Vorschau 2004 Druck
Neuerscheinungen
Herbst 2004
Dieses Leben war unerträglich,
absolut. Es kam mir vor wie eine
Sackgasse, wie ein Loch. Man
krampfte fürs Überleben, es blieb
keine Zeit, sich etwas anderes
vorzustellen. Von dem Moment
an, als ich den Vatter im Tenn am
Boden liegenliess, sah ich dieses
schwarze Loch. Ich war jetzt
fünfzehn und hätte den Vatter
umbringen können. Oder mich.
Der Willi holte mich aus dem
Loch, in das ich mich vergrub. Er
lachte mich aus. Dieser Hund
konnte lachen, dass es einem
ansteckte. Statt mit dem Vatter im
Tal zu verrecken, musste ich mich
bewegen. Dieses Lachen war wie
ein Schubs. Ich wollte nicht
verrecken.
Metzger wollte ich werden, das
wusste ich plötzlich. Metzger
waren stolze Männer. Ganz anders
als die Bäcker oder Gärtner. Im
Tal standen die Metzger auf der
gleichen Stufe wie die Lehrer und
Pfärrer. Oft hatten sie auch
Ehrenämter. Ein Metzger war
jemand, eine Respektsperson. Er
kennt die Sachen von innen, gäll.
Er kennt auch den Tod. Man kann
sagen, ein Metzger muss ein guter
Mann sein. Muss. Weil er tötet.
Ein schlechter Mensch ist auch
ein schlechter Metzger, das gehört
zusammen.
Obwohl ich jetzt schon eine Weile
Gratisrunden drehe – das Leben
kommt mir kurz vor. Nicht dass
ich noch etwas vorhätte, gar nicht.
Ich betrachte meinen Zustand als
Status Quo, absolut. Ohne
Veränderung, meine ich. So ist das
vor dieser Tür. Ich habe mit allem
abgeschlossen. Aber ich staune
kolossal, wie kurz das Leben ist.
Es ging so schnell. Und viel viel
schöner ist es, als es einem
vorkommt. Viel schöner. Jetzt
lebe ich nur noch in der Gegenwart.
Ausser wenn ich dir dieses
alte Zeug erzähle. Aber sonst –
Gegenwart. Und erst jetzt, gäll,
nach über neunzig Jahren, sehe
ich es wirklich klar. Dieses grosse
Wunder meine ich. Alles um uns
herum ist ein grosses Wunder. Die
Natur – ein grosses Wunder. Die
Menschen - ein Wunder. Die Tiere
sowieso.
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3
Fleisch und Blut
Das Leben des Metzgers Hans Meister
Susanna Schwager
war Lektorin bei einem renommierten literarischen
Verlag. Später arbeitete sie als
Redaktorin bei der Weltwoche. Aus Lateinamerika,
wo sie mehrere Jahre lebte, brachte
sie die Faszination für erzählte Geschichte
und die Neugier auf das fremdartige Eigene
nach Hause. Heute wohnt sie mit ihrer Familie
in Zürich.
SUSANNA SCHWAGER
August 2004.
Broschiert.
Ca. 200 S.
Ca. CHF 29.80/EUR 19.80
Er liebte die Tiere mehr als alles andere. Als die Mutter starb, holte er
sich die Wärme beim Hofhund. Sein Traum war es, Tierarzt zu werden.
Hans M. wurde Metzger, einer bis ins Mark.
Noch heute hört er den Kanonendonner, den der erste Weltkrieg vom
Elsass bis ins Emmental trug. Und er erinnert sich an trommelnde
Sozialisten, die kurz vor dem Landesstreik mit roten Fahnen am Miststock
vorbeimarschierten. Der Bergbauernbub entging knapp einem
Schicksal als Verdingkind. Und knapp entging er der Verzweiflung des
Vaters. Das harte Leben im Krachen stählte seinen Willen. Er wollte
vor allem eines: weg aus dem Tal. Weg vom Schinden, Hungern und
Frieren. Eine Metzgerlehre war seine grosse Chance.
So beginnt ein Leben, das ein steinalter Mann erzählt, mit unheimlicher
Präzision und grosser Erzählkraft. Schonung ist nicht seine Sache,
damals nicht und heute nicht. Mächtigen Herren im Land, Generalssöhnen,
die bei Truppenverschiebungen die Packesel vergessen, oder
schwerreichen Zürcher Grossmetzgern, die Verbandsfunktionäre
bestechen, bietet er die Stirn. Hans kämpft in Solothurn wie ein Stier,
wenn es darum geht, «die Gerechtigkeiten» durchzusetzen. Obwohl er
immer zu den Kleinen gehörte. Im Schlachthaus legt er Hand an für zwei. Die
Hinterviertel, die er schleppt, sind doppelt so schwer wie er. Nur etwas macht
ihn schwach: wenn Tiere leiden.
«Fleisch und Blut» bricht das 20. Jahrhundert wie ein Prisma und erzählt es
wie ein Roman. Susanna Schwager stieg mit ihrem Grossvater in die Vergangenheit,
fragte und stellte in Frage. Aus seinen glasklaren Erinnerungen fügte
sie eine handfeste, manchmal drastische Geschichte voller poetischer Details.
Für den Buchhandel:
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Susanna Brupbacher: 01 / 265 43 43
Salomon Weill war ein ruhiger, besonnener,
eher wortkarger Mann, seine Frau Dina eine
kleine quirlige, willensstarke Person – sie
war als «Dinele» bekannt. Das junge Paar
lebte streng nach den Regeln der jüdischen
Religion, so wie auch die anderen jüdischen
Einwohner von Wingersheim.
Man traf sich regelmässig an Schabbes und
«Jontef» (Jom Tov = Feiertag), manchmal
auch Werktags, in der kleinen Synagoge,
welche nur etwa fünfzig Gläubige fasste. Es
hatte deutlich mehr Männer- als Frauenplätze,
denn für Frauen gelten die strengen
Gebetszeiten nicht. Diese blieben denn
während des Gottesdienstes in der Regel zu
Hause, kümmerten sich um die Kinder und
bereiteten das Mittagessen vor, was insbesondere
an Feiertagen, an welchen im
Unterschied zum Schabbat Kochen erlaubt
ist, recht arbeitsintensiv war. Nur an wenigen,
speziellen Tagen ist es auch für Frauen
Pflicht, in der Synagoge anwesend zu sein –
z.B. sollen sie an Rosch Haschana (Neujahr)
das Schofar (Widderhorn) hören. Während
die Männer an diesem Festtag den ganzen
Morgen in der Synagoge verbrachten, gingen
der Schammes und einige Kinder kurz
vor dem Schofarblasen durchs Dorf und
riefen die «Weiber» zusammen, die dann
rasch ihre Schürze ablegten, sich für kurze
Zeit auf der Frauenempore der kleinen
«Schüle» (Synagoge) drängten, bis
«gedätscht» (Schofar geblasen) war, um
dann schleunigst wieder an den häuslichen
Herd zurückzukehren.
[…]
Jeder Beheimeshändler (Viehhändler) hatte
sein bestimmtes Einzugsgebiet, sein «Gaï»
(Gau), in welchem er die Bauern ebenso wie
alle anderen Juden mit demselben Beruf
kannte. Letztere waren sowohl Konkurrenten
wie Geschäftsfreunde, denn häufig
mochte es geschehen, dass der eine von
einer Kuh hörte, welche zu verkaufen war,
aber nur der andere den geeigneten Abnehmer
kannte. Insbesondere an den
regelmässigen Märkten traf man sich,
handelte und stritt um die Kunden. Häufig
rief der eine Händler den anderen zu Hilfe,
um zu «sassern», d.h. eine Beheime, die er
verkaufen wollte, im Hinblick auf einen
guten Preis hochzuloben oder mittels kritischer
Bemerkungen eine angebotene Kuh
etwas günstiger zu erhalten. Es gab eine Art
Zunft der Viehhändler, welche ihre Jiddisch-
Daitsche Umgangssprache noch um viele
Fachausdrücke vermehrte, die sie dem
Hebräischen, manchmal auch dem Französischen
entlehnte, damit die Bauern nicht
alles verstehen sollten. Es handelte sich um
eine deftige, erdverwurzelte Sprache, welche
auch viele bildhafte Wendungen kannte.
T E X T A U S Z U G 4
5
Vom Schabbesgoi zur Schaltuhr
Eine jüdische Familiengeschichte im Dreiländereck am Hochrhein
Mit dem Schabbesgoi entstand durch den
regelmässigen Kontakt meist eine persönliche
Beziehung, nicht nur weil er die ganze
Familie kannte, sondern da er auch gelegentlich
als Entschädigung für seine Hilfe
von den Speisen kosten durfte oder kleine
Geschenke erhielt und vor allem auch Einblick
hatte in die täglichen Gebräuche. In
einem Dorf gab es natürlich eine grössere
RALPH WEILL
Zahl von Menschen, welche als Schabbesgoi
fungierten und die dann eine alltägliche
Informationsquelle über die Eigentümlichkeiten
der Juden waren.
Juden auf dem Dorf waren also damals
deutlicher erkennbar durch ein anderes
Lebensverhalten an Schabbat und Feiertagen
als etwa durch die unterschiedlichen
Speisevorschriften. Als Händler waren die
T E X T A U S Z U G
September 2004.
Ca. 160 S.
30 Abb. Br.
CHF 29.80/EUR 19.80
Das Buch handelt von sechs Generationen jüdischer Menschen im
Raum zwischen Schwarzwald, Vogesen und Jura vom Anfang des
19. Jahrhunderts bis in unsere Tage. Es erzählt unter anderem von
Textil-, Vieh- und Weinhändlern, von einer Rabbinerfamilie, von den
vielfältigen Beziehungen zur nichtjüdischen Gesellschaft, vom Jiddisch-Daitsch
und vom religiösen Brauchtum im Wandel der Zeit.
