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Frühling 2010

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<strong>Frühling</strong> <strong>2010</strong><br />

+ + + k u l t u r g e s c h i c h t e + + + z e i t g e s c h i c h t e + + + t e c h n i k -<br />

g e s c h i c h t e + + + s o z i a l - u n d w i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e + + +<br />

B i o g r a f i e n + + + l i t e r a t u r w i s s e n s c h a f t + + + m u s i k - u n d<br />

t h e a t e r w i s s e n s c h a f t + + + p h i l o s o p h i e + + +<br />

1985–<strong>2010</strong> +++ 25 Jahre Bücher zur zeit +++<br />

CHRONOS Verlag<br />

Eisengasse 9 • CH-8008 Zürich<br />

Tel. + 41 / 044 / 265 43 43<br />

Fax + 41 / 044 / 265 43 44<br />

info@chronos-verlag.ch<br />

www.chronos-verlag.ch


Aus der Scheidungschronik<br />

Hugo Fischer, Sonntag 1. Juli 45<br />

Ich reise nach Weesen<br />

10 Uhr komme ich an, Martina führt<br />

mich ins Schlosshotel Mariahalden. Bis<br />

Mittag schwärmt mir Martina vor u. erklärt<br />

mir immer wieder, ein weiteres Zusammenleben<br />

mit mir – in Escholzmatt –<br />

beides ist gleich unerträglich – werde sie<br />

verrückt machen, komme nicht in Frage.<br />

Bei Karl werde sie gesund. Es gehe schon<br />

viel besser.<br />

Karl – Dr. Michel – ist etwas grösser<br />

wie ich – wie Martina bald erkennt –<br />

stramm, flott, stark vorstehende Backenknochen<br />

mit auffallender Behaarung. Er<br />

scheint mir ruhig, energisch, intelligent,<br />

es lässt sich gut mit ihm reden. Bleibt ruhig,<br />

wenn ich, bewusst, ziemlich scharf<br />

die Deutschen angreife.<br />

Er erzählt mir seine Lebensgeschichte<br />

– Dr. Jus. – Biologie. Reichsgesundheitsamt.<br />

Im Krieg Hauptmann im Generalstab,<br />

Spezialist für Russland u Ostvölker,<br />

wo er Anpflanzungsprobleme zu lösen<br />

hatte. Lang nebenbei Sportler, Sportlehrer<br />

– sagt er fast beschämt! Geschieden<br />

– Frau Künstlerin (Malerin). Sie wollte<br />

von je her 4 Kinder von ihm u habe sie.<br />

In Frieden geschieden.<br />

Verstehe sich auf Frauenherzen u. könne<br />

sich gut einfühlen, was bei Martina<br />

einzig heilend wirken könne. Die Frau<br />

habe nötig, dass man sich mit ihr abgebe,<br />

sonst werde sie eben krank. Milieu<br />

bedingt sei Martina unglücklich, bei ihm<br />

werde sie bald voll gesund, man sehe<br />

den Erfolg ja schon bis jetzt.<br />

Da offenbar zwischen Martina u mir<br />

unrettbar alles verloren sei, sieht er als<br />

einzige vernünftige Lösung die Scheidung<br />

in Frieden, zu der ich Hand bieten<br />

möge. Erst die Scheidung ermögliche<br />

ihm, sich so eingehend mit Martina<br />

abzugeben, dass sie vollständig gesund<br />

werde. Er wolle sie sobald mögl. heiraten,<br />

sie sei seine grosse Liebe, sein Typ –<br />

was Martina auch von ihm sagt.<br />

4.10.45<br />

Lieber Herr Doktor<br />

Martina hat im Augenblick nur den<br />

einen Wunsch nach einem Zuhause,<br />

irgendwo den müden Kopf hinlegen und<br />

an nichts mehr denken müssen einmal.<br />

Hier kann ihr das zurzeit leider nicht<br />

geboten werden wie in ihrem Elternhaus.<br />

Ausserdem habe ich den Eindruck,<br />

dass Martina sich zur letzten Klarheit<br />

am besten dort durchringt, wo sie die<br />

sittlichen Werte des Elternhauses und<br />

der Familie ganz nahe empfindet.<br />

Ich würdige Ihre Bedenken wegen eines<br />

Aufenthaltes von Martina in Escholzmatt<br />

vollauf. Ich glaube aber auch,<br />

dass gerade eine vorübergehende stille<br />

Rückkehr von Martina in ihr Elternhaus<br />

der ganzen Sache die sensationelle Note<br />

nimmt und sie für Schwätzer uninteressant<br />

macht. Martina ist jetzt so verinnerlicht,<br />

dass sie bestimmt bald ein ganz<br />

klarer ruhiger und reifer Mensch werden<br />

wird und selbst die richtige Endlösung<br />

erkennt.<br />

In Liebe und Sorge für Martina<br />

Ihnen stets verbunden<br />

Grüsst Sie<br />

Ihr K. Michel<br />

Tagebuch von Martina<br />

Geboren wurde Diana in der Klinik<br />

Hirslanden in Zürich. Dienstag den<br />

28. Mai 1946 abends 8h. Ich verbrachte<br />

10 sehr schöne Tage in der Klinik. Diana<br />

war gesund; Karl, der Vatti, kam mich<br />

jeden Tag besuchen. Er schenkte mir<br />

wundervolle Rosen und auch andere<br />

Blumen; er verwöhnte mich mit Früchten<br />

und allerhand. Am 9. Tag spazierten<br />

wir zusammen im Garten & am 10. Tag<br />

fuhr ich mit Diana nach Hause. Karl begleitete<br />

uns bis Thalwil. In Luzern holte<br />

mich Irene ab & mit dem Auto fuhren<br />

wir nach Hause. Vom 7. Juni 46–6. August<br />

46 pflegte ich die kl. Diana zu<br />

Hause. Wir waren fast immer im Garten.<br />

Ich ging ab & zu nach Zch., dann pflegte<br />

Irene Ackermann die Kleine oder meine<br />

Mamma. Ich hatte oft schwere Stunden<br />

betr. Zukunft und meine Mamma machte<br />

es mir auch nicht leicht. Aber ich war ja<br />

glücklich, die kl. Diana wenigstens bei<br />

mir zu wissen. Gott half mir & zeigte<br />

mir den einen wahren Weg, für immer.<br />

Ende Juni 46 lächelte Diana schon süss<br />

und wacker.<br />

Maria Becker:<br />

Die Frau Bucher hatte bei uns gewohnt,<br />

um sich um mein Baby zu kümmern.<br />

Und der Michel kam dazu. Die beiden<br />

hatten sich bei uns so richtig eingenistet.<br />

Robert Freitag, mein Mann, ging zu<br />

einem Freund, ihm war diese Person,<br />

dieser Michel, so widerwärtig und so<br />

zudringlich. Und leider Gottes liess Boby<br />

das Kind alleine bei denen.<br />

2


+ + + a u s d e n f u g e n g e r a t e n : d a s B e w e g t e l e B e n d e r m a r t i n a B u c h e r + + +<br />

Andrea Blunschi<br />

Andrea Blunschi<br />

Die Frau des Dorfarztes und der<br />

Wehrmachtoffizier<br />

EINE SpuRENSuCHE<br />

Die Frau des Dorfarztes<br />

und der Wehrmachtoffizier<br />

Eine Spurensuche<br />

3<br />

Es war die Hochzeit des Jahres, als Martina Bucher und<br />

Hugo Fischer 1938 in Escholzmatt im Entlebuch heirateten.<br />

Sie, die schönste Frau im Tal, aus gutem Haus. Er, der<br />

Dorfarzt, vielseitig gebildet, geschätzt und geachtet. Doch<br />

nach einigen Jahren glücklicher Ehe mit drei Kindern lebten<br />

sie sich auseinander. Im Sommer 1945 begegnete Martina<br />

dem Militärinternierten Karl Michel. Sie verliebten sich<br />

und verbrachten gemeinsam den Sommer in Weesen am<br />

Walensee. Er versprach ihr den Himmel auf Erden, wünschte<br />

sich ein Kind und riet ihr zur Scheidung.<br />

Die akribischen Aufzeichnungen von Hugo Fischer und<br />

Martinas Briefe geben einen sehr persönlichen Einblick<br />

in die Ereignisse von damals: die Chronologie einer<br />

Scheidung in all ihren Facetten. Im Dorf wird geredet. Man<br />

betrachtet Martina als krankhaft, die Einweisung in eine<br />

Anstalt wird erwogen.<br />

Karl Michel war kurz vor Kriegsende in die Schweiz<br />

geflüchtet. Als Hauptmann der deutschen Wehrmacht im Generalstab, zuständig<br />

für Fremde Heere Ost, wurde er von den Schweizer Behörden beschattet, vom<br />

Nachrichtendienst einvernommen. Er gab an, am Widerstand um Stauffenberg<br />

beteiligt gewesen zu sein, war Autor verschiedener Bücher und Artikel und bewegte<br />

sich im Umfeld der Moralischen Aufrüstung (MRA). Michel jonglierte sich durch viele<br />

behördliche Instanzen. In der Schweiz verkehrte er in der besten Gesellschaft von Zürich.<br />

Martina tauchte in seine Welt ein.<br />

1946 bringt sie in Zürich eine uneheliche Tochter zur Welt und kehrt ins Elternhaus<br />

zurück. Sie wird in ihrem Dorf geächtet. Die Vormundschaftsbehörde wird eingeschaltet,<br />

das Kind soll fremdplatziert werden. Martina flüchtet mit ihrem Baby ins Tessin, wo die<br />

Polizei sie aufspürt und ihr das Kind wegnimmt. Es wächst in einer Pflegefamilie auf.<br />

Der Kindsvater verlässt die Mutter und die Schweiz, wo er sporadisch, undurchsichtige<br />

Geschäfte treibend, auftaucht. Karl Michel hinterlässt eine abenteuerliche Spur eines<br />

Lebens mit vielen weissen Flecken.<br />

9 783034<br />

010016<br />

Mai <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 280 S., ca. 50 Abb.<br />

ca. CHF 36 / EUR 23<br />

ISBN 978-3-0340-1001-6<br />

Andrea Blunschi<br />

ist die Tochter des unehelichen<br />

Kindes von Martina Bucher. Ihre<br />

Grossmutter starb 2003, ohne<br />

aus ihrem früheren Leben erzählt<br />

zu haben. Sie hinterliess indes<br />

zahlreiche Fotografien, Briefe und<br />

ein Tagebuch. Von 2005 bis 2009<br />

führte Andrea Blunschi Interviews<br />

mit Verwandten und Bekannten,<br />

besuchte Archive in der Schweiz<br />

und in Deutschland. Ein reichhaltiger<br />

Quellenfundus entstand.<br />

Die Spurensuche verdichtete sich<br />

allmählich zu einer spannenden<br />

Geschichte, die mit vielen Originaltexten,<br />

Stimmen und Fotos<br />

aus verschiedenen Perspektiven<br />

erzählt wird.


9 783034 010023<br />

+ + + d a s l e B e n e i n e r m i n d e r h e i t i n B e d r o h l i c h e r z e i t + + +<br />

April <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 448 S., ca. 60 Abb.<br />

ca. CHF 48 / EUR 31<br />

Beiträge zur Geschichte<br />

und Kultur der Juden in der<br />

Schweiz. Schriftenreihe<br />

des Schweizerischen<br />

Israelitischen<br />

Gemeindebunds, Band 14<br />

ISBN 978-3-0340-1002-3<br />

nahm Judenfeindschaft auch in der<br />

re Formen an. Den Schweizer Juden<br />

lung in Erinnerung gerufen, nicht<br />

liche Flüchtlingspolitik der Schweiz<br />

alsozialismus. Die Kräfte mussten<br />

lossen werden. Gleichzeitig erhielt<br />

lauf. Ein eigener jüdischer Staat schien<br />

erhältnisse unausweichlich. Nach dem<br />

1933 flohen Tausende deutscher Jursten<br />

„Emigranten“ waren vorerst viele<br />

on 1938 führte dazu, dass das lokale<br />

elitischen Gemeinde Basel (IGB) vollsgebaut<br />

werden musste. Als nach 1945<br />

annt wurde, und die gemeinsame Bedifferenz<br />

und Abkehr vom Judentum.<br />

en aus. Eine weitere Herausforderung<br />

raels von 1948 dar.<br />

e Juden in Basel die Zeit von den<br />

er Jahre erlebten. Neben der Darstelnd<br />

politischen Rahmenbedingungen<br />

ndelnde Subjekte sichtbar gemacht.<br />

äsentanten der IGB, doch treten auch<br />

Akteure in den Vordergrund.<br />

ei Hauptteile: Im ersten Teil werden<br />

denfeindschaft dargestellt und die<br />

lchen das Basler Abwehrkomitee der<br />

gegnete. Der zweite Teil widmet sich<br />

Jugendbewegung und beleuchtet den<br />

schichte der jüdischen Jugendbewegung<br />

s anhin wenig beachtet. Im letzten Kapi-<br />

Bewegte Zeiten<br />

Noëmi Sibold<br />

Noëmi Sibold<br />

«Bewegte Zeiten»<br />

ZuR GESCHICHTE DER JuDEN IN BASEL,<br />

1930ER BIS 1950ER JAHRE<br />

Zu Beginn der 1930er Jahre nahm Judenfeindschaft auch<br />

in der Schweiz immer bedrohlichere Formen an. Den<br />

Noëmi Sibold<br />

Schweizer Juden wurde die eigene Sonderstellung in Erinnerung<br />

gerufen, nicht zuletzt durch die judenfeindliche<br />

Bewegte<br />

Flüchtlingspolitik der Schweiz während der Zeit des Natio-<br />

Zeiten<br />

nalsozialismus. Die Kräfte mussten gebündelt, die Reihen<br />

geschlossen werden. Gleichzeitig erhielt der Zionismus<br />

stärkeren Zulauf. Ein eigener jüdischer Staat schien angesichts<br />

der feindlichen Verhältnisse unausweichlich. Nach<br />

dem Machtantritt Hitlers im Jahre 1933 flohen Tausende<br />

deutscher Juden nach Basel.<br />

Zur Geschichte der Juden<br />

in Basel, 1930er bis 1950er<br />

Unter den ersten «Emigranten» waren viele Studenten. Die<br />

Jahre<br />

Fluchtwelle von 1938 führte dazu, dass das lokale Flüchtlingshilfswerk<br />

der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB)<br />

vollständig reorganisiert und ausgebaut werden musste. Als<br />

nach 1945 das Ausmass der Schoah bekannt wurde und die<br />

gemeinsame Bedrohung wegfiel, drohten Indifferenz und<br />

S c h r i f t e N r e i h e d e S S i g<br />

Abkehr vom Judentum. Konflikte brachen wieder offen aus.<br />

Eine weitere Herausforderung stellte die Staatsgründung<br />

Israels von 1948 dar.<br />

Das Buch untersucht, wie die Juden in Basel die Zeit von den späten 1920er Jahren bis in<br />

die 1950er Jahre erlebten. Neben der Darstellung der gesellschaftlichen und politischen<br />

Rahmenbedingungen werden die Menschen als handelnde Subjekte sichtbar gemacht. Im<br />

Zentrum stehen die Repräsentanten der IGB, doch treten auch andere Vereine und einzelne<br />

Akteure in den Vordergrund.<br />

Die Studie gliedert sich in drei Hauptteile: Im ersten Teil werden verschiedene Formen von<br />

Judenfeindschaft dargestellt und die Strategien aufgezeigt, mit welchen das Basler Abwehrkomitee<br />

der zunehmenden Bedrohung begegnete. Der zweite Teil widmet sich dem Thema<br />

Zionismus und Jugendbewegung und beleuchtet den Generationenwandel. Die Geschichte<br />

der jüdischen Jugendbewegung wurde von der Forschung bis anhin wenig beachtet. Im<br />

letzten Kapitel, Studenten, Emigranten und Flüchtlinge, fällt der Blick zuerst auf das<br />

Verhältnis der Universität Basel zu ihren jüdischen Studierenden. Anschliessend werden<br />

die Bedingungen für die lokale Flüchtlingshilfe sowie der streng reglementierte Alltag der<br />

Flüchtlinge zwischen Massenlager und Arbeitsdienst beschrieben.<br />

4


+ + + k a f f e e h a u s - g e s c h i c h t e n : e r i n n e r t e s u n d e r d a c h t e s + + +<br />

Roger Reiss<br />

Nicht immer leicht, a Jid zu sein<br />

GESCHICHTEN AuS DEM JüDISCHEN GENF<br />

In 26 Geschichten vermittelt der Autor ungewöhnliche<br />

Roger Reiss<br />

Einblicke in die vielfältige jüdische Szene Genfs der Gegenwart<br />

– eine Mischung von Erinnertem und Erhofftem,<br />

Nicht immer leicht,<br />

von Erdachtem und historischer Realität. Mit einer prise<br />

a Jid zu sein<br />

Humor werden die unterschiedlichsten Charaktere ge-<br />

Geschichten aus dem jüdischen Genf zeichnet und nichtalltägliche Begebenheiten erzählt, die<br />

alle ein Stück Jüdischkeit darstellen.<br />

Zentraler Schauplatz ist das Café «Moule à Gâteau» im Quartier<br />

Champel in Genf. Zu seinen Stammgästen zählen aktive<br />

Bauunternehmer, ehemalige Diamantenhändler, Pensionäre<br />

aus fernen Ländern, gestrandete Desperados, ungenierte<br />

Tagediebe, versierte Kunsthändler, unduldsame Kunstkritiker,<br />

Überlebende von NS­Verbrechen, israelische Möchtegerngeneräle<br />

und Schlangenliebhaber wider Willen. Sie alle<br />

werden liebevoll­maliziös porträtiert. Der Autor führt mit<br />

seinen scharfen Beobachtungen den Leser aber auch durch<br />

den Flohmarkt in Plainpalais, wo er im Gewimmel der Dinge<br />

aufgelöster Haushalte nach Judaika Ausschau hält und sie<br />

aufkauft, um die gebrauchten Gebetsbücher nach jüdischen<br />

Gepflogenheiten im Friedhof von Veyrier zu begraben. Er<br />

schildert, weshalb es unmöglich sein kann, beim Koschermetzger koscheres Fleisch, beim<br />

jüdischen Fischhändler Karpfen zu kaufen. Und wie es – der aschkenasischen Minderheit<br />

angehörend – nicht immer einfach ist, in der sephardischen Mehrheit zu bestehen.<br />

Aus dem Inhalt<br />

Was ist ein Judentum ohne Gott?<br />

Der Tod lauert um die Ecke<br />

Auf der Suche nach der heimischen<br />

Küche<br />

Finkelsteins Opfer<br />

Hadzis, der letzte Hühner-Schochet<br />

Moïses Liste<br />

5<br />

Der zehnte Mann<br />

Yitziks Schubkarren<br />

Himmler in Rom<br />

Verborgene Räume<br />

Die gerettete Jüdischkeit<br />

Das unruhige Leben der Dinge<br />

Im Schatten der Zerwürfnisse<br />

Die glücklichen Karpfen vom Lac<br />

Léman<br />

Das Ende der Kunst<br />

Das schwarze Schaf<br />

Der Sandkastengeneral<br />

Blumenstaub in Auschwitz<br />

9 783034<br />

010030<br />

März <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 130 S., ca. 10 Abb.<br />

ca. CHF 28 / EUR 18<br />

ISBN 978-3-0340-1003-0<br />

Roger Reiss<br />

versteht sich als teilnehmender<br />

Beobachter: nicht wirklich zugehörig,<br />

doch auch nicht völlig entfremdet,<br />

als jemand, der mit einem<br />

Bein in der Synagoge steht und<br />

mit dem anderen in der Schreibstube,<br />

der das Innere bewohnt und<br />

gleichzeitig von draußen zuschaut.<br />

Der Autor ist mindestens ebenso<br />

sehr in diesem Buch wie hinter<br />

ihm zu finden. Er ist in Zürich aufgewachsen<br />

und hat dort Ökonomie<br />

studiert. Seit Anfang der 1970er<br />

Jahre lebt er in Genf. Er ist pensionierter<br />

Banker und Künstler.


9 783034 009966<br />

+ + + t e x t e a l s i r r i t a t i o n + + +<br />

Februar <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 160 S., ca. 12 Abb.<br />

ca. CHF 20 / EUR 12.90 (D) /<br />

EUR 13.30 (A)<br />

Beide Seiten. Autoren<br />

und Wissenschaftler im<br />

Gespräch, Band 1<br />

Herausgegeben vom<br />

Schweizerischen<br />

Literaturarchiv<br />

ISBN 978-3-0340-0996-6<br />

Auslieferung für<br />

Deutschland durch den<br />

Wallstein Verlag<br />

ISBN 978-3-8353-0624-0<br />

Irmgard M. Wirtz<br />

geb. 1960, Studium der Germanistik<br />

und Geschichte in Bern,<br />

Lehrbeauftragte in Bern und<br />

Wien, seit 2006 Leiterin des<br />

Schweizerischen Literaturarchivs<br />

der Nationalbibliothek.<br />

Habilitierte sich 2007 mit der<br />

Publikation «Affekt und Erzählung.<br />

Zur ethischen Fundierung<br />

des Barockromans nach 1650».<br />

Veröffentlichungen unter anderen:<br />

«Joseph Roths Fiktionen<br />

des Faktischen» (1997)<br />

Irmgard Wirtz (Hg.)<br />

Kafka verschrieben<br />

I. Teil: Wissenschaftler lesen Kafka<br />

Alexander Honold: Exotische Verhandlungen.<br />

Fremdkörper in Kafkas<br />

«Process»<br />

Peter Utz: Kafkas «Process» im vielfachen<br />

französischen «Wortlaut»<br />

Thomas Borgstedt: Kafkas kubistisches<br />

Erzählen. Multiperspektive und<br />

Intertextualität in «Ein Landarzt»<br />

Andreas B. Kilcher: Kafkas Proteus.<br />

Verhandlungen mit Odradek<br />

Bettina Spoerri: Noch (nicht) schreiben:<br />

Prekäre Kreation und Schreibanfänge<br />

in Kafkas Tagebüchern<br />

Ulrich Weber: Kafka – Dürrenmatt:<br />

Angst vor dem Einfluss?<br />

Irmgard M. Wirtz: Canetti contra<br />

Kafka: Die Topoi der Macht, die<br />

Rhetorik der Ermächtigung und ihre<br />

Wirkung auf die Kafka-Biographik<br />

SLA_Krimi_RZ_5korr:0 06.11.2009 15:35 Uhr Seite 1<br />

«Jemandem etwas verschreiben», ein Rezept ausstellen,<br />

das können Ärzte, aber auch Texte und Leser. Der Titel<br />

Der Kriminalroman hat als Genre mit relativ starren<br />

«Kafka verschrieben» bezieht sich erzählerischen zunächst Normen die Autoren auf des Franz 20. Jahr hun der ts<br />

immer wieder herausgefordert. Friedrich Glauser<br />

(1896-1938) war Zeitgenosse Simenons und ein Pionier<br />

Kafkas eigene Schreibprozesse, des seine deutschsprachigen Korrekturen, Kriminalromans. Friedrich aber<br />

Dürrenmatt (1921-1990) und Patricia Highsmith (1921auch<br />

auf die Hingabe anderer an 1995) diesen trugen ab Beginn Autor der 1950er-Jahre – Literatur­<br />

entscheidend<br />

zur Öffnung des Genres und zu seiner literarischen<br />

Anerkennung bei. Von Glausers Spiegelung totalitären<br />

wissenschaftler und Autoren, mitunter Denkens der 1930er-Jahre in Personalunion.<br />

in der psychiatrischen<br />

Klinik (Matto regiert) über Highsmiths Tom Ripley als<br />

Perso ni fikation der Abgründe des American Dream bis<br />

Ob und in welchem Sinne Kafkas zur Dar Texte stellung des zu latenten Rezepturen Rassismus in unserer für<br />

Gesell schaft bei Hansjörg Schneider (*1938) spielt der<br />

Kriminal roman eine wichtige Rolle als Seismograph<br />

die Literatur und die Literaturwissenschaft der Mentalitäten. der Gegenwart<br />

geworden sind, das demonstrieren Mit Beiträgen die von Beiträge Elisabeth Bronfen, Jochen des Vogt, vorlie­<br />

