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Antoinette Göggerle im Porträt in der Broschüre

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21„ Ich wollte mal sehen:Wie weit kommt man hier,wenn man e<strong>in</strong>fach ausdauerndist?“<strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle


22Über die Qualitätdes Lebens<strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle ist Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong> <strong>in</strong> Meckenbeuren <strong>im</strong>Bodenseekreis. Mit Ausdauer, Humor und Hartnäckigkeit hat sie<strong>in</strong> 20 Jahren Kommunalpolitik ihre Geme<strong>in</strong>de entscheidendgeprägt.<strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle ist e<strong>in</strong>e Spätberufene: Als sie sich zum erstenMal zur Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong> wählen ließ, war sie bereits 51 Jahre alt.Inzwischen kann sie auf fast 20 Jahre als ehrenamtlich engagierteKommunalpolitiker<strong>in</strong> zurückblicken. Als die K<strong>in</strong><strong>der</strong> das Hausverließen, überkam sie das „Empty Nest Syndrom“, wie sie sagt.Die Kommunalpolitik bot sich als Chance an, sich neu zu orientierenund dabei auch noch etwas S<strong>in</strong>nvolles zu tun. Denn <strong>in</strong> <strong>der</strong>Freizeit „nur Kaffeetr<strong>in</strong>ken zu gehen, sich über Mode zu unterhaltenund schön das Haus zu dekorieren, das war nicht me<strong>in</strong>es.“Das n<strong>im</strong>mt man <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle sofort ab. Wenn man diegebürtige Schweizer<strong>in</strong>, die 1938 <strong>in</strong> Rapperswil am Zürichseegeboren ist, erlebt, so kann man kaum glauben, dass sie be<strong>in</strong>ahe70 Jahre alt ist – so agil und begeisterungsfähig wirkt sie. Dass siejemand ist, dem es nicht behagt, die „Hände <strong>in</strong> den Schoß zu le-


23gen“ und die e<strong>in</strong>en tieferen S<strong>in</strong>n dar<strong>in</strong> sieht, sich für sich und füran<strong>der</strong>e zu engagieren, spürt man sehr bald. Was man zunächstnicht so recht glauben mag, ist, dass sie auch e<strong>in</strong>e Person ist, diestreit lustig und unbequem se<strong>in</strong> kann.Aber <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle ist beides: überzeugter Familienmensch,dem ihre große Familie – ihr Mann, ihre drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>und ihre acht Enkel – sehr am Herzen liegt. Und sie ist Politiker<strong>in</strong>.Konsequent und beharrlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfolgung ihrer Ziele.Bereits vor ihrer aktiven Phase als Kommunalpolitiker<strong>in</strong> zeigtesich, dass diese Seite <strong>in</strong> ihr geschlummert hatte und nur zumLeben erweckt werden musste.E<strong>in</strong> politisches HusarenstückDenn ihr „politisches Husarenstück“ gelang ihr e<strong>in</strong>ige Jahrevor ihrem E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>at. Es war etwas, das sie <strong>im</strong>Alle<strong>in</strong>gang durchgezogen hat. In beharrlicher Korrespondenzmit dem Verkehrsm<strong>in</strong>isterium hat sie <strong>in</strong> den 80er Jahren dieVerwirklichung e<strong>in</strong>es Radweges durchgesetzt. Der Ste<strong>in</strong> desAnstoßes war <strong>der</strong> damalige Schulweg ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>, e<strong>in</strong>e vielbefahrene Landesstraße zwischen Meckenbeuren und Tettnang.Als täglicher Radweg für die Schüler aus Meckenbeuren bargdiese Strecke viele Gefahren <strong>in</strong> sich. Als 1979 <strong>der</strong> damaligeM<strong>in</strong>isterpräsident Lothar Späth zu e<strong>in</strong>er telefonischen Bürgersprechstundee<strong>in</strong>lud, nahm <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle ihren Mutzusammen, rief an und besprach das Problem. In den folgendenJahren lernte sie die langsamen und oftmals unerquicklichenMühlen <strong>der</strong> Bürokratie am eigenen Leibe kennen. Doch sie bliebausdauernd, wollte „das e<strong>in</strong>fach mal durchhalten und sehen, wieweit ich kommen kann.“ Nach sechs Jahren wurde <strong>der</strong> Radweggebaut. E<strong>in</strong> bisschen geblufft hat sie dabei auch. Ihre Anträge andas Verkehrsm<strong>in</strong>isterium unterschrieb sie allesamt mit „Interessengeme<strong>in</strong>schaftRadweg Meckenbeuren-Tettnang“. Bis heuteweiß niemand, dass sich h<strong>in</strong>ter dieser Interessengeme<strong>in</strong>schaft