Es wird deutlich, wie stark das Leben in allen Generationen von den
Einflüssen der jüdischen Tradition, der Familienbeziehungen, der
wirtschaftlichen und politischen Lage, der kulturellen Gegebenheiten,
der technischen Entwicklung sowie der christlichen Umgebung
geprägt wurde. Dargestellt werden die Geschichten verschiedener
Familienmitglieder auf dem Hintergrund der politischen Verwicklungen
zwischen dem Elsass, Südbaden und der Nordwestschweiz.
Die Menschen werden in ihrem Alltag, in ihren Verstrickungen, in
ihrem Sprachverhalten, in ihren Beziehungen zu Juden und Nichtjuden
lebendig und mit einer Prise Humor beschrieben.
Das Buch vermittelt aber auch – manchmal überraschende – Einsichten
darüber, wie jüdische Identität, Abgrenzung, Integration, Assimilation,
aber auch Ausgrenzung zu unterschiedlichen Zeiten und an
unterschiedlichen Orten entstehen kann.
Der Autor, welcher der vierten Generation angehört, verbindet geschickt
mündlich überliefertes Erzählgut, Quellen aus dem Familienarchiv sowie
eigene Erinnerungen zu einem Buch, das sich leicht liest und gleichzeitig viel
Wissen vermittelt.
Juden auf die Produkte der Bauern angewiesen,
soweit sie jene nicht im eigenen Gemüsegarten
pflanzten. Damit entstand über die
Beschaffung von Nahrungsmitteln ebenso
wie über den Schabbesgoi eine Art Symbiose
– man kannte sich und half sich gegenseitig,
bei allen religiösen Vorbehalten, die
daneben bestanden.
Zwischen Ankara und Lausanne
Die Türkei unterwegs nach Europa. Ein Lesebuch
Max Schweizer, Dr. phil. II, wurde 1950 in
Zürich geboren. Seit 1980 ist er im diplomatischen
Dienst, zur Zeit als Minister an der
Schweizer Botschaft in Ankara.
Inhaltsübersicht (Auszug)
I. DIE ZUKUNFT LIEGT IM WESTEN
Hans-Lukas Kieser: Europäisch-türkische
Zusammengehörigkeit (2003)
Willy Zeller: Die erdauerte EU-Kandidatur
(2003)
Aysen Alder-Berkem: Conclusion (2002)
Arnold Hottinger: Die Armee – Rückgrat des
Türkischen Staates (1990)
Heinz Jürgen Axt u. Heinz Kramer: Davos:
Entspannungen im Ägäiskonflikt? (1990)
Willy Schenk: Helvetistan statt türkischer
Block (2004)
II. GENF, LAUSANNE, MONTREUX
Hans-Lukas Kieser: Goldene und saure Äpfel
(2003)
Mustafa Albayrak: Genf – ein konspiratives
Zentrum (2003)
Faruk Logoglu: Delegationsleiter Ismet Inönü
(1997)
Karl Scheurer: Schlussansprache (1923)
Selim Deringil: Lausanne als Brücke (1994)
Bilâl N. Simsir: Geburt der modernen Türkei
(1994)
Eyüp Kaptan: Das Minoritäten-Problem
(2002)
MAX SCHWEIZER (HG.)
Zeki Arıkan: Öffentliche Meinung von Izmir
(1994)
Annemarie Schwarzenbach: Geburtstag der
Republik (1933)
Jürg Morf: Montreux: Die Dardanellenfrage
(1936/1977)
Klaus Kreiser: Revolution im Museum (2003)
III. ERFAHRUNGEN UND IMPULSE
Ahmed Emin Yalman: Die Schweiz als Vorbild
(1958)
Kâmran Inan: Genfer Jahre 1979–1982 (2002)
Yakup Kadri Karaosmanoglu: Jugendtraum
Genf (1955)
Kurt O. Wyss: Gedanken eines Botschafters
(2004)
Sefik Okday: Meine türkisch-schweizerischen
Grosseltern (1879/1991)
Jakob Künzler: Urfa: Ankunft der Briten
(1921)
Sinan Kuneralp: De Gümligen à Ankara à
Berne (1922/2002)
Hans Schwarz: Ritt nach Stambul (1940)
Ferit Edgü: Vorsprache in Hakkari (1987)
Ruedi Suter: Über den Rhein nach «Klein-
Pazarcik» (1993)
Yusuf Yesilöz: Der Gast aus dem Ofenrohr
(2002)
Willi Bürgi: Das weisse Land (2003)
Hanna Rutishauser: Stark wie ein Türke
(2003)
Iris von Roten: Türken von Vorgestern,
Gestern und Heute (1965)
Heinz E. Tütsch: Grundfragen der Volkswirtschaft
(1950)
Abdullah Türkoglu: Finanzielle Beziehungen
(1949)
August 2004.
Gebunden.
Ca. 480 S.
CHF 48/EUR 32
Zwischen Ankara und Lausanne? Die Türkei will EU-Mitglied werden,
während die Schweiz kein Mitglied des europäischen Zusammenschlusses
ist. Dieses Lesebuch zeigt, dass die Schweiz für die Türkei eine
Brücke nach Europa ist. Jungosmanen und Jungtürken berieten ihre
Verschwörungen in der Universitätsstadt Genf. Und bei den Friedensverhandlungen
in Lausanne wurde 1922/23 die neue türkische Republik
in den Kreis der europäischen Mächte aufgenommen.
Die Schweiz blieb eine Anlaufstelle für Akademiker und Diplomaten.
Auch Montreux, Zürich, Davos und der Bürgenstock dienten als
Begegnungsorte. Das Schweizer Zivilgesetz wurde Vorlage für türkisches
Recht. Selbst die Migros sollten als Beispiel für eine wirksamere
Verteilung der Lebensmittel dienen. Mehr als 50 türkische und schweizerische
Autorinnen und Autoren zeigen, warum die Schweiz für die
Türkei und die Türkei für die Schweiz bedeutsam ist.
Alois Wysling: Staudämme und Nationalstolz
(2003)
Willy Schenk: Ilisu – auch ein Schweizer
Projekt (2004)
Heinz E. Tütsch: Tee aus Rize (1956)
Nationalrat Duttweilers Besuch (1954, Die
Tat)
Willy Schenk: Migros Türk – nur eine Episode
(2004)
IV. REISEN UND GEDANKENFLÜGE
Nazım Hikmet: Die Schweizer Berge (1958)
Carlo Laurenzi: Impressionen (1953)
Carl Jacob Burckhardt: Adana (1923)
Paul Stauffer: Zu Burckhardts «Kleinasiatische
Reise» (1991)
Christian Kind: Jungfernflug nach Ankara
(1959)
Monika Carbe: Ankara: Nur Marmor, Beton
und Asphalt? (2003)
Hugo Föllmi: Bursa – erste Residenzstadt der
Osmanen (1976)
Hanna Rutishauser: Doancılı (2001)
Iris von Roten: Göreme (1965)
Arnold Hottinger: Istanbul (1970)
Martin Meyer: Auch Candide war am
Bosporus (2003)
Arnim Senser: Elegie: Istanbul Konstantinopel
(1999)
Kars (1951, St. Galler Tagblatt)
Bruno Capelli: Ein Oberst auf Kulturpfaden
(2003)
Annemarie Schwarzenbach: Kayseri (1933)
Lorenz Stäger: Kilikien (1993)
Amalia van Gent: Sarp (1992)
Nazım Hikmet: Durch die Schweiz (1958)
I N H A L T S Ü B E R S I C H T 6
I. Band:
Die Vormoderne
2003. 471 S. Geb. CHF 60/EUR 39.80
ISBN 3-0340-0583-0
Wie die Menschen auf dem Land
und in der Stadt lebten, welche
Sorgen und Nöte sie plagten und
wie sie ihren Alltag gestalteten,
wird von Carsten Goehrke in der
Trilogie «Russischer Alltag»
anschaulich beschrieben. In drei
Bänden öffnet Carsten Goehrke
neun Zeitbilder in die Vergangenheit.
Der Autor rekonstruiert den
Alltag der Menschen in konzentrischen
Kreisen von innen nach
aussen: zunächst das häusliche
Umfeld, dann den Hof, die Siedlung
und schliesslich die Region.
Themen wie Existenzsicherung,
Wohnen, Essen und Trinken,
Sexualität und soziale Beziehungen,
aber auch die Vorstellungswelten,
also die Normen und Werte, die
Welt- und Lebensdeutungen,
stehen im Zentrum der Darstellung.
Eine grosse Anzahl von Illustrationen
und Quellenausschnitten
veranschaulicht den dargebotenen
Inhalt.
Der erste Band skizziert in vier
Zeitbildern die Entwicklung des
7
II. Band:
Auf dem Weg in die Moderne
2003. 520 S. Geb. CHF 60/EUR 39.80
ISBN 3-0340-0584-9
ostslawischen bzw. russischen
Alltagslebens vom 9. bis zum
Ende des 17. Jahrhunderts. Die
vor allem für das Mittelalter
weitgehend auf Chroniken und
normative Texte konzentrierten
schriftlichen Quellen finden in
dem während der letzten Jahrzehnte
ausgegrabenen Gebrauchsschriftgut
aus Birkenbast eine
spektakuläre Erweiterung.
Nähere Aufschlüsse über die
konkreten Lebenswelten der
Menschen in Stadt und Land
erlauben jedoch nur die Befunde
der hochentwickelten russischen
Mittelalterarchäologie.
«Das Buch will sich auch an Leser
richten, die keine Fachhistoriker
sind, und es tut das mit einer
klaren und gut verständlichen
Sprache.» NZZ am Sonntag
«vorzüglich ausgestattet […] ein
Opus magnum aus einem Guss
und einer Hand.» Die Zeit
Der zweite Band der Trilogie
skizziert das russische Alltags-
III. Band: Die sowjetische Moderne und
das Ende des Jahrhunderts
Dez. 2004. ca. 560 S. Geb. CHF 60/
EUR 39.80. ISBN 3-0340-0585-7
leben im letzten Drittel des
18. Jahrhunderts und zwischen
1880 und 1914. Nie in der Geschichte
Russlands waren die
Unterschiede der Lebens- und
Vorstellungswelten zwischen Stadt
und Land, «oben» und «unten»
grösser als in diesem Zeitraum,
weil die von Peter dem Grossen
eingeleitete «Verwestlichung»
Russlands nach und nach zwar den
Lebensstil der Elite veränderte, die
Landbevölkerung und die städtischen
Unterschichten jedoch erst
mit der Industrialisierung zu
erreichen begann.
