09.07.2015 Aufrufe

Ernährung nach westlichem Vorbild

Ernährung nach westlichem Vorbild

Ernährung nach westlichem Vorbild

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KURIERDas Bayer CropScience Magazin für moderne Landwirtschaft 1/09Ernährung <strong>nach</strong><strong>westlichem</strong> <strong>Vorbild</strong>


EDITORIALDie Welt braucht eine funktionierendeLandwirtschaftJedes Jahr wächst die Zahl der Menschen auf der Welt, 2025 sollen es bereits achtMilliarden sein. Mehr denn je sind landwirtschaftliche Produktionsverfahren gefragt, mitdenen trotz knapper Ressourcen hohe und vor allem sichere Erträge erwirtschaftetwerden können. Diese Aufgabe hat sich unser Unternehmen auf seine Fahnengeschrieben. Wir investieren deshalb verstärkt in die Entwicklung innovativer Pflanzenschutzmittel,mit denen effektive Pflanzenschutzstrategien umgesetzt werden können.Gemeinsam mit der Landwirtschaft stellen wir uns stets den neuen Herausforderungenim Pflanzenbau, auch vor unserer Haustür. In Deutschland diskutieren wir zurzeit überneue Methoden des Resistenzmanagements. Intensive Forschungsarbeit hat auch hier zuwichtigen, richtungsweisenden Erkenntnissen geführt. Mit Hilfe innovativer Monitoring-Programme entwickeln wirpraxisnahe Lösungen für unsere Kunden.Landwirte müssen sich auf unsere Empfehlungen und Produkte verlassen können. Denn wer sich klar zumPflanzenschutz bekennt, wird nicht nur auf Zustimmung stoßen. Ein fester Standpunkt und sachliche Argumentehelfen bei der Auseinandersetzung mit verunsicherten Verbrauchern, denn Pflanzenschutz ist <strong>nach</strong> wie vor einsensibles Thema in der Öffentlichkeit. Emotional geführte Diskussionen finden ihren Weg in die Politik und von dortaus wieder über Gesetze und Verordnungen zurück in die landwirtschaftliche Praxis. Dies haben wir gerade mitder neuen Pflanzenschutznovelle erlebt.Neben den wirklich großen Aufgaben, die unter anderem aus einer wachsenden Weltbevölkerung und einemsteigenden Energieverbrauch resultieren, bleibt auch die <strong>nach</strong>haltige Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Investitionin die Zukunft.In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre und einen guten Verlauf für die Anbausaison 2009.IhrDr. Hans-Josef DiehlLeiter Entwicklung, Beratung und RegistrierungBayer CropScience Deutschland GmbH, LangenfeldWWW.BAYERCROPSCIENCE.DEHinweis: Der Kurier ist eine Zeitschrift für den europäischen Landwirt. Sie bietet somitauch Informationen über Produkte anderer Länder. Wir bitten deshalb unsere Leser, unbedingtdie nationalen Zulassungen sowie die jeweiligen Gebrauchsanleitungen zu beachten.53. Jahrgang / Herausgeber: Bayer CropScience AG, Monheim / Redaktion: BernhardGrupp, Birgit Wunstorf / Verantwortlich für den Inhalt: Bernhard Grupp, Jörg Held (nationaleThemen) / Inhalt unter Mitwirkung von: AgroConcept GmbH, Matthias Wiedenau /Layout: Xpertise, Langenfeld / Litho: LSD – Ihr Partner in der Medienwelt, Düsseldorf /Druck: Kunst- und Werbedruck, Bad Oeynhausen / Nachdruck mit Quellenangabe erlaubt.Um Belegexemplare wird gebeten. Redaktionsanschrift: BayerCropScience DeutschlandGmbH, Elisabeth-Selbert-Str. 4a, D-40764 Langenfeld, Tel.: 02173 / 2076-296, Website:www.bayercropscience.deDiese Druckschrift kann bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen enthalten, die auf den gegenwärtigenAnnahmen und Prognosen der Unternehmensleitung des Bayer-Konzerns bzw. seiner Teilkonzerneberuhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andereFaktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklungoder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweichen.Diese Faktoren schließen diejenigen ein, die Bayer in veröffentlichten Berichten beschriebenhat. Diese Berichte stehen auf der Bayer-Webseite www.bayer.de zur Verfügung.Die Gesellschaft übernimmt keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreibenund an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.Haftung: Die Angaben entsprechen dem heutigen Stand unserer Kenntnisse und sollen über die Präparateund deren Anwendungsmöglichkeiten informieren. Bei Einhaltung der Gebrauchsanleitung sinddie Präparate für die empfohlenen Zwecke geeignet. Wir gewährleisten, dass die Zusammensetzungder Produkte in den verschlossenen Originalpackungen den auf den Etiketten gemachten Angabenentspricht. Da Lagerhaltung und Anwendung eines Pflanzenschutzmittels jedoch außerhalb unseresEinflusses liegen, haften wir nicht für direkte oder indirekte Folgen aus unsachgemäßer oder vorschriftswidrigerAnwendung der Produkte. Eine Vielzahl von Faktoren sowohl örtlicher wie auch regionalerNatur wie z. B. Witterungs- und Bodenverhältnisse, Pflanzensorten, Anwendungstermin, Applikationstechnik,Resistenzen, Mischungen mit anderen Produkten etc. können Einfluss auf die Wirkungdes Produktes nehmen. Dies kann unter ungünstigen Bedingungen zur Folge haben, dass eineVeränderung in der Wirksamkeit des Produktes oder eine Schädigung an Kulturpflanzen nicht ausgeschlossenwerden kann. Für derartige Folgen können die Vertreiber oder Hersteller nicht haften.2 KURIER 1/09


Auf dem Erlebnisbauernhofder InternationalenGrünen Woche könnenjedes Jahr Besucher denWeg der Nahrungsmittelvom Feld oder aus demStall bis auf den Tellerverfolgen. Dabei assistiertder Geschäftsführerder FördergemeinschaftNachhaltige Landwirtschaft,Dr. GibfriedSchenk (rechts) schonmal dem FernsehkochAndreas Völkel, der inder eigens eingerichtetenShowküche leckereSpeisen zubereitet.Hier dürfe sich keiner aus der Verantwortungstehlen. Denn Öffentlichkeitsarbeit seiebenso wie die Liquiditäts- oder Fruchtfolgeplanungeine Aufgabe des Unternehmers.Pflanzenschutz ist einsensibles ThemaDas zeigen beispielsweise Medienbeiträge,politische Entwicklungen wie die neueEU-Pflanzenschutz-Verordnung oder dieStimmung in der Bevölkerung. Der chemischePflanzenschutz wird <strong>nach</strong> wie vorkontrovers diskutiert. Und das spiegelt sichauch in verschiedenen repräsentativenMeinungsumfragen wider. Schenk fasst sieso zusammen: „Landwirte haben zwar einrelativ hohes Ansehen in der Gesellschaft.Aber die modernen Produktionsverfahrenwerden sehr kritisch betrachtet und zumTeil auch abgelehnt.“Für viele Verbraucher spritzen Landwirteimmer noch „Gift“, wenn sie mit der Pflanzenschutzspritzeauf dem Acker arbeiten.Was den Fachmann ärgert, ist von Außenstehendenoft gar nicht böse gemeint – siewissen es einfach nicht besser. „Es fehltder Onkel in der Verwandtschaft, der nochBauer ist, oder die Lehrerin, die ein zeitgemäßesBild von der Landwirtschaft vermittelt“,so der FNL-Geschäftsführer. Under ergänzt: „Auch Landwirte wissen imNormalfall nicht viel über das, was dieNachbarn ganz genau im Büro, im Laboroder der Fabrikhalle machen. Also ist Verständnisfür Reaktionen und Meinungenangesagt, die auf Unkenntnis beruhen.“Dass die Menschen beim Thema Pflanzenschutzbesonders sensibel reagieren, hatauch mit der Sorge um die eigene Gesundheitzu tun. Zwar ernährt sich der Großteilder Bevölkerung <strong>nach</strong> Meinung von Ernährungswissenschaftlernzu fett, zu salzig undzu süß. Immerhin ein gutes Viertel der Gesamtbevölkerunggreift trotz aller Warnungenregelmäßig zur Zigarette und setzt sichdamit einem hohen Risiko aus. Aber vielentscheidender ist die Tatsache, dass derVerbraucher das Heft des Handelns in derHand behalten will. Er erwartet deshalbLebensmittel, die er bedenkenlos zu sichnehmen kann. Wenn ein Landwirt mit derPflanzenschutzspritze über den Ackerfährt, reagieren viele Verbraucher skeptisch.Gentechnisch veränderte Kulturpflanzenrufen ähnliche Reaktionen hervor.Der Verbraucher wittert hier einen Angriffauf seine Entscheidungssouveränität.Behutsam argumentieren –Nutzen herausstellenEs ist also kein Wunder, wenn Gesprächemit Pflanzenschutzkritikern häufig sehremotional geführt werden. „Da hilft esnichts, aufgebrachten Zeitgenossen einmalso richtig Contra zu geben“, folgert derFNL-Geschäftsführer. „Sonst schaukelnsich die Wogen hoch und das bringt keinemBeteiligten etwas.“ Stattdessen seiVerständnis angesagt. Wenn Landwirte aufdie Sorgen ihrer Gesprächspartner eingingen,nähmen sie schon gleich am Anfangdie Schärfe aus der Diskussion. Das bedeuteaber nicht, dass man sich scheinheiligder Meinung des anderen anschließenmüsse. Ganz im Gegenteil: „Wer seinenStandpunkt begründet, für seine Überzeugungeintritt und dabei dennoch selbstkritischbleibt, wird akzeptiert und findet Beachtung“,hat Schenk beobachtet.Für Bernd Olligs gibt es einen weiterenSchlüssel zum Erfolg: „Wir müssen vor allemden Nutzen moderner Verfahren in derLandwirtschaft herausstellen. Und zwarbesonders den Verbrauchernutzen.“ Dafürgeht er mit Hofbesuchern gerne zu einemSpritzfenster. „Am Beispiel einer unbehan-6 KURIER 1/09


delten Teilfläche erkennt selbst ein Laie,was passiert, wenn ich auf Maßnahmenverzichte.“ Dass nicht nur sehr viel wenigerSauerstoff durch die schwächelnden Kulturpflanzenerzeugt würde, sondern auchErtrags- und Qualitätseinbußen direkteAuswirkungen auf den Verbraucher hätten,sei den Betrachtern dann sehr schnell klar.Medien sind PartnerUm Botschaften möglichst breit zu streuen,müssten <strong>nach</strong> Schenks Meinung so genannteMultiplikatoren noch stärker alsbisher genutzt werden: „Wenn ich Lehrern,Politikern oder Medienvertretern bestimmteZusammenhänge verdeutlicht habe, dannwerden sie es weiter erzählen.“ Mit einemguten Beitrag in der Lokalzeitung könneman viele tausend Leser erreichen. Dahersollten die mehrheitlich seriösen Journalistenauch als Partner angesehen werden.„Auf Dauer müssen beide Seiten von derZusammenarbeit profitieren und das gehtnur mit gegenseitigem Vertrauen.“ Voraussetzungfür den Schritt in die Medien seijedoch ein Aufhängerthema, das bei denMedienkonsumenten als interessant eingestuftwerde und eine solide Vorbereitunginklusive klarer Botschaften, die vermitteltwerden sollten.Glaubwürdigkeit schafftVertrauenBotschaften werden vom Empfänger nurbeachtet, wenn der Sender über das nötigeMaß an Glaubwürdigkeit verfügt. Deswegenist es für Bernd Olligs selbstverständlich,dass seinen Worten auch Taten folgen.„Wenn ich meinen Mitbürgern immer wiedererkläre, wie genau ich mit Pflanzenschutzmittelnauf dem Acker umgehe,muss ich mich auch später korrekt verhalten.Wenn ich zum Beispiel meine Spritzereinige, darf kein Waschwasser in die Kanalisationgelangen.“ Ebenso unglaubwürdigsei man, wenn man mit einer ausgefeiltenRhetorik alles rosarot darstelle undschwarze Schafe in den eigenen Reihendecke. „Es gibt überall Dinge, die nochverbesserungsfähig sind, da muss man dochdie Kirche im Dorf lassen“, gibt Olligs zubedenken. In seinen Gesprächen stündenFakten im Vordergrund. Alles müsse Handund Fuß haben, um als kompetenter undvertrauenswürdiger Landwirt anerkannt zuwerden. Er spreche nicht über Dinge, vondenen er nichts verstehen würde. „Wennman erst einmal das Vertrauen auf seinerSeite hat, dann klappt es auch mit denNachbarn“, so sein abschließendes Fazit. ■Pflanzenschutzmittelabsatz in DeutschlandWirkstoffaufwand in kg je Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche432103,651987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2006Quelle:BVL3,502,701,961,76 1,77 1,76@ Situationsbericht 2008 – G038Argumente für verantwortungsvollenPflanzenschutz• Pflanzen können von Krankheitserregern wie Pilze, Bakterien und Viren sowievon Insekten befallen und von Unkräutern im Wachstum beeinträchtigt werden.• Die innovativen Pflanzenschutzmittel von heute sind echte High-tech-Produkte,die bei korrekter Anwendung selektiv auf Schaderreger wirken. Sie wurdennoch nie so genau wie heute geprüft und bauen sich schneller ab als ihreVorgänger.• Rund zehn Jahre dauert die Entwicklung eines neuen Pflanzenschutzmittels.Dafür müssen rund 200 Millionen Euro investiert werden.• Während der Entwicklung und Zulassung wird geprüft, ob die Wirkstoffeunbedenklich für Mensch und Tier und verträglich für die Umwelt angewendetwerden können.• Nur zugelassene Pflanzenschutzmittel dürfen angewendet werden. An derZulassung sind das Julius Kühn-Institut, das Umweltbundesamt, das Bundesinstitutfür Risikobewertung und das Bundesamt für Verbraucherschutz undLebensmittelsicherheit beteiligt.• Integrierter Pflanzenschutz ist <strong>nach</strong>haltige Landwirtschaft: Chemische Mittelwerden eingesetzt, wenn vorbeugende Maßnahmen nicht gegriffen haben unddie Schadensschwelle überschritten ist.• Landwirte verwenden Pflanzenschutzmittel getreu dem Motto „so viel wie nötig,so wenig wie möglich“.• Die amtlichen Rückstandshöchstmengen für Pflanzenschutzwirkstoffe inLebensmitteln haben Vorsorgecharakter und liegen weit unter den Werten,die gesundheitlich relevant sind.• Werden zugelassene Pflanzenschutzmittel gemäß ihren Gebrauchsanweisungeneingesetzt, können <strong>nach</strong> aktuellem Kenntnisstand Gesundheits- und Umweltgefährdungenausgeschlossen werden.• Pflanzenschutzmittel tragen zu höheren und sicheren Ernten und hochwertigenQualitäten bei. Weil durch ihren Einsatz pro Kilogramm Erzeugnis weniger Fläche,Energie und Wasser benötigt werden, steigern sie die Effizienz im Ackerbau.• Der enorme landwirtschaftliche Produktivitätszuwachs in den vergangenenJahrzehnten ist auch ein Verdienst des Pflanzenschutzes. Lebensmittel sindpreiswerter geworden. 1950 lagen die Ausgaben für Nahrungsmittel einschließlichGenussmittel an den privaten Konsumausgaben bei 44 Prozent, aktuell nurnoch bei 14 Prozent.• Chemische Pflanzenschutzmaßnahmen können die äußere und die innereQualität der Lebensmittel maßgeblich verbessern. Werden sie gezielt eingesetzt,sorgen sie für pilz- und schädlingsfreie sowie optisch ansprechende Ware.1,641,77 1,731,871/09 KURIER 7


