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Ja, aber wie komme ich jetzt zu<br />
ihm hin? Wie, das hat er nicht<br />
gesagt.<br />
Birte Smieja: Du bist dann zum<br />
Marburger Kreis gekommen...<br />
Anneliese Hippe: Mein Pfarrer hat gefragt, ob<br />
ich nicht Interesse hätte an einer Tagung teilzunehmen.<br />
Ich habe mich angemeldet. Ich kam<br />
nun in so eine fromme Gruppe, wo ich ja letztlich<br />
gar nichts war. Immer noch am Suchen nach<br />
dem Glauben, aber noch keine Gewissheit.<br />
Und heute würde ich ganz bestimmt nicht da<br />
hingehen zu einer solchen Tagung. Weil mir das<br />
viel zu viel Druck war. Es wurde gesagt: »Du<br />
musst dich jetzt entscheiden, dann wirst du Gewissheit<br />
bekommen.« Und bei mir kam die Gewissheit<br />
aber nicht. Ich hab mich entschieden<br />
auf dieser Tagung. Und dann kam ich eigentlich<br />
genau wie zuvor nach Hause. Ziemlich fragend.<br />
Obwohl ich das gesagt hatte, stand mir das total<br />
in Frage. Es war ja Glauben, schon. Eine<br />
Vorstufe jedenfalls. Und dann habe ich weiter<br />
mit mir gerungen und gekämpft. Aber weißt<br />
du, diese Berichte von diesen überschwänglichen<br />
Erkenntnissen, so was hab ich nie gehabt.<br />
Birte Smieja: Dein Glaube ist aber weiter gewachsen.<br />
Durch welche Erfahrungen?<br />
Anneliese Hippe: Ich bin auf eine Familienfreizeit<br />
des <strong>CVJM</strong> gefahren. Die war im Allgäu<br />
und wurde von Karl-Heinz Jacobi zusammen<br />
mit seiner Frau geleitet. Und da ist mir<br />
klar geworden: »Da ist jemand, dem nimmst<br />
du das ab, was er sagt.« Ein ganz liebenswerter<br />
Mensch. Und als ich dann nach Hause kam,<br />
da bin ich in den <strong>CVJM</strong> eingetreten. Und so<br />
lange ich gearbeitet und meine Eltern zuhause<br />
versorgt habe, hatte ich auch keine Zeit, mich<br />
noch irgendwo anders zu engagieren oder Seminare<br />
zu besuchen. Aber mein Wissensdurst<br />
ist geblieben. Wenn ich dann in der Bibel gelesen<br />
habe, habe ich immer wieder gedacht: »Ja<br />
das kann doch gar nicht sein. Da steht es so<br />
und da steht es anders.«<br />
als alleinerziehende Mutter<br />
Bis ich vor ein paar Jahren<br />
an der Uni war und<br />
das auch auseinandergefleddert<br />
bekam. Da habe<br />
ich einen katholischen<br />
Theologen gehört, der<br />
historisch-kritische Theologie lehrte. Und das<br />
war auch jemand, dem ich das total abnehmen<br />
konnte.<br />
Und ich habe immer viele Menschen um mich<br />
gehabt. Gerade von Jüngeren habe ich dann<br />
auch die Frische der ersten Glaubenserfahrungen<br />
wieder mitbekommen.<br />
Birte Smieja: Wie ist es heute?<br />
Anneliese Hippe: Jetzt bin ich alt. Mein Alter<br />
ist von viel Hoffnung und aber genauso<br />
auch von Zweifel geprägt. »Kann doch gar<br />
nicht sein«, denke ich dann oft. Entweder<br />
lasse ich es stehen oder ich versuche eine Antwort<br />
zu bekommen. Ich kann nicht dafür, dass<br />
ich bin wie ich bin. Aber ich habe keine Angst<br />
mehr vor einem strafenden Gott. Überhaupt<br />
nicht. Das kann nicht sein, dass das Gott ist.<br />
Der darauf aus ist, uns zu unterdrücken, das<br />
kann nicht sein. Also Angst hat mein Glauben<br />
nicht. Wohl Angst vor dem Leben, wenn<br />
eines der Kinder oder Enkelkinder krank ist,<br />
die hab ich noch sehr stark. Das hat vielleicht<br />
auch mit meinem Alleinsein zu tun. Aber diese<br />
feste Gewissheit, dass ich nichts dafür tun<br />
muss, dass ich gerettet bin, die habe ich.<br />
Ganz neu habe ich jetzt noch in Bielefeld eine<br />
Gruppe mit verschiedenen Angeboten. Dort<br />
ist ein Pastor, der lässt jede Frage zu. Wir<br />
sind so 17 oder 18 Personen am großen Tisch<br />
und es darf wirklich alles gefragt werden. Bis<br />
zur Auflehnung. Es ist einfach ein sehr schöner<br />
Gesprächskreis. Also ein bisschen Futter<br />
braucht meine Seele. So ganz ohne geht es<br />
nicht. Ich habe eine Freundin, für die ist die<br />
Predigt das Wichtigste. Ich brauche ein ganz<br />
bisschen mehr. Und ich bin auch dankbar für<br />
die Menschen, mit denen ich unterwegs bin<br />
und gemeinsam beten, fragen und reden kann.<br />
Thema<br />
»Gerade von<br />
Jüngeren habe<br />
ich dann auch die<br />
Frische der erstenGlaubenserfahrungen<br />
wieder<br />
mitbekommen.«<br />
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