Die drei letzten Zeitbilder geben
Einblick in den Alltag unter Stalins
Herrschaft, in der Sowjetunion
nach Stalins Tod und in der Zeit
des Aufbruchs in den neunziger
Jahren des 20. Jahrhunderts.
Subskriptionsangebot – feste Fortsetzung:
Bände I–III CHF 150/EUR 100
ISBN 3-0340-0586-5
Philosophie und Theologie
Marco Baschera: Wege und Methoden.
Gedankengänge zur Beziehung von Gehen
und Denken
Jürg Berthold: «Wer denken will, muss sich
fragen.» – Zu einem Königsweg der Philosophie
Markus Huppenbauer: Ethik und Rhetorik.
Warum es einfacher ist, mit einem Cadillac
durch New York zu fahren als wissenschaftliche
Ethik zu betreiben
Jan Bauke-Rüegg: Die Wissenschaftsgläubigkeit
der Theologie. Heilspfad oder
Holzweg?
KURT SCHÄRER (HG.)
Königswege, Labyrinthe,
Sackgassen
Über Formen und Methoden des Denkens, Handelns und Gestaltens
Sprache und Literatur
Karin Stüber: Die Entzifferung des Hethitischen:
Irrwege und Durchbruch
Beatrice Wehrli: Von Königswegen und
Königinnen: Ingeborg Bachmann und Elfriede
Jelinek
Maya Schärer-Nussberger: Königsweg und
Labyrinth: Natur versus Zivilisation im
südamerikanischen Roman
Kurt Schärer: Textlabyrinthe des französischen
Romanciers Julien Gracq
Wissenschaft und Kritik
September 2004.
Broschiert.
Ca. 280 S.
Ca. CHF 42/EUR 28
Wege sind Gestaltungselemente unseres Lebens. Von Kindsbeinen
an sind wir unterwegs: zur Schule, zur Arbeit, zu einem Treffen,
zu Veranstaltungen. Selber gehen zu können ist eine entscheidende
Etappe in der Entwicklung des Kleinkindes, seinen Weg zu
finden die Aufgabe des Heranwachsenden, ihn erfolgreich zu
Ende zu gehen der Wunsch von jedermann. Ob Menschen neue
Wege bahnen oder sich auf ausgetretenen Pfaden bewegen, immer
erhoffen sie sich Glück und Erfolg, und unablässig streben sie
nach Erkenntnis, Gerechtigkeit, Schönheit ... Der Begriff des
Wegs ist untrennbar verbunden mit der Vorstellung eines Ziels.
Wege sollen uns irgendwohin führen. Sie sind, wie das dem
Griechischen entlehnte Wort Methode bezeugt, Wege nach ...,
Wege hin zu ... Erreicht man ein selber gestecktes oder vorgegebenes
Ziel geradenwegs und fast mühelos, hat man einen Königsweg
beschritten. Es braucht jedoch nur wenig, und man gleitet ab
auf Irrwege, gerät auf einen Holzweg oder landet in einer Sackgasse.
In einer schwer bestimmbaren Mitte zwischen Königsweg und
Sackgasse liegt das Labyrinth. Nicht jeder, der sich hineinwagt,
verliert sich, und doch finden etliche weder das Zentrum noch den Ausweg.
Auf alle Fälle fordert uns das Labyrinth Geduld ab wie keine andere Wegform.
Philosophie und Theologie, Literatur-, Musik- und Sprachwissenschaft,
Psychologie, Suchtforschung und Psychiatrie, Politologie und Wissenschaftsgeschichte:
eine Vielfalt von Wegen, die der Mensch denkend, handelnd und
gestaltend beschreitet, wird in diesem Buch von Vertreterinnen und Vertretern
verschiedener Forschungsrichtungen ausgelotet und auf ihre Bedeutung
überprüft.
Sebastian Bott: ‹Tells Bogen, Goethes Nase,
Messmers Wanne› – Scharlatanerie und
Wissenschaft in Zürich um 1800
Guerino Mazzola: Das Labyrinth der Schizophrenie,
die Musik und das digitale Zeitalter
Daniel Strassberg: «E pluribus unum»: Über
die verborgene Theologie der Psychoanalyse
Stefanie Stadler Elmer: «Wo man singt, da
lass dich ruhig nieder ...» – Erziehung und
Verführung durch Lieder
Albert A. Stahel: Kriegführung der USA: eine
politische Sackgasse?
Martin Sieber: Wege und Irrwege der
Alkoholismusforschung
I N H A L T S Ü B E R S I C H T 8
Dr. Barbara Orland
Geschäftsführende Oberassistentin
am Kompetenzzentrum «Geschichte
des Wissens» Professur für
Wissenschaftsforschung ETH Zürich.
Weitere Publikationen im Chronos
Verlag:
Barbara Orland, David Gugerli (Hg.):
Ganz normale Bilder. Historische
Beiträge zur visuellen Herstellung
von Selbstverständlichkeit (2002)
9
BARBARA ORLAND (HG.)
Artifizielle Körper –
lebendige Technik
Technische Modellierungen des Körpers in historischer Perspektive
Oktober 2004.
Broschiert.
Ca. 248 S.
Ca. CHF 38/EUR 24.80
Interferenzen. Studien zur
Kulturgeschichte der Technik, Bd. 8
Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden Begriffe wie «Cyborg»,
«Hybrid», «Android», die Mischwesen aus Mensch und Maschine
bezeichnen, hauptsächlich in der schrillen Welt der Science
Fiction Literatur verwendet. Heute gehören sie zu den dominanten
Metaphern eines Diskurses, der das Zeitalter des Posthumanismus
aufscheinen sieht. Die symbiotische Vereinigung von
Körper und Technik, so befürchten viele und feiern manche, soll
durch neueste Entwicklungen in Feldern wie der Künstlichen
Intelligenz und Neuroprothetik, der Bio- und Gentechnik und seit
jüngstem der Nanotechnologie vor ihrer Vollendung stehen.
Chips im Gehirn, manipulierte Keimzellen oder die kontrollierte
Steuerung biologischer Substrate auf der Nanoebene – die biotechnischen
Forschungspotenziale scheinen unbegrenzt. Ohne
Kontrolle werden sie den Menschen, so wird orakelt, zu einer
gefährdeten Spezies machen.
Entgegen jedem posthumanistischem Credo gehen die in diesem
Band versammelten Autoren von der Grundannahme aus, dass der
menschliche Körper nicht gesamthaft technisierbar ist, sich folglich
auch nicht in Technik auflösen wird. Diese Annahme beruht nicht so sehr auf
einer Vorstellung von den Grenzen des technisch Machbaren, die prometheische
Visionen immer wieder auf den Boden der Realität zurückholt. Zwar kann die
lange Geschichte der Körpertechnologien vielfach von dem Widerspruch
zwischen Fakt und Fiktion, programmatisch Entworfenem und tatsächlich
Erreichtem erzählen. Ungeachtet dessen war der menschliche Körper jedoch zu
keinem Zeitpunkt ein vorgängig gegebenes Objekt technischer Manipulation.
Vielmehr wurden in wechselnden historischen Konstellationen immer wieder
neue Vorstellungen vom Körper durch ein Gefüge verschiedenster Verfahren,
Diskurse und Praktiken erzeugt, die als Ausgangspunkt für technische Versuche
zur Verbesserung einzelner Körperfunktionen dienten.
Aufschlussreicher als das abstrakte evolutionäre Denken einer uneinholbar
fortschreitenden technischen Auflösung des Menschlichen ist daher die
konkrete Untersuchung einzelner Projekte, die unter je spezifischen
epistemischen Voraussetzungen das Verhältnis von Mensch und Maschine,
Technik und Körper neu zu gestalten versuchten. An Beispielen wie dem
künstlichen Auge, Ohr oder Herzen, der technischen Wiederherstellung des
kriegsversehrten Körpers oder der Selbsterschaffung durch Wellnesstechnologien
und Schönheitschirurgie zeigen HistorikerInnen und
WissenschaftsforscherInnen in diesem Band, dass die lange Zeit unhinterfragte
Dichotomie von «Natur» und «Technik» nicht erst in Folge jüngster
Entwicklungen fragwürdig geworden ist.
Die Anfänge der
Mutterschaftsversicherung
Deutschland und Schweiz im Vergleich
«… hier steht den wohltätigen Gattinnen
von Fabrikanten und anderen Frauen, die für
arme Arbeiterinnen ein fühlendes Herz
haben, ein schönes Feld humaner Wirksamkeit
offen. Die zu bringenden Opfer sind ja
nicht sehr gross und würden gewiss reichlich
aufgewogen durch die Befriedigung, die
KARIN HAUSER
Schonzeit der Wöchnerin dadurch versüsst
zu haben. […] Auch der Fabrikant selbst
würde ein weit grösseres Verdienst erwerben,
wenn er der Wöchnerin einige Spenden
zukommen lassen würde. Doch auch die
Krankenkassen sollten sich der Wöchnerin
besser annehmen.»
Oktober 2004.
Broschiert.
Ca. 320 S.
CHF 48/EUR 32
Mit der Annahme des sogenannten Familienschutzartikels im Jahre
1945 erteilte das Volk dem Bund den Auftrag, «eine Mutterschaftsversicherung
einzurichten». Jüngsten Versuchen, diesen
Gesetzgebungsauftrag umzusetzen, wird unter anderem entgegengesetzt,
dass sein Ziel – die Schaffung der sozialen Sicherheit vor
und nach der Geburt – bereits erreicht sei. Ist das Anliegen der
Mutterschaftsversicherung nach dem Willen des damaligen
Gesetzgebers tatsächlich erfüllt?
Die historische Argumentationsweise der heutigen Gegner rückt
die Geschichte der Mutterschaftsversicherung und die Frage
danach, was die Grundlagen des Verfassungsauftrags waren, in den
Vordergrund.
