“ ermöglicht zudem das Senden<br />
und Empfangen auf den AMPS/PCS-<br />
Frequenzen 824-896 bzw. 1850-1990<br />
MHz. Der Antennen-Gewinn beträgt<br />
bei beiden Modellen 0 dB.<br />
Übrigens: Hirschmann Electronics<br />
bietet eine breite Palette von Klebe-<br />
Antennen für Mobilfunk bzw. Mobilfunk/Satellitennavigation<br />
an. Damit<br />
steht für nahezu jeden Einbauort im<br />
Innenraum des Fahrzeugs eine passende<br />
Antenne zur Verfügung.<br />
Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
Rheinmetall Versicherungsdienst vermittelt jetzt Privatversicherungen<br />
„Safety Plus“ lichtet „Dschungel“<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
Branchenunternehmen abgeschlossen<br />
werden.<br />
Versicherungsexperte Hartmut Richter<br />
von der Berliner RVD-Zweigniederlassung,<br />
zuständig für das neuartige<br />
Belegschaftsgeschäft: „Mit ‚Safety<br />
Plus‘ wollen wir zum Beispiel erreichen,<br />
daß Rheinmetall-Mitarbeiter<br />
Versicherungen mit vergleichbaren<br />
Sonderkonditionen in Anspruch nehmen<br />
können, wie sie etwa Beamte in<br />
bestimmten Fällen erhalten.“ Immerhin:<br />
Ein von der RVD im Vorfeld initiierter<br />
Prämiencheck bei Hausrat-, Haftpflicht-<br />
und Unfallversicherungen ergab,<br />
daß die Rheinmetall/HDI-Angebote<br />
im Vergleich zu anderen großen<br />
und bekannten Anbietern zum Teil<br />
deutlich günstiger lagen.<br />
Zunächst im aktuellen Angebot von<br />
„Safety Plus“ sind Versicherungen für<br />
Kfz, Wohngebäude, Unfall, private<br />
Haftpflicht, Hausrat, Glas und Rechtschutz<br />
– von Fall zu Fall mit interessanten<br />
zusätzlichen Spareffekten<br />
durch spezielle Vertragskombinationen.<br />
Das RVD-Angebot wird später<br />
Service rund um<br />
Netzwerktechnik<br />
tho Neckartenzlingen. Um die Möglichkeiten,<br />
die „Industrial Ethernet“<br />
zur Steigerung der Produktivität bietet,<br />
richtig zu nutzen, sind neben industriegerechtenNetzwerkkomponenten<br />
auch fundierte Kenntnisse<br />
über die besonderen Anforderungen<br />
an Industriedatennetze erforderlich.<br />
Die Hirschmann Electronics GmbH &<br />
Co. KG (Neckartenzlingen) bietet deshalb<br />
über das neu geschaffene „Competence<br />
Center“ eine Vielzahl von<br />
S. Schmidt-Wichmann, Hartmut Richter<br />
schrittweise erweitert (z. B auf Risikolebensversicherungen).<br />
Richter: „In<br />
unserer ersten, derzeit gezielt laufenden<br />
Werbeaktion werden wir uns aktiv<br />
um die Vorstellung der günstigen Autoversicherungen<br />
bemühen, da sich<br />
Dienstleistungen rund um die Netzwerktechnik<br />
an, darunter auch ein<br />
spezielles Zertifizierungssystem für<br />
„Industrial Ethernet“.<br />
„Bei fast jeder neuen Technologie<br />
dauert es geraume Zeit, bis entsprechende<br />
Standards definiert sind. So<br />
auch bei ‚Industrial Ethernet‘. Als<br />
führender Anbieter von industriegerechten<br />
Netzwerkkomponenten wollen<br />
wir diese Lücke mit unserem Zertifizierungssystem<br />
schließen“, erklärt<br />
Knut Erpenbach, Leiter des „Competence<br />
Centers“. Die Zertifizierungen<br />
beziehen sich zum einen auf Hirschmann-Geräte,<br />
zum anderen auf Technologien<br />
wie<br />
„Ethernet“ und<br />
weitere Übertragungsprotokolle<br />
für den Einsatz<br />
im Produktionsbereich.<br />
Darüber<br />
hinaus wird<br />
auch ein Zertifikat<br />
über das Design<br />
von Industriedatennetzen<br />
angeboten.<br />
Die erforderli-<br />
Vom Schreibtisch bis an die Maschine mit Hirschmann: „Industrial<br />
Ethernet“ ermöglicht die durchgehende Vernetzung<br />
von Unternehmen mit nur einem Übertragungsprotokoll.<br />
SAM-Großaufträge<br />
auf der SMM <strong>2002</strong><br />
cd Hamburg. „Always a step ahead“<br />
– unter diesem Motto präsentierte<br />
STN Atlas Marine Electronics (SAM)<br />
auf dem wichtigsten Branchentreff der<br />
maritimen Industrie, der Messe „Shipbuilding,<br />
Machinery & Marine Technology“<br />
<strong>2002</strong> (SMM), in Hamburg Anlagen<br />
und Systeme aus den Bereichen<br />
Automation, Kommunikation, Navigation<br />
sowie Energie- und Antriebstechnik.<br />
Daß das Hamburger Unternehmen<br />
der Konkurrenz in der Tat immer<br />
einen Schritt voraus ist, zeigte nicht<br />
nur das rege Besucherinteresse auf<br />
dem Firmen-Messestand, sondern<br />
auch der Eingang bedeutender<br />
Großaufträge. So konnte die SAM<br />
noch während der Messe einen Auftrag<br />
von der Kröger Werft, Schacht-Audorf<br />
(Kreis Rendsburg-Eckernförde),<br />
über insgesamt rund sechs Millionen<br />
€ für die elektrotechnische Ausrüstung<br />
des neuen eisrandfähigen Forschungsschiffes<br />
„Maria S. Merian“ vermelden.<br />
Das Forschungsschiff (Länge<br />
94 m), das die Werft derzeit im Auftrag<br />
des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
baut, soll im Sommer<br />
2004 geliefert werden. Zum<br />
chen Kenntnisse<br />
werden in Seminaren<br />
vermittelt,<br />
die am Hirsch-<br />
Lieferumfang gehören die Automation,<br />
die elektrischen Antriebssysteme<br />
für einen „Schottel Pod“-Antrieb sowie<br />
Transformatoren, Generatoren,<br />
das Kabelnetz, die Schalttafeln und<br />
die komplette Stromversorgung sowohl<br />
für das Schiff selbst als auch für<br />
die Forschungseinrichtungen an Bord.<br />
Darüber hinaus konnte ein weiteres<br />
„Highlight“ auf der Messe unter Dach<br />
und Fach gebracht werden: Insgesamt<br />
77 Containerschiffe der NSB-Flotte<br />
werden mit der neuen „Debeg 3400<br />
Universal-AIS“-Anlage von STN Atlas<br />
Marine Electronics<br />
nachträglich<br />
ausgerüstet. Dieser<br />
neue UAIS-<br />
Transponder zur<br />
Kollisionsvermeidung<br />
auf See<br />
bietet die Möglichkeit,zusätzlicheNavigationshilfen<br />
auf dem<br />
Radar oder der<br />
elektronischen<br />
Seekarte darzustellen.<br />
Dadurch<br />
können in beidenDarstellungsvarianten<br />
die Positionen<br />
aller Schiffe opti-<br />
hier die Rabattierung am meisten auswirkt.<br />
Fast alle Versicherer haben für<br />
das kommende Jahr eine Erhöhung<br />
der Kfz-Prämien angekündigt. Die Angebote,<br />
die den Rheinmetall-Mitarbeitern<br />
via HDI offeriert werden, entsprechen<br />
hingegen bereits der endgültig<br />
kalkulierten Prämie für 2003; Erhöhungen<br />
sind also im nächsten Jahr<br />
nicht zu befürchten.“<br />
Wer sich für den aktuellen Fall der<br />
Kfz-Versicherung interessiert und seinen<br />
derzeitigen Vertrag im Sinne der<br />
grundsätzlichen Optimierung gezielt<br />
„auf den Prüfstand“ stellen will, dem<br />
steht – wie bei allen anderen Fragen<br />
bzw. Angeboten zu privaten Versicherungen<br />
– die folgende HDI-Hotline<br />
sach- und fachkompent zur Verfügung:<br />
Tel.: 0180/5005945; Fax: 0180/<br />
5005946. Noch einmal Hartmut Richter:<br />
„Dort werden qualifizierte Mitarbeiter<br />
unseres Partners HDI Privat Versicherung<br />
<strong>AG</strong> alle Fragen und Wünsche<br />
beantworten bzw. bearbeiten.“<br />
Die Rheinmetall-Konzernzeitung „Das <strong>Profil</strong>“ wird<br />
zukünftig regelmäßig über das „Safety Plus“-Projekt<br />
sowie andere Themenaspekte der Privatversicherungen<br />
berichten.<br />
mann-Firmensitz<br />
in Neckartenzlingen<br />
bei Stuttgart<br />
stattfinden. Bescheinigungen<br />
können aber<br />
auch ohne Besuch<br />
dieser Veranstaltungenerlangt<br />
werden. Die<br />
dazu erforderli-<br />
Knut Erpenbach<br />
chen Prüfungen<br />
lassen sich via Internet ablegen. Erpenbach:<br />
„Unser Zertifizierungssystem<br />
bietet den Absolventen die<br />
Möglichkeit, einen Nachweis über ihr<br />
Wissen auf dem Gebiet moderner<br />
Industrienetze zu erbringen.“ (Nähere<br />
Informationen unter www.hicomcenter.com.)<br />
Hirschmann Electronics verfügt über<br />
langjährige Erfahrung im Bereich der<br />
Netzwerktechnik. 1984 installierte<br />
das Unternehmen auf dem Gelände<br />
der Universität Stuttgart das weltweit<br />
erste optische „Ethernet“-Netzwerk.<br />
Auch auf dem Gebiet des „Industrial<br />
Ethernet“ leistete Hirschmann Pionierarbeit<br />
und zählt dort inzwischen<br />
zu den Marktführern (siehe auch<br />
„Das <strong>Profil</strong>“ 1/<strong>2002</strong>). Allein in den<br />
letzten Monaten des vergangenen<br />
Jahres sind über 25 000 „Industrial-<br />
Line“-Geräte verkauft worden.<br />
mal visualisiert werden. Weiterhin<br />
konnte ein Auftrag zur Ausrüstung von<br />
zwei Containerschiffen mit Navigationssystemen<br />
vom Typ „Nacos 55-4“<br />
für die japanische Reederei NYK hereingeholt<br />
werden.<br />
Klaus Lorenz, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der SAM: „Wir konnten<br />
mit dem diesjährigen Messeverlauf<br />
überaus zufrieden sein. Es ist erneut<br />
gelungen, SAM als führendes Systemhaus<br />
für die Ausstattung von<br />
Schiffen mit modernster Elektronik zu<br />
präsentieren.“<br />
Auftrag: Beim Fototermin freuten sich (v.l.) Reinhard Kuhr<br />
(Leiter Einkauf Kröger Werft), Werner Dörries (Geschäftsführer<br />
Kröger Werft), SAM-Geschäftsführer Klaus Lorenz<br />
und Prof. Dr. Wilfried Hensel (Produktbereichsleiter SAM).<br />
Foto: Ulli Müller
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 11<br />
Etwa 20 Fach- und Tageszeitungs-Journalisten informierten sich im Juli diesen Jahres vor<br />
Ort und aus erster Hand bei der Carbureibar S.A. im baskischen Abadiano (Spanien)<br />
über Systeme zur Steuerung der Abgasrückführung und der Sekundärluft. Auch der Autor<br />
dieses Beitrages gehörte der journalistischen Reisegruppe an. Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />
arbeitet als freiberuflicher Journalist in Besigheim/Neckar. Nach dem Studium des<br />
Maschinenbaus in München absolvierte er ein Volontariat im Süddeutschen Verlag, wo Goroncy<br />
auch als Redakteur tätig war. Danach arbeitete der heute 52jährige insgesamt 14 Jahre in den<br />
Presseabteilungen der Robert Bosch GmbH und der damaligen Daimler Benz <strong>AG</strong>; 1991 übernahm<br />
er die Chefredaktion der Fachzeitschriften ATZ und MTZ. Heute betreibt Jürgen Goroncy<br />
Fachjournalisten zu Gast bei Carbureibar – Standort hat gute Perspektiven<br />
Gezielt auf der sauberen Fährte<br />
Abadiano. Die<br />
ungebremste<br />
Nachfrage nach<br />
Dieselmotoren<br />
und die verstärkte<br />
Marktpräsenz von<br />
Ottomotoren mit<br />
direkter Einspritzung<br />
hat die Nachfrage<br />
nach Sekundärluft-<br />
und Ab-<br />
Jürgen Goroncy<br />
gasrückführsystemen<br />
kräftig angekurbelt. Beide Systeme<br />
von <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> reduzieren<br />
den Anteil der schädlichen Bestandteile<br />
(Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid<br />
und Stickoxide) im Abgas.<br />
<strong>Pierburg</strong> war einer der Pioniere der<br />
Abgasrückführung (<strong>AG</strong>R). „Als erster<br />
Lieferant haben wir bereits 1970 pneumatisch<br />
betätigte <strong>AG</strong>R-Ventile gefertigt“,<br />
gibt Peter Klotzbach, Entwicklungsleiter<br />
Schadstoffreduzierung, einen<br />
Rückblick in die Geschichte. Damals<br />
galt es, die Grenzwerte für Stickoxide<br />
(NOx) in Kalifornien zu erfüllen.<br />
Die ersten <strong>AG</strong>R-Ventile für Dieselmotoren<br />
gingen 1981 in Serie. 1996 begann<br />
man in Neuss mit der Produktion elektrisch<br />
angetriebener <strong>AG</strong>R-Ventile.<br />
Gegenwärtig fertigt<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />
fast nur noch<br />
die elektrische Variante.<br />
Während zur<br />
Ansteuerung der<br />
pneumatischen Ventile<br />
eine Unterdruckquelle<br />
benötigt wird<br />
(Vakuumpumpe<br />
beim Dieselmotor<br />
bzw. Saugrohr-Unterdruck<br />
beim Ottomotor),<br />
ist der Einsatz<br />
der elektrischen <strong>AG</strong>R-<br />
Ventile vom Unterdruck<br />
vollkommen<br />
unabhängig. Peter<br />
Klotzbach zählte vor<br />
der Presse noch weitere<br />
Vorteile der elektrischen<br />
Lösung auf:<br />
★ höhere Dynamik,<br />
da das elektrische<br />
Steuersignal direkt<br />
umgesetzt wird;<br />
★ präzisere Zumessung der<br />
rückgeführten Abgasmenge;<br />
★ verbesserte Regelbarkeit;<br />
★ Langzeitstabilität.<br />
Neueste<br />
Entwicklungsstufe<br />
sind elektromotorische<br />
<strong>AG</strong>R-Ventile für<br />
Otto- und Dieselmotoren<br />
mit direkter Einspritzung.<br />
Sie stehen kurz vor der<br />
Markteinführung. Wesentliche Vorteile<br />
dieser neuen Ventile sind nach Angaben<br />
von Peter Klotzbach „eine verbesserte<br />
Dosier- und Regelbarkeit bei verminderter<br />
Empfindlichkeit gegen Ver-<br />
Zulieferkompetenz<br />
in geballter Form<br />
go Bilbao. 7261 Quadratkilometer<br />
umfaßt das spanische Baskenland –<br />
oder Euskadi, wie es auf baskisch<br />
heißt. In den drei baskischen Provinzen<br />
Spaniens leben etwa 900000<br />
Menschen. Die industrielle Tradition<br />
basiert auf der Verhüttung von einheimischem<br />
Eisenerz, das jedoch<br />
schmutzung und Verklebung“. Eine<br />
gegen hohe Temperaturen resistente<br />
Elektronik und eine berührungslos arbeitende<br />
Sensorik charakterisieren<br />
den modularen Aufbau der mechatronischen<br />
Einheit.<br />
Ein zweites Standbein im Produkt-<br />
Portfolio von <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />
sind neben den <strong>AG</strong>R-Ventilen die<br />
Sekundärluftsysteme. Bei beiden Produkten<br />
belegt das Unternehmen mit<br />
einem Marktanteil von 70 beziehungsweise<br />
67 Prozent in Westeuropa<br />
den ersten Platz in der Produktionsstatistik.<br />
Er soll nach Angaben<br />
von Dr. Gerd Kleinert, Vorsitzender<br />
des Vorstandes<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong>,<br />
mit innovativen<br />
Produkten weiter<br />
ausgebaut werden.<br />
Sekundärluftsysteme reduzieren besonders<br />
beim Kaltstart des Motors die<br />
Kohlenwasserstoffe (HC) und das Kohlenmonoxid<br />
(CO). In den ersten 30 bis<br />
60 Sekunden nach dem Kaltstart werden<br />
etwa 80 Prozent der Kohlenwas-<br />
Bei Carbureibar im spanischen Abadiano ermöglicht ein elektronisches Warenkontrollsystem<br />
die genaue Bestandsführung in allen Produktionsschritten. Wie<br />
hier an der Montagelinie für Sekundärluftpumpen von Carbureibar-Mitarbeiterin<br />
Cristina Cerros im Einsatz, ermöglichen elektronische Lesegeräte eine<br />
schnelle und zielgerichtete Materialerfassung innerhalb der gesamten Fabrik.<br />
serstoffe ausgestoßen. Der zusätzlich<br />
von einer elektrischen<br />
Pumpe in den Abgasstrang eingeblasene<br />
Sauerstoff begünstigt<br />
die Oxidation des Abgases, so<br />
daß der Katalysator in recht<br />
kurzer Zeit (15 bis 20 Sekunden)<br />
auf Betriebstemperatur<br />
gebracht werden kann.<br />
Eine alternative Möglichkeit,<br />
die Kaltstartemissionen<br />
zu verringern, sind motornahe<br />
Katalysatoren,<br />
doch laut Dieter Herzog,<br />
<strong>Pierburg</strong>-Entwicklungsleiter Sekundärluftsysteme,<br />
„wird bei dieser<br />
Lösung die Vollast des Motors mit hohem<br />
Kraftstoffüberschuß abgestimmt.<br />
Dies führt außerhalb des Testzyklus zu<br />
mittlerweile erschöpft ist. Heute bestimmen<br />
die Metall-, Elektro-, Maschinenbauindustrie<br />
die industrielle<br />
Struktur.<br />
Innerhalb des Maschinenbaus<br />
spielt die Automobil- und deren Zulieferindustrie<br />
eine wichtige Rolle. DaimlerChrysler<br />
fertigt jährlich etwa 85000<br />
Vito- und V-Klasse-Fahrzeuge. Irizar,<br />
der zweitgrößte Hersteller von Luxusbussen<br />
in Europa mit Sitz in Gipuzkoa,<br />
produziert etwa 13 Omnibusse<br />
erhöhtem Schadstoffausstoß und<br />
Kraftstoffverbrauch“. Mit Sekundärluftsystemen<br />
werden ohne derartige<br />
Nachteile die Abgasgrenzwerte eingehalten.<br />
Ein weiterer Vorteil von Sekundärluftsystemen<br />
ist ihre Langzeitstabilität.<br />
150000 Meilen Laufleistung werden<br />
garantiert, während es bei motornahen<br />
Katalysatoren meist nur 80000 Meilen<br />
sind. Von 2004<br />
an bietet<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong><br />
Sekundärluftmodule<br />
mit einem<br />
für<br />
Diagnosezwecke<br />
integrierten<br />
Luftmassenmesser an.<br />
Wie bei den <strong>AG</strong>R-Ventilen bietet <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> auch ein elektrisch<br />
betätigtes Sekundärluftventil an,<br />
das mehr Funktionssicherheit als die<br />
pneumatische Variante bietet.<br />
Mit diesen Innovationen sieht Dieter<br />
Herzog auch die Zukunftsaussichten<br />
der Sekundärluftsysteme vergleichsweise<br />
positiv: „Besonders<br />
in den USA<br />
werden die Automobilhersteller<br />
auch<br />
weiterhin noch einige<br />
Jahre Ottomotoren<br />
mit konventioneller<br />
Einspritzung<br />
in das Saugrohr anbieten.<br />
So wird der<br />
Bedarf an Sekundärluftsystemen<br />
weiterhin zunehmen.<br />
Darüber hinaus<br />
wird mittelfristig<br />
die Sekundärluft<br />
auch bei<br />
Otto-DI-Motoren ihre<br />
Anwendung finden.“<br />
Die Neuheiten bei<br />
<strong>AG</strong>R und Sekundärluft<br />
sind gleichwohl<br />
auch Beispiele für<br />
die aktuelle, zukunftsorientierte<br />
Strategie des Vorstandes.<br />
Gerd Kleinert gliederte die<br />
Politik des Vorstandes vor den journalistischen<br />
Gästen in fünf Punkte:<br />
★ Konzentration auf das Kerngeschäft<br />
„rund um den Motor“;<br />
★ Fokussierung auf das Produktspektrum<br />
in den einzelnen Gesellschaften;<br />
★ Ausbau der Elektronikkompetenz;<br />
★ Profitabilität geht vor Wachstum;<br />
★ Verstärkung der weltweiten Präsenz<br />
– vor allem in Asien.<br />
Mit diesen Maßnahmen will er „die<br />
solide finanzielle Basis des Unternehmens<br />
stärken und den ,Cashflow’ verbessern,<br />
um mittelfristig die internationale<br />
Präsenz zu vergrößern“. Dabei<br />
istihm ein großer Schritt lieber als viele<br />
kleine Schritte. Jürgen Goroncy<br />
pro Arbeitstag. Darüber hinaus sind<br />
etwa 280 Zulieferunternehmen im<br />
spanischen Baskenland aktiv, die mit<br />
insgesamt etwa 50000 Mitarbeitern<br />
im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz<br />
von 6,9 Milliarden € erzielten.<br />
Dieser Umsatz entspricht mehr<br />
als 20 Prozent des baskischen Bruttosozialprodukts<br />
und stellt etwa 30 Prozent<br />
des von der gesamten spanischen<br />
Zulieferindustrie erwirtschafteten<br />
Umsatzes dar.<br />
ein Redaktionsbüro in Besigheim. Zur Einstimmung in die hier dargestellte Systemtechnik:<br />
Abgasrückführungs- und Sekundärluftsysteme bietet <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> den Automobilherstellern<br />
zur Abgasreinigung an. Die Abgasrückführung senkt bei Diesel- und Ottomotoren die<br />
Bildung von Stickoxiden. Ein Teil des Abgases wird hinter dem Auslaßventil des Motors abgezweigt<br />
und erneut dem Brennraum zugeführt. Diese fast sauerstoff-freien Abgase führen zu<br />
einer Absenkung der Spitzentemperatur während der Verbrennung und unterdrücken so die<br />
Bildung von Stickoxiden. Sekundärluftsysteme erhöhen dagegen den Sauerstoffgehalt im<br />
Abgas und reduzieren durch die schnellere Aufheizung des Katalysators beim Kaltstart des<br />
Ottomotors die Kohlenwasserstoffe und das Kohlenmonoxid. dp<br />
Zentrum automobiler Zulieferkompetenz: Mit 350 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz<br />
(2001) von etwa 120 Millionen € ist die Carbureibar S.A. im nordspanischen<br />
Abadiano eine wichtige Größe innerhalb der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe.<br />
Bestens gerüstet<br />
für die Zukunft<br />
go Abadiano. Die Zukunftsaussichten<br />
waren nicht sehr rosig, als <strong>Pierburg</strong><br />
1991 die Carbureibar S.A. im<br />
baskischen Abadiano zu 100 Prozent<br />
übernahm. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
produzierte das Unternehmen in<br />
Nordspanien fast ausschließlich Vergaser.<br />
Die streng verschärften Abgasgrenzwerte<br />
konnten die Automobilhersteller<br />
jedoch mit einem Vergaser<br />
als Gemischaufbereitungssystem<br />
nicht mehr erfüllen. So entschieden<br />
sich die Verantwortlichen zu einem<br />
Kraftakt und stellten das Produktionsprogramm<br />
in sehr kurzer Zeit<br />
auf Abgasrückführventile und Sekundärluftsysteme<br />
– zwei Komponenten<br />
für die Abgasreinigung – um. Heute<br />
ist Carbureibar S.A. mit einem Umsatz<br />
von etwa 120 Millionen Euro und<br />
350 Mitarbeitern eine wichtige Größe<br />
innerhalb der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />
<strong>AG</strong>.<br />
Auch für die zukünftigen Anforderungen<br />
ist Carbureibar S.A. gut gerüstet.<br />
Mit den neuen elektrisch betriebenen<br />
Abgasrückführventilen hat<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> wieder eine<br />
zukunftsträchtige Idee bis zur Serienreife<br />
entwickelt. Mit diesen Ventilen<br />
ist die Abgasrückführung unabhängig<br />
vom verfügbaren Unterdruck, somit<br />
gibt es keine Einschränkungen<br />
im Kennfeldbereich.<br />
Dank dieser schadstoffreduzierenden Innovation können Autos (zum Teil) auch mit<br />
Abgas betrieben werden: das demnächst in Serie gehende Elektromotorische Abgasrückführventil<br />
(<strong>AG</strong>R) von <strong>Pierburg</strong>. In der Bildleiste darüber sind das Vorläufer-<strong>AG</strong>R<br />
ohne Motorantrieb (Foto links) sowie ein Sekundärluftsystem (Foto rechts) zu sehen.
