Top 100 Unternehmer: Johann Hofmann - Industrie 4.0
Was nicht passt, wird passend gemacht - ein Artikel aus der Brandeins 07/15 Zu seinem Profil: http://www.excellente-unternehmer.de/redner/johann-hofmann-redner-speaker-industrie.html Informationen zu Speakers Excellence: http://www.speakers-excellence.de/redneragentur-referenten-redner-speaker-buchen.html
Was nicht passt, wird passend gemacht - ein Artikel aus der Brandeins 07/15
Zu seinem Profil:
http://www.excellente-unternehmer.de/redner/johann-hofmann-redner-speaker-industrie.html
Informationen zu Speakers Excellence:
http://www.speakers-excellence.de/redneragentur-referenten-redner-speaker-buchen.html
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SCHWERPUNKT, MASCHINEN MASCHINENFABRIK REINHAUSEN<br />
Ein Arbeiter an der Drehmaschine (oben),<br />
eine Dreh-Fräsmaschine (unten)<br />
Ist für die Vernetzung der Fertigung verantwortlich: <strong>Johann</strong> <strong>Hofmann</strong><br />
Was nicht passt,<br />
wird passend gemacht<br />
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Ein Ring-Segment für Stufenschalter (oben),<br />
Blick in die Fertigungshalle (unten)<br />
Der fertige Stufenschalter (oben), eine Dreh<br />
Fräsmaschine (unten)<br />
Ein Testaufbau in der Entwicklungsabteilung<br />
(oben), ein Stufenschalter (unten)<br />
Erst galt die Maschinenfabrik Reinhausen als Pionier einer<br />
vernetzten Produktion. Heute wird sie dafür kritisiert, sie nicht weit<br />
genug getrieben zu haben.<br />
Einblick in ein pragmatisches Unternehmen.<br />
Text: Daniela Schröder<br />
Foto: Jens Schwarz
SCHWERPUNKT MASCHINEN MASCHINENFABRIK REINHAUSEN<br />
bearbeiten ist, welches Werkzeug er dafür braucht, wie es einzu -<br />
bauen ist und ob das Teil im Lager bereitliegt oder ob es noch<br />
vormontiert werden muss. Auch Ersatzteile kann Lang mit einem<br />
Fingerwisch bestellen, und tritt an seiner Maschine ein Fehler auf,<br />
wissen es sofort alle, die davon betroffen sein könnten.<br />
Ein derart durchgängiger und direkter Datenfluss in der Produktion,<br />
das war für die Maschinenfabrik Reinhausen vor wenigen<br />
Jahren noch. ein Ding der Unmöglichkeit. Mit jeder neuen<br />
Maschine zog eine neue Software mit eigenem Datenstandard in<br />
die Werkshalle ein, <strong>Hofmann</strong> und seine Leute schafften es kaum<br />
noch, das Neue mit dem Alten zu verbinden. „Der Maschinenpark<br />
war irgendwann mit 1:1-Schnittstellen nicht mehr zu managen",<br />
sagt <strong>Hofmann</strong>. Gleichzeitig wuchsen die Anforderungen an die<br />
Produktion. Ein Stufenschalter besteht aus 800 bis 1200 Teilen,<br />
von denen MR den Großteil selbst herstellt, und es gibt zig Sehaltermodelle<br />
für zig Kunden, gefertigt in kleinen und kleinsten Auf-<br />
Gebändigter Maschinen-Zoo: die Fertigungshalle am Hauptsitz in Regensburg<br />
lagen. Für einen Hersteller ist das Fertigen nach Kundenwunsch<br />
ein Wettbewerbsvorteil, gleichzeitig bedeutet es Komplexität.<br />
Um sie beherrschbar zu machen, entwickelte <strong>Hofmann</strong> zusammen<br />
mit einem externen IT-Fachmann eine Software, die wie<br />
ein Multidolmetscher funktioniert. Sie übersetzt die Datensprachen<br />
der unterschiedlichen Maschinenhersteller· und managt so<br />
die ganze Fertigung.<br />
Zudem schickt die Software alle nötigen Informationen in<br />
Echtzeit an die Stationen der Fertigung - vom Werkzeuglager<br />
bis zur Instandhaltung und Qualitätssicherung. Ein intelligenter<br />
Wissens-Hub, der Datensätze sammelt, Informationen verknüpft<br />