Das zähe Ringen um die Mutterschaftsversicherung setzt nicht wie
allgemein propagiert mit dem erwähnten Verfassungsauftrag ein,
sondern reicht weit ins 19. Jahrhundert hinein. Sowohl der deutsche
als auch der schweizerische Gesetzgeber reagierte
vergleichsweise früh auf das soziale Risiko Mutterschaft. Dabei
erwies sich die Eidgenossenschaft im Bereich des prohibitiven
Mutterschutzes als europäisches Pionierland: Mit einem Arbeitsverbot schützte
sie die Fabrikarbeiterin während der Schwangerschaft und im Wochenbett.
Kurz danach wurde auch im deutschen Gewerbegesetz ein Wöchnerinnenschutz
statuiert. Während der Erwerbsersatz für die vom Mutterschutz
betroffene Arbeiterin in Deutschland schon bald eingeführt wurde, legte man
den Grundstein für das duale Mutterschutzrechtssystem in der Schweiz erst
im Jahre 1912.
Diese rechtshistorische Studie konzentriert sich auf die «Geburtsstunden» der
Mutterschaftsversicherung (1860–1920). Sie zeichnet deren rechtliche Entwicklung
nach, beleuchtet die jeweiligen Argumentationsmuster und skizziert
die praktischen Auswirkungen des frühen Mutterschutzes. Zudem verfolgt die
Arbeit insbesondere auch die Fragen, welches Frauen- und Familienbild den
Mutterschutzdebatten zugrunde lag und inwiefern die Frauen auf den frühen
Mutterschutzdiskurs einzuwirken vermochten.
T E X T A U S Z U G 10
11
ANDRÉ AMSLER
Rückblende
Vom Schwarzweissfilm zum Digitalvideo – 50 Jahre Produktionstechnik
September 2004.
Broschiert.
Ca. 280 S., zahlr. Abb.
CHF 38/EUR 24.80
Heute ist «Filmen» ziemlich einfach: die digitale Kamera zeigt
dem Kameramann jederzeit das aufzunehmende Bild in «Endqualität».
Unmittelbar nach jeder Aufnahme überprüft dieser mit
dem Regisseur Bild und Ton am grossen Fernsehmonitor auf
technische und gestalterische Qualität.
Am Computer werden die abgedrehten Szenen per Mausklick in
die gewünschte Reihenfolge gebracht und auf die richtige Länge
gekürzt – möglicherweise gelangt der soeben produzierte «Film»
als Digitalvideoband bereits am gleichen Abend im (Farb-)Fernsehen
zur Ausstrahlung.
Vor 50 Jahren waren Bild/Tonaufnahmen aufwändiger: die Bildund
die Tonkamera wogen je rund 50 kg und benötigten einen
Drehstromanschluss (3 x 380 V) – dieser Aufwand rechtfertigte
sich nur für Dialogszenen bei Spielfilmen – und diese wurden
meist nur schwarz/weiss produziert.
Der Kameramann musste sich für die Ausleuchtung der Szene auf
seine Erfahrung verlassen; der Regisseur musste die Handlung
von blossem Auge beurteilen – das Resultat sahen sie erst am
nächsten Tag auf der Leinwand, wenn das Filmmaterial entwickelt und kopiert
vorlag. Der Cutter markierte am Schneidetisch jeden «Schnitt» auf der
Arbeitskopie und im entsprechenden 35mm-Tonband mit Fettstift und führte
ihn dann in beiden Bändern mit Schere und Klebeband aus…
Alle Gebiete der Filmproduktion – Aufnahme, Bildbearbeitung (Filmlabor),
Tontechnik usw. – erfuhren ähnlich einschneidende Umwälzungen, welche
sich auch auf die Produktionsmethoden und auf die Filmberufe auswirkten.
André Amsler hat fast 50 Jahre dieser Entwicklung in verschiedenen Funktionen
miterlebt: im Filmlabor, als Tonassistent, Cutter, Fernsehmitarbeiter, als
Produktionsleiter und Produzent. In thematisch gegliederten Kapiteln beschreibt
er die technischen Neuerungen, die sich ändernden Arbeitsweisen
sowie die personellen und gestalterischen Auswirkungen. Das Buch berücksichtigt
schweizerische Verhältnisse, musste doch das kleine Filmland oft
eigene Wege finden, um trotz kleiner Ressourcen international mithalten zu
können. Mit der detaillierten Behandlung der Laborarbeiten (Entwickeln,
Kopieren usw.) vermittelt das Buch Einblick in eine Industrie, die vielleicht in
10 Jahren nur noch Geschichte sein wird.
Thomas Fischer, Dr. Phil., geboren
1971, studierte Geschichte, Politikwissenschaften,
Staats- und Völkerrecht
in Zürich und Brüssel.
Forschungsassistent am Zentrum für
Internationale Studien (CIS) der ETH
Zürich von 1998 bis 2003. Diverse
Fachpublikationen zur Schweizer
Aussenpolitik im Kalten Krieg.
THOMAS FISCHER
Die Grenzen der Neutralität
Schweizerisches KSZE-Engagement und gescheiterte UNO-Beitrittspolitik im
Kalten Krieg, 1969–1986
Das Buch beschreibt das Scheitern der aussenpolitischen Öffnung
der Schweiz gegen Ende des Kalten Krieges. Seit dem Beginn der
siebziger Jahre hatte das Aussendepartement offiziell eine
Aktivierung und Dynamisierung der Aussenpolitik angestrebt, die
namentlich eine aktive Teilnahme an der KSZE sowie den UNO-
Beitritt zum Ziel hatte. Nach dem Beinahe-Scheitern der zweiten
KSZE-Folgekonferenz 1983 und der deutlichen Ablehnung des
UNO-Beitritts durch das Schweizer Stimmvolk 1986 war von
dieser Dynamik allerdings nichts mehr zu verspüren. Die Frage
blieb, was aus dem multilateralen Enthusiasmus der vorangegangenen
Dekade geworden war.
Die Abstimmungsniederlage von 1986 war ein eigentlicher Tiefpunkt
der bundesrätlichen Aussenpolitik während des Kalten
Krieges. Die offizielle schweizerische Aussenpolitik sollte in der
Folge für nahezu ein Jahrzehnt blockiert bleiben und erst im Zuge
der Epochenwende von 1989/91 eine nachhaltige Veränderung
erfahren.
Die Arbeit erklärt das Ausbleiben der aussenpolitischen Öffnung
im Kalten Krieg anhand der Zusammenhänge von internationalen Veränderungen,
nationaler Identität und aussenpolitischem Rollenverständnis der
Schweiz. Dabei hatte der Autor erstmals vollständigen Einblick in die Dossiers
des Departements für auswärtige Angelegenheiten zur UNO-Beitrittspolitik
und zur schweizerischen Beteiligung am KSZE-Prozess in den Jahren
1969 bis 1986. Die quellenkritische Untersuchung wird gestützt durch Interviews,
die der Autor mit Zeitzeugen geführt hat.
Der Autor zeigt, dass der Wandel von der internationalen Entspannung zur
erneuten Akzentuierung der Supermächtekonfrontation in den 1980er Jahren
in der Schweiz zu einer Bestätigung des traditionellen aussenpolitischen
Selbstverständnisses führte und den an sich gewünschten Wandel der Aussenpolitik
verhinderte. Im Kontext des Kalten Krieges dominierte in Regierung,
Verwaltung und Parlament eine überspitzte, schon damals anachronistische
Konzeption von Souveränität und Neutralität und verhinderte eine Öffnung
der Schweizer Aussenpolitik über die engen Grenzen des integralen
Neutralitätsverständnisses der Nachkriegszeit hinaus.
Professor Jürg M. Gabriel, Director Mediterranean
Academy of Diplomatic Studies,
Malta: «Es handelt sich um eine aufwändige
und sorgfältig recherchierte Studie, die zum
jetzigen Zeitpunkt als die ‹definitive› Arbeit
zu dieser Periode betrachtet werden kann.»
September 2004.
Broschiert.
Ca. 480 S.
CHF 68/EUR 44.80
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SCHWEIZERISCHES BUNDESARCHIV (HG.)
ARCHIVES FÉDÉRALES SUISSES (ED.)
Die Erfindung der Demokratie
in der Schweiz
L’invention de la démocratie
en Suisse
November 2004.
Broschiert.
Ca. 400 S.
CHF 44/EUR 29.80
Studien + Quellen, Band 30
Etudes et Sources, Volume 30
Im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte war die «Erfindung der
Demokratie in der Schweiz» in erster Linie gleichbedeutend mit
der Entwicklung von Ideen und Praktiken, die sich aus der Ausübung
der politischen Rechte und individuellen Freiheiten herleiteten.
In diesem Sinne kann Demokratie als Ausdruck eines «Volkswillens»
interpretiert werden. Wie artikuliert sich aber dieser
«Volkswille»? Auf welche politischen und sozialen Probleme
nimmt er Bezug? Ist das «Volk» der einzige Akteur im Prozess der
demokratischen Entscheidungsfindung? Wie verändert sich letztere
im Laufe der Zeit?
Der vorliegende Band Nr. 30 der Zeitschrift Studien und Quellen,
der Beiträge von Historikerinnen, Archivaren und Sozialwissenschafterinnen
enthält, thematisiert vor dem Hintergrund dieser
Fragen die Erfindung und kontinuierliche Wiedererfindung der
Demokratie. Im Zentrum der Ausführungen steht dabei die Verbindung
von gesellschaftlichen Problemen mit dem Funktionieren
des Politischen Systems. Aus dem sich daraus ergebenden
Spannungsfeld resultiert die Entwicklung der nationalen demokratischen
Landschaft, wobei sich mit der sozialen und kulturellen Rolle der
Demokratie nicht nur die Praktiken, sondern auch die politischen Vorstellungen
verändern.
Au cours des deux derniers siècles, «l’invention de la démocratie suisse», c’est
en premier lieu l’émergence d’idées et de pratiques qui se traduisent par
l’exercice des droits politiques et des libertés individuelles. De ce fait, la
démocratie est l’expression de la «volonté populaire». Comment s’exprime
cette volonté? Sur quels problèmes politiques et sociaux se prononce-t-elle?
