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RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. T. Schanz<br />

Übungsblätter<br />

für<br />

<strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong><br />

verfasst von: I. Arsic, A. Arwanitaki, L. Röchter, T. Wichtmann<br />

Ausgabe: 10/2010<br />

c○ <strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Universitätsstr. 150<br />

Gebäude IA 4/126<br />

44801 Bochum


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong><br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Seite i<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Vorwort<br />

Die “Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>” sind eine Ergänzung zur Vorlesung <strong>und</strong> Übung ”<br />

<strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>“. Es<br />

wird empfohlen, die Übungsblätter begleitend zu Vorlesung <strong>und</strong> Übung zu studieren.<br />

In der vorliegenden Auflage der “Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> 10/2010” werden Aufgaben nach dem<br />

Teilsicherheitskonzept gemäß DIN 1054:2005-01 (Sicherheitsnachweise im Erd- <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>) exemplarisch<br />

vorgerechnet. Die Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen <strong>und</strong> Beanspruchungen entstammen<br />

DIN 1054 Ber4:2008-10 (Berichtigungen zu DIN 1054:2005-01). Für die Berechnung der Verbauwände<br />

(Kapitel 4) werden die Empfehlungen des Arbeitskreises “Baugruben” (EAB, 4.Auflage,<br />

2006) als auch die Empfehlungen des Arbeitsausschusses “Ufereinfassungen” (EAU, 10. Auflage, 2004)<br />

berücksichtigt.<br />

Den Volltext der verwendeten nationalen Normen können Sie auf der homepage der Universitätsbibliothek<br />

kostenlos als pdf-Datei erhalten. Auf http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de gehen Sie wie folgt<br />

vor: ⇒ Datenbanken ⇒ P ⇒ Perinorm. Hier zunächst mal die INFO lesen...<br />

Diese Version der “Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>” steht auch auf der homepage des <strong>Lehrstuhl</strong>s als<br />

pdf-Datei zum download zur Verfügung: http://www.gbf.ruhr-uni-bochum.de/lehre<br />

Jeder Leser sei aufgerufen, den Bearbeitern gef<strong>und</strong>ene Fehler oder Unklarheiten mitzuteilen. Dies<br />

kann entweder mündlich oder per e-mail erfolgen.<br />

An dieser Stelle sei auch noch einmal auf das Angebot der Assistenten hingewiesen während der<br />

Sprechzeiten Fragen zu Vorlesung, Übung, Skripten <strong>und</strong> alten Klausuraufgaben zu beantworten.<br />

Bochum, im Oktober 2010<br />

Lars Röchter<br />

Ansprechperson: Dipl.-Ing. Lars Röchter<br />

Büro: IA 4/134<br />

Tel: 0234 / 322-6060<br />

E-mail:<br />

lars.roechter@rub.de<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>:<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Gebäude IA, Sekretariat Raum 4/126<br />

Universitätsstraße 150<br />

D-44801 Bochum<br />

Tel: 0234 / 322-6135<br />

Fax: 0234 / 321-4150


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong><br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Seite ii<br />

Ruhr-Universität Bochum


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong><br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Seite iii<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Gr<strong>und</strong>wasserhaltung 1<br />

1.1 Sickergraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2 Offene Wasserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3 Einzelbrunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.4 Mehrbrunnenanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.5 Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

1.6 Gr<strong>und</strong>wasserströmung (Brinch Hansen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

1.7 Gr<strong>und</strong>wasserströmung (linearer Potentialabbau im geschichteten Baugr<strong>und</strong>) . . . . . 27<br />

1.8 Auftrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2 Flachgründungen 37<br />

2.1 Allgemeine Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

2.2 Streifenf<strong>und</strong>ament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

2.3 Kabelmast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

3 Stützmauern 55<br />

3.1 Schwergewichtsmauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

3.2 Winkelstützmauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

4 Verbauwände 71<br />

4.1 Voll eingespannte ungestützte Sp<strong>und</strong>wand nach EAB . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

4.2 Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge bei einem geschichteten <strong>Boden</strong> <strong>und</strong><br />

frei im <strong>Boden</strong> aufgelagerter Wand nach EAB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

4.3 Einfach verankerte frei aufliegende Sp<strong>und</strong>wand - Nachweis in der tiefen Gleitfuge nach<br />

Kranz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

4.4 Trägerbohlwand mit freier Auflagerung im Fußbereich nach EAB . . . . . . . . . . . . 110<br />

4.5 Einfach verankterte, im <strong>Boden</strong> frei aufgelagerte Sp<strong>und</strong>wand nach EAU 2004 . . . . . . 127<br />

4.6 Einfach verankterte, im <strong>Boden</strong> eingespannte Sp<strong>und</strong>wand nach EAU 2004 . . . . . . . . 148<br />

5 Pfahlgründungen 163<br />

5.1 Rammpfähle, Pfahlrost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164<br />

5.2 Bohrpfähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172<br />

6 Tiefgründungen 181<br />

6.1 Senkkasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />

7 Baugr<strong>und</strong>verbesserung 191<br />

7.1 Baugr<strong>und</strong>verbesserung durch Verdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong><br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Seite iv<br />

Ruhr-Universität Bochum


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 1<br />

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1 Gr<strong>und</strong>wasserhaltung


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 2<br />

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1.1 Sickergraben<br />

Aufgabenstellung<br />

Für einen Sickergraben stehen die in den Abbildungen 1.1 <strong>und</strong> 1.2 dargestellten Ausführungsvarianten<br />

zur Wahl. Es soll die jeweils anfallende Wassermenge je Meter Grabenlänge ermittelt werden.<br />

1,00<br />

0,00<br />

ursprünglicher<br />

GW-Spiegel<br />

GW-Spiegel<br />

nach Absenkung<br />

Feinsand<br />

-4<br />

k = 10 m/s<br />

5,00<br />

S = 0,50 m<br />

i<br />

h = 0,75 m<br />

Fels<br />

Abbildung 1.1: Vollkommener Sickergraben<br />

1,00<br />

0,00<br />

ursprünglicher<br />

GW-Spiegel<br />

GW-Spiegel<br />

nach Absenkung<br />

4,00<br />

Feinsand<br />

-4<br />

k = 10 m/s<br />

S = 0,50 m<br />

i<br />

h = 0,75 m<br />

5,00<br />

Fels<br />

Abbildung 1.2: Unvollkommener Sickergraben


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 3<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

Lösung<br />

Zufluss zum vollkommenen Sickergraben/-schlitz<br />

q ∗ = k 2<br />

(<br />

H 2 − h 2)<br />

R<br />

für einseitigen Zufluss AfG, Bild 1.13<br />

mit:<br />

H = 5, 00 m Abstand ursprüngliche GW-Oberfläche zur Sohle des<br />

Sickergrabens<br />

h = 0, 75 m Abstand Sohle des Sickergrabens zum abgesenkten GW-Spiegel<br />

am Rand des Sickergrabens<br />

R = 1500 · s · √k<br />

Reichweite des Sickergrabens von Rand des Sickergrabens<br />

k = 10 −4 m/s Durchlässigkeit des <strong>Boden</strong>s<br />

s = H − h abgesenkter GW-Spiegel am Rand des Sickerschlitzes<br />

→ s = 5, 00 − 0, 75<br />

= 4, 25 m<br />

→ R<br />

√10<br />

= 1500 · 4, 25 · −4<br />

= 63, 75 m<br />

(<br />

→ q ∗ = 2 10−4 5, 00 2 − 0, 75 2)<br />

2 63, 75<br />

= 3, 833 · 10 −5 m 3<br />

m · s<br />

l<br />

= 0, 03833<br />

m · s<br />

⇒ q ∗ l<br />

= 138, 00<br />

m · h<br />

für beidseitigen Zufluss


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 4<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

Zufluss zum unvollkommenen Sickergraben/-schlitz<br />

q ∗ =<br />

(<br />

0, 73 + 0, 27 T − t )<br />

0 k (<br />

T 2 − t<br />

2 ) 0 für einseitigen Zufluss AfG, Bild 1.13<br />

T 2 R<br />

mit:<br />

T = 5, 00 m Abstand ursprüngliche GW-Oberfläche zur<br />

<strong>und</strong>urchlässigen Schicht<br />

t 0 = (5, 00 − 4, 00) + (0, 75 − 0, 50) Abstand GW-Spiegel in Mitte des Schlitzes zur<br />

= 1, 25 m <strong>und</strong>urchlässigen Schicht<br />

R = 1500 · s · √k<br />

Reichweite des Sickergrabens von Mitte des Sickergrabens<br />

k = 10 −4 m/s Durchlässigkeit des <strong>Boden</strong>s<br />

s = H − h abgesenkter GW-Spiegel am Rand des Sickerschlitzes<br />

→ s = 4, 00 − 0, 75<br />

= 3, 25 m<br />

→ R<br />

→ q ∗ = 2<br />

√10<br />

= 1500 · 3, 25 · −4<br />

= 48, 75 m<br />

(<br />

0, 73 + 0, 27<br />

= 4, 483 · 10 −5 m 3<br />

m · s<br />

l<br />

= 0, 04483<br />

m · s<br />

⇒ q ∗ l<br />

= 161, 39<br />

m · h<br />

)<br />

5, 00 − 1, 25<br />

5, 00<br />

10 −4 (<br />

5, 00 2 − 1, 25 2) für beidseitigen Zufluss<br />

2 · 48, 75


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 5<br />

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1.2 Offene Wasserhaltung<br />

Aufgabenstellung<br />

Ansicht der Baugrube:<br />

Abbildung 1.3: Ansicht der Baugrube<br />

Gr<strong>und</strong>riss der Baugrube:<br />

Abbildung 1.4: Gr<strong>und</strong>riss der Baugrube<br />

Eine Baugrube soll mit Hilfe einer offenen Wasserhaltung frei von Gr<strong>und</strong>wasser gehalten werden. Es<br />

ist der Volumenstrom zu ermitteln, der in die Baugrube einfließt.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 6<br />

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Lösung<br />

1. Abschätzung der Reichweite R nach SICHARDT<br />

R = 3000 s √ k = 3000 H √ k = 3000 · 4, 50 · √5<br />

· 10 −4<br />

⇒ R = 301, 87 m<br />

2. Bestimmung von t<br />

H = 4, 50 m<br />

T = 12, 50 − 4, 50 = 8, 00 m<br />

T > H<br />

⇒ t = H = 4, 50 m<br />

3. Bestimmung der Beiwerte n <strong>und</strong> m mittels des Nomogramms nach DAVIDENKOFF<br />

⇒ ”Arbeitsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>”, S. 1.12<br />

• Eingangswerte:<br />

L 2<br />

R<br />

t<br />

R<br />

33, 50<br />

=<br />

301, 87<br />

4, 50<br />

=<br />

301, 87<br />

= 0, 11<br />

= 0, 01<br />

• Abgelesen:<br />

m = 0, 7<br />

n = 1, 95<br />

• Berechnung der Zuflussmenge<br />

[(<br />

q = k H 2 1 + t )<br />

H<br />

m + L 1<br />

R<br />

(1 + t H n )]<br />

[( )<br />

= 5 · 10 −4 · 4, 50 2 4, 50<br />

1 + · 0, 7 +<br />

4, 50<br />

= 0, 02120 m3<br />

s<br />

(10 dm)3<br />

= 0, 02120<br />

s<br />

71, 00<br />

301, 87<br />

(<br />

)]<br />

4, 50<br />

1 +<br />

4, 50 · 1, 95<br />

⇒ q = 21, 20 l s<br />

Der Baugrube fließen also 21,20 l Wasser in einer Sek<strong>und</strong>e zu.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 7<br />

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1.3 Einzelbrunnen<br />

Aufgabenstellung<br />

Abbildung 1.5: Geometrie des Einzelbrunnens<br />

Zur Entnahme von Trinkwasser ist die Erstellung eines Einzelbrunnens geplant. Die Geometrie des<br />

Brunnens ist der obenstehenden Abbildung zu entnehmen. Es soll die größtmögliche abpumpbare<br />

Wassermenge für diesen Brunnen ermittelt werden.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 8<br />

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Lösung<br />

1. Beschreibung des Lösungsweges<br />

Für die verschiedenen Werte der benutzten Filterlänge h werden die dem Brunnen zufließende<br />

Wassermenge Q <strong>und</strong> das maximale Fassungsvermögen des Brunnens q berechnet. Daraus<br />

ergibt sich ein Diagramm wie das folgende:<br />

Abbildung 1.6: q, Q-h-Diagramm, schematisch<br />

Aus dem Schnittpunkt A der beiden Kurven erhält man die optimal abpumpbare Wassermenge<br />

Q opt <strong>und</strong> die zugehörige benetzte Filterlänge h opt .<br />

2. Reichweite nach SICHARDT<br />

R = 3000 s √ k = 3000 (H − h) √ k<br />

3. Zufließende Wassermenge Q<br />

Bei dem Brunnen in diesem Beispiel handelt es sich um einen unvollkommenen Brunnen, da<br />

das Brunnenrohr nicht bis zur <strong>und</strong>urchlässigen Schicht durchgeführt wird. Da beim unvollkommenen<br />

Brunnen zusätzlich noch Wasser von unten in den Brunnen einfließen kann, muss der<br />

Zufluss zum vollkommenen Brunnen noch um den Faktor (1 + ε b ) erhöht werden.<br />

Q vollkommen = π k (H2 − h 2 )<br />

ln R 0 − ln r 0<br />

t 1 = 22, 00 − 16, 00 = 6, 00 m<br />

H = 16, 00 − 4, 00 = 12, 00 m<br />

t 1 = 0, 5 H<br />

⇒ ε b = 10% = 0, 10


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 9<br />

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Q = Q unvollkommen = (1 + ε b ) Q vollkommen<br />

= 1, 10 π k (H2 − h 2 )<br />

ln R − ln r 0<br />

= 1, 10<br />

π k (H 2 − h 2 )<br />

ln[3000 (H − h) √ k] − ln r 0<br />

π · 5 · 10 −3 · (12, 00 2 − h 2 )<br />

= 1, 10 ·<br />

ln<br />

[3000 · (12, 00 − h) · √5 ]<br />

· 10 −3 − ln(0, 25)<br />

⇒ Q unvollkommen =<br />

2, 488 − 0, 01728 h 2<br />

ln [2545, 58 − 212, 13 h] + 1, 386<br />

Tabellarische Zusammenstellung für verschiedene benetzte Filterlängen h:<br />

h<br />

[m]<br />

Q<br />

[m 3 /s]<br />

7,00 0,1965<br />

8,00 0,1700<br />

9,00 0,1388<br />

10,00 0,1022<br />

11,00 0,0589<br />

4. Fassungsvermögen des Brunnens<br />

q =<br />

√ √<br />

k<br />

5 · 10<br />

2π r 0 h<br />

15 = 2π · 0, 25 · h · −3<br />

15<br />

⇒ q = 0, 007405 · h


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 10<br />

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Tabellarische Zusammenstellung für verschiedene benetzte Filterlängen h:<br />

h<br />

[m]<br />

q<br />

[m 3 /s]<br />

7,00 0,0518<br />

8,00 0,0592<br />

9,00 0,0666<br />

10,00 0,0740<br />

11,00 0,0815<br />

5. Optimale Wassermenge <strong>und</strong> zugehörige benetzte Filterlänge<br />

Im q, Q-h-Diagramm werden die Verläufe von Q(h) <strong>und</strong> q(h) eingezeichnet <strong>und</strong> ihr Schnittpunkt<br />

A ermittelt.<br />

Abbildung 1.7: q, Q-h-Diagramm


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 11<br />

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Aus den Achsenabschnitten des Punktes A kann die im optimalsten Fall abpumpbare Wassermenge<br />

sowie die dazugehörende benetzte Filterlänge abgelesen werden:<br />

Q opt = 0, 078 m3<br />

s<br />

h opt = 10, 56 m<br />

Anmerkung:<br />

Alternativ zur Lösung mit Hilfe des q, Q-h-Diagramms hätte man auch die Funktionsverläufe<br />

Q(h) <strong>und</strong> q(h) gleichsetzen <strong>und</strong> aus der sich ergebenden Gleichung mittels Rechner den Wert<br />

für h opt bestimmen können.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 12<br />

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1.4 Mehrbrunnenanlage<br />

Aufgabenstellung<br />

Ansicht:<br />

Abbildung 1.8: Ansicht der Baugrube<br />

Gr<strong>und</strong>riss:<br />

Abbildung 1.9: Draufsicht auf die Baugrube


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 13<br />

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Zur Aushebung einer Baugrube ist es erforderlich, den Gr<strong>und</strong>wasserspiegel abzusenken. Geplant ist,<br />

diese Absenkung durch eine Mehrbrunnenanlage zu realisieren. Folgende Punkte sind zu bearbeiten:<br />

• Überschlägige Ermittlung der benötigten Brunnenanzahl<br />

• Festlegung einer Brunnenanordnung <strong>und</strong> Überprüfung der Mindestabstände<br />

• Nachweis des Absenkzieles<br />

• Nachweis der benetzten Filterlänge<br />

Lösung<br />

1. Überschlägige Ermittlung der benötigten Brunnenanzahl<br />

• Ersatzkreisdurchmesser A RE :<br />

a 75, 00<br />

=<br />

b 37, 50 = 2, 0 < π<br />

√ √<br />

a b 75, 00 · 37, 50<br />

A RE =<br />

π = π<br />

⇒ A RE = 29, 92 m<br />

• Reichweite R nach SICHARDT:<br />

R = 3000 s √ k = 3000 · 5, 00 · √5<br />

· 10 −4<br />

⇒ R = 335, 41 m<br />

• Korrektur der Reichweite R 0 nach WEBER:<br />

R 0 =<br />

⇒ R 0 = 336, 74 m<br />

√<br />

√<br />

R 2 + A 2 RE = 335, 41 2 + 29, 92 2<br />

• Anfallende Wassermenge im stationären Zustand, d. h. bei konstantem Absenktrichter:<br />

Q stat =<br />

π k (H 2 − h 2 )<br />

ln (R 0 ) − ln (A RE ) = π · 5 · 104 · (12, 50 2 − 7, 50 2 )<br />

ln (336, 74) − ln (29, 92)<br />

⇒ Q stat = 0, 06489 m3<br />

s


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 14<br />

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• Um den Absenktrichter einzustellen, d. h. den stationären Zustand zu erreichen, muß zu<br />

Beginn der Gr<strong>und</strong>wasserhaltung eine größere Wassermenge abgepumpt werden als im stationären<br />

Zustand:<br />

Q ges = 1, 1 Q stat = 1, 1 · 0, 06489<br />

⇒ Q ges = 0, 07138 m3<br />

s<br />

• Abschätzen der benetzten Filterlänge z 0 :<br />

z 0 ≈ h − 0, 1 A RE = 7, 50 − 0, 1 · 29, 92<br />

⇒ z 0 = 4, 51 m<br />

gewählt: z 0 = 4,00 m<br />

• Maximales Fassungsvermögen q eines Brunnens:<br />

√ √<br />

k<br />

5 · 10<br />

−4<br />

q = 2π r 0 z 0<br />

15 = 2π · 0, 30 · 4, 00 · 15<br />

⇒ q = 0, 01124 m3<br />

s<br />

• Erforderliche Brunnenanzahl:<br />

n = Q ges<br />

q<br />

=<br />

0, 07138<br />

0, 01124<br />

= 6, 35<br />

gewählt: n = 7 Brunnen


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2. Festlegung der Brunnenanordnung<br />

• Die 7 Brunnen werden wie folgt auf der geplanten Brunnenachse verteilt:<br />

Abbildung 1.10: Geplante Anordnung der Brunnen<br />

• Überprüfung des Mindestabstandes:<br />

e min = 10 π r 0 = 10 · π · 0, 30<br />

⇒ e min = 9, 42 m<br />

Dieser Mindestabstand wird zwischen sämtlichen Brunnen eingehalten. Der kleinste vorhandene<br />

Abstand beträgt:<br />

e 4−5 =<br />

√<br />

22, 50 2 + 10, 00 2 = 24, 62 m > e min<br />

3. Nachweis des Absenkzieles für den ungünstigten Punkt<br />

Es muß nachgewiesen werden, daß der Wasserspiegel unterhalb der Baugrube in keinem Punkt<br />

die Höhenkote z = -5,00 m übersteigt.<br />

Dazu wird der Wasserstand in einigen besonders gefährdeten Punkten berechnet. Diese Punkte<br />

P 1 bis P 3 sind der folgenden Abbildung zu entnehmen:


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Abbildung 1.11: Abstände der Punkte P i zu den Brunnen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten bei diesem Nachweis Punkte ausgewählt werden, die von den umgebenden<br />

Brunnen einen relativ großen Abstand haben. Es bietet sich an, Punkte in der Mitte, am Rand<br />

<strong>und</strong> in den Ecken der Baugrube zu untersuchen. Da in diesem Beispiel Brunnen relativ nah an<br />

den Eckpunkten der Baugrube stehen, wird kein Eckpunkt untersucht.<br />

Der Nachweis wird mit der Formel nach FORCHHEIMER geführt:<br />

H 2 − h 2<br />

Q stat = π k<br />

n∑<br />

ln(R 0 ) − 1 n<br />

ln(x i )<br />

h 2 = H 2 − Q stat<br />

π k<br />

[<br />

i=1<br />

ln(R 0 ) − 1 n<br />

n∑<br />

i=1<br />

ln(x i )<br />

]<br />

Die Werte x i sind die Abstände eines Punktes P zu den n Brunnen der Mehrbrunnenanlage. Die<br />

Werte des Termes<br />

1<br />

n<br />

n∑<br />

i=1<br />

ln(x i )<br />

werden für die 3 untersuchten Punkte tabellarisch ermittelt:


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Punkt P 1 Punkt P 2 Punkt P 3<br />

Brunnen i x i ln (x i ) x i ln (x i ) x i ln (x i )<br />

1 18,75 2,93 40,87 3,71 24,96 3,22<br />

2 31,25 3,44 38,51 3,65 23,94 3,18<br />

3 35,20 3,56 24,01 3,18 21,55 3,07<br />

4 48,62 3,88 24,01 3,18 38,14 3,64<br />

5 61,56 4,12 38,51 3,65 55,21 4,01<br />

6 56,25 4,03 40,87 3,71 55,66 4,02<br />

1<br />

n<br />

7 18,92 2,94 18,75 2,93 22,98 3,13<br />

n∑<br />

ln(x i ) 3,56 3,43 3,47<br />

i=1<br />

Maßgebend ist der Punkt, für den dieser Term den größten Wert annimmt, da dann auch h 2<br />

maximal wird.<br />

⇒ P 1 ist der ungünstigste Punkt:<br />

1<br />

n<br />

n∑<br />

i=1<br />

ln(x i ) = 3, 56<br />

Q stat = Q ges<br />

1, 1 = n q<br />

1, 1<br />

=<br />

7 · 0, 01124<br />

1, 1<br />

= 0, 07153 m3<br />

s<br />

h 2 = 12, 50 2 −<br />

0, 07153<br />

π · 5 · 10−4 · [ln(336, 74) − 3, 56] = 53, 37 m2<br />

⇒ h = 7, 31 m < 7, 50 m √<br />

Der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel bleibt im ungünstigsten Punkt unterhalb des maximal zulässigen Wertes<br />

von 7,50 m, die Baugrube kann also trocken gehalten werden.<br />

4. Nachweis der benetzten Filterlänge<br />

Es muss nachgewiesen werden, dass sich bei der gewählten Brunnenanzahl <strong>und</strong> -anordnung eine<br />

benetzte Filterlänge z 0 einstellt, die größer oder gleich dem in der überschlägigen Berechnung<br />

angesetzten Wert ist.<br />

Der Nachweis wird ebenfalls mit der Formel nach FORCHHEIMER geführt:<br />

(<br />

)<br />

2<br />

z 0 = H 2 − Q stat<br />

ln (R 0 ) − 1 n∑<br />

ln (x i )<br />

π k<br />

n<br />

i=1


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In diesem Nachweis stehen die x i für die Abstände der Brunnen untereinander. Auch diese<br />

n∑<br />

Abstände <strong>und</strong> die Werte von 1 n<br />

ln (x i ) werden tabellarisch ermittelt.<br />

i=1<br />

n∑<br />

Da es sich um eine symmetrische Anordnung der Brunnen handelt, sind die Werte von 1 n<br />

ln (x i )<br />

für die Brunnen 1 <strong>und</strong> 6, 2 <strong>und</strong> 5 sowie 3 <strong>und</strong> 4 identisch. Als Abstand eines Brunnens zu sich<br />

selbst wird der Brunnenradius r 0 = 0, 30 m angesetzt.<br />

i=1<br />

Brunnen 1/6 Brunnen 2/5 Brunnen 3/4 Brunnen 7<br />

Brunnen i x i ln (x i ) x i ln (x i ) x i ln (x i ) x i ln (x i )<br />

1 0,30 - 1,20 25,00 3,22 41,61 3,73 37,58 3,63<br />

2 25,00 3,22 0,30 - 1,20 24,62 3,20 46,50 3,84<br />

3 41,61 3,73 24,62 3,20 0,30 - 1,20 40,39 3,70<br />

4 63,10 4,15 53,44 3,98 30,00 3,40 40,39 3,70<br />

5 79,06 4,37 75,00 4,32 53,44 3,98 46,50 3,84<br />

6 75,00 4,32 79,06 4,37 63,10 4,15 37,58 3,63<br />

1<br />

n<br />

7 37,58 3,63 46,50 3,84 40,39 3,70 0,30 - 1,20<br />

n∑<br />

ln(x i ) 3,17 3,10 2,99 3,02<br />

i=1<br />

Maßgebend wird der kleinste Wert von 1 n<br />

Brunnen 3 <strong>und</strong> 4 maßgebend:<br />

1<br />

n<br />

n∑<br />

ln (x i ), da dann z 0 minimal wird. Damit werden die<br />

i=1<br />

n∑<br />

ln (x i ) = 2, 99<br />

Damit ergibt sich für die benetzte Filterlänge in diesem Brunnen:<br />

z 0<br />

2<br />

= 12, 50 2 −<br />

i=1<br />

0, 07153<br />

π · 5 · 10 −4<br />

⇒ z 0 = 5, 24 m > z gewählt = 4, 00 m √<br />

[ln(336, 74) − 2, 99] = 27, 41 m2<br />

Die benetzte Filterlänge ist ausreichend!


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1.5 Hydraulischer Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Aufgabenstellung<br />

7, 50 m<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

111111111111111<br />

Wehr<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

a000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

111111111111111<strong>und</strong>urchlässige Sp<strong>und</strong>wand<br />

Randäquipotentiallinie 000000000000000<br />

111111111111111<br />

4, 50 m 000000000000000<br />

111111111111111 Bruchkörper<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

000000000000000<br />

000000000000000<br />

000000000000000<br />

111111111111111<br />

111111111111111<br />

111111111111111o<br />

b<br />

n<br />

0<br />

c d e f g h<br />

m<br />

6, 00 m<br />

γ ′ k<br />

= 11<br />

kN<br />

m 3<br />

i<br />

j<br />

l<br />

k<br />

b<br />

t<br />

11<br />

1, 00 m<br />

3, 00 m<br />

3, 00 m<br />

k = 7, 8 · 10 −4 m s<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

10<br />

k = 1 · 10 −8 m s<br />

Äquipotentiallinie<br />

Stromlinie<br />

Randstromlinie<br />

Stromkanal<br />

Abbildung 1.12: Wehrkonstruktion<br />

Zum Zwecke des Aufstauens eines Fließgewässers wird eine Gr<strong>und</strong>wasserkonstruktion errichtet.<br />

Für diese Wehrkonstruktion soll der Nachweis gegen hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch geführt werden.<br />

Lösung<br />

Die Strömungskraft direkt vor der Sp<strong>und</strong>wand (stromabwärts) belastet aufgr<strong>und</strong> ihres großen hydraulischen<br />

Gradienten den durchströmten <strong>Boden</strong> besonders stark, indem sie aufwärts gerichtete Schubkräfte<br />

in diesen einleitet. Daher muss beim Nachweis des hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruchs der <strong>Boden</strong>bereich<br />

direkt vor der Sp<strong>und</strong>wand untersucht werden.<br />

1. Grenzzustandsbedingung (GZ 1A):<br />

Nachweis des GZ ’s gegen Verlust der Lagesicherheit<br />

S ′ k · γ H ≤ G ′ k · γ G,stb


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Dabei bedeuten:<br />

S<br />

k ′ = nach oben gerichtete, treibende charakteristische Strömungskraft<br />

γ H = 1,35, Teilsicherheitsbeiwert für Strömungskraft bei günstigem Untergr<strong>und</strong><br />

nach DIN 1054-2005, Tab. 2<br />

günstiger Untergr<strong>und</strong> (AfG S.1.46): grobe, nichtbindige Böden<br />

G ′ k<br />

= charakteristisches Eigengewicht des durchströmten <strong>Boden</strong>s unter Auftrieb<br />

γ G,stb = 0,95, Teilsicherheitsbeiwert für günstige ständige Einwirkungen nach<br />

DIN 1054-2005, Tab. 2<br />

Abbildung 1.13: Ausschnitt Strömungsnetz<br />

2. Geometrie des Gr<strong>und</strong>bruchkörpers nach Terzaghi-Peck:<br />

Abbildung 1.14: Gr<strong>und</strong>bruchkörper nach Terzaghi-Peck


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t = 3, 00 m<br />

b = t/2 = 1, 50 m<br />

3. Strömungskraft:<br />

Dabei bedeuten:<br />

p i,k = n · ∆h · γ w,k<br />

∆h = Potentialunterschied zwischen zwei Potentiallinien<br />

n = Anzahl der Potentialdifferenzen, die bis zur Wasserunterdruckseite<br />

noch abgebaut werden müssen<br />

∆h = ∆H/n ges = 3, 50/11 = 0, 318 m<br />

n l = 4, 0<br />

n r = 2, 4<br />

⇒ p l,k = n l · ∆h · γ w,k = 4, 0 · 0, 318 · 10 = 12, 72 kN<br />

m 2<br />

p r,k = n r · ∆h · γ w,k = 2, 4 · 0, 318 · 10 = 7, 63 kN<br />

m 2<br />

Vereinfacht wird eine trapezförmige Wasserdruckverteilung angenommen:<br />

S ′ k<br />

= 1 2 · (p l,k + p r,k ) · b = 1 2 (12, 72 + 7, 63) · 1, 50 = 15, 26 kN m<br />

4. Gewicht des Bruchkörpers:<br />

G ′ k<br />

= γ ′ k · t · b = 11 · 3, 00 · 1, 50 = 49, 50 kN m<br />

5. Nachweis der Grenzzustandsbedingung (GZ 1A):<br />

S ′ k · γ H ≤ G ′ k · γ G,stb<br />

15, 26 · 1, 35 = 20, 60 kN m ≤ 49, 50 · 0, 95 = 47, 03 kN m<br />

√<br />

Somit ist die Grenzzustandsbedingung des Verlustes der Lagesicherheit erfüllt.


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Ruhr-Universität Bochum<br />

1.6 Gr<strong>und</strong>wasserströmung (Brinch Hansen)<br />

Aufgabenstellung<br />

-+ 0,00<br />

-2,00<br />

Sand:<br />

k/ k´ = 18/11 kN/m³<br />

k´= 30°<br />

a= 2/3<br />

k´<br />

= -2/3 ´<br />

p<br />

k<br />

-5,00<br />

-6,00<br />

-9,00<br />

Abbildung 1.15: Sp<strong>und</strong>wandsystem<br />

Ermitteln Sie die Erd- <strong>und</strong> Wasserdruckverteilung nach dem Verfahren der veränderten Wichten von<br />

Brinch-Hansen.<br />

Lösung<br />

Das Verfahren von Brinch-Hansen ist ein Näherungsverfahren, bei dem ein linearer Potentialabbau<br />

im <strong>Boden</strong> angenommen wird. Die Formeln von Brinch-Hansen sind direkt nur bei einem homogenen<br />

Baugr<strong>und</strong> anwendbar.<br />

1. Erddruckbeiwerte:<br />

Sand:<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 30 ◦<br />

δ a<br />

=<br />

⎫⎪ 2<br />

3 ϕ ′<br />

k ⎬ K ah = 0, 28<br />

δ p<br />

= − 2 3 ϕ K ′ ph = 5, 74<br />

k<br />

⎪<br />

α = β = 0 ◦ ⎭<br />

AfB, S. 10.49, Bild 10.62


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 23<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

2. Wichten unter Berücksichtigung der Strömung:<br />

-+ 0,00<br />

-2,00<br />

Sand:<br />

k/ ´ k = 18/11 kN/m³<br />

k´= 30°<br />

a= 2/3<br />

k´<br />

= -2/3 ´<br />

p<br />

k<br />

h 1<br />

-5,00<br />

-6,00<br />

-9,00<br />

H<br />

h 2<br />

Abbildung 1.16: Notwendige Abmessungen<br />

• aktive Seite (Strömungskraft ↓)<br />

– oberhalb GW-Spiegel<br />

<strong>Boden</strong> : γ k = 18 kN<br />

m 3<br />

– unterhalb GW-Spiegel<br />

<strong>Boden</strong> : γ ′′<br />

a,k<br />

= γ ′ k + i a · γ w,k<br />

= γ ′ k + ∆γ′ a,k<br />

W asser : γ W A,k = γ w,k − i a · γ w,k<br />

= (1 − i a ) · γ w,k<br />

mit: ∆H = 3, 00 m Wasserspiegeldifferenz<br />

h 1 = 7, 00 m durchströmte <strong>Boden</strong>höhe auf der aktiven Seite<br />

h 2 = 3, 00 m durchströmte <strong>Boden</strong>höhe auf der passiven Seite<br />

i a =<br />

0, 7 · ∆H<br />

h 1 + √ h 1 · h 2<br />

hydraulisches Gefälle auf der aktiven Seite<br />

i a =<br />

0, 7 · 3, 00<br />

7, 00 + √ 7, 00 · 3, 00<br />

= 0, 181<br />

∆γ ′ a,k<br />

= i a · γ w,k Vergrößerung der Wichte auf der aktiven Erddruckseite


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 24<br />

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∆γ ′ a,k<br />

= 0, 181 · 10 = 1, 81 kN<br />

m 3<br />

⇒ <strong>Boden</strong> : γ ′′<br />

a,k<br />

= 11 + 1, 81 = 12, 81 kN<br />

m 3<br />

W asser : γ W A,k = (1 − 0, 181) · 10 = 8, 19 kN<br />

m 3<br />

• passive Seite (Strömungskraft ↑)<br />

– oberhalb GOK auf der passiven Seite<br />

W asser : γ w,k = 10 kN<br />

m 3<br />

– unterhalb GOK der passiven Seite<br />

<strong>Boden</strong> : γ ′′<br />

p,k<br />

= γ ′ k + i p · γ w,k<br />

= γ ′ k + ∆γ′ p,k<br />

W asser : γ W P,k = γ w,k − i p · γ w,k<br />

= (1 − i p ) · γ w,k<br />

0, 7 · ∆H<br />

i p = −<br />

h 2 + √ h 1 · h 2<br />

hydraulisches Gefälle auf der passiven Seite<br />

0, 7 · 3, 00<br />

i p = −<br />

3, 00 + √ 7, 00 · 3, 00<br />

= −0, 277<br />

∆γ ′ p,k<br />

= i p · γ w,k Verringerung der Wichte auf der passiven Erddruckseite<br />

∆γ ′ p,k<br />

= −0, 277 · 10 = −2, 77 kN<br />

m 3<br />

⇒ <strong>Boden</strong> : γ ′′<br />

p,k<br />

= 11 − 2, 77 = 8, 23 kN<br />

m 3<br />

W asser : γ W P,k = (1 + 0, 277) · 10 = 12, 77 kN<br />

m 3


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Ruhr-Universität Bochum<br />

3. Erddruckverteilung:<br />

• aktiver Erddruck<br />

e ah,k (z = ±0, 00 m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −2, 00 m) = 18 · 2, 00 · 0, 28 = 10, 08 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −9, 00 m) = 10, 08 + 12, 81 · 7, 00 · 0, 28 = 35, 19 kN<br />

m 2<br />

• passiver Erddruck<br />

e ph,k (z = −6, 00 m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e ph,k (z = −9, 00 m) = 8, 23 · 3, 00 · 5, 74 = 141, 72 kN<br />

m 2 0,00 -+<br />

10,08 kN/m²<br />

- 2,00<br />

- 4,00<br />

- 5,00<br />

- 6,00<br />

35,19 kN/m² 141,72 kN/m²<br />

eah,k eph,k<br />

- 9,00<br />

Abbildung 1.17: Erddruckverteilung


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Ruhr-Universität Bochum<br />

4. Wasserdruckverteilung:<br />

• Wasserdruck auf der aktiven Seite<br />

w a,k (z = −2, 00 m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

w a,k (z = −9, 00 m) = 8, 19 · 7, 00 = 57, 33 kN<br />

m 2<br />

• Wasserdruck auf der passiven Seite<br />

w p,k (z = −5, 00 m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

w p,k (z = −6, 00 m) = 10 · 1, 00 = 10, 00 kN<br />

m 2<br />

w p,k (z = −9, 00 m) = 10, 00 + 12, 77 · 3, 00 = 48, 31 kN<br />

m 2<br />

-+0,00<br />

- 2,00<br />

10,00 kN/m²<br />

- 4,00<br />

- 5,00<br />

- 6,00<br />

57,33 kN/m²<br />

w a,k<br />

48,31 kN/m²<br />

wp,k<br />

- 9,00<br />

Abbildung 1.18: Wasserdruckverteilung


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Ruhr-Universität Bochum<br />

1.7 Gr<strong>und</strong>wasserströmung (linearer Potentialabbau im geschichteten Baugr<strong>und</strong>)<br />

Aufgabenstellung<br />

Kies:<br />

k/ ´ k = 21/11 kN/m³<br />

k´= 35°<br />

a= 2/3 ´ k<br />

-3<br />

k Kies = 1. 10 m/s<br />

Sand:<br />

k/ ´ k = 18/10 kN/m³<br />

k´= 30°<br />

= 2/3 ´<br />

a k<br />

p= -2/3 k´<br />

-4<br />

k Sand = 5. 10 m/s<br />

- 0,00<br />

-2,00<br />

-4,00<br />

-5,00<br />

-6,00<br />

-9,00<br />

Abbildung 1.19: Sp<strong>und</strong>wandsystem<br />

Ermittlung der Erd- <strong>und</strong> Wasserdruckverteilung unter Berücksichtigung der Umströmung der Sp<strong>und</strong>wand<br />

<strong>und</strong> der Annahme eines linearen Potentialabbaus in jeder Schicht.


