Frühling 2010
Frühling 2010
Frühling 2010
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Frühling</strong> <strong>2010</strong><br />
+ + + k u l t u r g e s c h i c h t e + + + z e i t g e s c h i c h t e + + + t e c h n i k -<br />
g e s c h i c h t e + + + s o z i a l - u n d w i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e + + +<br />
B i o g r a f i e n + + + l i t e r a t u r w i s s e n s c h a f t + + + m u s i k - u n d<br />
t h e a t e r w i s s e n s c h a f t + + + p h i l o s o p h i e + + +<br />
1985–<strong>2010</strong> +++ 25 Jahre Bücher zur zeit +++<br />
CHRONOS Verlag<br />
Eisengasse 9 • CH-8008 Zürich<br />
Tel. + 41 / 044 / 265 43 43<br />
Fax + 41 / 044 / 265 43 44<br />
info@chronos-verlag.ch<br />
www.chronos-verlag.ch
Aus der Scheidungschronik<br />
Hugo Fischer, Sonntag 1. Juli 45<br />
Ich reise nach Weesen<br />
10 Uhr komme ich an, Martina führt<br />
mich ins Schlosshotel Mariahalden. Bis<br />
Mittag schwärmt mir Martina vor u. erklärt<br />
mir immer wieder, ein weiteres Zusammenleben<br />
mit mir – in Escholzmatt –<br />
beides ist gleich unerträglich – werde sie<br />
verrückt machen, komme nicht in Frage.<br />
Bei Karl werde sie gesund. Es gehe schon<br />
viel besser.<br />
Karl – Dr. Michel – ist etwas grösser<br />
wie ich – wie Martina bald erkennt –<br />
stramm, flott, stark vorstehende Backenknochen<br />
mit auffallender Behaarung. Er<br />
scheint mir ruhig, energisch, intelligent,<br />
es lässt sich gut mit ihm reden. Bleibt ruhig,<br />
wenn ich, bewusst, ziemlich scharf<br />
die Deutschen angreife.<br />
Er erzählt mir seine Lebensgeschichte<br />
– Dr. Jus. – Biologie. Reichsgesundheitsamt.<br />
Im Krieg Hauptmann im Generalstab,<br />
Spezialist für Russland u Ostvölker,<br />
wo er Anpflanzungsprobleme zu lösen<br />
hatte. Lang nebenbei Sportler, Sportlehrer<br />
– sagt er fast beschämt! Geschieden<br />
– Frau Künstlerin (Malerin). Sie wollte<br />
von je her 4 Kinder von ihm u habe sie.<br />
In Frieden geschieden.<br />
Verstehe sich auf Frauenherzen u. könne<br />
sich gut einfühlen, was bei Martina<br />
einzig heilend wirken könne. Die Frau<br />
habe nötig, dass man sich mit ihr abgebe,<br />
sonst werde sie eben krank. Milieu<br />
bedingt sei Martina unglücklich, bei ihm<br />
werde sie bald voll gesund, man sehe<br />
den Erfolg ja schon bis jetzt.<br />
Da offenbar zwischen Martina u mir<br />
unrettbar alles verloren sei, sieht er als<br />
einzige vernünftige Lösung die Scheidung<br />
in Frieden, zu der ich Hand bieten<br />
möge. Erst die Scheidung ermögliche<br />
ihm, sich so eingehend mit Martina<br />
abzugeben, dass sie vollständig gesund<br />
werde. Er wolle sie sobald mögl. heiraten,<br />
sie sei seine grosse Liebe, sein Typ –<br />
was Martina auch von ihm sagt.<br />
4.10.45<br />
Lieber Herr Doktor<br />
Martina hat im Augenblick nur den<br />
einen Wunsch nach einem Zuhause,<br />
irgendwo den müden Kopf hinlegen und<br />
an nichts mehr denken müssen einmal.<br />
Hier kann ihr das zurzeit leider nicht<br />
geboten werden wie in ihrem Elternhaus.<br />
Ausserdem habe ich den Eindruck,<br />
dass Martina sich zur letzten Klarheit<br />
am besten dort durchringt, wo sie die<br />
sittlichen Werte des Elternhauses und<br />
der Familie ganz nahe empfindet.<br />
Ich würdige Ihre Bedenken wegen eines<br />
Aufenthaltes von Martina in Escholzmatt<br />
vollauf. Ich glaube aber auch,<br />
dass gerade eine vorübergehende stille<br />
Rückkehr von Martina in ihr Elternhaus<br />
der ganzen Sache die sensationelle Note<br />
nimmt und sie für Schwätzer uninteressant<br />
macht. Martina ist jetzt so verinnerlicht,<br />
dass sie bestimmt bald ein ganz<br />
klarer ruhiger und reifer Mensch werden<br />
wird und selbst die richtige Endlösung<br />
erkennt.<br />
In Liebe und Sorge für Martina<br />
Ihnen stets verbunden<br />
Grüsst Sie<br />
Ihr K. Michel<br />
Tagebuch von Martina<br />
Geboren wurde Diana in der Klinik<br />
Hirslanden in Zürich. Dienstag den<br />
28. Mai 1946 abends 8h. Ich verbrachte<br />
10 sehr schöne Tage in der Klinik. Diana<br />
war gesund; Karl, der Vatti, kam mich<br />
jeden Tag besuchen. Er schenkte mir<br />
wundervolle Rosen und auch andere<br />
Blumen; er verwöhnte mich mit Früchten<br />
und allerhand. Am 9. Tag spazierten<br />
wir zusammen im Garten & am 10. Tag<br />
fuhr ich mit Diana nach Hause. Karl begleitete<br />
uns bis Thalwil. In Luzern holte<br />
mich Irene ab & mit dem Auto fuhren<br />
wir nach Hause. Vom 7. Juni 46–6. August<br />
46 pflegte ich die kl. Diana zu<br />
Hause. Wir waren fast immer im Garten.<br />
Ich ging ab & zu nach Zch., dann pflegte<br />
Irene Ackermann die Kleine oder meine<br />
Mamma. Ich hatte oft schwere Stunden<br />
betr. Zukunft und meine Mamma machte<br />
es mir auch nicht leicht. Aber ich war ja<br />
glücklich, die kl. Diana wenigstens bei<br />
mir zu wissen. Gott half mir & zeigte<br />
mir den einen wahren Weg, für immer.<br />
Ende Juni 46 lächelte Diana schon süss<br />
und wacker.<br />
Maria Becker:<br />
Die Frau Bucher hatte bei uns gewohnt,<br />
um sich um mein Baby zu kümmern.<br />
Und der Michel kam dazu. Die beiden<br />
hatten sich bei uns so richtig eingenistet.<br />
Robert Freitag, mein Mann, ging zu<br />
einem Freund, ihm war diese Person,<br />
dieser Michel, so widerwärtig und so<br />
zudringlich. Und leider Gottes liess Boby<br />
das Kind alleine bei denen.<br />
2
+ + + a u s d e n f u g e n g e r a t e n : d a s B e w e g t e l e B e n d e r m a r t i n a B u c h e r + + +<br />
Andrea Blunschi<br />
Andrea Blunschi<br />
Die Frau des Dorfarztes und der<br />
Wehrmachtoffizier<br />
EINE SpuRENSuCHE<br />
Die Frau des Dorfarztes<br />
und der Wehrmachtoffizier<br />
Eine Spurensuche<br />
3<br />
Es war die Hochzeit des Jahres, als Martina Bucher und<br />
Hugo Fischer 1938 in Escholzmatt im Entlebuch heirateten.<br />
Sie, die schönste Frau im Tal, aus gutem Haus. Er, der<br />
Dorfarzt, vielseitig gebildet, geschätzt und geachtet. Doch<br />
nach einigen Jahren glücklicher Ehe mit drei Kindern lebten<br />
sie sich auseinander. Im Sommer 1945 begegnete Martina<br />
dem Militärinternierten Karl Michel. Sie verliebten sich<br />
und verbrachten gemeinsam den Sommer in Weesen am<br />
Walensee. Er versprach ihr den Himmel auf Erden, wünschte<br />
sich ein Kind und riet ihr zur Scheidung.<br />
Die akribischen Aufzeichnungen von Hugo Fischer und<br />
Martinas Briefe geben einen sehr persönlichen Einblick<br />
in die Ereignisse von damals: die Chronologie einer<br />
Scheidung in all ihren Facetten. Im Dorf wird geredet. Man<br />
betrachtet Martina als krankhaft, die Einweisung in eine<br />
Anstalt wird erwogen.<br />
Karl Michel war kurz vor Kriegsende in die Schweiz<br />
geflüchtet. Als Hauptmann der deutschen Wehrmacht im Generalstab, zuständig<br />
für Fremde Heere Ost, wurde er von den Schweizer Behörden beschattet, vom<br />
Nachrichtendienst einvernommen. Er gab an, am Widerstand um Stauffenberg<br />
beteiligt gewesen zu sein, war Autor verschiedener Bücher und Artikel und bewegte<br />
sich im Umfeld der Moralischen Aufrüstung (MRA). Michel jonglierte sich durch viele<br />
behördliche Instanzen. In der Schweiz verkehrte er in der besten Gesellschaft von Zürich.<br />
Martina tauchte in seine Welt ein.<br />
1946 bringt sie in Zürich eine uneheliche Tochter zur Welt und kehrt ins Elternhaus<br />
zurück. Sie wird in ihrem Dorf geächtet. Die Vormundschaftsbehörde wird eingeschaltet,<br />
das Kind soll fremdplatziert werden. Martina flüchtet mit ihrem Baby ins Tessin, wo die<br />
Polizei sie aufspürt und ihr das Kind wegnimmt. Es wächst in einer Pflegefamilie auf.<br />
Der Kindsvater verlässt die Mutter und die Schweiz, wo er sporadisch, undurchsichtige<br />
Geschäfte treibend, auftaucht. Karl Michel hinterlässt eine abenteuerliche Spur eines<br />
Lebens mit vielen weissen Flecken.<br />
9 783034<br />
010016<br />
Mai <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 280 S., ca. 50 Abb.<br />
ca. CHF 36 / EUR 23<br />
ISBN 978-3-0340-1001-6<br />
Andrea Blunschi<br />
ist die Tochter des unehelichen<br />
Kindes von Martina Bucher. Ihre<br />
Grossmutter starb 2003, ohne<br />
aus ihrem früheren Leben erzählt<br />
zu haben. Sie hinterliess indes<br />
zahlreiche Fotografien, Briefe und<br />
ein Tagebuch. Von 2005 bis 2009<br />
führte Andrea Blunschi Interviews<br />
mit Verwandten und Bekannten,<br />
besuchte Archive in der Schweiz<br />
und in Deutschland. Ein reichhaltiger<br />
Quellenfundus entstand.<br />
Die Spurensuche verdichtete sich<br />
allmählich zu einer spannenden<br />
Geschichte, die mit vielen Originaltexten,<br />
Stimmen und Fotos<br />
aus verschiedenen Perspektiven<br />
erzählt wird.
9 783034 010023<br />
+ + + d a s l e B e n e i n e r m i n d e r h e i t i n B e d r o h l i c h e r z e i t + + +<br />
April <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 448 S., ca. 60 Abb.<br />
ca. CHF 48 / EUR 31<br />
Beiträge zur Geschichte<br />
und Kultur der Juden in der<br />
Schweiz. Schriftenreihe<br />
des Schweizerischen<br />
Israelitischen<br />
Gemeindebunds, Band 14<br />
ISBN 978-3-0340-1002-3<br />
nahm Judenfeindschaft auch in der<br />
re Formen an. Den Schweizer Juden<br />
lung in Erinnerung gerufen, nicht<br />
liche Flüchtlingspolitik der Schweiz<br />
alsozialismus. Die Kräfte mussten<br />
lossen werden. Gleichzeitig erhielt<br />
lauf. Ein eigener jüdischer Staat schien<br />
erhältnisse unausweichlich. Nach dem<br />
1933 flohen Tausende deutscher Jursten<br />
„Emigranten“ waren vorerst viele<br />
on 1938 führte dazu, dass das lokale<br />
elitischen Gemeinde Basel (IGB) vollsgebaut<br />
werden musste. Als nach 1945<br />
annt wurde, und die gemeinsame Bedifferenz<br />
und Abkehr vom Judentum.<br />
en aus. Eine weitere Herausforderung<br />
raels von 1948 dar.<br />
e Juden in Basel die Zeit von den<br />
er Jahre erlebten. Neben der Darstelnd<br />
politischen Rahmenbedingungen<br />
ndelnde Subjekte sichtbar gemacht.<br />
äsentanten der IGB, doch treten auch<br />
Akteure in den Vordergrund.<br />
ei Hauptteile: Im ersten Teil werden<br />
denfeindschaft dargestellt und die<br />
lchen das Basler Abwehrkomitee der<br />
gegnete. Der zweite Teil widmet sich<br />
Jugendbewegung und beleuchtet den<br />
schichte der jüdischen Jugendbewegung<br />
s anhin wenig beachtet. Im letzten Kapi-<br />
Bewegte Zeiten<br />
Noëmi Sibold<br />
Noëmi Sibold<br />
«Bewegte Zeiten»<br />
ZuR GESCHICHTE DER JuDEN IN BASEL,<br />
1930ER BIS 1950ER JAHRE<br />
Zu Beginn der 1930er Jahre nahm Judenfeindschaft auch<br />
in der Schweiz immer bedrohlichere Formen an. Den<br />
Noëmi Sibold<br />
Schweizer Juden wurde die eigene Sonderstellung in Erinnerung<br />
gerufen, nicht zuletzt durch die judenfeindliche<br />
Bewegte<br />
Flüchtlingspolitik der Schweiz während der Zeit des Natio-<br />
Zeiten<br />
nalsozialismus. Die Kräfte mussten gebündelt, die Reihen<br />
geschlossen werden. Gleichzeitig erhielt der Zionismus<br />
stärkeren Zulauf. Ein eigener jüdischer Staat schien angesichts<br />
der feindlichen Verhältnisse unausweichlich. Nach<br />
dem Machtantritt Hitlers im Jahre 1933 flohen Tausende<br />
deutscher Juden nach Basel.<br />
Zur Geschichte der Juden<br />
in Basel, 1930er bis 1950er<br />
Unter den ersten «Emigranten» waren viele Studenten. Die<br />
Jahre<br />
Fluchtwelle von 1938 führte dazu, dass das lokale Flüchtlingshilfswerk<br />
der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB)<br />
vollständig reorganisiert und ausgebaut werden musste. Als<br />
nach 1945 das Ausmass der Schoah bekannt wurde und die<br />
gemeinsame Bedrohung wegfiel, drohten Indifferenz und<br />
S c h r i f t e N r e i h e d e S S i g<br />
Abkehr vom Judentum. Konflikte brachen wieder offen aus.<br />
Eine weitere Herausforderung stellte die Staatsgründung<br />
Israels von 1948 dar.<br />
Das Buch untersucht, wie die Juden in Basel die Zeit von den späten 1920er Jahren bis in<br />
die 1950er Jahre erlebten. Neben der Darstellung der gesellschaftlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen werden die Menschen als handelnde Subjekte sichtbar gemacht. Im<br />
Zentrum stehen die Repräsentanten der IGB, doch treten auch andere Vereine und einzelne<br />
Akteure in den Vordergrund.<br />
Die Studie gliedert sich in drei Hauptteile: Im ersten Teil werden verschiedene Formen von<br />
Judenfeindschaft dargestellt und die Strategien aufgezeigt, mit welchen das Basler Abwehrkomitee<br />
der zunehmenden Bedrohung begegnete. Der zweite Teil widmet sich dem Thema<br />
Zionismus und Jugendbewegung und beleuchtet den Generationenwandel. Die Geschichte<br />
der jüdischen Jugendbewegung wurde von der Forschung bis anhin wenig beachtet. Im<br />
letzten Kapitel, Studenten, Emigranten und Flüchtlinge, fällt der Blick zuerst auf das<br />
Verhältnis der Universität Basel zu ihren jüdischen Studierenden. Anschliessend werden<br />
die Bedingungen für die lokale Flüchtlingshilfe sowie der streng reglementierte Alltag der<br />
Flüchtlinge zwischen Massenlager und Arbeitsdienst beschrieben.<br />
4
+ + + k a f f e e h a u s - g e s c h i c h t e n : e r i n n e r t e s u n d e r d a c h t e s + + +<br />
Roger Reiss<br />
Nicht immer leicht, a Jid zu sein<br />
GESCHICHTEN AuS DEM JüDISCHEN GENF<br />
In 26 Geschichten vermittelt der Autor ungewöhnliche<br />
Roger Reiss<br />
Einblicke in die vielfältige jüdische Szene Genfs der Gegenwart<br />
– eine Mischung von Erinnertem und Erhofftem,<br />
Nicht immer leicht,<br />
von Erdachtem und historischer Realität. Mit einer prise<br />
a Jid zu sein<br />
Humor werden die unterschiedlichsten Charaktere ge-<br />
Geschichten aus dem jüdischen Genf zeichnet und nichtalltägliche Begebenheiten erzählt, die<br />
alle ein Stück Jüdischkeit darstellen.<br />
Zentraler Schauplatz ist das Café «Moule à Gâteau» im Quartier<br />
Champel in Genf. Zu seinen Stammgästen zählen aktive<br />
Bauunternehmer, ehemalige Diamantenhändler, Pensionäre<br />
aus fernen Ländern, gestrandete Desperados, ungenierte<br />
Tagediebe, versierte Kunsthändler, unduldsame Kunstkritiker,<br />
Überlebende von NSVerbrechen, israelische Möchtegerngeneräle<br />
und Schlangenliebhaber wider Willen. Sie alle<br />
werden liebevollmaliziös porträtiert. Der Autor führt mit<br />
seinen scharfen Beobachtungen den Leser aber auch durch<br />
den Flohmarkt in Plainpalais, wo er im Gewimmel der Dinge<br />
aufgelöster Haushalte nach Judaika Ausschau hält und sie<br />
aufkauft, um die gebrauchten Gebetsbücher nach jüdischen<br />
Gepflogenheiten im Friedhof von Veyrier zu begraben. Er<br />
schildert, weshalb es unmöglich sein kann, beim Koschermetzger koscheres Fleisch, beim<br />
jüdischen Fischhändler Karpfen zu kaufen. Und wie es – der aschkenasischen Minderheit<br />
angehörend – nicht immer einfach ist, in der sephardischen Mehrheit zu bestehen.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Was ist ein Judentum ohne Gott?<br />
Der Tod lauert um die Ecke<br />
Auf der Suche nach der heimischen<br />
Küche<br />
Finkelsteins Opfer<br />
Hadzis, der letzte Hühner-Schochet<br />
Moïses Liste<br />
5<br />
Der zehnte Mann<br />
Yitziks Schubkarren<br />
Himmler in Rom<br />
Verborgene Räume<br />
Die gerettete Jüdischkeit<br />
Das unruhige Leben der Dinge<br />
Im Schatten der Zerwürfnisse<br />
Die glücklichen Karpfen vom Lac<br />
Léman<br />
Das Ende der Kunst<br />
Das schwarze Schaf<br />
Der Sandkastengeneral<br />
Blumenstaub in Auschwitz<br />
9 783034<br />
010030<br />
März <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 130 S., ca. 10 Abb.<br />
ca. CHF 28 / EUR 18<br />
ISBN 978-3-0340-1003-0<br />
Roger Reiss<br />
versteht sich als teilnehmender<br />
Beobachter: nicht wirklich zugehörig,<br />
doch auch nicht völlig entfremdet,<br />
als jemand, der mit einem<br />
Bein in der Synagoge steht und<br />
mit dem anderen in der Schreibstube,<br />
der das Innere bewohnt und<br />
gleichzeitig von draußen zuschaut.<br />
Der Autor ist mindestens ebenso<br />
sehr in diesem Buch wie hinter<br />
ihm zu finden. Er ist in Zürich aufgewachsen<br />
und hat dort Ökonomie<br />
studiert. Seit Anfang der 1970er<br />
Jahre lebt er in Genf. Er ist pensionierter<br />
Banker und Künstler.