Le peuple est-il le seul acteur de la décision démocratique? Comment cette
décision a-t-elle volu dans l’histoire?
Le volume 30 de la revue Etudes et Sources – réunit des articles d’historiens,
d’archivistes et de spécialistes des sciences sociales. Il aborde l’invention et la
réinvention continue de la démocratie, c’est-à-dire le lien entre les problèmes
sociaux et le fonctionnement du système politique. Il en résulte une
modification du paysage démocratique national. Avec le rôle social et culturel
de la démocratie, ce ne sont pas seulement les pratiques, mais aussi
l’imaginaire politique qui se transforme.
Diplomatische Dokumente der Schweiz
Documents diplomatiques suisses
1. IV. 1955–31. III. 1958
ANTOINE FLEURY (HG.)
November 2004.
Gebunden.
Ca. 560 S.
CHF 60/EUR 39.80
DDS Vol. 20
Im Band 20 werden Dokumente aus den Jahren 1955–1958 zu den
vielfältigen Beziehungen der Schweiz mit ihren Partnern aus allen
Kontinenten präsentiert. Der Band enthält Einschätzungen des
Bundesrates und seine Haltungen zur Suez- und Ungarnkrise und
der Entkolonialisierung in Nordafrika und dokumentiert jene
Massnahmen, welche für die in Übersee niedergelassenen Schweizer
getroffen wurden. Die Beziehungen mit den Vereinten Nationen,
das Treffen der Grossen Vier und die Atomkonferenz in Genf
werden ebenfalls thematisiert.
PETER COLLMER
Die Schweiz und das
Russische Reich 1848–1919
Bereits angezeigt:
April 2004.
Gebunden. 652 S.
CHF 78/EUR 52
Die Schweiz und der Osten
Europas, Bd. 10
Die europäische Geschichte kennt wohl kaum zwei unterschiedlichere
Staatswesen als den schweizerischen Bundesstaat von 1848 und das
Zarenreich. Ganz abgesehen von der nicht vergleichbaren Grösse und
Macht der beiden Länder standen sich hier konträre politische Systeme
und Kulturen gegenüber: Während die zarische Autokratie ihre Untertanen
mit eiserner Hand kontrollierte und nach aussen die Rolle einer
europäischen Führungsmacht spielte, kultivierte die liberale Schweiz
eine kleinstaatliche Selbstgenügsamkeit, die sich für Verbesserungen im
Innern interessierte und auf eine aktive Aussenpolitik weitgehend
verzichten zu können glaubte.
Der Autor beleuchtet die institutionellen Voraussetzungen des bilateralen
Austauschs, die Krisen der politischen Beziehungen in den Umbruchsjahren
um 1848 und 1917 sowie die Entfaltung eines diplomatischen
Courant normal in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg.
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LUKAS STRAUMANN
Nützliche Schädlinge
Angewandte Entomologie, chemische Industrie und Landwirtschaftspolitik
in der Schweiz 1874–1952
Seit der Publikation von Rachel Carsons «Silent Spring» im
Jahr 1962 hat kaum ein Thema die Umweltdebatte so
nachhaltig geprägt wie die Auseinandersetzung um die
Verwendung von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln
(Pestiziden). Die Studie von Lukas Straumann
untersucht erstmals die historische Entwicklung der
Pestizidherstellung in der Schweiz und die Durchsetzung
des chemischen Pflanzenschutzes in der schweizerischen
Landwirtschaft vom letzten Viertel des 19. bis zur Mitte des
20. Jahrhunderts.
Die Geschichte der modernen Pestizide ist eng mit der
Schweiz verknüpft. So war die Schweiz Schauplatz der
wegweisenden Entdeckung des Chemikers Paul Müller, der
im Herbst 1939 als erster Wissenschafter die insektizide
Wirkung von DDT erkannte, als er im Auftrag der Basler
J. R. Geigy AG nach neuen Wirkstoffen für den Pflanzenschutz
suchte. Müllers Erfolg steht in einer Tradition der
Schweizer Pflanzenschutzforschung, die nach dem ersten
Auftreten der aus Nordamerika eingeschleppten Reblaus im
Jahr 1874 einsetzte. Intensive Forschungsanstrengungen verhalfen der
Schweizer Industrie nach 1945 zu einer führenden Stellung auf dem Weltmarkt
mit Pestiziden.
Im Zentrum der Untersuchung stehen zwei eng miteinander verschränkte
Entwicklungen: die Herausbildung einer angewandten Entomologie (Insektenkunde)
als zoologischer Teildisziplin sowie die Entstehung einer auf die
Herstellung von Pflanzenschutzmitteln spezialisierten chemischen Industrie.
Der Autor stellt beides in den Kontext einer zunehmenden Verwissenschaftlichung
der Landwirtschaft hin zu einer «science-based agriculture». Besonderes
Augenmerk legt er auf die politischen und ökonomischen Konstellationen,
welche dem mit neuen Risiken behafteten Einsatz von Pestiziden in der
Landwirtschaft zum Durchbruch verhalfen.
Oktober 2004.
Broschiert.
Ca. 348 S.
Ca. CHF 48/EUR 32
Interferenzen. Studien zur Kulturgeschichte
der Technik, Bd. 9
Grenzen der Technik
Der Widerstand gegen das Kraftwerkprojekt Urseren
Erich Haag, geboren 1933, war Rechtsanwalt
und Geschäftsleitungsmitglied einer bedeutenden
schweizerischen Elektrizitätsholding.
Nach seiner Pensionierung studierte er an
der Universität Zürich Geschichte und deutsche
Sprachwissenschaft.
ERICH HAAG
September 2004.
Broschiert.
Ca. 248 S.
Ca. CHF 38/EUR 24.80
Interferenzen. Studien zur Kulturgeschichte
der Technik, Bd. 10
In den Jahren des Zweiten Weltkriegs und kurz danach hätte im
Zentrum der Schweiz ein Kraftwerk der Superlative entstehen
sollen: mit einem Staubecken von über 1,2 Mrd. m3 Fassungsvermögen
und einer installierten Leistung von fast 1300 MW wäre es
das grösste je in den Alpen gebaute Wasserkraftwerk geworden.
Das Projekt besass alle technischen und energiewirtschaftlichen
Vorteile und nur einen, allerdings gewichtigen, Nachteil: der
Stausee hätte das gesamte Urserntal mit den Dörfern Andermatt,
Hospenthal und Realp überflutet.
Das Buch geht der Frage nach, warum das Urserenprojekt nicht
realisiert werden konnte. Die Auseinandersetzung um das Kraftwerk
Urseren war der Ausdruck einer Modernisierungskrise:
Technischer Fortschritt stand gegen die traditionsverbundene
Heimatliebe, das Interesse der Urschner an der Erhaltung ihrer
Existenzgrundlage gegen das Interesse einer gesicherten Landesversorgung
mit Elektrizität. Letztlich entscheidend für das
Scheitern war die Tatsache, dass ein technisches Grossprojekt, das
derart massiv in die Interessenssphäre anderer eingreift, dass
ganze Dörfer und geschlossene Siedlungsgebiete geopfert werden
müssten, sich gegen den Willen der Betroffenen nicht durchsetzen lässt, wenn
diese darüber politisch frei mitbestimmen können und wenn Solidarität unter
der betroffenen Bevölkerung und den für den Entscheid zuständigen Behörden
besteht.
Ursern ist um die Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem Zeichen dafür geworden,
dass nicht alles, was technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll
erscheint, sich auch politisch und gesellschaftlich durchsetzen lässt.
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LUKAS VOGEL
Gegen Herren, Ketzer und
Franzosen
Der Menzinger «Hirtenhemmli»-Aufstand vom April 1799
Eine Fallstudie
Oktober 2004.
Broschiert.
Ca. 280 S.
Ca. CHF 48/EUR 32
Clio lucernensis, Bd. 9
Die katholisch-konservativen Innerschweizer Bauern brachten mit
ihrem bewaffneten Widerstand die fortschrittlichen Bemühungen
der Helvetischen Republik zu Fall. So will es jedenfalls die lange
gehegte historiografische Erzählung, die mit unterschiedlicher
Färbung sowohl der konservativen wie der freisinnigen Bewegung
der 19. und 20. Jahrhunderts als Abgrenzungs- und Identifikationsmuster
diente.
Doch wer oder was war die «Helvetische Republik» in ihrer
konkreten Praxis im Dorf? Von welchen Vorstellungen und
Emotionen wurden die Menschen geleitet und getrieben, die an
bewaffneten widerständischen Handlungen teilnahmen? Antworten
auf diese Fragen gibt eine Untersuchung, welche erstmals für
das Gebiet der Innerschweiz den mikrohistorischen Ansatz zur
Anwendung bringt. An Hand von Verhörprotokollen, von Berichten
aus der Verwaltung, aber auch von Schatzungslisten, Schuldverzeichnissen
und weiterer Dokumente rekonstruiert Lukas
Vogel nicht nur den Verlauf der Front im Augenblick eines
Aufstandsversuchs, sondern verortet die Exponenten des Geschehens
in der familialen, ökonomischen und politischen Landschaft der Gemeinde.
Unter der Lupe des Historikers entsteht so ein facettenreiches Bild mit
einigen Überraschungen. Es erweist sich, dass in den helvetischen Kantonen
und Gemeinden der Innerschweiz die Träger der Macht fast ausschliesslich
aus den politisch dominierenden Familien des Ancien Régimes stammten.
Aktive oder passive widerständischen Handlungen erhielten dadurch immer
auch eine antiherrschaftliche Komponente. Da zwischen einer politischen und
einer religiösen Sphäre weder in der rituellen Praxis noch in der Organisation
unterschieden wurde, konnte der religiöse Diskurs der Ab- und Ausgrenzung
gegenüber den reformierten Nachbarn, aber auch gegenüber den als «Ketzer»
gebrandmarkten Abweichlern innerhalb der eigenen Gemeinde dienen.
