PSP-Rundschau
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<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Nicht-motorische Symptome bei <strong>PSP</strong><br />
Prof. Dr. Daniela Berg und Dr. Andrea Pilotto<br />
Wie bei der typischen Parkinson Krankheit, entwickeln<br />
auch die meisten Patienten mit einem<br />
atypischen Parkinsonsyndrom, und somit auch<br />
<strong>PSP</strong>-Patienten, im Verlauf der Krankheit nichtmotorische<br />
Symptome – d.h. Veränderungen,<br />
die nicht die Bewegung betreffen. Diese stellen<br />
nicht selten eine ausgesprochene Beeinträchtigung<br />
dar. Wissenschaftliche Erhebungen zeigen,<br />
dass nicht-motorische Symptome einen<br />
starken Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten<br />
haben, zu häufigeren Pflegeheimeinweisung<br />
beitragen und sogar mit einer erhöhten<br />
Sterblichkeit einhergehen können.<br />
Nicht-motorische Symptome können eine direkte<br />
Folge des neurologischen Verlaufs der<br />
Krankheit sein. Allerdings können sie auch<br />
durch die medikamentöse Behandlung verursacht<br />
oder zumindest verstärkt werden. Daher<br />
kann das Erkennen dieser Symptome für Patienten<br />
und Angehörige äußerst relevant sein<br />
und praktische Konsequenzen für die alltägliche<br />
Lebensqualität haben.<br />
Die Behandlung der nicht-motorischen Symptome<br />
beginnt mit einer aufmerksamen kritischen<br />
Analyse der bestehenden Beschwerden<br />
und medikamentösen Therapie, um mögliche<br />
Nebenwirkungen minimieren zu können. Falls<br />
die Probleme weiterhin sehr relevant für die Patienten<br />
bleiben, kann für einige der nichtmotorischen<br />
Symptome auch eine zusätzliche<br />
medikamentöse Behandlung angeboten werden.<br />
Hier muss allerdings berücksichtigt werden,<br />
dass jede weitere Medikation natürlich ebenfalls<br />
Auswirkungen auf das fragile Gleichgewicht<br />
der körperlichen Funktionen bei der der<br />
Krankheit haben kann.<br />
Aber was genau sind nicht-motorische Symptome<br />
bei <strong>PSP</strong>?<br />
Sie sind in verschiedene Bereiche klassifiziert<br />
worden. Am häufigsten sind neuropsychiatrische<br />
Symptome, Schlafstörungen, gastrointestinale<br />
und autonome Symptome, Probleme<br />
beim Wasserlassen.<br />
Neuropsychiatrische<br />
Symptome:<br />
Diese sind für die Patienten und Angehörigen<br />
besonders belastend, weil sie das Miteinander<br />
im Alltag erschweren. Daher ist es besonders<br />
wichtig, sie zu verstehen. Oft ist schon die Erkenntnis,<br />
dass eine gewisse Verhaltensweise<br />
Teil der Erkrankung sein kann, für Angehörige<br />
im Umgang wichtig. Ebenso wichtig ist, über die<br />
erkannten Symptome mit dem behandelnden<br />
Arzt zu sprechen, damit, wenn möglich, eine<br />
Verbesserung erzielt werden kann.<br />
Unter anderem kann es zu folgenden neuropsychiatrischen<br />
Symptomen kommen: Irritabilität,<br />
vermehrte Impulsivität und Veränderungen<br />
der Persönlichkeit, emotionale Labilität<br />
(viele Patienten sagen, sie seien „dünnhäutiger“)<br />
bis hin zur Depression und klassisch Beeinträchtigung<br />
der exekutiven Funktionen – d.h.<br />
bei der Ausführung von Handlungen, insbesondere<br />
wenn sie komplex sind, z.B. wenn 2<br />
Dinge gleichzeitig bedacht werden müssen.<br />
Schlussendlich kann es auch zu einer Demenz<br />
kommen. Erfreulicherweise sind diese Symptome<br />
insbesondere zu Beginn der Erkrankung<br />
häufig nur leicht ausgeprägt, daher aber oft<br />
auch nicht einfach zu erkennen, was zu Missverständnissen<br />
führen kann. z.B. können Veränderungen<br />
der Persönlichkeit häufig nicht einfach<br />
von einer reaktiven Depression (d.h. einer<br />
Depression als Reaktion auf die Diagnose) unterschieden<br />
werden. Deshalb existieren bei der<br />
klinischen Arbeit verschiedene Skalen und Fragebögen<br />
um die psychiatrischen Veränderungen<br />
„messen zu können“ – z.B. ein Fragebogen<br />
für die Stimmung. Bei Veränderungen von<br />
Konzentration, Gedächtnis und dem Ausführen<br />
komplexer Handlungen - auch als kognitive<br />
Störung bezeichnet - muss zunächst, wie bereits<br />
erwähnt, die bestehende Pharmakotherapie<br />
kritisch analysiert werden: bestimmte Substanzen,<br />
die Denkfunktionen negativ beeinflussen<br />
können – z.B. anticholinerg wirkende Substanzen<br />
- sollen, wenn möglich, abgesetzt werden.<br />
Die Therapie der bestehenden Bewegungsstörung<br />
muss vereinfacht werden – die<br />
Dosis von z.B. Levodopa oder Amantadin muss<br />
sorgfältig der Wirkung angepasst werden.<br />
Wenn keine sichere Wirkung zu erzielen ist,<br />
können diese Medikamente reduziert oder gar<br />
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