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EHF-Kongress<br />
Die Europäische Handball Föderation EHF hat<br />
eine Strukturreform beschlossen und den<br />
Vereinen damit ein größeres Mitspracherecht<br />
eingeräumt. Durch eine Reform in Europas<br />
Handball-Verband EHF haben die Vereine den<br />
ersehnten Einfluss erhalten und bestimmen<br />
künftig die Entwicklung der Sportart mit. Die<br />
Clubs sind fast am Ziel: Ein unerwarteter<br />
Schmusekurs im Welthandball hat den Vereinen<br />
die langersehnte Macht beschert. Dank einer<br />
umwälzenden Reform und der Gründung des<br />
«Professional Handball Board» (PHB) hat<br />
Europas Dachverband EHF auf seinem Kongress<br />
in Kopenhagen den Vereinen die Mitsprache bei<br />
Finanzen und Terminen ermöglicht. Die EHF<br />
mit Sitz in Wien, wurde am 17. November 1991<br />
in Berlin gegründet und hat derzeit 49<br />
Mitgliedsnationen, Präsident ist der Norweger<br />
Tor Lian. Schatten auf den revolutionär<br />
anmutenden Kongress des Dachverbandes warf<br />
am Samstag die Peinlichkeit, dass kein<br />
Gastgeber für die Frauen-EM 2014 gewählt<br />
werden konnte. Aus finanziellen Gründen hatten<br />
die Bewerber Slowenien und Türkei in einem<br />
bislang einmaligen Vorgang kurzfristig ihre<br />
Kandidatur zurückzogen. Die Männer-EM 2014<br />
richtet Dänemark aus.<br />
Der Meilenstein aber wurde gleich am ersten<br />
Kongresstag gesetzt: Mit überwältigender<br />
Mehrheit stimmten die Delegierten aus 49<br />
Ländern für die Einführung des PHB für den<br />
Männer-Handball. Das Gremium wird mit je<br />
zwei Vertretern der Clubs, der nationalen Ligen,<br />
Spielerorganisationen, Nationalverbände und der<br />
EHF-Exekutive besetzt. Der PHB-Vorsitzende<br />
wird Mitglied in der EHF-Exekutive. Somit<br />
bekommen die Topvereine erstmals in einem<br />
internationalen Verbandsgremium<br />
Mitspracherechte in allen wesentlichen<br />
Entscheidungen. „Das war für den gesamten<br />
Profi-Handball ein sehr wichtiger Schritt", sagte<br />
Uli Derad, Geschäftsführer von Champions-<br />
League-Sieger THW Kiel, der<br />
Nachrichtenagentur dpa. Nun streben die<br />
Vereine und Ligen eine ähnliche Mitsprache<br />
auch beim Weltverband IHF an. „Gerade was<br />
den Terminkalender betrifft, müssen die<br />
Entscheidungen weltweit abgestimmt werden",<br />
meinte Derad. Die Clubs haben ihre Vertreter für<br />
14<br />
<strong>HSG</strong> MAGAZIN<br />
das neue Gremium bereits benannt: den<br />
Deutschen Gerd Butzeck, Geschäftsführer der<br />
«Group Club Handball» (GCH), und den<br />
Slowenen Tomas Jersic, Präsident des «Forum<br />
Club Handball» (FCH). Die FCH ist die Allianz<br />
der Starter in Champions-League (24), EHF-Cup<br />
und Pokalsieger-Wettbewerb (je 16), Challenge<br />
Cup (8) und Landesmeister. Club-Repräsentant<br />
gegenüber IHF und EHF. Gegründet wurde die<br />
Organisation am 29. Mai 2010 in Köln, Präsident<br />
ist Tomaz Jersic (Slowenien). Die Group Club<br />
Handball, der Zusammenschluss von 18<br />
europäischen Spitzenclubs aus zehn Ländern,<br />
nennt sich Circle of the Best (Kreis der Besten)<br />
und wurde am 25. November 2006 an seinem<br />
Sitz in Düsseldorf gegründet. Die Organisation<br />
mit Präsident Joan Marin (Spanien) versteht sich<br />
als Sprachrohr der Vereine. „Wir sind sehr<br />
zufrieden, aber es wird vieles auf dieses<br />
Gremium zukommen, zum Beispiel auch die<br />
Höhe der Abstellgebühren", sagte Reiner Witte,<br />
Präsident der Männer-Bundesliga HBL sowie<br />
des europäischen Ligenverbandes EPHLA. Er<br />
hat gute Chancen, einer der beiden Ligavertreter<br />
im PHB zu werden. Nur eine Woche nach dem<br />
unerwarteten Konsens von Clubs und IHF über<br />
Abstellgebühren in Höhe von einer Million<br />
Schweizer Franken (736.000 Euro) sowie<br />
Versicherung der Spieler ab der WM 2011 in<br />
Schweden haben die Vereine einen weiteren<br />
Erfolg erkämpft. Der Weltverband war damit<br />
dem Vorbild der EHF gefolgt, die 400.000 Euro<br />
EM-Kompensation zahlt und die Spieler<br />
versichert.<br />
Seit Gründung der «Group Club Handball» 2006<br />
rangen die Vereine erbittert um Anerkennung<br />
und Einfluss bei den internationalen Verbänden.<br />
IHF-Präsident Hassan Moustafa lehnte<br />
Gespräche mit den Clubs zunächst ab, weil nur<br />
Verbände dafür legitimiert seien. Im Gegenzug<br />
boykottierten die Clubs ein Spiel der<br />
Weltauswahl und reichten Klage bei der EU-<br />
Wettbewerbskommission ein, die inzwischen<br />
zurückgezogen worden ist. Eine Kernforderung<br />
der Vereine ist noch nicht erfüllt: Die<br />
Reduzierung der großen Turniere in einem<br />
olympischen Zyklus von fünf auf maximal vier.<br />
Der Handball-Weltverband mit Sitz in Basel ist<br />
mit seinem ägyptischen Präsidenten Hassan<br />
Moustafa erfährt seit Jahren heftige Kritik