Schliesslich erwiesen sich die Konfliktlinien im Augenblick des «antihelvetischen»
Aufstandes als Fortsetzung der familial geprägten Machtkämpfe
zwischen «Franzosen» und «Vaterländern», wie sie in verschiedenen Orten
der Innerschweiz das gesamte 18. Jahrhundert geprägt hatten.
JOSEPH THOMAS FASSBIND (1755–1824),
Schwyzer Geschichte
Herausgegeben und kommentiert von Angela Dettling
November 2004.
Gebunden
Ca. 1000 S. in 2 Bänden
Ca. CHF 128/EUR 86
Die von Joseph Thomas Fassbind zwischen 1791 und 1803 verfasste
«Geschichte des Alten Landes Schwyz» ist der erste und bis heute
einzige Versuch, alle «wissenswerten und merkwürdigen Ereignisse»
der Region festzuhalten. Sie beginnt mit der Frage nach der Herkunft
der Schwyzer und endet im dritten Band mit einer detaillierten Darstellung
der Kämpfe gegen die Franzosen im Jahr 1798. Fassbind
beschreibt nicht nur die politische Geschichte, sondern versucht, auch
demographische, soziale oder ökonomische Gegebenheiten mit einzubeziehen.
Das Werk entstand im Spannungsfeld der sich im 18. Jahrhundert
neu definierenden Geschichtswissenschaft und dem sich
festigenden Patriotismus in der Schweiz. Der Kommentar zur Edition
befasst sich daher sowohl mit der regionalen wie auch der nationalen
Historiographie, vergleicht Fassbinds Geschichte mit anderen zeitgenössischen
Kantonsgeschichten und zeigt, wie Religion, Moralvorstellungen
und persönliche Erlebnisse das Werk beeinflussten. Die
Edition versteht sich als Ausgangspunkt für weitere historische Forschungen
im Kanton Schwyz.
Joseph Thomas Fassbind (1755–1824) lebte in Schwyz, studierte in Einsiedeln,
Bellinzona, Como und Besançon. 1798 wurde er wegen seines Widerstands
gegen den helvetischen Bürgereid des Landesverrats für schuldig
befunden und zu zwölf Jahren Exil im Kloster Engelberg verurteilt. 1800 kam
er frei und wurde 1803 in Schwyz zum Pfarrer ernannt. Seine Abneigung
gegen das französische Regime in der Schweiz und seine Skepsis gegenüber
den Verhältnissen der Gegenwart sind in seinem Werk deutlich erkennbar.
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Ursula Amrein ist Professorin für
neuere deutsche Literatur an der
Universität Genf.
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URSULA AMREIN
«Los von Berlin!»
Die Literatur- und Theaterpolitik der Schweiz und das «Dritte Reich»
Die Schweiz war von der Gleichschaltung der Künste im «Dritten
Reich» unmittelbar betroffen. Oft war sie die erste Anlaufstelle
für Emigrantinnen und Emigranten, die sich hier eine neue
Existenz aufzubauen suchten. Gleichzeitig bemühten sich
hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Regimes über
die Schaffung von Loyalitätsbeziehungen Einfluss auf die Literatur
in der Schweiz zu gewinnen. Die schweizerische Bildungselite
kam solchen Bestrebungen vielfach entgegen. Fasziniert von der
Effizienz, mit der Deutschland die Nationalisierung der Literatur
und des Theaters vorantrieb, verlangte der Schweizerische
Schriftstellerverein vom Bund schliesslich vergleichbare
Massnahmen zur Förderung des nationalen Literaturschaffens.
Die Anstrengungen der Autoren kulminierten 1938 in der Gründung
der Kulturstiftung Pro Helvetia.
Gestützt auf weitgehend unbekannte Materialien rekonstruiert die
Arbeit die Entstehungsgeschichte der schweizerischen Literaturund
Theaterpolitik. Sie problematisiert die Genese des Paradigmas
«Schweizer Literatur» im Kontext von Nationenbildung und
Moderne und zeichnet ein differenziertes Bild der kulturellen
Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland, das Perspektiven sowohl
der Exilforschung als auch der Forschung zum «Dritten Reich» integriert.
Beispiele aus der Literatur, dem Theater, der Wissenschaft und dem Feuilleton
ergänzen die Ausführungen. Sie vermitteln exemplarisch Einblick in die
Paradoxien und Widersprüche der Schweizer Literatur im Spannungsfeld von
nationaler Abgrenzung und ihrer Identifikation mit der deutschsprachigen
Kultur in der Zeit des «Dritten Reichs».
BEREITS ANGEZEIGT
Mai 2004.
Gebunden
585 S.
CHF 68/EUR 44.80
Theater Biel Solothurn –
Théâtre Bienne Soleure
Geschichte und Geschichten des kleinsten Stadttheaters der Schweiz
Hans J. Ammann: Pausengespräch. Theater.
Biel. Solothurn. – Anmerkungen zu meiner
Bieler und Solothurner Theaterarbeit.
Thomas Blubacher: «Sorge in Freude und
Leid in Vergessen wandeln!» Das
Städtebundtheater Biel-Solothurn unter der
Direktion von Leo Delsen.
Simone Gojan: «Ihre Mitteilung betreffend
den Zusammenschluss der Städte Solothurn,
Winterthur und Schaffhausen zu einem
Städtebund-Theater, interessiert uns sehr.»
Vorläufer und Gründung des Städtebundtheaters
Biel-Solothurn.
Simone Gojan: Aufbruch zu neuen Ufern. Das
Städtebundtheater Biel-Solothurn 1966–1971.
Tobias Hoffmann: Sparen, Restrukturieren,
Expandieren, Sich Profilieren – Peter Theilers
Kraftakt 1996–2001.
SIMONE GOJAN, ELKE KRAFKA (HG.)
«Solothurn und Biel haben sich neuerdings zu einem Städtebundtheater
zusammengeschlossen. Die beiden Theaterkommissionen
wählten als neuen Direktor Herrn Opernsänger Leo Delsen […]»,
meldete das Bieler Tagblatt am 26. April 1927 ohne allzuviel
Enthusiasmus. Und obwohl mit einer gehörigen Portion Skepsis
betrachtet, war dies der Beginn einer bis heute andauernden
kulturellen Zusammenarbeit zweier Städte, die trotz grosser
Unterschiede einen gemeinsamen Weg für ihr Theater fanden.
Einen Teil dieser Geschichte erzählen die Autorinnen und Autoren
vorliegender Publikation und viele einzelne Geschichten, die
sich im Laufe der Zeit dort ereigneten. Die Beiträge ergeben ein
Gesamtpanorama, das die Vielfältigkeit und auch Einzigartigkeit
dieses Theaters in der schweizerischen Theaterlandschaft beschreibt.
Ein Dokumentationsteil, der die Inszenierungen und
deren Regisseure ab 1972 anführt, ergänzt diese Ausführungen.
Die deutschen Textbeiträge sind in einer französischen Zusammenfassung
zugänglich.
Elke Krafka: Ära Peter-Andreas Bojack
(1983–1995): einfach, modern, publikumsfreundlich.
Elke Krafka: Interviews mit Persönlichkeiten
des Städtebundtheaters Biel-Solothurn II.
Theaterschaffende, Theaterorganisierende
und Theaterrezipierende.
Ute Kröger: «Neuer Aufbruch zu alten
Ufern»? Oder «Die Nachrufe schreiben wir
zu gegebener Zeit» – Vom Städtebundtheater
zum Neuen Städtebundtheater.
Céline Latscha: «Theater und Identität – die
FTEF in Biel».
Patrick Pfeiffer: Theater Biel Solothurn –
Théâtre Bienne Soleure. Eine Bildreportage.
Hanspeter Renggli: Rettungsaktion mit
Folgen. Das Musiktheater der Orchestergesellschaft
Biel (1971–1996).
November 2004
Broschiert
Ca. 290 S., 100 Abb.
CHF 38/EUR 24.80
ISSN 0560-799X
Veröffentlichungen der Zentralbibliothek
Solothurn Nr. 26
Paul Suter: Porträts von Persönlichkeiten
des Städtebundtheaters Biel-Solothurn I.
Mario Bettoli, Leo Delsen, Edwin Fabian,
Egon Karter, Ute Kreitmair, Peter Maag,
Martin Markun, Ruth Pache, Jenny Rausnitz,
Charlotte Sender und andere.
Thomas Waldmann: Die Ära Markus Breitner
(1955–1966, 1967/68) – Das Theater als
künstlerisch-menschlicher Organismus.
Thomas Waldmann: Porträts der Schauspieler
und Regisseure Franz Johann Danz und
Siegfried Süssenguth.
Christine Wyss: Schokoladefabrikant, Diplomat,
Boxer oder: Die Rollen des Theaterdirektors
Alex Freihart – 11 Jahre Theaterarbeit
in Biel und Solothurn.
I N H A L T S Ü B E R S I C H T 20
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CLAUDIA TÖNGI
Um Leib und Leben
Gewalt, Konflikt, Geschlecht im Uri des 19. Jahrhunderts
BEREITS ANGEZEIGT
Juli 2004.
Gebunden.
Ca. 480 S., 10 Abb.
CHF 68/EUR 44.80
Waren die Urnerinnen und Urner besonders gewalttätig? Mit
Sicherheit nicht. Die Zahl der vor Gericht verhandelten Gewaltdelikte
lag eher unter dem schweizerischen Mittel. Gerade deshalb
aber erlaubt dieses Buch Einblicke in die unspektakuläre Seite
alltäglicher physischer Gewalt, in die Wert- und Normvorstellungen
der Menschen jener Zeit wie auch in die institutionellen
und diskursiven Strategien der Verschleierung, der Dramatisierung
oder der Dämonisierung einzelner Gewaltformen.
