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PORTAL 14PORTAL 14Oktober 2008DIE ARCHITEKTEN-INFORMATIONvon hörmann<strong>Einkaufen</strong>Projekte von ECE Projektmanagement; HennArchitekten; BRT Bothe Richter Teherani; HascherJehle Architektur; Kleihues + Kleihues; RhodeKellermann Wawrowsky; Grazioli und MuthesiusArchitektur


PORTAL 14DIE ARCHITEKTEN-INFORMATION VON HÖRMANNINHALT4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9 / 10 / 11Wie der Handel Handlungsfähig bleibt„Saugen“ Einkaufszentren unsere Fußgängerzonen leer? Droht dem traditionellen Einzelhandel das Aus?Drei Experten geben in PORTAL Auskunft: Alexander Otto (ECE), Wolfgang Christ (Bauhaus-UniversitätWeimar) und Barbara Possinke (RKW Architektur + Städtebau)12 / 13 / 14 / 15Limbecker Platz in EssenDas Ruhrgebiet leidet keinen Mangel an Einkaufsmöglichkeiten. Dennoch ist nun in Essen ein wahrerShopping-Koloss entstanden. Insgesamt 21.000 Quadratmeter Ladenfläche locken die Kundschaft an.entwurf: ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, Hamburg / Henn Architekten, München (Fassade)16 / 17 / 18 / 19Europa Passage in HamburgÜber die Uferbebauung der Hamburger Binnenalster wachen die Denkmalpfleger mit Argusaugen.auch für die Europa Passage bedeutete dies eine Gratwanderung zwischen Innovation und Anpassung.entwurf: BRT Bothe Richter Teherani, Hamburg20 / 21 / 22 / 23Königsbau Passagen in StuttgartIm Quartier rund um das Stuttgarter Kunstmuseum begegnen sich Kultur, Arbeit und <strong>Einkaufen</strong> auf engemraum. Dreh- und Angelpunkt sind die Königsbau Passagen mit ihren 27.000 QuadratmeternEinkaufsfläche.entwurf: Hascher Jehle Architektur, Berlin24 / 25 / 26 / 27Kaufhof in BerlinDer Kaufhof-Neubau am Alexanderplatz atmet den Geist der „goldenen“ 20er-Jahre.mit ungewöhnlicher Detailtiefe interpretierten die Architekten den klassischen Warenhaustyp neu.entwurf: Kleihues + Kleihues, Berlin28 / 29Karstadt in Leipzigneues Haus im (teilweise) alten Gewand: In den Kaufhausneubau am Leipziger Neumarkt wurde dieFassade eines Vorgängerbaus von 1914 integriert.entwurf: Rhode Kellermann Wawrowsky, Leipzig30 / 31Schloss-Arkaden in BraunschweigDeutschlands meistdiskutiertes Einkaufszentrum: Rund 600 Fassadensteine des alten BraunschweigerStadtschlosses wurden für die Schloss-Arkaden wiederverwendet. Der Rest ist neu — außen wie innen.entwurf: Grazioli und Muthesius Architektur, Berlin32 / 33Hörmann-Unternehmensnachrichten34 / 35VORSCHAU / IMPRESSUM / Hörmann im DialogUmschlagbild:Kaufhof in BerlinFoto: Stefan Müller, Berlin


Wie der Handel Handlungsfähig bleibt:Einkaufszentren der ZukunftVeröden Shopping-Center unsere Innenstädte? Zerstören sie bestehende Einzelhandelsstrukturen?Und wie steht die Politik der Entwicklung gegenüber?Viel ist in den vergangenen Jahren über Shopping-Center gesagt worden. Nichtalles davon stimmt, doch das Thema ist nach wie vor brisant: Alle drei bis vierWochen wird ein neues Center in Deutschland eröffnet. PORTAL hat einenBetreiber, einen Stadtplaner und eine Architektin um ihre Meinungen gebeten.Alexander Otto: Integration istentscheidend - auch fürInvestorenGerne wird sie ungeprüft wiederholt: Die Litanei von denewig gleichen, langweiligen Einkaufsmaschinen auf der„Grünen Wiese“: hochgezogene Wellblechcontainer, diesämtliches Leben aus den Städten saugen.Und es ist ja auch nicht so, dass es diese Art vonShopping-Centern nie gegeben hätte. Ja, es gibt sie: In den60er- und 70er-Jahren entstanden sie in Westdeutschlandund in den 90er-Jahren in Ostdeutschland. Man findet sieheute wieder in Osteuropa und leider immer wieder —unter dem Deck mantel von Möbelhäusern und anderenvermeintlichen Fachmärkten — auch vor den Torendeutscher Städte. Die eigent lichen Shopping-Centerhaben sich heute aber längst vielfach zu architektonischenSchmuckstücken mitten in den Innenstädten entwickelt,die nicht selten die Rolle und manchmal sogar den Ort derehemals prägenden Kauf häuser übernommen haben. Waszeichnet diese modernen Innenstadt-Galerien der neuestenGeneration aus?Vorurteil 1: Shopping-Center gleich „Grüne Wiese“Wurde zwischen 1964 und 1995 noch ein Viertel aller Einkaufszentren auf der „Grünen Wiese“ gebaut, waren es2005 gerade noch vier Prozent. Der Anteil der Innenstadt-Standorte stieg im gleichen Zeitraum von 35 auf 61 Prozent.Die ECE entwickelt sogar bereits seit 1969 bewusst fastausschließlich in Stadtteilen und seit 1984 überwiegendin Innenstädten, auch wenn das den Start in denNeuen Ländern und in Osteuropa deutlich kompliziertermachte. Anders als die riesigen Einkaufszentren auf der„Grünen Wiese“ können Innenstadt-Galerien mit 15.000oder 25.000 Quadratmeter Verkaufsfläche nicht autarkexistieren. Sie sind mit ihrer Kaufhaus-Größe viel zu klein,um das gesamte vom Besucher nachgefragte Angebotvorhalten zu können. Daher kommt der städtebaulichenIntegra tion sowohl aus Sicht der Stadt wie aus der desEntwicklers eine entscheidende Bedeutung zu. Immerhäufiger endet die Arbeit der Architekten daher nicht ander Eingangstür. Stattdessen werden städtische Plätzegestaltet und fußläufige Wege beziehungen entwickelt.Nicht selten sind Innen stadt-Galerien dabei ein Instrumentder städtebaulichen Reparatur und Revitalisierung —wenn es beispielsweise gilt, innerstädtische IndustrieoderBahnbrachen wieder in den nutzbaren Stadtraumeinzugliedern.Vorurteil 2: Shopping-Center sind billige Betonkisten undsehen alle gleich ausKeine Innenstadt-Galerie gleicht heute der anderen. Wurdefrüher nach dem „Hundeknochenprinzip“ gebaut — linksund rechts ein Kaufhaus, dazwischen die Ladenstraße mitkleineren Geschäften —, machen die Veränderungen imEinzel handel und komplizierte Grundstücksverhältnisse inden Städten heute völlig individuelle Grundrisse nötig. Bei4


Alexander Ottogeboren 1967 in Hamburgab 1994seit 2000Abitur in Oxford; Studium an derHarvard University und der HarvardBusiness SchoolProjektleiter und Mitglied derGeschäftsführung bei ECEVorsitzender der Geschäftsführungbei ECEAufsichtsratsmitglied mehrerer, teilsinternational tätiger UnternehmenChairman des Urban Land InstituteDeutschland, Mitglied des Vorstandsdes ZIA - Zentraler Immobilienausschusse.V.www.ece.deden Fassadenentwürfen werden nicht selten hochkarätigbesetzte Architektenwettbewerbe durchgeführt. So wirddie Fassade des neuen Limbecker Platzes in Essen vonProfessor Gunter Henn gestaltet, der sich für seinen Entwurfein Beispiel am wehenden Rock von Marilyn Monroegenommen hat. Anderswo steht mehr die Zusammenarbeitmit dem Denkmalschutz im Vordergrund — etwa beimUmbau des Leipziger Haupt bahnhofes. Das Geld dafürist vorhanden: Investitionen in hochwertige Archi tekturmachen nur einen Bruchteil der Gesamtkosten einerImmobilie aus. Nur kurzfristig denkende Developer sparendaher zu Lasten der Investoren an der falschen Stelle.Langfristig orientierte Entwickler und Centermanagergeben hingegen lieber etwas mehr aus — für hochwertigeMaterialien, perfekte Klima technik, innovative Wasser- undLichtinszenierungen und vieles mehr. Denn nur wer Shopping-Atmosphäreschafft, wird langfristig auch die Besucherbegeistern.Vorurteil 3: Shopping-Center schaden den InnenstädtenBranchen- und Mietenmix, Existenzgründerförderung,lebendige Marktplätze, einheitliche Öffnungszeiten —alle diese Punkte tragen zur Belebung der Innenstädtebei. Hinzu kommen das zusätzlich geschaffene günstigeinnerstädtische Parkplatzangebot sowie die häufigumfangreichen Beiträge zum Stadtmarketing und zumCity-Management. Von noch größerer Bedeutung ist aber,dass häufig erst eine Innenstadt-Galerie die notwendigenFlächen für den modernen Einzelhandel mit seinerWarenvielfalt und seinen aufwendigen Produkt präsentationenschafft, die in einer kleinteiligen Innenstadtfehlen. Ein Saturn braucht nun einmal nicht zehn mal 250Quadratmeter, sondern mindestens einmal 2.500. Dasgrößte Saturn-Geschäft in der Hamburger Innenstadt istgrößer als viele Innenstadt-Galerien — und man hat nichtden Eindruck, dass es an Waren oder Käufern fehlenwürde, um die Fläche zu füllen. Auch der Platzbedarf einerBuchhandlung ist in den letzten 15 Jahren von wenigenHundert auf 1000 bis 2000 Quadratmeter gestiegen, weildie Buchhandlung in Zeiten von Amazon die Käufer nichtmehr auf eine Lieferung in wenigen Tagen vertröstendarf. Wenn Städte auf diese veränderten Bedürfnisse desEinzelhandels nicht angemessen reagieren, wandern erstdie Händler und dann die Kunden ab — sei es auf die„Grüne Wiese“ oder gleich in die Nachbarstadt.Ein weit verbreitetes Vorurteil besagt, Shopping-Center sähen alle gleich aus. Hier das „Eastgate“ in Berlin (links) und der Hauptbahnhof Leipzig (rechts).Fotos: ECE5