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Ruhr-Universität Bochum<br />

Lösung<br />

1. Erddruckbeiwerte:<br />

Kies:<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 35 ◦<br />

⎫⎪ ⎬<br />

δ a<br />

= 2 3 ϕ ′ K ah = 0, 22 AfB, S. 10.49, Bild 10.64<br />

k<br />

⎪<br />

α = β = 0 ◦ ⎭<br />

Sand:<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 30 ◦<br />

δ a<br />

=<br />

⎫⎪ 2<br />

3 ϕ ′<br />

k ⎬ K ah = 0, 28<br />

δ p<br />

= − 2 3 ϕ K ′ ph = 5, 74<br />

k<br />

⎪<br />

α = β = 0 ◦ ⎭<br />

AfB, S. 10.49, Bild 10.62<br />

2. Bestimmung der hydraulischen Gradienten der beiden Schichten:<br />

• 1. Lösungsmöglichkeit:<br />

Kontinuitätsgleichung A · v = A · k Kies · i Kies = A · k Sand · i Sand (1.1)<br />

Wasserspiegeldifferenz ∆h = ∆h Kies + ∆h Sand (1.2)<br />

hydraulisches Gefälle, Kies<br />

hydraulisches Gefälle, Sand<br />

i Kies = ∆h Kies<br />

d Kies<br />

(1.3)<br />

i Sand = ∆h Sand<br />

d Sand<br />

(1.4)<br />

mit: d Kies = durchströmte <strong>Boden</strong>länge der Kiesschicht<br />

d Sand = durchströmte <strong>Boden</strong>länge der Sandschicht<br />

d Kies = 2, 00 m<br />

d Sand = d Sand,aktiv + d Sand,passiv = 5, 00 m + 3, 00 m = 8, 00 m<br />

4 Gleichungen mit 4 Unbekannten<br />

Gl.(1.2) umformen:<br />

∆h Kies = ∆h − ∆h Sand (1.5)


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 29<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

Einsetzen von: Gl.(1.3), Gl.(1.4) <strong>und</strong> Gl.(1.5) in Gl.(1.1)<br />

⇒<br />

k Kies · ∆h − ∆h Sand<br />

d Kies<br />

= k Sand · ∆h Sand<br />

d Sand<br />

Umformen:<br />

⇒ ∆h Sand =<br />

⇒ ∆h Sand =<br />

k Kies · ∆h · d Sand<br />

k Sand · d Kies + k Kies · d Sand<br />

0, 001 · 3, 00 · 8, 00<br />

0, 0005 · 2, 00 + 0, 001 · 8, 00<br />

= 2, 67 m<br />

∆h Kies = 3, 00 − 2, 67 = 0, 33 m<br />

i Kies =<br />

i Sand =<br />

0, 33<br />

2, 00<br />

2, 67<br />

8, 00<br />

= 0, 167<br />

= 0, 333<br />

• 2. Lösungsmöglichkeit:<br />

Es wird eine gemittelte vertikale Durchlässigkeit k v der Kies- <strong>und</strong> Sandschicht aus der<br />

Bedingung errechnet, dass die Zeit gleich bleibt, die das Wasser zum Durchströmen der<br />

beiden Schichten braucht.<br />

d Kies<br />

k Kies<br />

+ d Sand<br />

k Sand<br />

= d Kies + d Sand<br />

k v<br />

[s]<br />

Kontinuitätsgleichung:<br />

k v ·<br />

↔ k v = d Kies + d Sand<br />

d Kies<br />

+ d =<br />

Sand<br />

k Kies k Sand<br />

2, 00 + 8, 00<br />

2, 00 8, 00<br />

+<br />

0, 001 0, 0005<br />

∆h<br />

d Kies + d Sand<br />

= k Kies · i Kies = k Sand · i Sand<br />

= 0, 000556 m s<br />

⇒ i Kies =<br />

k v · ∆h<br />

(d Kies + d Sand ) · k Kies<br />

=<br />

0, 000556 · 3, 00<br />

(2, 00 + 8, 00) · 0, 001<br />

= 0, 167<br />

⇒ i Sand =<br />

k v · ∆h<br />

(d Kies + d Sand ) · k Sand<br />

=<br />

0, 000556 · 3, 00<br />

(2, 00 + 8, 00) · 0, 0005<br />

= 0, 333


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 30<br />

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3. Strömungskräfte:<br />

Kies: f s,Kies = i Kies · γ w,k = 0, 167 · 10 = 1, 67 kN<br />

m 3<br />

Sand: f s,Sand = i Sand · γ w,k = 0, 333 · 10 = 3, 33 kN<br />

m 3<br />

4. Wichten unter Berücksichtigung der Strömung:<br />

• aktive Seite (Strömungskraft ↓)<br />

– oberhalb GW-Spiegel<br />

Kies : γ k = 21 kN<br />

m 3<br />

– unterhalb GW-Spiegel<br />

Kies : <strong>Boden</strong> : γ ′′<br />

a,k<br />

= γ ′ k + f s,Kies = 11 + 1, 67 = 12, 67 kN<br />

m 3<br />

W asser : γ W A,k = γ w,k − f s,Kies = 10 − 1, 67 = 8, 33 kN<br />

m 3<br />

Sand : <strong>Boden</strong> : γ ′′<br />

a,k<br />

= γ ′ k + f s,Sand = 10 + 3, 33 = 13, 33 kN<br />

m 3<br />

W asser : γ W A,k = γ w,k − f s,Sand = 10 − 3, 33 = 6, 67 kN<br />

m 3<br />

• passive Seite (Strömungskraft ↑)<br />

– oberhalb GOK der passiven Seite<br />

W asser : γ w,k = 10 kN<br />

m 3<br />

– unterhalb GOK der passiven Seite<br />

Sand : <strong>Boden</strong> : γ ′′<br />

p,k<br />

= γ ′ k − f s,Sand = 10 − 3, 33 = 6, 67 kN<br />

m 3<br />

W asser : γ W P,k = γ w,k + f s,Sand = 10 + 3, 33 = 13, 33 kN<br />

m 3


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Ruhr-Universität Bochum<br />

5. Erddruckverteilung:<br />

• aktiver Erddruck<br />

e ah,k (z = ±0, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −2, 00m) = 21 · 2, 00 · 0, 22 = 9, 24 kN<br />

m 2<br />

e ah,k,o (z = −4, 00m) = (21 · 2, 00 + 12, 67 · 2, 00) · 0, 22 = 14, 81 kN<br />

m 2<br />

e ah,k,u (z = −4, 00m) = (21 · 2, 00 + 12, 67 · 2, 00) · 0, 28 = 18, 86 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −9, 00m) = (21 · 2, 00 + 12, 67 · 2, 00 + 5, 00 · 13, 33) · 0, 28 = 37, 52 kN<br />

m 2<br />

• passiver Erddruck<br />

e ph,k (z = −6, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e ph,k (z = −9, 00m) = 3, 00 · 6, 67 · 5, 74 = 114, 86 kN<br />

m 2 0,00 -+<br />

9,24 kN/m²<br />

14,81 kN/m²<br />

18,86 kN/m²<br />

- 2,00<br />

- 4,00<br />

- 5,00<br />

- 6,00<br />

37,52 kN/m²<br />

eah,k<br />

eph,k<br />

114,86 kN/m²<br />

- 9,00<br />

Abbildung 1.20: Erddruckverteilung


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6. Wasserdruckverteilung:<br />

• Wasserdruck auf der aktiven Seite<br />

w a,k (z = −2, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

w a,k (z = −4, 00m) = 8, 33 · 2, 00 = 16, 66 kN<br />

m 2<br />

w a,k (z = −9, 00m) = 16, 66 + 6, 67 · 5, 00 = 50, 01 kN<br />

m 2<br />

• Wasserdruck auf der passiven Seite<br />

w p,k (z = −5, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

w p,k (z = −6, 00m) = 10 · 1, 00 = 10, 00 kN<br />

m 2<br />

w p,k (z = −9, 00m) = 10, 00 + 13, 33 · 3, 00 = 49, 99 kN<br />

m 2<br />

-+0,00<br />

- 2,00<br />

16,66 kN/m²<br />

10,00 kN/m²<br />

- 4,00<br />

- 5,00<br />

- 6,00<br />

50,01 kN/m²<br />

wa,k<br />

49,99 kN/m²<br />

wp,k<br />

- 9,00<br />

Abbildung 1.21: Wasserdruckverteilung


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1.8 Auftrieb<br />

Aufgabenstellung<br />

Es soll der Nachweis geführt werden, ob die Baugrube in Abbildung 1.22 eine ausreichende Sicherheit<br />

gegen Auftrieb hat (GZ1A). Die querkraftschlüssig an die Schlitzwände angeschlossene Unterwasserbetonsohle<br />

ist mit Stahlbeton ausgeführt worden, weshalb die Wichte des Betons mit γ B,k = 24 kN/m 3<br />

angesetzt wird.<br />

15, 00<br />

12, 00<br />

5, 00<br />

6, 00<br />

1, 00<br />

3, 00<br />

000000000<br />

111111111<br />

000000000<br />

111111111<br />

000000000<br />

111111111<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

1100000000000000000000<br />

11111111111111111111 00 11<br />

1100000000000000000000<br />

11111111111111111111 00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

0, 80 10, 00 0, 80<br />

0000000000<br />

1111111111<br />

0000000000<br />

1111111111<br />

0000000000<br />

1111111111<br />

Sand<br />

γ k = 19 kN/m 3<br />

γ ′ k<br />

= 11 kN/m3<br />

ϕ ′ k = 35◦<br />

c ′ k = 0 kN/m2<br />

δ a,k = 2 ϕ ′ k<br />

3<br />

Abbildung 1.22: Auftriebsnachweis für Baugrube


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Lösung<br />

Nachweis bei Mitwirkung von Scherkräften<br />

A k · γ G,dst ≤ G k,stb · γ G,stb + F S,k · γ G,stb<br />

E agv,k /2<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11E agv,k /2<br />

00 11<br />

G k<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00000000000000000000<br />

11111111111111111111<br />

00 11<br />

00 11<br />

00000000000000000000<br />

11111111111111111111<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

A k<br />

Abbildung 1.23: Zu berücksichtigende Einwirkungen für Auftriebsnachweis<br />

• Charakteristische Auftriebskraft A k<br />

A k = γ w · h w · F<br />

= 10 · (12, 00 − 5, 00) · 10, 0 + 2 · 10 · (15, 00 − 5, 00) · 0, 80<br />

A k = 860 kN/m<br />

• Charakteristisches Bauwerkseigengewicht G k<br />

G k = γ B,k · F B<br />

= 24 · [10, 0 · 1, 0 + 2 · 0, 80 · 15, 0]<br />

G k = 816 kN/m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 35<br />

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• Charakteristische Scherkraft durch vertikale Komponente des aktiven Erddrucks E agh,k<br />

– Wichten<br />

Die Wichte des <strong>Boden</strong>s zur Ermittlung des vertikalen Erddruckes als Scherkraft ist mit dem<br />

Anpassungsfaktor η = 0, 80 abzumindern. (DIN 1054 - 2005, Kap.11.3.2 (2))<br />

γ k,abgemin<br />

= γ k · η<br />

= 19 · 0, 80<br />

→ γ k,abgemin<br />

= 15, 2 kN/m 3<br />

γ ′ k,abgemin<br />

→ γ ′ k,abgemin<br />

= γ ′ k · η<br />

= 11 · 0, 80<br />

= 8, 8 kN/m 3<br />

– Erddruck<br />

∗ Erddruckbeiwert<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 35 ◦<br />

⇒ K ah = 0, 224<br />

δ a, k<br />

= 2 3 ϕ ′<br />

k<br />

∗ Erddruckverteilung<br />

e agh,k (−5, 00 kN/m 2 ) = 15, 2 · 5, 00 · 0, 224 = 17, 02 kN/m 2<br />

e agh,k (−15, 00 kN/m 2 ) = (15, 2 · 5, 00 + 8, 8 · 10, 00) · 0, 224 = 36, 74 kN/m 2<br />

∗ Resultierender Erddruck<br />

E agh,k =<br />

( 1<br />

2 ·<br />

2 17, 02 · 5, 00 + 1 )<br />

2 (17, 02 + 36, 74) · 10, 00<br />

= 622, 72 kN/m<br />

– Scherkraft F S,k<br />

F S,k = E agv,k<br />

= E agh,k · tan δ a, k<br />

= 622, 72 · tan(23, 33 ◦ )<br />

F S,k = 268, 62 kN/m<br />

• Teilsicherheisbeiwerte γ G,dst <strong>und</strong> γ G,stb<br />

γ G,dst = 1, 05<br />

γ G,stb = 0, 95<br />

⇒ Nachweis: 860 · 1, 05 = 903 kN/m < 1030, 39 kN/m = 816 · 0, 95 + 268, 62 · 0, 95<br />


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 36<br />

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2 Flachgründungen


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2.1 Allgemeine Hinweise<br />

• Zu führende Nachweise<br />

NW der Tragfähigkeit GZ 1 NW der Gebrauchstauglichkeit GZ 2<br />

GZ 1A: Kippen<br />

GZ 1B: Gleiten<br />

GZ 1B: Gr<strong>und</strong>bruch<br />

GZ 1B: Materialversagen<br />

Bei Stützbauwerken zusätzlich:<br />

GZ 1C: Gesamtstandsicherheit<br />

Bei Gründungen im GW:<br />

GZ 1A: Auftriebsnachweis<br />

oder hydr. Gr<strong>und</strong>bruch<br />

Ausmitte der Sohldruckresultierenden<br />

Verschiebungen in der Sohlfläche<br />

Setzungen <strong>und</strong> Verdrehungen des F<strong>und</strong>aments<br />

• Vereinfachter Nachweis durch Überprüfung des aufnehmbaren Sohldrucks<br />

DIN 1054-2005, Kapitel 7.7.1 (1)<br />

In einfachen Fällen dürfen als Ersatz für die Nachweise des GZ 1B <strong>und</strong> GZ 2 der einwirkende<br />

charakteristische Sohldruck <strong>und</strong> der aufnehmbare Sohldruck einander gegenübergestellt werden.<br />

Dabei müssen folgende Vorraussetzungen erfüllt sein:<br />

a) Die Geländeoberfläche <strong>und</strong> die Schichtgrenze verlaufen annähernd waagerecht;<br />

b) Der Baugr<strong>und</strong> weist in einer Tiefe von 2 b (mind. 2 m) unter der Gründungssohle<br />

eine ausreichende Festigkeit auf, hierzu siehe 7.7.2.1 (4) bei nichtbindigem <strong>Boden</strong><br />

bzw. 7.7.3.1.(4) bei bindigem <strong>Boden</strong>;<br />

c) Keine nicht regelmäßige oder überwiegend dynamische Beanspruchung;<br />

d) Neigung der resultierenden charakteristischen Beanspruchung:<br />

tan δ E = T k<br />

N k<br />

≤ 0, 2;<br />

e) Die Sohldruckresultierende liegt für ständige Einwirkungen innerhalb<br />

der 1. Kernweite <strong>und</strong> für ständige <strong>und</strong> veränderliche Einwirkungen<br />

(Gesamteinwirkungen) innerhalb der 2. Kernweite;


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 39<br />

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Anmerkungen:<br />

zu b) Nichtbindige <strong>Boden</strong>: DIN 1054-2005, Kapitel 7.7.2.1 (4):<br />

Die für die Anwendung des aufnehmbaren Sohldrucks σ zul nach Tabelle A.1 (AfG, Bild 2.15)<br />

<strong>und</strong> A.2 (AfG, Bild 2.16) geforderte mittlere Festigkeit darf angenommen werden, wenn eine der<br />

in Tabelle A.7 angegebenen Bedingungen eingehalten ist. Maßgebend ist immer der Mittelwert<br />

der gemessenen Werte der Lagerungsdichte D, Verdichtungsgrad D P r oder Spitzenwiderstand q c<br />

der Drucksonde innerhalb des in 7.7.1. (1) b) beschriebenen <strong>Boden</strong>bereiches.<br />

Tabelle A.7-Vorraussetzungen für die Anwendung der Werte für den aufnehmbaren Sohldruck<br />

σ zul nach Tabelle A.1 <strong>und</strong> A.2 bei nichtbindigem <strong>Boden</strong><br />

<br />

<strong>Boden</strong>gruppen<br />

nach DIN 18196<br />

SE, GE<br />

SU, GU<br />

GT<br />

<br />

Ungleichförmigkeitszahl<br />

<br />

nach DIN 18196<br />

U<br />

<br />

Mittlere<br />

Lagerungsdichte<br />

nach DIN 18126<br />

D<br />

Mittlerer<br />

Verdichtungsgrad<br />

nach DIN 18127<br />

<br />

D Pr <br />

Mittlerer<br />

Spitzenwiderstand<br />

der Drucksonde<br />

q c<br />

MN/m²<br />

< 3 > 0,30 > 95 % > 7,5<br />

SE, SW<br />

SI, GE<br />

GW, GT<br />

SU, GU<br />

> 3 > 0,45 > 98 % > 7,5<br />

zu b) Bindiger <strong>Boden</strong>: DIN 1054-2005, Kapitel 7.7.3.1 (4):<br />

Die für die Anwendung des aufnehmbaren Sohldrucks σ zul nach Tabelle A.3 (AfG, Bild 2.17) bis<br />

A6 (AfG, Bild 2.20) geforderte Festigkeit darf als ausreichend angenommen werden, wenn eine<br />

der folgenden Bedingungen eingehalten ist:<br />

- Die Zustandsform muss entweder aus Laborversuchen nach DIN 18122-1 oder aus<br />

Handversuchen nach DIN 4022-1 bestimmt werden;<br />

- Die einaxiale Druckfestigkeit muss nach DIN 18136 ermittelt werden<br />

Ergeben sich bei mehreren Versuchen unterschiedliche Werte der Zustandsform oder der einaxialen<br />

Druckfestigkeit, dann ist jeweils der Mittelwert innerhalb des in 7.7.1 (1) b) beschriebenen<br />

<strong>Boden</strong>bereichs maßgebend.<br />

• Gr<strong>und</strong>bruchsicherheit (GZ1B) nach DIN 4017:2006<br />

Die im Folgenden zusammengefassten Gleichungen <strong>und</strong> Tabellen sind lediglich eine Wiederholung<br />

des Stoffes aus dem Semester <strong>Boden</strong>mechanik:<br />

Charakteristische Gr<strong>und</strong>bruchwiderstandskraft R n,k :<br />

R n,k = a ′· b ′ ( c ′ k · N c0 · ν c · i c · λ c · ξ c + γ 1,k · d · N d0 · ν d · i d · λ d · ξ d + γ 2,k · b ′ · N b0 · ν b · i b · λ b · ξ b<br />

)


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– Erläuterung der verwendeten Bezeichnungen<br />

Gr<strong>und</strong>wert des Tragfähigkeitsbeiwerts, Einfluss der Kohäsion<br />

Gr<strong>und</strong>wert des Tragfähigkeitsbeiwerts, Einfluss der Gründungstiefe<br />

Gr<strong>und</strong>wert des Tragfähigkeitsbeiwerts, Einfluss der Gründungsbreite<br />

Abbildung 2.1: Begriffserklärungen<br />

– Gr<strong>und</strong>werte der Tragfähigkeitsbeiwerte<br />

N c0 = (N d0 −1)·cot ϕ ′<br />

k ;<br />

– Formbeiwerte<br />

N d0 = e<br />

(<br />

π·tan ϕ ′<br />

k<br />

)<br />

·tan 2 (45+ϕ ′<br />

k /2; N b0 = (N d0 −1)·tan ϕ ′<br />

k<br />

Abbildung 2.2: Formbeiwerte<br />

– Lastneigungsbeiwerte<br />

Abbildung 2.3: Lastneigungsbeiwerte


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– Geländeneigungsbeiwerte<br />

Abbildung 2.4: Geländeneigungsbeiwerte<br />

– Sohlneigungsbeiwerte<br />

positiver Sohlneigungswinkel<br />

negativer Sohlneigungswinkel<br />

Abbildung 2.5: Sohlneigungsbeiwerte


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2.2 Streifenf<strong>und</strong>ament<br />

Aufgabenstellung<br />

V = 100 kN/m<br />

k<br />

-+0,00<br />

H = 25 kN/m<br />

k<br />

1,00 m<br />

- 10,00<br />

1,50 m<br />

4,00<br />

M<br />

Sand:<br />

k= 18 kN/m³<br />

k´ = 32,5°<br />

s,k<br />

´ k (Ortbeton)<br />

E s = 80 MN/m²<br />

D = 0,5<br />

x<br />

Fels<br />

E = o<br />

s<br />

z<br />

Abbildung 2.6: Geometrie <strong>und</strong> Einwirkung des Streifenf<strong>und</strong>amentes<br />

Die Außenwände einer Lagerhalle werden auf ein Streifenf<strong>und</strong>ament gegründet. Die Wände werden<br />

sowohl durch eine Vertikallast V k aus dem Eigengewicht der Hallenkonstruktion als auch durch eine<br />

Horizontallast H k aus dem gelagerten Schüttgut beansprucht. Beide Lasten sind als ständig wirkend<br />

anzusehen. Der Aushub des <strong>Boden</strong>s ist bereits berücksichtigt. Es sollen alle für die Gründung erforderlichen<br />

Nachweise geführt werden.<br />

Lösung<br />

Tragfähigkeit<br />

1. Kippnachweis:<br />

DIN 1054-2005, Kapitel 7.5.1<br />

(a) Bei Flach- <strong>und</strong> Flächengründungen auf nichtbindigen <strong>und</strong> bindigen Böden kann der Nachweis<br />

(NW) der Sicherheit gegen Gleichgewichtsverlust durch Kippen nicht geführt werden,


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da die Kippkante unbekannt ist. Anstatt eines NW’es der Sicherheit gegen Kippen darf der<br />

NW der Einhaltung der zulässigen Ausmitte der Sohldruckresultierenden geführt werden.<br />

(b) Die maßgebende Sohldruckresultierende ergibt sich als resultierende charakteristische Beanspruchung<br />

in der Sohlfläche aus der ungünstigsten Kombination der charakteristischen<br />

Werte ständiger <strong>und</strong> veränderlicher Einwirkungen für LF 1 <strong>und</strong> LF 2. Maßgebend ist die<br />

größte Ausmitte.<br />

(c) Die Ausmitte der Sohldruckresultierenden darf höchstens so groß werden, dass die Gründungssohle<br />

des F<strong>und</strong>amentes noch bis zu ihrem Schwerpunkt mit Druck belastet bleibt (2. Kernweite,<br />

siehe AfG, Bild 2.23).<br />

• Moment um den Mittelpunkt der F<strong>und</strong>amentsohle M:<br />

M y,k = H k · (1, 00 + 1, 50) = 25 · (1, 00 + 1, 50) = 62, 50 kNm<br />

m<br />

• Nachweis (Ausmitte innerhalb 2. Kernweite):<br />

(e x /b x ) 2 + (e y /b y ) 2 ≤ 1/9<br />

e y = 0<br />

e x = M y,k<br />

= 62, 5<br />

V k 100<br />

e x ≤ b x<br />

3<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

⇒ 0, 63 m ≤ 4 3<br />

= 0, 63 m<br />

= 1, 33 m √<br />

2. Überprüfung der Kriterien für den NW des aufnehmbaren Sohldrucks:<br />

Alle Kriterien müssen eingehalten werden, um den vereinfachten NW führen zu dürfen.<br />

zu a)<br />

Geländeoberfläche <strong>und</strong> die Schichtgrenze verlaufen waagerecht<br />

⇒ Kriterium ist erfüllt.<br />

zu b) Es liegt nichtbindiger <strong>Boden</strong> vor; D= 0,5<br />

⇒ Ein Kriterium der Tabelle A.7 ist erfüllt.<br />

zu c)<br />

Keine regelmäßige oder überwiegend dynamische Beanspruchung<br />

⇒ Kriterium ist erfüllt.<br />

zu d)<br />

zu e)<br />

tan δ E = T k<br />

N k<br />

≤ 0, 2<br />

⇒ tan δ E = 25 = 0, 25 ⇒ Kriterium ist nicht erfüllt.<br />

100<br />

Muss nicht überprüft werden, da schon Kriterium d nicht erfüllt ist.<br />

=⇒ Es darf nicht mit dem vereinfachten Nachweis gerechnet werden.


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3. NW der Gleitsicherheit (GZ 1B) (AfG S. 2.17)<br />

T d ≤ R t,d + E p,d<br />

mit:<br />

T d = T G,k · γ G + T Q,k · γ Q Bemessungswert der tangentialen Beanspruchung<br />

R t,d = R t,k /γ Gl Bemessungswert des Sohlreibungswiderstandes<br />

E p,d = E p,k /γ Ep Bemessungswert des Erdwiderstandes<br />

T d = T G,k · γ G = 25 · 1, 35 = 33, 75 kN m<br />

Bei abgeschlossener Konsolidierung:<br />

R t,d = R t,k /γ Gl = N k · tan δ s,k /γ Gl = 100 · tan(32, 5 ◦ ) / 1, 1 = 57, 92 kN m<br />

E p,d auf der passiven Setie des F<strong>und</strong>aments wird nicht angesetzt, da nicht sichergestellt werden<br />

kann, dass der <strong>Boden</strong> wegen einer anderen Baumaßnahme entfernt wird.<br />

Außerdem muss zur Berücksichtigung von E p,d sichergestellt werden, dass das F<strong>und</strong>ament eine<br />

Verschiebung erfahren kann, die ausreicht, den erforderlichen Erdwiderstand zu mobilsieren.<br />

=⇒ E p,d = 0 kN m<br />

T d ≤ R t,d + E p,d ⇒ 33, 75 kN m ≤ 57, 92 kN m + 0 kN m<br />

√<br />

Somit ist diese Grenzzustandsbedingung erfüllt.<br />

4. Gr<strong>und</strong>bruchsicherheit (GZ 1B) nach DIN 4017: 2006<br />

N d ≤ R n,d<br />

mit:<br />

N d = N G,k · γ G + N Q,k · γ Q Bemessungswert der Beanspruchung senkrecht zur<br />

F<strong>und</strong>amentsohlfläche<br />

R n,d = R n,k /γ Gr Bemessungswert des Gr<strong>und</strong>bruchwiderstandes senkrecht zur<br />

F<strong>und</strong>amentsohlfläche<br />

R n,k = a ′ · b ′ · (γ 2,k · b ′ · N b0 · ν b · i b · λ b · ξ b + γ 1,k · d · N d0 · ν d · i d · λ d · ξ d<br />

+ c ′ k · N c0 · ν c · i c · λ c · ξ c )


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• Gr<strong>und</strong>werte der Tragfähigkeitsbeiwerte:<br />

N d0 = e π·tan ϕ′ k · tan 2 (45 ◦ + ϕ ′ k /2) = eπ·tan(32, 5◦) · tan 2 (45 ◦ + 32, 5 ◦ /2) = 24, 58 [−]<br />

N b0 = (N d0 − 1) · tan ϕ ′ k<br />

= (24, 58 − 1) · tan(32, 5 ◦ ) = 15, 02 [−]<br />

• Formbeiwerte:<br />

ν d = 1 (Streifenf<strong>und</strong>ament)<br />

ν b = 1 (Streifenf<strong>und</strong>ament)<br />

• Lastneigungsbeiwerte:<br />

ϕ ′ k > 0◦ <strong>und</strong> c ′ k<br />

≥ 0 kN <strong>und</strong> δ > 0◦<br />

m2 Für das Streifenf<strong>und</strong>ament gilt: ω = 90 ◦ <strong>und</strong> damit m = 2 (vgl. Abbildung 2.4)<br />

tan δ = T k<br />

N k<br />

= 25<br />

100<br />

= 0, 25<br />

– Lastneigungsbeiwert i d = (1 − tan δ) m<br />

⇒ i d = (1 − 0, 25) 2 = 0, 56<br />

– Lastneigungsbeiwert i b = (1 − tan δ) m+1<br />

⇒ i b = (1 − 0, 25) 3 = 0, 42<br />

• Geländeneigungsbeiwerte:<br />

ϕ ′ k > 0◦ <strong>und</strong> c ′ k<br />

β = 0 ◦<br />

≥ 0 kN<br />

m 2<br />

λ d = (1 − tan β) 1,9 = (1 − tan 0 ◦ ) 1,9 = 1<br />

λ b = (1 − 0, 5 · tan β) 1,9 = (1 − 0, 5 · tan 0 ◦ ) 1,9 = 1<br />

• Sohlneigungsbeiwerte:<br />

ϕ ′ k > 0◦ <strong>und</strong> c ′ k ≥ 0 kN<br />

m 2<br />

α = 0 ◦<br />

ξ b = ξ d = e −0,045·α·tan ϕ′ k = 1


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• Nachweis:<br />

N d ≤ R n,d<br />

N d = N G,k · γ G = 100 · 1, 35 = 135, 00 kN m<br />

γ 1,k = γ 2,k = 18 kN<br />

m 3<br />

d = 1, 50 m<br />

a ′<br />

entfällt, da der Gr<strong>und</strong>bruchwiderstand pro Meter berechnet wird<br />

b ′ = b − 2 · e x = 4, 00 − 2 · 0, 63 = 2, 74 m<br />

R n,d = R n,k /γ Gr<br />

R n,k = 2, 74 · (18 · 2, 74 · 15, 02 · 1 · 0, 42 · 1 · 1 + 18 · 1, 50 · 24, 58 · 1 · 0, 56 · 1 · 1 + 0)<br />

= 1870, 82 kN m<br />

R n,d = 1870, 82/1, 4 = 1336, 30 kN m<br />

N d ≤ R n,d ⇒ 135, 00 kN m ≤ 1336, 30 kN m<br />

√<br />

Somit ist diese Grenzzustandsbedingung erfüllt.<br />

Gebrauchstauglichkeit (GZ 2)<br />

• Ausmitte der Sohldruckresultierenden (AfG, S. 2.26)<br />

DIN 1054-2005, Kapitel 7.6.1<br />

Es muss der NW erbracht werden, dass die Sohldruckresultierende aus ständigen charakteristischen<br />

Einwirkungen innerhalb der ersten Kernweite liegt <strong>und</strong> dadurch ein Klaffen der<br />

Sohlfuge vermieden wird.<br />

Nachweis (Ausmitte innerhalb 1. Kernweite):<br />

e x /b x + e y /b y ≤ 1/6<br />

e y = 0<br />

e x ≤ b x<br />

6<br />

⇒ 0, 63 m ≤<br />

4, 00<br />

6<br />

= 0, 67 m √<br />

Nachweis ist erfüllt.


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• Verschiebungen in der Sohlfläche (AfG, S. 2.27)<br />

DIN 1054-2005, Kapitel 7.6.2:<br />

Dieser NW kann entfallen, wenn im Gleitnachweis die Erdwiderstandskraft nicht größer als<br />

mit 0,3 ·E p,k eingerechnet wird. Dies gilt nur für mindestens mitteldicht gelagerten nichtbindigen<br />

bzw. mindestens steifen bindigen <strong>Boden</strong>.<br />

Da hier die Erdwiderstandskraft beim Gleitnachweis überhaupt nicht berücksichtigt wurde,<br />

kann dieser NW entfallen.<br />

• Setzungen des F<strong>und</strong>aments (AfG, S. 2.25)<br />

DIN 1054-2005, Kapitel 7.6.3 (2)<br />

Bei nichtbindigen Böden sind regelmäßig auftretende veränderliche Einwirkungen bei der<br />

Ermittlung von Setzungen zu berücksichtigen. Bei der Ermittlung von Konsolidierungssetzungen<br />

bindiger Böden dürfen veränderliche Einwirkungen vernachlässigt werden, deren<br />

Einwirkungszeit wesentlich kleiner ist als die zum Ausgleich des Porenwasserüberdruckes<br />

erforderliche Zeit.<br />

Setzungen nach DIN 4019:<br />

s = s m ± s x ± s y<br />

mit:<br />

s m = Setzungsanteil der zentrischen Last<br />

s x , s y = Setzungsanteile der Eck- oder Randpunkte aus den Momenten M y,k um die<br />

y-Achse <strong>und</strong> M x,k um die x-Achse<br />

– Bestimmung von s m<br />

Setzungsermittlung im kennzeichnenden Punkt C (Setzungen von schlaffen <strong>und</strong> starren<br />

F<strong>und</strong>amenten sind gleich):<br />

s m = σ 0,k · b<br />

E s<br />

· f s,0 AfB, S. 7.11, Bild 7.7 nach Kany<br />

mit:<br />

z<br />

=<br />

b<br />

<strong>und</strong><br />

8, 50<br />

4<br />

= 2, 125<br />

a<br />

= ∞ (Streifenf<strong>und</strong>ament)<br />

b<br />

⇒ durch interpolieren: f s,0 = 1, 07<br />

s m =<br />

100 · 4, 00<br />

4, 00<br />

· 1, 07 = 1, 34 mm<br />

80000


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– Bestimmung von s x <strong>und</strong> s y<br />

s y = 0 mm<br />

Für den Fall einer Schichtdicke von d s ≥ 2 · b, einer Querdehnzahl von ν = 0, 5 <strong>und</strong><br />

einer Belastungsexzentrizität von e ≤ b 4<br />

s x = tan α y · b<br />

2<br />

mit:<br />

tan α y = M y,k<br />

b 2 · f b = M y,k<br />

· E m b 2 · 12<br />

· E m π<br />

gilt (DIN 4019 Teil 2):<br />

α y = Schiefstellung infolge Momenteneinwirkung<br />

E m = mittlerer Zusammendrückmodul des <strong>Boden</strong>s nach DIN 4019, Teil 1<br />

E m = E s<br />

κ<br />

mit :<br />

(Falls kein Wert für E m bekannt ist, darf als Modul der mittlere Steifemodul<br />

E s , geteilt durch den Korrekturfaktor κ, verwendet werden)<br />

κ = 2 3<br />

(Korrekturfaktor für Sand)<br />

⇒ E m = 80000 · 3<br />

2<br />

= 120000 kN<br />

m 2<br />

M y,k = 62, 5 kNm<br />

m<br />

4, 00<br />

62, 5<br />

⇒ s x = · tan α y = 2, 00 ·<br />

2<br />

4, 00 2 · 120000 · 12<br />

π<br />

s x = 0, 25 mm<br />

= 0, 00025 m<br />

– Bestimmung von s ges<br />

s links = s m + s x = 1, 34 + 0, 25 = 1, 59 mm<br />

s rechts = s m − s x = 1, 34 − 0, 25 = 1, 09 mm<br />

D.h., die hier auftretenden Setzungen sind unbedenklich <strong>und</strong> der entsprechende Nachweis<br />

ist erfüllt.


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V = 100 kN/m<br />

k<br />

H = 25 kN/m<br />

k<br />

1,00 m<br />

1,50 m<br />

M<br />

Setzungsverlauf:<br />

1,56 mm 1,09 mm<br />

Abbildung 2.7: Setzungen unter F<strong>und</strong>ament<br />

• Verdrehungen des F<strong>und</strong>amentes (AfB, S. 7.25):<br />

Erfahrungswerte zur Vermeidung von Rissen, deren Anwendung im Einzelfall zu prüfen ist:<br />

Winkelverdrehung < 1<br />

500<br />

zur Vermeidung jeglicher Risse<br />

⇒ s links − s rechts<br />

b<br />

= 0, 5<br />

4000 = 1<br />

8000 ≤ 1<br />

500<br />

√<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

Verdrehungen DIN 1054-2005, 7.6.4 (1):<br />

Bei Einhaltung der zulässigen Ausmitte der Sohldruckresultierenden nach DIN 1054-2005,<br />

Kapitel 7.6.1 darf angenommen werden, dass bei Einzel- <strong>und</strong> Streifenf<strong>und</strong>amenten auf mindestens<br />

mitteldicht gelagertem nichtbindigem <strong>Boden</strong> bzw. mindestens steifem bindigem<br />

<strong>Boden</strong> keine unzulässigen Verdrehungen des Bauwerks auftreten.<br />

=⇒ Da die zulässige Ausmitte der Sohldruckresultierenden überprüft wurde, hätte man<br />

hier die vorhandene Verdrehung des F<strong>und</strong>amentes nicht genauer untersuchen müssen.


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2.3 Kabelmast<br />

Aufgabenstellung<br />

Q,k<br />

0,50<br />

Abbildung 2.8: Geometrie <strong>und</strong> Einwirkungen des Kabelmastes<br />

Für den oben dargestellte Kabelmast sollen alle notwendigen Nachweise geführt werden, um den<br />

GZ 1 <strong>und</strong> GZ 2 ausschließen zu können.<br />

Lösung<br />

1. Zusammenstellung der Einwirkungen<br />

• Eigengewicht:<br />

G k = 25 · (0, 5 2 · 5, 50 + 1, 50 · 2, 50 · 1, 00) = 128, 13 kN


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• Einwirkung in x-Richtung (Windlast):<br />

H x,k = 0, 50 · 5, 50 = 2, 75 kN<br />

• Moment im Sohlflächenmittelpunkt um die y-Richtung:<br />

M y,k = H x,k · (5, 50/2 + 1, 00) = 2, 75 · (5, 50/2 + 1, 00) = 10, 31 kNm<br />

2. Kippnachweis:<br />

Die maßgebende Sohldruckresultierende ergibt sich als resultierende charakteristische Beanspruchung<br />

in der Sohlfläche aus der ungünstigsten Kombination der charakteristischen Werte ständiger<br />

<strong>und</strong> veränderlicher Einwirkungen für LF 1 <strong>und</strong> LF 2. Maßgebend ist die größte Ausmitte.<br />

(e x /b x ) 2 + (e y /b y ) 2 ≤ 1/9<br />

e y = 0<br />

e x = M y,k<br />

V k<br />

=<br />

e x ≤ b x<br />

3<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

10, 31<br />

128, 13<br />

= 0, 08 m<br />

⇒ 0, 08 m ≤ 2, 5<br />

3<br />

= 0, 83 m √<br />

3. Überprüfung der Kriterien für den NW des aufnehmbaren Sohldrucks:<br />

Alle Kriterien müssen eingehalten werden, um den vereinfachten Nachweis zu führen.<br />

zu a)<br />

zu b)<br />

zu c)<br />

zu d)<br />

Geländeoberfläche verläuft waagerecht<br />

⇒ Kriterium ist erfüllt.<br />

Es liegt nichtbindiger <strong>Boden</strong> vor: q c = 12 MN<br />

m 2<br />

⇒ Ein Kriterium der Tabelle A.7 ist erfüllt. (siehe S.43)<br />

Keine regelmäßige oder überwiegend dynamische Belastung<br />

⇒ Kriterium ist erfüllt.<br />

tan δ E = T k<br />

N k<br />

≤ 0, 2<br />

⇒ tan δ E =<br />

2, 75<br />

= 0, 02 ≤ 0, 2 ⇒ Kriterium ist erfüllt.<br />

128, 13<br />

zu e) Dass die Ausmitte für ständige <strong>und</strong> veränderliche Einwirkungen innerhalb der 2.<br />

Kernweite liegt, wurde schon im Kippnachweis kontrolliert.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 52<br />

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Kontrolle, ob die Ausmitte für ständige Einwirkungen innerhalb der 1. Kernweite liegt:<br />

e x /b x + e y /b y ≤ 1/6<br />

e y = 0<br />

M y,k = 0<br />

e x = M y,k<br />

V k<br />

=<br />

0<br />

= 0, 00 m<br />

128, 13<br />

e x ≤ b x<br />

6<br />

⇒ 0, 00 m ≤<br />

2, 5<br />

6<br />

= 0, 42 m√<br />

Alle Kriterien sind erfüllt. Es können vereinfacht der einwirkende charakteristische Sohldruck<br />

<strong>und</strong> der aufnehmbare Sohldruck einander gegenübergestellt werden<br />

4. Vereinfachter Nachweis durch Überprüfung des aufnehmbaren Sohldrucks<br />

σ vorh ≤ σ zul<br />

mit:<br />

σ vorh = auf die reduzierte F<strong>und</strong>amentsohle bezogener charakteristischer Sohldruck<br />

σ zul = aufnehmbarer Sohldruck (ggf. erhöht oder vermindert, siehe DIN 1054-2005, 7.7 oder<br />

AfG, S. 2.11)<br />

• σ vorh :<br />

Reduzierte F<strong>und</strong>amentsohle: (DIN 1054-2005, 7.7.1 (2))<br />

Zur Ermittlung von σ vorh bei ausmittiger Lage der resultierenden Beanspruchung ist die<br />

F<strong>und</strong>amentfläche auf eine Teilfläche A ′ zu verkleinern, deren Schwerpunkt der Lastangriffspunkt<br />

ist.<br />

e y = 0<br />

A ′ = (b y − 2 · e y ) · (b x − 2 · e x ) = 1, 50 · (2, 50 − 2 · 0, 08) = 3, 51 m 2<br />

⇒ σ vorh = G k<br />

A ′ =<br />

128, 13<br />

3, 51<br />

= 36, 50 kN<br />

m 2<br />

• σ zul :<br />

– Überprüfung, ob um 20 % erhöht werden darf (AfG, S. 2.13):<br />

1. Bedingung:<br />

b ′ x<br />

b ′ y<br />

≤ 2 ⇒<br />

2, 34<br />

1, 5<br />

= 1, 56 ≤ 2 √


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2. Bedingung: Einbindetiefe > 0, 6 · b<br />

b y : 0, 6 · 1, 50 = 0, 9 m < 1 m √<br />

b x : 0, 6 · 2, 34 = 1, 4 m > 1 m<br />

⇒ nicht erfüllt<br />

=⇒ Es darf nicht um 20 % erhöhen werden.<br />

– σ zul muss wegen der vorhandenen waagerechten Einwirkung abgemindert werden:<br />

Für ein Seitenverhältnis von < 2 gilt:<br />

(<br />

Abminderungsfaktor = 1 − H ) 2<br />

k<br />

=<br />

V k<br />

( )<br />

2, 75 2<br />

1 − = 0, 96<br />

128, 13<br />

Bestimmung von σ zul für den hier anstehenden Sand aus Tabelle A1 (AfG, S. 2.13), da der<br />

Kabelmast ein setzungsunempfindliches Bauwerk darstellt.<br />

Kleinste Einbindetiefe<br />

des F<strong>und</strong>amentes<br />

[m]<br />

<br />

0,50<br />

1,00<br />

1,50<br />

2,00<br />

bei Bauwerken mit Einbindetiefen<br />

0,30 m < d < 0,50 m <br />

<strong>und</strong> mit F<strong>und</strong>amentbreiten b <br />

bzw. b´> 0,30 m<br />

<br />

Aufnehmbarer Sohldruck s zul<br />

b bzw. b´<br />

<br />

[kN/m²]<br />

0,50 m 1,00 m 1,50 m 2,00 m 2,50 m 3,00 m<br />

200 300 400 500 500 500<br />

270 370 470 570 570 570<br />

340 440 540 640 640 640<br />

400 500 600 700 700 700<br />

150<br />

mit:<br />

d = 1 m<br />

b y = 1, 50 m (kleinere Seite ist maßgebend)<br />

⇒ σ zul = 470 kN<br />

m 2<br />

Nachweis:<br />

σ zul · 0, 96 = 451, 20 kN<br />

m 2 > σ vorh = 36, 50 kN<br />

m 2 √<br />

Nachweis ist erfüllt.


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3 Stützmauern


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3.1 Schwergewichtsmauer<br />

Aufgabenstellung<br />

m²<br />

10<br />

(konservative Annahme)<br />

1,00 1,00 1,00<br />

3,00<br />

Abbildung 3.1: Geometrie <strong>und</strong> Einwirkung der Schergewichtsmauer<br />

Überprüfen Sie die Standsicherheit der oben dargestellten Schwergewichtsmauer aus Ortbeton.<br />

Es sind folgende Nachweise zu führen:<br />

• Kippnachweis<br />

• Überprüfung, ob der vereinfachte Nachweis der Sohldruckresultierenden statt der Nachweise des<br />

GZ 1B <strong>und</strong> GZ 2 herangezogen werden darf. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, ist weiter:<br />

– der Gleitnachweis zu führen.<br />

– der GZ 2 zu überprüfen, wobei auf die Setzungs- <strong>und</strong> Verdrehungsberechnung im Rahmen<br />

der Aufgabenstellung verzichtet werden darf.


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Lösung<br />

1. Zusammenstellung der angreifenden Einwirkungen<br />

• Erddruckbeiwerte:<br />

Sand:<br />

ϕ ′ k<br />

= 35 ◦<br />

δ a = 2 3 ϕ′ k<br />

=⇒ K ah = 0, 25 (α = 0 ◦ , β = 10 ◦ )<br />

δ p = 0 ◦ K ph = 3, 69 (α = β = 0 ◦ )<br />

• Aktiver Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong> unbegrenzter Auflast:<br />

e ah,k (z = ±0, 00m) = 10 · 0, 25 = 2, 50 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −8, 00m) = 2, 50 + 18 · 8, 00 · 0, 25 = 38, 50 kN<br />

m 2<br />

– Berechnung der Resultierenden aus unbegrenzter Auflast <strong>und</strong> <strong>Boden</strong>eigengewicht:<br />

-+0,00<br />

2,5 kN/m²<br />

Eaph,k<br />

- 8,00<br />

Eah,k<br />

38,50 kN/m²<br />

2,67 m<br />

4,00 m<br />

Abbildung 3.2: Resultierender Erddruck aus unbegrenzter Auflast <strong>und</strong> <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

Horizontalkomponente:<br />

E aph,k = 2, 50 · 8, 00 = 20, 00 kN m<br />

E ah,k = 1 2 · (38, 50 − 2, 5) · 8, 00 = 144, 00 kN m<br />

Vertikalkomponente:<br />

( ) 2<br />

E av,k = (E aph,k + E ah,k ) · tan δ a = (20, 00 + 144, 00) · tan<br />

3 · 35◦<br />

= 70, 74 kN m


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• Passiver Erddruck<br />

e ph,k (z = −6, 50m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e ph,k (z = −8, 00m) = 18 · 1, 50 · 3, 69 = 99, 63 kN<br />

m 2<br />

– Berechnung der Resultierenden:<br />

-+0,00<br />

0,50 m<br />

Eph,k<br />

99,63 kN/m²<br />

- 6,50<br />

- 8,00<br />

Abbildung 3.3: Resultierende des passiven Erddrucks<br />

Horizontalkomponente:<br />

E ph,k = 1 2 · 99, 63 · 1, 50 = 74, 72 kN m<br />

Vertikalkomponente:<br />

E pv,k = E ph,k · tan δ p = 74, 72 · tan 0 ◦ = 0, 00 kN m<br />

• Eigengewicht:<br />

Abbildung 3.4: Teilresultierende der Schwergewichtsmauer


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G 1,k = 24 · 3, 00 · 1, 50 = 108, 00 kN m<br />

G 2,k = 24 · 6, 50 · 1, 00 = 156, 00 kN m<br />

G 3,k = 1 2 · 24 · 6, 50 · 1, 00 = 78, 00 kN m<br />

2. Kippnachweis:<br />

aph,k<br />

ah,k<br />

Abbildung 3.5: Einwirkungen auf das System<br />

(e x /b x ) 2 + (e y /b y ) 2 ≤ 1/9<br />

• Moment um den Mittelpunkt der F<strong>und</strong>amentsohle M:<br />

Auf der sicheren Seite liegend wird hier der Erdwiderstand nicht angesetzt, da die Entfernung<br />

des <strong>Boden</strong>s vor der Stützwand nicht ausgeschlossen werden kann.<br />

Der Kippnachweis wird im Grenzzustand der Tragfähigkeit für die ungünstigste Kombination<br />

aus ständigen <strong>und</strong> veränderlichen Einwirkungen geführt. Da nicht im Voraus bekannt<br />

ist, welche Kombination die ungünstigste ist, wird der Nachweis zuerst nur für ständige<br />

Einwirkungen <strong>und</strong> anschließend für ständige <strong>und</strong> veränderliche Einwirkungen geführt:<br />

– Beanspruchung aus ständigen Einwirkungen:<br />

ΣM G,y,k = E aph,k · 4, 00 + E ah,k · 2, 67 − E av,k · 1, 50 − G 3,k · 0, 17 − G 2,k · 1, 00<br />

= 189, 11 kNm<br />

m


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– Beanspruchung aus ständigen <strong>und</strong> veränderlichen Einwirkungen:<br />

ΣM y,k = E aph,k · 4, 00 + E ah,k · 2, 67 − E av,k · 1, 50<br />

−G 3,k · 0, 17 − G 2,k · 1, 00 − P Q,k · 1, 00 = 139, 11 kNm<br />

m<br />

• Summe der Vertikalkräfte:<br />

– Beanspruchung aus ständigen Einwirkungen:<br />

ΣV G,k = ΣG k + E av,k = 342, 00 + 70, 74 = 412, 74 kN m<br />

– Beanspruchung aus ständigen <strong>und</strong> veränderlichen Einwirkungen:<br />

ΣV k = ΣG k + E av,k + P Q,k = 342, 00 + 70, 74 + 50 = 462, 74 kN m<br />

NW für Beanspruchung aus ständigen Einwirkungen:<br />

e y = 0<br />

e x = M G,y,k<br />

V G,k<br />

=<br />

189, 11<br />

412, 74<br />

e x ≤ b x<br />

⇒ 0, 46 m ≤<br />

3<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

= 0, 46 m<br />

3, 00<br />

3<br />

= 1 m √<br />

NW für Beanspruchung aus ständigen <strong>und</strong> veränderlichen Einwirkungen:<br />

e y = 0<br />

e x = M y,k<br />

V k<br />

=<br />

139, 11<br />

462, 74<br />

e x ≤ b x<br />

⇒ 0, 29 m ≤<br />

3<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

= 0, 29 m<br />

3, 00<br />

3<br />

= 1 m √<br />

3. Überprüfung der Kriterien für den NW des aufnehmbaren Sohldrucks:<br />

Alle Kriterien müssen eingehalten werden, um den vereinfachten Nachweis zu führen.<br />

zu a) Es ist keine Grenzneigung festgelegt, bis zu der die GOK noch als annähernd<br />

waagrecht angesehen werden darf. Hier wird die Neigung = 10 ◦ der GOK als<br />

annähernd waagrecht angesehen.<br />

⇒ Kriterium ist erfüllt.


