18.11.2012 Aufrufe

orte der kunst - Fachbereich Philosophie und ...

orte der kunst - Fachbereich Philosophie und ...

orte der kunst - Fachbereich Philosophie und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das „alte“ Herzstück <strong>der</strong> Freien Universität:<br />

Der Henry-Ford-Bau<br />

neuer Schwung für den Geist:<br />

Sir norman Fosters Philologische Bibliothek<br />

Exzellenz braucht Räume. Sie braucht einen<br />

inspirierenden Standort, sie braucht Foren <strong>der</strong><br />

Begegnung <strong>und</strong> des Austauschs, sie braucht<br />

eine Architektur, einzelne Gebäude von symbolischer<br />

Kraft <strong>und</strong> Ausstrahlung. Ohne diesen<br />

räumlichen Auftritt kann so recht keine Exzellenz<br />

gedeihen, denn Ambiente <strong>und</strong> Artefakte,<br />

das akademische Quartier in seiner äußeren<br />

Gestalt geben Auskunft über den Geist, <strong>der</strong> im<br />

Inneren regiert.<br />

Dass die Freie Universität mit ihrem geographischen<br />

Ort, Dahlem also, über Jahrzehnte<br />

unverb<strong>und</strong>en lebte, ihren Campus ebenso vernachlässigte<br />

<strong>und</strong> desavouierte wie ihre Lehrstätten<br />

<strong>und</strong> architektonischen Schätze, war<br />

sichtbarer Ausdruck ihres Identitäts- <strong>und</strong><br />

Imageverlustes.<br />

Die „Renaissance“ <strong>der</strong> Freien Universität, ihr<br />

Aufstieg zur Exzellenz-Universität ist deshalb<br />

mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>entdeckung ihres Stand<strong>orte</strong>s <strong>und</strong><br />

des Campus, mit <strong>der</strong> Rückbesinnung auf ihre<br />

ästhetische Signatur verb<strong>und</strong>en: Freiheit <strong>und</strong><br />

Mo<strong>der</strong>nität. Beides sind bürgerliche Werte,<br />

beide sind fest im Gründungsauftrag <strong>der</strong> Freien<br />

Universität von 1948 verankert.<br />

Verdrängt wurde ein Prozess des unaufhaltsamen<br />

kulturellen Nie<strong>der</strong>gangs, dass die Freie<br />

intern IKm IKm intern<br />

––– –––<br />

Denkraum Dahlem: Exzellenz hat einen Ort.<br />

Die Freie Universität Berlin beginnt<br />

wie<strong>der</strong> sinnlich erfahrbar zu werden<br />

Universität die Inkarnation <strong>der</strong> bürgerlichen<br />

Demokratie <strong>und</strong> ihrer zukunftsweisenden<br />

Mo<strong>der</strong>ne war, ist <strong>und</strong> bleibt. Mit Dahlem, dem<br />

„Oxford im Grünen“, verfügt sie über den kongenialen<br />

Campus, <strong>der</strong> akademische Freiheit <strong>und</strong><br />

Großzügigkeit, kultivierte Lebensart mit „schöner“<br />

Natürlichkeit geradezu atmet. Ein Hauch<br />

von heiterer Gelassenheit, entspannter (Welt-)<br />

Offenheit, Kontemplation <strong>und</strong> Konzentration<br />

sind die Kennmarken dieses exzellenten Wissenschaftsorts.<br />

Es ist das unverwechselbare Fluidum,<br />

das Schöngeister <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e sensible<br />

Naturen zu verzaubern vermag.<br />

Dahlem ist traditionell eine eigene Welt, die<br />

we<strong>der</strong> vom Zeitgeist noch vom Maskenspiel<br />

<strong>der</strong> Stile <strong>und</strong> Diskurse abhängig erscheint,<br />

son<strong>der</strong>n im produktiven Sinn in sich ruht.<br />

Gerade noch zur rechten Zeit ist sich die Freie<br />

Universität dieser, ihrer eigenen Qualität<br />

bewusst geworden. Und sie hat in diesem<br />

Identitätsrückgewinnungsprozess ihr Erbe <strong>der</strong><br />

klassischen Nachkriegsmo<strong>der</strong>ne wie<strong>der</strong> in<br />

Besitz genommen.<br />

Das „alte“ Herzstück, <strong>der</strong> renovierte Henry-<br />

Ford-Bau, <strong>der</strong> in seiner einladenden Transparenz<br />

<strong>und</strong> seinem freiheitlichen Pathos „Demokratie<br />

als Bauherren“ (Adolf Arndt) geradezu<br />

verkörpert, ist ästhetischer Ausdruck dieses<br />

neuen Selbstbewusstseins. Die demokratische<br />

Konzeptarchitektur <strong>der</strong> Rostlaube aus den späten<br />

sechziger <strong>und</strong> frühen siebziger Jahren kann<br />

nach Jahrzehnten schlimmster Verwahrlosung<br />

dank Sir Norman Fosters sensibler Sanierung<br />

wahrscheinlich erst jetzt ihren Anspruch auf<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Begegnung entfalten.<br />