Wie der Handel Handlungsfähig bleibt:Drei Ansichten über die Einkaufszentren der ZukunftVorurteil 4: Shopping-Center zerstören den bestehendenEinzelhandelDer Bau einer Innenstadt-Galerie sorgt vielfach dafür,dass ein „Ruck“ durch den bestehenden Einzelhandelgeht: Lange geplante Investitionen werden umgesetzt, derLadenbau modernisiert, City-Management-Gesellschaftenwerden gegründet und die Fußgängerzone aufgewertet.Eine Innen stadt, die sich auf diese Art fit für denWettbewerb macht, muss weder ein Shopping-Centernoch die Nachbarstädte fürchten — im Gegenteil: Siegewinnt erheblich an Attrak tivität und wird von denzusätzlichen Käuferströmen profitieren. Wenn aber Einzelhändlerim 21. Jahrhun dert mit einer Warenpräsentationvon 1970 antreten, werden diese mittelfristig ein Problembekommen — ob mit einer Innenstadt-Galerie oder ohne.Und wenn Erbengemeinschaften sich über Jahre nichteinigen können, ob sie ihre 60er-Jahre-Immobilie an dieAnforderungen des modernen Einzelhandels anpassen, giltfür sie das Gleiche.Vorurteil 5: Die Politik verfolgt ohnmächtig dieEntwicklung neuer Shopping-CenterPolitiker und Stadtverwaltungen wissen heute ganzgenau, was sie für ihre Städte wollen. Und sie scheuensich auch nicht, dies klar zu äußern, hart zu verhandelnund sich bei Kollegen in anderen Städten nach derenErfahrungen zu erkundigen. So will etwa Ludwigshafendie Innenstadt zum Rhein hin entwickeln. In einem sehrdetaillierten Ausschrei bungsverfahren mussten dreipotenzielle Entwickler ihre Konzepte vorstellen und anhandder städtischen Kriterien bewerten lassen. Gesiegt hatein Entwurf, der einen städtischen Platz mit Gastronomieund Frei zeitangeboten direkt am Rhein vorsieht. OderLeverkusen: Die Stadt hat elf andere Oberbürgermeisterbefragt, wie sich die Entwicklung von Einkaufszentrenjeweils auf ihre Städte ausgewirkt hat.Die Antworten waren durchweg so positiv, dassLeverkusen sich jetzt für eine eigene Innenstadt-Galerieentschieden hat. Und regelmäßig machen sich Stadträte,Stadtverwal tungen und Journalisten auf den Weg inandere Städte, um sich vor Ort einen eigenen Eindruck zuverschaffen. Das ist vielleicht der beste Weg, um sich vonFakten anstatt von Vorurteilen leiten zu lassen.Wolfgang Christ: Der Handelfolgt dem WohnenHerr Christ, Innenstadt oder „grüne Wiese“: Wo werdenwir künftig einkaufen? Existiert der vielzitierte Trendzurück in die Städte tatsächlich, und wie manifestiert ersich?Das Bild des Einzelhandels ist bei Weitem nicht so holzschnittartig, wie es die Formulierung „Innenstadt odergrüne Wiese“ nahe legt. Handel existiert in der City, inStadtteil zentren, an den Ortsrändern mit ihren Fachmarkt-Agglomerationen und in Gewerbegebieten. In aller Regelfolgt der Handel den Menschen mit ihrer Wohnortwahl undihrem Mobilitätsverhalten, denn er ist allein nicht in derLage, Strukturen durchzusetzen, die dem zuwiderlaufen.Heute wohnen eben nur noch 5 bis 20 Prozent der Bevölkerungim kompakten Kern der Städte, aber über 80Prozent am Stadtrand und zwischen den Städten. Dasheißt, dass die überwiegende Mehrzahl der Einzel handelsunternehmenauch künftig dort anzutreffen sein wird.Andererseits: Den Trend in die Stadt gibt es tatsächlich,aber nicht einheitlich über alle Bevölkerungsgruppenhinweg. In die Städte ziehen bevorzugt ältere,wohlhabendere Menschen und junge Menschen, die nochin der Ausbil dung stehen. Außerdem ziehen die Stadtkernedie sogenannte „kreative Klasse“ an. Diese Menschenmit flexiblem Arbeitsleben, die ihren Wohnort nach Bedarfwechseln, benötigen die Innenstadt als Impulsgeber undeinen Ort mit Fühlungsvorteilen, wo man andere zwanglostreffen und ein komfortables „24-Stunden-Leben“ führenkann. Auch auf diese Entwicklung reagiert der Handel,indem etwa immer mehr Bio-Läden in den Innenstädtenentstehen. Außerdem werden neue Formen des Lebensmittelhandels auf kleineren Flächen getestet, die von denHandelsketten noch bis vor Kurzem stillgelegt wurden.Diese sogenannten Convenience-Stores verbinden dieKultur der Tante-Emma-Läden, die alles für den täglichenBedarf vorrätig hatten, mit frischen Fertigprodukten undder Angebotsvielfalt eines Supermarkts. Oft bieten sie ihrerzahlungskräftigen Klientel auch längere Öffnungszeiten, bishin zum Rund-um-die-Uhr-Service.6


Wolfgang Christgeboren 1951 in Engers/Rhein1972—1983 Architektur- und Philosophiestudiuman der TH Darmstadt1983—1988 wissenschaftlicher Mitarbeiteran der „Fachgruppe Stadt“ derth Darmstadtseit 1988 freier Architekt und Städtebauer mitdem Büro Mediastadt, Darmstadtseit 1994 Professor für Entwerfen undStädtebau an der Bauhaus-Universität Weimarseit 2002 Dozent an der Immobilienakademieder IRE/BS an der UniversitätRegensburg2003—2008 Mitbegründer des Instituts fürEuropäische Urbanistik2006 Deutscher Städtebaupreis,SonderpreisNun leben Innenstädte nicht allein von Bio-Läden undConvenience-Stores, und der traditionelle Einzelhandelsteckt in der Krise. Wie stehen Sie zu dem Vorwurf,Shopping-Center zerstörten bestehende Einzelhandelsstrukturen?Je weniger Menschen in einer Innenstadt wohnen, destoweniger können wir erwarten, dort ein vielschichtiges undvor allem ein kleinteiliges Handelsangebot vorzufinden.Und umgekehrt: Wenn tatsächlich die Städte ihre Wohnfunktionmassiv stärken, wird auch der Einzelhandelneue Formate entwickeln. Das lässt sich an Städtenwie München, Frei burg oder Münster beobachten, aberauch zum Beispiel in Manchester, wo sich seit 1996 rund20.000 Menschen neu in der City angesiedelt haben. DerEinzelhandel hat davon enorm profitiert.Shopping-Center sind im Übrigen eine ganz normaleEntwicklung unserer Industriegesellschaft. Ihre Vorläufersind die Warenhäuser, die zwischen 1850 und 1950 denHandel in unseren Städten komplett beherrscht haben.Die heutige Diskussion um Shopping-Center ist nahezuein „Parallelfilm“ zu dem Streit, der sich seinerzeit um diesoziale und ökonomische Verträglichkeit des Warenhausesund um seine städtebauliche Integration entspann. DieWarenhäuser wurden angegriffen, weil sie durch ihreriesigen Dimensionen angeblich den kleinen Handelzerstörten. Große Häuser wie Wertheim in Berlin oder BonMarché in Paris hatten damals zwischen 4.000 und 6.000Angestellte und machten ihren Kunden alle Arten vonAufenthalts- und Unterhaltungsangeboten, wie sie auchheute wieder für Shopping-Center typisch sind.Worin sehen Sie die Gründe für den Erfolg modernerEinkaufszentren?Shopping-Center greifen einerseits Qualitäten destraditionellen Straßenhandels auf, indem sie eine Artglasüberdeckter Fußgängerzone bilden. Andererseitskönnen sie Syner gien herstellen, die für den traditionellenHandel nicht oder nur schwer erreichbar sind: Kooperationzwischen Laden betreibern, einheitliche Öffnungszeiten,einen bestimm ten Branchen-Mix, dazu Sicherheit,Sauberkeit und Barriere freiheit. Die Center antwortendamit auf ein Grundbedürfnis des modernen Menschen,das beim Wohnen und in der Mobilität längst akzeptiert ist,nämlich sich möglichst komfortabel, sicher und energiearmzu versorgen.Die klassischen Einkaufsgalerien Europas (hier in Turin) waren die Vorbilder moderner Shopping-Center amerikanischer Prägung.Fotos: Jakob Schoof7


