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| grünerkreisSuchtbehandlung<br />
Der Beitrag der Medizin zur Behandlung Suchtkranker:<br />
Möglichkeiten und Grenzen<br />
Sonderkrankenanstalt Marienhof – für die<br />
meisten in der Suchtarbeit Tätigen ein Begriff .<br />
Weniger bekannt allerdings ist die Tatsache,<br />
dass alle (somit acht weitere) Th erapiestationen<br />
des Vereins regelmäßig allgemeinmedizinisch<br />
und psychiatrisch betreut werden. Um den<br />
bestmöglichen Standard anbieten zu können,<br />
wurde das medizinische Team verstärkt.<br />
Eine gute medizinische Versorgung wäre aber<br />
bei über 260 zu betreuenden KlientInnen im<br />
stationären Bereich ohne Unterstützung der<br />
mit uns kooperierenden niedergelassenen<br />
ÄrztInnen nicht möglich.<br />
Problemstellung<br />
Die PatientInnen sind meistens erst nach einer<br />
mehrjährigen Periode des Alkohol- und/oder<br />
sonstigen Suchtmittelkonsums, in der die<br />
Wahrnehmung körperlicher und seelischer<br />
Zustände durch die „Betäubungsmittel“ stark<br />
eingeschränkt bis unmöglich war, bereit, eine<br />
stationäre Th erapie in Anspruch zu nehmen.<br />
Nach dem körperlichen Entzug, der vor allem<br />
durch die Entzugssymptomatik der Suchtmittel<br />
gekennzeichnet ist, kommen sie nun<br />
in die Th erapieeinrichtungen des „Grünen<br />
<strong>Kreis</strong>es“ zur Rehabilitation und beginnen, sich<br />
erstmals nach langer Zeit „wieder zu spüren“.<br />
Neben den positiven Gefühlen, die mit einem<br />
klareren Geist und wieder wach werdenden<br />
8 sommer 2007<br />
Empfi ndungen zu tun haben, sind die PatientInnen<br />
nun aber auch mit vielen körperlichen<br />
und seelischen Beschwerden bis hin zu mehr<br />
oder weniger schwerwiegenden somatischen<br />
und psychischen Krankheiten und sozialen<br />
Problemen konfrontiert. Diese Probleme und<br />
Krankheiten können zum Teil auch schon vor<br />
der Suchterkrankung bestanden haben und<br />
spielen dann in der Ätiologie der Sucht eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Die folgende Liste benennt ohne Anspruch<br />
auf Vollständigkeit einige der häufi geren<br />
Probleme:<br />
– Körperliche Beschwerden:<br />
Zahnschmerzen auf Grund von kariösen<br />
Zähnen, Hautprobleme, Schmerzen und<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates,<br />
Sehfehler und Hörprobleme, urologische<br />
und gynäkologische Erkrankungen, Asthma,<br />
Allergien, Atemwegserkrankungen,<br />
Hepatitis und HIV u.a.<br />
– Psychische Probleme:<br />
Unwohlgefühl bis zur manifesten Depression,<br />
Bewusstwerdung schwerer körperlicher<br />
und/oder psychischer Traumata wie<br />
Missbrauch, Tod oder Selbstmord naher<br />
Angehöriger oder LebenspartnerInnen,<br />
Introvertiertheit bis hin zur sozialen<br />
Phobie, Aggression und Autoaggression<br />
bis zur Selbstverletzung und suizidalen<br />
Krisen, mangelnde Ich-Struktur bis hin<br />
zu schweren schizophrenen Störungen,<br />
stark wechselhafte Stimmung, Panikattacken<br />
bis zur generalisierten Angststörung<br />
u.a.<br />
Die Übergänge zwischen Missempfi ndungen<br />
und schweren seelischen Erkrankungen, zwischen<br />
angegebenen Beschwerden und be-<br />
handlungsnotwendigen körperlichen Erkrankungen<br />
sind fl ießend, die Diff erenzierung<br />
nur im Einzelfall und nach ausführlichen<br />
Gesprächen sowie einer exakten Befunderhebung<br />
zu treff en. Genau dies ist nach unserem<br />
Selbstverständnis zusammen mit der<br />
Einleitung der notwendigen Behandlungen<br />
und Durchführung von Fortbildungen und<br />
Schulungen die Kernaufgabe des medizinischen<br />
Teams des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“.<br />
Begutachtung<br />
Diese erfolgt durch FachärztInnen für Psychiatrie<br />
in Kliniken bzw. in unseren Ambulanten<br />
Zentren in Wien, Linz, Graz und Klagenfurt,<br />
um festzustellen, ob PatientInnen mit<br />
Mehrfachdiagnosen stabil genug sind und<br />
durch den Beginn einer Langzeittherapie<br />
gleich nach dem somatischen Entzug nicht<br />
überfordert sind.