Neue Pflanzenschutz-PolitikWas auf EuropasBauern zukommtEuropa hat seine Pflanzenschutz-Politikneu geregelt. Am 13. Januar 2009 hat dasParlament eine Verordnung über die Zulassungvon Pflanzenschutzmitteln und eineRichtlinie für deren <strong>nach</strong>haltige Anwendungverabschiedet. Die Kurier-Redaktionsprach darüber mit dem Hauptgeschäftsführerdes Industrieverbands Agrar e.V.(IVA), Volker Koch-Achelpöhler.Kurier: Worauf müssen sich die europäischenBauern im Pflanzenschutz einstellen?K-A: Die neue Zulassungsverordnung giltdirekt in den Mitgliedstaaten. Sie wirdaber, wenn es <strong>nach</strong> Plan läuft, erst zumJahresbeginn 2011 wirksam. Dann müssenWirkstoffe bei der erstmaligen oderwiederholten Registrierung die neuen Anforderungenerfüllen, und dann erst wirdman sehen, wie sich das auf das Angebotan Pflanzenschutzmitteln auswirkt.Kurier: Kritiker der Zulassungsverordnungbemängeln den „Abschied vonParacelsus“.K-A: Die neuen Ausschlusskriterien fürPflanzenschutzwirkstoffe bedeuten denAbschied von der 500 Jahre alten Erkenntnisdes Paracelsus, dass die Dosis das Giftmacht. Es ist auch die Abkehr von einerPolitik der wissenschaftsbasierten Entscheidungsfindung.Eine hochentwickelteRegion wie Europa sollte nicht in dieserRichtung weitermarschieren. Die Wettbewerbsfähigkeitihrer Landwirtschaft könntesonst spürbar leiden.8 KURIER 1/09


Volker Koch-Achelpöhler, Hauptgeschäftsführerdes Industrieverbands Agrar e.V. (IVA).Kurier: Werden Produkte vom Marktverschwinden?K-A: Nicht von heute auf morgen. BestehendeZulassungen sind von der neuenVerordnung nicht berührt. Wie derzeit inder landwirtschaftlichen Praxis aber schonbreit diskutiert wird, gibt es eine Reihe vonStoffen, die möglicherweise bei ihrerWiederzulassung die neuen Anforderungennicht erfüllen. Ob es konkret der Fallsein wird, wird nicht zuletzt von den Ausführungsbestimmungenabhängen. Diemüssen erst noch definiert werden. Deshalbist derzeit keiner in der Lage, seriöseZahlen zum Verlust von Pflanzenschutzmittelnzu nennen.Zudem sagt die Zahl der gefährdetenSubstanzen nichts über derenBedeutung für die Praxis aus.Weil es unverzichtbare oder schwerersetzbare Wirkstoffe gibt, siehtdie Verordnung auch zahlreicheAusnahme- und Sonderregelungenvor. Das bedeutet wiederum programmierteIrritation; es wirdschwierig werden, im Regelungsdschungelden Überblick zu behalten.Kurier:Vielfach gibt es heute Resistenzenbei der Bekämpfungvon Schadorganismen. Einebreite Mittelpalette wirkt dementgegen.K-A: Und da könnte die neue Verordnungunnötige neue Problemeschaffen. Europaweit sollen nämlichzu „ersetzende Wirkstoffe“bestimmt werden, die gegenüberSubstanzen für den gleichen Anwendungsbereichals „schlechter“eingestuft werden. Die Mitgliedstaatensollen dann Pflanzenschutzmittel mit diesenWirkstoffen ersetzen, wenn günstigerevorhanden sind. Wir müssen befürchten,dass das Resistenzmanagement schwierigwird, wenn die Mitgliedstaaten diese Maßnahmeallzu häufig praktizieren.Kurier: Sie bewerten die neuen Anforderungenaus der Zulassungsverordnungals „forschungsfeindlich und innovationshemmend“.K-A: Künftig muss zum Beispiel bei derZulassung berücksichtigt werden, ob eineSubstanz zur Fernverfrachtung neigt, esmüssen ihre Auswirkungen auf die Artenvielfaltund das Ökosystem sowie kumulativeund synergistische Effekte von Mehrfachrückständenermittelt werden. Sie könnensich leicht vorstellen, dass dies für jedenneuen Wirkstoff umfangreiche undzeitraubende zusätzliche Studien nötigmacht. Und eine klare Definition dieserVorgaben fehlt bisher. Ziel der Verordnungwar die Förderung von Innovation. NeuePflanzenschutz-Wirkstoffe werden auchdringend gebraucht, wenn alte wegfallen.Wir können sie aber nicht schnell genugliefern, wenn die Entwicklung immerschwieriger wird.Kurier: Bedeutet die neue zonale Zulassungnicht auch eine Vereinfachung derZulassungspraxis?K-A: Innerhalb der jetzt eingerichtetendrei Zonen in Europa soll die gegenseitigeAnerkennung von Zulassungen erleichtertwerden. Auch Zonen übergreifend könnenbe<strong>nach</strong>barte Länder Zulassungen übernehmen.Ob die heutigen Wettbewerbsverzerrungenbeseitigt werden, die durch den inden verschiedenen Ländern unterschiedlichenZugang zu Mitteln hervorgerufenwerden, muss die Praxis zeigen.Auch Erzeugerverbände oder Behördenkönnen die Anerkennung einer Zulassungbeantragen. Die Zustimmung des Herstellersist dafür nicht erforderlich. Als Industriesind wir mit dieser Regelung nichtglücklich. Die Hersteller tragen die Verantwortungfür ihre Produkte; sie müssen mitentscheiden können, wo und wie diese eingesetztwerden.Kurier:Auf deutlich größere Zustimmungals die Zulassungsverordnung trifft dieRahmenrichtlinie für die <strong>nach</strong>haltigeAnwendung von Pflanzenschutzmitteln.K-A: Die Industrie hat sich immer dafüreingesetzt, die Risiken des Pflanzenschutzeszu minimieren. Rein quantitative Reduktionsprogrammesind dafür ungeeignet.Wir sind deshalb sehr froh, dass die Richtlinieeine Politik mit klarem Fokus auf Risikoreduktionzulässt.Die Richtlinie muss – anders als die Zulassungsverordnung– in den Pflanzenschutzgesetzender Mitgliedstaaten umgesetztwerden. Zur praktischen Umsetzung sindnationale Aktionspläne zu verabschieden.Zu den Vorgaben in diesem Rahmen gehörenzum Beispiel die Aus- und Weiterbildungvon Anwendern und Verkäufernsowie die genaue Beobachtung so genannter„bedenklicher“ Wirkstoffe. Bis 2014 mussaußerdem der Integrierte Pflanzenschutz inallen Mitgliedstaaten eingeführt werden.Maßnahmen wie der Sachkunde<strong>nach</strong>weisfür Landwirte oder der Spritzen-TÜV, diein Deutschland bereits umgesetzt sind, solleneuropaweit Standard werden.Die Industrie sieht eine wichtige Aufgabedarin, an der Weiterentwicklung des nationalenAktionsplans mitzuarbeiten. Es liegtin unserem ureigenen Interesse, die <strong>nach</strong>haltigeAnwendung unserer Produkte zufördern. Wir sind überzeugt, dass wir Handin Hand mit den Landwirten die ohnehinheute nur noch sehr geringen Risiken beider Anwendung von Pflanzenschutzmittelnweiter minimieren werden. ■1/09 KURIER 9


Ernährung <strong>nach</strong><strong>westlichem</strong> <strong>Vorbild</strong>Mit steigendem Wohlstand gleichen Millionen Asiaten ihre Ernährungwestlichen Gewohnheiten an. Immer mehr Menschen im Fernen Ostengreifen zu Fertiggerichten und besuchen Fast-Food-Restaurants, wovonauch die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft profitieren kann.10 KURIER 1/09


Go EastDie Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA)*rechnet mit einem Anstieg der Exporte der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaftvon rund 54,5 Milliarden Euro im Jahr 2008 um 18 Prozent auf 64,3Milliarden Euro im laufenden Jahr. Besonders kräftig sollen die Ausfuhren anFleisch und Fleischwaren wachsen. Innerhalb von zwei Jahren wird ein Plusvon 28 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro vorausgeschätzt. Die Ausfuhren anMolkereiprodukten könnten um 14 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro klettern.Asien wird langfristig einen wachsenden Anteil an den Ausfuhren haben.Beispielsweise haben sich die Lieferungen von Fleisch und Fleischwaren<strong>nach</strong> Hongkong und China von 2007 bis 2008 (Januar bis November) mehrals verdoppelt auf rund 131 Millionen Euro. Der Absatz von Milch und Milchproduktenan die Volksrepublik wuchs um 64 Prozent auf 12,5 Millionen Euro.Wenn Chan Siu Ming, der chinesischeOtto Normalverbraucher, morgens in seinBüro in Beijing geht, macht er am liebstendas Gleiche wie Joe Average in Boston: Erkauft in einer der fast 700 Starbucks-FilialenChinas sein Frühstück. Die Mittagspauseverbringt er mit Kollegen in der Kantineoder in den äußerst populären Fast-Food-Restaurants von McDonald's oder KentuckyFried Chicken. Und auf dem Weg <strong>nach</strong>Hause nimmt er bei Carrefour oder Wal-Mart schnell noch ein Fertiggericht für dasAbendessen mit.Ethnic Food einmal anders herum: Asienkommt auf den Geschmack des Westens.Schon 1.000 Filialen hat McDonald's inChina eröffnet; 175 sollen in diesem Jahrhinzukommen. Das Entstehen einer urbanenMittelschicht hat die vorsichtige Annäherungmöglich gemacht. In Metropolen wieShangai, Beijing oder Guangzhou verdientein Angestellter drei- bis viermal so vielwie sein Kollege auf dem Land. „Häufigsind Rückwanderer, die im Ausland studiertund gearbeitet haben, die Trendsetter.Sie bringen westliche Verzehrgewohnheitenins Land. Die Konsumsignale dieser sogenannten Lifestyle-Chinesen werden dannvon anderen aufgegriffen“, berichtet Dr.Jan de Graaf, Repräsentant der CentralenMarketing-Gesellschaft der deutschenAgrarwirtschaft (CMA)* in Shanghai.Und auch das wachsende Heer von ausländischenFirmenangehörigen sucht in denSupermärkten nicht länger vergebens <strong>nach</strong>europäischem Käse und Rotwein.Die Urbanisierung Chinas schreitet inRiesenschritten voran, und mit ihr das Einkommenswachstum.Nach einer Prognoseder Unternehmensberatung McKinsey wirddie Stadtbevölkerung von 572 Millionenim Jahr 2005 innerhalb von zwanzig Jahrenauf 926 Millionen steigen. Erfolgt dieseStadtentwicklung nicht hochgradig verdichtet,könnten allerdings bis zu 20 Prozentder nutzbaren Ackerfläche verloren gehen.Auch Indien, die zweite Milliarden-Nation Asiens, ist im Aufbruch. Auf demSubkontinent werden 2030 mehr Menschenleben als in China. Und obwohl dreiviertelder Inder heute noch mit wenigerals zwei US$ am Tag klarkommen müssen,nimmt die Zahl derer, die sich ausreichend,gesund und qualitätsorientiert ernährenkönnen, rasant zu. Laut einer McKinsey-Studie werden innerhalb der nächsten zweiJahrzehnte über 290 Millionen Inder denSprung aus der bittersten Armut zu einemgeringfügig besseren Lebensstandard schaffen.Die indische Mittelklasse wird dannvon 50 auf 580 Millionen Menschen angeschwollensein. Im Durchschnitt sollen dieEinkommen der indischen Haushalte indiesem Zeitraum jährlich um 5,3 Prozentwachsen. Das wird sich gravierend auf dieErnährungsgewohnheiten auswirken. Diehöhere Kaufkraft, die steigende Zahl doppeltverdienender Familien, der Kontaktmit westlichen Nahrungsmitteln und dieVerbreitung internationaler Supermarkt-Ketten haben die Nachfrage <strong>nach</strong> Gemüse,Eiern, Obst und Fleisch steigen lassen.Getreideprodukte verlieren dagegen anBedeutung. Der Pro-Kopf-Verbrauch anGetreide sank seit 1983 bereits um 2,1 auf138,2 kg im Durchschnitt der Jahre 2004und 2005. Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle(ZMP) geht davon aus, dassdie Nachfrage <strong>nach</strong> Milch und Milchproduktenin Indien von zurzeit rund 100Millionen Tonnen auf 180 Millionen Tonnenin 2021 steigen könnte. Immer mehrjunge, gut ausgebildete Inder mit relativhohen Einkommen führen ein Single-Dasein in einer der 27 Millionenstädte. Siesind bereit und in der Lage, qualitativhochwertige Lebensmittel einzukaufen.Dabei greifen sie immer häufiger <strong>nach</strong>Fertiggerichten in den Regalen der brandneuenSupermärkte, auch wenn die traditionelleErnährung mit dem aufwändigentäglichen Einkauf von Brot, Obst und Gemüsesowie Milchprodukten, Fisch undFleisch an verschiedenen Marktständen oderbei kleinen Nachbarschaftshändlern noch* Das Bundesverfassungsgericht hat am 3. Februar2009 das Absatzfondsgesetz für verfassungswidrigund nichtig erklärt. Die Entscheidung betraf auch dieArbeit der Centralen Marketing-Gesellschaft derdeutschen Agrarwirtschaft (CMA). Anfang März beschlossdie Gesellschafterversammlung der CMA dieAuflösung des Unternehmens.1/09 KURIER 11


