Rohstoffcharakterisierung
Rohstoffcharakterisierung
Rohstoffcharakterisierung
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thema<br />
von Andreas Eichler<br />
In der Pressenpartie<br />
einer Papiermaschine<br />
wird der Stoff auf rund<br />
50 Prozent Trockengehalt<br />
entwässert.<br />
24<br />
<strong>Rohstoffcharakterisierung</strong><br />
Eine neue Labormethode bestimmt die Pressenentwässerung<br />
in Faserstoffen durch mehrere Parameter.<br />
Für jeden Papiermacher ist ein hoher<br />
Trockengehalt bereits nach<br />
der Presse wichtig, denn dadurch<br />
ist es möglich, die Papiermaschine<br />
schneller zu fahren und damit die Produktion<br />
zu steigern. Außerdem wird<br />
der spezifische Dampfverbrauch in der<br />
Trockenpartie dadurch verringert und<br />
somit Geld gespart.<br />
Verlangsamt entwässern<br />
FiberXPress ist ein neues Laborgerät,<br />
das es ermöglicht, die Entwicklung<br />
des Trockengehaltes während des<br />
Pressvorganges zu verfolgen. Im Gegensatz<br />
zu dem weitverbreiteten, aber<br />
unzureichenden Wasserrückhaltevermögen<br />
kann der zeitliche Verlauf des<br />
Trockengehalts unter Bedingungen, die<br />
denen einer realen Presse entsprechen,<br />
aufgezeichnet werden.<br />
Bei der Entwicklung des Messgerätes<br />
wurde auf eine möglichst realitätsnahe<br />
Nachstellung der Situation<br />
an der Papiermaschine Wert gelegt.<br />
Der zu untersuchende Rohstoff wird<br />
üblicherweise aus der Mischbütte ent<br />
Dr. Andreas Eichler<br />
leitet die Abteilung<br />
Neue Produkte bei<br />
Voith Paper in<br />
St. Pölten.<br />
© privat<br />
nommen und in die Probenkammer<br />
eingebracht. Bei niedrigen Drücken<br />
wird die Suspension auf 20 Prozent<br />
Trockengehalt vorentwässert. Erst dann<br />
setzt der eigentliche Messvorgang ein,<br />
in dem der Stoff Drücken von bis zu<br />
10 MPa ausgesetzt wird. Während des<br />
Pressvorganges wird die ausgepresste<br />
Wassermenge kontinuierlich protokolliert,<br />
sodass nach Abschluss der Messung<br />
auf den Trockengehalt zu jedem<br />
beliebigen Zeitpunkt rückgeschlossen<br />
werden kann. Um den in der Realität<br />
typischerweise in Bruchteilen einer<br />
Sekunde ablaufenden Pressprozess<br />
auf leicht beobachtbare Zeitspannen<br />
zu dehnen, wird die Flächenmasse auf<br />
1000 bis 3000 g/m 2 erhöht. Auf Grund<br />
des Zusammenhanges zwischen Probendicke<br />
und Strömungsgeschwindigkeit<br />
verlangsamt sich die Entwässerungsgeschwindigkeit<br />
und der<br />
Pressvorgang wird einfach beobachtbar.<br />
Mehrere Parameter möglich<br />
Dabei sind die Parameter Druck, Druckprofil,<br />
Pressdauer und andere frei veränderbar,<br />
sodass jede gewünschte<br />
Presskonfiguration nachgestellt werden<br />
kann. Darüber hinaus besteht<br />
die Möglichkeit, die Probenkammer<br />
zu temperieren, sodass auch Temperatureinflüsse<br />
auf den Pressvorgang<br />
untersucht werden können. Weiters<br />
wird die Dicke der Papierprobe während<br />
der Messung aufgezeichnet, wodurch<br />
Rückschlüsse auf den Volumenverlust<br />
des Papiers während des Pressvorganges<br />
gezogen werden können. Das<br />
Anwendungsspektrum des Messgerätes<br />
umfasst unter anderem:<br />
• Maßschneidern von Stoffmischungen<br />
• Optimieren von Chemismus/Füllstoffen<br />
• Quantifizieren von Temperatureffekten<br />
• Optimieren der Mahlenergie<br />
• Abschätzen von Auswirkungen von<br />
Pressenbetriebsparametern wie Linienlast<br />
oder Geschwindigkeit<br />
Das Gerät selbst ist transportabel, sodass<br />
die Untersuchungen vor Ort durchgeführt<br />
werden können.<br />
Wie ein Fingerabdruck<br />
In der Abbildung rechts sind beispielhaft<br />
einige Messkurven dargestellt.<br />
Dabei ist das unterschiedliche Entwässerungsverhalten<br />
der Rohstoffe deutlich<br />
zu sehen. Die Altpapierbasierten<br />
Stoffe OCC und DIP entwässern in den<br />
ersten Sekunden sehr stark, bereits<br />
nach 20 Sekunden werden 50 Prozent<br />
Trockengehalt erreicht. Aber auch über<br />
den restlichen Verlauf der Kurve ist eine<br />
stetige Verbesserung des Trockenge<br />
DIP Deinked pulp<br />
LF Langfaser<br />
MPa Millionen Pascal<br />
OCC Old Corrugated Container<br />
UBKP Unbleached kraft pulp<br />
WRV Wasserrückhaltevermögen<br />
© Voith
halts zu erkennen. Der (kaum gemahlene)<br />