Wie der Handel Handlungsfähig bleibt:Drei Ansichten über die Einkaufszentren der ZukunftWo liegen die Wurzeln der Einkaufszentren, wie sie unsheute in unseren Städten entgegentreten?Die ersten Shopping-Center wurden in den USAder 50er-Jahre von Victor Gruen, einem emigriertenArchitekten aus Wien, entworfen. Sie waren der Versuch,die europäische Stadtkultur, von der Gruen geprägtwar, in modifizierter Form nach Amerika zu bringen.Interessanterweise haben gerade die klassischenWarenhäuser das Konzept vorangetrieben, weil ihreKunden zunehmend „auf der grünen Wiese“ einkauften.Um sich auch vor den Toren der Städte niederlassenzu können, erfanden sie das Shopping-Center, dessenZentrum anfangs ja immer ein Warenhaus bildete. Heutekehren die Shopping-Center in großer Zahl in unsereInnenstädte zurück. Nur die Waren häuser bleiben dabeiaußen vor. Sie sind nicht länger Bestandteil der Center,sondern werden durch diese zunehmend abgelöst.Welche Strategien bleiben den traditionellenHandelsstandorten nun noch, um zu überleben?Komplette Innenstädte in Shopping-Center zu verwandelnwäre der völlig falsche Weg. Denn auch Shopping-Centersind auf ein funktionierendes und in vielerlei Hinsichtstarkes urbanes Umfeld angewiesen. Bisher sind dieInnen städte vom Strukturwandel unterschiedlich betroffen.Die 1a-Lagen werden immer wertvoller, die Konkurrenzin diesen Gebieten wird stärker. Viele alteingesesseneLäden müssen schlie ßen, weil sie die Renditeerwartungender Vermieter nicht länger erfüllen können oder denÜbernahmeangeboten internationaler Ketten erliegen.Die sogenannten 1b-Lagen leiden dagegen am stärkstenunter diesem Verdrängungswettbewerb; vielen vonihnen droht tatsächlich der Abstieg. Für sie müssenauch von städtischer Seite Umnutzungskonzepteentwickelt werden, die eigentlich nur in Richtung einerMischung aus Wohnen und Arbeiten gehen können.Die Gebäudestruktur ehemaliger Läden — mit hohenDecken, zusammenhängenden Flächen von mehrerenHundert Quadratmetern, Parkplätzen, aber auch guterNahverkehrsanbindung — bietet ideale Voraussetzungenfür Start-ups, Wohngemeinschaften und anderevergleichsweise experimentelle Nutzungsformen.Das Gleiche gilt für Kaufhäuser, von denen in denkommenden Jahren vermutlich mehrere Hundert alleinin Deutsch land geschlossen werden. Darunter sind auchviele Gebäu de des 19. Jahrhunderts, die teilweise unterDenkmal schutz stehen. Sie besitzen Charakter und Charmeund sind überdies barrierefrei, ließen sich also ideal zuSenioren-Immobilien umbauen oder, wie ein Beispiel in LosAngeles zeigt, als Hochschulgebäude nutzen.Stichwort Umnutzung: Was kann aus älteren Shopping-Centern werden, wenn diese in die Jahre kommen?Sie bilden in der Tat eine wesentlich größere Herausforderung, vor allem die klassischen „Indoor Malls“,aber auch die Einkaufszentren, die nach der Wende „aufdie Schnelle“ in ostdeutschen Stadtrandlagen errichtetwurden. Viele von ihnen stehen schon heute währendder Woche fast leer und werden lediglich am Freitag undSamstag frequentiert. Handel ist Wandel: Der Zeitgeistweht heute woanders.Zeitgenössische Shopping-Center stehen unter demRuf, Architekten lediglich als „Fassadenkünstler“ zuengagieren, während über alles, was sich dahinterbefindet, der Investor entscheidet. Stimmt dieseBeobachtung?Sie ist sicher die Regel. Andererseits erkennen auch dieBetreiber, dass sie ihren Centern zusätzliche Qualitätenverleihen und sich gegenüber der Stadt und ihren Bürgernstärker öffnen müssen. Es genügt nicht mehr, nur einoptimales Einzelhandelsangebot zur Verfügung zu stellen,dazu voll klimatisierte Innenräume und eine hervorragendeErschlie ßung für den Autoverkehr. Gerade, wer in denInnenstädten auch wohnt, erwartet mehr von seinemUmfeld. Daher werden Shopping-Center bereits durchzusätzliche Funktionen wie Bibliotheken oder Volkshochschulenerweitert oder mit Wohnungen überbaut. Siewerden damit weniger monoli thisch und gebrochener inihrer Anmutung, und das macht sie „normaler“ für unsereInnenstädte, die ja auch alles andere als homogen sind. Eingeschickter Projektentwickler wird bei einem Shopping-Center auf Heterogenität setzen. Und dazu braucht er inder Regel stadtversierte Architekten, die mehr können alsnur Quadratmeter-Optimierung: Das Vorbild ist die Stadtund der Adressat ist der Städter als Kunde.8


Barbara Possinkegeboren 1955 in Warschau1973—1980 Architekturstudium in Warschau1982 aufbaustudium an derKunstakademie in Düsseldorf1981—1985 Mitarbeit in verschiedenenArchitekturbüros1987—1992 Mitarbeit im Büro ArchitektenrkW + Partner1992 Partnerschaft mit ArchitektenrkW + Partner1998 nach UmfirmierungGeschäftsführerinseit 2000 GeschäftsführendeGesellschafterinwww.rkw-as.deFoto: Studio EikelpothImmer mehr Shopping-Center werden in mittleren undkleineren Städten eröffnet. Welche Herausforderungenstellen sich hier?Je kleiner und kleinteiliger die Stadt ist, destosensibler muss der Handel mit architektonischen undstädtebaulichen Fragen umgehen. Ein Shopping-Centerist wie ein großer Fisch: Setzt man ihn in ein kleinesAquarium — also eine Kleinstadt — tritt ein Problem auf,das sicher nicht dadurch zu lösen ist, dass der großeFisch alle kleineren auffrisst. Denn das würde für ihnsicher auch das Ende bedeuten. Anders gesagt: Shopping-Center müssen aus eigenem Geschäftskalkül heraus eingroßes Interesse daran haben, dass die Stadt — undmit ihr der Handel ringsum — langfristig funktioniert. Ichwürde sogar so weit gehen, zu sagen: Je besser diesesUmfeld funktioniert, desto besser ist das Geld für einShopping-Center angelegt. Ich bestreite keineswegs, dassInnen städte tatsächlich unter Shopping-Centern gelittenhaben und leiden. Doch dies sollte kein Grund für eineBlockadehaltung sein, sondern dazu anregen, auch für dentraditionellen Einzelhandel neue Konzepte zu entwickeln.Barbara Possinke: VielenBetreibern fehlt der MutFrau Possinke, für Kaufhäuser und Shopping-Center wirdimmer wieder ein Erfolgskriterium genannt: die Lage. Wiewichtig ist sie tatsächlich, und welche anderen Faktorenbeeinflussen den Erfolg eines Handelshauses?Die Lage ist selbstverständlich ein entscheidendes Kriterium.Schon im Mittelalter entstanden Marktstädte an denKreuzungspunkten der Handelswege. Das ist im Grunde bisheute so geblieben: Handelshäuser siedeln sich an Ortenan, die ein Maximum an Besucherverkehr versprechen —also vor allem in den Hauptstraßen der Städte.Andererseits ist der Handel auch eine Triebfeder für dasurbane Leben. Ich würde sogar sagen, dass eine Stadtihre Existenzberechtigung zu einem nicht geringen Teil ausdem Handel bezieht. Im Umkehrschluss heißt dies, dass dieAbwanderung vieler Handels häuser auf die „Grüne Wiese“unsere Städte entscheidend schwächt.Das Shopping-Center als Themenpark:Wo — wie hier am Flughafenvon Palma de Mallorca — echteUrbanität fehlt, wird sie mitKulissenarchitektur nachgestellt.Fotos: Jakob Schoof9