Getreideproduktion heuteMethode:Die Erstellung dieser Kartogramme ist das Ergebnis mehrerer Jahre wissenschaftlicher Forschung.Mark Newman und Michael Gastner entwickelten dieses Modell, bei dem die Daten unter Verwendungder Methode der linearen Streuung in Anlehnung an die Elementarphysik verteilt werden.dominiert. Der Wissenschaftler SurabhiMittal vom Indischen Rat zur Erforschunginternationaler Wirtschaftsbeziehungen(ICRIER) warnt vor einer ab 2011 raschwachsenden Versorgungslücke bei wichtigenAgrarrohstoffen. Aufgrund des Bevölkerungs-und Einkommenswachstums könntenIndien 2026 rund 74 Millionen TonnenZucker, 27 Millionen Tonnen pflanzlicheÖle und 40 Millionen Tonnen Hülsenfrüchtesowie 17 Millionen Tonnen Getreide fehlen.Fundamentaler TrendGeografische ReferenzkarteGetreideexporte heuteWendet man die gleiche Darstellungsmethode auf die Getreideexporte an, so erhält man ein völlig anderes Bild.Die USA, Frankreich und Australien sind Giganten verglichen mit Regionen wie Japan, Südostasien, dem NahenOsten und Afrika, auf die sich ein Großteil der Weltbevölkerung konzentriert.Getreideimporte heute© Copyright 2006 SASI Group(University of Sheffield) and MarkNewman (University of Michigan)Die Karte zeigt die Verteilung der Getreideproduktion heute. Dankdes von den Wissenschaftlern der Universitäten Sheffield und Michiganentwickelten Verfahrens sind die großen Erzeugerländer sofort zuerkennen. Die Produktion schwankt je <strong>nach</strong> Jahr, beläuft sich jedochjährlich auf rund zwei Milliarden Tonnen. Mengenmäßig ist Ostasienbei Weitem die größte Erzeugerregion, bezieht man die Produktion aufdie Einwohnerzahl, so steht Nordamerika an der Spitze.Neben China und vor allem Japan importieren die Länder Nordafrikas und desNahen und Mittleren Ostens die größten Getreidemengen.Das Nachfragewachstum Asiens wird durchdie hohe Bevölkerungszahl in enormeDimensionen multipliziert. Daran ändertauch die aktuelle globale Konjunkturschwächevermutlich wenig. Der Megatrendder aufstrebenden Klassen mit neuenErnährungsbedürfnissen wird den globalenBedarf an Agrarprodukten in den kommendenJahrzehnten prägen. „Die momentaneWirtschafts- und Finanzkrise wird denlangfristigen Nachfragetrend nicht fundamentalbeeinflussen, allenfalls eine leichteDelle in der Verbrauchskurve hinterlassen“,sagt Frank Dietrich, Country Head GreaterChina von Bayer CropScience in Beijing.Er ist sicher: „Die Ernährung der chinesischenStädter wird künftig zu größerenAnteilen aus Fleisch und Gemüse und wenigerReis und Nudeln bestehen“.In den vergangenen 15 Jahren verdoppeltesich der Fleischkonsum in China bereits.Und das Food and Agricultural PolicyResearch Institute (FAPRI) prognostiziert,der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch könntein China von 2006 bis 2015 um weitere 10auf 65 kg steigen. Bisher werden in Chinanur etwa 20 Prozent der Getreideproduktionals Tierfutter eingesetzt, in Indien sindes sogar nur zwei Prozent. Der weit überwiegendeTeil dient direkt der menschlichenErnährung. Anders in Europa: Hierwerden fast 60 Prozent verfüttert, in denUSA sogar 70 Prozent. Eine Angleichungdes Verbrauchs an tierischem Eiweiß würdeeinen enormen Mehrbedarf an Getreide<strong>nach</strong> sich ziehen. Agrarökonomen derHumboldt-Universität zu Berlin haben unterLeitung von Prof. Harald von Witzkefür China einen Anstieg des Getreideverbrauchsvon 1997 bis 2025 um 192 MillionenTonnen vorausgeschätzt. Das Zentrumfür Welternährungsforschung (SOW) inAmsterdam hat den voraussichtlichenSelbstversorgungsgrad Chinas 2030 ermittelt.Da<strong>nach</strong> wird die Volksrepublik ihrenVerbrauch an pflanzlichen Ölen nur zu51 bis 58 Prozent und an Zucker zu 65 bis81 Prozent decken können.12 KURIER 1/09


Einen Vorgeschmack auf den Einflussder neuen Vorlieben asiatischer Mägen aufden Weltagrarmarkt brachte das Jahr 2007.Weil Milch in China vom Tabu- zum Trendproduktgeworden ist, dessen Verzehr dieRegierung aktiv unterstützt, wächst derKonsum sprunghaft. Im Frühsommer 2007stand die expandierende Nachfrage jedocheinem knappen Angebot gegenüber, unteranderem verursacht durch die Trockenheitin Australien und Neuseeland. In der Folgeschossen die Weltmarktpreise für Milchproduktesteil in die Höhe. Weltweit ist derMilchkonsum seit 2001 um fast 13 MilliardenLiter jährlich gewachsen. Davon entfielenallein acht Milliarden Liter auf Chinaund Indien. Trotz erheblicher Anstrengungenkann die Volksrepublik ihren Bedarfan Trinkmilch, Milchpulver und Joghurtnicht aus eigener Kraft decken. Vor allemKäse und Sahne, Süßwaren, Snacks undBabynahrung werden von internationalenHerstellern importiert, unter anderem ausNeuseeland, Frankreich und Deutschland.Der Skandal um Melamin-belastete Säuglingsnahrungerschütterte das Vertrauender Bevölkerung in Waren heimischer Produktionzusätzlich.„Mehr als je zuvor sind internationaleMarken im Ansehen gestiegen“, beobachtetvor Ort Frank Dietrich. Auch die CMAbestätigt: Produkte „Made in Germany“sind in China gefragter denn je. Immerhinknapp sechs Prozent der chinesischen Importean Frischmilchprodukten stammten2007 aus Deutschland. Nach einer Erhebungdes amerikanischen Landwirtschaftsministeriumsorientieren sich Chinesen beider Suche <strong>nach</strong> sicheren Nahrungsmittelnbei Molkereiprodukten inzwischen in ersterLinie an der Marke. Dr. de Graaf mahntallerdings zu Realismus: Bisher seienwestliche Ernährungsgewohnheiten undProdukte nur in den Wirtschaftsmetropolenangekommen. „Wesentlich größer istdas Potenzial für den Absatz von unverarbeitetenProdukten wie Getreide und Milchpulver.Dabei muss allerdings mit sichschnell öffnenden und schließenden Märktengerechnet werden“, sagt der CMA-Experte. Ein Beispiel ist der Markt fürSchweinefleisch. Obwohl die Bundesregierungbereits im September 2008 eineVeterinärvereinbarung mit China über dieEinfuhr von Schweinefleisch unterzeichnete,haben die chinesischen Behördennoch immer keine deutschen Schlachtereienfür den Import zertifiziert. Dabei istder Einfuhrbedarf immens.Dennoch: Der Flächenbedarf, der Bevölkerungszuwachsund das Entstehen einerneuen starken Mittelschicht in China, inIndien und anderen asiatischen Ländernwie Vietnam, Malaysia und Südkorea eröffnetinsgesamt für die exportstarke AgrarundErnährungswirtschaft in Deutschlandeine große Chance. Nach Darstellung derCMA legen Chinesen bei ihren Lebensmittelnerheblichen Wert auf Qualität, Frischeund Produktsicherheit. Die steigendeNachfrage zu befriedigen, bedeutet für diegroßen Agrarproduzenten, und dazu zähltin Europa zweifelsohne auch Deutschland,aber auch eine Herausforderung. Eine umwelt-und klimaverträgliche Intensivierungder Produktion auf der nur begrenzt vorhandenenFläche ist unverzichtbar, wennHunger und Unruhen vermieden werdensollen. Sollte der derzeit zu beobachtendeTrend zur Urbanisierung Chinas anhaltenund das Riesenreich seinen Getreideimportnur um fünf Prozent steigern, würde dasdie gesamten weltweiten Getreideexporteaufsaugen wie ein Schwamm. Das hat dieUniversität Leeds errechnet. Die britischenWissenschaftler warnen zu Recht vor einerDestabilisierung des Weltgetreidemarktes.Norbert Lehmann1/09 KURIER 13


„Wir brauchen einegrüne Revolution“Ernährungssicherung für einewachsende Weltbevölkerung.Dem Klimawandel trotzen!14 KURIER 1/09


zweiteVerfügbare Ackerfläche pro Kopf2.000 m 22.700 m 2Wir werden immer mehr! Bereits 2012erreicht die Weltbevölkerung voraussichtlichdie Sieben-Milliarden-Marke. Im Jahr2025 soll sie gar schon acht MilliardenMenschen erreichen. Das rasante Bevölkerungswachstumfindet dabei vor allem inden Entwicklungsländern statt. Schon heuteleben dort über 80 Prozent aller Menschen.Und gerade dort fehlt es an ausreichendNahrung. Nach Schätzungen der Weltbankkönnte die Zahl der weltweit Hungerndenschon bald von derzeit 850 auf 950 Millionenschnellen. Prognosen der VereintenNationen zeigen, dass im Jahr 2050 proKopf nur noch 30 Prozent der Anbauflächezur Verfügung steht, die 1950 zur Ernährungssicherungvorhanden war.Hinzu kommt: Die weltweiten Nahrungsmittelreservensind auf den niedrigstenStand seit 30 Jahren gesunken. Das großeWeltbevölkerung~ 9 MilliardenProblem: Anbauflächen für Weizen, Reisoder Hirse lassen sich kaum noch ausdehnen.Schon jetzt ist in manchen TeilenAsiens das nutzbare Anbauflächenpotenzialdurch Felder und Reisterrassen fast ausgereizt.Auch in vielen Regionen Afrikas istdie Ausweitung der Äcker nahezu unmöglich.Die fortschreitende Versteppung undWüstenbildung führt dort zum Verlustfruchtbarer Böden und Flächen, die nichtweiter für die Nahrungsmittelproduktiongenutzt werden können.Extreme Wetterphänomenebedrohen ErntenEin weiteres Problem: Weltweit registrierenMeteorologen immer häufiger extremeWetterereignisse – ausbleibende oder verschobenetropische Regenfälle ebenso wieauffällige Strömungsphänomene in denOzeanen. Bekanntes Beispiel: El Niño.Alle drei bis sechs Jahre verwüsten sintflutartigeRegengüsse ganze Landstrichein Südamerika, die Wetterkapriolen führenzu Dürren in Südostafrika, Indonesien, Australienund Frost in Florida – mit riesigenErnteausfällen für die Landwirte.Aber nicht nur Naturkatastrophen verursachenjedes Jahr weltweit Schäden inder Landwirtschaft in Milliardenhöhe. Vorallem dauerhaft ungünstige Anbaubedingungenwie Wassermangel, zunehmendeVersalzung von Ackerböden sowie starkeHitze und Kälte sind für enorme Ernteeinbußenverantwortlich. Mais, Reis oder Weizensind den extremen Umwelteinflüssen6 Milliarden5.100 m 2 2,8 MilliardenQuelle: FAO; Copyright: Bayer CropScienceWährend die Weltbevölkerung Jahr für Jahrweiter steigt, lassen sich die weltweit zur Verfügungstehenden Ackerflächen nicht unbegrenztausweiten. Dadurch sinkt die pro Kopfzur Verfügung stehende Fläche zurErnährungssicherung stetig. Konsequenz:Beträchtliche Ertragssteigerungen sind nötig,um auch in Zukunft eine ausreichendeErnährung zu gewährleisten.1/09 KURIER 15