Seite 12 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Intelligente Schutzsysteme von Buck<br />
„Stierkampf“ mit<br />
Pamela Anderson<br />
Neuenburg. Die rasanten Fortschritte<br />
in der Informations- und Kommunikationstechnik<br />
haben nicht nur PC und<br />
Internet, Mobilfunk und Satellitenkommunikation<br />
ermöglicht, sie haben<br />
– in Verbindung mit einer immer leistungsfähigeren<br />
Sensorik – auch der<br />
Wehrtechnik zu immer effektiveren<br />
Waffensystemen verholfen. Ebenso<br />
deutlich wie die Schlagkraft der eigenen<br />
Streitkräfte durch den Einsatz von<br />
hochmoderner, informationsverarbeitender<br />
Sensorik verbessert wird,<br />
wächst aber auch die Bedrohung von<br />
Mensch und Material von seiten der<br />
gegnerischen Aufklärungssysteme<br />
und Flugkörper. Die Entwicklung und<br />
Einführung wirksamer Schutzsysteme<br />
gewinnt daher eine immer größere Bedeutung.<br />
Mit der Buck Neue Technologien<br />
GmbH (BNT) im badischen Neuenburg,<br />
einem hochspezialisierten<br />
Anbieter von Anti-Sensor-Schutzsystemen<br />
sowie Trainingssystemen für<br />
Marine, Luftwaffe und Landstreitkräfte,<br />
ist die Rheinmetall-DeTec-<br />
Gruppe auch auf<br />
diesem wichtigen<br />
Gebiet weltweit<br />
Technologieführer.<br />
Seit Ende 1998<br />
gehört BNT innerhalb<br />
der Rheinmetall<br />
DeTec zum Be-<br />
reich „Waffe und<br />
Munition“ und<br />
Armin Papperger<br />
wird in diesem Jahr an zwei Standorten<br />
(Neuenburg/Baden und Fronau/Bayern)<br />
mit rund 120 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von knapp 24 Millionen € erwirtschaften<br />
– nach zwölf Millionen €<br />
im Vorjahr! Tendenz: steigend.<br />
„Daß 1998 aus dem Familienunternehmen<br />
‚Buck System‘ mit der Übernahme<br />
durch Rheinmetall die ‚Buck<br />
Neue Techologien‘ wurde, ist durchaus<br />
programmatisch zu verstehen“, beschreibt<br />
Dipl.-Ing. Armin Papperger die<br />
Ausgangssituation. „Wir hatten<br />
zunächst jede Menge Know-how –<br />
rund dreißig Entwicklungsprojekte liefen<br />
parallel –, aber keine Produkte.<br />
Die Produkte, die wir jetzt verkaufen,<br />
haben wir alle im vergangenen Jahr<br />
erst fertig konzipiert. Erreicht haben<br />
wir das in erster Linie durch Konzentration<br />
auf wenige, aber realistische Vorhaben,<br />
die dann schnellstmöglich in<br />
marktfähige Produkte umgesetzt wurden.<br />
Mit einem Auftragsbestand von<br />
über 30 Millionen € (August <strong>2002</strong>) haben<br />
wir auch wirtschaftlich wieder eine<br />
wesentlich bessere Perspektive.“<br />
Die fünf Produktgruppen der BNT<br />
spiegeln die verschiedenen Einsatzbereiche<br />
der Schutzsysteme wider:<br />
★ „Self Protection Sea“: Selbstschutz<br />
für die Marine, derzeit mit rund 40 Prozent<br />
vom Umsatz der größte Bereich;<br />
★ „Self Protection Land“: Panzerschutz<br />
und Nebelhandgranaten;<br />
★ „Self Protection Air“: Schutz von<br />
Transportflugzeugen zum Beispiel bei<br />
den Kriseneinsatzkräften;<br />
★ „Area Protection Land“: Schutz<br />
großer Flächen (Artillerie- und Mörserbereich);<br />
★ Trainingssysteme.<br />
Die Aufgabe der Buck-Systeme ist in<br />
fast allen Bereichen ähnlich: Es geht<br />
um Schutz vor Raketen, die mit Kameras<br />
(visuell), Infrarot-Suchköpfen, Radar-Suchköpfen<br />
oder Laser-Suchköpfen<br />
ausgerüstet sind und so selbst<br />
ihr Ziel orten und ansteuern.<br />
BNT-Chef Papperger erläutert die Lösung<br />
des Problems: „Unser Ziel ist:<br />
‚Avoid the hit‘, also Treffervermeidung.<br />
Nehmen wir als Beispiel unser System<br />
MASS („Multi Ammunition Softkill System“),<br />
das neue Schutzsystem für die<br />
Marine. Wir nennen unser Vorgehen<br />
das ‚Stierkämpferprinzip‘. Die Forderung<br />
lautet: Plaziere den richtigen<br />
Täuschkörper zur richtigen Zeit am<br />
richtigen Ort. Bei „MASS“ erreichen<br />
wir dies dadurch, daß unser Werfersystem<br />
in Azimut (Winkel in der Ebene)<br />
und Elevation (Winkel zum Horizont)<br />
richtbar ist und 32 identische Täuschkörper<br />
zeitversetzt so abfeuert, daß<br />
die gegnerische Rakete vom eigentlichen<br />
Ziel (der Schiffe) schrittweise abgelenkt<br />
wird und schließlich ins Leere<br />
zielt. Wir haben diese Ablenkung intern<br />
den ‚Pamela Anderson-Effekt‘ genannt.<br />
Er besagt vereinfacht, daß wir<br />
der gegnerischen Sensorik an Stelle<br />
des ursprünglichen<br />
Schlüsselreizes<br />
‚Schiff‘ einen ‚optimiertenSchlüsselreiz‘<br />
präsentieren.<br />
So wie Pamela Anderson<br />
manchem<br />
Mann ‚den Kopf<br />
verdreht‘, verdrehen<br />
unsere Täuschkörper<br />
der ankommenden<br />
Rakete<br />
den (Such-)Kopf.“<br />
Das „MASS“-System<br />
ist in der Tat<br />
zur Zeit das Non-<br />
Plus-Ultra am Markt.<br />
Es ist weltweit das<br />
einzige derartige<br />
Schutzsystem, das<br />
einen Täuschkörpereinsatz mit allen<br />
fünf Freiheitsgraden – Richtung, Höhe,<br />
Entfernung, Anzahl und Intervall – erlaubt<br />
und zudem spontanen Schutz in<br />
allen militärisch relevanten Wellenlängenbereichen<br />
(optisch, Infrarot, Laser<br />
und Radar + UV) gewährleistet. Erstmals<br />
eingesetzt wird „MASS“ auf der<br />
deutschen Korvette K-130; der erste<br />
Auslandsauftrag kam im März <strong>2002</strong><br />
mit Finnland zustande. Insgesamt wurden<br />
bislang Verträge für 22 Werfersysteme<br />
abgeschlossen. Weitere Länder<br />
wie Schweden und die Vereinigten<br />
Arabischen Emirate stehen auf der<br />
Die Buck Neue Technologien GmbH (BNT) mit den beiden Standorten Neuenburg (Baden) und Fronau (Bayern) ist im Verbund<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> das innovative Kompetenzzentrum für Schutzsysteme der Land-, Luft- und Seestreitkräfte.<br />
Auftragseingangs-Liste. Für die Produkte<br />
werden in den nächsten drei<br />
Jahren entsprechende Buchungen<br />
über 30 bis 40 Millionen € erwartet.<br />
„Unser Entwicklungsvorsprung gegenüber<br />
der Konkurrenz beträgt hier<br />
mindestens fünf Jahre. Weltweit gibt<br />
es kein vergleichbares Schutzsystem.“<br />
Ein entscheidendes Plus in Sachen<br />
Sicherheit ist die extrem verkürzte Reaktionszeit.<br />
Vom Erkennen der Rakete<br />
(Anfluggeschwindigkeit: Mach 2, entsprechend<br />
ca. 2400 km/h!) bis zu ihrer<br />
Der richtbare MASS-Werfer ist als vollständige Eigenentwicklung<br />
der BNT ein absolutes „High-Tech“-Produkt.<br />
erfolgreichen Ablenkung benötigt<br />
„MASS“ gerade einmal zwei Sekunden.<br />
Woraus besteht nun der Täuschkörper?<br />
Um beide möglichen Sensoriksysteme<br />
(Infrarot und Radar) gleichermaßen<br />
zu beeinflussen, enthält jeder<br />
„Köder“ („Decoy“) zweierlei Ladung:<br />
★ Zur Störung des feindlichen Radars<br />
werden sogenannte „Chaff-Payloads“<br />
ausgebracht. Dabei handelt es sich<br />
um aluminisierte Glasfaserstreifen,<br />
die derart auf Länge geschnitten sind,<br />
daß die Radardipole (optimierter<br />
Schlüsselreiz!) in der Luft stehen und<br />
so die Radarpeilung vom Schiff auf<br />
den Köder umleiten.<br />
★ Zur Ablenkung der Infrarotpeilung<br />
wird zwischen dem Schiff und der angreifenden<br />
Rakete eine Wolkenwand<br />
aus Rotphosphor-Flares („Flare“ =<br />
Fackel) errichtet, auf der dann die IR-<br />
Peilung der Rakete haften bleibt,<br />
während das Schiff den Gefahrenbereich<br />
verläßt.<br />
Gebaut wird das komplette MASS-<br />
System, bestehend aus der Control-<br />
Unit mit der gesamten Elektronik sowie<br />
dem „Launcher“ (Werfer), am<br />
zweiten Standort der BNT, im bayerischen<br />
Fronau bei Bad Reichenhall. An<br />
diesem ehemals als reines Entwicklungszentrum<br />
genutzten Standort werden<br />
seit Februar <strong>2002</strong> alle Aktivitäten<br />
in den Bereichen „Self Protection Sea“<br />
und „Self Protection Air“ konzentriert.<br />
Durch innovative Produkte, die sowohl<br />
„Fighter“ als auch Transportflugzeuge<br />
schützen, – zum Beispiel „Array Flare<br />
DM69A2“, „Birdie“ („Bi-spectral infrared<br />
decoy with improved efficiency“)<br />
und „Cirrus“ („Cloud infrared radiating<br />
ultraviolet stoping“) – wird dieser Bereich<br />
derzeit konsequent ausgebaut.<br />
Auch in der Rotphosphor-Technologie,<br />
die für alle Arten von IR-Schutz<br />
eingesetzt wird, ist BNT innovativ. Die<br />
neuen Ladungen werden auf der Basis<br />
eines mikrogekapselten und auf Wasserbasis<br />
– also lösungsmittelfrei –<br />
hergestellten Rotphosphors entweder<br />
zu „Flares“ (dünne, runde Plättchen)<br />
verarbeitet oder zu „Pellets“ (Scheiben)<br />
gepresst. Die Vorteile dieses patentierten<br />
Fertigungsverfahrens liegen<br />
in seiner Umweltverträglichkeit, aber<br />
auch in höherer Langzeitstabilität und<br />
Sicherheit.<br />
Im zweiten wichtigen Anwendungsgebiet<br />
der Schutzsysteme von Buck,<br />
dem Panzerschutz („Self Protection<br />
Land“), hat das südbadische Unter-<br />
nehmen ebenfalls neue Standards gesetzt.<br />
Geschäftsführer Papperger erläutert<br />
das zweifache Prinzip künftiger<br />
Systeme: „Bei der Abwehr neuartiger<br />
Waffensysteme geht es grundsätzlich<br />
um zweierlei: Informationsreduktion<br />
(zum Beispiel durch eine Nebelwand)<br />
und Falsch-Information (Ablenkung<br />
vom Ziel auf den Köder). ,Tarnen’ und<br />
,Täuschen’ sind die Grundprinzipien.<br />
Beim Panzerschutz geht es nun darum,<br />
zusätzlich zur klassischen passiven<br />
Tarnung mit Nebelwirkmitteln<br />
auch aktive Tarn- und Täuschmaßnahmen<br />
zum Schutz gegen dynamische<br />
Präzisionswaffen durchzuführen. Der<br />
Kampf gilt der feindlichen Sensorik<br />
und zwar unabhängig davon, ob diese<br />
stationär oder in heranfliegenden<br />
Suchköpfen eingesetzt wird. Zur Erweiterung<br />
des Schutzes im Infrarotund<br />
Laserbereich haben wir für den<br />
Fahrzeugselbstschutz jetzt die neue<br />
Produktgeneration ,Maske’ eingeführt.<br />
Dafür konnten wir im September<br />
2001 quasi vom Stand weg einen Auftrag<br />
aus Großbritannien über 100000<br />
Stück gewinnen, der ein Volumen von<br />
mehr als zehn Millionen € über drei<br />
Jahre hat und derzeit produziert wird.“<br />
Die Spontanität und die Wirkung der<br />
neuen „Maske“-Produkte ist gezielt<br />
auf anfliegende Panzerabwehrlenkflugkörper<br />
abgestimmt. Deren Sichtlinie<br />
wird sowohl im visuellen als auch<br />
im IR-Bereich unterbrochen und zusätzlich<br />
über zahlreiche Strahlungsquellen<br />
irritiert.<br />
„Daß wir hier einen großen Schritt in<br />
die Zukunft getan haben“, so Papperger,<br />
„zeigt die Tatsache, daß wir mit<br />
dieser Munition bereits weiter sind als<br />
das zugehörige Systemumfeld. Und<br />
genau hier liegt unser Ansatzpunkt für<br />
wichtige und grundlegende Zukunftsprojekte.<br />
Konkret heißt dies: Um die<br />
(Fortsetzung auf Seite 13)<br />
Kompetenter Partner: Mit den neuen Schutzsystemen MASS und „Maske“ hat sich BNT erfolgreich am Markt der „Smart Protection“-Systeme etabliert. Das Marine-Schutzsystem MASS wird auf der<br />
neuen deutschen Korvette K-130 (Foto links) zum Einsatz kommen. Das „Maske“-Schutzsystem erlaubt aktive Tarn- und Täuschmaßnahmen zum Schutz gegen dynamische Präzisionswaffen (Foto rechts).<br />
Fotos (6): Buck Neue Technologien GmbH
Quelle: Buchpublikation „Die Bundeswehr im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 13<br />
Das von Thomas Meuter im Eigenverlag herausgegebene Buch gibt unter anderem<br />
einen Überblick über die unterschiedlichen militärischen KFOR-Verbände<br />
sowie deren Zusammensetzung und Aufgabenstellung im Kosovo. Darüber<br />
hinaus ist im zweiten Kapitel ein Teil der technischen Ausrüstung beschrieben,<br />
die die Bundeswehr im Rahmen dieses Einsatzes verwendet. Dazu gehören<br />
notabene auch moderne Heerestechnik-Systeme der Rheinmetall-DeTec-Gruppe,<br />
so – von oben – der Transportpanzer „Fuchs“ mit seiner leistungsfähigen<br />
Zusatzpanzerung zum Schutz gegen Landminen, der Kampfpanzer „Leopard 2<br />
A5 KWS“ (u.a. Waffenanlage) und der RLS-Minenräumpanzer vom Typ „Keiler“.<br />
Intelligente Schutzsysteme der Buck Neue Technologien GmbH<br />
„Stierkampf“ mit Pamela Anderson<br />
(Fortsetzung von Seite 12)<br />
Wirkung unserer Munition optimal entfalten<br />
zu können, wären einzelrichtbare<br />
Werfer mit niedrigem Elevationswinkel<br />
sowie integrierte Flugkörperwarner<br />
notwendig.“<br />
Der Panzerschutz der Zukunft, wie er<br />
derzeit bei BNT intensiv geplant wird,<br />
heißt firmenintern „Future Vehicle Protection“.<br />
Das Projekt sieht im Kern vor,<br />
das bereits im Marinebereich eingeführte<br />
Prinzip der drehbaren Werfer<br />
(„MASS“) auf Landfahrzeuge zu übertragen.<br />
Man wäre damit in der Lage,<br />
den Panzer gegen alle möglichen Angriffsrichtungen<br />
zu schützen. Die Studienphase<br />
hierzu hat in diesem Jahr<br />
begonnen, der Serienanlauf ist für etwa<br />
2006 vorgesehen.<br />
Aufbauend auf dieser notwendigen<br />
Hardware am Fahrzeug (Werfer-Technologie),<br />
werden bei BNT munitionsseitig<br />
derzeit zwei Zukunftsprojekte verfolgt,<br />
mit denen der Fahrzeugschutz eine völlig<br />
neue Qualität erlangt:<br />
★ „ETIRN“, der „Einseitigtransparente<br />
Infrarotnebel“, ein optimiertes Tarnsystem.<br />
★ „MUSS“, ein optimiertes Ablenkungssystem<br />
für Panzerwaffen.<br />
Beim einseitig transparenten Infrarotnebel<br />
„ETIRN“ verschwindet das angegriffene<br />
Panzerfahrzeug im Nebel.<br />
Dieser Nebel soll jedoch nur die Sicht<br />
des Angreifers stören, nicht aber die<br />
Sicht des Verteidigers, da dieser für<br />
seine Verteidigung auf Sichtlinie zum<br />
Angreifer angewiesen ist. Zusammen<br />
mit STN Atlas Elektronik wurde hierzu<br />
eine Bildverarbeitung entwickelt, die<br />
das Bild vom Angreifer trotz des<br />
Nebels scharf hält. Dieses neuartige<br />
Nebelsystem ist praktisch eine „Tarnkappe“<br />
für die Soldaten.<br />
Ein weiterer Schritt ist die Anwendung<br />
im Bereich der Panzerwaffen,<br />
das „MUSS“-System. Hier handelt es<br />
sich ebenfalls um ein Kooperationsprojekt,<br />
diesmal mit der DASA (heute<br />
Bestandteil des europäischen Luftund<br />
Raumfahrt-Konzerns EADS) und<br />
Krauss-Maffei Wegmann. Panzer können<br />
heute konventionell mit drahtgesteuerten<br />
Abwehrwaffen über vier<br />
bis fünf Kilometer bekämpft werden.<br />
Auch diese Waffen sind infrarot-<br />
Erinnern wir uns: Im Frühsommer 1999 – nach mehr<br />
als 70tägigen Luftangriffen auf serbische Truppenverbände,<br />
deren militärische Einrichtungen und<br />
Infrastrukturen – marschierten Streitkräfte der<br />
„Nato“ in das vom Krieg stark zerstörte Kosovo<br />
ein. Unter diesen Verbänden befanden sich erstmals auch<br />
deutsche Kampftruppen, die für eine friedenssichernde<br />
und friedenserhaltende Mission eingesetzt wurden. Über<br />
4700 deutsche Soldaten stehen heute bei der „Kosovo<br />
Force“ (KFOR) im Einsatz und tragen dazu bei, daß der Frieden<br />
in dieser südosteuropäischen Region weiterhin gesichert<br />
ist und bleibt. Die Bundeswehr trägt also – und das<br />
ist eine der zentralen Botschaften des von Thomas Alexan-<br />
Meckenheim/Düsseldorf. Für die<br />
Bundesrepublik Deutschland waren<br />
die ersten Monate des Jahres 1999 von<br />
einem starken sicherheitspolitischen<br />
Umbruch geprägt. Der Konflikt zwischen<br />
der jugoslawischen Regierung<br />
und der Europäischen Gemeinschaft<br />
sowie den USA über den Kosovo-Konflikt<br />
spitzte sich dramatisch zu. Eine<br />
kriegerische Auseinandersetzung war<br />
im April 1999 nicht mehr zu verhindern.<br />
Deutsche „Tornado“-Jagdbomber<br />
flogen gemeinsam mit alliierten<br />
Kampfflugzeugen Luftangriffe gegen<br />
das serbische Militär, welches das<br />
Kosovo besetzt hielt.<br />
Mit dem politischen Schritt, deutsche<br />
Soldaten an Kampfhandlungen<br />
in Europa teilhaben zu lassen,<br />
änderte die Bundesrepublik<br />
Deutschland auch<br />
die Definition über die bisherigen<br />
Möglichkeiten, militärische<br />
Verbände einzusetzen.<br />
Die Bundeswehr<br />
wurde erstmalig seit ihrer<br />
Aufstellung in einen Kampfeinsatz<br />
geführt, um mitzuhelfen,<br />
eine Gewaltherrschaft<br />
zu beenden. Im zweiten<br />
Schritt wurden Bodentruppen<br />
in das Kosovo geschickt,<br />
um friedenserhaltende<br />
Maßnahmen<br />
notfalls mit Gewalt durchzusetzen<br />
und den Frieden<br />
zwischen den ethnischen<br />
Gruppen sicherzustellen.<br />
Keine leichte sicherheitspolitische<br />
Aufgabe für die dort im Einsatz befindlichen<br />
Truppen.<br />
Doch so medienwirksam der Einsatz<br />
der Bundeswehr im Kosovo auch war,<br />
nach den spektakulären Bildern des<br />
Krieges ist das Interesse an den dort<br />
zu vollziehenden sicherheitspolitischen<br />
Aufgaben in der Medienwelt<br />
erlahmt. Einer breiten Öffentlichkeit<br />
ist beispielsweise kaum bekannt,<br />
welchen Auftrag und welche Ausrüstung<br />
die deutschen KFOR-Soldaten<br />
gesteuert, so daß kaum Ausweichchancen<br />
bestehen. Daneben gibt es<br />
lasergesteuerte Waffensysteme, bei<br />
denen die Raketen zum Beispiel von<br />
einem Hubschrauber aus abgeschossen<br />
werden.<br />
Beim neuen „MUSS“-System wird –<br />
wie beim Marineschutz auch –<br />
