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| grünerkreisSuchtbehandlung<br />
Abenteuer- und Erlebnispädagogik im<br />
Kontext der Behandlung Suchtkranker<br />
Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich das<br />
Feld der Erlebnispädagogik und pädagogisch<br />
bzw. therapeutisch genutzten Outdoor Aktivitäten<br />
enorm entwickelt und ausdiff erenziert.<br />
Wie in vielen anderen therapeutischen und<br />
pädagogischen Konzepten auch hat eine Orientierung<br />
in Richtung eines wachstumsbezogenen<br />
Lernmodells stattgefunden. Im Vordergrund<br />
steht nicht mehr nur das Erlebnis als<br />
Antwort auf die unter modernen Verfallserscheinungen<br />
leidenden Jugendlichen, sondern<br />
viel mehr ein ganzheitlicher Lernprozess, bei<br />
dem Handeln eine zentrale Rolle spielt. Im<br />
Zuge eines Trainings werden Erlebnis- und<br />
Lernräume geschaff en, wo exemplarische<br />
Lernprozesse stattfi nden können. Dabei geht<br />
es meist um bewältigbare Herausforderungen<br />
auf der physischen, psychischen und/oder<br />
sozialen Ebene.<br />
Natürlich gibt es in diesem boomenden Markt<br />
auch Banalisierungs- und Kommerzialisierungstrends,<br />
wo ein – meist möglichst spektakuläres<br />
– Erlebnis angeboten wird. Erlebnispädagogische<br />
Maßnahmen sind aber<br />
wesentlich dadurch gekennzeichnet, dass<br />
16 sommer 2007<br />
das intensive Erlebnis nicht nur konsumiert<br />
wird, sondern das eigene Handeln bzw. die<br />
eigenen Handlungsmöglichkeiten in einer<br />
refl exiven Auseinandersetzung auch be- und<br />
verarbeitet werden.<br />
Was ist nun das Spezielle und spezifi sch<br />
Wirksame an Outdoor Trainings?<br />
Menschen entwickeln sich durch Handeln.<br />
Im Mittelpunkt von Outdoor Trainings stehen<br />
Aufgabestellungen und Übungen, die es den<br />
TeilnehmerInnen ermöglichen, ihr Tun und<br />
Handeln unter unterschiedlichsten Perspektiven<br />
zu gestalten und zu refl ektieren. Die von<br />
TrainerInnen/Th erapeutInnen gewählte und<br />
bewusst gestaltete Situation bewirkt, dass die<br />
TeilnehmerInnen aus dem inneren Gleichgewicht<br />
kommen. Vorhandene Verhaltensmuster<br />
und Persönlichkeitsmerkmale reichen an dieser<br />
Stelle nicht mehr aus, die gestellte Aufgabe<br />
oder die bestehende Situation angemessen<br />
zu meistern. Andererseits ist das Neue, das<br />
Herausfordernde, das Abenteuerliche reizvoll<br />
und die Aufgabenstellung hat einen hohen<br />
Auff orderungscharakter. Also versuchen<br />
die TeilnehmerInnen neue Verhaltensmuster<br />
und/oder veränderte Einstellungen, um die<br />
Aufgabe zu bewältigen bzw. die Situation zu<br />
bestehen. In der Refl exionsphase werden die<br />
neuen Erfahrungen und die dazugehörenden<br />
Beobachtungen gesammelt und analysiert.<br />
Es werden Hypothesen über die Ursachen<br />
für altes und neues Verhalten gebildet und<br />
Zusammenhänge hergestellt. Anschließend<br />
werden die neuen Erkenntnisse bewertet, auf<br />
ihre Alltagstauglichkeit überprüft und Maßnahmen<br />
erarbeitet, wie erfolgreiche Verhaltensweisen<br />
für zukünft ige Situationen nutzbar<br />
gemacht werden können.<br />
Natur als „anderer“ Erlebensraum wirkt.<br />
Die Natur bei den Trainings und erlebnispädagogischen<br />
Unternehmungen unterstützt<br />
sowohl die Erfahrungen an sich, als auch die<br />
Transferleistung. Natur steht oft im Kontrast<br />
zum üblichen Lebensalltag bzw. zu „alten“ Erfahrungen.<br />
Durch die unkonventionelle Umgebung<br />
wird eine motivierende Situation mit<br />
hoher Intensität geschaff en. Die Assoziationen<br />
an Abenteuer und Freiheit bewirken eine positive<br />
Grundeinstellung der Teilnehmenden.