Wie der Handel Handlungsfähig bleibt:Drei Ansichten über die Einkaufszentren der ZukunftWie stark kann sich der Handel über andere Kriterien wieetwa die Architektur differenzieren?Die Handelsarchitektur hat nie eine besondere Rolle in derArchitekturgeschichte und -kritik gespielt und tut dies auchheute nicht. Das wundert mich manchmal selbst, zumalallein in Deutschland gegenwärtig eine Million QuadratmeterVerkaufsfläche gebaut werden. Über diese riesigeBaumasse wird unter Architekten kaum diskutiert.Es ist auch nicht immer einfach, bei Handelsobjektenhöchs te architektonische Qualität zu erreichen, da die Bauherreneigentlich immer „mit spitzem Bleistift“ kalkulieren.Dennoch sind Architektur und InnenraumgestaltungErfolgskriterien. Sie können nur nicht einen vielwichtigeren Aspekt ersetzen: ein funktionierendesWarenkonzept. Ein Handelshaus, das keine gute Warezu vernünftigen Preisen anbietet, wird auch die besteArchitektur nicht retten können.Wie lauten die Forderungen der Bauherren an Sie alsArchitekten, und welche Gestaltungsspielräume bleibenIhnen bei der Planung von Handelshäusern?Den Bauherren ist in erster Linie daran gelegen, eine nachden Prinzipien des Handels funktionsfähige Einheit zuerhalten. Ein Handelshaus funktioniert — wie ein Krankenhaus— nur unter ganz bestimmten Rahmenbedingungen,die wir als Architekten kennen müssen.Wir wissen, wie die Kunden denken, kennen ihrePsyche, wir wissen, wie wir die höchsten Frequenzenin einem Handelshaus erzielen können, wie die Flächenzugeschnitten und erschlossen werden müssen und wiedie Fluchtwege geplant werden müssen. Hinzu kommtdie Erwartung der Bauherren, mit einem verhältnismäßiggeringen Budget die maximal mögliche vermietbare Flächezu realisieren.Historische Handelshäuser, neu belebt: „Anger 1“ in Erfurt (links) und Stadtpalais in Potsdam (rechts) von RKW Architektur + Städtebau.Foto: H.G. EschFoto: Michael Reisch10


Neues wagen im StadtzentrumJahrelang waren große Einkaufszentren nur am Stadtrand zu finden, das Stadt zentrumblieb dem Einzelhandel und kleineren Kaufhäusern vorbehalten. Seit Kurzem istdieser Trend rückläufig — Shopping-Malls prägen nun wieder die Innenstädte.Welche Lösungsansätze es gibt, die großen Komplexe in die kleinteilige Struktur derStadt zentren zu integrieren, möchte PORTAL anhand von drei Projekten vorstellen.Limbecker Platz in EssenNach fast 100-jährigem Bestehen fiel am 1. Juni 2008 der 35Meter hohe Turm des Essener Karstadtgebäudes, begleitetvom Applaus vieler Schaulustiger, in sich zusammen. Mitder Sprengung des Jugendstilgebäudes ist das letzteBe stands gebäude auf dem Gelände zwischen Ost feld -straße, Berliner Platz und Friedrich-Ebert-Straße gewichen.Auf dem Areal nordöstlich der Innenstadt entsteht bisHerbst 2009 das Einkaufszentrum „Limbecker Platz“.Der erste Bau ab schnitt wurde bereits im April diesesJahres fertiggestellt und von Karstadt — Hauptmieter undBauherr — bezogen. Das Kaufhaus hat Tradition in Essen:Be reits 1912 wurde das Althoff Warenhaus, das wenigeJahre später mit Karstadt fusionierte, nach Plänen desArchitekten Wilhelm Kreis errichtet. Das Gebäude mit dermarkanten Sandstein fassade wurde zum Wahr zeichen derStadt und bekam aufgrund seiner monumentalen Erscheinungvon der Be völke rung den Namen „Warenburg“.In puncto Größe wird das neue Einkaufszentrum jedochjedes andere Gebäude der Innen stadt in den Schattenstellen. Dort wo früher das Althoff gebäude, das Mode hausSinn Leffers, das Karstadt-Sport haus sowie die Verlängerungder Limbecker Straße waren, bildet nun das Centerden nordwestlichen Ab schluss der Innenstadt. Die Ge -bäude dimen sio nen haben bereits für kontroverse Meinungengesorgt: Während ein Artikel der „Bauwelt“ denNeu bau als „Einkaufs koloss“ bezeichnet, der „mit seineröstlichen Seite großspurig die Limbecker Straße verstopft“,spricht Projektentwickler ECE von einer „eleganten,transparenten und großstädtischen Architek tur“. Auf dem21.000 Quadrat meter großen Gelände werden nach derFertig stellung den täglich erwarteten 50.000 Be sucherndrei ein halb Verkaufs ebenen zur Ver fügung stehen. Füreine gute Erreichbarkeit ist gesorgt. Stadt aus wärts liegtder mächtige Neubau an einem der Verkehrs knotenpunkteder Großstadt: Die mehr spurige Ost feldstraße sowie derBerliner Platz mit U-Bahn-Halte stellte und die Friedrich-Ebert-Straße grenzen direkt an das Center.Mit einer markanten Fassade wird dem Großbau Ausdruckverliehen. Geplant wurde sie von dem Münchner ArchitektenGunter Henn. Inspirieren ließ er sich beim Entwurf voneiner Szene aus dem Film „Das verflixte 7. Jahr“ (1955).Wie das Kleid Marilyn Monroes, das durch die Ablufteines U-Bahn-Schachts aufgewirbelt wird, hebt sich auchdie Fassa de des Neubaus an den funktional wichtigenAb schnitten. Die gesamte Ab wicklung teilt sich in zweiSchich ten: eine innere, transparente Haut aus Glas undeine scheinbar darüberschwebende Hülle aus weißen Aluminiumblechen, die sich an den wichtigen Stellen wie denEin gängen am Lim becker Platz und Berliner Platz aufwölbt.In die Metall fassade wurden linsenförmige Paillettenaus aluminiumbedampften Spiegeln mit integriertenLEDs eingelassen. Während sie tagsüber ihre Um gebungwiderspiegeln, leuchten die Halb kugeln nachts inunterschiedlichen Farben und inszenieren das nächtlicheGebäude. Klar setzt sich die dreidimensionale, großflächigeFassade vom Innen raum ab. Während die Außenhaut dieGroß form betonen möchte, wird hier auf Viel falt gesetzt:Nach der Fertig stellung erwarten 200 Shops auf 70.000Quadratmeter Verkaufsfläche die Besu cher. Geglie dertwird das Center durch eine quadratische Ladenstraße,deren vier Rotunden mit Glaskuppeln das Center mitTageslicht versorgen.12


Limbecker Platz in EssenWie der Saum eines Kleides hebt sich die Metallfassade an den Eingängendes Einkaufszentrums (oben).Die kreisförmigen Pailletten leuchten bei Dunkelheit in unterschiedlichenFarben. An funktional wichtigen Stellen verdichten sie sich, um denBesuchern die Orientierung zu erleichtern (unten).14


Strukturiert wird der Innenraum durch Einkaufsstraßen, die in vierRotunden mit Glaskuppeln münden (links).Zweiflügelige T30 Aluminium-Rohrrahmentürentrennen den Verkaufsraumvon den äußeren Erschließungswegen (oben rechts).Lageplan (unten rechts)Limbecker Platz in EssenBauherrKarstadt Immobilien Co. KG, Essen, DECE Projektmanagement GmbH &Co. KG, Hamburg, DDeutsche Immobilien Fonds AG,Hamburg, DArchitektenHenn Architekten, München, DECE Projektmanagement GmbH &Co. KG, Hamburg, DStandortLimbecker Platz 1a, Essen, DFOTOSStephan Falk / baubild/ Hörmann KGANC-News-Television GmbH (Luftbild)HÖRMANN-PRODUKTEein-und zweiflügelige T30 Aluminium-Rohr rahmentüren HE311, HE 321;F30 Alu minium-Festverglasungen HE331;ein- und zweiflügelige Aluminium-Rauchschutztüren A/RS-150, A/RS-200, A/SR 250;Aluminium-Rauchschutzverglasungen A/RS-300, A/RS-350; zweiflügelige Stahl-Rauchschutztüren S/RS-200; Stahl-RauchschutzverglasungenS/RS-300; ein- undzweiflügelige T30 Stahl-FeuerschutztürenH3, H3D; ein- und zweiflügelige T90 Stahl-Feuerschutztüren H16; Rolltore HR116,Decotherm®; Rollgitter15