24e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong>e sie selbst verbarg. Diese Episode war e<strong>in</strong>e Artpolitisches Schlüsselerlebnis, e<strong>in</strong> Auslöser, <strong>der</strong> ihr „politischesFeuer“ entfacht hat.Familiengeschichten<strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle war schon <strong>im</strong>mer e<strong>in</strong> politisch <strong>in</strong>teressierterMensch. In ihrem Elternhaus wurde häufig über politischeThemen gesprochen und durchaus hitzig diskutiert. E<strong>in</strong> Großvaterwar Bauer und zugleich Geme<strong>in</strong>deammann, e<strong>in</strong> Amt vergleichbarmit dem ehrenamtlichen Bürgermeister <strong>in</strong> Deutschland.E<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong> ist ebenfalls <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de engagiert.Wenn <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle bei den Kollegen <strong>im</strong> Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>atgegen e<strong>in</strong>gefahrene Me<strong>in</strong>ungen, E<strong>in</strong>seitigkeit und tradierteRollenvorstellungen angeht, dann ist auch das eventuell aufe<strong>in</strong>e „familiäre Vorbelastung“ zurückzuführen. Sie ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emGeschäftshaushalt groß geworden. Ihre Eltern hatten e<strong>in</strong>eMolkerei, die Mutter war <strong>im</strong> Betrieb e<strong>in</strong>gebunden und hat dieErziehung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung teilweise an die Hausangestelltendelegiert. <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle hat es als ganz normalempfunden, dass ihre Mutter nicht <strong>im</strong>mer für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> da warund gearbeitet hat.Bei ihr selbst war es dann allerd<strong>in</strong>gs an<strong>der</strong>s. Die Entscheidungfür e<strong>in</strong>e eher traditionelle Rollenverteilung hat sie bewusst undgeme<strong>in</strong>sam mit ihrem Mann getroffen. Nach ihrem Umzug nachMeckenbeuren wollte Rudolf Göggerle sich voll und ganz aufse<strong>in</strong>e berufliche Karriere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em namhaften Verlag konzentrieren,um „etwas für sich und für die Familie aufzubauen.“Die gelernte Postbeamt<strong>in</strong> ist dann nicht mehr <strong>in</strong> ihren Berufzurückgekehrt, son<strong>der</strong>n hat die Familienaufgaben und die Erziehung<strong>der</strong> drei K<strong>in</strong><strong>der</strong> übernommen.