Hubert Thüring, Elio Pellin, Peter Gasser, Peter Rusterholz<br />

und Ulrich Weber.<br />

genden Bandes.<br />

Die hohe Irritationskraft, die Kafkas Texte für Autoren,<br />

Wissenschaftler und Künstler haben, zeigt sich in den<br />

Collagen des Künstlers Pavel Schmidt, aus dessen Kafka­<br />

Zyklus Bilder in diesem Band abgedruckt sind.<br />

Das Schweizerische Literaturarchiv bei<br />

Wallstein und Chronos:<br />

Sommerakademie Centre Dürrenmatt Neuchâtel:<br />

Expertinnen und Experten stellen Schweizer Literatur<br />

in einem internationalen Kontext zur Diskussion.<br />

Manuskripte und andere Archivalien finden in den<br />

eingängig formulierten Beiträgen besondere<br />

Berücksichtigung.<br />

Beide Seiten. Autoren und Wissenschaftler im Gespräch:<br />

Forschende, die sich über Manuskripte in Archiven<br />

beugen und literarische Texte analysieren, begegnen<br />

Autorinnen und Autoren.<br />

Bd. 1: Kafka verschrieben (Frühjahr <strong>2010</strong>)<br />

II. Teil: Autoren schreiben nach Kafka<br />

Felix Philipp Ingold: Standbein und<br />

Schreibarm. Literarische Praxis nach<br />

Kafka, heute erprobt<br />

Jürg Amann: Das Problem der Berufung,<br />

nach Kafka<br />

Klaus Hoffer: Kafka kocht auf. Zur Prosa<br />

von Lydia Davis. Darin:<br />

Lydia Davis: Fast keine Erinnerung<br />

(Auszüge)<br />

III. Teil: pavel Schmidts Kafka-Zyklus<br />

Rudolf Probst: Pavel Schmidts Kafka-<br />

Zyklus<br />

Pavel Schmidt: f. k.<br />

Wallstein Chronos<br />

6<br />

1<br />

»Es gibt kein größeres Verbrechen als die Unschuld«<br />

WALLSTEIN


1<br />

Sommerakademie Centre Dürrenmatt Neuchâtel Hg. vom Schweizerischen Literaturarchiv<br />

+ + + d e r k r i m i n a l r o m a n a l s s e i s m o g r a f d e r m e n t a l i t ä t e n + + +<br />

Peter Gasser, Elio Pellin und Ulrich Weber (Hg.)<br />

«Es gibt kein größeres<br />

Verbrechen als die unschuld»<br />

Zu DEN KRIMINALROMANEN VON GLAuSER, DüRRENMATT,<br />

HIGHSMITH uND SCHNEIDER<br />

»Es gibt<br />

kein größeres<br />

Verbrechen<br />

als die<br />

Unschuld«<br />

Zu den Kriminalromanen von<br />

Glauser, Dürrenmatt,<br />

Highsmith und Schneider<br />

7<br />

WALLSTEIN<br />

Herausgegeben von<br />

Peter Gasser, Elio Pellin<br />

und Ulrich Weber<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Hubert Thüring: Die Erfahrung der<br />

Psychiatrie. Friedrich Glausers «Matto<br />

regiert»<br />

Elio Pellin: «Matto regiert». Eine Figur<br />

emanzipiert sich vom literarischen<br />

Text<br />

Peter Gasser: «… unsere Kunst setzt<br />

sich aus etwas Mathematik zusammen<br />

und aus sehr viel Phantasie.»<br />

Zu Friedrich Dürrenmatts Kriminalromanen<br />

Peter Rusterholz: Die Öffnung der<br />

Grenzen im Deutschschweizer<br />

Kriminalroman. Hansjörg Schneiders<br />

«Hunkeler macht Sachen»<br />

Jochen Vogt: Eine ununterbrochene<br />

Erschütterung aller Zustände. Über<br />

die Erzählerin Patricia Highsmith<br />

Das Genre des Kriminalromans hat mit relativ starren erzählerischen<br />

Normen die Autoren des 20. Jahrhunderts immer<br />

wieder herausgefordert. Die Beiträger untersuchen den<br />

Kriminalroman als Seismografen der Mentalitäten am Beispiel<br />

von drei Schriftstellergenerationen: Friedrich Glauser<br />

(1896–1938) war Zeitgenosse Simenons und ein Pionier des<br />

deutschsprachigen Kriminalromans. Friedrich Dürrenmatt<br />

(1921–1990) und Patricia Highsmith (1921–1995) trugen<br />

ab Beginn der 1950er­Jahre entscheidend zur Öffnung des<br />

Genres und zu seiner literarischen Anerkennung bei. Ein<br />

besonderes Augenmerk der Sommerakademie gilt, hier am<br />

Beispiel von Highsmith, auch den Manuskripten und der<br />

Friedrich Glauser wurde am 4. Februar 1896 in<br />

Wien geboren. Sein kurzes, rastloses Leben war<br />

geprägt von Erziehungs heimen, Gefängnissen,<br />

psychia trischen Kliniken und langjähriger Drogen -<br />

sucht, er starb 1938 in der Nähe von Genua.<br />

Verfasser von Kurzprosa und Pionier des deutschsprachigen<br />

Kriminalromans. Seine Erfahrungen<br />

mit der Psy chia trie hat er im Kriminalroman Matto<br />

regiert ver arbeitet.<br />

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen<br />

(Schweiz) geboren, er starb 1990 in Neuchâtel<br />

(Schweiz). Seine größten Erfolge feierte er mit<br />

den Tragikomödien Der Besuch der alten Dame und<br />

Die Physiker; seine Kriminalromane (Der Richter<br />

und sein Henker, Der Verdacht, Das Versprechen,<br />

Justiz) sind mehr als nur Schulpflichtstoff für ein<br />

junges Lesepublikum.<br />

Patricia Highsmith, geboren 1921 in Fort Worth<br />

(Texas), verbrachte die zweite Hälfte ihres Lebens<br />

in verschiedenen Ländern Europas, wo sie mehr<br />

Erfolg hatte als in ihrem Heimatland. Sie starb 1990<br />

in Locarno (Schweiz). Bekannt als Krimiautorin<br />

insbesondere für Zwei Fremde im Zug und die Reihe<br />

der Ripley-Romane und deren Verfilmungen u.a.<br />

durch Alfred Hitchcock, Wim Wenders und Anthony<br />

Minghella.<br />

Textgenese.<br />

Hansjörg Schneider wurde 1938 in Aarau (Schweiz)<br />

geboren und lebt in Basel. Bekannt geworden<br />

als Dramatiker (Sennetuntschi, Der Erfinder u.a.)<br />

und Erzähler, hat Schneider seit 1993 sieben<br />

Kriminalromane um den Basler Kommissär Hunkeler<br />

publiziert, zuletzt Hunkeler und die goldene Hand<br />

(2008).<br />

Elisabeth Bronfen: Ripley’s European<br />

Dream<br />

Ulrich Weber: Textgenese als Stilbildung.<br />

Patricia Highsmiths Roman<br />

«The Price of Salt» («Salz und sein<br />

Preis»)<br />

9 783034<br />

009959<br />

Dezember 2009<br />

Br. 144 S., 6 Abb., 1 farbige<br />

Faltkarte<br />

CHF 23.80 / EUR 14.90 (D) /<br />

EUR 13.30 (A)<br />

Sommerakademie Centre<br />

Dürrenmatt Neuchâtel,<br />

Band 1<br />

Herausgegeben vom<br />

Schweizerischen<br />

Literaturarchiv<br />

ISBN 978-3-0340-0995-9<br />

Auslieferung für<br />

Deutschland durch den<br />

Wallstein Verlag<br />

ISBN 978-3-8353-0609-7<br />

Die Herausgeber<br />

Peter Gasser, geb.1951, Professeur<br />

associé an der Universität<br />

Neuenburg für deutschsprachige<br />

Literatur der Schweiz.<br />

Mitherausgeber «Jeremias Gotthelf.<br />

Interdisziplinäre Zugänge zu<br />

seinem Werk» (2009).<br />

Elio Pellin, geb. 1968, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der<br />

Aargauer Kantonsbibliothek und<br />

Projektleiter der Sommerakademie<br />

Schweizer Literatur im<br />

Centre Dürrenmatt Neuchâtel.<br />

Veröffentlichungen: «‹Mit dampfendem<br />

Leib› Sportliche Körper<br />

bei Ludwig Hohl, Annemarie<br />

Schwarzenbach, Walther Kauer<br />

und Lorenz Lotmar» (2008).<br />

Mitherausgeber der Neuedition<br />

von Hans Boeschs Ingenieurs-<br />

Trilogie: Das Gerüst − Die Fliegenfalle<br />

− Der Kiosk (2007).<br />

Ulrich Weber, geb. 1961, seit<br />

1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Schweizerischen<br />

Literaturarchiv in Bern, u.a.<br />

verantwortlich für die Nachlässe<br />

von Dürrenmatt und Highsmith,<br />

und seit 2000 auch im Centre<br />

Dürrenmatt Neuchâtel. Mitorganisator<br />

der Sommerakademie<br />

Schweizer Literatur. Veröffentlichungen:<br />

«Friedrich Dürrenmatt<br />

oder Von der Lust, die Welt<br />

nochmals zu erdenken» (2006);<br />

«Dürrenmatts Spätwerk: Die<br />

Entstehung aus der Mitmacher-<br />

Krise» (2007).


9 783034 010061<br />

+ + + d e r m a t h e m a t i k e r u n d d i e p h i l o s o p h i e + + +<br />

April <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 400 S.,<br />

ca. CHF 58 / EUR 38<br />

Legierungen, Band 8<br />

ISBN 978-3-0340-1006-1<br />

Norman Sieroka<br />

geb. 1974, studierte Philosophie,<br />

Physik und Mathematik in Heidelberg<br />

und Cambridge. Er ist promovierter<br />

Physiker und Philosoph<br />

und arbeitet als Assistent für<br />

Wissenschaftsphilosophie an der<br />

er der bedeutendsten Mathematiker und<br />

genen Jahrhunderts. Seine Arbeiten sind in<br />

en philosophischen Überlegungen inspiriert<br />

matische Debatte um Intuitionismus und Forr<br />

Auseinandersetzung zwischen Husserlscher<br />

Konstruktivismus, Koordinatensysteme been<br />

der Ich-Vernichtung» und über den Begriff<br />

n auf Meister Eckhart und Nikolaus von Kues)<br />

eologie und Mathematik auf. Den Umgang des<br />

rsucht er mit Heideggerschen Begriffen, und<br />

einer Relativitätstheorie und Quantenmechaaterietheorie<br />

zurück, die er – in Anlehnung<br />

eine historische Dialektik des neuzeitlichen<br />

ETH Zürich.<br />

ucht.<br />

ch die Zusammenhänge und Einheitlichkeit<br />

b es um Mathematik, Physik, Subjektivität<br />

riiert Weyl einen Begriff der Aktivität, der<br />

rm von Umgebung bezieht. Eine Person konr<br />

Handeln, in gesellschaftlichen Umgebungen;<br />

en in einer raumzeitlichen Umgebung hervor;<br />

Analogien, die Weyls Überlegungen auszeich-<br />

ion durch die historische Betrachtung von<br />

bung, vor allem des intensiven Wechsel-<br />

Fritz Medicus (1876-1956). – Damit ist der<br />

lich, sondern auch methodisch zentral für eine<br />

he und philosophisch-systematische Relevanz<br />

r Anschlüsse der Positionen von Weyl und<br />

n bietet.<br />

Umgebungen Norman Sieroka<br />

Legierungen 8<br />

Norman Sieroka<br />

Norman Sieroka<br />

umgebungen<br />

SyMBOLISCHER KONSTRuKTIVISMuS IM ANSCHLuSS AN HERMANN<br />

WEyL uND FRITZ MEDICuS<br />

Umgebungen<br />

Symbolischer Konstruktivismus<br />

im Anschluss an<br />

Hermann Weyl und Fritz Medicus<br />

Hermann Weyl (1885–1955) ist einer der bedeutendsten<br />

In diesem Werk verfolgt der bekannte amerikanische Philosoph und Filmtheoretiker<br />

Stanley Cavell seine hermeneutische Auseinandersetzung mit der Tradi-<br />

Mathematiker und theoretischen tion des «moralischen Perfektionismus» physiker über alle Grenzen des der akademischen vergange-<br />

Disziplinen und Genres hinweg: Eine philosophische Tradition, die auf Platon<br />

nen Jahrhunderts. Seine zurückgeht, Arbeiten aber auch die Klassiker sind der modernen in Philosophie auffälliger einschließt, wird Weise<br />

mit Gesichtspunkten der Psychoanalyse, der Literatur und einer Tradition der<br />

populären Filmkunst konfrontiert, in der das, was bei Platon als Problem der<br />

von umfassenderen philosophischen überlegungen inspi-<br />

politischen Gemeinschaft erscheint, in komödiantischer und melodramatischer<br />

Gestalt als Problem der ehelichen Gemeinschaft angesprochen wird.<br />

riert und durchdrungen. «Moralischer Perfektionismus» bedeutet für Cavell nicht, die wirklichen Gegebenheiten<br />

im Lichte eines abstrakten Ideals zu verurteilen, sondern umgekehrt<br />

einen konventionellen Moralismus zu überwinden, der durch eine abstrakte<br />

Die innermathematische Debatte um Intuitionismus und<br />

Sicht des Guten bedingt ist. Der «moralische Perfektionist» im Sinne Cavells ist<br />

auf dem Weg nach der Stadt der Worte, nach einer wirklichen Gemeinschaft des<br />

Formalismus versteht Gesprächs. er entlang Das verlangt die Bereitschaft, einer eine Auseinandersetzung<br />

eigene Stimme zu entwickeln,<br />

nicht übereinzustimmen. Gerade an diesem Punkt erweisen sich die klassischen<br />

Traktate der Philosophie – Cavell zitiert Aristoteles zur Freundschaft, Milton zur<br />

zwischen husserlscher Phänomenologie und fichteschem<br />

Ehe und Nietzsche zur Rolle des bewunderten Genies – als zwar inspirierend,<br />

aber unzureichend, weil sie nur verallgemeinernd abhandeln, was einer Analyse<br />

Konstruktivismus, Koordinatensysteme von Einzelfällen bedarf. Das perfektionistische beschreibt Ziel, sich aus der platonischen er als<br />

Höhle des Gefangenseins in falschen Vorstellungen zu befreien, kann erst in<br />

«notwendige Residuen Relation der zu der jeweils Ich­Vernichtung» besonderen Art von Unbewusstheit und Gefangenschaft, über den<br />

von der eine bestimmte Person betroffen ist, genauere Gestalt annehmen.<br />

Die philosophische Herangehensweise bedarf daher der Ergänzung durch die<br />

Begriff des Unendlichen Psychoanalyse; (und am anschaulichsten mit Verweisen aber sieht Cavell diese auf Problematik Meister in den<br />

Ehekonflikten eines Genres von Hollywood-Komödien vorgeführt, das er als Wie-<br />

Eckhart und Nikolaus derverheiratungskomödien von Kues) bezeichnet zeigt und er als eine Verbindungen<br />

Auseinandersetzung mit den<br />

Bedingungen nicht nur des moralischen, sondern auch des politischen Lebens<br />

deutet. Der Band bietet neben Werkinterpretationen von Freud, Shakespeare,<br />

zwischen Theologie Ibsen, und Shaw Mathematik und Henry James nicht nur eine auf. Einführung Den zu Klassikern Umgang der Philo- des<br />

sophie von Platon über Aristoteles, Locke, Kant, Emerson, Nietzsche zu Mill und<br />

Mathematikers mit Symbolen Rawls, sondern auch einen untersucht neuen, höchst vergnüglichen er mit Zugang zu heidegger­<br />

Klassikern<br />

der Filmgeschichte wie It Happened one Night, The Philadelphia Story, Adam`s<br />

Rib, Gaslight, Mr. Deeds Goes to Town, Now, Voyager, Stella Dallas, The Lady Eve,<br />

schen Begriffen, und im Zuge der Etablierung von Allgemei­<br />

His Girl Friday, The Awful Truth und Ein Wintermärchen (Rohmer).<br />

ner Relativitätstheorie und Quantenmechanik greift er auf<br />

eine leibnizsche Materietheorie zurück, die er – in Anleh­<br />

Legierungen 7<br />

nung an den Deutschen herausgegeben Idealismus von Michael Hampe – in eine historische<br />

Dialektik des neuzeitlichen Materiebegriffs zu integrieren<br />

versucht.<br />

Norman Sieroka zeigt in seinem Buch die Zusammenhänge und die Einheitlichkeit all dieser<br />

Überlegungen auf. Egal ob es um Mathematik, Physik, Subjektivität oder Symboltheorie<br />

geht, immer variiert Weyl einen Begriff der Aktivität, der sich jeweils auf eine bestimmte<br />

Form von Umgebung bezieht. Eine Person konstituiert sich über ihre Aktivität, ihr Handeln,<br />

in gesellschaftlichen Umgebungen; Materie ruft physikalische Wirkungen in einer<br />

raumzeitlichen Umgebung hervor; usw. Es sind hier die strukturellen Analogien, die Weyls<br />

Überlegungen auszeichnen und verbinden.<br />

Ermöglicht wird diese Rekonstruktion durch die historische Betrachtung von Weyls eigener<br />

akademischer Umgebung, vor allem des intensiven Wechselverhältnisses mit dem Philosophen<br />

Fritz Medicus (1876–1956). Damit ist der Umgebungsbegriff nicht nur inhaltlich,<br />

sondern auch methodisch zentral für eine Arbeit, die wissenschaftshistorische und philosophisch­systematische<br />

Relevanz beansprucht und die immer wieder Anschlüsse der Positionen<br />

von Weyl und Medicus an gegenwärtige Debatten bietet.<br />

8<br />

Cities of Words Stanley Cavell


+ + + d a s m o r a l i s c h e l e B e n i n p h i l o s o p h i e , f i l m u n d l i t e r a t u r + + +<br />

Legierungen 7<br />

Stanley Cavell<br />

Stanley Cavell<br />

Cities of Words<br />

EIN REGISTER DES MORALISCHEN LEBENS<br />

IN pHILOSOpHIE, FILM uND LITERATuR<br />

AuS DEM AMERIKANISCHEN ENGLISCH üBERSETZT uND EINGELEITET<br />

VON MARIA-SIByLLA LOTTER<br />

9<br />

In diesem Buch, das die Grenzen zwischen philosophie<br />

und Filmkunst sprengt, untersucht der bekannte amerika-<br />

nische philosoph und Filmtheoretiker Stanley Cavell die<br />

Cities of Words<br />

Bedingungen, wie Gemeinschaften, Städte der Worte, sich<br />

entwickeln, aber auch stillstehen und verfallen können.<br />

Ein Register des moralischen Lebens<br />

Dabei bringt er selbst intellektuelle und künstlerische<br />

in Philosophie, Film und Literatur<br />

Traditionen miteinander ins Gespräch, die sich aus alter<br />

Gewohnheit und Misstrauen wenig zu sagen haben, wie<br />

die Schwergewichte der philosophie von platon bis zur<br />

Gegenwart und die (vermeintlichen) Leichtgewichte des<br />

Hollywood-Kinos wie die Komödien Frank Capras.<br />

Es zeigt sich, dass die filmischen Mittel, mit denen die<br />

Filmkomödien und Melodramen der dreissiger und vierziger<br />

Jahre Schwierigkeiten und Illusionen ehelicher Gemeinschaft<br />

darstellen, Erstaunliches zu den Gesichtspunkten<br />

beitragen können, unter denen Platon und Locke die<br />

Bedingungen und Bedrohungen der politischen Gemeinschaft<br />

untersuchen, aber auch zu Nietzsches und Emersons<br />

Diagnosen des Konformismus in der Kultur. Mitbestimmung<br />

in der politischen Gemeinschaft verlangt ebenso wie<br />

in Freundschaft und Ehe danach, eine eigene Stimme zu entwickeln; eine Problematik,<br />

die, wie Cavell zeigt, als Dauerthema die vermeintlich oberflächlichen Screwball­Comedies<br />

durchzieht. Der Band bietet neben Werkinterpretationen von Freud, Shakespeare, Ibsen,<br />

Shaw und Henry James nicht nur eine Einführung zu Klassikern der Philosophie von Platon<br />

über Aristoteles, Locke, Kant, Emerson, Nietzsche zu Mill und Rawls, sondern auch einen<br />

neuen, höchst vergnüglichen Zugang zu Klassikern der Filmgeschichte wie «It Happened<br />

one Night» (Es geschah in einer Nacht), «The Philadelphia Story» (Die Nacht vor der Hochzeit),<br />

«Adam`s Rib», «Gaslight» (Das Haus der Lady Alquist), «Mr. Deeds Goes to Town»<br />

(Mr. Deeds geht in die Stadt), «Now», «Voyager», «Stella Dallas», «The Lady Eve» (Die<br />

Falschspielerin), «His Girl Friday» (Sein Mädchen für besondere Fälle), «The Awful Truth»<br />

und «Ein Wintermärchen» (Rohmer).<br />

9 783034<br />

010009<br />

März <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 540 S.<br />

ca. CHF 68 / EUR 44<br />

Legierungen, Band 7<br />

ISBN 978-3-0340-1000-9<br />

Stanley Cavell<br />

Stanley Cavell, geboren 1926, gilt<br />

als einer der interessantesten<br />

Philosophen Amerikas. Er war<br />

von 1963–1997 Professor für<br />

Ästhetik und allgemeine Werttheorie<br />

an der Harvard University<br />

und Präsident der American<br />

Philosophical Association. Er ist<br />

Ehrendoktor der Hebrew University,<br />

Jerusalem sowie der Universität<br />

Strasbourg.<br />

Sein Buch «Der Anspruch der<br />

Vernunft» (The Claim of Reason,<br />

1979) gehört zu den grossen<br />

philosophischen Büchern des<br />

20. Jahrhunderts. Weitere zentrale<br />

Werke: «Must We Mean<br />

What We Say?» (1969), «Philosophical<br />

Passages: Wittgenstein,<br />

Emerson, Austin, Derrida» (1995),<br />

«Contesting Tears: The Hollywood<br />

Drama of the Unknown Woman»<br />

(1996).


9 783034 010078<br />

+ + + c h e m i e u n d u m w e l t – e i n k o n f l i k t u ö s e s v e r h ä l t n i s + + +<br />

März <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 120 S., ca. 10 Abb.<br />

ca. CHF 20 / EUR 12.90<br />

ISBN 978-3-0340-1007-8<br />

Martin Forter<br />

Dr. phil., arbeitet als selbstständiger<br />

Geograf und Altlastenexperte<br />

in Basel. In zahlreichen<br />

Studien, Expertisen und<br />

Gutachten beschäftigt er sich<br />

seit zwanzig Jahren mit dem<br />

Umweltverhalten der Basler<br />

Chemie- und Pharmakonzerne.<br />

Im Chronos-Verlag veröffentlichte<br />

er 2000 das Standardwerk<br />

«Farbenspiel. Ein Jahrhundert<br />

Umweltnutzung durch die Basler<br />

chemische Industrie».<br />

mber 1986 geht bei Sandoz in<br />

erhalle mit 1’351 Tonnen Chemi-<br />

- und Lautsprecherdurchsagen<br />

Hause zu bleiben. Dann heulen<br />

r vergiftet den Rhein. Tausende<br />

izerhalle» gilt als Wendepunkt im<br />

aren der Basler chemischen Indurter<br />

zeigt, dass die Chemie auch<br />

ltstrategie nur ändert, wenn<br />

u zwingt. Wo dieser fehlt, agiert<br />

ie sie will. So auch beim Brandhalbpatzig<br />

auf. Damit hinterlässt<br />

ponie, die zusätzlich zu den<br />

artis, Roche & Co. das Trinkwaschen<br />

gefährdet. Wie die Chemie<br />

t, belegt Forter auch mit einem<br />

e Dokumente der Industrie.<br />

Falsches Spiel Martin Forter<br />

Martin Forter<br />

Falsches<br />

Spiel<br />

Die Umweltsünden<br />

der Basler Chemie<br />

vor und nach<br />

«Schweizerhalle»<br />

Martin Forter<br />

Falsches Spiel<br />

DIE uMWELTSüNDEN DER BASLER CHEMIE VOR uND NACH<br />

«SCHWEIZERHALLE».<br />

Martin Forter<br />

Farbenspiel. EinJahrhundert<br />

Umweltnutzung durch die<br />

Basler chemische Industrie<br />

2000. 540 S. 125 Abb. und<br />

Karten. Geb. CHF 68/EUR 40<br />

ISBN 978-3-905313-46-8<br />

In der Nacht auf den 1. November 1986 geht bei Sandoz in<br />

Schweizerhalle (BL) eine xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

Lagerhalle mit 1351 Tonnen Che-<br />

interferenzen 16<br />

mikalien in Flammen auf. Radio- und Lautsprecherdurchsagen<br />

fordern die Menschen auf, zu Hause zu bleiben. Dann<br />

heulen die Sirenen. Das Löschwasser vergiftet den Rhein.<br />

Tausende Fische sterben.<br />

Die Katastrophe von «Schweizerhalle» gilt als Wendepunkt<br />

im Umwelt­ und Sicherheitsgebaren der Basler chemischen<br />

Industrie. Tatsächlich? Martin Forter zeigt, dass die Chemie<br />

auch nach dem Inferno ihre Umweltstrategie nur ändert,<br />

wenn der öffentliche Druck sie dazu zwingt. Wo dieser<br />

fehlt, agiert Sandoz schon bald wieder, wie sie will. So<br />

auch beim Brandplatz: Sandoz räumt ihn nur unvollständig<br />

auf. Damit hinterlässt sie eine «Schweizerhalle»­Deponie,<br />

die zusätzlich zu den Chemiemülldeponien von Novartis,<br />

Roche & Co. das Trinkwasser von über 200 000 Menschen<br />

gefährdet. Wie die Chemie die Verschmutzung vernebelt,<br />

belegt Forter auch mit einem klärenden Blick in vertrauliche<br />

Dokumente der Industrie.<br />

«Forter [hat] in seiner Studie untersucht,<br />

wie gesellschaftliche Konflikte<br />

seit etwa 1880 bis in die Gegenwart<br />

auf den Umgang mit dem festen, flüssigen<br />

und gasförmigen Abfall aus der<br />

Basler chemischen Industrie gewirkt<br />

haben, und da er dies anhand von<br />

Beschwerdebriefen, Zeitungsartikeln,<br />

Augenzeugenaussagen, Behördenberichten,<br />

Vorstössen im Parlament<br />

des Kantons Basel-Stadt und so fort<br />

rekonstruiert, ist ein lebendiges, auch<br />

für Laien verständliches Werk mit<br />

vielen brisanten Insider-Informationen<br />

entstanden.» Basler Zeitung<br />

«Sein Buch wird für rote Köpfe<br />

sorgen. Und Forter wird am Thema<br />

bleiben.» Schweizer Buchhandel<br />

10<br />

Christina Ratmoko<br />

«Damit die Chemie stimmt»