9 783034 009966<br />
+ + + t e x t e a l s i r r i t a t i o n + + +<br />
Februar <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 160 S., ca. 12 Abb.<br />
ca. CHF 20 / EUR 12.90 (D) /<br />
EUR 13.30 (A)<br />
Beide Seiten. Autoren<br />
und Wissenschaftler im<br />
Gespräch, Band 1<br />
Herausgegeben vom<br />
Schweizerischen<br />
Literaturarchiv<br />
ISBN 978-3-0340-0996-6<br />
Auslieferung für<br />
Deutschland durch den<br />
Wallstein Verlag<br />
ISBN 978-3-8353-0624-0<br />
Irmgard M. Wirtz<br />
geb. 1960, Studium der Germanistik<br />
und Geschichte in Bern,<br />
Lehrbeauftragte in Bern und<br />
Wien, seit 2006 Leiterin des<br />
Schweizerischen Literaturarchivs<br />
der Nationalbibliothek.<br />
Habilitierte sich 2007 mit der<br />
Publikation «Affekt und Erzählung.<br />
Zur ethischen Fundierung<br />
des Barockromans nach 1650».<br />
Veröffentlichungen unter anderen:<br />
«Joseph Roths Fiktionen<br />
des Faktischen» (1997)<br />
Irmgard Wirtz (Hg.)<br />
Kafka verschrieben<br />
I. Teil: Wissenschaftler lesen Kafka<br />
Alexander Honold: Exotische Verhandlungen.<br />
Fremdkörper in Kafkas<br />
«Process»<br />
Peter Utz: Kafkas «Process» im vielfachen<br />
französischen «Wortlaut»<br />
Thomas Borgstedt: Kafkas kubistisches<br />
Erzählen. Multiperspektive und<br />
Intertextualität in «Ein Landarzt»<br />
Andreas B. Kilcher: Kafkas Proteus.<br />
Verhandlungen mit Odradek<br />
Bettina Spoerri: Noch (nicht) schreiben:<br />
Prekäre Kreation und Schreibanfänge<br />
in Kafkas Tagebüchern<br />
Ulrich Weber: Kafka – Dürrenmatt:<br />
Angst vor dem Einfluss?<br />
Irmgard M. Wirtz: Canetti contra<br />
Kafka: Die Topoi der Macht, die<br />
Rhetorik der Ermächtigung und ihre<br />
Wirkung auf die Kafka-Biographik<br />
SLA_Krimi_RZ_5korr:0 06.11.2009 15:35 Uhr Seite 1<br />
«Jemandem etwas verschreiben», ein Rezept ausstellen,<br />
das können Ärzte, aber auch Texte und Leser. Der Titel<br />
Der Kriminalroman hat als Genre mit relativ starren<br />
«Kafka verschrieben» bezieht sich erzählerischen zunächst Normen die Autoren auf des Franz 20. Jahr hun der ts<br />
immer wieder herausgefordert. Friedrich Glauser<br />
(1896-1938) war Zeitgenosse Simenons und ein Pionier<br />
Kafkas eigene Schreibprozesse, des seine deutschsprachigen Korrekturen, Kriminalromans. Friedrich aber<br />
Dürrenmatt (1921-1990) und Patricia Highsmith (1921auch<br />
auf die Hingabe anderer an 1995) diesen trugen ab Beginn Autor der 1950er-Jahre – Literatur<br />
entscheidend<br />
zur Öffnung des Genres und zu seiner literarischen<br />
Anerkennung bei. Von Glausers Spiegelung totalitären<br />
wissenschaftler und Autoren, mitunter Denkens der 1930er-Jahre in Personalunion.<br />
in der psychiatrischen<br />
Klinik (Matto regiert) über Highsmiths Tom Ripley als<br />
Perso ni fikation der Abgründe des American Dream bis<br />
Ob und in welchem Sinne Kafkas zur Dar Texte stellung des zu latenten Rezepturen Rassismus in unserer für<br />
Gesell schaft bei Hansjörg Schneider (*1938) spielt der<br />
Kriminal roman eine wichtige Rolle als Seismograph<br />
die Literatur und die Literaturwissenschaft der Mentalitäten. der Gegenwart<br />
geworden sind, das demonstrieren Mit Beiträgen die von Beiträge Elisabeth Bronfen, Jochen des Vogt, vorlie<br />
Hubert Thüring, Elio Pellin, Peter Gasser, Peter Rusterholz<br />
und Ulrich Weber.<br />
genden Bandes.<br />
Die hohe Irritationskraft, die Kafkas Texte für Autoren,<br />
Wissenschaftler und Künstler haben, zeigt sich in den<br />
Collagen des Künstlers Pavel Schmidt, aus dessen Kafka<br />
Zyklus Bilder in diesem Band abgedruckt sind.<br />
Das Schweizerische Literaturarchiv bei<br />
Wallstein und Chronos:<br />
Sommerakademie Centre Dürrenmatt Neuchâtel:<br />
Expertinnen und Experten stellen Schweizer Literatur<br />
in einem internationalen Kontext zur Diskussion.<br />
Manuskripte und andere Archivalien finden in den<br />
eingängig formulierten Beiträgen besondere<br />
Berücksichtigung.<br />
Beide Seiten. Autoren und Wissenschaftler im Gespräch:<br />
Forschende, die sich über Manuskripte in Archiven<br />
beugen und literarische Texte analysieren, begegnen<br />
Autorinnen und Autoren.<br />
Bd. 1: Kafka verschrieben (Frühjahr <strong>2010</strong>)<br />
II. Teil: Autoren schreiben nach Kafka<br />
Felix Philipp Ingold: Standbein und<br />
Schreibarm. Literarische Praxis nach<br />
Kafka, heute erprobt<br />
Jürg Amann: Das Problem der Berufung,<br />
nach Kafka<br />
Klaus Hoffer: Kafka kocht auf. Zur Prosa<br />
von Lydia Davis. Darin:<br />
Lydia Davis: Fast keine Erinnerung<br />
(Auszüge)<br />
III. Teil: pavel Schmidts Kafka-Zyklus<br />
Rudolf Probst: Pavel Schmidts Kafka-<br />
Zyklus<br />
Pavel Schmidt: f. k.<br />
Wallstein Chronos<br />
6<br />
1<br />
»Es gibt kein größeres Verbrechen als die Unschuld«<br />
WALLSTEIN
1<br />
Sommerakademie Centre Dürrenmatt Neuchâtel Hg. vom Schweizerischen Literaturarchiv<br />
+ + + d e r k r i m i n a l r o m a n a l s s e i s m o g r a f d e r m e n t a l i t ä t e n + + +<br />
Peter Gasser, Elio Pellin und Ulrich Weber (Hg.)<br />
«Es gibt kein größeres<br />
Verbrechen als die unschuld»<br />
Zu DEN KRIMINALROMANEN VON GLAuSER, DüRRENMATT,<br />
HIGHSMITH uND SCHNEIDER<br />
»Es gibt<br />
kein größeres<br />
Verbrechen<br />
als die<br />
Unschuld«<br />
Zu den Kriminalromanen von<br />
Glauser, Dürrenmatt,<br />
Highsmith und Schneider<br />
7<br />
WALLSTEIN<br />
Herausgegeben von<br />
Peter Gasser, Elio Pellin<br />
und Ulrich Weber<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Hubert Thüring: Die Erfahrung der<br />
Psychiatrie. Friedrich Glausers «Matto<br />
regiert»<br />
Elio Pellin: «Matto regiert». Eine Figur<br />
emanzipiert sich vom literarischen<br />
Text<br />
Peter Gasser: «… unsere Kunst setzt<br />
sich aus etwas Mathematik zusammen<br />
und aus sehr viel Phantasie.»<br />
Zu Friedrich Dürrenmatts Kriminalromanen<br />
Peter Rusterholz: Die Öffnung der<br />
Grenzen im Deutschschweizer<br />
Kriminalroman. Hansjörg Schneiders<br />
«Hunkeler macht Sachen»<br />
Jochen Vogt: Eine ununterbrochene<br />
Erschütterung aller Zustände. Über<br />
die Erzählerin Patricia Highsmith<br />
Das Genre des Kriminalromans hat mit relativ starren erzählerischen<br />
Normen die Autoren des 20. Jahrhunderts immer<br />
wieder herausgefordert. Die Beiträger untersuchen den<br />
Kriminalroman als Seismografen der Mentalitäten am Beispiel<br />
von drei Schriftstellergenerationen: Friedrich Glauser<br />
(1896–1938) war Zeitgenosse Simenons und ein Pionier des<br />
deutschsprachigen Kriminalromans. Friedrich Dürrenmatt<br />
(1921–1990) und Patricia Highsmith (1921–1995) trugen<br />
ab Beginn der 1950erJahre entscheidend zur Öffnung des<br />
Genres und zu seiner literarischen Anerkennung bei. Ein<br />
besonderes Augenmerk der Sommerakademie gilt, hier am<br />
Beispiel von Highsmith, auch den Manuskripten und der<br />
Friedrich Glauser wurde am 4. Februar 1896 in<br />
Wien geboren. Sein kurzes, rastloses Leben war<br />
geprägt von Erziehungs heimen, Gefängnissen,<br />
psychia trischen Kliniken und langjähriger Drogen -<br />
sucht, er starb 1938 in der Nähe von Genua.<br />
Verfasser von Kurzprosa und Pionier des deutschsprachigen<br />
Kriminalromans. Seine Erfahrungen<br />
mit der Psy chia trie hat er im Kriminalroman Matto<br />
regiert ver arbeitet.<br />
Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen<br />
(Schweiz) geboren, er starb 1990 in Neuchâtel<br />
(Schweiz). Seine größten Erfolge feierte er mit<br />
den Tragikomödien Der Besuch der alten Dame und<br />
Die Physiker; seine Kriminalromane (Der Richter<br />
und sein Henker, Der Verdacht, Das Versprechen,<br />
Justiz) sind mehr als nur Schulpflichtstoff für ein<br />
junges Lesepublikum.<br />
Patricia Highsmith, geboren 1921 in Fort Worth<br />
(Texas), verbrachte die zweite Hälfte ihres Lebens<br />
in verschiedenen Ländern Europas, wo sie mehr<br />
Erfolg hatte als in ihrem Heimatland. Sie starb 1990<br />
in Locarno (Schweiz). Bekannt als Krimiautorin<br />
insbesondere für Zwei Fremde im Zug und die Reihe<br />
der Ripley-Romane und deren Verfilmungen u.a.<br />
durch Alfred Hitchcock, Wim Wenders und Anthony<br />
Minghella.<br />
Textgenese.<br />
Hansjörg Schneider wurde 1938 in Aarau (Schweiz)<br />
geboren und lebt in Basel. Bekannt geworden<br />
als Dramatiker (Sennetuntschi, Der Erfinder u.a.)<br />
und Erzähler, hat Schneider seit 1993 sieben<br />
Kriminalromane um den Basler Kommissär Hunkeler<br />
publiziert, zuletzt Hunkeler und die goldene Hand<br />
(2008).<br />
Elisabeth Bronfen: Ripley’s European<br />
Dream<br />
Ulrich Weber: Textgenese als Stilbildung.<br />
Patricia Highsmiths Roman<br />
«The Price of Salt» («Salz und sein<br />
Preis»)<br />
9 783034<br />
009959<br />
Dezember 2009<br />
Br. 144 S., 6 Abb., 1 farbige<br />
Faltkarte<br />
CHF 23.80 / EUR 14.90 (D) /<br />
EUR 13.30 (A)<br />
Sommerakademie Centre<br />
Dürrenmatt Neuchâtel,<br />
Band 1<br />
Herausgegeben vom<br />
Schweizerischen<br />
Literaturarchiv<br />
ISBN 978-3-0340-0995-9<br />
Auslieferung für<br />
Deutschland durch den<br />
Wallstein Verlag<br />
ISBN 978-3-8353-0609-7<br />
Die Herausgeber<br />
Peter Gasser, geb.1951, Professeur<br />
associé an der Universität<br />
Neuenburg für deutschsprachige<br />
Literatur der Schweiz.<br />
Mitherausgeber «Jeremias Gotthelf.<br />
Interdisziplinäre Zugänge zu<br />
seinem Werk» (2009).<br />
Elio Pellin, geb. 1968, wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter an der<br />
Aargauer Kantonsbibliothek und<br />
Projektleiter der Sommerakademie<br />
Schweizer Literatur im<br />
Centre Dürrenmatt Neuchâtel.<br />
Veröffentlichungen: «‹Mit dampfendem<br />
Leib› Sportliche Körper<br />
bei Ludwig Hohl, Annemarie<br />
Schwarzenbach, Walther Kauer<br />
und Lorenz Lotmar» (2008).<br />
Mitherausgeber der Neuedition<br />
von Hans Boeschs Ingenieurs-<br />
Trilogie: Das Gerüst − Die Fliegenfalle<br />
− Der Kiosk (2007).<br />
Ulrich Weber, geb. 1961, seit<br />
1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Schweizerischen<br />
Literaturarchiv in Bern, u.a.<br />
verantwortlich für die Nachlässe<br />
von Dürrenmatt und Highsmith,<br />
und seit 2000 auch im Centre<br />
Dürrenmatt Neuchâtel. Mitorganisator<br />
der Sommerakademie<br />
Schweizer Literatur. Veröffentlichungen:<br />
«Friedrich Dürrenmatt<br />
oder Von der Lust, die Welt<br />
nochmals zu erdenken» (2006);<br />
«Dürrenmatts Spätwerk: Die<br />
Entstehung aus der Mitmacher-<br />
Krise» (2007).
9 783034 010061<br />
+ + + d e r m a t h e m a t i k e r u n d d i e p h i l o s o p h i e + + +<br />
April <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 400 S.,<br />
ca. CHF 58 / EUR 38<br />
Legierungen, Band 8<br />
ISBN 978-3-0340-1006-1<br />
Norman Sieroka<br />
geb. 1974, studierte Philosophie,<br />
Physik und Mathematik in Heidelberg<br />
und Cambridge. Er ist promovierter<br />
Physiker und Philosoph<br />
und arbeitet als Assistent für<br />
Wissenschaftsphilosophie an der<br />
er der bedeutendsten Mathematiker und<br />
genen Jahrhunderts. Seine Arbeiten sind in<br />
en philosophischen Überlegungen inspiriert<br />
matische Debatte um Intuitionismus und Forr<br />
Auseinandersetzung zwischen Husserlscher<br />
Konstruktivismus, Koordinatensysteme been<br />
der Ich-Vernichtung» und über den Begriff<br />
n auf Meister Eckhart und Nikolaus von Kues)<br />
eologie und Mathematik auf. Den Umgang des<br />
rsucht er mit Heideggerschen Begriffen, und<br />
einer Relativitätstheorie und Quantenmechaaterietheorie<br />
zurück, die er – in Anlehnung<br />
eine historische Dialektik des neuzeitlichen<br />
ETH Zürich.<br />
ucht.<br />
ch die Zusammenhänge und Einheitlichkeit<br />
b es um Mathematik, Physik, Subjektivität<br />
riiert Weyl einen Begriff der Aktivität, der<br />
rm von Umgebung bezieht. Eine Person konr<br />
Handeln, in gesellschaftlichen Umgebungen;<br />
en in einer raumzeitlichen Umgebung hervor;<br />
Analogien, die Weyls Überlegungen auszeich-<br />
ion durch die historische Betrachtung von<br />
bung, vor allem des intensiven Wechsel-<br />
Fritz Medicus (1876-1956). – Damit ist der<br />
lich, sondern auch methodisch zentral für eine<br />
he und philosophisch-systematische Relevanz<br />
r Anschlüsse der Positionen von Weyl und<br />
n bietet.<br />
Umgebungen Norman Sieroka<br />
Legierungen 8<br />
Norman Sieroka<br />
Norman Sieroka<br />
umgebungen<br />
SyMBOLISCHER KONSTRuKTIVISMuS IM ANSCHLuSS AN HERMANN<br />
WEyL uND FRITZ MEDICuS<br />
Umgebungen<br />
Symbolischer Konstruktivismus<br />
im Anschluss an<br />
Hermann Weyl und Fritz Medicus<br />
Hermann Weyl (1885–1955) ist einer der bedeutendsten<br />
In diesem Werk verfolgt der bekannte amerikanische Philosoph und Filmtheoretiker<br />
Stanley Cavell seine hermeneutische Auseinandersetzung mit der Tradi-<br />
Mathematiker und theoretischen tion des «moralischen Perfektionismus» physiker über alle Grenzen des der akademischen vergange-<br />
Disziplinen und Genres hinweg: Eine philosophische Tradition, die auf Platon<br />
nen Jahrhunderts. Seine zurückgeht, Arbeiten aber auch die Klassiker sind der modernen in Philosophie auffälliger einschließt, wird Weise<br />
mit Gesichtspunkten der Psychoanalyse, der Literatur und einer Tradition der<br />
populären Filmkunst konfrontiert, in der das, was bei Platon als Problem der<br />
von umfassenderen philosophischen überlegungen inspi-<br />
politischen Gemeinschaft erscheint, in komödiantischer und melodramatischer<br />
Gestalt als Problem der ehelichen Gemeinschaft angesprochen wird.<br />
riert und durchdrungen. «Moralischer Perfektionismus» bedeutet für Cavell nicht, die wirklichen Gegebenheiten<br />
im Lichte eines abstrakten Ideals zu verurteilen, sondern umgekehrt<br />
einen konventionellen Moralismus zu überwinden, der durch eine abstrakte<br />
Die innermathematische Debatte um Intuitionismus und<br />
Sicht des Guten bedingt ist. Der «moralische Perfektionist» im Sinne Cavells ist<br />
auf dem Weg nach der Stadt der Worte, nach einer wirklichen Gemeinschaft des<br />
Formalismus versteht Gesprächs. er entlang Das verlangt die Bereitschaft, einer eine Auseinandersetzung<br />
eigene Stimme zu entwickeln,<br />
nicht übereinzustimmen. Gerade an diesem Punkt erweisen sich die klassischen<br />
Traktate der Philosophie – Cavell zitiert Aristoteles zur Freundschaft, Milton zur<br />
zwischen husserlscher Phänomenologie und fichteschem<br />
Ehe und Nietzsche zur Rolle des bewunderten Genies – als zwar inspirierend,<br />
aber unzureichend, weil sie nur verallgemeinernd abhandeln, was einer Analyse<br />
Konstruktivismus, Koordinatensysteme von Einzelfällen bedarf. Das perfektionistische beschreibt Ziel, sich aus der platonischen er als<br />
Höhle des Gefangenseins in falschen Vorstellungen zu befreien, kann erst in<br />
«notwendige Residuen Relation der zu der jeweils IchVernichtung» besonderen Art von Unbewusstheit und Gefangenschaft, über den<br />
von der eine bestimmte Person betroffen ist, genauere Gestalt annehmen.<br />
Die philosophische Herangehensweise bedarf daher der Ergänzung durch die<br />
Begriff des Unendlichen Psychoanalyse; (und am anschaulichsten mit Verweisen aber sieht Cavell diese auf Problematik Meister in den<br />
Ehekonflikten eines Genres von Hollywood-Komödien vorgeführt, das er als Wie-<br />
Eckhart und Nikolaus derverheiratungskomödien von Kues) bezeichnet zeigt und er als eine Verbindungen<br />
Auseinandersetzung mit den<br />
Bedingungen nicht nur des moralischen, sondern auch des politischen Lebens<br />
deutet. Der Band bietet neben Werkinterpretationen von Freud, Shakespeare,<br />
zwischen Theologie Ibsen, und Shaw Mathematik und Henry James nicht nur eine auf. Einführung Den zu Klassikern Umgang der Philo- des<br />
sophie von Platon über Aristoteles, Locke, Kant, Emerson, Nietzsche zu Mill und<br />
Mathematikers mit Symbolen Rawls, sondern auch einen untersucht neuen, höchst vergnüglichen er mit Zugang zu heidegger<br />
Klassikern<br />
der Filmgeschichte wie It Happened one Night, The Philadelphia Story, Adam`s<br />
Rib, Gaslight, Mr. Deeds Goes to Town, Now, Voyager, Stella Dallas, The Lady Eve,<br />
schen Begriffen, und im Zuge der Etablierung von Allgemei<br />
His Girl Friday, The Awful Truth und Ein Wintermärchen (Rohmer).<br />
ner Relativitätstheorie und Quantenmechanik greift er auf<br />
eine leibnizsche Materietheorie zurück, die er – in Anleh<br />
Legierungen 7<br />
nung an den Deutschen herausgegeben Idealismus von Michael Hampe – in eine historische<br />
Dialektik des neuzeitlichen Materiebegriffs zu integrieren<br />
versucht.<br />
Norman Sieroka zeigt in seinem Buch die Zusammenhänge und die Einheitlichkeit all dieser<br />
Überlegungen auf. Egal ob es um Mathematik, Physik, Subjektivität oder Symboltheorie<br />
geht, immer variiert Weyl einen Begriff der Aktivität, der sich jeweils auf eine bestimmte<br />
Form von Umgebung bezieht. Eine Person konstituiert sich über ihre Aktivität, ihr Handeln,<br />
in gesellschaftlichen Umgebungen; Materie ruft physikalische Wirkungen in einer<br />
raumzeitlichen Umgebung hervor; usw. Es sind hier die strukturellen Analogien, die Weyls<br />
Überlegungen auszeichnen und verbinden.<br />
Ermöglicht wird diese Rekonstruktion durch die historische Betrachtung von Weyls eigener<br />
akademischer Umgebung, vor allem des intensiven Wechselverhältnisses mit dem Philosophen<br />
Fritz Medicus (1876–1956). Damit ist der Umgebungsbegriff nicht nur inhaltlich,<br />
sondern auch methodisch zentral für eine Arbeit, die wissenschaftshistorische und philosophischsystematische<br />
Relevanz beansprucht und die immer wieder Anschlüsse der Positionen<br />
von Weyl und Medicus an gegenwärtige Debatten bietet.<br />
8<br />
Cities of Words Stanley Cavell
+ + + d a s m o r a l i s c h e l e B e n i n p h i l o s o p h i e , f i l m u n d l i t e r a t u r + + +<br />
Legierungen 7<br />
Stanley Cavell<br />
Stanley Cavell<br />
Cities of Words<br />
EIN REGISTER DES MORALISCHEN LEBENS<br />
IN pHILOSOpHIE, FILM uND LITERATuR<br />
AuS DEM AMERIKANISCHEN ENGLISCH üBERSETZT uND EINGELEITET<br />
VON MARIA-SIByLLA LOTTER<br />
9<br />
In diesem Buch, das die Grenzen zwischen philosophie<br />
und Filmkunst sprengt, untersucht der bekannte amerika-<br />
nische philosoph und Filmtheoretiker Stanley Cavell die<br />
Cities of Words<br />
Bedingungen, wie Gemeinschaften, Städte der Worte, sich<br />
entwickeln, aber auch stillstehen und verfallen können.<br />
Ein Register des moralischen Lebens<br />
Dabei bringt er selbst intellektuelle und künstlerische<br />
in Philosophie, Film und Literatur<br />
Traditionen miteinander ins Gespräch, die sich aus alter<br />
Gewohnheit und Misstrauen wenig zu sagen haben, wie<br />
die Schwergewichte der philosophie von platon bis zur<br />
Gegenwart und die (vermeintlichen) Leichtgewichte des<br />
Hollywood-Kinos wie die Komödien Frank Capras.<br />
Es zeigt sich, dass die filmischen Mittel, mit denen die<br />
Filmkomödien und Melodramen der dreissiger und vierziger<br />
Jahre Schwierigkeiten und Illusionen ehelicher Gemeinschaft<br />
darstellen, Erstaunliches zu den Gesichtspunkten<br />
beitragen können, unter denen Platon und Locke die<br />
Bedingungen und Bedrohungen der politischen Gemeinschaft<br />
untersuchen, aber auch zu Nietzsches und Emersons<br />
Diagnosen des Konformismus in der Kultur. Mitbestimmung<br />
in der politischen Gemeinschaft verlangt ebenso wie<br />
in Freundschaft und Ehe danach, eine eigene Stimme zu entwickeln; eine Problematik,<br />
die, wie Cavell zeigt, als Dauerthema die vermeintlich oberflächlichen ScrewballComedies<br />
durchzieht. Der Band bietet neben Werkinterpretationen von Freud, Shakespeare, Ibsen,<br />
Shaw und Henry James nicht nur eine Einführung zu Klassikern der Philosophie von Platon<br />
über Aristoteles, Locke, Kant, Emerson, Nietzsche zu Mill und Rawls, sondern auch einen<br />
neuen, höchst vergnüglichen Zugang zu Klassikern der Filmgeschichte wie «It Happened<br />
one Night» (Es geschah in einer Nacht), «The Philadelphia Story» (Die Nacht vor der Hochzeit),<br />
«Adam`s Rib», «Gaslight» (Das Haus der Lady Alquist), «Mr. Deeds Goes to Town»<br />
(Mr. Deeds geht in die Stadt), «Now», «Voyager», «Stella Dallas», «The Lady Eve» (Die<br />
Falschspielerin), «His Girl Friday» (Sein Mädchen für besondere Fälle), «The Awful Truth»<br />
und «Ein Wintermärchen» (Rohmer).<br />
9 783034<br />
010009<br />
März <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 540 S.<br />
ca. CHF 68 / EUR 44<br />
Legierungen, Band 7<br />
ISBN 978-3-0340-1000-9<br />
Stanley Cavell<br />
Stanley Cavell, geboren 1926, gilt<br />
als einer der interessantesten<br />
Philosophen Amerikas. Er war<br />
von 1963–1997 Professor für<br />
Ästhetik und allgemeine Werttheorie<br />
an der Harvard University<br />
und Präsident der American<br />
Philosophical Association. Er ist<br />
Ehrendoktor der Hebrew University,<br />
Jerusalem sowie der Universität<br />
Strasbourg.<br />
Sein Buch «Der Anspruch der<br />
Vernunft» (The Claim of Reason,<br />
1979) gehört zu den grossen<br />
philosophischen Büchern des<br />
20. Jahrhunderts. Weitere zentrale<br />
Werke: «Must We Mean<br />
What We Say?» (1969), «Philosophical<br />
Passages: Wittgenstein,<br />
Emerson, Austin, Derrida» (1995),<br />
«Contesting Tears: The Hollywood<br />
Drama of the Unknown Woman»<br />
(1996).