zunächst ein Warnsystem benötigt,<br />
das sowohl als „Missile“-Warner<br />
(warnt vor Raketen) als auch als Laser-<br />
Warner (warnt vor Laserpeilung) wirkt.<br />
Beide Warner werden in ein System integriert,<br />
mit dem wiederum ein IR-<br />
Spektrum erzeugt wird, das die Anti-<br />
Tank-Raketen wirksam ablenkt. Ziel<br />
ist, daß die Gegenmaßnahme automatisch<br />
ausgelöst wird, sobald die gegnerische<br />
Rakete sich im Anflug befindet.<br />
„Am Ende stürzt die Rakete einfach<br />
vor oder neben dem Panzer ab,<br />
weil wir ihr das Signal ‚Ziel erreicht!‘<br />
gegeben haben“, so Papperger. „Vom<br />
Sichtschutz mit ‚Maske‘ unterscheidet<br />
sich ‚MUSS‘ dadurch, daß wir hier einen<br />
ganz speziellen chemischen, das<br />
heißt pyrotechnischen Stoff haben,<br />
mit dem wir die Infrarotsensorik von<br />
Raketen ablenken können. ‚Maske‘ ist<br />
haben, um ihren täglichen Einsatz zu<br />
bestreiten.<br />
Erste Eindrücke über den laufenden<br />
Kosovo-Einsatz erhielt ich im April<br />
1999, als ich einen „Airbus A310“-<br />
Hilfsflug der Luftwaffe begleitete und<br />
sah, wie die Hilfsgüter an die notleidende<br />
Bevölkerung schnell und unbürokratisch<br />
verteilt wurden. Nach Beendigung<br />
des Konfliktes führten mich<br />
einige Reisen auf den Balkan, und ich<br />
konnte sehen, wie die Truppen der<br />
„Nato“ nicht nur den Frieden sicherten,<br />
sondern auch maßgeblich dazu<br />
beitrugen, daß in einem vom Krieg gezeichneten<br />
Land Aufbauarbeit geleistet<br />
wurde und noch wird, um wieder<br />
ein geordnetes Leben zu ermöglichen.<br />
Diese Eindrücke waren für mich als<br />
Militärjournalist sehr nachhaltig. Durch<br />
diese Erfahrungen geprägt und durch<br />
die Tatsache, daß es in Deutschland<br />
relativ wenig Literatur über den Bundeswehreinsatz<br />
im Kosovo gibt, entschloß<br />
ich mich im Dezember 2000,<br />
die Buchpublikation „Die Bundeswehr<br />
im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“<br />
im Eigenverlag zu publizieren. Gastbeiträge<br />
zu diesem Buch stammen von<br />
General a. D. Dr. Klaus Reinhardt, dem<br />
damaligen „Nato“-Sprecher Jamie<br />
Gezielte Täuschung: Zum Schutz von Flugzeugen werden mit Aluminium umhüllte<br />
Glasfasern („Array Flares“) ausgebracht, um den gegnerischen Radar abzulenken.<br />
‚nicht-sichtbar-machen‘, ‚MUSS‘ ist<br />
‚ablenken‘. Bei ‚ETIRN‘, der Tarnkappe,<br />
haben wir dagegen eine Kombination:<br />
einerseits Ablenkung, andererseits<br />
einseitige Durchsicht durch den Nebel.<br />
Das alles erfordert als Hardware<br />
die Werfer-Technologie der ‚Future<br />
Vehicle Protection‘.“<br />
Durch den Einsatz innovativer<br />
Schutzsysteme, bei deren Entwicklung<br />
sich die konzernweite Zusammenar-<br />
der Meuter (39) im Eigenverlag herausgegebenen Buches<br />
„Die Bundeswehr im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“ –<br />
mit ihrer militärischen Präsenz und der humanitären Hilfeleistung<br />
maßgeblich dazu bei, den jungen und noch<br />
brüchigen Frieden im Kosovo zu erhalten und wirkungsvoll<br />
mit ihren europäischen Verbündeten zu sichern. Im folgenden<br />
„<strong>Profil</strong>“-Beitrag stellt der in Meckenheim lebende Meuter,<br />
der seit 1987 beim Behörden Spiegel (Bonn/Berlin) als<br />
Militärjournalist (Fachressorts: Wehrtechnik, Sicherheitspolitik<br />
sowie Luft- und Raumfahrt) arbeitet, den knapp 120<br />
Seiten starken Textbildband vor – nicht ohne auch sehr<br />
persönliche Beweggründe für Konzeption und Publikation<br />
dieses aufschlußreichen Buches zu nennen. dp<br />
„Die Bundeswehr im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung”<br />
Gezielte Blicke hinter die Kulisse<br />
Erhielt eines der ersten Exemplare von „Die Bundeswehr im<br />
Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“ von Herausgeber Thomas<br />
Meuter (r.): Nato-Sprecher a.D. und Buchautor Jamie Shea (l.).<br />
Shea und dem Militärfotografen und<br />
Journalisten Ernst Beyermann.<br />
Die 116 Seiten starke Buchpublikation<br />
ist thematisch zweigeteilt. In der ersten<br />
Hälfte des Buches werden die politischen<br />
und militärischen Rahmenbedingungen<br />
im Zusammenhang mit<br />
der KFOR-Mission erläutert. Darüber<br />
hinaus sind die Aufgaben und die Einsatzgebiete<br />
aller im Kosovo eingesetzten<br />
internationalen Truppenteile bis<br />
Anfang 2000 aufgeführt. In der zweiten<br />
Buchhälfte sind die wichtigsten<br />
Waffensysteme, die die Bundeswehr<br />
bei der KFOR-Mission einsetzt, redaktionell<br />
behandelt, um dem Leser auch<br />
hierüber einen Überblick zu geben.<br />
Eine sehr gezielte Bildauswahl soll<br />
dem Leser einen optischen<br />
Eindruck von der KFOR-Mission<br />
und den dort eingesetzten<br />
Soldaten geben.<br />
Dabei wurde versucht, so<br />
realistisch wie möglich den<br />
„Alltag und die Aufgabenstellung<br />
der Bundeswehrsoldaten“<br />
aufzuzeigen. Die<br />
in dem Buch enthaltenen<br />
Farbbilderseiten zeigen<br />
schwerpunktartig verschiedene<br />
Motive des militärischen<br />
Alltags. Von humanitären<br />
Hilfeleistungen<br />
Foto: Danetzki & Weidner<br />
über ausländische Trup-<br />
penteile bis hin zu Bundeswehreinrichtungen<br />
wird eine<br />
Vielzahl von interessanten<br />
Motiven dargestellt.<br />
Ein Großteil der gemachten Aufnahmen<br />
stammt von dem Militärfotografen<br />
Ernst Beyermann, der auch einige<br />
Beiträge zu diesem Buch lieferte. Ein<br />
weiterer Teil der Bilder stammt von der<br />
Medienzentrale der Bundeswehr und<br />
der Bonner Bildstelle des Bundesverteidigungsministeriums.<br />
Bestellt werden kann die Publikation „Die Bundeswehr<br />
im Kosovo – Auftrag und Ausrüstung“ über<br />
Redaktionsbüro und Verlag Thomas Meuter, Heerstraße<br />
13, 53340 Meckenheim, 0171/54 85082 oder<br />
via E-Mail M.M.Meuter@GMX.de. Die Lieferung erfolgt<br />
per Nachnahme und unfrei; das Buch kostet 20 €.<br />
beit mit Firmen wie Rheinmetall W&M,<br />
STN Atlas Elektronik, Nitrochemie oder<br />
Nico-Pyrotechnik in immer stärkerem<br />
Maße bewährt, können die Risiken für<br />
Mensch und Maschine also weiter minimiert<br />
werden. Auch wenn sich bei<br />
dieser Frage das Bild von Hase und<br />
Igel aufdrängt, bleibt Papperger optimistisch:<br />
„Das Bild ist gut. Aber: Wer<br />
sagt denn, daß nicht wir der Igel<br />
sind?“ Wolfgang Dommershausen
Seite 14 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Neu: Controlling-Nachwuchsgruppe bei Rheinmetall<br />
„Training on project“<br />
schafft den Durchblick<br />
cw Düsseldorf. Zum ersten Mal startete<br />
im Rahmen der konzernübergreifenden<br />
Führungsnachwuchsentwicklung<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> (Düsseldorf) vor<br />
kurzem ein Traineeprogramm „on project“<br />
speziell für Controller. Die insgesamt<br />
neun Mitglieder der Nachwuchsgruppe<br />
werden im Laufe eines Jahres in<br />
verschiedenen Projekten im Konzern,<br />
davon eines im Ausland, auf ihre künftigen<br />
Aufgaben im Controlling vorbereitet.<br />
Spezielle Workshops, in denen die<br />
Trainees ihr Fachwissen und ihre Fachkompetenz<br />
vertiefen können, runden<br />
die interdisziplinäre Ausbildung ab.<br />
„Bedarfsorientiert haben uns die für<br />
das Ressort ,Finanzen + Controlling‘<br />
verantwortlichen Vorstände der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> sowie der drei Führungsgesellschaften<br />
Aditron <strong>AG</strong>, <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> und Rheinmetall<br />
DeTec <strong>AG</strong> beauftragt, eine spezielle<br />
Controlling-Nachwuchsgruppe zu etablieren.<br />
Vor diesem Hintergrund konzipierten<br />
wir das neue Traineeprogramm,<br />
das im<br />
September diesen<br />
Jahres gestartet<br />
ist“, faßt Petra<br />
Bernards, zuständig<br />
für die Entwicklung<br />
des Führungsnachwuchses<br />
bei Rheinmetall,<br />
den Entste-<br />
hungsprozeß des<br />
neuen Programmes<br />
zusammen.<br />
Die Ausbildung<br />
der jungen Mitarbeiter<br />
orientiert<br />
sich an der Rheinmetall-Nachwuchsgruppe<br />
(NWG), die<br />
im vergangenen Juli bereits in die fünfte<br />
Runde ging. „Zentrale Unterschiede<br />
zwischen den beiden Entwicklungsprogrammen<br />
sind zum einen die Dauer<br />
und zum anderen die inhaltlichen<br />
Schwerpunkte“, erklärt die 34jährige<br />
Personalexpertin.<br />
Wissenstransfer: Controller-Fachmann<br />
Stefan Ives (r.), Zentralbereichsleiter<br />
Betriebswirtschaft bei der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong>, im Gespräch mit den<br />
angehenden Führungsnachwuchskräften<br />
Dominik Seel und Thomas Kreiß (v.l.).<br />
Das Programm der Controlling-Gruppe<br />
dauert ein Jahr, während die<br />
Trainees der NWG, die vor allem aus<br />
dem kaufmännischen und ingenieurwissenschaftlichen<br />
Bereich sowie dem<br />
Wirtschaftsingenieurwesen kommen,<br />
drei Projekte innerhalb von 18 Monaten<br />
bearbeiten. Beide Gruppen absolvieren<br />
einen Teil ihrer Ausbildung im<br />
Ausland und nehmen an mehreren<br />
Trainingseinheiten teil. Während die<br />
Controller in den Workshops aber vor<br />
allem ihr Fachwissen vertiefen, sind<br />
die Seminarthemen der NWG breiter<br />
gefächert. „Die Palette reicht von Präsentationstechniken<br />
über das Trainieren<br />
von Sozialkompetenz bis hin zu<br />
Projekt- und Konfliktmanagement. Dabei<br />
steht jedoch immer die Praxisorientierung<br />
im Vordergrund“, berichtet<br />
Frank Ulrich, der seit Sommer 2001 in<br />
der Nachwuchsgruppe und zur Zeit im<br />
dritten Projekt bei der Rheinmetall De-<br />
Tec <strong>AG</strong> in Ratingen tätig ist.<br />
Der 30jährige Diplom-Wirtschaftsjurist<br />
(FH) hatte auf dem Deutschen Absolventenkongreß<br />
in Köln im Herbst<br />
2000 zum ersten Mal von dem<br />
Traineeprogramm „on project“ erfahren<br />
und war sofort begeistert: „Nachdem<br />
ich ein relativ theoretisches Studium<br />
hinter mir hatte, wollte ich endlich<br />
intensiv Praxisluft schnuppern. Ein<br />
so breit aufgestellter Konzern wie<br />
Rheinmetall erschien mir ideal für einen<br />
Einstieg ins Berufsleben.“ Bisher<br />
wurden alle Erwartungen des gebürti-<br />
gen Ahrweilers erfüllt. „In meinen Projekten<br />
konnte ich alle Unternehmensbereiche<br />
kennenlernen.<br />
Vor allem die sechs Monate im Ausland<br />
– in Shanghai – waren ein echtes<br />
Abenteuer.“ Bei <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />
Shanghai Nonferrous Components<br />
Co. Ltd. konzipierte und führte<br />
er unter anderem eine Marketingschulung<br />
für das chinesische Management<br />
vor Ort durch. „Ich konnte vorher kein<br />
Wort Chinesisch und kannte auch die<br />
Composing (2): frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
Mentalität des Landes nur begrenzt,<br />
aber es war eine wertvolle Erfahrung“,<br />
resümiert Ulrich: „Ich habe sehr viel<br />
gelernt!“ Fragt man ihn, woran er sich<br />
später einmal ganz sicher zurückerinnert,<br />
antwortet er schmunzelnd:<br />
„Schlangen essen in Shanghai“, das<br />
werde er nicht so schnell vergessen...<br />
„Die Auslandsprojekte sind uns sehr<br />
wichtig“, betont Petra Bernards, die alle<br />
Nachwuchsgruppen umfassend betreut:<br />
„Daher ist es Voraussetzung, daß<br />
die Trainees bereits während der Schulzeit<br />
oder ihres Studiums im Ausland gewesen<br />
sind. So kennen sie die Situation,<br />
in ein fremdes Land zu kommen und<br />
dort zu arbeiten.“ Neben dem längeren<br />
Auslandsaufenthalt und umfassenden<br />
Sprach- und EDV-Kenntnissen sind erste<br />
Berufserfahrungen und Praktika Pflicht.<br />
„Nur einen guten Hochschulabschluß<br />
zu haben, das reicht nicht, um an unserem<br />
Programm teilnehmen zu können“,<br />
bekräftigt die studierte Diplom-Kauffrau:<br />
„Die Trainees müssen bereits<br />
während ihrer Ausbildung<br />
über den<br />
Tellerrand geschaut<br />
haben.“<br />
Neben der Arbeit<br />
im internationalen<br />
Rahmen und dem<br />
Erfahrungsaufbau<br />
durch eigenverantwortlicheProjekt-<br />
arbeit ist die Persönlichkeitsentwicklung<br />
der künftigenFührungskräfte<br />
zentraler<br />
Aspekt des Programmes.<br />
So versuchen<br />
die verantwortlichen Personalfachleute<br />
bei der Auswahl der Projektthemen<br />
auf individuelle Ziele und fachliche<br />
Schwerpunkte der Trainees einzugehen.<br />
„Die anspruchsvollen Aufgabenstellungen<br />
sind so facettenreich<br />
wie die Nachwuchskräfte selbst“, er-<br />
läutert die Rheinmetall-Personalexpertin:<br />
„Neben dem unmittelbaren Nutzen<br />
für die Unternehmensbereiche soll die<br />
berufliche Kreativität der jungen Mitarbeiter<br />
gefördert werden.“<br />
„Gerade der Aspekt der Internationalität<br />
und die Bandbreite der zu bearbeitenden<br />
Themen erschienen mir<br />
sehr reizvoll, als ich im Hochschulanzeiger<br />
der FAZ zum ersten Mal von der<br />
Rheinmetall-Nachwuchsgruppe las“,<br />
erinnert sich Stefan Kalk, Trainee in<br />
der ersten NWG von 1998 und heute<br />
Assistent der Geschäftsführung bei<br />
der Rheinmetall W&M GmbH in Ratingen:<br />
„Während man beim Direkteinstieg<br />
eigentlich von Beginn an festgelegt<br />
ist, konnte ich im Laufe meines<br />
18monatigen Programmes bei Rheinmetall<br />
die verschiedenen Unternehmensbereiche<br />
kennenlernen und ganz<br />
unterschiedliche Themenfelder bearbeiten.<br />
So wirkte ich in meinem dritten<br />
Projekt bei der Düsseldorfer Konzern-<br />
Holding beispielsweise an der Kon-<br />
Projektorientiertes Managementtraining: Innerhalb ihrer 18monatigen Ausbildung<br />
bearbeiten die Mitglieder der Rheinmetall-Nachwuchsgruppe (NWG) drei<br />
Projekte, eines davon im Ausland. Abgerundet wird das Programm durch verschiedene<br />
Workshops zur Erhöhung ihrer Methoden-, Fach- und Sozialkompetenz.<br />
Neben Fachthemen wie Recht, Controlling, Finanzierung oder „Treasury“<br />
lernen die Trainees in den Seminaren u. a. Gesprächsführung, Konflikt- und Projektmanagement.<br />
Begleitet wird die Weiterbildung von sogenannten Erfahrungsmeetings,<br />
die neben den Bilanzgesprächen am Ende der Projektlaufzeit stehen<br />
und den Nachwuchskräften einen persönlichen Rückblick ermöglichen. Das einjährige<br />
Programm der Controlling-Nachwuchsgruppe ist im Ablauf ähnlich strukturiert,<br />
der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf Controlling-spezifischen Themen.<br />
„Networking“ nicht nur innerhalb des Rheinmetall-Konzerns: Für die Teilnehmer der ersten Controlling-Nachwuchsgruppe<br />
ist die Bildung informeller Netzwerke zentraler Bestandteil des zwölfmonatigen Programms. Unser Foto entstand beim<br />
ersten gemeinsamen Workshop mit Projektleiterin Petra Bernards und zeigt (v.l.n.r.) Andreas Landvogt, Dirk Lösche,<br />
Thomas Kreiß, Erik Malzahn, Robert Sekavcnik, Christoph Sonntag, Stefan Ruskowski, Dominik Seel und Henning Scholz.<br />
zeption und Umsetzung einer Hochschulmarketing-Broschüre<br />
mit“, berichtet<br />
der 35jährige Diplom-Betriebswirt:<br />
„Eine besondere Herausforderung<br />
war rückblickend auch das Auslandsprojekt.“<br />
Zusammen mit seinem Nachwuchskollegen<br />
Mark Passolt, der heute bei<br />
Hirschmann in Neckartenzlingen tätig<br />
ist, arbeitete er für ein halbes Jahr bei<br />
<strong>Pierburg</strong> do Brasil Ltda. in Nova Odessa,<br />
Brasilien. „Unsere Aufgabe bestand<br />
zum einen darin, die Produktionsverlagerung<br />
einer <strong>Pierburg</strong>-Fertigungslinie<br />
von Italien auf das Firmengelände<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong> Pistões<br />
nach Brasilien vorzubereiten. Darüber<br />
hinaus erstellten wir eine Marktanalyse<br />
über zusätzliche Absatzmöglichkeiten<br />
von Wasser- und Ölpumpen in Brasilien.<br />
Damals gab es dort außer einem<br />
Firmenschild ‚<strong>Pierburg</strong> do Brasil‘<br />
noch nichts – heute läuft die Produktion<br />
auf Hochtouren“, freut sich der begeisterte<br />
Ausdauersportler.<br />
„Nicht alle Einsatzorte für das Auslandsprojekt<br />
liegen<br />
so weit weg wie China,<br />
Brasilien oder<br />
die USA. Es gibt<br />
auch Trainees, die<br />
für Tochterunternehmen<br />
in europäischen<br />
Ländern wie<br />
Frankreich, Italien<br />
oder Spanien arbei-<br />
ten“, erklärt Petra<br />
Bernards, die seit<br />
dreieinhalb Jahren bei Rheinmetall im<br />
Zentralbereich Personal beschäftigt<br />
ist: „In jedem Fall achten wir darauf, daß<br />
unser Führungskräftenachwuchs in den<br />
drei Projekten möglichst alle Unternehmensbereiche<br />
kennenlernt und drei unterschiedliche<br />
Themenfelder bearbeitet.“<br />
Einmal in 18 Monaten werden die<br />
Ergebnisse ausgewählten Führungskräften<br />
und dem RKS-Kreis vorgestellt. Vorstände,<br />
Generalbevollmächtigte und Direktoren<br />
der Konzern-Holding sowie der<br />
Führungsgesellschaften der Unternehmensbereiche<br />
lernen so den Führungsnachwuchsund<br />
seine Arbeiten kennen.<br />
Dabei können Kontakte geknüpft und<br />
Netzwerke aufgebaut werden.<br />
Eine Möglichkeit des Informationsund<br />
Erfahrungsaustausches zwischen<br />
den Trainees selbst sind die projektbegleitenden<br />
Management-Workshops.<br />
Das Training soll die Nachwuchskräfte<br />