Europa Passage in HamburgEuropa Passage in HamburgMit einer feierlichen Zeremonie wurde am 5. Oktober2006 das Hamburger Einkaufszentrum „Europa Passage“von Innensenator Udo Nagel eingeweiht. An einer derprominentesten Stellen der Stadt — zwischen Binnenalsterund Rathaus — ist Hamburgs größtes Shopping-Centernach vier Jahren Bauzeit fertiggestellt worden. Die Idee,die Mönckebergstraße mit dem Jungfernstieg und derBinnen alster — und somit westliche und östliche Innenstadt— zu verbinden, ist bereits über zehn Jahre alt.Mit dem Bau des Groß projekts erhofft sich vor allemder Einzelhandel einen neuen wirtschaftlichen Impuls inder Innen stadt. Geplant wurde der 430 Millionen teureBau von dem Hamburger Architek turbüro Bothe RichterTeherani. Für die Realisie rung des 142.000 QuadratmeterBrutto geschoss fläche um fassenden Projekts musste dasinnerstädtische Quar tier zwischen Mönckebergstraße,Bergstraße und Ballin damm groß flächig umdefiniertund erneuert werden. Nur der Name des Neubauserinnert noch an das einstige Kontorhaus, das früher dieStraßenfront am Ballindamm prägte. Errichtet wurde dasEuropa-Haus im Jahr 1912 von dem Architekten GeorgRadel. Wie neun weitere Häuser im Viertel — teilweisedenkmalwürdige Bauten — musste das Bürogebäude fürden Bau der Europa Passage abgerissen werden. AndereStadt häuser wie etwa das Haus „Vaterland“an der EckeBallindamm/Bergstraße des Hamburger Architekten MartinHaller, der unter anderem auch das Hamburger Rathausmitentwarf und -plante, blieben erhalten und wurdenin den Neubau integriert. Der Abriss der historischenGebäude stieß anfangs nicht bei allen auf Zuspruch.Während Oberbürgermeister Ole von Beust von dem„städtebaulich großzügigen Projekt“ schwärmte, kritisiertedie „Welt“ in einem Artikel vom März 2002 den Abrissder Bestandsgebäude und beschreibt das Groß projektals „weiteren gesichtslosen Glaspalast an der optischenVisitenkarte Hamburgs“. Jedoch wurden nicht alle Pläneder Architekten vollständig realisiert. Auf Betreiben derDenkmal pflege musste der erste Entwurf überarbeitetwerden: Die ursprünglich ge plante große Glaskuppel mitRotunde und die Glas fassade Rich tung Ballin damm wurdenaufgrund der Binnenalster-Verordnung nicht verwirklicht.Das seit 1946 bestehende Regle ment sieht für die baulichenAnlagen der Binnen alster Naturstein- oder Putzfassadenvor, deren Bauhöhe 35 Meter nicht über steigen darf.Auch die beabsichtigte Überbauung der Hermann straßewurde nicht realisiert. Die Parallelstraße zum Ballindamm,die im Rahmen der Um gestaltung des inneren Stadtgebietsnach dem großen Brand 1842 entstanden war,bleibt in ihrem historischen Verlauf erhalten — lediglicheine gläserne Halle umschließt den Passagenraum. Umden Gebäudekanon an der Binnenalster nicht zu stören,wurden beim Eingangsbau am Ballindamm einige Charakteristika der historischen Kontorhäuser aufgegriffen. DieSandstein fassade wird in drei Zonen aufgeteilt: einen überzwei Geschosse reichenden Sockel, den mittleren Etagenbereichund ein Staffelgeschoss. Auch der Dach abschlussorientiert sich an den Höhen der Nachbar bebauung undknüpft mit seiner Lamellenverkleidung farblich an dasvorherrschende Kupfer an. Räum lich vereint die EuropaPassage den Straßentyp, bei dem sich der Handel aufdas Erdgeschoss beschränkt, mit dem Galerietyp, der dieLadenlokale auf mehreren Ebenen organisiert. Herzstückdes Einkaufszentrums ist die 160 Meter lange Passage, dievon der Binnenalster bis zur Mönckeberg straße gegenüberder Petrikirche das gesamte Viertel durchstößt. Diegläserne Passage mit den 21 markanten parabelförmigenBögen nimmt den Verlauf der vor dem Umbau hierbefindlichen Paulsstraße auf. Die wahren Dimensionendes Einkaufszentrums sind aufgrund der integriertenAltbausubstanz von außen nicht zu erkennen. Im Innernsind jeweils 30.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche undBürofläche untergebracht. Die über 120 Shops, Restaurantsund Cafés sowie die Büro flächen ordnen sich auf fünfEbenen entlang der überdachten Verbindung sachse an.Die Bilanz nach dem ersten Geschäftsjahr war positiv:12,4 Millionen Besucher konnte die Europa Passageverzeichnen. Für eine gute Anbindung der täglich 30.000bis 40.000 Kunden ist gesorgt: Das Einkaufszentrum verfügtüber einen direkten U-Bahn-Anschluss im Untergeschossund eine sechsgeschossige Tiefgarage mit 700 Parkplätzen.16


Europa Passage in HamburgKlar orientiert sich die Eingangsfassade an den Nachbargebäuden: Derhelle Naturstein sowie der grüne Dachabschluss nehmen die Charakte -ris tika der Binnenalsterbebauung auf (oben).Die Tiefgarage im Keller mit 700 Stellplätzen ist durch zweiflügeligeT30 Stahl-Rohrrahmentüren von Hörmann von den Erschließungsflurenabgetrennt (unten links).Grundriss Erdgeschoss18


21 parabelförmige Stahlbögen bilden die Tragkonstruktion für diemehrstöckige Passage.Europa Passage in HamburgBauherrALIDA GrundstücksgesellschaftGmbh & Co. KG, Hamburg, DBaumanagementAllianz Immobilien GmbH,Stuttgart, DArchitektenBRT Bothe Richter Teherani,Hamburg, DBRUTTOGESCHOSSFLÄCHE142.000 m 2FOTOSStephan Falk / baubild/ Hörmann KGHÖRMANN-PRODUKTEein-und zweiflügelige T30 Stahl-Rohrrahmentüren HE310, HE 320; einflügeligeT90 Aluminium-Rohrrahmentüren HE 911;F30 Stahl-Festverglasungen HE330; ein-undzweiflügelige Stahl-Rauchschutztüren S/RS-100, S/RS-200; G30 Festverglasungen S/G300; ein- und zweiflügelige T90 Stahl-Feuerschutztüren H16; ein- undzweiflügelige T30 Stahl-FeuerschutztürenH3, H3D; ein- und zweiflügelige StahltürenD4519


Königsbau Passagen in StuttgartKönigsbau Passagen in StuttgartDie Stuttgarter Königstraße gehört zu den meist besuchtenEinkaufsstraßen in Deutschland; beim Passanten auf kommenrangiert sie fast immer unter den Top Ten des Landes.Das macht die Fußgängerzone, die vom Stuttgarter Hauptbahnhof 1,2 Kilometer durch das Stadtzentrum führt, zueinem idealen Verkaufsstandort. Hiervon profitiert auchdas 2006 fertiggestellte Einkaufs zentrum „KönigsbauPassagen“, das auf halber Höhe der Einkaufsmeile eineder besten Innenstadtlagen bezogen hat. Gegenüber demNeuen Schloss und dem dazugehörigen Schlossplatzwurde das Quartier zwischen Theodor-Heuss-Straße,Fürstenstraße und Bolzstraße zu einem Einkaufs- undBürokomplex umgestaltet. Der denkmalgeschützte Königsbauan der König straße blieb erhalten und wurde alsre präsentatives Ein gangsportal in den Neubau integriert.Bereits am Eröff nungstag zahlte sich die gute Wahl desStand orts aus: Statt der erwarteten 80.000 Gäste wurden112.000 Be sucher in den Königsbau Passagen gezählt.Der neue Gebäudekomplex der Projekt gesellschaftSeleno GmbH — einem Joint Venture der HSH N EstateAG und der stilwerk AG — ist ein weiterer Bau steinin der Neu ge stal tung des innerstädtischen Viertels:Wie das neue Kunst museum, die Umgestaltung desKleinen Schloss platzes und das Bürogebäude „Scala“— alle in unmittelbarer Nähe — wurde auch das neueEinkaufszentrum von dem Berliner Architektur büroHascher Jehle Architektur ge plant. Den Wettbewerb zurBebauung des ehemaligen Postareals konnten die BerlinerArchitekten bereits im März 2001 für sich entscheiden.Der Königsbau und das dahinterliegende Postgebäudewurden zwischen 1856 und 1860 im spätklassizistischen Stilvon den Architekten Friedrich Leins und Johann MichaelKnapp errichtet. Das monumentale Bauwerk mit seiner 135Meter langen Säulenkolonnade diente als Gegenpol zumgegenüberliegenden Schloss und beherbergte sowohl dieStutt garter Börse als auch Geschäfte sowie Konzert- undBall säle. Während das benachbarte Kronprinzenpalais1963 abgerissen und durch einen Verkehrsknotenpunktsamt Überbauung ersetzt wurde, baute man den ebenfallsstark beschädigten Königsbau 1959 wieder auf. ImLaufe der Zeit entwickelte sich das zwischen Theodor-Heuss-Straße und Königsbau liegende Postareal zu einerunübersichtlichen Struktur mit kleinteiligen Innenhöfenund stand Anfang des 21. Jahrhunderts — im Rahmender städtebaulichen Neuordnung der Innenstadt —wieder zur Disposition. Auf einer Grundfläche von 8.600Quadrat metern entstand in einer Bauzeit von zweieinhalbJahren das neue Einkaufs zentrum, das sich direkt an denhistorischen Königsbau anschließt. Auf insgesamt 9 Etagensind 27.000 Quadrat meter für den Einzelhandel und 18.000Quadrat meter Bürofläche untergebracht.Während sich den Passanten auf der Königstraße dergewohnte Anblick des klassizistischen Altbaus bietet,wurde das innerstädtische Wegenetz mit dem rückseitiganschließenden Neubaukomplex erweitert: Vom Königsbauaus gelangen die Besucher über zwei Spangen in dasZentrum des Gebäudes, das ellipsenförmige Atrium. Vonhier bietet die Passage ebenfalls Ausgänge zur Bolz- sowiezur Fürstenstraße, sodass eine Durchquerung parallel zurKönigstraße möglich ist. Das zweite Geschoss ist übereinen gläsernen Steg direkt an den höher gelegenenKleinen Schlossplatz angebunden.Markantestes Gestaltungsmerkmal des Neubaus ist dasGlasgewölbedach, das direkt hinter dem Königsbau ineinem weiten Bogen Richtung Theodor-Heuss-Straßeansteigt. Während es sich aus der Straßenperspektivedank der hohen, flankierenden Bauteile den Blickenentzieht, setzt das Dach aus der Ferne ein weithinsichtbares Zeichen im Stuttgarter Talkessel. Darunterliegen die terrassenförmig zurückspringenden Büroebenen,von denen sich ein Blick über den Schlossplatz undUmgebung bietet. Sowohl das rechteckige Atrium derBürogeschosse als auch der ellipsenförmige Luftraumder unteren Verkaufs etagen werden über das Dach mitTages licht versorgt. Steinfassaden an der Bolz- undFürsten straße fassen den Glaskörper und nehmenBe zug zum his to rischen Nachbar gebäude. Ver kleidetwurden sie mit ge schliffenem Vratza, einem bulgarischenSandstein. Große Glasfelder im Sockel bereich, versetzteFenster öff nungen in den Ober geschossen sowie dieunterschiedlichen Stein platten formate erzeugen einab wechslungsreiches Bild.20