9 783034 010078<br />
+ + + c h e m i e u n d u m w e l t – e i n k o n f l i k t u ö s e s v e r h ä l t n i s + + +<br />
März <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 120 S., ca. 10 Abb.<br />
ca. CHF 20 / EUR 12.90<br />
ISBN 978-3-0340-1007-8<br />
Martin Forter<br />
Dr. phil., arbeitet als selbstständiger<br />
Geograf und Altlastenexperte<br />
in Basel. In zahlreichen<br />
Studien, Expertisen und<br />
Gutachten beschäftigt er sich<br />
seit zwanzig Jahren mit dem<br />
Umweltverhalten der Basler<br />
Chemie- und Pharmakonzerne.<br />
Im Chronos-Verlag veröffentlichte<br />
er 2000 das Standardwerk<br />
«Farbenspiel. Ein Jahrhundert<br />
Umweltnutzung durch die Basler<br />
chemische Industrie».<br />
mber 1986 geht bei Sandoz in<br />
erhalle mit 1’351 Tonnen Chemi-<br />
- und Lautsprecherdurchsagen<br />
Hause zu bleiben. Dann heulen<br />
r vergiftet den Rhein. Tausende<br />
izerhalle» gilt als Wendepunkt im<br />
aren der Basler chemischen Indurter<br />
zeigt, dass die Chemie auch<br />
ltstrategie nur ändert, wenn<br />
u zwingt. Wo dieser fehlt, agiert<br />
ie sie will. So auch beim Brandhalbpatzig<br />
auf. Damit hinterlässt<br />
ponie, die zusätzlich zu den<br />
artis, Roche & Co. das Trinkwaschen<br />
gefährdet. Wie die Chemie<br />
t, belegt Forter auch mit einem<br />
e Dokumente der Industrie.<br />
Falsches Spiel Martin Forter<br />
Martin Forter<br />
Falsches<br />
Spiel<br />
Die Umweltsünden<br />
der Basler Chemie<br />
vor und nach<br />
«Schweizerhalle»<br />
Martin Forter<br />
Falsches Spiel<br />
DIE uMWELTSüNDEN DER BASLER CHEMIE VOR uND NACH<br />
«SCHWEIZERHALLE».<br />
Martin Forter<br />
Farbenspiel. EinJahrhundert<br />
Umweltnutzung durch die<br />
Basler chemische Industrie<br />
2000. 540 S. 125 Abb. und<br />
Karten. Geb. CHF 68/EUR 40<br />
ISBN 978-3-905313-46-8<br />
In der Nacht auf den 1. November 1986 geht bei Sandoz in<br />
Schweizerhalle (BL) eine xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
Lagerhalle mit 1351 Tonnen Che-<br />
interferenzen 16<br />
mikalien in Flammen auf. Radio- und Lautsprecherdurchsagen<br />
fordern die Menschen auf, zu Hause zu bleiben. Dann<br />
heulen die Sirenen. Das Löschwasser vergiftet den Rhein.<br />
Tausende Fische sterben.<br />
Die Katastrophe von «Schweizerhalle» gilt als Wendepunkt<br />
im Umwelt und Sicherheitsgebaren der Basler chemischen<br />
Industrie. Tatsächlich? Martin Forter zeigt, dass die Chemie<br />
auch nach dem Inferno ihre Umweltstrategie nur ändert,<br />
wenn der öffentliche Druck sie dazu zwingt. Wo dieser<br />
fehlt, agiert Sandoz schon bald wieder, wie sie will. So<br />
auch beim Brandplatz: Sandoz räumt ihn nur unvollständig<br />
auf. Damit hinterlässt sie eine «Schweizerhalle»Deponie,<br />
die zusätzlich zu den Chemiemülldeponien von Novartis,<br />
Roche & Co. das Trinkwasser von über 200 000 Menschen<br />
gefährdet. Wie die Chemie die Verschmutzung vernebelt,<br />
belegt Forter auch mit einem klärenden Blick in vertrauliche<br />
Dokumente der Industrie.<br />
«Forter [hat] in seiner Studie untersucht,<br />
wie gesellschaftliche Konflikte<br />
seit etwa 1880 bis in die Gegenwart<br />
auf den Umgang mit dem festen, flüssigen<br />
und gasförmigen Abfall aus der<br />
Basler chemischen Industrie gewirkt<br />
haben, und da er dies anhand von<br />
Beschwerdebriefen, Zeitungsartikeln,<br />
Augenzeugenaussagen, Behördenberichten,<br />
Vorstössen im Parlament<br />
des Kantons Basel-Stadt und so fort<br />
rekonstruiert, ist ein lebendiges, auch<br />
für Laien verständliches Werk mit<br />
vielen brisanten Insider-Informationen<br />
entstanden.» Basler Zeitung<br />
«Sein Buch wird für rote Köpfe<br />
sorgen. Und Forter wird am Thema<br />
bleiben.» Schweizer Buchhandel<br />
10<br />
Christina Ratmoko<br />
«Damit die Chemie stimmt»
+ + + h o r m o n e a l s m e d i k a m e n t e f ü r d i e m a s s e n + + +<br />
interferenzen 16<br />
Christina Ratmoko<br />
Christina Ratmoko<br />
Damit die Chemie stimmt<br />
DIE ANFäNGE DER INDuSTRIELLEN HERSTELLuNG VON WEIBLICHEN uND<br />
MäNNLICHEN SExuALHORMONEN 1914–1938<br />
Als das Schweizer Chemieunternehmen Ciba in Basel 1918<br />
zwei Extrakte aus tierischen Eierstöcken zur Behandlung<br />
von Menstruationsstörungen auf den Markt brachte,<br />
stellte sich die Firmenleitung auf ein erfolgreiches Geschäft<br />
ein. Dass weibliche Sexualhormone am Ende des<br />
20. Jahrhunderts die bestverkauften Arzneimittel sein<br />
würden, übertraf jedoch alle Erwartungen. Das Buch<br />
untersucht die Anfänge der Herstellung von weiblichen<br />
und männlichen Hormonen. Es rekonstruiert, wie diese<br />
Substanzen zu Medikamenten mit Indikationen und Dosierungen,<br />
zu Objekten der massenindustriellen produktion<br />
wurden.<br />
Verschiedene Entdeckungen im jungen Feld der Hormonforschung<br />
wurden in den wissenschaftlichen Labors der<br />
Ciba gemacht. Diese Erkenntnisse transferierte das Unternehmen<br />
in die Produktion und Vermarktung von sieben<br />
weiblichen und männlichen Keimdrüsen und Hormonpräparaten,<br />
die zwischen 1918 und 1938 lanciert wurden.<br />
Anhand der Entstehungsgeschichte der Hormonpräparate<br />
Agomensin, Sistomensin, Prokliman, Androstin, Perandren,<br />
Ovocyclin und Lutocyclin beleuchtet die Untersuchung verschiedene Aspekte von Arzneimittelentwicklungen.<br />
Sie zeigt, wie die Wissenschaftler in den Labors der pharmazeutischen<br />
Abteilung forschten und wie die Ciba mit auswärtigen Wissenschaftlern – wie etwa mit<br />
dem ETHProfessor und Nobelpreisträger Leopold Ruzicka – zusammenarbeitete, um zu<br />
kommerziell verwertbarem Wissen in Form von Produkten und Verfahren zu gelangen. Die<br />
neuen CibaSpezialitäten wurden mit überbordenden therapeutischen Heilsversprechen<br />
ausgestattet und geradezu als Wundermittel angepriesen. Doch waren die vermeintlichen<br />
Wunder geschlechtsspezifisch: weibliche Hormone sollten der Regulierung und der Gesundheit Stabili<br />
des «Volkswirtschaftskörpers».<br />
sierung des weiblichen Körpers, männliche Hormone der Stärkung und Optimierung des<br />
männlichen Körpers dienen.<br />
Der Vergleich der Entstehungsgeschichten der sieben CibaHormonpräparate macht deutlich,<br />
dass die Medikamente auf unterschiedlichen Wegen zur Markteinführung fanden und<br />
die Entwicklung von neuen Arzneimitteln keinem einheitlichen Modell folgte.<br />
Damit die Chemie stimmt<br />
Die Anfänge der industriellen Herstellung von<br />
weiblichen und männlichen Sexualhormonen 1914–1938<br />
11<br />
interferenzen 14<br />
1933 begann das künstliche Vitamin C seinen Aufstieg als eine<br />
Art Wunderdroge. Heute fi ndet es sich nicht nur in Multivitaminpräparaten,<br />
sondern beispielsweise auch zu Konservierungszwecken<br />
in verschiedenen Nahrungsmitteln. Das vorliegende<br />
Buch zeichnet die fesselnde Geschichte der komplexen<br />
Herstellung und der ausgefeilten Vermarktung nach und zeigt<br />
auf, wie kulturelle, ökonomische, politische und technische<br />
Mechanismen zum Erfolg beitrugen.<br />
Zahlreiche Akteure waren an diesem Erfolg beteiligt. Es war<br />
jedoch das Basler Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche,<br />
das ausgehend von Patentrechten von Tadeus Reichstein eine<br />
marktbeherrschende Position im Vitamin-C-Geschäft eroberte.<br />
Um dem künstlichen Vitamin C zum Durchbruch zu verhelfen,<br />
wurden – im Verbund mit Gesundheitsbehörden – neue Krankheitsbilder<br />
geschaffen, welche die Einnahme von Vitamin C als<br />
ratsam erscheinen liessen. Der Konsum von Vitamin C wurde im<br />
Schatten des Zweiten Weltkriegs zu einer neuen Bürgerpfl icht<br />
und für die Aufrechterhaltung der Gesundheit in industriellen<br />
Gesellschaften als notwendig angesehen. Dabei galt die Sorge<br />
nicht mehr nur der individuellen, sondern immer mehr auch<br />
Das Quellenmaterial stammt aus dem Nachlass des Nobelpreisträgers<br />
Reichstein sowie aus dem Historischen Archiv Roche.<br />
Es bietet seltene Einblicke in die Funktionsweise wissenschaftlicher<br />
Propaganda und in die Entwicklung eines modernen<br />
industriellen Verfahrens in der pharmazeutischen Industrie.<br />
Beat Bächi<br />
Vitamin C für alle!<br />
9 783034<br />
010085<br />
Mai <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 280 S., ca. 10 Abb.<br />
ca. CHF 38 / EUR 24.50<br />
Interferenzen – Studien<br />
zur Kulturgeschichte der<br />
Technik, Band 15<br />
ISBN 978-3-0340-1008-5<br />
Ausgezeichnet<br />
Die Dissertation von Christina<br />
Ratmoko wurde 2008 mit dem<br />
«Henry-E.-Sigerist-Preis» der<br />
Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Geschichte der Medizin und<br />
der Naturwissenschaften ausgezeichnet.<br />
interferenzen 14<br />
Beat Bächi<br />
Vitamin C für alle!<br />
Pharmazeutische Produktion,<br />
Vermarktung und Gesundheitspolitik<br />
(1933–1953)<br />
Bächi UG.indd 1 6.4.2009 14:27:30 Uhr<br />
Beat Bächi<br />
Vitamin C für alle!<br />
Pharma zeutische Produktion,<br />
Vermarktung und Gesundheits-<br />
politik (1933–1953)<br />
März 2009<br />
Br. 280 S., 19 Abb.<br />
CHF 38 / EUR 24<br />
Interferenzen, Band 14
9 783034 010092<br />
+ + + s p r e c h e n u n d s c h r e i B e n ü B e r d e n t a n z + + +<br />
März <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 256 S., ca. 15 Abb.<br />
ca. CHF 48 / EUR 31<br />
ISBN 978-3-0340-1009-2<br />
Christina Thurner<br />
(*1971) seit 2007 Assistenzprofessorin<br />
für Tanzwissenschaft<br />
am Institut für Theaterwissenschaft<br />
der Universität Bern.<br />
Forschungsschwerpunkte sind:<br />
Ästhetikkonzepte, Tanz und<br />
Performance, Gender, Historio-<br />
Tanzgeschichte erlebt zurzeit in hörsälen<br />
Festivalbühnen eine Blüte, derweil die<br />
n Disziplinen grundsätzlich kritisiert und<br />
t ist der Komplexität der ereignisse mit<br />
en und Bewegungsstrukturen der einen<br />
eizukommen. Statt linearer Fortschrittsnder<br />
Festschreibungen bestimmen räumntingente<br />
akzente die Diskussion.<br />
hemere, bewegte raumkunst eignet<br />
in Nachdenken über die historie. Tanz<br />
es Präsens reflektiert die eigene verante<br />
Weise. in diesem Band stehen<br />
he Potential der Geschichts-Schreibung<br />
graphie.<br />
msetzungen, (re-) Konstruktionen oder<br />
ie ihre analysen zur Diskussion: mittels<br />
hen den Begriffen ‹Original› und ‹revinnen<br />
und autoren der internationalen<br />
kunst Julia aus unterschiedlichen WehrenPerspektiven<br />
zes, zu seiner Geschichtlichkeit und zur<br />
hichte(n<br />
(*1975) ist seit 2007 Wissenschaftliche<br />
Assis tentin am<br />
Institut für Theaterwissenschaft<br />
an der Universität Bern. Derzeit<br />
forscht sie zur Gegenwart des<br />
Vergangenen im zeitgenössischen<br />
Tanz.<br />
Original oder revival<br />
TheaTrum helveTicum<br />
christina Thurner, Julia Wehren (hg.)<br />
Original und revival<br />
Geschichts-Schreibung im Tanz<br />
Christina Thurner, Julia Wehren (Hg.)<br />
Original und Revival<br />
GESCHICHTS-SCHREIBuNG IM TANZ<br />
Dozierte oder getanzte Tanzgeschichte erlebt zurzeit in<br />
Hörsälen sowie auf Theater- und Festivalbühnen eine<br />
Blüte, derweil die Historiografie in anderen Disziplinen<br />
grundsätzlich kritisiert und hinterfragt wird. Längst ist der<br />
als historische Zeugnisse lesenswerte Zeitdokumente.<br />
auch<br />
Komplexität der Ereignisse mit Verzeitlichungsstrategien<br />
Camenzind war einer der letzten Vertreter einer Erzähltradition, die<br />
und Bewegungsstrukturen der einen Geschichte nicht<br />
und vorbehaltlos humanitär wirken.<br />
mehr beizukommen. Statt linearer Fortschrittsmodelle<br />
sich noch an eine kirchlich verwurzelte, von hektischem, multimedialem<br />
Literaturbetrieb nicht beeinflusste Leserschaft richtet. Seine Werke sind<br />
onsgesellschaft Bethlehem und Ingenbohler Schwestern seelsorgerlich<br />
heimgesuchte Nordostchina eintauchen, wo seine Mitbrüder der Missihunderts<br />
von Kriegswirren, Banditenunwesen und Naturkatastrophen<br />
mit Sensibilität und Empathie in das in der ersten Hälfte des 20. Jahr-<br />
und totalisierender Festschreibungen bestimmen räumli-<br />
Ausland, vermittelt haben. Diese Offenheit für die zudem ihn lässt Welt<br />
aussen, nach auch Orientierung eine Jahrhundert 19. europäische<br />
ins che Metaphern und kontingente Akzente die Diskussion.<br />
im bereits Fremde der in Gersauer und Gersau in Fremde wie hat,<br />
Gerade der Tanz als ephemere, bewegte Raumkunst eignet<br />
Camenzind, der nicht nur für die kleine Welt seines Dorfes einen Sinn<br />
Betrachtungsweise nicht aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erzählt<br />
Zeit der «geistigen Landesverteidigung», schliesst aber eine kritische<br />
Heimatliteratur gehört in die<br />
hunderts an. Seine frühe, oft idyllische sich da besonders für ein Nachdenken über die Historie.<br />
des 19. Jahr-<br />
Dorfgeschichte schweizerischen der Tradition die an<br />
knüpfen Erzählungen Camenzinds Jugenderinnerungen<br />
ihren mit<br />
Tanz als Kunst der Präsenz/des Präsens reflektiert die eigene<br />
geehrt.<br />
1971 Literaturpreises Innerschweizer des Verleihung der bei<br />
Vierwaldstättersee stammende Josef Maria Camenzind (1904–1984)<br />
wurde aus am<br />
Vergangenheit auf signifikante Weise. In diesem Band<br />
der Gersau «Dichter der Heimat und der Welt»: so<br />
stehen denn auch das spezifische Potential der Geschichts<br />
Schreibung über choreografische Umsetzungen, (Re)<br />
Konstruktionen oder (Re)Produktionen sowie ihre Ana<br />
ch T<br />
lysen zur Diskussion: Mit Schweizer beziehungsweise Texte, Neue Folge, Band 32 zwischen den<br />
Herausgegeben von Dominik Müller,<br />
Hellmut Thomke, Peter Utz<br />
Begriffen Original und Revival äussern sich Autorinnen und<br />
Autoren der internationalen Tanzwissenschaft und kunst<br />
aus unterschiedlichen Perspektiven zur Geschichte des Tanzes, zu seiner Geschichtlichkeit<br />
und zur «Erzählung» seiner Geschichte(n).<br />
Inhalt<br />
Christina Thurner: Raum für bewegliche<br />
Geschichtsschreibung. Zur<br />
Einleitung<br />
Gerald Siegmund: Affekt, Technik, Diskurs.<br />
Aktiv, passiv sein im Angesicht<br />
der Geschichte<br />
Steffen A. Schmidt: Moment und<br />
Ewigkeit. Zu Zimmermann/Crankos<br />
Présence 1968 und 2007<br />
Krassimira Kruschkova:<br />
Tanzgeschichte(n): wieder und wider.<br />
Re-enactment, Referenz, Révérence<br />
Simone Willeit: Stolpern und Unzulänglichkeiten.<br />
Interferenzen in Tanz-<br />
Rekonstruktionen<br />
Julia Wehren: Tradition im Fokus.<br />
Choreografie als kritische Reflexion<br />
von Tanzgeschichte(n)<br />
Claudia Jeschke: Updating the Updates.<br />
Zum Problem der «Identität»<br />
in der Geschichtsvermittlung vom<br />
Tanz(en)<br />
Gabriele Klein: Die Welt des Tanzes.<br />
Zur historischen Genese und politischen<br />
Relevanz von Universalität in<br />
der Tanzgeschichtsschreibung<br />
Jens Richard Giersdorf: Unpopulärer<br />
Tanz als Krise universeller Geschichtsschreibung<br />
oder Wie Yutian und ich<br />
lang anhaltenden Spass mit unseriöser<br />
Historiografie hatten<br />
Stephanie Schroedter: Henry Purcells<br />
«Dido and Aeneas» zwischen Historie,<br />
Historiografie und künstlerischer<br />
Kreativität<br />
Sabine Huschka: Kulturelle Entwürfe<br />
von Theatertanz. Historiografie und<br />
historisches Denken im 18. Jahrhundert<br />
Franz Anton Cramer: Tänzerische<br />
Quellenkunde, die Emphase des<br />
Gegenwärtigen und das Phantasma<br />
des Archivs<br />
Janine Schulze: Lücken im Archiv oder<br />
Die Tanzgeschichte ein «Garten der<br />
Fiktionen»?<br />
Isa Wortelkamp: Bilder in Bewegung /<br />
Bewegung in Bildern. Zum dokumentarischen<br />
Gewebe der Tanzgeschichte<br />
Karin Hermes: Choreografie im hermeneutischen<br />
Prozess<br />
Nicole Haitzinger: Re-Enacting Pavlova.<br />
Re-Enacting Wiesenthal. Zu<br />
Erinnerungskultur(en) und künstlerischen<br />
‹Selbst›-Inszenierungen<br />
«Mettre la mémoire à l’épreuve»<br />
Olga de Soto interviewt von Laura<br />
Leupold<br />
Robert Atwood: Viewing dance technique<br />
in the context of the physical<br />
environment<br />
12<br />
R. Charbon, C. Jäger-Trees, D. Müller<br />
Die Schweiz verkaufen
+ + + t o u r i s m u s u n d k u n s t i n d e r s c h w e i z + + +<br />
Rémy Charbon, Corinna JägerTrees und Dominik Müller (Hg.)<br />
Die Schweiz verkaufen<br />
WECHSELVERHäLTNISSE ZWISCHEN TOuRISMuS, LITERATuR<br />
uND KüNSTEN SEIT 1800<br />
Die Reise in die Schweiz, eine mit der veränderten Natur-<br />
Rémy Charbon, Corinna Jäger-Trees,<br />
empfindung im 18. Jahrhundert aufkommende Attraktion,<br />
Dominik Müller (Hg.)<br />
wurde mit dem Ausbau der Verkehrsmittel und -wege seit<br />
dem 19. Jahrhundert zum touristischen Massenphänomen.<br />
Die Schweiz verkaufen In welcher Weise wurden die einheimischen Künstler vom<br />
Zustrom der Fremden beeinflusst? übernahmen sie deren<br />
Sichtweise, setzten sie kritische Akzente oder verhielten<br />
sie sich gleichgültig? Sahen sie sich als promotoren des<br />
Tourismus oder warnten sie vor seinen schädlichen Einflüssen?<br />
Wie veränderte der Fremdenverkehr die produktions-<br />
und Rezeptionsweise der Künste?<br />
Einige der im vorliegenden Band versammelten Beiträge<br />
sind Überblicksdarstellungen, andere gehen diesen Fragen<br />
anhand ausgewählter Beispiele aus Literatur, bildender<br />
Wechselverhältnisse zwischen<br />
Kunst und Musik nach. Analysiert werden Werke und Texte<br />
Tourismus, Literatur und Künsten seit 1800<br />
unterschiedlicher ästhetischer Höhenlage, in denen die<br />
Auseinandersetzung mit dem modernen Tourismus und<br />
dem von ihm bewirkten Kulturwandel eine zentrale Stelle<br />
einnimmt. So wird beispielsweise plausibel gemacht, dass<br />
die nach 1800 neu geschaffene Schweizer Folklore – von<br />
Hirten und Sennen, die sich in Wettkämpfen messen, über malerisch posierende Alphornbläser<br />
bis hin zu Volkslieder vortragenden Chören – nicht nur das Ergebnis der Besinnung<br />
auf das Eigene, sondern von Anfang an auch Aushängeschild für die fremden Gäste war.<br />
Inhalt<br />
Dominik Müller: Tourismuswerbung<br />
und Tourismuskritik in Literatur und<br />
Kunst aus der Schweiz. Eine Skizze<br />
Janine Schiller: Spielräume – Reise<br />
durch die Schweiz<br />
Klaus Pezold: Johann Gottfried Ebels<br />
Beitrag zur literarischen und touristischen<br />
Erschliessung der Schweiz<br />
Rémy Charbon: «Autochthonen und<br />
Touristen». Reflexe der touristischen<br />
Expansion 1800–1914 in der zeitgenössischen<br />
Deutschschweizer<br />
Literatur<br />
Elsbeth Pulver: Berichterstatter,<br />
Aussenseiter und Gegenfigur des<br />
Tourismus. Josef Viktor Widmann,<br />
1842–1911<br />
13<br />
Corinna Jäger-Trees: Berge und Menschen<br />
neu gelesen. Heinrich Federers<br />
sanftes Tourismuskonzept<br />
Marzena Górecka: «Die Einbetonierung<br />
der Bergnatur» versus «das<br />
grossße Ur». Die Kritik der Technokratisierung<br />
im Werk Meinrad Inglins<br />
Katharine Weder: Das Matterhorn –<br />
(trivial)literarisch<br />
Andreas Solbach: Prüfung und Erlösung.<br />
Der Berg als medicina mentis<br />
Gonçalo Vilas-Boas: Annemarie<br />
Schwarzenbachs Was nicht im Baedeker<br />
steht<br />
Ulrich Weber: Verfolgung und Paranoia<br />
im Touristenland. Ulrich Bechers<br />
Roman Murmeljagd<br />
Clà Riatsch: Tourismus und Touristen<br />
in der bündnerromanischen Literatur<br />
Annetta Ganzoni: Zwischen romanischer<br />
Dichtung und Tourismuswerbung.<br />
Der Kulturvermittler Andri Peer<br />
Irène Minder-Jeanneret: «The singing<br />
was exquisite». Musik und Tourismus<br />
in der Schweiz im frühen 19. Jahrhundert<br />
Matthias Fischer: Von der Schynigen<br />
Platte. Ein Beitrag Ferdinand Hodlers<br />
zum (touristischen) Bild der Schweiz<br />
9 783034<br />
010108<br />
März <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 320 S., ca. 65 Abb.<br />
ca. CHF 58 / EUR 38<br />
Schweizer Texte, Neue<br />
Folge, Band 32<br />
ISBN 978-3-0340-1010-8
9 783034 009362<br />
+ + + n e u e d r u c k t e c h n i k e n v e r ä n d e r n d i e k o m m u n i k a t i o n + + +<br />
Mai <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 544 S., ca. 10 Abb.<br />
ca. CHF 58 / EUR 38<br />
Medienwandel –<br />
Medienwechsel –<br />
Medienwissen, Band 7<br />
ISBN 978-3-0340-0936-2<br />
Sabine Griese<br />
Privatdozentin für Ältere deutsche<br />
Literatur an der Universi-<br />
ine mediale Umbruchsituation –<br />
öglichkeiten für Text und Bild wie<br />
, Metallschnitt tät Zürich.<br />
und Typendruck bieder<br />
Distribution und Kommunikaerweitern<br />
das Überlieferungsspektltur.<br />
chung stehen Bilder, deren konse<br />
sind und die zudem ausgehend<br />
nitt vervielfältigt worden waren: als<br />
dlichen Formats, verwendbar im<br />
mmigkeit und Andacht, zur Übernen.<br />
eine neue Werkform von Literatur<br />
ist gut bekannte Bildthemen werden<br />
chen oder volkssprachigen Kleinubliziert.<br />
Die neuen Bilder werden<br />
Medialität befragt sowie auf ihre<br />
hin überprüft, die oftmals auf den<br />
eisen. Dieser integriert die neuen<br />
eich in den bewährten Überliefe-<br />
.<br />
lemente einer literarischen Kultur<br />
ssen verschiedene Kontexte eröffnet<br />
ie Kleinformen der literarischen und<br />
chen Überlieferung sind in einer<br />
u verorten. Bild-, Text- und Buchgeichermaßen<br />
Thema der vorliegen-<br />
Text-Bilder und ihre Kontexte<br />
Sabine Griese<br />
Sabine Griese<br />
Sabine Griese<br />
Text-Bilder und ihre Kontexte<br />
MEDIALITäT uND MATERIALITäT VON EINBLATT-HOLZ- uND<br />
-METALLSCHNITTEN DES 15. JAHRHuNDERTS<br />
Das 15. Jahrhundert ist eine Epoche des medialen umbruchs<br />
– neue Techniken der Vervielfältigung von Text<br />
Aus einer kurzen Zeitspanne zwischen dem letzten Drittel<br />
des sechsten und den ersten Jahrzehnten des siebten Jahr-<br />
und Bild wie Kupferstich, Holzschnitt, Metallschnitt und<br />
hunderts sind aus dem heutigen süddeutschen und nordschweizerischen<br />
Raum ca. 80 Runendenkmäler überliefert,<br />
Typendruck schaffen meist neue kurze Möglichkeiten Inschriften auf Metallgegenständen der wie Distribution<br />
Fibeln<br />
oder Waffen. Der historisch-kulturelle Hintergrund jenes<br />
und Kommunikation. räumlich Vorher verhältnismässig unbekannte isolierten Phänomens Werkformen<br />
ist bis heute<br />
in mancherlei Hinsicht rätselhaft; aus schrift- und schrift-<br />
erweitern das überlieferungsspektrum lichkeitsgeschichtlicher Perspektive sowie der aus literarischen<br />
typologischvergleichendem<br />
Blickwinkel bieten die Inschriften jedoch<br />
ein vielseitig lohnenswertes Untersuchungsfeld.<br />
Kultur.<br />
Die Studie enthält einen ausführlichen Überblicks- und Einleitungsteil<br />
sowie eine Edition ausgewählter Inschriften. Im<br />
Im Zentrum der Untersuchung stehen Bilder, deren kon<br />
Fokus stehen insbesondere Zeichen und Zeichenkomplexe,<br />
die sich einer herkömmlichen graphematischen und etymostitutiver<br />
Bestandteil Texte logischen Analyse sind entziehen, und die gleichzeitig zudem aber ein Schriftver- als Holzständnis<br />
dokumentieren, wie es für weitestgehend illiterate<br />
oder Metallschnitt vervielfältigt Gesellschaften charakteristisch wurden: ist. als Einblattdruck<br />
unterschiedlichen Formats, verwendbar im Bereich praktizierter<br />
Frömmigkeit und Andacht oder zur Übermittlung<br />
von Informationen.<br />
Diese TextBilder stellen eine neue Werkform von Literatur<br />
dar: Dem Mittelalter meist gut bekannte Bildthemen<br />
werden oft erstmalig mit lateinischen oder volkssprachigen<br />
Kleintexten kombiniert und publiziert. Die neuen Bilder<br />
werden nach ihrer spezifischen Medialität befragt sowie<br />
auf ihre materialen Eigenheiten hin überprüft, die oftmals<br />
auf den literaten Benutzer hinweisen. Dieser integriert die<br />
neuen Medien bisweilen ideenreich in einen bewährten Überlieferungsträger: die eigene<br />
Handschrift.<br />
Um die TextBilder als Elemente einer literarischen Kultur sichtbar zu machen, müssen<br />
verschiedene Kontexte eröffnet und erläutert werden. Die Kleinformen der literarischen und<br />
frömmigkeitsgeschichtlichen Überlieferung sind in einer kulturellen Landschaft zu verorten.<br />
Bild, Text und Buchgeschichten sind damit gleichermassen Thema der vorliegenden<br />
Untersuchung.<br />
Text-Bilder<br />
und ihre Kontexte<br />
Medialität und Materialität<br />
von Einblatt-Holz- und -Metallschnitten<br />
des 15. Jahrhunderts<br />
14<br />
Paraschriftliche Zeichen<br />
Martin Hannes Graf
+ + + r ä t s e l h a f t e z e i c h e n + + +<br />
Martin Hannes Graf<br />
paraschriftliche Zeichen in<br />
südgermanischen Runeninschriften<br />
STuDIEN ZuR SCHRIFTKuLTuR DES KONTINENTALGERMANISCHEN<br />
RuNENHORIZONTS<br />
Martin Hannes Graf<br />
Aus einer kurzen Zeitspanne zwischen dem letzten Drittel<br />
des sechsten und den ersten Jahrzehnten des siebten<br />
Jahrhunderts sind aus dem heutigen süddeutschen und<br />
nordschweizerischen Raum ca. 80 Runendenkmäler über-<br />
Paraschriftliche<br />
liefert, meist kurze Inschriften auf Metallgegenständen<br />
Zeichen<br />
wie Fibeln oder Waffen. Der historisch-kulturelle Hinter-<br />
in südgermanischen<br />
grund dieses räumlich verhältnismässig isolierten phäno-<br />
Runeninschriften<br />
mens ist bis heute in mancherlei Hinsicht rätselhaft; aus<br />
Studien zur Schriftkultur des<br />
kontinentalgermanischen Runenhorizonts<br />
schrift- und schriftlichkeitsgeschichtlicher perspektive<br />
sowie aus einem typologisch-vergleichenden Blickwinkel<br />
heraus bieten die Inschriften jedoch ein vielseitig lohnenswertes<br />
untersuchungsfeld.<br />
In der Studie werden nach einem ausführlichen Übersichtsteil,<br />
der die Spezifika der südgermanischen Denkmäler<br />
vor dem Hintergrund der gesamten frühen Runenüberlieferung<br />
in den Blick nimmt, ausgewählte Inschriften<br />
einer gesonderten Untersuchung unterzogen. Im Fokus<br />
stehen Zeichen und Zeichenkomplexe, die sich einer<br />
herkömmlichen graphematischen und etymologischen<br />
Analyse entziehen. In ihnen erweist sich, dass sich vergleichbare<br />
ideographische Schriftverwendungsweisen anderer Kulturen und Epochen sowie<br />
phonographische der lateinischchristlichen Buchkultur zu einer Wesenheit des Schriftlichen<br />
verdichtet haben, die stärker als anderswo als eigenständiges Gepräge fassbar wird.<br />
Schriftimitate, experimente, etablierte Symbole usw. sowie bekannte Runenzeichen können<br />
in den Denkmälern nebeneinander stehen und vermitteln so ein Bild von Schriftverständnis<br />
in einer weitestgehend illiteraten Umwelt. Dieses ist einerseits geprägt von der Instabilität<br />
der denotativen Sinnhaftigkeit von Schrift allgemein, andererseits von ihrer gleichzeitig<br />
bindenden Kraft, insofern sie in der dinglichen Integration von Schriftzeichen und beschrifteter<br />
Fläche begründet liegt.<br />
15<br />
9 783034<br />
010122<br />
März <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 200 S., ca. 18 Abb.<br />
ca. CHF 38 / EUR 24.50<br />
Medienwandel –<br />
Medienwechsel –<br />
Medienwissen, Band 12<br />
ISBN 978-3-0340-1012-2<br />
Martin Hannes Graf<br />
Dr. phil., Sprachwissenschafter,<br />
Redaktor beim Schweizerdeutschen<br />
Wörterbuch und Lehrbeauftragter<br />
an den Universitäten<br />
Freiburg und Zürich, ehemaliger<br />
Mitarbeiter am Nationalen<br />
Forschungsschwerpunkt (NFS)<br />
«Medienwandel – Medienwechsel<br />
– Medienwissen. Historische<br />
Perspektiven».