auf künftige Führungsaufgaben speziell<br />
hinsichtlich ihrer Sozial- und Fachkompetenz<br />
vorbereiten. Die in den Workshops<br />
erlernten Managementtheorien<br />
und -techniken werden sofort in die Praxis<br />
umgesetzt. So arbeiten die Teilnehmer<br />
in den meisten Seminaren – die<br />
von Referenten aus dem Konzern und<br />
vielfach auch von hochqualifizierten<br />
externen Trainern durchgeführt werden<br />
– an ihren aktuellen Projekten. Fachvorträge,<br />
regelmäßige Meetings zum<br />
Erfahrungsaustausch und Kamingespräche<br />
runden die Weiterbildung ab.<br />
„Etwa drei Tage im Monat nehmen<br />
die jungen Mitarbeiter während ihrer<br />
Inlandsprojekte an Seminaren teil“,<br />
erklärt die Personalfachfrau: „Dazu<br />
gehört der ,Kick-Off’-Workshop zu Beginn<br />
der Ausbildung, bei dem sie zum<br />
ersten Mal ihre Auftraggeber treffen<br />
und die Projekte vorgestellt werden.<br />
Von seiten der Nachwuchskräfte wird<br />
vor allem der Workshop zum Projektmanagement<br />
stark nachgefragt. Hier<br />
lernen sie Zeitmanagement, Zieldefinition<br />
und Ablaufplanung kennen.“<br />
„Der persönliche Kontakt zwischen<br />
unsTrainees funktioniert sehr gut“, erzählt<br />
Sandra Schulze, die seit Juli diesen<br />
Jahres in der 5. Nachwuchsgruppe<br />
dabei ist. Im Bereich Investor Relations<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> am Standort<br />
Düsseldorf erstellt sie derzeit ein „Fact<br />
Book“ für institutionelle Investoren<br />
und unterstützt das operative Tagesgeschäft.<br />
Rheinmetall kennt sie bereits<br />
aus ihrer Studienzeit: „Ich habe<br />
meine Diplomarbeit bei der Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH in Kiel zum<br />
Thema Reorganisation im Rahmen der<br />
Fusion zur RLS verfaßt. Über das Inter-<br />
Sandra Schulze Stefan Kalk Frank Ulrich<br />
net bin ich dann auf das Traineeprogramm<br />
aufmerksam geworden“, erzählt<br />
die 26jährige Diplom-Kauffrau<br />
(FH) aus Kiel. Von der Ausbildung erhofft<br />
sie sich, den „optimalen Berufseinstieg“<br />
zu finden. „Wir arbeiten in<br />
verschiedenen Projekten für verschiedene<br />
Auftraggeber. Ich hoffe, dabei<br />
den Job zu finden, der sowohl vom Inhaltlichen<br />
als auch von den fachlichen<br />
Anforderungen zu mir paßt. So möchte<br />
ich eigenverantwortlich abwechslungsreiche<br />
Aufgaben bearbeiten.“<br />
„Insgesamt bleiben etwa 80 Prozent<br />
der Trainees nach ihrer Ausbildung im<br />
Konzern“, weiß Petra Bernards zu berichten.<br />
Mit der 5. NWG, die im Juli<br />
<strong>2002</strong> gestartet ist, haben bereits über<br />
50 Nachwuchskräfte das Rheinmetall-<br />
Programm absolviert bzw. durchlaufen<br />
es noch. „Heutzutage ist es wichtig,<br />
qualifizierten Nachwuchs im eigenen<br />
Hause ausbilden zu können. Im Zentralbereich<br />
Personal versuchen wir,<br />
uns auf die Bedürfnisse der Unternehmensbereiche<br />
einzustellen“, so Bernards:<br />
„Wenn wir sehen, daß es auch<br />
in anderen Bereichen Bedarf gibt, versuchen<br />
wir, diesen mit abzudecken.“<br />
So lernen die Teilnehmer der neuen<br />
Controlling-NWG für ein Jahr vor allem<br />
Rheinmetall-spezifisches Know-how.<br />
Mit ihrem interdisziplinären Managementwissen<br />
können sie dann – genau<br />
wie die Absolventen der „konventionellen“<br />
Nachwuchsgruppen – in verschiedenen<br />
Unternehmensbereichen<br />
des Konzerns tätig werden.<br />
Fotos(2): Danetzki + Weidner<br />
Fotos (3): Ariane Gehlert
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 15<br />
Die neue virtuelle Visitenkarte der Rheinmetall-DeTec-Firmengruppe – erreichbar unter www.rheinmetall-detec.com.<br />
Diese Internet-Startseite wurde aus optischen Gründen für den Abdruck in der Konzernzeitung „Das <strong>Profil</strong>“ modifiziert.<br />
Neue virtuelle<br />
„Visitenkarte“<br />
rds Ratingen. Mit neuer virtueller<br />
Visitenkarte – so stellt sich die Rheinmetall<br />
DeTec <strong>AG</strong> seit 9. September<br />
<strong>2002</strong> im Internet dar. Die Präsentation<br />
unter www.rheinmetall-detec.com,<br />
deren Konzept sich an der geplanten<br />
Erneuerung des Internet-Auftritts der<br />
Rheinmetall <strong>AG</strong> orientiert („Das <strong>Profil</strong>“<br />
4/<strong>2002</strong>), wurde inhaltlich und<br />
optisch vollständig überarbeitet:<br />
Übersichtlichkeit sowie der schnelle<br />
und einfache Zugriff auf die gewünschten<br />
Informationen sind beim<br />
neuen „world wide web“-Erscheinungsbild<br />
von Rheinmetall-„Defence“<br />
Trumpf.<br />
Um diesen Benutzer-orientierten<br />
Komfort zu gewährleisten, wurde die<br />
Seite von Ballast befreit, das heißt die<br />
Tiefe der Menüs und die Möglichkeit,<br />
durch Querverweise die Seite zu erforschen,<br />
nicht unnötig verkompli-<br />
ziert. Darüber hinaus wurde die<br />
Menüführung auf wesentliche Komponenten<br />
beschränkt, was mehr Platz<br />
für Informationen schafft und lange<br />
Ladezeiten vermeidet.<br />
Inhaltlich ist die Seite in die vier<br />
großen Themenfelder Info-Service,<br />
Unternehmen, Geschäftsfelder und<br />
Kontakt unterteilt, auf die anhand einer<br />
Menüleiste zugegriffen werden<br />
kann. Verwendet wurden dabei – zur<br />
guten Orientierung und leichten Navigation<br />
– „Pop-Up“-Menüs, die zu den<br />
verschiedenen Unterbereichen der<br />
Themenfelder führen.<br />
Was in nächster Zukunft geplant ist,<br />
verrät Cornelia Meutzner, verantwortlich<br />
für den Internet-Auftritt von<br />
Rheinmetall-„Defence“: „Wir werden<br />
dasDesign und die Menüführung der<br />
Webauftritte der Rheinmetall-DeTec-<br />
Firmen so synchronisieren, daß der<br />
‚User‘ – egal, auf welcher Seite er seine<br />
virtuelle Tour durch Rheinmetall<br />
DeTec startet – automatisch zu den<br />
entsprechenden Geschäftsfeldern<br />
und Unternehmen geführt wird, die<br />
ihm die gesuchten Informationen bieten<br />
können.“<br />
Die hier angesprochene Vernetzung<br />
der einzelnen Firmen soll zukünftig<br />
durch ein „Content-Management“-<br />
System gestützt werden. Darunter<br />
versteht man spezielle Softwaresysteme,<br />
die eine darstellungsunabhängige<br />
Erstellung und Verwaltung<br />
von Informationen und deren automatische<br />
Ausgabe im Format der belieferten<br />
Web-Seite ermöglichen.<br />
Meutzner: „Alle verbundenen Web-<br />
Seiten können so mit Informationen<br />
aus einer Quelle versorgt werden.<br />
Dies hat den Vorteil, daß die Inhalte<br />
ohne jegliche Programmierkenntnisse<br />
eingespeist werden können und<br />
von den zuständigen Mitarbeitern<br />
leicht redaktionell zu bearbeiten<br />
sind. Durch die vollständige technische<br />
Kompatibilität auf allen Seiten<br />
des Rheinmetall-DeTec-Verbundes<br />
können alle Inhalte synchron veröffentlicht<br />
werden; unsere Web-Seiten<br />
bleiben dynamisch und aktuell.“<br />
Jagenberg-Gruppe: Kampf profitiert von einer regen Nachfrage aus China<br />
Verbessertes Ergebnis zum Halbjahr<br />
dp Neuss. Im 1. Halbjahr <strong>2002</strong> erreichte<br />
die Jagenberg-Gruppe, wie das<br />
Unternehmen Ende August diesen<br />
Jahres mitteilte, einen Umsatz von<br />
96,7 Millionen €. Der Auslandsanteil<br />
am Gruppenumsatz betrug 74,3 Prozent.<br />
Trotz eines nach wie vor angespannten<br />
Umfeldes konnten die verbleibenden<br />
Gesellschaften des Geschäftsbereichs<br />
Papiertechnik (Diana<br />
GmbH, Woschnik + Partner Maschinenbau<br />
GmbH sowie Slovensko spol.<br />
s.r.o.) ihre Umsätze erfreulich verbessern.<br />
Im Geschäftsbereich Folientechnik<br />
verzeichnete die Kampf GmbH &<br />
Co. Maschinenfabrik insbesondere<br />
aufgrund einer erfreulichen Konjunktur<br />
im China-Geschäft eine im Vorjahresvergleich<br />
deutliche Umsatzsteigerung.<br />
Die Lemo Maschinenbau GmbH erreichte<br />
das Umsatzniveau des 1. Halbjahres<br />
2001. Der Markt der Bachofen +<br />
Meier <strong>AG</strong> zeigt sich dagegen weiterhin<br />
sehr schwach. Daher blieb der Umsatz<br />
dieser Gesellschaft deutlich hinter den<br />
Erwartungen zurück.<br />
Der Auftragseingang der Jagenberg-<br />
Gruppe erreichte im 1. Halbjahr <strong>2002</strong><br />
122,6 Millionen €. Davon entfielen<br />
rund 16 Millionen € auf die zum 30. Juni<br />
<strong>2002</strong> entkonsolidierten Querschneider-Gesellschaften.Zufriedenstellend<br />
entwickelten sich die Auftragseingänge<br />
der im Geschäftsbereich<br />
Papiertechnik verbliebenen Gesellschaften,<br />
die damit die internen<br />
Prognosen erreichten bzw. übertrafen.<br />
Der Geschäftsbereich Folientechnik<br />
konnte den sehr guten Auftragseingang<br />
des 1. Halbjahres 2001 nicht wiederholen.<br />
Während die Kampf GmbH<br />
& Co. Maschinenfabrik den guten Vorjahreswert<br />
noch einmal um eine Million<br />
€ übertreffen konnte, war die<br />
Nachfrage für die übrigen Gesellschaften<br />
des Geschäftsbereichs zurückhaltend.<br />
Der Auftragsbestand der Jagenberg-Gruppe<br />
lag am 30. Juni <strong>2002</strong> bei<br />
84,8 Millionen €.<br />
Die Jagenberg-Gruppe beschäftigte<br />
am 30. Juni <strong>2002</strong> weltweit 1330 Mitarbeiter,<br />
davon 29,5 Prozent im Ausland.<br />
Während die verbliebenen Gesellschaften<br />
des Geschäftsbereichs Papiertechnik<br />
und die Kampf GmbH &<br />
Co. Maschinenfabrik im Vergleich zum<br />
30. Juni 2001 ihren Personalstand<br />
leicht erhöhten, verminderte sich die<br />
Zahl der Beschäftigten insbesondere<br />
bei den Gesellschaften Lemo Maschinenbau<br />
GmbH, Renova Plastik-Maschinen<br />
GmbH, Bachofen + Meier <strong>AG</strong><br />
und Jagenberg <strong>AG</strong> deutlich. Die Renova<br />
Plastik-Maschinen GmbH, die im<br />
wesentlichen im Gebrauchtmaschinengeschäft<br />
tätig ist, wird noch im laufenden<br />
Geschäftsjahr ihre Geschäftstätigkeit<br />
einstellen. Das Werk in Troisdorf-Bergheim<br />
wird geschlossen, für<br />
die Belegschaft wurde ein Sozialplan<br />
vereinbart. Im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms<br />
wird die Mitar-<br />
beiterzahl der Bachofen + Meier <strong>AG</strong><br />
planmäßig reduziert. Die Strukturen<br />
der Jagenberg <strong>AG</strong> werden aufgrund der<br />
Verkleinerung des Konsolidierungskreises<br />
angepaßt.<br />
Das Ergebnis vor Steuern der Jagenberg-Gruppe<br />
lag per 30. Juni <strong>2002</strong> bei<br />
minus 7,8 Millionen € (Vorjahr: –30,4<br />
Mio. €). Wie in den Vorjahren und bei<br />
Herstellern von Spezialmaschinen typisch,<br />
verlief die Umsatzrealisierung in<br />
der Jagenberg-Gruppe im 1. Halbjahr<br />
<strong>2002</strong> unterproportional. Hieraus erklären<br />
sich die, bei einer nahezu linearen<br />
Kostenverteilung, entsprechend<br />
negativen operativen Ergebnisse zum<br />
30. Juni <strong>2002</strong>. Positiv beeinflußt wird<br />
das Ergebnis der Jagenberg-Gruppe<br />
per 30. Juni <strong>2002</strong> durch die Veräußerung<br />
der Gesellschaften Jagenberg<br />
Querschneider GmbH und Jagenberg<br />
Converting Inc.<br />
Bei den in der Jagenberg-Gruppe verbleibenden<br />
Gesellschaften der Geschäftsbereiche<br />
Papier- und Folientechnik<br />
zeigen die eingeleiteten Restrukturierungsprogramme<br />
erste Erfolge.<br />
Die positive Resonanz der weltweiten<br />
Kunden zeigt, daß sich die technologisch<br />
führenden Jagenberg-Maschinen<br />
auf dem Weltmarkt behaupten<br />
können. Diese strategisch hervorragende<br />
Position gilt es konsequent weiter<br />
zu entwickeln sowie die künftige<br />
Ertragskraft der Gesellschaften zu stärken<br />
und abzusichern.<br />
Hirschmann Electronics Kft. in Békéscsaba (Ungarn)<br />
Eigenständiges Werk<br />
mit ehrgeizigen Zielen<br />
cd/tho Békéscsaba. Das Werk<br />
Békéscsaba der Hirschmann Electronics<br />
Kft. hat den Status eines eigenständigen<br />
Produktionswerkes innerhalb<br />
der Hirschmann-Gruppe erhalten.<br />
Damit liegt die unmittelbare Verantwortung<br />
für das Geschäftsergebnis<br />
nicht mehr bei der Zentrale in Neckartenzlingen<br />
(Deutschland), sondern vor<br />
Ort in Ungarn. Die erweiterte Entscheidungsbefugnis<br />
ist zudem mit organisatorischenVeränderungenverbunden,<br />
die sowohl<br />
den Standort<br />
Békéscsaba als<br />
auch die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Hirschmann-<br />
Gruppe auf den<br />
internationalen<br />
Märkten weiter<br />
stärken werden. PeterInzenhofer<br />
So ist mit dem Startschuß für den<br />
Übergang von der Lohnfertigung zu einer<br />
eigenverantwortlichen Produktion<br />
auch eine neue Management-Software<br />
(SAP R 4.6) in Betrieb genommen<br />
worden, über die alle wichtigen Geschäftsprozesse<br />
im Werk Békéscsaba<br />
gesteuert werden. „Wir verfügen jetzt<br />
über das modernste, EDV-gestützte<br />
Management-System innerhalb der<br />
Hirschmann-Gruppe. Damit sind wir<br />
zum Beispiel in der Lage, direkte Geschäftsbeziehungen<br />
zu Kunden wie<br />
Lieferanten aufzubauen. Dies bildet<br />
eine wichtige Voraussetzung, um unsere<br />
ehrgeizigen Wachstumsziele zu<br />
verwirklichen“, erklärt Peter Inzenhofer,<br />
Geschäftsführer der Hirschmann<br />
Electronics Kft.<br />
Da viele Entscheidungen nun vor<br />
Ort getroffen werden, ist es möglich,<br />
schneller und flexibler als bisher am<br />
Markt zu agieren. Dies gilt von der Erstellung<br />
der Angebote über die<br />
Steuerung der Produktion bis hin zur<br />
Auslieferung der Ware und der Abrechnung<br />
der Aufträge. Zudem werden<br />
sämtliche Maschinen und Anlagen<br />
in eigener Regie betrieben. „Das<br />
hohe Maß an Eigenständigkeit unterstreicht<br />
das Vertrauen, daß die<br />
Hirschmann-Gruppe in unseren<br />
Standort setzt. Dieses Vertrauen<br />
gründet zum einen auf dem Können<br />
und der Motivation der Mitarbeiter,<br />
zum anderen auf den guten wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen in<br />
Ungarn“, so Inzenhofer weiter.<br />
In Békéscsaba stellt Hirschmann vorwiegend<br />
elektromechanische Komponenten,<br />
Antennenkabel und Antennenruten<br />
in hoher Stückzahl für die<br />
Automobilindustrie sowie Steckverbinder<br />
für die Automatisierungs- und<br />
Kommunikationstechnik her. Mit rund<br />
320 Beschäftigten gehört die Hirschmann<br />
Electronics Kft. zu den fünf größten<br />
Arbeitgebern in der Region. Darüber<br />
hinaus besitzt das Unternehmen<br />
eine Niederlassung in Budapest, über<br />
die unter anderem Freisprecheinrichtungen,<br />
Autoantennen und Satellitenempfangsanlagen<br />
vertrieben werden.<br />
Das Engagement der Hirschmann-<br />
Gruppe in Ungarn reicht zurück bis in<br />
die späten sechziger Jahre des 20.<br />
Finnland ordert<br />
„Asrad-R“-Systeme<br />
dp Helsinki/Bremen. Die STN Atlas<br />
Elektronik GmbH hat unlängst von<br />
den finnischen Streitkräften einen<br />
Großauftrag über 16 Nahbereichs-<br />
Flugabwehrsysteme des Typs „Asrad-R“<br />
im Wert von 120 Millionen €<br />
erhalten. Mit diesem wichtigen Exportauftrag<br />
hat sich das Bremer Unternehmen<br />
gegen harten internationalen<br />
Wettbewerb durchgesetzt.<br />
Gleichzeitig bestätigt sich die<br />
Rheinmetall DeTec-Strategie, mit<br />
kompetenten internationalen Part-<br />
Jahrhunderts. Erste Kontakte zum<br />
staatlichen Außenhandels-Unternehmen<br />
„Elektromodul“ sowie zu zwei<br />
Fertigungsunternehmen, die Interesse<br />
an der Produktion von Steckverbindern<br />
und Komponenten für den Fernsehempfang<br />
hatten, wurden 1968 geknüpft<br />
und mündeten in einem ersten<br />
Kooperationsvertrag im Jahr 1969.<br />
Was ursprünglich als „verlängerte<br />
Werkbank“ in Ungarn begann, wurde<br />
dann 1972 durch einen zweiten Kooperationsvertrag<br />
zu einer Entwicklungspartnerschaft<br />
ausgebaut.<br />
Der Aufbau der heutigen Hirschmann<br />
Electronics Kft. begann am 1. Juli<br />
1991 mit der Gründung eines Joint<br />
ventures, an dem die Hirschmann-<br />
Gruppe mit 75 Prozent und der ungarische<br />
Partner BHG Híradástechnikai Rt.<br />
mit 25 Prozent beteiligt waren. Seit der<br />
Übernahme der restlichen 25 Prozent<br />
im Jahr 1995 ist das Unternehmen eine<br />
hundertprozentige Hirschmann-Tochter.<br />
Einen Meilenstein in der Firmengeschichte<br />
markierte der Bau des neuen<br />
Produktionsstandortes in Békéscsaba,<br />
der – wie berichtet - am 1. Oktober<br />
1999 im Beisein des damaligen ungarischen<br />
Ministerpräsidenten Dr. Viktor<br />
Orban eingeweiht wurde.<br />
Werden im Hirschmann-Werk Békéscsaba<br />
produziert (von oben): Laborstecker,<br />
Steckverbinder für Audio-, Video- und<br />
Datentechnik sowie Rundsteckverbinder.<br />
nern projektbezogen eng zusammenzuarbeiten.<br />
In diesem Fall werden<br />
die Radare für die Flugabwehrsysteme<br />
von Ericsson und die lasergeführten<br />
Flugkörper von Saab/Bofors<br />
geliefert.<br />
„Asrad-R“ leitet sich vom leichten<br />
Flugabwehrsystem „LeFlaSys“ der<br />
Bundeswehr ab, das als innovatives<br />
Flugabwehrsystem entwickelt worden<br />
ist und derzeit an die Truppe<br />
ausgeliefert wird. Zusammen mit<br />
Deutschland und Griechenland ist<br />
Finnland die dritte europäische Nation,<br />
die sich für das Flugabwehr-<br />
Know-how von STN Atlas Elektronik<br />
entschieden hat.