und die Ergebnisse verteilt, sodass die Maschinen den Zustand<br />
und den Bedarf der Fertigung permanent abgleichen können. Die<br />
Idee zur Drehscheibe hatten die beiden Männer vor zehn Jahren<br />
in einem Biergarten. Zwei Jahre später entschied MR-Chef Maier<br />
Scheubeck: „Das Ganze funktioniert bei uns so gut, das verkaufen<br />
wir jetzt auch." Von <strong>Industrie</strong> <strong>4.0</strong> sprach damals noch niemand.<br />
Die Kritik<br />
So mancher Wissenschaftler mit hochfliegenden Visionen sieht<br />
das Konzept der Maschinenfabrik Reinhausen heute kritisch. „Es<br />
ist keine ganzheitliche Maschinenvernetzung, denn die Anlagen<br />
tauschen sich nicht untereinander aus, sondern melden ihre<br />
Daten an einen zentralen Rechner. Die Produktion wird weiterhin<br />
hierarchisch gesteuert", sagt Markus Glück, Professor für<br />
Maschinenbau und Verfahrenstechnik an<br />
der Hochschule Augsburg. Zur <strong>Industrie</strong>-<br />
4. 0-Vision gehöre hingegen eine unmittelbare<br />
Kommunikation aller Netzteilnehmer<br />
über Internettechnologien.<br />
Und wie sollen alle miteinander sprechen,<br />
wenn dafür die Basis fehlt? Das<br />
Vereinheitlichen der Datenformate gilt als<br />
große Hürde auf dem Weg in die vernetzte<br />
Produktionswelt. „Damit in der Fertigung<br />
jedes Element mit jedem sprechen<br />
kann, brauchen wir Sprachstandards",<br />
räumt DFKI-Forscher Zühlke ein.<br />
Solange es die jedoch nicht gibt, passt<br />
für MR perfekt, was man dort selbst entwickelt<br />
hat. <strong>Hofmann</strong> zählt die positiven<br />
Effekte des Systems auf: ,,Mehr Flexibilität,<br />
Termintreue, höhere Produktqualität,<br />
weniger Lagerbestand, kürzere Rüst- und<br />
Durchlaufzeiten, deutlich weniger Ausschuss."<br />
Unterm Strich, mit allen Arbeitsschritten<br />
der Fertigung eingerechnet, spare<br />
die MR im Durchschnitt 35 000 Euro<br />
pro Jahr und Maschine.<br />
Für den Techniker Martin Lang, seit 20 Jahren im Unternehmen,<br />
bedeutet das System ein effizienteres und unkomplizierteres<br />
Arbeiten. „Früher musste ich beim Umrüsten auf ein neues Teil<br />
das alte ausbauen, damit zum Werkzeugeinsteller gehen und erklären,<br />
zu welchem Programm es gehört." Heute gleicht seine<br />
Maschine jeden Auftrag mit dem noch vorhandenen Material ab,<br />
und wenn es knapp wird, bestellt die Anlage von selbst Nachschub.<br />
„Rumstehen und warten, bis ein neues Werkzeug fertig ist,<br />
brauche ich heute nicht mehr", sagt Lang. „Das neue Teil kommt<br />
direkt zu mir."<br />
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Hält eine sich selbst steuernde Fertigung für Unsinn: Bernd Kempa<br />
Rund 300 Mitarbeiter bedienen den Maschinenpark, das ist<br />
knapp die Hälfte ~er am Standort Regensburg insgesamt Beschäftigten.<br />
Mit immer weniger Menschen immer mehr fertigen,<br />
sagt der Produktionsleiter Bernd Kempa, das sei zwar Gewissheit.<br />
„Aber der Mensch ist auch in Zukunft der Entscheider, eine sich<br />
selbst steuernde Fertigung ist Unsinn."<br />
In der Diskussion über die vernetzte Produktionswelt der<br />
Zukunft taucht immer wieder das Schreckensbild einer Fabrik<br />
auf, in der Maschinen und Roboter selbstständig agieren. Gäbe<br />
es in einer solchen Fabrik ein Problem, fiele etwa eine Maschine<br />
aus, so die Vision, dann suchte sich das virtuell vernetzte Werkstück<br />
eben eine andere Fertigungsstation. Das wird laut Kempa<br />
bei Reinhausen nicht passieren. „Das System soll schnell und zuverlässig<br />