9 783034 010139<br />
+ + + d i e p r e d i g t a l s q u e l l e d e r f o r s c h u n g + + +<br />
April <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 540 S., ca. 100 Abb.<br />
ca. CHF 58 / EUR 38<br />
Medienwandel –<br />
Medienwechsel –<br />
Medienwissen, Band 13<br />
ISBN 978-3-0340-1013-9<br />
René Wetzel<br />
Prof. Dr. phil., Ordinarius auf dem<br />
Lehrstuhl für deutsche Sprache<br />
und Literatur des Mittelalters,<br />
Universität Genf. Teilprojektleiter<br />
am Nationalen Forschungsschwerpunkt<br />
(NFS) «Medienwandel –<br />
Medienwechsel – Medienwissen.<br />
Historische Perspektiven».<br />
che Predigttexte sind in den selfür<br />
mündlich gehaltene Predigten.<br />
ster- oder Lesepredigten für den<br />
Vorlesen im Konvent bei Tisch oder<br />
und Meditation in der Klosterzelle.<br />
schriftlichen Text die spezifische<br />
hing events‹, wobei im Falle des Vorg<br />
eintritt.<br />
agt hinsichtlich einer spezifischen<br />
enierungen von Mündlichkeit und<br />
achbildern stehende Visualisie-<br />
Bei der Imagination, beim Gegeneht<br />
es um performative Vorgänge,<br />
nd Rezipient abspielen, die dem Text<br />
t sind und die es aufzudecken gilt.<br />
Die Predigt im Mittelalter<br />
Fabrice Flückiger<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Nationalen Forschungsschwerpunkt<br />
(NFS) «Medienwandel –<br />
Medienwechsel – Medienwissen.<br />
Historische Perspektiven».<br />
René Wetzel<br />
Fabrice Flückiger (Hg.)<br />
René Wetzel<br />
Fabrice Flückiger (Hg.)<br />
René Wetzel, Fabrice Flückiger (Hg.)<br />
Die predigt im Mittelalter zwischen<br />
Mündlichkeit, Bildlichkeit und Schriftlichkeit<br />
LA pRéDICATION Au MOyEN AGE ENTRE ORALITé, VISuALITé ET<br />
éCRITuRE<br />
Überlieferte mittelalterliche Predigttexte sind in den sel<br />
tensten Fällen unverstellte Zeugnisse tatsächlich gehaltener<br />
Die Auseinandersetzung mit der Dynamik der kulturellen<br />
Predigten. In der Regel und sind artistischen sie Übertragung Muster hat in oder den Kultur- Lesepredigten<br />
und Kunstwissenschaften<br />
der letzten Jahrzehnte einen eminenten,<br />
fachübergreifenden Forschungsschwerpunkt herausgebildet.<br />
für den Prediger, bestimmt zum Vorlesen im Konvent bei<br />
Dabei geht es um Grundvorgänge der Kommunikation: um<br />
Die Predigt im Mittelalter zwischen<br />
die Struktur und die internen Konflikte von Mitteilungen<br />
Tisch oder zur erbaulichen überhaupt. Lektüre Von Übertragung, und Übersetzung, Meditation Transformation in<br />
Mündlichkeit, Bildlichkeit und<br />
ist die Rede, wenn Fragen der Überlieferung, der Wissens-<br />
Schriftlichkeit<br />
der Klosterzelle. Sie inszenieren vermittlung, der Rhetorik, jedoch der Metapherntheorie, im schriftlichen<br />
der Projektion,<br />
des Affekttransfers, der Zuordnung von Rechtsan-<br />
Text die spezifische Mündlichkeit sprüchen, der Delegierung des von Macht «preaching und der Medialität events»,<br />
im<br />
La prédication au Moyen Age<br />
Spiel sind. Die im Band versammelten Beiträge entwickeln<br />
eine sachliche und terminologische Orientierung, die die<br />
entre oralité, visualité et écriture wobei im Falle des Vorlesens eine Reoralisierung eintritt.<br />
Vielfalt der kulturellen Transformationsbegriffe in eine gemeinsame<br />
Perspektive rückt.<br />
So ist der Lesepredigt eine gewisse Performanz eingeschrieben,<br />
die sich aber je nach Art des Lese oder Vorleseaktes<br />
anders aktualisiert. Typisch ist auch ihr Drang zur<br />
Veranschaulichung, ihr massiver Einsatz von rhetorischen<br />
Bildern, Allegorien und Exempla, kurz: ihre Bildlichkeit.<br />
Der vorliegende Band fragt von daher, wie in den Handschriften<br />
und frühen Drucken mit realen oder suggerierten<br />
Bildern Wahrnehmung und Erkenntnis gesteuert wird. Es<br />
ist zu zeigen, wie Inszenierungen von Mündlichkeit und<br />
Schriftlichkeit hinter Sprachbildern stehende Visualisierungsstrategien<br />
nutzen. Bei der Imagination, beim GegenwärtigwerdenLassen,<br />
geht es um performative Vorgänge,<br />
die sich zwischen Text und Rezipient abspielen, die dem Text als Spuren eingezeichnet sind<br />
und die es aufzudecken gilt.<br />
16<br />
Intermedien<br />
Alexandra Kleihues,<br />
Barbara Naumann und<br />
Edgar Pankow (Hg.)
+ + + ü B e r t r a g u n g , ü B e r s e t z u n g , t r a n s f o r m a t i o n : g r u n d f r a g e n d e r k o m m u n i k a t i o n + + + 9 783034 010146<br />
Alexandra Kleihues, Barbara Naumann und Edgar Pankow (Hg.)<br />
Intermedien:<br />
Zur kulturellen und artistischen übertragung<br />
Alexandra Kleihues, Barbara Naumann und<br />
Edgar Pankow (Hg.)<br />
Intermedien<br />
Zur kulturellen und<br />
artistischen Übertragung<br />
Inhaltsübersicht<br />
Marco Baschera: Transfer zwischen<br />
Schrift und Bild in den Répliques von<br />
Patrice Hamel<br />
Moritz Baßler: Diegese und Simulation<br />
– Kategorienfragen im Kontinuum<br />
zwischen Roman und Online-<br />
Rollenspiel<br />
Brigitte Boothe: Begegnung als<br />
Verwandlung. Psychoanalyse der<br />
Übertragung<br />
Gabriele Brandstetter: Körper-<br />
Transformationen in zeitgenössischen<br />
Tanz-Performances<br />
Rüdiger Campe: Lovers’ Daydreams.<br />
The Moment of the Image in Lessing’s<br />
Laocoon<br />
Ulrich Eigler: Pompeji und sein Vesuv<br />
in Literatur, Musik und Film<br />
Susanna Elm: «Translating Culture»:<br />
Gregory of Nazianzus, Hellenism, and<br />
the Claim to Romanitas<br />
Dorothee Gelhard: Midraschische<br />
Imagination und moderne Bildtheorie<br />
Eva Geulen: Metamorphosen der<br />
Metamorphose (Goethe, Cassirer,<br />
Blumenberg)<br />
Stefan Geyer: Normbildung durch<br />
‹Übertragung› in der gerichtlichen<br />
Rechtsanwendung<br />
Eckart Goebel: Der Klang der Psychoanalyse.<br />
Arthur Schopenhauer<br />
Andreas Kilcher : Die Arche Esras.<br />
Esoterische Übertragung<br />
17<br />
In der Auseinandersetzung mit der Dynamik der kul<br />
turellen und artistischen Übertragung hat sich in den<br />
Kultur und Kunstwissenschaften der letzten Jahrzehnte<br />
ein eminenter, fachübergreifender Forschungsschwerpunkt<br />
herausgebildet. Dabei geht es um Grundvorgänge<br />
der Kommunikation, um die Struktur und die internen<br />
Konflikte von Mitteilungen überhaupt. Von Übertragung,<br />
Übersetzung, Transformation ist die Rede, wenn Fragen<br />
der Überlieferung, der Wissensvermittlung, der Rhetorik,<br />
der Metapherntheorie, der Projektion, des Affekttransfers,<br />
der Zuordnung von Rechtsansprüchen, der Delegierung<br />
von Macht und der Medialität im Spiel sind. Die im Band<br />
versammelten Beiträge entwickeln eine sachliche und terminologische<br />
Orientierung, die die Vielfalt der kulturellen<br />
Transformationsbegriffe in eine gemeinsame Perspektive<br />
rückt.<br />
Alexandra Kleihues: «Es entsteht ein<br />
ununterbrochenes Flimmern» – Dokumentarische<br />
Literatur der Weimarer<br />
Republik als Reflektor mediatisierter<br />
Wahrnehmung<br />
John Michael Krois: Tastbilder. Zur Verkörperungstheorie<br />
ikonischer Formen<br />
Bernhard Küchenhoff: Zur Dynamik<br />
der Übertragung und Übersetzung in<br />
der transkulturellen Psychotherapie<br />
Niklaus Largier: Mystik als Medium:<br />
Robert Musils »Möglichkeitssinn« im<br />
Kontext<br />
Anja Lemke: Aufklärung im Bild – Zur<br />
Rhetorik der Einbildungskraft in Goyas<br />
Capricho 43<br />
Sabine Mainberger: Hamburg – Oraibi,<br />
über Florenz. Kulturgeographisches<br />
bei Aby Warburg<br />
Mersch, Dieter: In/Transitivität – Un/<br />
Übersetzbarkeit<br />
Alexandre Métraux: Übertragen,<br />
verschieben, verfremden. Die Raumgraphik<br />
Pëtr Mituričs<br />
Daniel Müller Nielaba: Transfigurationen<br />
des Textes, «und dann und<br />
wann ein weißer Elefant»<br />
Barbara Naumann: Migrationen: W. G.<br />
Sebalds symptomaler Text<br />
Joachim Paech: Übersetzung als<br />
intermediale Form<br />
Edgar Pankow: Zur Übertragung von<br />
Wort und Ton bei E.T.A. Hoffmann und<br />
Honoré de Balzac<br />
Günter Peters: «Ich möchte mich<br />
vorstellen, Hörer, aber wer bin ich?»<br />
Übertragung in Hörspielen Günter<br />
Eichs<br />
Henri de Riedmatten: Bill Viola’s Tears.<br />
Refraction, Reflection, Disturbance<br />
Mirjam Schaub: Medial gestiftete<br />
Intensität und Intimität als ihr phantomatischer<br />
Rest<br />
Monika Schmitz-Emans: Weltliteratur<br />
im Comic<br />
Schweinitz, Jörg: Übertragungen, Hypnotismus,<br />
früher Film. Ein psychologischer<br />
Diskurs des 19. Jahrhunderts<br />
im medialen Transfer<br />
Victor Stoichita: How to Taste a<br />
Painting<br />
Thomas Strässle: Haliometrie. Methodische<br />
Übertragung bei Descartes<br />
Caroline Torra-Mattenklott: Zur Poetik<br />
der Transposition in Prousts «A la<br />
recherche du temps perdu»<br />
Barbara Vinken: Römisch-Katholisch:<br />
Flauberts babylonische translatio<br />
Irene Weber Henking: Literarische<br />
Übersetzung und Entfaltung als/der<br />
Form. Theorie und Praxis der interlingualen<br />
Übertragung<br />
Benno Wirz: Überlegungen zum Problem<br />
der Übertragung in Descartes’<br />
commercium mentis et corporis<br />
Simon Zumsteg: Transmitter(in)<br />
suffizienz? Eine lexistenziale Analyse<br />
von Hermann Burgers Erzählung<br />
Blankenburg<br />
April <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 544 S., ca. 120 Abb.<br />
ca. CHF 58 / EUR 38<br />
Medienwandel –<br />
Medienwechsel –<br />
Medienwissen, Band 14<br />
ISBN 978-3-0340-1014-6<br />
Alexandra Kleihues<br />
Dr. phil., Oberassistentin für Neuere<br />
deutsche Literaturwissenschaft<br />
an der Universität Zürich.<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Nationalen Forschungsschwerpunkt<br />
(NFS) «Medienwandel<br />
– Medienwechsel<br />
– Medienwissen. Historische<br />
Perspektiven».<br />
Barbara Naumann<br />
Professorin für Neuere deutsche<br />
Literaturwissenschaft<br />
an der Universität Zürich. Teilprojektleiterin<br />
am Nationalen<br />
Forschungsschwerpunkt (NFS)<br />
«Medienwandel – Medienwechsel<br />
– Medienwissen. Historische<br />
Perspektiven».<br />
Edgar pankow<br />
Professor für Allgemeine und<br />
Vergleichende Literaturwissenschaft<br />
an der Goethe-Universität<br />
Frankfurt am Main. Assoziierter<br />
Forscher des Nationalen Forschungsschwerpunkts<br />
(NFS)<br />
«Medienwandel – Medienwechsel<br />
– Medienwissen. Historische<br />
Perspektiven».
9 783034 010115<br />
+ + + v o m ä r z t l i c h e n h i l f s B e r u f z u r f a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e n a u s B i l d u n g + + +<br />
Juni <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 200 S., ca. 80 Abb.<br />
ca. CHF 48 / EUR 31<br />
ISBN 978-3-0340-1011-5<br />
Sabina Roth<br />
ist freie Historikerin in Zürich mit<br />
Arbeitsschwerpunkt in Gesundheits-,<br />
Medizin- und Pflegegeschichte.<br />
Iris Ludwig<br />
ist Erziehungswissenschafterin und<br />
Pflegerberaterin in Le Noirmont.<br />
Sabina Roth<br />
Arbeit am pflegewissen<br />
AuSBILDEN, ENTWICKELN uND FORSCHEN AN DER<br />
KRANKENpFLEGESCHuLE ZüRICH<br />
MIT EINEM pFLEGEpäDAGOGISCHEN SCHLuSSWORT uND AuSBLICK<br />
VON IRIS LuDWIG<br />
Was eine pflegefachperson weiss und kann, was der Ge-<br />
Sabina Roth<br />
genstand und Inhalt ihres Berufes ausmacht, verhandelt<br />
jede Gegenwart wieder neu. Die Geschichte der Krankenpflegeschule<br />
Zürich (1976–2009) reflektiert die Entwick-<br />
ARbeit Am<br />
lung des pflegewissens und seiner Denkmodelle bis ins<br />
PflegewiSSen<br />
21. Jahrhundert. Mit der zunehmenden professionalisierung<br />
wurde pflege zu etwas, das mehr umfasst als die Ver-<br />
AuSbilden,<br />
richtungen und Handreichungen eines Hilfsberufs, der, von<br />
entwickeln und<br />
Frauen ausgeübt, einst in Schwesternschulen zu lernen<br />
foRSchen<br />
war. Aufgebaut wurde stattdessen eine wissenschaftliche<br />
An deR<br />
kRAnkenPflegeSchule praxisdisziplin, die in Studien an Fachhochschulen oder<br />
ZüRich<br />
höheren Fachschulen erlernt wird.<br />
Der Beitrag der Krankenpflegeschule Zürich zu diesem<br />
Prozess bildete in den 1970er Jahren die vierjährige Ausbildung<br />
in integrierter Krankenpflege. Hier wurde Pflege<br />
verstanden als Problemlösungs und Beziehungsprozess,<br />
der von Pflegeprinzipien und humanistischer Psychologie<br />
abgeleitet war. 1992 traten neue Ausbildungsbestimmungen<br />
des Schweizerischen Roten Kreuzes für einen<br />
generalistischen Beruf in Gesundheits und Krankenpflege<br />
auf zwei Diplomniveaus in Kraft. Darauf aufbauend entwickelte die Krankenpflegeschule<br />
Zürich neue Ausbildungsgänge, die in der Pflege Lebensweltbezüge ins Zentrum stellten.<br />
Erweiterte Lehr und Lernformen, Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen förderten die<br />
Verselbständigung der Pflegediplombildung. Die Krankenpflegeschule Zürich schloss sich<br />
der Entwicklung und Forschung in der Pflege an, indem sie eine «höhere Fachausbildung<br />
Stufe I» aufbaute und ein Forschungsprojekt zur «systematischen Anwendung von gesundheitsfördernden<br />
und gesundheitserhaltenden Pflegemassnahmen» realisierte.<br />
18
+ + + v o n d e n v e r s c h w i e g e n e n s c h w e s t e r n z u d e n p f l e g e f a c h f r a u e n + + +<br />
Sabine Braunschweig, Denise Francillon<br />
«professionelle Werte pflegen»<br />
100 JAHRE SCHWEIZER BERuFSVERBAND DER pFLEGEFACHFRAuEN<br />
uND pFLEGEFACHMäNNER (SBK) 1910–<strong>2010</strong><br />
MIT EINEM VORWORT VON BuNDESpRäSIDENTIN DORIS LEuTHARD<br />
Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums erscheint erstmals eine<br />
umfassende Geschichte des Schweizer Berufsverbandes<br />
der pflegefachfrauen und pflegefachmänner (SBK).<br />
In den 1890er Jahren konzipierte die Zürcher Ärztin Anna<br />
Heer unterstützt vom Schweizerischen Gemeinnützigen<br />
Frauenverein eine Pflegerinnenschule und eine Pflegerinnenorganisation.<br />
Kurz darauf gelang es dem Schweizerischen<br />
Roten Kreuz, das sich bisher der Verwundetenpflege<br />
SCHWEIZER BERUFSVERBAND DER<br />
im Kriegsfall gewidmet hatte, auch das Feld der Kranken<br />
PFLEGEFACHFRAUEN UND PFLEGEFACHMÄNNER<br />
(SBK)<br />
pflege in Friedenszeiten zu belegen. Die beiden Protagonisten<br />
fanden zu einer Zusammenarbeit und gründeten<br />
1910 den Schweizerischen Krankenpflegebund.<br />
In den ersten Jahrzehnten war die Entwicklung des Berufsverbandes<br />
geprägt vom Einfluss des SRK, der Ärzteschaft<br />
und der Behörden. Sie formten das Berufsbild, bestimmten<br />
die berufspolitischen Themen, gestalteten die Pflegeausbildung<br />
und entschieden über Integration und Ausschluss von<br />
Pflegezweigen. Weil die se Fremdbestimmung eine Mitgliedschaft im Weltbund der Kranken<br />
SABINE BRAUNSCHWEIG, DENISE FRANCILLON<br />
PROFESSIONELLE<br />
100 JAHRE SBK WERTE 1910–<strong>2010</strong><br />
PFLEGEN<br />
pflegerinnen (ICN) verhinderte, gründeten Krankenschwestern 1936 den Nationalverband<br />
der Schwestern anerkannter Pflegerinnenschulen der Schweiz, der ein Jahr später in den<br />
ICN aufgenommen wurde. Die Konkurrenz zweier Pflegeorganisationen dauerte nicht lange.<br />
1944 fusionierten sie zum Schweizerischen Verband diplomierter Krankenschwestern und<br />
Krankenpfleger (SVDK). Die Wiedervereinigung des SVDK mit den Verbänden der Wochen,<br />
Säuglings und Kinderkrankenpflege sowie der Psychiatriepflege 1978 führte zum<br />
heutigen Berufsverband SBK. Der Band zeigt, wie der SBK anhand verschiedener Auseinandersetzungen<br />
die Professio nalisierung des Pflegeberufs gefördert hat.<br />
19<br />
9 783034<br />
010313<br />
Mai <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 200 S., ca. 100 Abb.<br />
ca. CHF 48 / EUR 31<br />
ISBN 978-3-0340-1031-3<br />
Sabine Braunschweig (Hg.)<br />
Pflege – Räume, Macht und<br />
Alltag. Beiträge zur Geschichte<br />
der Pflege<br />
2006. 304 S. Br.<br />
CHF 38/EUR 24.80<br />
ISBN 978-3-0340-0782-5
9 783034 010320<br />
+ + + d i e q u a l d e r w a h l : e n t s c h e i d e n f ü r d i e e w i g k e i t + + +<br />
März <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 120 S., ca. 12 Abb.<br />
ca. CHF 38 / EUR 24.50<br />
Dossier, Band 16<br />
ISBN 978-3-0340-1032-0<br />
Internationale Überlieferungsbildung<br />
Constitution du patrimoine international des archives<br />
Schweizerisches Bundesarchiv Archives fédérales suisses<br />
Dossier 15<br />
Schweizerisches Bundesarchiv (Hg.)<br />
Mut zur Lücke –<br />
Zugriff auf das Wesentliche<br />
METHODEN uND ANSäTZE ARCHIVISCHER BEWERTuNG<br />
Schweizerisches Bundesarchiv<br />
Archives fédérales suisses<br />
Archivio federale svizzero<br />
Mut zur Lücke – Zugriff auf das Wesentliche<br />
Methoden und Ansätze archivischer Bewertung<br />
Par delà les lacunes, l’accès à l’essentiel<br />
Méthodes et approches de l’évaluation archivistique<br />
Inhaltsübersicht<br />
Andreas Kellerhals-Maeder: Vorwort<br />
Andreas Pilger: Grusswort<br />
Marc Hofer: Einleitung<br />
Matthias Buchholz: Überlieferungsbildung<br />
und Oral History als Dokumentation<br />
gesellschaftlicher Phänomene<br />
am Beispiel von Sozialhilfeakten<br />
Robert Kretzschmar: Eine archivische<br />
Bewertung der Politik und gesellschaftlicher<br />
Phänomene? Überlegungen<br />
zu möglichen Instrumentarien<br />
aus staatlicher und kommunaler Sicht<br />
Peter K. Weber: Überlieferungsbildung<br />
aus kommunalarchivischer<br />
Perspektive<br />
Welche Information ist «würdig», in die Geschichte einzugehen,<br />
welche soll das künftige Bild der Vergangenheit<br />
prägen, welche nicht? Welche Rolle spielt die Werteorientierung<br />
der Archivarinnen und Archivare, wenn sie Unterlagen<br />
bewerten? Wer bewertet? Für wen wird bewertet? Nach<br />
welchen Kriterien wird bewertet? Es gibt keine einfachen<br />
Antworten und keine objektiv richtigen Bewertungsregeln,<br />
wohl aber – und immer wieder – Diskussions, Klärungsund<br />
Verständigungsbedarf.<br />
Bewertung ist eine archivische Kernkompetenz, die sich<br />
Archivare und Archivarinnen nicht nehmen lassen dürfen,<br />
denn Bewertung muss nach fachlichen, nicht nach finanzpolitischen<br />
Kriterien erfolgen. Je mehr es zu bewerten gibt<br />
beziehungsweise je mehr vernichtet, je weniger überliefert<br />
werden soll, desto besser müssen die Bewertungsinstrumente<br />
sein. Diese weiterzuentwickeln ist eine permanente<br />
Aufgabe der Archivarinnen und Archivare – aber nicht nur<br />
von ihnen allein. Der Dialog mit archivexternen Fachleuten<br />
ist unabdingbar. Erst eine prinzipielle Öffnung der Bewertungsdiskussion<br />
für alle Interessierten macht aus Archiven<br />
echte Institutionen der Demokratie.<br />
Gisela Haker: Reflexionen über<br />
Bewertungshilfsmittel der DDR aus<br />
kurzer Distanz<br />
André Nietlisbach: Die Bewertung<br />
öffentlicher Politiken aus Sicht der<br />
politischen Planung<br />
Mirta Olgiati, Peter Knoepfel:<br />
Plaidoyer pour une politique de la<br />
mémoire nationale en Suisse<br />
Urs Germann: Die Regierungsrichtlinien<br />
des Bundesrats als Bewertungsinstrument<br />
– Chancen und Probleme<br />
einer Politikbewertung<br />
Primus Monn: L’évaluation et le Tri<br />
au XVème Congrès international des<br />
Archives en août 2004.<br />
20
+ + + d a s a r B e i t s h e f t z u e i n e m d u n k l e n k a p i t e l d e r s c h w e i z e r g e s c h i c h t e + + +<br />
Sara Galle und Thomas Meier<br />
Die «Kinder der Landstrasse» in Akten,<br />
Interviews und Reportagen<br />
EIN ARBEITSHEFT FüR DEN uNTERRICHT AN MITTELSCHuLEN uND<br />
FACHHOCHSCHuLEN<br />
Sara Galle / Thomas Meier<br />
Die «Kinder der Landstrasse»<br />
in Akten, Interviews und<br />
Reportagen<br />
Ein Arbeitsheft für den Unterricht an<br />
Mittelschulen und Fachhochschulen<br />
21<br />
Die Aktion «Kinder der Landstrasse» der Stiftung pro Juventute<br />
gilt als eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren<br />
Schweizer Geschichte. Das vorliegende Arbeitsheft bietet<br />
für die Behandlung der Thematik im unterricht unterschiedliche<br />
Zugänge an.<br />
Die Stiftung Pro Juventute nahm 1926–1973 mit Hilfe der<br />
Diese in der Schweiz des 20. Jahrhunderts beispiellose<br />