Seite 16 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Preh-Bedienteil<br />
für „Comand APS“<br />
dp Stuttgart/Bad Neustadt. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Gesamtsystemführer<br />
Harman/Becker (Karlsbad)<br />
und dem Automobilhersteller Daimler-<br />
Chrysler haben die Preh-Werke die Bedieneinheit<br />
für das „Comand APS“ der<br />
neuen „Maybach“-Luxuslimousine<br />
entwickelt. Mit diesem Produkt für<br />
höchste Qualitätsansprüche konnte<br />
die Aditron-Tochtergesellschaft ihre<br />
besondere Kompetenz auf dem Gebiet<br />
von Fahrerbediensystemen für das<br />
prestigeträchtige Premium-Segment<br />
erneut unter Beweis stellen. Das serienmäßige<br />
„Comand APS“ in der Mittelkonsole<br />
ist die zentrale Bedien- und<br />
Anzeigeeinheit für eine Vielzahl von<br />
Funktionen. Zur Ausstattung des elektronischen<br />
„Multitalents“ gehören u.a.<br />
ein großes Color-Display, ein Naviga-<br />
tionsrechner mit<br />
integriertem DVD-<br />
Laufwerk, ein Audiosystem<br />
sowie<br />
– in Verbindung<br />
mit dem fest eingebautenAutotelefon<br />
– alle mobilenKommunikationsfunktionen<br />
(SMS, WAP,<br />
E–Mail und Online-Dienste<br />
via<br />
Internet).<br />
Bei der Preh-Bedieneinheit<br />
für<br />
das „Comand<br />
APS“ wurde – neben<br />
einer erstklassigen<br />
Haptik (Tastgefühl)<br />
– besonderer<br />
Wert auf<br />
eine komplexe<br />
Funktionalität und<br />
MSI auf der „Automechanika <strong>2002</strong>“ in Frankfurt<br />
Zwei-Marken-Strategie<br />
erfolgreich umgesetzt<br />
do Frankfurt/Main. Die „Automechanika<br />
<strong>2002</strong>“, vom 17. bis 22. September<br />
in Frankfurt der Treffpunkt der internationalen<br />
Automobilwirtschaft, übertraf<br />
am Ende auch die kühnsten Erwartungen<br />
der Veranstalter: „Mit einem Ausstellerplus<br />
von zehn Prozent sind wir<br />
bereits von der Pole-Position aus gestartet“,<br />
so Gerhard Gladitsch, Geschäftsführer<br />
der Messe Frankfurt.<br />
„Ins Ziel sind wir mit dem Rekordergebnis<br />
von 159531 Fachbesuchern<br />
aus über 130 Ländern gefahren, deutlich<br />
mehr als erwartet.“ Zudem sehen<br />
die Besucher der Messe überwiegend<br />
optimistisch in die<br />
Zukunft. Fast 80 Prozent<br />
der Besucher<br />
(bei den Deutschen<br />
74 Prozent) schätzen<br />
die gegenwärtige<br />
Branchenkonjunktur<br />
als gut bis befriedigend<br />
ein. Auf der<br />
„Automechanika <strong>2002</strong>“ stellten 4291<br />
Aussteller (2000: 3909 Aussteller) aus<br />
70 Ländern (2000: 64 Länder) auf einer<br />
deutlich vermehrten Hallenfläche von<br />
300 000 Quadratmetern aus.<br />
Zu den besonders zufriedenen Ausstellern<br />
zählt auch die zur <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
gehörende<br />
Motor Service International (MSI)<br />
GmbH, in der das Ersatzteilegeschäft<br />
der Gruppe zusammengefaßt ist. Torsten<br />
Stiller, Geschäftsführer des Unternehmens:<br />
„Da der MSI-Stand durchweg<br />
zu den am besten besuchten Plätzen<br />
in Halle 5 zählte, können wir sagen,<br />
daß unsere Konzeption und unsere<br />
Strategie offensichtlich vom Markt<br />
angenommen wurden.“ Hansjörg Rölle,<br />
Vorsitzender der MSI Geschäftsführung,<br />
bringt es auf den Punkt: „Bewährtes<br />
hat sich erneut bewährt.“<br />
Neben den Neuheiten wie „Online<br />
Shop“ (mit der Möglichkeit, Internet-<br />
Bestellungen live zu testen), neuer<br />
<strong>Pierburg</strong>-CD, neuem und wiederum gewichtigem<br />
Kolben-Katalog 2003 sowie<br />
innovativen Werkzeugen und Prüfmitteln<br />
bestimmte vor allem ein Thema<br />
die Kundengespräche: Die neue Vertriebsstruktur<br />
der MSI („Das <strong>Profil</strong>“<br />
4/<strong>2002</strong>) mit der Zwei-Marken-Strategie<br />
als zentralem Bestandteil des Integrationskonzepts<br />
der ehemals getrennt<br />
operierenden Handelsbereiche<br />
von <strong>Pierburg</strong> und <strong>Kolbenschmidt</strong>. Gesamtvertriebsleiter<br />
Axel Krall: „Unsere<br />
Kunden haben erkannt, daß es jetzt<br />
für beide Marken nur noch eine Firma –<br />
und künftig auch nur noch einen Ansprechpartner(Gebietsverkaufsleiter)<br />
gibt. Die Reaktion<br />
war unisono positiv.<br />
Wer <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
im Programm hatte,<br />
wollte jetzt zusätzlich<br />
<strong>Pierburg</strong> anbieten<br />
und umgekehrt.<br />
Es gab auf beiden Seiten Interesse an<br />
der jeweils anderen Marke.“<br />
Vor zwei Jahren traten beide bis dahin<br />
eigenständigen Unternehmen zum<br />
ersten Mal mit einem gemeinsamen<br />
Stand in Frankfurt an, damals allerdings<br />
noch eher nebeneinander als<br />
miteinander. Zwei Jahre später war die<br />
erfolgreiche Integrationsarbeit deutlich<br />
zu spüren. Der eindeutige Tenor<br />
im rund 40-köpfigen Messeteam:<br />
„Starker gemeinsamer Auftritt. Eine<br />
MSI – zwei Marken.“<br />
Hochrangige Vertreter von Verbänden,<br />
Großkunden und Importeuren sowie<br />
aus der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-<br />
Gruppe belegen das gestiegene Interesse,<br />
auf das die Handelssparte des<br />
weltweit erfolgreichen Erstausrüsters<br />
“rund um den Motor” zwei Jahre nach<br />
dem Zusammenschluß stößt. Axel<br />
Krall: „Die Stimmung war – entgegen<br />
dem, was uns von der Erstausrüstung<br />
signalisiert wird – gut.“<br />
Das Bedienteil für das „Comand APS“ (linke Bildhälfte) – die zentrale Bedienund<br />
Anzeigeeinheit des neuen „Maybach“ – stammt von den Preh-Werken.<br />
Foto: DaimlerChrysler Communications<br />
größtmögliche<br />
Übersichtlichkeit<br />
gelegt. Durch seine<br />
Komplexität<br />
bildet dasBedienundInformationssystem<br />
praktisch<br />
das Herzstück der<br />
„Maybach“-Mittelkonsole;<br />
es erfüllt<br />
anspruchvollste<br />
Designkriterien<br />
und ist in sechs<br />
wesentliche modulareFunktionsblöcke<br />
gegliedert.<br />
Alle Tasten- und<br />
Knopfsymbole<br />
des Preh-Bediensystems<br />
sind in<br />
weißem Tagde-<br />
sign dargestellt.<br />
Die hierzu erforderliche<br />
Bearbei-<br />
tung der Tasten- und Knopflackschicht<br />
erfolgte durch den Einsatz modernster<br />
Lasertechnik. Für die Fertigung stellte<br />
die elegante Hochglanzlackierung der<br />
einzelnen Tastenblöcke eine besondere<br />
Herausforderung dar, die erhebliche<br />
Entwicklungsleistungen erforderte. Eine<br />
besondere Aufgabe stellten auch<br />
die hohen Anforderungen an die weiße<br />
Hinterleuchtung: Mittels LEDs und deren<br />
Spektralverteilung für den Abgleich<br />
des Tag-Nachtdesigns konnte sie mit einer<br />
hohen homogenen Ausleuchtungsintensität<br />
realisiert werden.<br />
Die Harman/Becker Automotive Systems<br />
(Becker Division) GmbH ist ein<br />
Tochterunternehmen der Harman International<br />
Industries Inc. (Washington/<br />
USA). Mit seinen technischen Innovationen<br />
u.a. in der Fahrzeug-Navigation,<br />
Telematik- und digitalen TV-Tuner-Technologie<br />
genießt die Marke Becker Weltruf<br />
in der Automobilindustrie und im<br />
Nachrüstmarkt.<br />
Fotos (12): Michael von Haugwitz
Fotos(2): Michael Rennertz<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Aus den Unternehmensbereichen<br />
Seite 17<br />
Rückkehr nach rund sechs Jahrzehnten: Rheinmetall-Historiker Dr. Christian Leitzbach hat den früheren polnischen Fremdarbeiter Marian Szewczyk (r.) im „Einstellbuch<br />
des Werkes Derendorf“ ausfindig machen können (Bild links). Beim Fototermin in der Rheinmetall-Ausstellung am Konzernsitz in Düsseldorf zeigt sich der<br />
79jährige Szewczyk (2.v.l.) sehr angetan von der Herzlichkeit seiner Gastgeber, zu denen u.a. Rheinmetall-Pressereferent Folke Heyer (l.), Historiker Rafael Leissa<br />
(2.v.r.), Organisator des Besuchsprogrammes, und Dr. Christian Leitzbach (4.v.r.) gehörten. Ebenfalls im Bild sind Szewczyks Sohn Wlodzimierz (3.v.l.), Maria Tkacz<br />
und ihr Ehemann Jozef Tkacz, früherer Fremdarbeiter in einem Betrieb an der Münsterstraße, sowie Lusi Ren (3.v.r.) und David Rosch (r.); die beiden Schüler des<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasiums erarbeiten im Rahmen des Geschichtsunterrichtes Texte und eine Ausstellung über den Einsatz von Fremdarbeitern in Düsseldorf.<br />
Marian Szewczyk aus Polen war Fremdarbeiter im Rheinmetall-Borsig-Werk Derendorf in Düsseldorf<br />
Eine Rückkehr nach rund sechs Jahrzehnten<br />
Düsseldorf. Am 19. April 1942 kam<br />
Marian Szewczyk zum ersten Mal nach<br />
Düsseldorf und in das Derendorfer<br />
Werk der damaligen Rheinmetall-Borsig<br />
<strong>AG</strong>. Allerdings tat der damals<br />
18jährige Pole dies nicht freiwillig: Gemeinsam<br />
mit drei anderen Jugendlichen<br />
aus seinem Dorf war der Sohn eines<br />
Landarbeiters von der SS verschleppt<br />
und nach Deutschland deportiert<br />
worden – zum Arbeitseinsatz.<br />
Damit teilte er das Schicksal vieler anderer<br />
junger Männer, Frauen und sogar<br />
Kinder, die während des Zweiten<br />
Weltkrieges Zwangsarbeit in deutschen<br />
Unternehmen leisten mußten.<br />
Jetzt – nach genau 60 Jahren – kam<br />
Marian Szewczyk, mittlerweile 79 Jahre<br />
alt, zum zweiten Mal nach Düsseldorf,<br />
diesmal als Gast. Eingeladen hatten<br />
ihn und neun andere frühere<br />
Fremdarbeiter aus Polen die Stadt<br />
Düsseldorf und die Düsseldorfer<br />
Mahn- und Gedenkstätte, eine städti-<br />
Skulpturen mit<br />
Schutzfunktion<br />
rds Unterlüß/Köln. Ungewöhnliche<br />
Installationen hat der Künstler Roland<br />
A.O. Köhler kürzlich bei der Rheinmetall<br />
W&M GmbH am Standort Unterlüß<br />
geschaffen. Grundlagen des unter<br />
dem Genre „Fotografie und Skulptur“<br />
realisierten Konzeptes waren der<br />
weltberühmte, 1523 entstandene<br />
Stahlstich des fränkischen Malers<br />
Albrecht Dürer mit dem Titel „Ritter,<br />
Tod und Teufel“ sowie der bereits von<br />
den Pythagoreern als Zeichen des<br />
Lichtes und im oberdeutschen Kulturraum<br />
vorwiegend als Schutzzeichen<br />
genutzte „Drudenfuß“.<br />
Der in Köln lebende Köhler, dessen<br />
Skulpturen u.a. schon im Goethe-Institut<br />
in New York (1987) gezeigt wurden,<br />
erläutert seine künstlerische<br />
Annäherung an das skizzierte Thema:<br />
„Der primäre Gedanke bei meinen Arbeiten<br />
bezieht sich auf das Vordrin-<br />
sche Einrichtung zur Dokumentation<br />
der NS-Zeit. Die polnischen Gäste sollten<br />
die Möglichkeit haben, im Rahmen<br />
der insgesamt siebentägigen Visite<br />
noch einmal ihre früheren Arbeitsstätten<br />
bzw. Lagerquartiere zu besuchen.<br />
Denn nicht nur die damaligen Düsseldorfer<br />
Großbetriebe hatten ausländische<br />
Arbeitskräfte beschäftigt; auch<br />
kleine Handwerksbetriebe wie der<br />
Bäckerladen „an der Ecke“ setzten Polen,<br />
Ukrainer, Holländer, Franzosen<br />
oder Belgier ein. Vor diesem Hintergrund<br />
standen Besuche an den früheren<br />
Arbeitsstätten und Einsatzorten<br />
auf dem Programm, darunter u. a. das<br />
ehemalige Restaurant „Löwenbräu“<br />
an der Graf-Adolf-Straße, die frühere<br />
Peter Cremer Seifenfabrik in Heerdt<br />
und das Derendorfer Werk der Rheinmetall-Borsig<br />
<strong>AG</strong>.<br />
Als Fremdarbeiter hatte Marian Szewczyk<br />
den Beruf des Dachdeckers erlernt;<br />
er arbeitete bis 1945 in der Bau-<br />
gen in Bereiche, die der breiten Öffentlichkeit<br />
normalerweise nicht unbedingt<br />
zugänglich sind, sogenannte<br />
Tabuzonen (z.B. medizinische Einrichtungen,<br />
Banktresore, Großbaustellen<br />
und wehrtechnische Einrichtungen).<br />
Ich möchte den Vorhang zu<br />
diesen Zonen – unter Einbeziehung<br />
meines künstlerischen Anliegens –<br />
einen Spalt breit öffnen und den Betrachter<br />
in eine ihm zumeist unbekannte<br />
Welt führen.“<br />
Ein Unterfangen, daß sich auch in<br />
den in Unterlüß realisierten Skulpturen<br />
widerspiegelt. Der international<br />
bekannte Plastiker verbindet wehrtechnisches<br />
Material aus dem Hause<br />
Rheinmetall mit frühmittelalterlicher<br />
Heraldik (Wappenkunde). So wird<br />
beispielsweise Artilleriemunition mit<br />
dem „Drudenfuß“-Schutzsymbol in<br />
Verbindung gesetzt. Die künstlerische<br />
Absicht dieser Komposition:<br />
„Ich möchte damit zeigen, daß moderne<br />
Waffensysteme nicht nur im<br />
übertragenen Sinne eine Schutzfunk-<br />
abteilung. Seine Hauptbeschäftigung<br />
bestand darin, Bombenschäden an<br />
den Dächern der Werkstattgebäude zu<br />
reparieren; auch die rege Bautätigkeit<br />
im Werk forderte seinen Einsatz. Gewohnt<br />
hat er in einem Lager an der<br />
Grashoffstraße – davon ist heute nichts<br />
mehr zu sehen. Die Baracken wurden<br />
1944 bei einem Luftangriff zerstört.<br />
Wie erfahren die polnischen Besuchern<br />
heute einen Besuch in Düsseldorf?<br />
Dazu der Historiker Rafael Leissa,<br />
der den Besuch im Auftrag der<br />
Düsseldorfer Marketing & Tourismus<br />
GmbH organisiert und die Gäste betreut<br />
hat: „Sie nehmen vor allem die<br />
Herzlichkeit mit von den Menschen,<br />
denen sie heute hier begegnen. Es war<br />
teilweise sehr schwierig, die früheren<br />
Fremdarbeiter, die nun schon sehr alt<br />
sind, davon zu überzeugen, noch einmal<br />
nach Deutschland zu kommen.<br />
Und das ist leicht zu verstehen: Viele<br />
haben Angst davor, sich der Geschich-<br />
tion beinhalten“, erläutert der<br />
51jährige Köhler.<br />
Neben den Installationen bei Rheinmetall<br />
entstanden zum Thema „Ritter,<br />
Tod und Teufel“ seit 1998 ähnlich<br />
konzipierte Arbeiten etwa beim Panzerbataillon<br />
154 in Westerburg, an der<br />
Technischen Schule der Luftwaffe 3 in<br />
Faßberg, der ABC- und Selbstschutzschule<br />
in Sondhofen („Fuchs“-Spürpanzer),<br />
der Luftlande-und Lufttransportschule<br />
in Altenstadt sowie bei<br />
Heckler & Koch (Oberndorf).<br />
In jüngster Zeit hat Köhler darüber<br />
hinaus freie Projekte für die Uniklinik<br />
Köln, das Bundeskanzleramt (Berlin),<br />
den Kölner Gerling-Konzern, die Deutsche<br />
Bahn <strong>AG</strong> (Lehrter Bahnhof), das<br />
Bodemuseum (Museumsinsel Berlin),<br />
die Firma Henkel (Düsseldorf)<br />
und die neue israelische Botschaft in<br />
Berlin realisiert. Gegenwärtig bereitet<br />
der gebürtige Thüringer (Schlotheim)<br />
eine weitere „Drudenfuß“-Kunstaktion<br />
vor, und zwar in der neuen Schalke-Arena<br />
in Gelsenkirchen.<br />
Roland A.O. Köhler verbindet wehrtechnisches Material mit frühmittelalterlicher Heraldik (Wappenkunde). So wird z.B.<br />
Rheinmetall-Artilleriemunition mit dem „Drudenfuß“-Schutzsymbol in Verbindung gesetzt (M.). Damit will der 51jährige<br />
Plastiker zeigen, daß moderne Waffensysteme nicht nur im übertragenen Sinne eine Schutzfunktion beinhalten.<br />
te, die nicht einfach war, zu stellen.<br />
Aber für die, die gekommen sind, ist<br />
es eine Möglichkeit, mit der Vergangenheit<br />
Frieden zu schließen.“<br />
Auch für Marian Szewczyk war es<br />
zunächst schwer, nach Düsseldorf<br />
zurückzukehren. Er wurde von seinem<br />
Sohn Wlodzimierz begleitet, der die Lebensgeschichte<br />
seines Vaters kennt –<br />
das machte es für ihn einfacher. Daß<br />
von den früheren Gebäuden noch so<br />
viel zu sehen ist, hatte er nicht erwartet:<br />
„Auf dieser Halle“, sagt er und deutet<br />
auf das lange Gebäude 29, „bin ich<br />
damals viel herumgeklettert.“ Am Ende<br />
des Besuches ist er sehr gerührt über<br />
die Herzlichkeit des Empfangs. Und er<br />
hat eine Bitte: „Damals hatte ich einen<br />
Meister bei Rheinmetall, der hat mich<br />
behandelt wie seinen eigenen Sohn.<br />
Ich würde sehr gerne herausfinden,<br />
was aus seiner Familie geworden ist,<br />
denn ich bin ihm noch heute sehr<br />
dankbar.“ Dr. Christian Leitzbach<br />
lb Düsseldorf. Museumskanonen<br />
finden sich überall auf der Welt – in<br />
Museen und Ausstellungen, in ehemaligen<br />
Festungsanlagen oder aber auch<br />
dekorativ in die Landschaft gestellt.<br />
Bei einigen handelt es sich – wie man<br />
bei genauerem Hinsehen feststellen<br />
kann – um Kanonen aus dem Hause<br />
Rheinmetall. So wie das Geschütz, das<br />
das Neusser Ehepaar Gerda und Helmut<br />
Frind 1992 während seines Sommerurlaubes<br />
in Australien im Küstenort<br />
Warrnambool im Südwesten Victorias<br />
zufällig entdeckte.<br />
„Wir waren ganz überrascht“, erzählt<br />
Gerda Frind, „auf der Kanone<br />
die Eingravierung Rh. M. F. und daneben<br />
das berühmte Rheinmetall-Zeichen<br />
zu entdecken.“ Denn letzteres<br />
kennt sie aus ihrer eigenen beruflichen<br />
Tätigkeit noch sehr gut: Gerda<br />
Frind war 30 Jahre lang, von 1958 bis<br />
1988, bei den früheren Rheinmetall-<br />
Konzerngesellschaften Elan Schalt-<br />
Publikation zur<br />
Stadtgeschichte<br />
lb Düsseldorf. „Ausländische Arbeitskräfte<br />
in Düsseldorf“ – das ist<br />
der Arbeitstitel eines Buches, das<br />
im Herbst dieses Jahres erscheinen<br />
wird. Koordiniert vom Stadtarchiv<br />
der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt<br />
und dessen Leiter,<br />
Prof. Clemens von Looz-Corswarem,<br />
hat sich eine Reihe hiesiger Historiker<br />
mit diesem Thema auseinandergesetzt.<br />
Das Buch behandelt<br />
überwiegend die Situation der<br />
fremdländischen Arbeitskräfte im<br />
Düsseldorfer Stadtbild, ihre Anwerbung<br />
und Verteilung durch das Arbeitsamt,<br />
die Organisation des Arbeitskräfteeinsatzes<br />
durch die<br />
Stadtverwaltung, die zahlenmäßige<br />
Entwicklung des „Ausländereinsatzes“,<br />
aber auch die rechtliche Situation<br />
der Ausländer, ihre Behandlung<br />
durch Gestapo und SS<br />
sowie das Lagersystem.<br />
Über 400 Lager aller Art – leicht<br />
bewachte Lager für „Westarbeiter“,<br />
schwerer bewachte für „Ostarbeiter“,<br />
getrennt nach Männern und<br />
Frauen, Strafkompanielager, KZ-<br />
Außenlager – lassen sich im Raum<br />
Düsseldorf nachweisen; in ihnen<br />
waren mindestens 35 000 Zwangsarbeiter<br />
registriert. Viele Namenslisten<br />
sind allerdings verschollen, so<br />
daß nach Ansicht von v. Looz-Corswarem<br />
„die tatsächliche Zahl der<br />
Deportierten erheblich höher liegt“.<br />
Neben diesem stadtgeschichtlichen<br />
Teil beschreiben weitere Einzelkapitel<br />
den Ausländereinsatz<br />
bei verschiedenen Unternehmen,<br />