+ + + h o r m o n e a l s m e d i k a m e n t e f ü r d i e m a s s e n + + +<br />

interferenzen 16<br />

Christina Ratmoko<br />

Christina Ratmoko<br />

Damit die Chemie stimmt<br />

DIE ANFäNGE DER INDuSTRIELLEN HERSTELLuNG VON WEIBLICHEN uND<br />

MäNNLICHEN SExuALHORMONEN 1914–1938<br />

Als das Schweizer Chemieunternehmen Ciba in Basel 1918<br />

zwei Extrakte aus tierischen Eierstöcken zur Behandlung<br />

von Menstruationsstörungen auf den Markt brachte,<br />

stellte sich die Firmenleitung auf ein erfolgreiches Geschäft<br />

ein. Dass weibliche Sexualhormone am Ende des<br />

20. Jahrhunderts die bestverkauften Arzneimittel sein<br />

würden, übertraf jedoch alle Erwartungen. Das Buch<br />

untersucht die Anfänge der Herstellung von weiblichen<br />

und männlichen Hormonen. Es rekonstruiert, wie diese<br />

Substanzen zu Medikamenten mit Indikationen und Dosierungen,<br />

zu Objekten der massenindustriellen produktion<br />

wurden.<br />

Verschiedene Entdeckungen im jungen Feld der Hormonforschung<br />

wurden in den wissenschaftlichen Labors der<br />

Ciba gemacht. Diese Erkenntnisse transferierte das Unternehmen<br />

in die Produktion und Vermarktung von sieben<br />

weiblichen und männlichen Keimdrüsen­ und Hormonpräparaten,<br />

die zwischen 1918 und 1938 lanciert wurden.<br />

Anhand der Entstehungsgeschichte der Hormonpräparate<br />

Agomensin, Sistomensin, Prokliman, Androstin, Perandren,<br />

Ovocyclin und Lutocyclin beleuchtet die Untersuchung verschiedene Aspekte von Arzneimittelentwicklungen.<br />

Sie zeigt, wie die Wissenschaftler in den Labors der pharmazeutischen<br />

Abteilung forschten und wie die Ciba mit auswärtigen Wissenschaftlern – wie etwa mit<br />

dem ETH­Professor und Nobelpreisträger Leopold Ruzicka – zusammenarbeitete, um zu<br />

kommerziell verwertbarem Wissen in Form von Produkten und Verfahren zu gelangen. Die<br />

neuen Ciba­Spezialitäten wurden mit überbordenden therapeutischen Heilsversprechen<br />

ausgestattet und geradezu als Wundermittel angepriesen. Doch waren die vermeintlichen<br />

Wunder geschlechtsspezifisch: weibliche Hormone sollten der Regulierung und der Gesundheit Stabili­<br />

des «Volkswirtschaftskörpers».<br />

sierung des weiblichen Körpers, männliche Hormone der Stärkung und Optimierung des<br />

männlichen Körpers dienen.<br />

Der Vergleich der Entstehungsgeschichten der sieben Ciba­Hormonpräparate macht deutlich,<br />

dass die Medikamente auf unterschiedlichen Wegen zur Markteinführung fanden und<br />

die Entwicklung von neuen Arzneimitteln keinem einheitlichen Modell folgte.<br />

Damit die Chemie stimmt<br />

Die Anfänge der industriellen Herstellung von<br />

weiblichen und männlichen Sexualhormonen 1914–1938<br />

11<br />

interferenzen 14<br />

1933 begann das künstliche Vitamin C seinen Aufstieg als eine<br />

Art Wunderdroge. Heute fi ndet es sich nicht nur in Multivitaminpräparaten,<br />

sondern beispielsweise auch zu Konservierungszwecken<br />

in verschiedenen Nahrungsmitteln. Das vorliegende<br />

Buch zeichnet die fesselnde Geschichte der komplexen<br />

Herstellung und der ausgefeilten Vermarktung nach und zeigt<br />

auf, wie kulturelle, ökonomische, politische und technische<br />

Mechanismen zum Erfolg beitrugen.<br />

Zahlreiche Akteure waren an diesem Erfolg beteiligt. Es war<br />

jedoch das Basler Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche,<br />

das ausgehend von Patentrechten von Tadeus Reichstein eine<br />

marktbeherrschende Position im Vitamin-C-Geschäft eroberte.<br />

Um dem künstlichen Vitamin C zum Durchbruch zu verhelfen,<br />

wurden – im Verbund mit Gesundheitsbehörden – neue Krankheitsbilder<br />

geschaffen, welche die Einnahme von Vitamin C als<br />

ratsam erscheinen liessen. Der Konsum von Vitamin C wurde im<br />

Schatten des Zweiten Weltkriegs zu einer neuen Bürgerpfl icht<br />

und für die Aufrechterhaltung der Gesundheit in industriellen<br />

Gesellschaften als notwendig angesehen. Dabei galt die Sorge<br />

nicht mehr nur der individuellen, sondern immer mehr auch<br />

Das Quellenmaterial stammt aus dem Nachlass des Nobelpreisträgers<br />

Reichstein sowie aus dem Historischen Archiv Roche.<br />

Es bietet seltene Einblicke in die Funktionsweise wissenschaftlicher<br />

Propaganda und in die Entwicklung eines modernen<br />

industriellen Verfahrens in der pharmazeutischen Industrie.<br />

Beat Bächi<br />

Vitamin C für alle!<br />

9 783034<br />

010085<br />

Mai <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 280 S., ca. 10 Abb.<br />

ca. CHF 38 / EUR 24.50<br />

Interferenzen – Studien<br />

zur Kulturgeschichte der<br />

Technik, Band 15<br />

ISBN 978-3-0340-1008-5<br />

Ausgezeichnet<br />

Die Dissertation von Christina<br />

Ratmoko wurde 2008 mit dem<br />

«Henry-E.-Sigerist-Preis» der<br />

Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Geschichte der Medizin und<br />

der Naturwissenschaften ausgezeichnet.<br />

interferenzen 14<br />

Beat Bächi<br />

Vitamin C für alle!<br />

Pharmazeutische Produktion,<br />

Vermarktung und Gesundheitspolitik<br />

(1933–1953)<br />

Bächi UG.indd 1 6.4.2009 14:27:30 Uhr<br />

Beat Bächi<br />

Vitamin C für alle!<br />

Pharma zeutische Produktion,<br />

Vermarktung und Gesundheits-<br />

politik (1933–1953)<br />

März 2009<br />

Br. 280 S., 19 Abb.<br />

CHF 38 / EUR 24<br />

Interferenzen, Band 14


9 783034 010092<br />

+ + + s p r e c h e n u n d s c h r e i B e n ü B e r d e n t a n z + + +<br />

März <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 256 S., ca. 15 Abb.<br />

ca. CHF 48 / EUR 31<br />

ISBN 978-3-0340-1009-2<br />

Christina Thurner<br />

(*1971) seit 2007 Assistenzprofessorin<br />

für Tanzwissenschaft<br />

am Institut für Theaterwissenschaft<br />

der Universität Bern.<br />

Forschungsschwerpunkte sind:<br />

Ästhetikkonzepte, Tanz und<br />

Performance, Gender, Historio-<br />

Tanzgeschichte erlebt zurzeit in hörsälen<br />

Festivalbühnen eine Blüte, derweil die<br />

n Disziplinen grundsätzlich kritisiert und<br />

t ist der Komplexität der ereignisse mit<br />

en und Bewegungsstrukturen der einen<br />

eizukommen. Statt linearer Fortschrittsnder<br />

Festschreibungen bestimmen räumntingente<br />

akzente die Diskussion.<br />

hemere, bewegte raumkunst eignet<br />

in Nachdenken über die historie. Tanz<br />

es Präsens reflektiert die eigene verante<br />

Weise. in diesem Band stehen<br />

he Potential der Geschichts-Schreibung<br />

graphie.<br />

msetzungen, (re-) Konstruktionen oder<br />

ie ihre analysen zur Diskussion: mittels<br />

hen den Begriffen ‹Original› und ‹revinnen<br />

und autoren der internationalen<br />

kunst Julia aus unterschiedlichen WehrenPerspektiven<br />

zes, zu seiner Geschichtlichkeit und zur<br />

hichte(n<br />

(*1975) ist seit 2007 Wissenschaftliche<br />

Assis tentin am<br />

Institut für Theaterwissenschaft<br />

an der Universität Bern. Derzeit<br />

forscht sie zur Gegenwart des<br />

Vergangenen im zeitgenössischen<br />

Tanz.<br />

Original oder revival<br />

TheaTrum helveTicum<br />

christina Thurner, Julia Wehren (hg.)<br />

Original und revival<br />

Geschichts-Schreibung im Tanz<br />

Christina Thurner, Julia Wehren (Hg.)<br />

Original und Revival<br />

GESCHICHTS-SCHREIBuNG IM TANZ<br />

Dozierte oder getanzte Tanzgeschichte erlebt zurzeit in<br />

Hörsälen sowie auf Theater- und Festivalbühnen eine<br />

Blüte, derweil die Historiografie in anderen Disziplinen<br />

grundsätzlich kritisiert und hinterfragt wird. Längst ist der<br />

als historische Zeugnisse lesenswerte Zeitdokumente.<br />

auch<br />

Komplexität der Ereignisse mit Verzeitlichungsstrategien<br />

Camenzind war einer der letzten Vertreter einer Erzähltradition, die<br />

und Bewegungsstrukturen der einen Geschichte nicht<br />

und vorbehaltlos humanitär wirken.<br />

mehr beizukommen. Statt linearer Fortschrittsmodelle<br />

sich noch an eine kirchlich verwurzelte, von hektischem, multimedialem<br />

Literaturbetrieb nicht beeinflusste Leserschaft richtet. Seine Werke sind<br />

onsgesellschaft Bethlehem und Ingenbohler Schwestern seelsorgerlich<br />

heimgesuchte Nordostchina eintauchen, wo seine Mitbrüder der Missihunderts<br />

von Kriegswirren, Banditenunwesen und Naturkatastrophen<br />

mit Sensibilität und Empathie in das in der ersten Hälfte des 20. Jahr-<br />

und totalisierender Festschreibungen bestimmen räumli-<br />

Ausland, vermittelt haben. Diese Offenheit für die zudem ihn lässt Welt<br />

aussen, nach auch Orientierung eine Jahrhundert 19. europäische<br />

ins che Metaphern und kontingente Akzente die Diskussion.<br />

im bereits Fremde der in Gersauer und Gersau in Fremde wie hat,<br />

Gerade der Tanz als ephemere, bewegte Raumkunst eignet<br />

Camenzind, der nicht nur für die kleine Welt seines Dorfes einen Sinn<br />

Betrachtungsweise nicht aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erzählt<br />

Zeit der «geistigen Landesverteidigung», schliesst aber eine kritische<br />

Heimatliteratur gehört in die<br />

hunderts an. Seine frühe, oft idyllische sich da besonders für ein Nachdenken über die Historie.<br />

des 19. Jahr-<br />

Dorfgeschichte schweizerischen der Tradition die an<br />

knüpfen Erzählungen Camenzinds Jugenderinnerungen<br />

ihren mit<br />

Tanz als Kunst der Präsenz/des Präsens reflektiert die eigene<br />

geehrt.<br />

1971 Literaturpreises Innerschweizer des Verleihung der bei<br />

Vierwaldstättersee stammende Josef Maria Camenzind (1904–1984)<br />

wurde aus am<br />

Vergangenheit auf signifikante Weise. In diesem Band<br />

der Gersau «Dichter der Heimat und der Welt»: so<br />

stehen denn auch das spezifische Potential der Geschichts­<br />

Schreibung über choreografische Umsetzungen, (Re­)<br />

Konstruktionen oder (Re­)Produktionen sowie ihre Ana­<br />

ch T<br />

lysen zur Diskussion: Mit Schweizer beziehungsweise Texte, Neue Folge, Band 32 zwischen den<br />

Herausgegeben von Dominik Müller,<br />

Hellmut Thomke, Peter Utz<br />

Begriffen Original und Revival äussern sich Autorinnen und<br />

Autoren der internationalen Tanzwissenschaft und ­kunst<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven zur Geschichte des Tanzes, zu seiner Geschichtlichkeit<br />

und zur «Erzählung» seiner Geschichte(n).<br />

Inhalt<br />

Christina Thurner: Raum für bewegliche<br />

Geschichtsschreibung. Zur<br />

Einleitung<br />

Gerald Siegmund: Affekt, Technik, Diskurs.<br />

Aktiv, passiv sein im Angesicht<br />

der Geschichte<br />

Steffen A. Schmidt: Moment und<br />

Ewigkeit. Zu Zimmermann/Crankos<br />

Présence 1968 und 2007<br />

Krassimira Kruschkova:<br />

Tanzgeschichte(n): wieder und wider.<br />

Re-enactment, Referenz, Révérence<br />

Simone Willeit: Stolpern und Unzulänglichkeiten.<br />

Interferenzen in Tanz-<br />

Rekonstruktionen<br />

Julia Wehren: Tradition im Fokus.<br />

Choreografie als kritische Reflexion<br />

von Tanzgeschichte(n)<br />

Claudia Jeschke: Updating the Updates.<br />

Zum Problem der «Identität»<br />

in der Geschichtsvermittlung vom<br />

Tanz(en)<br />

Gabriele Klein: Die Welt des Tanzes.<br />

Zur historischen Genese und politischen<br />

Relevanz von Universalität in<br />

der Tanzgeschichtsschreibung<br />

Jens Richard Giersdorf: Unpopulärer<br />

Tanz als Krise universeller Geschichtsschreibung<br />

oder Wie Yutian und ich<br />

lang anhaltenden Spass mit unseriöser<br />

Historiografie hatten<br />

Stephanie Schroedter: Henry Purcells<br />

«Dido and Aeneas» zwischen Historie,<br />

Historiografie und künstlerischer<br />

Kreativität<br />

Sabine Huschka: Kulturelle Entwürfe<br />

von Theatertanz. Historiografie und<br />

historisches Denken im 18. Jahrhundert<br />

Franz Anton Cramer: Tänzerische<br />

Quellenkunde, die Emphase des<br />

Gegenwärtigen und das Phantasma<br />

des Archivs<br />

Janine Schulze: Lücken im Archiv oder<br />

Die Tanzgeschichte ein «Garten der<br />

Fiktionen»?<br />

Isa Wortelkamp: Bilder in Bewegung /<br />

Bewegung in Bildern. Zum dokumentarischen<br />

Gewebe der Tanzgeschichte<br />

Karin Hermes: Choreografie im hermeneutischen<br />

Prozess<br />

Nicole Haitzinger: Re-Enacting Pavlova.<br />

Re-Enacting Wiesenthal. Zu<br />

Erinnerungskultur(en) und künstlerischen<br />

‹Selbst›-Inszenierungen<br />

«Mettre la mémoire à l’épreuve»<br />

Olga de Soto interviewt von Laura<br />

Leupold<br />

Robert Atwood: Viewing dance technique<br />

in the context of the physical<br />

environment<br />

12<br />

R. Charbon, C. Jäger-Trees, D. Müller<br />

Die Schweiz verkaufen


+ + + t o u r i s m u s u n d k u n s t i n d e r s c h w e i z + + +<br />

Rémy Charbon, Corinna Jäger­Trees und Dominik Müller (Hg.)<br />

Die Schweiz verkaufen<br />

WECHSELVERHäLTNISSE ZWISCHEN TOuRISMuS, LITERATuR<br />

uND KüNSTEN SEIT 1800<br />

Die Reise in die Schweiz, eine mit der veränderten Natur-<br />

Rémy Charbon, Corinna Jäger-Trees,<br />

empfindung im 18. Jahrhundert aufkommende Attraktion,<br />

Dominik Müller (Hg.)<br />

wurde mit dem Ausbau der Verkehrsmittel und -wege seit<br />

dem 19. Jahrhundert zum touristischen Massenphänomen.<br />

Die Schweiz verkaufen In welcher Weise wurden die einheimischen Künstler vom<br />

Zustrom der Fremden beeinflusst? übernahmen sie deren<br />

Sichtweise, setzten sie kritische Akzente oder verhielten<br />

sie sich gleichgültig? Sahen sie sich als promotoren des<br />

Tourismus oder warnten sie vor seinen schädlichen Einflüssen?<br />

Wie veränderte der Fremdenverkehr die produktions-<br />

und Rezeptionsweise der Künste?<br />

Einige der im vorliegenden Band versammelten Beiträge<br />

sind Überblicksdarstellungen, andere gehen diesen Fragen<br />

anhand ausgewählter Beispiele aus Literatur, bildender<br />

Wechselverhältnisse zwischen<br />

Kunst und Musik nach. Analysiert werden Werke und Texte<br />

Tourismus, Literatur und Künsten seit 1800<br />

unterschiedlicher ästhetischer Höhenlage, in denen die<br />

Auseinandersetzung mit dem modernen Tourismus und<br />

dem von ihm bewirkten Kulturwandel eine zentrale Stelle<br />

einnimmt. So wird beispielsweise plausibel gemacht, dass<br />

die nach 1800 neu geschaffene Schweizer Folklore – von<br />

Hirten und Sennen, die sich in Wettkämpfen messen, über malerisch posierende Alphornbläser<br />

bis hin zu Volkslieder vortragenden Chören – nicht nur das Ergebnis der Besinnung<br />

auf das Eigene, sondern von Anfang an auch Aushängeschild für die fremden Gäste war.<br />

Inhalt<br />

Dominik Müller: Tourismuswerbung<br />

und Tourismuskritik in Literatur und<br />

Kunst aus der Schweiz. Eine Skizze<br />

Janine Schiller: Spielräume – Reise<br />

durch die Schweiz<br />

Klaus Pezold: Johann Gottfried Ebels<br />

Beitrag zur literarischen und touristischen<br />

Erschliessung der Schweiz<br />

Rémy Charbon: «Autochthonen und<br />

Touristen». Reflexe der touristischen<br />

Expansion 1800–1914 in der zeitgenössischen<br />

Deutschschweizer<br />

Literatur<br />

Elsbeth Pulver: Berichterstatter,<br />

Aussenseiter und Gegenfigur des<br />

Tourismus. Josef Viktor Widmann,<br />

1842–1911<br />

13<br />

Corinna Jäger-Trees: Berge und Menschen<br />

neu gelesen. Heinrich Federers<br />

sanftes Tourismuskonzept<br />

Marzena Górecka: «Die Einbetonierung<br />

der Bergnatur» versus «das<br />

grossße Ur». Die Kritik der Technokratisierung<br />

im Werk Meinrad Inglins<br />

Katharine Weder: Das Matterhorn –<br />

(trivial)literarisch<br />

Andreas Solbach: Prüfung und Erlösung.<br />

Der Berg als medicina mentis<br />

Gonçalo Vilas-Boas: Annemarie<br />

Schwarzenbachs Was nicht im Baedeker<br />

steht<br />

Ulrich Weber: Verfolgung und Paranoia<br />

im Touristenland. Ulrich Bechers<br />

Roman Murmeljagd<br />

Clà Riatsch: Tourismus und Touristen<br />

in der bündnerromanischen Literatur<br />

Annetta Ganzoni: Zwischen romanischer<br />

Dichtung und Tourismuswerbung.<br />

Der Kulturvermittler Andri Peer<br />

Irène Minder-Jeanneret: «The singing<br />

was exquisite». Musik und Tourismus<br />

in der Schweiz im frühen 19. Jahrhundert<br />

Matthias Fischer: Von der Schynigen<br />

Platte. Ein Beitrag Ferdinand Hodlers<br />

zum (touristischen) Bild der Schweiz<br />

9 783034<br />

010108<br />

März <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 320 S., ca. 65 Abb.<br />

ca. CHF 58 / EUR 38<br />

Schweizer Texte, Neue<br />

Folge, Band 32<br />

ISBN 978-3-0340-1010-8


9 783034 009362<br />

+ + + n e u e d r u c k t e c h n i k e n v e r ä n d e r n d i e k o m m u n i k a t i o n + + +<br />

Mai <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 544 S., ca. 10 Abb.<br />

ca. CHF 58 / EUR 38<br />

Medienwandel –<br />

Medienwechsel –<br />

Medienwissen, Band 7<br />

ISBN 978-3-0340-0936-2<br />

Sabine Griese<br />

Privatdozentin für Ältere deutsche<br />

Literatur an der Universi-<br />

ine mediale Umbruchsituation –<br />

öglichkeiten für Text und Bild wie<br />

, Metallschnitt tät Zürich.<br />

und Typendruck bieder<br />

Distribution und Kommunikaerweitern<br />

das Überlieferungsspektltur.<br />

chung stehen Bilder, deren konse<br />

sind und die zudem ausgehend<br />

nitt vervielfältigt worden waren: als<br />

dlichen Formats, verwendbar im<br />

mmigkeit und Andacht, zur Übernen.<br />

eine neue Werkform von Literatur<br />

ist gut bekannte Bildthemen werden<br />

chen oder volkssprachigen Kleinubliziert.<br />

Die neuen Bilder werden<br />

Medialität befragt sowie auf ihre<br />

hin überprüft, die oftmals auf den<br />

eisen. Dieser integriert die neuen<br />

eich in den bewährten Überliefe-<br />

.<br />

lemente einer literarischen Kultur<br />

ssen verschiedene Kontexte eröffnet<br />

ie Kleinformen der literarischen und<br />

chen Überlieferung sind in einer<br />

u verorten. Bild-, Text- und Buchgeichermaßen<br />

Thema der vorliegen-<br />

Text-Bilder und ihre Kontexte<br />

Sabine Griese<br />

Sabine Griese<br />

Sabine Griese<br />

Text-Bilder und ihre Kontexte<br />

MEDIALITäT uND MATERIALITäT VON EINBLATT-HOLZ- uND<br />

-METALLSCHNITTEN DES 15. JAHRHuNDERTS<br />

Das 15. Jahrhundert ist eine Epoche des medialen umbruchs<br />

– neue Techniken der Vervielfältigung von Text<br />

Aus einer kurzen Zeitspanne zwischen dem letzten Drittel<br />

des sechsten und den ersten Jahrzehnten des siebten Jahr-<br />

und Bild wie Kupferstich, Holzschnitt, Metallschnitt und<br />

hunderts sind aus dem heutigen süddeutschen und nordschweizerischen<br />

Raum ca. 80 Runendenkmäler überliefert,<br />

Typendruck schaffen meist neue kurze Möglichkeiten Inschriften auf Metallgegenständen der wie Distribution<br />

Fibeln<br />

oder Waffen. Der historisch-kulturelle Hintergrund jenes<br />

und Kommunikation. räumlich Vorher verhältnismässig unbekannte isolierten Phänomens Werkformen<br />

ist bis heute<br />

in mancherlei Hinsicht rätselhaft; aus schrift- und schrift-<br />

erweitern das überlieferungsspektrum lichkeitsgeschichtlicher Perspektive sowie der aus literarischen<br />

typologischvergleichendem<br />

Blickwinkel bieten die Inschriften jedoch<br />

ein vielseitig lohnenswertes Untersuchungsfeld.<br />

Kultur.<br />

Die Studie enthält einen ausführlichen Überblicks- und Einleitungsteil<br />

sowie eine Edition ausgewählter Inschriften. Im<br />

Im Zentrum der Untersuchung stehen Bilder, deren kon­<br />

Fokus stehen insbesondere Zeichen und Zeichenkomplexe,<br />

die sich einer herkömmlichen graphematischen und etymostitutiver<br />

Bestandteil Texte logischen Analyse sind entziehen, und die gleichzeitig zudem aber ein Schriftver- als Holzständnis<br />

dokumentieren, wie es für weitestgehend illiterate<br />

oder Metallschnitt vervielfältigt Gesellschaften charakteristisch wurden: ist. als Einblattdruck<br />

unterschiedlichen Formats, verwendbar im Bereich praktizierter<br />

Frömmigkeit und Andacht oder zur Übermittlung<br />

von Informationen.<br />

Diese Text­Bilder stellen eine neue Werkform von Literatur<br />

dar: Dem Mittelalter meist gut bekannte Bildthemen<br />

werden oft erstmalig mit lateinischen oder volkssprachigen<br />

Kleintexten kombiniert und publiziert. Die neuen Bilder<br />

werden nach ihrer spezifischen Medialität befragt sowie<br />

auf ihre materialen Eigenheiten hin überprüft, die oftmals<br />

auf den literaten Benutzer hinweisen. Dieser integriert die<br />

neuen Medien bisweilen ideenreich in einen bewährten Überlieferungsträger: die eigene<br />