Behörden 586 Kinder aus fahrenden Familien ihren Eltern<br />
weg und brachte sie in Pflegefamilien, Heimen und Anbiografien<br />
von fünf «Kindern der Landstrasse».<br />
stalten unter. Das Ziel dieser Aktion war es, die Kinder zu<br />
«brauchbaren Gliedern der Gesellschaft» zu erziehen und<br />
die nichtsesshafte Lebensweise in der Schweiz zu beseitigen.<br />
Die Erkenntnisse über diese Diskriminierung werden zum<br />
Anlass genommen, die kritische Auseinandersetzung mit<br />
medial aufbereiteten und vermittelten Informationen zu<br />
fördern, mit denen wir täglich konfrontiert sind: Akten,<br />
Interviews, Reportagen. Die Perspektiven der verwaltenden<br />
Institution, der Betroffenen, des Journalismus sowie das<br />
dadurch geprägte Bild in der Öffentlichkeit werden in den<br />
Unterlagen vorgestellt und hinterfragt.<br />
Die Stiftung Pro Juventute nahm zwischen 1926 und 1973 mit<br />
Hilfe der Behörden 586 Kinder aus fahrenden Familien ihren<br />
Eltern weg und brachte sie in Pflegefamilien, Heimen und<br />
Anstalten unter. Das Ziel der Aktion war es, die «Kinder der<br />
Landstrasse» zu «brauchbaren Gliedern der Gesellschaft» zu<br />
erziehen und so die nichtsesshafte Lebensweise zu beseitigen.<br />
Diskrimi nierung einer Minderheit kann hier erstmals anhand<br />
des umfangreichen Aktenmaterials dargestellt werden. Die<br />
Akten sind aber nicht bloss Zeugen dieser Aktion, sie spielten<br />
dabei selbst eine wichtige Rolle. Mit Akten wurden Menschen<br />
bewertet und deren Leben verwaltet. Das zeigen die Akten<br />
Veranschaulicht wird die Wirkmächtigkeit von Akten auch in<br />
den kommentierten Dossiers und in den Tonbildschauen auf<br />
der beiliegenden DVD. Dort bekommen schliesslich auch die<br />
Menschen hinter den Akten ein Gesicht und eine Stimme.<br />
Sie erzählen aus ihrem Leben.<br />
Zielgruppe: Das Heft ist konzipiert für Lehrende an Fach und Pädagogischen Hochschulen<br />
und an höheren Mittelschulstufen. Informationen zu den Quellen sowie konkrete Frageund<br />
Aufgabestellungen erleichtern die praktische Umsetzung der Thematik im Unterricht.<br />
Von besonderem Interesse sind die Lerninhalte für Menschen in Ausbildung, die später in<br />
sozialen Berufen tätig sind, Personenakten anfertigen, Situationen bewerten und Massnahmen<br />
anordnen müssen.<br />
Lernziele: Ausgehend vom Beispiel der Aktion «Kinder der Landstrasse» soll der Umgang<br />
von Staat und Gesellschaft mit Minderheiten diskutiert werden. Der Fokus liegt dabei auf<br />
dem stigmatisierenden und diskriminierenden Potenzial sozialen Handelns.<br />
Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit den Quellen (Akten, Interviews, Reportagen).<br />
Damit sollen die Beurteilungs und Reflexionsfähigkeit geschult sowie die sozialen<br />
Kompetenzen und das ethische Bewusstsein gefördert werden.<br />
Arbeitsgrundlage: Als Arbeitsgrundlage dienen das Buch «Von Menschen und Akten» sowie<br />
die gleichnamige DVD mit Filmsequenzen von Interviews, Tonbildschauen, fiktiven Aktendossiers<br />
sowie verschiedenen Materialien zur Aktion «Kinder der Landstrasse».<br />
Von Menschen und Akten Galle / Meier<br />
9 783034<br />
010337<br />
März <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 32 S.,<br />
ca. CHF 10 / EUR 6.50<br />
ISBN 978-3-0340-1033-7<br />
Sara Galle / Thomas Meier<br />
Von Menschen und Akten<br />
Die Aktion «Kinder der Landstrasse»<br />
der Stiftung Pro Juventute<br />
umschlag_dunkler.indd 1 6.4.2009 14:19:27 Uhr<br />
Das Buch und die DVD-ROM:<br />
Sara Galle / Thomas Meier<br />
Von Menschen und Akten.<br />
Die Aktion «Kinder der Landstrasse»<br />
der Stiftung Pro Juventute,<br />
2009. 248 S., 130 Abb., Grafiken<br />
und Karten. Mit DVD-ROM (Computer-DVD),<br />
geb. CHF 38 / EUR 24.50<br />
ISBN 978-3-0340-0944-7.<br />
DVD-ROM separat: CHF 11.90 /<br />
EUR 7.80. ISBN 978-3-0340-0964-5.
9 783034 010344<br />
+ + + d e r v e r k e h r i m f o k u s d e r h i s t o r i s c h e n f o r s c h u n g<br />
März <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 400 S., ca. 50 Abb.<br />
ca. CHF 58 / EUR 38<br />
Schweizerische Gesellschaft<br />
für Wirtschafts- und<br />
Sozialgeschichte – Société<br />
suisse d'histoire économique<br />
et sociale, Band 25<br />
ISBN 978-3-0340-1034-4<br />
mehrt zum Thema sozial-, wirtschafts- und<br />
geworden. Dabei gibt es in Ansätzen auch<br />
er eigentlichen Verkehrsgeschichte. Die im<br />
esellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgessen<br />
sich mit den verschiedenen Verkehrsträ-<br />
Verkehrssystem, mit der qualitativen und der<br />
ehrs, mit der Verkehrspolitik, dem Service<br />
niktransfer, der gegenseitigen Bedingung<br />
en. Neben den traditionellen wirtschafts-,<br />
werden auch geschlechter-, konsum- und<br />
gen verfolgt.<br />
Verkehrsgeschichte – Histoire des transports SGwSG/SSheS • Vol. 25<br />
S c h w e i z e r i S c h e G e S e l l S c h a f t f ü r w i r t S c h a f t S - u n d S o z i a l G e S c h i c h t e • S o c i é t é S u i S S e d ’ h i S t o i r e é c o n o m i q u e e t S o c i a l e<br />
HansUlrich Schiedt, Laurent Tissot, Christoph Maria Merki,<br />
Rainer C. Schwinges (Hg.)<br />
Verkehrsgeschichte<br />
Histoire des transports<br />
Hans-Ulrich Schiedt, Laurent Tissot,<br />
Christoph Maria Merki, Rainer C. Schwinges (Hg.)<br />
Verkehrsgeschichte<br />
Histoire des transports<br />
Aus dem Inhalt<br />
Jean-François Bergier: La traversée<br />
des Alpes, Moyen Age et Temps<br />
modernes: questions ouvertes<br />
Holger Müller: Alpenstrassen der<br />
Antike<br />
Heinz E. Herzig: Römerlob und Reisewirklichkeit<br />
bei den Griechen des<br />
1. und 2. Jahrhunderts n. Chr.<br />
Sabine Bolliger: Die Römerstrassen<br />
als Vorbild für den neuzeitlichen<br />
Chausseenbau – Mythos und Realität<br />
Marie-Claude Schöpfer Pfaffen: Verkehrspolitik<br />
im Mittelalter?<br />
Klara Hübner: Zur Geschwindigkeit<br />
von Gesandten und Nachrichtenübermittlern<br />
in den Städten des<br />
eidgenössischen Raumes<br />
Andreas Würgler: Ratsherren auf dem<br />
Weg zur Sitzung<br />
Reto Furter: Frühneuzeitlicher Transitverkehr<br />
in den Alpen<br />
Hans-Ulrich Schiedt: Kapazitäten<br />
des Fuhrwerkverkehrs im 18. und<br />
19. Jahrhundert<br />
Max Baumann: Schiffe, Fuhrwerke<br />
und Eisenbahn<br />
Nicole K. Longen: Die Einführung bürgerlicher<br />
Frondienste im Wegebau<br />
Daniel Flückiger: Strassenunterhalt<br />
und Verwaltung im Kanton Bern<br />
1803–1846<br />
Der Verkehr ist in jüngerer Zeit vermehrt zum Thema<br />
sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtlicher Keinem Geringeren als dem französischen Kaiser Betrachtung<br />
Napoleon<br />
widmete Placidus Spescha 1806 seine Beschreibung<br />
der Val Tujetsch.<br />
geworden. Dabei gibt es Ehrgeizige in Ansätzen Pläne trieben den auch aus Trun eine gebürtigen subdiszi-<br />
Pater<br />
immer wieder an. Auf dem Plateau bei Sedrun plante er<br />
plinäre Formierung einer eine eigentlichen utopische Siedlung in der Verkehrsgeschichte.<br />
Form eines riesigen Rhombus.<br />
Darin sollte die Bevölkerung vor Lawinen und Feuer<br />
geschützt sein. Anders als das Siedlungsprojekt wurden<br />
Die im Jahresband der Schweizerischen manche von Speschas Ideen später Gesellschaft in der einen oder für<br />
anderen Form verwirk licht. Wenig bekannt waren bisher<br />
Sozial und Wirtschaftsgeschichte seine Bemühungen publizierten um die Gesundheit der Bevölkerung Beiträge<br />
und speziell der Kleinkinder. Die Lektüre seiner Beschreibung<br />
der Val Tujetsch fördert Erstaunliches zutage und<br />
befassen sich mit den verschiedenen fordert Respekt vor den Verkehrsträgern Lebens bedingungen jener Zeit. und<br />
Der von Ursula Scholian Izeti edierte Text ist eine Fund<br />
mit deren Bedeutung im Verkehrssystem, grube geografischer, historischer und mit volkskundlicher der qualita<br />
Informationen zum Tal und zur Gemeinde Tujetsch. Mit<br />
Porträts von Menschen aus dem Tujetsch setzt die Fototiven<br />
und der quantitativen grafin Entwicklung Lucia Degonda einen Kontrapunkt des Verkehrs, zur 200 Jahre mit<br />
alten Beschreibung Placidus Speschas.<br />
der Verkehrspolitik, dem Service public, der Infrastruktur,<br />
«Im ersten Abschnitt beschrieb ich die geographische, im<br />
dem Techniktransfer, der zweyten gegenseitigen die historische und im Bedingung dritten die politische von Lage<br />
des Thals Tawätsch, und im ganzen wollte ich ein ökono<br />
Wirtschafts und Verkehrsräumen. misches Werk verfertigen, Neben das die Glückseligkeit den traditionellen<br />
der Menschen<br />
überhaupt und insbesonders jene der Einwohner<br />
Tawätschs befördern sollte.»<br />
wirtschafts, politik und technikgeschichtlichen werden<br />
auch geschlechter, konsum und umweltgeschichtliche<br />
Fragestellungen verfolgt.<br />
Scholian2009UGDruck.indd 1<br />
Katja Hürlimann: Raumprägende Wirkungen<br />
der Holznutzung im 18. und<br />
19. Jahrhundert<br />
Marc Gigase: La compagnie ferroviaire<br />
de l’Ouest-Suisse et l’Etat de<br />
Vaud (1852–1864)<br />
Johann Boillat: les problèmes de<br />
management dans une entreprise<br />
ferroviaire au XIXe siècle.<br />
Gérard Duc: La construction du trafic<br />
ferroviaire international du Gothard<br />
(1881–1886)<br />
Philipp Flury: Die Analyse regionaler<br />
Verkehrssysteme des 19. Jahrhunderts<br />
am Beispiel des Tessins<br />
Thomas Frey: Die kleinräumige Verkehrserschliessung<br />
1750–1910<br />
Serge Paquier: Les transports<br />
d’énergie des années 1850 à l’entredeux-guerres<br />
Christophe Simeon: L’échec de la<br />
mise en place d’une industrie aéronautique<br />
suisse à la fin de la Belle<br />
Epoque<br />
Gilles Forster: Le canal du Rhône au<br />
Rhin (1900–2006)<br />
Barbara Schmucki: Reiseerfahrungen,<br />
Verkehrsmittel und transnationale<br />
Mobilität in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts<br />
Matteo Troilo: Giovani e automobili<br />
nell’Italia del «boom economico».<br />
Meik Woyke: Suburbanisierungsprozesse,<br />
Verkehrspolitik und<br />
geschlechtsspezifische Raumerfahrungen<br />
in den «langen sechziger<br />
Jahren»<br />
Ueli Haefeli: Die Renaissance des<br />
Elektromobils in der Schweiz nach<br />
1970<br />
Anna Amacher: BLS und BKW auf dem<br />
Weg zur Pioniertat, 1902–1914<br />
Monika Dommann: Materialfluss auf<br />
80 x 120 cm: Die Palettisierung der<br />
Schweiz in den 1950er-Jahren<br />
Jonas Steinmann: Die Geburtsstunde<br />
der Bahn-Manager<br />
Adrian Zimmermann: «Zunftordnung»<br />
oder «erster Schritt (…) zur Koordination<br />
der beiden hauptsächlichen Verkehrsträger»?<br />
Der «Bundesbeschluss<br />
über den Transport von Personen und<br />
Sachen mit Motorfahrzeugen auf öffentlichen<br />
Strassen» (Autotransportordnung,<br />
ATO)<br />
Régis Huguenin: Transports publics<br />
urbains et recomposition territoriale:<br />
Neuchâtel, 1890–1937<br />
Stefano Sulmoni: Système de transport<br />
et développement touristique<br />
Michèle Merger: Un projet transeuropéen<br />
controversé: la ligne ferroviaire<br />
Lyon–Turin<br />
22<br />
Placidus Spescha Beschreibung der Val Tujetsch
+ + + d e r p a t e r u n d d i e a l p e n + + +<br />
Placidus Spescha<br />
Beschreibung der Val Tujetsch<br />
EDITION uND EINLEITuNG VON uRSuLA SCHOLIAN IZETI<br />
FOTOS VON LuCIA DEGONDA<br />
23<br />
Keinem Geringeren als dem französischen Kaiser Napo-<br />
leon widmete placidus Spescha 1806 seine Beschreibung<br />
der Val Tujetsch. Ehrgeizige pläne trieben den aus Trun<br />
gebürtigen pater immer wieder an. Auf dem plateau bei<br />
Sedrun plante er eine utopische Siedlung in der Form<br />
eines riesigen Rhombus. Darin sollte die Bevölkerung vor<br />
Lawinen und Feuer geschützt sein. Anders als das Siedlungsprojekt<br />
wurden manche von Speschas Ideen später<br />
in der einen oder anderen Form verwirklicht.<br />
Wenig bekannt waren bisher seine Bemühungen um die<br />
Placidus Spescha<br />
Gesundheit der Bevölkerung und speziell der Kleinkinder.<br />
Beschreibung der Val Tujetsch<br />
Die Lektüre seiner Beschreibung der Val Tujetsch fördert<br />
Erstaunliches zutage und fordert Respekt vor den Lebensbe<br />
Edition und Einleitung<br />
dingungen jener Zeit.<br />
von Ursula Scholian Izeti<br />
Der von Ursula Scholian Izeti edierte Text ist eine Fundgrube<br />
geografischer, historischer und volkskundlicher<br />
Informationen zum Tal und zur Gemeinde Tujetsch. Mit<br />
Porträts von Menschen aus dem Tujetsch setzt die Fotografin<br />
Lucia Degonda einen Kontrapunkt zur 200 Jahre alten<br />
27.10.09 15:02<br />
Beschreibung Placidus Speschas.<br />
«Im ersten Abschnitt beschrieb ich die geographische, im zweyten die historische und im<br />
dritten die politische Lage des Thals Tawätsch, und im ganzen wollte ich ein ökonomisches<br />
Werk verfertigen, das die Glückseligkeit der Menschen überhaupt und insbesonders jene<br />
der Einwohner Tawätschs befördern sollte.»<br />
Placidus Spescha<br />
Beschreibung der Alpen,<br />
vorzüglich der höchsten<br />
Edition und Einleitung von<br />
Ursula Scholian Izeti<br />
2002. 160 S. 9 Abb. Geb.<br />
CHF 38/ EUR 24.90<br />
ISBN 978-3-0340-0575-3<br />
9 783034<br />
009942<br />
2009<br />
Geb. 416 S., 33 Abb.<br />
CHF 48 / EUR 31<br />
ISBN 978-3-0340-0994-2<br />
Placidus Spescha<br />
Entdeckungsreisen am Rhein.<br />
Genaue geographische<br />
Darstellung aller Rheinquellen<br />
im Kanton Graubündten nebst<br />
der Beschreibung vieler<br />
Gebirgsreisen in dieser wenig<br />
besuchten und erforschten<br />
Alpengegend<br />
Edition und Einleitung von<br />
Ursula Scholian Izeti,<br />
Fotos von Lucia Degonda<br />
2005. 214 S. 16 Abb. s/w Geb.<br />
CHF 42 / EUR 28<br />
ISBN 978-3-0340-0741-2
9 783034 010351<br />
+ + + a u f s t i e g u n d n i e d e r g a n g e i n e s t e x t i l B e t r i e B s + + +<br />
April <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 144 S., zahlr. Abb.<br />
ca. CHF 44 / EUR 27.50<br />
ISBN 978-3-0340-1035-1<br />
Toby Matthiesen<br />
Die Bleiche der Zeit<br />
EIN ZüRCHER OBERLäNDER TExTILAREAL IM WANDEL<br />
Im 19. Jahrhundert entstand im Zürcher Oberland entlang<br />
den Flüssen die ländliche Textilfabrikation. Peter Niederhäuser (Hg.) Auf den nahe<br />
Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee<br />
gelegenen Wiesen und Auen wurden die Tücher zum Blei-<br />
Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 77<br />
chen an der Sonne ausgelegt. Das Dorf Wald war schon<br />
lange ein Zentrum der Heimindustrie, als die Gebrüder<br />
Kaspar und Johannes Honegger Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
ihre eigene Weberei gründeten.<br />
Nach einem Brand der Fabrik gingen die Brüder ab 1860<br />
getrennte Wege, und so gilt dieses Datum als Beginn der<br />
Firma Otto & Johannes Honegger. 1873 baute Johannes<br />
Honegger die Fabrik «Bleiche», die lange Zeit grösste Weberei<br />
der Schweiz.<br />
Gestützt auf unveröffentlichte Quellen aus Firmen, Dorfund<br />
Familienarchiven, mit Liebe zum Detail und versehen<br />
mit zahlreichen Abbildungen erzählt das Buch vom Wandel<br />
der Zeit in einem ländlichen Industriegebiet. So ist ein<br />
exemplarisches Stück Wirtschaftsgeschichte der Schweiz<br />
entstanden. Denn die Textilindustrie war von Anfang an in die Weltwirtschaft eingebunden,<br />
Er sei als Habsburger «ein geborener, guter Eidgenosse», verkündete Maximilian<br />
1507 in Konstanz und erinnerte so an die aargauischen Wurzeln der Habsburger<br />
und an die frühere Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Auch wenn<br />
seit dem Spätmittelalter die angeblich unversöhnlichen Gegensätze zwischen<br />
Habsburg und der Eidgenossenschaft betont wurden, machen das Herkommen<br />
und die ursprüngliche Bedeutung der Habsburger deutlich, dass auch sie Teil der<br />
Schweizer Geschichte sind.<br />
Unter dem Eindruck einer «nationalen» Geschichtsschreibung wurde Schweizer<br />
Geschichte jedoch lange vor allem aus der Innerschweizer Perspektive betrachtet.<br />
Erst die letzten Jahre brachten eine Hinterfragung der klassischen Geschichtsbilder<br />
und eine Verschiebung der Gewichtungen. In den Vordergrund rückte nicht<br />
zuletzt die habsburgische Vergangenheit. Statt den Schlachten galt – und gilt – das<br />
Interesse jetzt alltäglicheren Formen des Mit- und Gegeneinanders, die weit<br />
stärker von Kontinuität als von Abgrenzung geprägt waren und Fragen beispielsweise<br />
nach der Rolle des Adels und der kleineren Städte, nach den Strukturen<br />
der habsburgischen Landesherrschaft und Verwaltung oder nach der Macht der<br />
Erinnerung aufwerfen.<br />
Diese Sicht führt das vorliegende Buch fort, das in insgesamt vierzehn Beiträgen<br />
die habsburgische Herrschaft im Spannungsfeld von Archiv und Burgenbau,<br />
von Reisetätigkeit und Münzprägung, von Fürsten und ihrer Klientel oder von<br />
Klostergründungen und Grablegen thematisiert und so ein neues Bild der «habsburgischen»<br />
Vergangenheit der Schweiz zeichnet.<br />
Mit Beiträgen von<br />
Harald Derschka, Roland Gerber, Andre Gutmann, Manfred Hollegger,<br />
Rainer Hugener, Martina Huggel, Nathalie Kolb Beck, Bruno Meier,<br />
Claudia Moddelmog, Peter Niederhäuser, Alois Niederstätter, Christian Sieber,<br />
Werner Wild, Benedikt Zäch<br />
AGZ 20010_UG Druck.indd 1<br />
und so spiegelt sich im Dorf die Welt. Es ist aber auch eine Sozialgeschichte, die von Pater<br />
nalismus und Arbeiterbewegung, von Streiks und Entlassungen handelt.<br />
Die vom «Gründervater» errichteten Gebäude – die wuchtigen Fabriken, die behäbigen<br />
Fabrikantenvillen und die turmförmigen Kosthäuser für die Arbeiterfamilien – prägen bis<br />
heute das architektonische Bild und die räumliche Aufteilung des Bleicheareals.<br />
«Die Bleiche der Zeit» verfolgt die Entwicklung von den Anfängen der Industrialisierung<br />
über Expansionsphasen und Krisenzeiten bis zur Schliessung der Textilfabrikation im Jahr<br />
1988 und der Umnutzung des Areals in ein lebendiges Zentrum mit Lofts, «Bleichibeiz»,<br />
Hotel und WellnessAngeboten.<br />
Toby Matthiesen ist es gelungen, die Geschichte dieses Textilzentrums, der Arbeiterschaft<br />
und der neuen Kapitalisten der Gründerzeit anschaulich und spannend zu schildern und<br />
mit allgemeinen kulturgeschichtlichen Erörterungen zu verknüpfen.<br />
24<br />
Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee
+ + + d i e h a B s B u r g e r a l s t e i l d e r s c h w e i z e r g e s c h i c h t e + + +<br />
Peter Niederhäuser (Hg.)<br />
Die Habsburger zwischen Aare<br />
und Bodensee<br />
Er sei als Habsburger «ein geborener, guter Eidgenosse»,<br />
Die Habsburger<br />
verkündete Maximilian 1507 in Konstanz und erinnerte so<br />
zwischen Aare und Bodensee<br />
an die aargauischen Wurzeln der Habsburger und an die<br />
frühere Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Schweiz.<br />
Auch wenn seit dem Spätmittelalter die angeblich unversöhnlichen<br />
Gegensätze zwischen Habsburg und der Eidgenossenschaft<br />
betont wurden, machen das Herkommen<br />
und die ursprüngliche Bedeutung der Habsburger deutlich,<br />
dass auch sie Teil der Schweizer Geschichte sind. Unter<br />
dem Eindruck einer «nationalen» Geschichtsschreibung<br />
wurde Schweizer Geschichte jedoch lange vor allem aus der<br />
Innerschweizer Perspektive betrachtet. Erst die letzten Jahre<br />
brachten eine Hinterfragung der klassischen Geschichtsbilder<br />
und eine Verschiebung der Gewichtungen. In den<br />
Vordergrund rückte nicht zuletzt die habsburgische Vergangenheit.<br />
Statt den Schlachten galt – und gilt – das Interesse<br />
jetzt alltäglicheren Formen des Mit und Gegeneinanders,<br />
die weit stärker von Kontinuität als von Abgrenzung ge<br />
25.11.09 17:45 prägt waren und Fragen beispielsweise nach der Rolle des<br />
Adels und der kleineren Städte, nach den Strukturen der habsburgischen Landesherrschaft<br />
und Verwaltung oder nach der Macht der Erinnerung aufwerfen. Diese Sicht führt das<br />
vorliegende Buch fort, das in insgesamt vierzehn Beiträgen die habsburgische Herrschaft<br />