u.a. bei Rheinmetall-Borsig, Mannesmann,<br />
Henkel, der Rheinischen<br />
Bahngesellschaft, den Düsseldorfer<br />
Stadtwerken, aber auch bei der<br />
katholischen und evangelischen<br />
Kirche, in Klöstern und in Krankenhäusern.<br />
Das Buch wird einen Umfang<br />
von etwa 600 Seiten haben<br />
und im Essener Klartext-Verlag erscheinen.<br />
Von Herbst <strong>2002</strong> an ist es<br />
im Düsseldorfer Buchhandel erhältlich.<br />
Der Preis ist noch nicht bekannt.<br />
Vorzehn Jahren zufällig entdeckt: Mit dieser historischen Rheinmetall-Kanone<br />
nimmt Gerda Frind den Badeort Warrnambool symbolisch „ins Visier“. Das<br />
Foto entstand beim jüngsten Australien-Urlaub der Ex-RMP-Mitarbeiterin.<br />
Beutegut als Museumsstück<br />
elemente GmbH (Neuss) und RMP<br />
Rheinmetall Meß- und Prüftechnik<br />
GmbH (Düsseldorf) beschäftigt, sie<br />
arbeitete dort in der Produktion von<br />
Schießbereichsbegrenzern.<br />
Wie aber kommt eine solche Kanone<br />
nach Warrnambool – und noch dazu<br />
in unmittelbare Nähe zu einer Kanone<br />
der früheren Konkurrenz der<br />
Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik,<br />
der Firma Krupp? Es<br />
handelt sich bei diesem historischen<br />
Gerät um eine 105-mm-Haubitze mit<br />
langem Rohr, die von Rheinmetall im<br />
Jahre 1917 in Düsseldorf gebaut worden<br />
war. Nun hatten Rheinmetall und<br />
Krupp diese Kanonen nicht nach Australien<br />
geliefert. Vielmehr sind diese<br />
Geschütze Beutestücke der australischen<br />
Armee. Aber ob vom Australian<br />
Corps selbst erbeutet oder später<br />
nach Australien verschenkt – der genaue<br />
Weg dieser Geschütze läßt sich<br />
heute nicht mehr zurückverfolgen.<br />
Foto: Privatbesitz/Frind
Seite 18 Aus den Unternehmensbereichen<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Spezialsysteme der Rheinmetall W&M GmbH weltweit im Einsatz<br />
Know-how für die Seestreitkräfte<br />
Ratingen/Unterlüß. Daß die Rheinmetall W&M GmbH<br />
innerhalb der Rheinmetall-DeTec-Gruppe das führende<br />
Haus für großkalibrige Waffenanlagen mit der zugehörigen<br />
Munition ist, ist nicht nur in Expertenkreisen bekannt.<br />
Daß das Ratinger Unternehmen, was den Bereich der Munition<br />
und Zündersysteme angeht, auch eine führende<br />
Stellung auf dem Sektor der Seeminenbekämpfung einnimmt<br />
(z.B. mit Zündern für die Minenvernichtungsladung<br />
und fernzündbaren Sprenggreifern), ist weit weniger<br />
geläufig. Im folgenden „<strong>Profil</strong>“-Beitrag stellt Alexander<br />
Graf, seit 2000 im Unternehmensbereich „Defence“ tätig<br />
und heute im Vertrieb der Rheinmetall W&M GmbH ver-<br />
Was1977/78 mit<br />
einer Anfrage des<br />
Koblenzer Bundesamtes<br />
für Wehrtechnik<br />
und Beschaffung<br />
(BWB) in<br />
Koblenz begann,<br />
hat sich im Laufe<br />
der vergangenen<br />
zwei Jahrzehnte zu<br />
einem zwar klei-<br />
Alexander Graf<br />
nen, aber gleichwohl<br />
profitablen Marktsegment der<br />
Rheinmetall W&M GmbH entwickelt.<br />
Heute gehören Seestreitkräfte aus<br />
neun Ländern und allen Erdteilen zu<br />
den Kunden der Ratinger Wehrtechnikspezialisten.<br />
Zu Beginn waren es die französische<br />
Marine und die Königliche Marine der<br />
Niederlande, die die konzeptionellen<br />
Grundlagen legten und die auch über<br />
die technischen und finanziellen Mittel<br />
zur Entwicklung eines derartig komplexen<br />
Waffensystems verfügten.<br />
Denn neben der Munition mußten<br />
auch die Schiffe und die Drohnen neu<br />
entwickelt werden.<br />
Das Konzept wurde schließlich von<br />
der Deutschen Marine und der „Nato“<br />
übernommen und sah wie folgt aus:<br />
Die Mine sollte mit einer Minenvernichtungsladung<br />
(MVL), die von einer<br />
Drohne in der Nähe der Mine abgelegt<br />
wird, mittels einer „sympathischen“<br />
Detonation bekämpft werden. Allerdings<br />
waren die sicherheitstechnischen<br />
Anforderungen an den Zünder<br />
der MVL seitens der Bundesmarine so<br />
hoch, daß man sich 1977 an einen<br />
Spezialisten für Zünder – die damalige<br />
Rheinmetall GmbH und heutige Rheinmetall<br />
W&M GmbH – wandte, um die<br />
französische und spätere niederländische<br />
Variante weiterzuentwickeln.<br />
Letztendlich hat sich die Lösung der<br />
Rheinmetall W&M GmbH am Markt<br />
durchgesetzt.<br />
Die Aufgabenstellung: Der Zünder<br />
sollte eine einfache Handhabung und<br />
eine hohe funktionale Sicherheit gewährleisten;<br />
für den Fall, daß die<br />
Drohne ohne Bekämpfung der Mine<br />
zum Minenjagdboot zurückkehrt,<br />
sollte er außerdem reversible Zündeinrichtungen<br />
besitzen, um bei einem<br />
späteren Einsatz wieder verwendet<br />
werden zu können. Zum Pflichtenheft<br />
gehörte darüber hinaus die Forderung<br />
nach Fernzündung mittels eines<br />
codierten akustischen<br />
Signals.<br />
Dies erforderte<br />
ein ausgeklügeltes<br />
System von Sicherheitseinrichtungen<br />
innerhalb<br />
des Zünders, das<br />
die Zündkette zum<br />
einen „freischalten“<br />
konnte, zum<br />
anderen sich<br />
gleichzeitig aber<br />
auch wieder von<br />
alleine in die Ausgangsstellungbewegen<br />
konnte,<br />
falls die MVL nicht<br />
benötigt werden<br />
würde. Rheinme-<br />
artist impression: STN Atlas Elektronik GmbH<br />
tall baute und<br />
baut diesen Zünder,<br />
der den Wasserdruck<br />
für die<br />
Sicherheitseinrichtungen nutzt.<br />
Bei ihrem Weg zur Mine durchläuft<br />
die Drohne unterschiedliche Wassertiefen,<br />
die auch einen unterschiedlichen<br />
Wasserdruck auf das System<br />
ausüben. Beim Durchlaufen bestimm-<br />
Fotos (2): Björn Schmitz<br />
ter Wassertiefen wirkt der Wasserdruck<br />
auf die im Zünder eingebauten<br />
Membranen, die ihrerseits den Druck<br />
umsetzen, um gewisse mechanische<br />
Sperren freizugeben, die schließlich<br />
die Zündkette freischalten. Die letztendliche<br />
Freischaltung erfolgt erst<br />
durch den Abwurf der Minenvernichtungsladung.<br />
Kehrt die Drohne mit der<br />
MVL zum Schiff zurück, werden alle<br />
Sperren der Zündkette durch den abnehmenden<br />
Wasserdruck wieder in ihre<br />
Ausgangsstellung versetzt.<br />
Aber auch nach dem Abwurf der MVL<br />
ist der Zünder nicht sofort scharf, denn<br />
der Drohne soll eine ausreichende Zeit<br />
zur sicheren Rückkehr zum Minenjagdboot<br />
gegeben werden. Deshalb<br />
wird mit dem Lösen der letzten mechanischen<br />
Sperre eine spezielle Elektronik<br />
in Betrieb gesetzt, die den Zünder<br />
quasi für eine bestimmte Zeit elektrisch<br />
„totschaltet“, bevor eine Fernzündung<br />
erfolgen kann.<br />
Da sich seit der offiziellen Einführung<br />
in der Deutschen Marine im<br />
Jahre 1985 zahlreiche weitere Seestreitkräfte<br />
für dieses System entschieden<br />
haben, mußte die Elektronik,<br />
die letztlich die Zündkette in Gang<br />
setzt, darüber hinaus auch noch erkennen,<br />
wer jeweils den Befehl zur<br />
Zündung gab. Zu diesem Zweck wurde<br />
die Elektronik so programmiert, daß<br />
sie nur ein ganz bestimmtes, codiertes<br />
akustisches Signal akzeptiert. Daher<br />
erhielt jede Marine ihre eigenen, nationalen<br />
Codes. Auch diese Elektronik<br />
wurde von einer Rheinmetall-Tochter-<br />
firma entwickelt: der damaligen RMP<br />
und heutigen, im linksrheinischen Willich<br />
ansässigen Preh-Tochtergesellschaft<br />
Preh-Werk RMP-Willich.<br />
Aufgrund des zwischenzeitlich erreichten<br />
internationalen Renommees<br />
antwortlich für dieses spezielle Marktsegment, diesen<br />
zwar vergleichsweise kleinen, technisch gleichwohl anspruchsvollen<br />
Produktbereich vor. Dabei gewährt der<br />
34jährige Diplom-Staats- und Sozialwissenschaftler sowie<br />
Kapitänleutnant d.R. (der Reserve) – der gebürtige<br />
Westfale (Werther) war bis Januar 2000 der letzte deutsche<br />
Kommandant des Minenjagdbootes „Cuxhaven“,<br />
das seit Spätsommer desselben Jahres unter dem Namen<br />
„Wambola“ in Diensten der estnischen Marine steht –<br />
einen auch historisch untermauerten Einblick in die Entwicklung<br />
dieser „Defence“-Systeme, die auch heute noch<br />
für Umsatz und Ertrag sorgen. dp<br />
Seit vielen Jahren werden Spezialsysteme der Rheinmetall<br />
W&M GmbH von Seestreitkräften rund um den Globus eingesetzt.<br />
Unser Bild zeigt den in die Minenvernichtungsladung<br />
integrierten Zünder des Ratinger Unternehmens.<br />
Kompetenz auch unter Wasser: Diese Grafik zeigt, wie ein Minenjagdboot verschiedene<br />
Minen mittels Drohne – hier ist es das „Pinguin B3“-System der<br />
STN Atlas Elektronik GmbH – und Minenvernichtungsladung gezielt bekämpft.<br />
der Rheinmetall W&M GmbH bei der<br />
Ausrüstung von Minenjagdsystemen<br />
kam die britische „Royal Navy“ Mitte<br />
der achtziger Jahre wiederum auf den<br />
Ratinger Wehrtechnikspezialisten mit<br />
der Idee zu, eine zusätzliche Bewaffnung<br />
für die Drohne zur Bekämpfung<br />
von sehr tiefstehenden Ankertauminen<br />
zu entwickeln. Die herkömmlichen<br />
Systeme waren in tieferen Wasserzonen<br />
nur begrenzt einsetzbar,<br />
während die Drohne bis in eine Wassertiefe<br />
von 300 Metern vordringen<br />
konnte.<br />
So wurde der fernzündbare Sprenggreifer<br />
entwickelt, der seitlich an der<br />
Drohne angebracht ist. Dieser Greifer<br />
übernimmt dabei die gleiche Aufgabe<br />
wie das beschriebene Räumgerät. Er<br />
wird durch die Drohne an das Ankertau<br />
angeklammert; bei der Zündung<br />
wird das Ankertau durchtrennt. Das<br />
dazu verwendete Zündsystem funktioniert<br />
genauso wie das des MVL-Zünders<br />
über den Wasserdruck. Die Ladung<br />
entspricht der des Sprenggreifers,<br />
die Zündung<br />
erfolgt über die<br />
gleiche codierte<br />
Elektronik wie beim<br />
Zünder. Damit waren<br />
die wichtigsten<br />
Komponenten vorhanden.<br />
Jetzt mußten<br />
diese noch in<br />
ein möglichst leichtes<br />
und druckresistentes<br />
Gehäuse integriert<br />
werden. Immerhin<br />
muß diese<br />
Munition bis zu einer<br />
Wassertiefe von<br />
300 Metern ein-<br />
wandfreifunktionieren. Nachdem<br />
auch diese Aufgabenstellung<br />
gelöst<br />
worden war, wurde<br />
die Rheinmetall W&M GmbH der Munitionsausrüster<br />
für Minenjagdsysteme.<br />
Seither hat der zum Düsseldorfer<br />
Rheinmetall-Konzern gehörende Systemspezialist<br />
für Waffe und Munition<br />
mit dazu beigetragen, daß die Seestreitkräfte<br />
zahlreicher Länder modern<br />
und adäquat ausgerüstet der Minenbedrohung<br />
zur See entgegentreten können.<br />
Und auch zukünftig werden Marinen,<br />
die - wie die Deutsche Marine vor<br />
rund zwei Jahrzehnten - ihre ersten<br />
Schritte in der Minenjagd machen, eine<br />
ausgereifte und<br />
moderne Systemlösung<br />
in dieser Munition<br />
finden.<br />
Inzwischen hat<br />
die Deutsche Marine<br />
wiederum eine<br />
Vorreiterrolle in der<br />
Minenabwehr mit<br />
der Entwicklung<br />
und Einführung einer<br />
Einwegdrohne<br />
übernommen. Der<br />
technische Fortschritt<br />
hat zu einer<br />
erheblichen Verkleinerung<br />
von<br />
Sensoren, Antrieb<br />
und Elektronik geführt,<br />
so daß diese<br />
Systeme komplett<br />
in einer Drohne vereint<br />
werden konnten.<br />
Dieses System<br />
mit dem Namen „Seefuchs“, ebenfalls<br />
eine Entwicklung einer Bremer Rheinmetall-DeTec-Tochtergesellschaft<br />
STN<br />
Atlas Elektronik GmbH, wird nach Auffinden<br />
der Mine komplett mit dieser<br />
zerstört. Alexander Graf<br />
Es gibt im wesentlichen zwei<br />
Kategorien von Seeminen:<br />
die Grundmine und die Ankertaumine.<br />
Beide Arten<br />
können mit bis zu vier unterschiedlichen<br />
Sensoren – auch in<br />
Kombination – im Zündsystem ausgerüstet<br />
sein, die den Zünder der<br />
Mine aktivieren und diese zur Zündung<br />
bringen. Folgende Sensoren<br />
werden verwendet: Magnetiksensoren,<br />
die indirekt über die<br />
magnetische Signatur des<br />
Schiffes angesprochen werden,<br />
Akustiksensoren, die<br />
z.B. auf Schraubengeräusche<br />
reagieren,<br />
Drucksensoren, die<br />
den Druck eines überlaufenden<br />
(im Sinne<br />
von überfahren)<br />
Schiffes aufnehmen<br />
und schließlich Kontakteinrichtungen<br />
an der Mine, die<br />
durch die Kollision<br />
von Schiff und Mine<br />
aktiviert werden.<br />
★ Die Grundmine liegt,<br />
wie schon ihr Name sagt,<br />
auf dem Meeresboden. In<br />
der Regel ist es ein zylindrisches<br />
Metallgehäuse, das<br />
aus einer Zündsektion mit<br />
den o.a. Sensoren und aus einer<br />
Ladungssektion mit bis zu<br />
1000 Kilogramm Sprengstoff besteht.<br />
★ Die Ankertaumine besteht aus einem<br />
Minengefäß und dem Ankerstuhl;<br />
beide sind durch das Ankertau<br />
miteinander verbunden. Das Gefäß<br />
hat Auftrieb im Wasser und beinhaltet<br />
Zünd- und Ladungssektion.<br />
Der Ankerstuhl verankert die Mine<br />
auf dem Meeresboden und hält sie<br />
damit auf Position; dies geschieht<br />
u.a. deshalb, weil Treibminen nach<br />
der Genfer Konvention verboten<br />
sind, aber auch, weil durch eine un-<br />
terschiedliche Länge des Ankertaus<br />
das Minengefäß in unterschiedlichen<br />
Wassertiefen plaziert werden<br />
kann. Dadurch sind Ankertauminen<br />
auch für U-Boote gefährlich.<br />
Beide Minenarten erfordern jeweils<br />
ein spezielles Bekämpfungssystem,<br />
das an die Art der Mine und<br />
ihrer Zündsensorik angepaßt ist.<br />
Bei beiden Arten spielt ein Minensuchboot<br />
die Hauptrolle, das die<br />
Minenbekämpfungssysteme – auch<br />
Räumgeräte genannt – im Wasser<br />
blind hinter sich herschleppen<br />
muß. Denn zu Beginn der Minenabwehr<br />
gab es noch keine Möglichkeit,<br />
mit einem Sonargerät „durch“<br />
dasWasser zu schauen.<br />
Die Grundmine wird bekämpft, indem<br />
mittels Räumgerät ein „Ziel“-<br />
Schiff simuliert wird, auf das die<br />
Sensorik der Mine mit der Zündung<br />
reagiert. Zu diesem Zweck schleppt<br />
das Minensuchboot einen übergroßen<br />
Elektromagneten hinter sich<br />
her, der magnetische Signaturen unterschiedlicher<br />
Schiffstypen darstellen<br />
kann. Dieses Vorgehen wird kombiniert<br />
mit einer Geräuschtonboje,<br />
die – durchs Wasser gezogen –<br />
Schiffsschraubengeräusche simuliert.<br />
Damit lassen sich akustische<br />
und magnetische Zündsysteme ansprechen;<br />
allerdings gibt es keine<br />
Möglichkeit, „Druck“ zu simulieren.<br />
Daher weiß man im Ernstfall nie, ob<br />
man auch wirklich alle Minen<br />
geräumt hat, selbst wenn eine Anzahl<br />
von Minen auf das Minenräumgerät<br />
angesprochen haben. Es bleibt<br />
also ein Restrisiko!<br />
Zur Bekämpfung von Ankertauminen<br />
zieht das Minensuchboot zwei<br />
Leinen durch das Wasser, die mit<br />
Sprenggreifern besetzt sind. Verfängt<br />
sich dabei ein Ankertau in einem dieser<br />
Sprenggreifer, wird dieser aktiviert<br />
und kappt das Ankertau mit einer<br />
zur Schneidladung ausgebildeten<br />
Hohlladung. Die Mine schwimmt<br />
zur Oberfläche auf und kann dort we-<br />
sentlich leichter bekämpft werden.<br />
Letztendlich garantiert aber auch<br />
diese Methode keine ausreichende<br />
Gewißheit, alle Minen geräumt zu<br />
haben: Möglicherweise ist das Minensuchboot<br />
an einer Mine vorbeigefahren,<br />
oder aber die Mine war zu<br />
tief plaziert, daß das Minenräumgerät<br />
nicht mehr wirken konnte.<br />
Wie bei den Grundminen verbleibt<br />
auch hier ein Restrisiko.<br />
Neben dem Nachteil, daß<br />
beide Räumarten auch in<br />
Kombination nicht alle Minen<br />
bekämpfen können,<br />
kommt noch ein viel<br />
wichtigerer Aspekt hinzu:<br />
Das Minensuchboot<br />
muß zwingend vor dem<br />
Räumgerät herfahren;<br />
damit werden Boot<br />
und Besatzung einer<br />
nicht unerheblichen<br />
Gefahr ausgesetzt.<br />
Nicht umsonst hieß<br />
es bei der Marine:<br />
„Minensucher sind<br />
Gott am nächsten“.<br />
In den siebziger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts gelang<br />
schließlich der technische<br />
Durchbruch in der<br />
Sonartechnik. Die neuen<br />
Sonargeräte besaßen eine<br />
ausreichende Leistung und<br />
Auflösung, um auch wesentlich<br />
kleinere Objekte als zum Beispiel U-<br />
Boote auf dem Meeresboden aufzuspüren.<br />
Ursprünglich wurde das Sonar im<br />
2. Weltkrieg von der „Royal Navy“<br />
entwickelt und eingesetzt, um deutsche<br />
U-Boote zu bekämpfen.<br />
Schließlich war es so verfeinert worden,<br />
daß auch Minen detektiert werden<br />
konnten. Das war die Geburtsstunde<br />
der Minenjagdboote. Der Name<br />
wurde deshalb so gewählt, weil<br />
Zünder und Sprenggreifer<br />
zur Seeminenbekämpfung<br />
das Boot sich – quasi durch das Wasser<br />
jagend – an die Mine heranpirscht<br />
und sie zur Bekämpfung nicht<br />
mehr überlaufen muß.<br />
Prinzipiell besteht ein Sonar aus einem<br />
Lautsprecher und einem Mikrofon.<br />
Der Lautsprecher sendet einen<br />
Ton ins Wasser, der sich schallwellenartig<br />
ausbreitet. Trifft dieser auf einen<br />
metallischen oder scharfkantigen Gegenstand<br />
(z.B. ein Ölfaß oder eine<br />
Mine), wird er in Richtung Schiff<br />
reflektiert und vom Mikrofon aufgefaßt.<br />
Dieses akustische Signal wird<br />
anschließend in ein optisches Signal<br />
umgewandelt und auf einem Bildschirm<br />
mit Entfernungsanzeige angezeigt.<br />
Anhand der Kontur und der Intensität<br />
des Signals auf dem Bildschirm<br />
kann ein Bediener daraus<br />
schließen, daß sich am Meeresboden<br />
ein minenähnlicher Gegenstand befindet.<br />
Damit ist dieser Gegenstand<br />
detektiert und als Mine klassifiziert<br />
worden. Zur Identifikation werden<br />
jetzt entweder Minentaucher oder eine<br />
ferngelenkte Unterwasserdrohne<br />
eingesetzt. Die Drohne ist mit einer<br />
Videokamera und einem hochauflösenden<br />
Sonar ausgestattet. Damit ist<br />
eine eindeutige Identifikation des Gegenstandes<br />
möglich. Handelt es sich<br />
nicht um eine Mine, kehrt die Drohne<br />
zum Minenjagdboot zurück. Ist indes<br />
eine Mine „erkannt“, wird die entsprechend<br />
ausgerüstete Drohne mit<br />
der MVL zur Zerstörung derselben<br />
eingesetzt. ag<br />
Kappt das Ankertau mit einer zur<br />
Schneidladung ausgebildeten Hohlladung:<br />
der Sprenggreifer der Rheinmetall<br />
W&M GmbH (Ratingen/Unterlüß).