Handschrift.<br />

Um die Text­Bilder als Elemente einer literarischen Kultur sichtbar zu machen, müssen<br />

verschiedene Kontexte eröffnet und erläutert werden. Die Kleinformen der literarischen und<br />

frömmigkeitsgeschichtlichen Überlieferung sind in einer kulturellen Landschaft zu verorten.<br />

Bild­, Text­ und Buchgeschichten sind damit gleichermassen Thema der vorliegenden<br />

Untersuchung.<br />

Text-Bilder<br />

und ihre Kontexte<br />

Medialität und Materialität<br />

von Einblatt-Holz- und -Metallschnitten<br />

des 15. Jahrhunderts<br />

14<br />

Paraschriftliche Zeichen<br />

Martin Hannes Graf


+ + + r ä t s e l h a f t e z e i c h e n + + +<br />

Martin Hannes Graf<br />

paraschriftliche Zeichen in<br />

südgermanischen Runeninschriften<br />

STuDIEN ZuR SCHRIFTKuLTuR DES KONTINENTALGERMANISCHEN<br />

RuNENHORIZONTS<br />

Martin Hannes Graf<br />

Aus einer kurzen Zeitspanne zwischen dem letzten Drittel<br />

des sechsten und den ersten Jahrzehnten des siebten<br />

Jahrhunderts sind aus dem heutigen süddeutschen und<br />

nordschweizerischen Raum ca. 80 Runendenkmäler über-<br />

Paraschriftliche<br />

liefert, meist kurze Inschriften auf Metallgegenständen<br />

Zeichen<br />

wie Fibeln oder Waffen. Der historisch-kulturelle Hinter-<br />

in südgermanischen<br />

grund dieses räumlich verhältnismässig isolierten phäno-<br />

Runeninschriften<br />

mens ist bis heute in mancherlei Hinsicht rätselhaft; aus<br />

Studien zur Schriftkultur des<br />

kontinentalgermanischen Runenhorizonts<br />

schrift- und schriftlichkeitsgeschichtlicher perspektive<br />

sowie aus einem typologisch-vergleichenden Blickwinkel<br />

heraus bieten die Inschriften jedoch ein vielseitig lohnenswertes<br />

untersuchungsfeld.<br />

In der Studie werden nach einem ausführlichen Übersichtsteil,<br />

der die Spezifika der südgermanischen Denkmäler<br />

vor dem Hintergrund der gesamten frühen Runenüberlieferung<br />

in den Blick nimmt, ausgewählte Inschriften<br />

einer gesonderten Untersuchung unterzogen. Im Fokus<br />

stehen Zeichen und Zeichenkomplexe, die sich einer<br />

herkömmlichen graphematischen und etymologischen<br />

Analyse entziehen. In ihnen erweist sich, dass sich vergleichbare<br />

ideographische Schriftverwendungsweisen anderer Kulturen und Epochen sowie<br />

phonographische der lateinisch­christlichen Buchkultur zu einer Wesenheit des Schriftlichen<br />

verdichtet haben, die stärker als anderswo als eigenständiges Gepräge fassbar wird.<br />

Schriftimitate, ­experimente, etablierte Symbole usw. sowie bekannte Runenzeichen können<br />

in den Denkmälern nebeneinander stehen und vermitteln so ein Bild von Schriftverständnis<br />

in einer weitestgehend illiteraten Umwelt. Dieses ist einerseits geprägt von der Instabilität<br />

der denotativen Sinnhaftigkeit von Schrift allgemein, andererseits von ihrer gleichzeitig<br />

bindenden Kraft, insofern sie in der dinglichen Integration von Schriftzeichen und beschrifteter<br />

Fläche begründet liegt.<br />

15<br />

9 783034<br />

010122<br />

März <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 200 S., ca. 18 Abb.<br />

ca. CHF 38 / EUR 24.50<br />

Medienwandel –<br />

Medienwechsel –<br />

Medienwissen, Band 12<br />

ISBN 978-3-0340-1012-2<br />

Martin Hannes Graf<br />

Dr. phil., Sprachwissenschafter,<br />

Redaktor beim Schweizerdeutschen<br />

Wörterbuch und Lehrbeauftragter<br />

an den Universitäten<br />

Freiburg und Zürich, ehemaliger<br />

Mitarbeiter am Nationalen<br />

Forschungsschwerpunkt (NFS)<br />

«Medienwandel – Medienwechsel<br />

– Medienwissen. Historische<br />

Perspektiven».


9 783034 010139<br />

+ + + d i e p r e d i g t a l s q u e l l e d e r f o r s c h u n g + + +<br />

April <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 540 S., ca. 100 Abb.<br />

ca. CHF 58 / EUR 38<br />

Medienwandel –<br />

Medienwechsel –<br />

Medienwissen, Band 13<br />

ISBN 978-3-0340-1013-9<br />

René Wetzel<br />

Prof. Dr. phil., Ordinarius auf dem<br />

Lehrstuhl für deutsche Sprache<br />

und Literatur des Mittelalters,<br />

Universität Genf. Teilprojektleiter<br />

am Nationalen Forschungsschwerpunkt<br />

(NFS) «Medienwandel –<br />

Medienwechsel – Medienwissen.<br />

Historische Perspektiven».<br />

che Predigttexte sind in den selfür<br />

mündlich gehaltene Predigten.<br />

ster- oder Lesepredigten für den<br />

Vorlesen im Konvent bei Tisch oder<br />

und Meditation in der Klosterzelle.<br />

schriftlichen Text die spezifische<br />

hing events‹, wobei im Falle des Vorg<br />

eintritt.<br />

agt hinsichtlich einer spezifischen<br />

enierungen von Mündlichkeit und<br />

achbildern stehende Visualisie-<br />

Bei der Imagination, beim Gegeneht<br />

es um performative Vorgänge,<br />

nd Rezipient abspielen, die dem Text<br />

t sind und die es aufzudecken gilt.<br />

Die Predigt im Mittelalter<br />

Fabrice Flückiger<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Nationalen Forschungsschwerpunkt<br />

(NFS) «Medienwandel –<br />

Medienwechsel – Medienwissen.<br />

Historische Perspektiven».<br />

René Wetzel<br />

Fabrice Flückiger (Hg.)<br />

René Wetzel<br />

Fabrice Flückiger (Hg.)<br />

René Wetzel, Fabrice Flückiger (Hg.)<br />

Die predigt im Mittelalter zwischen<br />

Mündlichkeit, Bildlichkeit und Schriftlichkeit<br />

LA pRéDICATION Au MOyEN AGE ENTRE ORALITé, VISuALITé ET<br />

éCRITuRE<br />

Überlieferte mittelalterliche Predigttexte sind in den sel­<br />

tensten Fällen unverstellte Zeugnisse tatsächlich gehaltener<br />

Die Auseinandersetzung mit der Dynamik der kulturellen<br />

Predigten. In der Regel und sind artistischen sie Übertragung Muster­ hat in oder den Kultur- Lesepredigten<br />

und Kunstwissenschaften<br />

der letzten Jahrzehnte einen eminenten,<br />

fachübergreifenden Forschungsschwerpunkt herausgebildet.<br />

für den Prediger, bestimmt zum Vorlesen im Konvent bei<br />

Dabei geht es um Grundvorgänge der Kommunikation: um<br />

Die Predigt im Mittelalter zwischen<br />

die Struktur und die internen Konflikte von Mitteilungen<br />

Tisch oder zur erbaulichen überhaupt. Lektüre Von Übertragung, und Übersetzung, Meditation Transformation in<br />

Mündlichkeit, Bildlichkeit und<br />

ist die Rede, wenn Fragen der Überlieferung, der Wissens-<br />

Schriftlichkeit<br />

der Klosterzelle. Sie inszenieren vermittlung, der Rhetorik, jedoch der Metapherntheorie, im schriftlichen<br />

der Projektion,<br />

des Affekttransfers, der Zuordnung von Rechtsan-<br />

Text die spezifische Mündlichkeit sprüchen, der Delegierung des von Macht «preaching und der Medialität events»,<br />

im<br />

La prédication au Moyen Age<br />

Spiel sind. Die im Band versammelten Beiträge entwickeln<br />

eine sachliche und terminologische Orientierung, die die<br />

entre oralité, visualité et écriture wobei im Falle des Vorlesens eine Reoralisierung eintritt.<br />

Vielfalt der kulturellen Transformationsbegriffe in eine gemeinsame<br />

Perspektive rückt.<br />

So ist der Lesepredigt eine gewisse Performanz eingeschrieben,<br />

die sich aber je nach Art des Lese­ oder Vorleseaktes<br />

anders aktualisiert. Typisch ist auch ihr Drang zur<br />

Veranschaulichung, ihr massiver Einsatz von rhetorischen<br />

Bildern, Allegorien und Exempla, kurz: ihre Bildlichkeit.<br />

Der vorliegende Band fragt von daher, wie in den Handschriften<br />

und frühen Drucken mit realen oder suggerierten<br />

Bildern Wahrnehmung und Erkenntnis gesteuert wird. Es<br />

ist zu zeigen, wie Inszenierungen von Mündlichkeit und<br />

Schriftlichkeit hinter Sprachbildern stehende Visualisierungsstrategien<br />

nutzen. Bei der Imagination, beim Gegenwärtig­werden­Lassen,<br />

geht es um performative Vorgänge,<br />

die sich zwischen Text und Rezipient abspielen, die dem Text als Spuren eingezeichnet sind<br />

und die es aufzudecken gilt.<br />

16<br />

Intermedien<br />

Alexandra Kleihues,<br />

Barbara Naumann und<br />

Edgar Pankow (Hg.)


+ + + ü B e r t r a g u n g , ü B e r s e t z u n g , t r a n s f o r m a t i o n : g r u n d f r a g e n d e r k o m m u n i k a t i o n + + + 9 783034 010146<br />

Alexandra Kleihues, Barbara Naumann und Edgar Pankow (Hg.)<br />

Intermedien:<br />

Zur kulturellen und artistischen übertragung<br />

Alexandra Kleihues, Barbara Naumann und<br />

Edgar Pankow (Hg.)<br />

Intermedien<br />

Zur kulturellen und<br />

artistischen Übertragung<br />

Inhaltsübersicht<br />

Marco Baschera: Transfer zwischen<br />

Schrift und Bild in den Répliques von<br />

Patrice Hamel<br />

Moritz Baßler: Diegese und Simulation<br />

– Kategorienfragen im Kontinuum<br />

zwischen Roman und Online-<br />

Rollenspiel<br />

Brigitte Boothe: Begegnung als<br />

Verwandlung. Psychoanalyse der<br />

Übertragung<br />

Gabriele Brandstetter: Körper-<br />

Transformationen in zeitgenössischen<br />

Tanz-Performances<br />

Rüdiger Campe: Lovers’ Daydreams.<br />

The Moment of the Image in Lessing’s<br />

Laocoon<br />

Ulrich Eigler: Pompeji und sein Vesuv<br />

in Literatur, Musik und Film<br />

Susanna Elm: «Translating Culture»:<br />

Gregory of Nazianzus, Hellenism, and<br />

the Claim to Romanitas<br />

Dorothee Gelhard: Midraschische<br />

Imagination und moderne Bildtheorie<br />

Eva Geulen: Metamorphosen der<br />

Metamorphose (Goethe, Cassirer,<br />

Blumenberg)<br />

Stefan Geyer: Normbildung durch<br />

‹Übertragung› in der gerichtlichen<br />

Rechtsanwendung<br />

Eckart Goebel: Der Klang der Psychoanalyse.<br />

Arthur Schopenhauer<br />

Andreas Kilcher : Die Arche Esras.<br />

Esoterische Übertragung<br />

17<br />

In der Auseinandersetzung mit der Dynamik der kul­<br />

turellen und artistischen Übertragung hat sich in den<br />

Kultur­ und Kunstwissenschaften der letzten Jahrzehnte<br />

ein eminenter, fachübergreifender Forschungsschwerpunkt<br />

herausgebildet. Dabei geht es um Grundvorgänge<br />

der Kommunikation, um die Struktur und die internen<br />

Konflikte von Mitteilungen überhaupt. Von Übertragung,<br />

Übersetzung, Transformation ist die Rede, wenn Fragen<br />

der Überlieferung, der Wissensvermittlung, der Rhetorik,<br />

der Metapherntheorie, der Projektion, des Affekttransfers,<br />

der Zuordnung von Rechtsansprüchen, der Delegierung<br />

von Macht und der Medialität im Spiel sind. Die im Band<br />

versammelten Beiträge entwickeln eine sachliche und terminologische<br />

Orientierung, die die Vielfalt der kulturellen<br />

Transformationsbegriffe in eine gemeinsame Perspektive<br />

rückt.<br />

Alexandra Kleihues: «Es entsteht ein<br />

ununterbrochenes Flimmern» – Dokumentarische<br />

Literatur der Weimarer<br />

Republik als Reflektor mediatisierter<br />

Wahrnehmung<br />

John Michael Krois: Tastbilder. Zur Verkörperungstheorie<br />

ikonischer Formen<br />

Bernhard Küchenhoff: Zur Dynamik<br />

der Übertragung und Übersetzung in<br />

der transkulturellen Psychotherapie<br />

Niklaus Largier: Mystik als Medium:<br />

Robert Musils »Möglichkeitssinn« im<br />

Kontext<br />

Anja Lemke: Aufklärung im Bild – Zur<br />

Rhetorik der Einbildungskraft in Goyas<br />

Capricho 43<br />

Sabine Mainberger: Hamburg – Oraibi,<br />

über Florenz. Kulturgeographisches<br />

bei Aby Warburg<br />

Mersch, Dieter: In/Transitivität – Un/<br />

Übersetzbarkeit<br />

Alexandre Métraux: Übertragen,<br />

verschieben, verfremden. Die Raumgraphik<br />

Pëtr Mituričs<br />

Daniel Müller Nielaba: Transfigurationen<br />

des Textes, «und dann und<br />

wann ein weißer Elefant»<br />

Barbara Naumann: Migrationen: W. G.<br />

Sebalds symptomaler Text<br />

Joachim Paech: Übersetzung als<br />

intermediale Form<br />

Edgar Pankow: Zur Übertragung von<br />

Wort und Ton bei E.T.A. Hoffmann und<br />

Honoré de Balzac<br />

Günter Peters: «Ich möchte mich<br />

vorstellen, Hörer, aber wer bin ich?»<br />

Übertragung in Hörspielen Günter<br />

Eichs<br />

Henri de Riedmatten: Bill Viola’s Tears.<br />

Refraction, Reflection, Disturbance<br />

Mirjam Schaub: Medial gestiftete<br />

Intensität und Intimität als ihr phantomatischer<br />

Rest<br />

Monika Schmitz-Emans: Weltliteratur<br />

im Comic<br />

Schweinitz, Jörg: Übertragungen, Hypnotismus,<br />

früher Film. Ein psychologischer<br />

Diskurs des 19. Jahrhunderts<br />

im medialen Transfer<br />

Victor Stoichita: How to Taste a<br />

Painting<br />

Thomas Strässle: Haliometrie. Methodische<br />

Übertragung bei Descartes<br />

Caroline Torra-Mattenklott: Zur Poetik<br />

der Transposition in Prousts «A la<br />

recherche du temps perdu»<br />

Barbara Vinken: Römisch-Katholisch:<br />

Flauberts babylonische translatio<br />

Irene Weber Henking: Literarische<br />

Übersetzung und Entfaltung als/der<br />

Form. Theorie und Praxis der interlingualen<br />

Übertragung<br />

Benno Wirz: Überlegungen zum Problem<br />

der Übertragung in Descartes’<br />

commercium mentis et corporis<br />

Simon Zumsteg: Transmitter(in)<br />

suffizienz? Eine lexistenziale Analyse<br />

von Hermann Burgers Erzählung<br />

Blankenburg<br />

April <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 544 S., ca. 120 Abb.<br />

ca. CHF 58 / EUR 38<br />

Medienwandel –<br />

Medienwechsel –<br />

Medienwissen, Band 14<br />

ISBN 978-3-0340-1014-6<br />

Alexandra Kleihues<br />

Dr. phil., Oberassistentin für Neuere<br />

deutsche Literaturwissenschaft<br />

an der Universität Zürich.<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Nationalen Forschungsschwerpunkt<br />

(NFS) «Medienwandel<br />

– Medienwechsel<br />

– Medienwissen. Historische<br />

Perspektiven».<br />

Barbara Naumann<br />

Professorin für Neuere deutsche<br />

Literaturwissenschaft<br />

an der Universität Zürich. Teilprojektleiterin<br />

am Nationalen<br />

Forschungsschwerpunkt (NFS)<br />

«Medienwandel – Medienwechsel<br />

– Medienwissen. Historische<br />

Perspektiven».<br />

Edgar pankow<br />

Professor für Allgemeine und<br />

Vergleichende Literaturwissenschaft<br />

an der Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Main. Assoziierter<br />

Forscher des Nationalen Forschungsschwerpunkts<br />

(NFS)<br />

«Medienwandel – Medienwechsel<br />

– Medienwissen. Historische<br />

Perspektiven».


9 783034 010115<br />

+ + + v o m ä r z t l i c h e n h i l f s B e r u f z u r f a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e n a u s B i l d u n g + + +<br />

Juni <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 200 S., ca. 80 Abb.<br />

ca. CHF 48 / EUR 31<br />

ISBN 978-3-0340-1011-5<br />

Sabina Roth<br />

ist freie Historikerin in Zürich mit<br />

Arbeitsschwerpunkt in Gesundheits-,<br />

Medizin- und Pflegegeschichte.<br />

Iris Ludwig<br />

ist Erziehungswissenschafterin und<br />

Pflegerberaterin in Le Noirmont.<br />

Sabina Roth<br />

Arbeit am pflegewissen<br />

AuSBILDEN, ENTWICKELN uND FORSCHEN AN DER<br />

KRANKENpFLEGESCHuLE ZüRICH<br />

MIT EINEM pFLEGEpäDAGOGISCHEN SCHLuSSWORT uND AuSBLICK<br />

VON IRIS LuDWIG<br />

Was eine pflegefachperson weiss und kann, was der Ge-<br />

Sabina Roth<br />

genstand und Inhalt ihres Berufes ausmacht, verhandelt<br />

jede Gegenwart wieder neu. Die Geschichte der Krankenpflegeschule<br />

Zürich (1976–2009) reflektiert die Entwick-<br />

ARbeit Am<br />

lung des pflegewissens und seiner Denkmodelle bis ins<br />

PflegewiSSen<br />

21. Jahrhundert. Mit der zunehmenden professionalisierung<br />

wurde pflege zu etwas, das mehr umfasst als die Ver-<br />

AuSbilden,<br />

richtungen und Handreichungen eines Hilfsberufs, der, von<br />

entwickeln und<br />

Frauen ausgeübt, einst in Schwesternschulen zu lernen<br />

foRSchen<br />

war. Aufgebaut wurde stattdessen eine wissenschaftliche<br />

An deR<br />

kRAnkenPflegeSchule praxisdisziplin, die in Studien an Fachhochschulen oder<br />

ZüRich<br />

höheren Fachschulen erlernt wird.<br />

Der Beitrag der Krankenpflegeschule Zürich zu diesem<br />

Prozess bildete in den 1970er Jahren die vierjährige Ausbildung<br />

in integrierter Krankenpflege. Hier wurde Pflege<br />

verstanden als Problemlösungs­ und Beziehungsprozess,<br />

der von Pflegeprinzipien und humanistischer Psychologie<br />

abgeleitet war. 1992 traten neue Ausbildungsbestimmungen<br />

des Schweizerischen Roten Kreuzes für einen<br />

generalistischen Beruf in Gesundheits­ und Krankenpflege<br />

auf zwei Diplomniveaus in Kraft. Darauf aufbauend entwickelte die Krankenpflegeschule<br />

Zürich neue Ausbildungsgänge, die in der Pflege Lebensweltbezüge ins Zentrum stellten.<br />

Erweiterte Lehr­ und Lernformen, Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen förderten die<br />

Verselbständigung der Pflegediplombildung. Die Krankenpflegeschule Zürich schloss sich<br />

der Entwicklung und Forschung in der Pflege an, indem sie eine «höhere Fachausbildung<br />

Stufe I» aufbaute und ein Forschungsprojekt zur «systematischen Anwendung von gesundheitsfördernden<br />

und gesundheitserhaltenden Pflegemassnahmen» realisierte.<br />

18


+ + + v o n d e n v e r s c h w i e g e n e n s c h w e s t e r n z u d e n p f l e g e f a c h f r a u e n + + +<br />

Sabine Braunschweig, Denise Francillon<br />

«professionelle Werte pflegen»<br />

100 JAHRE SCHWEIZER BERuFSVERBAND DER pFLEGEFACHFRAuEN<br />

uND pFLEGEFACHMäNNER (SBK) 1910–<strong>2010</strong><br />

MIT EINEM VORWORT VON BuNDESpRäSIDENTIN DORIS LEuTHARD<br />

Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums erscheint erstmals eine<br />

umfassende Geschichte des Schweizer Berufsverbandes<br />

der pflegefachfrauen und pflegefachmänner (SBK).<br />

In den 1890er Jahren konzipierte die Zürcher Ärztin Anna<br />

Heer unterstützt vom Schweizerischen Gemeinnützigen<br />

Frauenverein eine Pflegerinnenschule und eine Pflegerinnenorganisation.<br />

Kurz darauf gelang es dem Schweizerischen<br />

Roten Kreuz, das sich bisher der Verwundetenpflege<br />

SCHWEIZER BERUFSVERBAND DER<br />

im Kriegsfall gewidmet hatte, auch das Feld der Kranken­<br />

PFLEGEFACHFRAUEN UND PFLEGEFACHMÄNNER<br />

(SBK)<br />

pflege in Friedenszeiten zu belegen. Die beiden Protagonisten<br />

fanden zu einer Zusammenarbeit und gründeten<br />

1910 den Schweizerischen Krankenpflegebund.<br />

In den ersten Jahrzehnten war die Entwicklung des Berufsverbandes<br />

geprägt vom Einfluss des SRK, der Ärzteschaft<br />

und der Behörden. Sie formten das Berufsbild, bestimmten<br />

die berufspolitischen Themen, gestalteten die Pflegeausbildung<br />

und entschieden über Integration und Ausschluss von<br />

Pflegezweigen. Weil die se Fremdbestimmung eine Mitgliedschaft im Weltbund der Kranken­<br />

SABINE BRAUNSCHWEIG, DENISE FRANCILLON<br />

PROFESSIONELLE<br />

100 JAHRE SBK WERTE 1910–<strong>2010</strong><br />

PFLEGEN<br />

pflegerinnen (ICN) verhinderte, gründeten Krankenschwestern 1936 den Nationalverband<br />

der Schwestern anerkannter Pflegerinnenschulen der Schweiz, der ein Jahr später in den<br />

ICN aufgenommen wurde. Die Konkurrenz zweier Pflegeorganisationen dauerte nicht lange.<br />

1944 fusionierten sie zum Schweizerischen Verband diplomierter Krankenschwestern und<br />

Krankenpfleger (SVDK). Die Wiedervereinigung des SVDK mit den Verbänden der Wochen­,<br />

Säuglings­ und Kinderkrankenpflege sowie der Psychiatriepflege 1978 führte zum<br />

heutigen Berufsverband SBK. Der Band zeigt, wie der SBK anhand verschiedener Auseinandersetzungen<br />

die Professio nalisierung des Pflegeberufs gefördert hat.<br />

19<br />

9 783034<br />

010313<br />

Mai <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 200 S., ca. 100 Abb.<br />

ca. CHF 48 / EUR 31<br />

ISBN 978-3-0340-1031-3<br />

Sabine Braunschweig (Hg.)<br />

Pflege – Räume, Macht und<br />

Alltag. Beiträge zur Geschichte<br />

der Pflege<br />

2006. 304 S. Br.<br />

CHF 38/EUR 24.80<br />

ISBN 978-3-0340-0782-5


9 783034 010320<br />

+ + + d i e q u a l d e r w a h l : e n t s c h e i d e n f ü r d i e e w i g k e i t + + +<br />