Ernährung sichern mit weniger FlächeVon den rund 13 Milliarden Hektar Landoberfläche der Erde werden etwa 1,5Milliarden Hektar ackerbaulich genutzt, weitere 3,5 Milliarden Hektar als GrünundWeideland. Eine Ausweitung der Flächen ist nicht möglich. Jedes Jahr gehenweltweit zudem rund sieben Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzflächedurch Bebauung, Erosion, Versteppung und andere Ursachen verloren. Würde manauf moderne Pflanzenschutzmaßnahmen und Düngung verzichten, bräuchte manheute schon deutlich mehr Ackerfläche, nämlich rund vier Milliarden Hektar.Aufgrund der Bevölkerungszunahme muss die landwirtschaftliche Produktion umetwa zwei Prozent pro Jahr steigen, damit die notwendige Menge an Nahrungsmittelnfür die Versorgung aller Menschen garantiert werden kann.Dabei sind die erhöhten Ansprüche an die Fleischversorgung noch nicht berücksichtigt.So hat sich etwa in China innerhalb von 15 Jahren der Fleischkonsumglatt verdoppelt. Für ein Kilogramm Rindfleisch müssen deutlich mehr als siebenKilogramm an Futtermitteln hergestellt werden – das treibt die Nachfrage <strong>nach</strong>Futtermitteln, was die Konkurrenz mit Anbauflächen für Lebensmittel verstärkt.nicht mehr gewachsen. Der Klimawandelverstärkt die Belastungen der Pflanzennoch zusätzlich. Die Auswirkungen sindgravierend: Selbst bei bester Pflege ihrerFelder verlieren die Bauern regelmäßig 30bis 70 Prozent der Erträge durch abiotischenPflanzenstress.Widerstandsfähiger gegenStressfaktoren wie Hitze, Kälteoder Trockenheit„Wir müssen zwingend die landwirtschaftlicheProduktion effizienter machen – undzwar <strong>nach</strong>haltig“, sagt der Bayer Crop-Science-Vorstandsvorsitzende ProfessorDr. Friedrich Berschauer. Wichtiges Zielder Pflanzenschutzforscher: Den Ertrag vonMais, Reis oder Weizen zu steigern und diePflanzen widerstandsfähiger zu machengegen starke Hitze, Kälte, Trockenheitoder zu starke Sonneneinstrahlung. Dennsie setzen Pflanzen unter enormen Stress.Es beginnt ein Prozess, der bis zur Selbstzerstörungführen kann: Das Gewächs erhöhtseinen Energieverbrauch und kann sobestimmte Energietransport-Moleküle nichtmehr bilden. Die braucht aber jede Zelleunbedingt zum Leben. Die Versorgungslückehat dramatische Folgen für die Pflanze:Sie kann Blätter, Frucht oder Stängel nichtmehr richtig mit Energie versorgen. Nachund <strong>nach</strong> sterben einzelne Zellen und amEnde die ganze Pflanze ab.Stresstolerante Pflanzenverkraften Klimaschwankungenwesentlich besserMit einem Kunstgriff wappnen Forschervon Bayer CropScience beispielsweiseReispflanzen gleich gegen mehrere Stressfaktoren.Sie verordnen den Pflanzen einechtes Fitnessprogramm. „Wir hatten dieIdee, die Nutzpflanzen zu trimmen“, sagtMichael Metzlaff vom Innovationszentrumfür Pflanzenbiotechnologie von BayerCropScience im belgischen Gent. SeinTeam verfolgt dabei zwei Strategien: Zumeinen bauen die Forscher Gene in diePflanzen ein, die den Umgang mit übermäßigemStress durch Trockenheit undNässe erleichtern sollen. Zum anderenschalten sie einzelne Gene ganz gezielt ab,die im gewöhnlichen Gewächs eine Stressreaktionauslösen und den Ertrag schmälernwürden. Metzlaff: „Wir wollen diePflanzen so in die Lage versetzen, trotzschwankender Umweltbedingungen langfristigstabile Erträge auf einem hohenNiveau zu liefern.“Wissenschaftler von Bayer CropScience bewerten die Eigenschaften einer neuen Generation von Hybridreis imHinblick auf verbesserte Stresstoleranz.Erfolgreiche Partnerschaften für alle: Bayer CropScience arbeitetzusammen, um dem Verbraucher hochwertiges Gemüse anbiete16 KURIER 1/09


Eine „zweite grüne Revolution“muss herFür Professor Berschauer ist die Biotechnologieein unverzichtbares Werkzeug, umdie Ernährung der Weltbevölkerung inZukunft zu sichern: „Wir brauchen einezweite grüne Revolution. Und wenn wirdie Pflanzenbiotechnologie in Kombinationmit Pflanzenschutzlösungen zielgerichteteinsetzen, können wir erheblicheProduktivitätsfortschritte erzielen“, so derVorstandsvorsitzende. „Wir müssen dieAgrarforschung wieder stärker in denMittelpunkt stellen und einen klaren Fokusauf die Steigerung der Ernten und Erträgelegen“, sagt Berschauer. Bayer CropSciencewolle dazu einen Beitrag leisten und von2008 bis 2012 insgesamt 3,4 MilliardenEuro in Forschung und Entwicklung voninnovativen Pflanzenschutzmitteln undneuen Lösungen für den Bereich Saatgutund Pflanzenbiotechnologie investieren.Auch andere Experten beurteilen dieBedeutung der Biotechnologie ähnlich:Nach Schätzungen der „Consultative Groupon International Agricultural Research“lässt sich allein mit Hilfe der Biotechnologieder Ertrag um rund 25 Prozent steigern.Beim Anbau von Raps in Kanada konntenForscher von Bayer CropScience den Ölertragdurch Erfolge in der Saatzüchtungbereits um bis zu 30 Prozent gegenüberkonventionellen Sorten steigern.Neben der Pflanzenbiotechnologie könnenaber auch neue Pflanzenschutzmittelden Ernteertrag erhöhen. Jüngste Beispielesind Wirkstoffe aus der Gruppe der Strobilurine.„Feldversuche bestätigen, dass dieErträge vieler Kulturpflanzen durch denEinsatz eines Strobilurins deutlich stärkergesteigert werden als durch Fungizide ausanderen Wirkstoffklassen“, erklärt Dr.Dirk Ebbinghaus, Pflanzenschutzforscherbei Bayer CropScience. An der Aufklärungdieses – auch als Greening-Effekt bekannten– Phänomens arbeiten Forscher auszahlreichen Ländern. Eine Forschergruppeum Ebbinghaus nimmt die Strobilurin-Wirkstoffe von Bayer CropScience genauerunter die Lupe, um festzustellen, wie siedie Kulturpflanzen stärken und die Widerstandskraftder Pflanzen gegen Stress erhöhen.„Strobilurine lösen offenbar eine ganzeReihe von positiven Effekten in derPflanze aus, die insgesamt zu einer überdurchschnittlichenErtragssteigerung führen“,fasst der Forscher zusammen. AlsGründe für diese Effekte führt Ebbinghausan: „Strobilurine stimulieren nicht nur diePhotosyntheseleistung und damit die Stärkeproduktion,sondern mit der Stickstoffassimilationauch eine der Grundlagen derProteinsynthese“.Im Bereich der Insektizide wurde vordrei Jahren bei Bayer CropScience am StandortMonheim damit begonnen, die stressreduzierendeWirkung von Confidor ® systematischzu untersuchen. Ergebnis: Obwohlbeispielsweise Baumwollpflanzengar nicht von Insekten attackiert wurden,lieferten die behandelten Pflanzen bis zuzehn Prozent mehr Fasern als die unbehandelten.Die Forscher kamen zu dem Schluss,dass der Wirkstoff dieses Produkts offenbareine erwünschte „Nebenwirkung“ hat,die zu einem Schutzschild gegen abiotischenStress weiterentwickelt werden kann.„Obwohl abiotische Stressfaktoren zuerheblichen Ertragseinbußen in der Landwirtschaftführen, ist die Entwicklungsolcher „Stress Shields“ bisher ein weitgehendunbestelltes Feld“, erläutert PflanzenschutzforscherDr. Wolfgang Thielert.Neueste Forschungsergebnisse habenaußerdem gezeigt, dass bestimmte Wirkstoffe– beispielsweise im InsektizidGaucho ® von Bayer CropScience – sogarReispflanzen widerstandsfähiger gegenSchwankungen des Salzgehalts im Wassermachen können.Die biologische VielfaltschützenWeil die Nachfrage <strong>nach</strong> hochwertigenLebensmitteln in ausreichender Mengeund zu erschwinglichen Preisen nicht aufKosten der Natur erfüllt werden darf, hatsich Bayer CropScience einem wichtigenGrundsatz verpflichtet: Der Konzern willmit modernen Technologien Klein- wieGroßbauern zu einer höheren Produktivitätauf bereits landwirtschaftlich genutztenFlächen verhelfen. So vermeidet man, dassweitere natürliche Lebensräume in Ackerlandumgewandelt werden. ■Dramatische Ernteverluste durch StressErtrag (kg/Hektar)20.00016.00012.0008.0004.0000Mais Weizen Soja Hirse Hafer GersteVerlust durchabiotische Faktoren(Dürre, Hitze, ...)Verlust durchbiotische Faktoren(Insekten, Pilze, ...)durchschnittlicherErtragQuelle: Bayer CropScienceStress führt zu dramatischen Ernteverlusten: Getreide leidet offenbar besonders unterabiotischem Stress durch Hitze, Kälte, Dürre oder Sauerstoffmangel infolge vonStaunässe oder verdichtetem Boden. Mögliche Rekordernten (gesamte Balkenlänge)werden einerseits durch Schadinsekten, Pflanzenkrankheiten oder die Konkurrenzdurch Wildkräuter geschmälert. Für den überwiegenden Teil der Ertragseinbußen sindjedoch abiotische Faktoren verantwortlich.in Indien eng mit den Akteuren aus der Lebensmittelketten zu können.1/09 KURIER 17


Herbizidwirkstoffehegen und pflegenDie Herbizidresistenzen bei Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Co. nehmenweiter zu, aber neue Wirkstoffklassen sind vorerst nicht in Sicht. Die vorhandenenPflanzenschutzmittel müssen also <strong>nach</strong>haltig angewendet werden –Bayer CropScience unterstützt die Landwirte mit innovativem Monitoringund ausgefeilten Empfehlungen für ein gezieltes Resistenzmanagement.Dr. Hubert Menne und Dr. Bernd Laberhaben scheinbar das ganze Jahr überWeih<strong>nach</strong>ten. Täglich treffen bei den beidenWissenschaftlern von Bayer Crop-Science am Forschungsstandort Frankfurtkleine Pakete ein, im vergangenen Jahrwaren es über 2 000 Stück. Aber statt vomChristkind kommen sie von Landwirtenaus aller Herren Länder und anstelle vonGeschenken enthalten sie Pflanzen oderderen Samen. Hier handelt es sich um„Problemfälle“, bei denen Pflanzenschutzmittelnicht richtig wirkten. Menne undLaber gehen den Ursachen dafür auf denGrund.Die meisten Päckchen aus Deutschlandkommen entweder im Frühjahr zum Vegetationsbeginnoder zur Ernte zwischen Juniund August an. So auch ein Karton mitAckerfuchsschwanzsamen aus der nord-BiosyntheseDNSBiosyntheseDr. Bernd Laber (Foto re.) fahndet mit der DNS-Analyse im Erbgut von Unkräutern <strong>nach</strong> Mutationen, die füreine Resistenz gegenüber Herbiziden verantwortlich sind. Parallel dazu testet sein Kollege Dr. Hubert Menne(Foto li.) im Gewächshaus-Versuch, welches Mittel noch effektiv wirkt und gegen welche Substanz dieUnkräuter resistent geworden sind.DNS18 KURIER 1/09


deutschen Marsch. Der betreffende Landwirthatte bereits seit einigen Jahren beobachtet,dass sein bisheriges Standardproduktim Winterweizen nicht mehr die benötigteWirkung entwickelte und immermehr Ungräser zur Samenreife gelangten.Also hat er seinen Bayer CropScience-Außendienstmitarbeiter angesprochen, zusammenmit ihm eine Samenprobe gesammeltund an das Frankfurter Labor geschickt.Resistenztests im Gewächshausund im LaborDie beiden Frankfurter Bayer CropScience-Mitarbeiter teilen sich die Samenprobe.Agrarwissenschaftler Menne macht sichgleich an die Arbeit. Er beschreibt den typischenArbeitsablauf so: „Nach der Reinigungsäen wir die Samen zusammen miteiner Vergleichsgruppe im Gewächshausaus und behandeln sie später mit unterschiedlichenHerbiziden und Aufwandmengen.“Während er also über den klassi-schen Gewächshausversuch möglichenResistenzen auf die Spur kommt, beschreitetBiochemiker Laber einen anderen Weg.Ihm reichen bereits wenige Samen odereine kleine Menge Pflanzengewebe, ausdem er und sein Team die DNS extrahieren,die sämtliche Erbinformationen derPflanze enthält. Mit einem neu entwickeltenVerfahren kann er prüfen, ob einer dervielen Tausend Bausteine der DNS für dasZielenzym eines Herbizids ausgetauschtwurde. „Ist dies der Fall – wir sprechenhier von einer Punktmutation – kann dieHerbizidwirkung schlagartig verpuffen“,erklärt Laber. Punktmutationen verändernZielenzyme so stark, dass die Wirkstoffenicht mehr andocken können und deshalbunwirksam sind – der Schlüssel passt nichtmehr ins Schloss. Der Fachbegriff hierfürlautet Wirkort-Resistenz.Das Monitoring der Samen im Gewächshausist allerdings nur reaktiv, weildie Samen der Ungräser erst <strong>nach</strong> der Ernteder Feldfrüchte getestet werden können.Der Landwirt erhält folglich erst für dieEntstehung wirkortspezifischer Resistenz„Resistente“ DNS produziert ein verändertes Enzymfolgende Saison Empfehlungen für das Resistenzmanagement.Seit kurzem gelingt esBayer CropScience, den betroffenen Landwirtennoch in derselben AnbauperiodeEmpfehlungen zum Resistenzmanagementzu geben. Dafür sendet der Landwirt imFrühjahr Unkrautpflanzen zur Untersuchungein, die im Frankfurter Labor vonDr. Juan-Pedro Ruiz-Santaella sowohl aufdas Vorliegen einer Wirkort-Resistenz alsauch auf sogenannte metabolische Resistenzgetestet werden. Dabei sind diePflanzen in der Lage, die herbiziden Wirkstoffeschnell in unschädliche Zwischenprodukteabzubauen.Im Fall der Ackerfuchsschwanzpflanzenvom norddeutschen Marschstandort kommendie beiden Experten zum Ergebnis,dass es sich hier um eine metabolischeResistenz handelt. Dieser Resistenztyp ist inDie molekulare Bindungsstelle imSchadorganismus, an der normalerweiseder Wirkstoff ansetzt, hat sichdurch eine genetische Anpassung soverändert, dass der Wirkstoff nichtmehr angreifen kann und dieWirkung ausbleibt. Ausgelöst wirddiese Art der Resistenz häufig durchnur eine Veränderung in einerGensequenz (Punktmutation).Herbizidkeine WirkungEnzym„Resistentes“ EnzymHerbizid kann nicht andockenNormale DNS produziert ein normal funktionierendes EnzymHerbizidBekämpfungEnzym„Normales“ EnzymHerbizid bindet an Enzym1/09 KURIER 19


