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trennt!<br />
Kompetenz<br />
Vielfalt gestalten, unterschiedliche<br />
Konfessionen nutzen<br />
Die bis hier genannten Ausführungen sollen<br />
dazu beitragen, die von uns erlebten Unterschiedlichkeiten<br />
nicht per se als schlecht und<br />
nicht von Gott gewollt einzustufen. Es geht<br />
vielmehr darum, herauszufinden, welche besondere<br />
Verantwortung wir als Christen haben,<br />
diese Unterschiedlichkeit zu leben und zu<br />
gestalten. Nach Johannes 17, 21 (Losung des<br />
<strong>CVJM</strong>-Weltbundes) sollen wir »alle eins sein«,<br />
damit die »Welt glaube, dass Gott Jesus gesandt<br />
hat«. Wie kann dieses gelebt werden im<br />
Blick auf die unterschiedlichen Konfessionen<br />
und Glaubensgemeinschaften? Anders gefragt:<br />
Welches Modell des Verstehens ist hilfreich bei<br />
der Begegnung unterschiedlicher Konfessionen<br />
innerhalb des gleichen Glaubens?<br />
»Das gemeinsame Bekenntnis<br />
zu dem gekreuzigten und<br />
auferstandenen Christus ist die<br />
gemeinsame Perspektive.«<br />
Das bedeutet: Es mag innerhalb des christlichen<br />
Spektrums jeden Streit darüber geben, was das<br />
Bekenntnis zu dem »Namen über alle Namen«<br />
in seiner Konsequenz bedeutet, eines gilt trotzdem:<br />
Gemeinsam ist eben dieses Bekenntnis.<br />
Wer innerhalb eines bestimmten Glaubens die<br />
gemeinsame Perspektive für sich allein vereinnahmen<br />
möchte, macht sich in ganz besonderer<br />
Eigenmächtigkeit zum Wahrheitsbesitzer und<br />
verkennt, dass es immer noch um eine Wahrheit<br />
außerhalb seiner selbst geht. Damit maßt er sich<br />
das alleinige Verfügungsrecht über eine Wahrheit<br />
an, über die es kein Verfügungsrecht gibt.<br />
Gewiss: Innerchristlich und somit auch interkonfessionell<br />
wird immer darüber gestritten<br />
werden müssen, welchen Weg die Kirche<br />
Jesu Christi angesichts wichtiger Grundfragen<br />
des Glaubens und Lebens zu gehen hat. Diesen<br />
Streit muss es geben, wenn es eben nicht zu<br />
einem Beliebigkeitspluralismus kommen soll.<br />
Ein solches Streiten bedarf des Bewusstseins,<br />
dass es um ein gemeinsames Ringen um Wahrheit<br />
im Blick zum gemeinsamen Herrn geht,<br />
der allein Weg, Wahrheit und Leben ist. Dabei<br />
geht es um Begegnungen auf Augenhöhe! Wir<br />
als Christen haben alle den gleichen Gott.<br />
Die Bereitschaft zur Selbstreflexion und die<br />
Bereitschaft, Glauben und Strukturen als geschichtlich<br />
geworden zu verstehen, führen<br />
nicht zum Verlust von Verbindlichkeit und<br />
göttlicher Qualität, ich kann vielmehr Gottes<br />
Willen für die jeweilige geschichtliche Stunde<br />
und Herausforderung erkennen. Damit kann<br />
ich die Unterschiedlichkeit als Geschenk annehmen:<br />
Gott ist ein lebendiger Gott und gestaltet<br />
in unserer jeweiligen Zeit!<br />
Natürlich suchen wir in Zeiten der Verunsicherung<br />
und Überforderungen nach Sicherheit<br />
und halten fest an überlieferten Fundamenten.<br />
Aber das Ablehnen anderer Geschwister aufgrund<br />
von anders gelebten Frömmigkeitsstilen<br />
sollte nicht als Konsequenz folgen. Wenn wir<br />
meinen, dass es »früher doch besser« war, dann<br />
müssen wir vielleicht auch eingestehen, dass es<br />
uns an Farbe und Gott gewollter Vielfalt gefehlt<br />
hat. Ich muss nicht jeden Gottesdienst als<br />
wertvoll für mich empfinden, damit er »genehmigt«<br />
ist. Wenn er das Bekenntnis zu unserem<br />
auferstanden Herrn in sich trägt und dazu hilft,<br />
Menschen zu ihm hinzuziehen, dann will ich<br />
das mittragen und unterstützen. Nicht die Vielfalt<br />
der christlichen Konfessionen lassen Menschen<br />
an uns Christen zweifeln, sondern die<br />
Art wie wir miteinander umgehen.<br />
»Nicht das gemeinsame Handeln muss gerechtfertigt<br />
werden, sondern das Getrennte!«*. Gott<br />
will die Vielfalt, deshalb gibt er uns auch die<br />
Fähigkeiten, sie leben zu können als Einladung<br />
für die Welt.<br />
Gerade wir im <strong>CVJM</strong> haben die Chance interkonfessionelle<br />
Kompetenzen zu fördern, denn<br />
wir sind ein überkonfessioneller Verein. Wenn<br />
die Menschen bei uns lernen, wie wir trotz aller<br />
Unterschiedlichkeiten gemeinsam den jungen<br />
Menschen einen Weg zu Christus zeigen, dann<br />
haben wir viel für das Miteinander geschafft.<br />
* »Charta Oecumenia«, Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter<br />
den Kirchen in Europa, ACD 2002<br />
Thema<br />
»Das ist auch<br />
ein Plädoyer für<br />
konfessionelle<br />
Vielfalt in unseren<br />
Vereinen!«<br />
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