Profil 5/2002 f r PDF - Kolbenschmidt Pierburg AG
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Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2002</strong> Aus den Unternehmensbereichen<br />
Seite 23<br />
MTS-Auszubildender Paul Penner: Von Moskau nach Möckmühl<br />
Ringerkarriere begann im Hausflur<br />
do Neuenstadt. „Hidden Champions“<br />
siegen im Verborgenen. Das können<br />
Firmen sein, die in Nischenmärkten<br />
Spitzenpositionen halten und<br />
dennoch unbekannt bleiben.<br />
„Hidden Champions“ im Sport siegen<br />
in Disziplinen, die nicht wie<br />
Fußball-, Tennis- oder Radprofis<br />
ein Millionenpublikum begeistern.<br />
Zum Beispiel im Ringen. Paul<br />
Penner, derzeit Auszubildender<br />
bei der Motor Teile<br />
Service GmbH (MTS) in<br />
Neuenstadt (Kreis Heilbronn),<br />
einer Tochtergesellschaft<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Handelsorganisation<br />
Motor<br />
Service International<br />
(MSI), hat sich in den<br />
vergangenen Jahren durch<br />
eine Reihe von Titeln auf<br />
Landes- und Bundesebene<br />
einen Namen als Nachwuchstalent<br />
mitPotential<br />
gemacht.<br />
Als zweifacher Württembergischer<br />
Meister –<br />
bei den Junioren in der<br />
Gewichtsklasse bis 50<br />
Kilogramm und in diesem<br />
Jahr bei der A-<br />
Jugend in der Klasse<br />
bis 54 Kilogramm –<br />
gehört er zudem zum<br />
Team der Landesauswahl<br />
für die jährlich<br />
stattfindenden DeutschenMeisterschaften<br />
und zeigt<br />
auch hier konstant<br />
gute Leistungen, die ihn jedesmal<br />
bis in die Endausscheidung brachten.<br />
„Bei der Deutschen Meisterschaft<br />
im vorigen Jahr hatte ich insgesamt 16<br />
Paul Penner<br />
weiß, wovon<br />
er spricht:<br />
„Leicht und wendig<br />
zu sein, ist oft<br />
besser als Gewicht.<br />
Man muß in erster<br />
Linie gelenkig sein,<br />
stabil stehen und vor<br />
allem schnell sein.<br />
Fehlende Muskeln kann<br />
man ausgleichen, wenn<br />
man schnell und flink ist.“<br />
Gegner. Der letzte Kampf, als es um<br />
Platz eins ging, war der härteste meiner<br />
bisherigen Laufbahn. Nach zwei<br />
Runden von jeweils drei Minuten<br />
gab es keine Entscheidung, und<br />
auch die anschließende dreiminütige<br />
,Verlängerung’ habe<br />
ich gut durchgestanden. Am Ende<br />
war es dann eine Schiedsrichterentscheidung.“<br />
Daß auch<br />
in diesem Jahr am Ende<br />
„nur“ die Vizemeisterschaft<br />
stand, sieht Paul<br />
Penner mit einem lachenden<br />
und einem<br />
weinenden Auge:<br />
„Natürlich habe ich<br />
mir nach dem zweiten<br />
Platz im Vorjahr<br />
gute Chancen ausgerechnet.<br />
Aber Vizemeister<br />
in Deutschland ist<br />
schon ein großer Erfolg für<br />
einen Landesmeister und<br />
auch für den Landesverband<br />
insgesamt.“<br />
Das gute Abschneiden<br />
bei den Deutschen Meisterschaften<br />
sorgte bereits<br />
im Vorjahr für Aufmerksamkeit<br />
beim<br />
Deutschen Ringerbund:<br />
Der damals<br />
sechzehnjährige wurde<br />
zum Kadettentraining<br />
nach Berlin empfohlen.<br />