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zu b) Es liegt nichtbindiger <strong>Boden</strong> vor; D= 0,45<br />

⇒ Ein Kriterium der Tabelle A.7 ist erfüllt.<br />

zu c)<br />

zu d)<br />

Keine nicht regelmäßige oder überwiegend dynamische Belastung<br />

⇒ Kriterium ist erfüllt.<br />

tan δ E = T k<br />

N k<br />

≤ 0, 2<br />

⇒ tan δ E = E aph,k + E ah,k<br />

ΣG k + E av,k<br />

=<br />

20, 00 + 144, 00<br />

342, 00 + 70, 74 = 0, 4<br />

⇒ Kriterium ist nicht erfüllt. P Q,k <strong>und</strong> E ph,k wurden nicht angesetzt, um die<br />

ungünstigste Kombination zu erhalten.<br />

zu e)<br />

Muss nicht überprüft werden, da schon Kriterium d) nicht erfüllt ist.<br />

=⇒ Es darf nicht mit dem vereinfachten Nachweis gerechnet werden.<br />

4. NW der Gleitsicherheit (GZ 1B) (AfG, S. 2.17):<br />

T d ≤ R t,d + E ph,d<br />

mit:<br />

T d = T G,k · γ G + T Q,k · γ Q Bemessungswert der tangentialen Beanspruchung<br />

R t,d = R t,k /γ Gl Bemessungswert des Sohlreibungswiderstandes<br />

E ph,d = E ph,k /γ Ep Bemessungswert des Erdwiderstandes<br />

T d = T G,k · γ G = (E aph,k + E ah,k ) · 1, 35 = (20 + 144) · 1, 35 = 221, 40 kN m<br />

R t,d = R t,k /γ Gl = N k · tan δ s,k /γ Gl = (ΣG k + E av,k ) · tan(35 ◦ )/ 1, 1 = 262, 73 kN m<br />

δ s,k = ϕ ′<br />

, da Ortbeton<br />

k<br />

P Q,k wird nicht angesetzt, um die ungünstigste Kombination zu erhalten.<br />

• Gleitnachweis mit E ph,d :<br />

E ph,d = E ph,k 74, 72<br />

=<br />

γ Ep 1, 4 = 53, 37 kN m<br />

T d ≤ R t,d + E ph,d ⇒ 221, 40 kN m ≤ 262, 73 kN m + 53, 37 kN m = 316, 10 kN m<br />


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• Gleitnachweis ohne E ph,d :<br />

E ph,d = 0, 00 kN m<br />

T d ≤ R t,d + E ph,d ⇒ 221, 40 kN m ≤ 262, 73 kN m + 0, 00 kN m = 262, 73 kN m<br />

√<br />

Es sind beide Nachweise erfüllt.<br />

5. NW der Gebrauchstauglichkeit GZ 2<br />

• Ausmitte der Sohldruckresultierenden (AfG, S. 2.26)<br />

Es muss der NW erbracht werden, dass die Sohldruckresultierende aus ständigen charakteristischen<br />

Einwirkungen innerhalb der ersten Kernweite liegt <strong>und</strong> dadurch ein Klaffen der<br />

Sohlfuge vermieden wird.<br />

Nachweis (Ausmitte innerhalb 1. Kernweite):<br />

e x /b x + e y /b y ≤ 1/6<br />

e y = 0<br />

e x ≤ b x<br />

6<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

⇒ 0, 46 m ≤ 3 6<br />

= 0, 5 m √<br />

• Verschiebungen in der Sohlfläche (AfG, S. 2.26)<br />

DIN 1054-2005, Kapitel 7.6.2:<br />

Dieser NW kann entfallen, wenn im Gleitnachweis die Erdwiderstandskraft nicht größer als<br />

mit 0,3 ·E p,k eingerechnet wird.<br />

=⇒ Daher kann hier dieser NW entfallen, da der Gleitnachweis auch ohne Erdwiderstandskraft<br />

geführt wurde.


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3.2 Winkelstützmauer<br />

Aufgabenstellung<br />

A<br />

m²<br />

(Schnitt A-E)<br />

(Schnitt E-D)<br />

E<br />

Abbildung 3.6: Geometrie <strong>und</strong> Einwirkungen der Winkelstützmauer<br />

Ein 200 m langer Geländesprung wird mit einer Winkelstützmauer aus Stahlbetonfertigteilen gesichert.<br />

Als Baugr<strong>und</strong> steht ein wassergesättigter überkonsolidierter Schluff an. Die Wand wird mit<br />

Sand hinterfüllt. Es ist davon auszugehen, dass der Verfüllboden vor der Wand weder vorübergehend<br />

noch dauerhaft entfernt wird. Die vorhandene Wandfläche ist sehr glatt ausgeführt (δ a = δ p = 0 ◦ ).<br />

Bearbeiten Sie folgende Aufgabenpunkte:<br />

• Für die vorhandene Winkelstützmauer ist der Kipp- <strong>und</strong> Gleitsicherheitsnachweis zu führen.<br />

• Bei starkem Regen <strong>und</strong> gleichzeitigem Ausfall der Drainagen hinter der Wand könnten sich im<br />

Extremfall folgende Wasserstände einstellen:<br />

Hinter der Wand: + 2,2 m<br />

Vor der Wand: -0,8 m<br />

Ist unter diesen Verhältnissen noch eine ausreichende Kippsicherheit vorhanden?


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Lösung<br />

1. Idealsiertes System, bestehend aus Mauer <strong>und</strong> <strong>Boden</strong> (ABCDE)<br />

m²<br />

E<br />

Abbildung 3.7: System ABCDE<br />

2. Zusammenstellung der Einwirkungen<br />

• Erddruckbeiwerte:<br />

Sand:<br />

ϕ ′<br />

= 32, 5 ◦<br />

k<br />

⎫⎪<br />

δ a<br />

= 0 ◦ ⎬ K ah = 0, 30<br />

δ p<br />

= 0 ◦ K ph = 3, 32<br />

⎪ ⎭<br />

α = β = 0 ◦<br />

Anmerkung: E a im Schnitt AE wird immer parallel zur Geländeoberfläche angesetzt (vgl. AfG,<br />

Bild 3.12). Da die Wand sehr glatt ausgeführt wurde <strong>und</strong> so δ a (Schnitt AE) = δ a (Schnitt ED)<br />

ist, wird der aktive Erddruck hier gleich für den zusammengefassten Schnitt AD berechnet.<br />

• Aktiver Erddruck im äußeren Schnitt AD<br />

Für den Kippnachweis benötigt man die ungünstigste Kombination aus ständigen <strong>und</strong><br />

veränderlichen Einwirkungen.<br />

=⇒ p Q,k wird in der Erddruckberechnung berücksichtigt:<br />

e ah,k (z = +2, 20m) = 10 · 0, 30 = 3, 00 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −0, 80m) = 3, 00 + 19 · 3, 00 · 0, 30 = 20, 10 kN<br />

m 2


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– Berechnung der Resultierenden aus unbegrenzter veränderlicher Auflast <strong>und</strong> <strong>Boden</strong>eigengewicht:<br />

+ 2,20<br />

3,00 kN/m²<br />

Eaph,k<br />

- 0,80<br />

Eah,k<br />

20,10 kN/m²<br />

1,00 m<br />

1,50 m<br />

Abbildung 3.8: Resultierende aus unbegrenzter Auflast <strong>und</strong> <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

Horizontalkomponenten:<br />

E aph,k = 3, 00 · 3, 00 = 9, 00 kN m<br />

E ah,k = 1 2 · (20, 10 − 3, 00) · 3, 00 = 25, 65 kN m<br />

Vertikalkomponente:<br />

E av,k = (E aph,k + E ah,k ) · tan δ a = (9, 00 + 25, 65) · tan 0 ◦ = 0, 00 kN m<br />

• Passiver Erddruck<br />

e ph,k (z = ±0, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e ph,k (z = −0, 80m) = 19 · 0, 80 · 3, 32 = 50, 46 kN<br />

m 2<br />

– Berechnung der Resultierenden:<br />

+ 2,20<br />

0,27 m<br />

Eph,k<br />

50,46 kN/m²<br />

-+0,00<br />

- 0,80<br />

Abbildung 3.9: Resultierende des passiven Erddrucks


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Horizontalkomponente:<br />

E ph,k = 1 2 · 50, 46 · 0, 80 = 20, 18 kN m<br />

E ph,k wird in diesem Beispiel immer angesetzt, weil das Entfernen des Verfüllbodens<br />

vor der Wand ausgeschlossen wird.<br />

Vertikalkomponente:<br />

E pv,k = E ph,k · tan δ p = 20, 18 · tan 0 ◦ = 0, 00 kN m<br />

• Eigengewicht:<br />

Abbildung 3.10: Teilresultierende der Winkelstützmauer<br />

Die Verkehrslast wird beim Gewicht nicht berücksichtigt, da sie stabilisierend wirkt.<br />

G 1,k = 25 · 2, 70 · 0, 30 = 20, 25 kN m<br />

G 2,k = 25 · 2, 10 · 0, 30 = 15, 75 kN m<br />

G 3,k = 19 · 1, 80 · 2, 70 = 92, 34 kN m<br />

G ges,k = G 1,k + G 2,k + G 3,k = 128, 34 kN m


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3. Kippnachweis:<br />

Der Kippnachweis muss für die maßgebende Kombination aus ständigen <strong>und</strong> veränderlichen Einwirkungen<br />

geführt werden.<br />

aph,k<br />

ah,k<br />

M<br />

Abbildung 3.11: Einwirkungen auf das System<br />

(e x /b x ) 2 + (e y /b y ) 2 ≤ 1/9<br />

• Moment um den Mittelpunkt der F<strong>und</strong>amentsohle M aus der ungünstigsten Kombination<br />

der Einwirkungen:<br />

Die Verkehrseinwirkung p Q,k wurde bei der Gewichtsermittlung nicht angesetzt, da sie dort<br />

stabilisierend wirkt. E ah1,k aus p Q,k wird berücksichtigt, da es ungünstig wirkt.<br />

ΣM y,k = G 1,k · 0, 90 + E aph,k · 1, 50 + E ah2,k · 1, 00 − G 3,k · 0, 15 − E ph,k · 0, 27<br />

= 38, 06 kNm<br />

m<br />

• Summe der Vertikalkräfte:<br />

ΣV G,k = ΣG ges,k = 128, 34 kN m<br />

NW mit der ungünstigsten Kombination der Einwirkungen:<br />

e y = 0<br />

e x = M y,k<br />

V G,k<br />

=<br />

38, 06<br />

128, 34<br />

= 0, 30 m


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e x ≤ b x<br />

3<br />

⇒ 0, 30 m ≤<br />

Der Nachweis ist erfüllt.<br />

2, 10<br />

3<br />

= 0, 70 m √<br />

4. NW der Gleitsicherheit (GZ 1B) (AfG, S. 2.17):<br />

T d ≤ R t,d + E ph,d<br />

mit:<br />

T d = T G,k · γ G + T Q,k · γ Q Bemessungswert der tangentialen Beanspruchung<br />

R t,d = R t,k /γ Gl Bemessungswert des Sohlreibungswiderstandes<br />

E ph,d = E ph,k /γ Ep Bemessungswert des Erdwiderstandes<br />

T d = T G,k · γ G + T Q,k · γ Q = E ah2,k · γ G + E ah1,k · γ Q = 25, 65 · 1, 35 + 9, 00 · 1, 5<br />

= 48, 13 kN m<br />

Vollständig konsolidierter (hier sogar überkonsolidierter) bindiger <strong>Boden</strong> (AfG, S. 2.18, Gl.2.11)<br />

bei Verlauf der Gleitfuge in der F<strong>und</strong>amentsohle (Stahlbetonfertigteile → δ s, k<br />

= 2 3 ϕ ′<br />

k ):<br />

R t,d = R t,k /γ Gl = N k · tan δ s,k /γ Gl = G ges,k · tan( 2 3 · 28, 50◦ )/ 1, 1 = 40, 17 kN m<br />

E ph,d = E ph,k 20, 18<br />

=<br />

γ Ep 1, 4 = 14, 41 kN m<br />

• Gleitnachweis:<br />

T d ≤ R t,d + E ph,d ⇒ 48, 13 kN m ≤ 40, 17 kN m + 14, 41 kN m = 54, 58 kN m<br />

√<br />

Nachweis ist erfüllt.


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5. Durch den Regen hervorgerufene neue <strong>und</strong> veränderte Einwirkungen<br />

3,ver,k<br />

h,neu,k<br />

ah,ver,k<br />

v,neu,k<br />

• Aktiver Erddruck:<br />

Abbildung 3.12: Neue <strong>und</strong> veränderte Einwirkungen<br />

E ah,ver,k = 1 2 · (11, 00 · 3, 00 · 0, 3) · 3, 00 = 14, 85 kN m<br />

• Wasser:<br />

W h,neu,k = 1 2 · 10, 00 · 3, 002 = 45, 00 kN m<br />

W v,neu,k = 1 2 · 10, 00 · 3, 00 · 2, 10 = 31, 50 kN m<br />

• Eigengewicht:<br />

G 3,ver,k = (γ ′ k + γ w,k) · 1, 80 · 2, 70 = (11, 00 + 10, 00) · 1, 80 · 2, 70 = 102, 06 kN m<br />

G ges,ver,k = G 1,k + G 2,k + G 3,ver,k = 138, 06 kN m


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6. Kippnachweis für die neue Bauwerkssituation nach starkem Regen<br />

(e x /b x ) 2 + (e y /b y ) 2 ≤ 1/9<br />

• Moment um den Mittelpunkt der F<strong>und</strong>amentsohle M aus der ungünstigsten Kombination<br />

der Einwirkungen:<br />

ΣM y,k = G 1,k · 0, 90 + E aph,k · 1, 50 + E ah,ver,k · 1, 00 + W v,neu,k · 0, 35<br />

+W h,neu,k · 1, 00 − G 3,ver,k · 0, 15 − E ph,k · 0, 27<br />

= 81, 85 kNm<br />

m<br />

• Summe der vertikalen Einwirkungen:<br />

ΣV G,k = ΣG ges,ver,k − W v,neu,k = 106, 56 kN m<br />

NW mit der ungünstigsten Kombination der Einwirkungen:<br />

e y = 0<br />

e x = M y,k<br />

V G,k<br />

=<br />

e x ≤ b x<br />

3<br />

81, 85<br />

106, 56<br />

⇒ 0, 77 m ><br />

= 0, 77 m<br />

2, 10<br />

3<br />

= 0, 70 m<br />

Der Nachweis ist bei diesen Gr<strong>und</strong>wasserverhältnissen nicht mehr erfüllt.


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4 Verbauwände


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4.1 Voll eingespannte ungestützte Sp<strong>und</strong>wand nach EAB<br />

Aufgabenstellung<br />

q k<br />

m²<br />

D = ?<br />

Abbildung 4.1: Geometrie <strong>und</strong> Einwirkungen der Sp<strong>und</strong>wandkonstruktion<br />

Die oben dargestellte Sp<strong>und</strong>wand soll als voll eingespannte, ungestützte Wand nach EAB berechnet<br />

werden. Das Gr<strong>und</strong>wasser soll dabei als nicht strömend angesetzt werden. Im Allgemeinen werden<br />

Sp<strong>und</strong>wände mit einem Wandreibungswinkel δ p = −2/3ϕ ′<br />

bemessen. Sollte jedoch der Nachweis des<br />

k<br />

inneren Gleichgewichtes nicht gelingen, ist die komplette Sp<strong>und</strong>wandbemessung erneut mit einem kleineren<br />

Wandreibungswinkel δ p zu wiederholen. Da die Vorbemessung dieser Aufgabe ergeben hat, dass<br />

der Nachweis des inneren Gleichgewichtes unter Ansatz eines Wandreibungswinkels δ p = −2/3ϕ ′<br />

k nicht<br />

gelingt, ist daher ein Wandreibungswinkel δ p = −1/3ϕ ′<br />

gewählt worden.<br />

k<br />

• Folgende Aufgabenpunkte sind zu bearbeiten:<br />

– Einwirkungsfigur auf die Sp<strong>und</strong>wand<br />

– Bestimmung der erforderlichen Einbindetiefe D<br />

– Nachweis der Tragfähigkeit<br />

– Bemessung der Sp<strong>und</strong>wand<br />

– Nachweis der Vertikalkräfte


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Lösung<br />

1. Vorgehensweise<br />

Belastung Querkraftverlauf Momentenverlauf<br />

D = ?<br />

C<br />

C<br />

Abbildung 4.2: Statisches System<br />

Bei nicht gestützten, im <strong>Boden</strong> eingespannten Baugrubenwänden stellt sich eine Drehung um<br />

einen tief gelegenen Punkt C ein. Dementsprechend ist mit der klassischen Erddruckverteilung<br />

zu rechnen, d.h. lineare Zunahme des Erddrucks infolge Eigengewicht mit der Tiefe. Dazu sind<br />

folgende Schritte notwendig:<br />

• Ermittlung der charakteristischen Einwirkungsfigur, wobei die aktive <strong>und</strong> passive Erddruckverteilung<br />

getrennt berechnet werden müssen.<br />

• Bestimmung der erforderlichen Einbindetiefe anhand eines Momentengleichgewichts um den<br />

theoretischen Fußpunkt C, wobei ΣM C = 0 werden muss. Die Berechnung erfolgt mit Bemessungsgrößen<br />

des Erddrucks.<br />

• Berechnung der charakteristischen Beanspruchung der Erdauflager B h,k <strong>und</strong> C h,k .<br />

• Nachweis der Tragfähigkeit für die Erdauflager.<br />

2. Einwirkungsfigur auf die Sp<strong>und</strong>wand<br />

• Erddruckbeiwerte:<br />

Kies:<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 40 ◦<br />

⎫⎪ ⎬<br />

δ a<br />

= 2 3 ϕ ′ K ah = 0, 18<br />

k<br />

⎪<br />

α = β = 0 ◦ ⎭


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Sand:<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 32, 5 ◦<br />

δ a<br />

=<br />

⎫⎪ 2<br />

3 ϕ ′<br />

k ⎬ K ah = 0, 25<br />

δ p<br />

= − 1 3 ϕ K ′ ph = 4, 74<br />

k<br />

⎪<br />

α = β = 0 ◦ ⎭<br />

• Aktive Erddruckverteilung aus <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong> ständiger Auflast<br />

e ah,k (z = ±0, 00m) = 20 · 0, 18 = 3, 60 kN<br />

m 2<br />

e ah,k,o (z = −3, 00m) = (20 + 20 · 3, 00) · 0, 18 = 14, 40 kN<br />

m 2<br />

e ah,k,u (z = −3, 00m) = (20 + 20 · 3, 00) · 0, 25 = 20, 00 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −4, 00m) = 20, 00 + 11 · 1, 00 · 0, 25 = 22, 75 kN<br />

m 2<br />

e ah,k (z = −(4, 00m + D)) = 22, 75 + 11 · D · 0, 25 = 22, 75 kN kN<br />

+ 2, 75<br />

m2 m 3 · D m<br />

• Passive Erddruckverteilung aus <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong> ständiger Auflast<br />

e ph,k (z = −4, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e ph,k (z = −(4, 00m + D)) = 11 · D · 4, 74 = 52, 14 kN<br />

m 3 · D m<br />

• Graphische Darstellung der Erddruckverläufe<br />

D = ?<br />

22,75 kN/m² + 2,75 kN/m³ D m<br />

Abbildung 4.3: Aktive Erddruckverteilung aus Eigengewicht <strong>und</strong> Auflast


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D = ?<br />

52,14 kN/m³ D m<br />

Abbildung 4.4: Passive Erddruckverteilung aus Eigengewicht<br />

• Wasserdruckverteilung (hydrostatischer Ansatz, mit direkter Überlagerung der aktiven <strong>und</strong><br />

passiven Seite)<br />

w k (z = −3, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

w k (z = −4, 00m) = 10 · 1, 00 = 10, 00 kN<br />

m 2<br />

w k (z = −(4, 00m + D)) = 10, 00 kN<br />

m 2<br />

• Graphische Darstellung des hydrostatischen Wasserdruckes<br />

D = ?<br />

Abbildung 4.5: Hydrostatische Wasserdruckverteilung


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• Bestimmung der Teilresultierenden E i,k bzw. W i,k<br />

– Aktive Seite:<br />

E 1,k = 3, 60 · 3, 00 = 10, 80 kN m<br />

E 2,k = 1 2 · (14, 40 − 3, 60) · 3, 00 = 16, 20 kN m<br />

E 3,k = 20, 00 · 1, 00 = 20, 00 kN m<br />

E 4,k = 1 2 · (22, 75 − 20, 00) · 1, 00 = 1, 38 kN m<br />

E 5,k = 22, 75 kN<br />

m 2 · D m<br />

E 6,k = 2, 75 · D · D<br />

2<br />

= 1, 38 kN<br />

m 3 · D2 m 2<br />

– Passive Seite:<br />

E 7,k = 52, 14 · D · D<br />

2<br />

= 26, 07 kN<br />

m 3 · D2 m 2<br />

– Wasser:<br />

W 8,k = 1 2 · 10 · 1, 00 = 5, 00 kN m<br />

W 9,k = 10, 00 kN<br />

m 2 · D m


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3. Bestimmung der Einbindetiefe<br />

• Berechnung der Momente bezogen auf den theoretischen Fußpunkt C<br />

M C d = γ G ·<br />

6∑<br />

i=1<br />

(E aGh,k,i · z G,i ) − E ph,k /γ Ep · D<br />

3<br />

!<br />

= 0, 00 kNm<br />

m<br />

i E i,k bzw. W i,k Hebelarm z i Mi,k<br />

C<br />

[kN/m] [m] [kNm/m]<br />

1 10,80 3,00/2 + 1,00 + D = 2,50 + D 27,00 + 10,80 · D<br />

2 16,20 3,00/3 + 1,00 + D = 2,00 + D 32,40 + 16,20 · D<br />

3 20,00 1,00/2 + D = 0,50 + D 10,00 + 20,00 · D<br />

4 1,38 1,00/3 + D = 0,33 + D 0,46 + 1,38 · D<br />

5 22,75 · D D/2 11,38 · D 2<br />

6 1,38 · D 2 D/3 0,46 · D 3<br />

7 -26,07 · D 2 D/3 -8,69 · D 3<br />

8 5,00 1,00/3 + D = 0,33 + D 1,67 + 5,00 · D<br />

9 10,00 · D D/2 5,00 · D 2<br />

M C k<br />

= (27, 00 + 32, 40 + 10, 00 + 0, 46 + 1, 67) + (10, 80 + 16, 20 + 20, 00<br />

+1, 38 + 5, 00) · D + (11, 38 + 5, 00) · D 2 + (0, 46 − 8, 69) · D 3 ! = 0, 00<br />

kNm<br />

m<br />

↔ 71, 53 + 53, 38 · D + 16, 38 · D 2 + 0, 46 · D 3 − 8, 69 · D 3 ! = 0, 00<br />

kNm<br />

m<br />

Da ein Baugrubenverbau immer ein temporäres Bauwerk darstellt, müssen hier die Teilsicherheitsbeiwerte<br />

des LF’es 2 angesetzt werden.<br />

M C d<br />

= 71, 53 · 1, 2 + 53, 38 · D · 1, 2 + 16, 38 · D 2 · 1, 2 + 0, 46 · D 3 · 1, 2<br />

− 8, 69 · D 3 !<br />

/1, 3<br />

= 0, 00 kNm<br />

m<br />

⇒ Md C = 85, 84 + 64, 06 · D + 19, 66 · D 2 − 6, 13 · D 3 ! kNm<br />

= 0, 00<br />

m


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Lösung der kubischen Gleichung:<br />

300<br />

M d<br />

C<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6<br />

D<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

⇒ D = 5, 55 m<br />

Abbildung 4.6: Graphische Darstellung der kubischen Gleichung<br />

4. Berechnung der charakteristischen Beanspruchung der Erdauflager<br />

mit: ΣM C = 0, 00 kNm<br />

m<br />

<strong>und</strong> D = 5, 55 m<br />

⇒ B hG,k =<br />

⇒ B hG,k = 3 d ·<br />

6∑<br />

(E aGh,k,i · z G,i )<br />

i=1<br />

3<br />

5, 55 · (71, 53 + 53, 38 · 5, 55 + 16, 38 · 5, 552 + 0, 46 · 5, 55 3 ) = 514, 04 kN m<br />

mit: ΣH = 0, 00 kN m<br />

⇒ C hG,k = B hG,k − E aGh,k (Ersatzkraft C nach Blum)<br />

E aGh,k = (10, 80 + 16, 20 + 20, 00 + 1, 38 + 22, 75 · 5, 55 + 1, 38 · 5, 55 2<br />

+ 5, 00 + 10, 00 · 5, 55) = 277, 65 kN m<br />

C hG,k = 514, 04 − 277, 65 = 236, 39 kN m


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5. Nachweis der Tragfähigkeit der Erdauflager<br />

D<br />

5,55 m<br />

BhG,d<br />

ChG,d<br />

Abbildung 4.7: Schematische Darstellung der Erdauflager<br />

B hG,k · γ G ≤ E ph,k / γ Ep<br />

E ph,k / γ Ep = 26, 07 · 5, 55 2 /1, 3 = 617, 71 kN m<br />

B hG,k · γ G = 514, 04 · 1, 2 = 616, 85 kN m<br />

⇒ 616, 85 kN m ≤ 617, 71 kN m<br />

√<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

C hG,k · γ G ≤ E phC,k / γ Ep<br />

C hG,k · γ G = 236, 39 · 1, 2 = 283, 67 kN m<br />

E phC,k / γ Ep = 2 · ∆d 1 · e C pgh,k / γ Ep<br />

mit:<br />

e C pgh,k<br />

= Erdwiderstand in der Höhe des theoretischen Fußpunktes auf der Bergseite<br />

(hinter der Wand)<br />

(Vertikalspannung hinter der Wand am theoretischen Fußpunkt multipliziert<br />

mit dem Erdwiderstandsbeiwert k<br />

ph,k ′ für den <strong>Boden</strong> am theoretischen Fußpunkt<br />

für einen Wandreibungswinkel δp C = − ϕ ′ k bis + 1 3 ϕ′ k )<br />

σ v,k = (20 + 20 · 3, 00 + 11 · 1, 00 + 11 · 5, 55) = 152, 05 kN<br />

m 2


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• Erdwiderstandsbeiwert k ′ ph,k :<br />

Sp<strong>und</strong>wandhandbuch: Tafel 4.4 Erdwiderstandsbeiwerte für α = β = 0 ◦<br />

f<br />

d = + 0<br />

10° 1,42 1,32 1,26 1,20<br />

12,5° 1,55 1,41 1,33 1,25<br />

11,5° 1,70 1,50 1,40 1,30<br />

17,5° 1,86 1,61 1,48 1,34<br />

20° 2,04 1,71 1,55 1,39<br />

22,5° 2,24 1,82 1,63 1,43<br />

25° 2,46 1,94 1,71 1,47<br />

27,5° 2,72 2,07 1,79 1,51<br />

30° 3,00 2,20 1,87 1,55<br />

32,5° 3,32 2,35 1,95 1,58<br />

35° 3,69 2,50 2,03 1,61<br />

k ph<br />

d = + 1/3f d = + 1/2f d = + 2/3f<br />

Abbildung 4.8: Erdwiderstandsbeiwerte für positive Wandreibungswinkel<br />

Sand:<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 32, 5 ◦<br />

⎫⎪ ⎬<br />

δp C = + 1 3 ϕ ′ k ′ ph,k<br />

= 2, 35<br />

k<br />

⎪<br />

α = β = 0 ◦ ⎭<br />

⇒ e C pgh,k<br />

= σ v,k · k ′ ph,k<br />

= 152, 05 · 2, 35 = 357, 32 kN<br />

m 2<br />

C hG,k · γ G ≤ E phC,k / γ Ep<br />

C hG,k · γ G ≤ 2 · ∆d 1 · e C pgh,k / γ Ep<br />

⇒ ∆d 1 ≥ C hG,k · γ G · γ Ep<br />

2 · e C pgh,k<br />

=<br />

283, 67 · 1, 3<br />

2 · 357, 32<br />

= 0, 52 m<br />

Nach EAB muss ∆d 1 mindestens 0, 2 · d betragen:<br />

∆d 1 = 0, 2 · 5, 55 = 1, 11 m ⇒ ist maßgebend<br />

d ges = d + ∆d 1 = 6, 66 m<br />

⇒ gewählt d ges = 7, 00 m<br />

E phC,k / γ Ep = 2 · 1, 11 · 357, 32/1, 3 = 610, 19 kN m<br />

C hG,k · γ G ≤ E phC,k / γ Ep ⇒ 283, 67 kN m ≤ 610, 19 kN m<br />

√<br />

Nachweis ist erfüllt.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 81<br />

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6. Bemessung der Sp<strong>und</strong>wand<br />

N d<br />

A + M d<br />

W y<br />

≤ f y,d<br />

mit:<br />

N d = N G,k · γ G + N Q,k · γ Q Bemessungswert der Normalkraftbeanspruchung, an<br />

der Stelle des maximalen Momentes<br />

M d = M G,k · γ G + M Q,k · γ Q Bemessungswert der Momentenbeanspruchung<br />

f y,d = f y,k /γ M Bemessungswert der Streckgrenze des Stahls<br />

<strong>und</strong><br />

f y,k = 240 MN<br />

m 2<br />

Streckgrenze des Stahls<br />

W y =<br />

A =<br />

γ M = 1, 1 Teilsicherheitsbeiwert der Widerstandsgröße für Stahlkonstruktionen<br />

im LF 2, DIN 18800-1<br />

[ ] cm<br />

3<br />

Widerstandsmoment des Sp<strong>und</strong>wandprofils<br />

m<br />

[ ] cm<br />

2<br />

Querschnittsfläche des Sp<strong>und</strong>wandprofils<br />

m<br />

• Bestimmung des Bemessungsmomentes M d<br />

Das maximale Moment wirkt an der Nullstelle des Querkraftverlaufes. Um die Lage der<br />

Nullstelle zu ermitteln, muss die Erdauflagerkraft B h,k in eine dreiecks- oder trapezförmige<br />

Spannungsverteilung, die ab Höhe der Baugrubensohle bis zum theoretischen Fußpunkt<br />

wirkt, umgelagert werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Angriffspunkt der<br />

Erdauflagerkraft B h,k , der aus der klassischen Erdwiderstandsverteilung resultiert, <strong>und</strong> der<br />

Schwerpunkt der Spannugsverteilung zusammenfallen (s. Abbildung 4.9).<br />

– Für eine Dreiecksverteilung gilt:<br />

B hG,k = σ pGh,k · 5, 55<br />

2<br />

= 514, 04 kN m<br />

⇒ σ pGh,k = 185, 24 kN<br />

m 2<br />

mit:<br />

σ pGh,k<br />

Ordinate der Spannugsverteilung in der Höhe des theoretischen Fußpunktes


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 82<br />

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z<br />

h<br />

5,55 m<br />

185,24 kN/m²<br />

1,85 m<br />

38,01 kN/m²<br />

Abbildung 4.9: Umlagerung von B hG,k in eine Spannugsverteilung<br />

⇒ Steigung der Streckenlast =<br />

185, 24<br />

5, 55<br />

= 33, 38 kN<br />

m 3<br />

∑<br />

Qk = 0, 00 kN m<br />

⇒ (10, 80 + 16, 20 + 20, 00 + 1, 38 + 22, 75 · z + 1, 38 · z 2 + 5, 00<br />

+ 10, 00 · z) − 33, 38 · z · z<br />

2 = 0 kN m<br />

⇒ 15, 31 · z 2 − 32, 75 · z − 53, 38 = 0 kN m (quadratische Gleichung: a · z2 + b · z + c = 0)<br />

⇒ z 1,2 = − b<br />

√<br />

b<br />

2a ± 2 − 4 · a · c<br />

2a<br />

=<br />

√<br />

32, 75 32, 75<br />

2 · 15, 31 ± 2 + 4 · 15, 31 · 53, 38<br />

2 · 15, 31<br />

⇒ z 1 = 3, 22 m (<strong>und</strong> z 2 = −1, 08 m)<br />

M max,k = 71, 53 + 53, 38 · 3, 22 + 16, 38 · 3, 22 2 + 0, 46 · 3, 22 3 − 1 2<br />

= 242, 87 kNm<br />

m<br />

M d = M max,k · γ G = 242, 87 · 1, 2 = 291, 44 kNm<br />

m<br />

33, 38 · 3, 222<br />

3, 22<br />

3<br />

Um die Normalkraftbeanspruchung berechnen zu können, wird zunächst ein Sp<strong>und</strong>wandprofil<br />

gewählt.


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Profildaten LARSSEN 604:<br />

Abbildung 4.10: LARSSEN 604<br />

Eigenlast m =<br />

kg<br />

124<br />

je m 2 Wand<br />

Querschnittsfläche A =<br />

cm 2<br />

158<br />

je m Wand<br />

Widerstandsmoment W y,vorh =<br />

cm 3<br />

1620<br />

je m Wand<br />

Bestimmung der Normalkraftbeanspruchung, die im Querschnitt des maximalen Momentes wirkt:<br />

G = m · ( z 1 + 4, 00) · g =<br />

124 kg<br />

m 2 · (z 1 + 4, 00m) · 9, 81 m s 2<br />

1000 N kN<br />

=<br />

124 · 7, 22 · 9, 81<br />

1000<br />

= 8, 78 kN m<br />

E v =<br />

( ) 2<br />

(E 1k + E 2k ) · tan<br />

3 · 40◦ + ( E 3k + E 4k + 22, 75 · 3, 22 + 1, 38 · 3, 22 2)<br />

( ) 2<br />

· tan<br />

3 · 32, 5◦ − ( ( )<br />

26, 07 · 3, 22 2) 1 · tan<br />

3 · 32, 5◦<br />

= 5, 11 kN m<br />

N G,k = G + E v = 5, 11 + 8, 78 = 13, 89 kN m<br />

N d = N G,k · γ G = 13, 89 · 1, 2 = 16, 67 kN m<br />

N d<br />

A + M d<br />

W y<br />

≤ f y,d ⇒ W y,erf =<br />

W y,erf =<br />

240 MN<br />

m 2<br />

291, 44 kNm<br />

m<br />

kN · 1000<br />

MN ·<br />

1, 1<br />

M d<br />

f y,d − N d<br />

A<br />

· 100 cm<br />

m<br />

1 m 2<br />

10000 cm 2<br />

−<br />

16, 67 kN m<br />

158 cm2<br />

m<br />

= 1342, 26<br />

cm 3<br />

je m Wand<br />

Es gilt:<br />

W y,vorh = 1620<br />

cm 3<br />

je m Wand ≥ 1342, 26 cm 3<br />

je m Wand = W y,erf<br />


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 84<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Da das Widerstandsmoment des gewählten Sp<strong>und</strong>wandprofils größer ist als das Erforderliche,<br />

ist die Bemessung somit abgeschlossen. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt wäre, müsste man<br />

ein neues Sp<strong>und</strong>wandprofil mit einem größeren Widerstandsmoment wählen <strong>und</strong> die Nachweise<br />

erneut führen.<br />

7. Nachweis der Vertikalkräfte<br />

• Nachweis des inneren Gleichgewichtes<br />

Beim Nachweis des inneren Gleichgewichtes, der mit charakteristischen Kräften geführt<br />

wird, wird gezeigt, dass der angesetzte Wert für den passiven Wandreibungswinkel δ p auch<br />

mobilisiert werden kann <strong>und</strong> daher die vertikal nach unten wirkenden Kräfte größer sind<br />

als die nach oben wirkenden.<br />

Sollte dieser Nachweis nicht gelingen, ist die komplette Sp<strong>und</strong>wandberechnung unter Ansatz<br />

eines kleineren δ p -Wertes zu wiederholen.<br />

Zu beachten ist, dass der Wandreibungswinkel der Erdauflagerkraft C am theoretischen<br />

Fußpunkt höchstens unter dem Winkel δp<br />

C = + 1/3ϕ ′ k<br />

angesetzt werden darf.<br />

k<br />

k<br />

9,55 m<br />

,k<br />

,k<br />

B h,k<br />

B v,k<br />

,k<br />

k<br />

,k<br />

Abbildung 4.11: Nachweis des inneren Gleichgewichtes<br />

V k ↓ ≥ B v,k ↑<br />

mit:<br />

V k<br />

B v,k<br />

Summe aller angreifenden, von oben nach unten wirkenden charakteristischen Kräfte<br />

Vertikalanteil des charakteristischen mobilisierten Erdwiderstandes<br />

hier: B k = B G,k


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 85<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

V k ↓ = G k + E av,k + C v,k<br />

– Eigengewicht G k des Profils Larssen L 604<br />

Eigenlast m = 124<br />

kg<br />

je m 2 Wand<br />

Gesamthöhe der Wand H = 11, 00 m<br />

⇒ G k = m · g · H = 124 · 9, 81 · 11, 00 = 13380 N m = 13, 38 kN m<br />

– Vertikaler Erddruck E av,k bis zum theoretischen Fußpunkt<br />

Kies:<br />

( ) 2<br />

E av,k,Kies = (10, 80 + 16, 20) · tan<br />

3 · 40◦<br />

= 13, 56 kN m<br />

Sand:<br />

( ) 2<br />

E av,k,Sand = (20, 00 + 1, 38 + 22, 75 · 5, 55 + 1, 38 · 5, 55 2 ) · tan<br />

3 · 32, 5◦<br />

= 75, 54 kN m<br />

⇒ E av,k,ges = 13, 56 + 75, 54 = 89, 10 kN m<br />

– Vertikalanteil der Blum’schen Ersatzeinwirkung C v,k ↓<br />

δ C p = + 1 3 ϕ′ k<br />

( ) 1<br />

⇒ C v,k = 236, 39 · tan<br />

3 · 32, 5◦<br />

= 45, 24 kN m<br />

V k ↓ = G k + E av,k + C v,k = 13, 38 + 89, 10 + 45, 24 = 147, 72 kN m<br />

(Wichtig: Es gibt keine Vertikalkomponenten des Wasserdruckes.)<br />

( ) 1<br />

B v,k = B h,k · tan δ p = 514, 04 · tan<br />

3 · 32, 5◦ = 98, 37 kN m<br />

Nachweis:<br />

V k ↓ ≥ B v,k ↑ ⇒ 147, 72 kN m ≥ 98, 37 kN m<br />

√<br />

Nachweis ist erfüllt.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 86<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

• Nachweis des äußeren Gleichgewichtes<br />

Beim Nachweis des äußeren Gleichgewichtes, der mit Bemessungswerten geführt wird, ist<br />

die Aufnahme der von oben nach unten wirkenden Einwirkungen durch den Baugr<strong>und</strong> sicherzustellen.<br />

Bei diesem Nachweis dürfen nur die tatsächlich wirkenden Kräfte angesetzt werden, d.h. die<br />

zwei Anteile R C <strong>und</strong> ∆E p (AfG Bild 4.102) der Blum’sche Ersatzkraft C müssen getrennt<br />

betrachtet werden.<br />

Zu beachten ist außerdem, dass, wenn im Einspannungsbereich der Lastansatz von BLUM<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt wurde, der Wandreibungswinkel der Erdauflagerkraft am theoretischen<br />

Fußpunkt bis zu einem Winkel von δp<br />

C = −ϕ ′ k<br />

angesetzt werden darf.<br />

d<br />

d<br />

9,55 m<br />

B h,d<br />

,d<br />

,d<br />

B v,d<br />

k<br />

,d<br />

,d<br />

,d<br />

Abbildung 4.12: Nachweis des äußeren Gleichgewichtes<br />

V d ↓ ≤ R d ↑<br />

mit:<br />

V d = V G,k · γ G + V Q,k · γ Q Summe der vertikalen Beanspruchung<br />

R d = R k<br />

γ Ep<br />

– Eigengewicht G d des Profils Larssen L 604<br />

G d = G k · γ G = 13, 38 · 1, 2 = 16, 06 kN m<br />

Summe der vertikal nach oben wirkenden Baugr<strong>und</strong>widerstände<br />

– Vertikaler Erddruck E av,d bis zum theoretischen Fußpunkt<br />

E av,d = E av,k · γ G = 89, 10 · 1, 2 = 106, 92 kN m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 87<br />

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V d = E av,d + G d = 106, 92 + 16, 06 = 122, 98 kN m<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, R d zu ermitteln. Die 1. Möglichkeit ist, den vertikal nach<br />

oben wirkenden Widerstand aus der Erdauflagerkraft B v,d , dem Spitzendruck R b,d <strong>und</strong> der<br />

Blum ′ schen Ersatzkraft C v,d zu berechnen. Bei der 2. Lösungsmöglichkeit setzt man statt<br />

der Erdauflagerkraft B v,d die Mantelreibung R s,d auf der Erdwiderstandsseite an.<br />

Es ist darauf zu achten, dass die tatsächlich wirkenden Kräfte angesetzt werden, d.h. die<br />

Blum’sche Ersatzkraft muss nach AfG Bild 4.102 in ihre zwei ungefähr gleich großen Anteile<br />

R C <strong>und</strong> ∆E p aufgespalten werden. Dabei wird der Anteil R C = C h,k / 2, der aus der Sp<strong>und</strong>wandverlängerung<br />

resultiert, bei beiden Lösungsmöglichkeiten berücksichtigt. Der Anteil<br />

∆E p = C h,k / 2 entspricht dem Fehler, der durch den Ansatz eines linearen Erdwiderstandes<br />

bis zum theoretischen Fußpunkt entsteht. Daher muss bei der 1. Lösungsmöglichkeit<br />

∆E p von der Erdauflagerkraft B h,k abgezogen werden (siehe nachfolgende Berechnung).<br />

– 1. Möglichkeit ( AfG, Gl. 4.23 ff)<br />

R d = B ′ v,d + C v,d<br />

2 + R b,d · η<br />

∗ Vertikale Erdauflagerkraft B v,k ↑<br />

B<br />

h,k ′ = B h,k − C h,k<br />

236, 39<br />

= 514, 04 −<br />

2<br />

( )<br />

(<br />

2<br />

)<br />

1 1<br />

B ′<br />

B<br />

v,d ′ h,k · tan 3 · 32, 5◦ 395, 85 · tan<br />

3 · 32, 5◦<br />

=<br />

=<br />

γ Ep 1, 3<br />

= 395, 85 kN m<br />

= 58, 27 kN m<br />

∗ Vertikalanteil der Blum ′ schen Ersatzeinwirkung C v,k ↓<br />

δ C p = −ϕ ′ k<br />

⇒ C v,k = 236, 39 · tan(32, 5 ◦ ) = 150, 60 kN m<br />

C v,d = C v,k<br />

γ Ep<br />

=<br />

150, 60<br />

1, 3<br />

= 115, 84 kN m<br />

∗ Grenztraglast aus Spitzendruck (AfG, Gl. 4.26)<br />

R b,k = A b · q b,k<br />

A b<br />

Abbildung 4.13: Ersatzfläche A b , Larssen 604


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 88<br />

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A b = h · κ F = h · (0, 015 · α − 0, 35) (AfG, Gl. 4.42)<br />