Deutschland bei Ungräsern weitaus stärkerverbreitet als die Wirkort-Resistenz. DazuMenne: „Auf rund fünf Prozent der Ackerflächenweisen Gräser Resistenzen auf, mitsteigender Tendenz. Der Anteil der Wirkort-Resistenznimmt ebenfalls erheblichzu. In unserem Monitoring weisen bereitsetwa 25 Prozent der Proben eine ACCaseWirkort-Resistenz auf.“Monitoring ist der erste Schrittzur Problemlösung„Erst wenn wir wissen, ob es sich tatsächlichum eine Resistenz handelt und welcherMechanismus vorliegt, können wirgezielt gegensteuern“, sagt Dr. Jörg Weinmann.Der Leiter Beratung und TechnischesMarketing der Bayer CropScience DeutschlandGmbH setzt daher auf penibles Monitoring:„Aus den Testergebissen im Gewächshausund im Labor entwickeln wireine jeweils auf den speziellen Fall zugeschnitteneBekämpfungsstrategie.“ In Zusammenarbeitmit dem zuständigen regionalenAußendienstmitarbeiter können sokonkrete Maßnahmen für ein aktives Resistenzmanagementumgesetzt werden.Das erscheint angesichts der ständigwachsenden Zahl resistenter Pflanzenimmer wichtiger. In der globalen Herbizidresistenz-Datenbankvon Ian Heap (www.weedscience.com) waren bis Anfang 2009weltweit bereits 75 resistente Gräserartenund 112 resistente breitblättrige Unkräuterregistriert, Tendenz steigend. In Deutschlandhaben bislang Ackerfuchsschwanzund Windhalm am häufigsten eine Resistenzgegenüber Herbiziden entwickelt. ImBesonderen sind Wirkstoffe des PhotosystemsII wie Isoproturon und zum Teil AC-Case- und ALS-Wirkstoffe betroffen. Kreuzresistenzen,bei denen ein Ungras gleichResistenzen gegen zwei oder mehrereWirkstoffe aufweist, sind ebenso bekannt.Weinmann wirbt eindringlich dafür,Resistenzen unbedingt vorzubeugen: „Istdas Kind erst einmal in den Brunnen gefallen,wird die Ungrasbekämpfung langfristigdeutlich aufwändiger und teurer. Daskann im Extremfall bis zur Aufgabe desWintergetreideanbaus führen.“ Er begründetdas so: „Kurzfristig bis mittelfristig istes sehr unwahrscheinlich, dass neue Wirkstoffemit resistenzbrechenden Eigenschafteneingeführt werden. Wenn immer mehrWirkstoffe nutzlos werden, befinden wiruns ganz schnell in der Sackgasse. DerAufwand der Firmen zur Erforschung neuerWirkstoffe wird immer größer.“ Die immerstrengeren Zulassungskriterien verschärfendas Problem noch weiter.Resistenzmanagementbetrifft alle„Resistente Pflanzen kommen in sehr geringerZahl ganz natürlich in jeder Unkrautpopulationvor“, sagt Dirk Kerlen, Entwicklungs-Managerfür Getreide-Herbizideder Bayer CropScience DeutschlandGmbH in Langenfeld. „Aber durch ackerbaulichePraktiken üben Landwirte einenSelektionsdruck aus, der vereinzelt auf demAcker vorkommende resistente Pflanzenschließlich vorherrschend macht.“ Als Beispielführt er im Fall von Ackerfuchsschwanzwintergetreide-betonte Fruchtfolgenan. „Besonders hoher Selektionsdruckherrscht in Winterweizen-Monokulturen,beim Anbau kurzstrohiger und blattarmerSorten sowie auf pfluglos bestellten Flächen“,so seine Beobachtung. Auch derSaattermin hat erhebliche Konsequenzen.Bei Versuchen in der norddeutschen Marschkonnte die Ackerfuchsschwanz-Ährenzahlalleine durch die – in der Praxis auf diesenStandorten nicht immer mögliche – Verschiebungdes Saattermins von Mitte Septemberauf Mitte Oktober um dreiviertelreduziert werden. Dementsprechend stehen<strong>nach</strong> Kerlens Meinung Industrie, Beratungund Landwirte gemeinsam in der Pflicht.„Oberstes Ziel muss eine möglichst geringeUngrasdichte sein, da bei einer kleinenIndividuenzahl auch das Risiko von Resistenzentwicklungund -ausbreitung niedrigerist.“100-prozentigenBehandlungserfolg anstrebenNeben diesen ackerbaulichen Einflussgrößenist der optimierte Pflanzenschutzmitteleinsatzdie zweite große Stellschraube.„Wer in einer Winterraps-Winterweizen-Winterweizen-Fruchtfolge über mehrereRotationen immer den gleichen Wirkstoffeinsetzt, braucht sich über Minderwirkungennicht zu wundern“, behauptet PeterNaunheim, Produktmanager für Getreideherbizidebei Bayer CropScience in Langenfeld.„Man läuft in diesem Fall sogarGefahr, dass nicht nur das dauernd eingesetzteHerbizid unbrauchbar wird, sonderneine ganze Wirkstoffklasse.“ Daher empfiehltNaunheim mit den Gliedern in derHigh-Tech-Verfahren zur Bestimmung von HerbizidresistenzenBiotest im Gewächshaussensitive resistenteBiotypenReife Unkrautsamenaus FeldbeständenAufbereitung im LaborGereinigte SamenGewächshaus-Versuch: Applikation auf junge Pflanzenmit verschiedenen WirkstoffenDNS-AnalyseBlattprobenSamenprobenaus FeldbeständenDNS-ExtraktionIsolation und VervielfältigungspezifischerDNS-AbschnitteAnalyse der Aminosäuren-Sequenz <strong>nach</strong> Pyrosequencing-Technologie20 KURIER 1/09


Fruchtfolge auch konsequent die Wirkstoffklassezu wechseln. Ebenso solltenLandwirte alles für einen möglichst 100-prozentigen Bekämpfungserfolg tun. Fallserforderlich auch mit einem zweimaligenHerbizideinsatz in einer Kultur – natürlichmit Mitteln unterschiedlicher Wirkstoffklassen.Wenn ein 100-prozentiger Bekämpfungserfolgnicht gelingt, fördert diesbesonders metabolische Resistenzen. Erkönne daher die drastische Aussage einesPraktikers „Nur ein Ackerfuchsschwanz,der keinen Schaden anrichten kann, ist einguter Ackerfuchsschwanz“ voll und ganzunterstreichen. „Verringerte Aufwandmengensind ebenso riskant wie Herbizidanwendungenunter ungünstigen Bedingungen“,so Naunheim. Es sei daher dringendanzuraten, sich über die Ansprüche derverschiedenen Herbizide zu informierenund sie in Abhängigkeit von den aktuellherrschenden Einsatzbedingungen auszuwählen.So könnten Bodenherbizide nurbei ausreichender Feuchtigkeit und kleinenUngräsern mit maximal drei Blättern erfolgreicheingesetzt werden.Blattherbizide werden bei Luftfeuchtenunter 60 Prozent schlechter aufgenommen.Dann ist es sinnvoll, die Spritzungen in dieAbendstunden zu verlegen. Naunheimweiter: „Dicke Wachsschichten der Pflanzensind ebenso zu beachten, weil sie unteranderem die Aufnahme von Sulfonylharnstoffenhemmen. Hier hat sich der Zusatzvon Additiven bewährt. Wir bieten aus diesemGrund Atlantis ® und Husar ® ausschließlichin Kombination mit dem ambesten zum Wirkstoff passenden Additivan. Auf den mit Ackerfuchsschwanz verseuchtenMarschstandorten wird sogarnoch die Zugabe von 30 Litern AHL proHektar angeraten.“Resistenzmanagement istInvestition in die ZukunftDie Bayer CropScience-Mitarbeiter Peter Naunheim, Dirk Kerlen und Jörg Weinmann (von li. <strong>nach</strong> re.)testeten das neue Serviceinstrument RESI, bevor es Anfang März ins Internet gestellt wurde. Dort hilft esden Landwirten, Herbizidresistenz-Risiken auf ihren Flächen zu ermitteln.Sinnvolles Wirkstoffmanagement für Windhalm-Standorte1. JahrRaps/ZuckerrübenHRAC AFOBs/DIMsz.B. Targa ® Super2. JahrWinterweizenHRAC BSulfonylez.B. Husar ® PowerSet,Attribut ®Sinnvolles Wirkstoffmanagement für Ackerfuchsschwanz-Standorte1. JahrRaps/ZuckerrübenHRAC AFOBs/DIMsz.B. Targa ® Super2. JahrWinterweizenHRAC BSulfonylez.B. Atlantis ® WG,Attribut ® , Alister ®3. JahrWintergersteWinterweizenHRAC F/KFlurtamone FFlufenacet Kz.B. Bacara ® Forte** Zulassung wird erwartet3. JahrWintergersteWinterweizenHRAC F/KFlufenacet Kz.B. Cadou ® SC +Bacara ® Forte** Zulassung wird erwartetIm Gegensatz zu Deutschland ist die Situationin Großbritannien schon seit längeremaus dem Ruder gelaufen. Dort weisen<strong>nach</strong> den Monitoring-Ergebnissen bereitsnahezu 100 Prozent der AckerfuchsschwanzpopulationenResistenzen auf, davon mehrals 60 Prozent wirkortspezifische Resistenzengegenüber ACCase-Wirkstoffen.Beratungsleiter Jörg Weinmann ist jedochoptimistisch, dass mit einem effizientenResistenzmanagement dem schnellen „Verschleiß“von Herbiziden in Deutschlandvorgebeugt werden kann. Dazu soll auchein neues Service-Tool beitragen, das seitAnfang März 2009 auf der Internetseitehttp://www.resionline.org/ angeboten wird.„Mit ,RESI’ kann jeder Landwirt das Resistenzrisikofür seine Flächen abschätzen“,sagt Naunheim. Zudem werde BayerCropScience auch seine Monitoring-Aktivitätenweiter ausbauen und insbesonderedie Anwendung der biochemischen Analysenverfeinern, um in der laufenden Saisonzu gezielten und flächenspezifischen Empfehlungenzur Unkrautbekämpfung zukommen. Dann wird es möglich sein, bereitsim Jahr des Auftretens von Resistenzengezielte Gegenmaßnahmen einzuleiten.Das breite Herbizid-Portfolio vonBayer CropScience bietet hier vielfältigeLösungen. ■Tipps:• Die Bayer CropScience-Broschüre„Resistenzmanagement im Ackerbau“enthält den aktuellen Wissensstand zumThema Herbizid-, Fungizid- und Insektizidresistenzen.Sie kann auf der Internetseitehttp://www.bayercropscience.de/unter dem Menüpunkt „Infothek“ >„Broschüren“ heruntergeladen werden.• Bei Verdacht auf Resistenzen helfenunsere Experten am AgrarTelefon(0800 – 2202209) und unsere Außendienstmitarbeitergerne weiter.1/09 KURIER 21


So wirkenInsektizideImmer häufiger machen sich Schadinsekten in Ackerbaukulturenwie Raps, Kartoffeln und Getreide breit und rufenhohe Ertragsverluste hervor. Eine optimale Kontrolle derBestände und exakte Terminierung der Spritzungen wirdzunehmend schwieriger, da die Wirkung mancher Insektizide<strong>nach</strong>lässt und sich schon Resistenzenzeigen. Ein Gegensteuern ist möglich,wenn die gesamte Wirkstoffpalettegenutzt wird.22 KURIER 1/09


Die meisten Insektizide greifen in dasNervensystem der Insekten ein, hemmenoder blockieren Enzyme und wirken gegendie Insekten (Adulte) oder deren Entwicklungsformen(Eier, Larven). Die bekanntestenWirkstoffe gehören zur Gruppe derPyrethroide und Neonicotinoide.AufnahmewegeInsektizide können auf verschiedenenWegen in den Schädling gelangen: alsFraß-, Kontakt- oder auch als Atemgift. Einigewerden aktiv über die Nahrung unddamit über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen,andere kommen in Dampfformüber die Atemöffnungen in die Insektenund die Kontaktgifte über die bloße Berührungmit den Wirkstoffen (über Antennen,Häute, Rüssel und Beine). Bei systemischenInsektiziden wird der Wirkstoff zunächstvon den Pflanzen aufgenommen.Die Wirkung auf die Insekten setzt anschließenddurch deren Saugen oder Fressenein. Auch die in den Pflanzen lebendenSchädlinge werden abgetötet. Es gibt Insektizide,die sich speziell gegen die Eierbzw. die Larven von Insekten richten.WirkungsweiseJe <strong>nach</strong> Aufnahme in das Insekt müssteman reine Fraß-, Atem- oder Kontaktgifteunterscheiden, aber eine solche Trennungist bei den modernen Insektiziden schwierigund meist nicht mehr möglich. Daherunterscheidet man verschiedene wichtigechemische Gruppen:• Organophosphorverbindungen(z.B. Chlorpyrifos und Parathion),• natürliche und synthetische Pyrethroide(Deltamethrin, Beta-Cyfluthrin, LambdaCyhalothrin, Tau-Fluvalinate),• Carbamate (Methiocarb, Pirimicarb),• Neonocotinoide (Imidacloprid,Thiacloprid)• Pymetrozine• Flonicamide• OxadiazineInsektizide mit lokaler Wirkung treffenentweder den Schaderreger direkt odermüssen ganz gleichmäßig auf der Pflanzenoberflächeverteilt werden, wo dann dieAufnahme durch den Schädling erfolgt.Viele Insektizide haben eine gute Tiefenwirkung.Sie dringen in das Blatt ein underreichen so auch versteckt sitzende Tiereauf der Blattunterseite oder im Blattgewebe(z.B. die Maden der Rübenfliege). Insektizidemit überwiegend lokaler Wirkung findetman z.B. bei den Phosphorsäureesternund den Carbamaten.Insektizide mit systemischer Wirkungwerden relativ schnell von den Pflanzen(über die Wurzeln oder über oberirdischeTeile) aufgenommen und im Gefäßsystemtransportiert und verteilt. Sie können auchvon Zelle zu Zelle (Diffusion) weitergegebenwerden. Wirkungsdauer und Abbaugeschwindigkeiteines Wirkstoffes hängen imweiteren Verlauf von den Umweltbedingungenab. Insektizider Wirkstoff zum Beispielin Form der Pille um das Saatgut wirktwie ein Depot mit anhaltendem Dauerschutz.Pyrethrum wird aus Blüten von Chrysanthemum-Artengewonnen und ist chemischein Gemisch aus sechs verschiedenenEstern mit dem Hauptbestandteil PyrethrinI. Pyrethrum ist ein Kontaktgift undkommt über die Atemöffnungen und Gelenkpolsterin den Insektenkörper, woschnell eine enzymatische Entgiftung dieserVerbindung erfolgt.Synthetische Pyrethroide gehören zuden wirksamsten Insektiziden. Um dieNachteile von natürlichem Pyrethrum (geringeLichtstabilität + hohe Produktionskosten)auszuschalten, wurde dieser Wirkstoffchemisch hergestellt und abgewandelt.Synthetische Pyrethroide wirken alsKontakt- und Fraßgifte, sind aber keineAtemgifte, da die Dampfdruckphase zu geringist.Bei den Pyrethroiden gibt es zweiTypen, die sich lediglich um eine CN-Verbindungunterscheiden. Typ I hat keineCN-Verbindung. Bei Typ II hingegen istdiese Verbindung im Grundgerüst eingebaut,um die Wirkung zu verstärken. Zwischenden beiden Typen gibt es zudemÜberlappungen.Fiprole sind Insektizide, die auf dieChlorid-Kanäle in den Nervenzellen wirken.Dazu gehören die Phenylpyrazole(z.B. Fipronil) und Cyclodiene/Polychlorocycloalkane.Organophosphate und Carbamatesind Insektizide, die auf die Übertragungsstoffezwischen den Nervenzellen einwirken.Dann kommt es zu einer Dauererregungder <strong>nach</strong>geschalteten Zellen.Organophosphate sind in erster LinieFraß- und Kontaktgifte. Solche Stoffe mithohem Dampfdruck haben außerdem eineAtemgiftwirkung (z.B. Dichlorvos). Diemeisten Insektizide der Gruppe der Carbamatesind ebenfalls Kontakt- und Fraßgifte,besitzen aber enzymhemmende Eigenschaften.Cholinerge SynapseInformationsflussPostsynapse PräsynapseSynaptischer SpaltAzetylcholinrezeptorNatriumkanalAzetylcholinesterasePyrethroideCarbamatePhosphorsäureesterNeonicotinoideLegende:Synapse – Kontrollstelle zwischen zwei NerevnzellenPräsynapse – Ende von Nervenzelle 1Postsynapse – Anfang von Nervenzelle 2Die Mehrheit der weltweit eingesetztenInsektizide greifen jeweils an verschiedenenStellen im Nervensystem derInsekten an. Hauptsächlich sind davondie cholinergen Synapsen betroffen(siehe stark schematisierte Darstellung).Bei Insekten ist Azetylcholin der wichtigstefür die Reizleitung verantwortlicheNeurotransmitter.Obwohl Neonicotinoide wie andereInsektizide auch am Nervensystem derInsekten angreifen, so ist ihr molekularerWirkungsmechanismus doch insektenspezifischerund somit sehr geringtoxisch für den Menschen.1/09 KURIER 23