25Aber sie wollte nicht nur Familienfrau se<strong>in</strong> und nutzte familiäreFreiräume für ehrenamtliche Tätigkeiten. Als ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nochkle<strong>in</strong> waren, war <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle <strong>im</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und <strong>in</strong><strong>der</strong> Kirche engagiert. Sie gab Nachhilfeunterricht und K<strong>in</strong><strong>der</strong>sprachkurse<strong>in</strong> Französisch und Englisch an <strong>der</strong> Volkshochschuleund übernahm Buchübersetzungen. Später kam dann noch ihrEngagement <strong>im</strong> Katholischen Deutschen Frauenbund h<strong>in</strong>zu.Dort war sie <strong>in</strong>sgesamt acht Jahre lang stellvertretende Diözesanvorsitzende,zwölf Jahre Mitglied des Diözesanvorstandes.Zudem war sie acht Jahre Delegierte für die Bundesdelegiertenversammlung<strong>in</strong> Köln.Die Übernahme e<strong>in</strong>es kommunalpolitischen Amtes war vorallem dem Wunsch geschuldet, etwas „S<strong>in</strong>nvolles für an<strong>der</strong>e undfür sich zu tun.“ E<strong>in</strong>e ganz uneigennützige Motivation sei diesnicht gewesen. Das Bedürfnis, vorgegebene Strukturen zu h<strong>in</strong>terfragenund zu verän<strong>der</strong>n, entstehe meist durch persönliche,alltägliche Erfahrungen: „Es gibt so viele D<strong>in</strong>ge, die e<strong>in</strong>enstören – ke<strong>in</strong> Radweg, zu wenig Spielplätze, zu teure Bauplätzefür junge Familien.“Dennoch war ihr Entschluss, sich kommunalpolitisch zu engagieren,ke<strong>in</strong>e Entscheidung, die sie aktiv vorangetrieben hätte.Der Fraktionsvorsitzende <strong>der</strong> Freien Wähler fragte sie, ob siesich vorstellen könne, bei <strong>der</strong> nächsten Wahl zu kandidieren. Siezögerte ke<strong>in</strong>e Sekunde und sagte sofort zu, sehr zum Erstaunenihres Gegenübers: „Das ist dem noch nie passiert, <strong>der</strong> ist totalerschrocken, dass jemand so schnell sagt: Ja klar, mach ich.“Dass sie <strong>der</strong> Fraktion <strong>der</strong> Freien Wähler angehörte, war nur <strong>in</strong>ihrem S<strong>in</strong>ne. Sie hat sich selbst <strong>im</strong>mer zwischen den Parteiengesehen. Sie kann bei <strong>der</strong> CDU e<strong>in</strong>iges mittragen, bevorzugt bei<strong>der</strong> SPD jedoch die sozialen Themen und ist zudem ökologisch<strong>in</strong>teressiert. Bei e<strong>in</strong>er parteiunabhängigen Fraktion fühlt sie sichdeshalb bis heute am besten aufgehoben.


26K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche liegen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s am Herzen. Sie sollen <strong>in</strong>Meckenbeuren etwas „erleben“ können.


Thema Verkehrssicherheit: <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle hat u. a. den Bau von Radwegendurchgesetzt.27


28Von den Freien Wählern ließ sie sich auch über die Aufgabene<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong> <strong>in</strong>formieren: „Die haben mir erzählt, wasman da alles macht, dass man da re<strong>in</strong> wächst und dass ich überhauptke<strong>in</strong>en Bammel haben müsste.“ Dass sie ke<strong>in</strong>e gebürtigeMeckenbeurer<strong>in</strong> ist, sieht sie eher als Vorteil an. Sie hat die verschiedenenGruppierungen dadurch sehr unbefangen wahrgenommen,während es bei E<strong>in</strong>he<strong>im</strong>ischen, die sich zu gut kennen,unter Umständen zu „Ressent<strong>im</strong>ents“ kommen kann.Das Maß <strong>der</strong> D<strong>in</strong>geDass <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle die Kommunalpolitik Freude machte,merkte sie bald:„ Wenn ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sitzung re<strong>in</strong>gehe, denke ich miroft: Jetzt geht’s los. Ich b<strong>in</strong> gut vorbereitet und willargumentieren, möchte etwas auf die Be<strong>in</strong>e stellen.Wenn ich ehrlich b<strong>in</strong>, freue ich mich manchmalrichtig, dass ich mich so ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen kann.“Dass sie mit ganzem Herzen dabei ist, wird spürbar, wenn sieüber die große Vielfalt an Themen spricht, die ihre Tätigkeit bietet.Ihre „Leib-und-Magen-Themen“ liegen zwar eher <strong>im</strong> sozialenund kulturellen Bereich, sie kann aber auch <strong>der</strong> Beschäftigungmit Wasser, Straßen und Baugebieten e<strong>in</strong>iges abgew<strong>in</strong>nen.Als sie sich nach <strong>der</strong> letzten Wahl als Gewählte mit den meistenSt<strong>im</strong>men <strong>in</strong> ihrer Fraktion aussuchen durfte, <strong>in</strong> welchemAusschuss sie sitzen möchte, hat sie den technischen Ausschussgewählt: „Das ist auch <strong>in</strong>teressant. Neue Baugebiete erschließen.“Letztens musste sie sich mit Wasserrohren beschäftigen.Da hat sie auf e<strong>in</strong>mal realisiert, „was für e<strong>in</strong> Geschenk es ist,sauberes Tr<strong>in</strong>kwasser zu haben.“ Selbstverständlichkeiten destäglichen Lebens zu h<strong>in</strong>terfragen, das macht sie erst, seit sie sichals Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong> damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen muss.