die relevanten Daten liefern und den Mitarbeiter unterstützen.<br />
Aber die Entscheidung trifft letztlich der Mensch, das gilt<br />
vor allem für Ausnahmesituationen."<br />
Von Rohlingen, die sich selbst durch die Fertigung steuern -<br />
eines der beliebtesten <strong>4.0</strong>-Szenarien -, ist die Maschinenfabrik<br />
Reinhausen ohnehin weit entfernt. In der Theorie sind die Rohlinge<br />
mit integrierten Minirechnern ausgestattet, die Informationen<br />
senden und empfangen. Für ein Unternehmen, das Metallteile<br />
fräst, allerdings keine Option. Jetzt sucht <strong>Hofmann</strong> mit<br />
seinem Team nach einer anderen Lösung. Noch drücken die<br />
Maschinenbediener in der Fertigung einen Knopf, wenn die<br />
Spänewagen an den Fräsmaschinen voll sind. Künftig wird eine<br />
Kamera die Füllstände messen und die Entsorgung selbst organisieren.<br />
„Wir wollen bei allem mehr in die Tiefe gehen", sagt<br />
<strong>Johann</strong> <strong>Hofmann</strong>.<br />
Vom nächsten Schritt, der Vernetzung über die Firmengrenzen<br />
hinaus mit Lieferanten, Logistikpartnern und Kunden, sprechen<br />
sie bei Reinhausen noch nicht, zumindest nicht offiziell. Auch<br />
wenn Wissenschaftler wie der Augsburger Markus Glück das für<br />
unabdingbar halten: „Das große Plus und der entscheidende<br />
Unterschied zu bisherigen Konzepten einer intelligenten Fabrik<br />
ist der durchgängige Datenfluss vom Lieferanten zum Kunden.<br />
Die Unternehmen müssen sich öffnen, das ist eine der höchsten<br />
Hürden, die genommen werden muss."<br />
Doch Theorie und Praxis, das zeigt der Fall der Maschinenfa -<br />
brik Reinhausen, sind aus guten Gründen nicht deckungsgleich.<br />
Klar, sagt der DFKI-Forscher Zühlke, „eine für alle Unternehmen<br />
in allen Branchen ideale Vorgehensweise, ein One-size-fits-all,<br />
das gibt es beim Thema <strong>Industrie</strong> <strong>4.0</strong> nicht." Und warnt gleichzeitig,<br />
man müsse eben auch aufpassen, beim Digitalisieren der<br />
Produktionswelt den Anschluss nicht zu verpassen.<br />
In Regensburg ist man gelassen. Es sagt ja keiner, d~ss man<br />
nicht auch dort längst darüber nachdenkt, wie man Geschäftspartner<br />
in die Produktion von morgen einbeziehen soll. Man will<br />
das Thema Schritt für Schritt angehen, im eigenen Tempo und<br />
angepasst an die sich wandelnden Bedürfnisse.<br />
„Der richtige Weg", sagt <strong>Johann</strong> <strong>Hofmann</strong>, „entsteht erst<br />
beim Gehen." -<br />
Die Maschinenfabrik Reinhausen GmbH {MR),<br />
1868 gegründet und seit fünf Generationen<br />
mehrheitlich in Familienbesitz, ist Weltmarktführer<br />
bei der Produktion von Laststufenschaltern<br />
für Leistungstransformatoren.<br />
Der Hauptsitz befindet sich im Regensburger<br />
Stadtteil Reinhausen. 1980 wurde die erste<br />
Tochtergesellschaft in Brasilien gegründet, mittlerweile<br />
gehören 30 Tochterfirmen zur Unter-<br />
nehmensgruppe. Geschäftsführer sind Michael<br />
Rohde und Nicoles Maier-Scheubeck.<br />
Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschafteten 2900<br />
Mitarbeiter weltweit einen Umsatz von 650<br />
Millionen Euro.<br />
Rund 50 Prozent des weltweit erzeugten Stroms<br />
wird mit MR-Produkten geregelt. Am Standort<br />
Regensburg arbeiten knapp 2000 Mitarbeiter,<br />
300 davon in der Fertigung. Zum Geschäftsbereich<br />
ValueFacturing, der das selbst entwickelte<br />
Vernetzungssystem vertreibt, gehören<br />
20 Mitarbeiter. Der Umsatz lag zuletzt bei<br />
gut zwei Millionen Euro.<br />
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