Und sie hat mit Forsters geisteswissenschaftlicher<br />

Bibliothek den „Brain“ erhalten, <strong>der</strong> dem<br />

akademischen Ort nun endgültige ästhetische<br />

Exzellenz verleiht.<br />

Was noch fehlt <strong>und</strong> was noch erneuert werden<br />

muss, kann schrittweise wie<strong>der</strong>hergestellt o<strong>der</strong><br />

neu gebaut werden wie das zukünftige Kongress-<br />

<strong>und</strong> Hotelzentrum von Helmut Jahn. Tatsache<br />

ist aber schon jetzt: Die Freie Universität beginnt<br />

wie<strong>der</strong> sinnlich erfahrbar zu werden – als akademischer<br />

Ort von Rang, eingebettet in einen<br />

urbanen Kulturraum, über den so keine an<strong>der</strong>e<br />

Alma Mater auf <strong>der</strong> Welt verfügt.<br />

––– Klaus Siebenhaar<br />

Fotos: Reinhard Görner, Philipp von Recklinghausen<br />

Foto: Christian Brachwitz<br />

12 1<br />

Woher kommt das Publikum von morgen?<br />

Das Zentrum für Audience Development ist ein Forschungsinstitut,<br />

aber auch ein Dienstleister für mo<strong>der</strong>nes Kulturmarketing<br />

Kultur wird erst im Dialog mit seinen Publika<br />

lebendig <strong>und</strong> wirksam. Der mit staatlicher För<strong>der</strong>ung<br />

verb<strong>und</strong>ene Kultur- <strong>und</strong> Bildungsauftrag<br />

verlangt ein intensives Werben, kreative<br />

Vermittlungskonzepte, einen möglichst „barrierefreien“<br />

Zugang, soll es zu einer möglichst<br />

dauerhaften Beziehung zwischen Museen,<br />

Theatern o<strong>der</strong> Konzerthäusern <strong>und</strong> seinen<br />

Besuchern kommen. Dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

müssen sich heute Kultureinrichtungen mit<br />

offensiven Konzepten stellen.<br />

Aus dieser Überzeugung wurde am Institut für<br />

Kultur- <strong>und</strong> Medienmanagement <strong>der</strong> Freien<br />

Universität Berlin das Zentrum für Audience<br />

Development (ZAD) begründet. Unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Prof. Dr. Klaus Siebenhaar <strong>und</strong> Dr.<br />

Thomas Schmidt-Ott werden Konzepte zur<br />

Publikumsforschung <strong>und</strong> Kulturmarktentwicklung,<br />

Modelle <strong>der</strong> Kulturvermittlung <strong>und</strong> Strategien<br />

<strong>der</strong> Nachfrageorientierung in Kulturinstitutionen<br />

untersucht. Die Beson<strong>der</strong>heit des ZAD<br />

liegt darin, dass es zum einen Forschungsinstitut<br />

ist, zugleich aber auch als Dienstleister auftritt.<br />

In <strong>der</strong> Forschung beschäftigt sich das ZAD beispielsweise<br />

mit empirischer Kulturmarkt- <strong>und</strong><br />

Besucherforschung. Beratend unterstützt das<br />

ZAD die Entwicklung spezifischer Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Kulturvermittlungsstrategien (zum<br />

Beispiel Mauerkonzept <strong>und</strong> Kunstmuseum<br />

Ahrenshoop, siehe Seite 15). Als eigeninitiiertes<br />

Projekt veranstaltet das ZAD in 2008 eine Kon-<br />

ferenzmesse unter dem Titel Audience Development<br />

o<strong>der</strong> Die Kunst, neues Publikum zu gewinnen<br />

<strong>und</strong> bietet dort erstmalig internationalen<br />

Fachvertretern <strong>und</strong> Praktikern eine geeignete<br />

Plattform für einen Gedankenaustausch. Dabei<br />

stellen Kulturinstitutionen aus dem deutschsprachigen<br />

Raum gelungene Beispiele zur Kulturvermittlung<br />

<strong>und</strong> institutionalisierten Publikumsorientierung<br />

vor.<br />

Für die Kulturverwaltung <strong>und</strong> die Berlin Tourismus<br />

Marketing GmbH (BTM) wurde ein Monitoringkonzept<br />

erarbeitet, das schrittweise zu<br />

einer kontinuierlichen <strong>und</strong> konzertierten Benutzerforschung<br />

staatlicher <strong>und</strong> privater Kultureinrichtungen<br />

führen wird.<br />

Das ZAD wird finanziell unterstützt von privaten<br />

För<strong>der</strong>ern, Stiftungsgel<strong>der</strong>n <strong>und</strong> aus <strong>der</strong><br />

Wirtschaft – dem Berliner Mäzenaten-Ehepaar<br />

Braun, <strong>der</strong> Vodafone Stiftung Deutschland <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Deutschen Bank.<br />

Als Koordinatorin des ZAD fungiert Inga Friedrichs.<br />

Die in Wien ausgebildete Theaterwissenschaftlerin<br />

<strong>und</strong> Germanistin arbeitete zunächst<br />

drei Jahre als Regieassistentin am Theater in St.<br />

Gallen, bevor sie ihren Abschluss am IKM<br />

erwarb mit einer Arbeit zum Erfolgreichen<br />

Audience Development am Beispiel <strong>der</strong> Neuen<br />

Bühne Senftenberg <strong>und</strong> des Theaters Görlitz.<br />

––– Ruwen Egri<br />

Weitere Informationen: www.zad.ikm.fu-berlin.de<br />

Der Kunst, das Publikum <strong>der</strong> Zukunft zu<br />

gewinnen, widmet sich das ZAD

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!