Artist Impression: Seven Seas Voyager<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Aus den Unternehmensbereichen<br />
Seite 19<br />
Wird zur Zeit in Genua gebaut: der Luxusliner „Seven Seas Voyager“, dessen Auslieferung 2003 vorgesehen ist.<br />
Präsentation in Dresden<br />
„Pod“ für<br />
Luxusliner<br />
cd Dresden. Er hat fast die Höhe eines<br />
dreistöckigen Hauses, ist acht Meter<br />
lang und wiegt stolze 100 Tonnen –<br />
der sogenannte „Dolphin Podded-Drive“,<br />
der gemeinsam von STN Atlas Marine<br />
Electronics und Wärtsilä Propulsion<br />
für das Kreuzfahrtschiff „Seven<br />
Seas Voyager“ entwickelt wurde.<br />
Gleich zwei dieser mächtigen Antriebsgondeln<br />
– kurz Pod genannt –<br />
sind vor kurzem in den Werkhallen des<br />
Partnerunternehmens VEM Sachsenwerk<br />
in Dresden fertiggestellt worden.<br />
Sie sind bestimmt für das hochmoderne<br />
Luxus-Kreuzfahrtschiff für 720<br />
Passagiere mit 50.000 BRZ (Bruttoraumzahl),<br />
das derzeit auf der Werft T.<br />
Mariotti in Genua gebaut und als erstes<br />
Schiff weltweit mit dem neuen<br />
„Dolphin Pod“-Antriebssystem ausgestattet<br />
wird. Die Ablieferung der „Seven<br />
Seas Voyager“ an die Reederei<br />
V.Ships Leisure/Radisson Seven Seas<br />
ist für das kommende Jahr vorgesehen.<br />
Anläßlich der Fertigstellung der „Dolphin“-Antriebsgondeln<br />
erläuterten die<br />
Geschäftsführer der STN Atlas Marine<br />
Electronics GmbH, Klaus Lorenz, und<br />
der VEM Sachsenwerk GmbH, Gerhard<br />
Freymuth, ihre jeweilige Kompetenz<br />
auf dem Gebiet der Antriebstechnik<br />
vor rund 25 Kunden und Fachjournalisten<br />
im Rahmen einer umfassenden<br />
Produktpräsentation. Die Gästeliste<br />
las sich wie ein „Who is Who“ der maritimen<br />
Industrie: Repräsentanten von<br />
Aker MTW Werft, Blohm + Voss, Fincantieri,<br />
Germanischer Lloyd, Hansa<br />
International Maritime Journal, Hapag<br />
Lloyd Container Linie, HDW, Kröger<br />
Werft, Kvaerner Warnow Werft, Lloyd´s<br />
List, Lürssen Werft und Meyer-Werft<br />
nutzten die Gelegenheit, um sich umfassend<br />
über die technischen Details<br />
und die Vorzüge des „Pod“-Konzeptes<br />
zu informieren.<br />
Die Arbeitsteilung zwischen den<br />
Partnerunternehmen stellte sich dabei<br />
wie folgt dar: Während STN Atlas Marine<br />
Electronics gemeinsam mit Wärtsilä<br />
Propulsion für das eigentliche Antriebssystem<br />
verantwortlich zeichnet,<br />
leistete VEM Sachsenwerk seinen Beitrag<br />
durch sein langjähriges Knowhow<br />
im Bereich von Elektromaschinen<br />
für Schiffsanwendungen.<br />
Die „Pod“-Antriebe für dieses Schiff,<br />
die noch in diesem Jahr ausgeliefert<br />
Engagement für<br />
den Umweltschutz<br />
nil/cw Bremen/Kiel. Den ökologischen<br />
Lebensraum zu bewahren – das<br />
spielt im Arbeitsalltag von Eckhard<br />
Landwehr, Mitarbeiter der STN Atlas<br />
Elektronik GmbH in Bremen, eine<br />
wichtige Rolle. Für sein außergewöhnliches<br />
Engagement beim betrieblichen<br />
Umweltschutz erhielt der 44jährige<br />
kürzlich die Umweltschutz-Nadel von<br />
der Studien- und Fördergesellschaft<br />
der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft<br />
e.V. (Rendsburg).<br />
Bereits seit 20 Jahren arbeitet Landwehr<br />
beim Bremer Elektronikspezialisten<br />
als Galvaniseur im Segment Vor-<br />
„Pod“-Endmontage im Partnerunternehmen VEM Sachsenwerk in Dresden.<br />
werden sollen, sind für eine Leistung<br />
von 2 x 7000 kW bei 170 1/min ausgelegt.<br />
Eines der wesentlichen Merkmale<br />
des neuen Antriebs ist die Integration<br />
eines leistungsstarken elektrischen<br />
Motors mit direktem Propellerantrieb<br />
in eine hydrodynamisch optimierte<br />
Gondel unterhalb des Schiffs. Umfangreiche<br />
Analysen und Modellversuche<br />
haben zu einer Gondelform mit verbessertem<br />
Wirkungsgrad und verbesserter<br />
Manövrierfähigkeit geführt.<br />
Der „Dolphin-Pod“-Antrieb wurde für<br />
den Leistungsbereich von 5000 kW bis<br />
über 19000 kW entwickelt und ist für<br />
ein breites Spektrum von Schiffsarten<br />
geeignet, bei denen es auf hohe Geschwindigkeiten<br />
und gute Manövrierfähigkeit<br />
ankommt. Mit einem Drehwinkel<br />
von 360° gewährleistet der Antrieb<br />
optimale Manövriereigenschaften<br />
für Fracht- und Passagierschiffe<br />
ebenso wie für dynamische Positionierungen<br />
im „Offshore“-Bereich.<br />
Neben dem „Dolphin“-System liefern<br />
STN Atlas Marine Electronics und Wärtsilä<br />
Propulsion für die „Seven Seas<br />
fertigung der<br />
Produktion und<br />
ist dabei als<br />
Teamleiter vor<br />
allem für die<br />
Aufbereitung<br />
und Behandlung<br />
von Abwässern<br />
wie Spülwasser,Konzentrate<br />
und Regenerate<br />
der Galvanik<br />
zuständig.<br />
„Schwerpunkt<br />
meiner Arbeit ist<br />
es, nach Möglichkeiten<br />
zu suchen, wie in unserem<br />
Bereich Abwasser vermieden und<br />
Wasser gespart werden kann“, erzählt<br />
Voyager“ ein komplettes Antriebssystem<br />
mit Synchro-Convertern, Steuerungs-<br />
und Joystick-System, Diesel-Generatoren<br />
sowie eine Hochspannungsschaltanlage<br />
mit Propulsions- und<br />
Bordnetz-Transformatoren und eine<br />
Bugstrahl-Ruderanlage. Im Lieferumfang<br />
des Hamburger Spezialisten sind<br />
ferner ein hochmodernes integriertes<br />
Navigationssystem vom Typ „Atlas<br />
Nacos 45-5“ sowie die externen Kommunikationssysteme<br />
GMDSS A3, „Inmarsat-B“<br />
und „Inmarsat-M“ enthalten.<br />
Klaus Lorenz, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der STN ATLAS Marine<br />
Electronics GmbH: „Der Auftrag für die<br />
‚Seven Seas Voyager‘ bestätigt nicht<br />
nur die Vorteile des ‚Pod‘-Antriebskonzeptes,<br />
sondern verdeutlicht auch die<br />
Kompetenz unseres Unternehmens<br />
als Systemhaus für die Ausstattung<br />
von Schiffen mit sämtlichen elektrischen<br />
und elektronischen Komponenten<br />
und Systemen. Gemeinsam mit<br />
unseren Partnern konnten wir eine<br />
Komplettlösung bieten, die auf die Anforderungen<br />
unseres Kunden zugeschnitten<br />
ist.“<br />
Eckhard Landwehr bei seiner täglichen Arbeit. Mit einem Fotometer<br />
prüft er, welche Stoffe in den Wasserproben enthalten sind.<br />
der in Fürstenau geborene Hobbyfußballer<br />
aus seinem Arbeitsalltag: „Darüber<br />
hinaus optimieren wir permanent<br />
Foto: Marion Schleuder<br />
1000. Verbesserungsvorschlag bei <strong>Pierburg</strong>-Nettetal<br />
„BVW-Express“ bringt<br />
Ideen schnell ins Ziel<br />
cw Nettetal. Jubiläum im Betrieblichen<br />
Vorschlagswesen (BVW) der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH im Werk Nettetal: Kürzlich<br />
wurde dort der 1000. Verbesserungsvorschlag<br />
eingereicht. Als Prämie gab<br />
es für den Hobby-Modellbauer Stefan<br />
Hornitschek vom Werkleiter Axel<br />
Köhler und dem BVW-Beauftragten Jürgen<br />
Römer neben einer offiziellen Urkunde<br />
eine Elektrolokomotive und vier<br />
Erzgüterwagen der Marke Mini-Trix,<br />
Spur N. Die 1000. Idee – ein Verfahren<br />
zur Abdichtung von Lunkern in Gußteilen<br />
– wird die Produktivität des Firmenstandortes<br />
weiter verbessern.<br />
„Seit Einführung unseres Kurzverfahrens<br />
‚BVW-Express’ stieg die Zahl der<br />
eingereichten Vorschläge von insgesamt<br />
69 in 2001 auf bereits 161 Vorschläge<br />
allein in diesem Jahr“, freut<br />
sich Jürgen Römer, der als Sachbearbeiter<br />
für Qualitätstechnik zuständig<br />
ist: „Mit dem Verfahren sparen wir Verwaltungswege<br />
und Zeit. Es müssen<br />
nicht erst schriftliche Gutachten eingereicht<br />
werden.“<br />
Stattdessen gibt es eine Direktrunde<br />
vor Ort, bei der der Vorschlagende seine<br />
Idee einer Kommission präsentiert,<br />
die dann das Konzept beurteilt und<br />
über die Annahme entscheidet. „In<br />
der Kommission sind ein Arbeitgeberund<br />
ein Betriebsratsmitglied, der zuständige<br />
Abteilungsleiter bzw. Meister,<br />
eventuell ein Gutachter und der<br />
BVW-Beauftragte vertreten. Dank dieses<br />
schnellen Bearbeitungsverfahrens<br />
erhöhte sich die Anzahl der registrierten<br />
Ideen erheblich. Darunter war<br />
auch der 1000. Vorschlag, den unser<br />
langjähriger Mitarbeiter Stefan Hornitschek<br />
eingereicht hat“, erklärt der<br />
54jährige BVW-Experte.<br />
„Ich habe mich sehr über die Fahrzeugmodelle<br />
für meine Eisenbahnanlage<br />
gefreut“, strahlt Hornitschek, der<br />
seit 1983 im Unternehmen beschäftigt<br />
ist. Mit dem neuen „BVW-Express“ sei<br />
die Bearbeitung seines Verbesse-<br />
rungsvorschlages schnell und unkompliziert<br />
gewesen, so der gelernte Universalfräser,<br />
der bereits seine Lehre<br />
beim niederrheinischen Automobilzulieferer<br />
absolviert hat. „Beim Gießen<br />
der bei uns produzierten Saugrohrkomponenten<br />
entstehen vereinzelt<br />
sogenannte Lunker. Daher werden alle<br />
Gußteile sehr sorgfältig geprüft und<br />
undichte Teile aus der Produktion genommen.<br />
Zukünftig dichten wir diese<br />
kleinen Lunker mit einer Vakuum-Imprägnierung<br />
ab und können so zwei<br />
Drittel der sonst aussortierten Teile<br />
weiterverwenden“, faßt der 35jährige<br />
Qualitätskoordinator seinen Vorschlag<br />
zusammen.<br />
Zuständig für die Prüfplanung, Kundenbetreuung<br />
und Reklamationsbearbeitung,<br />
hatte Hornitschek von der<br />
Vakuum-Imprägnierung für Magnesiumteile<br />
erfahren und erkannt, daß<br />
sich dieses Verfahren auch für die Abdichtung<br />
der Saugrohrkomponenten<br />
eignet. Mit seinem Einsatz kann man<br />
die Produktion in diesem Bereich des<br />
Nettetaler Werkes zukünftig effizienter<br />
gestalten – ein Plus in punkto Produktivität.<br />
„Im Schnitt werden ein Drittel der<br />
eingereichten Verbesserungsvorschläge<br />
umgesetzt“, erklärt Werkleiter Axel<br />
Köhler: „Neben Geldprämien gibt es<br />
Sachpreise wie beispielsweise Telefonkarten<br />
oder Schreibsets. Bei der<br />
1000. Idee wollten wir dem Einreicher<br />
eine besondere Freude machen und<br />
haben uns ein persönliches Geschenk<br />
ausgesucht“, erzählt der 54jährige Diplom-Ingenieur.<br />
Insgesamt 139323 € Prämie haben<br />
die Mitarbeiter im <strong>Pierburg</strong>-Werk Nettetal,<br />
in dem derzeit 685 Mitarbeiter<br />
beschäftigt sind, allein in den vergangenen<br />
fünf Jahren erhalten. Dem Firmenstandort<br />
brachten die ideenreichen<br />
Konzepte einen summierten Nettonutzen<br />
von insgesamt 567333 €.<br />
„Ich erinnere mich noch gut an den<br />
Verbesserungsvorschlag mit der höchsten<br />
Einzelprämie“, erzählt Jürgen Römer,<br />
der seit vier Jahren für das Nettetaler<br />
BVW zuständig ist: „Es ging darum,<br />
einen Deckel im Unterdruckvolumen<br />
eines Saugrohres wegzulassen.<br />
Da die Funktion dieses Unterdrucks in<br />
den neueren Pkw-Modellen nicht<br />
mehr benötigt wird, wurde ein entsprechender<br />
Vorschlag umgesetzt.<br />
Das spart uns jährlich mehr als<br />
Gute Ideen zahlen sich oft aus: Prämienübergabe an Stefan Hornitschek (M.) –<br />
mit Werkleiter Axel Köhler (l.) und dem BVW-Beautragten Jürgen Römer (r.).<br />
die einzelnen Abwasserbehandlungsschritte.“<br />
Auch die Zusammenarbeit<br />
mit externen Unternehmen gehört dabei<br />
zu Landwehrs Aufgaben: „Zur<br />
chemischen Analyse der Wasserproben<br />
ziehen wir ein chemisch-technisches<br />
Labor hinzu, dessen geschäftsführender<br />
Gesellschafter öffentlich bestellter<br />
Sachverständiger für Kraftstoffe<br />
und Mineralölprodukte, Brauchund<br />
Abwasser ist. Diese Kooperation<br />
konnte erfolgreich ausgebaut werden.“<br />
„Seine Arbeit trägt einen maßgeblichen<br />
Anteil am Umweltschutz bei STN<br />
Atlas“, würdigte Prof. Dr. Hans-Heinrich<br />
Driftmann, Vorsitzender der Studien-<br />
und Fördergesellschaft (StFG),<br />
den Einsatz Landwehrs bei der Über-<br />
200 000 €. Der findige Mitarbeiter erhielt<br />
eine Prämie von 29859 €.“<br />
Auch wenn nicht immer mit einer so<br />
hohen Gratifikation gerechnet werden<br />
kann, so zeigt der Anstieg der eingereichten<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
den Ideenreichtum der Mitarbeiter.<br />
Stefan Hornitschek jedenfalls freut<br />
sich riesig über das kleine Dankeschön<br />
und ist sich sicher: „Das war bestimmt<br />
nicht meine letzte Idee.”<br />
gabe der Anstecknadel und Urkunde<br />
in der Kieler Ostseehalle. Bereits seit<br />
1997 wird die Auszeichnung jährlich<br />
von der StFG, einem Zusammenschluß<br />
von etwa 300 Betrieben aller<br />
Branchen, Regionen und Größenordnungen<br />
des Landes Schleswig-Holstein,<br />
in feierlichem Rahmen an Mitarbeiter<br />
verliehen, die sich in besonderem<br />
Maße um den nachhaltigen<br />
Schutz unseres Ökosystems verdient<br />
gemachthaben.<br />
Auch die Ministerpräsidentin des<br />
Landes Schleswig-Holstein, Heide Simonis,<br />
betonte in ihrer abschließenden<br />
Rede die Wichtigkeit des betrieblichen<br />
Umweltschutzes und lobte die<br />
insgesamt neun Preisträger für ihr<br />
außergewöhnliches Engagement.<br />
Foto: Ariane Gehlert
Fotos (5): Thomas Klink<br />
Seite 20 Die Reportage<br />
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Ein Fotomotiv, das das Herz eines jeden Sammlers – und erst recht das von RLS-Personalchef Rüdiger Fischer – höher schlagen läßt: Die jungen Beamten, die sich hier<br />
in nicht nur historischen Uniformen präsentieren, sind Schüler der V. Bereitschaftspolizei-Abteilung (BPA) in Königsbrunn bei Augsburg (19. Ausbildungssemester).<br />
Die Polizei und ihre Uniformen<br />
sind militärischen Ursprungs.<br />
Bereits die griechischen<br />
Stadtstaaten der<br />
Antike und das Römische<br />
Reich hatten eine hochentwickelte<br />
Rechtsordnung, die „Politeia“, von<br />
der auch der Name „Polizei“ abgeleitet<br />
wurde. Um die öffentliche Ordnung<br />
zu garantieren, brauchten sie<br />
eine eigenständige Gewalt (Exekutive).<br />
Dafür stand als einzige bewaffnete<br />
Macht das Militär zur Verfügung,<br />
was auch dem damaligen Selbstverständnis<br />
entsprach. Denn wer gegen<br />
die Gesetze der Gesellschaft verstieß,<br />
wurde von ihr ausgeschlossen. Sein<br />
Handeln entsprach damit einer Bedrohung<br />
von Außen, die das Militär<br />
abzuwehren hatte. Für Polizeiaufga-<br />
ben wurden daher einzelne Truppenteile<br />
als Nachtwachen abgestellt. In<br />
Rom waren dies zunächst die „Vigilien“.<br />
Seit dem 2. Jahrhundert vor Christus<br />
fungierte zudem die kaiserliche<br />
Prätorianergarde als Polizei.<br />
Im Mittelalter gab es die ersten<br />
„richtigen“ Polizisten. Während die<br />
Sicherheit auf dem Lande noch vom<br />
Militär gewährleistet wurde, entstanden<br />
in den Städten um 1400 neue Berufe<br />
wie der Nachtwächter sowie der<br />
Stadt- und Polizeisöldner. 1457 ist in<br />
München die erste städtische Streifendienst-Truppe<br />
beurkundet, deren<br />
Mitglieder „Scharwächter“ hießen.<br />
Als Uniformen trugen Polizei und<br />
Militär zu jener Zeit prunkvolle Rüstungen<br />
und Helme. Ihr Zweck bestand<br />
vor allem darin, seinen Träger<br />
zu beschützen. Zur<br />
Unterscheidung von<br />
Freund und Feind<br />
wurde das Herrscherwappen<br />
auf<br />
der Rüstung angebracht.<br />
Von einer<br />
allgemeinen Uniformierung<br />
kann in Europa<br />
ab dem Zeitalter<br />
Ludwigs XIV.<br />
(1638-1715) gesprochen<br />
werden. Nun<br />
kamen Wams und<br />
Filzhut in Mode.<br />
Angesichts der<br />
Kriegswirren im 17.<br />
und 18. Jahrhundert<br />
und der Unübersichtlichkeit<br />
der Polizei-Strukturen<br />
wuchs Mitte des 18.<br />
Jahrhunderts der<br />
Druck auf die Landesfürsten,wirkungsvoller<br />
für die<br />
Sicherheit der Bevölkerungeinzutreten.<br />
Bei den Armeen<br />
wurden daher Exekutiv-Polizeieinheiten<br />
gebildet. In den<br />
Städten entstanden<br />
die ersten Polizeib<br />
e h ö r d e n<br />
(17.08.1798: Erste<br />
General-Polizei-Direktion<br />
in Mün-<br />
chen). Es gab somit<br />
die ersten<br />
echten Polizeieinheiten<br />
im heutigen<br />
Sinne.<br />
Die „Policey“,<br />
wie sie damals<br />
hieß, unterlag<br />
aber noch vielfach<br />
der Willkür<br />
der absolutistischen<br />
Herrscher<br />
jener Zeit. Diesen<br />
Makel konnte sie<br />
erst mit der Entstehung<br />
von<br />
Rechtsstaaten<br />
und dem Aufkommen<br />
der Gewaltenteilung im 19.<br />
Jahrhundert ablegen. Der Oberbefehl<br />
über die Sicherheitskräfte war damals<br />
auch räumlich getrennt: Auf<br />
dem Land unterstand die „Landgendarmerie“,<br />
wie sie fortan hieß, dem<br />
Landrichter. Die kommunalen Polizeieinheiten<br />
waren hingegen dem<br />
Bürgermeister verpflichtet. In vielen<br />
europäischen Staaten findet sich<br />
auch heute noch die „Gendarmerie“<br />
als Staatspolizei neben der kommunalen<br />
Polizei.<br />
Die eigentlich ausschließlich für<br />
ländliche Gegenden zuständigen militärischen<br />
Gendarmen (aus dem<br />
Französischen: „Männer, die Waffen<br />
tragen“) zeigten als Vertreter der<br />
staatlichen Ordnungsmacht aber<br />
auch in den Städten Präsenz: So stellt<br />
auch heute noch die „Republikanische<br />
Garde“ als Spezialeinheit der<br />
französischen Gendarmerie die Wache<br />
des französischen Präsidenten in<br />
Paris. Die „Carabinieri“ bewachen mit<br />
dem Quirinalspalast den Sitz der italienischen<br />
Regierung in Rom.<br />
Im 19. Jahrhundert änderte sich<br />
auch die Uniformierung ein weiteres<br />
Mal. Von 1805 bis etwa 1850 wurde<br />
statt eines Hutes das sogenannte<br />
Tschako, ein hoher Helm aus Leder<br />
oder Filz, getragen. Zudem wurde ein<br />
ein- oder zweireihiger Frack („Collets“)<br />
als Uniform eingeführt. Von<br />
1850 bis 1914 schmückte dann die<br />
Pickelhaube die Häupter der Polizeibeamten.<br />
Dieser Lederhelm war mit<br />
seiner metallisch glänzenden Spitze<br />
nicht nur schön anzusehen, sondern<br />
sollte vor allem Säbelhiebe abwehren.<br />
In den romanischen Ländern<br />
blieb hingegen das immer niedriger<br />
werdende Tschako erhalten.<br />
Im frühen 20. Jahrhundert wurde<br />
die Polizei in Deutschland in Folge<br />
des ersten Weltkriegs erneut zu<br />
einem wichtigen Machtfaktor. Als<br />
Adolf Hitler 1923 mit seinem „Marsch<br />
auf Berlin“ versuchte, die Regierung<br />
der Weimarer Republik zu stürzen,<br />
war er auf die Duldung der bayerischen<br />
und preußischen Sicherheitskräfte<br />
angewiesen. Die 1920 gegründete<br />
„Bayerische Landespolizei“<br />
zeigte sich aber republiktreu, zerschlug<br />
den Marsch schon bei dessen<br />
Beginn in München und nahm Hitler<br />
fest. Eine der ersten Amtshandlungen<br />
des Diktators nach seiner Machtergreifung<br />
am 30. Januar 1933 war<br />
daher die Auflösung der Bayerischen<br />
Landespolizei. Zudem wurden alle<br />
Polizeieinheiten im Dritten Reich dem<br />
„Reichssicherheitshauptamt“ in Berlin<br />
unterstellt.<br />
Meine Homepage ist nicht nur<br />
ein Nachschlagewerk für Besucher,<br />
sondern auch eine<br />
Gedankenstütze für mich selbst“,<br />
sagt Rüdiger Fischer. Denn oft wisse<br />
er nicht mehr, was schon alles in<br />
seinem Bestand ist. „Wenn ich<br />
dann ein schönes Stück auf einer<br />
Tauschbörse sehe, ist es nicht<br />
schlecht, schnell einmal in der Datenbank<br />
nachsehen zu können.“<br />
Doch seine Homepage www.polizeihistorische-sammlung.de<br />
soll<br />
den Besucher vor allem für sein<br />
Hobby begeistern. Fischer will die<br />
Seite daher sukzessive zu einem<br />
virtuellen Museum ausbauen. Dann<br />
soll man Polizeimützen, Tschakos,<br />
Pickelhauben, Parade-Uniformen<br />
und Abzeichen in einer Bildergalerie<br />
anschauen können. In einer eigenen<br />
Rubrik gibt es Wissenswertes<br />
zur Geschichte der Polizei. Außerdem<br />
informiert Fischer über Ausstellungen<br />
und Tauschbörsen.<br />
Sein großes Ziel ist aber ein richtiges<br />
kleines Museum. „Vielleicht<br />
klappt es ja eines Tages“, zeigt er<br />
sich zuversichtlich. Bei zahlreichen<br />
offiziellen Anlässen – so zuletzt<br />
beim „Tag der Polizei 2001“ in<br />
Augsburg – war er mit seinen Exponaten<br />
jedenfalls schon ein gern<br />
gesehener Gast. Und im Polizeipräsidium<br />
Schwaben gibt es bereits<br />
eine kleine Dauerausstellung<br />
mit einigen seiner Mützen. ser<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten<br />
die Alliierten zunächst nur mit<br />
Armbinden gekennzeichnete und mit<br />
Holzknüppeln bewaffnete Polizeieinheiten<br />
ein. Die Aufgaben der ehemaligen<br />
Gendarmerie und der<br />
Schutztruppen übernahmen die neu<br />
gegründeten Landespolizeien. Mit<br />
der Schaffung von Stadt- und Gemeindepolizeien<br />
wurde die Polizei<br />
weiter dezentralisiert. Außerdem<br />
wurden die Tschakos in den Jahren<br />
nach 1945 weitgehend abgeschafft:<br />
Für die Queen trug die Stuttgarter Polizei noch einmal Tschakos<br />
Fesch verkleidet: Rüdiger Fischer in der Uniform eines Gardisten<br />
der „Guardia di Rocco“, der Palastwache der Fürsten<br />
von San Marino. In der Hand hält der 39jährige Jurist eine<br />
Pickelhaube der „Schutzmannschaft Preußen 1844 – 1854“.<br />
Einfach schön, weil äußerst farbenfroh: Ärmelabzeichen verschiedener<br />
„Police-Departments“ des US-Bundesstaates Texas.<br />
Homepage: Jetzt<br />
virtuelles Museum<br />
Nur beim Besuch der englischen<br />
Königin Elizabeth II. 1965 in Stuttgart<br />
wurde die dortige Polizei noch<br />
einmal mit Tschakos ausgerüstet.<br />
Man hatte sich an die häßlichen<br />
Helme erinnert, die das Empfangskommitee<br />
beim Staatsbesuch des<br />
französischen Präsidenten Charles<br />
de Gaulle drei Jahre zuvor getragen<br />
hatte und wollte das nicht wiederholen.<br />
Mit der Einführung der bundesweiten<br />
moosgrünen Uniform und der<br />
Abschaffung der letzten regulären<br />
Polizeitschakos der Berliner Bereitschaftspolizei<br />
Ende der siebziger<br />
Jahre bekamen die Beamten dann<br />
aber endgültig den heutigen Einheits-Look.<br />
ser<br />
Mannsbild: Polizeischüler der V. BPA<br />
in der alten Uniform eines Beamten<br />
der bayerischen Wasserschutzpolizei.