Gewalt ist nicht das «Andere der Kultur». Gewalttätiges Handeln
ist mehr als das Hervorbrechen angestauter Triebe. In der vorliegenden
Studie wird Gewalt konsequent als soziales Handeln
verstanden: sie folgt Regeln, ist in je spezifischen sozialen Kontexten
verortet, evoziert kulturelle Bilder und Vorstellungen und hat
konkrete materielle, physische und psychische Folgen für die
Involvierten. Gewalt ist ausserdem kein einheitliches Phänomen:
je nach Situation und Form von Gewalt steht Verschiedenes auf
dem Spiel, hat der Einsatz gewaltsamer Mittel unterschiedliche
Effekte und Bedeutungen. In diesem Sinn untersucht und vergleicht
die Studie Ehr- und Schlaghändel, nächtliche Raufereien,
häusliche Gewalt gegen Kinder und Ehefrauen sowie sexuelle Gewalt. In
behutsamen Fallanalysen wird nahe an den Quellentexten die
Vielschichtigkeit gewalthafter Konflikte freigelegt.
Sichtbar werden dabei Dauerhaftes und Veränderbares sowie Widersprüche
und Überlappungen der Ebenen sozialer «Wirklichkeit», das heisst zwischen
juristisch-normativen Vorgaben, geschlechtsspezifischen Konstruktionen,
kulturellen Phantasien, spezifischen Gewaltpraktiken, materiellen Interessen
sowie der subjektiven Erfahrung der Beteiligten. Die detailreiche Arbeit über
das Verhältnis von Gewalt und Geschlecht entfaltet zudem vielfältige Bezüge
zur Alltags- und Sozialgeschichte einer alpin-bäuerlichen Gesellschaft in der
wirtschaftlich-kulturellen Umbruchzeit des 19. Jahrhunderts.
THOMAS BUSSET, LUIGI LORENZETTI,
JON MATHIEU
Tourisme et changements culturels
Tourismus und kultureller Wandel
Franz Mathis, Brigitte Mazohl-Wallnig:
Alpiner Tourismus: mehr Chancen als Gefahren?
Versuch einer Gesamtschau
Marc Boyer: Les Alpes et le tourisme
Ruth Groh, Dieter Groh: Von den schrecklichen
zu den schönen und erhabenen Bergen
Hans Heiss: Saisons sans fin? Les grandes
étapes de l’histoire du tourisme, 1830–2002
Luigi Zanzi: Le Alpi nell’«era del turismo».
Alcune problematiche di metodologia
storiografica
Andrea Leonardi: La cultura dell’ospitalità
lungo il versante meridionale delle Alpi
Gilles Bertrand: Parcours alpins sur le
chemin de l’Italie: les transformations de
l’image de la montagne dans les guides et
récits de voyage en langue française des
dernières décennies du XVIIIe siècle
Im Vergleich zu seiner Bedeutung
in Vergangenheit und
Gegenwart ist die Erforschung
des alpinen Tourismus wenig
fortgeschritten. Was in der
Geschichtswissenschaft vor
allem fehlt, sind länderübergreifende
Ansätze. Die Beiträge
in diesem Band beleuchten das
touristische Phänomen aus
unterschiedlicher Perspektive,
im Mittelpunkt steht seine
spannungsgeladene Beziehung
zum kulturellen Wandel.
et du début du XIXe siècle
Olga Jansa-Zorn: Der Tourismus in den
slowenischen Alpen vom Ende des 18. Jahrhunderts
bis zum Ersten Weltkrieg
René Favier: Tourisme thermal et
catastrophes naturelles en milieu de
montagne. Barèges (XVIIIe–XIXe siècles)
Simona Boscani Leoni: Il turismo visto
dall’interno: alcune riflessioni a partire
dalle fonti autobiografiche «alpine» tra il
XVIII secolo e l’Età contemporanea
Christoph Maria Merki: Eine aussergewöhnliche
Landschaft als Kapital.
Destinationsmanagement im 19. Jahrhundert
am Beispiel von Zermatt
Gunda Barth-Scalmani, Kurt Scharr: «Mental
maps» historischer Reiseführer. Zur touristischen
Verdichtung von Kulturräumen in den
Juni 2004.
Broschiert.
320 S.
CHF 38/EUR 24.80
Histoire des Alpes
Storia delle Alpi
Geschichte der Alpen
2004/9
ISSN 1660-8070
Alpen am Beispiel der Brennerroute
Laurent Tissot: À travers les Alpes. Le
Montreux-Oberland Bernois ou la construction
d’un système touristique,1900–1970
Cord Pagenstecher: Die Automobilisierung
des Blicks auf die Berge. Die Grossglocknerstrasse
in Bildwerbung und Urlaubsalben
Bernhard Tschofen: Tourismus als
Modernisierungsagentur und Identitätsressource.
Das Fallbeispiel des Skilaufs in
den österreichischen Alpen
Nikola Langreiter, Margareth Lanzinger:
Hüttenkulturen im Vergleich. Italien und
Österreich – Bilder, Strukturen, Optionen
Jean-Pierre Pralong: Pour une mise en valeur
touristique et culturelle des patrimoines
de l’espace alpin: le concept d’«histoire
totale»
I N H A L T S Ü B E R S I C H T 22
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Rafz
THOMAS NEUKOM
Geschichte eines Zürcher Dorfes nördlich des Rheins
«Man möchte kein Industrieort werden, sondern Bauerngemeinde
bleiben.» So umschrieb der Rafzer Chronist
Salomon Hänseler im Jahr 1917 die Stimmung in Rafz und
drückte damit das Unbehagen der Bevölkerung über den
raschen Wandel in einem seit Jahrhunderten der Landwirtschaft
verpflichteten Dorf aus. Die Entwicklungen im 20. Jahrhundert
sind ebenso Thema dieser Geschichte von Rafz wie
die Ereignisse der vorangegangenen Jahrhunderte. Von der
Ersterwähnung in einer gefälschten Urkunde aus dem Jahr 870
und der Herausbildung einer selbständigen Gemeinde im
Mittelalter spannt die Ortsgeschichte einen weiten Bogen über
die Reformationszeit und den Umbruch der helvetischen
Revolution bis hin zu den grundlegenden Veränderungen der
letzten zweihundert Jahre.
Das Buch bringt politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Entwicklungen zur Sprache und zeigt, dass Rafz lange Zeit
im Spannungsfeld verschiedener Herrschaften stand. Obwohl
politisch und kirchlich seit der Wende zum 16. Jahrhundert
unter dem starken Einfluss der Stadt Zürich, blieb die Gemeinde wirtschaftlich
weit darüber hinaus im Bannkreis der Stadt Schaffhausen, und
die Grafen von Sulz besassen bis ins 17. Jahrhundert hoheitliche Rechte
auf dem Rafzerfeld. Die Lage an zwei wichtigen Strassen und die Stellung
als Grenzort nördlich des Rheins stellten das Dorf im «alten Klettgau»
bisweilen vor spezielle Aufgaben, sei dies nun als Aussenposten im Krieg
oder als Quarantänestation in Seuchenzeiten.
Ein weiteres Thema der Ortsgeschichte ist der Alltag der Einwohner von
Rafz. Das Buch beleuchtet sowohl die verschiedenen Lebensstationen wie
Geburt, Taufe, Jugend, Heirat und Tod als auch die Gegensätze zwischen
Arm und Reich und die tägliche Arbeit in Landwirtschaft und Handwerk.
Von Hexen, Alchemisten und abergläubischen Leuten ist die Rede, aber
auch von den Klagen der Pfarrer über das nächtliche «Unwesen» der
Dorfjugend oder die häufigen Wirtshausbesuche der Männer. Die Schilderung
des politischen Umbaus im 19. Jahrhundert und die Darstellung des
wirtschaftlichen und technologischen Wandels der letzten hundert Jahre
vervollständigen das Bild eines gleichzeitig einmaligen wie auch typischen
Dorfes auf der Zürcher Landschaft.
Oktober 2004.
Gebunden.
Ca. 496 S., zahlr. Abb.
CHF 68/EUR 44.80
Macht und Ohnmacht der
Ärzteschaft
Geschichte des Zürcher Ärzteverbands im 20. Jahrhundert
Verena Rothenbühler ist Historikerin und
Verfasserin mehrerer lokal- und geschlechtergeschichtlicher
Studien.
Martin Lengwiler ist Historiker und publiziert
zu sozial- und wissenschaftshistorischen
Themen.
VERENA ROTHENBÜHLER, MARTIN LENGWILER
Die Ärzteschaft gilt als eine der einflussreichsten Interessenverbände
im Gesundheitswesen. Dieses Buch untersucht die
Geschichte des Zürcher Ärzteverbandes, der grössten lokalen
Ärztevereinigung der Schweiz. Beleuchtet wird nicht nur die
ärztliche Standespolitik, sondern auch ihre Bedeutung für die
Entwicklung des Gesundheitswesens im 20. Jahrhundert. Die
Geschichte der Zürcher Ärzteschaft ist gezeichnet von tief
greifenden Interessengegensätzen und Konflikten. Der
Zürcher Ärzteverband wurde 1903 als Rechtsschutzverein und
Inkassobüro gegründet, über den die Vereinsmitglieder die
Honorarschulden der Patientinnen und Patienten eintrieben.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich der Ärzteverband
zu einer standespolitischen Vertretung der Zürcher
Hausärztinnen und Hausärzte. Seit den 1930er Jahren werden
die gesundheitspolitischen Debatten von den Tarifkonflikten
zwischen Krankenkassen und Ärzteschaft, der Kostenexplosion
der Gesundheitsausgaben und der fachlichen
Spezialisierung und politischen Differenzierung der Ärzteschaft
gezeichnet. Untersucht werden auch verschiedene gesundheitspolitische
Reformprojekte: die Forderung nach staatlichen Gesundheitszentren
in den 1970er Jahren, die Gründung eines ambulanten psychiatrischen
Notfalldiensts, des Kriseninterventionszentrums, nach 1980 sowie
der Aufbau von HMO’s seit den 1990er Jahren.
Oktober 2004.
Gebunden.
Ca. 148 S., zahlr. Abb.
CHF 38/EUR 24.80
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MICHAEL JUCKER
Gesandte, Schreiber, Akten
Politische Kommunikation auf eidgenössischen Tagsatzungen im Spätmittelalter
BEREITS ANGEZEIGT
September 2004.
Broschiert.
Ca. 400 S.