im Spannungsfeld von Archiv und Burgenbau, von Reisetätigkeit und Münzprägung, von<br />
Fürsten und ihrer Klientel oder von Klostergründungen und Grablegen thematisiert und so<br />
ein neues Bild der «habsburgischen» Vergangenheit der Schweiz zeichnet.<br />
Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 77<br />
25<br />
9 783034<br />
007191<br />
Januar <strong>2010</strong><br />
Br. 258 S., 80 Abb.<br />
CHF 58 / EUR 38<br />
Mitteilungen der<br />
Antiquarischen Gesellschaft<br />
in Zürich, Band 77<br />
(174. Neujahrsblatt)<br />
ISBN 978-3-0340-0719-1<br />
Mit Beiträgen von<br />
Harald Derschka, Roland Gerber,<br />
Andre Gutmann, Manfred Hollegger,<br />
Rainer Hugener, Martina<br />
Huggel, Nathalie Kolb Beck, Bruno<br />
Meier, Claudia Moddelmog, Peter<br />
Niederhäuser, Alois Niederstätter,<br />
Christian Sieber, Werner Wild,<br />
Benedikt Zäch
iestadt<br />
e am Bahnhofplatz den Benur<br />
einen zweckmässigen Bau.<br />
e dieses das monumentale<br />
bindungsglied zur weiten Welt.<br />
massen für den Siegeszug der<br />
Eulachstadt auf turbulente<br />
it vor- oder nachher erlebte<br />
eifenden Wandel. Aus einem<br />
ndustriestadt, aus einem<br />
dschaft ausgreifende Grosskt<br />
ein Ort mit weltweiten<br />
Handelshäuser beigetragen,<br />
aschinenindustrie Winterthur<br />
ins Informations- und Kommutriebetriebe<br />
waren gleicherum<br />
ihre rasch wachsenden<br />
undert ist deshalb auch die<br />
eregelter Briefverkehr, aber<br />
uerungen, die heute alltäglich<br />
keiten eröffneten.<br />
s Winterthur bietet jetzt die<br />
kschau auf die Post- und Wirtllt<br />
werden nicht nur einzelne<br />
as Postwesen und Philatelie in<br />
en und spannenden Einblick<br />
hurer Geschichte vermitteln.<br />
Jedele-Schudel, Dieter Kläy,<br />
s Widmer<br />
Im Spiegel der<br />
Philatelie<br />
N J B L<br />
3 4 3<br />
2 0 1 0<br />
+ + + l o k a l g e s c h i c h t e ( n ) + + +<br />
Im Spiegel der<br />
Philatelie<br />
Winterthur<br />
als<br />
Handels- und Industriestadt<br />
Stadtbibliothek Winterthur (Hg.)<br />
Im Spiegel der philatelie<br />
N J B L<br />
3 4 3<br />
2 0 1 0<br />
04.11.09 09:00<br />
Winterthur als Handels- und Industriestadt<br />
Als im Sommer 1899 das neue Postgebäude<br />
am Bahnhofplatz den Betrieb aufnahm,<br />
erhielt Winterthur mehr als nur<br />
einen zweckmässigen Bau. Zusammen<br />
mit dem neuen Bahnhof bildete dieses<br />
das monumentale Eingangsportal zur<br />
Stadt, aber auch das Verbindungsglied<br />
zur weiten Welt. Wie zu keiner anderen<br />
Zeit erlebte Winterthur im 19. Jahrhundert<br />
einen tiefgreifenden Wandel. Aus<br />
einem beschaulichen Landstädtchen<br />
wurde eine Industriestadt, aus einem<br />
verträumten Regionalmarkt ein Ort mit<br />
weltweiten Verknüpfungen. Handelsfirmen<br />
und Industriebetriebe waren<br />
gleichermassen auf postalische Kanäle<br />
angewiesen, um ihre rasch wachsenden<br />
Geschäfte tätigen zu können. Das<br />
19. Jahrhundert ist deshalb auch die<br />
grosse Zeit der Post. Briefmarken und<br />
ein geregelter Briefverkehr, aber auch<br />
Telegrafen und Telefone stehen für Neuerungen,<br />
die heute alltäglich erscheinen.<br />
Das 125JahrJubiläum des Philatelistenclubs<br />
Winterthur bietet die Gelegenheit<br />
zu einer reich bebilderten Rückschau auf<br />
die Post und Wirtschaftsgeschichte von<br />
Winterthur.<br />
November 2009<br />
Geb. 192 S., 265 Abb.<br />
CHF 44 / EUR 27<br />
Neujahrsblatt der<br />
Stadtbibliothek Winterthur,<br />
Band 343<br />
ISBN 978-3-0340-0979-9<br />
ISBN 978-3-0340-0979-9<br />
9 783034<br />
009799<br />
Dorothee Guggenheimer, Ursula Hasler,<br />
Rezia Krauer, Stefan Sonderegger<br />
Medizinische Fürsorge in der<br />
Stadt St.Gallen<br />
Mittelalterliche und frühneuzeitliche<br />
Dokumente aus dem Stadtarchiv St.Gallen<br />
Entziffern Sie Dokumente zum Alltag im<br />
mittelalterlichen Spital oder im Siechenhaus<br />
und erfahren Sie mehr über die<br />
Situation von kranken Menschen in<br />
der Frühen Neuzeit. Anhand von 19<br />
Originalquellen aus dem Stadtarchiv der<br />
Ortsbürgergemeinde St. Gallen können<br />
Sie das Lesen und Transkribieren historischer<br />
Archivhandschriften trainieren.<br />
Die interaktiven Funktionen der<br />
Übungen erleichtern dabei den Lernprozess.<br />
Ausführliche Kommentare erläutern<br />
die einzelnen Quellenstücke und<br />
ermöglichen so ein vertieftes historisches<br />
Verständnis.<br />
9 783034<br />
009980<br />
Regensdorf Cover neu.indd 1<br />
Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum<br />
Die Gründung der Stadt Bern<br />
Gemäldezyklus von Humbert Mareschet aus dem Berner Rathaus 1584–86<br />
Regula Luginbühl Wirz<br />
Die Gründung der Stadt Bern<br />
Gemäldezyklus von Humbert Mareschet<br />
aus dem Berner Rathaus 1584–1586<br />
Die Sage von der Gründung Berns im<br />
Jahr 1191 ist erst in den Chroniken des<br />
15. Jahrhunderts überliefert. 1584–1586<br />
hat sie Humbert Mareschet in sechs<br />
erzählfreudigen Gemälden dargestellt.<br />
Die Bilder entstanden im Auftrag der<br />
Berner Regierung für die Burgerstube im<br />
Rathaus. Sie beginnen mit dem Gründungsauftrag<br />
durch Herzog Berchtold V.<br />
von Zähringen und gipfeln im Empfang<br />
der Stadtrechte aus der Hand des<br />
Kaisers. Dazwischen wird die Bärenjagd<br />
auf der Aarehalbinsel gezeigt, der Bern<br />
seinen Namen verdanken soll. Mit<br />
faszinierenden Details werden zudem<br />
die Arbeiten vorgestellt, die nötig sind,<br />
bis anstelle des Waldes hohe Kräne die<br />
Baustelle für die neue Stadt überragen.<br />
Eine Falttafel gibt den Zyklus vollständig<br />
wieder. Neben dem Stadtgründungszyklus<br />
kommen Mareschets weitere Bilder<br />
für das Berner Rathaus zur Sprache.<br />
Das Bildprogramm aus dem Rathaus<br />
beleuchtet Berns Selbstbewusstsein und<br />
seine Position in der damaligen eidgenössischen<br />
Politik.<br />
günstige Voraussetzungen lockten bereits urgeschichtliche siedler ins furttal.<br />
in der Römerzeit durchquerte eine wichtige Verbindungsstrasse das tal, das nun<br />
von grossen gutshöfen bewirtschaftet wurde. Regensdorf, Watt und Adlikon<br />
werden im mittelalter ein erstes mal namentlich genannt. sie führten ein sehr<br />
selbständiges Dasein als kleine Bauernsiedlungen, zusammengehalten von der<br />
gemeinsamen kirche als Bindeglied und der herrschaft der freiherren von Regensberg<br />
mit der Altburg als stammsitz. markant wandelte sich das Landschaftsbild<br />
ab dem späten 19. Jahrhundert mit der trockenlegung des talbodens, die zu<br />
einem eigentlichen Jahrhundertprojekt wurde. Die ganz grossen entwicklungsschübe<br />
brachte aber erst das 20. Jahrhundert, zunächst mit der Verlegung der<br />
kantonalen strafanstalt nach Regensdorf, dann mit der Ansiedlung bedeutender<br />
industriebetriebe und durch den Bau tausender neuer Wohnungen. Die grosse<br />
spannung zwischen ländlicher herkunft und stadtnahem Wohn- und Arbeitsort<br />
prägte schliesslich das erscheinungsbild der heutigen gemeinde.<br />
Dezember 2009<br />
Dezember 2009<br />
CD-ROM (Win/Mac). CHF 28 / EUR 18 Br. 64 S., 55 Abb. 4c<br />
Interaktive Leseübungen und<br />
CHF 22 / EUR 13<br />
Kommentare. Edition Ad fontes: Quellen Glanzlichter aus dem Bernischen<br />
aus Archiven und Bibliotheken. Hg. von Historischen Museum,<br />
Andreas Kränzle und Gerold Ritter<br />
Band 20<br />
ISBN 978-3-0340-0998-0<br />
ISBN 978-3-0340-0997-3<br />
ISBN 978-3-0340-0998-0<br />
ISBN 978-3-0340-0997-3<br />
9 783034<br />
009973<br />
26<br />
m A R k u s s t R o m e R<br />
L u c A s W ü t h R i c h<br />
Regensdorf, Watt & Adlikon
+ + + g r a B e , w o d u s t e h s t + + +<br />
Markus Stromer, Lucas Wüthrich<br />
Regensdorf, Watt und Adlikon<br />
EINE DORFGESCHICHTE<br />
MIT EINEM BEITRAG VON pETER NIEDERHäuSER<br />
Regensdorf<br />
Watt & Adlikon<br />
27<br />
m A R k u s s t R o m e R & L u c A s W ü t h R i c h<br />
e i n e D o R f g e s c h i c h t e<br />
12.11.09 15:20<br />
Günstige Voraussetzungen lockten bereits urgeschichtliche<br />
Siedler ins Furttal. In der Römerzeit durchquerte eine wichtige<br />
Verbindungsstrasse das Tal, das nun von grossen Gutshöfen<br />
bewirtschaftet wurde. Regensdorf, Watt und Adlikon<br />
werden im Mittelalter ein erstes Mal namentlich genannt.<br />
Sie führten ein sehr selbständiges Dasein als kleine Bauernsiedlungen,<br />
zusammengehalten von der gemeinsamen<br />
Kirche als Bindeglied und der Herrschaft der Freiherren von<br />
Regensberg mit der Altburg als Stammsitz. Markant wandelte<br />
sich das Landschaftsbild ab dem späten 19. Jahrhundert<br />
mit der Trockenlegung des Talbodens, die zu einem<br />
eigentlichen Jahrhundertprojekt wurde. Die ganz grossen<br />
Entwicklungsschübe brachte aber erst das 20. Jahrhundert,<br />
zunächst mit der Verlegung der kantonalen Strafanstalt nach<br />
Regensdorf, dann mit der Ansiedlung bedeutender Industriebetriebe<br />
und durch den Bau Tausender neuer Wohnungen.<br />
Die grosse Spannung zwischen ländlicher Herkunft<br />
und stadtnahem Wohn und Arbeitsort prägte schliesslich<br />
das Erscheinungsbild der heutigen Gemeinde.<br />
26<br />
Die Freiherren von Regensberg<br />
«Neben der Glatt, auf der linken Seiten, liegt der Katzensee,<br />
dem Kloster Wettingen gehörig, und gleich daneben<br />
die alte Burg und Feste Regensberg, davon die alten<br />
Freiherren von Regensberg, Landsherren im Zürichgau,<br />
stammen und Namen haben.»<br />
Die Burg als archäologische Sonderzone: Bereits 1909 konservierten<br />
Insassen der Strafanstalt die Reste des Turmes, ehe<br />
dann 1955/57 eine ausführliche Grabung zahlreiche Fragen der<br />
Geschichte beantwortete.<br />
11 Mit wenigen Sätzen geht<br />
der Zürcher Chronist Johannes Stumpf in der Mitte des<br />
16. Jahrhunderts auf die «gewaltigen Herren» ein, die als<br />
Erbauer von Alt-Regensberg gelten und deren Schicksal<br />
aufs engste mit der Burg und der Region verknüpft ist.<br />
Die Freiherren von Regensberg zählen zu den bekanntesten<br />
Adelsfamilien, und die legendenhafte «Regensberger<br />
Fehde» gehört zum Schulbuchwissen vieler Generationen.<br />
So spektakulär das Schicksal dieses Geschlechts<br />
auch verlief, so bescheiden und lückenhaft bleiben die<br />
Informationen zu diesen Freiherren, betrachtet man ihre<br />
Rolle im Furttal und insbesondere in Regensdorf. Rund<br />
300 Quellen – Urkunden und chronikalische Vermerke<br />
– dokumentieren die knapp 250-jährige Geschichte der<br />
Regensberger, für mittelalterliche Verhältnisse eine gute<br />
Überlieferung. Rund zwei Drittel beziehen sich aber auf<br />
die Zeit nach 1270, was das Schwergewicht klar auf den<br />
Niedergang und den Ausverkauf der Herrschaft verlagert.<br />
Ihr Herkommen, ihre Machtgrundlage und nicht<br />
zuletzt die Gründe für ihren Bedeutungsverlust liegen<br />
hingegen weitgehend im Dunkeln. Eine Annäherung<br />
an die Burgherren von Alt-Regensberg wird deshalb von<br />
vielen Fragen und Unsicherheiten begleitet und ist Teil<br />
einer umfassenderen Geschichte, die den Werdegang der<br />
Freiherren mit dem Adel und der Region verknüpft.<br />
Aufstieg zu den «fürnehmsten Landesherren»<br />
Bereits die ersten historisch interessierten Forscher zählten<br />
die Freiherren zu den «fürnehmsten Landesherren<br />
in dieseren Landen» und listeten alle Orte und Burgen<br />
auf, die dieser Familie gehört haben sollen und die, so ein<br />
spätmittelalterlicher Chronist, die Stadt Zürich wie «einen<br />
Fisch mit einem Garn» umgaben. 12 Genauere Konturen<br />
nehmen die Verhältnisse allerdings erst im Laufe des<br />
12. Jahrhunderts an. Der Titel «Freiherr» (oder Nobilis) ist<br />
seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert belegt und reiht die<br />
Regensberger ein in eine recht grosse Gruppe von Adligen<br />
27 Von den Freiherren zum Obervogt<br />
Die älteste «bei Regensberg» ausgestellte Urkunde, gemeint ist Der zweite Stammsitz, der das gestiegene Selbstverständnis<br />
wohl die Burg Alt-Regensberg: Lütold von Regensberg schenkt einer Adelsfamilie zum Ausdruck bringt: Neu-Regensberg. Täfer-<br />
1219 mit Einwilligung von Frau und Kindern dem Kloster Rüti ein malerei aus dem ehemaligen Zürcher Amtshaus in Winterthur,<br />
Gut in Seegräben und bezeichnet sich im angehängten Siegel als dem Maler Christoph Kuhn zugeschrieben, um 1765.<br />
Graf. Die Datierung stammt unverkennbar von einem anderen<br />
Schreiber – wie authentisch ist deshalb das Schriftstück?<br />
«freien» Standes, die oft im Gefolge von Grafen als übergeordneten<br />
Landesherren anzutreffen sind, um 1200 aber<br />
auf regionaler Ebene zu den führenden Geschlechtern<br />
zählen. 13 lage ist um 1130 indirekt erstmals erwähnt, als Lütold von<br />
Regensberg zusammen mit seiner Frau Judenta und ihrem<br />
Sohn Lütold den Grundstein für das künftige Kloster<br />
Die Grenzen sind dabei keineswegs eindeutig, Fahr legte und dabei die Vogtei über das Gotteshaus dem<br />
beanspruchten doch die Regensberger im 13. Jahrhundert jeweiligen Besitzer der Burg Regensberg vorbehielt.<br />
mehrmals den Grafentitel. Im Unterschied zu den Toggenburgern<br />
gelang den Regensbergern aber keine Rangerhöhung<br />
– eines der Indizien für den Bedeutungsverlust<br />
des Geschlechts ab der Mitte des 13. Jahrhunderts.<br />
Der Ausgangspunkt der Familiengeschichte liegt bei<br />
der Burg (Alt-)Regensberg, die gemäss archäologischen<br />
Untersuchungen in den 1950er-Jahren vermutlich noch<br />
im 11. Jahrhundert entstanden ist und damit zu den ältesten<br />
datierbaren Burgen der Region zählt. Die aus einem<br />
mächtigen Steinturm und Holzgebäuden bestehende An-<br />
14<br />
Burg, Vogtei und Kloster sind deutliche Hinweise auf die<br />
Stellung – und den möglichen Reichtum – einer Familie,<br />
die ihren Rang mit der Gründung eines Frauenklosters<br />
zum Ausdruck brachte. Hier wurden Familienangehörige<br />
standesgemäss bestattet und Seelenmessen für die<br />
Verstorbenen gelesen; das Kloster bildete fortan eine Art<br />
symbolisches Zentrum des Geschlechts. Woher dieses<br />
Geschlecht jedoch stammte und welche Güter es besass,<br />
bleibt unklar; ein erster eindeutiger Beleg für den Namen<br />
«Regensberg» findet sich erst 1113. Die verschiedenen<br />
Regensdorf Inhalt Druck.indd 26 12.11.09 11:41 Regensdorf Inhalt Druck.indd 27 12.11.09 11:41<br />
156<br />
Das Wirtshaus «Zur Alten Post» gehörte wie die Sägerei und das<br />
Postbüro zu den Regensdorfer Sehenswürdigkeiten. Ansichtskarte<br />
von 1906.<br />
Leopold von Habsburg-Lothringen – ein Hinweis darauf,<br />
dass es sich bei der Alten Post wirklich um ein angesehenes<br />
Haus handelte! 110 Auf eine lange, wechselvolle Geschichte kann auch die<br />
Weinschenke Althard zurückblicken. 1812 erhielt Caspar<br />
Nach mehreren Wechseln ging Gujer, aus der Familie des Kleinjogg vom Katzenrütihof,<br />
das Gebäude 1946 an die politische Gemeinde, die den im Hard das Weinschenkenpatent als Nachfolger seines<br />
Wirtschaftsbetrieb verpachtete. 1973 musste der einst Vaters. Das Lokal gehörte zum geichnamigen Hof und er-<br />
prächtige, repräsentative Bau der verbreiterten Watterhielt nach der Eröffnung der Nationalbahnlinie 1877 den<br />
strasse weichen.<br />
Namen «Eisenbahn». In jüngerer Vergangenheit gehör-<br />
Die Wirtschaft zum Wilden Mann wird erstmals 1868 te die Wirtschaft Gemeindepräsident Heinrich Guyer,<br />
erwähnt, das Haus dürfte aber einiges älter sein und aus der 1936 Frieda Mathis aus der Wirtefamilie vom Watter<br />
der Zeit um 1800 stammen. 1920 kamen eine Kegelbahn Meierhof, dem späteren Gasthof Post, geheiratet hatte. In<br />
im Garten und ein Sommerhäuschen dazu, 1949 eine seinen letzten Jahren bis 1963 diente das Wirtshaus Ei-<br />
Metzgerei mit Laden. Der Saal machte den Wilden Mann senbahn, nun im Besitz der Gemeinde, als Personalkan-<br />
zu einem beliebten Veranstaltungslokal für Vereine. Mit tine der Gretag. Diese Verpflegungsmöglichkeit führte<br />
dem Abbruch des baufällig gewordenen Gebäudes im der Industrieverein Regensdorf dann auf der anderen<br />
Jahr 1996 verschwand eine der letzten traditionellen Re- Strassenseite, direkt neben den Bahngleisen, bis 1965 in<br />
gensdorfer Dorfbeizen.<br />
einer Baracke weiter. Das alte Wirtepatent ging darauf an<br />
157 Regensdorfer Arbeitswelten<br />
die Brauerei Feldschlösschen, die unter dem Namen ihrer<br />
Firma 1968 am alten Standort ein neu gebautes Restaurant<br />
eröffnete.<br />
Die Adliker konnten seit 1821 bei Simeon Meyer<br />
einkehren. Das Lokal wurde 1901 zur Speisewirtschaft<br />
aufgewertet und erhielt den neuen Namen «Eckstein».<br />
Im Oberdorf in Watt besass Hans Rudolf Frei 1812 ein<br />
Weinschenkepatent. Trotz günstiger Lage an der Strasse<br />
nach Ober- und Niederhasli überlebte der Betrieb nur bis<br />
1914, womit das Oberdorf seine einzige Gaststätte wieder<br />
verlor. Vielleicht gingen die Oberdörfler von da an nach<br />
Watt in den Meierhof, der seit 1832 als Weinschenke<br />
und ab 1850 als Speiserestaurant Gäste empfing. Da im<br />
gleichen Haus 1880–1977 ein Postbüro eingerichtet war,<br />
nannte man das Lokal ab der Jahrhundertwende Post und<br />
später Pöstli.<br />
Auch im Weiler Altburg musste man nicht ohne<br />
Weinschenke auskommen, 1874 eröffnete Rudolf Hess<br />
sein Lokal direkt an der Bahnlinie, die eben gebaut wurde<br />
– seine ersten Gäste waren vor allem Arbeiter dieser Baustelle.<br />
Ab 1894 hiess das Gasthaus Zum Anker, doch wurde<br />
der Betrieb schon 1915 eingestellt und das Patent ging<br />
an das Wirtshaus Obstgarten auf der anderen Seite des<br />
Burghügels, das später zum Restaurant Altburg wurde.<br />
Rasanter Aufstieg der Industrie<br />
Das Werben um Industrieunternehmungen zeigte noch<br />
in den späten 1950er-Jahren Erfolg, liessen sich doch einige<br />
grössere Firmen in Regensdorf nieder, die während<br />
Jahrzehnten Hunderte von Angestellten beschäftigten<br />
und zum Teil noch heute existieren. Stellvertretend für<br />
eine grosse Vielfalt von Unternehmen seien einige genannt.<br />
Der erste «richtige» Industriebetrieb, der sich in Regensdorf<br />
niederliess, war die 1912 gegründete Steinfabrik<br />
am Anfang der Althardstrasse. Sie stellte Kalksandsteine<br />
her, für die am Hang über dem Oberdorf Regensdorfer<br />
Sand abgebaut wurde. Bis zu zehn Tonnen Steine pro Tag<br />
lieferte die Fabrik über den eigenen Gleisanschluss aus.<br />
Der Konkurrenz der neuen Zementsteine war ihr Produkt<br />
aber nicht gewachsen, sodass die Inhaber Dürler und Juvalta<br />
1926 ihre Aktienmehrheit an die Firma Wanner &<br />
Co. in Horgen verkauften. Diese stellte in Regensdorf ab<br />
1928 sogenannte Korksteinplatten als Isolationsmaterial<br />
Das Gemeindemuseum rettete das reich verzierte Buffet und<br />
etwas Geschirr aus der Alten Post.<br />
Für automobile Kundschaft gerüstet: Die Watter Linde mit Zapfsäule<br />
um 1930.<br />
Regensdorf Inhalt Druck.indd 156 12.11.09 11:46 Regensdorf Inhalt Druck.indd 157 12.11.09 11:46<br />
9 783034<br />
007726<br />
2009<br />
Geb. 204 S., 185 Abb.<br />
CHF 45 / EUR 28.50<br />
ISBN 978-3-0340-0772-6
9 783034<br />
November 2009<br />
Geb. 448 S., 231 Abb. 4c<br />
CHF 58 / EUR 38<br />
ISBN 978-3-0340-0999-7<br />
sterwähnung als Vogteimitglied im Jahre<br />
annenzeit im 7. Jahrhundert. Zünikon war<br />
oden, zeitweise auch die damit belehnden<br />
Dominikanerinnen zu Töss und den<br />
rgen: die Vögte, als Letztinstanz der Graf<br />
gte auf Hegi bis zur grossen Revolution.<br />
hrhunderten ihre Angelegenheiten weitdie<br />
Zivilgemeinde Zünikon aufgehoben,<br />
emeinde Bertschikon.<br />
haft bezogen, besonders auf Elgg, wo in<br />
e gelesen, seit der Reformation aber das<br />
mpulse kamen, wo die Kranken im Spital<br />
alle auf dem Friedhof zur ewigen Ruhe<br />
dwirtschaft gelebt. In den 1830er Jahren<br />
sich für kurze Zeit unternehmerischer<br />
ventionen, und in der zweiten Hälfte des<br />
ndlerdorf. Ein Porträt der heute im Dorf<br />
der Dorfgeschichte.<br />
t. Tabellen im Anhang zeigen die Bauausbesitzer<br />
von der Zeit der Helvetik bis<br />
s Schär<br />
en 1937 in Frauenfeld, 1957 Matura<br />