März <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 120 S., ca. 12 Abb.<br />

ca. CHF 38 / EUR 24.50<br />

Dossier, Band 16<br />

ISBN 978-3-0340-1032-0<br />

Internationale Überlieferungsbildung<br />

Constitution du patrimoine international des archives<br />

Schweizerisches Bundesarchiv Archives fédérales suisses<br />

Dossier 15<br />

Schweizerisches Bundesarchiv (Hg.)<br />

Mut zur Lücke –<br />

Zugriff auf das Wesentliche<br />

METHODEN uND ANSäTZE ARCHIVISCHER BEWERTuNG<br />

Schweizerisches Bundesarchiv<br />

Archives fédérales suisses<br />

Archivio federale svizzero<br />

Mut zur Lücke – Zugriff auf das Wesentliche<br />

Methoden und Ansätze archivischer Bewertung<br />

Par delà les lacunes, l’accès à l’essentiel<br />

Méthodes et approches de l’évaluation archivistique<br />

Inhaltsübersicht<br />

Andreas Kellerhals-Maeder: Vorwort<br />

Andreas Pilger: Grusswort<br />

Marc Hofer: Einleitung<br />

Matthias Buchholz: Überlieferungsbildung<br />

und Oral History als Dokumentation<br />

gesellschaftlicher Phänomene<br />

am Beispiel von Sozialhilfeakten<br />

Robert Kretzschmar: Eine archivische<br />

Bewertung der Politik und gesellschaftlicher<br />

Phänomene? Überlegungen<br />

zu möglichen Instrumentarien<br />

aus staatlicher und kommunaler Sicht<br />

Peter K. Weber: Überlieferungsbildung<br />

aus kommunalarchivischer<br />

Perspektive<br />

Welche Information ist «würdig», in die Geschichte einzugehen,<br />

welche soll das künftige Bild der Vergangenheit<br />

prägen, welche nicht? Welche Rolle spielt die Werteorientierung<br />

der Archivarinnen und Archivare, wenn sie Unterlagen<br />

bewerten? Wer bewertet? Für wen wird bewertet? Nach<br />

welchen Kriterien wird bewertet? Es gibt keine einfachen<br />

Antworten und keine objektiv richtigen Bewertungsregeln,<br />

wohl aber – und immer wieder – Diskussions­, Klärungsund<br />

Verständigungsbedarf.<br />

Bewertung ist eine archivische Kernkompetenz, die sich<br />

Archivare und Archivarinnen nicht nehmen lassen dürfen,<br />

denn Bewertung muss nach fachlichen, nicht nach finanzpolitischen<br />

Kriterien erfolgen. Je mehr es zu bewerten gibt<br />

beziehungsweise je mehr vernichtet, je weniger überliefert<br />

werden soll, desto besser müssen die Bewertungsinstrumente<br />

sein. Diese weiterzuentwickeln ist eine permanente<br />

Aufgabe der Archivarinnen und Archivare – aber nicht nur<br />

von ihnen allein. Der Dialog mit archivexternen Fachleuten<br />

ist unabdingbar. Erst eine prinzipielle Öffnung der Bewertungsdiskussion<br />

für alle Interessierten macht aus Archiven<br />

echte Institutionen der Demokratie.<br />

Gisela Haker: Reflexionen über<br />

Bewertungshilfsmittel der DDR aus<br />

kurzer Distanz<br />

André Nietlisbach: Die Bewertung<br />

öffentlicher Politiken aus Sicht der<br />

politischen Planung<br />

Mirta Olgiati, Peter Knoepfel:<br />

Plaidoyer pour une politique de la<br />

mémoire nationale en Suisse<br />

Urs Germann: Die Regierungsrichtlinien<br />

des Bundesrats als Bewertungsinstrument<br />

– Chancen und Probleme<br />

einer Politikbewertung<br />

Primus Monn: L’évaluation et le Tri<br />

au XVème Congrès international des<br />

Archives en août 2004.<br />

20


+ + + d a s a r B e i t s h e f t z u e i n e m d u n k l e n k a p i t e l d e r s c h w e i z e r g e s c h i c h t e + + +<br />

Sara Galle und Thomas Meier<br />

Die «Kinder der Landstrasse» in Akten,<br />

Interviews und Reportagen<br />

EIN ARBEITSHEFT FüR DEN uNTERRICHT AN MITTELSCHuLEN uND<br />

FACHHOCHSCHuLEN<br />

Sara Galle / Thomas Meier<br />

Die «Kinder der Landstrasse»<br />

in Akten, Interviews und<br />

Reportagen<br />

Ein Arbeitsheft für den Unterricht an<br />

Mittelschulen und Fachhochschulen<br />

21<br />

Die Aktion «Kinder der Landstrasse» der Stiftung pro Juventute<br />

gilt als eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren<br />

Schweizer Geschichte. Das vorliegende Arbeitsheft bietet<br />

für die Behandlung der Thematik im unterricht unterschiedliche<br />

Zugänge an.<br />

Die Stiftung Pro Juventute nahm 1926–1973 mit Hilfe der<br />

Diese in der Schweiz des 20. Jahrhunderts beispiellose<br />

Behörden 586 Kinder aus fahrenden Familien ihren Eltern<br />

weg und brachte sie in Pflegefamilien, Heimen und Anbiografien<br />

von fünf «Kindern der Landstrasse».<br />

stalten unter. Das Ziel dieser Aktion war es, die Kinder zu<br />

«brauchbaren Gliedern der Gesellschaft» zu erziehen und<br />

die nichtsesshafte Lebensweise in der Schweiz zu beseitigen.<br />

Die Erkenntnisse über diese Diskriminierung werden zum<br />

Anlass genommen, die kritische Auseinandersetzung mit<br />

medial aufbereiteten und vermittelten Informationen zu<br />

fördern, mit denen wir täglich konfrontiert sind: Akten,<br />

Interviews, Reportagen. Die Perspektiven der verwaltenden<br />

Institution, der Betroffenen, des Journalismus sowie das<br />

dadurch geprägte Bild in der Öffentlichkeit werden in den<br />

Unterlagen vorgestellt und hinterfragt.<br />

Die Stiftung Pro Juventute nahm zwischen 1926 und 1973 mit<br />

Hilfe der Behörden 586 Kinder aus fahrenden Familien ihren<br />

Eltern weg und brachte sie in Pflegefamilien, Heimen und<br />

Anstalten unter. Das Ziel der Aktion war es, die «Kinder der<br />

Landstrasse» zu «brauchbaren Gliedern der Gesellschaft» zu<br />

erziehen und so die nichtsesshafte Lebensweise zu beseitigen.<br />

Diskrimi nierung einer Minderheit kann hier erstmals anhand<br />

des umfangreichen Aktenmaterials dargestellt werden. Die<br />

Akten sind aber nicht bloss Zeugen dieser Aktion, sie spielten<br />

dabei selbst eine wichtige Rolle. Mit Akten wurden Menschen<br />

bewertet und deren Leben verwaltet. Das zeigen die Akten­<br />

Veranschaulicht wird die Wirkmächtigkeit von Akten auch in<br />

den kommentierten Dossiers und in den Tonbildschauen auf<br />

der beiliegenden DVD. Dort bekommen schliesslich auch die<br />

Menschen hinter den Akten ein Gesicht und eine Stimme.<br />

Sie erzählen aus ihrem Leben.<br />

Zielgruppe: Das Heft ist konzipiert für Lehrende an Fach­ und Pädagogischen Hochschulen<br />

und an höheren Mittelschulstufen. Informationen zu den Quellen sowie konkrete Frageund<br />

Aufgabestellungen erleichtern die praktische Umsetzung der Thematik im Unterricht.<br />

Von besonderem Interesse sind die Lerninhalte für Menschen in Ausbildung, die später in<br />

sozialen Berufen tätig sind, Personenakten anfertigen, Situationen bewerten und Massnahmen<br />

anordnen müssen.<br />

Lernziele: Ausgehend vom Beispiel der Aktion «Kinder der Landstrasse» soll der Umgang<br />

von Staat und Gesellschaft mit Minderheiten diskutiert werden. Der Fokus liegt dabei auf<br />

dem stigmatisierenden und diskriminierenden Potenzial sozialen Handelns.<br />

Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit den Quellen (Akten, Interviews, Reportagen).<br />

Damit sollen die Beurteilungs­ und Reflexionsfähigkeit geschult sowie die sozialen<br />

Kompetenzen und das ethische Bewusstsein gefördert werden.<br />

Arbeitsgrundlage: Als Arbeitsgrundlage dienen das Buch «Von Menschen und Akten» sowie<br />

die gleichnamige DVD mit Filmsequenzen von Interviews, Tonbildschauen, fiktiven Aktendossiers<br />

sowie verschiedenen Materialien zur Aktion «Kinder der Landstrasse».<br />

Von Menschen und Akten Galle / Meier<br />

9 783034<br />

010337<br />

März <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 32 S.,<br />

ca. CHF 10 / EUR 6.50<br />

ISBN 978-3-0340-1033-7<br />

Sara Galle / Thomas Meier<br />

Von Menschen und Akten<br />

Die Aktion «Kinder der Landstrasse»<br />

der Stiftung Pro Juventute<br />

umschlag_dunkler.indd 1 6.4.2009 14:19:27 Uhr<br />

Das Buch und die DVD-ROM:<br />

Sara Galle / Thomas Meier<br />

Von Menschen und Akten.<br />

Die Aktion «Kinder der Landstrasse»<br />

der Stiftung Pro Juventute,<br />

2009. 248 S., 130 Abb., Grafiken<br />

und Karten. Mit DVD-ROM (Computer-DVD),<br />

geb. CHF 38 / EUR 24.50<br />

ISBN 978-3-0340-0944-7.<br />

DVD-ROM separat: CHF 11.90 /<br />

EUR 7.80. ISBN 978-3-0340-0964-5.


9 783034 010344<br />

+ + + d e r v e r k e h r i m f o k u s d e r h i s t o r i s c h e n f o r s c h u n g<br />

März <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 400 S., ca. 50 Abb.<br />

ca. CHF 58 / EUR 38<br />

Schweizerische Gesellschaft<br />

für Wirtschafts- und<br />

Sozialgeschichte – Société<br />

suisse d'histoire économique<br />

et sociale, Band 25<br />

ISBN 978-3-0340-1034-4<br />

mehrt zum Thema sozial-, wirtschafts- und<br />

geworden. Dabei gibt es in Ansätzen auch<br />

er eigentlichen Verkehrsgeschichte. Die im<br />

esellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgessen<br />

sich mit den verschiedenen Verkehrsträ-<br />

Verkehrssystem, mit der qualitativen und der<br />

ehrs, mit der Verkehrspolitik, dem Service<br />

niktransfer, der gegenseitigen Bedingung<br />

en. Neben den traditionellen wirtschafts-,<br />

werden auch geschlechter-, konsum- und<br />

gen verfolgt.<br />

Verkehrsgeschichte – Histoire des transports SGwSG/SSheS • Vol. 25<br />

S c h w e i z e r i S c h e G e S e l l S c h a f t f ü r w i r t S c h a f t S - u n d S o z i a l G e S c h i c h t e • S o c i é t é S u i S S e d ’ h i S t o i r e é c o n o m i q u e e t S o c i a l e<br />

Hans­Ulrich Schiedt, Laurent Tissot, Christoph Maria Merki,<br />

Rainer C. Schwinges (Hg.)<br />

Verkehrsgeschichte<br />

Histoire des transports<br />

Hans-Ulrich Schiedt, Laurent Tissot,<br />

Christoph Maria Merki, Rainer C. Schwinges (Hg.)<br />

Verkehrsgeschichte<br />

Histoire des transports<br />

Aus dem Inhalt<br />

Jean-François Bergier: La traversée<br />

des Alpes, Moyen Age et Temps<br />

modernes: questions ouvertes<br />

Holger Müller: Alpenstrassen der<br />

Antike<br />

Heinz E. Herzig: Römerlob und Reisewirklichkeit<br />

bei den Griechen des<br />

1. und 2. Jahrhunderts n. Chr.<br />

Sabine Bolliger: Die Römerstrassen<br />

als Vorbild für den neuzeitlichen<br />

Chausseenbau – Mythos und Realität<br />

Marie-Claude Schöpfer Pfaffen: Verkehrspolitik<br />

im Mittelalter?<br />

Klara Hübner: Zur Geschwindigkeit<br />

von Gesandten und Nachrichtenübermittlern<br />

in den Städten des<br />

eidgenössischen Raumes<br />

Andreas Würgler: Ratsherren auf dem<br />

Weg zur Sitzung<br />

Reto Furter: Frühneuzeitlicher Transitverkehr<br />

in den Alpen<br />

Hans-Ulrich Schiedt: Kapazitäten<br />

des Fuhrwerkverkehrs im 18. und<br />

19. Jahrhundert<br />

Max Baumann: Schiffe, Fuhrwerke<br />

und Eisenbahn<br />

Nicole K. Longen: Die Einführung bürgerlicher<br />

Frondienste im Wegebau<br />

Daniel Flückiger: Strassenunterhalt<br />

und Verwaltung im Kanton Bern<br />

1803–1846<br />

Der Verkehr ist in jüngerer Zeit vermehrt zum Thema<br />

sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtlicher Keinem Geringeren als dem französischen Kaiser Betrachtung<br />

Napoleon<br />

widmete Placidus Spescha 1806 seine Beschreibung<br />

der Val Tujetsch.<br />

geworden. Dabei gibt es Ehrgeizige in Ansätzen Pläne trieben den auch aus Trun eine gebürtigen subdiszi-<br />

Pater<br />

immer wieder an. Auf dem Plateau bei Sedrun plante er<br />

plinäre Formierung einer eine eigentlichen utopische Siedlung in der Verkehrsgeschichte.<br />

Form eines riesigen Rhombus.<br />

Darin sollte die Bevölkerung vor Lawinen und Feuer<br />

geschützt sein. Anders als das Siedlungsprojekt wurden<br />

Die im Jahresband der Schweizerischen manche von Speschas Ideen später Gesellschaft in der einen oder für<br />

anderen Form verwirk licht. Wenig bekannt waren bisher<br />

Sozial­ und Wirtschaftsgeschichte seine Bemühungen publizierten um die Gesundheit der Bevölkerung Beiträge<br />

und speziell der Kleinkinder. Die Lektüre seiner Beschreibung<br />

der Val Tujetsch fördert Erstaunliches zutage und<br />

befassen sich mit den verschiedenen fordert Respekt vor den Verkehrsträgern Lebens bedingungen jener Zeit. und<br />

Der von Ursula Scholian Izeti edierte Text ist eine Fund­<br />

mit deren Bedeutung im Verkehrssystem, grube geografischer, historischer und mit volkskundlicher der qualita­<br />

Informationen zum Tal und zur Gemeinde Tujetsch. Mit<br />

Porträts von Menschen aus dem Tujetsch setzt die Fototiven<br />

und der quantitativen grafin Entwicklung Lucia Degonda einen Kontrapunkt des Verkehrs, zur 200 Jahre mit<br />

alten Beschreibung Placidus Speschas.<br />

der Verkehrspolitik, dem Service public, der Infrastruktur,<br />

«Im ersten Abschnitt beschrieb ich die geographische, im<br />

dem Techniktransfer, der zweyten gegenseitigen die historische und im Bedingung dritten die politische von Lage<br />

des Thals Tawätsch, und im ganzen wollte ich ein ökono­<br />

Wirtschafts­ und Verkehrsräumen. misches Werk verfertigen, Neben das die Glückseligkeit den traditionellen<br />

der Menschen<br />

überhaupt und insbesonders jene der Einwohner<br />

Tawätschs befördern sollte.»<br />

wirtschafts­, politik­ und technikgeschichtlichen werden<br />

auch geschlechter­, konsum­ und umweltgeschichtliche<br />

Fragestellungen verfolgt.<br />

Scholian2009UGDruck.indd 1<br />

Katja Hürlimann: Raumprägende Wirkungen<br />

der Holznutzung im 18. und<br />

19. Jahrhundert<br />

Marc Gigase: La compagnie ferroviaire<br />

de l’Ouest-Suisse et l’Etat de<br />

Vaud (1852–1864)<br />

Johann Boillat: les problèmes de<br />

management dans une entreprise<br />

ferroviaire au XIXe siècle.<br />

Gérard Duc: La construction du trafic<br />

ferroviaire international du Gothard<br />

(1881–1886)<br />

Philipp Flury: Die Analyse regionaler<br />

Verkehrssysteme des 19. Jahrhunderts<br />

am Beispiel des Tessins<br />

Thomas Frey: Die kleinräumige Verkehrserschliessung<br />

1750–1910<br />

Serge Paquier: Les transports<br />

d’énergie des années 1850 à l’entredeux-guerres<br />

Christophe Simeon: L’échec de la<br />

mise en place d’une industrie aéronautique<br />

suisse à la fin de la Belle<br />

Epoque<br />

Gilles Forster: Le canal du Rhône au<br />

Rhin (1900–2006)<br />

Barbara Schmucki: Reiseerfahrungen,<br />

Verkehrsmittel und transnationale<br />

Mobilität in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts<br />

Matteo Troilo: Giovani e automobili<br />

nell’Italia del «boom economico».<br />

Meik Woyke: Suburbanisierungsprozesse,<br />

Verkehrspolitik und<br />

geschlechtsspezifische Raumerfahrungen<br />

in den «langen sechziger<br />

Jahren»<br />

Ueli Haefeli: Die Renaissance des<br />

Elektromobils in der Schweiz nach<br />

1970<br />

Anna Amacher: BLS und BKW auf dem<br />

Weg zur Pioniertat, 1902–1914<br />

Monika Dommann: Materialfluss auf<br />

80 x 120 cm: Die Palettisierung der<br />

Schweiz in den 1950er-Jahren<br />

Jonas Steinmann: Die Geburtsstunde<br />

der Bahn-Manager<br />

Adrian Zimmermann: «Zunftordnung»<br />

oder «erster Schritt (…) zur Koordination<br />

der beiden hauptsächlichen Verkehrsträger»?<br />

Der «Bundesbeschluss<br />

über den Transport von Personen und<br />

Sachen mit Motorfahrzeugen auf öffentlichen<br />

Strassen» (Autotransportordnung,<br />

ATO)<br />

Régis Huguenin: Transports publics<br />

urbains et recomposition territoriale:<br />

Neuchâtel, 1890–1937<br />

Stefano Sulmoni: Système de transport<br />

et développement touristique<br />

Michèle Merger: Un projet transeuropéen<br />

controversé: la ligne ferroviaire<br />

Lyon–Turin<br />

22<br />

Placidus Spescha Beschreibung der Val Tujetsch


+ + + d e r p a t e r u n d d i e a l p e n + + +<br />

Placidus Spescha<br />

Beschreibung der Val Tujetsch<br />

EDITION uND EINLEITuNG VON uRSuLA SCHOLIAN IZETI<br />

FOTOS VON LuCIA DEGONDA<br />

23<br />

Keinem Geringeren als dem französischen Kaiser Napo-<br />

leon widmete placidus Spescha 1806 seine Beschreibung<br />

der Val Tujetsch. Ehrgeizige pläne trieben den aus Trun<br />

gebürtigen pater immer wieder an. Auf dem plateau bei<br />

Sedrun plante er eine utopische Siedlung in der Form<br />

eines riesigen Rhombus. Darin sollte die Bevölkerung vor<br />

Lawinen und Feuer geschützt sein. Anders als das Siedlungsprojekt<br />

wurden manche von Speschas Ideen später<br />

in der einen oder anderen Form verwirklicht.<br />

Wenig bekannt waren bisher seine Bemühungen um die<br />

Placidus Spescha<br />

Gesundheit der Bevölkerung und speziell der Kleinkinder.<br />

Beschreibung der Val Tujetsch<br />

Die Lektüre seiner Beschreibung der Val Tujetsch fördert<br />

Erstaunliches zutage und fordert Respekt vor den Lebensbe­<br />

Edition und Einleitung<br />

dingungen jener Zeit.<br />

von Ursula Scholian Izeti<br />

Der von Ursula Scholian Izeti edierte Text ist eine Fundgrube<br />

geografischer, historischer und volkskundlicher<br />

Informationen zum Tal und zur Gemeinde Tujetsch. Mit<br />

Porträts von Menschen aus dem Tujetsch setzt die Fotografin<br />

Lucia Degonda einen Kontrapunkt zur 200 Jahre alten<br />

27.10.09 15:02<br />

Beschreibung Placidus Speschas.<br />

«Im ersten Abschnitt beschrieb ich die geographische, im zweyten die historische und im<br />

dritten die politische Lage des Thals Tawätsch, und im ganzen wollte ich ein ökonomisches<br />

Werk verfertigen, das die Glückseligkeit der Menschen überhaupt und insbesonders jene<br />

der Einwohner Tawätschs befördern sollte.»<br />

Placidus Spescha<br />

Beschreibung der Alpen,<br />

vorzüglich der höchsten<br />

Edition und Einleitung von<br />

Ursula Scholian Izeti<br />

2002. 160 S. 9 Abb. Geb.<br />

CHF 38/ EUR 24.90<br />

ISBN 978-3-0340-0575-3<br />

9 783034<br />

009942<br />

2009<br />

Geb. 416 S., 33 Abb.<br />

CHF 48 / EUR 31<br />

ISBN 978-3-0340-0994-2<br />

Placidus Spescha<br />

Entdeckungsreisen am Rhein.<br />

Genaue geographische<br />

Darstellung aller Rheinquellen<br />

im Kanton Graubündten nebst<br />

der Beschreibung vieler<br />

Gebirgsreisen in dieser wenig<br />

besuchten und erforschten<br />

Alpengegend<br />

Edition und Einleitung von<br />

Ursula Scholian Izeti,<br />

Fotos von Lucia Degonda<br />

2005. 214 S. 16 Abb. s/w Geb.<br />

CHF 42 / EUR 28<br />

ISBN 978-3-0340-0741-2


9 783034 010351<br />

+ + + a u f s t i e g u n d n i e d e r g a n g e i n e s t e x t i l B e t r i e B s + + +<br />

April <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 144 S., zahlr. Abb.<br />

ca. CHF 44 / EUR 27.50<br />

ISBN 978-3-0340-1035-1<br />

Toby Matthiesen<br />

Die Bleiche der Zeit<br />

EIN ZüRCHER OBERLäNDER TExTILAREAL IM WANDEL<br />

Im 19. Jahrhundert entstand im Zürcher Oberland entlang<br />

den Flüssen die ländliche Textilfabrikation. Peter Niederhäuser (Hg.) Auf den nahe<br />

Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee<br />

gelegenen Wiesen und Auen wurden die Tücher zum Blei-<br />

Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 77<br />

chen an der Sonne ausgelegt. Das Dorf Wald war schon<br />

lange ein Zentrum der Heimindustrie, als die Gebrüder<br />

Kaspar und Johannes Honegger Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

ihre eigene Weberei gründeten.<br />

Nach einem Brand der Fabrik gingen die Brüder ab 1860<br />

getrennte Wege, und so gilt dieses Datum als Beginn der<br />

Firma Otto & Johannes Honegger. 1873 baute Johannes<br />

Honegger die Fabrik «Bleiche», die lange Zeit grösste Weberei<br />

der Schweiz.<br />

Gestützt auf unveröffentlichte Quellen aus Firmen­, Dorfund<br />

Familienarchiven, mit Liebe zum Detail und versehen<br />

mit zahlreichen Abbildungen erzählt das Buch vom Wandel<br />

der Zeit in einem ländlichen Industriegebiet. So ist ein<br />

exemplarisches Stück Wirtschaftsgeschichte der Schweiz<br />

entstanden. Denn die Textilindustrie war von Anfang an in die Weltwirtschaft eingebunden,<br />

Er sei als Habsburger «ein geborener, guter Eidgenosse», verkündete Maximilian<br />

1507 in Konstanz und erinnerte so an die aargauischen Wurzeln der Habsburger<br />

und an die frühere Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Auch wenn<br />

seit dem Spätmittelalter die angeblich unversöhnlichen Gegensätze zwischen<br />

Habsburg und der Eidgenossenschaft betont wurden, machen das Herkommen<br />

und die ursprüngliche Bedeutung der Habsburger deutlich, dass auch sie Teil der<br />

Schweizer Geschichte sind.<br />

Unter dem Eindruck einer «nationalen» Geschichtsschreibung wurde Schweizer<br />

Geschichte jedoch lange vor allem aus der Innerschweizer Perspektive betrachtet.<br />

Erst die letzten Jahre brachten eine Hinterfragung der klassischen Geschichtsbilder<br />

und eine Verschiebung der Gewichtungen. In den Vordergrund rückte nicht<br />

zuletzt die habsburgische Vergangenheit. Statt den Schlachten galt – und gilt – das<br />

Interesse jetzt alltäglicheren Formen des Mit- und Gegeneinanders, die weit<br />

stärker von Kontinuität als von Abgrenzung geprägt waren und Fragen beispielsweise<br />

nach der Rolle des Adels und der kleineren Städte, nach den Strukturen<br />

der habsburgischen Landesherrschaft und Verwaltung oder nach der Macht der<br />

Erinnerung aufwerfen.<br />

Diese Sicht führt das vorliegende Buch fort, das in insgesamt vierzehn Beiträgen<br />

die habsburgische Herrschaft im Spannungsfeld von Archiv und Burgenbau,<br />

von Reisetätigkeit und Münzprägung, von Fürsten und ihrer Klientel oder von<br />

Klostergründungen und Grablegen thematisiert und so ein neues Bild der «habsburgischen»<br />

Vergangenheit der Schweiz zeichnet.<br />

Mit Beiträgen von<br />

Harald Derschka, Roland Gerber, Andre Gutmann, Manfred Hollegger,<br />

Rainer Hugener, Martina Huggel, Nathalie Kolb Beck, Bruno Meier,<br />

Claudia Moddelmog, Peter Niederhäuser, Alois Niederstätter, Christian Sieber,<br />