Neonicotinoide: Zu dieser Gruppe zählenz. B. Thiacloprid und Imidacloprid. Beiletztgenanntem Wirkstoff handelt sich umein Fraß- und Kontaktgift, was die Reizleitungenzymatisch blockiert.Darüber hinaus gibt es noch andereWirkmechanismen, z. B. Energieblocker.Diese wirken nicht auf die Nervenzellen,sondern beeinflussen die Energieproduktionin den Zellen. Insektenwachstumsregulatoren(IGR) wirken auf die Larvenstadienund stören bestimmte biochemischeWachstumsprozesse der Insekten, wiez.B. die Larven- und Puppenhäutung sowieden Übergang von verschiedenen Entwicklungsstadien.Chitinsynthese-Hemmer beeinträchtigendie Ausbildung der äußerenKutikula durch Störung des Chitinaufbaus.Im Laufe ihrer Entwicklung müssen Insektenmehrfach ihre Chitinhülle wechseln.Die Insektenlarven verhalten sich <strong>nach</strong> derWirkstoffaufnahme zunächst normal. Erstbei der folgenden Häutung platzt die neugebildete Kutikula auf, da kein Chitin eingelagertwurde und sie dadurch ihre Stabilitätverloren hat. Das erste Larvenstadiumreagiert besonders empfindlich.Wirkstoffpalette für denAckerbauDie Anzahl der aktuell zugelassenenInsektizide zeigt auf den ersten Blick einvolles Sortiment und man könnte meinen,es seien verschiedene chemische Gruppenmit differenten Wirkorten auf dem Markt.Folglich scheint es, kein Problem für einsorgfältiges Resistenzmanagement zu geben.Auch wurden in den vergangenen Jahrenneue Insektizide mit unterschiedlichenZielorten im Insektenkörper entwickeltund zugelassen. Bei näherer Bewertungmüssen aber auch die jeweiligen Indikationenund biologischen Wirkungen betrachtetwerden.Im Ackerbau haben im Wesentlichenzwei Wirkstoffgruppen Bedeutung: Pyrethroideund Neonicotinoide. Präparate ausbeiden Gruppen sind in der Regel breitwirksam und können universell gegen eineVielzahl von Schädlingen eingesetzt werden.Pyrethroide sind fast ausschließlich inForm von Spritzmitteln am Markt. Dagegenwerden Neonicotinoide schon seit vielenJahren als Beizmittel eingesetzt (z. B. Imidacloprid).Inzwischen gibt es kaum eineninsektiziden Beizschutz ohne Wirkstoffeaus dieser chemischen Gruppe und auchimmer mehr Zulassungen von Neonicotinoidenzur Spritzapplikation.Je höher der Resistenzgrad von Schadkäferngegenüber Pyrethroiden wird, destostärker kommen alternativ neonicotinoideWirkstoffe für eine Schaderregerkontrollezum Einsatz. Der Selektionsdruck auf dieseWirkstoffgruppe nimmt daher zu. Beider Kartoffelkäferbekämpfung hat sich dieverfügbare Palette um den Wirkstoff Metaflumizoneerweitert. Mittlerweile stehensechs verschiedene Wirkmechanismen(auch die biologischen Präparate auf Bacillusthuringiensis- und Neem-Basis eingerechnet)zur Verfügung.Neben den breit wirksamen Insektiziden,wie beispielsweise Biscaya ® , sind selektivwirkende Präparate zur Blattlausbekämpfungsowie zur Kartoffelkäferkontrolleeinsetzbar. Das sind Wirkstoffe ausanderen chemischen Gruppen ohne Kreuzresistenz(<strong>nach</strong> bisherigen Erkenntnissen)zu Pyrethroiden und Neonicotinoiden.Wenn möglich, sollen diese Spezialpräparatealternierend mit anderen Wirkstoffgruppeneingesetzt werden.Entstehung von ResistenzIn jeder Population Schadinsekten gibt esTiere mit unterschiedlicher Empfindlichkeitgegen Schadstoffe. Erst wenn ein Insektizidvermehrt eingesetzt wird, steigtder Selektionsdruck, und ein hoher Selektionsdruckbei gleichzeitig häufigem Generationenwechselbeschleunigt diese Anpassung.Diese Faktoren begünstigen dieEntwicklung und das Auftreten von Resistenzen:• die Anzahl von Insektizidapplikationenmit gleichem Wirkort/Wirkmechanismus• Wirkstoffkonzentrationen• Anwendungsbedingungen• Entwicklungsstadium des Schädlings• UmwelteinflüsseEine häufige Anwendung von Präparatenmit gleichen Wirkmechanismen ist hierextrem förderlich. Und genau dies ist inden vergangenen Jahren wegen der eingeschränktenWirkstoffgruppenpalette wiederholtgeschehen: Es kam immer wiederzu Situationen mit einem starken Selektionsdruck.So standen beispielsweise denRapsanbauern vorrangig nur Mittel aus derGruppe der Pyrethroide zur Verfügung. Beigleichzeitig hoher Anwendungshäufigkeit(die Rapsglanzkäfer sind im Frühjahr inder Regel zu allen Applikationsterminenim Bestand vorhanden) nehmen resistenteKäfer in einer Population stark zu. Nahezualle Schädlinge unterliegen einem solchenSensitivitätsverlust, sofern sie einem häufigenInsektizideinsatz ausgesetzt sind.Durch die große Mobilität der Insektenkönnen Resistenzen zudem sehr rasch aufgroße Gebiete verbreitet werden.Rapsglanzkäfer, Meligethes aeneusBleiche Getreideblattläuse, Metopolophium dirhodum24 KURIER 1/09


Überprüfung der Wirksamkeit von Insektiziden im Gewächshaus.Insektizide im Ackerbau: Wirkort-KlassifizierungCarbamate Organophosphate Pyrethroide Neonicotinoide Pymetrozine OxadiazineFlonicamide SemicarbazonePirimor Perfektion Bulldock Actara Plenum AlverdePyrinex Decis flüssig Biscaya StewardReldan 22 Fastac CruiserFuryDantopKarate Zeon Mavrik MoncerenSumicidinPonchoTalstarTrebon1A* 1B* 3* 4* BB, BC* 22A, 22B* (*IRAC-Gruppe)Hemmung der Hemmung der Blockade der Blockade der Blockade der Blockade derAzetylcholin- Azetylcholin- Natriumkanäle Azetylcholin- Saugtätigkeit Natriumkanäleesteraseaktivität esteraseaktivität rezeptorenResistenzselektion im Rahmenvon FruchtfolgenIn Resistenzdiskussionen fehlen oftzeitliche und räumliche Bezüge bei Insektizidanwendungen.Schädlinge werden imRahmen von Fruchtfolgen in verschiedenenSituationen durchaus gleichen Wirkstoffgruppenausgesetzt: Beispielsweisewerden Neonicotinoide als Beizung inZuckerrüben zur Bekämpfung von Blattläusenebenso eingesetzt wie als Spritzoderauch Beizapplikation in Kartoffeln.Steht auch Raps in der gleichen Region, sowird auch dieser mit gleichen Wirkstoffengebeizt und gegen weitere Schädlinge behandelt.Daraus erwächst eine Selektionauf Neonicotinoidresistenz, z. B. bei derPfirsichblattlaus. Inzwischen kommen aufGrund der Virusproblematik und der damithöheren Beizquote auch Getreideblattläuseverstärkt mit diesen Mitteln in Berührung.Eine Selektion findet auch dann statt,wenn bei Insektizidmaßnahmen im Rapsvorhandenes Ausfallgetreide mit Blattläusengetroffen wird. Ähnliches gilt z. B.auch für Rapsglanzkäfer, die sich in blühendenKartoffeln tummeln und dort mitInsektiziden in Kontakt kommen. Im Rahmeneines Insektizidmanagements sollteman einzelbetrieblich kritisch prüfen, welcherinsektizide Wirkstoff in der jeweiligenSituation zum Einsatz kommt.Resistenzen und ManagementUm die Entwicklung der Resistenz zu verzögernoder gar zu verhindern, sind so genannteResistenzmanagement-Strategienerforderlich, die nicht nur auf einem Wirkstoffwechselsondern auch auf der Verwendungvon Insektiziden mit unterschiedlichenWirkungsmechanismen beruhen.Da fast alle Pyrethroide den gleichen Wirkungsmechanismushaben, ist es nichtsinnvoll, in einer Behandlungsfolge verschiedeneProdukte auf Pyrethroidbasis zuverwenden. In einer Spritzfolge solltendeshalb alle verfügbaren Mittel mit unterschiedlichenWirkungsmechanismen verwendetwerden. Verschiedene Wirkungsmechanismenhaben Pyrethroide (z.B.Decis ® flüssig), Organophosphate undNeonicotinoide (z. B. Biscaya). Die dreigenannten chemischen Klassen sind unterschiedlich,und bei Resistenz gegen eineder Klassen, sollten die beiden anderennoch funktionieren, d.h. die Insektizidedieser verschiedenen Klassen sind nichtkreuzresistent untereinander.Im Falle des Rapsglanzkäfers gab esbislang die klare Empfehlung, einen Wirkstoffgruppenwechselvorzunehmen. Eineähnliche Resistenzmanagement-Strategiewird auch zukünftig empfohlen, um denSelektionsdruck von den Pyrethroiden zunehmen und langfristig eine gegenläufigeEntwicklung, d.h. Resistenzverlust undWiederherstellung der Pyrethroidsensitivität,einzuleiten. ■1/09 KURIER 25


Warum Gerstegelb wird26 KURIER 1/09


Gelbe Gerstenblätter sind ein Zeichen dafür,dass im Blatt Chlorophyll und Farbstoffe wieKarotin abgebaut werden. Die Ursachen dafürsind vielfältig und nicht allein auf Stickstoffmangelzurückzuführen. Zu viel, zu wenigWasser, zu viel, zu wenig Licht, Nährstoffmangel,Frost, Virosen, Schädlinge und Pilzerreger sindweitere Ursachen. Dr. Hansgeorg Schönberger,N.U. Agrar, Schackenthal, beschreibt Entstehungund Symptome dieser Gelbfärbungen.SchädlingsbefallBereits im Keimblatt-Stadium kann dieGerste gelb werden. Das kann daran liegen,dass Drahtwürmer das Keimblatt angeknabberthaben. Dieser Verdacht wird zurGewissheit, wenn zugleich das Keimblattumknickt.Vergilben die Keimblätter unmittelbar<strong>nach</strong> dem Auflaufen von der Spitze ausund zeigt das 2. Blatt bei nassem Bodennoch keine Symptome, ist meistens derpH-Wert (pH unter 5,8) zu sauer und dieGerste nimmt verstärkt Aluminium auf.Auch wasserlösliche Herbizide (z.B. IPU),Nachwirkungen von Herbiziden in derVorfrucht oder beide Faktoren zusammenkönnen dieses Schadbild hervorrufen. DieSymptome treten im Überlappungsbereichder Spritze häufiger auf.Ein-, zwei- oder dreifach gelb geringelteKeimblätter werden durch eine verzögerteChlorophyllbildung hervorgerufen. Vorwiegendin Randreihen und <strong>nach</strong> zu tieferSaatgutablage treten die Symptome beistrahlungsarmer Witterung auf. AuchBodenfrost oder kurzzeitige Übernässungwirken sich in dieser Form aus. Meist verschwindendie Symptome <strong>nach</strong> wenigensonnigen Tagen wieder. Ist das nicht derFall und treten die gelben Ringe gleichmäßig,unabhängig von der Ablagetiefe auf,müssen auch Nachwirkungen von Herbizidenin Betracht gezogen werden, vor allemwenn es <strong>nach</strong> dem Auflaufen geregnet hat.Auf Herbizideinwirkung, vorwiegenddurch Chlorophyll- bzw. Karotin-Synthesehemmer,sind weiß-gelbe Sprenkelungenauf Blättern zurückzuführen, die durch dieSpritzbrühe getroffen wurden. Später vergilbtdas ganze Blatt und wird verstärktdurch Schwächeparasiten wie Microdochiumnivale, den Erreger des Schneeschimmels,besiedelt. Die Symptome treten besondersauf dem Vorgewende, im Überlappungsbereich,aber auch in Senken auf, in denenOberflächenwasser zusammen läuft undHerbizide akkumuliert werden.Frühe VergilbungenAb dem 3-Blattstadium stellt sich die Gerstevon der Ernährung aus dem Samenkornauf die Ernährung über die Wurzel um. Abdiesem Stadium besteht die Gefahr, dassVergilbungen als Folge ungenügender Versorgungmit Nährstoffen auftreten.Beginnen die unteren älteren Blätter vonder Spitze aus und vom Blattrand <strong>nach</strong> innengleichmäßig gelb zu werden, während diejüngeren oberen Blätter noch normal grünbleiben, ist Stickstoffmangel zu vermuten.Der Verdacht wird bestärkt, wenn ergiebigeNiederschläge <strong>nach</strong> der Bestellung denStickstoff aus der Wurzelzone gewaschenhaben.Wenn dagegen von der Spitze ausgehendzwischen den Blattadern der älterenBlätter gelbe Streifen auftreten, in denengrüne Tüpfel zu erkennen sind, währenddie Blattadern grün bleiben und meist auchin der Blattmitte grüne Streifen bleiben,sind das typische Zeichen für einen Chlorophyll-Abbauinfolge Magnesium-Mangels.Dieser tritt auf magnesiumarmenStandorten mit oft niedrigem pH-Wert auf.Zudem behindert Nässe die Nitrat- und damitauch die Magnesiumaufnahme.Manganmangel ist dagegen wahrscheinlich,wenn sich die Gerste bei Trockenheitauf Böden mit sehr hohen pH-Werten undungenügender Rückverfestigung aufhellt.Die Pflanzen wirken schmutzig grau-grün.Auf den mittleren und älteren BlätternDrahtwürmer: Befallene Bestände weisen Fehlstellenauf, junge Pflanzen welken und sterben ab.Wurzelnematoden führen zu nesterweisem Vergilbenund Auslichten des Bestandes.Vergilbte Herztriebe sind typisch für den Befall mitFritfliegen.1/09 KURIER 27