Königsbau Passagen in StuttgartDas Glasdach des Neubaus dient nur als äußere Haut und stellt nicht denthermischen Abschluss des Gebäudes dar (oben).Das neue Einkaufszentrum nimmt sich bewusst hinter dem Königsbauzurück (unten links).Lageplan (unten rechts)BolzstraßeTheodor-Heuss-StraßeFürstenstraßeKleinerSchlossplatzKönigstraßeSchlossplatzNeues Schloss22


Eine ovale Glasfläche bietet den Bürobereichen in den ObergeschossenEinblick in das lebendige Geschäftsleben der unteren Verkaufsetagen(oben links).In den Obergeschossen führen Hörmann T30 Aluminium-Rohrrahmentürenzu den Bürobereichen (oben rechts).Grundriss Erdgeschoss (unten links)Grundriss 4. Obergeschoss (unten rechts)Königsbau Passagen inStuttgartBauherrSeleno GmbHc/o HSH Nordbank AG, Hamburg, DArchitektenHascher Jehle Architektur,Berlin, DStandortKönigstraße 28, Stuttgart, DBRUTTOGESCHOSSFLÄCHE75.600 m 2FOTOSSvenja Bockhop, Berlin, DHÖRMANN-PRODUKTEzweiflügelige T30 Aluminium-Rohrrahmentüren HE321; zweiflügeligeAluminium-Rauchschutztüren A/RS-200; zweiflügelige T30 Stahl-Rohr rahmen türen HE 320; F30Stahl-Fest verglasungen HE330; G30Fest verglasungen S/G 300; ein- undzweiflügelige Stahl-Feuer schutztürenT90 H16; ein- und zweiflügelige Stahl-Feuerschutztüren T30 H3D;ein- und zweiflügelige Stahltüren D4523


Kritische Rekonstruktion oder Fassadenschwindel?Immer häufiger lehnen sich Einkaufs-Center gestalterisch an historische Vorbilder an,beziehen deren Fassaden in Neubauten ein oder rekonstruieren diese gleich völligneu. Wie dabei mit vorhandener Bausubstanz umgegangen wird und ob die Rekonstruktion zur reinen „Tapetenfassade“ verkommt, ist oft Anlass zu Diskussionen. Diefolgenden drei Projekte zeigen unterschiedliche Umgangsweisen mit dem heiklenThema.Kaufhof in BerlinDie Zeit des Baulärms und der Staub belästigung ist vorbei:Am 24. Mai 2006 wurde der Umbau des WarenhausesGaleria Kaufhof am Berliner Alexander platz abgeschlossen.Zwei Jahre lang war das ehemalige DDR-Warenhaus beilaufendem Betrieb umgebaut und erweitert worden. Verantwortlichfür den Entwurf, der dem zentralen Platz einneues Gesicht verleiht, zeichnet der 2004 verstorbeneJosef Paul Kleihues — umgesetzt wurde das Projekt vonseinem Sohn Jan Kleihues. Die Verkaufs fläche wurdevon 20.000 auf 35.000 Quadratmeter vergrößert und machtdas nach der Wende von der Kaufhof AG übernommeneWarenhaus zu einer der größten Kauf hof-Filialen Europas.Der Alexanderplatz war schon immer ein Ort des Handels.Bereits Ende des 17. Jahrhunderts fand hier der Vieh- undWochenmarkt statt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurdenan dem nach Zar Alexander benannten Platz die erstenWaren häuser errichtet: Auch Hermann Tietz eröffnete hiereine seiner ersten Kaufhaus-Niederlassungen. Nachdemdas legendäre Waren haus aufgrund starker Kriegs schädenin den 60er-Jahren abgerissen worden war, er richtete manim Zuge der Neuge stal tung des Alexanderplatzes ein neuesKauf haus. Das 1969 von Josef Kaiser und Günter Kunerterbaute Centrum Waren haus war das größte Kaufhausder DDR und prägte mit seiner markanten Aluminium-Netzfassadejahrzehntelang den Platz.Der Umbau des Kaufhauses hat das Erscheinungsbilddes Alexanderplatzes nun grundlegend geändert. DasWaren haus wurde um 25 Meter in Richtung Südwestenerweitert und rückt so näher an seine prominenten Nachbargebäude:die 1932 fertiggestellten Behrens-BautenBerolina - und Alex anderhaus. Aus ursprünglich vierVerkaufs- und zwei Ver waltungsetagen wurden sechs Vollgeschossefür den Ver kauf und ein neues, aufgesetztesStaffelgeschoss für die Ver waltung. Die wohl auffälligsteVerände rung widerfuhr dem 70er-Jahre-Bau in der Umgestaltungseiner Fassade. Die markante Wabenfassade ausAlu minium elementen — ein charakteristisches Merkmalvieler DDR-Centrum-Waren häuser — wurde durch einestreng ge glie derte Natur stein fassade aus GauingerTravertin mit großen Glasflächen ersetzt. Laut Architektenist die Fas sade eine moderne Inter pretation derklassischen Waren haus architektur: Ein zweigeschossigerSockel sowie die plas tisch gegliederten Natursteinflächensollen an die Behrens bauten aus der Vor kriegszeitanknüpfen. Bereits im Vorfeld erregte die ge planteDemontage der Netzfassade Unmut. Ein Artikel der „FrankfurterRundschau“ 2003 kritisierte den Abriss der Waben,„die zu Ostberlin gehörten wie der Fern sehturm“: „Anstattdie berühmte Fassade in das Umbau konzept zu integrieren,wird sie gedankenlos verschrottet.“Die Klarheit und Rationalität der Fassade — angelehntan die Architektur der 20er-Jahre — wird auch imInnern übernommen: Schwere, weiße Steinbalustradenund Details wie die kubischen Lampen setzen denGe staltungsansatz fort. Herz stück ist das über alleGeschosse reichende Atrium, das von einer Glaskuppelüberspannt wird. Stahl betonstreben unterteilen dasOberlicht, das Tageslicht tief ins Gebäude innere dringenlässt, in unzählige Kassetten und dominieren mit ihrerstrengen Struktur den Innenraum. Zwanzig je 24 Meterlange, frei spannende Roll treppen durchqueren denzentralen Luftraum und machen die Dimensionen desGebäudes für die Besucher erfahrbar.24


Kaufhof in BerlinMarkantestes Gestaltungsmerkmal im Innenraum ist die Glasgewölbedeckeim Atrium, die durch Stahlbetonstreben unterteilt wird.26


Kaufhof in BerlinBauherrKaufhof Warenhaus AG, Köln, DArchitektenJosef Paul Kleihues, Kleihues +Kleihues, Berlin, DStandortAlexanderplatz 9, Berlin, DFOTOSAchim Kleuker, Berlin, DStefan Müller, Berlin, DHÖRMANN-PRODUKTEein- und zweiflügelige Aluminium-Rauchschutztüren A/RS-150, A/RS-250; ein- und zweiflügelige T90Stahl-Feuerschutztüren H16;ein- und zweiflügelige T30 Stahl-Feuerschutztüren H3, H3DRichtung Norden liegt das Kaufhaus an der viel befahrenen Karl-Liebknecht-Straße, zu seiner Rechten befindet sich die U- und S-Bahn-Station „Alexanderplatz“ (oben).Lageplan (unten links)Die klare, strenge Gliederung der Fassade setzt sich auch im Innenraumfort (unten rechts).BRUTTOGESCHOSSFLÄCHE75.000 m 2BAUKOSTEN65.000.000 EuroHotel „Park Inn“Karl-Liebknecht-StraßeU-/S-Bahn-Station AlexanderplatzAlexanderplatzBerolinahausAlexanderhaus27