A b<br />

= 0, 38 · (0, 015 · 66 − 0, 35) = 0, 24 m2<br />

m<br />

q b,k = 600 kN<br />

m 2 + 120 · t n = 600 + 120 · (d ges − 0, 5) = 600 + 120 · (7, 00 − 0, 5)<br />

= 1380, 00 kN<br />

m 2<br />

(AfG Gl. 4.26, Spitzendruck nach Weißenbach)<br />

R b,d = R b,k<br />

γ p<br />

= A b · q b,k<br />

γ p<br />

=<br />

0, 24 · 1380, 00<br />

1, 4<br />

= 236, 57 kN m<br />

η = 0, 8 (Anpassungsfaktor zur Begrenzung der Verformungen nach EAB)<br />

R d = B<br />

v,d ′ + C v,d<br />

2 + R 115, 84<br />

b,d · η = 58, 27 + + 236, 57 · 0, 8 = 305, 45 kN 2<br />

m<br />

Nachweis des äußeren Gleichgewichtes (1. Lösungsmöglichkeit):<br />

V d ↓ ≤ R d ↑ ⇒ 122, 92 kN m ≤ 305, 45 kN m<br />

√<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

– 2. Möglichkeit<br />

R d = C v,d<br />

2 + (R b,d + R s,d ) · η<br />

∗ Grenztraglast aus Spitzendruck<br />

R b,d = 236, 57 kN m<br />

∗ Vertikalanteil der Blum ′ schenC<br />

C v,d<br />

2<br />

=<br />

115, 84<br />

2<br />

= 57, 92 kN m<br />

∗ Grenztraglast aus Mantelreibung<br />

R s,k = A s · q s,k<br />

A s = t n · Ur<br />

L<br />

m 2<br />

je m Wand<br />

Die Mantelfläche wird nur auf der Erdwiderstandseite angesetzt, da nach dem Berechnungsmodell<br />

auf der Wandrückseite der aktive Erddruck mit positivem Wandreibungswinkel<br />

(nach unten gerichtete Vertikalkomponente) wirkt.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 89<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

q s,k = 60 kN<br />

m 2<br />

U r<br />

L<br />

=<br />

0, 380<br />

0, 382 + 2 · 2<br />

sin(66 ◦ )<br />

0, 6<br />

R s,d = R s,k<br />

γ P<br />

= A s · q s,k<br />

γ P<br />

=<br />

= 1, 33 m m<br />

6, 50 · 1, 33 · 60<br />

1, 4<br />

(SieheAbb. 4.13)<br />

= 370, 50 kN m<br />

R d = 57, 92 + (236, 57 + 370, 50) · 0, 8 = 543, 58 kN m<br />

Nachweis des äußeren Gleichgewichtes (2. Lösungsmöglichkeit):<br />

V d ↓ ≤ R d ↑ ⇒ 122, 92 kN m ≤ 543, 58 kN m<br />

√<br />

Nachweis ist erfüllt.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 90<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

4.2 Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge bei einem geschichteten<br />

<strong>Boden</strong> <strong>und</strong> frei im <strong>Boden</strong> aufgelagerter Wand nach EAB<br />

Aufgabenstellung<br />

± 0, 00<br />

q k = 20 kN/m 2<br />

−1, 50<br />

α = 10 ◦<br />

Sand<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

γ S,k = 18 kN/m 3<br />

ϕ ′ S,k = 30◦<br />

c ′ k = 0 kN/m2<br />

−6, 00<br />

δ aS,k = 2 3 ϕ′ S,k<br />

−7, 00<br />

−11, 00<br />

tiefe Gleitfuge<br />

9, 00 m<br />

Ton<br />

γ T,k = 19 kN/m 3<br />

ϕ ′ T,k = 20◦<br />

c ′ k = 10 kN/m2<br />

δ aT,k = 2 3 ϕ′ T,k<br />

Abbildung 4.14: Geometrie der Sp<strong>und</strong>wand <strong>und</strong> Einwirkungen<br />

Eine Baugrube soll durch eine Sp<strong>und</strong>wandkonstruktion gesichert werden Abbildung (4.14). Für die<br />

Verankerung der im Fußbereich frei aufgelagerten Sp<strong>und</strong>wand ist der Nachweis der tiefen Gleitfuge zu<br />

führen. Aus der statischen Berechnung ist die aufzunehmende Ankerbeanspruchung A k = 50 kN/m<br />

als bekannt anzusehen. Der Verpresskörper wird zunächst 9, 00 m in horizontaler Richtung von der<br />

Sp<strong>und</strong>wand entfernt angenommen. Die Neigung des Ankers soll α = 10 ◦ betragen. Die Überprüfung<br />

des Mindesterddruckes wird hier nicht durchgeführt, da die Vorgehensweise des Nachweises der Standsicherheit<br />

in der tiefen Gleitfuge im Mittelpunkt stehen soll. Die Umlagerung des Erddruckes wird aus<br />

dem gleichen Gr<strong>und</strong> an dieser Stelle nicht vorgerechnet.<br />

Achtung: Richtigerweise muss gemäß EAB (4. Auflage) der Erddruck infolge <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong><br />

Kohäsion in eine realitätsnahe Verteilung umgelagert werden (siehe hierzu AfG Kap. 4.7.2 bzw. Kap.<br />

4.7.6.1). Außerdem muss die Nutzlast aufgeteilt werden. Hierzu muss der Lastanteil ≤ 10kN/m 2 den<br />

ständigen Einwirkungen p k zugerechnet <strong>und</strong> der daraus resultierende Erddruck in eine realitätsnahe<br />

Verteilung umgelagert werden. Der Lastanteil > 10kN/m 2 muss den veränderlichen Einwirkungen<br />

q k zugerechnet <strong>und</strong> der daraus resultierende Erddruck entsprechend der klassischen Erddrucktheorie<br />

als Rechteck über die Schichthöhe angesetzt werden. Siehe hierzu u.a. Übung Verbauwand <strong>und</strong><br />

Rechenübung in Klausur-Vorbereitungsphase.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 91<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Lösung<br />

Der Nachweis der tiefen Gleitfuge gehört zu den Nachweisen im Grenzzustand GZ1B – Versagen eines<br />

Bauwerks oder Bauteils. Es ist nachzuweisen, dass die Ankerlänge ausreichend lang gewählt worden<br />

ist, um ein Abrutschen des <strong>Boden</strong>körpers entlang der eingezeichneten tiefen Gleitfuge zu verhindern.<br />

Hierzu soll die aufnehmbare Ankerkraft nach dem Verfahren von Kranz ermittelt <strong>und</strong> mit der aus der<br />

statischen Berechnung bekannten aufzunehmenden Ankerkraft verglichen werden.<br />

• Freischneiden des <strong>Boden</strong>körpers <strong>und</strong> Antragen der Beanspruchungen.<br />

Die eingezeichnete Gleitfuge verläuft durch die Sand- <strong>und</strong> die Tonschicht. Entlang der Gleitfuge<br />

liegen also unterschiedliche Scherparameter vor. Der gesamte <strong>Boden</strong>körper wird daher durch<br />

einen gedachten vertikalen Schnitt, ausgehend vom Schnittpunkt von Gleitfuge <strong>und</strong> Schichtgrenze,<br />

in zwei Teilkörper mit gleichen Scherparametern entlang des jeweiligen Gleitfugenabschnittes<br />

zerteilt:<br />

± 0, 00<br />

5, 67 m 3, 33 m<br />

−1, 50<br />

−6, 00<br />

−7, 00<br />

−11, 00<br />

2<br />

ϑ = arctan<br />

α = 10 ◦<br />

( ) 7, 94<br />

9, 00<br />

1, 50 m<br />

1, 56 m<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

1<br />

2, 94 m<br />

5, 00 m<br />

= 41, 41 ◦<br />

9, 00 m<br />

Abbildung 4.15: Freischneiden des <strong>Boden</strong>körpers<br />

• Betrachtung der beiden Teilkörper <strong>und</strong> Berechnung der Beanspruchungen:<br />

1. Teilkörper 2:<br />

– Charakteristisches <strong>Boden</strong>eigengewicht G 2,k des Teilkörpers 2<br />

G 2,k = (5, 67 · 6, 00) · 18 + 1 (5, 67 · 5, 00) · 19<br />

2<br />

= 612, 4 + 269, 3<br />

G 2,k = 881, 7 kN/m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 92<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

– Charakteristische Beanspruchung P 2,k infolge der äußeren Einwirkung p G,k<br />

P 2,k = p G,k · 5, 67<br />

= 20 · 5, 67<br />

P 2,k = 113, 4 kN/m<br />

R A,k<br />

P 2,k<br />

α<br />

2<br />

δ aS,k<br />

E 12,k<br />

R A,k<br />

6, 00 m<br />

E aS,k<br />

ϕ ′ T,k<br />

T 2,k<br />

Q 2,k<br />

δ aT,k<br />

G 2,k<br />

N 2,k<br />

5, 00 m<br />

E aT,k<br />

C 2,k<br />

ϑ<br />

5, 67 m<br />

Abbildung 4.16: Freischneiden des Teilkörpers 2<br />

– Aktiver charakteristischer Erddruck E aS,k als Reaktionskraft von Sp<strong>und</strong>wand auf <strong>Boden</strong><br />

im Bereich der Sandschicht:<br />

ϕ ′ S, k<br />

= 30 ◦<br />

δ aS, k<br />

= 2 3 ϕ ′ S, k<br />

⎫<br />

⎪⎬<br />

⎪⎭<br />

K ahS = 0, 279<br />

Resultierender charakteristischer horizontaler Erddruck zwischen <strong>Boden</strong> <strong>und</strong> Sp<strong>und</strong>wand<br />

in der Sandschicht:<br />

E ahS,k = 1 2 γ · h S, k<br />

S 2 · K ahS + p G,k · K ahS · h S<br />

= 1 2 18 · 6, 002 · 0, 279 + 20 · 0, 279 · 6, 00<br />

= 90, 40 + 33, 48<br />

E ahS,k = 123, 9 kN/m<br />

→ Aktiver charakteristischer Erddruck E aS,k als Reaktionskraft von Sp<strong>und</strong>wand auf


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 93<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

<strong>Boden</strong> im Bereich der Sandschicht:<br />

E aS,k = E ahS,k<br />

cos δ aS, k<br />

=<br />

123, 9 kN/m<br />

cos 20 ◦<br />

E aS,k = 131, 9 kN/m<br />

– Aktiver charakteristischer Erddruck E aT,k als Reaktionskraft von Sp<strong>und</strong>wand auf <strong>Boden</strong><br />

im Bereich der Tonschicht:<br />

ϕ ′ T, k<br />

= 20 ◦<br />

⎫⎪<br />

δ aT, k<br />

= 2 ⎬<br />

3 ϕ K ′ ahT = 0, 426<br />

T, k<br />

K achT = 1, 18<br />

c ′ k<br />

= 10 kN/m 2 ⎪ ⎭<br />

Resultierender charakteristischer horizontaler Erddruck zwischen <strong>Boden</strong> <strong>und</strong> Sp<strong>und</strong>wand<br />

in der Tonschicht:<br />

e ah,k (z = −6, 00 m) = γ S, k · h S · K ahT + p G,k · K ahT − c ′ k · K achT<br />

= 18 · 6, 00 · 0, 426 + 20 · 0, 426 − 10 · 1, 18<br />

= 46, 01 + 8, 52 − 11, 80 = 42, 73 kN/m 2<br />

e ah,k (z = −11, 00 m) = (γ S, k · h S + γ T, k · h T ) · K ahT + p G,k · K ahT − c ′ k · K achT<br />

= (18 · 6, 00 + 19 · 5, 00) · 0, 426 + 20 · 0, 426 − 10 · 1, 18<br />

= 86, 48 + 8, 52 − 11, 80 = 83, 20 kN/m 2<br />

E ahT,k = 1 2 · h T (e ah,k (z = −6, 00 m) + e ah,k (z = −11, 00 m)<br />

E ahT,k = 1 · 5, 00 (42, 73 + 83, 20) = 314, 83 kN/m<br />

2<br />

→ Aktiver charakteristischer Erddruck E aT,k als Reaktionskraft von Sp<strong>und</strong>wand auf<br />

<strong>Boden</strong> im Bereich der Tonschicht:<br />

E aT,k = E ahT,k<br />

cos δ aT, k<br />

=<br />

314, 83 kN/m<br />

cos 13, 33 ◦<br />

E aT,k = 323, 55 kN/m<br />

– Charakteristische Kohäsionskraft C 2,k in der Gleitfuge innerhalb der Tonschicht:<br />

C 2,k = c ′ k · l<br />

=<br />

5, 00<br />

10 ·<br />

sin ϑ<br />

C 2,k = 75, 6 kN/m<br />

– Aktiver charakteristischer Erddruck E 12,k aus Teilkörper 1


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– Charakteristische Gleitflächenreaktionskraft Q 2,k<br />

Die beiden Kräfte E 12,k <strong>und</strong> Q 2,k sind noch unbekannt <strong>und</strong> werden im Krafteck ermittelt:<br />

Vorgehensweise:<br />

∗ Eintragen der bekannten Kräfte mit einem gewählten Maßstab<br />

∗ Zeichnen der Wirkungslinien von E 12,k <strong>und</strong> Q 2,k , so dass sich diese schneiden<br />

∗ Abmessen der Längen von E 12,k <strong>und</strong> Q 2,k<br />

∗ Längen mit gewähltem Maßstab in Kräfte umrechnen<br />

E 12,k<br />

G 2,k<br />

P 2,k<br />

E aS,k<br />

E aT,k<br />

Q 2,k<br />

C 2,k<br />

Abbildung 4.17: Krafteck für Teilkörper 2<br />

– Abmessen der Längen von E 12,k <strong>und</strong> Q 2,k , mit Maßstab in Kräfte umrechnen<br />

E 12,k = 148 kN/m<br />

Q 2,k = 895 kN/m


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2. Teilkörper 1:<br />

P G1,k<br />

R A,k<br />

E 21,k 1<br />

T 1,k<br />

ϑ<br />

G 1,k<br />

E 1,k<br />

ϕ ′ S, k<br />

N 1,k<br />

Q 1,k<br />

3, 06 m<br />

2, 94 m<br />

3, 33 m<br />

Abbildung 4.18: Freischneiden des Teilkörpers 1<br />

Auf den Teilkörper 1 wirken die im Folgenden berechneten Kräfte ein.<br />

– Charakteristisches <strong>Boden</strong>eigengewicht G 1,k des Teilkörpers 1<br />

G 1,k =<br />

(3, 33 · 3, 06 + 1 )<br />

2 (3, 33 · 2, 94) · 18<br />

= 15, 08 · 18<br />

G 1,k = 271, 5 kN/m<br />

– Charakteristische Beanspruchung P 1,k infolge der äußeren Einwirkung p G,k :<br />

Die äußere Einwirkung p G,k wird angesetzt, da es sich um eine ständige Einwirkung<br />

handelt.<br />

P 1,k = p G,k · 3, 33<br />

= 20 · 3, 33<br />

P 1,k = 66, 6 kN/m<br />

– Aktiver charakteristischer Erddruck E 1,k aus neben der Gleitfuge anstehendem <strong>Boden</strong>:<br />

E 1,k wird als parallel zur GOK wirkend angenommen, d.h. δ aS, k<br />

= 0 ◦ .<br />

ϕ ′ S, k = 30◦ → K ah,S = 0, 33<br />

E 1,k = 1 2 γ · h S, k<br />

1 2 · K ah,S + p G,k · K ah,S · h 1<br />

= 1 2 18 · 3, 062 · 0, 33 + 20 · 0, 33 · 3, 06<br />

= 27, 8 + 20, 2<br />

E 1,k = 48, 0 kN/m<br />

– Aktiver charakteristischer Erddruck E 21,k aus Teilkörper 2:<br />

E 21,k = E 12,k = 148 kN/m


G 1,k<br />

E 21,k<br />

Q 1,k<br />

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– Charakteristische Gleitflächenreaktionskraft Q 1,k<br />

Die Gleitflächenreaktionskraft Q 1,k ist die resultierende Kraft aus der normal zur Gleitfuge<br />

gerichteten Beanspruchung N 1,k <strong>und</strong> der daraus ermittelten tangentialen Reibungsbeanspruchung<br />

T 1,k = tan ϕ ′<br />

k · N 1,k.<br />

Die beiden Beanspruchungen R A,k <strong>und</strong> Q 1,k sind noch unbekannt <strong>und</strong> werden mittels<br />

Zeichnen des Kraftecks für den Teilkörper 1 ermittelt:<br />

E 1,k<br />

R A,k<br />

P 1,k<br />

Abbildung 4.19: Krafteck für Teilkörper 1<br />

R A,k = 34 kN/m<br />

Q 1,k = 339 kN/m<br />

• Nachweis:<br />

A d ≤ R A,d<br />

A k · γ G ≤ R A,k /γ Ep<br />

50 · 1, 20 ≤ 34/1, 30<br />

60 kN/m ≤ 26, 2 kN/m<br />

⇒ Nachweis gelingt nicht<br />

mit:<br />

γ G = 1, 20 GZ1B LF2 (AfG S. 0.16 Tab. 2)<br />

γ Ep = 1, 30 GZ1B LF2 (AfG S. 0.17 Tab. 3)


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4.3 Einfach verankerte frei aufliegende Sp<strong>und</strong>wand - Nachweis in der tiefen Gleitfuge<br />

nach Kranz<br />

Aufgabenstellung<br />

q k<br />

m²<br />

D = ?<br />

Abbildung 4.20: Geometrie <strong>und</strong> Einwirkungen der Sp<strong>und</strong>wandkonstruktion<br />

Für den oben dargestellten Baugrubenverbau, der als einfach verankerte, frei aufliegende Sp<strong>und</strong>wand<br />

ausgeführt wird, soll die Einbindetiefe bestimmt, sowie der Nachweis der tiefen Gleitfuge geführt<br />

werden.<br />

• Folgende Aufgabenpunkte sind zu bearbeiten:<br />

– Bestimmung der Einwirkungsfigur auf die Sp<strong>und</strong>wand.<br />

Achtung: Zur Vereinfachung, insbesondere im Hinblick auf den Nachweis in der tiefen<br />

Gleitfuge, wird der Erddruck aus Nutzlasten in dieser Aufgabe nicht in einen ständigen<br />

<strong>und</strong> einen veränderlichen Lastanteil aufgeteilt. Richtigerweise muss die Nutzlast aber gemäß<br />

EAB (4. Auflage) aufgeteilt werden. Hierzu muss der Lastanteil ≤ 10kN/m 2 den ständigen<br />

Einwirkungen p k zugerechnet <strong>und</strong> der daraus resultierende Erddruck in eine realitätsnahe<br />

Verteilung umgelagert werden. Der Lastanteil > 10kN/m 2 muss den veränderlichen Einwirkungen<br />

q k zugerechnet <strong>und</strong> der daraus resultierende Erddruck entsprechend der klassischen<br />

Erddrucktheorie als Rechteck über die Schichthöhe angesetzt werden. Siehe hierzu u.a.<br />

Übung Verbauwand <strong>und</strong> Rechenübung in Klausur-Vorbereitungsphase.<br />

– Bestimmung der erforderlichen Einbindetiefe<br />

– Bestimmung der Ankerkraft<br />

– Nachweis in der tiefen Gleitfuge nach Kranz


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Lösung<br />

1. Vorgehensweise zur Bestimmung der Einbindetiefe<br />

+- 0,00 -1,20<br />

Ah<br />

Belastung Querkraftverlauf Momentenverlauf<br />

- 6,00<br />

D = ?<br />

B h<br />

Abbildung 4.21: Statisches System<br />

Bei gestützten Baugrubenwänden konzentriert sich der Erddruck, abweichend von der klassischen<br />

Erddrucktheorie, auf die Stützung der Wand. Die Bereiche zwischen den Stützpunkten<br />

werden entlastet (Erddruckumlagerung). Der klassische Erddruck oberhalb der Baugrubensohle<br />

wird daher in eine wirklichkeitsnahe Lastfigur umgewandelt. Dazu sind folgende Punkte zu bearbeiten:<br />

• Ermittlung der charakteristischen Einwirkungsfigur, wobei die aktive <strong>und</strong> passive Erddruckverteilung<br />

getrennt berechnet wird.<br />

• Erddruckumlagerung oberhalb der Baugrubensohle in eine wirklichkeitsnahe Einwirkungsfigur.<br />

• Bestimmung der Erdauflagerkraft B h,k als Funktion der Einbindetiefe D anhand des Momentengleichgewichtes<br />

ΣM A = 0 um den Angriffspunkt der Ankerkraft.<br />

• Ermittlung der erforderlichen Einbindetiefe anhand der Zusatzbedingung, dass die Erdauflagerkraft<br />

B h,d vom Erdwiderstand E ph,d aufgenommen werden muss.


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2. Einwirkungsfigur auf die Sp<strong>und</strong>wand<br />

Die Erddruckkomponenten resultieren aus dem Eigengewicht <strong>und</strong> der veränderlichen Streckenlast<br />

<strong>und</strong> müssen daher getrennt voneinander berechnet werden.<br />

• Erddruckbeiwerte:<br />

Sand:<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 32, 5 ◦<br />

δ a<br />

=<br />

⎫⎪ 2<br />

3 ϕ ′<br />

k ⎬ K ah = 0, 25<br />

δ p<br />

= − 2 3 ϕ K ′ ph = 7, 15<br />

k<br />

⎪<br />

α = β = 0 ◦ ⎭<br />

• Aktive Erddruckverteilung aus <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

e agh,k (z = ±0, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e agh,k (z = −6, 00m) = 19 · 6, 00 · 0, 25 = 28, 50 kN<br />

m 2<br />

e agh,k (z = −6, 00m − D) = 28, 50 + 19 · D · 0, 25 = 28, 50 kN kN<br />

+ 4, 75<br />

m2 m 3 · D m<br />

• Aktive Erddruckverteilung aus der veränderlichen Auflast p Q,k<br />

e aph,k (z = ±0, 00m) = 20 · 0, 25 = 5, 00 kN<br />

m 2<br />

e aph,k (z = −6, 00m) = 5, 00 kN<br />

m 2<br />

e aph,k (z = −6, 00m − D) = 5, 00 kN<br />

m 2<br />

• Passive Erddruckverteilung aus <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

e pgh,k (z = −6, 00m) = 0, 00 kN<br />

m 2<br />

e pgh,k (z = −6, 00m − D) = 19 · D · 7, 15 = 135, 85 kN<br />

m 3 · D m


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• Graphische Darstellung der Erddruckverteilungen<br />

D = ?<br />

135,85 kN/m³ D m<br />

28,50 kN/m² + 4,75 kN/m³ D m<br />

Abbildung 4.22: Graphische Darstellung der Erddruckverteilungen<br />

• Bestimmung der Resultierenden E i,k auf der aktiven Seite<br />

– aus <strong>Boden</strong>eigengewicht oberhalb der Baugrubensohle:<br />

E agh,1,k = 28, 50 ·<br />

6, 00<br />

2<br />

= 85, 50 kN m<br />

– aus <strong>Boden</strong>eigengewicht unterhalb der Baugrubensohle:<br />

E agh,2,k = 28, 50 kN<br />

m 2 · D m<br />

E agh,3,k = (4, 75 · D) · D<br />

2<br />

= 2, 38 kN<br />

m 3 · D2 m 2<br />

– aus der Verkehrslast:<br />

E aph,k = 5, 00 · (6, 00 + D) = 30, 00 kN m<br />

+ 5, 00<br />

kN<br />

m 2 · D m<br />

• Bestimmung der Resultierenden E ph,k auf der passiven Seite<br />

– aus <strong>Boden</strong>eigengewicht:<br />

E ph,k = (135, 85 · D) · D<br />

2<br />

= 67, 93 kN<br />

m 3 · D2 m 2


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• Erddruckumlagerung (wirklichkeitsnahe Lastfigur in Abhängigkeit der Ankerlage)<br />

Der Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht wird oberhalb der Baugrubensohle umgelagert. Unterhalb<br />

der Baugrubensohle wird die klassische Erddruckverteilung auf die Sp<strong>und</strong>wand<br />

angesetzt.<br />

Achtung: Zur Umlagerung des Erddrucks infolge Nutzlast siehe Aufgabenstelllung.<br />

Anordnung des Ankers:<br />

h k<br />

H<br />

=<br />

1, 20<br />

6, 00<br />

= 0, 2 ⇒ AfG,Bild 4.100a Fall b<br />

Abbildung 4.23: Wirklichkeitsnahe Lastfigur für einmal gestützte Sp<strong>und</strong>wände; AfG, Bild 4.100a<br />

Verhältniswerte<br />

e ho,k<br />

e hu,k<br />

: Fall b)<br />

e ho,k<br />

e hu,k<br />

= 1, 20 Fall c)<br />

e ho,k<br />

e hu,k<br />

= 1, 50<br />

⇒ 0, 1 · H < h k ≤ 0, 2 · H<br />

e ho,k : e hu,k = 1, 2 : 1<br />

E agh,1,k = H 2 · e ho,k + H 2 · e hu,k = H 2 · 1, 2 · e hu,k + H 2 · 1, 00 · e hu,k<br />

E agh,1,k = H 2 · (1, 2 + 1) · e hu,k = 85, 50 kN m<br />

⇒ e hu,k = 2 H · E agh,1,k ·<br />

⇒ e hu,k =<br />

2 · 85, 50<br />

2, 2 · 6, 00<br />

1<br />

e ho,k<br />

e hu,k<br />

+ 1<br />

= 12, 95 kN<br />

m 2<br />

e ho,k = 1, 2 · 12, 95 = 15, 55 kN<br />

m 2


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D = ?<br />

135,85 kN/m³ D m<br />

28,50 kN/m² + 4,75 kN/m³ D m<br />

Abbildung 4.24: Umgelagerte Erddruckverteilung<br />

E agh,1,k,o = 15, 55 · 3, 00 = 46, 65 kN m<br />

E agh,1,k,u = 12, 95 · 3, 00 = 38, 85 kN m<br />

3. Bestimmung der Einbindetiefe<br />

Im ersten Schritt wird die Erdauflagerkraft B h,k als Funktion der Einbindetiefe über das Momentengleichgewichtes<br />

ΣM A = 0 um den Angriffspunkt der Ankerkraft bestimmt werden. Der<br />

Angriffspunkt des idealisierten Fußauflagers B h,k für nichtbindige Böden liegt dabei in einer Tiefe<br />

von 0,6 · D unterhalb der Baugrubensohle (AfG, Kapitel 4.7.6.2).<br />

• ΣM A G<br />

= 0 infolge Eigengewicht:<br />

ΣMG A = E agh,1,k,o · (1, 50 − 1, 20) + E agh,1,k,u · (4, 50 − 1, 20) + E agh,2,k·<br />

(<br />

4, 80 + D )<br />

+ E agh,3,k ·<br />

(4, 80 + 2 )<br />

2<br />

3 · D − B Gh,k · (4, 80 + 0, 6 · D) = 0, 00 kNm<br />

m<br />

↔ 46, 65 · (1, 50 − 1, 20) + 38, 85 · (4, 50 − 1, 20) + 28, 50 · D·<br />

(<br />

4, 80 + D )<br />

4, 75<br />

+ · D 2 ·<br />

(4, 80 + 2 )<br />

2 2<br />

3 · D − B Gh,k · (4, 8 + 0, 6 · D) = 0, 00 kNm<br />

m<br />

Umformen nach B Gh,k :<br />

→ B Gh,k = 14, 00 + 128, 21 + 136, 80 · D + 14, 25 · D2 + 11, 40 · D 2 + 1, 58 · D 3<br />

4, 8 + 0, 6 · D<br />

↔ = 142, 21 + 136, 80 · D + 25, 65 · D2 + 1, 58 · D 3<br />

4, 8 + 0, 6 · D


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• ΣMQ A = 0 infolge der veränderlichen Einwirkung:<br />

( 6, 00 + D<br />

ΣMQ A = E aph,k ·<br />

2<br />

(30 + 5 · D) ·<br />

)<br />

− 1, 20 − B Qh,k · (4, 80 + 0, 6 · D) = 0, 00 kNm<br />

m<br />

(3 + D 2 − 1, 2 )<br />

− B Qh,k · (4, 80 + 0, 6 · D) = 0, 00 kNm<br />

m<br />

→ B Qh,k =<br />

54 + 24 · D + 2, 50 · D2<br />

4, 80 + 0, 6 · D<br />

Für drei Unbekannte (B Qh,k , B Gh,k <strong>und</strong> D) stehen nur zwei Gleichungen zur Verfügung<br />

=⇒ benötige Zusatzbedingung: Versagen des Erdauflagers<br />

B h,d ≤ E ph,d<br />

B Gh,k · γ G + B Qh,k · γ Q ≤ E ph,k<br />

γ Ep<br />

mit:<br />

γ G = 1, 2 Teilsicherheitsbeiwert für ständige Einwirkungen (Lastfall 2)<br />

γ Q = 1, 3 Teilsicherheitsbeiwert für ungünstige veränderliche Einwirkungen (Lastfall 2)<br />

γ Ep = 1, 3 Teilsicherheitsbeiwert für den Erd- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>bruchwiderstand (Lastfall 2)<br />

B Gh,d +B Qh,d = (142, 21 + 136, 80 · D + 25, 65 · D2 + 1, 58 · D 3 ) · 1, 2 + (54 + 24 · D + 2, 5 · D 2 ) · 1, 3<br />

4, 80 + 0, 6 · D<br />

≤ E ph,d =<br />

67, 93 · D2<br />

1, 3<br />

↔ (142, 21 + 136, 80 · D + 25, 65 · D 2 + 1, 58 · D 3 ) · 1, 2 + (54 + 24 · D + 2, 5 · D 2 ) · 1, 3<br />

67, 93 · D2<br />

≤<br />

· (4, 80 + 0, 6 · D)<br />

1, 3<br />

↔ 170, 65 + 164, 16 · D + 30, 78 · D 2 + 1, 90 · D 3 + 70, 20 + 31, 20 · D + 3, 25 · D 2<br />

≤ 250, 82 · D 2 + 31, 35 · D 3<br />

⇒ 29, 45 · D 3 + 216, 79 · D 2 − 195, 36 · D − 240, 85 ≥ 0, 00 kN m<br />

Lösung der kubischen Ungleichung für den Grenzfall B h,d = E ph,d mit Hilfe eines Mathematikprogramms:<br />

D = 1,41 m, (D 2 = -0,72 m <strong>und</strong> D 3 = -8,06 m)<br />

⇒ gewählt: D = 1, 50 m<br />

⇒ gesamte Wandhöhe: H = 6, 00 + 1, 50 = 7, 50 m


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• Zusammenstellung der Resultierenden:<br />

E agh,k,1,o = 46, 65 kN m<br />

E agh,k,1,u = 38, 85 kN m<br />

E agh,k,2 = 28, 50 · 1, 50 = 42, 75 kN m<br />

E agh,k,3 = 4, 75 ·<br />

1, 502<br />

2<br />

= 5, 34 kN m<br />

E aph,k = 30, 00 + 5, 00 · 1, 50 = 37, 50 kN m<br />

B Gh,k = 142, 21 + 136, 80 · 1, 50 + 25, 65 · 1, 502 + 1, 58 · 1, 50 3<br />

4, 80 + 0, 6 · 1, 50<br />

B Qh,k =<br />

54 + 24 · 1, 50 + 2, 50 · 1, 502<br />

4, 80 + 0, 6 · 1, 50<br />

= 16, 78 kN m<br />

= 72, 01 kN m<br />

4. Bestimmung der Ankerkraft<br />

Es wird über das Kräftegleichgewicht ΣH = 0 der Ankerkraftanteil für ständige <strong>und</strong> veränderliche<br />

Einwirkungen getrennt voneinander ermittelt.<br />

• Infolge <strong>Boden</strong>eigengewicht:<br />

A Gh,k = E agh,k,1,o + E agh,k,1,u + E agh,k,2 + E agh,k,3 − B Gh,k<br />

A Gh,k = 46, 65 + 38, 85 + 42, 75 + 5, 34 − 72, 01 = 61, 58 kN m<br />

A G,k = A Gh,k 61, 58<br />

cos 15◦ =<br />

cos 15 ◦ = 63, 75 kN m<br />

• Infolge der veränderlichen Auflast:<br />

A Qh,k = E aph,k − B Qh,k<br />

A Qh,k = 37, 50 − 16, 78 = 19, 72 kN m<br />

A Q,k = A Qh,k 19, 72<br />

cos 15◦ =<br />

cos 15 ◦ = 20, 42 kN m<br />

Abbildung 4.25: Richtung der Ankerkraft


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5. Nachweis in der tiefen Gleitfuge<br />

Der Nachweis der tiefen Gleitfuge dient zur Dimensionierung der Ankerlänge. Es wird zunächst<br />

eine Ankerlänge vorgeschätzt. Mit dieser Ankerlänge wird der Nachweis geführt. Bei nicht ausreichender<br />

Sicherheit ist die Ankerlänge zu vergrößern. Ist die ermittelte Sicherheit deutlich größer<br />

als erforderlich, kann die Ankerlänge reduziert werden. Der Nachweis ist in beiden Fällen erneut<br />

zu führen. Die Ankerlänge wird hier so gewählt, dass der Schwerpunkt des Verpresskörpers in<br />

einem Abstand von 9 m hinter der Wand liegt.<br />

Der Nachweis ist einmal nur mit ständigen Einwirkungen <strong>und</strong> dann mit ständigen <strong>und</strong> veränderlichen<br />

Einwirkungen zu führen. Beide Nachweise müssen erfüllt werden.<br />

q k<br />

D<br />

Abbildung 4.26: Bruchkörper<br />

Beim Nachweis der tiefen Gleitfuge nach Kranz wird ein Schnitt auf der Wandseite geführt.<br />

Daraus resultieren folgende Kräfte:<br />

q k<br />

,<br />

E1<br />

,<br />

f´k<br />

D<br />

j<br />

Abbildung 4.27: Einwirkungen beim NW nach Kranz


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Der Nachweis lautet:<br />

A d ≤ R A,d<br />

mit:<br />

A d = A G,k · γ G + A Q,k · γ Q Bemessungsbeanspruchung<br />

R A,d = R A,k<br />

γ Ep<br />

( )<br />

7, 50 − 3, 61<br />

ϑ = arctan<br />

9, 00<br />

max. Bemessungswiderstand des Gleitkörpers<br />

gegen Abrutschen auf der tiefen Gleitfuge<br />

= 23, 38 ◦<br />

• NW nur mit ständigen Einwirkungen:<br />

Gewicht des Gleitkörpers:<br />

G k = 19 ·<br />

[<br />

3, 61 · 9, 00 + (7, 50 − 3, 61) ·<br />

] 9, 00<br />

2<br />

= 949, 91 kN m<br />

Die aktive Erddruckkraft E 1,k wird parallel zu Geländeoberfläche angesetzt.<br />

Die veränderliche Auflast p Q,k wird bei der Berechnung von E 1,k sowohl beim Nachweis nur<br />

mit ständigen Einwirkungen, als auch beim Nachweis mit ständigen <strong>und</strong> veränderlichen<br />

Einwirkungen berücksichtigt, da sie in beiden Fällen treibend, d.h. ungünstig wirkt.<br />

Erddruckbeiwert für Sand zur Ermittlung von E 1,k :<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 32, 5 ◦<br />

⎫⎪ ⎬<br />

δ a<br />

= 0 ◦ K 1,ah = 0, 3<br />

α = β = 0 ◦ ⎪ ⎭<br />

E 1,k = 1 2 · γ · h2 1 · K 1,ah + p Q,k · K 1,ah · h 1 = 1 2 · 19 · 3, 612 · 0, 3 + 20 · 0, 3 · 3, 61<br />

E 1,k = 58, 80 kN m<br />

E a,k,ges = E agh,k,1,o + E agh,k,1,u + E agh,k,2 + E agh,k,3<br />

cos(δ a )<br />

=<br />

46, 65 + 38, 85 + 42, 75 + 5, 34<br />

( ) 2<br />

cos<br />

3 · 32, 5◦<br />

E a,k,ges = 143, 74 kN m<br />

Abbildung 4.28: E a,k


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Zur Ermittlung des max. charakteristischen Widerstandes des Gleitkörpers R A,k wird ein<br />

Krafteck gezeichnet. Bekannt sind die Größen <strong>und</strong> Richtungen der Kräfte E 1,k , G k <strong>und</strong><br />

E a,k,ges , welche nacheinander aufgetragen werden. Außerdem ist die Richtung der Ankerlage<br />

<strong>und</strong> damit die Wirkungslinie des max. charakteristischen Widerstandes R A,k vorgegeben.<br />

Da auch die Wirkungslinie W L Qk der <strong>Boden</strong>reaktionskraft Q k bekannt ist, kann<br />

das Krafteck gezeichnet <strong>und</strong> somit der max. charakteristische Widerstand R A,k abgelesen<br />

werden.<br />

Ankerneigung = 15°<br />

Neigung der Gleitflächenreaktionskraft Q k = ϕ´k - υ = 9,12° gegenüber der Vertikalen<br />

Neigung des aktiven Erddrucks δa = 2/3ϕ´k = 21,67° gegenüber der Horizontalen<br />

Abbildung 4.29: Krafteck für ständige Einwirkungen<br />

aus statischer Berechnung: A d = A G,k · γ G = 63, 75 · 1, 2 = 76, 50 kN m<br />

abgelesen aus Krafteck:<br />

R A,k = 218, 45 kN m<br />

→ R A,d =<br />

218, 45<br />

1, 3<br />

= 168, 04 kN m<br />

A d ≤ R A,d<br />

⇒ 76, 50 kN m ≤ 168, 04 kN m<br />

Nachweis ist erfüllt.


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• NW mit ständigen <strong>und</strong> veränderlichen Einwirkungen:<br />

[<br />

G k = 20 · 9, 00 + 19 · 3, 61 · 9, 00 + (7, 50 − 3, 61) ·<br />

] 9, 00<br />

2<br />

= 1129, 91 kN m<br />

E 1,k = 58, 80 kN m<br />

E a,k,ges = E agh,k,1,o + E agh,k,1,u + E agh,k,2 + E agh,k,3 + E aph,k<br />

cos(δ a )<br />

E a,k,ges =<br />

46, 65 + 38, 85 + 42, 75 + 5, 34 + 37, 50<br />

( ) = 184, 10 kN 2<br />

cos<br />

3 · 32, m<br />

5◦<br />

Abbildung 4.30: Krafteck für ständige <strong>und</strong> veränderliche Einwirkungen


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aus statischer Berechnung:<br />

A d = A G,k · γ G + A Q,k · γ Q = 63, 75 · 1, 2 + 20, 42 · 1, 3<br />

= 103, 04 kN m<br />

abgelesen aus Krafteck:<br />

R A,k = 280, 66 kN m<br />

→ R A,d =<br />

280, 66<br />

1, 3<br />

= 215, 89 kN m<br />

Nachweis:<br />

A d ≤ R A,d<br />

⇒ 103, 04 kN m ≤ 215, 89 kN m<br />

Nachweis ist erfüllt.