NährstoffmangelPerlschnurartige Aufhellungen und Nekrosen durchMagnesiummangel in GersteMangan-Mangel in der GersteFrostschädenSpätfrostschaden: Ährenanlage und jüngste Blätter derHaupttriebe sind verstärkt durch Kupfermangel erfroren.werden fahlgelbe Flecken gebildet, oft zusammenmit Rhynchosporium-Symptomen.Die Blätter knicken im Bereich dieserSymptome ab. Manganmangel ist umsowahrscheinlicher, je lockerer und puffigerder Boden ist. Sandige Stellen im Schlagsind stärker betroffen als verfestigte Spuren,auf denen die Pflanzen grün bleiben.Auf grobsandigen Stellen können Nematoden(Pratylenchus-Arten) das Schadbildsogar noch verstärken.Wird die Gerste dagegen auf humosenStellen im Schlag gelb oder auch großflächigauf Schlägen, die vor Jahrzehnten nochals Grünland genutzt wurden, liegt der Verdachtauf Kupfermangel nahe. WeitereIndizien, die auf Kupfermangel hinweisen,sind weiches Pflanzengewebe und verstärktmit Mehltau befallene Gerstenpflanzen. Beihohem Boden-pH-Wert ist mit Kupfer- undManganmangel zu rechnen.Auch Kaliummangel verhindert dieFestigung des Gewebes. Unter Kaliummangelleidende Gerste beginnt an denunteren Blättern von der Spitze und denBlatträndern v-förmig zu vergilben.Gelbe Gerste <strong>nach</strong>BearbeitungsfehlernMacht die Gerste ab Beginn der Bestockungund <strong>nach</strong> länger anhaltendem Regenwetterinsgesamt einen schlechten Gesamteindruckund vergilben die Pflanzen von derSpitze der älteren Blätter aus, besteht derVerdacht auf Sauerstoffmangel. Die Gerstenpflanzenstehen mit der Wurzel ineiner staunassen Bodenschicht (z.B. imKreiseleggen-Horizont). Dadurch leidendie Wurzeln unter Sauerstoffmangel undnehmen nicht genug (Nitrat-)Stickstoff,Phosphor und Magnesium auf.Wenn die Gerste dagegen zunächst zügigwachsen konnte und keines der bisherangeführten Symptome zu beobachten war,die älteren Blätter aber innerhalb wenigerTage auf der ganzen Fläche zu vergilbenbeginnen, ist zu vermuten, dass die Wurzelnin die Strohmatte hineinwachsen. Weilin dieser Zone oft auch der Bodenschlussunzureichend ist, können Stickstoffmangelund Manganmangel die Folge sein.Ungleiche Verteilung des Strohs und dieeinsetzende Strohrotte kommen als Ursachefür das streifenweise Aufhellen und Vergilbender Gerste in Betracht, wenn die Anzeichenregelmäßig im Abstand der Mähdrescherschnittbreiteoder von Bearbeitungsmaßnahmenauftreten. Bei Nässe tretenmehr eindeutige Stickstoffmangel-Symptomeauf, bei Trockenheit Stickstoff- undManganmangel-Symptome zusammen.VirosenGelbmosaikvirus in der Wintergerste – Krankheitsbildim zeitigen FrühjahrVergilben der Blätter mit strich- bis fleckenförmigenVerbräunungen durch den Gelbmosaikvirus-BefallIm Frühjahr zeigen sich streifige Aufhellungen <strong>nach</strong>dem Befall mit GelbverzwergungsvirenBlattsymptom <strong>nach</strong> dem Ährenschieben durch denBefall mit Gelbverzwergungsviren28 KURIER 1/09


Virusbefall & Co.Bleiben Nachbarpflanzen von gelben Gerstenpflanzenbzw. die Gerste in der Nachbarreihegrün, kommen verschiedene Ursachenin Betracht:Ab dem 4-Blattstadium werden die Herzblättervon Einzelpflanzen oder in Nesterngelb und lassen sich leicht herausziehen. Inder Regel kann man die Larven von Fritfliegenan der Halmbasis beobachten.Die Symptome eines Befalls mit der Getreidehalmfliegeäußern sich dagegen durchVergilben der jüngeren Blätter und in einerverstärkten Notbestockung. Der Halm ist sostark verdickt wie ein Kugelschreiber.Das reihenweise Vergilben mittlerer undälterer Blätter vom Rand und von der Spitzeaus bei gleichzeitig gestauchtem Haupttriebund starker Bestockung kann aber auch einAnzeichen für den Befall mit dem Weizenverzwergungsvirus(WYDV) sein, das vonZikaden übertragen wird, die entlang derDrillreihe von einer Pflanze zur anderenwandern, bevor sie in eine andere Reihespringen. Als weiteres Indiz ist die Strichelungin den Blattadern zu sehen.Ein insgesamt unruhiger Bestand, das nesterweise(„Elefantentapsen“) auftretendeVergilben älterer Blätter, gestauchte Haupttriebeund stärkere Bestockung weisen aufden Befall mit dem Gelbverzwergungsvirusder Gerste (BYDV) hin, das durch Blattläuseals Vektoren übertragen wird. Auch in diesemFall bestärkt die Strichelung in denBlattadern den Verdacht. Die Symptome tretenunabhängig vom Boden auf, verstärktaber vom Schlagrand bzw. von Befallsnestern(Wiesen, Gärten, Felder mit Ausfallgetreide)ausgehend.Das Gelbmosaikvirus (BYMV) der Gerstetritt dagegen bodenabhängig auf, stärkerauf lehmig-tonigen Stellen mit schlechterWurzelausbildung der Gerste. Mit der Bodenbearbeitungwird der Pilz Polymyxa graminis,der das Virus überträgt, im Schlag verschleppt.Der Befall folgt in den Anfangsjahrendem Verlauf der Bodenbearbeitung, bis erüber den gesamten Schlag verbreitet ist. Eszeigen sich starke Vergilbungen, die von denunteren Blättern ausgehen, mit aufgehellten,fast weißen Stricheln in den Blattadern. DieHaupttriebe sind weniger gestaucht, insgesamtjedoch bleiben die Pflanzen in der Entwicklungund Bestockung zurück.Ganzflächig breitet sich dagegen der Befallmit Mehltau aus. Er kann zu einer vonweitem zu erkennenden Gelbverfärbung derGerste führen, wenn der Mehltau zu einemAbbau des Chlorophylls um die einzelnenPusteln herum führt. Das Gewebe, auf demsich der Mehltau angesiedelt hat, bleibt dagegengrün, so dass das Blatt gelbgrün-geflecktwirkt. Schwache Triebe einer Pflanze sindanfangs stärker betroffen. Herbizidmaßnahmenmit Harnstoffderivaten (IPU) verstärkenden Befall und somit das Gelbwerden derGerste.Auch starker Befall mit Netzflecken lässtdie Gerste vergilben. Die Drechslera-Artengehören zu den fakultativen Parasiten, diedurch Toxinbildung das Blattgrün zerstören.Das umgebende Gewebe wird erst gelb, umdann später zu nekrotisieren.Großflächig auftretende gelbeGerstenDiese Symptome sind auf Witterungseinflüssezurückzuführen. Starker Frost unter -10 °Cveranlasst die Gerste durch den Anstieg derAbscisine vermehrt Ethylen zu bilden unddie Cytokininaktivität zu drosseln. Dadurchwird Chlorophyll abgebaut, die Pflanzewächst langsamer und schützt sich so vorFrost. Die frostbedingte Vergilbung bleibt jedochaus, wenn die Gerste durch eine dünneSchneedecke geschützt ist. Unter einer dickenSchneedecke – wenn diese länger liegenbleibt – beginnt die Gerste allerdings durchLichtmangel zu vergilben. Lichtmangel führtauch in einer sehr üppig entwickelten Gerstedazu, dass beim Schossen untere Blätter trotzhoher N-Versorgung gelb werden.Aber auch zu intensive Strahlung lässtGerstenblätter vergilben. Der dadurch gebildeteenergiereiche Sauerstoff wirkt als Zellgiftund lässt die Zellen absterben. Die Pflanzeversucht sich dagegen zu wehren. Zuerstwerden durch Phenolverbindungen dunkelbrauneFlecken gebildet. Durch die Ethylenbildungbeginnt das umgebende Gewebe zuvergilben und abzusterben. Auffallend ist,dass die Symptome auf beschatteten Blätternnicht auftreten. Auch die Toxinbildung durchden Befall mit Ramularia ist an hohe Strahlunggekoppelt und bewirkt eine Vergilbungder befallenen Blätter, bevor sie absterben.FazitGenaues Hinschauen lohnt sich, um der Ursachevon vergilbten Gerstenpflanzen aufden Grund zu gehen. Die frühzeitige undrichtige Diagnose hilft dem Landwirt, entsprechenddarauf zu reagieren und Gegenmaßnahmenzu starten. Das gilt in besonderemMaße für die Kontrolle von Schadinsekten,Virusüberträgern und Erregern vonPflanzenkrankheiten. Oft ist es jedoch effektiver,schon im Vorhinein möglichst günstigeWachstumsvoraussetzungen für die Gerstenpflanzenbei der Aussaat, Bodenbearbeitungund Düngung zu schaffen. ■PilzkrankheitenStarker Infektionsschub <strong>nach</strong> frühemNetzfleckenbefallEchter MehltauStrukturschädenVergilbungen der Wintergerste durch Sauerstoffmangelals Folge von Strukturschäden1/09 KURIER 29


Treue-Programm Premeo feiert Geburtstag„Die große Zahl der Teilnehmer und die vielen positiven Reaktionen auf Premeo zeigen uns, dass wir mit demTreue-Programm offenbar ins Schwarze getroffen haben“, sagt Eike Jordan nicht ohne ein wenig Stolz. Nachdem Start im März 2008 zeigt die Teilnehmerkurve <strong>nach</strong> wie vor kräftig <strong>nach</strong> oben. Besonders jetzt in denFrühjahrsmonaten rechnet sie mit zahlreichen Neuanmeldungen. „Die Käufer unserer Produkte profitieren vonihrem Vertrauen. Immer mehr sammeln jetzt die Bonuspunkte auf den Produktetiketten und lösen sie gegenattraktive Prämien ein.“Die Auswahl ist groß und wird immer wieder durch aktuelle Angebote ergänzt. „Egal ob Steckschlüsselsatz,iPod oder Fahrsicherheitstraining – unsere Kunden können sich auf hochwertige Qualität verlassen“, bemerkenEike Jordan und Anke Prediger, die für Premeo zuständig sind. „Große Agrargenossenschaften schätzen vor allemdie „Wünsch-dir-was“-Prämie, mit der ganz individuelle Wünsche realisiert werden können.“Neuer Prämienkatalog 2009Die Macher von Premeo ließen ihre Erfahrungen des ersten Jahresin den aktuellen Katalog einfließen. Dazu Eike Jordan: „In diesemJahr gibt es eine noch größere Auswahl an Werkzeugen und Gerätenfür die Hofwerkstatt. Premeo kommt auch verstärkt demWunsch vieler Landwirte <strong>nach</strong>, mehr Zeit mit ihren Familien zuverbringen. Hotel- oder Adrenalingutscheine mit Quad-Offroad-Touren sowie Stuntman-Workshops stehen hoch im Kurs.“Eine Stärke des Treueprogramms ist die große Transparenz.Die Teilnehmer können Daten wie ihren Punktestand, die einzelnenBuchungstransaktionen oder den Punktewert der Produktejederzeit im Internet einsehen. Kontoinformationen werden halbjährlichan die Bonusverantwortlichen der teilnehmenden Betriebeper Post verschickt. Eike Jordan betont, dass kleine und große Betriebedie Möglichkeit haben, sich attraktive Prämien zu sichern.Punkte können über einen Zeitraum von drei Jahren angespartwerden. Weitere Punkte werden gegebenenfalls durch eine jährlicheZusatzausschüttung gutgeschrieben. Diese hängt vom Verhältnisder Betriebsgröße und -struktur zur Menge der erworbenenBayer-Produkte ab. „Für die beliebte Spaltaxt muss also keinererst 300 Jahre alt werden“, resümiert Jordan.Anmeldung, Punkteeingabe und Prämienauswahl: siehe: www.premeo.deHaben Sie Fragen zu Premeo? Das Service-Center unter 01805 / 773636* hilft gerne.Erreichbar montags bis freitags von 7.00 bis 20.00 Uhr und samstags von 12.00 bis 18.00 Uhr.*14 Cent / Minute aus dem deutschen FestnetzRESI warnt vor ResistenzrisikenNeu im Servicebereich der Bayer CropScience-Internetseite ist der so genannteResistenzrisiko-Rechner mit dem einprägsamen Namen RESI. Damit könnenLandwirte einschätzen, wie hoch das Risiko des Auftretens von Resistenzen beiAckerfuchsschwanz und Windhalm auf ihren Flächen ist. Das funktioniert lautMitarbeiterin Natalie Balgheim schnell und unkompliziert: „Man muss nur sechsFragen mit Hilfe von anwenderfreundlichen Drop-down-Menüs beantworten.“ DasProgramm zeigt auf einer Skala das Ergebnis an und gibt spezielle Hinweise zurVeränderung des Anbausystems.RESI soll das Bewusstsein der Landwirtschaft für die Resistenzproblematikschärfen und daraufhin wirken, Vermeidungsstrategien in der Landwirtschaft zuetablieren. Dazu gehören ackerbauliche Maßnahmen und ein sinnvolles Wirkstoffmanagement.Da keine neuen Wirkstoffgruppen in Sicht sind, müssen die heutewirksamen Produkte auch in Zukunft wirksam bleiben, folgert Balgheim, die sichvorstellen kann, dass dieser Service bei hoher Akzeptanz erweitert wird. ■1/09 KURIER 31