(mit alten Sprachen) in Frauenfeld,<br />
1963 Theologiestudium in Zürich, Berlin<br />
asel, 1964–1971 Pfarrer in Marthalen,<br />
1999 Pfarrer in Elgg (zuständig auch für<br />
n).<br />
009997<br />
Z ü n i k o n<br />
+ + + g e n a u h i n g e s e h e n : e i n e s c h ö n g e s t a l t e t e m i k r o s t u d i e + + +<br />
Z ü n i k o n<br />
Ein Dorf im Wandel der Zeit<br />
Ernst Hofmann, Markus Schär<br />
Zünikon<br />
EIN DORF IM WANDEL DER ZEIT<br />
Die Geschichte Zünikons wird mit seiner urkundlichen<br />
Ersterwähnung als Vogteimitglied im Jahre 1263 fassbar.<br />
Das Schweizerische Seine Landesmuseum besitzt Wurzeln gründen vermutlich zur Alemannenzeit im<br />
mit den Funden und Dokumenten der zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts 7. Jahrhundert.<br />
ausgegrabenen<br />
Nekropole von Giubiasco einen der wichtigsten<br />
archäologischen Bestände des Südalpenraumes.<br />
Dokumentation, Zünikon Befunde und Funde war für Jahrhunderte ein dreifaches Klosterdorf:<br />
des teilweise unwissenschaftlich ergrabenen<br />
Gräberfeldes sind jetzt Grund zum ersten Mal voll- und Boden, zeitweise auch die damit belehnten<br />
ständig aufgearbeitet worden. Band II der<br />
Giubiasco-Publikation präsentiert und illus- Bewohner, gehörten den Benediktinern in St. Gallen, den<br />
triert das Fundmaterial der Spätlatène zeit und<br />
der römischen Epoche. Die entsprechenden<br />
Grabinventare werden Dominikanerinnen auf ihre chronologi- zu Töss und den Augustinerchorherren<br />
sche Kohärenz hin überprüft. Zwei Beiträge<br />
widmen sich der in Giubiasco zu jener Zeit von Kreuzlingen. Für Recht und Ordnung hatten aber<br />
bestatteten Bevölkerung. Text auf Französisch<br />
und Italienisch mit Zusammenfassungen auf<br />
Deutsch. weltliche Herren zu sorgen: die Vögte, als Letztinstanz der<br />
The Swiss National Museum has one of the Graf von Kyburg, schliesslich die Stadt Zürich und ihre<br />
most important collections from the Southern<br />
Alps with the finds and documents from excavations<br />
at the beginning Obervögte of the 20th century at auf Hegi bis zur grossen Revolution. Die Behör<br />
the necropolis of Giubiasco. The documentation,<br />
structures and finds from the graveyard den der Dorfgemeinde Zünikon regelten seit Jahrhunderten<br />
that was partially dug in a non-scientific way,<br />
have now for the first time been thoroughly<br />
and systematically analysed. ihre In this Angelegenheiten second<br />
weitgehend autonom. Zu Beginn des<br />
volume of the Giubiasco publication, the material<br />
pertaining to the late La Tène and Ro- 20. Jahrhunderts wurde die Zivilgemeinde Zünikon aufgeman<br />
period is presented and illustrated. The<br />
coherence of the grave inventories taken into<br />
consideration is discussed hoben, on chronological und das Dorf entwickelte sich innerhalb der poli<br />
grounds. The study ends with two synthetic<br />
texts on the community tischen buried in Giubiasco Gemeinde at Bertschikon.<br />
that time. Text in French and Italian with summaries<br />
in English.<br />
Stets war das Dorfleben auch auf die nähere Nachbarschaft bezogen, besonders auf Elgg, wo<br />
in der Kirche das Taufbecken stand, wo 1000 Jahre die Messe gelesen, seit der Reformation<br />
aber das Predigtwort ins Zentrum rückte, von wo die schulischen Impulse kamen, wo die<br />
Kranken im Spital an der Untergasse Aufnahme fanden und wo schliesslich alle auf dem<br />
Friedhof zur ewigen Ruhe gebettet wurden.<br />
Bis in die jüngste Zeit hat die Dorfbevölkerung von der Landwirtschaft gelebt. In den<br />
1830er Jahren kauften sich die Bauern vom Zehnten los und erfreuten sich für kurze Zeit<br />
unternehmerischer Freiheit. Doch bald wurden sie Empfänger von Bundessubventionen,<br />
und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelte sich das Bauerndorf zum Pendlerdorf.<br />
Ein Porträt der heute im Dorf lebenden Familien und ihrer Häuser bildet den Abschluss<br />
der Dorfgeschichte.<br />
Ein besonderes Kapitel ist der Schule Zünikon gewidmet. Tabellen im Anhang zeigen die<br />
Baugeschichte der Häuser des Dorfes und die Familien der Hausbesitzer von der Zeit der<br />
Helvetik bis heute.<br />
28<br />
M U S E I N A Z I O N A L I<br />
S V I Z Z E R I<br />
La necropoLi di Giubiasco (Ti) VOL. II
+ + + e i n B e d e u t e n d e s g r ä B e r f e l d a l s q u e l l e f ü r d i e f o r s c h u n g + + +<br />
Das Schweizerische Landesmuseum besitzt<br />
mit den Funden und Dokumenten der zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts ausgegrabenen<br />
Nekropole von Giubiasco einen der wichtigsten<br />
archäologischen Bestände des Südalpenraumes.<br />
Dokumentation, Befunde und<br />
Funde des teilweise unwissenschaftlich ergrabenen<br />
Gräberfeldes sind jetzt zum ersten<br />
Mal vollständig und synthetisch aufgearbeitet<br />
worden. Band I der Giubiasco-Publikation präsentiert<br />
die gesamte Schriftdokumentation und<br />
die Korrespondenzen der Altgrabungen und<br />
veröffentlicht bislang unpublizierte Grabungspläne.<br />
Dazu werden die quellenkritische Rekonstruktion<br />
der ursprünglichen Grabinventare<br />
und die Erfassung der ins In- und Ausland<br />
verkauften Objekte vorgestellt. Text auf Italienisch<br />
mit Zusammenfassungen auf Deutsch<br />
The Swiss National Museum has one of the<br />
most important collections from the Southern<br />
Alps with the finds and documents from excavations<br />
at the beginning of the 20th century at<br />
the necropolis of Giubiasco. The documentation,<br />
structures and finds from the graveyard<br />
that was partially dug in a non-scientific way,<br />
have now for the first time been thoroughly and<br />
systematically analysed. This first volume of<br />
the Giubiasco publication presents the complete<br />
written documentation and correspondence<br />
concerning the earliest excavations<br />
along with hitherto unpublished maps. Furthermore,<br />
this publication consists of a catalogue<br />
of the tombs along with a critical reconstruction<br />
of the original funerary sets and an<br />
inventory of objects sold in Switzerland and abroad.<br />
Text in Italian with summaries in English.<br />
Luca Tori, BIljana SchmidSikimic, Philippe Della Casa,<br />
Eva Carlevaro, Lionel Pernet<br />
La necropoli di Giubiasco<br />
VOL. III<br />
LE TOMBE DELL’ETà DEL BRONZO, DELLA pRIMA ETà DEL FERRO E DEL<br />
LA TèNE ANTICO E MEDIO. LA SINTESI<br />
M U S E I N A Z I O N A L I<br />
S V I Z Z E R I<br />
La<br />
necropoLi<br />
di<br />
Giubiasco (Ti)<br />
29<br />
VOL. III<br />
Das Schweizerische Landesmuseum besitzt<br />
mit den Funden und Dokumenten der zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts ausgegrabenen<br />
Nekropole von Giubiasco einen der wichtigsten<br />
archäologischen Bestände des Südalpenraumes.<br />
Dokumentation, Befunde und Funde<br />
des teilweise unwissenschaftlich ergrabenen<br />
Gräberfeldes sind jetzt zum ersten Mal vollständig<br />
aufgearbeitet worden. Band II der<br />
Giubiasco-Publikation präsentiert und illustriert<br />
das Fundmaterial der Spätlatène zeit und<br />
der römischen Epoche. Die entsprechenden<br />
Grabinventare werden auf ihre chronologische<br />
Kohärenz hin überprüft. Zwei Beiträge<br />
widmen sich der in Giubiasco zu jener Zeit<br />
bestatteten Bevölkerung. Text auf Französisch<br />
und Italienisch mit Zusammenfassungen auf<br />
Deutsch.<br />
The Swiss National Museum has one of the<br />
most important collections from the Southern<br />
Alps with the finds and documents from excavations<br />
at the beginning of the 20th century at<br />
the necropolis of Giubiasco. The documentation,<br />
structures and finds from the graveyard<br />
that was partially dug in a non-scientific way,<br />
have now for the first time been thoroughly<br />
and systematically analysed. In this second<br />
volume of the Giubiasco publication, the material<br />
pertaining to the late La Tène and Roman<br />
period is presented and illustrated. The<br />
coherence of the grave inventories taken into<br />
consideration is discussed on chronological<br />
grounds. The study ends with two synthetic<br />
texts on the community buried in Giubiasco at<br />
that time. Text in French and Italian with summaries<br />
in English.<br />
LA NECROPOLI DI GIUBIASCO (TI) VOL. I<br />
Das Schweizerische Nationalmuseum besitzt mit den Fun-<br />
den und Dokumenten der zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
ausgegrabenen La nécropole de Giubiasco compte parmi Nekropole les von Giubiasco einen der wich-<br />
ensembles archéologiques les plus riches du<br />
tigsten sud des Alpes. Elle archäologischen a été fouillée – en partie Bestände des Südalpenraumes.<br />
sans contrôle scientifique – au début du XX<br />
Dokumentation, Befunde und Funde des teilweise unwissenschaftlich<br />
ergrabenen Gräberfeldes sind jetzt zum ersten<br />
Mal vollständig und systematisch aufgearbeitet worden.<br />
Der dritte Band der GiubiascoPublikation präsentiert und<br />
illustriert das Fundmaterial der Spätbronzezeit, der älteren<br />
Eisenzeit sowie der Früh und Mittellatènezeit. Die entsprechenden<br />
Grabinventare werden auf ihre chronologische<br />
Kohärenz hin überprüft.<br />
Das Buch enthält eine eingehende Analyse der chronologischen<br />
Gliederung, der räumlichen Verteilung und der<br />
Beigabensitten der in Giubiasco zu jener Zeit bestatteten<br />
Bevölkerung. Text auf Französich und Italienisch mit Zusammenfassungen<br />
auf Deutsch.<br />
e<br />
siècle ; le Musée national suisse conserve<br />
les découvertes et la documentation faites à<br />
cette occasion. Cette nouvelle publication de<br />
la nécropole propose, pour la première fois,<br />
une analyse complète et synthétique de la<br />
documentation, des structures et du mobilier<br />
du cimetière. Dans ce deuxième volume est<br />
présenté et illustré le matériel de La Tène finale<br />
et d’époque romaine. La cohérence des<br />
ensembles funéraires retenus est discutée en<br />
fonction de la chronologie. L’étude se termine<br />
par deux synthèses sur la communauté ensevelie<br />
à Giubiasco à cette prériode. Texte en<br />
français et en italien avec résumés en français.<br />
Il Museo Nazionale Svizzero conserva, con<br />
i ritrovamenti e i documenti della necropoli<br />
di Giubiasco, scavata per la maggior parte<br />
all’inizio del XX secolo, uno dei più importanti<br />
complessi archeologici della regione sudalpina.<br />
Documentazione, strutture e materiali<br />
del sepolcreto, in gran parte indagato in modo<br />
non scientifico, sono stati per la prima volta<br />
analizzati in maniera completa e sintetica.<br />
In questo secondo volume sono presentati<br />
e illustrati i materiali del La Tène finale e<br />
dell’epo ca romana ed è discussa la coerenza<br />
cronologica delle associazioni funerarie.<br />
Due sintesi sulla società che faceva capo alla<br />
necropoli concludono lo studio. Testo in fran<br />
cese e italiano con riassunti in italiano.<br />
LA<br />
NECROPOLI<br />
DI<br />
GIUBIASCO (TI)<br />
VOL. I<br />
M U S E I N A Z I O N A L I<br />
S V I Z Z E R I<br />
La necropoLi di Giubiasco (Ti) VOL. II<br />
Il Museo Nazionale Svizzero conserva, con<br />
i ritrovamenti e i documenti della necropoli<br />
di Giubiasco, scavata per la maggior parte alM<br />
U S E I N A Z I O N A L I<br />
l’inizio del XX secolo, uno dei più importanti S V I Z Z E R I<br />
complessi archeologici della regione sud-alpina.<br />
Documentazione, strutture e materiali del<br />
sepolcreto, in gran parte indagato in modo non<br />
scientifico, sono stati per la prima volta analizzati<br />
in maniera completa e sintetica.<br />
In questo primo volume sono pubblicate documentazione<br />
scritta e corrispondenza riguardanti<br />
gli scavi antichi e piante a lungo rimaste<br />
inedite. Sono inoltre presentati la ricostruzione<br />
critica dei complessi di scavo e l’inventario<br />
dei materiali venduti in Svizzera e<br />
all’estero.<br />
La nécropole de Giubiasco compte parmi les<br />
ensembles archéologiques les plus riches du<br />
sud des Alpes. Elle a été fouillée – en partie<br />
sans contrôle scientifique – au début du XXe<br />
siècle ; le Musée national suisse conserve les<br />
découvertes et la documentation faites à cette<br />
occasion. Cette nouvelle publication de la<br />
nécropole propose, pour la première fois, une<br />
analyse complète et synthétique de la documentation,<br />
des structures et du mobilier du cimetière.<br />
Ce premier volume présente la documentation<br />
écrite et la correspondance relatives aux fouilles<br />
anciennes, ainsi que des plans inédits. L’ouvrage<br />
contient aussi un catalogue des sépultures<br />
comprenant la reconstruction critique<br />
des ensembles funéraires et l’inventaire des<br />
objets vendus en Suisse et à l’étranger. Texte<br />
en italien avec résumés en français.<br />
La<br />
necropoLi<br />
di<br />
Giubiasco (Ti)<br />
VOL. II<br />
La nécropole de Giubiasco compte parmi les<br />
ensembles archéologiques les plus riches du<br />
sud des Alpes. Elle a été fouillée – en partie<br />
sans contrôle scientifique – au début du XX e<br />
siècle ; le Musée national suisse conserve<br />
les découvertes et la documentation faites à<br />
cette occasion. Cette nouvelle publication de<br />
la nécropole propose, pour la première fois,<br />
une analyse complète et synthétique de la<br />
documentation, des structures et du mobilier<br />
du cimetière. Dans ce deuxième volume est<br />
présenté et illustré le matériel de La Tène finale<br />
et d’époque romaine. La cohérence des<br />
ensembles funéraires retenus est discutée en<br />
fonction de la chronologie. L’étude se termine<br />
par deux synthèses sur la communauté en-<br />
sevelie à Giubiasco à cette prériode. Texte en<br />
français et en italien avec résumés en français.<br />
Il Museo Nazionale Svizzero conserva, con<br />
i ritrovamenti e i documenti della necropoli<br />
di Giubiasco, scavata per la maggior parte<br />
all’inizio del XX secolo, uno dei più importanti<br />
complessi archeologici della regione sud-<br />
alpina. Documentazione, strutture e materiali<br />
del sepolcreto, in gran parte indagato in modo<br />
non scientifico, sono stati per la prima volta<br />
analizzati in maniera completa e sintetica.<br />
In questo secondo volume sono presentati<br />
e illustrati i materiali del La Tène finale e<br />
dell’epo ca romana ed è discussa la coerenza<br />
cronologica delle associazioni funerarie. Due<br />
sintesi sulla società che faceva capo alla necropoli<br />
concludono lo studio. Testo in francese<br />
e italiano con riassunti in italiano.<br />
9 783034<br />
Layout_UG_Giubiasco_II Aufl 2.indd 1 07.10.09 16:25<br />
Lionel Pernet, Eva Carlevaro,<br />
Luca Tori, Philippe Della Casa,<br />
Biljana Schmid-Sikimic,<br />
Gianluca Vietti<br />
La necropoli di Giubiasco (TI)<br />
Vol. I<br />
Storia degli scavi, documenta<br />
zione, inventario critico<br />
Collectio archæologica 2<br />
2004. 464 S. durchg. ill. Br.<br />
CHF 88 / EUR 58.80<br />
ISBN 978-3-0340-0675-0<br />
Lionel Pernet, Eva Carlevaro,<br />
Luca Tori, Philippe Della Casa,<br />
Biljana Schmid-Sikimic,<br />
Gianluca Vietti<br />
La necropoli di Giubiasco (TI)<br />
Vol. II<br />
Les tombes de La Tène finale<br />
et d'époque romaine<br />
Collectio archæologica 4<br />
2006. 512 S. durchg. ill. Br.<br />
CHF 88/ EUR 58.80<br />
ISBN 978-3-0340-0758-0<br />
010047<br />
Juni <strong>2010</strong><br />
ca. 480 S. durchg. ill. Br.<br />
ca. CHF 88/ EUR 58.80<br />
Collectio archæologica,<br />
Band 8<br />
ISBN 978-3-0340-1004-7
Louis Specker, geboren 1939, wuchs in Rorschach auf, wo er<br />
bsolvierte. Nach dem Besuch des kantonalen Lehrerseminars<br />
hre als Primarlehrer und studierte anschliessend Geschichte,<br />
ermanistik an der Universität Basel. Er schloss sein Studium<br />
on über den «Weberpfarrer» Howard Eugster-Züst ab.<br />
wirkte er mehrere Jahre als Mittelschullehrer und als Mu-<br />
1979 bis 2002 leitete er das Historische Museum St.Gallen.<br />
Publikationen beschäftigte er sich mit Fragen der Sozial- und<br />
te sowie mit der Rorschacher Orts- und Regionalgeschichte.<br />
eitschriften erschienen Artikel, welche sich vor allem mit der<br />
twicklung der Ostschweizer Arbeiterbewegung befassen.<br />
der Veröffentlichungen<br />
ward Eugster-Züst 1861 – 1932. Leben und Werk des Vaters der schweiiterorganisation.<br />
(St.Gallen, 1975)<br />
hfolge. Der Briefwechsel zwischen Howard Eugster-Züst und Chris-<br />
86 – 1919. (Zürich, 1984)<br />
che Handwerksgesellenverein 1841 – 1865. (126. Neujahrsblatt des Hises<br />
Kantons St.Gallen, Rorschach 1986).<br />
rbeiten der Ostschweizer Sticker. (In: Röllin, Peter: Stickerei-Zeit,<br />
eits und jenseits des Rheins. (In: Ardelt, R und Thurner, E.: Bewegte<br />
ich 1992).<br />
te der Appenzeller Plattstichweberei. (In: Buff, R. und Specker L.: Die<br />
ine alte Appenzeller Heimindustrie, Herisau 1992).<br />
chung. Das Hungerjahr 1816/17 in der Ostschweiz. (133. und 135. Neurischen<br />
Vereins des Kantons St.Gallen, Rorschach 1993 und 1995).<br />
ahrhundert. Einblicke in die Zeit des grossen Umbruches. (Rorschach<br />
| Der Kanton St.Gallen brachte 2003 zum 200-Jahr-Jubi-<br />
ntonsgeschichte heraus. In Band 9 wird das Manuskript noch<br />
ie st.gallische Arbeiterbewegung» zitiert:<br />
+ + + B e r e i t s a n g e z e i g t + + +<br />
Dr. Louis Specker<br />
‹Links aufmarschieren›<br />
Louis Specker<br />
Sommer 1945, der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die Dimensionen<br />
der europäischen Katastrophe werden fassbar. Gleichzeitig<br />
Aus der Frühgeschichte<br />
zeichnen sich die Konturen einer neuen weltpolitischen Ord-<br />
der Ostschweizer nung Arbeiterbewegung<br />
ab. Die Schweiz beteiligt sich am Wiederaufbau, will aber<br />
ihre Unabhängigkeit bewahren und sich nicht dem Hilfswerk<br />
der Siegermächte (UNRRA) anschliessen. In dieser Situation<br />
bietet das vom Bundesrat initiierte Hilfswerk Schweizerspende<br />
den Alliierten an, für ein halbes Jahr 2000 Kinder aus Konzentrationslagern<br />
zur Erholung aufzunehmen. Schliesslich gelangen<br />
rund 370 junge Männer und Frauen aus dem Konzentrationslager<br />
Buchenwald in die Schweiz. Die grosse Mehrheit befindet<br />
sich ein Jahr später immer noch im Land, als die Schweizerspende<br />
ihr Engagement für die «Buchenwaldkinder» beendet.<br />
Die Autorin unter¬sucht die Entstehung, Planung und Umsetzung<br />
dieser Hilfsaktion. Dabei liegt das Augenmerk zum einen<br />
auf den beteiligten Institutionen: der Schweizerspende, der<br />
UNRRA, der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes<br />
sowie den verschiedenen jüdischen Organisationen. Nicht alle<br />
Akteure verfolgten dieselben Ziele, was zu Konflikten, aber<br />
auch zu unerwarteten Koalitionen führte. Das Buch stellt die<br />
«Buchenwaldaktion» in die Tradition der humanitären Kinderhilfe<br />
und fragt, ob das Engagement unmittelbar nach dem Krieg<br />
einen Bruch mit der restriktiven und judenfeindlichen Flüchtlingspolitik<br />
der Kriegszeit bedeutete. Zum anderen untersucht<br />
es den Alltag der Holocaustüberlebenden in der Schweiz. Wie<br />
gelang es ihnen, ein neues Leben aufzubauen? Wie gestaltete<br />
sich das Verhältnis zwischen Betreuenden und Betreuten? Und<br />
woran erinnern sich die damals Beteiligten 60 Jahre später?<br />
Es entsteht ein vielschichtiges Bild über die Realitäten einer<br />
Hilfsaktion, die ganz anders verlief als ursprünglich geplant.<br />
Darüber hinaus ergeben sich aufschlussreiche Einblicke in die<br />
von der Forschung bisher wenig beachtete humanitäre Politik<br />
«Links aufmarschieren»<br />
Aus der Frühgeschichte der Ostschweizer<br />
Arbeiterbewegung<br />
Louis Specker bietet die erste ausführliche<br />
und systematische Darstellung der<br />
ostschweizerischen Arbeiterbewegung<br />
von den Anfängen der Industrialisierung<br />
bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.<br />
Der Autor schildert die Lebensumstände<br />