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Die Reportage<br />
Seite 21<br />
Internationales Uniformen-Kaleidoskop (v.l.n.r.): Wie eine Beamtin der ehemaligen DDR-Volkspolizei aussah, wie sich ein nepalesischer Polizeioffizier und sein indonesischer Kollege dienstlich kleiden, in welchem<br />
„Outfit“ eine Verkehrspolizistin der französischen „Police National“ ihren Dienst versieht oder ein Königlich bayerischer Gendarm z.B. zwischen 1890 und 1918 in der Öffentlichkeit auftrat – das zeigen diese Fotos.<br />
Rüdiger Fischers „Polizeihistorische Sammlung“<br />
„Gorbi schickte Mütze,<br />
Honecker die Stasi“<br />
Augsburg. 1978 hat für den damals<br />
16-jährigen Rüdiger Fischer eine ganz<br />
besondere Bedeutung. Denn fast zwei<br />
Jahre lang hatte er zuvor seinen Onkel,<br />
einen hohen Polizeibeamten im<br />
bayerischen Innenministerium, immer<br />
wieder um dessen Offiziersmütze gebeten.<br />
Hatte ihm aufzuzeigen versucht,<br />
wie gut sich seine Kopfbedeckung<br />
in dem damals noch bescheidenen<br />
„Sammelsurium“ aus Bundeswehr-,<br />
Post-, Bahn- und Zollmützen<br />
machen würde, die sich in Kindheitstagen<br />
angesammelt hatten. Endlich<br />
bekam er das ersehnte<br />
Stück. Und war dennoch<br />
nicht zufrieden,<br />
denn nun war die Sammelleidenschaft<br />
in dem jungen<br />
Mann entbrannt – eine Leidenschaft,<br />
die bis heute<br />
nicht erloschen ist.<br />
Mittlerweile hat Rüdiger<br />
Fischer, der als Leiter Personal<br />
und Organisation bei der<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH arbeitet,<br />
eine der größten polizeihistorischen<br />
Sammlungen in Deutschland<br />
zusammengetragen. Der 39jährige Jurist<br />
nennt über 500 Polizeimützen aus<br />
aller Welt, einige hundert Pickelhauben<br />
und Tschakos (ein auffälliger, ursprünglich<br />
militärischer Helm aus Leder<br />
oder Filz von zylindrischer Form),<br />
historische Metall-Helme, Parade-Uniformen,<br />
Tausende von Ärmelabzeichen<br />
und die nach eigenen Angaben<br />
größte Sammlung an Sheriff-Sternen<br />
und Brustschildern aus dem US-Bundesstaat<br />
Arizona sein eigen.<br />
Die obere Etage seiner Augsburger<br />
Wohnung gleicht angesichts der Vielfalt<br />
denn auch eher einem Museum. In<br />
Vitrinen und auf Regalen sind hier seine<br />
schönsten Stücke ausgestellt, wie<br />
beispielsweise eine Preußische<br />
Schutzmanns-Pickelhaube von 1846.<br />
Sie war die erste Polizei-Pickelhaube<br />
der Welt, heute sind davon nur noch<br />
drei existierende Exemplare bekannt.<br />
Stolz ist Fischer zudem auf seine<br />
Sammlung bayerischer Landespolizei-<br />
Tschakos und einen Paradehelm der<br />
Leibgendarmerie des letzten Königs<br />
von Preußen.<br />
Auch das elterliche Reihenhaus ganz<br />
in der Nähe ist vom Keller bis zum<br />
Dachboden mit Mützen, Helmen und<br />
Abzeichen ausstaffiert. „Naja“, sagt Fischer<br />
mit einem Augenzwinkern,<br />
„schließlich sind die beiden an meiner<br />
Leidenschaft nicht ganzunschuldig.<br />
Mein Vater war Zollbeamter, und auch<br />
der Rest der Verwandtschaft war Uniformträger“.<br />
Schon als „kleiner Junge“<br />
habe er daher mit Zoll-Mützen gespielt,<br />
wie ein Bild aus frühen Kindheitstagen<br />
beweist. „Mein Hobby war<br />
damit quasi vorbestimmt.“<br />
Für seine Leidenschaft scheut er keine<br />
Mühen. Nach der Mütze des Onkels<br />
wollte Rüdiger Fischer Polizeimützen<br />
aus jedem Land der Welt haben: nach<br />
Möglichkeit in bester Qualität und<br />
bevorzugt vom Polizeipräsidenten<br />
höchstpersönlich. Und so hat der findige<br />
RLS-Mitarbeiter in den vergangenen<br />
20 Jahren so ziemlich jeden Polizeichef<br />
der Welt angeschrieben und<br />
um eine landestypische Mütze gebeten.<br />
„Manchmal wußte ich nicht einmal<br />
die Adresse des Polizeipräsidiums“,<br />
erinnert er sich. Da habe er<br />
dann einfach „police headquarter“<br />
und den Namen<br />
der Landeshauptstadt<br />
draufgeschrieben. Meistens<br />
seien seine Briefe<br />
auch richtig angekommen.<br />
Zum Beispiel bei Michael<br />
Gorbatschow. Das damalige<br />
Staatsoberhaupt der Sowjetunion<br />
schrieb Fischer Ende<br />
der achtziger Jahre kurz<br />
vor dem Zerfall des Ost-<br />
Blocks an – auf Russisch,<br />
versteht sich. Dafür hatte<br />
er extra zwei Semester lang einen<br />
Sprachkurs belegt. Und tatsächlich:<br />
Etwa drei Monate nach seiner Anfrage<br />
kam ein Päckchen mit einer Mütze und<br />
einem Begleitbrief zurück. „Da wurde<br />
mir bewußt, daß ,Perestroika‘ und<br />
,Glasnost‘, also der Umbau und die<br />
Öffnung der damaligen UdSSR, vorankamen“,<br />
so Fischer.<br />
Erich Honecker hingegen, den er<br />
ebenfalls persönlich kontaktiert hatte,<br />
zeigte wenig Verständnis für das Hobby<br />
des Westdeutschen. Statt einer<br />
Mütze schickte der frühere DDR-<br />
Staatsratsvorsitzende die Stasi! „Ich<br />
bin damals für kurze Zeit abgehört<br />
worden, konnte das aber schnell<br />
klären“, sagt Fischer. Sein Hobby<br />
konnte der Sammler auch mit seiner<br />
zweiten Leidenschaft, dem Reisen, gut<br />
verbinden. „In vielen Ländern bin ich<br />
einfach aufs Polizeirevier gegangen<br />
und habe nach einer Mütze gefragt“,<br />
erzählt er. Neben dem gewünschten<br />
Erinnerungsstück habe es manchmal<br />
sogar noch eine Gratis-Stadtrundfahrt<br />
im Polizeiwagen gegeben.<br />
Inzwischen muß er nicht mehr Serienbriefe<br />
versenden, um an seine Mützen<br />
zu kommen. Fischer ist einer der bekanntesten<br />
Sammler in der Szene, der<br />
in Deutschland rund 500 Liebhaber angehören.<br />
Unter Kollegen gilt er als Kenner<br />
und Experte der Heraldik (Wappenkunde).<br />
Sein Wissen über die Bedeutung<br />
und „Sprache“<br />
der Wappen<br />
und Abzeichen<br />
hat er nach eigenem<br />
Bekunden<br />
dabei vor allem<br />
„in langen Gesprächen<br />
mit älteren<br />
Sammlern“<br />
erworben. „Mich<br />
fasziniert vor allem<br />
die Geschichte,<br />
die sich<br />
hinter den Mützen,<br />
Hauben und<br />
Uniformen verbirgt“,<br />
erzählt er.<br />
So sei anhand<br />
der Wappen auf<br />
Polizeimützen<br />
zu sehen, welche<br />
Staatsform<br />
der jeweilige<br />
Staat habe.<br />
Monarchien hätten<br />
eine Krone im Wappen. Staaten<br />
mit revolutionärer Vergangenheit oft<br />
gekreuzte Schwerter und ähnliches.<br />
Wichtig sei auch die „Kokarde“ und<br />
vor allem ihre Position. Dieses kleine<br />
runde Emblem zeigt die Nationalfarbe.<br />
„Sie muß über dem Wappen sitzen,<br />
wenn der Staat für sich beansprucht,<br />
ein Rechtsstaat zu sein, und die Polizei<br />
nur dem Gesetz verpflichtet ist“,<br />
betont Fischer. Die Innenminister-<br />
Prunkstücke aus der „guten alten Zeit“, darunter – z. B. obere<br />
Reihe v.l. – ein Helm des preußischen „Garde du Corps“,<br />
eine Grenadiermütze des ersten Leibregiments aus der Zeit<br />
des „Alten Fritz“ und ein schwedisches Infanterie-Tschako.<br />
Rüdiger Fischer vor seiner umfangreichen Mützensammlung, in der Hand die Mütze des Polizeipräsidenten der Dominikanischen<br />
Republik, Echtgold-handbestickt; das gute Stück hat er auf ein Anschreiben hin „einfach so“ bekommen.<br />
Konferenz der Bundesländer hätte<br />
beim Entwerfen der aktuellen deutschen<br />
Uniformen leider geschlampt,<br />
ärgert er sich ein wenig. Denn auf den<br />
deutschen Polizeimützen ist die Kokarde<br />
unter dem Wappen plaziert worden.<br />
„Demnach stünde die Polizei<br />
über dem Gesetz, und wir würden in<br />
einem Polizei- und nicht in einem<br />
Rechtsstaat leben.“<br />
Auch die Form der Mütze sagt etwas<br />
über Alter und Herkunft aus: In der<br />
Schweiz und Frankreich trägt man Kappen.<br />
Die Engländer haben die Teller-<br />
Mütze hervorgebracht, die heute noch<br />
in vielen „Commonwealth“-<br />
Staaten getragen wird. In<br />
Mitteleuropa herrscht die<br />
obrigkeitlich wirkende<br />
sogenannte Sattel-Form<br />
vor. Und: Arme oder<br />
kleine Länder leisteten<br />
sich meist die schönsten<br />
und aufwendigsten<br />
Mützen, kann Fischer<br />
aus Erfahrung berichten.<br />
Die Mütze des<br />
Polizeichefs aus der<br />
Dominikanischen Republik<br />
beispielsweise ist ringsherum<br />
mit purem Gold handbestickt<br />
und verziert.<br />
Der RLS-Personalchef ist mittlerweile<br />
nicht nur ein Geschichtsexperte,<br />
sondern weiß auch genau, wie man<br />
die historischen Stücke richtig pflegt<br />
und restauriert. Manchmal bekomme<br />
er gerade die sehr alten Stücke nicht<br />
komplett oder in recht schlechtem Zustand,<br />
sagt er. Dann müsse er wie bei<br />
den Tschakos der königlichen bayerischen<br />
Gendarmerie mit echtem Schelllack<br />
zeitgenössisch ausbessern oder<br />
eine Schuppenkette originalgetreu ergänzen.<br />
Um seine Sammlung zu vervollständigen,<br />
hat er einzelne Exemplare,<br />
die nicht mehr zu bekommen<br />
sind, auch schon mal komplett nachgebaut.<br />
Wie zum Beispiel einen Helm<br />
der römischen Prätorianergarde, der<br />
ersten echten Polizeieinheit in der Geschichte.<br />
Außerdem entwirft der<br />
Sammler selbst neue Polizeiabzeichen.<br />
Ein Spezialeinsatzkommando<br />
der Bereitschaftspolizei in Schleswig-<br />
Holstein sei gerade dabei, eine von<br />
ihm entworfene Brustschwinge einzuführen,<br />
so Fischer.<br />
Fast jedes Wochenende ist der Bayer<br />
zudem auf einer Tauschbörse im Bundesgebiet<br />
oder in den Nachbarländern<br />
vertreten, um seine Kontakte zu pflegen.<br />
„Meistens habe ich den größten<br />
Stand“, erzählt er. Mit zwei Kollegen<br />
organisiert er ferner jeweils im Juli eine<br />
eigene Tauschbörse in Königsbrunn<br />
bei Augsburg. Sie<br />
gehört mit den Sammlerbörsen<br />
in Frankfurt und<br />
Berlin zu den drei größten<br />
in Deutschland.<br />
Für sich selbst würde<br />
er dort aber nur noch<br />
selten etwas finden.<br />
„Die schönsten Exemplare<br />
bekomme ich oft<br />
per Zufall“, sagt er. Vom<br />
Bremer Zoll habe er einmal<br />
eine ganze Kiste mit<br />
Mützen erworben, die 50<br />
Jahre lang vergessen auf dem<br />
Dachboden gestanden habe. Ein<br />
anderes Mal hat ihm ein Militaria-<br />
Sammler eine Preußische Schutzmanns-Pickelhaube<br />
für 1700 Euro verkauft.<br />
Ein echtes Schnäppchen, denn<br />
von Liebhabern könnte Fischer dafür<br />
heute 7500 Euro bekommen. Und auch<br />
über das Internet ersteigere er hin und<br />
wieder eine schöne Mütze, sagt er.<br />
Vielleicht taucht dort eines Tages ein<br />
äußerst seltenes rotes Tschako der<br />
Mecklenburg-Strelitz’schen Landjäger<br />
aus dem 19. Jahrhundert auf. Fischer<br />
würde es freuen. Denn so ein Tschako,<br />
von dem nur 40 Exemplare hergestellt<br />
wurden, fehlt ihm noch. Oder ein Helm<br />
der Garde am Quirinalspalast in Rom.<br />
„Das wäre noch einmal was“,<br />
schwärmt er. Sebastian Reimann<br />
Fotos (9): Thomas Klink
Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Aus den Unternehmensbereichen<br />
Seite 23<br />
MTS-Auszubildender Paul Penner: Von Moskau nach Möckmühl<br />
Ringerkarriere begann im Hausflur<br />
do Neuenstadt. „Hidden Champions“<br />
siegen im Verborgenen. Das können<br />
Firmen sein, die in Nischenmärkten<br />
Spitzenpositionen halten und<br />
dennoch unbekannt bleiben.<br />
„Hidden Champions“ im Sport siegen<br />
in Disziplinen, die nicht wie<br />
Fußball-, Tennis- oder Radprofis<br />
ein Millionenpublikum begeistern.<br />
Zum Beispiel im Ringen. Paul<br />
Penner, derzeit Auszubildender<br />
bei der Motor Teile<br />
Service GmbH (MTS) in<br />
Neuenstadt (Kreis Heilbronn),<br />
einer Tochtergesellschaft<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Handelsorganisation<br />
Motor<br />
Service International<br />
(MSI), hat sich in den<br />
vergangenen Jahren durch<br />
eine Reihe von Titeln auf<br />
Landes- und Bundesebene<br />
einen Namen als Nachwuchstalent<br />
mitPotential<br />
gemacht.<br />
Als zweifacher Württembergischer<br />
Meister –<br />
bei den Junioren in der<br />
Gewichtsklasse bis 50<br />
Kilogramm und in diesem<br />
Jahr bei der A-<br />
Jugend in der Klasse<br />
bis 54 Kilogramm –<br />
gehört er zudem zum<br />
Team der Landesauswahl<br />
für die jährlich<br />
stattfindenden DeutschenMeisterschaften<br />
und zeigt<br />
auch hier konstant<br />
gute Leistungen, die ihn jedesmal<br />
bis in die Endausscheidung brachten.<br />
„Bei der Deutschen Meisterschaft<br />
im vorigen Jahr hatte ich insgesamt 16<br />
Paul Penner<br />
weiß, wovon<br />
er spricht:<br />
„Leicht und wendig<br />
zu sein, ist oft<br />
besser als Gewicht.<br />
Man muß in erster<br />
Linie gelenkig sein,<br />
stabil stehen und vor<br />
allem schnell sein.<br />
Fehlende Muskeln kann<br />
man ausgleichen, wenn<br />
man schnell und flink ist.“<br />
Gegner. Der letzte Kampf, als es um<br />
Platz eins ging, war der härteste meiner<br />
bisherigen Laufbahn. Nach zwei<br />
Runden von jeweils drei Minuten<br />
gab es keine Entscheidung, und<br />
auch die anschließende dreiminütige<br />
,Verlängerung’ habe<br />
ich gut durchgestanden. Am Ende<br />
war es dann eine Schiedsrichterentscheidung.“<br />
Daß auch<br />
in diesem Jahr am Ende<br />
„nur“ die Vizemeisterschaft<br />
stand, sieht Paul<br />
Penner mit einem lachenden<br />
und einem<br />
weinenden Auge:<br />
„Natürlich habe ich<br />
mir nach dem zweiten<br />
Platz im Vorjahr<br />
gute Chancen ausgerechnet.<br />
Aber Vizemeister<br />
in Deutschland ist<br />
schon ein großer Erfolg für<br />
einen Landesmeister und<br />
auch für den Landesverband<br />
insgesamt.“<br />
Das gute Abschneiden<br />
bei den Deutschen Meisterschaften<br />
sorgte bereits<br />
im Vorjahr für Aufmerksamkeit<br />
beim<br />
Deutschen Ringerbund:<br />
Der damals<br />
sechzehnjährige wurde<br />
zum Kadettentraining<br />
nach Berlin empfohlen.<br />
Dort trainiert<br />
auch das Team für<br />
die Europa-Meisterschaften.<br />
„Das ist dann<br />
schon das Spitzentraining. Eine Woche<br />
am Stück, zweimal täglich auf der<br />
Matte und zusätzlich noch Schule.<br />
Aber zeitgleich waren hier wichtige<br />
Prüfungen, so daß ich leider absagen<br />
mußte.“<br />
Das war aber auch das einzige Mal,<br />
daß Sport und Beruf nicht zusammenpassen<br />
wollten. Sowohl sein Ausbildungschef,<br />
MTS-Logistikleiter Markus<br />
Heller, als auch Geschäftsführer Gerald<br />
Herr standen von Anfang an hinter<br />
dem jungen Nachwuchstalent aus<br />
Möckmühl. Und auch die Familie, die<br />
vor elf Jahren als Rußlanddeutsche<br />
aus Moskau nach Deutschland übersiedelte,<br />
fördert die Vereinsaktivitäten<br />
der Söhne nach Kräften. „Wir hatten<br />
schon in unserem Haus in Moskau<br />
den ganzen Gang voller Turngerät,<br />
das fing schon ganz früh an. In<br />
Deutschland hat uns der Vater dann<br />
beim Fußball und im örtlichen Ringerverein<br />
angemeldet, meine Brüder mit<br />
sechs und mich mit sieben Jahren<br />
und damals 21 Kilogramm bei den<br />
‚Bambinos‘.“<br />
Mit heute 1,65 Meter Größe und etwa<br />
50 Kilogramm Körpergewicht<br />
kämpft Paul Penner im sogenannten<br />
Fliegengewicht, der zweitleichtesten<br />
Klasse nach dem Papiergewicht. Aber<br />
ähnlich wie beim Judo, das Paul Penner<br />
ebenfalls beherrscht, kommt es<br />
nicht in erster Linie auf die Körpermasse<br />
an: „Leicht und wendig zu<br />
sein, ist oft besser als Gewicht. Man<br />
muß in erster Linie gelenkig sein, stabil<br />
stehen und vor allem schnell sein.<br />
Fehlende Muskeln kann man ausgleichen,<br />
wenn man schnell und flink ist.<br />
Umgekehrt geht’s nicht!“<br />
Und die Risiken? „Eine ausgekugelte<br />
Schulter, ein Finger- oder Rippenbruch<br />
daskommt ab und zu vor, aber mir ist –<br />
Gott sei dank – noch nichts derartiges<br />
passiert. Ich würde Ringen auch nicht<br />
unbedingt als gefährlichen Sport be-<br />
Paul Penner (im roten Ringertrikot) und sein Bruder Johann – Vereinskollege beim<br />
ASV Möckmühl – in sportlicher Aktion: Der hier gezeigten Einzelüberwurf-<br />
Soublesse spenden die Zuschauer immer sehr viel Beifall; bei guter Ausführung<br />
wird diese Wettkampffigur von den Kampfrichtern mit fünf Punkten belohnt.<br />
zeichnen. Auf jeden Fall ist der Sport<br />
nicht gefährlicher als etwa Handball<br />
oder Fußball. Eher im Gegenteil.“ Eine<br />
Parallele zum Fußball gibt es aber<br />
dennoch: „Man kann es darauf anlegen,<br />
daß der Gegner ‚ausfällt‘ – denn<br />
auch beim Ringen gilt: alles, was der<br />
‚Schiri‘ nicht sieht, ist erlaubt!“<br />
Szenen einer Ringerkarriere (v.l.n.r.), aufgenommen in der Jagsttalhalle des ASV Möckmühl mit Paul Penner (17) und seinem Bruder Johann (Deutscher Meister des Jahres 1996) in den Hauptrollen – mal<br />
in der typischen Kampfstellung ohne Kontakt (Freistil), dann beim eher spektakulären Doppelgriff mit Überführen nach hinten und – nach Vollendung des Kopfhüftschwunges – kurz vor dem Schultersieg.<br />
Fotos (5): Thomas Klink
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