Karstadt in LeipzigDie nach innen gewölbte Fassade an der Petersstraße ermöglicht einewettergeschützte Eingangssituation (oben).Grundriss (unten)Karstadt in LeipzigSeit Ende der 1990er-Jahre ist in der Leipziger Innenstadteine dynamische Entwicklung der Verkaufsflächenfestzustellen: Von 1999 bis 2003 hat sich die Fläche um 56%er höht, im Ver gleich zum Bestand des Jahres 1990 wurdesie sogar verdreifacht. Zu der Steigerung haben vor allemGroß projekte wie die 1997 realisierten Prome naden amHauptbahnhof beigetragen. Ein weiteres Projekt ist dasEin kaufs zentrum Karstadt, das mitten in der Innenstadt vondem Architektur büro RKW Rhode Keller mann Wawrowskyim September 2006 fertiggestellt wurde. Für den Neubauwurde das rund 8.300 Quadrat meter große Areal zwischenPetersstraße, Peters kirchhof, Neumarkt und Preußergässchenumgestaltet. Mit Ausnahme des Eckgebäudes„Stenzlers Hof“ ist somit ein ganzes Quartier neu bebautworden. Im Rahmen der Bau maß nahmen wurden ebenfallsdie historischen Bürger häuser Ecke Neumarkt/Peterskirchhofres tauriert und zu Büroflächen umgewandelt.Wichtiger Bestandteil des neuen Einkaufszentrums ist dieIntegration der denkmalgeschützten Fassade des KaufhausAlthoff, das Gustav Pflaume 1914 an gleicher Stelleerrichtete. Lediglich die ehemaligen Arkaden entlang derPeters straße und dem Preußergässchen sind gewichen;sie wurden mit einer thermisch getrennten Pfosten-Riegelkonstruktion aus Leichtmetall geschlossen. Ergänzt wirddie historische Fassade im Bereich der Peters straße durcheinen Neubau, der die Lücke zwischen Ein kaufs zentrumund dem benachbarten alten Messehaus „StenzlersHof“ schließt. Die konkav geformte Glas fassade mitvorgelagerten ovalen Säulen aus Schleuder beton markiertdeutlich einen der drei Ein gänge. Obwohl sich der Neu bauklar von der Bestandsfassade absetzt, übernimmt er dochzum Teil ihre Abmessungen: Sowohl die 19 Meter hohenStützen als auch die deutlich ablesbaren Geschoss deckenführen die vertikale und horizontale Gliederung des Altbausfort. Während der historische Anblick von außen erhaltenblieb, wurde im Innern ein zeitgemäßes Einkaufszentrumerrichtet. Insgesamt sechs Geschosse stehen denBe suchern zur Verfügung. Drei Einkaufsstraßen führen vonden Ein gängen sternförmig zum glasüberdachten Licht hof,von dem die Kunden über Rolltreppen in die oberen Etagengelangen.PreußergässchenNeumarktPetersstraßePeterskirchhof28


Auch an der Ecke Preußergäßchen / Neumarkt wurde die Fassadedurch einen Neubau ergänzt. Klar orientiert sie sich an den historischenNachbarfassaden (oben rechts).Das Atrium im Innenraum wird von einer Glaskuppel überdacht. Zu jeder vollenStunde schießt eine Wasserfontaine bis zu 30 Meter in die Höhe (rechts).Lageplan (unten links)Karstadt in LeipzigBauherrKarstadt Immobilien AG & Co. KG,Essen, DJosef Esch Fonds, Troisdorf, DArchitektenRKW Rhode KellermannWawrowsky GmbH + Co. KG,Leipzig, DstandortNeumarkt 30, Leipzig, Dbaukosten74.000.000 EuroBRUTTOGESCHOSSFLÄCHE36.944 m 2FOTOSMichael Reisch, Düsseldorf, DHÖRMANN-PRODUKTEein- und zweiflügelige T30 Aluminium-Rohrrahmentüren HE 311, HE 321;ein- und zweiflügelige Aluminium-Rauch schutz türen A/RS-150,A/RS-250; zweiflügelige T90 Aluminium-Rohrrahmentüren HE 921;T90 Feuerschutzklappen H1629


Schloss-arkaden in BRAUNSCHWEIGIn den „Schloss-Arkaden“ erwarten die Besucher rund 150Fachgeschäfte, Dienstleistungsbetriebe, Restaurants und Cafés(oben). Lageplan (unten)Schloss-Arkaden in BraunschweigZwei knapp gefällte Stadtratsbeschlüsse bestimmen diejüngere Geschichte des Braunschweiger Schlosses:der 1960 besiegelte Abriss des kriegsbeschädigten,klassizistischen Gebäudes und der 43 Jahre späterbe schlossene Wieder aufbau. 2003 wurde mit nur einerStimme Mehrheit festgelegt, einen Teil der Herzogsresidenz,die Carl Theodor Ottmer von 1833 bis 1841 baute,als Bestand teil eines Ein kaufs zentrums zu rekonstruieren.Am historischen Stand ort mitten in der Innen stadtrealisierte der Bauherr Credit Suisse zu sammen mitdem Inves tor ECE Projekt manage ment im März 2007 dasShopping-Center „Schloss-Arkaden“. Verantwort lichfür den Neubau, der direkt hinter den rekonstruiertenSchloss fassaden an schließt, zeichnen die ArchitektenAlfred Grazioli und Wieka Muthesius, die bereits 2003 denWettbewerb gewonnen hatten. Umstritten ist das Projektseit Bekanntgabe des Be schlus ses: Während der örtlicheHandel die Konkurrenz des Ein kaufszentrums fürchtet,kritisieren ansässige Architekten den zur „historischenTapete“ verkommenen Wiederaufbau des Schlosses. Dennmit den Schloss-Arkaden ist nur ein Teil der ehemaligenResidenz rekonstruiert worden: Ledig lich die 116 Meterlange Haupt- und zwei Flügel fassaden wurden mit zum Teilerhaltenen Original steinen aufgebaut; vorgemauert wurdendie Steine vor eine moderne Stahl beton-Konstruktion.Während im rekonstruierten Schloss Flächen für kulturelleZwecke untergebracht sind, erwartet den Besucher abdem überdachten Schlosshof ein modernes Shopping-Center mit 30.000 Quadratmetern Ver kaufs fläche. DenSand stein fassaden des Schlosses stellten die Archi tekteneinen dreigeschossigen Baukörper mit einer zum Teil grüngefärbten Glas fassade gegenüber, der die rekonstruierteResidenz in seiner Masse um das Dreifache übersteigt.In der Wahl der Materia lien gegensätzlich, lehnt sich derNeubau durch die vertikale Gliederung seiner Fas sade ansein klassizistisches Nach bar gebäude an. Orien tiert hatsich der Neubau ebenfalls an dem umgebenden Stadtraum:Während sich das Einkaufszentrum mit einer ge schlossenenFassade Richtung Norden wendet, öffnet es sich mitbreiten Kolon naden Richtung Westen zur Innen stadt undzum östlich gelegenen Theater platz.30


Für den Aufbau der Schlossfassaden wurden rund 600 Originalteileverwendet. Leicht lassen sie sich durch ihre farbliche Abweichung vonden neuen Sandsteinen unterscheiden (oben).Deutlich formuliert der Neubau einen Hof, in dem der Ritterbrunnen liegt.Hier befindet sich einer der drei Haupteingänge des Einkaufszentrums(unten).sCHLOSS-aRKADEN INbrAUNSCHWEIGBauherrCredit Suisse Asset Management,Frankfurt, DArchitektenGrazioli und Muthesius Architektur,Berlin, DProjektentwicklung /GeneralplanungECE Projektmanagement GmbH &Co. KG, Hamburg, DGESAMTKOSTEN200.000.000 EuroFOTOSECE Projektmanagement GmbH & Co. KG,Hamburg, DHÖRMANN-PRODUKTEeinflügelige T30 Stahl-RohrrahmentürenHE310; zweiflügelige T30 Aluminium-Rohr rahmentüren HE 321; Aluminium-Rauch schutztür A/RS-250; ein- undzweiflügelige T90 Stahl-FeuerschutztürenH16; zweiflügelige T90 Stahl-Feuerschutztüren HG26; ein- undzweiflügelige T30 Stahl-Feuerschutz türenH3, H3D; ein- und zweiflügelige StahltürenD45; einflügelige Stahl-Rauchschutztüren RS 55; T90 FeuerschutzschiebetorHG 1831