Ca. CHF 68/EUR 46
Die eidgenössische Tagsatzung, welche Ende des 14. Jahrhunderts
entstand, ist für die spätmittelalterliche Eidgenossenschaft einziges
überregionales Forum zur Konfliktregelung und zur Lösung
von zwischenörtlichen Problemen. Für die ältere Forschung galt
die Tagsatzung als staatliche Institution und demokratische
Vorform heutiger Parlamente. Nach einer eingehende Diskussion
dieser Mythenbildung des 19. Jahrhunderts, bedingt durch die
nationale Geschichtsschreibung und durch die Edition der eidgenössischen
Abschiede, werden in diesem Buch Gesandte, Boten
und Stadtschreiber erstmals unter kommunikationshistorischen
Aspekten als politische Akteure beschrieben, welche die Tagsatzungen
immer wieder neu und oft ad hoc konstituierten. Die
Studie benennt die einzelnen Aktionsfelder der diplomatischen,
politischen und lokalen Kommunikation, zeigt Auswertungsmöglichkeiten
auf und untersucht die Funktion der Schriftlichkeit
in der kommunikativen Praxis anhand einzelner Fälle und in der
längeren Entwicklung des Spätmittelalters. Auf den Tagsatzungen
entstand im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer mehr Schriftlichkeit
in Form von Urkunden, Abschieden und Briefen. Steigende Bedürfnisse
nach Verbreitung und Benutzung von politischer Information, der Wandel
von Herrschafts- und Verfahrenswissen, der zunehmende Gebrauch von
Schriftlichkeit und neue Verhandlungsthemen bzw. neue politische «Agenden»
veränderten das politische System wie auch die Schriftproduktion
wechselseitig und ständig. Der Autor hebt hervor, dass das politische Handeln
neben der zunehmend wichtigen Schriftlichkeit durch Körpersprache, Rituale
und Kleidung in einem plurimedialen Umfeld stattfand.
traverse 3/2004
Verschwörung!
Im Verlauf der Geschichte wurde
regelmässig auf den Vorwurf der
Verschwörung zurückgegriffen, um
krisenhafte Ereignisse und Umbrüche
als Folge intentionalen Handelns
verborgener, manipulativer
Akteure zu begreifen und diese als
Gegner zu entlarven.
Das Heft enthält Beiträge, die Aspekte,
Erscheinungsformen und
Funktionen von Verschwörungstheorien
seit dem 17. Jahrhundert
aufzeigen und befragen.
Entsteht die moderne, rein innerweltliche
Verschwörungstheorie
aus dem Geist der Aufklärung und
als Reaktion darauf (als Gegenaufklärung),
die in mannigfachen Erscheinungsformen
bis in unsere
Zeit hineinreicht, so zeigt der Blick
auf eine umstrittene, mit religiösem
Sentiment aufgeladene Thronnachfolge
im England des 17. Jahrhunderts,
dass Gerücht und
Konspirationstheorie auch in vormoderner
Zeit durchaus breitenwirksam
waren. Die unterschiedlichen
Kontexte, in denen Täter und
Opfer, Herrschende und Bevölkerung,
Staatsdiener und Bürger,
Arbeiterschaft und Unternehmer,
Minderheiten und Mehrheiten von
verschwörungstheoretischen und
Sündenbock-Diskursen betroffen
waren, zeigen einerseits diese
Ubiquität auf, machen andrerseits
aber auch deutlich, dass der Vorwurf
der Verschwörung nicht a
priori diskreditiert, sondern in
seiner Erkenntnis befördernden
Spezifität historisch differenziert
geprüft werden muss.
traverse erscheint dreimal pro Jahr.
Einzelpreis: CHF 28/EUR 18.80
Jahresabonnement: CHF 75/EUR 50 (zuzüglich
Auslandporto).
StudentInnen-Jahresabonnement (gegen
Nachweis): CHF 54 (nur Schweiz).
traverse paraît trois fois par an.
Prix du numéro: FS 28.– / EUR 18.80
Abonnement annuel: FS 75.– / EUR 50 (plus
port pour l’étranger).
Abonnement annuel au tarif étudiant (avec
photocopie de la carte): FS 54.–
(valable seulement en Suisse).
Die Traverse versteht sich als Forum der
Geschichtsforschenden in der Schweiz mit
einem Horizont, der über Landes- und Fachgrenzen
hinaus reicht. Das Redaktionsteam
repräsentiert eine kulturell-sprachliche sowie
eine fachliche Breite und bietet mit Traverse
Raum für geschichts-wissenschaftlich und
gesellschaftspolitisch aktuelle Themen. Traverse
ist sowohl eine historische Fachzeitschrift,
die dem Austausch der «scientific
community» dient, als auch ein Organ, das
einem interessierten Publikum Einblick in
aktuelle historische Forschung gibt und deren
Beitrag zu gesellschaftlich relevanten Fragen
diskutiert.
Oktober 2004.
Broschiert. Ca. 200 S.
CHF 28/EUR 18.80
THOMAS PSOTA UND
SUSANNE CHRISTINA JOST
Indianer und Europäer
Begegnungen in der Neuen Welt
Mit Fotografien von Stefan
Rebsamen
Glanzlichter aus dem Bernischen
Historischen Museum 14
Mato Topé und Sitting Bull,
Irokesen, Cherokee, Hopi und
Sioux: Die Namen legendärer
Häuptlinge und Indianerstämme
sind in Europa wohlbekannt. Sie
lassen vor unseren Augen faszinierende
Bilder von federgeschmückten,
berittenen Bisonjägern
und Kriegern im Wilden
Westen entstehen, die aber ganz zu
Unrecht zum Inbegriff der
nordamerikanischen Indianer
schlechthin geworden sind.
Die in diesem Katalog präsentierte
Auswahl von über zwei Dutzend
Objekten aus der Nordamerika-
Sammlung des Bernischen Historischen
Museums vermittelt im
Kontext mit Schrift- und Bilddokumenten
eindrückliche Botschaften
zu den sehr unterschiedlichen
indianischen Stammeskulturen.
Vom Mokassin über die
Bisonrobe bis hin zur Friedenspfeife
legen die einzelnen Gegenstände
Zeugnis ab von der reichen Vielfalt
der Lebensformen und Kulturen,
die einst ganz Nordamerika
beherrschten, mit dem Eindringen
der Europäer aber in einem
grausamen Ausrottungskrieg
immer stärker an den Rand gedrängt
wurden.
Juli 2004.
Broschiert. 64 S., zahlr. Abb.
CHF 22/EUR 13
26
April 2004. Br. 196 S. CHF 38/EUR 24.80
«Nicht die Gesunden brauchen
den Arzt, sondern die Kranken.»
Dieser Bibelspruch drückt nicht
nur eine medizinische Binsenweisheit
aus. Er hält zugleich eine
tiefe theologische Einsicht fest.
Heilung und Heil hängen offensichtlich
zusammen. Theologie
und Medizin haben miteinander
zu tun, können deshalb auch
voneinander lernen.
«Schmerz und Leiden» sind
immer Wegbegleiter der Menschen
gewesen. Sie bestimmten
die Medizin von ihren Anfängen
an, und sie waren seit jeher
Thema aller Religionen. Schmerz
und Leiden sind Alltagserfahrung,
Herausforderung und Grenzsituationen
für die kranken Menschen
und für alle, die mit Kranken zu
tun haben. Diese fundamentalen
Gegebenheiten werden aus der
Sicht von Theologie, Philosophie,
Psychiatrie, Medizingeschichte,
Medizin sowie aus unmittelbarer
Betroffenheit beleuchtet.
27
2003. 240 S. Br. CHF 38/EUR 24.90
Zweite Auflage Juni 2004
Musik und Medizin berühren sich
schon in ihren Anfängen. Doch
was verbindet Musik und Medizin?
Welche Berührungs- und Begegnungsorte
gibt es zwischen diesen
Disziplinen, diesen Künsten?
Der Slogan, dass Musik die
Intelligenz erhöhe, wird
inzwischen schon kräftig vermarktet.
Tatsache ist, dass bestimmte
Gehirnregionen bei Musikerinnen
und Musikern grösser sind als bei
Vergleichspersonen. Daraus
schliessen zu wollen, dass sich
Musik im Unterricht oder im
Leben direkt und geradlinig als
«Potenzmittel» einsetzen liesse,
greift jedoch nachweisbar zu kurz.
Die Hälfte der angehenden
Musikerinnen und Musiker
berichten von Überlastungsschmerzen
und circa 80% aller
Orchestermusiker weisen
schmerzhafte Symptome auf, die
mit ihrem Beruf zusammenhängen.
So ist es nicht verwunderlich,
dass die Musiker-Medizin in den
letzten 20 Jahren ein zunehmend
grösseres Interesse erfahren hat.
S O E B E N E R S C H I E N E N
Mai 2004. 512 S CHF 48/EUR 32
Aus Anlass seines hundertjährigen
Bestehens veröffentlicht der
Schweizerische Israelitische
Gemeindebund einen Rückblick
und Ausblick auf die Vielfalt
jüdischen Lebens und Zusammenlebens
in der Schweiz.
Im Mittelpunkt des Buches stehen
Beiträge von Autorinnen und
Autoren, die unterschiedliche
Sichtweisen, Lebensbezüge und
Wahrnehmungen zum Judentum,
zur Schweiz, zu Schweizer Juden,
zu Israel, zu Europa und weiteren
Orten der Diaspora haben. Sie
bieten dem Leser, der Leserin
Wissen und Reflexionen an, und
sie versuchen, die Inhalte einer
breiteren Öffentlichkeit zu
vermitteln.
Institutionengeschichtliche
Aspekte des SIG sowie rechtliche,
demographische und politische
Themen finden ebenso ihre
Berücksichtigung wie das Schaffen
von Jüdinnen und Juden in der
Schweiz in den Bereichen Literatur,
Theater, Musik und bildende
Kunst.
VERLAG
CHRONOS Verlag
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Umschlagbilder: Konfirmation im
Kanton Bern, um 1927; jüdische Hochzeit
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Mai 2004.
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