Werner Wild, Benedikt Zäch<br />

AGZ 20010_UG Druck.indd 1<br />

und so spiegelt sich im Dorf die Welt. Es ist aber auch eine Sozialgeschichte, die von Pater­<br />

nalismus und Arbeiterbewegung, von Streiks und Entlassungen handelt.<br />

Die vom «Gründervater» errichteten Gebäude – die wuchtigen Fabriken, die behäbigen<br />

Fabrikantenvillen und die turmförmigen Kosthäuser für die Arbeiterfamilien – prägen bis<br />

heute das architektonische Bild und die räumliche Aufteilung des Bleicheareals.<br />

«Die Bleiche der Zeit» verfolgt die Entwicklung von den Anfängen der Industrialisierung<br />

über Expansionsphasen und Krisenzeiten bis zur Schliessung der Textilfabrikation im Jahr<br />

1988 und der Umnutzung des Areals in ein lebendiges Zentrum mit Lofts, «Bleichibeiz»,<br />

Hotel und Wellness­Angeboten.<br />

Toby Matthiesen ist es gelungen, die Geschichte dieses Textilzentrums, der Arbeiterschaft<br />

und der neuen Kapitalisten der Gründerzeit anschaulich und spannend zu schildern und<br />

mit allgemeinen kulturgeschichtlichen Erörterungen zu verknüpfen.<br />

24<br />

Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee


+ + + d i e h a B s B u r g e r a l s t e i l d e r s c h w e i z e r g e s c h i c h t e + + +<br />

Peter Niederhäuser (Hg.)<br />

Die Habsburger zwischen Aare<br />

und Bodensee<br />

Er sei als Habsburger «ein geborener, guter Eidgenosse»,<br />

Die Habsburger<br />

verkündete Maximilian 1507 in Konstanz und erinnerte so<br />

zwischen Aare und Bodensee<br />

an die aargauischen Wurzeln der Habsburger und an die<br />

frühere Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Schweiz.<br />

Auch wenn seit dem Spätmittelalter die angeblich unversöhnlichen<br />

Gegensätze zwischen Habsburg und der Eidgenossenschaft<br />

betont wurden, machen das Herkommen<br />

und die ursprüngliche Bedeutung der Habsburger deutlich,<br />

dass auch sie Teil der Schweizer Geschichte sind. Unter<br />

dem Eindruck einer «nationalen» Geschichtsschreibung<br />

wurde Schweizer Geschichte jedoch lange vor allem aus der<br />

Innerschweizer Perspektive betrachtet. Erst die letzten Jahre<br />

brachten eine Hinterfragung der klassischen Geschichtsbilder<br />

und eine Verschiebung der Gewichtungen. In den<br />

Vordergrund rückte nicht zuletzt die habsburgische Vergangenheit.<br />

Statt den Schlachten galt – und gilt – das Interesse<br />

jetzt alltäglicheren Formen des Mit­ und Gegeneinanders,<br />

die weit stärker von Kontinuität als von Abgrenzung ge­<br />

25.11.09 17:45 prägt waren und Fragen beispielsweise nach der Rolle des<br />

Adels und der kleineren Städte, nach den Strukturen der habsburgischen Landesherrschaft<br />

und Verwaltung oder nach der Macht der Erinnerung aufwerfen. Diese Sicht führt das<br />

vorliegende Buch fort, das in insgesamt vierzehn Beiträgen die habsburgische Herrschaft<br />

im Spannungsfeld von Archiv und Burgenbau, von Reisetätigkeit und Münzprägung, von<br />

Fürsten und ihrer Klientel oder von Klostergründungen und Grablegen thematisiert und so<br />

ein neues Bild der «habsburgischen» Vergangenheit der Schweiz zeichnet.<br />

Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 77<br />

25<br />

9 783034<br />

007191<br />

Januar <strong>2010</strong><br />

Br. 258 S., 80 Abb.<br />

CHF 58 / EUR 38<br />

Mitteilungen der<br />

Antiquarischen Gesellschaft<br />

in Zürich, Band 77<br />

(174. Neujahrsblatt)<br />

ISBN 978-3-0340-0719-1<br />

Mit Beiträgen von<br />

Harald Derschka, Roland Gerber,<br />

Andre Gutmann, Manfred Hollegger,<br />

Rainer Hugener, Martina<br />

Huggel, Nathalie Kolb Beck, Bruno<br />

Meier, Claudia Moddelmog, Peter<br />

Niederhäuser, Alois Niederstätter,<br />

Christian Sieber, Werner Wild,<br />

Benedikt Zäch


iestadt<br />

e am Bahnhofplatz den Benur<br />

einen zweckmässigen Bau.<br />

e dieses das monumentale<br />

bindungsglied zur weiten Welt.<br />

massen für den Siegeszug der<br />

Eulachstadt auf turbulente<br />

it vor- oder nachher erlebte<br />

eifenden Wandel. Aus einem<br />

ndustriestadt, aus einem<br />

dschaft ausgreifende Grosskt<br />

ein Ort mit weltweiten<br />

Handelshäuser beigetragen,<br />

aschinenindustrie Winterthur<br />

ins Informations- und Kommutriebetriebe<br />

waren gleicherum<br />

ihre rasch wachsenden<br />

undert ist deshalb auch die<br />

eregelter Briefverkehr, aber<br />

uerungen, die heute alltäglich<br />

keiten eröffneten.<br />

s Winterthur bietet jetzt die<br />

kschau auf die Post- und Wirtllt<br />

werden nicht nur einzelne<br />

as Postwesen und Philatelie in<br />

en und spannenden Einblick<br />

hurer Geschichte vermitteln.<br />

Jedele-Schudel, Dieter Kläy,<br />

s Widmer<br />

Im Spiegel der<br />

Philatelie<br />

N J B L<br />

3 4 3<br />

2 0 1 0<br />

+ + + l o k a l g e s c h i c h t e ( n ) + + +<br />

Im Spiegel der<br />

Philatelie<br />

Winterthur<br />

als<br />

Handels- und Industriestadt<br />

Stadtbibliothek Winterthur (Hg.)<br />

Im Spiegel der philatelie<br />

N J B L<br />

3 4 3<br />

2 0 1 0<br />

04.11.09 09:00<br />

Winterthur als Handels- und Industriestadt<br />

Als im Sommer 1899 das neue Postgebäude<br />

am Bahnhofplatz den Betrieb aufnahm,<br />

erhielt Winterthur mehr als nur<br />

einen zweckmässigen Bau. Zusammen<br />

mit dem neuen Bahnhof bildete dieses<br />

das monumentale Eingangsportal zur<br />

Stadt, aber auch das Verbindungsglied<br />

zur weiten Welt. Wie zu keiner anderen<br />

Zeit erlebte Winterthur im 19. Jahrhundert<br />

einen tiefgreifenden Wandel. Aus<br />

einem beschaulichen Landstädtchen<br />

wurde eine Industriestadt, aus einem<br />

verträumten Regionalmarkt ein Ort mit<br />

weltweiten Verknüpfungen. Handelsfirmen<br />

und Industriebetriebe waren<br />

gleichermassen auf postalische Kanäle<br />

angewiesen, um ihre rasch wachsenden<br />

Geschäfte tätigen zu können. Das<br />

19. Jahrhundert ist deshalb auch die<br />

grosse Zeit der Post. Briefmarken und<br />

ein geregelter Briefverkehr, aber auch<br />

Telegrafen und Telefone stehen für Neuerungen,<br />

die heute alltäglich erscheinen.<br />

Das 125­Jahr­Jubiläum des Philatelistenclubs<br />

Winterthur bietet die Gelegenheit<br />

zu einer reich bebilderten Rückschau auf<br />

die Post­ und Wirtschaftsgeschichte von<br />

Winterthur.<br />

November 2009<br />

Geb. 192 S., 265 Abb.<br />

CHF 44 / EUR 27<br />

Neujahrsblatt der<br />

Stadtbibliothek Winterthur,<br />

Band 343<br />

ISBN 978-3-0340-0979-9<br />

ISBN 978-3-0340-0979-9<br />

9 783034<br />

009799<br />

Dorothee Guggenheimer, Ursula Hasler,<br />

Rezia Krauer, Stefan Sonderegger<br />

Medizinische Fürsorge in der<br />

Stadt St.Gallen<br />

Mittelalterliche und frühneuzeitliche<br />

Dokumente aus dem Stadtarchiv St.Gallen<br />

Entziffern Sie Dokumente zum Alltag im<br />

mittelalterlichen Spital oder im Siechenhaus<br />

und erfahren Sie mehr über die<br />

Situation von kranken Menschen in<br />

der Frühen Neuzeit. Anhand von 19<br />

Originalquellen aus dem Stadtarchiv der<br />

Ortsbürgergemeinde St. Gallen können<br />

Sie das Lesen und Transkribieren historischer<br />

Archivhandschriften trainieren.<br />

Die interaktiven Funktionen der<br />

Übungen erleichtern dabei den Lernprozess.<br />

Ausführliche Kommentare erläutern<br />

die einzelnen Quellenstücke und<br />

ermöglichen so ein vertieftes historisches<br />

Verständnis.<br />

9 783034<br />

009980<br />

Regensdorf Cover neu.indd 1<br />

Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum<br />

Die Gründung der Stadt Bern<br />

Gemäldezyklus von Humbert Mareschet aus dem Berner Rathaus 1584–86<br />

Regula Luginbühl Wirz<br />

Die Gründung der Stadt Bern<br />

Gemäldezyklus von Humbert Mareschet<br />

aus dem Berner Rathaus 1584–1586<br />

Die Sage von der Gründung Berns im<br />

Jahr 1191 ist erst in den Chroniken des<br />

15. Jahrhunderts überliefert. 1584–1586<br />

hat sie Humbert Mareschet in sechs<br />

erzählfreudigen Gemälden dargestellt.<br />

Die Bilder entstanden im Auftrag der<br />

Berner Regierung für die Burgerstube im<br />

Rathaus. Sie beginnen mit dem Gründungsauftrag<br />

durch Herzog Berchtold V.<br />

von Zähringen und gipfeln im Empfang<br />

der Stadtrechte aus der Hand des<br />

Kaisers. Dazwischen wird die Bärenjagd<br />

auf der Aarehalbinsel gezeigt, der Bern<br />

seinen Namen verdanken soll. Mit<br />

faszinierenden Details werden zudem<br />

die Arbeiten vorgestellt, die nötig sind,<br />

bis anstelle des Waldes hohe Kräne die<br />

Baustelle für die neue Stadt überragen.<br />

Eine Falttafel gibt den Zyklus vollständig<br />

wieder. Neben dem Stadtgründungszyklus<br />

kommen Mareschets weitere Bilder<br />

für das Berner Rathaus zur Sprache.<br />

Das Bildprogramm aus dem Rathaus<br />

beleuchtet Berns Selbstbewusstsein und<br />

seine Position in der damaligen eidgenössischen<br />

Politik.<br />

günstige Voraussetzungen lockten bereits urgeschichtliche siedler ins furttal.<br />

in der Römerzeit durchquerte eine wichtige Verbindungsstrasse das tal, das nun<br />

von grossen gutshöfen bewirtschaftet wurde. Regensdorf, Watt und Adlikon<br />

werden im mittelalter ein erstes mal namentlich genannt. sie führten ein sehr<br />

selbständiges Dasein als kleine Bauernsiedlungen, zusammengehalten von der<br />

gemeinsamen kirche als Bindeglied und der herrschaft der freiherren von Regensberg<br />

mit der Altburg als stammsitz. markant wandelte sich das Landschaftsbild<br />

ab dem späten 19. Jahrhundert mit der trockenlegung des talbodens, die zu<br />

einem eigentlichen Jahrhundertprojekt wurde. Die ganz grossen entwicklungsschübe<br />

brachte aber erst das 20. Jahrhundert, zunächst mit der Verlegung der<br />

kantonalen strafanstalt nach Regensdorf, dann mit der Ansiedlung bedeutender<br />

industriebetriebe und durch den Bau tausender neuer Wohnungen. Die grosse<br />

spannung zwischen ländlicher herkunft und stadtnahem Wohn- und Arbeitsort<br />

prägte schliesslich das erscheinungsbild der heutigen gemeinde.<br />

Dezember 2009<br />

Dezember 2009<br />

CD-ROM (Win/Mac). CHF 28 / EUR 18 Br. 64 S., 55 Abb. 4c<br />

Interaktive Leseübungen und<br />

CHF 22 / EUR 13<br />

Kommentare. Edition Ad fontes: Quellen Glanzlichter aus dem Bernischen<br />

aus Archiven und Bibliotheken. Hg. von Historischen Museum,<br />

Andreas Kränzle und Gerold Ritter<br />

Band 20<br />

ISBN 978-3-0340-0998-0<br />

ISBN 978-3-0340-0997-3<br />

ISBN 978-3-0340-0998-0<br />

ISBN 978-3-0340-0997-3<br />

9 783034<br />

009973<br />

26<br />

m A R k u s s t R o m e R<br />

L u c A s W ü t h R i c h<br />

Regensdorf, Watt & Adlikon


+ + + g r a B e , w o d u s t e h s t + + +<br />

Markus Stromer, Lucas Wüthrich<br />

Regensdorf, Watt und Adlikon<br />

EINE DORFGESCHICHTE<br />

MIT EINEM BEITRAG VON pETER NIEDERHäuSER<br />

Regensdorf<br />

Watt & Adlikon<br />

27<br />

m A R k u s s t R o m e R & L u c A s W ü t h R i c h<br />

e i n e D o R f g e s c h i c h t e<br />

12.11.09 15:20<br />

Günstige Voraussetzungen lockten bereits urgeschichtliche<br />

Siedler ins Furttal. In der Römerzeit durchquerte eine wichtige<br />

Verbindungsstrasse das Tal, das nun von grossen Gutshöfen<br />

bewirtschaftet wurde. Regensdorf, Watt und Adlikon<br />

werden im Mittelalter ein erstes Mal namentlich genannt.<br />

Sie führten ein sehr selbständiges Dasein als kleine Bauernsiedlungen,<br />

zusammengehalten von der gemeinsamen<br />

Kirche als Bindeglied und der Herrschaft der Freiherren von<br />

Regensberg mit der Altburg als Stammsitz. Markant wandelte<br />

sich das Landschaftsbild ab dem späten 19. Jahrhundert<br />

mit der Trockenlegung des Talbodens, die zu einem<br />

eigentlichen Jahrhundertprojekt wurde. Die ganz grossen<br />

Entwicklungsschübe brachte aber erst das 20. Jahrhundert,<br />

zunächst mit der Verlegung der kantonalen Strafanstalt nach<br />

Regensdorf, dann mit der Ansiedlung bedeutender Industriebetriebe<br />

und durch den Bau Tausender neuer Wohnungen.<br />

Die grosse Spannung zwischen ländlicher Herkunft<br />

und stadtnahem Wohn­ und Arbeitsort prägte schliesslich<br />

das Erscheinungsbild der heutigen Gemeinde.<br />

26<br />

Die Freiherren von Regensberg<br />

«Neben der Glatt, auf der linken Seiten, liegt der Katzensee,<br />

dem Kloster Wettingen gehörig, und gleich daneben<br />

die alte Burg und Feste Regensberg, davon die alten<br />

Freiherren von Regensberg, Landsherren im Zürichgau,<br />

stammen und Namen haben.»<br />

Die Burg als archäologische Sonderzone: Bereits 1909 konservierten<br />

Insassen der Strafanstalt die Reste des Turmes, ehe<br />

dann 1955/57 eine ausführliche Grabung zahlreiche Fragen der<br />

Geschichte beantwortete.<br />

11 Mit wenigen Sätzen geht<br />

der Zürcher Chronist Johannes Stumpf in der Mitte des<br />

16. Jahrhunderts auf die «gewaltigen Herren» ein, die als<br />

Erbauer von Alt-Regensberg gelten und deren Schicksal<br />

aufs engste mit der Burg und der Region verknüpft ist.<br />

Die Freiherren von Regensberg zählen zu den bekanntesten<br />

Adelsfamilien, und die legendenhafte «Regensberger<br />

Fehde» gehört zum Schulbuchwissen vieler Generationen.<br />

So spektakulär das Schicksal dieses Geschlechts<br />

auch verlief, so bescheiden und lückenhaft bleiben die<br />

Informationen zu diesen Freiherren, betrachtet man ihre<br />

Rolle im Furttal und insbesondere in Regensdorf. Rund<br />

300 Quellen – Urkunden und chronikalische Vermerke<br />

– dokumentieren die knapp 250-jährige Geschichte der<br />

Regensberger, für mittelalterliche Verhältnisse eine gute<br />

Überlieferung. Rund zwei Drittel beziehen sich aber auf<br />

die Zeit nach 1270, was das Schwergewicht klar auf den<br />

Niedergang und den Ausverkauf der Herrschaft verlagert.<br />

Ihr Herkommen, ihre Machtgrundlage und nicht<br />

zuletzt die Gründe für ihren Bedeutungsverlust liegen<br />

hingegen weitgehend im Dunkeln. Eine Annäherung<br />

an die Burgherren von Alt-Regensberg wird deshalb von<br />

vielen Fragen und Unsicherheiten begleitet und ist Teil<br />

einer umfassenderen Geschichte, die den Werdegang der<br />

Freiherren mit dem Adel und der Region verknüpft.<br />

Aufstieg zu den «fürnehmsten Landesherren»<br />

Bereits die ersten historisch interessierten Forscher zählten<br />

die Freiherren zu den «fürnehmsten Landesherren<br />

in dieseren Landen» und listeten alle Orte und Burgen<br />

auf, die dieser Familie gehört haben sollen und die, so ein<br />

spätmittelalterlicher Chronist, die Stadt Zürich wie «einen<br />

Fisch mit einem Garn» umgaben. 12 Genauere Konturen<br />

nehmen die Verhältnisse allerdings erst im Laufe des<br />

12. Jahrhunderts an. Der Titel «Freiherr» (oder Nobilis) ist<br />

seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert belegt und reiht die<br />

Regensberger ein in eine recht grosse Gruppe von Adligen<br />

27 Von den Freiherren zum Obervogt<br />

Die älteste «bei Regensberg» ausgestellte Urkunde, gemeint ist Der zweite Stammsitz, der das gestiegene Selbstverständnis<br />

wohl die Burg Alt-Regensberg: Lütold von Regensberg schenkt einer Adelsfamilie zum Ausdruck bringt: Neu-Regensberg. Täfer-<br />

1219 mit Einwilligung von Frau und Kindern dem Kloster Rüti ein malerei aus dem ehemaligen Zürcher Amtshaus in Winterthur,<br />

Gut in Seegräben und bezeichnet sich im angehängten Siegel als dem Maler Christoph Kuhn zugeschrieben, um 1765.<br />

Graf. Die Datierung stammt unverkennbar von einem anderen<br />

Schreiber – wie authentisch ist deshalb das Schriftstück?<br />

«freien» Standes, die oft im Gefolge von Grafen als übergeordneten<br />

Landesherren anzutreffen sind, um 1200 aber<br />

auf regionaler Ebene zu den führenden Geschlechtern<br />

zählen. 13 lage ist um 1130 indirekt erstmals erwähnt, als Lütold von<br />

Regensberg zusammen mit seiner Frau Judenta und ihrem<br />

Sohn Lütold den Grundstein für das künftige Kloster<br />

Die Grenzen sind dabei keineswegs eindeutig, Fahr legte und dabei die Vogtei über das Gotteshaus dem<br />

beanspruchten doch die Regensberger im 13. Jahrhundert jeweiligen Besitzer der Burg Regensberg vorbehielt.<br />

mehrmals den Grafentitel. Im Unterschied zu den Toggenburgern<br />

gelang den Regensbergern aber keine Rangerhöhung<br />

– eines der Indizien für den Bedeutungsverlust<br />

des Geschlechts ab der Mitte des 13. Jahrhunderts.<br />

Der Ausgangspunkt der Familiengeschichte liegt bei<br />

der Burg (Alt-)Regensberg, die gemäss archäologischen<br />

Untersuchungen in den 1950er-Jahren vermutlich noch<br />

im 11. Jahrhundert entstanden ist und damit zu den ältesten<br />

datierbaren Burgen der Region zählt. Die aus einem<br />

mächtigen Steinturm und Holzgebäuden bestehende An-<br />

14<br />

Burg, Vogtei und Kloster sind deutliche Hinweise auf die<br />

Stellung – und den möglichen Reichtum – einer Familie,<br />

die ihren Rang mit der Gründung eines Frauenklosters<br />

zum Ausdruck brachte. Hier wurden Familienangehörige<br />

standesgemäss bestattet und Seelenmessen für die<br />

Verstorbenen gelesen; das Kloster bildete fortan eine Art<br />

symbolisches Zentrum des Geschlechts. Woher dieses<br />

Geschlecht jedoch stammte und welche Güter es besass,<br />

bleibt unklar; ein erster eindeutiger Beleg für den Namen<br />

«Regensberg» findet sich erst 1113. Die verschiedenen<br />

Regensdorf Inhalt Druck.indd 26 12.11.09 11:41 Regensdorf Inhalt Druck.indd 27 12.11.09 11:41<br />

156<br />

Das Wirtshaus «Zur Alten Post» gehörte wie die Sägerei und das<br />

Postbüro zu den Regensdorfer Sehenswürdigkeiten. Ansichtskarte<br />

von 1906.<br />

Leopold von Habsburg-Lothringen – ein Hinweis darauf,<br />

dass es sich bei der Alten Post wirklich um ein angesehenes<br />

Haus handelte! 110 Auf eine lange, wechselvolle Geschichte kann auch die<br />

Weinschenke Althard zurückblicken. 1812 erhielt Caspar<br />

Nach mehreren Wechseln ging Gujer, aus der Familie des Kleinjogg vom Katzenrütihof,<br />

das Gebäude 1946 an die politische Gemeinde, die den im Hard das Weinschenkenpatent als Nachfolger seines<br />

Wirtschaftsbetrieb verpachtete. 1973 musste der einst Vaters. Das Lokal gehörte zum geichnamigen Hof und er-<br />

prächtige, repräsentative Bau der verbreiterten Watterhielt nach der Eröffnung der Nationalbahnlinie 1877 den<br />

strasse weichen.<br />

Namen «Eisenbahn». In jüngerer Vergangenheit gehör-<br />

Die Wirtschaft zum Wilden Mann wird erstmals 1868 te die Wirtschaft Gemeindepräsident Heinrich Guyer,<br />

erwähnt, das Haus dürfte aber einiges älter sein und aus der 1936 Frieda Mathis aus der Wirtefamilie vom Watter<br />

der Zeit um 1800 stammen. 1920 kamen eine Kegelbahn Meierhof, dem späteren Gasthof Post, geheiratet hatte. In<br />

im Garten und ein Sommerhäuschen dazu, 1949 eine seinen letzten Jahren bis 1963 diente das Wirtshaus Ei-<br />

Metzgerei mit Laden. Der Saal machte den Wilden Mann senbahn, nun im Besitz der Gemeinde, als Personalkan-<br />

zu einem beliebten Veranstaltungslokal für Vereine. Mit tine der Gretag. Diese Verpflegungsmöglichkeit führte<br />

dem Abbruch des baufällig gewordenen Gebäudes im der Industrieverein Regensdorf dann auf der anderen<br />

Jahr 1996 verschwand eine der letzten traditionellen Re- Strassenseite, direkt neben den Bahngleisen, bis 1965 in<br />

gensdorfer Dorfbeizen.<br />

einer Baracke weiter. Das alte Wirtepatent ging darauf an<br />

157 Regensdorfer Arbeitswelten<br />

die Brauerei Feldschlösschen, die unter dem Namen ihrer<br />

Firma 1968 am alten Standort ein neu gebautes Restaurant<br />

eröffnete.<br />

Die Adliker konnten seit 1821 bei Simeon Meyer<br />

einkehren. Das Lokal wurde 1901 zur Speisewirtschaft<br />

aufgewertet und erhielt den neuen Namen «Eckstein».<br />

Im Oberdorf in Watt besass Hans Rudolf Frei 1812 ein<br />

Weinschenkepatent. Trotz günstiger Lage an der Strasse<br />

nach Ober- und Niederhasli überlebte der Betrieb nur bis<br />

1914, womit das Oberdorf seine einzige Gaststätte wieder<br />

verlor. Vielleicht gingen die Oberdörfler von da an nach<br />

Watt in den Meierhof, der seit 1832 als Weinschenke<br />

und ab 1850 als Speiserestaurant Gäste empfing. Da im<br />

gleichen Haus 1880–1977 ein Postbüro eingerichtet war,<br />

nannte man das Lokal ab der Jahrhundertwende Post und<br />

später Pöstli.<br />

Auch im Weiler Altburg musste man nicht ohne<br />

Weinschenke auskommen, 1874 eröffnete Rudolf Hess<br />

sein Lokal direkt an der Bahnlinie, die eben gebaut wurde<br />

– seine ersten Gäste waren vor allem Arbeiter dieser Baustelle.<br />

Ab 1894 hiess das Gasthaus Zum Anker, doch wurde<br />

der Betrieb schon 1915 eingestellt und das Patent ging<br />

an das Wirtshaus Obstgarten auf der anderen Seite des<br />

Burghügels, das später zum Restaurant Altburg wurde.<br />

Rasanter Aufstieg der Industrie<br />

Das Werben um Industrieunternehmungen zeigte noch<br />

in den späten 1950er-Jahren Erfolg, liessen sich doch einige<br />

grössere Firmen in Regensdorf nieder, die während<br />

Jahrzehnten Hunderte von Angestellten beschäftigten<br />

und zum Teil noch heute existieren. Stellvertretend für<br />

eine grosse Vielfalt von Unternehmen seien einige genannt.<br />

Der erste «richtige» Industriebetrieb, der sich in Regensdorf<br />

niederliess, war die 1912 gegründete Steinfabrik<br />

am Anfang der Althardstrasse. Sie stellte Kalksandsteine<br />

her, für die am Hang über dem Oberdorf Regensdorfer<br />

Sand abgebaut wurde. Bis zu zehn Tonnen Steine pro Tag<br />

lieferte die Fabrik über den eigenen Gleisanschluss aus.<br />

Der Konkurrenz der neuen Zementsteine war ihr Produkt<br />

aber nicht gewachsen, sodass die Inhaber Dürler und Juvalta<br />

1926 ihre Aktienmehrheit an die Firma Wanner &<br />

Co. in Horgen verkauften. Diese stellte in Regensdorf ab<br />

1928 sogenannte Korksteinplatten als Isolationsmaterial<br />

Das Gemeindemuseum rettete das reich verzierte Buffet und<br />

etwas Geschirr aus der Alten Post.<br />

Für automobile Kundschaft gerüstet: Die Watter Linde mit Zapfsäule<br />

um 1930.<br />

Regensdorf Inhalt Druck.indd 156 12.11.09 11:46 Regensdorf Inhalt Druck.indd 157 12.11.09 11:46<br />

