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Evangelische Kirchengemeinde Biegen-Jacobsdorf Evangelische ...

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Bernhard legt Farid eine Hand auf dieSchulter. In diesem Moment ist er wiederzu hundert Prozent Seelsorger. Oder derMensch, der er ist. Jedenfalls kein Jurist.Seelsorge in der AbschiebehaftFreitagnachmittag im AbschiebegewahrsamBerlin-Köpenick. Auf der dritten Etageist es still geworden, die Zellen sind leer.Irgendwo am Ende des Ganges läuft einFernseher, niemand schaut hin. Die Türenstehen offen, Polizeibeamte scherzen.Im Keller eine Hoffnungsversammlung.Aus allen Etagen sind sie gekommen, umgemeinsam eine kurze Weile zu hoffen, geteilteHoffnung ist doppelte Hoffnung undzusammen hofft es sich besser in hoffnungsloserZeit. Einmal in der Woche lassensie sich in Listen schreiben, sie lassensich nach unten bringen, sie lassen sichgefallen, was man ihnen zu sagen hat, siehören es gerne – es sind Worte der Hoffnung– und sie werden Mensch und hoffen.Wie geht das: hoffen? Wir hier draußenhoffen auf besseres Wetter, bessere Schulnoten,erneuerbare Energien. Die da drinnenhoffen auf ein Leben in Sicherheit,nicht selten auf ein Über-Leben, auf das– 7–Handys gesuchtIm Abschiebegewahrsam Inhaftierte dürfenMobiltelefone benutzen. Es ist für sie dienahezu einzige Möglichkeit, mit der Weltdraußen, mit Freunden, Familie und RechtsanwältenKontakt zu halten.Leider besitzt nicht jede/r von ihnen einHandy. Darum bitte ich Sie herzlich darum,uns ausgediente, aber funktionstüchtigeMobiltelefone zu spenden.Die Telefone müssen• frei sein für alle Netze(d. h. ohne SIM-Lock)• d. h. auch frei sein für D- und E-Netz, wasbei älteren Modellen z. T. nicht der Fall ist• bestenfalls über ein Ladegerät verfügen• keine Foto- oder Videofunktion haben,da diese in der Haft verboten ist.Die Telefone können Sie in Ihrem Pfarramtabgeben oder melden Sie sich bei mir:Susanne Noack<strong>Biegen</strong>er Str. 13 in PillgramE-Mail: susinoack@gmx.deTelefon: 033608/49152Wiedersehen dereigenen Kinder,hoffen wider alleHoffnung.Wenn man sie sich anschaut, wie sie beiihrer Hoffnungsversammlung sitzen, wirdman so viele Arten zu hoffen sehen, wieMenschen im Raum sind: mal mit gefaltetenHänden, mal mit einem „Amen“, das solaut, so ehrlich ist, wie ich es noch niegehört habe.Die Freitagsrunde im Keller. Ob das nunein Andachtsraum ist, ob da nun der Pfarrersteht, ob er deutsch spricht oder englisch,ob das hier Kirche ist oder Hoffnungsversammlungoder Stammtisch. Jedenfallsnicht Abschiebung, jedenfallsnicht Folter, jedenfalls nicht Bürgerkrieg,nicht Hungersnot.Hier kann nochgehofft werdenund hier ist Gottspürbar, oder Allah oder die Kraft, die unsam Leben hält. Hier ist Hoffnung. Denn hierist der Ort, an dem die Seele zur Ruhekommt, für jeden ein bisschen anders, füralle gleich.Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe;denn von ihm kommt meine Hoffnung.Psalm 62,6Susanne Noack kommt aus Pillgram, studiertTheologie und ist zur Zeit Seelsorge-Praktikantinim Abschiebegewahrsam Berlin-Köpenick.

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