Frischfaserstoff UBKP entwässert<br />
noch schneller, die Kurven flachen aber<br />
bald merklich ab. Dadurch liegt der<br />
finale Trockengehalt unterhalb dem<br />
der AltpapierStoffe. Schließlich wurde<br />
noch eine Mahlreihe einer Langfaser/<br />
DIPMischung untersucht. Die Form<br />
der Kurven ist durchwegs ähnlich, allerdings<br />
zeigt sich mit zunehmender<br />
Mahlung deutlich eine Verlangsamung<br />
des Entwässerungsvorganges.<br />
Wie man anhand dieser Beispiele<br />
gut sehen kann, lässt sich auf diese Art<br />
unter realistischen Bedingungen ein<br />
eindeutiger Fingerabdruck jedes Rohstoffes<br />
bestimmen, der einerseits sein<br />
maximales Trockengehaltspotenzial<br />
zeigt, andererseits aber auch, wie schnell<br />
dieses erreicht werden kann. Dies offenbart<br />
gleichzeitig einen Schwachpunkt<br />
anderer Methoden, die versuchen, die<br />
Entwässerungscharakteristik auf eine<br />
einzige Kennzahl (zum Beispiel WRV)<br />
zu reduzieren. Diese weit verbreitete<br />
Methode zur Abschätzung der Entwässerbarkeit<br />
von Faserstoff beruht<br />
auf der Zentrifugierung von Faserstoff.<br />
Die Erfahrung der letzten 50 Jahre hat<br />
Pressentwässerung<br />
Trockengehalt [%]<br />
60 %<br />
55 %<br />
50 %<br />
45 %<br />
40 %<br />
35 %<br />
30 %<br />
25%<br />
1000 g/m 2<br />
OCC 1<br />
OCC 2<br />
DIP<br />
UBKP 1<br />
UBKP 2<br />
20 % 0 20 40 60 80 100<br />
Entwässerungszeit [s]<br />
gezeigt, dass das WRV durchaus geeignet<br />
ist, Tendenzen abzuleiten und<br />
innerhalb einer Rohstofffamilie Vergleiche<br />
zu ziehen, zum Beispiel wenn<br />
Mahlkurven ausgewertet werden. Im<br />
Vergleich mit dem Trockengehalt, der<br />
dann tatsächlich unter realen Bedingungen<br />
erreicht wurde, zeigt sich jedoch<br />
nur eine Korrelation innerhalb von etwa<br />
fünf Prozent Trockengehalt. Somit ist<br />
der WRV für quantitative Aussagen zum<br />
erreichbaren Trockengehalt nach Presse<br />
unzureichend.<br />
Um fünf Prozent genauer<br />
In der Abbildung Abb. 3 sind Trockengehaltswerte,<br />
die bei verschiedenen<br />
Rohstoffen erreicht wurden, den entsprechenden<br />
Trockengehalten gegenübergestellt.<br />
Dabei zeigen sich die oben<br />
angesprochenen Limits des WRV deutlich.<br />
Innerhalb einer Rohstoffklasse (zum<br />
Beispiel die blaue Mahlreihe LF+DIP) zeigt<br />
sich eine gute Korrelation zwischen den<br />
FiberXPressWerten und dem WRVWert.<br />
Im Gesamtvergleich bleibt allerdings eine<br />
Bandbreite von etwa fünf Prozent.<br />
Eine genauere Analyse zeigt, dass ein<br />
einzelner Parameter wie das WRV nicht<br />
40% LF + 60 % DIP: 48SR<br />
40% LF + 60 % DIP: 65SR<br />
40% LF + 60 % DIP: 70SR<br />
40% LF + 60 % DIP: 80SR<br />
Bei allen Rohstoffen wurde ein konstanter Druck von 6 MPa<br />
auf eine 1000 g/m 2 Probe aufgebracht und die Entwicklung<br />
des Trockengehalts über die Zeit bestimmt.<br />
Trockengehalt nach 100s<br />
Weil die Messungen vor Ort durchgeführt<br />
werden können, werden<br />
Verfälschungen der Ergebnisse<br />
durch Faserquellung und Alterung<br />
weitgehend vermieden.<br />
ausreicht, um das komplexe reale Entwässerungsverhalten<br />
zu beschreiben. Es<br />
werden zumindest ein (druckabhängiger)<br />
maximal erreichbarer Grenztrockengehalt<br />
sowie ein Permeabilitätsparameter benötigt,<br />
der die Zeitentwicklung beschreibt,<br />
um den Entwässerungsverlauf unter beliebigen<br />
Bedingungen beschreiben zu<br />
können. Mithilfe gezielter Messungen<br />
können diese Parameter bestimmt<br />
werden und auf die Praxissituation angewandt<br />
werden. �<br />
andreas.eichler@voith.com<br />
+43/2742/806-22 410<br />
60 %<br />
55 %<br />
50 %<br />
45 %<br />
40 %<br />
35 %<br />
1000 g/m 2 6MPa<br />
papierausösterreich drei | 11<br />
30 %<br />
30 % 35 % 40 % 45 % 50 % 55 % 60 %<br />
Trockengehalt nach Zentrifugieren (WRV)<br />
A new FiberXPress<br />
test unit analyses<br />
stock, taken from the<br />
mixing chest, in view<br />
of its water removal<br />
capability in the<br />
press section.<br />
OCC<br />
DIP<br />
UBKP<br />
LF<br />
LF + DIP<br />
Hier werden die herkömmliche WRV-Methode nach Schleudern<br />
und die neuen Messergebnisse des FiberXPress verglichen.<br />
© Voith<br />
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