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4.4 Trägerbohlwand mit freier Auflagerung im Fußbereich nach EAB<br />

Aufgabenstellung<br />

Der dargestellte, im <strong>Boden</strong> frei aufgelagerte <strong>und</strong> einfach ausgesteifte Baugrubenverbau wird als Trägerbohlwand<br />

ausgeführt. Folgende Punkte sind im Rahmen einer Berechnung nach der EAB zu bearbeiten:<br />

1. Ermittlung der maßgebenden Erddruckbelastung auf die Verbauwand<br />

2. Ermittlung der benötigten Einbindetiefe<br />

3. Nachweis der Horizontalkräfte<br />

4. Nachweis der Vertikalkräfte<br />

2,00<br />

p G,k = 15 kN/m 2<br />

+ - 0,00<br />

Steife<br />

<strong>Boden</strong> 1:<br />

γ1,k = 18 kN/m 3 <br />

c' k = 10 kN/m 2<br />

ϕ' k = 22,5˚<br />

δ a = 2/3 ϕ' k <br />

<br />

-1,40<br />

-5,00<br />

D = ?<br />

<strong>Boden</strong> 2:<br />

γ2,k = 19 kN/m 3 <br />

ϕ' k = 35˚<br />

δ a = 2/3 ϕ' k <br />

q b,k = 600 + 120 . D n kN/m 2 <br />

q s,k = 60 kN/m 2<br />

<br />

-7,00<br />

Abbildung 4.31: Geplanter Baugrubenverbau<br />

HEB(IPB) 300<br />

0,14<br />

b t = 0,30 m<br />

Holzbohlen<br />

a t = 2,00 m<br />

Abbildung 4.32: Querschnitt der Trägerbohlwand


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Lösung<br />

1. Ermittlung der Erddruckverteilung bis zur Baugrubensohle<br />

• Erddruckbeiwerte:<br />

– <strong>Boden</strong> 1: Ton<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 22, 5 ◦<br />

δ a = 2 3 ϕ ′<br />

k<br />

α = β = 0 ◦<br />

⇒ K ah1 = 0, 38<br />

K ach1 = 2 · cos ϕ ′<br />

k · cos β · (1 − tan α · tan β) · cos (α − δ a)<br />

1 + sin (ϕ ′<br />

k + δ a − α − β)<br />

= 2 · cos (22, 5◦ ) · cos ( − 2 3 · 22, 5◦)<br />

1 + sin ( 22, 5 ◦ + 2 3 · 22, 5◦)<br />

⇒ K ach1 = 1, 11<br />

– <strong>Boden</strong> 2: Sand<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 35 ◦<br />

δ a = 2 3 ϕ ′<br />

k<br />

α = β = 0 ◦<br />

⇒ K ah2 = 0, 22<br />

• Charakteristischer aktiver Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

e agh,k (z = ± 0, 00m) = 0, 00 kN/m 2<br />

e agh,ko (z = −5, 00m) = γ 1, k · h 1 · K ah1<br />

18 · 5, 00 · 0, 38 = 34, 20 kN/m 2<br />

e agh,ku (z = −5, 00m) = γ 1, k · h 1 · K ah2<br />

e agh,k (z = −7, 00m) =<br />

18 · 5, 00 · 0, 22 = 19, 80 kN/m 2<br />

)<br />

(γ 1, k · h 1 + γ 2, k · h 2 · K ah2<br />

(18 · 5, 00 + 19 · 2, 00) · 0, 22 = 28, 16 kN/m 2


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• Charakteristischer aktiver Erddruck aus Kohäsion<br />

e ach1,k = c ′ k · K ach1<br />

10 · 1, 11 = 11, 1 kN/m 2<br />

e ach2,k = c ′ k · K ach2<br />

= 0, 0 kN/m 2<br />

• Charakteristischer aktiver Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong> Kohäsion<br />

e a,g+c,h,k (z = ± 0, 00m) = 0, 00 − 11, 10 = −11, 10 kN/m 2<br />

e a,g+c,h,k,o (z = −5, 00m) = 34, 20 − 11, 10 = 23, 10 kN/m 2<br />

e a,g+c,h,k,u (z = −5, 00m) = 19, 80 − 0, 00 = 19, 80 kN/m 2<br />

e a,g+c,h,k (z = −7, 00m) = 28, 16 − 0, 00 = 28, 16 kN/m 2<br />

Darstellung:<br />

±0, 00<br />

−11, 1<br />

e a,g+c,h,k<br />

[kN/m 2 ]<br />

−5, 00<br />

23, 10<br />

19, 80<br />

−7, 00<br />

28, 16<br />

Abbildung 4.33: Verteilung des charakteristischen aktiven Erddruckes aus <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong><br />

Kohäsion<br />

Resultierender charakteristischer Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong> Kohäsion für jede<br />

Schicht:<br />

E a,g+c,h1,k = 1 2 · (23, 10 − 11, 10) · 5, 00 = 30, 00 kN m<br />

E a,g+c,h2,k = 1 2 · (19, 80 + 28, 16) · 2, 00 = 47, 96 kN m


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• Überprüfung des Mindesterddruckes in der bindigen Tonschicht:<br />

– Der Erddruckbeiwert wird gemäß den EAB mit dem Ersatzreibungswinkel ϕ Ers<br />

= 40 ◦<br />

ermittelt.<br />

(<br />

K ah ϕ Ers<br />

= 40 ◦ , δ a = 2 )<br />

3 ϕ ′<br />

k<br />

c ′ k<br />

= 0, 00 kN/m2<br />

– Berechnung der Mindesterddruck-Ordinaten:<br />

= 0, 18<br />

e ah,min (z = ± 0, 00 m) = 0, 00 kN/m 2<br />

⇒ e ah,min (z = −5, 00 m) = 18 · 5, 00 · 0, 18 = 16, 20 kN/m 2<br />

– Darstellung des Mindesterddruck-Verlaufes:<br />

±0, 00<br />

e ah,min<br />

[kN/m 2 ]<br />

−5, 00<br />

−7, 00<br />

16, 20<br />

Abbildung 4.34: Mindesterddruck in der Tonschicht<br />

– Resultierende des Mindesterddruckes in der Tonschicht:<br />

E ah1,min = 1 · 16, 20 · 5, 00<br />

2<br />

→ E ah1,min = 40, 50 kN m<br />

– Überprüfung des Mindesterddruckes :<br />

E ah1,min = 40, 50 kN m > 30, 00 kN m = E a,g+c,h1,k<br />

maßgebend ist der ungünstigere, also der größere Lastansatz.<br />

→ maßgebend in bindiger Tonschicht: Mindesterddruck


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⇒ maßgebende Erddruckverteilung aus Eigengewicht <strong>und</strong> Kohäsion:<br />

±0, 00<br />

e a,g+c,h,k<br />

[ kN/m 2 ]<br />

−5, 00<br />

−7, 00<br />

16, 20<br />

19, 80<br />

28, 16<br />

Abbildung 4.35: Maßgebende Erddruckverteilung bis Baugrubensohle (BGS)<br />

• Erddruck aus beidseitig begrenzter Auflast an der Wand:<br />

Berechnung nach A. Weißenbach, A. Hettler: Berechnung von Baugrubenwänden nach der<br />

neuen DIN 1054, Bautechnik 80 (2003), Heft 12, S.867.<br />

±0, 00<br />

p k = 15 kN/m 2<br />

ϑ a<br />

h p<br />

e aph,k<br />

−5, 00<br />

−7, 00<br />

b p<br />

Abbildung 4.36: Erddruckverteilung aus beidseitig begrenzter Auflast an der Wand


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Gleitflächenwinkel ϑ a für α = 0 ◦ (senkrechte Wand) nach J. Ohde (zitiert in: Sp<strong>und</strong>wand<br />

Handbuch Berechnung, S.46):<br />

ϑ a =<br />

⎡ √ ⎤<br />

√√√<br />

arctan ⎣tan ϕ ′<br />

k + (1 + tan 2 ϕ ′<br />

k )(tan ϕ ′<br />

− tan β)<br />

k ⎦<br />

tan ϕ ′<br />

k + tan δ a<br />

⎡<br />

⎤<br />

= arctan ⎢<br />

⎣ tan 22, 5◦ +<br />

( )<br />

⎥<br />

√<br />

2<br />

tan 22, 5 ◦ + tan<br />

3 22, ⎦<br />

5◦<br />

→ ϑ a = 51, 5 ◦<br />

h p = b p · tan ϑ a = 2, 00 · tan 51, 5 ◦ = 2, 51 m<br />

e aph,k = p · K ah1 = 15 · 0, 38 = 5, 70 kN/m 2<br />

Resultierender Erddruck aus begrenzter Auflast:<br />

E aph,k = e aph,k · h p<br />

= 5, 70 · 2, 51<br />

E aph,k = 14, 31 kN/m<br />

Anmerkung: Der Erddruck aus begrenzter Auflast kann alternativ als eine abschnittweise<br />

lineare Lastfigur angesetzt werden, deren Maximalwert dann auf Höhe der Aussteifung anzusetzen<br />

ist (“Steife Bauteile ziehen die Lasten an”). Der resultierende Erddruck darf sich<br />

durch diesen alternativen Ansatz nicht ändern, so dass gelten muss: (EAB, EB 7)<br />

5, 70 · 2, 51 = 14, 31 = 1 2 · 2, 51 · max e aph,k<br />

⇔ max e aph,k = 14, 31 ·<br />

2<br />

= 11, 40 kN/m2<br />

2, 51<br />

±0, 00<br />

p G,k = 15 kN/m 2<br />

Steife<br />

h p<br />

max e aph,k<br />

−5, 00<br />

−7, 00<br />

b p<br />

Abbildung 4.37: Erddruckverteilung aus beidseitig begrenzter Auflast an der gestützten Wand


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Im Folgenden wird jedoch mit der zuerst ermittelten konstanten Erddruckverteilung gerechnet:<br />

• Umlagerung des Erddruckes infolge <strong>Boden</strong>eigengewicht, Kohäsion <strong>und</strong> unbegrenzter Auflast<br />

in eine wirklichkeitsnahe Lastfigur nach EAB (AfG Bilder 4.76 a – c)<br />

Resultierender maßgebender Erddruck infolge <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong> Kohäsion:<br />

E ah,k = E ah1,min + E a,g+c,h2,k<br />

= 40, 50 + 47, 96<br />

→ E ah,k = 88, 46 kN/m<br />

Umlagerung:<br />

(AfG Bild 4.76a: einfach gestützte Trägerbohlwand)<br />

– Anordnung der Abstützung:<br />

−→ Fall b):<br />

h k<br />

H<br />

1, 40<br />

= = 0, 20<br />

7, 00<br />

e ho,k<br />

e hu,k<br />

= 1, 50<br />

e ho,k e aph,k = 5, 70<br />

h k<br />

[ kN/m 2 ]<br />

3, 50<br />

Steife<br />

3, 50<br />

e hu,k<br />

Abbildung 4.38: Umgelagerte Erddruckverteilung infolge <strong>Boden</strong>eigengewicht <strong>und</strong> Kohäsion


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– Berechnung von e ho,k <strong>und</strong> e hu,k :<br />

E ah,k = H 2 e ho,k + H 2 e hu,k<br />

= H 2 (1, 50 · e hu,k + e hu,k )<br />

→ E ah,k = 1, 25 · H · e hu,k<br />

E ah,k<br />

↔ e hu,k =<br />

1, 25 · H<br />

=<br />

88, 46<br />

1, 25 · 7, 00<br />

e hu,k = 10, 11 kN/m 2<br />

→ e ho,k = 1, 50 · e hu,k<br />

= 1, 50 · 10, 11<br />

e ho,k = 15, 16 kN/m 2<br />

2. Erforderliche Einbindetiefe D:<br />

Umrechnung der Erdruckspannungen in eine Streckenlast entlang der Trägerbohlwandhöhe bis<br />

BGS:<br />

Horizontaler Abstand der vertikalen Verbauträger: a t = 2, 00 m<br />

E aho,k = e aho,k · a t<br />

= 15, 16 · 2, 00<br />

E aho,k = 30, 32 kN/m<br />

E ahu,k = e ahu,k · a t<br />

= 10, 11 · 2, 00<br />

E ahu,k = 20, 22 kN/m<br />

E aph,k = e aph,k · a t<br />

= 5, 70 · 2, 00<br />

E aph,k = 11, 40 kN/m<br />

Es wird angenommen, dass der Wandfuß in diesem Fall keine großen Verdrehungen erfährt. Das<br />

Erdauflager wird daher als Auflager mit Lagerreaktionen in horizontaler <strong>und</strong> vertikaler Richtung<br />

betrachtet. Die horizontale <strong>und</strong> vertikale Auflagerreaktion wird durch den Erdwiderstand realisiert,<br />

welcher erst bei entsprechenden Verschiebungen der Wand aktiviert wird. Das Erdauflager<br />

bei dem anstehenden nicht-bindigen <strong>Boden</strong> wird in einer Tiefe von 0, 6 · D angenommen (das<br />

Gleiche gilt auch für mindestens steifen bindigen <strong>Boden</strong>). Bei festen oder halbfesten bindigen<br />

Böden, bei denen die Scherfestigkeit aus Kohäsion gegenüber derjenigen aus Reibung überwiegt,<br />

wird das Erdauflager in einer Tiefe von 0, 5 · D angesetzt.<br />

Die Steife nimmt nur horizontale Kräfte auf, da sie nicht querkraftschlüssig an den Verbauwandträger<br />

angeschlossen ist. Das der durchzuführenden Berechnung zu Gr<strong>und</strong>e gelegte System<br />

ist also statisch bestimmt.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 118<br />

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5, 60<br />

1, 40<br />

1, 11<br />

3, 50<br />

0, 99<br />

3, 50 3, 50<br />

0, 6 · D<br />

D<br />

0, 4 · D<br />

30, 32<br />

A k<br />

A<br />

B<br />

20, 22<br />

h,k<br />

11, 40<br />

[kN/m]<br />

Abbildung 4.39: Umgelagerte Erddruckverteilung pro m Wandhöhe<br />

Berechnung der Einbindetiefe D über den Nachweis des Erdauflagers:<br />

B h,d ≤ E ∗ ph,d<br />

(AfG Gl (4.13))<br />

Die Berechnung der Einbindetiefe D erfolgt so, dass die aus der statischen Berechnung ermittelte<br />

aufzunehmende horizontale Erdauflagerkraft des Verbauträgers B h,d höchstens dem vorhandenen<br />

räumlichen Erdwiderstand E ∗ ph,d entspricht.<br />

• Die charakteristische Erdauflagerkraft B h,k = B h,k (D) ergibt sich als Funktion der Einbindetiefe<br />

D aus dem Momentengleichgewicht um den Angriffspunkt A der Ankerkraft:<br />

∑<br />

MA = 0 :<br />

B h,k =<br />

→ B h,k =<br />

(<br />

(<br />

1<br />

3, 50<br />

30, 32 · 3, 50<br />

(5, 60 + 0, 6 · D)<br />

2<br />

(<br />

))<br />

2, 51<br />

−11, 40 · 2, 51 1, 40 −<br />

2<br />

305, 46<br />

5, 60 + 0, 6 · D<br />

)<br />

(<br />

− 1, 40 + 20, 22 · 3, 50 2, 10 +<br />

)<br />

3, 50<br />

2


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 119<br />

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• Daraus wird die Bemessungs-Erdauflagerkraft B h,d = B h,d (D) berechnet:<br />

B h,d = B h,k · γ G<br />

⇒ B h,d =<br />

305, 46 · 1, 20<br />

5, 60 + 0, 6 · D<br />

mit γ G = 1, 20 (AfG Kap 0.5.6 Tab 2)<br />

– Einwirkung: Auflagerkraft ist Beanspruchung für anstehenden <strong>Boden</strong><br />

– GZ1B: Versagen von Bauwerk oder Bauteil, hier des Erdauflagers<br />

– LF 2: Bemessung des Baugrubenverbaus, also Bauzustand<br />

• Räumlicher charakteristischer Erdwiderstand E ∗ ph,k<br />

(AfG Gl (4.15))<br />

mit ω R : Einfluss der Reibung<br />

⎫<br />

⎬<br />

ϕ ′<br />

k<br />

= 35 ◦<br />

f t = b t<br />

D<br />

=<br />

0, 30<br />

D<br />

E ∗ ph,k = 0, 5 γ k ω R D 3 + 2 c ′<br />

} {{ }<br />

k ω k D 2<br />

} {{ }<br />

Reibung Kohäsion<br />

⎭ ⇒ ω R = ω R (D)<br />

(AfG Bild 4.90 a))<br />

• Räumlicher Bemessungs-Erdwiderstand E ∗ ph,d<br />

(AfG Gl (4.14))<br />

mit:<br />

γ Ep = 1, 30 (AfG Kap 0.5.6 Tab 3)<br />

E ∗ ph,d (D) = E ∗ ph,k (D)<br />

η Ep<br />

γ Ep<br />

– Widerstand: Resultierender Erdwiderstand des anstehenden <strong>Boden</strong>s im Bereich des<br />

Verbauträgers<br />

– GZ1B: Versagen von Bauwerk oder Bauteil, hier des Erdauflagers<br />

– LF 2: Bemessung des Baugrubenverbaus, also Bauzustand<br />

η Ep = 0, 80 (AfG S. 4.75)<br />

Damit wird der zu aktivierende Erdwiderstand auf 80% des maximalen Erdwiderstandes<br />

begrenzt. Da der Erdwiderstand durch eine Verschiebung der Verbauwand in Richtung des<br />

<strong>Boden</strong>s aktiviert wird, wird dadurch also die Verschiebung der Wand begrenzt. Durch eine<br />

zu große Verschiebung der Wand würden Setzungen hinter der Verbauwand entstehen,<br />

was zu ungleichmäßigen Setzungen der Nachbarbebauung oder von Rohrleitungen führen<br />

würde. Dies soll durch die Abminderung des Erdwiderstandes verhindert werden.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 120<br />

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• Iterative Berechnung der Einbindetiefe D mit:<br />

b t = 0, 30 m<br />

γ 2,k = 19 kN<br />

m 3 D b t /D ω R E ∗ ph,d<br />

B h,d E ∗ ph,d /B h,d<br />

[m] [-] [-] [kN] [kN] [-]<br />

2,00 0,15 3,63 169,77 53,90 3,15<br />

1,00 0,30 5,13 29,99 59,12 0,51<br />

1,50 0,20 4,19 82,67 56,39 1,47<br />

→ gewählt: D = 1, 50 m<br />

• Überprüfung, ob sich die Bruchmuscheln der Erdwiderstandskräfte überschneiden.<br />

Berechnung des Erdwiderstandes bei Überschneidung der Bruchmuscheln (vgl. AfG Bild<br />

4.89):<br />

mit:<br />

∼<br />

E ∗ ph,k = 1 2 γ k ω ph a t D 2<br />

ω ph = b t<br />

K ph (δ ∗ p ≠ 0 ◦ ) + a t − b t<br />

K ph (δ ∗ p = 0 ◦ ) + 4 c ′ √<br />

k<br />

K ph (δ ∗ p ≠ 0 ◦ ) (AfG Gl (4.19))<br />

a t a t γ k D<br />

} {{ }<br />

= 0, da c ′ k = 0 kN/m2<br />

HEB(IPB) 300<br />

b t / 2 = 0,15 m<br />

Holzbohlen<br />

a t - b t = 1,70 m<br />

a t = 2,00 m<br />

b t / 2 = 0,15 m<br />

Abbildung 4.40: Querschnitt der Trägerbohlwand<br />

Der maximal ansetzbare Wandreibungswinkel δ ∗ p ≠ 0 ◦ ergibt sich nach Streck:<br />

Erddruckbeiwerte:<br />

max δ ∗ p = −27, 5 ◦ für ϕ ′<br />

k = 35◦ > 30 ◦<br />

K ph (δ ∗ p = −27, 5 ◦ ) = 7, 12 (AfG Bild 4.93)<br />

K ph (δ ∗ p = 0 ◦ ) = 3, 69 (AfB Bild 10.58 Coulomb)<br />

Für δ ∗ p = 0 ◦ entspricht der Erddruckbeiwert nach Streck für gekrümmte Gleitflächen gerade<br />

dem Erddruckbeiwert nach Coulomb für ebene Gleitflächen


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 121<br />

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• Charakteristischer Erdwiderstand vor einer als durchgehend gedachten Wand bei Überschneidung<br />

der Bruchmuscheln der Erdwiderstandskräfte:<br />

∼<br />

E ∗ ph,k<br />

= 1 ( )<br />

0, 30<br />

2 · 19 1, 70<br />

7, 12 +<br />

2, 00 2, 00 3, 69 2, 00 · 1, 50 2<br />

∼<br />

E ∗ ph,k<br />

= 179, 74 kN<br />

• Bemessungs-Erdwiderstand vor einer als durchgehend gedachten Wand bei Überschneidung<br />

der Bruchmuscheln der Erdwiderstandskräfte:<br />

∼<br />

∼ E<br />

∗<br />

E ∗ ph,d = ph,k 179, 74<br />

· η Ep = · 0, 80<br />

γ Ep 1, 30<br />

∼<br />

E ∗ ph,d = 110, 61 kN > 82, 67 kN = E ∗ ph,d<br />

Der Erdwiderstand einer durchgehend gedachten Wand E ∼ ∗ ph,d<br />

ist also größer als der mit den<br />

Bruchmuschelfiguren berechnete räumliche Erdwiderstand E ∗ ph,d<br />

. Daher ist der räumliche<br />

Erdwiderstand als der kleinere Widerstandswert maßgebend.<br />

3. Nachweis der Horizontalkräfte<br />

B h,d + ∆ E ah,d ≤ E ph,d (AfG Gl (4.10))<br />

Der aktive Erddruck unterhalb der Baugrubensohle (BGS) ist bislang nicht berücksichtigt worden.<br />

Daher soll nun überprüft werden, ob dieser Erddruck ∆ E ah,d zusätzlich zur Erdauflagerkraft<br />

B h,d vom Erdwiderstand aufgenommen werden kann. Hierbei wird der Erdwiderstand an der<br />

als durchlaufend gedachten Wand mit gekrümmten Gleitflächen gerechnet. Alle Kräfte werden<br />

dementsprechend als Kräfte pro laufendem horizontalem Meter Wand berechnet. Als passiver<br />

Wandreibungswinkel δ p wird stets −ϕ ′<br />

k angesetzt.<br />

−7, 00 m<br />

BGS<br />

e u ah,k<br />

−8, 50 m B h,k<br />

∆ E ah,k<br />

D = 1, 50 m<br />

E ph,k<br />

Abbildung 4.41: Nachweis der Horizontalkräfte<br />

Bemessungs-Erdauflagerkraft pro lfd. m Wand:<br />

B h,d = B h,d(t = 1, 50 m) 56, 39<br />

= = 28, 20 kN/m<br />

a t 2, 00


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 122<br />

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Zusätzlicher charakteristischer Erddruck unterhalb der BGS:<br />

(<br />

∆ E ah,k = eu<br />

ah,k + 1 )<br />

2 γ k K ah2 D · D<br />

eu ah,k = 28, 16 kN/m 2 Erddruck auf Höhe der BGS<br />

⇒ ∆ E ah,k =<br />

(28, 16 + 1 2 · 19 · 0, 22 · 1, 50 )<br />

· 1, 50<br />

∆ E ah,k = 46, 94 kN/m<br />

Zusätzlicher Bemessungs-Erddruck unterhalb der BGS:<br />

∆ E ah,d = ∆ E ah,k · γ G<br />

= 46, 94 · 1, 20<br />

∆ E ah,d = 56, 33 kN/m<br />

Bemessungs-Erdwiderstand E ph,d :<br />

Nachweis:<br />

E ph,d = E ph,k<br />

γ Ep<br />

= 1 · 1<br />

γ Ep 2 · γ k · K ph2 (δ p = −ϕ ′<br />

k<br />

} {{ }<br />

) · D 2<br />

AfB Bild 10.22<br />

=<br />

1<br />

1, 30 · 1 · 19 · 8, 484 · 1, 502<br />

2<br />

E ph,d = 139, 50 kN/m<br />

28, 20 + 56, 33 = 84, 53 kN/m < 139, 50 kN/m √<br />

⇒ Der Nachweis der Horizontalkräfte ist erfüllt!<br />

4. Nachweis der Vertikalkräfte<br />

a) Inneres Gleichgewicht der Vertikalkräfte<br />

Es soll nachgewiesen werden, dass der für die Berechnung des Erdwiderstandes angenommene<br />

Wandreibungswinkel δ p <strong>und</strong> damit auch der berechnete Erdwiderstand mobilisiert werden<br />

können. Bei der Berechnung des vertikalen Erdwiderstandes muss daher genau derjenige passive<br />

Wandreibungswinkel angesetzt werden, der bei der vorausgegangenen Berechnung des räumlichen<br />

Erdwiderstandes angesetzt wurde. Der Nachweis wird über das Kräftegleichgewicht in<br />

vertikaler Richtung geführt <strong>und</strong> ist dann als erfüllt anzusehen, wenn die vertikal nach unten<br />

wirkenden Kräfte mindestens so groß wie die nach oben gerichteten Kräfte sind. Wenn die nach<br />

unten gerichteten Kräfte größer sind als die nach oben gerichteten, so ist das System kinematisch<br />

<strong>und</strong> die Wand bewegt sich nach unten. Durch diese Verschiebung wird sichergestellt, dass der<br />

Erdwiderstand mobilisiert wird.<br />

G k + E av,k + A v,k ≥ E pv,k<br />

• A v,k : Vertikalkomponente der Ankerkraft bei geneigtem Anker:<br />

A v,k = 0 kN/m


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• G k : Eigengewicht von Stahlträger <strong>und</strong> Holzbohlen:<br />

G k = G HEB300 + G Holzbohlen<br />

mit: G HEB300 = g HEB300 · L = 1, 170 · 8, 50<br />

→ G HEB300 = 9, 95 kN<br />

mit: g HEB300 = 1, 170 kN/m<br />

(Schneider Bautabellen, Stahlbau, Hilfstafeln I-Profile)<br />

A v,k<br />

G k<br />

E av,k<br />

E pv,k<br />

Abbildung 4.42: Inneres Gleichgewicht der Vertikalkräfte<br />

G Holzbohlen = γ Holz · V<br />

→ G Holzbohlen = 11, 76 kN<br />

= 6, 0 · 0, 14 · 2, 00 · 7, 00<br />

mit: γ Holz = 6, 00 kN/m 3<br />

(Schneider Bautabellen, Lastannahmen, Nadelholz)<br />

G k = 9, 95 + 11, 76 = 21, 71 kN<br />

• E av,k : Vertikaler Anteil des charakteristischen aktiven Erddruckes:<br />

E av,k = [(E aho,k + E aph,k ) · tan(δ a1 ) + E ahu,k · tan(δ a2 )] · a t<br />

[<br />

( ) 2<br />

= (15, 16 · 3, 50 + 10, 11 · 1, 50 + 5, 70 · 2, 51) · tan<br />

3 22, 5◦<br />

( )] 2<br />

+10, 11 · 2, 00 · tan<br />

3 35◦ · 2, 00<br />

E av,k = 61, 67 kN


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 124<br />

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• E pv,k : Vertikaler Anteil des charakteristischen Erdwiderstandes:<br />

E pv,k = B h,k · tan(δ ∗ p)<br />

= B h,d<br />

tan(δ ∗<br />

γ<br />

p)<br />

G<br />

=<br />

56, 39<br />

1, 20 tan(27, 5◦ )<br />

E pv,k = 24, 46 kN<br />

Nachweis:<br />

21, 71 + 61, 67 = 83, 38 kN > 24, 46 kN √<br />

⇒ δ ∗ p wird mobilisiert, die Annahme für δ ∗ p bei der Berechnung des Erwiderstandes war also in<br />

Ordnung.<br />

Falls der Nachweis des inneren Gleichgewichts nicht gelingt, muss δ ∗ p bei der Berechnung von<br />

E ∗ ph,k <strong>und</strong> E ∼ ∗ ph,k<br />

niedriger geschätzt <strong>und</strong> die Bemessung erneut durchgeführt werden.<br />

b) Äußeres Gleichgewicht der Vertikalkräfte<br />

Es soll nachgewiesen werden, dass die gesamten Vertikalkräfte V d über Spitzendruck R b,d <strong>und</strong><br />

Mantelreibung R s,d in den Baugr<strong>und</strong> abgetragen werden können <strong>und</strong> die Wand somit nicht im<br />

<strong>Boden</strong> versinkt.<br />

V d ≤ R 1,d<br />

E av,k : Vertikaler Anteil des charakteristischen aktiven Erddruckes:<br />

E av,k = 61, 67 kN<br />

Bemessungswert der vertikalen Beanspruchung V d :<br />

V d = V G,k · γ G = (G k + E av,k + A v,k ) · γ G<br />

= (21, 71 + 61, 67 + 0, 00) · 1, 20<br />

→ V d = 100, 06 kN


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 125<br />

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A v,k<br />

G k<br />

E av,k<br />

R s,k<br />

R b,k<br />

Abbildung 4.43: Äußeres Gleichgewicht der Vertikalkräfte<br />

Bemessungswert der Widerstände R 1,d :<br />

R 1,d = η R 1,k = η (R s,k + R b,k )<br />

γ P γ P<br />

mit:<br />

η = 0, 80 s. Berechnung von E ∗ ph,d<br />

γ P = 1, 40 (Pfahlwiderstand auf Druck <strong>und</strong> Zug aufgr<strong>und</strong> von Erfahrungswerten,<br />

AfG Kap. 0, Tab. 3)<br />

Widerstand durch Mantelreibung zwischen Pfahlumfangsfläche <strong>und</strong> <strong>Boden</strong>:<br />

mit:<br />

R s,k = U s · D n · q s,k (AfG Gl. (4.24))<br />

U s = 2 · h t + 3 · b t Trägerumfang nach AfG Gl. (4.25)<br />

= 2 · 0, 30 + 3 · 0, 30<br />

→ U s = 1, 50 m<br />

D n = D − 0, 50 rechnerische Einbindetiefe<br />

= 1, 50 − 0, 50<br />

→ D n = 1, 00 m<br />

q s,k = 60 kN/m 2<br />

→ R s,k = 1, 50 · 1, 00 · 60 = 90 kN<br />

Widerstand durch Spitzendruck am Trägerfuß:<br />

R b,k = f D · A b · q b,k (AfG Gl. (4.26))


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 126<br />

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mit:<br />

Korrekturbeiwert für geringe Einbindetiefen:<br />

f D = D n 1, 00<br />

=<br />

2, 50 2, 50<br />

→ f D = 0, 4 für D = 1, 50 m < 3, 00 m<br />

Gr<strong>und</strong>fläche des Trägers bei Pfropfenbildung:<br />

A b = h t · b t = 0, 30 · 0, 30<br />

→ A b = 0, 09 m 2<br />

Spitzendruck nach Weißenbach:<br />

q b,k = 600 + 120 · D n = 600 + 120 · 1, 00<br />

→ q b,k = 720 kN/m 2<br />

Widerstand durch Spitzendruck am Trägerfuß:<br />

Bemessungswert der Widerstände R 1,d :<br />

R b,k = 0, 4 · 0, 09 · 720 = 25, 92 kN<br />

R 1,d =<br />

0, 80<br />

(90 + 25, 92)<br />

1, 40<br />

R 1,d = 66, 24 kN<br />

Nachweis: V d = 100, 06 kN > 66, 24 kN = R 1,d<br />

⇒ Der Nachweis gegen das Versinken der Wand kann nicht erbracht werden!<br />

Lösung: Erhöhung der Einbindetiefe D<br />

gewählt: D = 2, 50 m<br />

G k = 21, 71 + 1, 170 · 1, 00 = 22, 88 kN<br />

V d = (22, 88 + 61, 67) · 1, 20 = 101, 46 kN<br />

→<br />

R s,k = 180 kN<br />

R b,k = 60, 48 kN<br />

R 1,d = 137, 42 kN > 101, 46 kN = V d<br />


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 127<br />

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4.5 Einfach verankterte, im <strong>Boden</strong> frei aufgelagerte Sp<strong>und</strong>wand nach EAU 2004<br />

2,00<br />

4,00<br />

p k = 40 kN/m 2<br />

+ - 0,00<br />

-1,50<br />

5˚<br />

3,00<br />

-5,00<br />

-4,00<br />

Sand<br />

γ r = 20 kN/m 3<br />

γ = 18 kN/m 3 <br />

γ' = 10 kN/m 3 <br />

ϕ k<br />

' = 35˚<br />

δ a = 2/3 ϕ k<br />

'<br />

Anker-<br />

wand<br />

-7,00<br />

-8,00<br />

-9,50<br />

Ton 1 (I C = 0,5)<br />

γ r = 20 kN/m 3<br />

γ' = 10 kN/m 3 <br />

ϕ k<br />

' = 25˚, c k<br />

' = 0<br />

δ a = 2/3 ϕ k<br />

'<br />

D = ?<br />

Ton 2 (I C = 0,8)<br />

γ r = 20 kN/m 3<br />

γ' = 10 kN/m 3 <br />

ϕ k<br />

' = 20˚<br />

c k<br />

' = 30 kN/m 2 <br />

δ a = 2/3 ϕ k<br />

'<br />

δ p = -2/3 ϕ k<br />

'<br />

Abbildung 4.44: Geometrie der Sp<strong>und</strong>wand <strong>und</strong> Einwirkungen<br />

Die in Abbildung 4.44 dargestellte Sp<strong>und</strong>wand ist nach EAU 2004 zu bemessen. Im einzelnen sind zu<br />

bearbeiten:<br />

• Zusammenstellung der Einwirkungen auf die Sp<strong>und</strong>wand (inklusive Erddruckumlagerung)<br />

• Bestimmung der erforderlichen Einbindetiefe D<br />

• Nachweis der Vertikalkräfte<br />

• Nachweis der tiefen Gleitfuge<br />

• Nachweis gegen Aufbruch des Verankerungsbodens<br />

Die Tonschicht 2 ist ausreichend <strong>und</strong>urchlässig, so dass eine Umströmung der Sp<strong>und</strong>wand nicht betrachtet<br />

werden muss.


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 128<br />

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Lösung<br />

1. Zusammenstellung der charakteristischen Einwirkungen auf die Sp<strong>und</strong>wand<br />

• Erddruckbeiwerte<br />

– Sand:<br />

– Ton (I c = 0, 5):<br />

– Ton (I c = 0, 8):<br />

ϕ ′ k = 35◦ , δ a = 2/3ϕ ′ k ⇒ K ah = 0, 22<br />

ϕ ′ k = 25◦ , δ a = 2/3ϕ ′ k ⇒ K ah = 0, 35<br />

ϕ ′ k = 20◦ , δ a = 2/3ϕ ′ k ⇒ K ah = 0, 43<br />

δ p = −2/3ϕ ′ k ⇒ K ph = 2, 81<br />

K ach = 2 cos(ϕ′ k ) cos(−δ a)<br />

1 + sin(ϕ ′ k + δ a)<br />

K pch = 2 cos(ϕ′ k ) cos(−δ p)<br />

1 − sin(ϕ ′ k − δ p)<br />

= 2 cos(20◦ ) cos(− 2 3 · 20◦ )<br />

1 + sin(20 ◦ + 2 3 · 20◦ )<br />

= 2 cos(20◦ ) cos( 2 3 · 20◦ )<br />

1 − sin(20 ◦ + 2 3 · 20◦ )<br />

= 1, 18<br />

= 4, 06<br />

• Aktiver Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

e agh,k (z = ±0, 00 m) = 0, 00 kN/m 2<br />

e agh,k (z = −4, 00 m) = 18 · 4, 00 · 0, 22 = 15, 84 kN/m 2<br />

e agh,ko (z = −7, 00 m) = (18 · 4, 00 + 10 · 3, 00) · 0, 22 = 22, 44 kN/m 2<br />

e agh,ku (z = −7, 00 m) = (18 · 4, 00 + 10 · 3, 00) · 0, 35 = 35, 70 kN/m 2<br />

e agh,ko (z = −9, 50 m) = (18 · 4, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 2, 50) · 0, 35 = 44, 45 kN/m 2<br />

e agh,ku (z = −9, 50 m) = (18 · 4, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 2, 50) · 0, 43 = 54, 61 kN/m 2<br />

e agh,k (z = −8, 00 − D) = 54, 61 + 10 · (D − 1, 50) · 0, 43 = 48, 16 + 4, 3 · D<br />

• Aktiver Erddruck aus Kohäsion (in der Tonschicht 2)<br />

e ach,k = −c K ach = −30 · 1, 18 = −35, 40 kN/m 2<br />

• Aktiver Erddruck aus zweiseitig begrenzter Auflast (Abbildung 4.45)<br />

√<br />

tan ϑ Sand<br />

a = tan(ϕ ′ k ) + [1 + tan 2 (ϕ ′ k )] tan(ϕ′ k )<br />

tan(ϕ ′ k ) + tan(δ a)<br />

√<br />

= tan(35 ◦ [1 + tan 2 (35 ◦ )] tan(35 ◦ )<br />

) +<br />

⇒ ϑ Sand<br />

a<br />

tan ϑ Ton 1<br />

a = tan(25 ◦ ) +<br />

tan(35 ◦ ) + tan( 2 3 · 35◦ )<br />

√<br />

[1 + tan 2 (25 ◦ )] tan(25 ◦ )<br />

tan(25 ◦ ) + tan( 2 3 · 25◦ )<br />

⇒ ϑ Ton 1<br />

a<br />

= 58, 9 ◦<br />

= 53, 0 ◦<br />

a = 2, 00 · tan(ϕ ′ k ) = 2, 00 · tan(35◦ ) = 1, 40 m<br />

b = 2, 00 · tan(ϑ Sand<br />

a ) = 2, 00 · tan(58, 9 ◦ ) = 3, 32 m<br />

d = 6, 00 − 7, 00 · tan(90 ◦ − ϑ Sand<br />

a<br />

) = 6, 00 − 7, 00 · tan(90 ◦ − 58, 9 ◦ ) = 1, 78 m<br />

c = 7, 00 + d tan(ϑ Ton a<br />

1 ) = 7, 00 + 1, 78 · tan(53, 0 ◦ ) = 9, 36 m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 129<br />

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+ - 0,00<br />

2,00 s = 4,00<br />

p k<br />

b<br />

a<br />

ϕ k<br />

'<br />

ϑ a<br />

Sand<br />

c<br />

-4,00<br />

d<br />

e aph,k<br />

-7,00<br />

ϑ a<br />

Sand<br />

-9,50<br />

ϑ a<br />

Ton 1<br />

Abbildung 4.45: Ansatz des Erddruckes e aph,k aus zweiseitig begrenzter Auflast<br />

Um den zu Gleichung (10.83) im Skript ”AfB” gehörigen Erddruck berechnen zu können,<br />

wird ein Mittelwert des Reibungswinkels ¯ϕ ′ k<br />

<strong>und</strong> damit ein Mittelwert des aktiven Gleitflächenwinkels<br />

¯ϑ a berechnet. Für die Mittelung wird folgende Gleichung verwendet.<br />

( ) h<br />

¯ϕ ′ k = ¯ϕ ′Sand<br />

Sand 2<br />

[ ( ) h<br />

k<br />

+ ¯ϕ ′Ton k<br />

1<br />

Sand 2<br />

]<br />

1 −<br />

h ges h ges<br />

( ) [<br />

7, 00<br />

2 ( ) ]<br />

7, 00<br />

2<br />

= 35 ◦ + 25 ◦ 1 −<br />

= 30, 6 ◦<br />

9, 36<br />

9, 36<br />

tan( ¯ϑ a ) = tan(30, 6 ◦ ) +<br />

√<br />

[1 + tan 2 (30, 6 ◦ )] tan(30, 6 ◦ )<br />

tan(30, 6 ◦ ) + tan( 2 3 · 30, 6◦ )<br />

⇒ ¯ϑ a<br />

= 56, 3 ◦<br />

e aph,k = 2 p k s<br />

c − a<br />

= 2 ·<br />

sin( ¯ϑ a − ¯ϕ ′ k )<br />

cos( ¯ϑ a − ¯ϕ ′ k − ¯δ a ) cos(¯δ a )<br />

40 · 4, 0<br />

9, 36 − 1, 40 · sin(56, 3 ◦ − 30, 6 ◦ ( )<br />

)<br />

2<br />

cos ( 56, 3 ◦ − 30, 6 ◦ − 2 3 · 30, 6◦) · cos 3 · 30, 6◦<br />

= 16, 41 kN/m 2<br />

• Untersuchung, ob eine Trennebene vorliegt<br />

Vor der Berechnung des passiven Erddruckes ist zunächst zu untersuchen, ob sich unterhalb<br />

der Berechnungssohle (z = - 8,00 m) ausreichend feste bzw. konsistente Schichten befinden.<br />

Dies ist bei nichtbindigen Böden gegeben, wenn der <strong>Boden</strong> mindestens eine mittlere Festigkeit<br />

aufweist. Im Fall bindiger Böden muss mindestens eine steife Konsistenz vorliegen. Die


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Benennung Lagerungsdichte D Spitzenwiderstand<br />

U ≤ 3 U > 3 q c [MN/m 2 ]<br />

geringe Festigkeit 0, 15 ≤ D < 0, 30 0, 20 ≤ D < 0, 45 5, 0 ≤ q c < 7, 5<br />

mittlere Festigkeit 0, 30 ≤ D < 0, 50 0, 45 ≤ D < 0, 65 7, 5 ≤ q c < 15<br />

hohe Festigkeit 0, 50 ≤ D < 0, 75 0, 65 ≤ D < 0, 90 15 ≤ q c < 25<br />

Tabelle 1: Beurteilung der Festigkeit nichtbindiger Böden<br />

Zustandsform Konsistenzzahl I C<br />

weich 0, 50 ≤ I C < 0, 75<br />

steif 0, 75 ≤ I C < 1, 00<br />

halbfest bis fest 1, 00 ≤ I C < 1, 25<br />

Tabelle 2: Beurteilung der Konsistenz bindiger Böden<br />

Festigkeit der nichtbindigen Böden kann aus Tabelle 1 in Abhängigkeit der Ungleichförmigkeit<br />

U = d 60 /d 10 <strong>und</strong> der Lagerungsdichte D bzw. des Spitzenwiderstandes q c abgeschätzt<br />

werden. Die Tabelle 3 liefert Kriterien zur Bewertung der Konsistenz bindiger Böden anhand<br />

der Konsistenzzahl I C .<br />

Im Fall der zu bemessenden Sp<strong>und</strong>wand steht unterhalb der Bemessungssohle ein Ton mit<br />

einer Konsistenzzahl I C = 0, 5 < 0, 75 an. Seine Konsistenz ist als weich <strong>und</strong> demnach<br />

als nicht ausreichend zu beurteilen. Es ist daher mit einer Trennebene in der Tiefe z =<br />

-9,50 m zu rechnen (siehe Bild 7.40 im Skript ”AfG”). Die Berechnung erfolgt für den<br />

Fall 2 gemäß Skript ”AfG”, Abschnitt 7.5.1. Der passive Erddruck wird erst unterhalb der<br />

Trennebene in Ansatz gebracht. Das Gewicht der weichen Schicht wirkt als Auflast auf die<br />

tieferliegenden tragfähigen Schichten. In den tragfähigen Schichten wird mit einem reduzierten<br />

Sicherheitsbeiwert γ Ep,red gerechnet. Der aktive Erddruck wird bis zur Trennebene<br />

umgelagert.<br />

• Passiver Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

e pgh,k (z = −9, 50 m) = 10 · 1, 50 · 2, 81 = 42, 15 kN/m 2<br />

e pgh,k (z = −8, 00 − D) = 42, 15 + 10 · (D − 1, 50) · 2, 81 = 28, 1 · D<br />

• Passiver Erddruck aus Kohäsion<br />

e pch,k = c K pch = 30 · 4, 06 = 121, 80 kN/m 2<br />

• Wasserüberdruck<br />

wü,k = γ w ∆h = 10 · 1, 0 = 10, 00 kN/m 2<br />

• Graphische Darstellung<br />

⇒ siehe Abbildung 4.46<br />

• Umlagerung des aktiven Erddruckes aus <strong>Boden</strong>eigengewicht, Kohäsion <strong>und</strong> großflächigen<br />

Geländeauflasten<br />

Die Umlagerung erfolgt bis zur Trennebene. Der <strong>Boden</strong> vor der Sp<strong>und</strong>wand soll nach dem<br />

Rammen der Wand abgegraben werden. Es handelt sich daher um das Herstellverfahren<br />

”abgegrabene Wand” <strong>und</strong> die Umlagerungsfiguren im Bild 7.41a im Skript ”AfG” sind<br />

maßgebend. Die Wahl der Umlagerungsfigur erfolgt anhand der beiden Längen a (Abstand<br />

GOK - Ankerlage) <strong>und</strong> H E (Abstand GOK - Trennebene).