Spitzenarbeit amöstlichsten ZipfelDeutschlandsNeißeaue ist die östlichste Gemeinde Deutschlands.Sie liegt im sächsischen Landkreis Görlitzzwischen der Kleinstadt Rothenburg/O.L. undder Kreisstadt Görlitz an der Grenze zu Polen ineinem waldreichen Gebiet im Neißetal. DieGemeinde befindet sich etwa 10 km nördlichvon Görlitz und 10 km südöstlich von Niesky –so auch die Flächen der Agrar-GenossenschaftZodel. Rund 3.000 ha Acker und Grünlandbetreut Monika Forker.32 KURIER 1/09


„Seit einem Jahrarbeiten wir imDüngebereich mit sogenannten Streukarten.Auf der Grundlagevon BodenuntersuchungenwerdenApplikationskartenerstellt, die der Bordcomputerauf demTraktor punktgenau fürden Düngerstreuerumsetzen kann.“Monika Forkerwir auf den 2.900 Hektar sehr unterschiedliche Bödenmit Bodenpunkten zwischen 18 und 60 sowie Bodenartenvon Sand bis Lehm. In den Neißeauen liegen unsereDauergrünlandflächen, die teils mit Auflagen zuSchnittzeitpunkt und -zahl sowie zur Düngung versehensind“, erläutert Monika Forker. Sie ist mittlerweilezur Chefin über Düngung und Pflanzenschutz aufgestiegen– zum „Brigardier“, wie es in der Genossenschaftheißt. In dieser Funktion arbeitet sie eng mitden übrigen Brigardieren zusammen: den Kollegen fürSaatguteinkauf, Bodenbearbeitung, Beregnung, Ernteund Vermarktung. „Mehr als ein Arbeitsbereich, wiez.B. Düngung und Pflanzenschutz, ist bei diesen großenFlächen nicht drin. Das wäre zu viel!“, weiß dieerfahrene Fachfrau.Monika Forker muss organisieren, realisieren,praktisch mit anpacken. Sie begutachtet regelmäßigdie Bestände und entscheidet, welche Maßnahmewann und wo ansteht, dokumentiert jede Spritzungund jede Düngemaßnahme im Bestandsregister bzw.führt penibel die Ackerschlagkartei. In der Saison beginntder Tag häufig schon um 6.15 Uhr; dann fährtMonika Forker raus auf die Flächen und schaut <strong>nach</strong>,wie es um deren Befahrbarkeit steht und wo als nächstesgearbeitet werden muss. „Eigentlich ist um 6.30Uhr Arbeitsbeginn. Da bespreche ich mit meinen Mitarbeitern,was sie am Tag zu erledigen haben.“ Dashochgesteckte Leistungsziel sei es stets, 200 Hektarpro Tag zu schaffen. „Das wollen wir gemeinsam erreichen,ohne Wartezeiten und unnötigen Leerlauf.Deshalb haben wir im vergangenen Sommer auch alleunsere Wagen und Traktoren mit Funkgeräten ausgestattet,um ständig kommunizieren zu können. Das istsehr hilfreich für die Organisation!“, weiß die Agronomindiese Investition zu schätzen.Und die Kollegen wiederum wissen es zu schätzen,wenn Chefin Monika Forker ein Tages- oder Wochenzielvorgibt, so dass jeder Mitarbeiter ziemlich genau dieeigene Woche auch privat planen kann. „Das beugt Missverständnissenoder Unmut über zu viel schlecht organisiertesArbeiten vor. Jeder von uns hat etwas davon!“Kollegiales MiteinanderDie Flächen der Agrar-Genossenschaft Zodel e.G.Den Anbauplan haben Monika Forker und ihre Brigardier-Kollegen fürBodenbearbeitung, Saatgut und Beregnung schon im Herbst 2008komplett durchkoordiniert. Dem<strong>nach</strong> werden 2009 die Flächen, die zu90 Prozent gepachtet sind, wie folgt bestellt:Acker-/Feldgras:Futtererbsen:Silomais:Speisekartoffeln:Winterroggen:Wintergerste:Winterraps:Winterweizen:Zuckerrüben:Stilllegung:76 ha99 ha211 ha83 ha683 ha527 ha383 ha496 ha76 ha60 haDas Getreide wird zu 50 Prozent direkt verkauft, zur Hälfte eingelagert– bei ständiger Beobachtung der Preisentwicklung. Die Nähe zu Polenist ausschließlich für den Absatz der Kartoffeln interessant: Über eineErzeugergemeinschaft werden diese an ein großes Speisekartoffellagerverkauft, das an verschiedene Verarbeitungsbetriebe vermarktet.Auf ihre Mitarbeiter kann sich Monika Forker hundertprozentigverlassen. Zu ihrem Kollektiv gehörenzwei Fahrer, die die Pflanzenschutzspritze bedienen,zwei Fahrer für den Düngerstreuer sowie ein Mitarbeiter,der den Dünger abholt. „Mit allen fünf Männernkomme ich super aus, zumal sie alle sehr erfahren undroutiniert sind und eigenständig arbeiten. Oft bezieheich sie in die Entscheidungen mit ein – z.B. wo ich dasWasserfass mit den Spritzmitteln hinfahren und abstellensoll. Das ist der einzige, praktische Job, den ichnoch selber übernehme“, schmunzelt Monika Forker.Die immer komplizierter werdende Applikationstechnikaber müssen die Fahrer beherrschen. „Ich lasse mirzwar alles zeigen und erklären; von der Spritze lasseich aber die Finger. Deren Bedienung ist viel zu kompliziertund um das zu erlernen, dafür reicht meineZeit leider nicht aus!“ Auch aus diesem Grunde würdendie einzelnen Kollektive stabil gehalten; es sei einfachzu aufwändig, ständig neue Leute anzulernen.Was nicht heißen soll, dass sich die Chefin Innovationenverschließt – im Gegenteil: „Seit einem Jahr arbeitenwir im Düngebereich mit so genannten Streukarten.Auf der Grundlage von Bodenuntersuchungenwerden Applikationskarten erstellt, die der Bordcomputerauf dem Traktor punktgenau für den Düngerstreuerumsetzen kann. Die Fahrer sind begeistert vondieser neuen Technik, vor allem aufgrund des großenSpareffektes. Eine Weiterbildung in diesem Bereichwollen wir in diesem Jahr auf jeden Fall in Anspruchnehmen!“, hat Monika Forker diese Bildungsmaßnahmefür sich und ihre Mitarbeiter schon fest eingeplant.Trennung von Familie und BerufAls Frau und Chefin in einem männerdominierten Berufhabe sie keinerlei Probleme. „Man muss natürlichFachkompetenz beweisen und begründen können, warumeine Pflanzenschutz- oder Düngemaßnahme nungerade dann und dort notwendig ist. Meine Entschei-34 KURIER 1/09


Monika Forker muss viel Planungs- und Dokumentationsarbeiterledigen – Düngung undPflanzenschutz werden bekanntlich strengkontrolliert. Sämtliche Maßnahmen geschehenin enger täglicher Absprache mit den Kollegenaus den anderen Bereichen, damit daspflanzenbauliche Mosaik am Ende perfektzusammenpasst.dungen sind jedoch noch nie in Frage gestellt worden,nur weil ich eine Frau bin!“, betont die diplomiertePflanzenbauerin, die ein hohes Ansehen sowohl bei ihrenMitarbeitern als auch bei den Brigardier-Kollegengenießt. „Wir stehen alle in einem sehr kollegialenVerhältnis zueinander, ohne große Abstufungen. Auchdas fördert die gute Zusammenarbeit!“ Problematischersei da schon eine andere Konstellation. „MeinMann ist seit einigen Jahren Chef des BetriebszweigesPflanzenproduktion in der Agrargenossenschaft unddamit auch mein direkter Vorgesetzter. Manchmal istes ein kleiner Balanceakt, Privates und Beruflichesstrikt voneinander zu trennen. Andererseits sind wirbeide sehr konsequent: Zuhause ist sofort Schluss mitdem Beruf, da gehen andere Themen vor, wie Haushaltoder Kinder. Wir können beide gut umschalten.Und im Betrieb versuche ich mich genauso zu verhaltenwie jeder andere Mitarbeiter auch. Mein Mann istin dem Moment Chef, und zwar ein recht strenger. Dagibt es keine Ausnahmen!“, weiß Monika Forker. Dasbetreffe auch die Beschlüsse, die im Vorstand der Genossenschaftgefasst würden. „Er sagt mir kein Sterbenswörtchen.Und das ist gut so, denn so bin ich unbelastetund kann mich nicht verplappern“, lacht sie.Erst die Arbeit – aber mit VergnügenKompetenz, Optimismus und gute Laune versprühtMonika Forker sowohl wenn sie in ihrem Büro diezahlreichen Ordner und Karten zur Dokumentation erläutertals auch bei den Begehungen der endlos wirkendenAcker- und Grünlandflächen. „Ich fühle michsehr wohl hier in der Gegend und die Arbeit macht mireinen riesigen Spaß!“, bestätigt sie glaubwürdig. Damache es ihr auch nicht so viel aus, dass in der Saisonoftmals kaum Zeit für private Hobbys bleibe. Weil sieim Job auch körperlich sehr aktiv sei, brauche sie nichtunbedingt regelmäßig den sportlichen Ausgleich. „AmWochenende nehmen mein Mann und ich uns jedochso oft wie möglich die Zeit für Radfahren und Wandern.Wir sind beide im Wanderverein Zodel und machenim Laufe des Jahres einige organisierte Wanderfahrtenins Riesengebirge, z.B. auf die Schneekoppe.“Wenn es die Zeit erlaubt, ist Monika Forker auf demOder-Neiße-Radwanderweg unterwegs oder mit Laufschuhenan den Füßen beim Ausdauertraining. „DiesenSport kann ich mir sehr gut selbst einteilen. Laufentut gut, das macht den Kopf so schön frei!“, schätztdie Agraringenieurin diese Freizeitbeschäftigung.Das entspannte aber doch professionelle Verhältnis derEltern zu ihrer verantwortungsvollen Arbeit in derAgrar-Genossenschaft Zodel hat sich auch auf die beidenTöchter Susanne, 26, und Christiane, 25, und SohnMichael, 23, übertragen. „Unsere Kinder haben unsereArbeit immer toleriert. Sie wussten von Anfang an,dass es in der Landwirtschaft Arbeitsspitzen gibt, indenen wir weniger Zeit für die Familie haben. Da wirjedoch ganz in der Nähe wohnen, konnten sie unsimmer erreichen“, so Monika Forker. „Durch unsereArbeit in einer Genossenschaft stehen unsere Kinderaußerdem nicht in der Pflicht, mit der Landwirtschaftweitermachen zu müssen. Sie waren vollkommen freiin ihrer Berufswahl und haben sich ihre Gebiete selberaussuchen können.“ So sind die beiden Töchter inzwischendiplomierte Wirtschaftsingenieurinnen undarbeiten in Dresden. Bei Sohn Michael habe das Landwirtschafts-Gendurchgeschlagen; er studiert Landwirtschaftin Dresden-Pillnitz – „was uns total überraschthat!“, schmunzelt die Agronomin, die sich sehrdarüber freut, dass sich ihre Kinder die guten Dingeaus Arbeit und Familienleben bei ihren Eltern abgeguckthaben. Denn so, wie sie selber vor 30 Jahren ausfreien Stücken den Weg in die Landwirtschaft und<strong>nach</strong> Zodel gefunden hätten, solle nun auch die nächsteGeneration ihre eigenen Vorstellungen selbst verwirklichen.„Diese Ein- und Weitsicht kann als Mutterund als Verantwortliche sehr hilfreich sein!“, weißMonika Forker. ■Meike Siebel„Man muss natürlichFachkompetenzbeweisen undbegründen können,warum eine Pflanzenschutz-oder Düngemaßnahmenungerade dann und dortnotwendig ist.“Monika Forker1/09 KURIER 35


Natur und TechnikDie Trennung von Wasser und Öl ist keine leichteAufgabe. Vor allem bei chemischen Prozessen istes oft nötig, störendes Wasser aus öligen Flüssigkeitenzu entfernen. Häufig trennen sich solcheGemische nur sehr langsam von selbst.Materialexperten von Bayer Technology Serviceshaben jetzt einen porösen Filter entwickelt, der nurÖl durchlässt und Wasser den Durchgang versperrt.Die wasserabstoßende Eigenschaft ist keine Erfindungder Chemiker, sondern der Natur abgeschaut.Sie nutzt eine ultrahydrophobe Beschichtung <strong>nach</strong>dem <strong>Vorbild</strong> des Lotusblattes. Die raue Schicht aufdem Kunststoffgeflecht des Filters führt dazu, dasssich Wassertröpfchen zu runden Kugeln formenund Öl ganz einfach den Filter passieren kann. ■www.bayercropscience.deBCSD00056186

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!