Dort trainiert<br />
auch das Team für<br />
die Europa-Meisterschaften.<br />
„Das ist dann<br />
schon das Spitzentraining. Eine Woche<br />
am Stück, zweimal täglich auf der<br />
Matte und zusätzlich noch Schule.<br />
Aber zeitgleich waren hier wichtige<br />
Prüfungen, so daß ich leider absagen<br />
mußte.“<br />
Das war aber auch das einzige Mal,<br />
daß Sport und Beruf nicht zusammenpassen<br />
wollten. Sowohl sein Ausbildungschef,<br />
MTS-Logistikleiter Markus<br />
Heller, als auch Geschäftsführer Gerald<br />
Herr standen von Anfang an hinter<br />
dem jungen Nachwuchstalent aus<br />
Möckmühl. Und auch die Familie, die<br />
vor elf Jahren als Rußlanddeutsche<br />
aus Moskau nach Deutschland übersiedelte,<br />
fördert die Vereinsaktivitäten<br />
der Söhne nach Kräften. „Wir hatten<br />
schon in unserem Haus in Moskau<br />
den ganzen Gang voller Turngerät,<br />
das fing schon ganz früh an. In<br />
Deutschland hat uns der Vater dann<br />
beim Fußball und im örtlichen Ringerverein<br />
angemeldet, meine Brüder mit<br />
sechs und mich mit sieben Jahren<br />
und damals 21 Kilogramm bei den<br />
‚Bambinos‘.“<br />
Mit heute 1,65 Meter Größe und etwa<br />
50 Kilogramm Körpergewicht<br />
kämpft Paul Penner im sogenannten<br />
Fliegengewicht, der zweitleichtesten<br />
Klasse nach dem Papiergewicht. Aber<br />
ähnlich wie beim Judo, das Paul Penner<br />
ebenfalls beherrscht, kommt es<br />
nicht in erster Linie auf die Körpermasse<br />
an: „Leicht und wendig zu<br />
sein, ist oft besser als Gewicht. Man<br />
muß in erster Linie gelenkig sein, stabil<br />
stehen und vor allem schnell sein.<br />
Fehlende Muskeln kann man ausgleichen,<br />
wenn man schnell und flink ist.<br />
Umgekehrt geht’s nicht!“<br />
Und die Risiken? „Eine ausgekugelte<br />
Schulter, ein Finger- oder Rippenbruch<br />
daskommt ab und zu vor, aber mir ist –<br />
Gott sei dank – noch nichts derartiges<br />
passiert. Ich würde Ringen auch nicht<br />
unbedingt als gefährlichen Sport be-<br />
Paul Penner (im roten Ringertrikot) und sein Bruder Johann – Vereinskollege beim<br />
ASV Möckmühl – in sportlicher Aktion: Der hier gezeigten Einzelüberwurf-<br />
Soublesse spenden die Zuschauer immer sehr viel Beifall; bei guter Ausführung<br />
wird diese Wettkampffigur von den Kampfrichtern mit fünf Punkten belohnt.<br />
zeichnen. Auf jeden Fall ist der Sport<br />
nicht gefährlicher als etwa Handball<br />
oder Fußball. Eher im Gegenteil.“ Eine<br />
Parallele zum Fußball gibt es aber<br />
dennoch: „Man kann es darauf anlegen,<br />
daß der Gegner ‚ausfällt‘ – denn<br />
auch beim Ringen gilt: alles, was der<br />
‚Schiri‘ nicht sieht, ist erlaubt!“<br />
Szenen einer Ringerkarriere (v.l.n.r.), aufgenommen in der Jagsttalhalle des ASV Möckmühl mit Paul Penner (17) und seinem Bruder Johann (Deutscher Meister des Jahres 1996) in den Hauptrollen – mal<br />
in der typischen Kampfstellung ohne Kontakt (Freistil), dann beim eher spektakulären Doppelgriff mit Überführen nach hinten und – nach Vollendung des Kopfhüftschwunges – kurz vor dem Schultersieg.<br />
Fotos (5): Thomas Klink