9 783034<br />

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2009<br />

Geb. 204 S., 185 Abb.<br />

CHF 45 / EUR 28.50<br />

ISBN 978-3-0340-0772-6


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November 2009<br />

Geb. 448 S., 231 Abb. 4c<br />

CHF 58 / EUR 38<br />

ISBN 978-3-0340-0999-7<br />

sterwähnung als Vogteimitglied im Jahre<br />

annenzeit im 7. Jahrhundert. Zünikon war<br />

oden, zeitweise auch die damit belehnden<br />

Dominikanerinnen zu Töss und den<br />

rgen: die Vögte, als Letztinstanz der Graf<br />

gte auf Hegi bis zur grossen Revolution.<br />

hrhunderten ihre Angelegenheiten weitdie<br />

Zivilgemeinde Zünikon aufgehoben,<br />

emeinde Bertschikon.<br />

haft bezogen, besonders auf Elgg, wo in<br />

e gelesen, seit der Reformation aber das<br />

mpulse kamen, wo die Kranken im Spital<br />

alle auf dem Friedhof zur ewigen Ruhe<br />

dwirtschaft gelebt. In den 1830er Jahren<br />

sich für kurze Zeit unternehmerischer<br />

ventionen, und in der zweiten Hälfte des<br />

ndlerdorf. Ein Porträt der heute im Dorf<br />

der Dorfgeschichte.<br />

t. Tabellen im Anhang zeigen die Bauausbesitzer<br />

von der Zeit der Helvetik bis<br />

s Schär<br />

en 1937 in Frauenfeld, 1957 Matura<br />

(mit alten Sprachen) in Frauenfeld,<br />

1963 Theologiestudium in Zürich, Berlin<br />

asel, 1964–1971 Pfarrer in Marthalen,<br />

1999 Pfarrer in Elgg (zuständig auch für<br />

n).<br />

009997<br />

Z ü n i k o n<br />

+ + + g e n a u h i n g e s e h e n : e i n e s c h ö n g e s t a l t e t e m i k r o s t u d i e + + +<br />

Z ü n i k o n<br />

Ein Dorf im Wandel der Zeit<br />

Ernst Hofmann, Markus Schär<br />

Zünikon<br />

EIN DORF IM WANDEL DER ZEIT<br />

Die Geschichte Zünikons wird mit seiner urkundlichen<br />

Ersterwähnung als Vogteimitglied im Jahre 1263 fassbar.<br />

Das Schweizerische Seine Landesmuseum besitzt Wurzeln gründen vermutlich zur Alemannenzeit im<br />

mit den Funden und Dokumenten der zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts 7. Jahrhundert.<br />

ausgegrabenen<br />

Nekropole von Giubiasco einen der wichtigsten<br />

archäologischen Bestände des Südalpenraumes.<br />

Dokumentation, Zünikon Befunde und Funde war für Jahrhunderte ein dreifaches Klosterdorf:<br />

des teilweise unwissenschaftlich ergrabenen<br />

Gräberfeldes sind jetzt Grund zum ersten Mal voll- und Boden, zeitweise auch die damit belehnten<br />

ständig aufgearbeitet worden. Band II der<br />

Giubiasco-Publikation präsentiert und illus- Bewohner, gehörten den Benediktinern in St. Gallen, den<br />

triert das Fundmaterial der Spätlatène zeit und<br />

der römischen Epoche. Die entsprechenden<br />

Grabinventare werden Dominikanerinnen auf ihre chronologi- zu Töss und den Augustinerchorherren<br />

sche Kohärenz hin überprüft. Zwei Beiträge<br />

widmen sich der in Giubiasco zu jener Zeit von Kreuzlingen. Für Recht und Ordnung hatten aber<br />

bestatteten Bevölkerung. Text auf Französisch<br />

und Italienisch mit Zusammenfassungen auf<br />

Deutsch. weltliche Herren zu sorgen: die Vögte, als Letztinstanz der<br />

The Swiss National Museum has one of the Graf von Kyburg, schliesslich die Stadt Zürich und ihre<br />

most important collections from the Southern<br />

Alps with the finds and documents from excavations<br />

at the beginning Obervögte of the 20th century at auf Hegi bis zur grossen Revolution. Die Behör­<br />

the necropolis of Giubiasco. The documentation,<br />

structures and finds from the graveyard den der Dorfgemeinde Zünikon regelten seit Jahrhunderten<br />

that was partially dug in a non-scientific way,<br />

have now for the first time been thoroughly<br />

and systematically analysed. ihre In this Angelegenheiten second<br />

weitgehend autonom. Zu Beginn des<br />

volume of the Giubiasco publication, the material<br />

pertaining to the late La Tène and Ro- 20. Jahrhunderts wurde die Zivilgemeinde Zünikon aufgeman<br />

period is presented and illustrated. The<br />

coherence of the grave inventories taken into<br />

consideration is discussed hoben, on chronological und das Dorf entwickelte sich innerhalb der poli­<br />

grounds. The study ends with two synthetic<br />

texts on the community tischen buried in Giubiasco Gemeinde at Bertschikon.<br />

that time. Text in French and Italian with summaries<br />

in English.<br />

Stets war das Dorfleben auch auf die nähere Nachbarschaft bezogen, besonders auf Elgg, wo<br />

in der Kirche das Taufbecken stand, wo 1000 Jahre die Messe gelesen, seit der Reformation<br />

aber das Predigtwort ins Zentrum rückte, von wo die schulischen Impulse kamen, wo die<br />

Kranken im Spital an der Untergasse Aufnahme fanden und wo schliesslich alle auf dem<br />

Friedhof zur ewigen Ruhe gebettet wurden.<br />

Bis in die jüngste Zeit hat die Dorfbevölkerung von der Landwirtschaft gelebt. In den<br />

1830er Jahren kauften sich die Bauern vom Zehnten los und erfreuten sich für kurze Zeit<br />

unternehmerischer Freiheit. Doch bald wurden sie Empfänger von Bundessubventionen,<br />

und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelte sich das Bauerndorf zum Pendlerdorf.<br />

Ein Porträt der heute im Dorf lebenden Familien und ihrer Häuser bildet den Abschluss<br />

der Dorfgeschichte.<br />

Ein besonderes Kapitel ist der Schule Zünikon gewidmet. Tabellen im Anhang zeigen die<br />

Baugeschichte der Häuser des Dorfes und die Familien der Hausbesitzer von der Zeit der<br />

Helvetik bis heute.<br />

28<br />

M U S E I N A Z I O N A L I<br />

S V I Z Z E R I<br />

La necropoLi di Giubiasco (Ti) VOL. II


+ + + e i n B e d e u t e n d e s g r ä B e r f e l d a l s q u e l l e f ü r d i e f o r s c h u n g + + +<br />

Das Schweizerische Landesmuseum besitzt<br />

mit den Funden und Dokumenten der zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts ausgegrabenen<br />

Nekropole von Giubiasco einen der wichtigsten<br />

archäologischen Bestände des Südalpenraumes.<br />

Dokumentation, Befunde und<br />

Funde des teilweise unwissenschaftlich ergrabenen<br />

Gräberfeldes sind jetzt zum ersten<br />

Mal vollständig und synthetisch aufgearbeitet<br />

worden. Band I der Giubiasco-Publikation präsentiert<br />

die gesamte Schriftdokumentation und<br />

die Korrespondenzen der Altgrabungen und<br />

veröffentlicht bislang unpublizierte Grabungspläne.<br />

Dazu werden die quellenkritische Rekonstruktion<br />

der ursprünglichen Grabinventare<br />

und die Erfassung der ins In- und Ausland<br />

verkauften Objekte vorgestellt. Text auf Italienisch<br />

mit Zusammenfassungen auf Deutsch<br />

The Swiss National Museum has one of the<br />

most important collections from the Southern<br />

Alps with the finds and documents from excavations<br />

at the beginning of the 20th century at<br />

the necropolis of Giubiasco. The documentation,<br />

structures and finds from the graveyard<br />

that was partially dug in a non-scientific way,<br />

have now for the first time been thoroughly and<br />

systematically analysed. This first volume of<br />

the Giubiasco publication presents the complete<br />

written documentation and correspondence<br />

concerning the earliest excavations<br />

along with hitherto unpublished maps. Furthermore,<br />

this publication consists of a catalogue<br />

of the tombs along with a critical reconstruction<br />

of the original funerary sets and an<br />

inventory of objects sold in Switzerland and abroad.<br />

Text in Italian with summaries in English.<br />

Luca Tori, BIljana Schmid­Sikimic, Philippe Della Casa,<br />

Eva Carlevaro, Lionel Pernet<br />

La necropoli di Giubiasco<br />

VOL. III<br />

LE TOMBE DELL’ETà DEL BRONZO, DELLA pRIMA ETà DEL FERRO E DEL<br />

LA TèNE ANTICO E MEDIO. LA SINTESI<br />

M U S E I N A Z I O N A L I<br />

S V I Z Z E R I<br />

La<br />

necropoLi<br />

di<br />

Giubiasco (Ti)<br />

29<br />

VOL. III<br />

Das Schweizerische Landesmuseum besitzt<br />

mit den Funden und Dokumenten der zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts ausgegrabenen<br />

Nekropole von Giubiasco einen der wichtigsten<br />

archäologischen Bestände des Südalpenraumes.<br />

Dokumentation, Befunde und Funde<br />

des teilweise unwissenschaftlich ergrabenen<br />

Gräberfeldes sind jetzt zum ersten Mal vollständig<br />

aufgearbeitet worden. Band II der<br />

Giubiasco-Publikation präsentiert und illustriert<br />

das Fundmaterial der Spätlatène zeit und<br />

der römischen Epoche. Die entsprechenden<br />

Grabinventare werden auf ihre chronologische<br />

Kohärenz hin überprüft. Zwei Beiträge<br />

widmen sich der in Giubiasco zu jener Zeit<br />

bestatteten Bevölkerung. Text auf Französisch<br />

und Italienisch mit Zusammenfassungen auf<br />

Deutsch.<br />

The Swiss National Museum has one of the<br />

most important collections from the Southern<br />

Alps with the finds and documents from excavations<br />

at the beginning of the 20th century at<br />

the necropolis of Giubiasco. The documentation,<br />

structures and finds from the graveyard<br />

that was partially dug in a non-scientific way,<br />

have now for the first time been thoroughly<br />

and systematically analysed. In this second<br />

volume of the Giubiasco publication, the material<br />

pertaining to the late La Tène and Roman<br />

period is presented and illustrated. The<br />

coherence of the grave inventories taken into<br />

consideration is discussed on chronological<br />

grounds. The study ends with two synthetic<br />

texts on the community buried in Giubiasco at<br />

that time. Text in French and Italian with summaries<br />

in English.<br />

LA NECROPOLI DI GIUBIASCO (TI) VOL. I<br />

Das Schweizerische Nationalmuseum besitzt mit den Fun-<br />

den und Dokumenten der zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

ausgegrabenen La nécropole de Giubiasco compte parmi Nekropole les von Giubiasco einen der wich-<br />

ensembles archéologiques les plus riches du<br />

tigsten sud des Alpes. Elle archäologischen a été fouillée – en partie Bestände des Südalpenraumes.<br />

sans contrôle scientifique – au début du XX<br />

Dokumentation, Befunde und Funde des teilweise unwissenschaftlich<br />

ergrabenen Gräberfeldes sind jetzt zum ersten<br />

Mal vollständig und systematisch aufgearbeitet worden.<br />

Der dritte Band der Giubiasco­Publikation präsentiert und<br />

illustriert das Fundmaterial der Spätbronzezeit, der älteren<br />

Eisenzeit sowie der Früh­ und Mittellatènezeit. Die entsprechenden<br />

Grabinventare werden auf ihre chronologische<br />

Kohärenz hin überprüft.<br />

Das Buch enthält eine eingehende Analyse der chronologischen<br />

Gliederung, der räumlichen Verteilung und der<br />

Beigabensitten der in Giubiasco zu jener Zeit bestatteten<br />

Bevölkerung. Text auf Französich und Italienisch mit Zusammenfassungen<br />

auf Deutsch.<br />

e<br />

siècle ; le Musée national suisse conserve<br />

les découvertes et la documentation faites à<br />

cette occasion. Cette nouvelle publication de<br />

la nécropole propose, pour la première fois,<br />

une analyse complète et synthétique de la<br />

documentation, des structures et du mobilier<br />

du cimetière. Dans ce deuxième volume est<br />

présenté et illustré le matériel de La Tène finale<br />

et d’époque romaine. La cohérence des<br />

ensembles funéraires retenus est discutée en<br />

fonction de la chronologie. L’étude se termine<br />

par deux synthèses sur la communauté ensevelie<br />

à Giubiasco à cette prériode. Texte en<br />

français et en italien avec résumés en français.<br />

Il Museo Nazionale Svizzero conserva, con<br />

i ritrovamenti e i documenti della necropoli<br />

di Giubiasco, scavata per la maggior parte<br />

all’inizio del XX secolo, uno dei più importanti<br />

complessi archeologici della regione sudalpina.<br />

Documentazione, strutture e materiali<br />

del sepolcreto, in gran parte indagato in modo<br />

non scientifico, sono stati per la prima volta<br />

analizzati in maniera completa e sintetica.<br />

In questo secondo volume sono presentati<br />

e illustrati i materiali del La Tène finale e<br />

dell’epo ca romana ed è discussa la coerenza<br />

cronologica delle associazioni funerarie.<br />

Due sintesi sulla società che faceva capo alla<br />

necropoli concludono lo studio. Testo in fran­<br />

cese e italiano con riassunti in italiano.<br />

LA<br />

NECROPOLI<br />

DI<br />

GIUBIASCO (TI)<br />

VOL. I<br />

M U S E I N A Z I O N A L I<br />

S V I Z Z E R I<br />

La necropoLi di Giubiasco (Ti) VOL. II<br />

Il Museo Nazionale Svizzero conserva, con<br />

i ritrovamenti e i documenti della necropoli<br />

di Giubiasco, scavata per la maggior parte alM<br />

U S E I N A Z I O N A L I<br />

l’inizio del XX secolo, uno dei più importanti S V I Z Z E R I<br />

complessi archeologici della regione sud-alpina.<br />

Documentazione, strutture e materiali del<br />

sepolcreto, in gran parte indagato in modo non<br />

scientifico, sono stati per la prima volta analizzati<br />

in maniera completa e sintetica.<br />

In questo primo volume sono pubblicate documentazione<br />

scritta e corrispondenza riguardanti<br />

gli scavi antichi e piante a lungo rimaste<br />

inedite. Sono inoltre presentati la ricostruzione<br />

critica dei complessi di scavo e l’inventario<br />

dei materiali venduti in Svizzera e<br />

all’estero.<br />

La nécropole de Giubiasco compte parmi les<br />

ensembles archéologiques les plus riches du<br />

sud des Alpes. Elle a été fouillée – en partie<br />

sans contrôle scientifique – au début du XXe<br />

siècle ; le Musée national suisse conserve les<br />

découvertes et la documentation faites à cette<br />

occasion. Cette nouvelle publication de la<br />

nécropole propose, pour la première fois, une<br />

analyse complète et synthétique de la documentation,<br />

des structures et du mobilier du cimetière.<br />

Ce premier volume présente la documentation<br />

écrite et la correspondance relatives aux fouilles<br />

anciennes, ainsi que des plans inédits. L’ouvrage<br />

contient aussi un catalogue des sépultures<br />

comprenant la reconstruction critique<br />

des ensembles funéraires et l’inventaire des<br />

objets vendus en Suisse et à l’étranger. Texte<br />

en italien avec résumés en français.<br />

La<br />

necropoLi<br />

di<br />

Giubiasco (Ti)<br />

VOL. II<br />

La nécropole de Giubiasco compte parmi les<br />

ensembles archéologiques les plus riches du<br />

sud des Alpes. Elle a été fouillée – en partie<br />

sans contrôle scientifique – au début du XX e<br />

siècle ; le Musée national suisse conserve<br />

les découvertes et la documentation faites à<br />

cette occasion. Cette nouvelle publication de<br />

la nécropole propose, pour la première fois,<br />

une analyse complète et synthétique de la<br />

documentation, des structures et du mobilier<br />

du cimetière. Dans ce deuxième volume est<br />

présenté et illustré le matériel de La Tène finale<br />

et d’époque romaine. La cohérence des<br />

ensembles funéraires retenus est discutée en<br />

fonction de la chronologie. L’étude se termine<br />

par deux synthèses sur la communauté en-<br />

sevelie à Giubiasco à cette prériode. Texte en<br />

français et en italien avec résumés en français.<br />

Il Museo Nazionale Svizzero conserva, con<br />

i ritrovamenti e i documenti della necropoli<br />

di Giubiasco, scavata per la maggior parte<br />

all’inizio del XX secolo, uno dei più importanti<br />

complessi archeologici della regione sud-<br />

alpina. Documentazione, strutture e materiali<br />

del sepolcreto, in gran parte indagato in modo<br />

non scientifico, sono stati per la prima volta<br />

analizzati in maniera completa e sintetica.<br />

In questo secondo volume sono presentati<br />

e illustrati i materiali del La Tène finale e<br />

dell’epo ca romana ed è discussa la coerenza<br />

cronologica delle associazioni funerarie. Due<br />

sintesi sulla società che faceva capo alla necropoli<br />

concludono lo studio. Testo in francese<br />

e italiano con riassunti in italiano.<br />

9 783034<br />

Layout_UG_Giubiasco_II Aufl 2.indd 1 07.10.09 16:25<br />

Lionel Pernet, Eva Carlevaro,<br />

Luca Tori, Philippe Della Casa,<br />

Biljana Schmid-Sikimic,<br />

Gianluca Vietti<br />

La necropoli di Giubiasco (TI)<br />

Vol. I<br />

Storia degli scavi, documenta<br />

zione, inventario critico<br />

Collectio archæologica 2<br />

2004. 464 S. durchg. ill. Br.<br />

CHF 88 / EUR 58.80<br />

ISBN 978-3-0340-0675-0<br />

Lionel Pernet, Eva Carlevaro,<br />

Luca Tori, Philippe Della Casa,<br />

Biljana Schmid-Sikimic,<br />

Gianluca Vietti<br />

La necropoli di Giubiasco (TI)<br />

Vol. II<br />

Les tombes de La Tène finale<br />

et d'époque romaine<br />

Collectio archæologica 4<br />

2006. 512 S. durchg. ill. Br.<br />

CHF 88/ EUR 58.80<br />

ISBN 978-3-0340-0758-0<br />

010047<br />

Juni <strong>2010</strong><br />

ca. 480 S. durchg. ill. Br.<br />

ca. CHF 88/ EUR 58.80<br />

Collectio archæologica,<br />

Band 8<br />

ISBN 978-3-0340-1004-7


Louis Specker, geboren 1939, wuchs in Rorschach auf, wo er<br />

bsolvierte. Nach dem Besuch des kantonalen Lehrerseminars<br />

hre als Primarlehrer und studierte anschliessend Geschichte,<br />

ermanistik an der Universität Basel. Er schloss sein Studium<br />

on über den «Weberpfarrer» Howard Eugster-Züst ab.<br />

wirkte er mehrere Jahre als Mittelschullehrer und als Mu-<br />

1979 bis 2002 leitete er das Historische Museum St.Gallen.<br />

Publikationen beschäftigte er sich mit Fragen der Sozial- und<br />

te sowie mit der Rorschacher Orts- und Regionalgeschichte.<br />

eitschriften erschienen Artikel, welche sich vor allem mit der<br />

twicklung der Ostschweizer Arbeiterbewegung befassen.<br />

der Veröffentlichungen<br />

ward Eugster-Züst 1861 – 1932. Leben und Werk des Vaters der schweiiterorganisation.<br />

(St.Gallen, 1975)<br />

hfolge. Der Briefwechsel zwischen Howard Eugster-Züst und Chris-<br />

86 – 1919. (Zürich, 1984)<br />

che Handwerksgesellenverein 1841 – 1865. (126. Neujahrsblatt des Hises<br />

Kantons St.Gallen, Rorschach 1986).<br />

rbeiten der Ostschweizer Sticker. (In: Röllin, Peter: Stickerei-Zeit,<br />

eits und jenseits des Rheins. (In: Ardelt, R und Thurner, E.: Bewegte<br />

ich 1992).<br />

te der Appenzeller Plattstichweberei. (In: Buff, R. und Specker L.: Die<br />

ine alte Appenzeller Heimindustrie, Herisau 1992).<br />

chung. Das Hungerjahr 1816/17 in der Ostschweiz. (133. und 135. Neurischen<br />

Vereins des Kantons St.Gallen, Rorschach 1993 und 1995).<br />

ahrhundert. Einblicke in die Zeit des grossen Umbruches. (Rorschach<br />

| Der Kanton St.Gallen brachte 2003 zum 200-Jahr-Jubi-<br />

ntonsgeschichte heraus. In Band 9 wird das Manuskript noch<br />

ie st.gallische Arbeiterbewegung» zitiert:<br />

+ + + B e r e i t s a n g e z e i g t + + +<br />

Dr. Louis Specker<br />

‹Links aufmarschieren›<br />

Louis Specker<br />

Sommer 1945, der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die Dimensionen<br />

der europäischen Katastrophe werden fassbar. Gleichzeitig<br />

Aus der Frühgeschichte<br />

zeichnen sich die Konturen einer neuen weltpolitischen Ord-<br />

der Ostschweizer nung Arbeiterbewegung<br />

ab. Die Schweiz beteiligt sich am Wiederaufbau, will aber<br />

ihre Unabhängigkeit bewahren und sich nicht dem Hilfswerk<br />

der Siegermächte (UNRRA) anschliessen. In dieser Situation<br />

bietet das vom Bundesrat initiierte Hilfswerk Schweizerspende<br />

den Alliierten an, für ein halbes Jahr 2000 Kinder aus Konzentrationslagern<br />

zur Erholung aufzunehmen. Schliesslich gelangen<br />

rund 370 junge Männer und Frauen aus dem Konzentrationslager<br />

Buchenwald in die Schweiz. Die grosse Mehrheit befindet<br />

sich ein Jahr später immer noch im Land, als die Schweizerspende<br />

ihr Engagement für die «Buchenwaldkinder» beendet.<br />

Die Autorin unter¬sucht die Entstehung, Planung und Umsetzung<br />

dieser Hilfsaktion. Dabei liegt das Augenmerk zum einen<br />

auf den beteiligten Institutionen: der Schweizerspende, der<br />

UNRRA, der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes<br />

sowie den verschiedenen jüdischen Organisationen. Nicht alle<br />

Akteure verfolgten dieselben Ziele, was zu Konflikten, aber<br />

auch zu unerwarteten Koalitionen führte. Das Buch stellt die<br />

«Buchenwaldaktion» in die Tradition der humanitären Kinderhilfe<br />

und fragt, ob das Engagement unmittelbar nach dem Krieg<br />

einen Bruch mit der restriktiven und judenfeindlichen Flüchtlingspolitik<br />

der Kriegszeit bedeutete. Zum anderen untersucht<br />

es den Alltag der Holocaustüberlebenden in der Schweiz. Wie<br />

gelang es ihnen, ein neues Leben aufzubauen? Wie gestaltete<br />

sich das Verhältnis zwischen Betreuenden und Betreuten? Und<br />

woran erinnern sich die damals Beteiligten 60 Jahre später?<br />

Es entsteht ein vielschichtiges Bild über die Realitäten einer<br />

Hilfsaktion, die ganz anders verlief als ursprünglich geplant.<br />

Darüber hinaus ergeben sich aufschlussreiche Einblicke in die<br />

von der Forschung bisher wenig beachtete humanitäre Politik<br />

«Links aufmarschieren»<br />

Aus der Frühgeschichte der Ostschweizer<br />

Arbeiterbewegung<br />

Louis Specker bietet die erste ausführliche<br />

und systematische Darstellung der<br />

ostschweizerischen Arbeiterbewegung<br />

von den Anfängen der Industrialisierung<br />

bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.<br />

Der Autor schildert die Lebensumstände<br />

und die zunehmende Verelendung<br />

weiter Bevölkerungskreise: Dazu<br />

gehörten die Handwerker, die durch<br />

die Mechanisierung der Arbeitswelt<br />

ihre Erwerbsgrundlagen verloren, die<br />

Fabrikarbeiter und Fabrikarbeiterinnen<br />

sowie die Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen.<br />

Er beschreibt jene Mittel,<br />

mit deren Hilfe die Arbeiterschaft ihre<br />

Situation zu verbessern hoffte. Specker<br />

stellt dabei die ganze Palette der damals<br />

propagierten Möglichkeiten der Arbeiterselbsthilfe<br />

dar: die politische Aktion mit<br />

kommunis tischen und sozialistischen<br />

Zielvorstellungen oder den gewerkschaftlichen<br />

Zusammenschluss, der in<br />

der Ostschweiz nicht nur unter sozialistischen,<br />

sondern auch unter christlichen<br />

und liberalen Vorzeichen erfolgt war.<br />

April <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 480 S., ca. 50 Abb.<br />