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+ - 0,00<br />

1,40<br />

e aph,k<br />

3,32<br />

-4,00<br />

15,84<br />

16,41<br />

-5,00<br />

9,36<br />

BERECHNUNGSEBENE<br />

-8,00<br />

-7,00<br />

22,44<br />

35,70<br />

TRENNEBENE<br />

42,15<br />

D<br />

-9,50<br />

44,45<br />

54,61<br />

121,80<br />

28,1 D<br />

48,16 + 4,3 D<br />

35,40 10,00<br />

e pch,k e pgh,k e agh,k e ach,k w ü,k<br />

Abbildung 4.46: Graphische Darstellung der Einwirkungen<br />

H E = 9, 50 m a = 1, 50 m<br />

⇒<br />

0, 1H E < a ≤ 0, 2H E<br />

a<br />

H E<br />

=<br />

1, 50<br />

9, 50<br />

= 0, 16<br />

Damit ist die Umlagerungsfigur ”Fall 2” im Bild 7.41a im Skript ”AfG” maßgebend (siehe<br />

auch Abbildung 4.47).<br />

0,85 e m<br />

H E<br />

e m<br />

1,15 e m<br />

Abbildung 4.47: Maßgebende Umlagerungsfigur


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Resultierende des Erddruckes aus <strong>Boden</strong>eigengewicht bis zur Trennebene bei z = -9,50 m<br />

(hier kein Erddruck aus Kohäsion <strong>und</strong> großflächigen Auflasten vorhanden):<br />

E agh,k = 1 2 · 15, 84 · 4, 00 + 1 2 · (15, 84 + 22, 44) · 3, 00 + 1 · (35, 70 + 44, 45) · 2, 50<br />

2<br />

= 189, 23 kN/m<br />

Umgelagerter Erddruck:<br />

e m = E agh,k 189, 23<br />

= = 19, 92 kN/m 2<br />

H E 9, 50<br />

0, 85 e m = 0, 85 · 19, 92 = 16, 93 kN/m 2<br />

1, 15 e m = 1, 15 · 19, 92 = 22, 91 kN/m 2<br />

Eine graphische Darstellung der Einwirkungen mit der umgelagerten Erddruckfigur ist der<br />

Abbildung 4.48 zu entnehmen.<br />

+ - 0,00<br />

16,93<br />

A h,k<br />

-1,50<br />

1,40<br />

-4,00<br />

1<br />

-5,00<br />

-7,00<br />

BERECHNUNGSEBENE -8,00<br />

TRENNEBENE<br />

D -9,50<br />

163,95<br />

x B<br />

B 3<br />

h,k<br />

21,34<br />

2<br />

22,91<br />

19,21<br />

4<br />

5<br />

6,41<br />

16,41<br />

6<br />

e aph,k<br />

7<br />

8<br />

3,32<br />

9,36<br />

121,80 + 28,1 D<br />

12,76 + 4,3 D<br />

10,00<br />

e pg+ch,k e ag+ch,k w ü,k<br />

Abbildung 4.48: Graphische Darstellung der Einwirkungen nach der Erddruckumlagerung<br />

2. Ermittlung der notwendigen Einbindetiefe<br />

Die notwendige Einbindetiefe wird aus dem Momentengleichgewicht <strong>und</strong> der zusätzlichen Bedingung<br />

für die Erdauflagerkraft B h,d ≤ E ph,d bestimmt.<br />

• Lage der Resultierenden der Erdauflagerkraft


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Die Erdauflagerkraft B h,k wird in Anlehnung an EAU 8.2.2.2 in Höhe des Schwerpunktes<br />

der Fläche des Erdwiderstandes angesetzt (siehe Abbildung 4.48). Der Schwerpunkt eines<br />

Trapezes mit den Seitenabmessungen a <strong>und</strong> b <strong>und</strong> der Höhe h (Abbildung 4.49) liegt bei:<br />

x s = a h h 2 + 1 2 (b − a) h 2 3 h<br />

1<br />

2 (a + b) h = a h + 2 3<br />

(b − a) h<br />

a + b<br />

=<br />

(a + 2b)h<br />

3(a + b)<br />

a<br />

x s<br />

h<br />

b<br />

Abbildung 4.49: Schwerpunkt eines Trapezes<br />

Im Fall des Erdauflagers ergibt sich die Länge x B (siehe Abbildung 4.48) zu:<br />

x B =<br />

[163, 95 + 2 · (121, 80 + 28, 1 · D)] · (D − 1, 50)<br />

3 · (163, 95 + 121, 80 + 28, 1 · D)<br />

= 56, 2 · D2 + 323, 25 · D − 611, 33<br />

857, 25 + 84, 3 · D<br />

• Bestimmung der charakteristischen Erdauflagerkräfte aus den ständig wirkenden Lasten<br />

(B Gh,k ), den Verkehrslasten (B Qh,k ) <strong>und</strong> dem Wasserdruck (B W h,k )<br />

Zunächst wird die Lastfigur auf der aktiven Seite (Abbildung 4.48) in einfache Geometrien<br />

zerlegt. Deren resultierende Kräfte berechnen sich zu:<br />

E 1<br />

ag+ch,k<br />

= 16, 93 · 9, 50 = 160, 84 kN/m<br />

E 2<br />

ag+ch,k<br />

= 1 · (22, 91 − 16, 93) · 9, 50 = 28, 41 kN/m<br />

2<br />

E 3<br />

ag+ch,k<br />

= 19, 21 · (D − 1, 50) = −28, 82 + 19, 21 · D<br />

E 4<br />

ag+ch,k<br />

= 1 · (12, 76 + 4, 3 · D − 19, 21) · (D − 1, 50)<br />

2<br />

= 2, 15 · D 2 − 6, 46 · D + 4, 84<br />

E 5<br />

aph,k<br />

= 1 · 16, 41 · (3, 32 − 1, 40) = 15, 75 kN/m<br />

2<br />

E 6<br />

aph,k<br />

= 1 · 16, 41 · (9, 36 − 3, 32) = 49, 56 kN/m<br />

2<br />

W 7<br />

ü,k<br />

= 1 · 10 · 1, 00 = 5, 00 kN/m<br />

2<br />

W 8<br />

ü,k<br />

= 10 · (3, 00 + D) = 30, 00 + 10 · D


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Die zugehörigen Hebelarme um die Ankerlage lauten:<br />

x 1 = 1 · 9, 50 − 1, 50 = 3, 25 m<br />

2<br />

x 2 = 2 · 9, 50 − 1, 50 = 4, 83 m<br />

3<br />

x 3 = 8, 00 + 1 · (D − 1, 50) = 7, 25 + 0, 5 · D<br />

2<br />

x 4 = 8, 00 + 2 3 · (D − 1, 50) = 7, 00 + 2 3 · D<br />

x 5 = 1, 40 + 2 · (3, 32 − 1, 40) − 1, 50 = 1, 18 m<br />

3<br />

x 6 = 3, 32 + 1 · (9, 36 − 3, 32) − 1, 50 = 3, 83 m<br />

3<br />

x 7 = 2, 50 + 2 · 1, 00 = 3, 17 m<br />

3<br />

x 8 = 3, 50 + 1 2 · (3, 00 + D) = 5, 00 + 1 2 · D<br />

Erdauflagerkraft aus den ständig wirkenden Lasten:<br />

∑<br />

MA = 0 ⇒<br />

B Gh,k (8, 00 + x B ) − E 1<br />

ag+ch,k x 1 − E 2<br />

ag+ch,k x 2 − E 3<br />

ag+ch,k x 3 − E 4<br />

ag+ch,k x 4 = 0<br />

B Gh,k = E 1<br />

ag+ch,k x 1 + E 2<br />

ag+ch,k x 2 + E 3<br />

ag+ch,k x 3 + E 4<br />

ag+ch,k x 4<br />

8, 00 + x B<br />

= 7396, 23 + 1991, 38 · D + 434, 69 · D2 + 52, 39 · D 3 + 2, 15 · D 4<br />

111, 15 + 17, 75 · D + 1, 00 · D 2<br />

Erdauflagerkraft aus Verkehrslasten:<br />

∑<br />

MA = 0 ⇒<br />

B Qh,k (8, 00 + x B ) − E 5<br />

aph,k x 5 − E 6<br />

aph,k x 6 = 0<br />

Erdauflagerkraft aus Wasserdruck:<br />

∑<br />

MA = 0 ⇒<br />

B Qh,k = E 5<br />

aph,k x 5 + E 6<br />

aph,k x 6<br />

8, 00 + x B<br />

3178, 84 + 312, 6 · D<br />

=<br />

111, 15 + 17, 75 · D + 1, 00 · D 2<br />

B W h,k (8, 00 + x B ) − W 7<br />

ü,k x 7 − W 8<br />

ü,k x 8 = 0<br />

B W h,k = W 7<br />

ü,k x 7 + W 8<br />

ü,k x 8<br />

8, 00 + x B<br />

= 2529, 80 + 1240, 26 · D + 173, 77 · D2 + 7, 50 · D 3<br />

111, 15 + 17, 75 · D + 1, 00 · D 2


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 135<br />

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• Bemessungswert der Erdauflagerkraft (Lastfall 1, da ständiges Bauwerk):<br />

B h,d = B Gh,k γ G + B Qh,k γ Q + B W h,k γ G,red<br />

= B Gh,k · 1, 35 + B Qh,k · 1, 5 + B W h,k · 1, 2<br />

= 17788, 90 + 4645, 57 · D + 795, 35 · D2 + 79, 72 · D 3 + 2, 90 · D 4<br />

111, 15 + 17, 75 · D + 1, 00 · D 2<br />

mit γ G,red nach EAU 2004, Abschnitt 8.2.0.3 (E 216):<br />

GZ 1B LF 1 LF 2 LF 3<br />

γ G,red 1, 20 1, 10 1, 00<br />

• Charakteristischer Wert des Erdwiderstandes:<br />

E ph,k = 1 · (163, 95 + 121, 80 + 28, 1 · D) · (D − 1, 50)<br />

2<br />

= −214, 32 + 121, 80 · D + 14, 05 · D 2<br />

• Bemessungswert des Erdwiderstandes:<br />

E ph,d = E ph,k<br />

= E ph,k<br />

γ Ep,red 1, 20<br />

1<br />

=<br />

1, 20 · (−214, 32 + 121, 80 · D + 14, 05 · D2 )<br />

= −178, 60 + 101, 50 · D + 11, 71 · D 2<br />

mit γ Ep,red nach EAU 2004, Abschnitt 8.2.0.2 (E 215):<br />

GZ 1B LF 1 LF 2 LF 3<br />

γ Ep,red 1, 20 1, 15 1, 10<br />

• Einbindetiefe D (ermittelt mit Hilfe eines Mathematik-Programmes):<br />

3. Ankerkraft<br />

B h,d ≤ E ph,d ⇒ D ≥ 3, 05 m<br />

Gewählt wird eine Einbindetiefe von D = 3,50 m. Damit ergibt sich eine Gesamtlänge der<br />

Sp<strong>und</strong>wand von L = 11,5 m.<br />

• Berechnung der bisher unbekannten Resultierenden <strong>und</strong> Erdauflagerkräfte für D = 3,50 m:<br />

E 3<br />

ag+ch,k<br />

= 38, 42 kN/m<br />

E 4<br />

ag+ch,k<br />

= 8, 57 kN/m<br />

W 8<br />

ü,k<br />

= 65, 00 kN/m<br />

B Gh,k = 119, 98 kN/m<br />

B Qh,k = 23, 03 kN/m<br />

B W h,k = 50, 24 kN/m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 136<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

• Charakteristische Ankerkräfte aus den ständig wirkenden Lasten (A Gh,k ), den Verkehrslasten<br />

(A Qh,k ) <strong>und</strong> dem Wasserdruck (A W h,k ) aus dem Kräftegleichgewicht in horizontaler<br />

Richtung:<br />

A Gh,k = E 1<br />

ag+ch,k + E 2<br />

ag+ch,k + E 3<br />

ag+ch,k + E 4<br />

ag+ch,k − B Gh,k<br />

= 160, 84 + 28, 41 + 38, 42 + 8, 57 − 119, 98 = 116, 26 kN/m<br />

A Qh,k = E 5<br />

aph,k + E 6<br />

aph,k − B Qh,k<br />

= 17, 75 + 49, 56 − 23, 03 = 42, 28 kN/m<br />

A W h,k = W 7<br />

ü,k + W 8<br />

ü,k − B W h,k<br />

= 5, 00 + 65, 00 − 50, 24 = 19, 76 kN/m<br />

• Gesamte charakteristische Ankerkraft<br />

horizontale Komponente:<br />

vertikale Komponente:<br />

A h,k = A Gh,k + A Qh,k + A W h,k<br />

= 116, 26 + 42, 28 + 19, 76 = 178, 30 kN/m<br />

A v,k = A h,k tan(5 ◦ ) = 178, 30 · tan(5 ◦ ) = 15, 60 kN/m<br />

in Richtung der Ankerneigung:<br />

A k =<br />

A h,k<br />

cos(5 ◦ )<br />

=<br />

178, 30<br />

cos(5 ◦ )<br />

= 178, 98 kN/m<br />

• Bemessungswert der Ankerkraft<br />

horizontale Komponente:<br />

A h,d = A Gh,k γ G + A Qh,k γ Q + A W h,k γ G,red<br />

= 116, 26 · 1, 35 + 42, 28 · 1, 5 + 19, 76 · 1, 2 = 244, 08 kN/m<br />

vertikale Komponente:<br />

A v,d = A h,d tan(5 ◦ ) = 244, 08 · tan(5 ◦ ) = 21, 35 kN/m<br />

in Richtung der Ankerneigung:<br />

A d =<br />

A h,d<br />

cos(5 ◦ )<br />

=<br />

244, 08<br />

cos(5 ◦ )<br />

= 245, 01 kN/m<br />

4. Nachweis der Vertikalkräfte<br />

• Vertikales Gleichgewicht zur Überprüfung des Ansatzes von δ p,k (inneres Gleichgewicht)<br />

– Nachweisformat:<br />

∑<br />

Vk ↓ ≥ B v,k ↑<br />

G k + E av,k + A v,k ≥ B v,k


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 137<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

– Überprüfung, ob Verkehrslasten günstig wirken<br />

Wirken die Verkehrslasten günstig, dürfen sie nicht berücksichtigt werden. Eine günstige<br />

Wirkung liegt vor, falls<br />

E aQv,k + A Qv,k ≥ B Qv,k ,<br />

d.h., falls die Summe der aus der Verkehrslast resultierenden vertikalen Komponenten<br />

des Erddruckes <strong>und</strong> der Ankerkraft größer ist als die Vertikalkomponente der aus der<br />

Verkehrslast resultierenden Erdauflagerkraft.<br />

Vertikalkomponente des Erddruckes E aQv,k aus Verkehrslast:<br />

Eaph,k Sand = E 5<br />

aph,k + 1 · (16, 41 + 6, 41) · (7, 00 − 3, 32)<br />

2<br />

= 15, 75 + 41, 99 = 57, 74 kN/m<br />

( ) 2<br />

Eapv,k Sand = Eaph,k<br />

Sand tan(δ a) = 57, 74 · tan<br />

3 · 35◦ = 24, 91 kN/m<br />

E Ton 1<br />

aph,k = 1 2<br />

Eapv,k Ton 1 = Eaph,k<br />

Ton 1<br />

· 6, 41 · (9, 36 − 7, 00) = 7, 56 kN/m<br />

( ) 2 tan(δ a) = 7, 56 · tan<br />

3 · 25◦<br />

= 2, 26 kN/m<br />

E aQv,k = Eapv,k Sand + ETon apv,k<br />

1<br />

Vertikalkomponente der Ankerkraft aus Verkehrslast:<br />

= 24, 91 + 2, 26 = 27, 17 kN/m<br />

A Qv,k = A Qh,k tan(5 ◦ ) = 42, 28 · tan(5 ◦ ) = 3, 70 kN/m<br />

Vertikalkomponente der Erdauflagerkraft aus Verkehrslast:<br />

Damit:<br />

B Qv,k = B Qh,k tan(δ p ) = 23, 03 · tan( 2 3 · 20◦ ) = 5, 46 kN/m<br />

E aQv,k + A Qv,k = 27, 17 + 3, 70 = 30, 87 > B Qv,k<br />

Die Verkehrslasten wirken also günstig <strong>und</strong> dürfen im Nachweis nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

– Vertikalkomponente des Erddruckes E aGv,k aus ständigen Lasten:<br />

E Sand<br />

ag+ch,k = 1 2<br />

E Sand<br />

ag+cv,k = E Sand<br />

ag+ch,k<br />

E Ton 1<br />

ag+ch,k = 1 2<br />

E Ton 1<br />

ag+cv,k = E Ton 1<br />

ag+ch,k<br />

· (16, 93 + 21, 34) · 7, 00 = 133, 95 kN/m<br />

( ) 2 tan(δ a) = 133, 95 · tan<br />

3 · 35◦<br />

· (21, 34 + 22, 91) · 2, 50 = 55, 31 kN/m<br />

( ) 2 tan(δ a) = 55, 31 · tan<br />

3 · 25◦<br />

= 57, 78 kN/m<br />

= 16, 56 kN/m<br />

E Ton 2<br />

ag+ch,k = E 3<br />

ag+ch,k + E 4<br />

ag+ch,k<br />

E Ton 2<br />

ag+cv,k = E Ton 2<br />

ag+ch,k<br />

= 38, 42 + 8, 57 = 46, 99 kN/m<br />

( ) 2 tan(δ a) = 46, 99 · tan<br />

3 · 20◦ = 11, 14 kN/m<br />

E aGv,k = Eag+cv,k Sand ag+cv,k 1 ag+cv,k<br />

2<br />

= 57, 78 + 16, 56 + 11, 14 = 85, 48 kN/m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 138<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

– Eigengewicht der Sp<strong>und</strong>wand G k :<br />

In Bezug auf die Bemessung des Profils der Sp<strong>und</strong>wand sei auf die Aufgabe 4.1 dieses<br />

Übungsskripts verwiesen. An dieser Stelle wird auf eine Bemessung verzichtet <strong>und</strong> das<br />

Profil LARSSEN 604 (Masse 124 kg/m 2 , Stahlquerschnitt A s = 0,0158 m 2 /m, Steghöhe<br />

h = 0,38 m, Stegneigung α = 66 ◦ ) angesetzt.<br />

G k = m g L = 124 · 9, 81 · 11, 50 ·<br />

1<br />

1000<br />

– Vertikalkomponente der Ankerkraft A v,k ohne Verkehrslasten:<br />

= 13, 99 kN/m<br />

A v,k = (116, 26 + 19, 76) · tan(5 ◦ ) = 11, 90 kN/m<br />

– Vertikalkomponente der Erdauflagerkraft B v,k ohne Verkehrslasten::<br />

– Nachweis<br />

B h,k = B Gh,k + B W h,k = 119, 98 + 50, 24 = 170, 22 kN/m<br />

( ) 2<br />

B v,k = B h,k tan(δ p ) = 170, 22 · tan<br />

3 · 20◦ = 40, 34 kN/m<br />

∑<br />

Vk = G k + E aGv,k + A v,k<br />

= 13, 99 + 85, 48 + 11, 90 = 111, 37 kN/m<br />

≥ B v,k = 40, 34 kN/m √ ⇒ Nachweis erfüllt!<br />

• Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit (äußeres Gleichgewicht)<br />

– Nachweisformat:<br />

∑<br />

Vd ↓ ≤ R 1,d ↑<br />

Die vertikalen Kräfte infolge der Verkehrslasten sind in diesem Nachweis zu berücksichtigen,<br />

da sie ungünstig wirken.<br />

– Abzutragende Bemessungs-Vertikalkraft ∑ V d :<br />

∑<br />

Vd = γ G (G k + E aGv,k ) + γ Q E aQv,k + A v,d<br />

– Widerstand aus Spitzendruck R 1b,k :<br />

– Gesamtwiderstand R 1,d :<br />

= 1, 35 · 99, 47 + 1, 5 · 27, 17 + 21, 35 = 196, 39 kN/m<br />

q b,k = 600 + 120 · (D − 0, 50)<br />

= 600 + 120 · (3, 50 − 0, 50) = 960 kN/m 2<br />

A b = h κ F = h · (0, 015 α − 0, 35)<br />

= 0, 38 · (0, 015 · 66 − 0, 35) = 0, 24 m 2 /m<br />

R 1,b,k = q b,k A b = 960 · 0, 24 = 230, 40 kN/m<br />

R 1,k = B v,k + R 1b,k = 45, 80 + 230, 40 = 276, 20 kN/m<br />

R 1,d = R 1,k 276, 20<br />

= = 197, 29 kN/m<br />

γ P 1, 4


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 139<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

– Nachweis:<br />

∑<br />

Vd = 196, 39 kN/m ≤ R 1,d<br />

√ ⇒ Nachweis erfüllt!<br />

– Anmerkung<br />

Alternativ kann die Fläche A b des Spitzendruckes nach EAU 2004 aus A b = 6 ÷ 8 A s<br />

mit dem Stahlquerschnitt A s des Sp<strong>und</strong>wandprofils ermittelt werden. Dies trägt Ergebnissen<br />

aus Probebelastungen Rechnung, wonach der oben verwendete Ansatz nach<br />

Weißenbach zu große Tragfähigkeiten liefert. In diesem Fall ergäbe sich:<br />

A b = 8 · 0, 0158 = 0, 13 m 2 /m<br />

R 1b,k = 960 · 0, 13 = 124, 80 kN/m<br />

R 1,k = 45, 80 + 124, 80 = 170, 60 kN/m<br />

170, 60<br />

R 1,d = = 121, 86 kN/m<br />

1, 4<br />

∑<br />

Vd = 196, 39 kN/m ≥ R 1,d ⇒ Nachweis nicht erfüllt!<br />

Der Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit gelingt mit diesem Ansatz für A b also nicht,<br />

es müsste eine größere Einbindetiefe gewählt werden.<br />

5. Nachweis der tiefen Gleitfuge<br />

Der Nachweis dient zur Dimensionierung der Ankerlänge. Er erfolgt auf der Gr<strong>und</strong>lage der von<br />

Kranz vorgeschlagenen Vorgehensweise. Der Nachweis wird hier exemplarisch für einen Abstand<br />

L = 10 m zwischen Sp<strong>und</strong>wand <strong>und</strong> Ankerwand geführt. Die tiefe Gleitfuge verläuft vom Fußpunkt<br />

der Sp<strong>und</strong>wand bis zur UK der Ankerwand. Der zu untersuchende Bruchkörper ist im<br />

Bild 4.50 dargestellt. Zur graphischen Bestimmung der möglichen charakteristischen Ankerkraft<br />

A mögl,k werden nacheinander die Teilkörper 3, 2 <strong>und</strong> 1 betrachtet. Die Bezeichnung A mögl,k<br />

meint das Gleiche wie R A,k in den Aufgaben 4.2 <strong>und</strong> 4.3, nämlich den maximalen Widerstand<br />

des Gleitkörpers gegen Abrutschen auf der “tiefen Gleitfuge”. Der Nachweis ist einmal ohne <strong>und</strong><br />

einmal mit Verkehrslasten zu führen.<br />

Es werden totale Spannungen betrachtet. Die Kräfte aus <strong>Boden</strong>eigengewicht werden daher unterhalb<br />

des GW-Spiegels mit der Wichte des gesättigten <strong>Boden</strong>s γ r berechnet. Auf die Ränder des<br />

Teilkörpers sind die Resultierenden U i,k des Wasserdruckes anzusetzen. Bei nicht strömendem<br />

Gr<strong>und</strong>wasser ist eine Rechnung ohne die Wasserdruckkräfte <strong>und</strong> mit der Wichte unter Auftrieb<br />

γ ′ äquivalent. Aus didaktischen Gründen soll hier jedoch der Ablauf des Nachweises mit den<br />

Wasserdruckkräften U i,k gezeigt werden.<br />

Der Gleitflächenwinkel beträgt:<br />

( )<br />

11, 50 − 3, 87<br />

ϑ = arctan<br />

10, 00<br />

= 37, 3 ◦


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 140<br />

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4,00<br />

Teilkörper Teilkörper Teilkörper<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3,87<br />

11,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

ϑ<br />

3,30 4,12 4,95<br />

3,94<br />

2,62<br />

3,28<br />

10,00<br />

4,10<br />

Abbildung 4.50: Bruchkörper im Nachweis der tiefen Gleitfuge<br />

• Zusammenstellung der an den Teilkörpern angreifenden Kräfte<br />

– Teilkörper 3 (Abbildung 4.51)<br />

G 3,k = 18 · 4, 00 · 2, 62 + 20 · 1 · (7, 50 + 5, 50) · 2, 62 = 529, 24 kN/m<br />

2<br />

P 3,k = 40 · 0, 62 = 24, 80 kN/m<br />

U a,k = 1 2 · 10 · 7, 502 = 281, 25 kN/m<br />

U 32,k = 1 2 · 10 · 5, 502 = 151, 25 kN/m<br />

U 3,k = 1 · (10 · 7, 50 + 10 · 5, 50) · 3, 30 = 214, 50 kN/m<br />

2<br />

C 3,k = 30 · 3, 30 = 99, 00 kN/m<br />

Erddrücke ohne Verkehrslast:<br />

E Sand<br />

ah,k = 133, 95 kN/m<br />

Ea,k Sand =<br />

133, 95<br />

cos ( 2<br />

= 145, 88 kN/m<br />

3 · 35◦)<br />

ah,k = 55, 31 kN/m<br />

E Ton 1<br />

E Ton 1<br />

a,k =<br />

E Ton 2<br />

55, 31<br />

cos ( 2<br />

= 57, 74 kN/m<br />

3 · 25◦)<br />

ah,k = 46, 99 kN/m<br />

Ea,k Ton 2 =<br />

46, 99<br />

cos ( 2<br />

= 48, 29 kN/m<br />

3 · 20◦)


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 141<br />

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Erddrücke mit Verkehrslast:<br />

E Sand<br />

ah,k = 133, 95 + 57, 74 = 191, 69 kN/m<br />

Ea,k Sand =<br />

191, 69<br />

cos ( 2<br />

= 208, 76 kN/m<br />

3 · 35◦)<br />

ah,k = 55, 31 + 7, 56 = 62, 87 kN/m<br />

E Ton 1<br />

E Ton 1<br />

a,k =<br />

62, 87<br />

cos ( 2<br />

= 65, 63 kN/m<br />

3 · 25◦)<br />

E Ton 2<br />

a,k = 48, 29 kN/m<br />

2,62<br />

2,00<br />

4,00<br />

a<br />

Sand<br />

A<br />

Teilkörper<br />

3<br />

A<br />

11,50<br />

3,00<br />

δ Sand Q 3,k<br />

E a,k<br />

C 3,k<br />

G 3,k<br />

U 3,k<br />

δ Ton 1<br />

a<br />

Ton 1<br />

E a,k<br />

P 3,k<br />

U 32,k<br />

E 32,k<br />

2,50<br />

δ Ton a<br />

2<br />

Ton 2<br />

E a,k<br />

U a,k<br />

2,00<br />

ϕ Ton 2<br />

3,30<br />

Abbildung 4.51: Teilkörper 3<br />

– Teilkörper 2 (Abbildung 4.52)<br />

G 2,k = 18 · 4, 00 · 3, 28 + 20 · 1 · (5, 50 + 3, 00) · 3, 28 = 514, 96 kN/m<br />

2<br />

P 2,k = 40 · 3, 28 = 131, 20 kN/m<br />

U 21,k = 1 2 · 10 · 3, 002 = 45, 00 kN/m<br />

U 2,k = 1 · (10 · 5, 50 + 10 · 3, 00) · 4, 12 = 175, 10 kN/m<br />

2


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 142<br />

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3,28<br />

4,00<br />

A<br />

Teilkörper<br />

2<br />

P 2,k<br />

U 21,k<br />

A<br />

E 21,k<br />

3,00<br />

G 2,k<br />

2,50<br />

E 32,k<br />

U 32,k<br />

Q 2,k<br />

ϕ Ton 1<br />

5,50<br />

U 2,k<br />

4,12<br />

Abbildung 4.52: Teilkörper 2<br />

– Teilkörper 1 (Abbildung 4.53)<br />

0,10<br />

4,10<br />

3,94<br />

P 1,k<br />

U 1,k<br />

4,00<br />

Teilkörper<br />

A E<br />

mögl,k<br />

1,k<br />

1<br />

δ Sand<br />

a<br />

G<br />

E 1,k<br />

21,k<br />

3,87<br />

3,00<br />

U 21,k<br />

ϕ Sand<br />

Q 1,k<br />

4,95<br />

Abbildung 4.53: Teilkörper 1


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 143<br />

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G 1,k = 18 · 3, 87 · 4, 10 + 18 · 1 · (3, 94 + 4, 10) · (4, 00 − 3, 87)<br />

2<br />

+20 · 1 · 3, 00 · 3, 94 = 413, 21 kN/m<br />

2<br />

P 1,k = 40 · 0, 1 = 4, 00 kN/m<br />

U 1,k = 1 · 10 · 3, 00 · 4, 95 = 74, 25 kN/m<br />

2<br />

E 1h,k = 1 2 · 18 · 3, 872 · 0, 22 = 29, 65 kN/m<br />

E 1,k =<br />

29, 65<br />

cos ( 2<br />

= 32, 29 kN/m<br />

3 · 35◦)<br />

• Graphische Ermittlung von A mögl,k<br />

Die Kraftecke zur Ermittlung von A mögl,k sind im Bild 4.54 für den Nachweis ohne Verkehrslasten<br />

<strong>und</strong> im Bild 4.55 für den Nachweis mit Verkehrslasten dargestellt. Für den Nachweis<br />

ohne Verkehrslasten ergibt sich<br />

<strong>und</strong> für den Nachweis mit Verkehrslasten:<br />

A mögl,k = 130 kN/m<br />

A mögl,k = 160 kN/m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 144<br />

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U 32,k<br />

E 32,k<br />

WL von Q 3,k<br />

G 3,k<br />

Teilkörper<br />

ϑ = 37,3˚<br />

Q 3,k<br />

3<br />

= 20˚<br />

δ Ton a<br />

2<br />

δ Ton a<br />

1 = 16,7˚<br />

δ Sand<br />

U a,k<br />

a<br />

Sand<br />

E Ton 1 E Ton 2<br />

= 23,3˚<br />

a,k<br />

a,k<br />

a,k<br />

ϕ Ton 2 U 3,k<br />

= 13,3˚<br />

C 3,k<br />

ϑ = 37,3˚<br />

WL von Q<br />

E 1,k<br />

1,k A mögl,k<br />

WL von Q<br />

U 21,k E 2,k 5˚<br />

21,k<br />

δ Sand<br />

a = 23,3˚ WL von A<br />

Teilkörper<br />

Q<br />

G 1,k<br />

1<br />

1,k<br />

Q 2,k<br />

G 2,k<br />

Teilkörper<br />

ϑ = 37,3˚<br />

2<br />

ϕ Sand U<br />

= 35˚ 1,k ϑ = 37,3˚<br />

ϑ = 37,3˚<br />

U 21,k E 21,k<br />

ϕ Ton 1 U<br />

= 25˚ 2,k<br />

ϑ = 37,3˚<br />

U 32,k<br />

E 32,k<br />

Abbildung 4.54: Kraftecke für den Nachweis ohne Verkehrslasten: A mögl,k = 130 kN/m


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 145<br />

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Ruhr-Universität Bochum<br />

U 32,k<br />

E 32,k<br />

WL von Q 3,k<br />

G 3,k<br />

P 3,k<br />

Q 3,k<br />

ϑ = 37,3˚<br />

Teilkörper<br />

3<br />

ϕ Ton 2 U<br />

= 20˚ 3,k<br />

ϑ = 37,3˚<br />

δ Ton a<br />

2 = 13,3˚<br />

C<br />

δ Ton 1<br />

3,k<br />

a = 16,7˚<br />

δ Sand Ton 1<br />

a<br />

E E Ton 2<br />

a,k<br />

= 23,3˚ a,k<br />

Sand<br />

E a,k<br />

U a,k<br />

WL von Q<br />

E 1,k<br />

1,k A mögl,k<br />

WL von Q<br />

U 21,k E 2,k 5˚<br />

21,k<br />

δ Sand<br />

a = 23,3˚ WL von A<br />

Teilkörper<br />

Q<br />

G 1,k<br />

1 1,k<br />

G 2,k Q<br />

Teilkörper 2,k<br />

ϑ = 37,3˚<br />

2<br />

ϕ U<br />

P Sand = 35˚ 1,k ϑ = 37,3˚<br />

1,k<br />

U 21,k E 21,k<br />

ϑ = 37,3˚<br />

P 2,k<br />

U<br />

ϕ Ton 1 2,k<br />

= 25˚<br />

ϑ = 37,3˚<br />

U 32,k<br />

E 32,k<br />

Abbildung 4.55: Kraftecke für den Nachweis mit Verkehrslasten: A mögl,k = 160 kN/m<br />

• Nachweis<br />

– ohne Verkehrslasten<br />

∑<br />

AG,k γ G ≤ A mögl,k<br />

γ Ep


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 146<br />

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∑<br />

AG,k =<br />

116, 26 + 19, 76<br />

cos(5 ◦ )<br />

= 136, 54 kN/m<br />

∑<br />

AG,k γ G = 136, 54 · 1, 35 = 184, 33 > A mögl,k<br />

= 130<br />

γ Ep 1, 4<br />

= 92, 86<br />

⇒ Der Nachweis gelingt nicht!<br />

– mit Verkehrslasten<br />

∑<br />

AG,k γ G + ∑ A Q,k γ Q ≤ A mögl,k<br />

γ Ep<br />

∑<br />

AQ,k =<br />

42, 28<br />

cos(5 ◦ )<br />

= 42, 44 kN/m<br />

∑<br />

AG,k γ G + ∑ A Q,k γ Q = 136, 54 · 1, 35 + 42, 44 · 1, 5 = 247, 99<br />

> A mögl,k<br />

= 160<br />

γ Ep 1, 4<br />

= 114, 29<br />

⇒ Der Nachweis gelingt nicht!<br />

Beide Nachweise können nicht erfüllt werden. Die Diskrepanz zwischen vorhandener <strong>und</strong><br />

aufnehmbarer Ankerkraft ist groß. Im nächsten Schritt ist ein längerer Anker zu wählen<br />

<strong>und</strong> der Nachweis erneut zu führen. Diese Vorgehensweise ist solange zu wiederholen, bis<br />

die Nachweise gelingen. Hiervon wird an dieser Stelle jedoch abgesehen, da die prinzipielle<br />

Vorgehensweise des Nachweises klar geworden sein sollte. Der notwendige Abstand der Ankerplatten<br />

von der Sp<strong>und</strong>wand wird für die untersuchte Geometrie recht groß sein (u.a. da in<br />

der Gleitfuge kaum kohäsive Böden anstehen). Bei eingeschränkten Platzverhältnissen auf<br />

der Landseite der Sp<strong>und</strong>wand ist die Ausführung von Verpressankern evtl. wirtschaftlicher<br />

als die Verwendung von Ankerplatten.<br />

6. Nachweis gegen Aufbruch des Verankerungsbodens<br />

A h,d<br />

E ph,d<br />

E ah,d<br />

3,00<br />

3,87<br />

Abbildung 4.56: Nachweis gegen Aufbruch des Verankerungsbodens<br />

Mit diesem Nachweis wird gezeigt, dass der Erdwiderstand vor der Ankerwand die Lasten aus<br />

der Ankerkraft <strong>und</strong> dem aktiven Erddruck auf die Ankerwand aufnehmen kann. Der Nachweis<br />

wird hier für den Abstand L = 10 m zwischen Sp<strong>und</strong>wand <strong>und</strong> Ankerplatte geführt. Gelingt er<br />

für diesen Abstand, ist er aufgr<strong>und</strong> des um 5 ◦ nach unten geneigten Ankers auch für größere<br />

Abstände erfüllt. Das Nachweisformat lautet:<br />

A h,d + E ah,d<br />

≤ E ph,d


Übungsblätter für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong> Seite 147<br />

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Aktiver Erddruck auf die Ankerwand (GOK bis Fußpunkt Ankerwand):<br />

E ah,k = 1 2 γ h2 K ah = 1 2 · 18 · 3, 872 · 0, 22 = 29, 65 kN/m<br />

E ah,d = γ G E ah,k = 1, 35 · 29, 65 = 40, 03 kN/m<br />

Der passive Erddruck darf maximal mit einem Wandreibungswinkel δ p angesetzt werden, für den<br />

das Gleichgewicht der vertikalen Kräfte ( ∑ V k = 0) noch erfüllt ist:<br />

max(E pv,k ) = E av,k + G k − A v,k<br />

Vertikalkomponente des aktiven Erddruckes auf die Ankerwand:<br />

( ) 2<br />

E av,k = 29, 65 · tan<br />

3 · 35◦ = 12, 79 kN/m<br />

Gewicht der Ankerplatte (Annahme der Dicke d = 0,05 m):<br />

Damit:<br />

Erdwiderstand:<br />

G k = γ Stahl · h · d = 78, 5 · 3, 0 · 0, 05 = 11, 78 kN/m<br />

max(E pv,k ) = 12, 79 + 11, 78 − 15, 60 = 8, 97 kN/m<br />

E pv,k = 1 2 γ h2 K ph tan(−δ p )<br />

K ph (δ p ) =<br />

[<br />

1 −<br />

√<br />

cos 2 (ϕ ′ k )<br />

E pv,k = 1 2 · 18 · 3, 872 · [<br />

sin(ϕ ′ k − δ p) sin(ϕ ′ k )<br />

cos(−δ p )<br />

1 −<br />

√<br />

] 2<br />

cos 2 (35 ◦ )<br />

sin(35 ◦ − δ p ) sin(35 ◦ )<br />

cos(−δ p )<br />

] 2<br />

tan(−δ p ) ≤ 8, 97<br />

Lösung mit Hilfe eines Mathematikprogramms:<br />

δ p = −1, 00 ◦<br />

Damit:<br />

K ph (δ p ) =<br />

[<br />

1 −<br />

√<br />

cos 2 (35 ◦ )<br />

sin(35 ◦ + 1, 00 ◦ ) sin(35 ◦ )<br />

cos(1, 00 ◦ )<br />

] 2<br />

= 3, 82<br />

Nachweis:<br />

E ph,k = 1 2 γ h2 K ph = 1 2 · 18 · 3, 872 · 3, 82 = 514, 91 kN/m<br />

E ph,d = E ph,k<br />

γ Ep<br />

=<br />

514, 91<br />

1, 40<br />

= 367, 79 kN/m<br />

A h,d + E ah,d = 244, 08 + 40, 03 = 284, 11 kN/m ≤ E ph,d = 367, 79 kN/m √<br />

⇒ Nachweis erfüllt!


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4.6 Einfach verankterte, im <strong>Boden</strong> eingespannte Sp<strong>und</strong>wand nach EAU 2004<br />

3<br />

Abbildung 4.57: Geometrie der Sp<strong>und</strong>wand <strong>und</strong> Einwirkungen<br />

Die in Abbildung 4.57 dargestellte Sp<strong>und</strong>wand ist nach EAU 2004 zu bemessen. Im einzelnen sind zu<br />

bearbeiten:<br />

• Zusammenstellung der Einwirkungen auf die Sp<strong>und</strong>wand (inklusive Erddruckumlagerung)<br />

• Bestimmung der erforderlichen Einbindetiefe D<br />

• Nachweis der Vertikalkräfte<br />

Die Tonschicht ist ausreichend <strong>und</strong>urchlässig, so dass eine Umströmung der Sp<strong>und</strong>wand nicht betrachtet<br />

werden muss.


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Lösung<br />

1. Zusammenstellung der charakteristischen Einwirkungen auf die Sp<strong>und</strong>wand<br />

• Erddruckbeiwerte<br />

– Sand:<br />

ϕ ′ k = 30 ◦<br />

δ a = + 2 3 ϕ′ k ⇒ K ah = 0, 28<br />

– Ton (I c = 0, 8):<br />

ϕ ′ k = 20 ◦<br />

δ a = + 2 3 ϕ′ k ⇒ K ah = 0, 43<br />

δ p = − 2 3 ϕ′ k ⇒ K ph = 2, 81<br />

K ach = 2 cos(ϕ′ k ) cos(−δ a)<br />

1 + sin(ϕ ′ k + δ a)<br />

K pch = 2 cos(ϕ′ k ) cos(−δ p)<br />

1 − sin(ϕ ′ k − δ p)<br />

= 2 cos(20◦ ) cos(− 2 3 · 20◦ )<br />

1 + sin(20 ◦ + 2 3 · 20◦ )<br />

= 2 cos(20◦ ) cos( 2 3 · 20◦ )<br />

1 − sin(20 ◦ + 2 3 · 20◦ )<br />

= 1, 18<br />

= 4, 06<br />

• Aktiver Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

e agh,k (z = ±0, 00 m) = 0, 00 kN/m 2<br />

e agh,k (z = −2, 00 m) = 19 · 2, 00 · 0, 28 = 10, 64 kN/m 2<br />

e agh,k (z = −5, 00 m) = 19 · 5, 00 · 0, 28 = 26, 60 kN/m 2<br />

e agh,k (z = −6, 00 m) = (19 · 5, 00 + 11 · 1, 00) · 0, 28 = 29, 68 kN/m 2<br />

e agh,ko (z = −10, 00 m) = (19 · 5, 00 + 11 · 5, 00) · 0, 28 = 42, 00 kN/m 2<br />

e agh,ku (z = −10, 00 m) = (19 · 5, 00 + 11 · 5, 00) · 0, 43 = 64, 50 kN/m 2<br />

e agh,k (z = −10, 00 − t m) = (19 · 5, 00 + 11 · 5, 00 + 10 · t) · 0, 43 = 64, 50 + 4, 3 · t kN/m 2<br />

• Aktiver Erddruck aus Kohäsion (in der Tonschicht 2)<br />

e ach,k = −c K ach = −30 · 1, 18 = −35, 40 kN/m 2<br />

• Aktiver Erddruck aus großflächiger Auflast<br />

e aph,k (z = ±0, 00 m) = 10 · 0, 28 = 2, 80 kN/m 2<br />

e aph,ko (z = −10, 00 m) = 10 · 0, 28 = 2, 80 kN/m 2<br />

e aph,ku (z = −10, 00 m) = 10 · 0, 43 = 4, 30 kN/m 2<br />

e aph,k (z = −10, 00 − t m) = 10 · 0, 43 = 4, 30 kN/m 2


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Zustandsform Konsistenzzahl I C<br />

weich 0, 50 ≤ I C < 0, 75<br />

steif 0, 75 ≤ I C < 1, 00<br />

halbfest bis fest 1, 00 ≤ I C < 1, 25<br />

Tabelle 3: Beurteilung der Konsistenz bindiger Böden<br />

• Untersuchung, ob eine Trennebene vorliegt<br />

Vor der Berechnung des passiven Erddruckes ist zunächst zu untersuchen, ob sich unterhalb<br />

der Berechnungssohle (z = - 10,00 m) ausreichend feste bzw. konsistente Schichten befinden.<br />

Im Fall bindiger Böden muss mindestens eine steife Konsistenz vorliegen. Die Tabelle 3<br />

liefert Kriterien zur Bewertung der Konsistenz bindiger Böden anhand der Konsistenzzahl<br />

I C .<br />

Im Fall der zu bemessenden Sp<strong>und</strong>wand steht unterhalb der Bemessungssohle ein Ton mit<br />

einer Konsistenzzahl I C = 0, 8 > 0, 75 an. Seine Konsistenz ist als steif <strong>und</strong> demnach als<br />

ausreichend zu beurteilen. Es ist daher ohne Trennebene zu rechnen. Die Berechnung erfolgt<br />

für den Fall 1 gemäß Skript ”AfG”, Abschnitt 7.5.1. Der passive Erddruck wird ab Baugrubensohle<br />

in Ansatz gebracht. In der tragfähigen Schicht (Ton) wird mit einem reduzierten<br />

Sicherheitsbeiwert γ Ep,red gerechnet. Der aktive Erddruck wird bis zur Baugrubensohle<br />

umgelagert.<br />

• Passiver Erddruck aus <strong>Boden</strong>eigengewicht<br />

e pgh,k (z = −10, 00 m) = 10 · 0, 0 · 2, 81 = 0, 00 kN/m 2<br />

e pgh,k (z = −10, 00 − t) = 10 · t · 2, 81 = 28, 1 · t<br />

• Passiver Erddruck aus Kohäsion<br />

e pch,k = c K pch = 30 · 4, 06 = 121, 80 kN/m 2<br />

• Wasserüberdruck<br />

wü,k = γ w ∆h = 10 · 1, 0 = 10, 00 kN/m 2<br />

• Graphische Darstellung<br />

⇒ siehe Abbildung 4.58<br />

• Umlagerung des aktiven Erddruckes aus <strong>Boden</strong>eigengewicht, Kohäsion <strong>und</strong> großflächigen<br />

Geländeauflasten<br />

Die Umlagerung erfolgt bis zur Baugrubensohle. Der <strong>Boden</strong> hinter der Sp<strong>und</strong>wand soll nach<br />

dem Rammen der Wand verfüllt werden. Es handelt sich daher um das Herstellverfahren<br />

”Verfüllung hinter Wand” <strong>und</strong> die Umlagerungsfiguren im Bild 7.41b im Skript ”AfG” sind<br />

maßgebend. Die Wahl der Umlagerungsfigur erfolgt anhand der beiden Längen a (Abstand<br />

GOK - Ankerlage) <strong>und</strong> H E (Abstand GOK - Trennebene).