und die zunehmende Verelendung<br />
weiter Bevölkerungskreise: Dazu<br />
gehörten die Handwerker, die durch<br />
die Mechanisierung der Arbeitswelt<br />
ihre Erwerbsgrundlagen verloren, die<br />
Fabrikarbeiter und Fabrikarbeiterinnen<br />
sowie die Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen.<br />
Er beschreibt jene Mittel,<br />
mit deren Hilfe die Arbeiterschaft ihre<br />
Situation zu verbessern hoffte. Specker<br />
stellt dabei die ganze Palette der damals<br />
propagierten Möglichkeiten der Arbeiterselbsthilfe<br />
dar: die politische Aktion mit<br />
kommunis tischen und sozialistischen<br />
Zielvorstellungen oder den gewerkschaftlichen<br />
Zusammenschluss, der in<br />
der Ostschweiz nicht nur unter sozialistischen,<br />
sondern auch unter christlichen<br />
und liberalen Vorzeichen erfolgt war.<br />
April <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 480 S., ca. 50 Abb.<br />
ca. CHF 68 / EUR 42<br />
ISBN 978-3-0340-0954-6<br />
ISBN 978-3-0340-0954-6<br />
9 783034 009546<br />
Madeleine Lerf<br />
Die «Buchenwaldkinder»<br />
in der Schweiz<br />
Madeleine Lerf<br />
Die «Buchenwaldkinder» –<br />
eine Schweizer Hilfsaktion<br />
Humanitäres Engagement, politisches<br />
Kalkül und individuelle Erfahrung<br />
Veröffentlichungen des Archivs<br />
für Zeitgeschichte ETH Zürich<br />
Madeleine Lerf<br />
Die «Buchenwaldkinder» –<br />
eine Schweizer Hilfsaktion<br />
Humanitäres Engagement, politisches<br />
Kalkül und individuelle Erfahrung<br />
Sommer 1945, der Zweite Weltkrieg ist<br />
zu Ende. Die Dimensionen der europäischen<br />
Katastrophe werden fassbar.<br />
Gleichzeitig zeichnen sich die Konturen<br />
einer neuen weltpolitischen Ordnung ab.<br />
Die Schweiz beteiligt sich am Wiederaufbau,<br />
will aber ihre Unabhängigkeit<br />
bewahren und sich nicht dem Hilfswerk<br />
der Siegermächte (UNRRA) anschliessen.<br />
In dieser Situation bietet das vom<br />
Bundesrat initiierte Hilfswerk Schweizerspende<br />
den Alliierten an, für ein halbes<br />
Jahr 2000 Kinder aus Konzentrationslagern<br />
zur Erholung aufzunehmen. Nachdem<br />
rund 370 jüdische junge Männer<br />
und Frauen aus dem Konzentrationslager<br />
Buchenwald in die Schweiz gelangt sind,<br />
stellt die Schweizerspende ihr Hilfsangebot<br />
ein, da es kaum Kinder gibt, die die<br />
Konzentrationslager überlebt haben und<br />
die auf diese Hilfe angewiesen sind. Die<br />
grosse Mehrheit der bereits eingereisten<br />
«Buchenwalder» befindet sich dagegen<br />
ein Jahr später noch im Land, als die<br />
Schweizerspende ihr Engagement für sie<br />
als beendet erklärt.<br />
März <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 420 S., ca. 12 Abb.<br />
ca. CHF 68 / EUR 44<br />
Veröffentlichungen des<br />
Archivs für Zeitgeschichte<br />
der ETH Zürich, Band 5<br />
ISBN 978-3-0340-0987-4<br />
ISBN 978-3-0340-0987-4<br />
9 783034<br />
009874<br />
Eva Maurer<br />
Eva Maurer<br />
WEgE zuM<br />
Pik Stalin<br />
Sowjetische alpinisten 1928–1953<br />
Wege zum pik Stalin<br />
Sowjetische Alpinisten 1928–1953<br />
Vom Kaukasus bis in den Pamir und<br />
vom TienShan zurück nach Moskau,<br />
St. Petersburg und Kiew: Die Geschichte<br />
der sowjetischen Bergsteiger und ihrer<br />
Formen von Gemeinschaft gewährt<br />
zum einen neue Einblicke in die Kultur,<br />
Alltags und Sozialgeschichte der<br />
stalinistischen Sowjetunion und in die<br />
Lebenswelten eines Teils der intellektuellen<br />
Elite, zum andern in die unterschiedliche<br />
Symbolik und Funktion<br />
dieser nichtrussischen Bergperipherien<br />
für das Selbstverständnis des multinationalen<br />
sowjetischen Herrschaftsgebiets.<br />
Das Machtzentrum Moskau ist dabei<br />
geographisch oft weit entfernt und doch<br />
stets präsent – ob in der politischen<br />
Symbolik vertikaler Berghierarchien (so<br />
am Pik Stalin mitten im Pamir) oder in<br />
den Repressionen des «Grossen Terrors»,<br />
der auch die Alpinisten traf.<br />
Die Studie stellt die Bergsteiger als<br />
erfolgreiche Akteure in eigener Sache ins<br />
Zentrum und eröffnet so eine Perspektive<br />
auf die Ebene zwischen Individuum<br />
und Staatsmacht im Stalinismus.<br />
März <strong>2010</strong><br />
Geb. ca. 480 S., ca. 18 Abb.<br />
ca. CHF 78 / EUR 50<br />
ISBN 978-3-0340-0977-5<br />
ISBN 978-3-0340-0977-5<br />
9 783034 009775<br />
30
Paul Altheer<br />
Die 13 Katastrophen<br />
+ + + B e r e i t s a n g e z e i g t + + +<br />
31<br />
Paul Altheer<br />
Paul Altheer<br />
Die 13 Katastrophen<br />
Herausgegeben und mit einem Nachwort<br />
versehen von Paul Ott<br />
Die 13 Katastrophen<br />
Herausgegeben und mit einem Nachwort<br />
versehen von paul Ott<br />
Die Geschichte des Schweizer Kriminalromans<br />
ist noch nicht so alt, als Paul<br />
Altheer 1928 zur Feder greift und den<br />
Detektivroman «Die 13 Katastrophen»<br />
schreibt. Wie der Titel bereits andeutet,<br />
wird mit Bob Stoll ein Detektiv in die<br />
Welt gesetzt, dem alles missrät, der von<br />
einer Pechsträhne verfolgt wird, und<br />
der – obwohl er seinen Fall aufklärt –<br />
mit ansehen muss, wie der Schuldige<br />
ungeschoren davonkommt. Altheer<br />
ironisiert hier bereits das Genre – notabene<br />
dreissig Jahre vor Dürrenmatts<br />
«Versprechen».<br />
Während das Genre eben erst erfunden<br />
wird und man beginnt, seine Tiefen<br />
auszuloten, prägt das Werk Paul Altheers<br />
eine spritzige Leichtigkeit, die eine unbeschwerte<br />
Haltung des Autors gegenüber<br />
seinen Figuren und den Schauplätzen an<br />
den Tag legt.<br />
Januar <strong>2010</strong><br />
Geb. 128 S.,<br />
CHF 34 / EUR 22<br />
Schweizer Texte, Neue Folge,<br />
Band 31<br />
ISBN 978-3-0340-0972-0<br />
ISBN 978-3-0340-0972-0<br />
9 783034 009720<br />
Ein Kind mit einer Behinderung verhindern – ein Kind zur<br />
Rettung eines Geschwisters auswählen – ein Knabe statt<br />
ein Mädchen – was spricht dagegen? Pränataldiagnostik und<br />
Präimplantationsdiagnostik öffnen das Tor zu ungeahnten<br />
Möglichkeiten – und bringen die Gesellschaft und das Individuum<br />
in schwierige Entscheidungssituationen. Fachpersonen<br />
aus verschiedenen Bereichen, Menschen mit einer Behinderung<br />
und ihre Angehörigen befassen sich mit diesen ethisch<br />
heiklen Fragen.<br />
Die pränataldiagnostische Technik wird stetig verbessert.<br />
Erhöht sich nicht dadurch auch der gesellschaftliche Druck,<br />
diese in Anspruch zu nehmen? Die Präimplantationsdiagnostik,<br />
die bald auch in der Schweiz erlaubt ist, hat zum Ziel,<br />
Schädigungen am Embryo im Reagenzglas zu erkennen. Wann<br />
aber ist die Anwendung dieses Verfahrens gerechtfertigt? Und<br />
was bedeuten diese grossen gesellschaftlichen Anstrengungen,<br />
Behinderungen zu verhindern, für behinderte Menschen<br />
und ihre Angehörigen?<br />
Das Buch informiert über die Methoden der pränatalen und<br />
präimplantativen Diagnostik, über ihre Anwendungsbereiche<br />
und auch über ihre Grenzen. Dabei verweist sie darauf,<br />
dass das ethische Dilemma zwischen auswählen und annehmen<br />
sowohl auf der Ebene der Gesellschaft wie auch für das<br />
Individuum stark an Brisanz verlieren könnte, wenn Integration,<br />
Chancengleichheit und Lebensqualität gezielt gefördert<br />
würden.<br />
Das Buch wurde initiiert von insieme Schweiz, der Dachorganisation<br />
der Elternorganisationen für Menschen mit geistiger<br />
Behinderung.<br />
Auswählen oder annehmen? Kind, Braga, Studer (Hg.)<br />
Insieme UG Druck.indd 1 01.12.09 16:46<br />
/<br />
/<br />
INHALT TABLE DES MATIèRES<br />
Christian Kind, Suzanne Braga, Annina Studer (Hg.)<br />
«traverse» online<br />
Die traverse-Redaktion La rédaction<br />
ISSN 1420-4355<br />
de traverse<br />
Porträt / Portrait<br />
7<br />
die «traverse» geht komplett ins Netz<br />
Matthias Töwe, Averell Hilfiker<br />
SchWerPuNkt / doSSier théMatique<br />
Auswählen oder<br />
Sicherheit und Mobilität. «Making the World a Safer Place?»<br />
Barbara Lüthi, Patricia Purtschert<br />
Sécurité et mobilité. «Making the World a Safer Place?»<br />
Barbara Lüthi, Patricia Purtschert annehmen? vom gouvernementalen Sicherheitsdenken zur Politik der ‹geteilten Sorge›<br />
9<br />
15<br />
20 t r a v e r s e<br />
Katrin Meyer Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik –<br />
25<br />
Polizeiliche identifikationstechniken und anarchismus in der Schweiz (1888–1904)<br />
Testverfahren an werdendem Leben<br />
Nicole Schwager<br />
im Namen der nationalen Sicherheit. Sicherheitsbedenken und Migrationspolitik<br />
in Grossbritannien während des frühen 20. Jahrhunderts<br />
41<br />
Z e i t S c h r i f t f ü r G e S c h i c h t e • r e v u e d ‘ h i S t o i r e<br />
Christiane Reinecke 57<br />
airport Security and the Limits of Mobility. the case of the united States<br />
Anke Ortlepp 75<br />
Productive Wars and culturally Sensitive occupations.<br />
the New “u. S. army / Marine corps counterinsurgency Manual”<br />
Wirtschaftsgeschichte in der Schweiz:<br />
Wendy Brown 89<br />
der artikeL / L’articLe<br />
eine historiographische Skizze<br />
Le secret bancaire en cause à la Société des Nations (1922–1925)<br />
Christophe Farquet<br />
debatte / débat<br />
102<br />
L‘histoire économique en Suisse:<br />
die Schweiz und die Sklaverei. Zum Spannungsfeld zwischen Geschichtspolitik<br />
und Wissenschaft<br />
une esquisse historiographique<br />
Konrad J. Kuhn, Béatrice Ziegler 116<br />
dokuMeNt / docuMeNt<br />
form, Normalisierung und Gewalt in einem brief an die «Liebe Marta»<br />
Peter-Paul Bänziger 131<br />
beSPrechuNGeN / coMPteS reNduS<br />
Literatur zum thema / comptes rendus thématiques 139<br />
allgemeine besprechungen / comptes rendus généraux 148<br />
aGeNda<br />
aktuell / a noter 169<br />
rückspiegel / echo 179<br />
call for Papers / appel à contributions 181<br />
autorinnen / Les auteures 186<br />
heftschwerpunkte / dossiers thématiques 189<br />
1 1_<strong>2010</strong><br />
Christian Kind, Suzanne Braga,<br />
Annina Studer (Hg.)<br />
Auswählen oder annehmen?<br />
pränatal- und präimplantationsdiagnostik<br />
Testverfahren an werdendem Leben<br />
Pränataldiagnostik und Präimplantationsdiagnostik<br />
öffnen das Tor zu ungeahnten<br />
Möglichkeiten – und bringen<br />
die Gesellschaft und das Individuum<br />
in schwierige Entscheidungssituationen.<br />
Fachpersonen aus verschiedenen<br />
Bereichen, Menschen mit einer Behinderung<br />
und ihre Angehörigen befassen sich<br />
mit diesen ethisch heiklen Fragen.<br />
Die pränataldiagnostische Technik wird<br />
stetig verbessert. Erhöht sich nicht<br />
dadurch auch der gesellschaftliche<br />
Druck, diese in Anspruch zu nehmen?<br />
Die Präimplantationsdiagnostik, die bald<br />
auch in der Schweiz erlaubt ist, hat zum<br />
Ziel, Schädigungen am Embryo im Reagenzglas<br />
zu erkennen. Wann aber ist die<br />
Anwendung dieses Verfahrens gerechtfertigt?<br />
Und was bedeuten diese grossen<br />
gesellschaftlichen Anstrengungen, Behinderungen<br />
zu verhindern, für behinderte<br />
Menschen und ihre Angehörigen?<br />
Das Buch informiert über die Methoden<br />
der pränatalen und präimplantativen Diagnostik,<br />
über ihre Anwendungsbereiche<br />
und auch über ihre Grenzen.<br />
Januar <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 200 S., ca. 16 Abb.<br />
ca. CHF 32 / EUR 21<br />
ISBN 978-3-0340-0970-6<br />
ISBN 978-3-0340-0970-6<br />
9 783034 009706<br />
t r a v e r s e<br />
Sicherheit und Mobilität / Sécurité et mobilité<br />
2009<br />
traverse 1/<strong>2010</strong><br />
Wirtschaftsgeschichte in der<br />
Schweiz: eine historiographische<br />
Skizze<br />
L'histoire économique en Suisse: une<br />
esquisse historiographique<br />
Mit der Nummer über den Stand und<br />
die Aussichten der Wirtschaftgeschichte<br />
in der Schweiz beginnen wir eine Reihe<br />
von historiographischen Spezialheften.<br />
Anlass dazu ist, dass bis dahin fünfzig<br />
Hefte der traverse erschienen sein<br />
werden. Die Redaktion der traverse plant<br />
zurzeit vier solche historiografischen<br />
Spezialnummern:2011 folgt die Sozial,<br />
2012 die Kultur und 2013 die Politikgeschichte.<br />
Die einzelnen Beiträge geben einen weit<br />
gefassten Forschungsüberblick über die<br />
Schweiz. Ziel ist es, damit einen Einstieg<br />
in die entsprechende wirtschaftsgeschichtliche<br />
Forschung zu erleichtern.<br />
Die einzelnen Artikel geben in einem<br />
ersten Teil einen Literaturüberblick,<br />
beschreiben in einem zweiten Teil die<br />
aktuelle Forschungslandschaft und<br />
skizzieren abschliessend einen Ausblick<br />
sowohl auf Forschungsdefizite als auch<br />
auf neue Forschungsperspektiven.<br />
März <strong>2010</strong><br />
Br. ca. 300 S.,<br />
CHF 28 / EUR 18.80<br />
ISBN 978-3-905315-49-3<br />
ISBN 978-3-905315-49-3<br />
9 783905 315493
ember 1988 und Februar 1992 wurden den Drogen-<br />
dem Zürcher Platzspitz über 7 Millionen Spritzenund<br />
2 Millionen Zusatznadeln abgegeben; es wurden<br />
Hilfeleistungen, darunter 6700 künstliche Beat-<br />
geführt. All dies war staatlich geduldet, obwohl 1975<br />
ische Betäubungsmittelgesetz verschärft und Besitz<br />
llegaler Drogen unter Strafe gestellt worden waren.<br />
hreibt das Alltagsleben auf dem Platzspitz, das breite<br />
Menschen, die sich dort aufhielten. Es erzählt vom<br />
, den wissenschaftlichen Erkenntnissen und von den<br />
r Politik und der Medien. Im Schlussteil wird von der<br />
kehr von der Repression berichtet, von der Behandensüchtigen<br />
mit der Ersatzdroge Methadon und sogar<br />
r Verbesserung der Überlebenshilfe, den politischen<br />
etzungen und schliesslich von der Annahme eines<br />
ungsmittelgesetzes durch das Stimmvolk im Jahr<br />
t ergänzen eindrückliche Fotos von Gertrud Vogler.<br />
rofessor der Medizin. Ehemaliger Leiter der klinischen<br />
am Zürcher Universitätsspital, in vielen Gremien zur<br />
on Hepatitis und Aids tätig gewesen.<br />
r<br />
edaktorin bei der WochenZeitung in Zürich, fotogramentiert<br />
seit Jahren das andere Zürich.<br />
Peter J. Grob<br />
Zürcher «Needle-Park»<br />
+ + + s o e B e n e r s c h i e n e n + + + s o e B e n e r s c h i e n e n + + +<br />
Peter Grob<br />
um Pierre boulez kommt nicht herum, wer die Musik-<br />
Peter J. Grob<br />
geschichte des 20. Jahrhunderts verfolgt. als Komponist<br />
und Dirigent, aber auch als Manager und Musikvermittler,<br />
ist der 84-Jährige eine herausragende Figur. seit dem sommer<br />
2004 gibt er seinen immensen erfahrungsschatz im<br />
rahmen der lucerne Festival academy einer jungen generation<br />
weiter.<br />
Höhepunkt und abschluss der academy 2008 war das sinfoniekonzert<br />
vom 5. september im Konzertsaal des Kulturund<br />
Kongresszentrums luzern. uraufführungen zweier<br />
junger Komponisten, werke der beiden altmeister luciano<br />
berio und elliott carter sowie der epochale Sacre du printemps<br />
von igor strawinsky standen auf dem Programm.<br />
Diese anderthalb stunden klingende Musik, dokumentiert<br />
auf cD, beleuchtet die Monographie aus wechselnder Perspektive.<br />
Die akteure, Musikerinnen wie Hörer, kommen ebenso<br />
zu wort wie die Musik als Klangereignis selbst. entsprechend<br />
vielfältig – von der teilnehmenden beobachtung bis<br />
zur computergestützten interpretationsanalyse – sind die<br />
angewandten Methoden. Dabei umkreist die Phono-<br />
Mono graphie das Konzert auf verschiedenen Flugbahnen,<br />
was bald eine nahsicht ermöglicht, bald einen überblick<br />
gestattet.<br />
Ein Stück Drogengeschichte<br />
und -politik 1968–2008<br />
Zürcher<br />
«Needle-Park»<br />
Jürg Huber studierte schulmusik und Dirigieren an der akademie für<br />
Mit Fotos von Gertrud Vogler schul- und Kirchenmusik in luzern sowie Musikwissenschaft, Musikethnologie<br />
und Deutsche sprachwissenschaft an der universität zürich.<br />
er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am institut Forschung & entwicklung<br />
der Hochschule luzern – Musik. als Musikjournalist und -kritiker<br />
schreibt er vornehmlich für die «neue zürcher zeitung».<br />
Zürcher «Needle-park»<br />
Ein Stück Drogengeschichte und -politik,<br />
1968–2008<br />
Mit Fotos von Gertrud Vogler<br />
Zwischen November 1988 und Februar<br />
1992 wurden den Drogensüchtigen auf<br />
dem Zürcher Platzspitz über 7 Millionen<br />
SpritzenundNadelsets abgegeben; es<br />
wurden medi zinische Hilfeleistungen,<br />
darunter 6700 künstliche Beat mungen,<br />
durchgeführt.<br />
Das Buch beschreibt das Alltagsleben auf<br />
dem Platzspitz, das breite Spektrum von<br />
Menschen, die sich dort aufhielten. Es<br />
erzählt vom Drogenhandel, den wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen und von den<br />
Reaktionen der Politik und der Medien.<br />
Im Schlussteil wird von der langsamen<br />
Abkehr von der Repression berichtet,<br />
von der Behandlung von Drogensüchtigen<br />
mit der Ersatzdroge Methadon und<br />
sogar mit Heroin, der Verbesserung der<br />
Überlebenshilfe, den politischen Auseinandersetzungen<br />
und schliesslich von<br />
der Annahme eines neuen Betäubungsmittelgesetzes<br />
durch das Stimmvolk im<br />
Jahr 2008. Den Text ergänzen eindrückliche<br />
Fotos von Gertrud Vogler.<br />
Oktober 2009<br />
Geb. 180 S., 82 Abb.<br />
CHF 32 / EUR 21<br />
ISBN 978-3-0340-0968-3<br />
ISBN 978-3-0340-0968-3<br />
9 783034 009683<br />
Hochschule luzern<br />
Musik<br />
Jürg Huber<br />
Das erbe Der MoDerne weitergeben<br />
Jürg Huber<br />
Das erbe<br />
Der MoDerne<br />
weitergeben<br />
Pierre boulez Dirigiert<br />
Das lucerne Festival acaDeMy orcHestra<br />
eine PHono-MonograPHie<br />
Jürg Huber<br />
969 Huber UG.indd 1 06.10.09 11:07<br />
13.11.09 10:28<br />
Das Erbe der Moderne<br />
weitergeben<br />
pierre Boulez dirigiert das Lucerne<br />
Festival Academy Orchestra Eine phono-<br />
Monographie<br />
Um Pierre Boulez kommt nicht herum,<br />
wer die Musik geschichte des 20. Jahrhunderts<br />
verfolgt. Als Komponist und<br />
Dirigent, aber auch als Manager und<br />
Musikvermittler, ist der 84Jährige eine<br />
herausragende Figur. Seit dem Sommer<br />
2004 gibt er seinen immensen Erfahrungsschatz<br />
im Rahmen der Lucerne<br />
Festival Academy einer jungen Generation<br />
weiter.<br />
Höhepunkt und Abschluss der Academy<br />
2008 war das Sinfoniekonzert im Konzertsaal<br />
des Kultur und Kongresszentrums<br />
Luzern. Uraufführungen zweier<br />
junger Komponisten, Werke der beiden<br />
Altmeister Luciano Berio und Elliott<br />
Carter sowie der epochale «Sacre du<br />
printemps» von Igor Strawinsky standen<br />
auf dem Programm. Diese anderthalb<br />
Stunden klingende Musik, dokumentiert<br />
auf CD, beleuchtet die Monographie aus<br />
wechselnder Perspektive.<br />
Dezember 2009. Geb.<br />
180 S., 70 Abb., 2 CDs<br />
CHF 48 / EUR 31<br />
Eine Publikation der<br />
Musik hochschule Luzern<br />
ISBN 978-3-0340-0969-0<br />
ISBN 978-3-0340-0969-0<br />
9 783034 009690<br />
MIT 2 MuSIK-CDS<br />
VERLAG<br />
CHRONOS Verlag<br />
Eisengasse 9<br />
CH-8008 Zürich<br />
Tel. +41 / 044 / 265 43 43<br />
Fax +41 / 044 / 265 43 44<br />
info@chronos-verlag.ch<br />
www.chronos-verlag.ch<br />
AuSLIEFERuNG SCHWEIZ<br />
AVA / buch 2000<br />
Centralweg 16<br />
8910 Affoltern a.A.<br />
Tel. 044 / 762 42 60<br />
Fax 044 / 762 42 10<br />
VERTRETuNG SCHWEIZ<br />
Sebastian Graf<br />
üetlibergstrasse 84<br />
CH-8045 Zürich<br />
Tel. 044 / 463 42 28<br />
Fax 044 / 450 11 55<br />
sgraf@swissonline.ch<br />
AuSLIEFERuNG<br />
DEuTSCHLAND/Eu<br />
GVA<br />
postfach 2021<br />
D-37010 Göttingen<br />
Tel. 0551 / 48 71 77<br />
Fax 0551 / 4 13 92<br />
VERTRETuNG<br />
DEuTSCHLAND<br />
Hans Frieden<br />
c/o G.V.V.<br />
Groner Str. 20<br />
D-37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 / 797 73 90<br />
Fax 0551 / 797 73 91<br />
g.v.v@t-online.de<br />
Umschlagbild aus: Die Frau des Dorfarztes und der<br />
Wehrmachtoffizier (vgl. S. 3)<br />
Alle Buchpreise inkl. MWSt.<br />
CHFPreise sind unverbindliche Preisempfehlungen.<br />
EURPreise gelten für Deutschland.<br />
Änderungen und Irrtum vorbehalten.<br />
Dezember 2009