29Für <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle deckt e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de das kompletteSpektrum dessen ab, was Menschen brauchen. Letztlich geht esihr bei allen Themen und Projekten darum, die Lebensqualität<strong>in</strong> ihrer Kommune zu erhöhen. Die Herausfor<strong>der</strong>ung für e<strong>in</strong>eKommunalpolitiker<strong>in</strong> läge dar<strong>in</strong>, Entscheidungen zu treffen,die möglichst allen zugute kommen. <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerlemöchte sich ke<strong>in</strong>er Parteil<strong>in</strong>ie unterwerfen müssen. Ihr Engagementist von e<strong>in</strong>er grundsätzlicheren E<strong>in</strong>stellung geprägt,e<strong>in</strong>er Lebensphilosophie. Es geht ihr stets „um das Maß <strong>der</strong>D<strong>in</strong>ge. Es muss dem Menschen gerecht se<strong>in</strong>“. So sei Autofahren<strong>in</strong> Ordnung, aber man müsse nicht zwei Autos haben; ohneWirtschaft g<strong>in</strong>ge es nicht, aber wirtschaftliche Maßlosigkeitmache vieles kaputt. Dass die Menschen diesen Spagat schaffen,menschenwürdig und maßvoll zugleich zu leben, ist die tiefereMotivation, aus <strong>der</strong> sich ihr Engagement speist.<strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle ist nicht nur Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong>. Sie sitzt zudem<strong>im</strong> Kreistag und ist die zweite, stellvertretende Bürgermeister<strong>in</strong>.Als solche übern<strong>im</strong>mt sie vor allem repräsentative Aufgaben.In den Kreistag wurde sie vor fünf Jahren gewählt. Sie fand eswichtig, auch an dieser Stelle mitreden zu können, denn eswerden „viele D<strong>in</strong>ge <strong>im</strong> Kreis entschieden, die auf die Geme<strong>in</strong>dewirken o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de verordnet werden.“ Sie hat mitihren unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben e<strong>in</strong>en vollenTerm<strong>in</strong>kalen<strong>der</strong>. Sie leugnet nicht, dass speziell ihr Engagementals Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong>, bei dem sie <strong>in</strong> drei Ausschüssen sitzt, e<strong>in</strong> sehr„zeitaufwändiges Amt ist und manchmal auch Verzicht bedeutet.“Das hat aber auch mit ihrer Auffassung zu tun, wie mandiese Tätigkeit ausfüllen sollte:„ Wenn ich etwas mache, dann richtig. Das hab ichmir vorgenommen und das ist auch me<strong>in</strong> Naturell.“


30Der leer stehende Güterschuppen soll sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Ort für Kultur und Kle<strong>in</strong>kunst verwandeln.