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+ - 0,00<br />

2,80<br />

-2,00<br />

10,64<br />

-6,00<br />

-5,00<br />

26,60<br />

29,68<br />

Baugrubensohle<br />

-10,00<br />

42,00<br />

64,50<br />

2,80<br />

4,30<br />

D<br />

t<br />

121,80<br />

28,1 t<br />

∆d 1<br />

C<br />

64,50 + 4,3 t<br />

35,40 10,00<br />

4,30<br />

e pch,k e pgh,k e agh,k e ach,k w ü,k e aph,k<br />

Abbildung 4.58: Graphische Darstellung der Einwirkungen<br />

H E = 10, 00 m a = 2, 00 m<br />

⇒<br />

0, 1H E < a ≤ 0, 2H E<br />

a<br />

H E<br />

=<br />

2, 00<br />

10, 00<br />

= 0, 20<br />

Damit ist die Umlagerungsfigur ”Fall 5” im Bild 7.41b im Skript ”AfG” maßgebend (siehe<br />

auch Abbildung 4.59).<br />

0,25 e m<br />

H E<br />

e m<br />

1,75 e m<br />

Abbildung 4.59: Maßgebende Umlagerungsfigur


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Resultierende des Erddruckes aus <strong>Boden</strong>eigengewicht bis zur Baugrubensohle bei z = -10,00<br />

m (mit Erddruck aus großflächigen Auflasten, hier kein Erddruck aus Kohäsion oberhalb<br />

der Baugrubensohle vorhanden):<br />

E agh,k = 1 2 · 26, 60 · 5, 00 + 1 · (26, 60 + 42, 00) · 5, 00 + 2, 80 · 10, 00<br />

2<br />

Umgelagerter Erddruck:<br />

= 266, 00 kN/m<br />

e m = E agh,k 266, 00<br />

= = 26, 60 kN/m2<br />

H E 10, 00<br />

0, 25 e m = 0, 25 · 26, 60 = 6, 65 kN/m 2<br />

1, 75 e m = 1, 75 · 26, 60 = 46, 55 kN/m 2<br />

Eine graphische Darstellung der Einwirkungen mit der umgelagerten Erddruckfigur ist der<br />

Abbildung 4.60 zu entnehmen. Großflächige Auflasten an der GOK bis 10 kN/m 2 werden<br />

nach DIN 1054 den ständigen Einwirkungen zugeordnet <strong>und</strong> werden deshalb hier direkt<br />

mit den Einwirkungen aus <strong>Boden</strong>eigengewicht überlagert. Überschreiten die Auflasten 10<br />

kN/m 2 , sollen nur die Anteile über 10 kN/m 2 den veränderlichen Einwirkungen zugeordnet<br />

werden (Bsp.: p=20 kN/m 2 ; Hier müssen jeweils 10 kN/m 2 den ständigen <strong>und</strong> veränderlichen<br />

Einwirkungen zugeordnet werden).<br />

+ - 0,00<br />

6,65<br />

-2,00<br />

14,63<br />

-6,00<br />

-5,00<br />

26,60<br />

30,59<br />

Baugrubensohle<br />

121,80<br />

-10,00<br />

46,55<br />

33,40<br />

D<br />

t<br />

A h,k<br />

x B<br />

B h,k<br />

C<br />

121,80 + 28,1 t ∆d 1 C 33,40+ 4,3 t<br />

h,k<br />

10,00<br />

e pgh,k e ag+c+ph,k<br />

w ü,k<br />

Abbildung 4.60: Graphische Darstellung der Einwirkungen nach der Erddruckumlagerung


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2. Ermittlung der notwendigen Einbindetiefe<br />

Die notwendige Einbindetiefe wird an dieser Stelle iterativ mit Hilfe eines Stabwerksprogrammes<br />

(z.B. RuckZuck) ermittelt. Das statische System mit den unbekannten Auflagerkräften (Ankerkraft<br />

A h,k , der Erdauflagerkraft B h,k sowie Ersatzkraft C h,k nach BLUM)<strong>und</strong> den charakteristischen<br />

Einwirkungen auf der aktiven Seite ist in Abbildung 4.62 dargestellt. Die Ersatzkraft C h,k<br />

greift dabei im theoretischen Fusspunkt C (Drehpunkt) der Wand an. Die <strong>Boden</strong>reaktion auf der<br />

passiven Seite wird durch die Erdauflagerkraft B h,k ersetzt, die im Schwerpunkt der zu erwartenden<br />

Erdwiderstandsfigur angreift ( Wichtig: Die charakteristische Erdauflagerkraft B h,k ist nicht<br />

identisch mit dem maximal möglichen Erdwiderstand wie in Abbildung 4.60 dargestellt). Die<br />

Einbindetiefe t von der Baugrubensohle bis zum theoretischen Fusspunkt C wird solange variiert<br />

bis der gewünschte Ausnutzungsgrad µ des Erdauflagers erreicht wird. Der Ausnutzungsgrad des<br />

Erdauflagers ergibt sich als:<br />

mit<br />

µ = E d<br />

R d<br />

= B h,d<br />

E ph,d<br />

• Bemessungswert des Erdauflagers B h,d :<br />

B h,d = B Gh,k γ G + B Qh,k γ Q + B W h,k γ G,red<br />

= B Gh,k · 1, 35 + B Qh,k · 1, 50 + B W h,k · 1, 20<br />

• Bemessungswert des Erdwiderstandes:<br />

E ph,d = E ph,k<br />

γ Ep,red<br />

= E ph,k<br />

1, 20<br />

• Charakteristischer Wert des Erdwiderstandes:<br />

E ph,k = 1 · (121, 80 + (121, 80 + 28, 1 · t)) · t<br />

2<br />

= 60, 90 · t + 14, 05 · t 2<br />

• Lage der Resultierenden der Erdauflagerkraft<br />

Die Erdauflagerkraft B h,k wird in Höhe des Schwerpunktes der Fläche des Erdwiderstandes<br />

angesetzt (siehe Abbildung 4.60). Der Schwerpunkt eines Trapezes mit den Seitenabmessungen<br />

a <strong>und</strong> b <strong>und</strong> der Höhe h (Abbildung 4.61) liegt bei:<br />

x s = a h h 2 + 1 2 (b − a) h 2 3 h<br />

1<br />

2 (a + b) h = a h + 2 3<br />

(b − a) h<br />

a + b<br />

=<br />

(a + 2b)h<br />

3(a + b)


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a<br />

x s<br />

h<br />

b<br />

Abbildung 4.61: Schwerpunkt eines Trapezes<br />

Im Fall des Erdauflagers ergibt sich die Länge x B (siehe Abbildung 4.60) zu:<br />

x B =<br />

[121, 80 + 2 · (121, 80 + 28, 1 · t)] · t<br />

3 · (121, 80 + 121, 80 + 28, 1 · t)<br />

= 43, 6 · t2 + 365, 4 · t<br />

730, 80 + 65, 40 · t<br />

10,00<br />

w ü,k<br />

6,65<br />

14,63<br />

26,60<br />

30,59<br />

46,55<br />

33,40<br />

33,40+ 4,3 t<br />

e ag+c+ph,k<br />

A h,k<br />

B h,k<br />

C h,k<br />

t - x B<br />

10,0 m<br />

t<br />

2,0 m 8,0 m x B<br />

Abbildung 4.62: 1-fach statisch unbestimmtes System für Eingabe in Stabwerkprogramm<br />

• Bestimmung der charakteristischen Auflagerkräfte aus den ständig wirkenden Lasten, den<br />

Verkehrslasten <strong>und</strong> dem Wasserdruck mit Hilfe des Stabwerksprogrammes RuckZuck<br />

Zunächst schätzt man die Einbindetiefe t von der Baugrubensohle bis zum theoretischen<br />

Fußpunkt der Sp<strong>und</strong>wand ab. In diesem Beispiel beginnen wir mit der Einbindetiefe t=6m<br />

(das entspricht etwas mehr als der halben Baugrubentiefe). Daraus berechnet man die Erddruckordinate<br />

im rechnerischen Fußpunkt (Spalte 2 in Abbildung 4.63). Anschließend wird<br />

der Angriffspunkt der Erdauflagerkraft B h,k berechnet (Spalte 3). Das Stabwerksprogramm<br />

berechnet für die gewählte Einbindetiefe die resultierenden charakteristischen Auflagerkräfte<br />

aus ständigen Lasten (Spalte 4-6) <strong>und</strong> aus dem Wasserdruck (Spalte 7-9). Aus den<br />

charakteristischen Erdauflagerkräften ergibt sich der Bemessungswert der Erdauflagerkraft<br />

B h,d (Spalte 10). Der Bemessungswert des Erdwiderstandes E ph,d kann für die geschätzte<br />

Einbindetiefe ebenfalls berechnet werden (Spalte 11). In Spalte 12 ist abschließend der Ausnutzungsgrad<br />

µ dargestellt. Für die Einbindetiefe t=6m ergibt sich ein Ausnutzungsgrad


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von 0,8. Möchte man einen höheren Ausnutzungsgrad erreichen (max. µ = 1,0) verringert<br />

man im nächsten Iterationsschritt die Einbindetiefe t <strong>und</strong> berechnet den resultierenden<br />

Ausnutzungsgrad. Die Abhängigkeit des Ausnutzungsgrades von der Einbindetiefe ist für<br />

dieses Berechnungsbeispiel in Abbildung 4.64 dargestellt. Mit zunehmender Einbindetiefe<br />

nimmt die Erdauflagerkraft <strong>und</strong> somit der Ausnutzungsgrad (Wirtschaftlichkeit) ab.<br />

1 2 3 4 5 6<br />

geschätzte<br />

Einbindetiefe<br />

t<br />

[m]<br />

Erddruckordinate<br />

im<br />

rechnerischen<br />

Fußpunkt C<br />

(33,40+4,30t)<br />

[kN/m²]<br />

Schwerpunkt<br />

Erdauflagerkraft<br />

x B<br />

[m]<br />

Auflagerkräfte aus ständigen Lasten<br />

A Gh,k<br />

[kN/m²]<br />

B Gh,k<br />

[kN/m²]<br />

C Gh,k<br />

[kN/m²]<br />

6 59,20 3,41 144,98 509,57 110,76<br />

4 50,60 2,21 127,14 474,28 167,41<br />

4,96 54,73 2,78 135,58 485,33 136,34<br />

7 8 9 10 11 12<br />

geschätzte<br />

Einbindetiefe<br />

t<br />

[m]<br />

Auflagerkräfte aus Wasserdruck<br />

A Wh,k<br />

[kN/m²]<br />

B Wh,k<br />

[kN/m²]<br />

C Wh,k<br />

[kN/m²]<br />

Bemmessungserdauflagerkraft<br />

B h,d<br />

[kN/m²]<br />

Bemmessungserdwiderstand<br />

E h,d<br />

[kN/m²]<br />

Ausnutzungsgrad<br />

µ<br />

[-]<br />

6 17,79 116,84 29,63 828,13 1030,50 0,80<br />

4 13,59 110,97 39,56 773,44 593,33 1,30<br />

4,96 15,57 112,89 33,86 790,66 791,48 1,00<br />

Abbildung 4.63: Ergebnisse der iterativen Berechnung mit RuckZuck<br />

1,4<br />

1,3<br />

Ausnutzungsgrad µ [-]<br />

1,2<br />

1,1<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5<br />

Einbindetiefe t [m]<br />

Abbildung 4.64: Änderung des Ausnutzungsgrades µ mit der Einbindetiefe t<br />

Gewählt wird eine Einbindetiefe bis zum theoretischen Fußpunkt C von 4,96 m. In diesem<br />

Vorgehen ist die Überprüfung der Grenzgleichgewichtsbedingung B Gh,d · γ G + B Qh,d · γ Q ≤<br />

E ph,d /γ Ep bereits enthalten <strong>und</strong> wird daher an dieser Stelle nicht erneut nachgewiesen.<br />

• Bestimmung der zusätzlichen Länge ∆d 1 zur Aufnahme der BLUM´schen Ersatzkraft C<br />

Zur Bestimmung der gesamten Einbindetiefe D muss noch die zusätzliche Länge der Sp<strong>und</strong>wand<br />

∆d 1 unterhalb des theoretischen Fußpunktes C ermittelt werden. Die Ersatzkraft<br />

C h,k ersetzt den Erdwiderstand unterhalb des Drehpunktes C (theoretischer Fußpunkt)<br />

<strong>und</strong> korrigiert den vereinfacht angenommenen Erdwiderstand auf der Wasserseite. Um die


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tatsächlich flächenhaft verteilte Eratzkraft im <strong>Boden</strong> auf der Bergseite zu wecken, muß<br />

die theoretische Rammtiefe um ∆d 1 erhöht werden. Neben pauschalen Ansätzen ( min.<br />

∆d 1 = 0, 2 · t, wie in EAB vorgeschlagen) wird in der EAU auch eine Weiterentwicklung<br />

des Ansatzes nach LACKNER verwendet. Im GZ 1B muß die Grenzzustandsbedingung<br />

C h,d ≤ E phC,d<br />

C h,d = C Gh,k · γ G + C Qh,k · γ Q<br />

eigehalten werden. Der Bemessungserdwiderstand E phC,d im Drehpunkt C berechnet sich<br />

zu<br />

E phC,d = ∆d 1 · e pghC,k ·<br />

e pghC,k = Erdwiderstand in der Höhe des theoretischen Fußpunktes auf der Bergseite (Vertikalspannung<br />

hinter der Wand am theoretischen Fußpunkt multipliziert mit dem Erdwiderstandsbeiwert<br />

k<br />

ph,k ′ für den <strong>Boden</strong> mit einem Wandreibungswinkel δC p = −ϕ ′ k bis + 1 3 ϕ′ k<br />

mit<br />

1<br />

γ Ep<br />

e pghC,k = σ v,k · k ph,k<br />

′<br />

σ v,k = γ ′ · h ′<br />

mit γ ′ = Wichte des <strong>Boden</strong>s in Höhe des theoretischen Fußpunktes C:<br />

γ ′ = 11 kN<br />

m 2<br />

h ′ = auf die Wichte γ ′ bezogene Auflasthöhe auf der aktiven Seite im Punkt C<br />

h ′ = 4, 96 m + 5, 00m ·<br />

= 19, 51 m<br />

11<br />

kN<br />

m 3<br />

11 kN<br />

m 3<br />

+ 5, 00m ·<br />

19<br />

kN<br />

m 3<br />

11 kN<br />

m 3<br />

+<br />

10<br />

kN<br />

m 3<br />

11 kN<br />

m 3<br />

Die k<br />

ph,k ′ -Werte für positive Wandreibungswinkel δ p können für α = 0 <strong>und</strong> β = 0 im<br />

Sp<strong>und</strong>wandhandbuch,<br />

⎫<br />

Tafel 4.4 abgelesen werden.<br />

ϕ k = 20 ◦ ⎪⎬<br />

δp C = + 1 ⇒ k<br />

3 ϕ′ ph,k ′ = 1, 71<br />

k<br />

⎪⎭<br />

Bei kohäsiven Böden gilt:<br />

⇒ e pghC,k = σ v,k · k ′ ph,k + 2 · c′ k ·<br />

√<br />

k ′ ph,k<br />

= 11, 00 kN<br />

m 3 · 19, 51 m · 1, 71 + 2 · 30, 00<br />

kN<br />

m 3 · √1,<br />

71<br />

= 445, 44 kN<br />

m 2


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für den Lastfall 1 (ständiges Bauwerk) mit den charakteristischen BLUMschen Ersatzkräften<br />

C h,k für ständige Einwirkungen aus Abbidung 4.63, Zeile 3:<br />

C Gh,k · γ G + C W h,k · γ G,red ≤ ∆d 1 · e pghC,k ·<br />

1<br />

γ Ep<br />

⇒ ∆d 1 ≥ C Gh,k · γ G + C W h,k · γ G,red<br />

1<br />

e pghC,k ·<br />

γ Ep,red<br />

136, 34 · 1, 35 + 33, 86 · 1, 20<br />

=<br />

1<br />

445, 44 ·<br />

1,20<br />

= 0, 61m ⇒ maßgebend !<br />

Nach EAU ist zudem ein erforderlicher Mindestwert ∆t MIN in Abhängigkeit des gewünschten<br />

Einspanngrades definiert:<br />

∆t MIN =<br />

=<br />

τ 1−0<br />

100 · t 1−0<br />

10<br />

100<br />

100<br />

· 4, 96<br />

10<br />

= 0, 496 m ⇒ nicht maßgebend<br />

mit τ 1−0 = gewünschter Einspanngrad [%] (hier 100 %); t 1−0 = zum Einspanngrad gehörende<br />

Einbindetiefe (hier 4,96 m)<br />

Die minimale gesamte Einbindetiefe D berechnet sich somit zu:<br />

D ges = t + ∆d 1 = 4, 96 m + 0, 61 m<br />

= 5, 57 m<br />

⇒ gewaehlt D ges = 5, 75 m<br />

Nachweis für gewähltes ∆d 1 = 0,79 m<br />

Nachweis ist erfüllt.<br />

C h,d ≤ E phC,d<br />

C Gh,k · γ G + C W h,k · γ G,red ≤ 2 · ∆d 1 · e pghC,k ·<br />

136, 34 · 1, 35 + 33, 86 · 1, 20 ≤ 2 · 0, 79 · 445, 44 ·<br />

224, 69 kN m ≤ 586, 50kN √<br />

m<br />

1<br />

γ G,red<br />

1<br />

1, 20<br />

• Anmerkung zur Vorgehensweise bei freier Auflagerung<br />

Die notwendige Einbindetiefe einer frei aufgelagerten Sp<strong>und</strong>wand kann ebenfalls iterativ<br />

mit Hilfe eines Stabwerksprogrammes ermittelt werden. Dabei muß man jedoch auf die<br />

richtige Wahl des statischen Systems achten. Das bei freier Auflagerung statisch bestimmte<br />

System mit den unbekannten Auflagerkräften (Ankerkraft A h,k <strong>und</strong> Erdauflagerkraft<br />

B h,k )<strong>und</strong> den charakteristischen Einwirkungen auf der aktiven Seite ist in Abbildung 4.65


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dargestellt. Das Vorgehen ist identisch zu dem bei voll eingespannter Verbauwand, lediglich<br />

die Ersatzkraft C h,k entfällt. Die <strong>Boden</strong>reaktion auf der passiven Seite wird durch die<br />

Erdauflagerkraft B h,k ersetzt, die im Schwerpunkt der zu erwartenden Erdwiderstandsfigur<br />

angreift. Im Gegensatz zum Vorgehen bei eingespannter Sp<strong>und</strong>wand, wird in diesem Fall die<br />

endgültige Einbindetiefe D von der Baugrubensohle bis zum tatsächlichen Fusspunkt FP<br />

der Verbauwand solange variiert, bis der gewünschte Ausnutzungsgrad µ des Erdauflagers<br />

erreicht wird.<br />

10,00<br />

w ü,k<br />

6,65<br />

14,63<br />

26,60<br />

30,59<br />

46,55<br />

33,40<br />

33,40+ 4,3 t<br />

e ag+c+ph,k<br />

FP<br />

A h,k<br />

Bh,k<br />

D - x B<br />

10,0 m<br />

D<br />

2,0 m 8,0 m x B<br />

Abbildung 4.65: Statisch bestimmtes System bei freier Auflagerung<br />

Die Abhängigkeit des Ausnutzungsgrades von der Einbindetiefe D ist für den Fall der frei<br />

aufgelagerten Sp<strong>und</strong>wand in Abbildung 4.67 dargestellt. Nach einigen Iterationen erhält<br />

man die gesuchte Einbindetiefe D=2,79m, bei der die Bemessungserdauflagerkraft gleich<br />

dem Bemessungserdwiderstand ist (µ = 1). Zur Kontrolle kann man abschließend das Momentengleichgewicht<br />

∑ M A = 0 um die Ankerlage A nachweisen.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

geschätzte<br />

Einbindetiefe<br />

D<br />

[m]<br />

Erddruckordinate<br />

im<br />

Fußpunkt FP<br />

(33,40+4,30t)<br />

[kN/m²]<br />

Schwerpunkt<br />

Erdauflagerkraft<br />

xB<br />

[m]<br />

Auflagerkräfte aus ständigen<br />

Lasten<br />

AGh,k<br />

[kN/m²]<br />

BGh,k<br />

[kN/m²]<br />

Auflagerkräfte aus<br />

Wasserdruck<br />

AWh,k<br />

[kN/m²]<br />

BWh,k<br />

[kN/m²]<br />

Bemmessungserdauflagerkraft<br />

Bh,d<br />

[kN/m²]<br />

Bemmessungserdwiderstand<br />

Eh,d<br />

[kN/m²]<br />

Ausnutzungsgrad<br />

µ [-]<br />

3 46,30 1,63 149,22 236,32 18,58 56,42 386,74 409,88 0,94<br />

2 42,00 1,06 141,40 200,01 16,62 48,38 328,07 249,83 1,31<br />

2,79 45,40 1,51 147,64 228,28 18,17 54,73 373,85 374,32 1,00<br />

Abbildung 4.66: Ergebnisse der iterativen Berechnung mit RuckZuck (freie Auflagerung)


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Ausnutzungsgrad µ [-]<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

1,1<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5<br />

Einbindetiefe D [m]<br />

Abbildung 4.67: Änderung des Ausnutzungsgrades µ mit der Einbindetiefe D (frei aufgelagert)<br />

3. Nachweis der Vertikalkräfte<br />

Ob die berechnete Einbindetiefe ausreichend ist, kann abschliessend nur geklärt werden, wenn<br />

nachgewiesen werden kann, daß der gewählte Neigungswinkel δ p,k für den Erdwiderstand (somit<br />

die Horizontalkomponenete E ph ) im Erdauflager auch mobilisiert werden kann. Damit wird<br />

sichergestellt, daß der Erdwiderstand urch die Annahme von δ p,k nicht überschätzt wurde. Überprüft<br />

wird dies über den Nachweis des inneren Gleichgewichtes der Vertikalkräfte.<br />

• Vertikales Gleichgewicht zur Überprüfung des Ansatzes von δ p,k (inneres Gleichgewicht)<br />

– Nachweisformat:<br />

∑<br />

Vk ↓ ≥ B v,k ↑<br />

G k + E aGv,k + A v,k + 1 2 C v,k ≥ B h,k<br />

tan(δ p ) − 1 2 C v,k<br />

Nach EAU 8.2.4.3(3) wird die Vertikalkomponenete des Erddruckes E v,k , sowie des<br />

Erdauflagers B v,k bis zum theoretischen Fußpunkt angesetzt ( die Erddruckordinate in<br />

Höhe des theoretischen Fußpunktes kann somit aus Abbildung 4.63, Zeile 3 abgelesen<br />

werden). Die Ersatzkraft C wird nur in halber Größe angesetzt, dies hat zur Folge,<br />

daß die Horizontalkomponente des <strong>Boden</strong>auflagers B h,k um 1 2 C h,k abzumindern ist,<br />

während die Vertikalkomponenete der Ersatzkraft C h,k nur zur Hälfte angesetzt werden<br />

darf.<br />

– Überprüfung, ob Verkehrslasten günstig wirken<br />

Hier liegen keine Verkehrslasten vor (die unbegrenzte Auflast p k wird als ständige Last<br />

betrachtet), somit kann dieser Nachweis entfallen.<br />

– Vertikalkomponente des Erddruckes E aGv,k aus ständigen Lasten (bis zum theoretischen<br />

Fußpunkt C):<br />

E Sand<br />

ag+ch,k = 1 2<br />

E Sand<br />

ag+cv,k = E Sand<br />

ag+ch,k<br />

E T on<br />

ag+ch,k = 1 2<br />

E T on<br />

ag+cv,k = E T on<br />

ag+ch,k<br />

· (6, 65 + 46, 55) · 10, 00 = 266, 00 kN/m<br />

( ) 2 tan(δ a) = 266, 00 · tan<br />

3 · 30◦<br />

· (33, 4 + 54, 73) · 4, 96 = 218, 56 kN/m<br />

( ) 2 tan(δ a) = 218, 56 · tan<br />

3 · 20◦<br />

= 96, 82 kN/m<br />

= 51, 80 kN/m<br />

E aGv,k = Eag+cv,k Sand<br />

on<br />

+ ET ag+cv,k<br />

= 96, 82 + 51, 80 = 148, 62 kN/m


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– Eigengewicht der Sp<strong>und</strong>wand G k :<br />

In Bezug auf die Bemessung des Profils der Sp<strong>und</strong>wand sei auf die Aufgabe 4.1 dieses<br />

Übungsskripts verwiesen. An dieser Stelle wird auf eine Bemessung verzichtet <strong>und</strong> das<br />

Profil LARSSEN 604 (Masse 124 kg/m 2 , Stahlquerschnitt A s = 0,0158 m 2 /m, Steghöhe<br />

h = 0,38 m, Stegneigung α = 66 ◦ ) angesetzt.<br />

G k = m g L = 124 · 9, 81 · 15, 75 ·<br />

– Vertikalkomponente der Ankerkraft A v,k :<br />

1<br />

1000<br />

= 19, 16 kN/m<br />

A v,k = (135, 58 + 15, 57) · tan(10 ◦ ) = 26, 65 kN/m<br />

– Abgeminderte Vertikalkomponente der BLUMschen Ersatzkraft 1 2 C v,k:<br />

1<br />

2 C v,k = 1 2 (C Gh,k + C W h,k ) · tan(δ C p )<br />

= 1 2 (136, 64 + 33, 86) · tan(1 3 20◦ ) = 85, 10 · tan(6, 67 ◦ )<br />

= 9, 95 kN/m<br />

– Abgeminderte Vertikalkomponente der Erdauflagerkraft B v,k,red :<br />

– Nachweis<br />

B h,k = B Gh,k + B W h,k = 485, 33 + 112, 89 = 598, 22 kN/m<br />

B v,k,red = B h,k tan(δ p ) − 1 2 C v,k<br />

( ) 2<br />

= 598, 22 · tan<br />

3 · 20◦ − 9, 95 = 141, 78 − 9, 95<br />

= 131, 83 kN/m<br />

∑<br />

Vk = G k + E aGv,k + A v,k + 1 2 C v,k<br />

= 19, 16 + 148, 62 + 26, 65 + 9, 95 = 204, 38 kN/m<br />

> B v,k,red = 131, 83 kN/m √ ⇒ Nachweis erfüllt!<br />

• Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit (äußeres Gleichgewicht)<br />

Hier müssen für den Nachweis der Sicherheit gegen Versagen der Sp<strong>und</strong>wand durch Versinken<br />

im Baugr<strong>und</strong> alle nach unten gerichteten Beanspruchungen, wie auch der axiale<br />

Widerstand, durch ihre Bemessungswerte berücksichtigt werden.<br />

– Nachweisformat:<br />

∑<br />

Vd ↓ ≤ R 1,d ↑<br />

Die vertikalen Kräfte infolge von Verkehrslasten sind in diesem Nachweis zu berücksichtigen,<br />

da sie ungünstig wirken (für dieses Beispiel unerheblich). Die Vertikalkräfte<br />

infolge des Erddrucks werden wie beim Nachweis des inneren Gleichgewichtes nur bis<br />

zum theoretischen Fußpunkt C berücksichtigt. Die Erdauflagerkraft B h,k wird um die<br />

halbe Ersatzkraft C h,k abgemindert. Da zur Mobilisierung eines Fußwiderstandes eine<br />

größere axiale Verschiebung der Sp<strong>und</strong>wand nötig ist, als zur Mobilisierung eines<br />

Mantelwiderstandes, darf nach EAU die Ersatzkarft C k mit nach oben gerichteten Neigungswinkeln<br />

(maximal δp<br />

C = −ϕ k ) berücksichtigt werden.


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– Abzutragende Bemessungs-Vertikalkraft ∑ V d :<br />

∑<br />

Vd = γ G (G k + E aGv,k ) + γ Q E aQv,k + A v,d<br />

= 1, 35 · (19, 16 + 148, 62) + 1, 50 · 0, 00<br />

+ (1, 35 · 135, 58 + 1, 20 · 15, 57) · tan(10 ◦ )<br />

= 226, 50 + 35, 57<br />

= 262, 07 kN/m<br />

– Widerstand aus Spitzendruck R 1b,k :<br />

q b,k = 600 + 120 · (D − 0, 50)<br />

= 600 + 120 · (5, 75 − 0, 50) = 1230 kN/m 2<br />

A b = h κ F = h · (0, 015 α − 0, 35)<br />

= 0, 38 · (0, 015 · 66 − 0, 35) = 0, 24 m 2 /m<br />

R 1,b,k = q b,k A b = 1230 · 0, 24 = 295, 20 kN/m<br />

– Widerstand aus Erstazkraft C nach BLUM R 1Cv,k :<br />

δp C = −ϕ k<br />

C v,k = 1 2 C h,k · tan(20 ◦ ) = 1 2 (136, 34 + 33, 86) · tan(20◦ )<br />

= 30, 97 kN/m<br />

– Gesamtwiderstand R 1,d :<br />

– Nachweis:<br />

R 1,k = B v,k,red + R 1b,k + R 1Cv,k = 131, 83 + 295, 20 + 30, 97<br />

= 458, 00 kN/m<br />

R 1,d = R 1,k<br />

γ P<br />

=<br />

458, 00<br />

1, 4<br />

= 327, 14 kN/m<br />

∑<br />

Vd = 262, 07 kN/m < R 1,d<br />

√ ⇒ Nachweis erfüllt!<br />

– Anmerkung<br />

Alternativ kann die Fläche A b des Spitzendruckes nach EAU 2004 aus A b = 6 ÷ 8 A s<br />

mit dem Stahlquerschnitt A s des Sp<strong>und</strong>wandprofils ermittelt werden. Dies trägt Ergebnissen<br />

aus Probebelastungen Rechnung, wonach der oben verwendete Ansatz nach<br />

Weißenbach zu große Tragfähigkeiten liefert. In diesem Fall ergäbe sich:<br />

A b = 8 · 0, 0158 = 0, 13 m 2 /m<br />

R 1b,k = 1230 · 0, 13 = 151, 29 kN/m<br />

R 1,k = 131, 83 + 151, 29 + 30, 97 = 314, 09kN/m<br />

314, 09<br />

R 1,d = = 224, 35 kN/m<br />

1, 4<br />

∑<br />

Vd = 262, 07 kN/m > R 1,d ⇒ Nachweis nicht erfüllt!<br />

Der Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit gelingt mit diesem Ansatz für A b nicht.


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5 Pfahlgründungen


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5.1 Rammpfähle, Pfahlrost<br />

Aufgabenstellung<br />

Auf einem Hafengelände soll eine neue Straße entlang des Ufers geführt werden. Gewählt wird die in<br />

Abbildung 5.1 dargestellte Konstruktion aus einem Pfahlrost <strong>und</strong> einer Sp<strong>und</strong>wand. Bei den Pfählen<br />

des Pfahlrostes handelt es sich um gerammte Verdrängungspfähle aus Stahl (Profil HEB 300), die in<br />

4 Pfahlreihen angeordnet werden. Der Abstand der Pfähle in den Pfahlreihen untereinander beträgt<br />

a = 1, 50 m. Die in Abbildung 5.1 angegebenen Beanspruchungen N k , T k <strong>und</strong> M k beinhalten alle zu<br />

berücksichtigenden Einwirkungen auf den Pfahlrost.<br />

Die Sp<strong>und</strong>wand wird nicht zur Abtragung der Lasten, die auf den Pfahlrost wirken, herangezogen. Sie<br />

ist lediglich auf den anstehenden Erddruck <strong>und</strong> den Wasserüberdruck zu bemessen, was nicht Gegenstand<br />

dieser Aufgabe sein soll.<br />

Folgende Punkte sind zu bearbeiten:<br />

1. Ermittlung der Beanspruchungen in den einzelnen Pfählen mit Hilfe des CULMANN-Verfahrens.<br />

2. Ermittlung der Beanspruchungen in den einzelnen Pfählen mit Hilfe des Spannungstrapezverfahrens.<br />

3. Abschätzen der Pfahlwiderstände anhand tabellierter Erfahrungswerte (AfG Bild 6.49).<br />

4. Nachweis der Tragfähigkeit (GZ1B) <strong>und</strong> der äußeren Gebrauchstauglichkeit (GZ2) für alle Pfähle.<br />

0,00 + -<br />

N k = 500 kN/m<br />

M k = 250 kNm/m<br />

T k = 100 kN/m<br />

Sp<strong>und</strong>wand<br />

Auffüllung:<br />

Sand, nicht tragfähig<br />

-4,00<br />

-5,00<br />

-6,00<br />

30˚<br />

8,13˚<br />

-10,00<br />

1 2 3 4<br />

gewachsener <strong>Boden</strong>:<br />

Ton, c u,k = 200 kN/m 2<br />

-17,00<br />

8,00<br />

0,50 2,00 4,00 1,50<br />

Abbildung 5.1: Geometrie der Ufereinfassung


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Lösung<br />

1. Pfahlbeanspruchungen mit CULMANN-Verfahren<br />

• Resultierende Beanspruchung R k in der F<strong>und</strong>amentsohle:<br />

R k =<br />

√<br />

N 2 k + T 2 k = √ 500 2 + 100 2 = 509, 9 kN/m<br />

• Neigung α der resultierende Beanspruchung R k bezüglich der Vertikalen:<br />

( ) ( )<br />

Nk<br />

500<br />

α = arctan = arctan = 78, 7 ◦<br />

T k 100<br />

• Exzentrizität e der resultierende Beanspruchung R k :<br />

e = M k<br />

= 250 = 0, 50 m<br />

N k 500<br />

• Das Culmann-Verfahren:<br />

Das Culmann-Verfahren ist ein graphisches Verfahren zur Ermittlung der Pfahlbeanspruchungen.<br />

Es ist nur auf statisch bestimmte Systeme anwendbar, d.h. bei ebenen Systemen<br />

dürfen maximal drei Pfahlkräfte unbekannt sein, deren Wirkungslinien (W L−E k,i ) müssen<br />

allerdings bekannt sein. Da in dem vorliegenden (statisch unbestimmten) System vier Pfahlkräfte<br />

unbekannt sind (E k,1 , E k,2 , E k,3 , E k,4 ), werden als Näherung diejenigen Pfahlkräfte<br />

mit parallelen Wirkungslinien (W L − E k,1 <strong>und</strong> W L − E k,2 ) zu einer Resultierenden zusammengefasst<br />

, deren Wirkungslinie (W L − E k,1+2 ) genau mittig zwischen den beiden<br />

parallelen Wirkungslinien angesetzt wird. Das System wird somit statisch bestimmt. Mit<br />

Hilfe des Culmann-Verfahrens werden nun die Gleichgewichtsbedingungen graphisch ausgewertet.<br />

Das System ist nur dann im Gleichgewicht, wenn die Wirkungslinien der aus je zwei<br />

Kräften (hier: E k,1+2 <strong>und</strong> R k sowie E k,3 <strong>und</strong> E k,4 ) ermittelten beiden Teilresultierenden<br />

(hier: R 1 aus E k,1+2 + R k sowie R 2 aus E k,3 + E k,4 ) zusammenfallen ( ∑ M = 0, Konstruktion<br />

der Culmann-Geraden im Lageplan) <strong>und</strong> diese Teilresultierenden entgegengesetzt<br />

gleich groß sind ( ∑ F = 0, im Krafteck).<br />

• CULMANN-Gerade C im Lageplan<br />

Die Culmann-Gerade wird im Lageplan (Abbildung 5.2) also dadurch konstruiert, dass die<br />

Wirkungslinien von E k,1+2 <strong>und</strong> R k zum Schnitt gebracht werden (I), ebenso wie die Wirkungslinien<br />

von E k,3 <strong>und</strong> E k,4 (II). Durch diese beiden Schnittpunkte wird die Culmann-<br />

Gerade gelegt <strong>und</strong> mit der gleichen Neigung in den Kräfteplan (Abbildungen 5.3 – 5.5)<br />

übertragen.<br />

Hier (Abbildung 5.3) wird zunächst in einem festgelegten Maßstab 1 cm ∧ = 100 kN/m die<br />

vom Betrag her bekannte Kraft R k eingetragen <strong>und</strong> dann E k,1+2 so eingezeichnet, dass diese<br />

beiden Kräfte zu der Resultierenden Kraft R 1 zusammengefasst werden können. Anschließend<br />

(5.4) werden E k,3 <strong>und</strong> E k,4 in Richtung ihrer Wirkungslinien so eingetragen, dass ihre<br />

Resultierende R 2 der Resultierenden R 1 entgegengesetzt gleich groß ist.


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WL-E k,1+2<br />

WL-R k<br />

WL-E k,4 WL-Ek,3<br />

C<br />

e<br />

M<br />

II<br />

I<br />

WL-R k WL-E k,1+2 WL-E k,3 WL-E k,4<br />

Abbildung 5.2: Ermittlung der CULMANN-Geraden C im Lageplan


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C<br />

C<br />

E k,1+2<br />

E k,1+2<br />

R 2<br />

R k E k,3<br />

R k R 1<br />

E k,4<br />

Abbildung 5.3: Resultierende R 1<br />

Abbildung 5.4: Resultierende R 2<br />

C<br />

E k,1+2<br />

R k<br />

E k,3<br />

E k,4<br />

Abbildung 5.5: Krafteck im Maßstab 1 cm ∧ = 100 kN/m


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• Pfahlbeanspruchungen E k,i pro lfd. m<br />

Abgemessen in Abbildung 5.5:<br />

E k,1+2 = E k,1 + E k,2 = 300 kN/m<br />

→ E k,1 = 150 kN/m<br />

→ E k,2 = 150 kN/m<br />

E k,3 = 440 kN/m<br />

E k,4 = 240 kN/m<br />

• Pfahlbeanspruchungen E k,i pro Pfahl<br />

E k,1 = 150 kN/m · 1, 50 m = 225 kN (Druck)<br />

E k,2 = 150 kN/m · 1, 50 m = 225 kN (Druck)<br />

E k,3 = 440 kN/m · 1, 50 m = 660 kN (Druck)<br />

E k,4 = 240 kN/m · 1, 50 m = 360 kN (Zug)<br />

2. Pfahlbeanspruchungen mit Spannungstrapezverfahren Auch das Spannungstrapezverfahren<br />

ist ein Näherungsverfahren zur Berechnung der Beanspruchungen in den Pfählen. Die<br />

Berechnung als statisch unbestimmter Durchlaufträger würde die genauen Beanspruchungen in<br />

den Pfählen ergeben.<br />

• Anwendungsgrenzen<br />

vorwiegend senkrechte Beanspruchung bei<br />

• Randspannungen in Sohle<br />

σ 1 = N k<br />

A + M k<br />

W <strong>und</strong> σ 2 = N k<br />

A − M k<br />

W<br />

mit:<br />

Randspannungen:<br />

σ 1,2 =<br />

500 kN/m<br />

8, 0 m 2 /m<br />

N k<br />

≥ 5<br />

T k<br />

N k<br />

= 500<br />

T k 100 = 5 ≥ 5 √<br />

A = b · h = 1, 0 m/m · 8, 0 m = 8, 0 m 2 /m<br />

W = b · h2<br />

6<br />

±<br />

=<br />

1, 0 m/m · (8, 0 m)2<br />

6<br />

250 kNm/m<br />

10, 67 m 3 /m<br />

σ 1,2 = 62, 50 kN/m 2 ± 23, 43 kN/m 2<br />

σ 1 = 85, 93 kN/m 2<br />

σ 2 = 39, 07 kN/m 2<br />

= 10, 67 m 3 /m


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Ruhr-Universität Bochum<br />

85, 93 kN/m 2<br />

77, 14 kN/m 2<br />

59, 57 kN/m 2<br />

39, 07 kN/m 2<br />

N k,I<br />

N k,II<br />

N k,III<br />

0, 50<br />

2, 00 4, 00<br />

1, 50<br />

1, 50 3, 00 3, 50<br />

Abbildung 5.6: Spannungstrapez, resultierende Beanspruchungen der Pfahlbereiche<br />

Berechnung der Pfahlbeanspruchungen E k,i aus den Beanspruchungen des F<strong>und</strong>aments<br />

N k,i :<br />

N k,I = 1 (85, 93 + 77, 14) · 1, 50 = 122, 30 kN/m<br />

2<br />

N k,II = 1 (77, 14 + 59, 57) · 3, 00 = 205, 07 kN/m<br />

2<br />

N k,III = 1 (59, 57 + 39, 07) · 3, 50 = 172, 62 kN/m<br />

2<br />

• Krafteck<br />

H k<br />

N k,I<br />

E k,1<br />

E k,2<br />

N k,II<br />

N k,III<br />

R k<br />

E k,4<br />

E k,3<br />

Abbildung 5.7: Krafteck im Maßstab 1 cm ∧ = 100 kN/m


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• Pfahlbeanspruchungen E k,i pro lfd. m<br />

Abgemessen in Abbildung 5.7:<br />

E k,1 = 122, 3 kN/m = N k,I<br />

E k,2 = 205, 1 kN/m = N k,II<br />

E k,3 = 438 kN/m<br />

E k,4 = 265 kN/m<br />

• Pfahlbeanspruchungen E k,i pro Pfahl<br />

E k,1 = 122, 3 kN/m · 1, 50 m = 183, 5 kN (Druck)<br />

E k,2 = 205, 1 kN/m · 1, 50 m = 307, 7 kN (Druck)<br />

E k,3 = 438 kN/m · 1, 50 m = 657, 0 kN (Druck)<br />

E k,4 = 265 kN/m · 1, 50 m = 397, 5 kN (Zug)<br />

3. Pfahlwiderstände<br />

Charakteristische Pfahlwiderstände R 2,k von gerammten Verdrängungspfählen aus Stahl unter<br />

Druckbelastung nach DIN 1054-2005 anwendbar für: (AfG Bild 6.49)<br />

• nichtbindigen <strong>Boden</strong> mit q c ≥ 10 MN/m 2 , hier: Auffüllung, i.d.R. nicht tragfähig<br />

• halbfesten, bindigen <strong>Boden</strong> mit c u,k ≥ 150 kN/m 2 , hier: c u,k = 200 kN/m 2 √<br />

Charakteristische Pfahlwiderstände R 2,k aus Mantelreibung <strong>und</strong> Spitzendruck:<br />

Pfahl d tB Profilbreite R 2,k,i<br />

Nr i [m] oder -höhe [cm] [kN]<br />

1 7,00 30 600<br />

2 7,00 30 600<br />

3 7,07 30 607<br />

hierbei ist: d tB Einbindetiefe in tragfähigen <strong>Boden</strong><br />

Pfahl 4: Zugpfahl<br />

Keine Erfahrungswerte, sondern Probebelastung, es sei denn:<br />

d tB ≥ 5 m in tragfähigem, nichtbindigem oder in halbfestem, bindigem <strong>Boden</strong><br />

hier:<br />

d tB = 7, 07 m > 5 m<br />

→ zul. Mantelreibung q s2,k = 25 kN/m 2<br />

mit A s = U · l = 6 · 0, 30 · l = 1, 80 · 7, 07 = 12, 73 m 2<br />

√<br />

⇒<br />

R s2,k = q s2,k · A s<br />

= 25 · 12, 73<br />

R s2,k = 318, 3 kN<br />

R b2,k = 0, 0 kN ,da Zugpfahl<br />

R 2,k,4 = 318, 3 kN


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4. Nachweise<br />

(i) Nachweis der Tragfähigkeit (GZ1B) kann entfallen, wenn Gebrauchstauglichkeit (GZ2)<br />

nachgewiesen wird (AfG oberhalb von Bild 6.49)! Diese Ausnahme ist möglich, da für gerammte<br />

Stahlpfähle keine Erfahrungswerte für den Grenzzustand der Tragfähigkeit (GZ1B)<br />

vorliegen.<br />

(ii) Nachweis der Gebrauchstauglichkeit (GZ2)<br />

R 2,k ≥ E 2,k<br />

Es ist zu beachten, dass keine Erfahrungswerte vorliegen, um die Pfahlwiderstände setzungsabhängig<br />

zu ermitteln (vgl. Bohrpfähle). Stattdessen wird bei Erreichen der Grenzwiderstände<br />

R 2,k eine Setzung von 1, 5 cm angenommen. Die Pfahlwiderstände werden<br />

nun den maximalen Beanspruchungen (aus Culmann- <strong>und</strong> Spannungstrapezverfahren) gegenübergestellt.<br />

√<br />

R 2,k,1 = 600, 0 kN > 225, 0 kN aus 1.<br />

√<br />

R 2,k,2 = 600, 0 kN > 307, 7 kN aus 2.<br />

R 2,k,3 = 607, 0 kN < 660, 0 kN aus 1. Nachweis gelingt nicht<br />

R 2,k,4 = 318, 3 kN < 397, 5 kN aus 2. Nachweis gelingt nicht<br />

Charakteristische Pfahlwiderstände R 2,k dürfen um 25% erhöht werden bei halbfesten, bindigen<br />

Böden mit c u,k ≥ 200 kN/m 2<br />

R 2,k,3 = 607, 0 · 1, 25 = 758, 8 kN > 660, 0 kN √<br />

Dies gilt jedoch nur für Druckpfähle. Der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit ist für den<br />

Zugpfahl also nicht erfüllt!<br />

Möglichkeiten, um den Nachweis zu erfüllen:<br />

• Erhöhung der Länge von Pfahl 4 → Erhöhung des Mantelreibungswiderstandes<br />

• Mörtelverpressung um den Pfahl 4 herum → Erhöhung des Mantelreibungswiderstandes,<br />

zu bestätigen mit Probebelastung


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5.2 Bohrpfähle<br />

Aufgabenstellung<br />

Zur Abtragung der Lasten eines Brückenpfeilers ist die Erstellung einer Bohrpfahlgruppe (Abbildung<br />