ca. CHF 68 / EUR 42<br />

ISBN 978-3-0340-0954-6<br />

ISBN 978-3-0340-0954-6<br />

9 783034 009546<br />

Madeleine Lerf<br />

Die «Buchenwaldkinder»<br />

in der Schweiz<br />

Madeleine Lerf<br />

Die «Buchenwaldkinder» –<br />

eine Schweizer Hilfsaktion<br />

Humanitäres Engagement, politisches<br />

Kalkül und individuelle Erfahrung<br />

Veröffentlichungen des Archivs<br />

für Zeitgeschichte ETH Zürich<br />

Madeleine Lerf<br />

Die «Buchenwaldkinder» –<br />

eine Schweizer Hilfsaktion<br />

Humanitäres Engagement, politisches<br />

Kalkül und individuelle Erfahrung<br />

Sommer 1945, der Zweite Weltkrieg ist<br />

zu Ende. Die Dimensionen der europäischen<br />

Katastrophe werden fassbar.<br />

Gleichzeitig zeichnen sich die Konturen<br />

einer neuen weltpolitischen Ordnung ab.<br />

Die Schweiz beteiligt sich am Wiederaufbau,<br />

will aber ihre Unabhängigkeit<br />

bewahren und sich nicht dem Hilfswerk<br />

der Siegermächte (UNRRA) anschliessen.<br />

In dieser Situation bietet das vom<br />

Bundesrat initiierte Hilfswerk Schweizerspende<br />

den Alliierten an, für ein halbes<br />

Jahr 2000 Kinder aus Konzentrationslagern<br />

zur Erholung aufzunehmen. Nachdem<br />

rund 370 jüdische junge Männer<br />

und Frauen aus dem Konzentrationslager<br />

Buchenwald in die Schweiz gelangt sind,<br />

stellt die Schweizerspende ihr Hilfsangebot<br />

ein, da es kaum Kinder gibt, die die<br />

Konzentrationslager überlebt haben und<br />

die auf diese Hilfe angewiesen sind. Die<br />

grosse Mehrheit der bereits eingereisten<br />

«Buchenwalder» befindet sich dagegen<br />

ein Jahr später noch im Land, als die<br />

Schweizerspende ihr Engagement für sie<br />

als beendet erklärt.<br />

März <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 420 S., ca. 12 Abb.<br />

ca. CHF 68 / EUR 44<br />

Veröffentlichungen des<br />

Archivs für Zeitgeschichte<br />

der ETH Zürich, Band 5<br />

ISBN 978-3-0340-0987-4<br />

ISBN 978-3-0340-0987-4<br />

9 783034<br />

009874<br />

Eva Maurer<br />

Eva Maurer<br />

WEgE zuM<br />

Pik Stalin<br />

Sowjetische alpinisten 1928–1953<br />

Wege zum pik Stalin<br />

Sowjetische Alpinisten 1928–1953<br />

Vom Kaukasus bis in den Pamir und<br />

vom Tien­Shan zurück nach Moskau,<br />

St. Petersburg und Kiew: Die Geschichte<br />

der sowjetischen Bergsteiger und ihrer<br />

Formen von Gemeinschaft gewährt<br />

zum einen neue Einblicke in die Kultur­,<br />

Alltags­ und Sozialgeschichte der<br />

stalinistischen Sowjetunion und in die<br />

Lebenswelten eines Teils der intellektuellen<br />

Elite, zum andern in die unterschiedliche<br />

Symbolik und Funktion<br />

dieser nichtrussischen Bergperipherien<br />

für das Selbstverständnis des multinationalen<br />

sowjetischen Herrschaftsgebiets.<br />

Das Machtzentrum Moskau ist dabei<br />

geographisch oft weit entfernt und doch<br />

stets präsent – ob in der politischen<br />

Symbolik vertikaler Berghierarchien (so<br />

am Pik Stalin mitten im Pamir) oder in<br />

den Repressionen des «Grossen Terrors»,<br />

der auch die Alpinisten traf.<br />

Die Studie stellt die Bergsteiger als<br />

erfolgreiche Akteure in eigener Sache ins<br />

Zentrum und eröffnet so eine Perspektive<br />

auf die Ebene zwischen Individuum<br />

und Staatsmacht im Stalinismus.<br />

März <strong>2010</strong><br />

Geb. ca. 480 S., ca. 18 Abb.<br />

ca. CHF 78 / EUR 50<br />

ISBN 978-3-0340-0977-5<br />

ISBN 978-3-0340-0977-5<br />

9 783034 009775<br />

30


Paul Altheer<br />

Die 13 Katastrophen<br />

+ + + B e r e i t s a n g e z e i g t + + +<br />

31<br />

Paul Altheer<br />

Paul Altheer<br />

Die 13 Katastrophen<br />

Herausgegeben und mit einem Nachwort<br />

versehen von Paul Ott<br />

Die 13 Katastrophen<br />

Herausgegeben und mit einem Nachwort<br />

versehen von paul Ott<br />

Die Geschichte des Schweizer Kriminalromans<br />

ist noch nicht so alt, als Paul<br />

Altheer 1928 zur Feder greift und den<br />

Detektivroman «Die 13 Katastrophen»<br />

schreibt. Wie der Titel bereits andeutet,<br />

wird mit Bob Stoll ein Detektiv in die<br />

Welt gesetzt, dem alles missrät, der von<br />

einer Pechsträhne verfolgt wird, und<br />

der – obwohl er seinen Fall aufklärt –<br />

mit ansehen muss, wie der Schuldige<br />

ungeschoren davonkommt. Altheer<br />

ironisiert hier bereits das Genre – notabene<br />

dreissig Jahre vor Dürrenmatts<br />

«Versprechen».<br />

Während das Genre eben erst erfunden<br />

wird und man beginnt, seine Tiefen<br />

auszuloten, prägt das Werk Paul Altheers<br />

eine spritzige Leichtigkeit, die eine unbeschwerte<br />

Haltung des Autors gegenüber<br />

seinen Figuren und den Schauplätzen an<br />

den Tag legt.<br />

Januar <strong>2010</strong><br />

Geb. 128 S.,<br />

CHF 34 / EUR 22<br />

Schweizer Texte, Neue Folge,<br />

Band 31<br />

ISBN 978-3-0340-0972-0<br />

ISBN 978-3-0340-0972-0<br />

9 783034 009720<br />

Ein Kind mit einer Behinderung verhindern – ein Kind zur<br />

Rettung eines Geschwisters auswählen – ein Knabe statt<br />

ein Mädchen – was spricht dagegen? Pränataldiagnostik und<br />

Präimplantationsdiagnostik öffnen das Tor zu ungeahnten<br />

Möglichkeiten – und bringen die Gesellschaft und das Individuum<br />

in schwierige Entscheidungssituationen. Fachpersonen<br />

aus verschiedenen Bereichen, Menschen mit einer Behinderung<br />

und ihre Angehörigen befassen sich mit diesen ethisch<br />

heiklen Fragen.<br />

Die pränataldiagnostische Technik wird stetig verbessert.<br />

Erhöht sich nicht dadurch auch der gesellschaftliche Druck,<br />

diese in Anspruch zu nehmen? Die Präimplantationsdiagnostik,<br />

die bald auch in der Schweiz erlaubt ist, hat zum Ziel,<br />

Schädigungen am Embryo im Reagenzglas zu erkennen. Wann<br />

aber ist die Anwendung dieses Verfahrens gerechtfertigt? Und<br />

was bedeuten diese grossen gesellschaftlichen Anstrengungen,<br />

Behinderungen zu verhindern, für behinderte Menschen<br />

und ihre Angehörigen?<br />

Das Buch informiert über die Methoden der pränatalen und<br />

präimplantativen Diagnostik, über ihre Anwendungsbereiche<br />

und auch über ihre Grenzen. Dabei verweist sie darauf,<br />

dass das ethische Dilemma zwischen auswählen und annehmen<br />

sowohl auf der Ebene der Gesellschaft wie auch für das<br />

Individuum stark an Brisanz verlieren könnte, wenn Integration,<br />

Chancengleichheit und Lebensqualität gezielt gefördert<br />

würden.<br />

Das Buch wurde initiiert von insieme Schweiz, der Dachorganisation<br />

der Elternorganisationen für Menschen mit geistiger<br />

Behinderung.<br />

Auswählen oder annehmen? Kind, Braga, Studer (Hg.)<br />

Insieme UG Druck.indd 1 01.12.09 16:46<br />

/<br />

/<br />

INHALT TABLE DES MATIèRES<br />

Christian Kind, Suzanne Braga, Annina Studer (Hg.)<br />

«traverse» online<br />

Die traverse-Redaktion La rédaction<br />

ISSN 1420-4355<br />

de traverse<br />

Porträt / Portrait<br />

7<br />

die «traverse» geht komplett ins Netz<br />

Matthias Töwe, Averell Hilfiker<br />

SchWerPuNkt / doSSier théMatique<br />

Auswählen oder<br />

Sicherheit und Mobilität. «Making the World a Safer Place?»<br />

Barbara Lüthi, Patricia Purtschert<br />

Sécurité et mobilité. «Making the World a Safer Place?»<br />

Barbara Lüthi, Patricia Purtschert annehmen? vom gouvernementalen Sicherheitsdenken zur Politik der ‹geteilten Sorge›<br />

9<br />

15<br />

20 t r a v e r s e<br />

Katrin Meyer Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik –<br />

25<br />

Polizeiliche identifikationstechniken und anarchismus in der Schweiz (1888–1904)<br />

Testverfahren an werdendem Leben<br />

Nicole Schwager<br />

im Namen der nationalen Sicherheit. Sicherheitsbedenken und Migrationspolitik<br />

in Grossbritannien während des frühen 20. Jahrhunderts<br />

41<br />

Z e i t S c h r i f t f ü r G e S c h i c h t e • r e v u e d ‘ h i S t o i r e<br />

Christiane Reinecke 57<br />

airport Security and the Limits of Mobility. the case of the united States<br />

Anke Ortlepp 75<br />

Productive Wars and culturally Sensitive occupations.<br />

the New “u. S. army / Marine corps counterinsurgency Manual”<br />

Wirtschaftsgeschichte in der Schweiz:<br />

Wendy Brown 89<br />

der artikeL / L’articLe<br />

eine historiographische Skizze<br />

Le secret bancaire en cause à la Société des Nations (1922–1925)<br />

Christophe Farquet<br />

debatte / débat<br />

102<br />

L‘histoire économique en Suisse:<br />

die Schweiz und die Sklaverei. Zum Spannungsfeld zwischen Geschichtspolitik<br />

und Wissenschaft<br />

une esquisse historiographique<br />

Konrad J. Kuhn, Béatrice Ziegler 116<br />

dokuMeNt / docuMeNt<br />

form, Normalisierung und Gewalt in einem brief an die «Liebe Marta»<br />

Peter-Paul Bänziger 131<br />

beSPrechuNGeN / coMPteS reNduS<br />

Literatur zum thema / comptes rendus thématiques 139<br />

allgemeine besprechungen / comptes rendus généraux 148<br />

aGeNda<br />

aktuell / a noter 169<br />

rückspiegel / echo 179<br />

call for Papers / appel à contributions 181<br />

autorinnen / Les auteures 186<br />

heftschwerpunkte / dossiers thématiques 189<br />

1 1_<strong>2010</strong><br />

Christian Kind, Suzanne Braga,<br />

Annina Studer (Hg.)<br />

Auswählen oder annehmen?<br />

pränatal- und präimplantationsdiagnostik<br />

Testverfahren an werdendem Leben<br />

Pränataldiagnostik und Präimplantationsdiagnostik<br />

öffnen das Tor zu ungeahnten<br />

Möglichkeiten – und bringen<br />

die Gesellschaft und das Individuum<br />

in schwierige Entscheidungssituationen.<br />

Fachpersonen aus verschiedenen<br />

Bereichen, Menschen mit einer Behinderung<br />

und ihre Angehörigen befassen sich<br />

mit diesen ethisch heiklen Fragen.<br />

Die pränataldiagnostische Technik wird<br />

stetig verbessert. Erhöht sich nicht<br />

dadurch auch der gesellschaftliche<br />

Druck, diese in Anspruch zu nehmen?<br />

Die Präimplantationsdiagnostik, die bald<br />

auch in der Schweiz erlaubt ist, hat zum<br />

Ziel, Schädigungen am Embryo im Reagenzglas<br />

zu erkennen. Wann aber ist die<br />

Anwendung dieses Verfahrens gerechtfertigt?<br />

Und was bedeuten diese grossen<br />

gesellschaftlichen Anstrengungen, Behinderungen<br />

zu verhindern, für behinderte<br />

Menschen und ihre Angehörigen?<br />

Das Buch informiert über die Methoden<br />

der pränatalen und präimplantativen Diagnostik,<br />

über ihre Anwendungsbereiche<br />

und auch über ihre Grenzen.<br />

Januar <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 200 S., ca. 16 Abb.<br />

ca. CHF 32 / EUR 21<br />

ISBN 978-3-0340-0970-6<br />

ISBN 978-3-0340-0970-6<br />

9 783034 009706<br />

t r a v e r s e<br />

Sicherheit und Mobilität / Sécurité et mobilité<br />

2009<br />

traverse 1/<strong>2010</strong><br />

Wirtschaftsgeschichte in der<br />

Schweiz: eine historiographische<br />

Skizze<br />

L'histoire économique en Suisse: une<br />

esquisse historiographique<br />

Mit der Nummer über den Stand und<br />

die Aussichten der Wirtschaftgeschichte<br />

in der Schweiz beginnen wir eine Reihe<br />

von historiographischen Spezialheften.<br />

Anlass dazu ist, dass bis dahin fünfzig<br />

Hefte der traverse erschienen sein<br />

werden. Die Redaktion der traverse plant<br />

zurzeit vier solche historiografischen<br />

Spezialnummern:2011 folgt die Sozial­,<br />

2012 die Kultur­ und 2013 die Politikgeschichte.<br />

Die einzelnen Beiträge geben einen weit<br />

gefassten Forschungsüberblick über die<br />

Schweiz. Ziel ist es, damit einen Einstieg<br />

in die entsprechende wirtschaftsgeschichtliche<br />

Forschung zu erleichtern.<br />

Die einzelnen Artikel geben in einem<br />

ersten Teil einen Literaturüberblick,<br />

beschreiben in einem zweiten Teil die<br />

aktuelle Forschungslandschaft und<br />

skizzieren abschliessend einen Ausblick<br />

sowohl auf Forschungsdefizite als auch<br />

auf neue Forschungsperspektiven.<br />

März <strong>2010</strong><br />

Br. ca. 300 S.,<br />

CHF 28 / EUR 18.80<br />

ISBN 978-3-905315-49-3<br />

ISBN 978-3-905315-49-3<br />

9 783905 315493


ember 1988 und Februar 1992 wurden den Drogen-<br />

dem Zürcher Platzspitz über 7 Millionen Spritzenund<br />

2 Millionen Zusatznadeln abgegeben; es wurden<br />

Hilfeleistungen, darunter 6700 künstliche Beat-<br />

geführt. All dies war staatlich geduldet, obwohl 1975<br />

ische Betäubungsmittelgesetz verschärft und Besitz<br />

llegaler Drogen unter Strafe gestellt worden waren.<br />

hreibt das Alltagsleben auf dem Platzspitz, das breite<br />

Menschen, die sich dort aufhielten. Es erzählt vom<br />

, den wissenschaftlichen Erkenntnissen und von den<br />

r Politik und der Medien. Im Schlussteil wird von der<br />

kehr von der Repression berichtet, von der Behandensüchtigen<br />

mit der Ersatzdroge Methadon und sogar<br />

r Verbesserung der Überlebenshilfe, den politischen<br />

etzungen und schliesslich von der Annahme eines<br />

ungsmittelgesetzes durch das Stimmvolk im Jahr<br />

t ergänzen eindrückliche Fotos von Gertrud Vogler.<br />

rofessor der Medizin. Ehemaliger Leiter der klinischen<br />

am Zürcher Universitätsspital, in vielen Gremien zur<br />

on Hepatitis und Aids tätig gewesen.<br />

r<br />

edaktorin bei der WochenZeitung in Zürich, fotogramentiert<br />

seit Jahren das andere Zürich.<br />

Peter J. Grob<br />

Zürcher «Needle-Park»<br />

+ + + s o e B e n e r s c h i e n e n + + + s o e B e n e r s c h i e n e n + + +<br />

Peter Grob<br />

um Pierre boulez kommt nicht herum, wer die Musik-<br />

Peter J. Grob<br />

geschichte des 20. Jahrhunderts verfolgt. als Komponist<br />

und Dirigent, aber auch als Manager und Musikvermittler,<br />

ist der 84-Jährige eine herausragende Figur. seit dem sommer<br />

2004 gibt er seinen immensen erfahrungsschatz im<br />

rahmen der lucerne Festival academy einer jungen generation<br />

weiter.<br />

Höhepunkt und abschluss der academy 2008 war das sinfoniekonzert<br />

vom 5. september im Konzertsaal des Kulturund<br />

Kongresszentrums luzern. uraufführungen zweier<br />

junger Komponisten, werke der beiden altmeister luciano<br />

berio und elliott carter sowie der epochale Sacre du printemps<br />

von igor strawinsky standen auf dem Programm.<br />

Diese anderthalb stunden klingende Musik, dokumentiert<br />

auf cD, beleuchtet die Monographie aus wechselnder Perspektive.<br />

Die akteure, Musikerinnen wie Hörer, kommen ebenso<br />

zu wort wie die Musik als Klangereignis selbst. entsprechend<br />

vielfältig – von der teilnehmenden beobachtung bis<br />

zur computergestützten interpretationsanalyse – sind die<br />

angewandten Methoden. Dabei umkreist die Phono-<br />

Mono graphie das Konzert auf verschiedenen Flugbahnen,<br />

was bald eine nahsicht ermöglicht, bald einen überblick<br />

gestattet.<br />

Ein Stück Drogengeschichte<br />

und -politik 1968–2008<br />

Zürcher<br />

«Needle-Park»<br />

Jürg Huber studierte schulmusik und Dirigieren an der akademie für<br />

Mit Fotos von Gertrud Vogler schul- und Kirchenmusik in luzern sowie Musikwissenschaft, Musikethnologie<br />

und Deutsche sprachwissenschaft an der universität zürich.<br />

er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am institut Forschung & entwicklung<br />

der Hochschule luzern – Musik. als Musikjournalist und -kritiker<br />

schreibt er vornehmlich für die «neue zürcher zeitung».<br />

Zürcher «Needle-park»<br />

Ein Stück Drogengeschichte und -politik,<br />

1968–2008<br />

Mit Fotos von Gertrud Vogler<br />

Zwischen November 1988 und Februar<br />

1992 wurden den Drogensüchtigen auf<br />

dem Zürcher Platzspitz über 7 Millionen<br />

Spritzen­und­Nadelsets abgegeben; es<br />

wurden medi zinische Hilfeleistungen,<br />

darunter 6700 künstliche Beat mungen,<br />

durchgeführt.<br />

Das Buch beschreibt das Alltagsleben auf<br />

dem Platzspitz, das breite Spektrum von<br />

Menschen, die sich dort aufhielten. Es<br />

erzählt vom Drogenhandel, den wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen und von den<br />

Reaktionen der Politik und der Medien.<br />

Im Schlussteil wird von der langsamen<br />

Abkehr von der Repression berichtet,<br />

von der Behandlung von Drogensüchtigen<br />

mit der Ersatzdroge Methadon und<br />

sogar mit Heroin, der Verbesserung der<br />

Überlebenshilfe, den politischen Auseinandersetzungen<br />

und schliesslich von<br />

der Annahme eines neuen Betäubungsmittelgesetzes<br />

durch das Stimmvolk im<br />

Jahr 2008. Den Text ergänzen eindrückliche<br />

Fotos von Gertrud Vogler.<br />

Oktober 2009<br />

Geb. 180 S., 82 Abb.<br />

CHF 32 / EUR 21<br />

ISBN 978-3-0340-0968-3<br />

ISBN 978-3-0340-0968-3<br />

9 783034 009683<br />

Hochschule luzern<br />

Musik<br />

Jürg Huber<br />

Das erbe Der MoDerne weitergeben<br />

Jürg Huber<br />

Das erbe<br />

Der MoDerne<br />

weitergeben<br />

Pierre boulez Dirigiert<br />

Das lucerne Festival acaDeMy orcHestra<br />

eine PHono-MonograPHie<br />

Jürg Huber<br />

969 Huber UG.indd 1 06.10.09 11:07<br />

13.11.09 10:28<br />

Das Erbe der Moderne<br />

weitergeben<br />

pierre Boulez dirigiert das Lucerne<br />

Festival Academy Orchestra Eine phono-<br />

Monographie<br />

Um Pierre Boulez kommt nicht herum,<br />

wer die Musik geschichte des 20. Jahrhunderts<br />

verfolgt. Als Komponist und<br />

Dirigent, aber auch als Manager und<br />

Musikvermittler, ist der 84­Jährige eine<br />

herausragende Figur. Seit dem Sommer<br />

2004 gibt er seinen immensen Erfahrungsschatz<br />

im Rahmen der Lucerne<br />

Festival Academy einer jungen Generation<br />

weiter.<br />

Höhepunkt und Abschluss der Academy<br />

2008 war das Sinfoniekonzert im Konzertsaal<br />

des Kultur­ und Kongresszentrums<br />

Luzern. Uraufführungen zweier<br />

junger Komponisten, Werke der beiden<br />

Altmeister Luciano Berio und Elliott<br />

Carter sowie der epochale «Sacre du<br />

printemps» von Igor Strawinsky standen<br />

auf dem Programm. Diese anderthalb<br />

Stunden klingende Musik, dokumentiert<br />

auf CD, beleuchtet die Monographie aus<br />

wechselnder Perspektive.<br />

Dezember 2009. Geb.<br />

180 S., 70 Abb., 2 CDs<br />

CHF 48 / EUR 31<br />

Eine Publikation der<br />

Musik hochschule Luzern<br />

ISBN 978-3-0340-0969-0<br />

ISBN 978-3-0340-0969-0<br />

9 783034 009690<br />

MIT 2 MuSIK-CDS<br />

VERLAG<br />

CHRONOS Verlag<br />

Eisengasse 9<br />

CH-8008 Zürich<br />

Tel. +41 / 044 / 265 43 43<br />

Fax +41 / 044 / 265 43 44<br />

info@chronos-verlag.ch<br />

www.chronos-verlag.ch<br />

AuSLIEFERuNG SCHWEIZ<br />

AVA / buch 2000<br />

Centralweg 16<br />

8910 Affoltern a.A.<br />

Tel. 044 / 762 42 60<br />

Fax 044 / 762 42 10<br />

VERTRETuNG SCHWEIZ<br />

Sebastian Graf<br />

üetlibergstrasse 84<br />

CH-8045 Zürich<br />

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sgraf@swissonline.ch<br />

AuSLIEFERuNG<br />

DEuTSCHLAND/Eu<br />

GVA<br />

postfach 2021<br />

D-37010 Göttingen<br />

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Fax 0551 / 4 13 92<br />

VERTRETuNG<br />

DEuTSCHLAND<br />

Hans Frieden<br />

c/o G.V.V.<br />

Groner Str. 20<br />

D-37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 / 797 73 90<br />

Fax 0551 / 797 73 91<br />

g.v.v@t-online.de<br />

Umschlagbild aus: Die Frau des Dorfarztes und der<br />

Wehrmachtoffizier (vgl. S. 3)<br />

Alle Buchpreise inkl. MWSt.<br />

CHF­Preise sind unverbindliche Preisempfehlungen.<br />

EUR­Preise gelten für Deutschland.<br />

Änderungen und Irrtum vorbehalten.<br />

Dezember 2009

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