Unternehmens-Nachrichten11. Zehn JahreautomatischeTorverriegelungVor zehn Jahren brachte Hörmanndie automatische Torverriegelung inder Antriebsschiene auf den Markt.Seither sind alle Hörmann-Garagentoreweitgehend vor dem Aufhebelndurch ungebetene Gäste gesichert.Die patentierte Lösung funktioniertanders als bei herkömmlichenAntrieben rein mechanisch —also auch bei Strom aus fall oderwenn in der Urlaubszeit der Stromabgeschaltet wurde.Die Sicherung ist in der robusten,flachen Antriebsschieneuntergebracht und funktioniertnach einem einfachen Prinzip. Istdas Tor geschlossen, rastet dieAufschiebesicherung automatisch inden Anschlag der Füh rungsschiene.Damit ist es sofort fest verriegelt.Versuchen Langfinger nun, von außendas Tor gewaltsam aufzuhebeln, wirddies wirksam verhindert.Dazu muss das Tor nach dem Schließennicht einmal von Hand verriegeltwerden. Es kann also nicht vergessenwerden. Weiterer Vorteil derKonstruktion: Bei einem Einbruchsversuchüberträgt sich die Kraft nichtauf den Antriebs kopf, so dass diesernicht so schnell beschädigt wird.2. Deutschland bleIbtInvestitions schwerpunktDie 12 hoch spezialisierten Werkein Deutschland bleiben bei derHörmann-Gruppe auch künftigInvestitionsschwerpunkte. DasSteinhagener Familienunternehmenhat zahlreiche Werke erweitert undbaut sie weiter aus — unter anderemin Ichtershausen bei Erfurt und inBrandis in der Nähe Leipzigs.In Brandis hat das weltweit 5.500Mitarbeiter zählende Unternehmenzusätzlichen Platz für ein Teilelagerund für eine weitere Produktionsliniegeschaffen. Hier wird eine neueGeneration Haustüren produziert.Außer der Halle wurde auch derBürotrakt erweitert: Im vergrößertenSchulungsraum finden nunmehrTeilnehmer des Hörmann-SeminarprogrammsPlatz. Ganz neu ist einAusstellungsraum, in dem die Produkte,Präsentations- und Werbemittelfür Hörmann-Vertriebspartner gezeigtwerden.In die Produktion im etwa 120 Kilometersüdwestlich gelegenenIchtershausen sind rund 30 MillionenEuro geflossen. Auf nun über 50.000Quadratmetern werden Garagen -Sectionaltore produziert undgelagert. Neu hinzugekommen ist einHallenabschnitt, in dem die nunmehrdritte Anlage zum Ausschäumen vonTorlamellen errichtet wird. Außerdementstehen im Werk derzeit Fertigungenfür einwandige Garagen-Sectionaltore sowie für Tore mitSchlupftür.Investiert wurde ebenfalls amStammsitz in Ostwestfalen: Andas Werk in Brockhagen wurdenzusätzliche 5.000 QuadratmeterProduktions- und Lagerhalleangebaut. In der benach bartenHörmann Antriebs technik wirddurch eine bauliche Erweiterung dieAbwicklung be schleu nigt und damitdie Lieferzeitenverkürzt.3. Hörmann mitVertriebsbüros in IndienMit der Gründung eines Vertriebsbürosin Mumbai (ehemals Bombay)hat Hörmann einen wesentlichenSchritt zur Erschließung des indischenMarktes getan. In den vergangenenMonaten war das Potenzial desindischen Marktes ausgelotetworden. Als Hauptmärkte habensich der Automobil-, Elektro nik-,Pharma- und Lebensmittel bereichherauskristallisiert. Schwerpunktdes Engagements sind zunächstIndustrietore und Verlade technik.Erstmals präsentiert sich die HörmannKG in Indien auch auf einer Messe,der Logistikmesse CeMAT India. Hierwird ein kleiner Ausschnitt der Produktefür Logistikimmobilien gezeigt.Besonders für den wachsenden Marktder Intralogistik werden Produktevorgestellt.32


2 54. zahlreicheInnovationen auf derBAU 2009Auf der Bau 2009 in München wirdHörmann vom 12. bis zum 17. Januarerneut zahlreiche Produktinnovationenvorstellen. In Halle B2 zeigtEuropas Marktführer auf mehr als1.000 Quadratmetern Neuig keitenaus allen Produkt bereichen. BeiFeuer- und Rauch schutz pro dukten,im Segment Industrietore undVerlade technik und bei Haustüren undGaragentoren werden sowohl neueProdukte als auch Innovationen imDetail präsentiert. Begleitet wird derAuftritt von zahlreichen Seminarenin den Räumlich keiten des Messegeländes.Auf einen Blick: die Funktionskomponenten von io-homecontrol ®5. amherzen.deSeit 15 Jahren ist HörmannPartner junger Protagonisten derKunstszene und fördert sozialesEngagement. Gemeinsam mit demSaarbrücker „Förderverein Myanmare.V.“ beispielsweise wurde eineSchreinerei samt angeschlossenerLehrwerkstatt errichtet. BesondereFörderung gilt der innovativenInformation über Krankheit undBehinderung. Sämtliche Projekteund Partner dokumentiert die vorKurzem neu gestaltete Website www.amherzen.de. Hier, genauer im vonTilo Schulz gestalteten „Portal JungerKunst“, werden auch die Werke derKünstler vorgestellt, die bereits inPORTAL präsentiert wurden.6. io-homecontrol ® nunauch für HaustürenIn die komfortable io-homecontrol ® -Technologie lassen sich nun auchHaustüren einbinden. Hörmann bietetjetzt ein hierzu kompatibles Türschlossfür Aluminium—Haustürenan. Mit einem Handsender kann dieTür entriegelt und ihr Status abgefragtwerden. Den ermittelt das Systemüber zwei Kontakte.Neben den Haustüren sind bislangauf die io-homecontrol ® -Technologieabgestimmte Garagentore sowieEinfahrts-Schiebe- und -Drehtorevon Hörmann im Programm.Der Standard ermöglicht eineaufeinander abgestimmte Steuerungvon Haustechnik-Produk tenunterschiedlicher Hersteller. Vieleverschiedene Komponenten wieTore, Türschlösser, Heizungen,Rollläden, Dachfenster undJalousien lassen sich über eineinziges Bedienelement drahtlossteuern. Weil es über verschlüsselteFunksignale kommuniziert, müssenkeine Voraussetzungen geschaffenwerden. Kompatible Bestandteilelassen sich zudem leicht in einbestehendes System integrieren.Mit dem Handsender lassen sich dieKomponenten nicht nur bedienen,sondern auch deren Status abfragen.So kann schnell kontrolliert werden,ob im Haus beispielsweise alleTüren, Fenster und das Garagentorverschlossen sind. Das erhöhtSicherheit und Wohnkomfort.33


VORSCHAU / ImpressumThema der nächsten Ausgabe von PORTAL:München spezialVom 12. bis 17. Januar 2009 trifft sich die Baubranchewieder zur Messe BAU in München. Grund genug, derbayerischen Hauptstadt eine Spezial-Ausgabe vonPORTAL zu widmen. München gehört derzeit zu dendynamischsten Architektur-Regionen in Deutschland.Noch immer werden in der Stadt riesige, ehemaligeIndustrie- und Bahnflächen zu Wohn- und Bürostandortenumgewidmet. Doch München wurde gerade in denvergangenen Monaten auch für architektonische Dauerdiskussionenund spektakulär gescheiterte Bauprojektebekannt: Die Werkbundsiedlung Wiesenfeld oder derUmbau des Hauptbahnhofs sind hier nur zwei Beispiele.Aus dem Stand zu einem Wahrzeichen Münchens: BMW-Welt von Coop Himmelb(l)auFoto: Arj Manopoulos / Coop Himmelb(l)au34


Hörmann im DialogBauen mit Hörmann —Ihr Projekt in PORTALIm Vier-Monats-Rhythmus berichtet PORTAL über aktuelleArchitektur und über die Rahmen bedingungen, unterdenen sie entsteht. Und wenn Sie möchten, erscheintPORTAL bald auch mit Ihren Projekten! Schicken Sie unsIhre realisierten Bauten, in denen Hörmann Produkteverwendet wurden — als Kurzdoku mentation mit Plänenund aussagekräftigen Fotografien, maximal im Maßstab A3,per Post oder per E-Mail an:Hörmann KG Verkaufsgesellschaft, z.H. AlexanderRosenhäger, Upheider Weg 94—98, D—33803 Steinhagena.rosenhaeger.vkg@hoermann.deHERAUSGEBERHörmann KG VerkaufsgesellschaftPostfach 1261D—33792 SteinhagenUpheider Weg 94—98D—33803 SteinhagenTelefon: (05204) 915-100Telefax: (05204) 915-277Internet: http://www.hoermann.comREDAKTIONDipl.-Ing. Ralf BiegertDr.-Ing. Dietmar DannerDipl.-Ing. Jakob SchoofDipl.-Ing. Daniel NajockDipl.-Ing. Thomas GeuderVERLAGGesellschaft für Knowhow-Transferin Architektur und Bauwesen mbHFasanenweg 18D—70771 Leinfelden-EchterdingenDRUCKsachsendruck GmbHPaul-Schneider-Straße 12D—08525 PlauenDie Zeitschrift und alle in ihrenthaltenen Beiträge und Abbildungensind urheberrechtlich geschützt. Fürunverlangt eingesandte Bilder undManuskripte übernehmen Verlag undRedaktion keinerlei Gewähr.Printed in Germany —Imprimé en Allemagne.Foto: Stehan Falk / baubild / Hörmann KG

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