5.9) geplant. Folgende Aufgabenpunkte sind zu bearbeiten:<br />

1. Aufstellen der charakteristischen Widerstands-Setzungs-Linie für den Einzelpfahl nach DIN<br />

1054-2005. Dazu sind in Abbildung 5.8 die geplante Geometrie des einzelnen Pfahles, das Schichtenprofil<br />

sowie die Ergebnisse einer Drucksondierung gegeben.<br />

2. Nachweis der Tragfähigkeit (GZ1b): Überprüfung, ob die Bemessungsbeanspruchung in den einzelnen<br />

Pfählen (infolge der gegebenen Einwirkung auf die Pfahlgruppe) geringer ist als der<br />

Bemessungswiderstand.<br />

3. Nachweis der Gebrauchstauglichkeit (GZ2): Ermittlung der Setzung von Pfahl 5.<br />

Hinweis: Zur Berechnung der Beanspruchung der einzelnen Pfähle der Pfahlgruppe kann angenommen<br />

werden, dass die Pfahlkopfplatte die Einwirkungen gleichmäßig auf die Pfähle verteilt.<br />

+ - 0,00<br />

<br />

q<br />

<br />

c bzw. c u,k [MN/m 2 ]<br />

<br />

Auffüllung<br />

-2,20<br />

1<br />

nicht tragfähig<br />

Ton<br />

-5,20<br />

2<br />

c u,k = 0,10 <br />

<br />

-7,70<br />

3<br />

q c = 7,5<br />

<br />

<br />

L = 11,00 m<br />

-10,20<br />

4<br />

q c = 12,5<br />

Sand<br />

5<br />

q c = 17,5<br />

D = 0,90 m<br />

<br />

z<br />

Abbildung 5.8: <strong>Boden</strong>profil, Sondierdiagramm <strong>und</strong> Geometrie des Bohrpfahles


8,10<br />

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p G,k = 250 kN/m <br />

2<br />

11,00<br />

8,00<br />

E = 61000 kN/m 2 2,00<br />

ν = 0,30<br />

<br />

Fels<br />

1,35 2,70 2,70 1,35<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

1,35 1,35<br />

2,70 2,70<br />

8,10<br />

Abbildung 5.9: Geometrie <strong>und</strong> Belastung der Pfahlgruppe


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Lösung<br />

1. Charakteristische Widerstands - Setzungs - Linie R k (s)<br />

Die vertikalen Beanspruchungen jedes einzelnen Pfahls werden über den Mantelreibungswiderstand<br />

R s,k <strong>und</strong> den Pfahlfußwiderstand R b,k in den <strong>Boden</strong> übertragen. Die maximalen Mantelreibungs<strong>und</strong><br />

Pfahlfußwiderstandskräfte können nicht sofort in den Baugr<strong>und</strong> abgetragen werden, sondern<br />

nehmen linear mit der Setzung s zu. Ab einer bestimmten Setzung s g wirken die Widerstandskräfte<br />

maximal. Um den maximalen Mantelreibungswiderstand zu aktivieren, ist eine geringere<br />

Setzung erforderlich als zur Aktivierung des maximalen Pfahlfußwiderstandes, wie in der Widerstands<br />

- Setzungs - Linie zu erkennen sein wird. Die gesamte charakteristische Widerstandskraft<br />

berechnet sich folgendermaßen:<br />

R k (s) = R b,k (s) + R s,k<br />

∑<br />

(s)<br />

= q b,k · A b + q s,k,i · A s,i<br />

} {{ }<br />

i<br />

“base resistance” } {{ }<br />

“shaft resistance”<br />

(a) Pfahlfußfläche A b<br />

A b = πD2<br />

4<br />

=<br />

π · 0, 902<br />

4<br />

= 0, 636 m 2<br />

(b) Pfahlmantelfläche A s<br />

A s,i = U · L i = πDL i<br />

für i tragfähige Schichten:<br />

A s,2 = π · 0, 90 · 3, 00 = 8, 48 m 2<br />

A s,3 = π · 0, 90 · 2, 50 = 7, 07 m 2<br />

A s,4 = π · 0, 90 · 2, 50 = 7, 07 m 2<br />

A s,5 = π · 0, 90 · 0, 80 = 2, 26 m 2<br />

Die oberste Schicht besteht aus einer Auffüllung, die in der Regel als nicht tragfähig behandelt<br />

wird.<br />

(c) Die Werte für den Pfahlspitzenwiderstand q b,k <strong>und</strong> den Pfahlmantelreibungswiderstand q s,k,i<br />

können nach allgemeinen Erfahrungswerten gemäß DIN 1054-2005, Anhang B, Tabellen B.1<br />

- B.4 angesetzt werden, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: (AfG Kap. 6.3.4.3)<br />

• 0, 30 m ≤ D ≤ 3, 00 m, hier: D = 0, 90 m √<br />

• mindestens 2, 50 m in tragfähige Schicht einbindend,<br />

hier: 8, 80 m √<br />

Zusätzlich nur für den Pfahlspitzenwiderstand q b,k :<br />

• unterhalb des Pfahlfußes mindestens 3 · D <strong>und</strong> 1, 50 m tragfähiger <strong>Boden</strong> √<br />

• q c ≥ 10 MN/m 2 , hier: q c = 17, 5 MN/m 2 √<br />

(i) Pfahlspitzenwiderstand q b,k in nichtbindigem <strong>Boden</strong> (Schicht 5) in Abhängigkeit von<br />

der (auf den Pfahldurchmesser D) bezogenen Setzung s: (AfG Bild 6.60)


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s/D s q b,k R b,k<br />

[−] [cm] [MN/m 2 ] [MN]<br />

0,02 1,8 1,225 0,78<br />

0,03 2,7 1,575 1,00<br />

0,10 9,0 3,250 2,07<br />

(ii) Maximaler Mantelreibungswiderstand q s,k,i ab Grenzsetzung s sg<br />

• in bindiger Schicht (AfG Bild 6.57)<br />

q s,k,2 = 0, 040 MN/m 2 für c u,k = 0, 10 MN/m 2<br />

• in nichtbindiger Schicht (AfG Bild 6.56)<br />

q s,k,3 = 0, 060 MN/m 2 für q c = 7, 5 MN/m 2<br />

q s,k,4 = 0, 100 MN/m 2 für q c = 12, 5 MN/m 2<br />

q s,k,5 = 0, 120 MN/m 2 für q c = 17, 5 MN/m 2<br />

• Mantelreibungswiderstand R s,k (s sg ), konstant ab Grenzsetzung s sg :<br />

R s,k (s g ) =<br />

5∑<br />

q s,k,i · A s,i<br />

i=2<br />

= 0, 040 · 8, 48 + 0, 060 · 7, 07 + 0, 100 · 7, 07 + 0, 120 · 2, 26<br />

= 1, 74 MN<br />

• Grenzsetzung s sg mit empirischer Formel:<br />

s sg = 0, 50 cm + 0, 50 cm/MN · R s,k (s g ) ≤ 3, 00 cm<br />

= 0, 50 cm + 0, 50 cm/MN · 1, 74 MN<br />

= 1, 37 cm ≤ 3, 00 cm<br />

• Bezogene Pfahlkopfsetzung bei Grenzsetzung s sg /D<br />

1, 37<br />

= = 0, 015<br />

D 90<br />

(iii) Gesamtwiderstand R k bei unterschiedlichen Setzungen<br />

s sg<br />

R k (s) = R b,k (s) + R s,k (s)<br />

s = s sg = 0, 015 · 90 = 1, 37 cm :<br />

R k (s = 1, 37 cm) = R b,k (s = 1, 37 cm) + R s,k (s = 1, 37 cm)<br />

=<br />

R k (s = 1, 37 cm) = 2, 33 MN<br />

1, 37 · 0, 78 + 1, 74<br />

1, 80<br />

s = 0, 02 · 90 = 1, 80 cm :<br />

R k (s = 1, 80 cm) = R b,k (s = 1, 80 cm) + R s,k (s = 1, 80 cm)<br />

= 0, 78 + 1, 74<br />

R k (s = 1, 80 cm) = 2, 52 MN


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s = 0, 03 · 90 = 2, 70 cm :<br />

R k (s = 2, 70 cm) = R b,k (s = 2, 70 cm) + R s,k (s = 2, 70 cm)<br />

= 1, 00 + 1, 74<br />

R k (s = 2, 70 cm) = 2, 74 MN<br />

s = 0, 10 · 90 = 9, 00 cm :<br />

R k (s = 9, 00 cm) = R b,k (s = 9, 00 cm) + R s,k (s = 9, 00 cm)<br />

R k (s = 9, 00 cm) = 3, 81 MN<br />

= 2, 07 + 1, 74<br />

Einzeichnen der berechneten Wertepaare <strong>und</strong> lineares Verbinden dieser Punkte im Widerstands<br />

- Setzungs - Diagramm:<br />

0<br />

Widerstand R [MN]<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

s sg /D = 0,015; s sg = 1,37 cm<br />

s/D = 0,02; s = 1,80 cm<br />

s/D = 0,03; s = 2,70 cm<br />

4<br />

Setzung s [cm]<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

R s,k R b,k R k<br />

s g /D = 0,10; s g = 9,0 cm<br />

Abbildung 5.10: Widerstands-Setzungs-Linie


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2. Nachweis der Tragfähigkeit (GZ1b) gegen Verlust der Mantelreibung oder des Spitzendruckes<br />

in der Umgebung des axial belasteten Pfahles 5<br />

E 1,d ≤ R 1,d<br />

• Bemessungswert der axialen Beanspruchung E 1,d von Pfahl 5<br />

Lasteinzugsfläche von Pfahl 5:<br />

A 5 = 2, 70 2 = 7, 29 m 2<br />

Charakteristische axiale Beanspruchung E 1,k :<br />

E 1,k = p k · A 5 = 0, 25 · 7, 29 = 1, 82 MN<br />

Bemessungswert der axialen Beanspruchung E 1,d :<br />

E 1,d = E 1,k · γ G<br />

= 1, 82 · 1, 35<br />

E 1,d = 2, 46 MN<br />

• Axialer Widerstand R 1,d von Pfahl 5<br />

R 1,d = R 1,k /γ p R 1,k : max. Widerstand aus Abbildung 5.10 für s g /D = 0, 10<br />

= 3, 81/1, 40<br />

R 1,d = 2, 72 MN<br />

Nachweis der Tragfähigkeit:<br />

E 1,d ≤ R 1,d<br />

2, 46 MN ≤ 2, 72 MN √<br />

3. Nachweis der Gebrauchstauglichkeit (GZ2) von Pfahl 5<br />

Für Pfahlgruppen (überwiegend Spitzendruckpfähle) ergibt sich die Gesamtsetzung aus der Setzung<br />

des Einzelpfahls <strong>und</strong> der Setzung des Bauwerks im Sinne einer tiefgelegten (d.h. auf Pfahlfußebene)<br />

Flächengründung:<br />

s ges = s Einzelpfahl + s Gruppe<br />

• s Einzelpfahl aus charakteristischer Widerstands-Setzungs-Linie, d.h. Gebrauchstauglichkeit<br />

wird erfüllt mit E 2,d = E 2,k = R 2,k = R 2,d = 1, 82 MN<br />

s Einzelpfahl = 1, 05 cm


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• s Gruppe wie für tiefgelegte, starre Flächengründung<br />

Konstruktion der in der Pfahlfußebene zugr<strong>und</strong>e zu legenden Fläche A ′ :<br />

Ziehen einer Umrisslinie 3D ≤ 2, 00 m außerhalb der Achsen der Randpfähle,<br />

hier: 3D = 3 · 0, 90 = 2, 70 m > 2, 00 m<br />

→ maßgebend: 2, 00 m<br />

⇒ A ′ = (5, 40 + 2 · 2, 00) 2 = 88, 36 m 2<br />

Belastung auf Pfahlfußebene im Bereich der erhöhten Fläche A ′ :<br />

p ′ k = p k ·<br />

A<br />

A ′ = 250 ·<br />

8, 102<br />

= 185, 63 kN/m2<br />

88, 36<br />

Direkte Setzungsberechnung nach Steinbrenner für den kennzeichnenden Punkt C:<br />

AfB Bild 7.5<br />

0, 26 · b<br />

3<br />

1<br />

2 = 1, 22 m a = 9, 40 m<br />

C<br />

b = 9, 40 m<br />

1, 74 · b<br />

2 = 8, 18 m 4<br />

2<br />

1, 74 · a = 8, 18 m<br />

2<br />

0, 26 · a = 1, 22 m<br />

2<br />

Abbildung 5.11: Setzungsberechnung im kennzeichnenden Punkt C<br />

Rechteck 1:<br />

d = D 8, 00<br />

= = 6, 56<br />

B 1, 22<br />

L 1, 22<br />

=<br />

B 1, 22 = 1, 0<br />

→ F 1 = 0, 47 F 2 = 0, 024<br />

f s,1 = ( 1 − ν 2) F 1 + ( 1 − ν − 2 · ν 2) F 2<br />

= ( 1 − 0, 3 2) 0, 47 + ( 1 − 0, 3 − 2 · 0, 3 2) 0, 024<br />

f s,1 = 0, 44


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Rechteck 2:<br />

d = D 8, 00<br />

= = 6, 56<br />

B 1, 22<br />

L 8, 18<br />

= = 6, 70<br />

B 1, 22<br />

→ F 1 = 0, 63 F 2 = 0, 12<br />

f s,2 = ( 1 − ν 2) F 1 + ( 1 − ν − 2 · ν 2) F 2<br />

= ( 1 − 0, 3 2) 0, 63 + ( 1 − 0, 3 − 2 · 0, 3 2) 0, 12<br />

f s,2 = 0, 64<br />

Rechteck 3 (gleiche Geometrie wie in Rechteck 2):<br />

f s,3 = f s,2 = 0, 64<br />

Rechteck 4:<br />

d = D 8, 00<br />

= = 0, 98<br />

B 8, 18<br />

L 8, 18<br />

=<br />

B 8, 18 = 1, 0<br />

→ F 1 = 0, 15 F 2 = 0, 08<br />

f s,4 = ( 1 − ν 2) F 1 + ( 1 − ν − 2 · ν 2) F 2<br />

= ( 1 − 0, 3 2) 0, 15 + ( 1 − 0, 3 − 2 · 0, 3 2) 0, 08<br />

f s,4 = 0, 18<br />

• Gesamtsetzung aus Gruppenwirkung:<br />

s = ∆q s<br />

1 − ν 2<br />

E<br />

4∑<br />

(B i · f s,i )<br />

i=1<br />

1 − 0, 32<br />

= 185, 63 (1, 22 · 0, 44 + 2 · 1, 22 · 0, 64 + 8, 18 · 0, 18)<br />

61000<br />

s = 0, 99 cm<br />

• Gesamtsetzung von Pfahl 5:<br />

s ges = s Einzelpfahl + s Gruppe<br />

= 1, 05 + 0, 99<br />

s ges = 2, 04 cm


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6 Tiefgründungen


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<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Gr<strong>und</strong>bau</strong>, <strong>Boden</strong>- <strong>und</strong> Felsmechanik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

6.1 Senkkasten<br />

Aufgabenstellung<br />

<br />

γ k = 18 kN/m 3<br />

γ' k = 10 kN/m 3<br />

γ k = 16 kN/m 3<br />

γ' k = 10 kN/m 3<br />

γ k = 18 kN/m 3<br />

γ' k = 10 kN/m 3<br />

<br />

ϕ' k = 32,5˚<br />

ϕ' k = 37,5˚<br />

ϕ' k = 32,5˚<br />

0,05 1,00 9,90<br />

0,30 1,44<br />

11,90<br />

8,52 1,44 0,30<br />

12,00<br />

Rohrturm<br />

für Druckluft-<br />

betrieb<br />

Ballast-Wasser<br />

1,00 0,05<br />

60˚<br />

0,75<br />

0,75<br />

3,50<br />

1,00<br />

0,00 + -<br />

-2,00<br />

-5,00<br />

-8,00<br />

-10,50<br />

-14,00 = Absenkziel<br />

Abbildung 6.1: Geometrie des Senkkastens <strong>und</strong> Schichtung des <strong>Boden</strong>s<br />

Eindringtiefe d<br />

σ 0f<br />

b 1 b 2<br />

Abbildung 6.2: Ansatz der Gr<strong>und</strong>bruchspannung an der Senkkastenschneide<br />

In der Nähe eines Naturschutzgebietes soll ein Pumpenhaus errichtet werden. Da der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

nicht abgesenkt werden darf, wird die Gründung als Druckluftsenkkasten geplant (siehe Abbildung<br />

6.1). Der Senkkasten wird mit einem quadratischen Gr<strong>und</strong>riss ausgeführt. Der durch den Schneidenvorsprung<br />

entstehende Ringspalt zwischen Senkkastenwand <strong>und</strong> <strong>Boden</strong> wird durch eine Bentonit-<br />

Suspension ausgefüllt. Der Senkkasten wird zur Erzielung einer ausreichenden Schneidenlast gegen<br />

Ende des Absenkvorganges durch Einfüllen von Wasser ballastiert.<br />

Wie hoch muß der Wasserstand im Senkkasten am Ende des Absenkvorganges sein, damit die Schneide<br />

in einer Tiefe von z = -14,00 m bei einer Schneideneindringung von d = 50 cm zur Ruhe kommt?<br />

Der Rohrturm ist für die Berechnungen innerhalb dieser Aufgabe zu vernachlässigen. Die Gr<strong>und</strong>bruchspannung<br />

an der Schneide des Senkkastens soll entsprechend Abbildung 6.2 angesetzt werden.<br />

Es ist mit einer Wichte des Betons von γ B,k = 25 kN zu rechnen.<br />

m3


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Lösung<br />

1. Am Senkkasten angreifende Kräfte<br />

R k<br />

A k V s,k<br />

G k<br />

R k<br />

B k<br />

V s,k<br />

Abbildung 6.3: Am Senkkasten angreifende Kräfte<br />

Es bedeuten:<br />

G k :<br />

B k :<br />

R k :<br />

A k :<br />

V S,k :<br />

Charakteristisches Eigengewicht des Senkkastens<br />

Charakteristisches Gewicht der Ballastierung mit Wasser<br />

Charakteristische seitliche Reibung, d.h. die Vertikalkomponente des Erddruckes<br />

Charakteristische Auftriebskraft<br />

Charakteristische Schneidenlast<br />

• Sind die angreifenden Kräfte im Gleichgewicht, kommt der Senkkasten zur Ruhe. Dann gilt:<br />

G k + B k − A k − R k = V S,k<br />

• Sind die am Senkkasten vertikal nach unten angreifenden treibenden Kräfte größer als die<br />

widerstehenden Kräfte, sinkt der Senkkasten weiter in den <strong>Boden</strong> ein. Für diesen Fall gilt:<br />

2. Eigengewicht des Senkkastens<br />

G k + B k − A k − R k > V S,k<br />

γ B,k = 25 kN<br />

m 3<br />

G k = γ B,k V<br />

= 25 · [11,<br />

90 2 · 10, 50 − 9, 90 2 (10, 50 − 2 · 0, 75)<br />

(<br />

+ 12, 00 2 · 3, 50 − 1 ( ) )]<br />

3 · 2, 50 · 11, 8, 52 8, 52 2 402 · 1 +<br />

11, 40 + 11, 40<br />

G k = 21477, 08 kN


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3. Auftrieb bei Erreichen des Absenkzieles<br />

p L = p w<br />

p w = γ w,k h w<br />

A k<br />

Abbildung 6.4: Auftriebskraft<br />

Die Druckluft p L muss so groß sein wie der Auftriebsdruck (p w ) an der Unterkante der Schneide,<br />

um das anstehende Gr<strong>und</strong>wasser aus dem Bereich der Eindringtiefe von d = 50 cm herauszudrücken.<br />

p w = γ w,k h w = 10 · (14, 00 − 2, 00) = 120, 00 kN/m 2<br />

Die Auftriebskraft ergibt sich durch die Gewichtskraft des verdrängten Flüssigkeitsvolumens V w<br />

oberhalb der Querschnittsfläche A der Druckluftkammer:<br />

A k = γ w,k V w<br />

= γ w,k · h w · A<br />

= p w · A = 120, 00 · 12, 00 2<br />

A k = 17280 kN<br />

4. Reibungswiderstand aus Erddruck<br />

Sand<br />

Kies<br />

Bentonitschmierung<br />

δ a = -5˚<br />

Sand<br />

δ a = -2/3 ϕ' k<br />

Abbildung 6.5: Anzusetzende Wandreibungswinkel


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• Erddruckbeiwerte:<br />

(AfB, S. 10.7, Gl.(10.16))<br />

α = β = 0 ◦<br />

K ah =<br />

⎡<br />

⎣1 +<br />

cos 2 ϕ ′<br />

k<br />

√<br />

sin (ϕ ′<br />

k + δ a) sin ϕ ′<br />

k<br />

cos (− δ a )<br />

⎤<br />

⎦<br />

2<br />

Sand: ϕ ′<br />

k<br />

= 32, 5 ◦<br />

δ a = −5 ◦<br />

→ K ah =<br />

[<br />

1 +<br />

√<br />

cos 2 (32, 5 ◦ )<br />

sin (32, 5 ◦ − 5 ◦ ) · sin (32, 5 ◦ )<br />

cos (5 ◦ )<br />

] 2<br />

= 0, 317<br />

δ a = − 2 3 ϕ ′<br />

k<br />

→ K ah =<br />

⎡<br />

cos 2 (32, 5 ◦ )<br />

√ √√√√√ sin (32, 5 ◦ − 2<br />

⎢<br />

⎣ 1 + 3 · 32, 5◦ ) · sin (32, 5 ◦ )<br />

cos ( 2 ⎥<br />

3 · 32, ⎦<br />

5◦ )<br />

⎤<br />

2<br />

= 0, 402<br />

Kies: ϕ ′<br />

k<br />

= 37, 5 ◦<br />

δ a = − 5 ◦<br />

K ah =<br />

[<br />

1 +<br />

√<br />

cos 2 (37, 5 ◦ )<br />

sin (37, 5 ◦ − 5 ◦ ) · sin (37, 5 ◦ )<br />

cos (5 ◦ )<br />

] 2<br />

= 0, 254<br />

• Verteilung des horizontalen Erddruckes:<br />

e agh,k (z = ± 0, 00m) = 0, 00 kN/m 2<br />

e agh,k (z = − 2, 00m) = 18 · 2, 00 · 0, 317 = 11, 41 kN/m 2<br />

e agh,ko (z = − 5, 00m) = (18 · 2, 00 + 10 · 3, 00) · 0, 317 = 20, 92 kN/m 2<br />

e agh,ku (z = − 5, 00m) = (18 · 2, 00 + 10 · 3, 00) · 0, 254 = 16, 76 kN/m 2<br />

e agh,ko (z = − 8, 00m) = (18 · 2, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 3, 00) · 0, 254 = 24, 38 kN/m 2<br />

e agh,ku (z = − 8, 00m) = (18 · 2, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 3, 00) · 0, 317 = 30, 43 kN/m 2<br />

e agh,ko (z = − 10, 50m) = (18 · 2, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 2, 50) · 0, 317<br />

= 38, 36 kN/m 2<br />

e agh,ku (z = − 10, 50m) = (18 · 2, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 2, 50) · 0, 402<br />

= 48, 64 kN/m 2<br />

e agh,k (z = − 14, 00m) = (18 · 2, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 3, 00 + 10 · 6, 00) · 0, 402<br />

= 62, 71 kN/m 2


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• Darstellung der Verteilung des horizontalen Erddruckes:<br />

± 0, 00<br />

− 2, 00<br />

11, 41<br />

E agh1,k<br />

− 5, 00<br />

20, 92<br />

16, 76<br />

E agh2,k<br />

E agh3,k<br />

E agh4,k<br />

− 8, 00<br />

24, 38<br />

30, 43<br />

e agh,k<br />

[ kN/m 2 ]<br />

− 10, 50<br />

38, 36<br />

48, 64<br />

− 14, 00<br />

62, 71<br />

Abbildung 6.6: Verteilung des charakteristischen horizontalen aktiven Erddruckes<br />

• Resultierende des horizontalen Erddruckes an allen vier Seiten des Senkkastens:<br />

E agh1,k =<br />

[ 1<br />

4 ·<br />

2 · 11, 41 · 2, 00 + 1 ]<br />

2 · (11, 41 + 20, 92) · 3, 00 · 11, 90 = 2851, 48 kN<br />

E agh2,k =<br />

[ ]<br />

1<br />

4 ·<br />

2 · (16, 76 + 24, 38) · 3, 00 · 11, 90 = 2937, 40 kN<br />

E agh3,k =<br />

[ ]<br />

1<br />

4 ·<br />

2 · (30, 43 + 38, 36) · 2, 50 · 11, 90 = 4093, 01 kN<br />

E agh4,k =<br />

[ ]<br />

1<br />

4 ·<br />

2 · (48, 64 + 62, 71) · 3, 50 · 12, 00 = 9353, 40 kN


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• Vertikale Erddrücke:<br />

N<br />

E ah<br />

T<br />

Q<br />

ϕ<br />

E av<br />

E a<br />

δ a < 0<br />

T = N · tan ϕ<br />

E av = E ah · tan δ a<br />

Abbildung 6.7: Reibungsgesetz allgemein <strong>und</strong> speziell für Reibung aus Erddruck<br />

• Resultierende des vertikalen Erddruckes:<br />

E agv1,k = E agh1,k tan (− 5 ◦ ) = 2851, 48 · tan (− 5 ◦ ) = − 249, 47 kN<br />

E agv2,k = E agh2,k tan (− 5 ◦ ) = 2937, 40 · tan (− 5 ◦ ) = − 256, 99 kN<br />

E agv3,k = E agh3,k tan (− 5 ◦ ) = 4093, 01 · tan (− 5 ◦ ) = − 358, 09 kN<br />

(<br />

E agv4,k = E agh4,k tan − 2 )<br />

3 · ϕ ′<br />

= 9353, 40 · tan<br />

(− 2 )<br />

k<br />

3 · 32, 5◦ = − 3715, 87 kN<br />

Das negative Vorzeichen bedeutet, dass die vertikale Komponente des Erddruckes nach<br />

oben gerichtet ist, was auf die Vorzeichenkonvention für den aktiven Wandreibungswinkels<br />

δ a<br />

zurückzuführen ist.<br />

• Gesamtreibungswiderstand aus Erddruck:<br />

R k =<br />

4∑<br />

|E agv,ik |<br />

i=1<br />

= 249, 47 + 256, 99 + 358, 09 + 3715, 87<br />

R k = 4580, 42 kN<br />

5. Resultierende Schneidenlast<br />

V S,k<br />

′<br />

= G k + B k − A k − R k<br />

= 21477, 08 + B k − 17280, 00 − 4580, 42<br />

= B k − 383, 34 kN<br />

• Schneidenlast je laufenden Meter Schneidenlänge:<br />

V S,k = V S,k ′<br />

u<br />

⇒ maßgebender Umfang u muss ermittelt werden


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• Schwerpunkt der Spannungsverteilung an der Schneide:<br />

Eindringtiefe d<br />

σ 0f<br />

S<br />

x s<br />

b 1 b 2<br />

Abbildung 6.8: Spannungsverteilung an der Schneide<br />

b 1 = 0, 30 m<br />

b 2 = 0, 50 · cot (60 ◦ ) = 0, 29 m<br />

x s =<br />

σ 0f b 1<br />

b 1<br />

2 + 1 2 σ 0f b 2 (b 1 + 1 3 b 2)<br />

σ 0f b 1 + 1 2 σ 0f b 2<br />

=<br />

=<br />

b 1<br />

b 1<br />

2 + 1 2 b 2 (b 1 + 1 3 b 2)<br />

0, 30 ·<br />

= 0, 23 m<br />

b 1 + 1 2 b 2<br />

0, 30<br />

2<br />

+ 1 2 · 0, 29 · (<br />

0, 30 + 1 3 · 0, 29 )<br />

0, 30 + 1 · 0, 29<br />

2<br />

• Umfang:<br />

u = 4 · (12, 00 − 2 · 0, 23) = 46, 16 m<br />

• Schneidenlast:<br />

V S,k = V S,k ′<br />

u<br />

= B k − 383, 34 kN<br />

46, 16 m


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6. Gr<strong>und</strong>bruchlast<br />

Gr<strong>und</strong>bruchspannung:<br />

σ 0f = c ′ k · N c0 · ν c · i c · λ c · ξ c + γ 1,k · d · N d0 · ν d · i d · λ d · ξ d + γ 2,k · b ′ · N b0 · ν b · i b · λ b · ξ b<br />

= R n,k<br />

a ′ · b ′<br />

Der Kohäsionsterm entfällt bei dem hier vorliegenden kohäsionslosen <strong>Boden</strong>. Das Problem wird<br />

wie ein F<strong>und</strong>ament mit der Einbindetiefe d = 0,50 m berechnet.<br />

d = 0, 50 m<br />

b<br />

Abbildung 6.9: Analogie des Gr<strong>und</strong>bruchproblems zum F<strong>und</strong>ament<br />

b = b 1 + b 2 = 0, 30 + 0, 29 = 0, 59 m<br />

• Tragfähigkeitsbeiwerte: (ÜfG, Kap. 2.4)<br />

ϕ ′<br />

k = 32, 5◦ ⇒ N d0 = 25<br />

N b0 = 15<br />

• Formbeiwerte: (ÜfG, Kap. 2, Abb. 2.2)<br />

Es werden die Formbeiwerte für Streifenf<strong>und</strong>amente verwendet:<br />

ν d = ν b = 1, 0<br />

• Lastneigungsbeiwerte: (ÜfG, Kap. 2, Abb. 2.3)<br />

Die Last ist nicht geneigt. Daher:<br />

i d = i b = 1, 0<br />

• Geländeneigungsbeiwerte: (ÜfG, Kap. 2, Abb. 2.4)<br />

Das Gelände ist nicht geneigt. Daher:<br />

λ d = λ b = 1, 0<br />

• Sohlneigungsbeiwerte: (ÜfG, Kap. 2, Abb. 2.5)<br />

Die Sohle ist nicht geneigt. Daher:<br />

ξ d = ξ b = 1, 0


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Damit kann die Gr<strong>und</strong>bruchspannung berechnet werden mit:<br />

γ 1,k = γ S, k<br />

= 18 kN/m 3<br />

γ 2,k = γ ′ = 10 kN/m3<br />

S, k<br />

σ 0f = 18 · 0, 50 · 25 · 1, 0 · 1, 0 · 1, 0 · 1, 0 + 10 · 0, 59 · 15 · 1, 0 · 1, 0 · 1, 0 · 1, 0<br />

= 313, 50 kN/m 2<br />

Für den Gr<strong>und</strong>bruchwiderstand je laufendem Meter erhält man:<br />

R n,k = σ 0f b 1 + 1 2 σ 0f b 2<br />

= 313, 50 ·<br />

(0, 30 + 1 )<br />

2 · 0, 29<br />

= 139, 51 kN m<br />

7. Erforderlicher Ballast<br />

Der Senkkasten soll in z = -14,00 m Tiefe zur Ruhe kommen. Aus dem Gleichgewicht folgt:<br />

V S,k<br />

= R n,k<br />

B k<br />

B k<br />

− 383, 34 kN<br />

46, 16 m<br />

= 6823, 12 kN<br />

= 139, 51 kN m<br />

8. Erforderlicher Wasserstand im Senkkasten<br />

B k = γ w,k A w h w<br />

B k<br />

↔ h w =<br />

γ w,k A w<br />

=<br />

6823, 12<br />

10 · 9, 90 2<br />

h w = 6, 96 m


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7 Baugr<strong>und</strong>verbesserung


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7.1 Baugr<strong>und</strong>verbesserung durch Verdichtung<br />

Aufgabenstellung<br />

r m<br />

r m<br />

γ k = 19 kN/m 3<br />

h m<br />

Sand<br />

ϕ ′ k = 30 ◦<br />

γ S,k = 18 kN/m 3<br />

h<br />

G k<br />

E 12,k<br />

β = ϕ ′ k = 30 ◦ Ton<br />

c u,k = 60 kN/m 2<br />

ϕ u,k = 0 ◦<br />

γ T,k = 20 kN/m 3<br />

c u,k c v = 4 · 10 −6 m 2 /s<br />

d<br />

Sand<br />

ϕ ′ k = 32, 5 ◦<br />

Abbildung 7.1: Geometrie der Aufschüttung <strong>und</strong> <strong>Boden</strong>parameter<br />

Ein Bauwerk soll auf einem reibungsfreien <strong>Boden</strong> (c u,k -<strong>Boden</strong>) errichtet werden. Diese Tonschicht besitzt<br />

eine Mächtigkeit von d = 20, 00 m. Um die <strong>und</strong>rainierte Scherfestigkeit c u,k des <strong>Boden</strong>s <strong>und</strong> damit<br />

seine Belastbarkeit zu erhöhen, soll der <strong>Boden</strong> temporär unter einer kohäsionslosen Aufschüttung der<br />

Höhe h verdichtet werden.<br />

Es sind folgende Aufgabenpunkte zu bearbeiten:<br />

• Wie hoch darf die Aufschüttung aus Sand aufgebracht werden, ohne dass ein Versagen der<br />

Böschung eintritt?<br />

• Um wieviel Prozent kann die <strong>und</strong>rainierte Scherfestigkeit c u,k des Tons maximal gesteigert werden?<br />

• Zu welchem Zeitpunkt sind 80% dieses Maximalwertes erreicht? Zu diesem Zeitpunkt soll die<br />

Schüttung wieder entfernt werden.


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Lösung<br />

1. Bestimmung der maximal möglichen Höhe der Aufschüttung<br />

Diese Höhe wird mit Hilfe des Diagrammes a) im Bild 11.16 im Skript ”Arbeitsblätter für<br />

<strong>Boden</strong>mechanik” bestimmt.<br />

K c<br />

0,2<br />

ϕ = 40˚<br />

ϕ = 30˚<br />

0,1<br />

β = ϕ<br />

β = 3/4 ϕ<br />

β = 1/2 ϕ<br />

0<br />

0 2 4 6 8<br />

h/d<br />

Abbildung 7.2: Kohäsionsfaktor K c zur Bestimmung von erf c = K c γ Aufschüttung h<br />

Eingangswert ist das Verhältnis der Höhe der Schüttung h zur Mächtigkeit der <strong>Boden</strong>schicht des<br />

c u,k -<strong>Boden</strong>s d. In diesem Beispiel beträgt d:<br />

d = 20, 00 m<br />

Weiterhin geht der Kohäsionsfaktor K c ein. Er berechnet sich aus:<br />

erf c u = K c γ S,k h<br />

K c = erf c u<br />

γ S,k h<br />

Da auch hier die noch unbekannte Höhe der Aufschüttung h eingeht, kann das Problem nur<br />

iterativ gelöst werden.<br />

Um die Sicherheit gegen Böschungsversagen (GZ1C) nachzuweisen, wird die vorhandene Kohäsion<br />

mit γ cu = 1, 25 abgemindert:<br />

c u,d = c u,k<br />

1, 25 ≥ erf c u<br />

Daraus erhält man im Grenzfall:<br />

erf c u = c u,d = c u,k<br />

1, 25 = 60 = 48 kN/m2<br />

1, 25<br />

Als dritte bzw. vierte Eingangsgröße gehen der Böschungswinkel β <strong>und</strong> der Reibungswinkel ϕ ′<br />

k<br />

in die Rechnung ein. Hier gilt:<br />

β = ϕ ′<br />

k<br />

= 30 ◦<br />

ϕ ′<br />

k


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Der charakteristische Reibungswinkel ϕ ′<br />

wird nicht auf den Bemessungswert abgemindert, da<br />

k<br />

Reibung nur in der Aufschüttung vorhanden ist <strong>und</strong> als Scherparameter damit nur in der Berechnung<br />

des Erddruckes auftaucht, welcher ein treibendes Moment um den Gleitkreismittelpunkt<br />

bewirkt.<br />

Die treibenden Momente aus Erddruck <strong>und</strong> Eigengewicht der Aufschüttung werden während der<br />

Verdichtungszeit als ständig wirkend angesehen <strong>und</strong> müssen daher mit dem Teilsicherheitsbeiwert<br />

γ G erhöht werden. Für GZ1B beträgt γ G = 1, 00, so dass die iterative Bestimmung der<br />

Höhe h folgendermaßen abläuft:<br />

• Schätzen der Schütthöhe h<br />

• Berechnung von h d = h<br />

20, 00 m<br />

• Ablesen von K c<br />

• Berechnung von erf c u = K c γ S,k h = K c · 18 kN<br />

m 3 · h<br />

• Nachweis<br />

c u,d<br />

≥ 1, 00<br />

erf c u<br />

Dieses Verfahren wird hier tabellarisch durchgeführt:<br />

h h/d K c erf c u c u,d /erf c u<br />

[m] [-] [-]<br />

[<br />

kN/m<br />

2 ] [-]<br />

10,00 0,50 0,180 32,40 1,48<br />

20,00 1,00 0,174 62,64 0,77<br />

15,00 0,75 0,175 47,25 1,02<br />

Gewählt: h = 15, 00 m<br />

Mit der gewählten Höhe h der Aufschüttung kann die Geometrie des maßgebenden Gleitkreises<br />

aus AfB, Bilder 11.16 b) <strong>und</strong> c) abgelesen werden, die für charakteristische Werte von ϕ <strong>und</strong> c<br />

erstellt wurden:<br />

d<br />

h = 20 = 1, 33<br />

15<br />

→ h m /h = 1, 35<br />

⇒ h m = 1, 35 · h = 1, 35 · 15 = 20, 25 m<br />

→ r m /h = 2, 57<br />

⇒ r m = 2, 57 · h = 2, 57 · 15 = 38, 57 m


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2. Maximal erreichbarer Wert der <strong>und</strong>rainierten Scherfestigkeit<br />

Nach Formel (9.30) im Skript ”Arbeitsblätter für <strong>Boden</strong>mechanik” gilt folgender linearer Zusammenhang<br />

zwischen der äquivalenten Spannung σ e <strong>und</strong> der <strong>und</strong>rainierten Scherfestigkeit c u,k :<br />

τ<br />

c u,k<br />

c u0,k<br />

ϕ s<br />

σ 0<br />

σ e<br />

σ<br />

Abbildung 7.3: Zusammenhang zwischen c u,k <strong>und</strong> äquivalenter Spannung σ e<br />

c u,k = c u0,k<br />

σ e<br />

σ 0<br />

Die äquivalente Spannung σ e ist die zur momentanen Porenzahl e des <strong>Boden</strong>s korrespondierende<br />

vertikale Spannung. Bei nicht vorbelasteten Böden ist sie identisch mit der effektiven Spannung<br />

σ ′ . Dieser Fall ist in diesem Beispiel gegeben.<br />

Die Spannung in der Mitte der Tonschicht vor Aufbringen der Schüttung beträgt:<br />

σ 0 = γ T, k<br />

d<br />

2<br />

= 20 · 20, 00<br />

2<br />

= 200, 00 kN<br />

m 2<br />

Wird die Aufschüttung der Höhe h = 15,00 m nun relativ schnell auf den c u,k -<strong>Boden</strong> aufgebracht,<br />

führt dies am Anfang lediglich dazu, dass die komplette Zusatzlast aus der Aufschüttung ∆p in<br />

Porenwasserüberdruck übergeht. Im Laufe der Konsolidierung wird Porenwasser aus der Tonschicht<br />

ausgequetscht. Der Porenwasserüberdruck wird langsam abgebaut, die effektiven Spannungen<br />

σ ′ in der Tonschicht steigen. Am Ende der Konsolidierung liegt die komplette Zusatzlast<br />

∆p als effektive Spannung auf dem Korngerüst. Diese Spannung in der Mitte der Tonschicht am<br />

Ende des Konsolidierungsvorganges beträgt:<br />

σ = σ 0 + ∆p<br />

= σ 0 + γ S, k<br />

h<br />

= 200, 00 + 18 · 15, 00 = 470, 00 kN<br />

m 2<br />

Damit kann die maximal erreichbare Scherfestigkeit ermittelt werden:<br />

σ 470, 00<br />

c u,k = c u0,k = 60 ·<br />

σ 0 200<br />

= 141, 00 kN<br />

m 2


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Dies entspricht:<br />

c u,k<br />

c u0,k<br />

=<br />

141, 00<br />

60<br />

= 2, 35 ˆ= 235%<br />

des Anfangswertes.<br />

3. Zeitpunkt, zu dem 80% dieses Maximalwertes erreicht sind<br />

Die <strong>und</strong>rainierte Scherfestigkeit muß folgenden Wert besitzen:<br />

c u,80%,k = 0, 80 · 141, 00 = 112, 80 kN<br />

m 2<br />

Die effektive Spannung in der Mitte der Tonschicht beträgt zu diesem Zeitpunkt:<br />

σ 80% = σ 0<br />

c u,80%,k<br />

c u0,k<br />

= 200, 00 ·<br />

112, 80<br />

60<br />

= 376, 00 kN<br />

m 2<br />

Durch Abzug der vor der Aufschüttung vorhandenen Spannung σ 0 erhält man den Teil ∆σ ′ der<br />

Auflast ∆p, der zu diesem Zeitpunkt bereits in effektive Spannungen übergegangen ist:<br />

∆σ ′ = σ 80% − σ 0<br />

= 376, 00 − 200, 00 = 176, 00 kN<br />

m 2<br />

Daraus muss der zu diesem Zeitpunkt vorhandene Verfestigungsgrad ¯µ bestimmt werden. Daher<br />

soll dessen Herleitung im folgenden kurz gezeigt werden. Die Aufschüttung wird dabei als unendlich<br />

ausgedehnt betrachtet, so dass sich eine rechteckige Nullisochrone ergibt.<br />

Abbildung 7.4: Parabelförmige Verteilung des Porenwasserüberdruckes<br />

Mittelt man die Flächen des Porenwasserüberdruckes F u <strong>und</strong> der effektiven Spannungen F k<br />

über die Höhe d = 2H der Tonschicht, erhält man:


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Abbildung 7.5: Mittelung zu einer geradlinigen Verteilung des Porenwasserüberdruckes<br />

Der Verfestigungsgrad kann folgendermaßen bestimmt werden:<br />

¯µ = s t<br />

s ∞<br />

=<br />

F k<br />

∆p 2H<br />

= ∆¯σ′ (t) 2H<br />

∆p 2H<br />

= ∆¯σ′ (t)<br />

∆p<br />

Für ∆¯σ ′ (t) wird die Spannung ∆σ ′ in der Mitte der Tonschicht angesetzt:<br />

¯µ = ∆σ′<br />

∆p<br />

=<br />

176, 00<br />

18 · 15, 00<br />

= 0, 65<br />

Mit dem Verfestigungsgrad ¯µ kann aus Bild 8.5 auf S. 8.7 im Skript ”Arbeitsblätter für <strong>Boden</strong>mechanik”<br />

der dimensionslose Zeitfaktor T v bestimmt werden. Abgelesen wird für eine rechteckige<br />

Nullisochrone auf der Kurve c 3 . Das Diagramm gilt auch für die hier vorhandene zweiseitige<br />

Entwässerung, wenn für H der Fließweg H = d/2 angesetzt wird. Man kann ablesen:<br />

T v = 0, 35<br />

Damit kann die Zeit berechnet werden, zu der 80% der maximalen <strong>und</strong>rainierten Scherfestigkeit<br />

erreicht werden <strong>und</strong> die Schüttung entfernt werden kann:<br />

T v = c v t<br />

H 2<br />

t = T v H 2<br />

=<br />

c v<br />

( 20, 00<br />

0, 35 ·<br />

2<br />

4 · 10 −6<br />

) 2<br />

→ t = = 8750000 s = 102 d

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