32Auf e<strong>in</strong> weiteres Projekt, an dem sie maßgeblich beteiligt war, ist<strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle beson<strong>der</strong>s stolz. Es s<strong>in</strong>d die „Wohnräumefür Jung und Alt“. Dort wohnen ältere Menschen, die noch nichtpflegebedürftig s<strong>in</strong>d, mit jüngeren Menschen, Familien undalle<strong>in</strong> erziehenden Müttern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohnanlage.Das Private wird politischDer Weg bis zur erfolgreichen Realisierung e<strong>in</strong>es Projektes istmanchmal e<strong>in</strong> sehr ste<strong>in</strong>iger: E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten Erfahrungen, die<strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht gemacht hat, war die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungum die Gestaltung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens. Da warsie gerade e<strong>in</strong> Jahr <strong>im</strong> Amt. Zusammen mit den beiden an<strong>der</strong>enFrauen <strong>im</strong> damaligen Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>at und dem Bürgermeister stelltesie den Antrag, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>haus zu bauen, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e Gruppeganztags betreut werden sollte – und stieß damit auf extremeWi<strong>der</strong>stände bei den männlichen Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>atsmitglie<strong>der</strong>n.So hieß es zum Beispiel:„ Ich hab <strong>im</strong>mer gedacht, Sie s<strong>in</strong>d so e<strong>in</strong>e nette Frau.Und jetzt s<strong>in</strong>d Sie so e<strong>in</strong>e Emanze.“Die Frauen entschieden sich zunächst, die Abst<strong>im</strong>mung zu vertagen,„weil <strong>der</strong> Antrag sonst sang- und klanglos untergegangenwäre.“ Bis zur nächsten Abst<strong>im</strong>mung nutzten sie die Zeit, umgeme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e überzeugende Argumentationsl<strong>in</strong>ie zu entwickeln.Im Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>at wurde dann mit dem „neuen Zeitgeist“argumentiert, den man nicht aufhalten könne, und es wurdenüberzeugende Argumente für die F<strong>in</strong>anzierung vorgebracht.Nicht zuletzt wurde das K<strong>in</strong><strong>der</strong>haus bzw. die Gruppe <strong>der</strong> Ganztagsbetreutenals Exper<strong>im</strong>ent dargestellt, das sofort beendetwerden könne, falls es nicht funktionieren sollte. Das K<strong>in</strong><strong>der</strong>hauswurde gebaut – und avancierte schon e<strong>in</strong>ige Jahre später zumVorzeigeobjekt <strong>im</strong> Bodenseekreis.


33Als stellvertretende Bürgermeister<strong>in</strong> und Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ät<strong>in</strong> istsie e<strong>in</strong>e öffentliche Person: Wenn <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle auf denMarkt geht, kann es schon vorkommen, dass sie sich vor Bürger<strong>in</strong>nenrechtfertigen muss, warum sie diese und jene Entscheidungmitgetragen hätte o<strong>der</strong> bei best<strong>im</strong>mten Anträgen mit jagest<strong>im</strong>mt hätte. Manchmal empf<strong>in</strong>det sie die Beschwerden alsunsachlich, weil die Kritiker sich oft „nicht die Mühe machen,den Prozess dar<strong>in</strong> zu sehen“ und nur das Ergebnis kritisieren.Früher hat sie das manchmal frustriert. Inzwischen hat sie siche<strong>in</strong> dickeres Fell zugelegt. Sie sagt <strong>in</strong> solchen Fällen nur nochkurz und knapp: „Warst du <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sitzung? Ich habe dich nichtgesehen.“E<strong>in</strong> lachendes und e<strong>in</strong> we<strong>in</strong>endes AugeSolidarität und Unterstützung erfährt <strong>Anto<strong>in</strong>ette</strong> Göggerle <strong>in</strong>vollem Maße von ihrer Familie. Ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> f<strong>in</strong>den das, was siemacht, sehr gut und s<strong>in</strong>nvoll. Ihre Enkel wollen oft mit ihr überihre aktuellen politischen Themen und Projekte diskutierenund s<strong>in</strong>d stolz, wenn sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitung steht.Ihr Mann stand von Anfang an h<strong>in</strong>ter ihrem kommunalpolitischenEngagement. Zu Beg<strong>in</strong>n sei das zwar nicht ganz uneigennütziggewesen. Da war er froh, dass sie nach dem Auszug<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> etwas gefunden hatte, womit sie „beschäftigt undzufrieden war“. Doch mittlerweile unterstützt ihr Mann sie auchaktiv, ist teilweise <strong>in</strong> ihre Aufgaben mite<strong>in</strong>gebunden. Er fährt siebisweilen zu Term<strong>in</strong>en, schreibt ihre handschriftlich ausgearbeitetenReden auf dem PC o<strong>der</strong> gibt ihr Feedback. Rudolf Göggerlearbeitet gelegentlich noch freiberuflich für se<strong>in</strong>en Verlag, istebenfalls unterwegs. Morgens machen sie ihr geme<strong>in</strong>samesTagesprogramm, gleichen ihre Kalen<strong>der</strong> und den Tagesablaufab. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gespieltes Team. Es ist viel Respekt da für dieTätigkeit des an<strong>der</strong>en.

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