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Ernährung nach westlichem Vorbild

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Go EastDie Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA)*rechnet mit einem Anstieg der Exporte der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaftvon rund 54,5 Milliarden Euro im Jahr 2008 um 18 Prozent auf 64,3Milliarden Euro im laufenden Jahr. Besonders kräftig sollen die Ausfuhren anFleisch und Fleischwaren wachsen. Innerhalb von zwei Jahren wird ein Plusvon 28 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro vorausgeschätzt. Die Ausfuhren anMolkereiprodukten könnten um 14 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro klettern.Asien wird langfristig einen wachsenden Anteil an den Ausfuhren haben.Beispielsweise haben sich die Lieferungen von Fleisch und Fleischwaren<strong>nach</strong> Hongkong und China von 2007 bis 2008 (Januar bis November) mehrals verdoppelt auf rund 131 Millionen Euro. Der Absatz von Milch und Milchproduktenan die Volksrepublik wuchs um 64 Prozent auf 12,5 Millionen Euro.Wenn Chan Siu Ming, der chinesischeOtto Normalverbraucher, morgens in seinBüro in Beijing geht, macht er am liebstendas Gleiche wie Joe Average in Boston: Erkauft in einer der fast 700 Starbucks-FilialenChinas sein Frühstück. Die Mittagspauseverbringt er mit Kollegen in der Kantineoder in den äußerst populären Fast-Food-Restaurants von McDonald's oder KentuckyFried Chicken. Und auf dem Weg <strong>nach</strong>Hause nimmt er bei Carrefour oder Wal-Mart schnell noch ein Fertiggericht für dasAbendessen mit.Ethnic Food einmal anders herum: Asienkommt auf den Geschmack des Westens.Schon 1.000 Filialen hat McDonald's inChina eröffnet; 175 sollen in diesem Jahrhinzukommen. Das Entstehen einer urbanenMittelschicht hat die vorsichtige Annäherungmöglich gemacht. In Metropolen wieShangai, Beijing oder Guangzhou verdientein Angestellter drei- bis viermal so vielwie sein Kollege auf dem Land. „Häufigsind Rückwanderer, die im Ausland studiertund gearbeitet haben, die Trendsetter.Sie bringen westliche Verzehrgewohnheitenins Land. Die Konsumsignale dieser sogenannten Lifestyle-Chinesen werden dannvon anderen aufgegriffen“, berichtet Dr.Jan de Graaf, Repräsentant der CentralenMarketing-Gesellschaft der deutschenAgrarwirtschaft (CMA)* in Shanghai.Und auch das wachsende Heer von ausländischenFirmenangehörigen sucht in denSupermärkten nicht länger vergebens <strong>nach</strong>europäischem Käse und Rotwein.Die Urbanisierung Chinas schreitet inRiesenschritten voran, und mit ihr das Einkommenswachstum.Nach einer Prognoseder Unternehmensberatung McKinsey wirddie Stadtbevölkerung von 572 Millionenim Jahr 2005 innerhalb von zwanzig Jahrenauf 926 Millionen steigen. Erfolgt dieseStadtentwicklung nicht hochgradig verdichtet,könnten allerdings bis zu 20 Prozentder nutzbaren Ackerfläche verloren gehen.Auch Indien, die zweite Milliarden-Nation Asiens, ist im Aufbruch. Auf demSubkontinent werden 2030 mehr Menschenleben als in China. Und obwohl dreiviertelder Inder heute noch mit wenigerals zwei US$ am Tag klarkommen müssen,nimmt die Zahl derer, die sich ausreichend,gesund und qualitätsorientiert ernährenkönnen, rasant zu. Laut einer McKinsey-Studie werden innerhalb der nächsten zweiJahrzehnte über 290 Millionen Inder denSprung aus der bittersten Armut zu einemgeringfügig besseren Lebensstandard schaffen.Die indische Mittelklasse wird dannvon 50 auf 580 Millionen Menschen angeschwollensein. Im Durchschnitt sollen dieEinkommen der indischen Haushalte indiesem Zeitraum jährlich um 5,3 Prozentwachsen. Das wird sich gravierend auf dieErnährungsgewohnheiten auswirken. Diehöhere Kaufkraft, die steigende Zahl doppeltverdienender Familien, der Kontaktmit westlichen Nahrungsmitteln und dieVerbreitung internationaler Supermarkt-Ketten haben die Nachfrage <strong>nach</strong> Gemüse,Eiern, Obst und Fleisch steigen lassen.Getreideprodukte verlieren dagegen anBedeutung. Der Pro-Kopf-Verbrauch anGetreide sank seit 1983 bereits um 2,1 auf138,2 kg im Durchschnitt der Jahre 2004und 2005. Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle(ZMP) geht davon aus, dassdie Nachfrage <strong>nach</strong> Milch und Milchproduktenin Indien von zurzeit rund 100Millionen Tonnen auf 180 Millionen Tonnenin 2021 steigen könnte. Immer mehrjunge, gut ausgebildete Inder mit relativhohen Einkommen führen ein Single-Dasein in einer der 27 Millionenstädte. Siesind bereit und in der Lage, qualitativhochwertige Lebensmittel einzukaufen.Dabei greifen sie immer häufiger <strong>nach</strong>Fertiggerichten in den Regalen der brandneuenSupermärkte, auch wenn die traditionelleErnährung mit dem aufwändigentäglichen Einkauf von Brot, Obst und Gemüsesowie Milchprodukten, Fisch undFleisch an verschiedenen Marktständen oderbei kleinen Nachbarschaftshändlern noch* Das Bundesverfassungsgericht hat am 3. Februar2009 das Absatzfondsgesetz für verfassungswidrigund nichtig erklärt. Die Entscheidung betraf auch dieArbeit der Centralen Marketing-Gesellschaft derdeutschen Agrarwirtschaft (CMA). Anfang März beschlossdie Gesellschafterversammlung der CMA dieAuflösung des Unternehmens.1/09 KURIER 11

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